PERIODICAL PUBLISHED BY THE GERMAN ACADEMY OF SCIENCES

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Document Number (FOIA) /ESDN (CREST): 
CIA-RDP81-01043R001500240002-3
Release Decision: 
RIPPUB
Original Classification: 
C
Document Page Count: 
38
Document Creation Date: 
December 27, 2016
Document Release Date: 
April 25, 2013
Sequence Number: 
2
Case Number: 
Publication Date: 
November 26, 1957
Content Type: 
REPORT
File: 
AttachmentSize
PDF icon CIA-RDP81-01043R001500240002-3.pdf7.16 MB
Body: 
Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 CENTRAL INTELLIGENCE AGENCY This material contains Wormatlon afieoting the National Defense of the United States within the meaning of the Lplonase Laws, Title 1e, U.S.C. Seca. 793 and 794, the transmission or revelation- of which in any manner to an unauthorized person is prohibited by law. PROCESSING COPY SUBJECT Periodical Published by the DATE DISTR. 2 6 NOV 195750X1-HUM German Academy of Sciences ' rhK.~vws*?~, ?(,N~,~s.~e? o?~.'~ ~C.1?y??ti, d~' NO. PAGES 1 C ~ 0 REQUIREMENT E RD f o J ? o f ? periodical published by the German Academy of Sciences for its m-4k- " di M44 bit d t 50X1-HUM a uc ? (Mitt it bl tt h k d East Germany REPORT .:_.. June-July-August 1957 issue of the ,,,go J. ;r a are er ex Deu se en A a emie de Wisserischaften). This issue includes articles on the International Geophysical Year, Impressions of chemists who made a trip to Communist ? China, and reports from the various institutes of the Academy. The attached publication is unclassified when detached. 50X1-HUM ?? o ? Attachment : 1 magazine in German o---p - o ? Distribution?of Attachment: 50X1-HUM Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 0 1-11 Im 1 W4, DER DEUTSCHEN AKA.DE'MIE DER IVISSENSCHAFTEN ZU BERLIN Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 FUR DIE' M~1'LT'AR-BE-ITE_R Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Akademiemitglied Prof. Dr. H. Stubbe a President Prof. Dr. NI. Volmer Akademiemitglied Prof. Dr. E.'Thilo Prof. Dr. H. Philipps Prof. Dr. G. Fanselau Prof. Dr. W. Uhink Prof. Dr. J. Wempe Akademiemitglied Prof. Dr, G,'Rienacker Dr. E. Piekniewski Dr. H. Michaelis Dr. K. Treu E. Schonert Leibniz-Tag 1957 Berichterstattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Sinn and Bedeutun der Kulturpf g larrzenforsclrung 123- Inlraber der Leibniz-Medaille 1957 . . . . . . . . . . . 132 BeschluB des Plenums der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin uber die Bildung and Tiitigkeit der Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen and medizinischen Institute der Deutschen Akademie. der Wissenschaften zu Berlin vom 16. Mai 1957 1B3 Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruhauf . . . . . . , . . . T36 Akademiemitglied Prof. Dr. Gunther Rieniicker . . . . . . . . 138 Zuni 70. Geburtstag von Nobelpreistrager Akademiemitglied ?Prof.Dr. G.Her'tz . . . , , . . , . . . . . , , 139 Berichterstattung der Akademiedelegation im Plenum uber die Reise in die Vblksrepublik China Eindriicke eines Chemikers von einer Chinareise Internationales Geophysikalisches Jahr 1957;1958? Die Aufgaben der 1Vissenschaftler in der Deutschen Denr - u),ra tischcn Republik inn Internationalen Geophysikalischen Jahr . , ..... 142 Probleme des Ge omagnetisnnis im Rahmen des Internationalen Geo- physikalischen Jahres . . . . . . . . . . i it Die Aufgabc der Geodesic im Internationalen Geo h sikali p y schen Jahr 149 Obers'achung der Sonnentatigkeit . . 153 Briefwechsel zum Beginn des Internationalen Geophysikalischen Jahres 15S Aus der Arbeit der Akademie-Institute Ober die'Aufgaben der Kommissioiien Forschung und,Lehre . 161 Tagungs- and Reiseberichte Deutsche and polnische Altertumswissenschaftler in Krakau . 163 ?Ewiges Rom" . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Z}vischen Leningrad and Erewan . . . . . . . . , . . 167 Besuch antiker Kunstdenkmaler . . . . . . . . . . . . . . ?170 Miszellen 0 W. Freund Zur Einfuhrun der 'Aktenordnun in der Deu g g tschen Akademre der , Wissenschaften zu Berlin . . . , , , , . . , , . . . 171 Nachrufe, Ehrungen and Ernennungen . . . . . . . . . . 172 Mitteilungen auslandischer Akademien . . . , . . . . . , 174 Aus der Arbeit'der Akademie-Bfblfothek C. Hoelzer ' Zur Benutzung der Akademie-Bibliothek: Lesesaal and Leihstelle 175 Verschiedenes . . . , . . , . 177 MITTEILUNGSBLATT FUR DIE MITARBEITER DER DEUTSCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN 3. Jahrgan Jun' g 1(Ju11/August 1957 Heft 6718 Leibniz-Tag 1957 Herausgeber: Pressestelle (Dr. II. Wittbrodt, Dr. G. Dunken, Chr. Stempel), Deutsche_Akademie der Wissen- schaften zu Berlin, Berlin \V 8, Jagerstr.22/23 ? Iiorrektor: E. Neumann . rerlag: Akademie-Verlag GmbH., Berlin W 8, MohrenstraBe 39, Fernruf 200380, Postscheckkonto Berlin 35021 . Das Alitteilungsblatt erscheint monatlich and wird kostenlos an die 1litarbeiter der Akademie abgegeben. Ein Vertrieb uber den Buchhandel erfolgt nicht Lizenz-Nr,1244 ? Gesamtherstellung: IV72/14 - VEB Werkdruck Grafenhainichen - 695 Es wird gebeten, Beitrage, Vorschlage, Wunsche and ICritiken an die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Berlin W S, JagerstraBe 22/23, Pressestelle, Fernruf 200481, App. 387, zu richten Alljahrlich begeht die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin am ersten Donnerstag im Juli jedes Jahres den Leibniz-Tag in Wurdi- gung des Philosophen, Mathematfkers, Phy- siker?s, Technikers, Juristen, politischen Schrift- stellers, Geschichts- and Sprachforschers Gott- fried Wilhelm Leibniz. Dieser Tag ist efn Rucblick auf vergangene ge- lerstete Arbeit and ein Tag, an dem Personlich- keiten in Anerkennung ihrer Verdienste um die Forderung wissenschaftlicher Arbeiten mit der Leibniz-Medaille ausgezeichnet werden. Fur die Auszeichnung mit der Leibniz-Medaille werden insbesondere solche Wissensehaftler aus- gewahlt, die keine hauptberuflfche Tatigkeit an einer wissenschaftlichen Institution ausuben, sondern deren wissenschaftliche Erfolge haupt- sachlich auf eigener Initiative beruhen. Am 4. Juli fanden sich im gro Tien I'esisaal des Hauses der Minfsterien in Berlin Vertreter unserer Regierung, deb President der Lander- kammer der Deutschen Demokratischen Repu- blik, Herr A. Bach Herr Staatssekretar Dr. W. Girnus and Vertreter wissenschaftlicher and kunstlerischer Institutionen and gesellschaft- licher Organisation en mit Wrssenschaftlern aus dem Ausland and ganz Deutschland zusammen. Unter den Gelehrten waren der President del Osterreichischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. R. Meister, der Prasfdeibt deb Slolvakischen Akademie der Wissenschaften, Akademiemitglied Prof. Dr. A. Sirdcky, der Vertreter der Academia Sinica Prof. Dr. Pan Shuh, Prof. Dr. B. Suchudolski von der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Der President der IIeidelberger Akademie der Wissenschaften, or?dentliches Mitglied der Deut- schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Prof. Dr. H. Kienle, war zur Feer des Leibniz Tages in Begleitung der Sekretare seineb Aka-e 12 demie Prof, Dr. A. Falkenstein and Prof. Dr. P. Gunther erschienen. Die Bayerische Aka- demie der Wissenschaften war durch ihren Prasi- denten, ord i `Riches Mitglied der Deutschen o kademfe der Wissenschaften zu Berlin, Prof. Dr. F. Baetlrgen vertreten and die Akademre der Wissenschaften zu Gottingen durch ihren Vize- prasidenten. Prof. Dr, J, Klein, Die Sachsische Akademie der Wissenschaf ten zu Leipzig ent- sandte rhren Prasidenten Akademiemitglied Prof. Dr. Th. Frings, die Deutsche Akademie der Land- wirtschaftswissenschaften zu Berlin ihren Prasi- denten Akademiemitglied Prof. Dr. H. Stub be, die Deutsche Akademie der Naturforscher ,Leo- poldrna' ihren Prasidenten Akademiemitglied Prof. Dr. K. Mathes. - Ferner begruRteVizeprasident Prof. Dr.W.Fried- rich als Gaste aus dem Ausland Prof. Dr, van Unnik, Holland, Prof. Dr. K. Mras, Csterreich o korrespondie- rendes Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Prof. Dr. Stanescu, Rumanien, Prof. Dr. H. Riesenfeld, Schweden, Seine Magnifizenz Prof. Dr. Petrowski Rektor der Lomonossow-Unfversitat Moskau , Prof. Dr. Hajos, Ungarn, sowie Gelehr?te and Mitglieder? Akademie der Wissenschaften zu den Teilen Deutschlands. - der Deutschen Berlin aus bei- Vizeprasident Prof. Dr. W. Friedrich fuhrte aus daB es die ehrenvolle Aufgabe der Deutsch en Akademie der Wissenschaften zu Berlin als des hochsten Wissenschaftlfchen Gremfums unserer? Republik, ist, den Gedanken and Ideen Gottfried ? Wilhelm Leibniz' zeitgema6en Ausdruck zu ver- lerhen. Mit ihr?en 6 Klassen, den uber 60 natur?- wissenschaftlichen and gesellschaftswissenscft- ha lichen Instituten, Kommfssfonen, Arbeitsstellerr and den ihnen zugeordneten 25 Sektionen ist sie ein Forschungszentr?um, dessen Arbeiten von hoher nationaler? and inter?nationaler Bedeutun srnd and zur Mehrun de g g s Ansehens des ersten Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 114 11ITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, I?Ieft 6/7/8 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT 115 (Wir di rfen an dieser Stelle auf die Bekannt- machungen zur Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen und medi- zinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenscha f ten zu Berlin verweisen, die im An- schlul an die Berichterstattung fiber den Leibniz- Tag in diesem Heft verofentlicht werden.) Die Herren Sekretare, die die Tatigkeit der e3n- zelnen Klassen der Akademie leiten, berichteten fiber den Stand und die Fortschritte der ihrer Klasse zugeordneten Institute und Arbeitsstellen. deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staates beitra- Die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen gen. Auch im wissenschaftlichen Leben gibt es des Akademieverlages belauft Bich bei den natur- keinen Stillstand. Seit der Berichterstattung am wissenschaftlichen Veroffentlichungen auf 204 Leibniz-Tag des vergangenen Jahres haben Titel, bei den gesellschaftswissenschaftliehen auf Wissenschaft und Forschung weiter beachtens- 146. Der augenblickliche Schriftentausch er- werte Ergebnisse erzielt und auf einigen Gebie- streckt sick auf 645 Institutionen in 55 Liindern. ten den Anschluli an den Weltstand der Wissen- Aus der Vielzahl der Ereignisse wurden noch die schaften erreicht. Im einzelnen berichteten dio grof3e botanische und zoologische deutsch-chinc- Herren Sekretare der Klassen fiber den Stand sische Gemeinschaftsexpedition des Akademie- der ihnen zugeordneten wissenschaftlichen Ein- instituts fur Kulturpfianzenforschung in Gaters- richtungen. Prof. Dr. W. Friedrich erwahnte leben im zweiten Halbjahr des vergangenen Kolloquien und grol3e Tagungen, die An- Jahres angefuhrt sowie die Grundung des Na- liegen einzelner Institute bzw. weite Problem- tionalen Komitees der Deutschen Demokra- kreise behandelten. Genannt wurden Arbeits- tischen Republik fur das Internationale Geo- tagungen vie die fiber Elektrodenkinetik, die physikalische Jahr 1957/58, das am 1. Juli be- Mathematikertagung anlaBlich der Euler-Jubi- gonnen hat. laums-Feier, die Konfererz fiber neugrmechische Prof. Dr. W. Friedrich nahm auf3crdem die Ge- Literatur, das Symposion fiber Fragen der An- legenheit wahr, der ~ffentlichkeit alle Person- asthesie u. a. m. Alle Veranstaltungen verzeich- lichkeiten vorzustellen, die zu ordentlichen (im neten die Teilnahme auslandischer Gelehrter und vergangenen Jahr in der letzten Sitzung des Wissenschaftler aus ganz Deutschland. Plenums am 13. 12. 1956) bzw. korrespondie- In den ersten funf Monaten dieses Jahres renden oder Ehrenmitgliedern der Deutschen nahmen 167 Mitglieder und Mitarbeiter unserer Akademie der Wissenschaften zu Berlin gewahlt Akademie an westdeutschen und auslandischen wurden: Tagungen teil. Gleichzeitig erhohte Bich die Zahl Prof. Dr. Max Steenbeck, Professor mit Lehr- auslandischer Besucher im gleichen Zeitraum im stuhl fur das Fach Physik des Plasmas an der Vergleich zum vorigen Jahr auf 192. Es ver- Friedrich-Schiller-Universitat Jena, Direktor des starkte Bich wesentlich der Kontakt zu wissen- Instituts fur magnetische Werkstoffe, Jena. schaftlichen Institutionen anderer Lander, auch Prof. Dr. Arthur Simon, Direktor des Instituts zu solchen der Bundesrepublik. Die Mit- fur anorganische und anorganisch-technische arbeit unserer Mitglieder und Mitarbeiter im Chemie der TH Dresden. Vorstand wissenschaftlicher Gesellschaf ten, die Prof. Dr. Gunther Kohler, Professor mit Lehr- beispielsweise dem ICSU (International Council stuhl fur Geographic und Direktor des Instituts Scientific Union) foderativ angehoren, intensi- fur Geographic der TH Dresden. vierte sich ebenfalls. Besondere Erwahnung fan- Prof. Dr. Helmut Kraatz, Professor mit Lehr- den die wissenschaftlichen Abkommen mit den stuhl fur Gynakologie und Geburtshilfe, Direk- Akademien der UdSSR und der volksdemo- for der Universitats-Frauenklinik der Humboldt- kratischen Lander. Die Vereinbarungen ent- Universitat zu Berlin. sprechen der Gemeinsamkeit der Auffassungen Prof. Dr. Friedrich Behrens, stellvertretender und Zielsetzung der Vertragspartner. Die Partner Direktor des Instituts fur Wirtschaftswissen- fibermitteln einander Hauptthemen ihrer For- schaften, Leiter der Staatlichen Zentralverwal- schungsplane. Gemeinsame Forschungen, die tung fur Statistik. nach Bestatigung der Prasidien der jeweiligen Akademien Bestandteil der Zusammenarbeit Der Kreis der korrespondierenden Mitglieder Sind, werden in Inhalt Umfang und Bedingun- erweiterte sich durch die Zuwahlen folgender gen von den jeweils zustandigen Klassen, Insti- in- und auslandischer Gelehrter: tuten, Sektionen oder sonstigen Einrichtungen Prof. Kuo Mo-jo bestimmt. Verlage und zentrale Bibliotheken President der Academia Sinica am 6.9.1956 treffen fiber Verlagsplane und Publikations- Prof. Dr. Alfred Rieche tausch direkte Abmachungen. Die Entsendung Direktor am Institut fur organische Chemie am von Mitarbeitern der Vertragspartner zu Aus- 6. 9. 1956 bildung und Erfahrungsaustausch sind ebenfalls Prof. Dr. Todor Pawlojf o in den Vereinbarungen enthalten. Die beteiligten President der Bulgarischen Akademie der Akademien laden einander zu Kongressen, Ta- Wissenschaften am 13. 12. 1956 gungen und Konsultationen' em. Prof. Dr. Rostislaw Kaischew Universitat Sofia am 24. 1. 1957 Prof. Dr. Walter B. Henning Universitat London am 4. 4. 1957 Prof. Dr. Josef Ehrenfried Hofmann Universitat Tubingen am 4. 4. 1957. Am 4. April 1957 wahlte das Plenum Prof. Dr. Wilhelm Blaschke, Hamburg, Inhaber des Nationalpreises der Deutschen Demokratischen Republik, zum Ehrenmitglied. Seit dem vergangenen Leibniz-Tag verlor die Akademie durch den Tod folgende Mitglieder: Hr. Robert Rossle" am 21. 11. 1956 FIr. Arthur Scheunert am 10. 1. 1957 1-Ir. Ernst Hohl am 24. 2. 1957 hr. Heinrich Ficker am 29. 4. 1957 IIr. Karl Friedrich Bonhoefer am 15. 5. 1957 und erhielt Kenntnis von dem Hinscheiden ihrer korrespondierenden Mitglieder: Hr. Jan Boeke / Utrecht (12. 9. 1956) Hr. Walter Bothe / Heidelberg (8. 2. 1957) Hr. Pier Silverio Leicht / Rom (3. 2. 1956) Hr. Einar Harald Lofstedt / Lund (10. 6. 1955) Frau A. M. Pankratowa / Moskau (25. 5. 1957) Hr. Giancarlo Vallauri I. Turin (7. 5. 1957) Hr. Carl Wesenberg-Lund / Kopenhagen (12. 11. 1955) Hr. Karl Vilhelm Zettersteen / Uppsala (1. 6. 1953) Aus den Reihen der Institutsdirektoren ist das Hinscheiden von Prof. Dr. F. Moglich, Direktor des Instituts fur Festkorper-Forschung, zu beklagen. Die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin wird ihren Toten ein ehrendes An- gedenken bewahren. Aus den jungsten Ereignissen des Lebens der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin gab Prof. Dr. W. Friedrich die Wahl und Bestatigung von Akademiemitglied Prof. Dr. H. Fri hauf zum Vizeprasidenten der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin; die Wahl und Bestatigung von Akademiemitglied Prof. Dr. G. Riena cker zum Generalsekr etar der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, die Grundung der Klasse fur Bergbau, Hfittenwesen und Montangeologie bekannt, durch deren Arbeit die Montanwissenschaften in der Deutschen Demokratischen Republik eine wesentlich starkere Forderung erfahren werden, und die Bildung der Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen und medi- zinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. I 2' Klasse fur Mathemalilc, Physik und Technik Auch im Berichtsjahr waren die Beratungen in der Klasse fur Mathematik, Physik und Technik und die Arbeiten der ihr angeschlossenen Insti- tute wesentlich bestimmt durch das Bestreben, sowohl den wissenschaftlichen Problemen auf moglichst breiter Front vie auch 'der fecfinisehen Anwendung wissenschaftlicher Ergebnisse ge- recht zu werden. Bei diesem Bemuhen haben die Empfehlungen des Ministerrates vom 18. Mai 1955 keineswegs an Aktualitat eingebuBt. Eingehende Aussprachen behandelten das als dringend empfundene Problem, vie eine immer starker werdende EinfluBnahme der Deutschen Akademie der Wissenschaften auf dem Gebiet der Technik erreicht werden kann. Zweifellos geschieht dies bereits durch die Auswirkung der Arbeiten einiger Sektionen, so besonders der Sektion fur Maschinenbau und der Sektion fur Bergbau. Auch in der Arbeit der Sektion fur angewandte Mathematik und Mechanik sind Ansatze fur engeren Kontakt mit technischen Problemen vorhanden. Die Sektion fur Physik hat erstmals den Versuch gemacht durch Aus- sprache mit den fuhrenden Personlichkeiten eines Arbeitskreises die Mitarbeit der Sektion an aktuellen Problemen der Rohrentechnik und Schwingungserzeugung zu verstarken. Im gan- zen hat sich jedoch in der Klasse die Meinung gebildet, dalI die heutige Struktur der Deutschen Akademie der Wissenschaften weder der Be- deutung der Technik fur die wissenschaftliche und kulturelle Weiterentwicklung der Deutschen Demokratischen Republik geniigend Rechnung tragt, noch die Entwicklung gerade der wissen- schaftlich und praktisch besonders ertragreichen Berfihrungsgebiete zwischen den verschiedenen Disziplinen, deren Vertreter heute in den natur- wissenschaftlichen und technischen Klassen der Akademie sitzen, gebuhrend ermoglicht. Im Zusammenhang damit hat sich die Klasse fur Mathematik; Physik und Technik an der Erar- Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 ? ~ .I r ? ?s~ /, n 0 ? 0? 116 I'1 ITTEILUNGSIJLATT beitung der Grundlagen der Forschungsgemein- schaft der natur wissenschaftlichen, medizinischen and technischen Institute der Deutschen Aka- demie der Wissenschaf ten intensiv beteiligt and diese Grundung warmstens begruBt. Sie halt cine strukturelle Anderung der Akademie im Sinne einer Zusammenfuhrung der wissenschaft- lichen Tatigkeit der naturwissenschaftlichen Klassen der Akademie, einschlielilich der medi- zinischen Klasse, fur auBerordentlich rvunschens- wert als einen der wesentlichen Schritte, um der Einheit der Wissenschaft wieder naherzukom- men. Aus den Beratungen der Klasse entsprang die Anregung, fur das Gebiet der Technik in der Akademie die Stelle eines 4. Vizeprasidenten zu schaffen. Fur den wichtigen Bereich der Metallphysik wurde bei der Sektion fur Physik einc Unter- kommission gebildet, der die namhaftesten Wissenschaftler dieses Gebietes aus der Deut- schen Demokratischen Republik angehoren. Mit Hrn.Kohler alsVorsitzendem - wahrend seiner Krankheit vertreten durch Herrn Potthoff - wurde am 13. Juni 1957 die Sektion fur Verkehrs- wesen konstituiert, die ihrer komplexen Auf- gaben halber Mitglieder aus den verschiedensten Disziplinen der Wissenschaft hat and nicht nur die Kompetenz der Klasse fur Mathematik, Phy- sik and Technik beruhren wird. Sie wurde des- halb auf Antrag der masse einer Kommission des Presidiums unterstellt. Zu Beginn des Jahres erfolgte die endgultige Grundung einer Arbeitsstelle fur Regelungs- and Steuerungstechnik in Dresden. Diese Arbeits- stelle soil im Laufe der Zeit wegen der hervor- ragenden Bedeutung dieses Fachgebietes zu einem Institut der Akademie entwickelt wer- den. Am 1. Januar 1957 ubernahm die Akademie das Geomagnetische Institut in Potsdam and das ihm angegliederte Adolf-Schmidt-Observatorium fur Erdmagnetismus in Niemegk in die Reihe ihrer Institute. Im Rahmen der Kommission fur kernphysika- lische Forschung wurden mit guter Beteiligung regelmaBig die unter Leitung von Hrn. Hertz ste- henden kernphysikalischen Colloquien in Leipzig durchgefuhrt. Die Kommission fur kernphysika- lische Forschung veranstaltete am 3. Mai 1957 unter Heranziehumg zahlreicher Fachgelehrter aus der Deutschen Demokratischen Republik eine Aussprache uber Fragen des Strahlenschutzes, Das Ergebnis dieser Aussprache wurde dem Pre- sidium der Akademie vorgelegt and an die Re- 3. Jahrgang, Heft 0/7/8 gierung der Deutschen Demokratischen Republik weitergeleitet. Die Infrarotkommission der Klasse hat ihre Ar- beiten fur die Einfuhrung der Infrarotspektro- skopie in die Wissenschaft and in die industrielle Produktion fortgesetzt. Aus der Arbeit der der Klasse zugehorigen In- stitute 1st ganz allgemein hervorzuheben, daB die Mitarbeit an wichtigen Problemen des Landes and seiner industriellen Produktion bei fast allen- wissenschaftlichen Institutionen der Klasse einen richt unbetrachtlichen Umfang angenommen hat. Aber auch die Arbeiten der rein wissen- schaftlichen Institute, beispielsweise der astro- nomischen, haben sehr oft eine viel starkere Aus- wirkung auf die Verbesserung der technischen Entwicklung, als dies auf den ersten Buick er- kennbar ist. Die Zahl der wissenschaftlichen Originalarbeiten ist allgemein in kraftigem An- steigen, ein Zeichen dafir, daB es in den ver- gangenen Jahren gelungen ist, auf einer breiten Basis arbeitsfahige Institute zu entwickeln. Im folgenden konnen nur einige wenige Beispiele aus der Arbeit der Institute angefuhrt werden. Wegen der einzelnen Ergebnisse muB auf die Jahresberichte im Jahrbuch der Akademie ver- wiesen werden. Auf dem Sektor Astronomic sind durch die tatige Mitarbeit des Direktoriums des 2 m-Spiegeltele- skop-Instituts wesentliche Fortschritte fur die Planung and Entwicklung des Instituts and des 2 m-Spiegelteleskops zu verzeichnen. Die sonnen- physikalischen Arbeiten sind durch das Geschenk eines hervorragenden optischen Gitters der Aka- demie der Wissenschaften der UdSSR auBer- ordentlich gefordert worden. Auf dem Gebiet der Festkorperforschung sind wiederum wissenschaftlich wertvolle Arbeiten entstanden, die zum groBen Teil beachtenswerte praktische Ergebnisse brachten.' Unsere Institute leisteten u. a. wesentliche Bei- trage zur Verbesserung der in unserer Industrie hergestellten, fur die Elektrotechnik and Hoch- frequenztechnik so wichtigen Halbleiter-Bau- elemente. Bei der- Erforschung der Ausbreitung elektro- magnetischer Wellen in der hohen Atmosphere konnten die Auswirkungen der Sonnenerup- tionen auf die E-Schicht der Ionosphere geklart and eine Deutung des Sonnenfinsternis-Effektes im Erdmagnetfeld gegeben werden. In der Radioastronomie brachte die Entwicklung hochempfindlicher Empfanger gute Erfolge, so daB im cm-, dm- and m-Wellengebiet laufende Beobachtungen der Sonne erfolgen and auch be- 3 reits Messungen an einer galaktischen Radio- quclle begonnen werden konnten. Theoretische Arbeiten beschaftigten sich mit der Ausbreitung von m-Wellen in der Sonnenkorona and brachten Aufschlusse uber die turbulente Struktur der in- neren Korona. Von den kernphysikalischen Arbeiten ist beson- ders hervorzuheben die Fertigstellung eines ma- gnetischen Isotopentrenners, der etwa 1 Milli-Mol pro Stunde Isotope liefern kann. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Gemeinschaftsinstitut fur Kernphysik in Dubna, UdSSR, wurde cine groBe and modern Anlage fur die photographi- sche Entwicklung von Kernemulsionen entworfen and gebaut. Die Vorbereitungen fur das kommende Geophysi- kalische Jahr sind an vielen Stellen in vollem Gange. Auf dem Gebiet der Geophysik ist fur den internationalen Schwerebezugspunkt Pots- dam die Neubestimmung der absoluten Schwere in Vorbereitung; fundamentale Langenbestim- mungen and Laufzeitmessungen von Zeitsignalen schlieBen sich an. Bodendynamische and klein- seismische Untersuchungen an Talsperren, Kali- bergbauten, in der Mansfelder Senkungsgrube and bei Sprengungen fuhrten zu einer beacht- lichen Hilfe bei diesen Unternehmen. Die Ar- beiten uber die hydrographischen Verhaltnisse an der Ostseekuste and an unseren Binnenseen ermoglichten u. a. eine wertvolle Beratung fur den Kustenschutz. Die Klasse fur Mathematik, Physik and Technik wird auch in Zukunft darum bemuht sewn, die Arbeit an den wissenschaftlichen Problemen der Institute der Akademie and die Auswertung der Ergebnisse der Forschung fur die Praxis zu unterstutzen. Akademiemitglied Prof. Dr. R. ROMPE, Sekretar Klasse fir Chemie, Geologic and Biologic Im Institut fur Anorganische Chemie setite Hr. Thilo seine bedeutsamen Arbeiten uber anorga- nisch hochmolekulare Stoffe fort. Seine Unter- suchungen uber die hochmolekularen Phosphate fuhrten zur Aufstellung eines einheitlichen and vollstandigen Systems dieser Verbindungen mid zum Verstandnus ihrer technisch hock wichtigen Eigenschaften. Auf dem Gebiet der Silikate wurden neue Er- kenntnisse uber die Vorgange bei der Erhartiing der Zementbestandteile gewonnen. Ferner brachte er seine Arbeiten uber die Zerrieselung von Dicalciumsilikat zum AbschluB mit Ergeb- nissen, die zur Erteilung von Patenten fuhrten. Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Patentiert wurde auch eun von ihm entwickeltes Verfahren zur Gewinnung von Tonerde neben Portlandzement. Hr, Rieche im Institut fur Organische Chemie (Arbeitsgebiet Vor- and Zwischenprodukte) be- fallt sich mit baktericiden and fungiciden Mitteln, z? B. gegen Tuberkulosebakterien, ferner mit der biologischen EiweiBsynthese and der Verwertung der Zellstoffablaugen zur Kunststofiherslellung. Auch wurde ein quecksilberfreies Diureticum entwickelt, dessen Herstellung die Farbenfabrik Wolfen ubernahm. Im gleichen Institut behandelte nach Fertig- stellung seiner Raume Hr. Bertsch in der Ab- teilung ?Grenzflachenaktive Stdffe andjFett- e stoffe" die Erzeugung bestandiger grenzflachen- aktiver Stoffe von medizinischer'Bedeutung. Herr Dr. Wende fand im Laboratorium fur Kunst- ? . stoffe eine neue Gruppe ven?Epoxydharzen auf. . Triazinbasis, die einen Fortschritt hinsichtlich Warmebestandigkeit, Verarbeitungsfahigkeit and Entzundbarkeit darstellen. Die schon fruher im Laboratorium entwickelten Typen der Kleb- and GieBharze kamen im VEB Leuna-Werke ?Walter P Ulbricht" in den Produktionsgang. Im Bereich der anonganischen KatalYse des In- stituts fur Katalyseforschung befaBte sich Hr. Rienacker mit der Beziehung zwischen kataly- Tischer Wirksamkeit and Gitterstruktur, elektro- o ' nischem Aufbau and anderen Materialkonstan. ten. Von groBer praktischer Bedeutung ist. die Hydrierung von Kohlenoxyd in kohlenoxyd- reichem Kokereigas zu Methan mittels eines Kontaktes, der weniger Nickel aus die bisher be- kannten Kontakte aufw~ist. Im Arbeitsgebiet der organischen Katalyse im gleichen Institut wurde von Hrn. Langenbeck die wichtige' Hydrierung des Formaldehyds zu Glycerin zum AbschluB gebracht.. Ferner wurde der Mechanismus der Paraffinoxydation ge- klart. ? - a~ a Im Institut fur Faserstoff-Forschung von Hrn. Correns fuhrten die Arbeiten uber den Reaktions- mechanismus des alkalischen Holzaufschlusses zu einem verbesserten zweistufigen Verfahren, das zum Patent angemeldet wurde. Die Unter- suchungen uber Fadenbildung and Deformation von Celluloseregeneratfaden aus Viskose ergaben neuartige Ergebnisse uber den EinfluB der fm Spinnbad zu esetzten Salze zweiwertiger Katio- nen auf den Koagulationsverlauf. Neben Ar- beiten uber den KatalysatoreinfluB bei Polyester- kondengat1onen, die groBe praktische Bedeutung haben,. wurden an Polyamidea and Polyestern Spinnversuche mit neuartigen Spinnkopfenound 0 ? ? 0 e ? ? - 0 ? ??6 ~?~ ? f.., ? 4 r y .. .1. J Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 00 0 0 dP Q0Ba0 t+a~?~y N+e ~e? ON ? ~ Ny . ?0 a ?e? a"~. ? -__ 0 ee o 0 0 . 118 Wasserwirtschaft bearbeitete Herr Prof. Dr. Atanasiu Stickstofl- ernahrung und Dungerf;agen, ., , ? e Hr. Knoll fuhrte Arbeiten zur Standardisierung der biologischen Antibioticabestimmung, zur Ge- winnung neuer Antibiotica zur Gewinnung krebswirksamer MikrobcnPaparate und ?ahn- iologie fiches durch. Die im Institut fur'Mikrobv und experimentelle Therapie fur die'Deutsche Demokratische Republik laufende Produktion des Calmette-Guerin-Impfstoffs gegen Tuber- kulose wurde verbessert. . Biochemischen und therapeutischen Fragen gal- wurden rontgenanalytische ten Untersuchungen an Nukleinsauren und an Untersuchungen unternommen, In der Instituts- den fur. Blutersatz wichtigen Dextranen. werkstatt wurden spezielle Rontgenkammern Die Arbeitststelle fur experimentelle und ange-. und 20 Weif3enberg-Goniometer angefertigt. ?wandte Psychologie unter Hrn. Gottschaldt be- Herr Prof. Dr. Serowy fuhrte in der Arbeitsstelle faf3te sich mit der psychologischen Grundlage fur Mineralsalzforschung Untersuchungen uber der Unfalle im Bergbau und_fn der Industrie und Keimbildurig und Kristalhvachstum-E 1 Kalium= . untersuchte die psycliologiscben Voraussetzungen und Magnesiumsaizen durch, die die Aufstellung iur? sogenannten Fuhrungswirkung von Ober- ?.? MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 C? bei extrem hohen Spinngeschwindigkeiten durch- gefuhrt. Strukturuntersuchungen erbrachten, unter anderem, uber die Celluloseanordnung in Holzfasern ? rontgenographisch neue Erkennt- nisse. Es gelang, durch Modifikation der End- gruppen am Polyacrylnitril Fasern mit erhohtem ?Farbstoffaufnahmevermogen herzustellen. o, In der neu ausgestatteten Arbeitsstelle fur Kristallstrukturanalyse von Frau Prof. Dr. Boll- Dornberger ist eine Reihe von Rontgen-Struktur- untersuchungen durchgefuhrt worden. Fur den VEB ?Fettchemie" und fur das Institut fur von technisch wichtigen Kristallisationsdiagram- men ermog]ichen? Hr. Franck befaf3te sich im Institut? fur Silikat- forschung erfolgreich mit Verbesserung der Schmelzvorgange. Im Gange sind Versuche zur Herstellung von Diinnstglas fur die Mikroskopie und die Ausarbeitung spektralanalytischer Ver- Iahren iur Silikate. Im Geotektonischen Institut fuhrte Hr. von Bubnoff Strukturkartierungen durch. Wich- tig fur den Verlauf von Eisenerzlagern sand die Gelandearbeiten des Instituts am Harz bei El- bingerode. In der Arbeitsstelle fur Palaobotanik und Kohlen- kunde diente die Tatigkeit des Herrn Dr. Remy der Steuerung der Kohlenauswahl fur die Koks- erzeugung und der Vorratsschatzung des Kohle- vorkommens. Weitergefuhrt wurde u. a. die petrographische und mikrofloristische Unter- suchung der Lausitzer Braunkohle. Die wichtigste Leistung des Instituts fur Kultur- pflanzenforschung bestand in der von Hrn. Stubbe geleiteten groBbn Expedition von Mai bis September nach Nord- und Nordost-China als meistern, Meistern und Brigadieren.' Akademiemitglied Prof. Dr, K. NOACK, Sekretar Kiasse fur Medizin In der IUasse fur Medizin besteht das Institut fur Medizin und Biologie als grof3te Einrichtung, da- neben das Institut fur Vergleichende Pathologie, zwei Arbeitsstellen fur Kreislaufforschung und die Deutsche Arzneibuchkommission. Seit dem 1. Juli d. J. sind das Institut fur Ernahrungs- forschung und die Anstalt fur Vitaminforschung und Vitaminprufung als Institut fur Ernahrung der Akademie angeschlossen, Ferner bestehen 8 Sektionen. Das Institut fur Medizin und Biologic umfat3t jetzt insgesamt 709 Mitarbeiter, darunter 100 Wissenschaf tier. In insgesamt 166 Publikationen kommt das wissenschafthche Leben des Instituts zum Ausdiuck, das von den einzelnen Arbeits- bereichen mit ihrer 'speoziellen Methodik aus- gehend in die zentiale' Aufgabenstellung: Er- forschung des Krebses und des Eiweif3es ein- mundet. Im Arbeitsbereich Physik/Biophysik ward die Wechselwirkung von Strahlung mit der Materje unter$ucht. Insbesondere werden die 'Versuche zur Bestimmung von Strahlenseektren bzw. Wir- kungsmechanismen an biologischen Objektenmit ultravioletten Strahlen, langsamen Elektronen, Ultraschall und langen elektrischen Wellen fort- gesetzt, desgl. die Untersuchungen uber Rontgen- dosimetrie. Im Arbeitsbereich Biochemie wurden die Unter- suchungen uber den Kohlehydratstoffwechsel der einzelnen Zellfraktionen von Tumorgewebe im erste deutsch-chinesische biologische Sammel- reise mit einem ieichen Sammelergebnis an Kulturpflanzen, Wildpflanzen und Wildtieren; die ziichterischen Zwecken dienen sollen -.eine 9 Ruhmesblatt der Akademie. Die Mutationsforschung zur Erzielung hoch- wertiger Kulturpflanzen wurde fortgesetzt. Fer- ner wurde u. a, die Auswahl von A ;slesebaumen zu Zuchtzwecken im Harzvorland, im >iarz und in den Elbe- und Saale-Auen ortlich erweitert. Im Institut zur Steigerung der ~Fflanzenertrage d?,. ? 0 e o 0 0 0 e ??rao S ~ 0 0 ? ???? ..%N I. 0 o mob. {?. ?;. ? ?0 0 0.-a ' ?0. ?i? ?,047 e0 8 m S ?'?? ~o 0 00 ? o oe 0 grund. Hierbei hat sich eindeutig gezeigt, dab beim Magen- und Bronchialkrebs die Diagnose sehr oft noch zu spat gestellt wird; der arztlichen Fortbildung auf diesem Gebiet ist daher beson- dere Beachtung zu schenken. In der operativen Behandlung der Bronchialcarcinome wurde die Indikationsstellung zur Teilresektion bzw. totalen Pneumektomie scharf abgegrenzt. Die praopera- tivq Rontgenbestrahlung zur Verbesserung der Daaerheilung wurde technisch vervollkommnet. Aber aktuelle Fragen der Anast!iesie wurde ein 0 0 po? , ; ; FL~ o 3. Jahrgang, Heft 6/718 i1IITTEILI.NGSBLATT 119 Vergleich zu normalern Lebergewebe fortgesetzt, desgl, die Untersuchungen uber den leukamie- erzeugenden Faktor in zellfreien Tumorfiltraten. In der Ziichtung von Pflanzentumoren der Datura wurden Fortschritte ei'zielt; die?fermentchemi- schen Versuche warden fortgefiihrt. ?, . Der Bereich Biologic befaf3t sich weiter' or allem mit Arbeiten uber zellfr ie?Tumorubertragung m und setzt seine Versuche zur naheren C harak- . terisierung des filtrierbaren Agens fortyDie Cyto- logic und Histo enese ? dex durch Filtrate err- g zeugten? Leukamie ?wurde yveitgehend geklart. Bemerkenswert-ist, dab es mot gewissen Tumor- filtraten gelang, auf3er Leukamien?.noch andere Tumoren zu erzeugen. ? ' .a; , lich?in Raumen des Pathologischen Instituts der Im Arbeitsbereich Pharmakologie wurden zahl- Veterinarmedizinischen Fakultat der Humboldt- reiche ' Benzimidazolderhate teilweise erstmalig Universiiat unterge1racht'1st, gelten in erster hergestellt und auf tumorhenimei 1 wie andere ' Linie .der vergleichenden ,Pathologic der Ge- Wirkungen gaPruft. Ein neIes Elektronenmikro- ; schwulste und'de"r Tuberkul'ose: IVht dem ersten o skop wie die Konstruktion einesUltramikrotoms Bauabschnitt eines eigenen Institutsgebaudes ? erlaubten aufschluf3reiche Studien uber die Fein- wurde bereits begonnen, struktuc von Bakterien Blutzellen und Geweben, Die beiden Arbeitsstellen fur Kreislaufforschung, ? ~? insbesondera der Milz. Die Kombination neuer die eine provisorische Unterkunft im Institut fur m ~ physikalischer Mef3methoden mit biocliemischen .Medizin,und4Biglogie in Berlin-Bach bzw. im Studien ermoglichte die Gewinriung grundlegen- Stadtischen Krankenhaus im Friedrichshain ge- der Erkenntnisse uber diePp rosthetische Gruppa fanden haben, konnten ihre Tatigkeit aufnehmen. ,. des Hamoglobins und veiwandter Proteine. . Die eine befal3t sich mit der Ausarbeitung von In der Abteilung fur Mikrobiologie wurde ein Operationsmethoden zur besseren Durchblutung ? spezifischer Energiespeicherstoff mi?t anoxygenem des Herzmuskels bei anatomischer and funktio- Energiepotential aufgefunden, mitadem durch neller Coronarinsuffiiienz, die andere arbeitet AnoxYbiose' cYtostatisch gewordene" Hefezellen uber die Chemie des, Herzwachstums und der ohne Mitwirkung von Sauerstoff wieder zur Pro= Herzhypertrophie sowie'u. a, uber die Zusammen- liferation gebracht werden konrien. hange zwischen Ernahrung, Korpertatigkeit und Im Bereich Ange~vaddte Isotopenforschung, der Atherosklerose. . 0 A r- 1956 gebildet wurde, wurden die Laboratorien Die Deutsche Arzneibuchkommission hat die fur fiinf ArbeitsgruPPen eingerichtet und fdr Ar- beiten am 2. Nachtrag zum`Deutschen Arznei- , beiden mit radioaktiven Isotopen ausgerustet, buch 6 soweit gefordert, daB sie bis Ende d. J. abgeschlossen werden : konnen. -Sic Wird sich zum Teil bis zu 'einem Aktivitatsniveau von . , einigen hundert Millicurie. Hergestellt wurden dann anschliefiend der Gestaltung des,Deutschen b 0' 0 u. a. Seezia1mef3berate fur radiochemische Labo-e? aArzneibuches 7 widmen, an.,dem' bereits fort- .t y ratorien. Mit der experimentellen Prfjung der, laufend gearbeitet? wird. Am 1. Juli 1957 wu Verteilung von Radio-Isotopenin den einzelnen ? Organen je nach Apphkationswert wurde be- gonnen; gemeinsam mit dem 7rbeitsbereich Kli- nische Medizin wurden zahlreiche diagnostische das Gebiet der Deutschen Demokratischen Re- publik. Fur den Arbeitsbereich Klinische Medizin stand weiterhin die klinische und experimentelle Be- arbeitung der haQfigsten Organkrebse im Vorder- 0 ~e ,'~? e 0 ? Symposion unter interhationaler'Beteiligung ab; gehalten. Die Arbeiten des Institute fur Verglei- chende Pathologic, das bis jetzt noch'unzulang- rde, dasaInstitut fur Ernah- rungsforschung~ und die Anstalt fur Vitamin- forschung.. und 'Vitami4rufung ; der Akademie angeschlossen und so eine Vereinigung dieser Versuche mit Pa'- am Menschen durchgefuhrt. beiden' Institute, die bisher zwei Ministerien Die Herstellung radioaktiv markierter Verbin- ? unterstanden, durchgefuhrt. Damit geht ein seit ? dungen ist angelaufen. Im Auftrage des Amtes langem gehegterWunsch von Hrn. Scheunert, der 0 fur Kernforschung und Kerntechnik fungiert der, ? im Januar d. J. verstarb, endlich in Erfullung. Arbeitsbereich als Isotopenverteilungsstelle fur In den 8 Sektionen der Klasse fur Medizin fanden C~ ce O Q 0 .? G e ~. ? ?e ?? ?. 0 ?, .s 0 G - zum Teil gemeinsame Sitzungen u. a. auch mit dem Wissenschaftlichen Rat des Ministeriums fur Gesundheitswesen statt. In zusammenhangeiiden Ubersichten uber bestimmte Fragenkomplexe wurden Empfehlungen erarbeitet, die den zustan- - Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 iII 120 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 AIITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 digen Ministerien zugeleitet worden sind. Es handelt sick hierbei unter anderem um die Ver- wendung der Chemotherapeutica, die Penicillin- behandlung des Scharlachs, um Fragen der vegetativen Dystonie sowie der Hepatitis epi- demics. In der Sektion fur Innere Medizin war auBer- dem die Amvendung der Dispensaire-Methode bei Ulcus-Erkrankungen Gegenstand ausfuhr- licher Erorterungen; die Aussprache uber die gleiche Methode bei Coronar-Krankheiten wurde begonnen. Die Sektion fur Geschwulstkrankheiten behan- delte in Fortfuhrung der systematischen Erorte- rung der einzelnen Organ-Krebse zusammen mit den Sektionen fur Innere Medizin and fur Chi- rurgie die Bronchial- and die weiblichen Genital- Carcinom'e. Die Sektion fur Geburtshilfe and Sauglingsfur- sorge brachte die Erorterung uber die Ursachen and Bekampfung der perinatalen Sauglingssterb- lichkeit mit den Themen Embryopathie, Erythro- blastose and Morbus haemolyticus neonatorum zum AbschluB. Sie wandte sich der Aussprache uber den bedeutungsvollen Problemkreis der Be- kampfung der Muttersterblichkeit zu. Die Sektion fur Ernahrung, die durch den Tod von Hrn. Scheunert den Verlust ihres verdienst- vollen Vorsitzenden zu beklagen hatte, befaBte sich gemeinsam mit den Sektionen fur Geburts- hilfe and Sauglinsfursorge sowie fur Hygiene u.a. auch mit der Frage einwandfreier Sauglings- milch. Ferner fand vom 28.-30.Oktober 1956 ein Sym- posion uber neuzeitliche Ernahrungsfragen unter Beteiligung der Deutschen Gesellschaft fur Er- nahrung e. V. Mainz statt. Die Sektion fur Hygiene veranstaltete im Oktober 1956 gemeinsam mit der Medizinisch-wissen- schaftlichen Gesellschaft fur die gesamte Hygiene in Dresden eine Jahrestagung, die sich mit Fra- gen der Lebensmittelhygiene sowie der Sozial-, Arbeits- and Abwasserhygiene befa(3te. Die Sektion fur Dermatologie beendete die Er- orterung eines Entwurfs fur eine Verordnung zur Bekampfung der Geschlechtskrankheiten, deren endgiltige Fassung zur Zeit Gegenstand gemein- samer Beratungen mit dem Ministerium fur Ge- sundheitswesen ist. Sie hat ferner Empfehlungen ausgearbeitet, die der Bekampfung der soziai- medizinisch Behr bedeutsamen Berufsdermatosen dienen. Gemeinsam mit der Akademie fur Sozialhygiene, Arbeitshygiene and arztliche Fortbildung veran- staltete die Klasse fur Medizin im Mai einen Jahreskongrel3 fur arztliche Fortbildung der Arzte and Facharzte aller Fachgebiete in Leipzig. Diese durchaus nicht vollstandige Aufzahlung laBt erkennen, daB sich die Sektionen der Klasse bemuhen, ein wirksames Bindeglied zur Praxis zu sefn. Es b~steht aber - vie im Vorjahre - Veranlassung, wieder darauf hinzuweisen, daB es Sache der staatlichen Stellen ist, die Empfehlun- gen der Sektionen in geeigneter Form Wirklich- keit werden zu lassen. Die Empfehlungen des Mi- nisterrates aus dem Jahre 1955 konnten aus Mangel an Investitionsmitteln nur unvollstandig verwirklicht werden. Akademiemitglied Prof. Dr. K. LonMANN, Sekretar Klasse fur Sprachen, Literatur and Kunst Der Sekretar der Klasse fur Sprachen, Literatur and Kunst hat zu berichten uber die Fortschritte in den Instituten, die ihr unterstellt sind. Das Deutsche Worterbuch der Bruder Grimm schritt im Jahre 1956 schneller fort als in den Vorjahren seit der Neugrundung der Akademie. In diesem Jahre erschienen neun Lieferungen. Spatestens 1960 wird das Werk nach mehr als hundertjah- riger Arbeit fertig sein. Eine Neubearbeitung der ersten funf Buchstaben, also der veralteten Bei- trage von JakoIi and Wilhelm Grimm, ist vor- gesehen, eine kirzende and zusammenfassende zweite Auflage des ganzen Werkes geplant. Bei einer internationalen Arbeitstagung des Instituts wurde beraten uber Probedrucke zu einem Wor- terbuch and zu einer Grammatik der deutschen Sprache der Gegenwart, uber die Ausgabe von Werken Goethes and 'uber Worterbucher zu her- vorragenden, fur die Geschichte der deutschen Sprache bedeutenden Werken wie ,Werthers Lei- den' and ,Gotz von Berlichingen'. Die 1955 ge- grundete Arbeitsstelle fur Literaturgeschichte knupfte mit Literaturhistorikern Ungarns and der Tschechoslowakei Beziehungen, die fur eine ge- plante Geschichte der deutschen Literatur von 1450 bis 1700 von Bedeutung sind. Eine Gramma-. tik der deutschen Sprache der Gegenwart, be- stimmt fur die Hand der Studierenden and der Lehrer, liegt im Manuskript vor, bearbeitet von Professor Erben. Das Institut fur griechisch-romische Altertums- kunde, gegrundet im Oktober 1955, hat alte Ar- beitsgruppen zu neuen Aufgaben zusammen- gefaBt. Die hellenistisch-romische Philosophic, das Werk der griechischen Munzen and die archa- ologische Forschung wur,den besonders ge- fordert. Das Institut fur Orientforschung bearbeitete ins- 3. Jahrgang, Heft 6,7/8 MITTEILUNGSBLATT besondere die hethitischen Keilschrif ten aus den Grabungen von Boghazkoj. In der Abteilung Ara- bistik and Turkologie konnte der I' atalog der arabisch-alchemistischen Handschrif ten mit dens dritten Band abgeschlossen werden: In der .Ab. teilung Agyptologie wurde die Erfurschung der Medizin der alien Agypter unter der Leitung von Hrn. Grapow fortgesetzt. Es ersehiei} in drittei Band. Das Institut fur Slavistik hat ?n seiner sprach. lichen Abteilung das Russisch-deutsche' J a er. buck soweit gefordert, daB erste Krturekturen abgeschlossen sind and die zweiten vor dem ?b. schlul3 stehen. Das Pomoranische Worterbuch be. findet sich im Satz. Ein Worterbuch deg Sorbi? schen, ein Mecklenburgisches Namenbuch undo eine Ortsnamensammlung des Har'z.E1be?Ce1ietes werden bearbeitet. Dje liter.arhistorischr. Abtel? lung widmet sich besonders dem Schallen Ate can? der Herzens and Ivan Tu~genevg. In der histo- rischen Abteilung schlof3 H. Winter sein Werk ,Der bohmische Vornaar~ ;n den Briefei, 1'ioa- zanos an PHhonsky' ab. Es ersehien ein Sammel. band ,Deutsch-slawische Wechselseit~g?ceij in Sieben Jahrhunderten; Im Mittelpunkt der Arbeiten des lnstituts fill' ra- manische Sprachwissenschatt auhen Unter$u- chungen uber die Entwicklut dA franzos~scher< Urkundensprache. Die Vera abeltung der gaseo- gnischen Urkunden bildet die Grundlage fur eiri Worterbuch der altgascognischen Sprache? desscti erster Band 1958 im Manuskript abgeschlossen werden soli. Die Mitarbeit tint Franzosischen Etymologischen Worterbuch Walther von Wart- burgs wurde fortgesetzt. Die sprachv'issenschaftliche Kommtssion nrbeitet an vier Einzelunternehmungen; emem 1e.. deutungsworterbuch der indogelm3n1schen Spi4- chen, einem Bedeutungsworterbuch der (innisclt- ugrischen Sprat. en, einem Ostjakfschen Woriet'- buch and einem Historischep Worterbuch dcr sprac11wissenschaftlichen Terminologie. 0 Die Arbeitsstdie fur ICunstgeschiehte hat nut der Neubearbeitung des Pehloschen IHandbuchs der deutschen ICunstdenkm lter begonnen. _Am Cor pus der Rotn tpischen 1{unst MitteldeutschTnds and am orpiis der tnitielulterlichcn InSChritien wurde iveitergearbeitet..Itn Rahmen der Union Akademigtte Internationale wurde die Rrfor- sc lung der mtttclaltcrlichen Glnsmalerei im 8 - reieh der Deutschen Demokratischezt Republik .ltlfggl0itlll7('tt, lade icaniigtied I'of, Dr. Tn. rinds? Sgitt?etar 121 IClasse fair Philosophie, Geschichte, Staats-, Rechts- uncd 11'irtscha f tswissenscha f teat Wie in der Bezeichnung der Klasse fur Philo- sophic, Geschichte, Staats-, Rechts- and Wirt- schaftswissenschaften zum Ausdruck kommt, ist hier eine Reihe von Gesellschaftswissenschaften verschiedener Art zusammengefaBt. Es handelt sich um jene Fachgebiete, die Aufschlul3 geben sollen uber die Entwicklung des Zusammenlebens der Menschen, ihrer Sippen, Volker and Staaten. Die zur Aufklarung dieser Verhaltnisse unter- ? nommenen Forschungen behandeln die Zeit vom er'sten Auftreten des Menschen bis zur Gegen- wart. Dabei stehen fortschrittliche Auffassungen auf marxistisch-leninistischer Grundlage in mannigfachen Auseinandersetzungen mit bisher geltenden Anschauungen. Die Zahl der der Klasse angeschlossenen wissen- schaftlichen Einrichtungen hat sich im Jahre 1956 auf 4 Institute and 5 Arbeitsgruppen erhoht. lhnen zur Seite stehen 5 Sektionen, die sich aus ordentlichen and korrespondierendenMitgliedern der Akademie and daruber hinaus aus weiteren nicht der Akademie angehorenden namhaften Vertretern des jeweiligen Fachgebietes zu- sammensetzen. Durch diese Erweiterung ihres Wirkungsbereiches wird die Akademie in die j age versetzt, die von ihr als hochster wissen- schaftlicher Institution der Deutschen Demokra- tfschen Republik erwartete Koordinierung and Retreuung der Forschungsarbeiten zu verwirk- lichen. tie Forschungsarbeiten des Instituts fur Vor- and Fruhgeschichte erstrecken sich auf die altesten Abschnitte der menschlichen Kulturentwicklung. soweit diese aus der im Boden auf uns gekom- ntenen Hinterlassenschaft erschlossen werden kiinnen. pie im letzten Jahre durchgefuhrten Arbeiten and die damit im Zusammenhang stehende inten- stve Pflege des Kontaktes mit den Fachwissen- sehaftlern der Nachbarlander in Ost and West irugen wesentlich zur Starkung des Ansehens des fnstituts auf internationaler Basis bei. Die ICrforschung der vor- and fruhgeschichtlichen Wall. and Wehranlagen in den Bezirken Halle, Magdeburg and Schwerin erbrachte wertvolle Etgebnisse, die nicht nur fur die Fragen der bi'onzezettlichen sogenannten Lausitzer Kultur, sondern auch fur das deutsch-slawische Problem von Bedeutung sind. Diese Untersuchungen wer- dett nunmehr auf Grund einer Vereinbarung mit der Polnischen Akademie der Wissenschaf ten Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 122 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/78 auch auf das Gebiet zu beiden Seiten der unteren Oder ausgedehnt. Efn zweiter wichtiger Fragenkomplex des In- stituts ist die Stadtkernforschung. Die Weiter- fuhrung der Grof3grabungen in der Altstadt von Magdeburg sowie Grabungen im Gebiet von Grog-Berlin, auf der Schlof3insel von Kopenick, dem Hohen Steinweg and der Nikolaikirche, er- gaben neue wesentliche Aufschli sse uber die Entstehung and Entwicklung dieser Stadte. ' Weiterbearbeitet wurde auch die Aufnahme von bronzezeitlichen Schatzfunden. Im Anschluf3 an die Ausgrabungen auf der Tete- rower Burgwallinsel sine neue Untersuchungen in Behren-Lubchin nordlich von Teterow im Gange, bei denen die ausgezeichnete Erhaltung der beim Bau des Walles verwendeten Holzer eine Ermittlung der Konstruktion bis in alle Einzelheiten ermoglicht. Diese Untersuchungen stehen als weitere GroBgrabung in diesem Jahre im Mittelpunkt der Forschungstatigkeit des In- stituts. Die wichtigsten Ergebnisse aus der Arbeit des Instituts sind in einer Reihe von Veroffentlichun- gen niedergelegt worden. An weitere Kreise wendet Bich das neu ge- grundete' Nachrichtenblatt fur Vor- and Fruh- geschichte, das unter dem Titel ?Ausgrabungen and Funde" erscheint and in leichtverstandlieher Form uber die neuesten Ergebnisse auf diesem Forschungsgebiet orientiert. Die grol3e Zahl der Abonnenten hat gezeigt, daB es einem dringen- den Bedi rfnis entgegenkommt. Der inzwischen erfolgte Umzug nach lOjahriger mangelhafter Unterbringung in n?ue geeignete Raume im fri heren PreuBenhaus hat die not- wendigen Voraussetzungen zur Erweiterung des Instituts and der Inangriffnahme neuei For- schungsthemen gebracht, Die Arbeiten des Instituts fur deutsche Volks- kunde, deren Ziel die Erforschung der Tradi- tionen and Lebensformen des deutschen Volkes auf dem Gebiet der Volkskultur ist, wurden fort- gefuhrt. Insbesondere wurden Untersuchungen zum Volkslied and der Volkskunde des erzgebir- gischen Bergmannes sowie der Lausitzer Weber angestellt. Eme Veroffentlichung uber Ludoif Parisius and seine altmarkischen Volkslieder wurde im Be- richtsjahr abgeschlossen and ist ki rzlich er- schienen. Einen Beitrag zur GroBstadtvolkskunde bildet eine Studie uber das Berliner Kinderspiel der Gegenwart, die die Ergebnisse zahireicher Um- fragen zusammenfaf3t. - Die bisher erschienenen Bande des ?Deutschen Jahrbuches fur Volkskunde" ? enthalten neben groBeren Abhandlungen Mitteilungen and Be- richte sowie umfassende Literature bersichten. Das Jahrbuch soil dem gegenseitigen Verstandnis and der fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen der Volkskunde der ostlichen and westlichen Lander dienen. Neben der Zeitschrift konnte eine groBere Reihe von Einzelveroffentlichungen zum Abschluf3 gebracht werden. Die Kommission fur Heimatforschung hat in der Reihe ?Werte der deutschen Heimat" mit der Herausgabe heimatkundlicher Bestandsaufnah- men zunachst im Gebiet von Konigstein in der Sachsischen Schweiz begonnen. Das Institut fur sorbische Volksforschung in Bautzen wurde. der Akademie zur Betreuung zu- geordnet. Es betreibt historische, ethnogiaphische and sprachkundliche'Untersuchungen uber den sorbischen Volksteil. Von unmittelbarer Bedeutung fur alle gegen- wartigen volkswirtschaftlichen Fragen ist die Ar- beit des Instituts fur Wirtschaftswissenschaften. Das Geld- and Kreditproblem, die Verteilung der Investitionen als Voraussetzung fur eine plan- maBige Entwicklung der Volkswirtschaft, Fragen der Arbeitsproduktivitat and der Selbstkosten- senkung. sowie der Rentabilitat der Betriebe and der Wirtschaftsleitung bildeten die Grundlage fur die Untersuchungen des letzten Jahres. Dar- uber hinaus hat es sich mit Fragen des Krisen- zyklus nach dem zweiten Weltkriege, insbeson- dere derwichtigstenwirtschaftswissenschaftlichen Auffassungen in Westdeutschland auseinander- gesetzt. Zahlreiche Publikationen sind im Jahre 1956 aus dem Institut hervorgegangen. Eine Konferenz zu dem Problem ?Wirtschaft and Wirtschaftswissenschaft in Westdeutschland" so- w,ie eine Tagung'der Arbeitsgruppe ?Geld and Kredit" wurden unter internationaler Beteiligung durchgefuhrt. Auf dem Gebiet der Geschichte nahm im Marz 1956 das neu gegrundete Institut fur Geschichte mit drei Abteilungen and drei Arbeitsgruppen seine Tatigkeit auf. Es vergroBerte sich bis,zum Ende des -Jahres auf fie f Abteilungen and vier Arbeitsgruppen. Der Aufbau des Instituts wurde dadurch erleichtert, daB bereits bestehende Ar- beitsgruppen and Abteilungen, namlach die Ab- teilung Wirtschaftsgeschichte, die fruher dem Institut fur Wirtschaftswissenschaften angeglie- dert war, and die Forschungsgemeinschaft ,,Do- kumente and Materiahen zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung", in das Institut ubernommen werden konnten. 5 3. Jahrgang, T-Ieft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT 133 Die Herausgabe von Quellenpublikationen and die Durchfuhrung von Forschungsarbeiten, vor allem zur deutschen Geschichte der Neuzeit and der Gegenwart, bildete im wesentlichen die Tatigkeit des neuen Instituts. Daruber hinaus ubernahm es auch die Arbeit an groBeren Ab- schnitten des Lehrbuches der deutschen Ge- schichte, das fur die Studenten ein wesentliches Hilfsmittel bei ihr i 1ien.werden soil. Im No- vember 1956 bezanctallete das Institut chic r? beitstagung snit po1~is$e1 smd tschRc}~ociowae kischen Histo neat. Das langere Zeit l~indurc2t yeraacMtisstgts Ge. biet der Landesgesc?u itr ? t durds GrunTh ng einer ~'11G Ifl1 s{?en ter Ltjdesge etuehte in den Arbeits'~rgs dies ieutitutc t~utgenommen. 'vor- 4en. Das Aufgabengebiet des Arbeksstelle der ?Monu- menta Germaniae isnxita" eiiiifaC. t tianen von Quellen zur deutschen t~esehichte des Mittel- alters. Die Arbeiten, insbesondere an den Glos- sen zum Sachsenspiegel and den Konstitutionen Karts IV., die nicht nur fur die Rechtswissen- schaft, sondern auch sprach- und wirtschafts- geschichtlich von Bedeutung sind and noch einer besonderen Auswertung ~bedurfen, wurden weitergefuhrt. Die Arbeitsstelle fur Geschichte der deutschen and franzosischen Aufklarung hat ihre Arbeiten soweit gefordert, daft in diesem Jahre mit dem Erscheinen mehrerer Veroffentlichungen ge- rechnet werden kann. In der Leibniz-Kommission wurden insbeson- dere die Arbeiten der Reihen l - Allgemeiner politischer and historischer Biiefwechsel -- and IV - Politische Schriften - fxigesetzt. Dabei bildete die Korrespondenz mit GtIehrte t and Verwandten, des Begrunder. unacret AtcadRmte einen Schwerpunkt. - o In der Kantausgabe nahmen clie laufenden At'?. beiten speziell am Gesa ntir Tea'U Iientet~-erken? and handschriftlichem 71acbTa13 f - rn FoMgattg. Auf dem Gebiet der Philosophic wtarde auf Vo?. schlag der Sektion Philesopltfe dte Arbeitsgj~tppe ?Philosophic-historische tte" gegr lnctet. Thi't! Aufgabe besteht for ller dat'in, deft Marigel rn. wissenschaftlich br . ehlsareit Texten tier PZti!o-. sophie zu beheben. 1s tvurden Stt ieriausgaben einzelner Hauptwerl~e sowie Gesanltntisgaberi Tie. deutender Reprasenlanlett der deutschen hlln. sophie vorbereitet. In Angriff getwninten wurde eine Gesamtausgabe der Werkc ran Ludw1~ Feuerbach fund Joseph ~letgen. 1)ie ?;belts~ gruppe war nZa13geblM~ tui der GestalLUtig ein@l+ von der 6e1c !on F 1osop1i!e >'e1~A51i;IWWf Ta' gung uber ?Das Problem der Freiheit im Lichte des wissenschaftlichen Sozialismus" beteiligt, an der zahlreiche nahmhafte Gelehrte des Auslandes teilnahmen and der eine besondere Bedeutung in der Frage der Verbindung der Philosophic mit den Problemen der Gegenwart zukam. Akademiemitglied Prof. Dr. W. UNVERZAGT, Sekretar Nach der Berichterstattung der Klassen ertei to Vizeprasident Prof. -Dr. W. Friedrich Akademie- mitglied Prof. Dr. H. STUSUE das Wort zu seinem Festvortrag *) Sinn and Bedeutung der Kulturpflanzenforschung Es entspricht einer alten Gepflogenheit uinserer Akademie, daB an dem Tage, den wir dem An- denken von Gottfried Wilhelm Leibniz widmen, vor der Offentlichkeit Rechenschaft abgelegt wird uber die Arbeit der Akademie and in dem Vortrag eines Akademie-Mitgliedes uber Wesen and Bedeutung, uber Stand and Entwicklung seines Fachgebietes gesprochen wird. Wenn in einer Zeit, in der die gespannte Aufinerksam- keit ailer Menschen auf die Entwicklung grofler physikalischer and technischer Probleme ge- richtet ist, heute in dieser festlichen Stunde uber Sinn and Bedeutung der Kulturpflanzen- forschung berichtet werden darf, so mogen Sie hieraus erkennen, vie Behr unsere Akademie der groBen Verpflichtung dient, viele Gebiete der Wissenschaft in ihrem Bereich zu pflegen and zu fordern. GewiB kann der Landwirt oder Biologe, der Probleme der Kulturpft'anzenforschung fm wei- testen Sinne bearbeitet, sich zunachst nicht ri h- men, uber ahnliche - aufsehenerregende Ergeb- nisse zu berichten. vie sic anderen Gebieten der Naturwissenschaften in einer verhaltnis- maBig kuizen Zeit erreichbar Sind. Das heiBt, such diese Ergebnisse der Physik and der Tech- nik, die heute in aller Munde rind and die uber Wohlstand oder Untergang der Menschheit mit entscheiden werden, reichen in ihren Anfangen %velt zuruck, bis in jene' Zeit, in der 'man be- gann, ulJer die stoflliche Zusammensetzung der Materie nachzudenken. Den eigenen Gesetzen ttr gorschung, dem unaufhaltbaren Beschleu- +'1 Lonehmigter Abdruck aus ?Vortrage and Schrif ten tTer Deutschen Akademie der Wissenschaften zu etlfA'; erschienen beim Akademie-Verlag, 1957. 41 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 124 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 8/7/8 nigungsprozeB in der Vermehrung Wissenschaft- , licher Erkenntnisse and deco Eingreifen ganz bestimmter glucklicher oder unglucklicher Um- weltbedingungen verdanken wir diesen Hohe- punkt physikalisch-technischer Entwicklung. In der Regel vollzieht Bich dieser ProzeB im Be- reich einzelner Wissensgebiete gleiclimilBigei, mit Wellen and Talern, mit Vorsprungen and Ruckschlagen fiber die Menschengenerationen hinweg and von dem einzelnen fast un- bemerkt. So ist der Biologe fast noch immer an die Eigen- art seiner Objekte and an den Rhythmus ihrer naturlichen Entwicklung gebunden, and die Fra- gen, die er an diese Objekte richtet, konnen oft erst each vielen Jahren beantwortet werden. Dennoch scheint mir, sind die Ergebnisse and Probleme der Kulturpflanzenforschung nicht wenigeF ei?regend, ~venn auch nicht so aktuell and moglicherweise unmittelbar lebensbedro- hend vie diejenigen der theoretischen and an- gewandten Physik, wenn wir bedenken, wie eng beide miteinander verbunden sind, in der Aus- sicht, fiber Gluck oder Ungluck der Menschheit zu entscheiden. Es bedarf keines Wortes, welche grundlegenden Anderungen unseres Weltbildes, welche groflen Moglichkeiten in der Energie- versorgung and in anderen Gebieten der Tech- nik, in der Medizin, der Biologie and der Land- wirtschaft die Erkenntnisse der Kernphysiker bewirken werden. Wieweit sie aber der fried- lichen Entwicklung in dieser Welt dienen, also nicht miBbraucht werden, hangt davon ab, vie schnell die Vernunft der Menschen siegen wird, vie sehr wir also selbst die Herren dieser Machte bleiben, wieweit somit die Gefahr kriegerischer Auseinandersetzungen auf dieser Erde endgultig aus dem Bereich des Moglichen verbannt wer- den kann. An der Beseitigung diesen Gefahr hat die Kultur- pflanzenforschung in 'umfassendem Sinne be- deutenden Anteil. Denn einer der vielen GrUnde fur den Ausbruch von Kegen sind Hunger and Not, sind Unzufiiedenheit and Armut, die heute noch mehr als die Halfte der Menschheit be-, driicken. Sicherlich ist das Problem der Besei- tigung des Hungers nicht allein eine Frage der Steigerung der Produktion landwirtschaftlicher Eizeugnisse and damit ein besonderes Anliegen der Kulturpflanzenforschung, sondern im glei- chen Malle ein weltweites, gesellschaftspoli- tisches Problem, das die richtige Verteilung der auf dieser Erde produzierten Nahrungsmittel and damit die lrberwindung von Wirtschafts- systemen fordert, die Hungerkatastrophen zu- lassen. Vor welchen Zukunftsaufgaben die Kulturpflanzenforschung mit alien ihren Seiten- zweigen in dieser Situation steht, wird noch zu zeigen sein. Was sic in der Geschichte der Menschheit bisher erreicht hat, mag eindrucks- voll aus der Tatsache hervorgehen, daB jeder Jager and Sammler der Vorzeit eine Flache von vielleicht 10 bis 20 qkm benotigte, urn semen Hunger zu stillen, and daB auf einer Flache derselben Grolle heute 3000 bis 8000 Menschen ernahrt werden konnen. Wenn wir diese Tatsache als das bisherige Er- gebnis einer langen Entwicklung ansehen, so erhebt sich die Frage, welche Faktoren denn im wesentlichen die Steigerung der Nahrungs- produktion wahrend der Entfaltung mensch- licher K iltur and Zivilisation bewirkt haben. Bei einer solchen Uberlegung, denken wir an die Entwicklung der Landwirtschaft, im be- sonderen an die Fortschritte des Acker- and Pflanzenbaues, die Bearbeitung and DUngung unserer Boden, die Einrichtung von Frucht- folgen zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, die Entwicklung des Zwischenfruchtbaues and die Auswahl geeigneter Sorten. Wir erinnern uns der Fortschritte der Pflanzen- and Tier- zUchtung in der Schaffung neuer Sorten and Rassen, der Erfolge der Pflanzen- and Tier- ernahrungsforschung, der Erkenntnisse der Phytopathologie and der Tierseuchenforschung in der Bekampfung von Krankheiten, der Be- grundung der Dungemittelindustrie, des land- wirtschaftlichen Maschinenwesens and anderer Dinge mehr. tYber diese gro6en Probleme -aus der Geschichte der Landwirtschaft will ich heute nicht sprechen. Das entscheidende Problem, das am Anfang dieser Entwicklung steht, ist eng verbunden mit den grollen Stufen in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit, dem Ubergang von der Jagd- und Sammlertatigkeit zur Weidewirtschaft and von der Nomadenwirtschaft zur SeBhaftigkeit and damit zum Ackerbau and zur Erfindung- des Pfluges. Es ist das Problem der Entstehung der Kulturpflanzen aus Wildpflanzen, diesem iri der Geschichte der Menschheit so bedeutungs-& vollen EntwicklungsprozeB, ohne den mensch= liches Leben auf der Erde nur in sehr be- schranktem MaBe moglich gewesen ware. Der Entstehungsgeschichte unserer Kultur- pflanzen nachzusinnen, als einem maBgebenden historischen. ProzeB bei der Evolution der menschlichen Gesellschaft, ist eines der .Pro- bleme, die uns in der Wissenschaft von den Kulturpflanzen immer von neuem nach- dem 3. Jahrgang, Ileft 0/7/8 MITTEILUNGSBLATT Verlangen zu leidenschaftlicher Forschung er- fullen. Es ist das Besondere dieses Arbeits- gebietes, daB es nicht im eenen Bereich spe- zialisierter biologischen Untersuchungen ver- harren darf, sondern nur dann deco erstrebten Ziele nahekommt, wenn viele geisteswissen- schaftliche Disziplinen, Palaontologie, Vor- geschichte and Archaologie, Geschichte and Mythologie, Volkerkunde and Sprachforschung, zur Losung mancher Probleme herangezogen werden, die dann die Gesamtschau ermoglichen. Aber Kulturpflanzenforschung mit solchem Sinn hat nicht nur zu ermitteln, welche biologischen and gesellschaftlichen Vorgange erfolgt sind, um Kulturpflanzen entstehen zu lassen and sic oft welt zu verbreiten, sic hat in gleicher Weise aus dem in der Geschichte der Menschheit histo- risch Gewordenen das Neue, Kunftige and mit den niodeinen Methoden naturwissenschaft- licher Forschung Mogliche zu erkennen and zu verwirklichen. Es kommt also fur den Biologen nicht allein darauf an, zu erforschen, vie alte and bekannte Kulturpflanzen einmal entstanden sind and sich auf der Erde verbreitet haben, sondern in gleicher Weise zu uberlegen, wie neue geschaften werden konnen. Dies ist der eigentliche Sinn moderner Kulturpflanzen- forschung, vie sic in unserer Akademie ge- trieben wird. Die Frage nach der Entstehung der Kultur- pflanzen aus Wildpflanzen ist damit zentral auf die biologischen Vorgange gerichtet, die Unter- schiede zwischen Wildpflanzen and Kultur- pflanzen bewirkt haben. Der Biologe bedient sich hierbei vieler Zweige seiner Wissenschaft. Er hat in grundlichen botanisch-systematischen Untersuchungen die in der Welt vorhandene Formenmannigfaltigkeit einer Kulturpflanzen- gattung zu studieren , and zu ordnen and mit den Methoden pflanzengeographischer Forschung ihre Verbreitung zu untersuchen. Er hat die anatomisch-morphologischen Verschiedenheiten festzustellen, die Wildpflanzen von Kultur- pflanzen trennen. Er muB mit genetisch-cyto- logischen Methoden die Art and den Grad der Unterschiede and die verwandtschaftliche.n Be- ziehungen zwischen den lebenden Wild-, Pri- mitiv- and Kulturformen prufen, and er bedient sich hierzu der experimentellen Methoden der Kreuzung, um Einblick in die feineren Vor- gange der Verteilung des Erbgutes in den Ge- schlechtszellen and in der Nachkommenschaft zu gewinnen. SchlieBlich hat er festzustellen, welche physiologischen Leistungen Kultur- pflanzen gegenuber ihren Wildformen aus- Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 125 zeichnen, and er hat die physiologischen Pro- zesse im einzelnen zu untersuchen, die solche Leistungen bedingen. .Eine unerlaBliche Voraussetzung fur die Arbeit des Kulturptlanzenforschers ist die Sammlung and Erhaltung der auf der Erde vorhandenen Kulturpflanzen and ihrer Primitiv- and Wild- formen. Diese Weltsortimente liefern ihm die Vielfalt der Formen, die er fur seine Unter- suchungen braucht, and ihre Anlage ist um so dringender, als mit fortschreitender landwirt- schaftlicher Kultur Uberall auf der Erde die primitiven Landsorten mehr and mehr ersetzt werden durch hochgezuchtete Formen and .da- her endgultig verlorengehen..Gleichzeitig haben diese Sortimente die- wichtige Aufgabe, die Zuchtungsforscher der Welt mit den Formen zu versorgen, die sic zur zi chterischen Verbesse- rung der Kulturpflanzen benotigen. Sic erfullen damit eine grolie praktische Aufgabe. Diese Formenmannigfaltigkeit der Kultur- pflanzen ist nicht, vie wir seit den grund- legenden Untersuchungen des groBen russi- schen Botanikers Nikolai Iwanowitsch Vavilov wissen, uber die gesamte Erde gleichmaBig ver- teilt, sondern vielmehr konzentriert auf gewisse Gebirgsregionen der Tropen and Subtropen, den sog. Mannigfaltigkeits- oder Genzentren der Kulturpflanzen. In den Gebirgen dieser Genzentren haben nach unseren heutigen Er- kenntnissen bestimmte extreme Umweltverhalt- nisse in groi3er Haufigkeit sprunghafte erbliche Veranderungen, die wir als Mutationen bezeich- nen, entstehen lassen, and die sehr verschie- denen Lebensbedingungen in den Gebirgstalern haben zusammen mit der Isolierung durch die Gebirgszuge die Erhaltung dieser Mutanten er- moglicht: Werden Kulturpflanzen von den Gen- zentren aus verbreitet, so erlischt ihre Formen- mannigfaltigkeit, and sic werden um 'so ein- heitlicher, je weiter sic von ihrem Entstehungs- gebiet entfernt sind. Vavilov hat in zahlreichen Sammelreisen in der ganzen Welt die geographische Verteilung der Arten, Unterarten, Varietaten and einzelnen Merkmale studiert and 8 Mannigfaltigkeits- zentren auf der- Erde gefunden, von denen wir annehmen, daB sic fur viele unserer Kultur- pflanzen' auch deren Entstehungszentren sind. Aber wir- wissen andererseits,. daB die groBe Formenfulle in einem Mannigfaltigkeitszentrum noch kein entscheidender ?Beweis fur die Ent- ' stehung einer Kulturpflanze ist. Schon bei den Wanderungen der Menschen in der Fri hzeit ihrer Geschichte wurden diese primitiven Formen ver- U Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 126 MITTEILUNGSBLATT breitet and haben in edaphisch and klimatisch giinstigen Regionen eine neue, sekundare For- menmannigfaltigkeit entwickelt. Hierdurch wird die Aufklarung der Frage, welche Wildformen in der Entstehung einer Kulturpflanze beteiligt sind, betrachtlich erschwert, and wir stehen fur manche von ihnen noch heute vor einem un- gelosten Problem. Nur eine fruchtbare Gemein- schaftsarbeit der Wissenschaftler kann eine Lo- sung dieser Probleme herbeifuhren. Dies wird am Beispiel der Untersuchungen uber die Ent- stehung des Saatweizens besonders deutlich. Vorgeschichtliche and archaologische Funde haben uns daruber belehrt, welche Weizenformen in fruhgeschichtlichen Epochen der Menschheit angebaut wurden. Ihre Verbreitung ist oft die Folge de-? Eroberungszuge and Wanderungen jener Stamme and Volker, uber die uns der Historiker Auskunft gibt, Hieraus konnte- der Pflanzengeograph durch vergleichende Unter- suchungen verschiedener geschichtlicherPerioden das Verbreitungsareal and die Verbreitungs- dichte dieser Pflanzen bestimmen. Der Syste- matiker war in der Lage, durch den Vergieich morphologischer Merkmale auf die morphologisch ahnlichsten Wildformen hinzuweisen, and Ge- netiker and Cytologen machten durch neue Bastardierungen and cytologisehe Untersuchun- gen die Beteiligung bestimmter Wildformen an der Entstehung des Saatweizens sehr wahr- scheinlich. Nur durch die Zusammenfassung vieler Einzeluntersuchungen konnte erkannt werden, welches die Geschichte der Entstehung des Saatweizens ist. In anderen Fallen war eine 1. lbereinstimmung der an diesen Untersuchungen beteiligten Forscher in bestimmten Einzelfragen der Entstehungsgeschichte einer Kulturpflanze noch nicht zu erzielen. Hier sind gewisse Brenn- punkte der Forschung, and nur.die sorgfaltige Sammlung weiterer Materialien and newer experimenteller Befunde kann die Losung bringen. Grundsatzlich aber haben uns die Untersuchun- gen uber die Entstehung von Kulturpflanzen daruber wohl eindeutige Auskunft gegeben, daB dieselben genetischen Prozesse, die wir an den Versuchsobjekten der Vererbungsforscher seit Jahrzehnten studieren, auch bei der Entstehung der Kulturpflanzen eine entscheidende Rolle ge- spielt haben. Dabei sind die Vorgange im beson- deren beteiligt, die wir unter dem Gesamtbegriff der Mutation zusammenfassen. Ms es uns ge- lang, mit Hilfe der experimentellen Mutations- forschung die gesamte Formenfulle der Gersten, die auf der Welt vorhanden sing wieder zu er- zeugen, waxen wir berechtigt, zu schlieBen, daB.. auch die in der Natur vorhandene Formenfulle durch die gleichen Vorgange bedingt wurde. Aber ich muB noch einen weiteren biologischen ProzeB hervorheben, der nicht nur bei der Ent- stehung von Kulturpflanzen, sondern in der ge- samten Evolution eine wichtige Rolle spielt, veil er der mutativ bedingten Formenmannig- faltigkeit folgen muB, uni die Formenfulle weiter zu steigern. Ich meine den ProzeB der Bastar- dierung, der gang allgemein eine stetige and vielfaltige Neukombination der Erbanlagen be- wirkt and der in Verbindung mit bestimmten Besonderheiten der Zellteilungsmechanismen, die zur Verdoppelung oder Vervielfachung des Erb- gutes in den Zellen fuhren, bei der Entstehung der Kulturpflanzen entscheidend mitgewirkt hat. Denn viele unserer Kulturpflanzen zeichnen sich gegenuber dcn WildfoTnlen, -arts denen sie ent- standen, dadurch aus, daB sic eine vermehrte Zahl von Erbtragern, die wir Chromosomen nennen, in ihren Zellen enthalten and als Folge dieser Vermehrung Riesenwuchs zeigen. Diese Verdoppelung oder Vervielfachung der Chro- mosomensatze bezeichnen wir als Polyploidie, and im besonderen hat ein Vorgang, den wir Allopolyploidie nennen, bei der Entstehung der Kulturpflanzen eine bedeutende Rolle gespielt. Wir kennen diesen Vorgang aus zahlreichen Einzeluntersuchungen Behr genau. Er beginnt mit der Kreuzung verschiedener Arten mit oft unterschiedlicher Chromosomenzahl, die zu einem sterilen Bastard fuhrt. Dieser Bastard wird aber dann durch eine Verdoppelung der Chromo- somenzahl beider Elternarten fertil and tragt den Charakter eines konstant gewordenen Art- bastardes and ist nach seinem Wesen eine neue Art. Dieser naturliche synthetische ProzeB.laBf sich experimentell viederholen and so 'mit Sicherheit aussagen, welche Wild-Elternarten an der Entstehung einer allopolyploiden Kultur- pflanze beteiligt sind. So ist, um nur einige Bei- spiele zu nennen, unser Tabak Nicotiana tabacum eine synthetische Art aus den Wildarten Nico- tiana silvestris and Nicotiana tomentosa, unser Raps Brassica napus aus dem Kohl Brassica oleracea and dem Rubsen Brassica campestris entstanden. Die verschiedenen Weizenarten, die. auf der Welt verbreitet sind, verdanken zum Tell ebenfalls ihre Entstehung der Bastardierung verschiedener Wildgras-Arten mit anschlie6en- der Vermehrung der Chromosomenzahl. Bei der Entstehung der Kulturkartoffeln sind vermutlich. ahnliche Vorgange im Spiel gewesen. Diese Ver- vielfachung der Chromosomensatze ist eine we- 3. Jahrgang. I-left 6/7/8 3. sentliche Ursache fur die bessere Anpassungs- fahigkeit and oft weltweite Verbreitung unserer Kulturpflanzen, da sic gleichzeitig auch eine be- trachtliche Steigerung der Leistung dieser For- men hervorgebracht hat, vermutlich durch die Selektion der in Vielzahl vorliegenden leistungs- steigernden Erbanlagen. Wenn wir also fur manche .unserer Kultur- pflanzen die Art ihrer Entstehung and ihrer Verbreitung genau verfolgen konnen and uns hierzu vorgeschichtlicher and archaologischer Funde and der Methoden der Systematik and Pflanzengeographie, der Genetik and Cytologic bedienen, so geben uns andere, vor allem, wenn ihre Wildformen heute ausgestorben Sind, noch groBe Ratsel auf. Dies ist z. B. der Fall bei einer der bedeutendsten Kulturpflanzen auf der Welt, dem Mais. Vom Mais wissen wir heute nur mit Sicheiheit, daB er in Amerika, etwa im Bereich der sudlichen Staaten der USA als der nordlichen Grenze and etwa Paraguay als der sudlichen Grenze, als Kulturpflanze entstanden ist. Das haben uns neben einer Anzahl von botanischen Hinweisen wiederum einige geisteswissenschaftliche Diszi- plinen gelehrt. Es gibt keinen vorgeschichtlichen oder archaologischen Fund von Mais in der Alten Welt. Kein geschichtliches Werk weist darauf hin, daB Mais vor der Entdeckung Amerikas in der Alten Welt bekannt war. Die Pflanze ist mit keiner Mythologie and Religion der Alten Welt verbunden. Dagegen haben die Sprachen der alt- amerikanischen Volker zahlreiche and differen- zierte Bezeichnungen fur Mais, Maispflanzenteile and fur Maisprodukte, and in der Mythologie and Religion der mexikanischen and peruani- schen Kulturen spielt er eine bedeutende Rolle. Botanik and Pflanzengeographie zeigen uns an- dererseits, daB die nachsten Ma'isverwandten, die Gattungen Euchlaena and Tripsacum, nur im mittleren Amerika vorkommen and daB im glei- chen Gebiet auch die Formenmannigfaltigkeit des Maises besonders groB ist. So sprechen die Uberlegungen alley Disziplinen dafur, daB Mittel- amerika das Entstehungszentrum des Maises ist, wobei die Frage noch offenbleiben muB, ob Mexiko Oder Peru als primares Entstehungs- zentrum anzusehen 1st. Weiteres Licht in diese Frage haben in den letzten Jahren wiederum vorgeschichtliche Un- tersuchungen and auch Arbeiten kernphysika- lischer Natur gebracht. Durch Hohlenausgra- bungen in Bat Cave im Staate New Mexiko wur- den von amerikanischen Forschern in verschie- denen Bodenschichten zahlreiche guterhaltene MITTEILUNGSI3LATT 127 Maisreste gefunden, die es gestatten, 'ie Ent- wicklung des Maiskolbens wahrend einiger Jahr- tausende zu verfolgen. Dabei enthielt die alteste Schicht Formen. die wir heute nicht mehr kennen, and zwar kleine, schlanke Kolben mit entwickelten Spelzen, die die einzelnen Kiirner umschlossen haben. Wir wissen nun durch ame- rikanische Untersuchungen von Altersbestim- mungen organischer Substanz mit Hue des Zer- falls des radioaktiven Kohlenstoffisotops C 14, daB die altesten Kolben von Bat Cave 3000 bis 3500 Jahre alt sind. Aber auch diese Maisformen sind schon kultivierte Formen gewesen, and es fehlt uns bis heute jeder Anhaltspunkt, vie die ausgestorbenen Wildformen, die an der Ent- stehung des Maises beteiligt waren, ausgesehen haben. Wir mussen annehmen, daB seine Ent- stehun um Jahrtausende alter 1st and in die Dunkeiheit frthesier Menses eitsgeschichte zu- ri ckreicht. Ich hoffe, daB Sic aus diesen wenigen Beispielen zweierlei erkannt haben. Einmal die Tatsache, vie notwendig die Zusammenarbeit natur- and geisteswissenschaftlicher Disziplinen . auf dem Gebiet der Kulturpflanzenforschung 1st, wie neben allem notwendigen Speiialistentum nur die Synthese die groBen Zusammenhange zwi= schen biologischen and gesellschaftlichen Pro- zessen bei der Entstehung and Ausbreitung einer Kulturpflanze erkennen laBt. Es muB leider ge- sagt werden, daB die Erkenntnis von der Not- wendigkeit fruchtba~er Zusammenarbeit be- sonders in Deutschland noch immer auf Wider- stande stoBt, veil so manche Wissenschaftler glauben, daB sic in der personlichen Freiheit des Forschens and in ihrer Anerkennung beein- trachtigt warden, wenn sic sich einer echten Gemeinschaft der nach einem ogroBen 4.vissen- schaftlichen Ziel Strebenden eingliedern. Hier: sind grundsatziiche Anderungen in unseren Auf- fassungen vom Wert wissenschaftlicher Arbeit dringend erforderlich, die neben der hochspezia- lisierten Einzelleistung die geschlossene Gemein- schaftsarbeit einer Gruppe von Wissenschaftlern als gleichberechtigt ermoglichen. Zum anderen mogen Sic aus meinen Beispielen entnommen haben, daB wir fur viele Kultur- pflanzen den Weg, den sic bei ihrer Entstehung gegangen sind, schon klar erkennen: Dies gibt uns die Moglichkeit, zu prufen, welche Wege heute experimentell beschritten werden konnen, um neue Kulturpflanzen zu schaffen. Dabei han- delt es sich hier nicht nur um die Frage, welche Aussichten bestehen, Kulturpflanzen anderer, klimatisch bevorzugter Lander bei uns zu akkli- Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 18 matisieren und zu selektionieren, um sie anbau- wurdig zu niachen, sondern in erster Linie darum, aus Wildpflanzen oder schon in bestimmter Hfn- sicht genutzten Pflanzen wirkliche Kultur- pflanzen zu schaffen. Im groBen Rahmen der Kulturpflanzenforschung' gehoren diese Auf- gaben in den engeren Bereich der Zuchtungs- forschung, die unter Mitwirkung vieler biolo- gischer Teilgebiete an einer Verbesserung un- serer Kulturpflanzen und an der Umwandlung von Nutzpflanzen in Kulturpflanzen arbeitet. Von Nutzpflanzen sprechen wir, wenn diese Pflanzen in ihren natiirlichen Bestanden oder auch schon im Anbau einer bestimmten Eigen- schaft wegen genutzt werden, wenn sie aber da- neben noch viele Merkmale und Eigenschaften von Wildformen zeigen. Viele Heilkrauter und el3bare Beeren tragende Straucher, die in unseren Waldern wachsen, sind solcl- a Nutzpflanzen. Unsere Waldbaume sind in vielen Gebieten der Erde Nutzpflanzen einer hoheren Stufe, indem sie bereits durch die vorausschauende Planung des Menschen angebaut werden, und sie befinden sich iiberall da im tYbergang zur Kulturpflanze, wo nun an der Verbesserung ihrer Leistung in dieser oder jener Hinsicht gearbeitet wild. Es gibt kein besseres Beispiel, das Ihnen die Entwicklung einer Nutzpflanze zur Kulturpfianze zeigen kann, als das Beispiel der Lupine, die in den letzten 30 Jahren auf der Grundlage biologischer Er- kenntnisse zu einer Kulturpflanze geworden ist, indem gang planmaBig eine Anzahl on Wild- merkmalen und -eigenschaften durch Kultur- merkmale und -eigenschaften ersetzt wurden. Hierfur sind in erster Linie einfache mendelnde Mutationen veiantwortlich gewesen. Von den im Mittelmeergebiet beheimateten Lu- pinenarten 1st die weil3e Lupine schon im Alter- turn landwirtschaftlich genutzt worden, wahrend die' gelbe und ale blaue Lupine erst viel spater angebaut wurden. Alle 3 Arten dienten im a wesentlichen der Grund 0ngung, um den Boden mit Stickstoff und Humus anzureichern. Sie wurden sicherlich bald, nachdem man sie als wertvolle Nutzpflanze erkannte, auf Grol3e der ?Samen und t ppigkeit des Wachstums selektio- niert, behielten aber in den meisten anderen Merkmalen den Charakter von Wildpflanzen. Im besonderen zeichneten sic sich durch? einen hohen Alkaloidgehalt aus, der sie zur Verfutte- 3. Jahrgang, Heft 0/7/8 von Sengbusch im Kaiser-Wilhelm-Institut, fur ZUchtungsforschung in Mi ncheberg, der' Mil- lionen von Einzelpflanzen chemisch prufen mufite,.ehe er die Behr seltenen Mutationen zur Alkaloidarmut fand und sic vermehren konnte. Diesem wichtigen Schritt auf deco Wege zur Kul turpflanze folgten bei der Lupine bald weitere: das Nichtplatzen der reifen Hulsen und das Fest- sitzen der Hulsen am Fruchtstand zur Sicherung des Samenertrages, die Unbehaartheit der Hulsen zur Verbesserung der Qualitat und Keimfahig- keit der Samen, die Weichschaligkeit der Sainen als Voraussetzung fur eine gleichmal3ige Kei- mung, eine schnelle Jugendentwicklung, gleich- maf3ige Blute und Reife aller Fruchtstande und schlieBlich die Anpassung an veischiedene Boden- arten und die Resistenz gegen Krankheiten. Alle diese Merkmale und Eigenschaften sind in planmaBigen Versuchen als spontane oder ex- perimentell erzeugie Mutationen gefunden wor- den. Sic wurden im Kreuzungsexperiment kombiniert und haben aus der Lupine eine echte Kulturpflanze werden Lassen. Wir haben keinen Grund zu zweifeln, daB ?viele 'andere Kultur- pflanzen im Verlauf von Jahrtausenden in der gleichen einfachen Weise entstanden sind, wah- rend bei anderen der Weg von der Wildpflanze zur Kulturpflanze zwar die grundsatzlich gleichen genetischen Prozesse aufzeigt, die dann sekundar kompliziert wurden, etwa durch die Erscheinun- gen der Polyploidie, auf die ich vorhin schon hin- gewiesen habe. Wahrend wir im Fall der Lupine von einer schon angebauten Nutzpflanze ausgingen, sind die Kul- turpflanzenforscher in allen Landern bestrebt mit Hilfe der Mutationsforschung neue Kultur- pflanzen aus Wildpfianzen zu schaffen. Ofthandett es sich, wie bei der Lupine, darum, nahrstoff-. reiche Wildpflanzen durch: die Verminderung oder das Fehlen schadlicher Inhaltsstoffe nutz- bar zu niachen, wie die Befreiung des Stein klees Melilotus vom Cumarin der Geisraute Ga- lega vom Galegin. In anderen Fallen ist man be= strebt, Mutationen zu finden, die wertvolle In- haltsstoffe in den Pflanzen anreichern, um sic damit kulturwurdig zu machen. Dabei spielen auch niedere Pflanzen, wie Pilze, Algen und selbst Bakterien, eme Rolle. So 1st einer der ertrag- reichsten? Penicillin-Stamme in Amerika experi- mentell nach Bestrahlung mit ultraviolettem rung an Tier und Mensch unbrauchbar und damit Licht als Mutation entstanden. Sicherlich konnte J ihren hohen Eiweil3gehalt nicht verwertbar machte. Die Verminderung des'Alkaloidgehaltes; also die erbliche Umwandlung der Bitterlupine in eine SuBlupine gelang vor 30 Jahren Reinhold auch die?Alge Chlorella, deren photosynthetische Leistungsfahigkeit in Abhangigkeit von den Kulturbedingungen die Ertrage unserer besten hoheren Kulturpflanzen um das Vielfache i ber- 3. Jahrgang, Heft 0/7/8 DIITTEILUNGSBLATT trifft, noch weiter . durch die Selektion von Stammen, die die Sonnenenergie 'besser aus- nutzen, in ihrer Produktion von Kohlenhydraten, Fett und EiweiB gesteigert werden und da- mit ganz neuG Moglichkeiten der Erweiterung der Nahrungsgrundlage schaffen, falls dies einmal erforderlich werden sollte. Schliel3lich kann man sich vorstellen, daB such Bakterien, die als Symbionten unserer Kulturpflanzen von Bedeutung sind, eines Tages'selbst zu Kultur- pflanzen werden ..konnen, wenn sie durch den Willen des Menschen in einer zweckbestimmten Richtung entwickelt werden: Hier liegt ein grol3es Feld kQnftiger biologischer Arbeit im weiten Rahmen der Kullurpflanzenforschung vor uns, das 'wiede~um in der Gemeinschaft von Mikio- biologen, Genetikern und Physiologen seine besten Ergaebnisse zeigen wird. Solche praktisch nutzbaren Probleme der Kul- turpflanzenforschung gibs es sicherlich in grofier - Zahl. An ihrer Losung zu arbeiten wird um so leichter sein, je besser die theoretischen Grund- lagen der Biologic verstanden werden, insonder- heit die.Fragen der erblichen Variabilitat und damit der Formbarkeit der Organismen. Diese in ihren stofflichen Grundlagen zu erkdnnen, also die chemisch-physiologischen und biochemischen Wirkungen der Erbanlagen auf ihrem Wege zum gepragten Merkmal und zur gebildeten Eigen- schaft zu verstehen, 1st ein Gebot moderner na- turwissenschaftlicher Forschung, in seiner Be- deutung vergieichbar den Untersuchungen, die uns zur Erkenntnis vom Bau der Atome'und der Wirkung atomarer Krafte gefuhrt haben. Die Bedeutung der Kulturpflanzenforschung fur die kunftige Entwicklung der menschlichen Ge- sellschaft kann wohl nicht besser begrindet werden als mit dem? Hinweis auf die bane Frage, ob die auf der Welt vorhandene und mog- liche Nahrungsgrundlage mit dm unaufhalt- samen Anwachsen der menschlichen Population Schritt halten kann. Die Weltbevolkerung be- tragt gegenwartig 2,7 Milliarden Menschen. Sic wachst stiindlich um 5000 Menschen und jahrlich um 43 Millionen. Sic wird sich am Ende des Jahr- hunderts verdoppelt haben. Wieviele Menschen haben auf der Erde Raum? Wird es Brot fur alle 129 esich in geometrischer Progression vermehren, die Nahrungsproduktion dagegen ? in arithme- trischer Progression steigt. Wenngleich heute als gesichert gelten kann, daB die These von Mal- thus widerlegt 1st, well von ihm die Moglichkeiten der Nahrwerterzeugung nicht ubersehen werden konnten und in den letzten 100 Jahren eine An- zahl wichtiger Entdeckungen gemacht wurden, deren Anwendung die Nahrungsproduktion in ' manchen L'andern schneller steigen 13e13 als den Bevolkerungszuwachs, mnssen wir uns den- 0 noch vor oberflachlichem Optimismus hi ten und nicht glauben, daB sich dieses entscheidende Problem der Menschheit von selbst erledige oder uns nichts mehr anginge, well sich kunftige Generationeri damit ai seinanderzusetzen haben. "Es bedarf vielmehr sofort grof3tei Anstrengungell und einer weitschauenden Planung. im WeltmaB- stab, um alle Voraussetzungen_ zu schaffeu. damit 'Oberschuf3gebiete ihre Produkte an Mangel- gebiete abgeben und diese wieder hierdurch zu leistungsfahigen Gebieten entwickelt werden, damit sic in der Produktion von Nahrung mit dem Bevolkerungszuwachs Schritt halten. Denn 'gerade die entwicklungsfahigen Zonen unserer Erde sind diejenigen des starksten Geburten- uberschusses, wahrend mit steigendem Wohl- stand in der Regel der Bevolker ungszuwachs nachlaBt oder ganz zum Stillstand kommt. Die Steigerung der Leistungsfahigkeit unserer Kulturpflanzen und Haustiere und die Kontrolle der Entwicklung der Erdbevolkerung sind grol3e biologische Aufgaben, die von~gesellschaftlichen und damit politischen Problemen, nicht zu trennen sind. Sic konnen nicht einseitig gelost werden, sondern bedurfen des Zusammemvirkens einor Mehrzahl von MaBnahmen. Fur den Forscher steht dabei im Vordergrund das stete Bemuhen uni die Vermehrung wissen- schaftlicher Erkenntnisse auf allen Teilgebieten der Biologic; die ihn den lebenden Organismus in allen Funktionen und Leistungen immer' besser verstehen laBt. Erst die Klarung der wissen- schaftlichen Grundlagen der Lebensprozesse er- moglicht ihre Ausnutzung zum Wohle der Men- schen, und es ist eine wichtige und vordring- liche Aufgabe, das grolle Reservoir biologischer' Erkenntnisse standig welter zu fallen, um es dann fur seine Anwendung in der Praxis' auszu- schopfen. Dazu gehort aber auch die Verbreitung wissen- schaftlicher Ergebnisse in immer grof3eren Krei- sen einer Bevolkerung durch ein vollkommenes System von Bildungsanstalten und Bildungs= moglichkeiten, denn die tJberwindung des Nicht- geben, oder werden bei gleichmaBiger Zunahme' 0 der Weltbevolkerung eines Tages noch mehr Menschen hungern und schlieBlich verhungern? Wohl selten 1st aber em so wichtiges und grolies Problem so viel Gegensatzliches gesagt worden wie giber die Frage der Beziehung von Nahrungs- grundlage zum Bevolkerungszuwachs, seit Mal- thus vor 150 Jahren lehrte, daB -die Menschen 13 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 130 MITTEILUNGSBLATT 3, Jahrgang, Heft 6/7/8. wissens ist eines der wirksamsten Mittel zur Erreichung des Wohlstandes auf dieser Erde. Wir wissen, mit welchem Ernst und'welcher Zuver- sicht sick die noch entwicklungsfahigen Volker um die Verbesserung des ?Bildungswesens be- muhen, wir wissen aber auch, vie weit noch hoch- zivilisierte Volker davon entfernt sind, das geistige Kapital in den Kopfen ihrer Menschen volt zu enthalten and zu nutzen. Dariiber hinaus beri hren sich Wissenschaft and Wirtschaft in ihrem Bemuhen um.eine Steige- rung der Nahrungsproduktion in engster Weise, and wenn wir diese Frage stellen, durch welche MaBnahmen in der Welt die Gefahr? des Hungers wohl beseitigt werden konnte, so sind es in erster Linie technische Entwicklungen, die eine Voraus-, setzung fur die immer breitere Anwendung aller? Erkenntnisse der Kulturpflanzenforschung sind. DieMoglichkeiten, denNahrungsraum auf unserer Erde zu erweitern, sind bei dem gegenwartigen Stand der Entwicklung der Volker verschiedener? Art, wobei die Mobilisierung der vorhandenen Reserven an erster Stelle stehit Wie schnell sich diese Reserven mobilisieren lassen, gehort in den Bereich der Arbeit der Staatsmanner and Poli- tiker. Es sind schwerwiegende Probleme, die sicherlich nur auf der Grundlage des guten Wil- lens and eines woblausgebauten Systems der gegenseitigen Hilfe gelost werden konnen. Bei einer also mehr theoretischen Betrachtung dessen, was geschehen kann, dirfen wir nie ver- gessen, daB sich der groBte Teil der Landwirt- schaft auf unserer Erde noch im Zustand primi- tiver Landwirtschaft oder bestenfalls des 'tJber- gangs von primitiver zu moderner Landwirt- schaft befindet. Bei vorsichtiger Schatzung ist anzunehmen, daB die Ackerflache der Erde ohne Schaden noch auf das Doppelte der heutigen Flache ver?mehrt werden kann. Die Urbar- machung groper Gebiete, die genugend Wasser enthalten, spielt im dicht bevolkerten Europa kaum noch eine Rolle, sie ist auf Asien and manche Gebiete der Tropen beschrankt,. die nur zu einem Bruchteil landwirtschaftlich genutzt werden. Hier kann mit Hilfe agrotechnischer MaBnahmen Neuland durch Umbruch and Kulti- vierung geschaffen werden. Ahnlich'es gilt fur die groBen Trockengebiete dieser Erde, die durch die Anlage von Staudammen im MUndungs- gebiet, im Mittellauf and im Quellgebiet der gro- Ben Strome in fruchtbar?e Regionen verwandelt werden konnen. Nur ein geringer Prozentsatz der in diesen Stromen zum Meer abflieBenden Wassermenge wird heute genutzt, and Lander vie Agypten, China, Indien u. a. lassen die gro- Ben Moglichkeiten in der Erweiterung der Nah- rungsproduktion erkennen, die eine Bandigung der groBen Strome bewirken konnte. Aber die Gewinnung von Neuland durch Um- bruch and Bewasserung steht nicht einmal im Vordergrund bei alien Jberlegungen, tvie die" Nahrungsgrundlage bis zum Ende dieses Jahr- hunderts bei eines Verdoppelung der Weltbevol- . kerung zu entwickeln sei. Das Hauptproblem besteht in einer Steigerung der Hektarertrage auf den schon landwirtschaft-" Lich genutzten Flachen, also die Erreichung einer? entsprechend den jeweiligen Bedingungen hoch- sten Intensitatsstufe. Sic kann unter Ausnutzung vieler schon langst bekannter wissenschaftlicher?._ Tatsachen herbeigefuhrt werden. ' Einmal durch die Verbesserung der Bodenbear- beitung and der Pflege der Kulturen durch den zunehmenden Einsatz von landwirtschaftliclien Maschinen. Hier liegen bedei tende Reserven, wenn man bedenkt, daB groBe Teile der Welt noch mit primitiven Handgeraten bearbeitet werden. Zwertens durch erne rmmer bessere An- wendung der Erkenntnisse der Agrikulturchemie zur Erhaltung and Steigerung der Bodenfrucht- barkeit durch die Zufuhr von Pflanzennahr?- stoffen, die nur in ganz wenigen Teilen der Welt, wie etwa in Japan, in annahernd ausreichendem MaBe gegeben werden. Dabei ist der Nahrstoff- versorgung der Wiesen and der Weiden besondere Aufinerksamkeit zu schenken. Das Studium der Wirkung einzelner Nahrstoffe, die Entwicklung der Dungemittelindustrie and die ErschlieBung naturlicher Lagerstatten werden uns auf lange Sicht von der Gefahr des Hungers befreien konnen. Drittens durch die Anwendung der Er- gebnisse der Pflanzenzuchtung and die Bereit- stellung ertragreicher Sorten unserer Kultur?- pflanzen, die den jeweiligen Umweltverhalt- nissen am besten angepaBt 'sind, and die re- " sistent sind gegen pflanzliche and tierische Krankheitserreger. Viertens schlieBlich wird eine weitere indirekte Ertragssteigerung aller landwirtschaftlich genutzten Flachen moglich " sein, wenn es gelingt, die durch das, Studium der Krankheitserreger gefundenen Bekamp- fungsmaBnahmen in groBem MaBstab and mit technischen Hilfsmitteln anzuwenden, mit denen die sonst hohen Verluste auf den genutzten " Flachen vermieden werden, and wenn weiter- hin die Vorrate an Ernteprodukten durch ge-- eignete MaBnahmen der richtigen Lagerung - and Aufbewahrung in vollem MaBe ihrer Ver wendung zugefuhrt werden.. Die Steigerung der Pflanzenproduktion auf der 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse der Kulturpflanzenforschung durch die Entwicklung .technischer and industrieller Einrichtungen wird eine Steigerung der Produktion tierisaher Er- zeugnisse zur unmittelbaren Folge haben. Auch hier konnen noch ungeahnte Reserven mobili- siert werden and viele neue Ergebnisse der Wissenschaft Anwendung linden, Bedenken wir nur, welche unerschopfliche QueUe an tierischem EiweiB die groBen Meere unserer Erde darstellen, die nur an kUstennahen Gebieten bisher ge- nutzt wind. Damit sind aber langst nicht ally ~Idglichkeiten, die uns zur Steigerung der Nahrungsproduktion zur Verfugung stehen, genannt. Die Reserven sind groB and ,konnten uns zu einer durchaus optimistischen Haltung veranlassen, wenn man ernsthaft beginnen wurde, sies zu nutzen. Es handelt sich ja nicht allein darum, den ersten Bevolkerungszuwachs auf der- Erde 'mitzuer- nahren, sondern vordringlich darum, etwa der' Halfte der auf der Erde lebenden Menschenraus- reichende Nahrung zur Verfugung zu stellen, die sic bisher nicht erhalt.= Auch findet die Erweiterung deg Idahrungsumes durch Landgewinnung in vielen dfcIttbevolkertn Landern, also auch bei uns in beutschland, eine Grenze durch den hohen Bedarf an Wohn? raum, an Erholungsgebieten and an Schutzgebie- ten fur eine moglichst ursprungliche und,natir- liche Landschaft, auf die wir nicht verzichten konnen im Interesse der Volksgesundheit and der Wissenschaft and um der Wurde des Menschen willen. Die Forderung nach einer-umfassenden Raumplanung wird daher immer dringender? damit Fehlplanungen groBen Stlit ve'n deq? werden, wie sic sich heute schon her and da auf der Welt bemerkbar machen. Zu diesen groBen Fehlleistungen der Menschheit gehort aber auch die Investition von Milliarden ? in unfruchtbaren Rustungsunternehmungen and . militarischen Einrichtungen,'anstatt diese Aus- gaben. durch eindeutige Abmachungen inter' national auf ;ein Minimum zu besehranken and 131 die damit freiwerdenden Mittel endlich fur die Gewinnung von Wohnraum, von Kulturland, von Nahrung and fur die Forderung der Wissen- schaft einzusetzen. Erst wenn dieser Zeitpunkt gekommen sein wird, konnter} wir dem Problem des Wettlaufs zwischen Bevolkerungszuwachs and Erweiterung der Nahrungsbasis nut einiger Aussicht auf eine befriedigendeLosung entgegen- sehen. In den entwicklungsfahigen Landern aber, in denen die Nahrungsproduktion fur Ydie nachste Zukunft noch nicht mit dem Bevolkerungszu- wachs Schritt halten kann, werden noch weitere biologische and medizinisch-hygienische Er- kenntnisse Verbreitung linden mussen, die in China schon heute aims der groBen Serge fur die. gesundheit des ?Volkes diskutiert werden, die 'ragen einer verantwortungsbewuBtenGeburten- kontrolle. Paine Losung dieser vielfaltigen Aufgaben, an denen die Bedeutung derv Kulturpflanzenfor- schung im weitesten Sinn' immer wieder er- kennbar ist, wird nur Schritt fur Schritt moglich sein. Sic wird ihre tiefe Befriedigung in dem Weg zu dem hochsten Ziel finden, das wir alle vor Augen haben: der Achtung des Krieges and der Geburt des Friedens auf dieser noch so friedlosen and unvollkommenen Erde. Diese unausloschliche Wahrheit zu erkennen and ihr durch seine Arbeit zu dienen, erfullt d`en Forscher bei alien Widerstanden, die sich ihm auf diesem Wege entgegenstellen, mit der ruhigen GewiBheit von dem guten Sinn seiner Arbeit, ttnd er mag sich eines Wortes erinnern, das Gott- z id Ephraim Lessing einsf geschrieben hat: ?Njcht die Wahrheit, in deren Besitz irgendein T4nsch ist, oder zu sein vermeinet, sondern die aufrichtige Mi he, die er angewandt hat, hinter die Wahrheit zu kommen, macht den Wert des _ Menschen. Denn nicht durch'den Besitz,, sondern durch die Nachforschung der Wahrheit erweitern sich seine Krafte, worin allein seine immer wachsende Vollkommenheit bestehet" ? 0 ? Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 132 MITTEILUNGSBLATT AnschlieBend erfolgte die feierliche Uberrei- chung der Leibniz-Medaillen. Von der Deutschen Akademie der Wissenschaf ten zu Berlin wurden ausgezeichnet: Herr Arthur Munch, Karl-Marx-Stadt, in Anerkennung seiner Verdienste um die Er- forschung der vielgestaltigen, geologisch bedeut- samen Graptolithen; Herr Max Volk, Steinach/Thuringen, in Anerkennung seiner Verdienste um die grund- legendc Erforschung des Thiringer Oberdevons and des Phycodenschiefers; Herr Oberstudiendirektor i. R. Dr. Karl Hoh- mann, Eichwalde b. Berlin, in Anerkennung seiner Verdienste um die Erforschung der Vor- und Fruhgeschichte der 'Mark Brandenburg. Vizeprasident Prof. Dr. W. Friedrich schloB die Feier des Leibniz-Tages mit einem Dank an die Regierung der Deutschen Demokratischen Repu- blik fur die groBzugige Forderung von Wissen schaft and Forschung. Max Volk 3. Jahrgang, Heft 8/7/8 Karl Hohmann 3. Jahrgang, Heft 8/7/8 MITTEILUNGSBLATT 133 Beschlul3 des Plenums der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin fiber die Bildung and Tatig- keit der Fa tse~ungcgemQinsehpft der naturwlssenschaftlichen, technischen and medizlnischen In- st4tuta list' Atutjgn AkademlQ der Wissenschaften zu Berlin vom 16. Mai 1957 Pict ~V~S?e%Fhatt laid ?hie Aswendurigeii be. ? iLCtA heute das geietige and kult ueuo T~eben ? der Volker and jedes einzelnen vie aie zuvor. Von den Ergebit ssen der Forsrhui g, angewandt in Tethnik, Medizii pnd Wirtschaft, erhofft eine standig wachsende Bevolkerung der Erde bessere Ernahrung, gesteigerte Lebenserwartung, reichere Lebenshaltung and die Moglichkeit zur Befriedigung hoherer kultureller l~edi rfnisse. Fruchtbare Anregungen fur eine breite Entwick- lurg un~ fur die ErschlieBung neuer praktischer Moglichkeiten kann allerdings nur eine Wissen- schaft gewahren, die primer auf breiter Basis Erkenninisse sucht and diese auch auf die Lo- sung von Tagesfragen and auf weiter gespannte Aufgaben anwendet, ohne Bich jedoch vollig durch unmittelbar erkennbaren Zweck and Nut- zen leiten zu lassen. Niemals darf indes uber- sehen werden, daB in alien Bereichen der For- schung hochgezuchteter Individualismus auf ge- fahrliche Irrwege der Entwicklung fuhren kann. Es ist daher notig, das Gefuhl der Verantwort- lichkeit bei alien denen zu scharfen, die Wissen- schaft treiben, amvenden and fordern. Den rechten Weg zeigt die Besinnung auf die Einheit der Wissenschaft. Die Akademie gewinnt dabei in der Bewahrung ihrer alten Traditionen einen neuen lebendigen Auftrag. Die bisher geubte Verteilung der naturwissen- schaftlichen, technischen and medizinischen In- stitute auf einzelne Klassen stand der Verwirk- lichung dieser Aufgabe der Akademie oft ernst- haft im Wege. Im besonderen erwuchs aus ihr den Klassen eine schwere Belastung an Verwal? tungsarbeiten. AuBerdem war ein wirksames Zu? sammenschalten von Instituten verschiedener Klassen zu gemeinsamer Arbeit kaum zu er. reichen. Genieinschaftsarbeiten sind aber in der Regel unentbehrlich fur die erfolgreiche Losung ? von wissenschaftlich and volkswirtschaftlich not" wendigen Arbeiten, 'or allem bei Schwerpunkt- arbeiter groBer Aktualitat Aus diesem Grunde nerden tiie naturwisse~? schaftlichen. technischen and-medizinischen In.' stitute der Akademie zu einer Forschungsgemein. shaft zusammengeacMosceit. ~.ine gerechte l; eriic1taichtigung der Bedurfnisso ?blj ?ocschung, xechnilt' and Volkswirtschaft ~'iFd $ad>arclt hrleistet, daB in der jeituiRg der Forschungsgemeinschaft Wissenschaftler ge- meinsam mit Vertretern der Regierung der Deut- schen Demokratischen Republik entscheiden. I. (1) Mit Wirkung vom 1. Juli 1957 wird die For- schungsgemeinschaft der naturwissenschaf tlichen, technischen and medizinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaf ten zu Berlin als Einrichtung der Akademie im Sinne des ? 3, Abs. 1, ihres Statuts gebildet. (2) In dieser Gemeinschaft werden die natur- wissenschaftlichen. technischen and medizi- nischen Forsehungsstatten der Akademie zu- sammengefaBt. II. (1) Der Forschungsgemeinschaft werden fur die in ihr zusammengeschlossenen Forschungsstatten die nach dem Statut der Akademie deco erweiter- ten Presidium and den Klassen zugewiesenen Aufgaben der Beratung and BesdhluBfassung uber den wissenschaftlichen Arbeitsplan, den Haushaltsplan and den Investitionsplan sowie die ltberprufung ihrer Durchfuhrung uber- tragen. (2) Zur Durchfuhrung der in Absatz 1 gekenn- zeichneten Aufgaben kann die Forschungs- gemeinschaft die Einrichtungen der Akademie in dem erforderlichen Umfang in Anspruch neh- men. III. Die Forschungsgerneinschaft hat ein Kur_atorium and einen Vorstand. IV. (1) Das Kuratorium soil bis zu 30 Mitglieder urn- fassen. Mindestens die Hi lfte der Mitglieder des Kuratoriums mussen Mitglieder der Akademie, sein. (2) Die Mitglieder des Kuratoriums werden im Einvernehmen mit dem Presidium der Akademie von dem Mini'sterprasidenten bzw. seinem fur die Angelegenheiten der Akademie zustandigen Stell- vertreter berufen. (3) tie Mitglieder des Kuratoriums werden fur einen Zeitraum von vier Jahren berufen. Ihre \\'iederberufung 1st zulassig. Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 134 MITTEILIJNGSBLATT (4) Aus dem Kreise seiner Mitglieder wahlt das Kuratorium den Vorsitzenden, der Mitglied der Akademie sein mu(3. '(5) Zu den Sitzungen des Kuratoriums durfen die Mitglieder keinen Vertreter entsenden. Ober Ausnahmen entscheidet der Vorsitzende. V. (1) Die Geschafte der Forschungsgemeinschaft fuhrt der Vorstand. Er besteht aus dem Vor- sitzenden des Kuratoriums and einer Reihe wei- terer Mitglieder des Kuratoriums, welche Mit- glieder der Akademie oder Direktoren von In- stituted der Akademie sein mussen. Diese wei- teren Vorstandsmitglieder werden vom Kurato- rium bestellt. Ihre Zahl soil so bemessen sein, dali der Vorstand seine farhlichen and organisato- rischen Aufgaben erfullen kann, Der Vorsitzende des Kuratoriums soil zugleich den Vorsitz im Vorstand der Forschungsgemeinschaft fiihren. (2) Der Vorstand hat die erforderlichen wissen- schaftlichen and organisatorischen Verbindungen mit dem Plenum, dem Presidium and den Klas- sen der Akademie, mit der Regierung der Deut- schen Demokratischen Republik and mit anderen Institutionen zu unterhalten. (3) 'Ober die Arbeit der Forschungsgemeinschaft wird im Rahmen des Berichtes der Akademie am Leibniz-Tag Rechenschaft abgelegt. VI. (1) Zur Durchfuhrung ihrer Aufgaben steht dem Kuratorium and dem Vorstand das wissenschaft- liche Sekretariat der Forschungsgemeinschaft zur Verfugung. (2) Das Kuratorium 'bestimmt die Struktur des wissenschaftlichen Sekretariats im Einverneh- men mit dem,Prasidium der Akademie.. (3) Das Kuratorium beruft den Leiter des wissen- schaftlichen Sekretariats and seinen Stellver- treter im Einvernehmen mit dem Ministerprasi- denten bzw. seinem fur die Angelegenheiten der Akademie zustandigen Stellvertreter. (4) Der Leiter des wissenschaftlichen Sekretariats and sein Stellvertreter nehmen an den Bera- tungen des Kuratoriums and des Vorstandes teil. VII, (1) Die Arbeitsweise des Kuratoriums, des Vor- standes irnd des wissenschaftlichen Sekretariats der Forschungsgemeinschaft werden Burch die vom Kuratorium auszuarbeitende Geschaftsord- nung geregelt, die' der Bestatigung durch das Presidium bedarf. 3, Jahrgang, Heft 6/7/8 (2) Die Bestimmung des ? 40 des Statuts der Deutschen Akademie der Wissenschaf ten zu Berlin vom 17. Juni 194' findet auf die For- " schungsgemeinschaft sinngema13 Anwendung.. Berlin, den 16. Mai 1957 Der Stellvertreter'des Vorsitzenden des Minister- rates, Herr F. Selbmann, bestatigte mit Schrei- ben vom 20. Mai 1957 diesen Beschlut3 des Plenums der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin. Mit Einverstandnis des Presidiums der Deut- schen Akademie der Wissenschaf ten zu Berlin berief der Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates, Herr F. Selbmann, am 31. Mai 1957 zu Mitgliedern des Kuratoriums der Forschungs- gemeinschaf t die Herren Akademiemitglieder Prof. Dr. H. Bertsch Prof, F. Oelllner Prof. Dr. Th. Brugsch Prof, Dr. E. Rammler Prof. Dr. E. Correns Prof. Dr. R. Rompe Prof. Dr. F. Deubel Prof. Dr. K. Schroder Prof, Dr. F. Eisenkolb Prof. Dr. M. Steenbeck Prof. Dr. H. Fruhauf Prof. Dr, H. Stubbe Prof, Dr. H. Knoll Prof. Dr. P. A. Thiessen Prof. Dr, E. Maurer Prof, Dr, E. Thilo and Herrn H. Grosse, Stellvertreter des Ministers fur Schwermaschinenbau, Herrn H. Wunderlich, Minister fur Allge-. meinen Maschinenbau, Herrn Dr. G. Panning, Leiter der zentralen Abteilung. Entwicklung der chemischen In- dustrie im Ministerium fur chemische In- dustrie, Herrn J. Kier, Staatssekretar? im Ministerium fur Kohle and Energie, Herrn K. Kempny, Stellvertreter des Ministers fur Berg- and Huttenwesen, Herrn Dr. W. Feldmann; Minister fur Leicht- industrie, Herrn G. Kosel, Staatssekretar im Minissterium fur Aufbau and 1. Stellvertreter des Mi- nisters fur Aufbau, Herrn Dr. W. Girnus; Staatssekretar fur Hoch- schulwesen, Herrn K. Rambusch, Leiter des Amtes fur Kernforschung and Kerntechnik, Frau Prof. Dr. K. Boll-Dornberger, Leiterin der Arbeitsstelle fur Kristallstrukturanalyse, 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSI3LATT Herrn Prof. Dr, H. Gummel,, Arztlicher Direk- tor am Institut fur Medizin and Biologie, Geschwulstklinik, Herrn Prof, Dr. H. Klare, Stellvertretender Direktor des Instituts fur Faserstoff-For- schung, Herrn Dr. H. Janke, Direktor des Instituts fur Geratebau, Herrn Dr. H. Neels,, Stellvert~etei? des Direktors des Instituts fur physikalische Chemie. Das Kuratorium .der Forschungsgemeinschaft wahlte auf seiner k'onstituierenden Sitzung am 24. 6. 1957 den Vorstand unter Vorsitz des Vize- presidenten Prof. Dr. H. Fruhauf: Akademiemitglied Prof. Dr. Robert Rompe Akademiemitglied Prof. Dr. Kurt Schroder Akademiemitglied Prof. Dr. Erich Thilo Prof. Dr. Hans Gummel Dr. Hermann Neels. Zum Leiter des wissenschaftlichen Sekretariats wurde in der gleichen Sitzung Dr. H. Wittbrodt gewahlt. Einrichtungen der Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen and medi- zinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin: Potsdam-Telegraphenberg Sternwarte Babelsberg Potsdam-Babelsberg . Sternwarte .Sonneberg Sonneberg/Thiringen 2 m-Spiegelteleskop-Institut Tautenburg b? Jena Astro-Sektor Astrophysikalisches Observatorium Mathematischer Sektor Forschurigsinstitut fur Mathematik Berlin ' Abt. Reine.Mathematik and Editionen Abt. Angewan'dte Mathematik Physikalischer Sektor Heinrich-Hertz-Institr Berlin-Adlershof Institut fur Optik and Spektroskopie Berlin-Adlershof 135 Institut fur Strahlungsquellen Berlin Aulienstelle Hiddensee Arbeitsgruppe fur Lumineszenz-Forschung Liebenwalde Institut fur Gasentladungsphysik Greifswald Institut fur Festkorperforschung Berlin, Institut fur Kristallphysik Berlin-Adlershof Kernphysikalisches Institut Zeuthen-Miersdorf Institut fur magnetische Werkstoffe Jena Arbeitsstelle fur Tieftemperaturphysik Dresden Technischer ?Sektor Institut fur Technologie der Fasern Dresden Arbeitsstelle fur Regel- and Steuerungstechnik Dresden Institut fur Geratebau Berlin-Oberschoneweide Geologisch-Geophysikalischer Sektor Institut fur Bodendynamik and Erdbeben- forschung Jena Geodatisches Institut Potsdam Institut fur physikalische Hydrographie Berlin-Friedrichshagen Geotektonisches Institut Berlin . Geomagnetisches Institut Potsdam Arbeitsstelle fur Palaobotanik and Kohlen- kunde Berlin Arbeitsstelle fur praktisclie Geologie Jena Cheinischer Sektor Institut fur anorganische Chemie Berlin-Adlershof Institut fur organische Chemie Berlin-Adlershof Arbeitsbereich -Grenzflaehenaktive Stolle and Fette Arbeitsbereich,Vor- and Zwischenprodukte. Laboratorium fur Kunststoffe Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 136 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7;8 Institut fur Faserstoff-Forschung Teltow-Seehof Institut fur Katalyseforschung Arbeitsbereich Organische Katalyse Rostock Arbeitsbereich Anorganische Katalyse Rostock Arbeitsstelle fur Komplexchemie Jena Physikalisch-Chemischer Sektor Institut fur physikalische Chemie Berlin-Niederschoneweide Institut fur angewandte Silikatforschung Berlin Arbeitsstelle fur Kristallstrukturanalyse Berlin-Adlershof Arbeitsstelle fur Mineralsalzforschung Berlin-Adlershof Medizinisch-Biologischer Sektor Institut fur Medizin and Biologie Berlin-Buck Arbeitsbereich Physik Arbeitsbereich Biochemie Arbeitsbereich Biologie Arbeitsbereich Pharmakologie Arbeitsbereich Angewandte Isotopen- forschung Arbeitsbereich Klinische Medizin (Geschwulstklinik) Institut fur vergleichende Pathologie Berlin Arbeitsstelle fur Kreislaufforschung Arbeitsgruppe Prof. Dr. P. Kokkalis Berlin-Friedrichshain Arbeitsgruppe Prof. Dr. A. Wollenberger Berlin-Buch Institut fur Ernahrung Potsdam-Rehbrucke Arbeitsstelle fur experimentelle and angewandte Psychologie Berlin Institut. fur Mikrobiologie and experimentelle Therapie Jena Botanisch-Biologischer Sektor Institut fur Kulturpflanzenforschung Gatersleben Am 6. Juni 1957 wahlte das Plenum der Deut- schen Akademie der Wissenschaf ten zit Berlin- Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruhauf zum Vizeprasidenten der Deutschen Akademie der Wissenscha f ten zu Berlin. Die Wahl wurde vom Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates,- Herrn Fritz Selbmann, bettitigt. Auf Grund des Beschlusses des Plenums der Deutschen Aka- demie der Wissenscha f ten zu Berlin vain 16. Mai 1957 uber die Bildung and Tatigkeit der ?For- schungsgemeinschaft der naturwissenschaft- lichen, technischen and medizinischen Institute" - und nach Zustimmung durch das Presidium wurde Prof. Dr. Hans Fruhauf mit Datum vom 15. Juni 1957 als Mitglied in das Kuratorium der ?Forschungsgemeinschaft" berufen and in seiner konstituierenden Sitzung am 24. Juni 1957 von diesem Gremium zum Vorsitzenden des Kura- toriums and des Vorstandes der ?Forschiirigs- gemeinschaft" gewehlt. Akadeiniemitglied Prof. Dr. Hans Fr~hauf 3. Jahrgang, Heft 8/7/8 MITTEILUNGSBLATT Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruhauf ist Professor mit Lehrstuhl fur Schwachstrom- technik, Direktor des Instituts fur Hochfrequenz- technik and Elektronenrohren and Prorektor fur das Fernstudium an der Technischen Hochschule in Dresden, Mitglied der wissenschaftlich-tech- nischen Beirate im Ministerium fur allgemeinen Maschinenbau and der Kammer der Technik, Mit- glied des Vorstandes der Physikalischen Gesell- schaft and Leiter des Arbeitskreises ?Funksende- und Empfangstechnik", 1951 ausgezeichnet mit dem Nationalpreis uhd 1953 niit dem Vater- landischen yerdienstorden. Akademiemitglied Hans Fruhauf wurde 1904 in Pforzheim geboren and legte in Stuttgart sein Abitur am humanistischen Gymnasium ab. Der Reifeprufung schlossen sich 11/2 Jahre prak- tischer Tatigkeit in elektrotechnischen Betrieben Suddeutschlands an. 1924 nahm Hans Fruhauf dStudium der Elektrotechnik an der Tech- nischen Hochschule Stuttgart auf, wobei er spe- ziell das Gebiet der Schwachstrom- and Hoch- frequenztechnik auswahlte. Der Diplomprufung ?mit Auszeichnung" schloB sich die Assistenten- zeit am Institut fur Schwachstromtechnik an der Technischen Hochschule Stuttgart an, die ihren Abschluli mit der Doktordissertation uber eine selbst erfundene McBmethode wiederum mit dem Pradikat ?Mit Auszeichnung bestanden" fand. Es folgten Lehrauftrage vor allem fur die Gebiete Radiotechnik and McBtechnik mit der Leitung des dazu gehorenden Laboratoriums an der gleichen TH. Nach 1933 muf3te Prof. Dr. Hans Fruhauf seine Lehrtatigkeit unterbrechen. In den darauf folgenden Jahren war er Laboratoriums- Ieiter, Konstruktionsleiter, Chefingenieur, Pro- kurist, Technischer Direktor and Geschafts- fuhrer in der Schwachstromtechnischen In- dustrie. Nach 1945 war Hr.. Fruhauf zunachst mal3gebend bei der Grundung and beim Aufbau des Betriebes ?Stern-Radio-Rochlitz" beteiligt and wurde anschliefiend mit dem Aufbau der wissenschaftlichen and technischen Einrichtun- gen der volkseigenen Vereinigung RFT betraut, in der er als wissenschaftlicher Leiter and Direk- tor tatig war. Im Rahmen dieser Arbeit begrun- dete Akademiemitglied Fruhauf Zentrallabora- torien fur Fernmelde-, fur Hochfrequenz-, fur Rohren- and McBgeratetechnik and forderte kontinuierlich ihren Ausbau. 1950 wurde Hans Fruhauf als ordentlicher Pro- fessor an die Technische Hochschule Dresden be- rufen. Auf Grund seiner Initiative and unter seiner Leitung entstand and arbeitet heute das Institut fur Hochfrequenztechnik and Elek- 137 tronenrohren an der TH Dresden. 1953 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaf ten zu Berlin ge- wahlt. Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruh- auf gehort zu den Gelehi'ten-Personlichkeiten, die die Wissenschaft niemals als Selbstzweck be- treiben. Er bezeichnet es als ?eine der wesent- lichen Aufgaben der wissenschaftlichen For- schung, noch bestehende Lucken ausfindig zu machen and sich daraus ergebende neue Probleme zu hearbeiten. Hierfur ist der internationale Stand der Wissenschaft als Ausgangspunkt an- zusehen". Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruh- auf zeichnet sich durch ein ungdteiltes Interesse fur die Erfordernisse der Volkswirtschaft unserer Republik aus. Er aul3ert seine Meinung hierzu vie.folgt: .,Es steht auf3er Zweifel, data bei der Erhohung des Lebensstandards unserer Bevolkerung.der Steigerung der Arbeitsproduktivitat'auf_allen ? Gebieten unserer industriellen Produktion eine entscheidende Bedeutung zukommt. Auch wenn wir den Buick nach den groBen Industrielandern der Welt richten, machen wir die Feststellung, ?daO dort ebenso, wenn auch unter gewissen an- deren Voraussetzungen, der Automatisierung and besonders den Fragen der Elektronik er- hohte Aufinerksamkeit geschenkt wird." Die Fragen, die uns alle gegenwartig besonders beschaftigen, beantwortet Akademiemitglied Prof. Dr. Hans Fruhauf in einer Weise, die fur uns Mitarbeiter der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin verbindlich ist: ..Vor zwolf Jahren war, es, da ging das Grauen and der Tod noch durch unser deutsches Land. In einer einzigen Nacht wurde .inter Anwendung ,herkommlicher Waffen` Dresden in Schutt and Asche gelegt. Die Stadt der Kunst und Wissen- schaft, die Kulturdenkmaler, unsere Technische Hochschule, sie waren in Trummer gegangen. 40 000 Tote lagen unter den Ruinen begraben. verbrannt, verblutet. Berlin, Hamburg, Nurn- berg, die Stadte des Rheinlandes and das Ruhr- gebiet hatten ein ahnliches Schicksal uber sich ergehen lassen mussen - unter der Auswirkung ,herkommlicher Waffen`. Zwolf Jahre sind inzwischen vergangen nach diesem Grauen. Heute wissen wir alle, daB durch die Weiterentwicklung' von Wissenschaft, and Technik, deren Ergebnisse sich auch die Kriegs- technik bedient, ein einziges GeschoB der neuen ,taktischent Kernwaffen ein viel groferes Grauen, eine groBere Vernichtung zustande bringen kann als vor zwolf. Jahren der massierte Einsatz ;her- kommlicher Waffen`; ja wir wissen, d?aB die Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 PA 00 0 138 Menge des auf der'Erde gestapelten Kernmate- rials, als Atomwaffen angewandt, bereits heute ausreichen vi rde, das Leben ganzer Kontinente zu vernichten. Wiederum bedroht, zwolf Jahre nach der Beendigung des grauenhaften Mordens in Europa mit ,herkommlichen Waffen', die Welt' eine neue, noch viel groflere Gefahr: Die Gefahr des Atommordens. Wir aber wollen nicht unter ' gehen, sondern mit Hilfe der friedlichen Nutzung der Atomenergie ein besseres and ein schoneres Leben aufbauen. Wer verantwortungsbewuBt als Deutscher die Entwicklung betrachtet, der weiB: Die Frage der Anwendung der Atomkrafte fur friedliclhe oder fur kriegerische Zwecke, das ist heute die Schick- salsf rage unseres deutschen Volkes, ja der Menschheit. Hier gibt es keine Meinungsverschie- denheiten unter den Deutschen! 18 weltbekannte westd-eutsche` Wissenschaftier' fia`oen sich mit ihrer von der Max-Planck-Gesellschaft am 12. April 1957 herausgebrachten Erklarung ein- deutig auf die Seite einer positiven Entscheidung dieser Schicksalsfrage and damit auf die Seite des Friedens gestellt. Dieses Fanal, diese Demon- stration des Gewissens hat die Welt aufhorchen lassen and auch diejenigen wachgeruttelt, die bisher vielleicht noch glaubten, Politik sei eine Sache der ,Politiker'. Wenn es um Leben oder Tod eines Volkes geht, hat das Volk and jeder einzelne mitzusprechen. Es kann kein Zweifel daruber bestehen, daB sich das Volk fur das MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 8/78 Am 20. Juni dieses Jahres wahlte das Plenum der Deutsche n. Akademie der Wissenschaften, zu Berlin Nationalpreistrager Akademiemitglied Prof. Dr. Gunther Rienacker zum Generalsekre tar der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Die Wahl wurde vom Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates, Herrn Fritz Selbmann, bestatigt. Leben entscheiden wird, gegen jene, die durch ein unverantwortliches ,Spiel' mit atomaren Waffen die Zukunft and das Leben des Volkes gefahr?den. Ich respektiere den Mut, den die 18 Atomwissen- schaftler durch ihre freimutige Erklarung offent- lich dokumentiert haben unter einer Regierung, die sich anschickt, atomare Waffen einzufuhren and mit ihrer Amvendung zu ,experimentieren'. Ich achte and schatze auch das offentliche Be- kenntnis, durch das 18 weltbekannte Wissen- schaftler der Welt gezeigt haben, daB Wissen nicht nur Macht ist, sondern daB Wissen auch? Verantwortung erheischt! Und wer ware; so muB man fragen, eher dazu berufen, an die Verant- wortung gegenuber unserem Volk, gegenuber der Menschheit, gegenuber dem Fortschritt 'zu appellieren, als der Wissenschaftler? Die Welt ist in letzter Minute aufgeruttelt. Funf Minuten vor Zwolf ist durch die Wissenschaft, als die kompe- tenteste Stelle, ein Fanal gegeben, das unser Volk, ja das vielleicht die Menschheit vor einem neuen Grauen, vielleicht sogar vor seinem end- gultigeh Untergang retten kann!" Akademiemitglied Prof. Dr. Gunther Rienacker' Akademiemitglied Prof: Dr. Gunther Rienacker wurde am 13. Mai 1904 in Bremen geboren., Er studierte an der Munchener Universitat and habilitierte sich fur anorganische Chemie 1936 in Freiburg bei Nobelpreistrager Prof. Dr. Stau- dinger.1937 erhielt er eine auflerordentliche Pro- fessur in Gottingen and 1942 wurde er Ordina- rius fur Chemie and Institutsdirektor an der'Uni- versitat Rostock. Seit 1954 wirkt er in gleicher Eigenschaft an der Humboldt-Universitat zu Berlin. Nach Kriegsende stellte sich Prof. Dr. Gunther Rienacker mit seiner ganzen Personlichkeit dem demokratischen Neuaufbau zur Verfugung. Von 1946-1948 war er der erste Rektor der Universi- 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLAT?T 139 tat Rostock, 1949 and 1951-1953 Prorektor.1946 wurde er Herausgeber der Zeitschrift fur an- organische Chemie. Die wissenschaftlichen Arbeiten Prof. Dr. Gunther Rienackers beschaftigen sich im wesent- lichen mit zwei grolien Problemkreisen. Einmal sind es Spezialfragen der analytischen Chemie. Seine Untersuchungen auf diesem Gebiet halten eine grofle Tradition aufrecht, die mit dem Le- benswerk beruhinter Gelehrter, wie z. B. mit Clemens Winkler, verbunden ist. Die Verdienste Prof. .Dr. Rienackers liegen im Prinzipiellen, well er sich entgegen gewissen Zeitstromungen and ohne Ri cksicht auf allgemeine Anerkennung ge- rade der experimentellen praktischen Arbeits- richtung in Forschung and Lehre widmete. All- gemein anerkannt sind vor allem die zahlreichen Arbeiten, die sich mit dem Problem der hetero- enen Katalyse beschaftigen.-Sie'igen durch- g weg die Bemuhungen, die Frage nach dem Wesen der katalytischen Vorgange an Oberflachen fester Stoffe aus dem Stadium der reinen Empiric her- auszuheben and auf eine echte tragfahige wissen- schaftltche Grundlage zu stellen. Wie hock die Bedeutung der Rienackerschen Arbeiten fur die systematisch arbeitende chemische Technik and die reine Grundlagenforsehung sind, geht ganz besonders aus der Tatsache hervor, daB seinerzeit fur diese Arbeiten and die Arbeiten auf dem Gebiet der organischen Katalyse (Prof. Langen- beck) von dem Ministerium fur Chemie, Steine and Erden in Rostock ein eigenes Institut er- richtet wurde, das jetzige Institut fur Katalyse- forschung der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin. Neben seiner Lehr- and Forschungstatigkeit zeichnet sich Akademiemitglied Prof. Dr. Rien- acker als hervorragender Organisator and Leiter von Verhandlungen aus. Als er 1953 zum ordent- lichen Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin gewahlt wurde, wurden in der Begrundung sein offener.und klarer Cha- rakter, seine unbedingto Sachlichkeit and seine nie' erlahmende Initiative besonders hervorge- hoben.1955 wurde er mit dem Nationalpreis aus- gezeichnet. Der Ruf Prof. Dr. Gunther Rienackers als einer der fuhrenden deutschen Chemiker auf dem Ge- biet der anorganischen Chemie, der sich weit fiber die deutschen Grenzen hinaus erstreckt, ge= winnt an Bedeutung, wenn man nur kurz die ge- sellschaftliche Tatigkeit Prof. Dr. Gunther Rien- ackers streift. Die vergangenen Jahre weisen ihn als Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Rostooks and spater des Landtages Mecklenburg and der Provisorischen Volkskammer aus. Er ist Mitglied des Prasidialrates des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands and wurde 1953 Vorsitzender der Gewerkschaft Wis- senschaft im Freien Deutschen Gewerkschafts- bund. - Mit Akademiemitglied Prof. Dr. Gunther Rien- acker wurde eine Pers6nlichkeit zum General- sekretar der Deutschen Akademie der Wissen- schaf ten zu Berlin berufen, die mit alien ihren Kraf ten an der Weltgeltung der deutschen Wissenschaft and an den Bemuhungen, ein fried- liebendes, demokratisches and einheitliches Deutschland zu schaffen, unmittelbaren Anteil hat. Zum 70. Geburtstag von Nobelpreistrager Akademiemitglied Prof. Dr. Gustav Hertz Bei dem Namen Hertz denkt jeder' an den groBen Entdecker 'der elektromagnetischen. Strahlen, dem wir die Grundlaga der wertvollen Erfln- dungen verdanken, die wir unter der Bezeich- nung Radiotechnik zusammenfassen. Von diesem Heinrich Hertz soil heute nicht die Rede sein; sondern von ?seinem Neffen Gustav Hertz, der auch ein groBer Physiker ist, obgleich seine SchoPfungen nicht in gleichem MaBe der All- gemeinheit bekannt sind. Aber in Physiker- kreisen nimmt er eine hervorragende Stellung ein and gilt als einer der besten lebenden Phy- siker ter alteren Generation. Er wird am 22. Ji li 70 Jahre alt and ist in guter Gesundheit and reger Tatigkeit. Ich will keine Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Beschreibung seines Lebensweges and auch keine Aufstellung seiner sehr zahlreichen Veroffent- lichungen geben. Beides findet man in den phy- sikalischen Fachzeitschriften, z. B. in den An- nalen der Physik, die ihm ein Sonderheft wid- men. Ich will lediglich zwei Spitzenleistungen nennen. Die erste fallt in die jungen Jahre, als er am Physikalischen Institut der Universitat Berlin die nahere Bekarintschaft von James Franck machte. Es entwickelte sich eine sehr fruchtbare Arbeitsgemeinschaft, da sich die Fahigkeiten der beiden'Forscher auf das glucklichste erganzten. Das Ergebnis ist alien Physikern bekannt unter dem Namen Franck-Hertz-Versuche, deren Er- Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 140 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 gebnis mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Sie beweisen den quantenhaften Energieuber-. gang von Elektronen zu Atomen und bilden eine handgreifliche Bestatigung der Bohrschen Atom- theorie. Die zweite groBe Leistung von Hertz ist prak- tischer Art. In der -Technischen Hochschule Berlin entwickelte er die Diffusionskaskade zur Trennung von Gasgemischen. Sie erlangte nach wenigen Jahren eine ungeahnte Bedeutung fur die Trennung der Uran-Isotope. Die Isolierung des Uran-Isotops vom Atomgewicht 235 ist un- entbehrlich fur den KernzerfallsprozeB, der die Welt heute im schlechten und guten Smne in Spannung halt. In der auslandischen Literatur wjrd der Name Hertz in diesem Zusammenhang meist nicht erwahnt, und das zu Unrecht. Nach dem Kriegsende 1945 folgte Gustav Hertz einer Einladung in die UdSSR. Seit 1954 nimmt er den ersten Lehrstuhl fur Physik an der Uni- versitat Leipzig em. Moge er seine Art, ph-ysi- kalisch zu denken und zu arbeiten, dem Nach- wuchs ubermitteln und so dazu beitragen, das Ansehen der deutschen Pliysiker in der Welt zu erhalten. Das wunschen wir ihm und uns.. Berlin, den 22. Juli 1957 - MAX VOLMER ht/~ rstattun der AkctdCmiedele dtlon LvlV ~i im Plenum uber die Reise in die Volksrepublik China Eindrucke eines Chemikers von einer China-Reise Unsere Reise begann mit dem schon fur sich allein sehr eindrucksvollen Flug uber die UdSSR mit den Zwischenstationen Wilna, Moskau, Swerdlowsk, Omsk, Nowosibirsk, Krasnojarsk, Irkutsk, uber die Mongolei mit der Station Sain ? shandar mitten in der Steppe und endete nach rund 46 Stunden, von denen wir etwa 26 in der Luft waren, plotzlich in Peking. Plotzlich darum, veil Peking in der Ebene direkt am Rand der sog. bis zu et~va 3000 m hohen Westberge liegt und man - noch vom Eindruck des Gebirges in Anspruch genommen - ganz plotzlich mit scharfer Kurvp nach Osten auf dem Flugplatz von Peking landet. Uberwaltigend ist der Eindruck der letzten Flugminuten, weil sie nach dem Gebirge, angesichts der prachtvollen farbigen Anlagen des Sommerpalastes, ohne tYbergang in der Ebene erfolgen.. Ebenso plotzlich wie der- Wechsel vom Gebirge zum alien prachtigen Kulturdenkmal in der Ebene ist der Wechsel vom Bild, das man vom europaischen Leben mitbringt, zu dem, das man bei der Anfahrt vom Flughafen zur Stadt Peking ganz unvermittelt erlebt. In Europa hastende Mechanisierung und Technisierung, in Peking und iiberhauPt in China stetige und ruhige aber dabei rastlose Arbeit und Tatigkeit durch die nackte Muskelkraft von Mensch und Tier - Pferd, Maultier, Esel und Kamel und auf dem Lande dem Bi ffel. Seit Jahrtausenden wird in China so gearbeitet, aber seit der Befreiung von Unterdruckung vor 7 Jahren entwickelt sick ein neues China. Ganz besonders wird das in Peking sichtbar. Am Stadt- rand entstehen mit unfallbarer Geschwindigkeit - unfaBbar, weil noch alles Baumaterial'von Mensch und Tier transportiert wird - riesige neue Stadtteile aus groBen Backsteinbauten nach europaischem Muster. Einen Saum bildet das Neue um die alte Stadt mit ihren fast aus- schlieBlich ebenerdig gebauten Hausern und Lehmhutten. Nach und nach verschwinden sie, um Neubauten und groBzugigen, breiten und weiten Strat3enanlagen Platz zu machen. Im Gegensatz dazu werden die alten Kulturdenk- maler, die Palaste, die. Tempel und Grabanlagen auf das genaueste restauriert und als Museen bzw. Erholungsstatten verwendet. Das Wunderbarste ? abet- it der chtnestsche Mensch, fur den das Leben mit der Befreiung, von der jeder und jeder immer und immer'wiedei' spricht, einen neuen Anfang genommen hat. Strahlend trat er uns entgegen an alien Orten, in den Stadten, in den Fabrtken, to den Labora- torien, auf dem Lande, im Zuge und tm Theater, bei den Mahlzeiten und in Gesprachen, bei der Arbeit und in wenigen MuBestunden. Unbeschreib- lich ist der frohe Gleichmut der Chinesen, 'seien es Manner, Frauen oder Kinder. . Uralte'Kultur und feinste Herzensbildung _sPre- chen aus jedem Wort, aus jeder Handlung. Eme nicht zu beirrende Zuversicht fur den Weg in eine gluckliche Zukunft gibt das Geprage fur ihr 3. Jahrgang, Heft 0/7/8 MITTEILUNGSBLATT Dasein und laBt sie jedem mit herzlicher Freund- lichkeit und Hilfsbereitschaft begegnen. Ich sah keine Bich zankenden Frauen, ich sah keine schimpfenden Manner, ich sah kaum ein weinendes Kind, und ich sah keinen Betrun- kenen. Ich sah nur frahliche und glucklich zu- friedene Menschen, obwohl sie in unserem MaB gemessen als' materiell arm zu bezeicnnen sind, heute noch arm. Aber in der kurzen Zeit seit der Befreiung haben sie erkannt,.wie reich sie heute schon sind und erst recht sparer einmal sein wer- den. Denn potentiellictQhina ganz eigentlich ein Land ungeahnter Mo~fiehkeiten. Es ist unermeB- lich reich an gerade er.taufgeschlossenen Boden- schatzen und reich an Menschen, die von Sonnen- aufgang bis -untergaag rastlos und oft noch vie/ langer IleiBig und tatig sind und dabei unsagbar anspruchslos und beseheiden. Vielleicht den groBtep Eindxuck~i~be ich.~m Ge? sprach gewonnen, zu dem uns der Ministerprasi. dent Tschou En-lai am Ende unserer Reise einge? laden hatte. Von jedem von uns lieB er rich be. richten, was wir sahen und uber gemeinsame Az beit dachten. Erohorte Bich an, vas vdr cagten, dachte kurz nach und sprach dann klar und uber? legt seine Ansicht zu den so verschiedenen Pro. blemen aus. GroBartig war die Entwicklung seiner Meinung uber den Stand und die bewullt. langsam anlaufende zukunftige Technisierung der chinesischen Wirtschaft, ganz !m Sinne der gro? Ben, richtungweisenden Rede von Lu Ting?Xi auf der Kultur-T?Lgung der Kommunistischen Partei Chinas am 26. Mai 1956 mit dem be. geisternden Titel: ?Lath viele Blumen bluhen und die verschiedenen Gedankenrichtungen zu Worte kommen." 141 nahm. Neue Universitaten wurden errichtet und viele neue Hochschulen und Spezialhochschulen - heute sind es fast 200. Die Academia Sinica wurde ausgebaut und mit ihr auch eine groBe Reihe von Forschungsinstituten, von denen die fur Chemie nicht die kleinste Rolle spielen. Es 1st einleuchtend, daB die wenigen erfahrenen Chemiker sowohl an den Hochschulen als auch an den Akadernieinstituten zunachst noch fast ausschlieBlich und tnehr als uberreichlich damit beschaftigt sind, einen. arbeitsfahigen Nachwuchs auszubilden. Gerade fertig gewordene, ganz junge und noch unerfahrene Chemiker geben das Ge- lernte wetter und. arbeiten, in di Forschungs- ?laboratorien an Aufgaben, die bisher zum groB- ten Teil den Problemkreisen der Industrie und denen der Verwertung der groBartigen Rohstoff- quel1~n entstammen. Eine eclite Forschung in unserem Sinne, die nicht einem direkten und : aziellen techniseltei ZweQk dieok ist daher ge-_ radQ erst im Entstehen und an nur einigen Stel- lep schon vorhanden. Aber der Geist ist da, und diQ flkademie in Peking hat einen Plan auf- ~estellt, demzufolge nach 12 Jahren das wissen- rchaftliche Niveau auf alien Wissensgebieten dem der ubrigen Welt gleichwertig sein soil. Nash dem, was ich sah, zweifle ich nicht, daB dieses Ziel fristgerecht erreicht wird. Denn genau wie alle anderen Chinesen sind auch die dlten und jungen Chemiker in China un~iaublich fleiBig, aufgeschlossen zum Lernen und allem Neuen gegenuber, vorurteilslos gegen Lehr- meinungen und zu jeder Diskussion bereit. Aufs beste ausgestattet sind die mit bis zu 800 Personen?belegten Institute der Akademie und sehr gut ausgestattet fast alle Laboratorien der Universitaten, in dentin 500 bis 1000 Stu- denten von der'noch viel zu kleinen Zahi von oUnd nun zur Chemkein China: Lehrkraften zu Chemikern ausgebildet werden. Eine chemische Industrie hat es in China vor der Der Lehrbetrieb ist zunachst noch -fast schul- Bef~eiung ffraktisch uberhaupt nicht gegeben. maBig und lehnt sich eng an das sowjetische Daher gab es auch nur'Ansatze fur eine frucht- Muster an. Aber Ansatze zeigen sich zu einem bare chemische Wissenschaft auf den Universi- Lehrstil eigener Pragung. taten, die fast.ausschlieBlich geisteswtssenschaft. $ei dieser Lage ist es verstandlich, daB, unsere Lich ausgerichtet waren. Die Zahl der Lehrstuhle chinesischen Kollegen 'sich nach Hilfe bei der fur Chemie war klein;'sie waxen besetzt mit Pro. Ausbildung und Forschung im Ausland um- fessoren odes Dozenten, die im Ausland studiert cehen, und unser Anliegen sollte es sein, 'uns hatten, und nur wenige Studenten interessierten daft~r soweit wie irgend moglich zur Verfugung sich fur die Chemie, denn es herrschte kin Be. zu ate]len. Denn das konnte ein Dank sein fur darf an Chemikern. die groBe Freundlichkeit und Freundschaftlich- Mit einem Schlage wurde das anders, ala nach Melt, rust der man uns an allen Orten und stets der Befreiung mit tier dndustrialisie'rung des ' auf da; lierz1ichste aufgenommen hat. Landes begonnen wurde und damn naturgem i1 - ? Prof. Dr. E. TxtLo auch eine rhemieche Industrie ihren Anfan$ . Akademiemitglied - ? ? ?. ? :.,?...- , _ ?. . ? . Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 142 3. 1ahrgang, Heft 6J7J8 1957/58 isthe,Jahr h sikal ' Geo as Internationale P Y D Die Aufgaben der Wissenschaftler in der Deutschen Demokratischen Republik im Internationalen Geophysikalischen Jahr . Das Nationale Komitee der Deutschen Demo- kratischen Republik fur das Internationale Geo- physikalische Jahr war sick bei seiner Konsti- tuierung der besonderen Verpfiichtung bewuBt, die den wissenschaftlichen Einrichtungen un- serer Republik fur eine Beteiligung am IGJ er- wachsen, and hat dementsprechend einen Plan aufgesteilt, der eine moglichst umfangreiche Be- teiligung der dafur in Frage kommenden in- stitute vorsieht, Es ist auch gelungen, diese Be- a.i~chea Diszi- teiligung auf-fast allc geophysinalis plinen zu erstrecken, die in das Unternehmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres einbezogen sind. Insgesamt werden es im Bereich der Deutschen Demokratischen Republik uber 60 Stationen sein, die irgendwelche Aufgaben im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres durch- zufuhren haben, wobei mit der abkurzenden Be- zeichnung ?Station" die ganze Spanne von der kleinen Viermannbeobachtungsstation bis zum groBen, modernen and vielseitig ausgerusteten Observatorium iiberdeckt wird. Innerhalb des gesamten geophysikalischen Ar- beitsprogramms wahrend des Internationalen Geophysikalischen Jahres nimmt das Fachgebiet Meteorologie eine besondere Stellung eon, Das zentrale Problem, um das es hier geht, 1st das der atmospharischen Zirkulation, des Luftkreis- laufs, d. h. der Erforschung der verschiedenen recht kompliziert angeordneten ? Stromungs- systeme urid ihrer langsamen jahreszeitlichen ebenso wie ihrer plotzlichen Veranderungen, uber die wir bisher nur sehr ungenugend unterrichtet sind, deren genaue Kenntnis aber fur eine zu- kunftige Verbesserung der Wettervorhersage von eminenter Bedeutung ist. Die noch mangelnde Kenntnis der dYnamischen Prozesse bzw. der Stromungsverhaltnisse betrifft dabei weniger den unteren Teil der Atmosphere, die Tropo- sphere, als vielmehr das daruber liegende Stock werk, die Stratosphere bis zu einer Hohe von 30 km, Diese Schicht von 10 bis 30 km wird da- her im Internationalen Geophysikalischen Jahr der bevorzugte meteorologische Mefiraum sein, aus welchem eon gut ausgewahltes Netz aerolo- gischer Stationen mit viermal taglich gemessenen , MITTEILUNGSBLATT Verteilungen der Winde and zweimal taglich ge- messenen Verteilungen der Temperatur and der Feuchte. das Beobachtungsmaterial li~fern soil, von deco man sich einen grundlicheren Einblick in die Zirkulationsverhaltnisse der oberen At- mosphere erhoflt, Zu dieser Hauptaufgabe wird die Deutsche De-. mokratische Republik mit den vier aerologischen_- ? Stationen ihres Meteorologischen Dienstes einen vollstandigen Beitrag liefern, wobei eon neu ent wickelter, mit Beginn des Internationalen Geo- physikalischen Jahres zum Einsatz gelangendei automatischer Radiotheodolit and verbesserte Radiosondenballone die Messungen bis zu einer Mindesthohe von 20 km im Sinne der gestellten Forderungen gewahrleisten werden. Da die Ursache der atmospharischen Zirkulation letzten Endes die Sonnenstrahlung ist, bildet das Ivlefiprogramm der atmospharischen Strahlung die zweite wichtige Aufgabe innerhalb des mete- orologischen Forschungskomplexes des Inter- ? nationalen Geophysikalischen Jahres. Auch hier ist die Deutsche Demokratische Republik mit dem Hauptobservatorium Potsdam, der Strah- lungsforschungsstelle Gotha and einer Reihe von Strahlungsmetistationen snit einem umfang- reichen and vollstandigen Programm vertreten, das eine besondere Steigerung durch den Auf- bau der Warmehaushaltsstation im Observato- rium Lindenberg erhalt. Solche Warmehaus- haltsuntersuchungen stellen eine mefitechnischa aufierst komplizierte Aufgabe dar; tatsachlich existiert in Mitteleuropa aufier der genannten Warmehaushaltsstation nur noch' eine solche in Hamburg, die sich mit analogen Fragen be- fafit, Erganzt wird dieses schon sehr umfangreiche meteorologische Programm noch durch Ozon- messungen der Observatorien Dresden-Wahns- dorf und. Potsdam, ferner durch Peilungen der Sferics, der weit entfernten elektrischen En. ladungen in Gewittern oder in der Kaltluft der Tiefdruckgebiete, durch luftelektrische and lift-? chemische Untersuchungen, insbesondere sol- cher, die sich mit der Messung des radioaktiven Gehalts der Luft and des Niederschlagswassels befassen. 3 Jahrgang, Heft 0J7/8 MITTEILUNGSBLATT 143 In den Vorlaufern des Internationalen Geophy- gramme laufen, ist das der hochatmospharischen sikalischen Jahres, den Internationalen Polar- Leuchterscheinungen, d. h. der Nordlichter, des jahren, lag der Schwerpunkt des Beobachtungs- Nachthimmelslichts, der leuchtenden Nacht- ~r dma etismus. wolken and ahnlicher Erschemungen. In der t ~ tatigkeit al,. Qem Geluet dr1 $r Auch heute'iiden die Me6progcaiawe des Geo- Deutschen Demokratischen Republik 1st es die magnetismus einea ~VesenUic1ien $estbndteil des Sternwarte Sonneberg./Thuringen, in deren Gesamtprogrammes. Das erdmagnetis~he Feld Spezialgebiet die Untersuchung dieser Phano- sPricht bekanntlich unmittelbar avi ienospha- mene fallt. Sic wird selbst in alien moglichen rische Storungen an, urid die irn erdmagnetischen Formen derBeobachtung undRegistrierung, nam- Feld vor Bich gehenden Veranderangen sind oft lich visuell, photographisch and spektrographisch, eon Spiegel der Vorgange in den liohen iono- Beobachtungen des Nachthimmelslichts durch- sPharischen Schichten. Innerhalb der erdmagne- fiihren and die zentrale Stelle fur das Beobach- tischen Forschung gibt es eigentlich kein Tell- tungsprogramm der Nordlichter and anderer gebiet, dem man im Internationalen GeoPhY- Leuchtphanomene bilden, Dabei liegt die Fest- kalischen Jahr niche Beachtung schdnkt, vor stellung der raumlichen and zeitlichen Ver- allem aber sind es die erdmagnetischen Sturme, telling der Nordlichter uber den Gebieten, in ? d. h. die Behr raschen and anomal groBen Schwan- denen sic aufzutreten pfiegen, im eson eien kungen der erdmagnetischen Komponenten, Interesse der Untersuchungen. Es gilt also, keine deren Beobachtun~ and Registrierung einen auch noch so unbedeutende Nordlichterscheinung w SchwerPunkt bildet. Denn diese treten im Ge- zu? ubersehen. In den polarei and subpo aren folga der Sonneneruptionen dann auf, wenn der Regionen wird man aus diesem Grunde eine Strom der von der Sonne ausgehenden Korpus- grolie Anzahl automatischer Kameras aufstellen, kularstrahlung in die Atmosphere einfallt. In die jede Nacht den gesamten Himmel in Ab- der Deutschen Demokratischen Republik ist das standen von 5 Minuten auf die Platte bannen. Geomagnetische Observatorium Niemegk die In unseren Breiten mit schon viel geringerer Zentralstelle fur die erdmagnetische Forschung. Nordlichthaufigkeit versucht man, die Fest- Hier and an einigen Aufienstellen werden neben stellung der Haufigkeit and Verteilung des Nord- den normalen Registrierungen der geometrischen lichts durch eon Netz von Beobachtungsstationen Elemente vor allem die geomagnetischen Va- zu erreichen, das aber wegen der ungunstigen riationen als Folge ionospharischer Vorgange klimatischen Verhaltnisse unserer Region hin- laufend wahrend des Internationalen Geophy- reichend dicht sein muB. Der Meteorologische sikalischen Jahres verfolgt and registriert. Des- Dienst wird daher einen groBen Teil seiner Sta- gleichen werden standig Messungen des Erd- tionen mit dieser Aufgabe betrauen and sic auf- stromes vorgenommen, der durch die gedlnagne- fordern, nach den Weisungen and der Anleitung tischen Variationen induziert wird, Das Obser- der Sternwarte Sonneberg den Nordlichtbeob- vatorium Niemegk wird auch bewegliche, so- achtungsdienst wahrzunehmen.'Desgleichen wer- genannte ambulante Stationen ausrusten, die den fur these ebenfaYs die geomagnetischen Variationen and hinzugezogen., b mot dem ? er Aufgabe die Volkssternwarten die Erdstrome registneren, nun a Das Arbeitsgebiet, das sich mit den Vorgange,n Ziel, Profi1vermessungen vorzunehmer vnd in der Ionos here beschafti t ist im Programm e die Zonen erhohter Lefts P' g ' langs diesel Profil des Internationalen GeoPh.Ysikalischen Jahres ? fahigkeit in der tieferen Erdkruste festzulegei, auBerst vielseitig gestaltet. Auch die Beteiligung die all Induktionswirkungen des ionosphancth bediugten Variationsfeldes im Erdinnern eraeugt werden? Insgesamt sollen Sieben solche Profile 0 vermessen wei`den. Um die erzielten Ergebnisse mit deneri anderer Observatorien vergleiclien au konnen, wird dal Observatorium Niemegk mehrfach Anschlulf. messungen an die betreffenden Observatorien P Westdeutschland, Danmark, (Ssterreich, dc' 13, Poen find Bulgarien' durchfi hren. ivelteref ebiet, fur das innerhalb des Inter. Miiwu~lcA Geophysikalischen Jahres McBpro- der Ionospharen-Institute der Deutschen Demo- kratischen Republik, des Observatoriums fur Ionospharenforschung in Kuhlungsborn and des Heinrich-Hertz-Instituts in Berlin mit semen Aufienstellen auf Rugen and in Neustrelitz, ist dieser Vielseitigkiet angepaBt. Die Untersuchun- gen werden sich, erstrecken auf die Impulslotung dIonosPhere mittels Impulssendern, welche e4ektrische Impulse verschiedener Wellenlangen aacheinander aussenden and in ihrem Riicklauf wieder empfangen. Aus der Laufieit erhalt man ~dann nicht nur Augaben uber die Hohenlage der Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 144 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang; Heft Or7J8 ionospharischen Schichten, sondern auch solche fiber ihre Struktur, insbesondere uber ihre Re- llexionsfahigkiet in Abhangigkeit von der Wellen- lange. Gleichzeitig werden Messungen der Re- fiexionsfahigkeit in Abhangigkeit voc, Einfalls- winkel der Wellen and Messungen der Damp- lung, d. h. der Absorption der elektrischen Wel- len durch die ionisierten Schichten durchgefi hrt. Besondei'es Gewicht erhalten alle diese Unter- suchungen unmittelbar nach dem Auftreteri starker Sonneneruptionen; durch die dabei aus- gesandte Ultraviolettstrahlung, welche die Erd- oberflache nicht erreicht, aber eine verstarkte Ionisierung der oberen Schichten bewirkt, wird die normale Dampfung der elektrischen Wellen so verstarkt, daB es bisweileii zu ernem volligen Erliegen des Funkempfangs kommen kann. Im Observatorium Kuhlungsborn werden dar- uber hinaus mittels einer modernen hocbfre- quenztechnischen Anlage Aufbau and Struktur? der Nordlichter erforscht. Diese sogenannte Backskatteranlage ist die einzige, die in der mitteleuropaischen Region wahrend des IGJ in Tatigkeit sein wird. - SchlieBlich sind die at- mospharischen Storungen, die Knackgerausche in den Rundfunkempfengern, die sog. Atmo- spherics, auch hier Gegenstand der Untersuchung, nur aber nicht? im Sinne der Fixierung ihres Ortes durch Peilung, wie es im Meteorologischen Observatorium Potsdam geschieht, sondern durch Registrierung ihrer Starke and der Anzahl der Storimpulse in verschiedenen Frequenzen. DaB die standige and sorgfaltige Oberwachung der Veranderungen in den verschiedenen Schich- ten der Sonne als Ursache der meisten geophy- sikalischen Phanomene eine Aufgabe von emi- nenter Bedeutung ist, wurde bereits eingangs festgestellt. Diese Aufgabe obliegt den Astro- hysikalischen Observatorien der beteiligten Na- P tionen. In der. Deutschen Demokratischen Repu- blik wird sic vom Astrophysikalischen Observa- torium Potsdam mit einer Aul3enstelle and vom Heinrich-Hertz-Institut in Berlin wahrgenom- men. Die mannigfachen Storelemente auf der Sonne - in der Photosphire die Sonnenflecken and die ?inen meist benachbarten photospha- rischen Fackelgebiete, in der Chromosphere die chromospharischen Fackeln and die Eruptionen and daruber die Wolken ionisierter Materie, am Sonnenrand als helle Frotuberanzen, vor der Sonnenscheibe als dunkle Filamente - sie alle werden vom Astrophysikalischen Observatorium Potsdam lauf end uberwacht and beobachtet, wo- bei man sich insbesondere der sinnvollen Me- thode' der' Ausfilt'erung eines engen Spektral- bereiches bedient, in dessen Licht die chromo- spharischen, im unzerlegten Licht hervortreten- den Einzelheiten nun sichtbar werden. Ein ge- sondertes Forschungsprogramm bleibt dem Turm- teleskop des Potsdamer Einsteinturmes vorbehal- ten, die Messung der Magnetfeldstarke der ein- zelnen Flecken bzw. Fleckengruppen, wovorr man Bich eine Klarung der Zusammenhange zwischen den veranderlichen solaren Magnetfeldern and den geomagnetischen Variationen erhoftt. Bin verhaltnismal3ig junges, aber heute schon Behr fruchtbares Arbeitsgebiet ist das der Radio- astronomic, in das sich die AuBenstellen des Potsdamer Obser?vatoriums and das Heinrich- Hertz-Institut teilen. In der Radiostrahlung hat man.ein sehr zuverlassiges Hilfsmittel zur Ver- fugung, Sonneneruptionen auch dann festzustel- len, wenn die optische Beobachtung infolge at-? mospharischer TrBbung erschwert oder bei Be- wolkung unmoglich gemacht wird. Aus den Fre- quenzen der einfallenden Radiostrahlung 11131 sich dann, je nachdem sic im Dezimeterbereich oder im Meterbereich erfolgt, mit einiger Sicher?- heit angeben, ob die Storungsquelle ihren Sitz in der Chromosphere hat oder? die Storungen den Schichten der Korona entstammen. Mit einer? engen Zusammenarbeit der Astrophysik and der Radioastronomie ist damit ein nahezu luckenloses Uberwachungssystem geschaffen, das alle solaren Storungen rechtzeitig zu erfassen and zu lokali- sieren in der Lage sein durfte. Auf dem Gebiet der kosmischen Strahlung ist gleichfalls eine Beteiligung der Deutschen Demo- kratischen Republik vorgesehen; sic wird sich erstrecken auf die Messungen der Intensitats- schwankungen der kosmischen Strahlung im Zusammenhang mit solaren and geomagnetischen Storungen and in Abhangigkeit vom taglichen and jahreszeitlichen Gang sowie auf'die Mes- sungen. der einzelnen Komponenten, d. h, der durchdringenden and der weichen Ultrastrah-. lung. Das Observatorium fur Ionospharenfor- schung and das Institut fur Experimentelle Physik der Universitat Halle werden sich in diese McBprogramme teilen. Vielseitig in -der Aufgabenstellung 1st -das als ?Langen and Breiten" bezeichnete Forschungs- geblet, welches die Probleme der astronomischen Geodasie, der Orts- and Zeitbestimmungen auf der Erde zum Inhalt hat Das Geodatische In- stitut Potsdam, das auf eine reiche Tradition zu- r?uckblicken kann, wird in der Deutschen Demo- kratischen. Republ?k diesen Aufgabenkomplex in vollem Umfange ubernehmen. Dazu gehoren neben den Behr genauen Langen- and Brert'en- 3. Jahrgang, Heft 0/78 MITTEILUNGSBLATT bestimmungen der beteiligten Observatorien, an denen ubrigens auch die Sternwarte Babelsberg Anteil haben wird, die laufenden Breitenbestim- mungen zur Verfolgung der Polhbhenschwan- kungen, ferner die Untersuchungen uber die un- regelmaBigen Schwankungen der Erdrotation, die sogenannte Fluktuation, and uber ihre regel- maf3igen, jahreszeitlichen Schwankungen, ein Effekt, der Bich nur mittels auBerordentlich pra- ziser quarzgesteuerter Uhren feststellen lal3t, die einen noch genaueren Gang haben als die schon so exakte, aber doch ein klein wenig unregel- maBige Erduhr?, welche die Zeit eben durch die Erddrehung miBt. In diesen Fragenkomplex ge- horen auch die Untersuchungen uber die Fort- pflanzungsgeschwindigkeiten der die Zeitsignale ubermittelnden elektrischen Wellen in der At- mosphare, ferner die Untersuchungen atmospha- 145 der Vermessung der Gletscher auf dem Terri- torium der Sowjetunion untersti tzen, wobei ein neu entwickeltes photogrammetrisches Aufnahme- und Auswertgerat der Zeisswerke zum Einsatz gelangen soil. Einen grof3eren Umfang wird mit alley Wahrscheinlichkeit die Beteiligung auf dem Gebiet der Ozeanographie annehmen. Auf dem zur Zeit groBten, in Rostock vom Stapel gelau- fenen Forschungsschiff ?Lomonossow" werden sowjetische and deutsche Spezialisten in Kreuz- fahrt auf dem Atlantik operieren and gemeinsam ozeanographische sowie meteorologische MeB- programme durchfihren. Probleme der langen Flutwellen des Meeres, der Schwankungen des Meeresspiegels, der Zirku- lationsstromungen, des Meeres-Chemismus and der Meeresbiologie sowie Messungen der Wasser- temperatur, des Salzgehaltes, der Komponenten riseher Einflusse und_der EinfluBnahme-der-per--- des Warmehaushalts der"Ozeane-und der Drit?t- sonlichen and instrumentellen Fehler auf die exakten Zeitbestimmungen. Das Potsdamer Geodatische Institut wird sich daruber hinaus auch am McBprogramm der Gravimetnie durch laufende Registrierung der Vertikalkomponente der Schwerkraft beteiligen. Mit Untersuchungen zu den Gezeiten der festen Erde wird sich durch Registrierung der Lot- schwankungen and der Schwerkraftanderungen das Institut fur Theoretische Physik der Berg- akademie Freiberg an zwei Aul3enstationen be- fassen. Das Jenenser Seismologische Institut be- absichtigt schlieBlich, spezielle mikroseismische Untersuchungen im Rahmen des Arbeitsgebietes Erdbebenkunde durchzufuhren. Soweit der bereits festliegende Teil den Pro- gramme, mit denen die Deutsche Demokratische Republik durch die Arbeit ihrer Institute das Vorhaben des Inter?nationalen Geophysikalischen Jahres unterstutzt. Unerwahnt bleiben bisher die beiden Gebiete Gletscherkunde and Meeres- kunde. Ohne daB hienlf r bereits ein fest um- rissenes Programm vorliegt, kann doch gesagt werden, daB eine Beteiligung der Deutschen Demokratischen Republik auch auf diesen Forschungsgebieten vorgesehen 1st, and zwar auf bewegungen des Meereises werden den Inhalt dieses umfangreichen Expeditionsprogramms bilden. DaB die Deutsche Demokratische Republik sich auch den erhohten Beobachtungsprogrammen wahrend der sog. Welttage and Weltintervalle angeschlossen and Verpflichtungen innerhalb des Weltwarndienstes ubernommen hat, sei am Rande and der Vollstandigkeit halber abschlie- Bend erwahnt. Zur Zeit werden die letzten Vorkehrungen ge- troffen, bei uns and anderswo, um gerustet zu sein zum friedlichen Wettstreit auf dieser Olym- piade des Geistes, deren olympisehe Flamme 18 Monate nicht erloschen wind. - Moge sic, un- sichtbar in den Herzen derer angezundet, die diesem grof3en Werk verfallen and verpflichtet sind, Symbol sein fur den Geist der Verstandi- gung, fur die Vernunft and die wachsende Ein- sicht' in die Gr?oBe der Verantwortung, die wir alle tragen and von der uns keiner entbinden kann, der Verantwortung dafur, die Krafte der Natur zum Nutzen der Menschheit in den Dienst zu stellen and nicht zu ihrer Vernichtung. Prof. Dr. H. PHILIPPS Expeditionen in Zusammenarbeit mit der Sowjet- Direktor des Meteorologischen and Hydrologischen union. Dienstes der Deutschen Demokratischen Republik, Eine kleine Gruppe von photogrammetrischen Sekretar des Nationalen Komitees der Deutschen Fachleuten der Deutschen Demokratischen Re- .Demokratischeri Republik fur das Internationale ublik wind die Wissenschaft.er der UdSSR bei Geophysikalisehe Jahr p Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 I46 MITTEILUNGSBLATT 3. f ahrgang, Heft 6/7/8 Probleme des Geomagnetismus im Rahmen des Internationalen GeoPhysikalischen- Jahres Die meisten Lesei werden sicker schon alleilei hohen TemPeraturen - beiliiufig 500-7000 C - uber das Geophysikalische Jahr gehort, gesehen ausgesetzt ist, daB die kleinsten Teilchen des und gelesen haben? denn der Rundfunk, das Korpers sehr starke thermische Schwankungen ehen, die Tagespresse auch PoPularwissen- ausfuhren und aus diesem Grunde das Kristall-_ Ferns_ the Zeitschriften und das Vortragswesen, gitter Bich schliel3lich auflost. Magnetische Er- schafth sogar Ausstellungen haben eine Fiille von Einzel- scheinungen lassen sich heute .sehr gut theore- uber Verlauf und Organisation, uber tisch beherrschen und daher nutzbar machen heiten Zweck und Ziele dieses wohl bisher groBten fur die Menschheit, und zwar mit Hilfe der Max- wissenschaftlichen Unternehmens nahegebracht. wellschen Nahewirkungstheorie. Diese jetzt all- Es 1st daher nicht meine Absicht, noch einmal gemein gultige Theorie setzt voraus, daB leder - auf diese Dinge zuruckzukommen, sondern ich Magnet um Bich herum efn Magnetfeld besitzt, will gleich in medias res gehen und an dem Bei- das mit ihm lest verbunden ist wie z. B. seine spiel des Sektors der geomagnetischen Forschung Oberflache oder seine Masse, und das sick in den zei en vie notwendi ein solehes Internationale unendlichen Raum hinein erstreckt. Auch durch GeoPhYsikalisches Jahr ist. das absolute Vakuum, d, h. durch den vollig Das Wort Geomagnetismus ist klar. Es umfaBt leeren Raum, das also an keine Materie gebun- die magnetischen Erscheinungen der Erde, 'und den ist und einen gewissen Energiemhalt re- wenn man die Fraga stellen wollte, was Magne- prasentiert. Dieser Energieinhalt zeigt sich da- tismus letzten Endes ist, so muB darauf gesagt durch, daB dieses Magnetfeld auf andere ma- werden, daB diese Fraga mit vollster Klarheit gnetische Korper, die in semen Bereich gebracht heute noch nicht beantwortet werden kann; werden, gewisse mechamsche Wirkungen auszu- denn diese Frage ist gleichbedeutend mit der uben vermag, Drehungen und Verschiebungen, Frage z. B. auch nach dem Wesen der Energie mit deren Hilfe das magnetische Feld iiberhaupt und dem Wesen der Masse, und auch diese Frage nur erkannt werden kann; denn der Mensch be- noch niemand beantworten. Trotz sitzt leider kein Organ, um magnetische Felder kann heute ti11em aber sind die magnetischen Erscheinungen direkt festzustellen. In Behr groBer Entfernung schon recht alt und zwar liegt das daran, daB von dem Magneten nimmt dann der Energie- die Natur uns in dem Magneteisenstein soge- gehalt dieses Feldes standig zu Null ab. nannte ?naturliche" Magnete in die Hand ge- Mit diesen primitiven physikalischen Vorstellun g - eben hat, mit deren Hilfe leicht alle jene primi- gen soil nun zum Geomagnetismus zuruckgekehrt tiven und einfachen Versuche, die von der Schule werden. Die ersten Erkenntnisse liegen hier schon her bekannt Sind, durchgefuhrt werden konnen. sehr weit zuriick. Wenn man z. B. ein Lehrbuch SPtiter hat man gelernt, auch knnstliche Magnete zur Hand nimmt, in dem die Geschichte der herzustellen, die viel besser und energiereicher Kompasse behandelt ist, so findet man dort eine als die naturlichen sind, und mit deren Hilfe 'Abbildiing, die einen chinesischen holzernen die Erscheinungen des Magnetismus nahei unter- Streitwagen darstellt, auf deesen Brustung eine sucht werden konnten. Dabei hat sich gezeigt, Figur mit ausgestreckter rechter Hand steht, die daB die magnetischen Erscheinungen nicht di- bezeichnenderweise fur China nach Suden, nach rekt'erbunden Sind mit den Atomen oder Mole- dem Zenit der Sonne, weist, nicht nach Norden, kulen der festen Korper, sondern vielmehr mit wohin bei uns die Kompasse im allgemeinen der Kristallstruktur, und daB solche Erschei- ausgerichtet sind. Diese Figur ist um erne verti- nungen verlorengehen, wenn diese Kristall- kale Achse drehbar, und wahrscheinlich wird struktur aufho "it zu existieren. Streng genomm- ein naturlicher Magnet an dieser Figur befestigt , men handelt es sich hierbei nicht um magnetische gewesen sein, der die ausgestreckte Hand immer Erscheinungen schlechthin, sondern um solche, im magnetischen Meridian festhielt. die als ferromagnetische Erscheinungen be- Die jahrhundertelangen Forschungen haben fol- zeichnet werden, weil sie besonders am Eisen gendes uher den Geomagnetismus ergeben: Das klar zu beobachten sind. Dieser Ferromagnetis- Feld, das heute auf der Erdoberflache gemessen mus ist also an die Kristallstruktur gebunden wind, setzt sich zusammen aus zwei ganz ver- und hurt auf zu existieren, wenn die' Kristall- schiedenen Teilen, der eine stammt aus dem struktur zerstort wird, d, h. wenn der Korper so Erdinneren und der andere aus jenen hochsten 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT 147 Schiehten in etwa 100 und mehr Kilometer Ent- magnetismus liegen die Dinge genauso wie auf fernung von der Erdoberflache, - die den Namen allen anderen Gebieten der Geophysik. Es gibt Ionosphare tragen. Beide Teile sind vollig von- dort namlich kaum eine Erscheinung, die Bich einander verschieden. Der erstgenannte macht nicht mit der Zeit anderte, und kaum etwas, was bei weitem den groBten Tell des gesamten Feldes nicht ortlich verschieden ware. Und diese ortliche aus, namlich 05 o/e,'wahrend der zweite, der iono- und zeitliche Verschiedenheit gibt schon das sPharisch-bedingte, nur. 5 O/o zu' dem Gesamtfeld Skelett fur die Erkenntnisse einer dringeiiden - beitragt. Auch in ihrem zeitlichen Ablauf sind Not\vendigkeit eines Geophysikalisehen ?Jahres, beide Teile ganzlich voneinander verschieden. d. h. also eine internationale Vereinbarung, um Wahrend der erste verhaltnismaBig wenig und solche Messungen nach einem einheitlichen inter= langsam zeitlich variabel ist im Rahmen der nationalen Plan durchzufuhren; denn man muB sogenannten Sakularvariation, ist der zweite sehr bedenken, daB die Erde nur zu einem Drittel starken zeitlichen Schwankungen unterworfen, aus Festland besteht, zu zwei Drittel aus Wasser, mit einer Periodendauer von Sekunden, Minuten, daB das Festland nosh zu einem guten Tell wenig Stunden Tagen, Monaten, Jahren, ja bis hinauf kultiviert ist, und daB manche Teile heute noch zu 11 Jahren, der bekannten Sonnenflecken- wenig erschlossen sind. Es laBt Bich daraus so- eriode. Auch ortlich sind'beide Teilfelder, aus fort ersehen, daB gute und brauchbare Messun- P _. denen sich das gesamte geomagnetische Feld zu _ gen in ortlicher Dichte und in zeitlich notwen- sammensetzt, sehr verschieden, d. h. sie Schwan- diger 9ufeinanderfolge nur von verhaltnismaBig ken von Ort zu Ort. Das Hauptfeld, vie jener geringen Teilen der-Erdoberflache vorliegen. Des- groBere Teil, der aus dem Erdinnern stammt, halb ist der Wunsch durchaus zu verstehen, hier genannt sei, hat eine verhaltnismaBig regel- wenigstens fur die Zeit von 11/2 Jahren einmal maBige Struktur; denn sonst ware es ja nicht grundlich Wandel zu schaffen und die Messungen moglich, daB man sich mit dem Kompa6 auf der so anzulegen, wie sic im Idealfall eigentlich an- Erde, zu Wasser, zu Lande in der Luft, auch gelegt sein muBten, d, h. also auch jei a Gebiete unter der Erde orientieren konnte. Eingelagert der Erde mit in das McBprogramm einzubeziehen, in diesen regelmaBigen Tell sind gewisse Un- die normalerweise nicht einbezogen werden regelmaBigkeiten, Anomalien genannt, teils re- konnen, und das sind, vie bereits gesagt wurde, gionale Anomalien von der GroBe von Kontinen- die Weltmeere, die wenig erschlossenen Teile der ten und Ozeanen, teils auch Anomalien kleinen Kontinente uncLnaturlich, nicht zu vergessen, die und kleinsten AusmaBes, die mit der Ver- beiden Polkappen unserer Erde. schiedenheit der Struktur der Erdkruste in Zu- Es ist also die Aufgabe der geomagnetischen For- sammenhang stehen. Hier sei kurz hingewiesen schung im Rahmen des Internationalen Geo- auf einen wichtigen Teil der geomagnetischen physikalischen Jahres, ein McBprogramm auszu- Forschung, namlich den Einsatz von geomagne- arbeiten und in internationaler kollektiver Zu- tischen McBmethoden im Rahmen der Lager- sammenarbeit durchzufuhren, das die Messun- stattenforsehung; denn solche Lokalanomalien gen ortlich und zeitlich so vorsieht, wie sic stehen in engstem Zusammenhang mit der Struk- seater in moglichst giinstiger Form fur die Aus- tur der obersten Erdkruste, d. h. also z. B. auch wertung zur Verfugung, stehen sullen. mit irgendwelchen Lagerstatten metallischer Mi- Nun einige Worte noch uber die Deutung der neralien. Dies sei hies aber bloB am Rande er- geomagnetischen Teilfelder, von denen eben die wahnt. Rede war. Das Erdinnenfeld, jenen groBten Tell Der zweite Tell, jener kleine Teil, der aus den des Gesamtfeldes, fUhrt man heute zuruck, zu- hochsten Atmospharenschichten stammt, der so- mindest was seinen.regelmaBigen Tell anbelangt, genannte ionospharisch bedingte oder Variations- auf gewisse Stromungen.im Inneren des Erd- teil des geomagnetischen Feldes, ist ortlich auch kerns. Die Materie befindet sich dort bei hohem sehr stark verschieden, verlauft in den Aquator- Druck und extrem hohen Temperaturen in einem gegenden ganzlich anders als z. B. am magne- plasmatischen, in einem chaotischen, zahfliissi- tischen Pol. Diese Verschiedenheit beider Teil- gen Zustand, und es konnen dort also gewisse felder, sowohl in zeitlichen als auch in ortlicher ?Stromungen stattfinden, die ,verhaltnismaBig Hinsicht, bringt nun die Hauptaufgabe des Geo? langsam, sind, geologisch betrachtet aber eine be usdruck: na"u tracht&he Geschwindigkeit haben. Diese Stro- magnetikers klar zum A - zlk~ mom , lichst viel zu messen, nicht nur an vers~ltiedei i lnungen rind giun an eine ionisierte Materie ge n Erde sondern auch daselbBt ttfC 1 Ztx 17Unde4t, 4, i, rlie lIaterie dart ~rYE Erdireren. ist Stellen de - ? verschiedenen Zeiten. Auf dem GeMet Gen. ktra~cb ge1adei, xeprasent>err X s I,e1ungs- 0 ~Il't Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 148 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 8/7/8 trager, and wenn sick Ladungstrager bewegen, rufen werden, wobei naturlich auch der Mond - stellen sie einen elektrischen Strom dar. Durch ' mit hineinspielt. the von Oersted ist bekannt, daB Ma- Soviel uber die Erkenntnisse, die auf dem geo- die Versu gnetfelder nicht. bloI3 von magnetisierter Materie magnetischen Sektor bis heute gewonnen wurden, - die - hervorgerufen werden konnen~sondern auch von and nun zu den Aufgaben die sPeziell stromdurchflossenen Leitern. Wenn man z. B. Deutsche Demokratische Republik and die dort einen Akkumulator mit Hilfe eines Drahtes kurz- tatigen Fachexperten auf dem Gebiet des Geo- schliel3t and diesem stromdurchflossenen Draht magnetismus im Rahmen des Internationalen eine. Magnetnadel nahert, so wird sie genauso GeoPhYsikalischen Jahres zu leisten haben. - abgelenkt wie von einem Magneten. Damit ist Die geomagnetische Forschung wird betrieben - ungefahr das Modell gegeben, wie man es sich in dem Geomagnetischen Institut Potsdam der im Erdihneren vorzustellen hat zur Erzeugung Deutschen Akademie der Wissenschaften zu dieses regelmal3igen' Teiles des Erdinnenfeldes, Berlin, zu dem das Adolf-Schmidt-Observato- von dem eingangs die Rede war. Die Anomalien rium fur Erdmagnetismus in Niemegk gehdrt. n rt werden die sehr feinen elektrischen and lagern sich Bann diesem regelmaBigen Feld em Do nach MaBgabe der materiellen Verschiedenheiten, magnetischen Messungen durchgefuhrt, nachdem ---die dieErde im-Laufe-ihrer geologischen Ent- . Potsdam ,aegen -dei-Nahe Berlins, vot.alien. wicklung - Abkuhlung - zwangslaufig an- Dingen wegen der Elektrifizierung der Berliner enommen hat. Stadtbahn,furdiesefeinenMessungenaufgegeben g Der zweite Teil, der in der Ionosphere entsteht, werden muBte. Die experimentelle Tatigkeit liegt verdankt semen Ursprung voll and ganz der Ein- also jetzt vollig in Niemegk, wahrend in Potsdam wirkung unserer Sonne, und es ist verstandlich, nur theoretische and statistische Untersuchun- daB aus diesem Grunde die .groBen zeitlichen gen durchgefuhrt werden. Schwankungen hervorgerufen werden, well auch Fur- das Internationale Geophysikalische Jahr em n so lebensstarkes Gestirn sich sind nun einige spezielle Aufgaben zu erledigen. die Sonne als in der Intensitat ihrer Strahlung ebenfalls in Abgesehen davon, daB das Geomagnetische randert. Die Sonne Observatorium Niemegk modermsiert and der unregelmaBigen Rhythmen ve gibt zwei Arten von Strahlungen in den Welten- dart laufende Dienst nach jeder Richtung hin raum hinaus. Die eme is t die ultraviolette Strah- ausgebaut wurde, sei noch auf folgende besondere lung, die andere ist eine Strahlung kleinster Kor- Einrichtungen verwiesen: Puskeln. Beide Strahlungen dringen in die Re- Es wurden drei Satellitenstationen errichtet; gionen der hochsten Atmospharenschichten ein zwei an der Ostsee - bei Warnkenhagen and and ionisieren sie. Daher der Name Ionosphere. t'ckermunde am Haff - and eine in Herrnhut Das bedeutet, daB die. Materie elektrisch geladen 0. L. Sind es auch nur kleine Hutten, die dort ist. Praktisch hat man also denselben Vorgang aufgestellt wurden, so sind diese Hutten doch vie rm Erdinnern. Auch bier,. ist elektrisch ge- mit den modernsten Gersten der elektrischen ladene Materie vorhanden, die sich bewegt. Es and magnetischen McBtechnik ausgestattet, und. handelt sich wieder um bewegte Ladungen, sie werden ermoglichen, auf dem Gelande unserer gleichbedeutend mit elektrischen Stromen, die Republik alle anfallenden Probleme des geo- wieder Magnetfelder hervorrufen im Sinne der magnetischen Variationsfeldes mit der groBt- Experimente von Oersted. Und es lai3t sich den- moglichen Genauigkeit and Exaktheit zu losen; , ken, daB diese elektrischen Strome ein genaues Daruber hinaus wurde am Observatorium Nie- Tagebuch abgeben von dem, was sich auf der megk noch eine Anlage errichtet, die vielleicht. Sonne ereignetA11e Schwankungen der ultra- eine der ganz wenigen dieser Artau? der WeltJ violetten and der korpuskularen Strahlungen der vielleicht sogar die einzige ist, namlich, um es Sonne spiegeln sich in den magnetischen fachtechnisch auszudriicken, eine Anlage zur Schwankungen 'wider. Und so hat man in den Messung der ortlichen Gradienten. Wie bereits Aufzeichnungen unserer magnetischen Obser- gesa t ist. das ionospharisch bedmgte Magnet- g , vatorien ein getreues Tagebuch der Vorgange auf Feld der Erde starken ortlichen Schwankungen - der Sonne. Hierzu treten noch die Bewegungen unterworfen, and wenn es gelingt, diese ort- in der Ionosphere selbst, die auch wieder von der lichen Schwankungen auf kurzen Strecken, z. B. Sorine Burch die Eiwa " rmung dieser Schicht and 8-10 km, sicher zu erfassen, so ist es moglich, dijrc die Gravitation, d. h. Burch Ebbe and direkt das Wandern der Stromwirbel der Iono- Flut - durch. Gezeitenwirkung -, hervorge-: Sphare uber das Gebiet einer solchen Anlage hin 3. Jahrgang, Heft 8/7/8 MITTEILUNGSBLATT 149 zu verfolgen and daraus gewisse Schliisse zu ziehen uber Hohenlage and geometrische Gestalt solcher Stromwirbel. Das ist eine sehr wichtige Aufgabe, and es ist zu hoffen, daB damit im Rahmen des -Internationalen Geophysikalischen Jahres einige wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden konnen. Und efn Drittes sei noch er- wahnt. Es wurde bereits darauf hingewiesen, daB der ionospharisch bedingte Teil des geo- magnetischen Feldes zeitlich ,starken Schwan- kungen unterworfen ist. Diese zeitlichen Ver- anderlichkeiten bringen nun im Erdinnern nach den Grundgesetzen der elektromagnetischen In- duktion - man braucht nur an das Beispiel eines Transformators zu denken - gewisse Strome hervor, die nach MaBgabe der herrschenden. elektrischen Leitfahigkeit dort flieBen and nun ihrerseits wieder in sekundares Magnetfeld an 0 der Erdoberfleche erzeugen, ein physilcalisch ja sehr einleuchtender Vorgang. Und nun ist es so, daB diese induzierten Erdstrome verschieden tief in das Erdinnere emndringen, je nachdem, wie ihre zeitliche Periode liegt. 1st sie kurz, drin- gen diese Wellen Behr wenig tief em, ist sie langer, wachst and steigt diese Eindringtiefe immer mehr, and gerade in den letzten Jahren ist ein ganz neuer and wichtiger Sektor der geo- magnetischen Forschung entstanden dahin- gehend, aus solchen induzierten Erdstromen bzw. aus den magnetischen Wirkungen dieser Erdstrome Riickschliisse zu ziehen auf die elek- trische Leitfahigkeit im Erdinnern. Man kommt da speziell mit Behr groBer Genauigkeit in Tiefen von etwa 80-100 km, and das sind gerade Tiefen, die fur die Geologen von groBer Bedeu- tung sind and uber die bisher noch verhaltnis- maBig wenig Aussagen gemacht werden konnen: Hier hat auch gerade das Observatorium Nie- megk anregend and meBtechnisch vorbildlich mitgewirkt, and es ist beabsichtigt, die Messun- gen in dieser Richtung hin noch zu erweitern. Vor alien Dingen handelt es sich daram, die McBprofile uber das Gebiet unserer Republik hinaus zu erweitern, besonders in ostlicher Rich- tung in das Gebiet der uns befreundeten yolks- demokratischen Republiken Polen, Rumanien, Tschechoslowakei u. a. Abgesehen davon aber ist auch eine enge Zusammenarbeit mit den Geo- magnetikern der Deutschen Bundesrepublik vorgesehen, um die dort wahrend des Internatio- nalen Geophysikalischeh Jahres durchgefuhrten Messungen auf das Gebiet unserer Republik zu s ubernehmen and weiterzuleiten. ? Es sei noch erwahnt, daB eine Beteiligung an irgendwelchen Expeditionen auf dem Sektor des Geomagnetismus nicht vorgesehen ist. Wenn auch zugegeben werden muB, daB moglichst viele magnetische Messungen, besonders auf den Ozeanen, wahrend des Internationalen Geo- physikalischen Jahres durchgefuhrt werden sollten,. so muB andererseits darauf hingewiesen werden, daB solche Messungen einen groBen technischen and organisatorischen Aufwand bedingen, der im Hinblick auf die anderen dring- lichen Aufgahen nicht. verantw.octet warden kann. Denn die Probleme, die das Geomagne- tische Observatorium Niemegk zu losen hat, sind schon so umfangreich and wichtig, daB sie dem internationalen Ruf des Geomagnetischen Institutes Potsdam voll geni gen. Zum Sch1uB dieser Ausfuhrungen sei der Hoff- nung Ausdruck verliehen, daB das Internatio- nale Geophysikalische Jahr em voller Erfolg werden moge, and daB sich die groBen Opfer an Muhen and auch die hohen Kosten verlohnen mogen, die alle Volker in dieses Unternehmen hineingesteckt haben. Hoffentlich hat auch die Natur ein Einsehen and beschert im Laufe des Geophysikalischen Jahres einige recht schone seltene Ereignisse; denn nicht umsonst wurde dieses dritte Internationale Geophysikalische Jahr hineingelegt in die Zeit des -Sonnenflecken- maximums. Die Sonne ist ja, wie gesagt, fur den Variationsteil des geomagnetischen Feldes von ausschlaggebender Bedeutung, and daher ist es selbstverstandlich, daB ein Sonnenflecken- maximum in dieser Richtung hin eine besonders interessante and anregende Problematik zu bieten vermag. Prof. Dr. GERHARD FANSELAU Direktor des Geomagnetischen Instituts (Nach einem Rundfunkvortrag, gehalten am 1.3.1957) Die Aufgabe der Geodasie im Internationalen Geophysikalischen Jahr Die Geodasie ist die Wissenschaft, welche sich mit der 'Form and GroBe der Erde beschaftigt. Um daruber Aussagen machen zu konnen, muB max von sehr vielen Orten auf der Erde die genaue Lage, d. h. die geographischen Langen and Breiten, die Hohe uber dem Meeresspiegel and auch die GroBe and Richtung, der Schwer- kraft kennen. Aus verschiedenen Griinden sind Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 150 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6j7/8 aber weder die Orte Hoch die Schwerkraft an gang gleichzeitig die Breite and die Zeit and da- ewer behebigen Stelle als unyeranderlich an- mit auch die geographische Lange liefern, zusehen. Man weiB ja, daB geologische Verande- Die Bestimmung der geograPhischen Lange rungen wie Hebung, Senkung and Verschiebung kommt namlich im Endeffekt auf eine Zeit- ganzer Kontineme solche Ortsverlagerungen and messung hinaus. Um dies in tiller Kurze klar ch Schwereanderungen hervorbringen zumacnen, erinnere ich an die sogenannten Zo- damit au - Es ist daher eine laufende Aufgabe der nen odes Normalzeiten, die in den einzelnen Lan- konnen. Forschung, durch Ortsbestimmungen thesen Ver- dern gesetzlich festgelegt sind. In Deutschland anderungen auf die Spp ur zu kommen, Der Tell richten. wir uns im taglrchen Leben nach der , der Gedddsie, der sick mit 'der Bestimmung der mitteleuropaischen Zeit, wahrend z. B. in Frank- g . , eograPhischen Langen and Breiten and ihren reich and England die westeuropaische Zeit Veranderungen 'befaflt ist die astronomische gultig ist, die genau um eine Stunde von der . Geodasie. Die Kommission des Spezial-Komitees mitteleuropaischen Zeit verschieden ist in dern fur das Internationale GeoPhYsikalische Jahr, die Sinne, daB man bei einer Reise nach Westen die in dieser Richtung Beobachtungen and Unter- Uhr urn eine Stunde zuruckstellen muB, Diese - suchungen durchfiihrt, tragt daher die Bezeich- eine Stunde bedeutet nichts anderes als den geo- nung: ,.,Langen and Breiten". graphischen Langenunterschied zwischen ?deri Das SPezial-Koniitee hat ern Prograrnn ange- westlichen and den zentraleuropaischen Landerr- nommen, das eine moglichst hohe Genauigkeit oder genauer zwischen den beiden Hauptmeri- in der Bestimmung der astronomischen Koor dianen, auf die sich diese Lander in ihren.Zeit- dinaten Lange and Breite der teilnehmenden angaben stutzen. Die Bestimmung geographischer Observatorien and deren Veranderung gewahr- Langen ist daher gleichbedeutend mit der Mes- leistet. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sung von Zeitunterschieden. Jede Station be- werden nach der sPateren einheitlichen Bear- stimmt durch astronomische Beobachtungen ihre beitung sehr sichere Kenntnisse der momentanen eigene Ortszeit. Das ist wieder irri Prrnzip leicht _. Koordinaten dieser Observatorien liefern. In ausfiihrbar, veil von weit uber 1000 hierfiir ge- der D_eutschen Demokratischen Republik ist es eigneten sogenannten Fundamentalsternen ge- das Geodatische Institut in Potsdam, das die nau bekannt ist, zu welchem Zeitpunkt sie den hierber anfallenden-Arbeiten iibernommen hat. Ortsmeridian izberschreiten. Ein nur in der Me- Ich will zu erlautern versuchen, wie man mit ridianebene bewegliches Instrument gestattet Iiilfe der astronomischen Geodasie die Koor- dann diesen Zeitpunkt festzustellen. Die auf dinaten Lange and Breite bestimmen kann, and jeder Station ermittelten Ortszeiten ergeben in beginne mit der geographischen Breite. - Jeder- ihrem Zeitunterschied die Langendifferenz, Dieser , mann weiB daB der Polarstern um so hoher uber Zeitunterschied wird dadurch erhalten, daB jede dem Horizont steht, j e weiter wir nach Norden Station den absolut gleichen Zeitmoment fur ern reisen; am NordPof selbst wurde er senkrecht zunachst beliebiges Ereignis in ihrer eigenen u"ber dem Beobachter, d. h, im Zenit stehen, Ortszeit"angibt. Bei der heute verlangten Ge- Offenbar ist also die vom Horizorit aus in Winkel- nauigkeit kommen fur das ?beliebige Ereignis" , maB gemessene Hohe des Polarsterns - genauer nur die funkentelegraphisehen Zeitzeichen in des HimmelsPols selbst - nichts anderes als die Betracht. Bekanntlich werden von Rundfunk- geograPhische Breite, die somit gleichbedeutend and Spezialsendern taglich eine grof3e Zahl vort ist mit der Polhohe des Beobachtungsortes. Im Zeitsignalen ausgestrahlt, Wenn nun jede.der PrinziP braucht man also nur mit geeigneten beiden Stationen, deren Langenunterschied be- Instrumenten die Hohe des Polarsterns zu mes- stimmt werden soil, dasselbe Zeitsignal auf- sen, um naeh verschiedenen Reduktionsrech- nimmt and die. Empfangszeit in seiner eigenen , nungen die geographische Breite zu erhalten. Ortszeit angibt, dann ist der Unterschied dieser . Es gibt aber noch zahlreiche andere Methoden Zeitangaben gleich dem,gesuchten Langenunter- schied. ? zur Bestimmung der Breite, der geschilderte Zu- sammenhang sollte auch nur daran erinnern, daB Es gibt aber auch noch andere astronomisch- eine Breitenbestimmung eine astronomisch-geo- geodatische Methoden zur Zeit- and damit zur datische Aufgabe ist. Im Internationalen Geo- Langenbestimmung. Eine solche Methode wird physikalischen Jahr sollen naturlich nur die z. B. angewendet, wenn man, wie vorher er- genauesten Methoden verwendet werden, and wahnt, mit einem Spezialinstrument Zeit and esonderen wird emPfohlen Instrumente zu Breite gleichzeitig bestimmen will. Im Inter- im b benutzen, die in einem. einz'igen Beobachtungs- nationalen Geophysikalischen Jahr arbeiten na- 3. Jahrgang. Heft 8/7/8 MITTEILUNGSBLATT tiirlich niclit' nut twei Stationen, sondern sehr viele zur Be4iia Mri ihrer Langenunterschiede zusammea, ~b ia6 ai bei diesen Arbeiten von einer 40 c~tggenbecbimmung spricht, wie sie zu- letzt 1933, aber in vie/ engerem zejtlichen Rah= men, d*rdigefuhrt worden ist. ? Nadh meeer kurzen prinzipiellen Darstellung, vie man die geographischen Koordinaten Lange and Breite bestimmen kann, drangen Bich noch zahlreiche Fragen auf, die naturgemiiti mehr auf Einzelheiten eingehen. Und gerade diese, spe- ziellen Dinge sind es, dit im Internationalen Geo- 'physikalischen Jahr mit besonderer Sorgfalt be- handelt and untersucht werden sollen. Ich beginne wieder mit den Fragen,.die mit der Breitenbestimmung im Zusammenhang stehen, - Im Jahre 1844 hat der beruhrnte deutsche Astrb- nom and Geodat F. W. Bessel in S:onigsberg einem Brief an Humboldt die Bemerkung ge- macht, er habe Verdacht gegen die Unverander- lichkeit der Polhohe, 1888 gelang es Kiistner auf der alten Berliner Sternwarte, den Besselschen Verdacht .durch Messungen: zu bestatigen, Es ? handelt sich bei dem von da ab.als Polhohen- oder Breitenschwankungen bezeichneten Effekt um auBerordentlich kleine GroBen, namlich um hochstens 0",3. Man kann das auch so ausdriicken: Die Umdrehungsachse der Erde liegt im Erd- korper nicht fest, sondern ihre Endpunkte, eben die Pole, bewegen sich um eine Mittellage,`ohne sich jemals um mehr als etwa 10 m iron ihr zu ent. fernen. Man hat bald erkannt, daB die Polbewe. gung nahezu periodisch ist and auch aus theo- retischen Grunden sein muB, daB aber do ;h auch die Periodizitat selbst wieder in geringem Made veranderlich ist. Zur dauernden Verfolgung der Polschwankungen wurde unter Fuhrung deut- scher Astronomen and Geodaten der Internatio- nale Breitendienst ins Leben.gerufen, der auch heute noch arbeitet. Seine auf3erordentlich wich- tigen Ergebnisse beruhen indessen fast nur auf den Beobachtungen weniger Stationen,.die alle nahezu dieselbe geographische Breite von etwa? 38? Nord haben. In neuerer Zeit ist deraBreiten- dienst allerdings auch durch Stationen in an- deren Breiten erweitert worden. Im Internatio. nalen Geophysikalischen Jahr besteht aber ?der Wunsch and die Moglichkeit, ndch Behr viel mehr Stationen zur Mitarbeit zu gewinnen, die moglichst gleichmaBig uber die ganze Erdg vere teilt seen sollten. Der Zweck ist unter anderem der, festzustellen, ob die Polschwankunge4 Aber. all in derselben GroBe and Richtung nu?tt?ebeil~ oder ob etwa einzelne groBere konthtentA4~ $,d. schollen andere Ergebnisse libfern, jis tie eel 151 einer Schwankung des gesamten Erdkorpers auftreten muBten. Ern solcher Effekt konnte nur auBerordentlich gering sem,. wesenthch kleiner jedenfalls, als es die Polschwankungen mit maximal 0",3 selbst sind. Hieraus~geht nochmals hervor, daB nur die genauesten McBmethoden in Frage kommen. - Die schon erwahnte Perio- dizitat hat eine Dauer von etwa 4'10 Tagen, uber- lagert von einer Periode von Jahreslange. Die groBere 430tagige Periode wird nach ihrem Ent- decker die Chandlersche Periode oder auch nach dhssen Namen benannt. Auch mrt Rucksicht auf diese Periodendauer hat man das Internatio- nale Geophysikalische Jahr auf 1i/: Jahre aus- gedehnt, um mindestens uber eine ganze (Chand- lersche) Perjide hinweg genaueste Polhohen- messungen zu erhalten. 'Bei den Langenhestimmungen, die, vie erwahnt, auf Zeitbestimmungen and ihren Vergleich der einzelnen Stationen untereinander mit Hilfe der funktelegraphischen Zeitsignale hinauslaufen, treten weitere Fragen auf, die im Internationalen Geophysikalischen Jahr beantwortet werden sollen,?- Das naturliche MaB der Zeit ist die eidimalige Umdrehung der Erde um sich selbst, d. h. die Dauer eines Tages. Die Tageslange kann nur dann eine unveranderliche GroBe seen, wenn die Rotationsgeschwindigkeit der Erde konstant 1st. Und. das ist eben.leider nicht der Fall! Man . hat drei verschiedene Arun der Inkonstanz der Erdrotation and damit des ZeitmaBstabes zu unterscheiden: 1. Fine allmahliche Verlangsamung der Erd- drehung oder was dasselbe ist, eine Zu- z,ahme der Tageslange. Dieser Effekt wird durch die Reibung der durch Ebbe and Flut - die Gezeiten - bewegten Wassermassen namentlich in seichten Meeres- teilen hereorgerufen and bewirkt nur eine Zu- nahme ?der T~ge~iznge von weniger als 2 tausend- stel Sekunden ?pco Jahrhundert. Diese Erschei- nung kann dco keine Aufgabe fur das Inter- , nationale Geop'hyct%alische Jahr sein. 2. Ec lreten~zi~egelmaBiga Schwankunggeh der Lrdrotatioii I. Als geophysikaliadiw Grande hierfur vermutet man Muoenverlagettingen im Erdinnern. Diese Art der Schwartk rigdti bezeichnet man' inter- national a Fljkt ationen. Siie auBern sich darm, data ein eelmell bewegtes Gestirn, insbesondere der Mond, riieht gena>x an der Stelle des Him- mels ct~Srt, axi der er sich der Theorie nach be- t ndeAa frte. 4rn Internationalen Geophysika- liseheii Jalir hat, man daher ein besonderes Pro- Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 152 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 gramm fur Mondbeobachtungen aufgestellt, bei dem ein neuartiges photographisches Gerat - die Markowitz-Kamera - auf etwa 20 Stationen zum Einsatz kommen wird. Mit ihrer Hilfe wird man einerseits die Theorie der Mondbewegung verbessern and andererseits die Fluktuationen des Zeitmal3stabes feststellen konnen. Dem glei- chen Zweck dienen auch die Beobachtungen von Sternbedeckungen durch den Mond, an denen sick auch Liebhaber-Astronomen beteiligen kon- nen and sollen. Wegen der relativen Seltenheit der Sternbedeckungen wird aber die wissen- schaftliche Ausbeute mit der Markowitz-Kamera wesentlich grol3er and genauer sein. Mit ihr photographiert man namlich gleichzeitig den Mond and zahlreiche ihm nahe stehende schwache Sterne, was etwa gleichbedeutend mit der Auswertung vicler Sternbedeckungen ist. Diese Beobachttingsmethoden haben auch noch einen besonderen Vorteil dadurch, daB sie un- abhangig von der Richtung and GroBe der Schwerkraft, d. h. der Lotrichtung sind. Man kann sie daher dazu benutzen, sehr grofle geo- datische Entfernungen von Kontinent zu Kon- tinent uber Ozeane hinweg zu uberbrucken and in linearem Ma13 arzugeben. 3. Die Art der Rotationsschwankungen oder des ZeitmaBstabes verlauft mit Jahres- periode and ist auf meteorologisehe Vor- gauge zurUckzufuhren, sie ist also ebenso wie die vorher besprochene zweite Art der Schwankungen geophysikalischer Natur. Ihre mel3technische Verfolgung kann aber nur durch astronomische Zeitbestimmungen im Zu- sammenwirken mit Uhren her-vorragender Gang- leistung geschehen. Denkt man sich die Erde selbst als eine Uhr, deren Zeiger etwa ein fester Punkt auf dem Aquator sein moge, so zeigt diese .,Erduhr", verglichen mit' einer idealen absolut gleichmaBig gehenden Uhr, Schwankungen, die in den astronomischen Schwankungen der idealen Beobachtungsuhr auftreten. Zeigen nun viele Uhren, deren Leistungen man durch gegenseitige Vergleichungen als hervorragend erkannt hat, dieselben scheinbaren Schwankungen; dann wird man: als' Grund hierfur wirkliche Anderungen der Rotationsgeschwindigkeit der Erde annehmen messen. ~eit reichlich zwei Jahrzehnten verfugt man tatsachlich uber Uhren, die gewissermaf3en besser gehen ais die Erduhr, das sind die Quarz- uhren, bei denen ein schwingender Quarzkristall das regelnde Organ ist. Es gehort in das Arbeits- programm der Kommission Langen r~nd Breiten des - Internationalen Geophysikalischen Jahres, diese jahreszeitlichen Schwankungen der Zeit- skala zu verfolgen. Dabei handelt es Bich auch wieder nur um sehr kleine GroBen, denn die Tageslanga schvankt innerhalb eines Jahres hochstens um .2 tausendstel Sekunden. Dieser theoretisch schon lange vermutete Effekt wurde 1935 erstmalig im Geodatischen Institut Potsdam! mit. Quarzuhren nachgewiesen. Zu den astronomisch-geodi ischen Arbeiten der Kommission Langen and Breiten gehoren noch eine ganze Reihe weiterer Untersuchungen, auf die noch kurz eingegangea werden soil. - Die elektrischen Wellen, welche die funkentelegra- Phischen Zeitzeichen ubertragen, haben zwar theoretisch die sehr grofle Fortpflanzungs- geschwindigkeit von 300 000 km pto Sekunder also dieselbe vie die Lichtgeschwindigkeit, trotz- dem muB aber die Ubertragungszeit zwischen Sender and Empfanger berucksichtigt werden. Das laBt sich jedoch nicht rechnerisch aus der bekannten Entfernung durchfuhren, veil die , Wellenausbreitung bekanntlich nicht oder nicht nut' tangs der Erdoberflache stattfindet, sie nimmt vielmehr ihren Weg zum groliten Teil uber die Ionosphere in Atmospharenschichten in mehreren 100 km Hohe. Diese Wege sind da- zu noch jahres- and tageszeitlich verschieden, hangen von der Wellenlange, von der zu i be'r- bruckenden Entfernung and anderen storenden Eintiussen ab. Fur die Untersuchung dieser Dinge hat man im Internationalen Geophysikalischen Jahr ein besonderes Arbeitsprogramm auf- gestellt, fur das schon jetzt z. B. eine enge Zu- sammenarbeit des Geodatischen Instituts Pots- dam mit der Sternwarte Tokio besteht. Da man sich bei Breiten- and Langenhestim- mungen astronomischer Methoden bedienen muB, da man also die Orter der beobachteten Sterne genau kennen muB, liegt die weitere Auf-. Babe 'or, die Fundamentalkataloge der Sterne auf ihre Genauigkeit zu untersuchen and sie durch die Zusammenarbeit zahh?eicher Obser- vatorien weiter zu verbessern. Hierzu konnen die bei den Breiten- and Zeitbestimmungen an- fallenden Messungen herangezogen werden. Nicht weniger wichtig ist es, die benutzten In- strumente genau auf ? ihre stets vorhandenen. kieinen Fehler hin zu untersuchen. Beispiels- weise wird jede Empfangsapparatur fur Zeit- signale mit einer gewissen. wenn auch meist unter einer tausendstel Sekunc liegenden Ver- zogerung arbeiten. Dieser Betrag muB bestimmt, in seiner Konstanz uberwacht and berucksich- - tigt werden. 3. Jahrgang, Heft 6/78 MITTEILUNGSBLATT _ 153 Auch die meteorologischen Zustande, vie Tem- peratur, Luftdruck, Windrichtung and '-starke konnen EinfluB auf die astronomischen Beob- achtungen haben. Am bekanntesten ist die Wir- kung der Strahlenbrechung oder Refraktion in der Lufthulle der Erde. Man muB aber bei dieser an sick sehr genau berechenbaren Erscheinung mit anomalen Effekten rechnen, die nicht immer im eifizelnen zu erfassen sein werden. Es wird auch aus diesem Grunde im Internationalen Geo- physikalischen Jahr empfohlen, die Beobach- tungen weit fiber das sonst ubliche MaB hinaus auszudehnen and deshalb z. B. die ganze Nacht hindurch. zu beobachten. Man kann dann er- warten, manche Effekte aufzufinden oder aus- zuschalten, die sonst als systematische Fehler auftreten warden. AuBer der astronomischen Geodasie ist auch die Gravimetrie..d. h. jener Teil der Geodasie an den Arbeiten im Internationalen Geophysika- lischen Jahr beteiligt, der sich mit der Schwer- kraft befaBt. Sic hangt auf3er von ortlichen geo- logischen Ve~haltnissen im wesentlichen von der Gestalt des Erdkorpeis ab, der ja bekanntlich keine Kugel, sondern annahernd ein abgeplat- tetes Ellipsoid ist. Aber weder Richtung noch Grolie der Schwerkraft bleiben an demselben Ort unveranderlich. Es ist daher eine geodatische Aufgabe im Internationalen Geophysikalischen Jahr, diese Veranderungen an moglichst vielen Orten zu verfolgen. Hierzu stehen heute Schwere- messer zur Verfugung, die Schwereanderungen von 1100 Millionen des Schwerewertes selbst zu messen erlauben. Richtungsanderungen der Schwerkraft konnen Burch sogenannte Horizon- talpendel bis auf l/roo" and weniger festgestellt werden. Derartige Messungen finden zweck- maBig in stillgelegten Bergwerken statt. Der Hauptgrund fur diese Grolien- and Richtungs- anderungen ist deeselbe, der auch die Gezeiten Ebbe and Flut erzeugt, namlich die Anziehungs- kraft von Sonne and Mond.Deshalb wird dieses spezielle Aufgabengebiet auch ?Gezeiten der festen Erde" genannt. Daneben gibt es auch geo- logische Ursachen, die man bei diesen Messungen ergrunden will. Eine moglichst ununterbrochene Registrierung der Erdgezeiten wird im Inter- nationalen Geophysikalischen Jahr angestrebt. Das Spezial-Komitee fur das Internationale Geo- physikalische Jahr hat Richtlinien herausgege- ben, nach denen das gewaltige anfallende Be- obachtungsmaterial nach einheitlichen Gesichts- Punkten an ze tralen Stolen-bearbeitet werden. soil. Trotzdem hat naturlich jede Station ihre eigenen Beobachtungen in ublicher Weise zu be- rechnen and zu reduzieren. Fur die Langen and Breiten wird das Bureau International de 1'Heure in Paris diese Zentralstelle sein. Es ist mit grofiter Sicherheit zu erwarten, daB die internationale Zusammenarbeit im Inter- nationalen Geophysikalischen Jahr reiche Fruchte bringen wird. Mit abschlieBenden Er- gebnissen ist kaum vor 1960 zu rechnen. Prof. Dr. W. UHINz Leiter der Abteilung astronomische Geodasie im Geodatischen Institut t)berwachung der Sonnentatigkeit S Im Arbeitsprogramm des Internationalen Geo- physikalischen Jahres werden die Beobachtungen der Sonne einen wichtigen Platz ennnehmen. Zwar gilt das Hauptinteresse dieses groBen Forschungs- programms, vie seine Bezeichnung besagt, den physikalischen Vorgangen auf unserem Planeten, der Erde; jedoch werden viele der Erscheinungen, mit denen sich die Geophysiker beschaftigen, in hohem Mal3e beeinfluBt oder direkt gesteuert von physikalischen Prozessen, diesich auf dem Zen- tralgestirn unseres Planetensystems, der.Sonne, abspielen. Die Warmestrahlung der Sonne ist ja die Energiequelle fir die meisten Naturvorgange, die wir auf der Erde beobachten konnen, sowohl in der belebten wie in der unbelebten Natur. Die Achsendrehung der Erde setzt uns der Licht- und Warmestrahlung der Sonne im regelmaBigen Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Wechsel von Tag and Nacht aus; der Umlauf der Erde um die Sonne' bedingt zusammen mit der Schragstellung der Erdachse zur Bahnebene den Wechsel der Jahreszeiten and darnit nicht nur den Rhythmus des organischen Lebens, sondern auch vieler groBraumiger geophysikalischer Vor- gange tivie des Zirkulationssystems der irdischen Atmosphere. Uber diese wohlbekannten astrono- mischen Gegebenheiten hinaus wirken sich aber auf der Erde gewisse physikalische Phanomene aus, die auf der Sonne selbst ihren Sitz haben and die von den Astronomen mit geei neten d~ instrumentellen Hilfsmitteln verfolgt werden konnen. Das bekannteste and auffalligste dieser Phano- mene sind die Sonnenflecken, die, obgleich sic gelegentlich, ohne optische Hilfsmittel sichtbar Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 154 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 0/7/8 and auch in fri heren Zeiten schon bemerkt sind, erst nach der Erfindung des Fernrohres um 1610 bei der teleskopischen Beobachtung der Sonne wahrgenommen wurden and seitdem von den Astronomen standig beobachtet werden. Die Sonnenflecken sind veranderliche Gebilde von sehr verschiedener Grol3e and Sichtbarkeitsdauer; wahrend einzelne kleinere Flecken nur uber Stunden oder Tage wahrnehmbar bleiben, uber- dauern manche groBe Flecken und Flecken- gruppen viele Wochen oder sogar Monate. Die Flecken werden durch die Rotation der Sonne um ihre Achse, die Bich in etwa 27 Tagen vollzieht, von Ost nach West uber die uns zugekehrte Halb- kugel. der Sonne gefuhrt; bei hinreichend langer Lebensdauer konnen einzelne Flecken nach einem Umlauf wieder am Ostrande sichtbar werden. Das wissenschaftliche Interesse an der Verfolgung des Sonnenfleckenphanomens erhohte sich be- deutend, seit im Jahre 1843 ein Amateurastronom, Heinrich Schwabe in Dessau, auf Grund langjah- riger eigener Beobachtungen erkannte, daB die Haufigkeit der Sonnenflecken einem rhythmischen Wechsel von etwa lljahriger Periode unterworfen ist. Die genauere Verfolgung dieses Vorganges stutzt sich auf die sogenannte Sonnenflecken- Relativzahl, die, von dem Zuricher Astronomen Rudolf Wolf eingefuhrt, angesetzt wird gleich der Anzahl der zur Zeit auf der Sonne beobachtbaren Sonnenflecken, vermehrt um das Zehnfache der Anzahl der Gruppen, in denen sich ein groBer Teil der Flecken anzuordnen pflegt. Diese Relativzahl. gibt, wenn sie durch geeignete Reduktionsfaktoren von den speziellen Beob- achtungsbedingungen auf ein einheitliches System uberfuhrt wird, ein einfach abzuleitendes and als sehr zweckmaBig bewahrtes MaB fur die jewei- lige Hauflgkeit der Sonnenflecken. Aus'den Auf- zeichnungen vieler Sonnenbeobachter ist die Relativzahl von 1749 an bis zur Gegenwart be- kannt; sie zei Schwankungen vom Werte Null bei fleckenfreier. Sonne bis zu Betragen uber 100 bis 200 bei starkster Fleckentatigkeit. Maxima (and Minima) der Fleckenhaufigkeit folgen ein- ander mit einem mittleren Abstand von etwa 11 Jahren; jedoch ,erfolgt die Schwankung nicht streng periodisch, sondern in einem Rhythmus, bei dem innerhalb eines jeden Zyklus der Anstieg rascher (in 3 bis 6 Jahren), der Abstieg langsamer (in 4 his 8 Jahren) verlauft und.jeder Zyklus nach, Verlauf and Starke sein eigenes Geprage tragt. Die Steilheit des zeitlichen Anstiegs and die Hohe des erreichten Maximums Sind starken Schwan- kungen unterworf en, die einigen statistischen Regeln gehorchen; die Zeitspanne zwischen zwei aufeinander folgenden Maxima kann zwischen 7 and 17 Jahren liegen and ist bei dem jetzigen Stand unserer Kenntnis nur mit einer sehr be- " schrankten Genauigkeitvorauszusagen..Dasletzte Sonnenfleckenmaximum 1st im. Jahre 1947 efn- ` getreten; das nachste, voraussichtlich besonders starke Maximum ist in diesem Jahre zu erwarten and moglicherweise schon in den letzten Monaten erreicht worden. Die zeitliche Festlegung des Internationalen Geophysikalischen Jahres ist mit Vorbedacht so gewahlt worden, daB der Beob- achtungszeitraum in ? einen Abschnitt starker Fleckentatigkeit fallt, damit die Beziehung zwi- schen Sonnenfleckentatigkeit and geophysikali- schen Erscheinungen moglichst intensiv unter- sucht werden kann. Die Sonnenflecken sind jedoch nur das auffal- ligste and am leicht steu.zi beobachtende, nicht.. aber das einzige Phanomen auf der Sonne, das auf zeitlich veranderliche physikalische Vorgange hindeutet, die wir in ihrer Gesamtheit als Son- nenaktivitat bezeichnen. Der einzelne Sonnen- fleck, der sich im Fernrohr als ein dunkler Kern, die sogenannte Umbra, umgeben von einem Hof mit filamentartiger radialer Struktur, der Pen- umbra, darbietet, ist trotz einer Ausdehnung von der Grof3enordnung 10 000 km nur ein verhaltnis- maBig kleines Storungsgebietin der die sichtbare Strahlung aussendenden Schicht, der Photo- sphere der Sonne. Selbst bei groBter Flecken- haufigkeit bedecken die Sonnenflecken insgesamt nur 1 bis 2 Tausendstel der Sonnenoberflache. In der Umbra eines Flecks betragt trotz des schein- bar starken Kontrastes gegen die Umgebung die Strahlungsdichte immer noch etwa 40 ?/o der nor-" malen Intensitat der Photosphere, so daB die.Ge- samtstrahlung der Sonne durch die Sonnenflecken. nicht merklich verandert werden kann. In der Tat zeigen die seit Jahrzehnten fortlaufenden Mes- sungen der Gesamtstrahlung, die durch die so- genannte Solarkonstante gekennzeichnet wird, innerhalb. der McBgenauigkeit. vbn einigen Tau- sendsteln keine Korrelation mit der Flecken- haufigkeit an. Die starken Auswirkungen der Sonnenaktivitat auf irdische Vorgange konnen also nicht einfach auf Schwankungen der thermi- schen Sonnenstrahlung zuruckgefuhrt werden, sondern mussen von.speziellen, mit den Flecken verkniipf ten physikalischen Prozessen herruhren. Mit geeigneten optischen Hilfsmitteln lassen sich. nun auBer den Sonnenflecken noch verschiedene andere, zeitlich veranderliche Phanomene auf der Sonne beobachten. In der Nahe von Flecken- gruppen, aber auch an anderen Stellen der Sonne 3. Jahrgang, Heft 0/7/8 MITTEILUNGSBLATT 155 bemerken wir mit dem Fernrohr oder auf Son- nenaufnahmen oft ausgedehnte and struktur- reiche hellere Storungsgebiete, die Sonnenfak- keln, deren Sichtbarkeit zum Sonnenrande hin giinstiger wird. Die Fackeln zeigen in ihrer Hau- flgkeit eine ahnliche zeitliche Variation wie die Sonnenflecken; jedoch liegt daruber infolge der schwierigeren Beobachtungsmoglichkeiten , der Fackeln noch kein so ausgedehntes Zahlenmate- rial wie bei der Sonnenflecken-Relativzahl vor. Ein wichtiges Verfahren zur tYberwachung der Sonnentatigkeit ist die Beobachtung der Sonne im Lichte bestimmter Spektrallinien. Das Spek- trum der Sonne, wie wir es durch Zerlegung des' Lichtes vermittels eines Prismas oder eines Beu- gungsgitters betrachten and photographieren konnen, besteht ads einem kontinuierlichen Untergrund von bestimmter spektraler Inten- sitatsverteilung, der nach dem Planckschen StraliTungsgesetz eine Tempera'tur der-strahlen- den Schicht von etwa 7000 Grad zugeordnet wer- den kann. Diesem kontinuierlichen Spektrum uberlagern sich viele tausend dunkle Linien, die nach ihrem Entdecker Fraunhofersche Linien genannt werden and die durch Absorption der Strahlung durch Atome in den auBeren Schichten der Sonne entstehen. Ihre genaue Analyse gibt uns AufschluB uber die chemische Zusammen- setzung der Sonnenatmosphare and 'uber die physikalischen ZustandsgroBen in den Schichten, in denen die Fraunhoferschen Linien entstehen. Blenden wir aus dem Sonnenspektrum eine be- stimmte dieser Linien, z. B. eine vom Wasserstoff oder vom Calcium erzeugte Linie, durch einen Spektralapparat geeigneter Konstruktion heraus, so konnen wir im Lichte dieser Linie besonders interessante Phanomene auf der Sonne erkennen. Gerate" dieser Art heiBen Spektrohelioskope, wenn sie fur die direkte Beobachtung mit dem Auge eingerichtet Sind, and Spektroheliograplien, wenn sic die photographische Aufnahme der Sonnenoberflache oder eines Teiles davon ge- statten. Die Spektroheliogramme geben uns ein Bild einer hoheren Schicht der Sonnenatmo- sphare, der sogenannten Chromosphere, and sie zeigen an der Stelle der im unzerlegten Licht be- obachteten photospharischen Fackeln in der Regel starke Aufhellungen im Lichte der Wasser- stoff- and Calcium-Linien, wobei die Form and die Ausdehnung dieser Flocculi oder chromo- spharischen Fackeln wesentlich von den photo- spharischen Fackeln abweichen kann. Die standige spektrohelioskopische oder spektro- heliographische Uberwachung der Sonne ist von besonderer Bedeutung, weil sic aul3er den chro- mospharischen Fackeln and anderen Phanomenen die markanteste AuBerung der Sonnenaktivitat, die sogenannten Eruptionen erkennen laBt. Die Eruptionen sind plotzlich einsetzende physikali- sche Vorgange groBten AusmaBes auf der Sonne, die mit der Aussendung intensiver Ultraviolett- and Rontgenstrahlung, mit Ausstrahlungen im Radiofrequenzbereich and mit der Aussendung von Korpuskeln and von Ultrastrahlung hochster Energie verbunden sind. Alle diese Emissionen der Sonne haben starkste Auswirkungen auf die hochsten Atmospharenschichten der Erde, die Ionosphare, and ziehen zahlreiche geophysika- lische Erscheinungen wie Nordlichter, den Schwund der Radiowellenausbreitung and geo- magnetische Effekte nach sich. Das Studium aller dieser Beziehungen wird daher ein wesentlicher Programthpunkt des Internationalen Geophysika- lischen Jahres sein. An den Snnnenheobachter stellt die'(lberwachung der Eruptionen besonders hohe Anforderungen, da der sichtbare Effekt, die plotzliche Aufhellung eines kleinen Areals etwa im Lichte der Wasser- stofflinie Ha, ein verhaltnismaBig unauffalliger Vorgang von kurzer Zeitdauer, einigen Minuten bis hochsten einer Stunde ist. Hier ist also ein Zusammenwirken vieler Observatorien, die uber die ganze Erde verteilt sein sollten, von beson- derer Wichtigkeit. Die Haufigkeit and die Inten- sitat der Eruptionen ist Behr starken Schwan- kungen unterworfen; wahrend im Sonnenflecken- minimum die Eruptionen fast ganz fehlen, ist im Maximum der Sonnenaktivitat durchschnittlich etwa jede zweite Stunde eine Eruption zu er- warten. Weitere Erscheinungen der Sonnenaktivitat sind die Protuberanzen and die Filamente. Es handelt sich dabei im Gruride um Vorgange der gleichen Art, namlich Wolken ionisierter Materie ober- halb der Chromosphere, die sich uns nur in ver- schiedener Weise darbieten, je nachdem ob sic sich von der Erde aus gesehen gerade auf die Sonnenscheibe projizieren oder uber den Sonnen- rand hinausragen.Im ersten Fall beobachten wir sie im monochromatischen Bild der Sonne in Ab- sorption als Filament, im zweiten Fall auBerhalb des Sonnenrandes in Emission?als Protuberanz. Die Beobachtung der Protuberanzen, die fruher durch Absuchen des Sonnenrandes mit dem Pro- tuberanzenspektroskop erfolgte, ist in neuerer Zeit wesentlich erleichtert durch die Entwick- lung der Polarisations-Interferenzfilter, die ins- besondere i Verbindung mit einer speziellen Fernrohrkonstruktion, dem sogenannten Korono- graphen, die Beobachtung and die photographi- Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 156 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 67/8 sche' Aufnahme des ganzen Sonnenrandes in einem sehr schmalen Spektralbereich erlauben, z. B. im Lichte der Wasserstofllinie Ha. Die Auf- nahmefolge kann dabei so rasch gewahlt werden, daB Bich die Bewegungsvorgange in den Protube- r?anzen sehr eindrucksvoll im Kinofrlm nach dem Zeitrafferprinzip vorfuhren lassen. Die Beob- achtung der Filamente kann vie die der Erup- tionen auch mit dem Spektrohelioskop oder durch Aufnahme mit dem Spektroheliographen er- folgen. Weitere Vorgange der Sonnenaktivitat spielers sich in den auf3ersten Schichten der Sonnen- atmosphare, der Sonnenkor?ona ab, die'sich radial bis in mehrere Sonnenhalbmesser Abstand vom scheinbaren Somrenrand erstreckt. Bis vor etwa 25 Jahren war die. Beobachtung der Sonnen- korona nur .bei den seltenen and kurzen Gelegen- heiten einer? totalen' Sonrlehflrl8t@TniS moglich, wenn der Mond fur einen schmalen Streifen der Erdoberflache die strahlende Lichthulle der Photosphere abdeckt and sich dem Beobachter das eindrucksvolle Schauspiel der von einem schwachen, geheimnisvollen Strahlenkranz um- gebenen schwarzen Mondscheibe am verdun- kelten Taghimmel fur wenige Minuten darbietet. Form and Ausdehnung dieser Korona ist, tvie aus den Finsternisbeobachtungen hervorgeht,starken Anderungen mit dem Sonnenfleckenzyklus unter- worfen. Aus der spektrographischen Analyse and der physikalischen Deutung der Koronastrahlung er?gaben sich neue Moglichkeiten fur ihre Beob- achtung auch aul3erhalb von totalen Sonnen- finsternissen. Das Licht der Korona besteht nam- lich aus einem schwachen kontinuierlichen Unter- gr?und, erzeugt durch Str?euung des Photospharen- lichtes an Partikeln and freien Elektronen, uber- lagert von einer Anzahl von Emissionslinien; die von hochionisierten Atomen, insbesondere des Eisens and des Calciums, in der Korona ausge- strahlt werden. Im Lichte dieser? Eigenemission, z. B. der gri nen Koronalinie 5303 A, kann die Korona, obgl'eich ihre Leuchtdichte millionenfach schwacher? ist als die der leuchtenden Sonnen- scheibe, unter? gunstigen atmospharischen. Be- dingungen and mit geeigneten Gersten auch auf3erha1b von Sonnenfinsternissen beobachtet werden. Eine standige Uberwachung der Korona 1aBt sich aller?dings nur auf sehr? Koch gelegenen Beobach- tungsstationen durchfuhr?en, die oberhalb der atmospharischen Dunstschieht liegen; in der der ol3te Teil des stor?enden Streulichtes entsteht. Eine ganz neuartige and auf3erordentlich wich- tige Beobachtungsmoglichkeit der Sonnenaktivi- tat hat Bich im Laufe des letzten Jahrzehnts durch die Entwicklung der Radioastronomie er- geben. Wahrend des letzten Krieges fuhrte der Einsatz von Radargeraten zu militarischen Zwecken riebenbei zu der Wahrnehmung, daB die Sonne eine kraftige, zeitlich veranderliche Quelle von Radiofrequenzstrahlung 1st. Die genauere Verfolgung dieses Phanomens zeigte eine enge Korrelation der Strahlungsintensitat mit der Sonnenfieckenrelativzahl oder allgemein mit der Sonnenaktivitat. Die Theorie der Wellenausbrei- tung fuhrt zu der Erkenntnis, daB die beobacht- bare Strahlung verschiedener Frequenz (oder verschiedener Wellenlange) aus sehr verschie- denen Schichten der Sonne stammen muB. Strah- lung im Zentimeter- and Deiimeterbereich er- reicht uns im wesentlichen aus der Chromosphere der Sonne; Strahlung von mehr as 50 cm Wellen- 75rige kann nur aus der Sonnenkorona nach aul3en dringen. DemgemaB zeigt die Dezimeter- strahlung eine sehr enge Beziehung zu den chro- mospharischen Erscheinungen, wahrend die aus verschieden hohen Koronaschichten stammende Meterwellenstrahlung, die bis etwa 20 m Wellen- lange die,irdische Ionosphere durchsetzen kann, einen empfindlichen Indikator fur koronale Sto- rungen and fur Eruptionen dar?stellt. In diesem Frequenzgebiet erreicht die zeitliche Variation der Sonnenstrahlung besonders gro3es AusmaB; so kann die Intensitat der Meterwellenstrahlung bei groBen Eruptionen kurzfristig auf das Mil- lionenfache ihres Wertes bei ruhiger Sonne an- steigen. Die Registrierungen der Radiostrahlung der Sonne erganzen daher in glucklichster Weise die optisch wahr?nehinbaren Vorgange der Sonnen- aktivitat; sie haben uberdies den Vorteil, unab- hangig von der verenderlichen Trubung der Erd- atmosphare auch bei starkster Bewolkung stets durchfuhrbar zu sein, wenn die notwendigen Gerate zur? Verfugung stehen and der Empfang der Radiostrahlung der Sonne nicht durch solche irdischen UrFprungs, z. B. der Fernsehsender?, uberlagert and gestort wird. Ein Nachteil der radioastronomischen Beobachtungsmethoden be-. steht darin, daB sie im allgemeinen, wenn keine besonderen Interferometeranordnungen der Emp-, (anger eingesetzt werden konnen, keine genauere Lokalisierung der Strahlungsquelle auf der.Sonryp erlauben. Wahrend des Internationalen Geophysikalischen Jahres wird die lJberwachung der Sonnenaktivi- tat in der Deutschen? Demokratischen Republik im wesentlichen an zwei Stellen durchgefuhrt werden, die sich auch sonst standig mit diesem 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEII~}d~ t$TR7J tT 157 '3orxienflecken, von denen die Astrophysiker zwar mancherlei theoretische Vorstellungen, aber bis- her noch keine endgultig gesicherte Kenntnis be- sitzen. Im Geophysikalischen Jahr wird die Mes- sung der Magnetfelder von einzelnen Sonnen- flecken hoffentlich auch beitragen zu einer Kla- rung der Beziehung zwischen Fleckenphanomen and irdischen Vorgangen. In die Uberwachung der Radiofrequenzstrahlpng der Sonne teilen Bich das Heinrich-Hertz-Institut fur Schwingungsforschung in Berlin-Adlershof unter Leitung von Prof. Hachenberg and die AuBenstelle Tremsdorf des Astrophysikalischen Observatoriums unter Leitung von Dr. Daene. In Adlershof wird die Intensitat der solaren Strahlung in den Wellenlangen 3,2 cm, 10 cm and 20 cm, in Tremsdorf in den Wellenlangen 50 cm, 130 cm and 17 m so weit vie moglich fortlaufend registriert werden. Besonders wert- voll wird die enge Zusainmenarbait zwschen der Radioastronomie and der ubrigen Sonnenuber- wachung dadurch werden, daB im Falle des Auf- tretens von Eruptionen, die sich in der Meter- wellenstrahlung sofort stark bemerkbar machen, eine besondere Intensivierung der spektrohelio- skopischen and der spektrographischen Beobach- tungen zur Lokalisierung der Strahlungsquelle ausgelost werden kann. Wir mochten daher hoffen, daB das Arbeitsprogramm des Internatio- nalen Geophysikalischen Jahres eine reiche Ernte an neuen Erkenntnissen nicht nur auf dem Ge- biete der Geophysik, sondern auch fur die Sonnenphysik bringen wird, and wir mochten wiinschen, daB der Geist einer wohlorganisierten internationalen Zusammenarbeit in der For- schung Vorbild werden moge fur efn verstand- nisvolles Zusammenwirken der Volker auch auf anderen Gebieten menschlichen Lebens. Arbeitsgebiet befassen, dem Astrophysikalischep Observatorium in Potsdam and dem Heinrich- Hertz-Institut fur Schwingungsforschung in Berlin-Adlershof, beides Forschungsanstalten der Deutschen Akademie der Wissenschaften. In Potsdam wird die standige Beobachtung der Sonnenflecken, der Fackeln and der Protube- ranzen besonders intensiv durchgefuhrt werden; ferner werden Aufnahmen der Sonne durch ein Polarisations-Interferenzfilter fur die Wasser- stofflinie Ha. 'erfolgen. Zusatzlich wird zum Internationalen Geophysikalischen Jahr efn zur Zeit noch im Bau bef.ndliches Spektrohelioskop zur Oberwachung der chromospharischen Pha- nomene in Betrieb genommen werden. Efn besonders interessantes and wichtiges For- schungsprogramm wird am Turmteleskop des Astrophysikalischen Observatoriums, dem Ein- stein-Term in Potsdam weitergefuhrt undyver- starkt werden. Im Spektrum von Sonnenfiecken zeigen gewisse Fraunhoferlinien, z. B. solche, die vom Eisen herruhren, Aufspaltungen in mehrere Komponenten der Art, vie sie den Physikern experimentell and theoretisch bekannt sind bei Lichtquellen, die sich in einem starken Magnet- feld befinden. Durch genaue Ausmessung dieser Aufspaltung, die nach ihrem Entdecker, dem hol- landischen Physiker Zeeman, als Zeeman-Effekt bezeichnet wird, laBt sich die Starke des Magnet- feldes am Entstehungsort der Linien, in diesem Falle also der Sonnenflecken ableiten. Es ergibt sich dabei, dalI in den Sonnenflecken in der Regel Magnetfelder bis zu einer Starke von etwa 3000 Orsted vorhanden sind; das ist eine Feldstarke, die das magnetische Feld der Erde, das bei uns die bekannte Richtkraft auf eine KompaBnadel ausiibt, um rund das 10 000fache ubertrifft. Die fortlaufende exakte Messung der Magnetfelder in Sonnenflecken, ihrer zeitlichen Veranderung and ihrer raumlichen Verteilung verspricht Auf- schlusse uber die Struktur and den Ursprung der Prof. Dr. J. WEMPE Direktor des Astrophysikalischen Observatoriums, Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Heft 6/7/8 Jahrgang 3 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT 159 , . AITTEILUNGSBLAT T 158 des Internationalen Geophysikalischen Jahres i B (llbersetzung) nn eg Briefwechsel zum tional Council of Scientific Unions) I Internationaler Rat der WissenschaftlicheilUnionen nterna Conseil International des Unions Scientifiques ( Der President Dr. L. V. Berkner Father P. Lejay, Vice-President Dr. K. S. Krishnan, Vice-President Colonel E. Herbays, Treasurer Sir H. Spencer Jones, Secretary General The President Dr. L. V. Berkner Associated Universities, Inc. 10 Columbus Circle. Suite 1750 New York 19, New York, USA Herrn Professor Dr. H. Ertel President des Nationalen Komitees der DDR Kopie an Professor Dr. H; Philipps Dr. L: V. Berkner Professor H. Ertel President, IGY National Committee c/o Professor H. Philipps Meteorolog. and Hydrologische~ Dienst d r-Deutschen Demokratischen Republik Verlangerte Luckenwalder Strafle Potsdam, Germany Dear Professor Ertel; With the opening of the International Geophysi- cal Year (IGY) on July 1, 1957, the International Council of Scientific Unions expresses its good wishes and the hope of, success of the IGY pro- gram , of your National Committee. The united effort of the scientists of the world'in joining to examine the structure and behavior of the Earth and its atmosphere, and the properties of the environment that it provides for life in its higher forms, represents a mighty step forward in the ability of men to work together to achieve their mutual aspirations. The International, Council of Scientific Unions (ICSU) feels complimented to have sponsored this joint effort, among scientists to view the Earth as a planet, working through its Comite Special de 1'Annee Geophysique Internationale ?(CSAGI). This Committee of the ICSU, acting on behalf of the several interested scientific Unions ad- hering to the Council, has specified the scientific program of observations and study that are neces- sary to a better comprehension of the planet, on which we live. The scientists of every aera of the Earth, working through their national com- mittees, have joined their efforts in the Ad- visory Committee for the International Geophy- sical Year to lay detailed plans for observations needed to achieve the scientific objectives spe- June 15, 1957 cified by the CSAGI. The Bureau and Secre- tariat of the CSAGI, and the Coordinator of - Operations, have provided the administrative coordination of planning necessary to weld this world plan of scientific study into a unit. On one hand, the individual national groups could act with the confidence that their own contri- butions would be supplemented by the necessary work of the others. On the other hand, each national group has acted generously and unsel- fishly to carry on its own part of the program on which success of the whole effort has so vi- tally depended. The whole effort of the IGY clearly demonstrates the will, vision, and ima- gination of men everywhere over the Earth to act together in the achievement of objectives that are of real value to all. May I express to you and your National Coin- mittee the congratulations of the International Council of Scientific Unions, and of its adhering Unions and the sense of gratefulness and ad- miration that scientists everywhere hold for the generous participation of your National Corn- - mittee and of the scientists that it represents, in the great program of the International Geo- physical Year. sincerely yours gez. L. V. BERKNER President Meteorologischer and Hydrologischer Dienst der Deutschen Demokratischen Republik Verlangerte Luckenwalder Stra fie Potsdam, Deutschland Sehr geehrter Professor Ertel, zum Be inn des Internatit nalen Geophysikali- schen Jahres (IGJ) am 1. Juli 1957 gestattet Bich der. Internationale _Rat der Wissenschaftlichen Unionen, seine besten Wunsche zum Ausdruck zu bringen verbunden mit der~Hoffnung auf Erfolg bei der Durchfuhrung des IGJ-Programms Ihres Nationalen Komitees. Die vereinte An- strengung der Wissenschaftler der Welt, gemein- sam die Struktur and das Verhalten der Erde and ihrer Atmosphere zu studieren and denen Eigenschaf ten, welche das Leben in semen hoheren Formen erst ermoglichen, bedeutet einen gewaltigen Schritt vorwarts zur Fahigkeit der Menschheit, zusammenzuarbeiten, um ihre ge- meinsamen Anliegen durchzufuhren. Der Internationale Rat der Wissenschaftlichen Unionen (ICSU), vertreten durch sera Spezial- komitee fur das Internationale Geophysikalische Jahr (CSAGI), kann sick begluckwunschen, mit- verantworthch zu sein fur die vereinten Anstren- gungen unter den Wissenschaftlern, die Erde unter planetarischem Aspekt zu sehen. Dieses Komitee des ICSU, das im Auftrage der verschie= denen daran interessierten wissenschaftlichen dem Rat angehorenden Unionen handelt, hat das wissenschaftliche Programm der Beobachtungen and der? Untersuchungen festgelegt, die fur ern besseres Verstandnis des Planeten, auf dem wir leben, notwendig Sind.. Die Wissenschaftler. in jedem? Gebiet der Erde haben durch ihre Natio- nalen Komitees im wissenschaftlichen Beirat fur das IGJ (Advisory Council) ihre Anstrengungen vereinigt, um detaiilierte Plane fur die Beob- achtungsprogramme zu entwickeln, die benotigt werden, um die durch das CSAGI festgelegten wissenschaftlichen Ziele zu erreichen. Das Biro and das Sekretariat des eSAGI and der Koordi- nator haben fur die administrative Koordinierung ?gesorgt, die er-forderlich ist,-?zrr--diesen_W.eliplan der wissenschaftlichen Forschung zu einer Ein- heit zu verschmelzen. Auf der einen Seite konn- ten die einzelnen nationalen Gruppen im Ver- trauen darauf arbeiten, daB ihre Beitrage er- ganzt werden durch die dafur notwendige Arbeit der anderen. Auf der anderen Seite ist jede natio- nale Gruppe groBzugig and selbstlos daran- gegangen, ihren eigenen Anteil am Programm zu bestreiten, von weichem der Erfolg des ganzen Unternehmens entscheidend abhangt. Eben diese gesamte Anstrengung des IGJ beweist- deutlich den Willen, die Weitsicht and Eingebung der Menschen uberall auf der Erde, zusammenarbei- ten zu mussen, um gene Ziele zu erreichen, die fur alle von wirklichem Wert sind. Darf ich Ihnen and Ihrem Nationalen Komitee die Gluckivunsche des wissenschaftlichen Rates der wissenschaftlichen Umonen and der ihnen angeschlossenen Vereinigungen ubermitteln, zu- gleich mit den Gefuhlen der Dankbarkeit and der Anerkennung, welche die Wissenschaf tier allenthalben fur die groflzugige Beteiligung Ihres Nationalen Komitees and der ihm ange- horenden Wissenschaftler 'am gewaltigen Pro- gramrn des Internationalen Geophysikalischen , Jahres empfinden. Ihr sehr ergebener gez. L. V. BERKNER President Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 ii. 160 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/78 Internatlonalcs Geophysikalisches Jahr Annee Geophysique Internationale NatIonales Komltee der Deutschen Demokratischen Republik Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin) An den Prasidenten des International Council of Scientific Unions Herrn Dr. L. V. BERKNER 10 Columbus Circle, Suite 1750 New York 19 New York U.S.A. Sehr geehrter Dr. Berkner, fur Ihr an Professor Ertel gerichtetes Schreiben vom 15. Juni anlaBlich des bevorstehenden Be- ginns- des Internationalen Geophysikalischen Jahres-(IG-J)- Bestatte ch-m4r-4n-Abwesenheit_ unseres Prasidenten, Ihnen im Namen des Na- tionalen Komitees der Deutschen Demokratischen Republik auf das herzlichste zu danken. In der Tat, es 1st eine gewaltige Unternehmung, die vor uns liegt, gewaltig in ihrem Umfang, groBartig in ihrer Zielsetzung, kuhn in ihrer Planung. Was vor 75 Jahren mit dem ersten Internatio- nalen Polarjahr auf engem Raum and in be- grenztem Umfang begonnen wurde, manifestiert sich jetzt in kuhnem Zugriff nach der Losung der zahlreichen geophysikalischen Probleme, die in ihrer komplexen Verknupfung die Physik der Erde im weitesten Sinne zum Inhalt haben and die spezifisch planetarischen Charakter tragen. Der President des ersten Internationalen Polar- jahres, Heinrich von Wild, sprach von der Ge- walt dieser Idee, welche die Wirrnisse des Krieges 26. Juni 1957 nehmens, dieses ?Orchesterexperiments" der Na- tionen unseres Planeten. Moge die olympische Flamme dieser Olympiade. der Wissenschaft, die achtzehn Monate nicht hr- _ loschen wird, moge sic, in den Herzen derer an- gezundet, die, diesem grolien Werk verfallen ~'iid - verpflichtet sind, Symbol sein fur den Geist der Verstandigung, fur die wachsende Vernunft and die Einsicht in die GroBe der Verantwortung, die wir alle tragen and von der uns keiner ent- binden kann, der Verantwortung dafur, die Krafte der Natur zum Nutzen der Menschheit in den Dienst zu stellen and niche zu ihrer Ver- nichtung. In diesem Sinne ubermittelt das Nationale Komitee der Deutschen Demokratischen Repu- blik Ihnen, sehr geehrter Dr. Berkner, als dem Prasidenten des ICSU and dem Hauptinitiator des Internationalen Geophysikalischen Jahres mit Bewunderung fur diese Leistung die herz- lichsten GriBe, verbunden mit der Hoffnung auf einen vollkommenen Erfolg des gemein- samen Vorhabens and dem unsererseits geleiste- ten Versprechen, im Rahmen unseres Beitrages find die Zwietracht untei den Nationen fiber- unser Bestes fur das Internationale Geophysi- gel ni pft, daB dieses dritte and groBte, das Inter- nationale Geophysikalische, Jahr, diesem Wort Erfullung werden lasse, daB es Brucken schlagen moga... Brucken der Verstandigung zwischen den Volkern and den Nationen..., Wege ebnen moge zu gegenseitigem Verstehen, zum gemein- samen Handeln fur gemeinsame Ziele. Denn hierin liegt neben seinem wissenschaftlichen der uberaus grol3e humanistisclie Wert dieses Unter- kalische Jahr zu geben. Mit dem Ausdruck hochster Wertschatzung and kollegialen GruBen Ihr Ihnen sehr ergebener gez. Professor Dr. PHILIPP5 Sekretar des Nationalen Komitees der Deutschen Dcmokratischen Republik fur das Internationale Geophysikalische Jahr 3. Jahrgang, Heft 6f7f8 MITTEILUNGSBLATT Aus der Arbeit der Akademie-Institute t)ber die Aufgaben der Kommissionen Forschung and Lehre Akademiejnitglied Prof. I?r. G. Rieniicker be- richtete deco Presidium der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 6. Juni dieses Jahres fiber die Aufgaben der Gewerkscha f t Wissenschaft and ihrer gewahlten Organe in den wissenschaftlichen Einrichtungen der Akademie sowie fiber die besonderen Aufgaben der Kom- missionen Forschung and Lehre. ?Ich dart Ihnen zunachst danken fur die Mog- lichkeit, die Sic mir and dem Zentralvorstand der Gewerkschaft Wissenschaft bieten, in Ihrem Kreis einige Fragen der Arbeit der Gewerkschaft Wissenschaft an den wissenschaftlichen Einrich- 161 beitsbedingungen der Wissenschaftler, Arbeiter and Angestellten beeinflussen. Das bezieht sick sowohl auf Fragen der Einstellung and Ent- lassung als auch auf jene Probleme, die wir im allgemeinen unter den Begriffen soziale and kul- turelle Mallnahmen zusammenfassen. Das Mitbestimmungsreclit der Gewerkschaft ist auch dann zu verwirklichen, wenn es um die Ausarbeitung von Planen der Entwicklung der wissenschaftlichen Einrichtungen geht, ~venn ihre Perspektive bestimmt wird oder es Bich um den Stellenplan and andere damit zusammen- hangende Fragen handelt. tungen darzulegen. Ich mochte die Gelegenheit Dies bedeutet in keiner Art and Weise, daB die benutzen, -ern:ge Grundprobleme der Gewerk- a Gewerkschaft Wissenschaft etwa-selbst-die-:vis- schaftsaibeit zu behandeln and die Aufgaben, senschaftlichen Arbeiten tun konne oder wolle. die die Zusammenarbeit der Leitungen der wissen- Es ware vermessen, ivenn die Gewerkschaft sich schaftlichen Institutionen der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften and der Betriebs- gewerkschaftsorganisationen in diesen Einrich- tungen betreffen. Die Gewerkschaft Wissenschaft wurde als eine zum Freien Deutschen Gewerkschaftsbund ge- horende Gewerkschaft gebildet, um die spezi- fischen Fragen, die die wissenschaftlichen Insti- tutionen angehen, in der gewerkschaftlichen Ar- beit besser berucksichtigen zu konneei. Wenn ich davon spreche, daB die Gewerkschaft Wissen- schaft dem Bund der Freien Deutschen Gewerk- schaften angehort, so ist damit gleichzeitig ge- sagt, daB ihr in den wissenschaftlichen Einrich- tungen die gleichen Rechte zustehen, vie sic die Industriegewerkschaften in den Produktions- betrieben.haben. Die Rechte der Gewerkschafts- organisation, insbesondere das Mitbestimmungs- recht, ergeben sich aus der Verfassung der Deut- schen Demokratischen Republik, aus der im Ge- setz der Arbeit grundsatzlich fixierten Stellung der Gewerkschaft im gesellschaftlichen Leben sowie aus der vom Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik verabschiedeten Ver- ordnung vom 10. 12. 1953, bekannt unter dem Namen ,Verordnung fiber die weitere Verbesse- rung der Arbeits- and Lebensbedingungen der Arbeiter and der Rechte der Gewerkschaften`. Die Verwirklichung dieser Rechte macht es er- forderlich, daB die gewerkschaftlichen Organe and ihre Vertretungen grundsatzlich ihre Zu- stimmung erteilen mussen, wenn es um unmittel- bare Probleme geht, die das Leben and die Ar- 15 solche Aufgaben stellen wiirde. Ihr steht aber ohne weiteres das Recht zu, Vorschlage zu unter- breiten, zu beurteilen, ob Mittel entsprechend den Aufgaben oder zweckentfremdet verwendet werden and so weiter. Die Gewerkschaft hat also auch das Recht, ihre Meinung geltend zu machen, wenn es Z. B. um Anerkennungen von Leistungen geht, die aus dem Pramienfonds bzw. aus dem Leistungspramienfonds finanziert werden kon- nen, oder aber auch, wenn es sich um so wich- tige Fragen der wissenschaftlichen Angestellten vie etwa die Forderung des jungen Nach- wuchses tiandelt. Dieses weitreichende Mit- bestimmungsrecht der Gewerkschaften birgt in sich selbstverstandlich auch eine Mitverantwor- tung fur die Staatsaufgaben, die den wissen- schaftlichen Einrichtungen der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften gestellt werden. In- sofern besitzt das Presidium der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften, besitzen die Instituts- leitungen in ihren Gewerkschaftsorganisationen ein auBerst wertvolles Instrument, wenn es gilt, Initiative zu wecken and die Bereitschaft fur die Erfullung der staatlichen Aufgaben hervor- zurufen. Von diesem Gesichtspunkt mussen Sic auch die Aufgaben betrachten, die den Kom- missionen fur Forschung and Lehre gestellt Sind. Die Kommissionen Forschung and Lehre sollen fachkundige Hilfsorgane der gewahlten Leitun- gen sein, sic sollen die Leitungen sachkundig- wissenschaftlich beraten, damit die Leitungen ihre Entscheidungen richtig treffen konnen. Neben ihren gesetzlich festgelegten Kontroll- Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 ilL! 162 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/6 funktionen obliegt insbesondere ihnen die Hilfe, die sieh manchmal in einer ~vertvollen ICritik aul3ern muB, bei der Losung vor allem der For- schungsarbeiten in den wissenschaftlichen In- stituten. Wenn diese Grundauffassung vorhanden ist, werden Differenzen odor MiBverstandnisse, vie sic gelegentlich aufgetreten sind, von vorn- herein ausgeschlossen sein. Wenn ich versucht habe, ganz kurz die Rechte der Gewerkschaften and ihre Aufgaben zu um- reiflen, dann ergibt Bich bereits aus dieser Skiz- zierung erstens die Frage, ob die Gewerkschaft Wissenschaft gegenwartig diesen Aufgaben ge- wachsen ist, and damit such die Notwendigkeit, neue Formen and Methoden zu suchen and zu finden, die die Wirksamkeit der Gewerkschafts- organisation in den wissenschaftlichen Ein- richtungen der Deutschen Akademie der Wissen- schaften erhohen helfen. Die.Qualitat der Wirksamkeit der. Kommissionen Forschung and Lehre hangt ganz aul3erordent- lich davon ab, ob wirklich fachkundige and gleichzeitig verantwortungsbewul3te Wissen- schaftler darin mitarbeiten. In diesem Sinne mochte ich das Presidium and die Herren Se- kretare bitten, die Arbeit and Wirksamkeit dieser Kommissionen dadurch zu unterstutzen, daB - etwa auch die Herren Institutsdirek- toren - die wissenschaftlichen Mitarbeiter der Institute gebeten werden, Bich mehr als bisher fur diese, einem Wissenschaftler durchaus ge- maBe Form der gewerkschaftlichen Mitarbeit zu interessieren. Ich darf Ihnen ferner einige Ge- danken and Vorstellungen des Sekretariats des Zentralvors$andes der Gewerkschaft Wissen- schaft unterbreiten: 1. Die weitere Entwicklung des demokratischen Lebens auch in der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin macht es erforder-? lich, daB regelmaBige Rechenschaftslegungen der Leitungen and wissenschaftlichen Gre- mien vor den berufenen Vertretern erfolgen, daB Riickblick uber das Erreichte gegeben vird and die in der Zukunft erwachsenden staatlichen Aufgaben erlautert werden. Wir Sind der Auffassung, daB ein solch berufenes Gremium die gewahlten Vertreter der Beleg- schaften der verschiedensten Institutionen der Deutschen Akademie der Wissenschaften, vor allem die Vorsitzenden der Betriebsgewerk- schaftsleitungen darstellen konnten. Solche Rechenschaftslegungen, die vielleicht halb- jahrlich stattfinden sollten, bieten die Mog- lichkeiten kritischer Aussprachen and geben Anregungen, urn ? die Arbeit zu verbessern. Zum anderen konnte mit diesen Rechen- saftslegungen verbunden werden, daB den verantwortlichen Leitungen der Gewerk- schaftsorganisationen im Bereich der Deut- schen Akademie der Wissenschaften weitere Aufgaben vom gewerkschaftlichen Gesichts- punkt her gestellt werden. 2. Die Losung der vorhin grundsatzlich skiz- zierten Aufgaben macht es erforderlich, zu uberlegen, welche Formen and Methoden ge- funden werden konnen, darimit gewerkschaft- liche Vertreter in den zentralen Gremien der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Wort kommen, damit das Mitbestimmungs- recht der Gewerkschaf ten in allen Fragen, die das Leben and die Arbeitsbedingungen der Beschaftigten angehen, verwirklicht wird. Ich Weise darauf hin, daB die Gewerkschaft z. B. in den Senaten and Fakultatsraten der --Universi-tiite:i offer-vcrtreton istr.und.zavat. selbstverstandlich durch einen Wissen- schaftler. Wir Sind der Auffassung, daB dieser Vertreter der Gewerkschaft Wissenschaft semen Platz nicht im Presidium der Deutschen Akademie der Wissenschaften haben sollte, das sieh aus nam- haften Gelehrten zusammensetzt, die in erster Linie die wissenschaftliche Arbeit in unserer Republik reprasentieren, sondern in jenem Lei- tungsgremium, das fur die Koordinierung and Anleitung der unmittelbaren Tatigkeit der ver- schiedensten Forschungsmstitute verantwortlich zeichnet. Dieser Vertreter der Gewerkschaft Wissenschaft muBte selbst Wissenschaftler sein, ennen Kontakt mit dem Sekretariat des Zentral- vorstandes der Gewerkschaft Wissenschaft hal- ten, alle Grundsatzfragen mit ihm bzw. mit den zustandigen Fachabteilungen des Zentralvor- standes .beraten and kl'aren. Das bedeutet, also, daB innerhalb der Akademie ein zentraler ge- werkschaftlicher Verhandlungspartner fur.. die leitenden Akademiegremien vorhanden - sein mi l3te. Dies ist bei der jetzigen gewerkschaft- lichen Struktur noch nicht der Fall, and mit dieser Frage wird Bich der Zentralvorstand un- serer Gewerkschaft noch eingehend befassen. Das Sekretariat des Zentralvorstandes der Ge- werkschaft Wissenschaft, als dessen Vertreter ich diese Gedanken darlege, verspricht sich.sehr viel davon, wenn diese Vorschlage verwirklicht werden. Wir sind gewiB, daB unsere Vorschlage durch Sie gepruft werden, eingedenk der Tat- sache, daB wir gleiche Ziele verfolgen and nach ihrer Verwirkhchung streben." 3. Jahrgang, I-left 6/7/S Tagungs- and Reiseberichte Deutsche and polnische Altertumswissenschaftler in Krakau Vom 24.-29. Juni vorigen Jahres wurde von unserem Institut ein Zusammentreffen polnischer and deutscher Gelehrter auf dem Gebiet der Altertumswissenschaft veranstaltet 1). Auf Einladung unseres Instituts kamen in jenen Tagen 20 polnische Wissenschaf'tlerinnen and Wissenschaftler zu uns, um von ihren For- schungsergebnissen zu berichten and einen 'Er- fahrungsaustausch zwischen der polnischen and deutscher Altertumswissenschaft einzuleiten. Dieses von vollem Erfolg gekronte Unternehmen lieB auf seiten der polnischen Kollegen den Wunsch aufkommen, eine ahnliche Zusammen- kunft in Polen durchzufiihren, wobei als Ta- `gungsort zun5ells1-Wmschau vorgesehen-ware-- Wahrend in Dresden die Vortrage ausschlielilich von den polnischen Gasten gehalten wurden, sollte in Polen insbesondere die deutsche Wissenschaft zu Worte kommen. So egging denn vom wissenschaftlichen Komitee fur die antike Kultur an der Polnischen Aka- demie der Wissenschaften durch das Akademie- mitglied Professor Dr. Kumaniecki an das In- stitut and an die einzelnen vorgesehenen Teil- nehmer die Einladung, vom 19.-25. Mai d. J. in Krakau zu einer Tagung zusammenzutreffen. Die polnischen Gastgeber hatten spater Krakau als Tagungsort gewahlt, um den Teilnehmern Gelegenheit zu geben, diese alte ehrwurdige Stadt, soweit es in dieser kurzen Zeit uberhaupt moglich ist, etwas genauer kennenzulernen, and um die Tagung an dem Sitz der alten 1364 gegrundeten Jagiellonen-Universitat durchzu- fuhren. Die Leitung der deutschen Delegation lag in den Handen von AkademiemitgliedProf. Dr. Zucker. Als Vertreter des Instituts gehorten der Dele- gation weiter an: Akademiemitglied Magnifizenz Prof. Dr. Hartke, Prof. Dr. Irmscher, Prof. Dr. Schubring, Dr. Dunst., Dr. Mau, Dr. Schnei- der, Dr. Seyfarth and der Unterzeichnete als Sekretar der Delegation, ferner Frau Dr. Zucker. Von den Universitaten nahmen folgende Ver- treter als Delegationsmitglieder an der Konfe- renz teil: Prof. Dr. Bielefeld (Greifswald), Prof. Dr. Blaschka (Halle), Prof. Dr. Dornseiff (Leip- 1 Einen ausfuhrlichen Bericht uber diese Tagung hat Frau Dr. Amberg im Mitteilungsblatt 2 (1956), Heft 7/5, S. 9ff., gegeben. I 5' zig), Prof. Dr. Peek (Halle), Frau Dr. Simon -(Berlin), Frau Dr. Welskopf (Berlin) and die Lektoren Werner Krenkel (Rostock) and Frau use Schneider (Berlin). Funf Themengruppen waren vorgesehen, aus denen die Themen der zu haltenden Vortrage entnommen waxen: 1. Antike Lyrik 2. Griechische Vasenmalerei 3. Antike Philosophic 4. Mittellatein and Mittelgriechisch 5. Antike Epigraphik. Von deutscher Seite sprachen auf dem Zusam- mentreffen fast alle Teilnehmer, wahrend von den polnischen Gastgebern u. a. Prof. Dr. Steffen (Poznan), Prof. Dr. Tatarkiewicz (Krakau) and Prof. Dr. Plezia (Krakau) Vortrage hielten. Auf die Einzelheiten braucht bier nicht ein- gegangen zu werden, veil samtliche Vortrage von der Polnischen Akademie zum Druck ge- bracht werden, so daB alle Interessierten die Vor- trage spater nachlesen konnen. Nach jedem Vortrag entstand eine sehr lebhafte and fruchtbare Diskussion, die die einzelnen Fragenkomplexe verschiedentlich erschopfend zusammenfaBte and durchaus nicht immer zu- stimmend war. Ich kann wohl sagen, daB es eine sehr anstrengende Konferenz war, veil, vie so oft auf Tagungen, nicht nur eine sehr gute, son- dern auch sehr reichliche wissenschaftliche Kost geboten wurde, and dies sowohl in den Vortragen vie auch in den Diskussionsbeitragen. Ich darf jetzt kurz auf den Verlauf der Tagung and des Aufenthaltes in Polen eingehen: Am Sonntag, dem 19. Mai, kamen wir fruh auf dem Warschauer Hauptbahnhof an and wurden von unseren Gastgebern, insbesondere von Pro- fessor Dr. Kumaniecki and Kand. Jurewicz auf das herzlichste begruBt. Man wuBte sofort, daB man sieh in Polen zu Hause fuhlen wurde. Nach einer Fruhstuckspause begann die Besichtigung der Stadt, vor allem des nach historischen Zeich- nungen wiederhergesteiten alten Stadtteils, der ein kurzer Spaziergang, die Besichtigung des Marienbezirks and eine Fuhrung durch das pol- nische Nationalmuseum folgten. Nach dem Mittagessen, das in Polen im allgemeinen erst Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 164 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 am Nachmittag eingenommen wird, fuhren wir Nachdem am Mittwoch nachmittag eine Stadt- nach Krakau, wo wir gegen 22 Uhr eintrafen. besichtigung unter? der kundigen Fuhrung von Die Eroffnung der Tagung erfolgte am Montag, Herrn Prof. Dr. Plezia, Krakau, erfolgte, saherl dem 20. Mai, fri h um 10 Uhr in der Aula der wir? Donnerstag die Tatra in Zakopane in nachster Krakauer Universitat, wahrend die anderen Vor- Nahe. trage am Montag nachmittag im archaologischen Am Freitag vormittag wurde unter' der Leitung Institut and am Dienstag and Mittwoch im Sit- Prof. Plezias die Krakauer Konigsburg, der zungssaal der Polnischen Akademie der Wissen- Wawel, mit dem koniglichen Schlol3 and der schaften gehalten wurdeh. Nach den einleiten- Kathedrale besichtigt. Wir standen am Sarko- den Worten von Prof. Dr. Kumaniecki in pol- phag von Adam Mickiewicz, des grol3ten pol- nischen and deutscher Sprache nahm der Rektor? nischen Dichters. der Universitat Prof. Dr. Grodzinski das Wort. Die Kunstschonheiten Krakaus hier zu schildern, Nach ihm hielt der Dekan der Philologischen ist leider nicht moglich, veil Worte niemals die Fakultat, Professor Dr. Madyda, eine Ansprache Anschauung ersetzen konnen. Krakau selbst 1st in lateinischer? Sprache, die von allen Teilneh- nicht zerstort. Trotz moderner Verkehrsmittel, mern mit besonderer Begeisterung aufgenommen vie StraBenbahn and Auto, hat man stets den? wurde. Schliel3lich sprach im Namen der deut- Eindruck, daf3 Krakau semen mittelalterlichen schen Delegation deren Leiter, Akademiemitglied Charakter nicht verloren hat. Prof. Dr. Zucker. Am Freitag abend kehrten wir nach Warschau Aus alien Reden klang als Tenor die Feststellung _zuruck and besichtigten am .Sonnabendh dem _ der zngen wissenscliaftfichen Zusammenarbeit 25. Mai, am Vormittag nochmals unter anderem zwischen den polnischen and deutschen Wissen- den schonen Park Lazienki mit dem herrlichen schaftlern, fur die gerade die, Altertumswissen- Lustschlol3 and der Freilichtbuhne. Wiederum schaft ein besonders fruchtbares Bild ist, and hatten wir Gelegenheit, die aus den Trummern der Verbundenheit der beiden Volker, wiedererstandene historisch naturgetreu nach- Nach dem Abschlua der Tagung gab der Rektor gebaute Altstadt zu sehen and zu bewundern. im alten Universitatsgebaude, dem Collegium Leider konnte das Stadtschlol3 noch nicht wieder Maius, einen Empfang. Bei dieser Gelegenheit neu errichtet werden. wurde diese alte wissenschaftliche Statte mit Um 13 Uhr wurde die deutsche Delegation von ihren Schatzen and Universitatsinsignien be- dem ersten Sekretar der Abteilung I der Pol- sichtigt. Noch heute werden dort im alten Senats- nischen Akademie, Prof. Dr. Arnold, empfangen. Baal, der mit herrlichen Olgemalden geschmuckt Vorher nahmen wir die Gelegenheit wahr, den 1st, die die ehemaligen Rektoren darstellen, Fest- Kulturpalast an der Marschalkowska, der be- sitzungen der Universitat durchgefuhrt. Bereits ruhmten Warschauer Hauptstraf3e, em Geschenk bei diesem Empfang zeigte es sich, vie ertrag- des Sowjetvolkes an Polen and im Stil der Lo- reich die Konferenz fir die wechselseitigen wis- monossow-Universitat in Moskau erbaut, zu be- senschaftlichen and personlichenBeziehungen der sichtigen and Warschau vom 30. Stockwerk aus Altertumswissenschaftler Polens and der Deut- zu betrachten. Der Empfang fand im 20. Stock- Lich schon in Dresden engere Formen angenom- men hatten, sich auswirkte. Man saB zusammen and sprach miteinander, als ware man eine Fa- milie 2). Hier sei auch, auf die sprichwortliche Gastfreundschaft unserer polnischen Freunde, insbesondere des Leiters des Komitees, Prof. Dr, Kumaniecki, ilnd des Organisafors der Ta- gung, des Kollegen Jurewicz, besonders hin- gewiesen and alien herzlichst gedankt. 2 Vgl. hierzu auch die Ausfuhrungen des Verfassers anlu 3lich der Woche der Deutsch-Polnischen Freund- schaft 1956 im Mitteilungsblatt 2 (1956), Heft 6, S. 26ff. werk statt. Mit dem Nachtschnellzug verlieB die Delegation am Sonnabend abend Warschau, um nach Berlin zuruckzukehren. ? Zusammenfassend darf ich wohl im Namen aller Teilnehmer sagen, dali auch diese Zusammen- kunft die wissenschaftlichen and personlichen Bindungen zwischen den_ polnischen and den deutschen Altertumswissenschaftlern weiterhin gefestigt and vertieft hat. Dr. E. PIEKNIEw$KI Wissenschaftlicher Assistent am Institut fur griechisch-romische Altertunskunde ` 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 MITTEILUNGSBLATT ?Ewiges Rom" (Fortsetzung des Italienreiseberichtes) An einem fruhen Aprilmorgen tragt mich der Zug nach Si den: nach Rom. Die ersten goldenen Strahlen der aufgehenden Sonne zucken fiber die Mauern der Stadt, es taucht das Grabmal des grollen Theoderich auf, dann verlegt eine Kurve der Strecke den Blick and das neue Ziel zieht die Gedanken auf sich. Rom, die ?ewige Stadt", ihre Anfange liegen in sagenhaftem Nebel fruher Historie. ?Ihr aber setzt' ich im Raum noch in der Zeit eine Grenze: Herrschaft ohn' Ende hab' ich ihr gegeben ..." i berliefert uns Vergil. Die Vision des Daniel- buches steigt auf: vier Reiche werden sein and dann keines mehr ... and in der Tat durch Jahr- tausende ist Rom Zentrum geblieben, gewifl unter wechselnden Bedingungen and auch unter wiehselnden Aspekten. JJ n den-Palatin -kreissen schattenhaft die ersten Anfange der Geschichte der Stadt, von Eroberung zu Eroberung eilend, so verlauft die weitere Entwicklung. Das anfang- liche Konigtum geht in die Republik uber and am Ende steht das kaiserliche Rom, das das ge- samte Mittelmeerrund samt weiter Strecken des Hinterlandes in semen Grenzen vereinte. In Schottland, in Spanien, in Nordafrika, am Euphrat and im tiefen Kleinasien standen die Legionsadler. Aber es ware einseitig, allein diese Seite zu sehen. Weit schweift der Buick vom capitolini- schen Hugel uber die Reste des Forum Romanum, des poliischen, wirtschaftlichen and religiosen Mittelpunktes des Imperiums. Haub links im Vordergrund steht noch ein Tell der Rostra, da- neben die Senatskurie, wenig weiter die Reste des Vesta-Tempels, hoch ragt noch ein Saulen- rest des Kastor- and Pollux-Tempels... Die Ge- danken greifen zuruck: Hier standen die Grac- chen, hier stand einst Cato, Caesar wurde nur wenig hinter diesem Platz verbrannt. Neben'der Geschichte der imponierenden auBe- ren Ausdehnung steht die innere Auseinander- setzung. Konsuln, Usurpatoren, Caesaren, groBe Manner, aber auch Gestalten voll abstofender? Minderwertigkeit sind in sie verfiochten. Aber 165 Aus dem alten Rom wachst das mittelalterliche, verschont durch die Renaissancepalazzos and Barockkuppeln, durch ? Wunderwerke, die sich durch die Meisterschaft ihrer Schopfer wurdig an die alten Bauwerke anschliellen. Aber es gibt noch ein anderes Rom; ein unter- irdisches, die Roma sotteranea, das Rom der Ka- takomben, der unterirdischen Nekropolen. Hier spricht neben der Geschichte der auBeren Ent- wicklung des Reiches, seiner stolzen Triumphe, seiner zusammenfassenden Verwaltung, seines ausgefeilten Rechts eine andere, die spatantike Religionsgeschichte, vielschichtig in ihren Im- pulsen, ihren Hoffnungen. In Rot and Gelb, Braun and Grin, Blau and Ocker leuchten die Cubicula, die seitlich der mehrgeschossigen Gange liegen. Genien, kleine Eroten, Weintraubengerank, i ppige Trauben, Delphine, Tauben and zahlreiche spielende Tiere joie Hasen, Eichhornchen sind Iiinweis auf die eleusinischen Gefilde, auf die der Lebende hoffte - wenn einst die Zeit irdischen Lebens abgelaufen sei. ,,In pace" steht schlicht an den Gangen, auf kleinen in die Wande eingelassenen Tafeln, oft ziert sie noch ein winziger Palm- zweig, ein kleines Kreuz, ein Anker oder das Fischsymbol; hier sind wir mitten in einer christ- lichen Katakombe. Betritt man die Domitilla- Katakombe, so durchschreitet man zunachst eune unterirdische Basilika, erbaut uber den Grabern fruher Martyrer. Mattes Licht nur fallt auf die seitlichen Wande, die mit Resten und Fragmen- ten von Grabplatten bedeckt sind, dann betritt man das Labyrinth der Gange, die in drei Stock- werken mit insgesamt 17 km Strecke unter der Erde hinlaufen. Symbolische Darstellungen be- decken die Wande: Daniel in der Lowengrube, Susanna mit den drei seniores, die drei Junglinge im Feuerofen, Jonas in der Kurbislaube bzw. vom Ketos an den Strand gespieen - ein Zeichen des Glaubens an die Unsterblichkeit, des wieder- gewonnenen Paradieses and des Sieges uber eine Welt, die in ihren Festen bebte. Eun Gleiches spricht aus den Sarkophagseiten, deren schonste and eindrucksvollste die Galerie im Lateranen- sischen Museum vereinigt. Auf die Lowenjagd- und Schlachtsarkophage des ausgehenden 3. nach- christlichen Jahrhunderts folgen die christlichen Sarkophage rnit eigenen Motiven, die Unsicher- beut and Fragwurdigkeit alder menschlichen Existenz in dieser Spatzeit Roms, in der die Barbaren immer deutlicher an die weitgesteckten Grenzen pochen, in der die innere Krise wachst, wandelt sich in Hoffnung und' Gewillheit.. Sle spricht auch aus jinen groBen Basiliken, die, ununterbrochen stromt die romische Quelle,- wohl zerfallt das Reich in zwei Half ten, der Westen wird die Beute einwandernder germa- nischer Stamme, wohl ist Rom oft aufs aullerste hedroht, aber es besteht fort. An die Bauten aus der fruhen Konigszeit, aus der republikanischen Zeit reihen sich die kaiserlichen Monumente, Foren, Basiliken, Saulen, Triumphtore u. a. m. Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 s1 ii 166 DITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 einst dem profaners Zweck vorbehalten, schlieB- lich auf gottesdienstlichen Gebrauch Bich be- schranken? Zwar stehen die alten, fruhen Basi- liken nicht mehr, neue Mauern stehen auf den Fundamenten, aber dennoch ist es ein uberwal- tigender Eindruck, die Klarheit der Linien- fuhrung, die Exaktheit der Abmessungen, das hohe Rund der. Apsiden zu verfolgen, die die Zeit i berdauert haben, mag auch hier ein neuer Dekor die spater ersetzte Wand decken oder ein Barockaltar und allerlei sonstiger Zusatz das alte Bfld truben. - Richtpunkte durch die Zeiten sind die Monu- mente der ?ewigen Stadt", sei es nun das ge- waltige Rund des Colosseums, seien es die Bogen des Konstantin, des Titus, Tiberius und anderer, seien es die hohen Saulen, vie z. B. die des Trajan, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zweier Barockkuppeln erhebt. Reliefbander zie- hen sich um--das ?und der schlanlten-Saab-mii- - Darstellungen der kriegerischen Triumphe des Kaisers. Noch die Zeit des Kaisers Barbarossa verbot in Bewunderung dieses Werkes jede Be- schadigung, bis ans Ende der Zeiten sollte sie unversehrt stehen bleiben. Wenig weiter grul3t das Standbild des Restitutors des Reiches, Octa- vianus Augustus. Die zeitenkundigen Romer haben den Grol3en ihrer Geschichte hier Sta- tuen aufgestellt, die den klassischen Schop- fungen nachgebildet sind. Man denkt an diesen Mann, der so umstritten in der Wertung ist, den die einen als Schauspieler, wenn auch ener- gisch und volley Verdienste, die anderen als einen echten Romer erfassen. in Kurze tragt die Tram zu den gewaltigen Caracalla-Thermen, dicht unterhalb der Via delle Terme. Nahe dabei ]iegt der Circus Maximus, nur kurze Minuten und man steht an den Resten der Kaiserpalaste. 1-Tier baute Trajan, vor ihm Augustus, spater noch Domitian. Hier liegt das Haus der Livia, die Domus Augustana, auch das sogenannte gol- dene Haus des Nero gehort in diesen Bezirk und vor allem noch der Flavier-Palast. Zu uppig wuchert hier Geschichte, Baugeschichte, Stadtgeschichte, um auch nur einen ungefahren Uberblick uber die Fulle des uberall dock we- nigstens noch in Trummern Sichtbaren zu geben. Eine andere Welt und dennoch dieser antik-spat- antiken Zeit wiederum vielfaltig verbunden liegt auf der anderen Tiberseite: Petersdom und Engelsburg. Aus den Ruinen des untergehenden Roms, des vergehenden Imperiums erhob sich ein neues Rom, nicht ein Rom der Legionen, aber ein neues geistiges Zentrum. Aus der Gruft des Apostelfursten steigt der neue Herrscheranspruch auf: Der romische Bischof wird zum Haupt der Christenheit. Unter diesem Gedanken betritt man das ausladende Rund der elliptischen Kolonnaden, das die. Peterskirche auf beiden Seiten einschliefit. Fast dreihundert Saulen und etwa 150 Heiligenstatuen sind'der Schmuck dieses Platzes, den vor allem der Ge- nius des Lorenzo Bernini innerhalb eines Jahr- zehntes schuf. Dem Auge des eingeweihten Beschauers scheinen die GroBenproportionen des eigentlichen Petersbaues nicht so gewaltig, wie sic indessen sind? Erst wenn man weiB, daB der Wiener Stephansdom in den Bau hineinpassen wiirde, daB allein die Peters- kuppel die GroBe des Pantheon hat, ermiBt man, welch gewaltiges -Bauwerk man betritt; das durch spatere Zutaten an Unmittelbarkeit des Eindruckes eingebuBt hat. Durch die breite Via dellh.Conciliationis erreicht-man die Engelsburg,. - den oftmaligen Zufluchtsort des Papstes in den Machtkampfen des Mittelalters. Hoch uberragt ein Engel die Zinnen des Bauwerkes, das einst von Kaiser Hadrian als Mausoleum gebaut wurde und spater die sterblichen Reste mehrerer Kaiser aufnahm. Ms Alarich Rom ersturmte, plunderten seine Scharen den Bau, dann wurde es papstliches Refugium nach wechselnden Schicksalen. Nachts kronen Tausende von Gli h- birnen den Kranz der Bastionen, werfen ihr Licht auf die Gestalten der Engelsbrucke, die den Bau mit dem gegenuberliegenden Ufer ver- bindet, und lassen die Schatten gespenstisch im Tiberwasser spielen. Wendet man den Buick die Via della Conciliationis zuri ck, so sieht man uber der Peterskuppel die kronende Laterne leuchten. Schwach zeichnen sich die Umrisse der Galerien, Museen, Wohnbauten und Mauern gegen den Nachthimmel ab. UnermeBlich- sind die Werte, die sic bergen. Man denkt an die Lao- koon-Gruppe, den sterbenden Gallier, den Apoll von Belvedere, die Sixtinische Kapelle, die wert- vollen Handschriften, Gemalde und sons tgen Gegenstande, die oft einzigartig sind. A-uch hier ist es eine nur fluchtige t berschau uber eine Fi Ue, die taglich Tausende. anlockt und sic uber Galerien und Gange wandern laBt. So scheint Rom eine Reihe von Gesichtern zu haben: das Rom der Geschichte im ublichen~ Sinne, das Rom als kunstgeschichtlich-archaolo- gisches Phanomen, das christliche Rom, das Rom des Barockzeitalters. Alle aber sind sic nur Akzente. Rom ist nur das eine, das durch die Zeiten bleibende, alle Zeiten in sich bergende.'Steht man oben auf dem Pincio, 3, Jahrgang, Heft 6/af8 MITTEILUNGSBLATT 167 einem hohen 1 att tfber der Stadt, der Bich durch semen einzigartigen Blick uber das Hausermeer zu semen Fufen auszeichnet, am besten zur Zeit des Sonnenunterganges, dann spurt man diese groBe durch die Geschichte gehende Einheit: Rot und golden gluht die Kuppel von St. Peter auf der Stelle, die der Tradition nach einst das Petrusgrab barg, zahllos die ubrigen Kuppel- kirchen, die sich in festlicher Harmonic hinzu- gesellen; dunkelrot, schwarzrot erheben sich die alien Mauern des kaiserlichen Roms, das ge- waltige Rund des Colosseums, der Kaiserforen, dazwischen die hohen Wande der groBen Haupt- basiliken, oft bekront von barockem Figuren- schmuck. Nur schwach sind noch die fernen Albanerberge sichtbar, jene Hange, die die be- ruhmten Vini di castelli wachsen lassen, an denen Hannibals Heer einst rastete und die heute der GroBstadt Erholung bieten in der heiBen Jahres- zeit._wenn_das Hausermeer in gluhender Hitze liegt. ?Quando cadet Roma, cadet et mundus" - Rom im eigentlichen Sinn ist dahin, dahin ist das ge- waltige Imperium von den Kasten Schottlands bis zum Euphrat, vom Atlas bis zum Schwarzen Meer, aber dennoch ist Rom geblieben? Hier schichten sich die Jahrhunderte nicht vie geo- logische Formationen ubereinander, sondern sic stehen nebeneinander und bestehen weiter fort. Die Namen der Barockmeister Bernini, Borromini stehen neben denen der kaiserlichen Bauherren, Michelangelo und Bramante neben den meist unbekannten Meistern der Skulptur der fruhen christlichen Jahrhunderte. Alle eint der chic Ort, alle Zeiten.aber faBt der Ort und der Gedanke des ?ewigen Roms", der Roma aeterna. Dr. H. MICNAELIS Wissenschaftlicher Oberassistent am Institut fur griecbisch-romische Altertumskunde Zwischen Leningrad und Erewan Eindriicke von einer Handschriftenreise in die Sowjetunion Gerade versinkt der glutrote Sonnenball in einer dichten Wolkendecke, als die Maschine der Deut- schen Lufthansa scharf nach unten druckt und unter uns die Walder um Moskau auftauchen. Icier und da liegt noch Schnee, ein ungewohnter Anbhck nach dem Berliner Fruhling. Sicher landet die IL-14 in Wnukow. Es ist der 8. April. Was werden uns die nachsten 6 Wochen bringen, ehe wir Ende Mai bier wieder abfliegen? Unser Auftrag steht in groBen Zugen lest: grie- chisehe Handschrif ten. die fur die Arbeit der I~omrission fur spatantilte Religionsgeschichte von Wichtigkeit sind, aufzusuchen, zu unter- suchen und - soweit i-otig - zu totografieren. ? Aber wie ward ntsere Arbeit im einzelnen vor ? sich gehen? Werdez wir alles erreichen, was wir ? ? warten, vielteicl>t gar Nees, Unerwartetes ?o .?? ??: ~ gation, in?der Sotvjetumon geweeer, hat Kon- ~= takte ,aufgenommen und eine Vbersicbt fiber die finden? Wir sind nicht unvort>ereitet. Schon 1853 ? art Prof. U, I~. Aland, der f e1'ter unserer a,.- ;vorllandenen 18estande gewowlere. ,le~ec gut es, '`'das Begonnene fortzuhihreii. Moskau itact Iienin- - grad habett die groBten Bibbotbekei%, die teid-- sten Bau4scbriftenscha_tze? da? Wa- ' re~tannt. Il bt 'e $amoch .1pCh ,attt~elseti Sti;dtept gt >,a ? ? ? tungen, die arts interees4eic t? YQfl teit 'i'ii ;it~eC vied wenjger wissen, ?? ? . e Zuerst also in Moskau, und hier, neben der Uni- versitatsbibliothek, dem Zentralarchiv alter Akten und dem Puschkin-Museum, vor allem die Bibliothek des Historischen Museums am Roten Platz und die Leninbibliothek. Die ersten Tage vergehen mit informatorischen Besuchen, Gesprachen, vorbereitenden Arbeiten. Mit drei Tagen Verspatung trifft endlich ein dritter Mann em, unsex Fotospezialist Klaus Junack. In einem Campingbeutel hat er seine ganze Ausrustung: eine ?Praktina" mit 17-m-Zusatzkassette, ein Zeiss-Universalstativ, Leuchten,, Kabel und was sonst noch dazu gehort. Auch hier eine UngewiB- heit: Wird der Apparat sich bewahren, die Be- lastung aushalten? Er tut es glanzend. Am Ende der Reite stellt sich heraus, daB wir fast, 16 000 Aufnahmen gemacht haben. Eiri Amateur, der jeden Monat eine Kleinbildpatrone verknipst, also 12 im Jahr (und das 1st reichlich bemessen, wenn ich an meine eigenen Amateurerfahrungen denee), wurde uber 30 Jahre brauchen, ehe er seine I~amera so oft ausgelost hatte, wie wir es in sechs Wochen taten. An manchen Tagen wer- den cs gut 2000 Aufnahmen, bis zu 400 in der Slunde, freilich unter den gunstigsten Bedingun- gen und wenn alle drei mithelfen, die Hand- schiift umiublattern, zu glatten und in ihrer Y~ge zu halten und den Apparat zu bedienen. Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 [1 168 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 Allerdings gibt es dann auch Blasen an Daumen and Zeigefinger vom standigen Drehen des Auf- zugknopfes. Hauptsache, daB die Aufnahmen geraten! Das Labor der Leninbibliothek ent- wickelt uns die ersten Filme. Welche Erleichte- rung, daB alle gelungen sind! Abends sitzen wir dann im stockdunklen Badezimmer, packen die belichteten Filme in Blechdosen, fallen die Kas- setten neu .. . Aber es gibt n;cht nut Arbeit, es gibt auch Er- holung, Belehrung: Museen, die Oper, Ballett, den Kreml, Eindrucke uber Eindrticke. Die prach- tige Metro 1a1 t'mit ihrer Zugfolge von 1-2 Mi- nuten den Berliner vor Neid erblassen. Selbst gegen Mitternacht ist der Zugabstand nie grocer als 4 Minuten. Im StraBenverkehr fuhlt sich der FuBganger trotz des Autogewuhls absolut sicher, geht bei Rot uber den Damm - and dart es. Nach zwei Wochen haben wir unsex Moskaucr Programm bewaltigt, and am 26. April geht es weiter nach Leningrad. Auf der Newa schwim- men noch Eisschollen, aber schon sine/ die Abende merklich linger als in Moskau. Um 9Uhr abends, wenn wir aus der Saltykow-Stschedrin-Biblio- thek kommen, ist es nach heller Tag. Viel Arbeit gibt es auch in der Akademiebibliothek. An den uberraschendsten Stellen finden sich aul3erdem griechische Handschriften: in der Eremitage, im Akademiearchiv, im historischen Institut, im Orientinstitut, ja selbst im Institut fur moderne russische Literatur. Einmal kommt uns der Zu- fall zu Hilfe: Vor zwei Jahren erhielten wir vom Sekretar des sowjetischen Friedensrates den Mikrofllm einer Leningrader griechischen Hand- schrift. Aber nun an Ort and Stelle konnen wir diese Handschrift nirgends finden. Auch im Akademiearchiv fragen wir danach and er- wahnen beilaufig, daB der Kodex auf den ersten Blattern Eintragungen in arabischer Sprache entlialte. Da meldet sich vom Nebentisch 'ein Alitarbeiter des Orientinstituts, der' gerade im Archiv arbeitet: sein Institut besitze neben vielen?? arabischen auch einige griechisclle Handschrif- ten. Am nachsten Tag besuchen wir das Institut and finden tatsachlich unsere langgesuchte Iiand- schrif t! Die Maifeiertage geben. willkommene Gelegen- heit, , die Stadt im Festgewand kennenzuler?en. Am 1. Mai schliefen wir uns mit unserem Dol- metscher der Demonstration an. Gelegentliche Regenschauer konnen die allgemeine? Stimmung nicht storen. Wenn der Zug stdckt, improvisiert man ein Tanzchen. Am 4bend dran~ex ?ich die Menschen am Newakai, tvo au! deft Stto~t pr3c'h? tig illuminierte Kriegctcrkiffe ttie ..Qm t `dai, hier ebenfalls Feiertag, gehen wir in die Ere- mitage. Von 11 bis 6 Uhr ist dieses einzigartfge Museum geoffnet. Wir bleiben den ganzen Tag dort, and loch ~angt die 2eit nicht, auch nur die wichtigsten Abteilungen zu durchwandern. Eines Tages ruft uns tinier Dolmetscher aus dem Lesesaal der BibliotheL heraus. Soeben ist die Nachricht au? Moskau gekommen, daB wir - 'as vorher fraglich war - noch nach Tbilisi and Erewan fahren konnen. In Windeseile mini das neue Programm entworfen werdec. Unsere Arbeit in Leningrad wird so schnell wie moglich zu Ende gefuhrt, and am 9. Mai fliegen wit zu- ruck nach Moskau. Hier ist inzwischen der !ruh- ling eingezogen, and statt der 5 Grad in Lenin- grad herrschen 25 Grad, ein Vorgeschmack des Sudens, der uns etwartet. Der Morgen beginnt gerade erst zu dammern, als wir gegen 4 Uhr anLi2 Mai zum Fluge nach Tbilissi starten. Es ist die langste Etappe der Reise, welter als nach Berlin. Bald nach der Zwischenlandung in Rostow am Don erreichen wir die Kiiste des Schwarzen Meeres. Bei strah- lendem Sonnenschein bietet sich ein uberwalti? gender Fernblick. Wir fliegen die Kuste entlang. zur Rechten das endlose Blau der See, links steil aufsteigend die Schneegipfei des I aukasus. Dann biegen wir landeimvarts, die Maschine klettert hoher, einem F1uftal folgend. Um i/212 landen wir in 'Jilissi - and mussen unsere Uhren auf I/.1 stellen. in Berlin ist es jetzt t/;lO. Tbilissi ist eine Millionenstadt, tang hingestreckt am Ufer der Kura. Die Hauser schieben sich in die Seitentaler, die Hinge hinauf. Palmen am Rusta? weli-Prospekt, uppige Grunanlagen, Spring? brunnen, and auf dem Berge hock uber der Stadt ein wunderbarer Park. Eine Zahnradbahn fuhrt hinauf..Wir besuchen die Grusinische Akademie der Wissenschaften, werden aufs liebenswur- digste empfangen. Die Arbeit fuhrt uns in das Grusinische Museum. Wir fotographierert neben einer R eihe von Fragmenten zwei wertvolle alte Evangelienhandschriften aus dem 9. Jahrhun- dert, von denen eine noch gar nicht naher?be- kannt ist. Am Abend besuchen wir die ? alte Landeshauptstadt Mzcheta, jetzt ein vertraumtes Landstadtchen. Die gewaltige Kathedrale? aus dem 11. Jahrhundert zeugt von vergangener Zeit. Und noch ein Jahrtausend Lruher: ein kiirzlic t enldeckter Grdbl~au, de??en Arcltitektar grie? rhische Eintliysse~nu t einltei~ttacltett leMetttelf merkwiirdig vetbtnttet. abet tfei .tadt auf.kattlet Hohe?raQ das ~schae ari.% ostet aws detn S. JahC? ? !sundert.:1be; die %u IfaI t ist .hwicri~ Wt schon dunkelt e?. Wit mussen zu~itc1 , ? 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 ? . ? MITTEILUNGSBLATT In der Nacht zum 15. Mai geht es weiter nach Erewan. Mit dem Flugzeug ware es nur eine Stunde, der Zug braucht 14 Stunden, um sich durch das Gebirge hindurchzuarbeiten. Auf der Karte sieht es so nah aus! Lange Zeit fahren wir dicht an der turkischen Grenze entlang. Gegen MEttag zeigt sieh eine rnerkwurdige Wolkenbil- slung, die fast wie ein Berggipfel aussieht. Zu- erst trauen wir unseren Augen nicht, aber es ist kein Zweifel, es ist wirklich cin berg, der Ararat. der ohne Vorgebirge aus der Hochebene bis uber 5004 in ansteigt. Wir fragcli einen Schaffner, wie hock er eigentlich sei. Die Antwort 1st uber- raschend: ?Da6 wei0 niemand, denn noch ist kein Mensch oben gewesen". Nun, ganz so ist es nicht, aber die Besteigung ist in der Tat nur selten gegluckt. Der grofe and der kleine Ararat, sie Sind das Wahrzeichen Armeniens and er- seheinen auch im; andeswappen. Spater sitzen wir lange Z ii t31 t einer. Anhohe, beobachten, tvie sich die Wolken um denGipfel standig verschieben, and warten auf einen giinstigen Moment zum Fotografieren. Und immer wenn wir meinen, jetzt sei es am besten, and losdrucken, mussen wit feststellen, daB die Aussicht wenig spater schon wieder anders and vielleicht noch reiz- voller ist. In der Staatlichen Handschriftensammlung, auf armenisch Matenadaran, gibt es eine berfihmte Kollektion armenischer Handschriften, and bei einer Reihe von ihnen hat der Buchbinder Blatter aus griechischen Handschrif ten vorn and hinten zum Schutz mit eingebunden. Das bringt fur den Fotografen technische Schwierigkeiten, fur den Philologen aber ebenfalls einige Pro- bleme: es zeigt sich, daB Blatter aus ein and der- selben griechischen Handschrift in mehreren ar- jnenischen Banden eingebunden sind,. eine Tat- sache, die auch' fur die Geschichte dieser arme- nischen Handschriften von Bedeutung ist. Wir konnen so, in enger Zusammenarbeit mit den armenischen Bibliothekaren, Ergebnisse ge- winnen, time fur beide Seiten nutzlich sind. Die Hilfsbereitsehaft and Gastfreundschaft, die wir uberall antreRen, bewahrt sich auch in Armenien in uberwaltigender Weise, vom Empfang bei der Akademie" ahgefangen bis buchstablich zum ;;Mann auf der StraBe". Nur ein Beispiel dafur: Eine? Xbeeds besichtigen wir die Ausgrabungen avi det utartaischen Festung Teischebaini auf dem Kittgi --fur (- roten Hugel) vor den Toren EreMa!.s. In einem kleinen Hain werden wir ? ~to+!tlicte angerufen. Eine frohliche Picknick- ;eseuschaft hates sich im Grase bequem gemacht. ?? ? ? ~tre wir es uns versehen, sind wir mit in den Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 169 Kreis hineingezogen, haben jeder ein Glas in der Hand and mussen auch von den Speisen kosten. Als Kurden stellen Bich unsere Gastgeber vor, ?wir sind alle eine grofe Familie", heiCt es. Nur schwer konnen wir uns trennen, um unseren Weg fortzusetzen. Tags darauf beenden wir unsere Arbeit in Erewan and damit zugleich die Arbeit dieser ganzen Reise. Am Nachmittag besuchen wir noch Etschhmiadzin, die alte Hauptstadt mit ihren bedeutenden Bauwerken. Die altesten Teile der Kathedrale, horen wir, stammen aus dem 4. Jahrhundert. Am Sonntag, dem 19. Mai, geht es 'zuri.ick nach Moskau. Die Eisenbahn braucht uber 3 Tage, das Flugzeug benotigt 10 Stunden. Nie zuvor ist es uns so deutlich geworden, wie grog and viel- faltig das Land ist: Wir starten in Armenien, landen zum erstenmal in Suchumi, d. h. in Gru- sien, dann in Rostow, d. h. in der RSFSR. Die nachste Station 1st Charkow in der Ukraine. Und zum SchluB Moskau: Von fern schon erblickt man den Turm der neuen Universitat, die uns nun schon vertraute Silhouette. Die letzten Tage vergehen mit Abschiedsbesuchen, Um- and Ein- packen. Als wir am 21. Mai zum Flugplatz kom- men, gibt es noch eine Uberraschung: unsere Lufthansa-Maschine ist am Tage zuvor wegen eines Gewitters nicht gekommen, and wir mussen bis zum nachsten Morgen warten. Aber das ist auch keine verlorene Zeit. Die Stunden vergehen schnell, wahrend wir den Verkehr auf dem Flug- platz beobachten. Maschinen aus ailen Teilen des Landes kommen and fliegen ab, in steter Folge. Eindrucklich ist der Start einer gewaltigen TU-104 nach dem Fernen Osten. Fruh am 22. Mai sind auch wir an der Reihe, die letzte Etappe dieser 10 000-km-Reise ist erreicht. Sie hat uns viel Arbeit and manche Erfolge gebracht; and wir hoffen, durch sie zu unserem bescheidenen Teil dazu beigetragen zu haben, die wissenschaftlichen and menschlichen Beziehungen zwischen unseren Volkern zu vertiefen. Viel Arbeit steht noch vor uns, denn die 275 Handschriften aus sowjetischen Bibliotheken, die wir nun insgesamt im Film be- sitzen, wollen erst ausgewertet sein. Zum Teil kommt ihnen aullerordentliche Bedeutung zu, als Gesamtkomplex sind sie i berhaupt noch nicht untersucht. So werden die Resultate im Druck wohl einen dicken Band ergeben, in dem, der Fachmann all das finden wird, \vas in den vorhegenden Bemerkungen nur gestreift werden konnte. Dr. K. TREU Wissenschaftlicher Assistent am?Institut fur griechisch-romische Altertumskunde Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 fli . r~ 170 MITTE1LUNGSBLATT Mir wurde die Moglichkeit gegeben, die Samm- hmgen antiker Kunstdenkmaler in Munchen and Wurzburg zu studieren. Vom 19. Mai bis 7. Juni war ich unterwegs. Ich fuhr zuerst nach Mun- chen, wo mein besonderes Interesse dem dor- tigen Munzkabinett gait. Munchen besitzt eine verhaltnisraliig groBe and bedeutende Samm- lung antiker Munzen, die zur Zeit, solange uns die Berliner Sammlung nicht zur Verfugung steht, die wichtigste in Deutschland ist. Bereit- willig bekam ich dort all das Material, das ich zu sehen wUnschte, zur Verfugung gestellt, In Verbindung mit der Corpus-Arbeit lieB ich mir zuerst das thrakische Munzmaterial geben, um einmal einen Vergleich zu haben zwischen den Gipsen in Berlin and den betrefferden Orf- ginalen, zum anderen, um am Beispiel des Mun- chener Kabinetts zu sehen, inwieweit das Cor- pus-Material noch vollstandig ist. Dabei mulite ich bei der Durchsicht feststellen, d'aB hier ein groper Teil mehr an Typen vorhanden ist, als es das Corpus-Material aufzuweisen hat. Vermut- lich sind diese Stucke in der Zwischenzeit, da die Sammeltatigkeit fur das Corpus mit dem An- fang des Jahrhunderts aufhorte, vom Munchener Kabinett zugekauft worden. Es besteht aber auch die Moglichkeit, daB Gipsabdrucke in dem Durch- einander vergangener Jahre verlorengegangen sind. Als nachstes habe ich die sogenannten Schauladen durchgesehen. Diese Laden, es sind ungefahr vier bis funf Stuck, sollen die vorlaufig noch fehlende Ausstellung ersetzen. Sie enthalten die schonsten and oft sehr seltenen Stucke des Kabinetts. unter anderem das beruhmte Dekadrachmon von Akragas and die romische Goldmunze mit dem Postumus-Kopf von worn, eine Darstellungsweise, die in dieser Zeit hochst selten angewandt vurde. Dann interessierten mich. besonders die Pra- ?gungen der Seleukiden and Ptolemaer.. and zwar die fri hen, etwa bis Antiochos III. and Ptole- maios IV. Ich versaumte' auch nicht die Ge- legenheit, mir einige Laden der keltischen Gold- pragungen anzusehen. Diese sogenannten Regen- bogenschusselchen sind im Munchener Kabinett von jeher besonders reich vertreten infolge der dafUr gi nstigen geographischen Lage der Stadt. Und schlieBlich lieB ich mir noch die Munzen der romischen Republik zeigen. Was Munchen an antiker Plastik and Keramik besitzt, ist z. Z. nur zum geringen Tell im Kunstdenkmiiler 3. Jahrgang, Heft 6/7/8 Karlspalais ausgestellt. Ich erhielt aber von Professor Diepolder die Erlaubnis, auch das magazinierte Material besichtigen zu durfen. So bin ich einmal an das Vasenmaterial, das im Magazin im Karlspalais aufbewahrt vird; heran- gekommen, and welter an die Plastik, die in den Kellerraumen des archaologischen Ins tituts lagert and auch noch in der Glyptothek, vie zur Beispiel der Barbarinische Faun. Ebenfalls habe ich mir die Bibliothek des archao. logischen Instituts angesehen, and schlieBlich nahm ich die Gelegenheit wahr, eine Vorlesung bei Professor Buschor zu besuchen. Er liest in diesem Semester uber die vorperikleischen Bau- ten auf der Akropolis? and ? vie man mir im Kabinett sagte, sei es das letzte Semester, in dem er Vorlesungen halt. Bekanntlich besitzt Munchen neben diesen an- liken Schatzen noch weitere zahheiche Museen mit kunstgeschichtlich wertvollen Dingen. Ich besuchte die Schackgalerie, die Lenbachgalerie, in der gerade eine Ausstellung mit Werken Kandinskys stattfand, die Schatzkamrer in der Residenz mit den bayrischen Kronjuwelen als Prunkstuck, das Historisehe Stadtmuseum (hier 1st besonders interessant die Gruppe der Moriska- tanzer, von Grasser im 15. Jh. fur den Tanzsaal des Neuen Rathauses geschnitzt), das National- museum and SchloB Nymphenburg, wo sich jetzt die Ausstellungsstucke des ehemaligen Residenz- museums befinden. Ich habe nur Behr bedauert, die Gemalde der Pinakothek nicht gesehen zu haben. Sie wurden gerade wahrend meines Aufenthaltes vom Haus der .Kunst in ihre alte Heimstatte gebracht. Insgesamt 14 Tage weilte ich in Munchen. die letzte Woche verbrachte ich in Wurzburg. Wurz- burg 'besaB ''or dem Kriege eine recht_ ansehn- liche Sammlung antiker Munzen. Leider ist sie 1945 beim Angriff auf die Stadt in Brand ge- kommen and zu einem unansehnlichen Klump- chen Metall zusammengeschmolzen. Eine neue Sammlung 1st unterdessen nicht wieder angelegt worden. Dafur bietet Wurzburg reiches Studien- material an antiken Vasen and Terrakotten. das in drei groBen Raumen aufbewahrt wirdr Die schonsten Stucke sind in zwei Vitrinen in dem wieder zuganglichen Tell der Residenz aus- gestellt. Leider hat auch hier der Krieg seine Spuren hinterlassen. ern Tell der Vasen fiel ihm zum Opfer. and im Magazin liegen noch groBe 3. Jahrgang, Heft 67/8 MITTEILUNGSBLATT Stapel an Kartons mit den Scherben der einsti- gen Prachtstucke. Einen Nachmittag verbrachte ich im Main-fran- kischen Museum auf der Marienburg, das vor allem die Werke Riemenschneiders birgt.. Am letzten Nachmittag besuchte ich noch das nahe- gelegene Veitshochheim, wo die Furstbischofe von Wurzburg ihre Sommerresidenz hatten. Es ist ein kleines, reizendes BarockschloBchen and liegt in einem wundervoll angelegten Park. Wurzburg selbst ist heute noch.sehr zerst$rt, in der Residenz sind nun einige Raume wieder zu besichtigen, darunter das Treppenhaus mit, dem beruhmten Deckengemalde von Tiepolo. Wenn man von einem unmittelbaren Erfolg dieser Studienreise sprechen will, so liegt er vor allem 171 darin, daB ich im Munzkabinett Behr viele Ori= ginale sehen konnte; denn bei dem standigen Ar- beiten nur mit Gipsen besteht die grope Gefahr, das spezifische Gefuhl fur eine Munze, fur ihr Wesen zu verlieren. Um mit Gipsen erfolgreich arbeiten zu konnen, vor allem um Fragen nach der Echtheit der einzelnen Stucke klaren zu konnen, muB man Originale kennen. Am Sch1uB mochte ich noch einmal von dieser Stelle aus all denen danken, die mir diese Reise ermoglicht haben. E. SCIIONERT Wissenschaftliche Assistentin am Institut fur griechisch-romische Altertumskunde Miszellen Zur Einfuhrung der Aktenordnung in der Deutschen Akademie der Wissenschaften ? zu Berlin Als 1945 mit dem Neuaufbau begonnen vurde, muiite vor allem rasch and operativ gehandelt werden. Die Arbeit vurde von aufrichtigen and bewahrten Patrioten durchgefuhrt. Der schrift- liche Niederschlag dieser Verwaltungsakte konnte in dieser Zeit naturgemaB aus vielerlei Grunden den ordnun~sgemaBen Formen nicht entsprechen. Dies war auch erklarlich, denn es standen wirk- lich dringlichere Probleme, die einer schnellen Ldsung harrten, vor den verschiedensten Ver- waltungsdienststellen der damaligen Zeit. So war es denn auch nichts Besonderes, daB Buroordnungen fehlten. daB Schreibkrafte feh1= ten. die mit den Formen des Schriftverkehrs and der sonstigen Burotechnik vertraut 'waren. In der Regel entwickelte sich ein jeweils eigenes System der Schriftgutablage in den verschieden- sten Stellen. Zum Wiederfinden eines Schrift- stucks war ein gutes Gedachtnis notig oder es begann ern mehr oder minder langes Suchen. Wechselten dann'sogar die Bearbeiter, was in der ersten Zeit haufig war; so bedurfte es noch groBerer Muhe, ein Schriftstuck wiederzufinden. So kam es. daB viele Vorgange nicht oder nicht rechtzeitig zur Verfugung Standen; manch'e blieben verschollen and der Arbeitsablauf vurde erschwert. Die Notwendigkeit, eine Ordnung in den aul3eren Formen des Geschaf tsablaufs zu erreichen, vurde bald erkannt and es wurden z. T. in Anlehnung Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 an bewahrte Vorbilder Buroordnungen ge- schaffen. Zu den besten dieser Buroordnungen gehort m. E. die Buroordnung der Landesregie- rung Brandenburg vom Jahre 1947. Ein weiterer Schritt in der Ordnung and Nutz- barmachung der Schriftgutablagen ging von der Hauptabteilung Archivwesen im Ministerium des Innern aus. Diese Bemuhungen fuhrten zu dem ErlaB der Anondnung uber die Ernichtung von Verwaltungsarchiven vom 26. Februar 1951 (Min.B1. 1951 Nr.. 9). Der Zweck dieser Anord- nung war allerdings nicht nur der, die laufende Verwaltung in .ihrer Aktenfuhrung zu ,unter- stutzen. sondern es ging besonders darum, einen Ordnungszustand zu schaffen, um den Archiven bei der Ubernahme diesel Schriftgutes unnotige Ordnungsarbeit zu ersparen. Fur das Akademiearchiv liegen die Verhaltnisse insofern etwas anders, als das bei der Akademie entstehende Schrutgut nicht vorubergehend (his zur Abgabe an .die Staatsarchive) aufbewahrt wird. sondern standig im Akademiearchiv ver- bleibt, soweit es in betnieblicher, rechtlicher and histonischer Hinsicht dauernd. aufhebenswert ist. Das Akademiearchiv ist also gleichzeitig ?End"- archly; daher trifft die Bezeichnung ,Verwal- tungsarchiv" fur das Akademiearchiv nicht zu. Bis 1945 bestand bei der Akademie eine ardent= Lich gefuhrte Zentralregistratur. Nach 1945 vurde die dezentrale Aktenfuhrung ublich. Eine Welter- Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 172 MITTEILUNGSBLATT 0 3. Jahrgang, Heft 0/7/8 fuhrung der Zentralregistratur bei der Akademie hatte bei dem gewaltigen Anwachsen der Deut- schen Akademie der Wissenschaften den Ver- waltungsablauf mehr gehemmt als gefordert - wenn sich diese Zentralregistratur uberhaupt hatte durchfuhren lassen. Wie fast i berall, so zeigte sich auch bei der Deut- schen Akademie der Wissenschaften, daB durch die Dezentralisierung die Aktenfuhrung oft un- einheitlich wird. An Stelle weniger, aber er- fahrener Registratoren traten viele, aber oft noch unerfahrene Hilfskrafte. Statt Sachakten wurden meist Reihenakten gebildet, in einem Ordner wurden nicht nur gleichartige, sondern oft sehr verschiedenartige Vorgange untergebracht usw. Es braucht nicht welter ausgefuhrt zu werden, daB bei solchen Akten oft lange nach einem be- stimmten Vorgang gesucht werden muB. Es bedarf-da}~i r-.einer geoxdneten Akktenfuhrung, damit das bei den Dienststellen and Einrichtun- gen der Akademie anfallende Schriftgut eine sichere Arbeitsgrundlage bilden kann. Die in der ti glichen Verwaltungs- and Forschungsarbeit entstehenden Schriftsachen mussen so geordnet and aufbewahrt werden, daB sie fur die Einsicht- nahme, Bearbeitung and Auswertung jederzeit schnell zur Verfugung gestellt werden konnen. Es wurde von den Kollegen SachsenrSder, Aka- demiearchiv, and Schuster, Justitiar, eine Akten- ordnung vorbereitet, die durch. Prasidiums- beschhlB vom 18. April 1957 angenommen and mit Wirkung vom 1.Oktober 1957 in der gesam- ten Akademie eingefuhrt wird. Diese Aktenord- nung legt die Ordnungsprinzipien fest, laBt aber den einzelnen Dienststellen, and Einrichtungen weitgehend Freiheit, die Aktenfuhrung and den Aktenplan nach den fachlichen Bedurfnissen einzurichten. Ich darf darauf hinweisen; daB sich die Akten- ordnung nur auf die Geschaftsfuhrung bezieht; die Ordnung von wissenschaftlichem Quellen- und Forschungsmaterial wird hiervon nicht be- troffen. Wohl hat sich auch bei der Ordnung von wissenschaftlichem Material das Dezimalsystem als zweckmaBig erwiesen; wo sich aber-andere Ordnungsprinzipien bewahrt haben, sollte man sie beibehalten. Die Aktenordnung ist ein beachtliches Mittel zur Beschleunigung des Verwaltungsablaufes. Sic fihrte damit gleichzeitig zur Vereinfachung and Verbesserung der gesamten Verwaltungsarbeit. Es liegt nunmehr an uns allen, den richtung- weisenden BeschluB unseres Presidiums uber die Einfi hrung der Aktenordnung in der Deutschen Akademie der Wissenschaften so in die Tat um- zusetzen, daB er zu einer echten Hilfe fur die wissenschaftliche Arbeit wird, and hierauf kommt es wesentlich an. W. FREUND Verwaltungsdirektor Deutsche Akademie der Wissenschafteniu Berlin Nachrufe Ehrungen and Ernennungen Am 17. Juni 1957 hat die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin einen ihrer besten Wissenschaftler verloren, einen theoretlschen Physiker von Weltruf, Herrn Nationalpreistrager Prof. Dr. Friedrich Karl Sidney Moglich. Er gehorte zu den altesten Mltarbeitern der nach dem Kriege neu gegrundeten Deutschen Aka- demie der Wissenschaf ten zu Berlin. Bereits am 1. Januar 1948 baute er eine Forschungsstatte in Berlin-Buck unter den schwierigsten Bedingun- gen auf. Gleichzeitig wurde er zum ordentlichen Professor fur theoretische Physik and zum Di- rektor des Instituts fur Theoretische Physik an der Humboldt-Universitat Berlin berufen, Die in Berlin-Buck gegrundete Forschungsstatte wurde im Jahre 1947 als Institut fur Festkorper- forschung von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin ubernommen. Prof. Moglich wurde am 12.Oktober 1902 geboren. Er studierte Anfang der zwanziger Jahre in Berlin als Schuler von Prof. Dr. Max von Laue and promovierte im Jahre 1927. 1930 habllitierte er sich und`war anschlieliend Dozent an der Ber- liner Universitat and gleichzeitig Assistent am Institut fur Theoretische Physik. In semen ersten Arbeiten beschaftigte sich Prof. Moglich mit optischen Beugungserscheinungen and mit Fragen der Quantentheorie. Besonders wertvoll waren seine zusammenfassenden Be- rlchte im Handbuch fur physikalische Optik. Diese Arbeiten werden zu den besten gezahlt, die die physikalische Literatur auf diesem Ge- biet aufzuweisen hat. 1932 wandte sich Prof. Moglich der Untersuchung der Supraleitung zu, ein Gebiet, dem er bis zu- letzt mehrere Arbeiten widmete. Er veroffent- 3. Jahrgang, Heft 0/7/8 MITTEILUNGSBLATT lichte 1933 zusammen mit Prof. M. von Laue grurndlegende Untersuchungen uber die phano- menologische Theorie der Supraleitung. Nach der Machtergreifung durch den National- sozialismus wurde er in seiner Tatigkeit bald behindert. Trotzdem erhielt er infolge seiner auBerordentlichen'Begabung and seines groBen Wissens eine Berufung fur den Lehrstuhl fur Theoretische Physik an der Universitat Heidel- berg. Aus politischen Grunden kam jedoch die Ober- nahme des Lehrstuhls nicht zustande. 1938 and 1937 wurde er verschiedentlich verhaftet and gegen Ende der dreifiger Jahre gezwungen, seine Lehrtatigkeit ganz aufzugeben. Er betatigte sich bis Kriegsende als freier wissenschaftlicher Mit- arbeiter in den Osram-Forschungs-Laboratorien. Hier befaBte er sich u. a. mit der Festkorper- 173 lich stehende Institut fur Festkorperforschung der Deutschen Akademie der Wissenschaften er- kampfte sich in'kurzer Zeit internationalen Ruf, and viele Wissenschaftler aus aller Welt besich- tigten dieses Institut and kamen zu Diskussionen, um mit Herrn Prof. Moglich and semen Mitar- beitern Festkorperprobleme zu behandeln. Die in Berlin-Buck zur Verfugung stehenden Raume wurden bald zu klein and bereits 1952 begannen Verhandlungen uber einen Neubau. Deshalb widmete sich Herr Prof. Dr. Moglich in den letzten Jahren fast ausschlieBlich dieser Aufgabe. Ein schones neues Haus entstand in der Mohren- stralie in Berlin. Es war 'ihm leider niche ver- gonnt, die vollige Fertigstellung des Hauses zu erleben, in dem er seine Forschungen auf breiter Ebene fortsetzen and groBere Ausbildungs- physfk, ivo5ei sich die Zusammenarbeit mit Prof. moglichkeiten fur junge Physiker schaffen R. Rompe als besonders fruchtbar erwies. Zu- sammen mit Prof. Rompe veroffentlichte er zahl- reiche, viel beachtete Arbeiten auf diesem Ge- biet. Nach Beendigung des Krieges war Prof. Moglich einer der ersten namhaften Wissenschaftler, die sich dem Wiederaufbau zur Verfugung stellten. Er war tatkraftig an dem Aufbau des Physik- unterrichts an den Hochschulen der Deutschen Demokratischen Republik beteiligt and bis zu- letzt Vorsitzender des Beirats fur Physik beim Staatssekretariat fur Hochschulwesen. Er war Mitverfasser des Memorandums uber die Ent- wicklung der Naturwissenschaft der Deutschen Demokratischen Republik, das als Richtlinie fur die wissenschaftlichen Forschungsarbeiten an den Hochschulen and Forschungsinstituten dient. Prof. Moglich war Mitbegrunder der Deutschen Physikalischen Gesellschaft der. Deutschen De- mokratischen Republik and einer der eifrigsten Verfechter fur das Zustandekommen dieser Ge- sellschaft. Das Wiedererscheinen der Annalen der Physik im Jahre 1947 ist vornehmlich der Initiative von Prof. Moglich zu danken. Bis zu seinem Tode gab er mit Prof. Kopfermann, Heidelberg, diese bedeutende, in der ganzen Welt angesehene Fach- zeitschrift heraus. Prof. Moglich war weiterhin Mltherausgeber der ?Fortschritte der Physik", einer im Auftrage der Deutschen Physikalischen Gesellschaft der Deutschen Demokratischen Re- publik erscheinenden Zeitschrift. Seine mehr- malige Wahl in den Vorstand dieser Gesellschaft beweist das groBeVertrauen, das ihm seineFach- kollegen entgegenbrachten. Das unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Mog- wollte. Kurz nach der Einweihung des Hor- saales im neuen Haus erkrankte er schwer wenige Tage danach reichen Schaffen. and Prof. Dr. H. SIMON Institut fur Festkorperforschung Am 1. April 1957 verstarb nach langerer Krank- heit der wissenschaftliche Assistent am Institut fur griechisch-romische Altertumskunde Otto Mehlitz. Otto Mehlitz hat einen schweren and wenig ge- raden Lebensweg gehabt. Am 17. November 1901 in Halle geboren, absolvierte er in Leipzig das Gymnasium z;ir Vorbereitung auf sein Studium an den Universitaten Berlin and Leipzig. Seine Ausbildung war auBerordentlich breit angelegt; sic umfaBte Rechts- and Staatswissenschaften, Philosophic, Orientalistik, Romanistik, Byzanti- nistik, vor allem aber Geschichte and slawische Philologie. Diese ungewohnliche Weite, die sich in eigenartiger Weise mit einer bis ans Pedantische grenzenden Akribie paarte, verhinderte, daB Mehlitz zu einem, ublichen StudienabschluB ge-. langte; umfangreiche Materialien, welche er zur russischen Wissenschaftsgeschichte des 19. Jahr- hunderts, speziell zur biographischen Wurdigung des russischen Historikers and Publizisten T. N. Granowski (1813-1855) sammelte, gingen in den Kriegswirren verloren - sic sollten die Grundlage seiner Dissertation bllden. Nach dem Kriege, aus dem er als Schwerbeschadigter zu- ruckkehrte, kam er zum ersten Male, zu einer wirklichen Entfaltung seiner groBen Fahigkeiten. Als Mitarbeiter des Verlages Kultur and Fort- Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 174 MITTEILUNGSBLATT 3. Jahrgang, Heft 0/7/8 schritt schuf er meisterhafte Gbersetzungen 'sowjetischer Fachliteratur aus den verschieden- sten gesellschaftswissenschaftlichen Bereichen (z. B. S. P. Tolstow, Auf den Spuren der altchores- mischen Kultur, Berlin 1953, and zahireiche Ar- tikel in der ?Sowjetwissenschaft") and trug so wesentlich dazu bei, daB die Ergebnisse der so- wjetischen Forschung auch fur die fruchtbar werden, die des Russischen nicht machtig sind. Seit dem 1. April 1950 gehorte Mehlitz der Re- daktion der vom Institut fur griechisch-romische Altertumskunde herausgegebenen ?Bibliotheca classica orientalis. Dokumentation der altertums- wissenschaftlichen Literatur der Sowjetunionund der Lander der Volksdemokratien" an. DaB die neu gegrundete Zeitschrift in verhaltnismaBig kurzer Zeit ihre zweckmaBige Gestalt finden and ihrer Aufgabe?sachgerecht dienen konnte, ist zu einem guten T'eiI sein 'Verdienst - " Die Leistung des nachschaffenden llbersetzers wird oft unterschatzt, and zwar nicht selten ge- rade auch von solchen, deren eigene Elaborate keineswegs auf langdauernde Geltung rechnen konnen. Auch Otto Mehlitz' Wirken stand etwas unter solchen Schatten. Es sei daher zum Ruhme and Gedachtnis des allzu fruh Dahingegan- genen gesagt, daB seine Arbeiten noch langhin als Muster fur den flbersetzernachwuchs beispiel- haft sein werden and dad sein Beitrag zur volker- verbindenden Wissenschaft unvergessen bleibt. Prof. Dr. J. IRMSCHER Geschaftsfahrender Direktor des Instituts ffir gricchisch-rOmiSChe Altertumskunde Akademiemitglied Nationalpreistrager Prof. Dr. J. Dobberstein wurde von President W. Pieck als neuer Vizeprasident der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin be- statigt. Kurzlich ~Vahlte die Generalversammlung der Ordentlichen Mitglieder der All-Unions-Aka- demie der Landwirtschaftswissenschaften der UdSSR den Prasidenten der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin, ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Nationalpreistrager Prof. Dr. H. Stubbe zu ihrem korrespondierenden Mitglied. Akademiemitglied Nationalpreistrager Prof. Dr. E. Thilo wurde auf die Dauer von drei Jahren in den VerwaltungsausschuB des Deutschen Mu- seums in Munchen gewahlt. Mitteilungen auslandischer Akademien Das Presidium der Tcchechoslowakischen Aka- demie der Wissenschaf ten wandte sich in einem Aufruf an die Akademien der Wissenschaften, aller Lander der Welt, gemeinsam mit alien Mit- teln die Bestrebungen zu, unterstutzen, die das Verbot samtlicher Atomwaffen fordern. Die tschechoslowakischen Wissenschaftler, die'im Namen ihres Volkes sprechen, vertreten nach- haltig ihre Auffassung, die Ergebnisse der Wissenschaft fur den Fortschritt, fur die Schaf- fung neuer Werte, fur den Wohlstand der Men- schen einzusetzen. Das tschechoslowakische Volk steht immer fur eine konsequente Friedenspolitik em. Seine Regierung unterstutzt alle internationalen Verhandlungen zur Entspannung der internatio- nalen Lage, zur Verhinderung eines neuen Krieges. Die tschechoslowakischen Wissenschaftler` schlie- Ben sich dieser Politik uneingeschrankt an in der Uberzeugung, daB dies den, Wiinschen and Interessen der absoluten Mehrheit der ganzen Menschheit entspricht. Deshalb verlangen die tschechoslowakischen Wissenschaftler die Erforschung and Ausnutzung der Atome'nergie zu Friedenszwecken, zugunsten der materiellen Kultur aller Volker and zum Wohle. der ganzen Menschheit. 3. Jahrgang,'IIeft 0/7/8 MITTEILUNGSBLATT r Arbeit der Akademie-Bibliothek Aus de Zur Benutzung der Akademie-Bibliothek: Lesesaal and Leihstelle Wenn unsex letzter Beitrag an gleicher Stelle (Jg. 3, H. 5, S. 109) uber die Fundamente der Biblioth_ek die bestehenden and in der Entwick- 'lung begriffenen Kataloge, berichtete, so wurde damit eines der Themata beruhrt, denen in der heutigen Bibliothekspraxis eine besondere Be- deutung beigemessen wird. Entscheidet doch die Frage der BestandserschlieBung mit, inwieweit eine Bibliothek efn lebendiges Organ darstellt, das mit der in stetigem F1uB befindlichen Wissen- schaft Schritt zu halten and ihr dienstbar zu sein vermag. Aber mehr noch: Sowohl der Be- nutzerkreis als auch der Unterhaltstrager ge- winnen aus dem Grade der BestandserschlieBung, mithin der Benutzbarkeit einer Bibliothek, Kri- terien, nach denen sie nicht nur ihr Urteil uber ihre Sinnentsprechung bilden, sondern auf Grund deren auch uber ihr Sein oder Nichtsein befunden werden kann. Es geht nun an dieser Stelle nicht darum, zu untersuchen, worin etwa die Existenzberechti- gung unserer Bibliothek and weiterhin die Not- wendigkeit des Nebeneinander von drei wissen- schaftlichen Bibliotheken unter einem-Dache be- stehe. Diese Fragen, von Besuchern and Be- nutzern nicht selten gestellt, mogen - vielleicht im Zusammenhang mit eines historischen Be- trachtung - eine gesonderte Beantwortung er- fahren. Es gilt hier vielmehr zunachst nur, mit den Mitarbeitern zu diskutieren, die der Auf- fassung . sind, in der Akademie-Bibliothek sei doch nichts Einschlagiges vorhanden and zu finden, ja; es sei an der Zeit; ?die Wande zu der benachbarten Deutschen Staatsbibliothek and der Universitatsbibliothek zu durchbrechen". Dieser Meinung schlieBen wir uns vorerst nicht an; denn: zweckvoller, ganz auf die Bediirfnisse der Akademie abgestimmter Benutzungseinrich- tungen und -moglichkeiten gibt es in der Biblio- 175 thek eine ganze Reihe. Werden sie voU aus- geschopft, so vermogen sie durchaus, dem Be- nutzer_Gewinn zu bringen. Ehe wir indessen etwas Naheres uber die Stellen aussagen, an denen der literatursuchende Mit- arbeiter bibliothekarische Beratung and Unter- stutzung erhalten kann, sei zunachst wegen des vorlaufigen Fehlens einer Benutzungsordnung nosh folgende grundsatzliche Bemerkung fest- gehaiten: Die Bestande der Akademie-Bibliothek, bei deren Aufbau die Arbeitsgebiete der Institute and Arbeitsstellen nach MaBgabe der vorhan- denen Mittel berucksichtigt werden, stehen bis auf berechtigte Ausnahmen einzig den Mit- gliedern and Mitarbeitern der Deutschen Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin zur Verfu- gung. Der eingeschrankte Benutzerkreis ist somit eines der als positiv zu bewertenden Kennzeichen unserer Bibliothek. Wenn wir uns nunmehr den Statten zuwenden, die der Benutzung offenstehen, so darf unsere Betrachtung zunachst den Lesesaal streifen, so- dann bei einigen Problemen der Leihstelle and des Ermittlungsdienstes verweilen and mit kur- zen Notizen uber die Annahmestelle fur Foto- und Buchbindereiarbeiten ihren AbschluB finden. 1. Der Lesesaal Geben wir den Eindruck eines bibliothekskun- digen Besuchers wieder, so erscheint er auf Grund seiner giinstigen auBeren Merkmale ge- eignet, eine Stette der Sammlung and geistigen Tatigkeit zu sein. Der Lesesaal bietet 30 Per- sonen Platz and umfaBt einen Bestand von etwa' 4000 Banden. Diese setzen sich zu einem Tell aus Nachschlagewerken, Worterbiichern and Stan- dardwerken der einzelnen Wissenschaftsfacher, zum anderen aus solcher Literatur zusammen, die in unmittelbarer 'Beziehung zur Akademie Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Y 176 steht. Es sind dies ihre Sitzungsberichte, Ab- handlungen and Institutsveroffentlichungen, ferner Sammelbande der kleineren Schrif ten ihrer ordentlichen Mitglieder and endlich histo- risches, auf sie Bezug nehmendes Schrifttum. - Auskunft uber den Bestand wird auf zweierlei Weise vermittelt: Ein Weg zur Literatur fuhrt den noch nicht vertrauten Benutzer uber den alphabetischen and Sachkatalog des Lesesaals, der andere uber ein Gesprach mit der aufsichts- fuhrenden Mitarbeiterin. Zum Studium von Mikrofilmen steht ein Lesegerat bereit. 2. Die Leihstelle Kataloge, Neuerwerbungslisten and eine im zwei- wochentlichen Turnus ausgewechselte Neuaus- lage regen dazu an, die Eigenbestande der Biblio- thek zu entleihen. Es braucht dabei nicht eigens betont zu werden, daB nach Ermessen der Be- nutzer gern Leihfristen uber die ublichen Zeiten hinaus gewahrt werden. Indessen erscheint es uas dock angesichts dieser groBzugigen Hand- habung notwendig, darauf hinzuweisen, daB die Bibliothek eine unverzugliche Ruckgabe von nicht mehr benotigter Literatur and insbeson- dere auch von ungebundenen Zeitschriftenheften fur sehr wichtig erachtet. Derartige Versaum- nisse erschweren den Literaturumlauf ganz be- trachtlich and sind letztlich nicht irn Shine der Gesamtheit. Es sei nun davon abgesehen, hier uber die technischen Vorgange bei der Ortsaus- leihe, den obligatorischen Leihschein, die Unter- schriftsleistung u. a, m. zu berichten. Statt dessen mochten einige Daten aus der Leihstatistik einen Einblick in das Wirken der Bibliothek auf diesem Gebiete vermitteln: Im Jahre 1956 wurden 5125 Bande aus deco Magazinbestand entliehen, im Jahre 1957 waren es nach dem Stande vom 1. Juni 2261 Bande. Die Akademie-Bibliothek ist fernerhin seit 1950 dem deutschen Leihverkehr angeschlossen. Dies gestattet ihr, im Berliner Raum nicht verfugbare Literatur aus auswartigen Bibliotheken zu be- stellen. Dabei sind aber auch fur sic die Bestim- mungen giiltig, die in der ;,Anordnung uber den' Leihverkehr der Bibliotheken der Deutschen Demokratischen Republik - Leihverkehrsord- nung - vom 6. Juli 1955" festgehalten sind. Hier hei 3t es ? 1 Abs. 2: ?Der Leihverkehr dient der Forschung, Lehre and wissenschaftlichen Be- rufsarbeit sowie der fachlichen and gesellschafts- politischen Weiterbildung." Schon hieraus ergibt sich, daB eine Bestellung z. B. von Reisefuhrern, erbaulichen Traktaten u. a. in. nicht statthaft ist. Derartige Wunsche, die tatsachlich an uns her- 3. Jahrgang, Heft 6/7/S angetragen werden, mussen daher entweder auf andere Weise befriedigt oder als nicht in unseren Aufgabenbereich fallend zuruckgewiesen werden. Ein zweites Moment, das der Beachtung emp- fohlen sei, ist folgendes Obereinkommen zwi- schen den Bibliotheken der beiden deutschen Staaten: Literaturbestellungen sollen erst dann an die stark iiberlasteten Bibliotheken der Deut- schen .Bundesrepublik weitergeleitet werden, wenn ein Standortnachweis in der Deutschen Demokratischen Republik nicht erbracht werden kann. Es ist also vergeblich, wenn Benutzer aus ihrer Kenntnis heraus - wir fingieren ein Bei spiel - einen in Dresden ersehienenen Titel aus Munchen erbitten. Ein solches Bestellverfahren wurde. nur beim Bestehen triftiger Grunde, z.8. Vorliegen eines autographierten Exemplares in Westdeutschland, gerechtfertigt sein. Die oben- genannten Regelungen mussen als st r ig ve bindllch angesehen werden; von ihrer Befolgung hangt es mit ab, ob unsere Bibliothek weiterhin einen selbstandigen Leihverkehr durchfuhren darf. DaB dieses Recht gerade in den letzten Mo- naten nicht unangefochten geblieben ist, sei hier nur eben angedeutet. Etwas anders verhalt es Bich nun mit einigen Wunschen, die wir an den Berlutzerkreis zu richq ten haben: Diese betreften die oft matigelnde Sorgfalt in den bibliographischen Angaben der Literaturbestellungen sowie die Unbekiatnmert. heit in der Einhaltung der von den verleihenden Bibliotheken festgesetzten Leihfristen. Im ein? zelnen mochte doch dabei folgendes beachtet werden: Voraussetzung fur eine schnelle and positive Fernleihbestellung sind eza1 to and vollstandige bibliographische Angaben. Dazu rechnen a) bei Monographien: Vor- and Familienname des Verfassers, ungekurzter Titel, wenn gegeben auch Untertitel (in stark verkurzter Form), Erscheinungsort and -jahr; b) bei Zeitschriftenaufsatzen: ungekurzter. Titel der Zeitschrift, wenn gegeben.auch Untertitel (in stark verkurzter?Form), Ver- fasser and Titel des gewunschten Aufsatzes,. Erscheinungsort and -jahr, Jahrgang bzw. Band- oder Nummernangab~, Seitenbezeich- nung. Zum Punkte der Leihfristen sei am besten auf ? 7 der Leihverkehrsordnung hingewiesen, wo es heiBt: (1) Die Leihfrist betragt in der Regel vier \\rochen. Sic kann in besonderen Fallen 3 Jahrgang, I-left 6/7/S AIITTEILUNGSBLATT (z. B. bei Zeitschriften and Zeitungen) ver- kurzt werden. Eine Verlangerung der Leihfrist ist spa- t) testens eine Woche vor Ablauf der Leih- grist uber die entleihende Bibliothek bei der Verleihenden Bibliothek zu bean- tragen. (3) Die entleihende Bibliothek hat dafur Sorge zu tragen, daB die Benutzer die Leihfristen einhalten. Ober das beachtliche Ausmaf3, das der Leih- verkehr in unserer Bibliothek angenommen hat, VeLSc.hiedenes. 177 unterrichten abschlief3end folgende Zahlen:. Im Jahre 1956 wurden insgesamt 3688, im lau- fenden bisher 2261 rate Leihscheine an aus- wartige Bibliotheken versandt. Uber den Ermittlungsdienst and die Annahme oto- and Buchbindereiarbeiten wird stelle fur F - das nachste Mal' in dieser Rubrik gesprochen werden. Mitteilung der Zentralen Kaderabteilung an alle Mitarbeiter der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin ? Betr.: Erganzung der Angaben im Personalbogen In der letzten Zeit haben die Kaderabteilungen im Bereich der Deutschen Akademie der Wissen- schaf ten zu Berlin des ofteren feststellen mussen, daB die von den Mitarbeitern im Personalbogen gemachten Angaben teilweise erganzungs- bedurftig sind. Es ist erforderlich, daB die der Kaderabteilung zur Verfugung stehenden Per- sonalunterlagen stets den neuesten Stand auf- weisen. Aus diesem Grunde werden alle Mit- arbeiter der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin gebeten, der fur sic zustan- digen Kaderabteilung moglichst umgehend mit- zuteilen, welche Veranderungen sich gegenuber ihren im Personalbogen gemachten Angaben er- geben haben. Es konnen dies in der Hauptsache folgende Veranderungen sein: a) Wohnanschrift, b) Familienstand (Name, Geburtsdatum and Beruf des Ehepartners, Kinder), c) Berufsausbildung (Besuch von Lehrgangen mit AbschluBprufungen), d) Promotion and Habilitation (mit Angabe des Themas and der Note), e) Zugehorigkeit zu Parteien and gesellschaft- lichen Organisationen, C. HOELZER Wissenschaftliche Bibliothekarin Akademie-Bibliothek Besuch von Lehrgangen geiellschaftlicher Organisationen. Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 R ? .R.L. ni ur 0 0 ??' i ?~ 0 i . . ? e ' TSCJIAFT - - VOLKSXUNDE - 1V1R a - ? Dr. I{ARL EWALD FRITZSCII i Dr, FRIEDRICH SIEBBR Jahrbuch des Instituts fiir Wirtschaftswissenschaften rgmannische Trachten des 18. Jahrhunderts Band I I3e Ban - im Erzgebirge and im Mansfeldischen Pr. VIII, a17 S. der - : Abb. - gr, 8? politischen -,Halblelnen DdkonomieD[ 9,50 (,eroffent1g. d, Inst. f, dt. Volkskunde d. Dt. Akad, d. ~ ?957, VI, 21 1Viss. z. Berlin, Band 12) 1957, V, 8o S. - r5 cinfarb, Tat. - 16 mehifarb. Tat. - 4? - Halb? leinen DM 34,50 SPRACIJEN UND LJTERATUR ORIENTALJST1K GESCHJCHTE N"EUERSC'HEINUNGEN ? p Prof; Dr. KARL BARNICK Probleme der stoischen Sprachlehre and Rtletorik (Abhandlungen d. Sachs. Akademie d, \Vissenschaften zu Leipzig, Phil.-hist, Klasse, Bd. H. 49, 3) 5957. 111 S. - 4? - DM '0,50 lrof, Dr. OTTs von ESSEN - U1gemeine and angewandte Phonetik i sg57? VIII,??83 S. _ 35 Abb. i. Text u, a, a Kunstdrucktaf_ - gr. 8? Ganzlcinen DM i4, Dr. EVA-MARIA 1IAMM Grammatik zu Sap'pllo and Alkaios (Abhandlungen der Dt. Akademie d. Wissenschaften ? zu Berlin, I{lasse fur Sprachen, Literatur and Kunst, Jg,1951, Heft 2)? 1957? a34 S. '- 4? - DM 44,50 "i Ulrich von Etzenbach - Wilhelm von Wenden ?"""~" Kritisch herausgegeben J von Prof. Dr. Hans -Friedrich Rosenfeld (Deutsche Teste des Mittelalters, Band IL) 1957. XXXII, 191 S. - 2Tafeln - gr.8? - DM 33,50 Prof. Dr. WALTER RUBEN Kalidasa The human meaning of his works '957. toy S. - gr. 8? - Engl. Brosch.-DM 5,5o Dr. RUDOLF LEHMANN Quellen zur Lage der- Privatbauern in der Niederlausitz im Zeitalter des Absolutismus i? . (Schriften des Instituts fir Geschichte bei der Dt. Akademie d. Wissenschaften.z. Berlin, Relhe II: Dt. Landesgeschichte, Band 2) 1957? XVII, 293 S. - a Tabellca - gr. 8? - Halblehien DM 29,50 Die Sansculotten von Paris Dokumente zur Geschichte d'er Volksbewegung 1793-1794 I-Ierausgegeben von Prof D. Walter 1larkov and Prof. Albert Soboul Mft einem Vorwort von Georges Lefebvre 2597? LXXIV, 532 S. '- 1 Landkarle?- gr.8? - Ganzleinen D5I 38,- Prof, Dr. BRUNO SCHIER Die Kunstblume von der Antike ' bis zur Gegenwart Geschichte and Eigenart eines volkstiimlichen Kunst- gewerbes flit einem Liederanhang von Josefa Elstner-Oerfel (VerOiffentlg. d. Inst. f. dt: Volkskunde d..Dt, Akad. d. 1Viss, z. Berlin, Band 1i) 1957, VIII, 208 S. - ,Abb. - r einfarb, Kunstdrucktaf. - 5 mebrfarb. Kunstdrucktaf, - gr. 8? - DM a8,5o ALLGE.I/EINE NATURIVISSENSCIJAFTEN -'- -- - , J. C. Poggendorffs biographisch-literar'isches Handworterbuch der exakten Naturwissenschaften Band VII a, Teil II, 3. Lieferung 1957. 128S. - gr,8? - DM r6,- PHYSIK .:Tagung der Akademie der. Wissenschaften `der UdSSR fiber die friedliche Ausnutzung der Atomenergie Band V: Sitzung der Abteilting Biologie . Ubersetzung aus dem Russischen x957? VI, a66 S. - 9' Abb., day. i5 auf at Kunstdrucktaf. - 85 Tab, gr. 8? - Ganzleinen DM.26,50 CHEMIR Prof. Dr. FRANZ RUNGE Einfuhrung in die Chemie und.Technologie der Kunststoffe . 3: unveranderter-Nachdruck" (Scientia Chimica, Band 5) 1952. VIII, r~6 S. - 38 Abb. - 3 Taf._ - 7 Tab. - gr. 8? - Ganz- leinen DM 12,- GEOPHYSIK , Jahrbuch 1954 des Adolf-Schmidt-Observatori- ums ffr Erdmagnetismus in Nfemegk Mit wissenschaftlichen 14itteilungen (Erdmagnetisches?Jahrbuch, Band 9) 1957. 129 S. - 33 Abb. - 47 Tab, - 4? - DM 30,- ME Phanologische Tabellen 1947-1950 aus den Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik Bearbeitet von Dr. Franz Seyfert ?? (Abhandlg. d. Met, u. l-Iydroi. Dienstes d. DDR, H, 37) x'957. 366 S. - r Ausschlagtaf. -4? - DM 6o,- Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25 : CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 HAMS DOLLAIANN 50 Jahre Grundwasserbeobachtungsdienst in Mitteldeutschland (Besondere nlitteilungen zunl Dt. Gewasserkundl. Jahrbuch, Nr. 17) 1957. 94 S. - 28 Abb., dav. 1o auf Ausscblagtaf. - 3 Anlagen - 5 Tat. 4? --DAM 28,50 D0TANIK Beitrage zur Vegetationskunde, Band 11 I-Icrausgegeben von Prof. Dr. Werner Rothmaler and Prof. Dr. Alexis Scamoni ?(Beihefte zu ?Fcdd(!s Repcrtorium specierunm nova- rum regni vegetabilis". H. 137) 1957. 275 S. - 59 Abb., dav. 37 auf 21 Kunstdrucktaf. - 2 Itarten - 48 Tab. - gr. 80 - DAi 48,- AIA TIIE31A TIK Der Begriff des Raumes in der Geometric Ber cht von dei? Rienialfli-Tagung des--Forschungs- instituts fur Mathematik Alit Beitragen von 28 Autoren llerausgegeben v. Prof. Dr. Josef Naas and Dr. Kurt Schroder (Schriftenreihe- d. Forschungsinstituts f. Mathematik b. d. Dt. Akad. d. Wiss. z. Berlin, Heft 1) 1957. 317 S. -22 Abb. - 9 Kunstdrucktat. - gr. 8? - DAM 38,- Freiberger Forschungsheft A 78: Gasanwendung GEORG HOFMANN Br ennerfeuerungen fur Industrieofen (Freiberger Forschungshefte, Reille A) 1957. 72 S. - 31 Abb. - 2 Tab. - gr. 8? - DAI s,so Freiberger Forschungsheft C 28: Geophysik WOLFGANG DUCIIIILIAI I INGRID SCIIRAGE Zur Theorie der galvanischen Polarisation elektrisch aktiver Impragnationserze Experimentelle Untersuchungeri zur induzierten galvanischen Polarisation an Sulfiderzen and graphitfuhrenden Gesteinen (Freiberger Forschungshefte, Reille C) 1956. 67 S. - 51 Abb. - 7 Tab. - gr. 80 - DAI 6,50 Freiberger Forschungsheft C 33 Mineralogie - Lagerstattenkutide HORST LANGE Paragenetische and genetische Untersuchungeri an der Schwefelkieslagerstatte ,Einheit" bei Elbingerude/ Tarz -- (Freiberger Forschungshefte, Reihe C) 1957. ~3 S. - 59 Abb. - 11 Tab. - gr. 8? - DAI 7,50 Freiberger Forscllungsheft D 1S Agricola -Studium mit Beitragen von Selbinann, Steinmuller, Parma, Wilsdorf, Wagenbrcth (Freiberger Forschungshefte, Reihe D) 1957. 138 S. - 27 Abb. - gr. 8? - Broscbur D\i 13; Ilalbleinen DAi 14,50 BERGBAU UND HOTTENIV SEA' Freiberger Forschungsheft A 64: Brikettierung - Tcchnische Brennstoffvcrwertung HANS PFLUG Die Untersuchung von Flozprofilen au"s dem Nordrevier der rheinischen Braunkohle auf ihre Brikettiereigenschaften (Freiberger Forschungshefte, Reihe A) 1957. 72 S. -35 Abb. - gr. 80 - DAI 6,5o Freiberger Forschungsheft A 66 : Bra unkohlentagebau HIELMUT HARTIG and HANSGONTHER WEIGELT Untersuchungen uber die A wendungsmoglich- keit der Elekroentwasserung im Bra unkohlentagebau (Freiberger Forschungshefte; Reihe A) 1957. 69 S. - 34 Abb. - 3 Tab. - gr. 80 - DAI 7,- Freiberger Forschungsheft A 72 Brikettierung Technische Br ennstoffve'rwertung suit Beitragen von Rammler/Heide/Wagner, Wilke, Jacob and Schmidt (Freiberger Forschungshefte, Reihe A) 1957. 124 S. - 78 Abb. - 32 Tab. - gr. 8? - DU 12,50 LAND? UND rorsrINIRTSCJIArT'"h' Dr. MANFRED H. OLBERTZ t)ber die am Standort des Kulturbodens erfaBbaren GroBen des Wasserhaushaltes (Wissenschaftliche Abhandlg. d. Dt. Akad. d. Land- wirtschaftswiss. z. Berlin, Nr. 23) 1957. VI, log S. - 62 Abb., dav. 5 out 3 Ausscblagtaf. - t Landkarte 3 Tab. - gr. 8? - DAi 16,- Das Pflanzenreich Regni vegetabilis conspectus Im Auftrage der Deutschen Akademie der Wissen- schaften zu Berlin, herausgegeben von A. Engler, L Diels, fortgesetzt von H. Stubbe and K. Noack Redakteur: Prof. Dr. R. Mansfeld 1o6. Heft, Prof. Dr. F. Emil Wimmer Campanulaceae-Lobelioideae Nachdruck der 1956er Auflage 1957. VIII, 26o S. - 55 Abb., dav. 4 auf 4 Taf. - 4 Verbreitungs- Bestellungen, Ruckfragen and Prospektwiinsche direkt an unsere Anschrift erbeten: A K A D E M I E - V E R L A G G M B H B E R L I N W 8 MohrenstraBe 39, Telefon 200386 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3 Declassified in Part - Sanitized Copy Approved for Release 2013/04/25: CIA-RDP81-01043R001500240002-3