HISTORY OF THE DEMOKRATISCHER FRAUENBUND DEUTSCHLANDS (DFD)

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Collection: 
Document Number (FOIA) /ESDN (CREST): 
02668040
Release Decision: 
RIPPUB
Original Classification: 
U
Document Page Count: 
480
Document Creation Date: 
July 13, 2023
Document Release Date: 
August 19, 2022
Sequence Number: 
Case Number: 
F-2022-01098
Publication Date: 
June 24, 1949
File: 
Body: 
pproved for Release: 2022/06/23_CO2668040 948 51-61A . COUNTRY Germany SUBJECT (PLACE ACQUIRED CLASSIFICATION SECRET CENTRAL INTELLIGENCE AGENCY INFORMATION REPORT History of the Demokratischer Frauenbund Deutschlands (DFD) DATE OF INFO ACQUIRED REPORT NO. DATE DISTR. 24 June 1949 NO. OF PAGES NO. OF ENCLS. (LISTED BELOW) SUPPLEMENT TO REPORT NO. (b)(1) (b)(3) I/4V (b)(3) THIS DOCUMENT CONTAINS INFORMATION AFFECTING THE NATIONAL DEFENSE OF THE UNITED STATES WITHIN THE MEANING OF THE ESPIONAGE ACT 50 U. S. C.. 31 AND 32 AS AMENDED. ITS TRANSMISSION OR THE REVELATION OF ITS CONTENTS IN ANY MANNER TO AN UNAUTHORIZED PERSON IS PRO- HIBITED BY LAW. REPRODUCTION OF THIS FORM IS PROHIBITED. HOW- EVER INFORMATION CONTAINED IN BODY OF THE FORM MAY BE UTILIZED AS DEEMED NECESSARY BY THE RECEIVING AGENCY SOURCE *DRcumentary THIS I UNEVALUATED INFORI,ATION FOR THE RESEARCH USE OF TRAINED INTELLIGENCE ANALYSTS (b)(1) (b)(3) The attached documents concerning the history of the Demokratischer Frauenbund Deutschlands (DFD) is being forwarded to you for retention in. the belief that it may be of interest. CLASSIFICATION EC (b)(1) (b)(3) STATE NAVY NSRB DISTRIBUTION ARMY AIR ORE X 614 HA 8s C 3)11144k b Jnr Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 CEZTE712 CONFIDENTIAL RESTRICTED UNCLASSIFIED CENTRAL INTELLIGENCE AGENCY INTELLIGENCE INFORMATION REPORT GRADING SHEET OFFICE OF ORIGIN , _ DATE OF REPORT Check in the appropriate boxes below an estimate of the quality of this report VALUE EVALUATION OF CONTENT A OF CONSIDERABLE VALUE I CONFIRMED BY OTHER SOURCES B OF VALUE 2 PROBABLY TRUE C OF SLIGHT VALUE ONLY 3 POSSIBLY TRUE D OF NO VALUE 4 DOUBTFUL E ALREADY SUFFICIENTLY KNOWN 5 PROBABLY FALSE F NO DATA PERMITTING ASSESSMENT 6 CANNOT BE JUDGED -6_ COMMENTS ,t. 7 / ... _V / -/Z4 44, VYl ie;ee- 4 li...- . .y ....,- ,,.-- ,,,,, ,, � , re . ot . z- ./ � --(e- .4.i A,,,,,/ litof _zit, , ,o, or- .^4 . 41/ . ,e , / -- ..., . DATE IUNA/FMC 4:01A00/.111WW1� BRANCH Kr7RTITh, CONFIDENTIAL RESTRICTED UNCLASSIFIED FORM NO. 70-10 NOV 1947 PREVIOUS EDITIONS ARE NOT TO BE USED. (b)(3) (b)(3) (b)(3) Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 002668040 11 Resolution 12 Bericht der Mandatsprilfungskommission 13 Bericht der Wahlkommission 14 Wahl der Ehrenprasidentin 15 Wahl des Vorstandes und der FRIEDEN Vorsitzenden FREUNDSCHAFT 16 Wahl des Bundesausschusses DER VOLKER 17 Ansprache der Vorsitzenden EINHEIT DEUTSCHLANDS Bib KONG-RESSBUROS S-Bahn : Unter den Linden � U-Bahn Stadtmitteund Potsdamer Plotz FOr Gaste aukiem Ausland, aus Berlin und ressevertreter: Hotel Adlon � W8 � ilhelmstratle 70a Fur Gate aus den we en Besatzungszonen: W8 � Unter den &den 67 � 1.Stock Far Delegierte und Gaaus der sowietischen Bes.-Zone: W8 � Unt n Linden 67 � 2. Stock TAGUNGSORT: DEUTSCHE STAATSOPER NW 7 � Friedrichstr. 101/102 � U- und S-Balm: FriedriChstrate lv 150 / 1.1z-Nr. 276 548 DEMOICRATISCHER FRAUENBUND DEUTSCHLANDS 1.BUNDESKONGRESS AM 29./30. MAI 1948 IN BERLIN IN DER DEUTSCHEN STAATSOPER (b)(3) Approved for Release: 2022/06/23 002668040 Approved for Release: 2022/06/23 002668040 SONNABEND � 29. MAI 1948 � 9.30-16.30 UHR cf;i6cIted,75(6-9,eht ausgefOhrt von der Deutschen Staatskapelle Dirigent: Johannes SchOter 5. Symphonie (Schicksalssymphonie) C-moll opus 67 von Ludwig van Beethoven 1 allegro condrio andante con moto allegro ( scherzo ) allegro ((inale) Eroffnung: Frau Dr. Annemarie Durand-Wever 2 Wahl der Kongrefileitung 3 BegrOBungen 4 Wahl der Kommissionen MandatsprOfungskommission � Redaktionskommission Satzungskommission � Wahlkommission 5 Bericht Ober die Arbeit des Bundes seit der GrOndung und die neuen Aufgaben Frau Maria Rentmeister � Bundessekretdrin 6 Diskussion 7 SchluBwort Frau Maria Rentmeister � Bundessekretarin 8 Kassen- und Revisionsbericht 9 Bericht der Redaktionskommission 10 Resolution Kleine Pause 11 Deutschlands Frauen ringen urn Frieden und Einheit Frau Kathe Kern � Vorsitzende des DFD 12 Diskussion Ends gegen 16.30 Uhr FESTVORSTELLUNG � 19 UHR � STAATSOPER Aft Ba !lett d er eutsch en Staatsoper � Choreog ra phle Tatiana Gsovski Dirtgent: Erich WIttmann � Klavierbegleitung : Herta Klust GOYESCAS von Granados ZAU B ER LADEN von Rossini-Respighi BALLETTAUS DER OPER "PIQUE DAMEc von Tschaikowsky SONNTAG � 30. MAI 1948 � 9.30 -19.30 UHR 1 Lieder der Volker Rita Stretch, Sopron � Petra Baser, Mezzosopran Begleitung: Herta Klust 2 Fortsetzung der Diskussion 3 Schlufiwort Frau Kdthe Kern � Vorsitzende des DFD 4 Bericht der Redaktionskommission 5 Resolution 6 Bericht der Satzungskommission 7 Abstimmung Ober Satzungsanderungen Pause von 13-1 4 30 Uhr 8 Die IDFF weist uns den Weg zu den friedliebenden Frauen der Welt Frau Helene Beer � Vorsitzende des DFD 9 Wir sind nicht mehr allein! Bericht Ober die Tagung des Exekutiv- Komitees der IDFF in Rom Frau Emmy Damerius � Vorsitzende des DFD 10 Bericht der Redaktionskommission Approved for Release: 2022/06/23 002668040 --11111111111111111V -. pproved for Release: 2022/06/23 CO2668040 BERLIN � 2.JAHRGANG � PREIS 20PF. ileinolffalischer Franenbund Belgischlan Redaktion and Verlag: Demokratischer Franenbond Deutschlands, Berlin W8, linter den Linden 67 - Tel.: 42 00 18, App. 3039 - dbonnementeprels: Vierteljihrl. 0,60 Rid anzigl. Postgebithr � Bankkonto: Proeinzialbank der Nark Brandenburg, Kanto Na. 85 73 � Pontscheekkonto Berlin Kr. 886 20, Demokratische, Frationband Deutocklands, Berlin W 8, linter den Linden 67 Nach soviel Leid! Von Wilhelmine Schirmer-Proscher Unsere heutige Frauengeneration hat mit offenen Augen ruhig und untatig zuge- sehen, wie ihre Kinder schon zweimal eine Beute der Kriegsfurie wurden und hat in widernatiirlichster Weise ihrer eigenen Mutterliebe einen selbstmOrderischen Dolch- stoB versetzt. In den beiden Weltkriegen habe ich immer wieder erlebt, mit welcher Begeisterung sich viele Frauen fur den Krieg einsetzten und sogar teilweise direkt hysterisch den Siegesnachrichten zujubelten. Ich habe diese Frauen aber auch erlebt, als der Gestellungsbefehl des Sohnes ins Haus flatterte. Sie standen dem Worte ,Krieg" mit all semen furchtbaren Pro- blemen plotzlich ganz anders gegentiber in dem Augenblick, in dem die echte Mutterliebe bei ihnen durchbrach. Dann belogen sie sich nicht mehr selbst, sondem jede erhoffte jetzt mit wehem Herzen, in ihrem Innersten, einen schnellen Frieden und eine gesunde Heimkehr des Sohnes. Auch die Worte: ,,In stolzer Trauer" unter den Todesanzeigen der Gefallenen waren nur em n Selbstbetrug. Jede Mutter ist in tiefster Seele verwundet und in klagender Trauer, wenn ihr das Kind genommen wird. Nachdem so viele der deutschen Mutter ihre Sohne durch den furchtbarsten eller Kriege verloren haben, nachdem unsere Beimat groBtenteils in Schutt und Asche liegt, nachdem unser Vaterland durch Hitlers Raubkrieg fast vernichtet wurde, haben die deutschen Mutter das Wort �Krieg" in seiner furchtbarsten Bedeutung erlebt. Nach all den schrecklichen Erfah- rungen haben sie das verlogene Pathos von sich geworfen und sind gegen sich selbst ehrlich und wahr geworden. Es 1st nur zu verstandlich, wenn in jed'er ein- zelnen deutschen Frau die Sehnsucht nach einem gerechten, dauerhaften Frieden sttindlich und tagioich immer mehr wachst. Bis 1918 hatte die deutsche Frau auf die Entscheidung von �Krieg" und �Frieden" in ihrem Vaterland keinen .EinfluB. 1919 wurden wir Frauen dem Mann politisch gleichgestellt. Wir haben aber von unserem neuen Recht leider nur wenig Gebrauch ge- rnacht, bis dann Hitler die Frau im politi- schen Leben wieder vollkommen kaltzu- stellen verstand. Auch in diesen letzten zweieinhalb Jahren sind wir deutschen Frauen alle so mit eigener Not, Sorgen und Lasten beladen, daB nur em n kleiner Teil von uns bis jetzt die Zeit und Energie aufgebracht hat, sich in die Politik aktiv einzuschalten oder wenigstens in ihr zu reifen. Der grOate Tell der deutschen Frauen steht heute oft abseits des poll- tischen Geschehens. Aber in einem Ziel sind sie sich alle einig, ob politisch reif oder unreif: Die deutschen Frauen ersehnen von ganzem Herzen und erhoffen einen baldigen, ge- rechten Frieden. Geeint und vereint lessen die deutschen Frauen liberal& ihren Ruf nach Frieden erschallen. Wie em n kostbares Heiligtum wollen und werden sie alle diesen Frieden hiiten und beschiitzen. Nach all dem vielen Leid, das die deutsche Frau in zwei Weltkriegen durchkosten mufite, ist sie em n Boldwerk geworden gegen jede noch so getamte Kriegsabsicht. Sie ist sich you und ganz bewuBt, daB ihre Sehnsucht nach ausreichender Ern� rung ihrer Familie, nach einem wohnlichen Heim, nach Gesundung eller Verhaltnisse, sich nur in einem geeinten Deutschland verwirklichen kann. Das deutsche Volk hat in seiner Gesamt- heit den Krieg verloren, nur in seiner Ge- samtheit wird es ihm moglich sein, die Schuld der Welt gegentiber abzutragen und rein eigenes Land durch vereinte Arbeit wieder aufzubauen. Nur em n einheitliches Deutschland auf einer Demokratie basie- rend, die den deutschen Begriffen entspricht, kann und wird em n dauerhafter Hort des Friedens rein. Ein in Stticke gerissenes Deutschland wiirde eine weitere Verelen- dung des deutschen Volkes nach sich ziehen. Die abgetrennten einzelnen Teile wilrden ewig unruhige Pole im Herzen Europas bleiben und somit nicht nur den Frieden Deutschlands, sondern damit den Frieden der ganzen Welt gefahrden. Darum fordern wir deutschen Frauen, urn unsere Kinder und Enkel einer fried- lichen Zukunft entgegenfiihren zu konnen, einen baldigen gerechten Frieden und emn ungeteiltes Deutschland. Wir Mutter von heute, wir wollen nicht, wie in den vergangenen Jahrzehnten, ent- gegen jeder Naturgebundenheit, unsere Sohne erneut auf Schlachtfeldern verbluten sehen. Wir wollen unser natiirliches Ge- ftihl, die Mutterliebe, frei entfalten konnen. Wir wollen nach all dem unend- lichen Leid �Frieden und nochmals Frie- den". Wir wollen unsere Kinder nicht zu Kriegshelden, sondem zu ttichtigen, wiir- digen und friedliebenden Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft erziehen. Dies wird uns nur gelingen in einem neuen, ge- einten, demokratischen Deutschland. EINE BEWEGUNG GEHT DURCH DIE OSTZONE So iiberschrieb die grofie Frauenzeitung �FOR DICH" einen Bericht fiber die Orts- gruppenversammlungen des DFD, die eben in fast alien Often der Ostzone abgehalten wurden. In der Tat waren die Monate Januar und Februar bedeutende Monate in der Geschichte unserer Organisation. 250 000 im DFD organisierte Frauen legten in einigen tausend Versammlungen Rechen- schaft ab fiber das, was im ersten Jahre unserer Arbeit geleistet wurde. Sie wahlten ihre Leitungen und sie diskutierten, was das deutsche Volk im kommenden Jahre von semen Frauen erwartet. Wir konnen stolz rein auf die Arbeit, die geleistet wurde. Die Berichte, die airs kleinen und groBen Stadten, aus Fabriken und vom Lande vor tins liegen, sind schone Dokumente von der Tapferkeit und der Initiative der deutschen Frauen. �Wir haben einen Kindergarten, eine Nahstube, eine Beratungsstelle geschaffen" �Wir haben einige tausend Umsiedler betreut", �Wir haben gesammelt und einige tausend Mittagessen an Alte und Kranke gegeben", �Wir haben gefahrdeten Kindern Mittag- essen verabreicht", �Wir haben uns an der Ernteeiribringung beteiligt", so halt es immer wieder. tYberall sind die Frauen des DFD auch in den Kontrollausschtissen, in den Wiit- schafts- und Erziehungsausschtissen und andern Organen des offentlichen Lebens vertreten. Ihre Mitarbeit ist von grtiBter Bedeutung ftir das Volks,ganze, vor allem ftir die Frauen geworden. Aber noch GrOBeres wurde geleistet. In jedem Dorf und leder Stadt wurde taglich Air den Frieden und fiir die Einheit Deutschlands gearbeitet. In Versamm- lungen wurden Probleme der deutschen und internationalen Frauenbewegung und die Fragen des Friedens und des demo- kratischen Wiederaufbaus diskutiert. 7500 Frauen besuchten die DFD-Schulen. Im Mittelpunkt aller Versammlungen stand die Frage der Einheit Deutschlands und die Frage unseres Verhaltnisses zur internationalen Frauenbewegung. Nachstehend veroffentlichen wir einige Berichte, die uns aus den Versammlungen erreichten. In alien Versammlungen wurde zu den Frankfurter Beschltissen Stellung genom- men und emeut das Gelobnis abgelegt, filr die Einheit Deutschlands zu kampfen und die VolkskongreBbewegung aktiv zu unter- sit:then. In den 3000 Ortsversammlungen sowie auf 160 Kreiskonferenzen wurde die Frage diskutiert, ob der DFD an die Internatio- nale Frauenfoderation die Bitte urn Auf- nahrne richten sone. Der Wunsch, inner- Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for for Release: 2022/06/23 CO2668040 halb dieser groBen tiberparteilichen und ilberkonfessionellen Organisation ftir den Frieden zu kampf en, war itherwaltigend. Ober 95% der Mitgliederschaft sprachen sich fiir den AnschluB aus. In Leipzig, Dresden, Halle, Potsdam und andern Stadten fand Frau Parfjonowa, die Vertreterin der IDFF begeisterte Auf- nahme. In dem Bericht, der uns aus der Haupt- stadt des Landes Sachsen erreichte, heiBt es: Die Frauen Dresdens, die am 29. Januar eine Versa mmlung in der Stadthalle ab- hielten, begrtiBten Frau Parfjonowa als Vertreterin der Internationalen Demokra- tischen FrauenfOcleration und dankten ihr auf das herzlichste fur das Interesse, daB sie unserer Arbeit entgegenbringt. �Wir hatten die Freude", heiBt es in ihrer Reso- lution, �sie schon einmal vor einem Jahr bei der ersten Zusamtnenkunft des Vor- bereitenden Landeskomitees zur Schaffung des Demokratischen Frauenbundes Deutsch- lands bei uns zu sehen. Dieser Besuch gait uns als eine erste Briicke der Verstandi- gung zu den Frauen der anderen Lander und hat wesentlich dazu beigetragen, daB wir in eine engere Filhlungnahme zu den Frauen der Welt kamen. Wir mOchten an dieser Stelle den Frauen der IDFF danken und ihnen zugleich ver- sichern, daB wir nicht ermilden werden, uns filr die Einheit Deutschlands und fur LEITWORT DES MONATS Es gibt eine weitverzweigte Gemeinde von solchen, die sich nie gekannt, nie gesehen und die doch fest verbunden sind durch das gleiche Streben nach dem Guten, nach dem Ideal, nach der auBeren und inneren Vollendung des Lebens. Madvida von Meysenbug die Erhaltung des Friedens einzusetzen, bis daB sie Tatsache werden. Mit groBer Bewegung nehmen wir die Nachricht auf. daB der DFD jetzt seine Hoffnungen erftillt sehen soll, der groBten clemokratischen Frauenorganisation derWelt anzugehoren. Diese gemeinsame Arbeit mull dam ftihren, daB es keine Frau, keine Mutter in Deutschland gibt, die einem ncuen Weltkrieg das Wort redet, sondern die Weltfront der Frauen f�r Frieden, Demokratie und Menschlichkeit auf dem Erdball unterstiltzt." Mit der Arbeit der IDFF beschaftigten sich such zahlreiehe Betriebsversamm- lungen. Unter anderem nahm eine Ver- sammlung in der Farbenfabrik Wolfen, an der sich Tausende von Arbeitern und Ar- beiterinnen beteiligten, folgende Reso- lution an: �Die Versammlung hat mit grof3em Interesse davon Kenntnis genommen", heat es in der Resolution, ,,in welch hohem MaBe die in der IDFF zusamrnen- geschlossenen Frauen der Welt die Wtinsche der deutschen Frauen auf Einheit Deutschlands und einen gerechten Frieden unterstiltzen. Die Arbeiterinnen, die an der Arbeit des DFD sich aktiv beteiligen, wiirden es begrilBen, wenn der DFD den Anschlul3 an die grate internationale Frauenorganisation der Welt, an die Inter- nationale Demokratische Frauenf8deration, vollziehen wtirde." 2 Naeh der Frankfurter Tagung Unsere Vorstandssitzung im Januar Die Vorstandssitzung am 9. Januar in Berlin stand tief unter dem Eindruck der Be- schltisse von Frankfurt, die eben veroffentlicht worden waren und in denen wir mit tief em Schmerz einen neuen groBen Schritt zur Aufspaltung Deutschlands sehen mtissen. �Die Beschltisse von Frankfurt", so sagte die Vorsitzende des DFD, Frau Dr. Durand- Weyer, �bedrticken uns tief, aber sie dtirfen unseren Kampf urn die Einheit Deutschlands nicht beeinflussen. Im Gegepteil, sie lassen uns unsere Verpflichtung tiefer mid starker empfinden als bisher. An jedem Tag und in jeder Stunde, in jeder Stadt und auf jedem Dorf wollen wir Frauen des DFD in Zukunft ftir die Einheit Deutschlands arbeiten. Noch starker als bisher wollen wir uns flir die groBe VolkskongreBbewegung einsetzen." Zur politischen Arbeit des DFD sprach Frau Maria Rentmeister: �Der Kampf urn die Einheit Deutschlands", so sagte sie, �wird von uns weitergefiihrt werden. Er findet erst dann sein Ende, wenn Deutsch- land eine ungeteilte Republik ist." Dann gab sie einen Vaerblick tiber die im Jahre 1947 geleistete Arbeit. �Mit der Grtindung des Bundes hat sich unter den deutschen Frauen die politische Arbeit auBerordentlich stark entwickelt, das geht aus den Themen der Versamm- lungen und der Schulen hervor, wie auch aus den Resolutionen und Berichten, die uns erreichten. Wenn wir die Berichte der Frauenausschtisse betrachten, so war es schwierig, die politische Arbeit zu er- kennen. Dasselbe ist der Fall bel den west- deutschen Frauenverbanden. Be! uns tritt aus den Themen slier Versammlungen im- mer wieder die intensive Beschaftigung und das Interesse an politischen Fragen zutage. Ich 'mochte nur einige Themen zu Versammlungen nennen: Einheit Deutsch- lands � Aufgaben und Ziele des DFD � Vorkampferinnen fiir das Frauenrecht � Gleichberechtigung der Frau � Ernah- rungslage unserer Stadt � Frauenbewe- gung in Westdeutschland � Schulreform. Hier ist eine groBe Arbeit von vielen Frauen geleistet warden." Frau Rentmeister bezeichnete die fol- genden drei Ereignisse als wesentlich in der Arbeit und Entwicklung unseres Bundes: -Die Delegation nach Stockholm � die Verschmelzung der Frauenausschtisse mit dem DFD � die Tagung deutscher Frauen eller Zonen mit ihrer Stellung- nahme zur Einheit Deutschlands. Die Stockholmer Vorgange wurden nicht nur in der Presse, und in vielen offent- lichen Versammlungen, sondern in alien Schulen und Lehrgangen des DFD behan- delt: Auf 42 Lehrgangen in Brandenburg, in Thtiringen auf 23 Schulen und einer Landesschule, in Mecklenburg auf 25Lehr- gangen, in Sachsen auf 30 Schulen, auBer- dem auf der Bundeskonferenz und auf ellen Landeskonferenzen. Die Tagung deutscher Frauen aller Zo- nen am 3. und 4. Dezember war von groBer Wirkung, besonders such in Westdeutsch- land. Frau Hildegard Schikowsky sprach tiber die Organisation: Wir miissen uns einmal kritisch mit der inneren Organisation unseres DFD be- fassen. Grate Arbeit haben wir im letzten Jahr geleistet, noch groBere kann geleistet werden, wenn unsere Organisation besser wird. Die Not in unserem Vaterlande ist so groB, daB gar nicht genug Frauen gerade f�r soziale Aufgaben eingeschaltet werden kOnnen, wie fi:tr die Schaffung von Kinder- heimen, Kinderkrippen, Nahstuben, Werk- ktichen und ahnlichen Einrichtungen. Wir erkennen durchaus an, da13 die tech- nischen Schwierigkeiten, mit denen gerade die Kreisleitungen zu kampfen haben, sehr groB sind, aber je groBer die Schwierig- keiten, desto mehr mtissen die Frauen mobilisiert werden. Die Frau mull mit ihrer Arbeit wachsen und das Gefithl haben, daB sie mitverant- wortlich ist an der Zukunft unseres Volkes. Wir miissen burner welter arbeiten und alles tun, um die Frauen aufzuklaren, da- mit unser Bund groBer wird. Besonders die berufstatige Frau und die Arbeiterin konnen wir aber nicht mit Worten gewin- nen, sondern wir mussen ihr helfen durch Verbesserung und Erleichterung ihrer Ar- beit. Die folgende Resolution zu den Frank- furter Beschltissen wurde einstimmig an- genommen. Resolution Die Frankfurter Tagung der Bizone ist am 8. Januar 1948 zu Ende gegangen. Mit groBer Sorge sieht der Vorstand des Demo- kratischen Frauenbundes Deutschlands eine Entwicklung ihren Fortgang nehmen, die eingeleitet wurde durch den Abbruch der Londoner Konferenz und die Ableh- nung, Vertreter des deutschen Volkes zu horen. Wir sehen in den Beschltissen der Bizone auf der Frankfurter Konferenz einen weiteren Schrift. zur ZerreiBung un- seres Vaterlandes und bedauern auf das tiefste, daB deutsche Politiker zugestimmt haben. Der bizonale Wirtschaftsrat mit semen erweiterten Machtbefugnissen ist keine von einer breiten demokratischen liVillensbildung des Volkes getragene In- stitution und bedeutet eine Gefahr ftir die demokratische Entwicklung Deutschlands. Der DFD, der sich in seinem Programm die demokratische Entwicklung, die Einheit Deutschlands und die Sicherung des Frie- dens zur Aufgabe gestellt hat, ruft alle deutschen Frauen und Mutter auf, sich mit ganzer Kraft in den Dienst der durch den VolkskongreB ausgelosten Volksbewe- gung fiir Einheit und gerechten Frieden zu stellen. Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 BETRACHTUNGEN ZUM 8. MARZ Von Maria Weiterer Wieder einmal naht der 8. Marz � der �Internationale Frauentag". Wir Frauen des Demokratischen Frauenbundes Deutsch-- lands denken in diesen Marztagen daran, daB Wir vor einem Jahr nach Berlin kamen mit dem hell-Jen Wunsch, auf dem Friedens- kongreB Deutscher Frauen nicht nur unse- rem Friedenswillen Ausdruck zu geben, sondem auf ihm die Griindung einer gro- Ben einheitlichen Frauenorganisation f�r ganz Deutschland zu verwirklichen. Wir dachten an eine Frauenorganisation, die ankntipfend an alle guten Traditionen der alten btirgerlichen und sozialistischen Frauenorganisationen das begonnene Werk der Frauenbewegung Deutschlands welter treiben wtirde, urn den Frauen bei der Neugestaltung unseres Volkslebens die Stellung zu sichern, die sie notwendig ein- nehmen mtissen, wenn sie ihre Pflicht gegentiber dem Volksganzen erffillen wollen. Der auf der Internationalen Frauenkon- ferenz im Jahre 1910 in Kopenhagen als Kampftag der werktatigen Frauen be- schlossene Internationale Frauentag ist in- zwischen zurn Tag der fortschrittlichen Frau iiberhaupt geworden. Die Landesregierung Sachsen trug diesen veranderten Bedingungen Rechnung, als sie im Jahre 1947 folgende Verordnung erliet3: 1. Der Internationale Frauentag (8. Marz) wird zum Tag der Frauen erklart. 2. Fi�r alle berufstatigen Frauen wird die Arbeitszeit an diesem Tag urn zwei Stunden, unter Weiterzahlung der Be- ztige gekiirzt. 3. Den berufstatigen Frauen ist bei der Teilnahme an den Veranstaltungen des Internationalen Frauentages der erfor- derliche Urlaub unter Weiterzahlung der Bezilge zu gewahren. Am Internationalen Frauentag des Jah- res 1948 werden die Frauen und Mutter der ganzen Welt erneut ihren unabanderlichen Willen bekunden, sich mit ihrer ganzen Kraft ftir die Schaffung gesunder sozialer Verhaltnisse auf der ganzen Welt und fur die Erhaltung des Friedens einzusetzen. Das feste Eintreten der Frauen eller Lander filr den Frieden hat bereits seine Auswirkungen. Man erortert z. B. in Amerika, daB Herr Truman sich die Sympathie der Frauen durch seine Politik verscherzt habe. Die USA-Zeitschrift �Newsweek" sagt in einem Bericht tiber die Atissichten deg Prasident- schaftskandidaten Wallace: �Die Parteileiturtg der Demokraten ist ernstlich besorgt tiber das AusmaB der Starke, die das Wallace-Lager durch die Frauenstimmen gewinnen konnte. Nach den letzten Wahlschatzungen gibt es jetzt mehr als 94 Millionen mogliche Wahler In der Nation, davon 48 Millionen Frauen. Einige Politiker beftirchten, daB die Be- hauptungen Wallaces, die AuBenpolitik der Regierung ftihre die Vereinigten Staaten in den Krieg, auf viele Mutter, Frauen und Schwestern von Kriegsteil- nehmen.) eine magnetiSche Anziehung austiben konne ..." Es ist symbolisch, daB der Friedenskon- greB Deutscher Frauen gleichzeitig der Griindungskongref3 des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands wurde. Die Griinderinnen des DFD haben sich von An- fang an die Aufgabe gestellt, der Bedeu- tung der Frauen in Deutschland ent- sprechend an den politischen Fragen und Entscheidurfgen teilzunehmen. Wenn man das vielfaltige Echo in verschiedenen Zei- tungen als MaBstab ftir die Arbeit des Demokratischen Frauenbundes auf diesem Gebiet ansehen kann, so mull man sagen, daB er gut arbeitet. Die Tatsache, da13 Frauen eller Parteien aktiv an der Bewal- tigung seiner Aufgaben mitarbeiten, daB es ihm gelang, 60-70 Vo parteilose Frauen in semen Reihen zu organisieren und ftir seine Ziele zu gewinnen, hat .die Feinde der Gleichberechtigung der Frauen auf den Plan gerufen, und es wurde weder an De- magogic noch an unfairen Mitteln gespart. Trotz aller Angriffe und Schwierigkeiten kann der Demokratische Frauenbund Deutschlands an diesem Internationalen Frauentag, an dem er semen einjahrigen Geburtstag feiert, von sich sagen, daB er unentwegt ftir die Interessen der Frauen gearbeitet hat und daB die Frauen, die sich ehrlich in den Dienst dieser Aufgaben ge- stellt haben, mit dem gleichen Ernst weiter arbeit en werden. Nicht nur in unserer Zone, auch in den Westzonen Deutschlands schauen Frauen auf 'die Arbeit des DFD und erbitten sein Material, well sie die Notwendigkeit der Schaffung einer politischen Frauenorgani- sation erkannt haben. Die Arbeit und die Aktivitat des Demo- kratischen Frauenbundes Deutschlands lieB in vielen Orten Westdeutschlands den Wunsch erstehen, Gruppen des Bundes zu bilden. Aber alle diese Versuche wurden unterdrtickt. In Dachau, wo eine Gruppe des Bundes bereits lizenziert war, wurde sie wieder verboten. In K�ln verbot man den Frauen eines Vorbereitenden Komitees zur Griindung des DFD jede Aktivitat. Als grinte Aufgabe steht heute vor uns deutschen Frauen der Kampf urn die Ein- heit Deutschlands. -Das ist dasselbe Ziel, ftir das vor 100 Jahren in diesen Marztagen gekampft wurde, fur das alle jene Frauen eintraten, an die wir auch heute noch mit grater Hochachtung denken, wie Luise Otto-Peters, Malvida von Meysenbug, Minna Herwegh, Jenny Marx und andere. Ihr Kampf gait der Schaffung einer ein- heitlichen, demokratischen, deutschen Re- publik. Wir kampfen heute mit alien Gleichgesinnten, wenn auch unter ganz anderen I3edingungen, wieder filr das noch immer nicht erreichte Ziel: die Einheit und die Gestaltung eines demo- kratischen Deutschlands. .UNSERE SCHWESTERN IN DER WESTZONE. Millionen Arbeiter und Angestellte haben in der TVestzone gestreikt awe Verzweiflung und Hunger. Offiziell wurde die Ration auf 1200 Kalorien gekiirzt. Inoffiziell betrug sie oft noch. weniger. In Sorge und Bangen gehen darum in diesen Tagen unsere Ge- danken zu den Frauen der Westzone. Nach- stehend veraffentlichen wir amen Brief aus dem Ruhrgebiet, der uns kiirztich erreichte: Vor einem Jahr fuhren die Menschen aus dem Ruhrgebiet mit Rucksacken turd Koffern nach Hannover und nach Frank- furt, urn ihre Nahrmittel zu holen. Oder sie fuhren von einem Ort des Ruhrgebiets in den anderen, um das ihnen zustehende Brot zu erstehen. Von Dusseldorf nach K�ln, von Bochum nach Oberhausen, von Oberhausen nach Moers. Heute haben die Menschen im Ruhrgebiet seit Wochen kein Fett erhalten, Fleisch wen:g oder ebenfalls nicht. Fragt man die Leute in den Eisenbahnen, bekommt man fast regel- maBig die Antwort: �Wir fahren urn Fett zu holen". Kartoffeln gab es nur 50 Pfund im ganzen Winter. Auch die Kartoffeln machen jetzt weite Reisen. Manche Frau geht in den umliegenden Derfern von Haus zu Haus und bekommt hier und dort eine Kartoffel, und wenn sie am Abend die Kartoffeln in den Topf legt, ist er manchrnal noch nicht voll. Und am ande- ren Tage geht die Sorge von neuem los. Schiebertum und Schwarzhandel treiben toile Bltiten. Die Notlage der Frauen, die � weite Reisen machen miissen, um ihrer Familie em biBchen Fett ins Essen tun zu konnen, wird auf das schamloseste von gewissenlosen Schiebern ausgenutzt. Die Arbeiter, Angestellten und Beamten in der Westzone streiken, weil sie die schon geringen Zusatzkarten noch gektirzt erhalten sollen. � Der Hunger der Be- volkerung hat em n solches AusmaB ange- nommen, dai3 die Menschen nicht in der Lage sind, ihre Arbeiten zu verrichten, daB die Menschen zusammenbrechen und vor Entkraftung ohnmachtig werden. Die Hoffnung der Frauen, daB sich die Lage bessern wiirde, hat sich nicht erfilllt. Die Arbeiter und Angestellten, die unter ihrer gewerkschaftlichen Leitung die Ar- beit niederlegten, urn auf diese Weise ge- gen den Hunger zu demonstrieren, er- kannten, daB die Ernahrungskatastrophe das Ergebnis der verhangnisvollen Reichs- nahrstandspolitik ist, die heute, fast drei Jahre nach dem Zusammenbruch noch fortgesetzt wird. Sie zeigen aber auch, daB die Bevolkerung nicht gewillt ist, das Ver- sagen der verantwortlichen Stellen bei der Ernteerfassung und der Verteilung der Le- bensmittel widerspruchslos hinzunchmen. Die Frauen in den Westzonen, besonders im Ruhrgebiet, milssen erkennen, dai3 eine verntinftige Planung der gesamten Land- wirtschaft, eine richtige Erfassung und ge- rechte Verteilung der gesamten Nahrungs- mittelproduktion erst clurchgeftihrt werden k8nnen, wenn die altenKrUte aus dem Er- nahrungssektor verschwinden. Die Grund- lagen der Ernahrung konnen aber nur in einem einheitlichen Deutschland gelegt werden. 3 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 FRAUEN DIE UNS DEN WEG WIESEN Luise Otto-Peters Dieser Artikel ist der erste in einer Reihe, die sich mit dem Wirken der groBen Fiihrerinnen der deutschen Frauenbewegung beschaftigt �Und kommt der Frithling nicht heute, so kommt er doch bald." Diese Worte waren Leitstern im Leben und Wirken Luise Otto-Peters', jener groBen Frau, die der deutschen Frauenbewegung vor hundert Jahren ihr politisches Gesicht pragte. Luise Otto-Peters wurde in wohlgebor- gener Btirgerlichkeit erzogen. Die Mutter vermittelte ihr Verstandnis und Sinn ftir Poesie und Musik. Der Vater, em n fort- schrittlich denkender Justizbeamter, er- weckte in dem aufgeschlossenen Madchen das Interesse fiir politisches Geschehen in der vormarzlichen Zeit. Nach dem Tode ihrer Eltern unternahm Luise 1842 die erste selbstandige Reise durch einen Teil Deutsch- lands. Ftir die damalige Zeit war dies emn gewagtes Unternehmen; Luise aber er- sch5oB diese Reise in Eindringlichkeit das Verhangnisvolle der deutschen Klein- staaterei. Die politischen und sozialen Er- lebnisse dieser Reise zeichneten sich tief in ihr Erleben em, und vermittelten ihr nach- drticklichst Kenntnis ilber Armut, Not, Hunger und Elend, das sich in den deut- schen Landen ausbreitete. Luise Otto-Peters war schriftstellerisch begabt und ihre literarischen Werke er- regten groBes Aufsehen. Schrieb doch hier eine Frau, die nicht nur fiir die Befreiung der unterdrtickten und ausgebeuteten Massen eintrat, sondern die dartiber hin- aus auch den Ruf nach Freiheit und Gleich- berechtigung fiir ihr eigenes Gesch!echt erhob. Luise Otto hatte sich mit ihrem ganzen Sein der Forderung der weiblichen Inter- essen verschrieben, und ihre besondere Sorge und Aufmerksamkeit gait den Frauen und Kindern, die mit der Entwick- lung der modernen Industrie als billigste Arbeitskraft in die Fabriken geholt wur- den. GroBes Aufsehen rid aber auch die an das liberale Ministerium Oberlander gerichtete �Adresse eines jungen Mad- chens" hervor, das eine Arbeitskommission 4 zur Bekampfung wirtschaftlicher Notstande forderte; und zwar nicht nur staatliche Fiirsorge ftir die Arbeiter, sondern auch far die Arbeiterinnen. �G lauben Sie nicht, meine Herren, daB Sie die Arbeit gentigend organisieren konnen, wenn Sie nur die Ar- beit der Manner und nicht auch die der Frauen mitorganisieren � und wenn alle an sie zu den- ken vergessen, ich werde es nicht vergessen!" Diese Petition, geschrieben und verfaBt von einer Frau, war em n aufsehenerregen- des Ereignis. In alien Zeitungen wurde sie abgedruckt, die Arbeiterkommissionen und der Landtag besciraftigten sich mit ihr. Dieser Erfolg lehrte sie, die Frauenfrage praktisch anzufassen. Sie griindete Frauen- vereine zur Untersttitzung Notleidender, fuhr selbst in die Elendsgebiete und net die noch Abseitsstehenden zur Mitarbeit auL Ihre Stimme wurde zu einer lauten AnMage gegen menschenunwtirdige Zu- stande, gegen die bestehende Gesellschafts- ordnung. Bei ihrem ausgepragten Gefilhl fiir Recht und Freiheit ist es klar, daB die Ereignisse des Jahres 1848 Luise Otto nicht unberiihrt lieBen. Wir finden sie bet den Kampfen gegen die Feudalherrschaft und Reaktion in der vordersten Reihe. Sie wurde zu einer aufrechten Streiterin ftir Recht und Frei- heit, ffir Demokratie und em n geeintes Deutschland! In den harten Zeiten des Kampfes urn Freiheit und Menschenrechte wurde Luises Leben reich beschenkt durch die Liebe zu Karl August Peters, einem revolutionaren Schriftsteller. Er hatte an den Dresdener Kampfen teilgenommen, war nach Baden geflohen und wurde dort mit sieben Jahren �gemeinem Zuchthaus" bestraft. Trotz theses harten Eingriffs in ihr persiinliches Leben ging Luise mit erstaunlicher Tatkraft an die Griindung einer Zeitschrift, der sie das Motto �Dem Reich der Freiheit werb' ich Biirgerinnen" voranstellte. Ihr geschriebe- nes Wort wurde zu einem Fanal aufrechter Gesinnung ftirr die Gewinnung der Frauen zum Kampf urn ihre Rechtei Ihr Werben gait der Reform der Ftxistenz der Arbeite- rinnen, ihrer Einbeziehung in die groBe Volksgemeinschaft, dem Kampf urn die Gleichberechtigung in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht. Doch die Reaktion hatte ihr Haupt erhoben und sah such in dem Wirken Luise Ottos eine Gefahr ftir ihre kapitalistischen Interessen. Ihre Zeit- schrift wurde verboten. Nach ihrer Verheiratung � August Pe- ters wurde 1858 aus dem Zuchthaus ent- lassen � gaben die Eheleute die �Mittel- deutsche Volkszeitung" heraus. Luises Ar- beit gait nach wie vor der Gleichberechti- gung der Frau. Ein weiterer Hohepunkt ihrer Arbeit wurde 1865 die Grfindung des �Allgemeinen Deutschen Frauenvereins", dem die erste deutsche Frauenkonferenz vorausgegangen war. Zusammen mit Auguste Schmidt grandete sie die Zeit- schrift: �Neue Bahnen". Die nationale Erhebung Deutschlands im Jahre 1848 brach an der Kraft der geeinten Reaktion zusammen. Seien wir Frauen von heute eingedenk dieses Geschehens, lernen wir aus den Er- fahrungen der Geschichte. Geben wir als fortschrittlich denkende und handelnde Frauen unsere Arbeit, unsere ganze Kraft fur die Schaffung eines einheitlichen demokratischen Deutschlands, das uns such Gewahr fiir em n besseres Leben fiir uns und unsere Kinder gibt. Mit dieser Verpflichtung statten wir den Dank ab fur die Arbeit und das Wirken Luise Otto-Peters'. Charlotte Hohmann ELSE LUDERS ZUM GEDACHTNIS Unser Demokratischer Frauenbund Deutsch- lands hat durch den Tod unserer Alters- prasidentin und stellvertretenden Vor- sitzenden einen schweren, einen unersetz- lichen Verlust zu beklagen. Denn in Else Liiders haben wir nicht nun das allezeit rege und artspornende Mitglied geschatzt. Wir verehrten in ihr den giitigen und wahr- haftigen Menschen und die. tapfere und tilchtige Kameradin, die sich niemals einer Arbeit ent,zog, sondern jede der ihr ge- stellten Aufgaben tatkraftig anpackte und erfolgreich durchfiihrte. Diese Eigenschaften haben sie aus- gezeichnet, sett sie als noch ganz junges Madchen sich der Frauenbewegung an- schlo13 und auf vielen vom Bund deutscher Frauenvereine in Angriff genommenen Ge- bieten mittatig gewesen ist. Sie hat in Minna Cauer, einer der fiihrenden Pers'in- lichkeiten im Bund, eine richtungweisende Lehrmeisterin gefunden. Else Ltiders ist ihr weit mehr geworden, als eine gelehrige Schtilerin Sie wurde ihr zur eifrigen und sachkundigen Mitarbeiterin und schlialich zur Freundin. Als ihre Sekretarin hat Else alders alle damaligen Arbeitsgebiete der verschiedenen im Bund vereinigten Frauenvereine kennengelernt, von den sozialen, sittlichen, kulturellen Bestrebungen bis zur Forde- rung der politischen Mitbestimmung und Mitverantwortung. Aus dieser dadurch ge- wonnenen Blickweite erklart sich das Aus- mal3 ihrer Kenntnisse und Erfahrungen, die sie vom Augenblick ihrer Berufung in das vorbereitende Komitee zur Schaffung des Demokratischen Frauenbunde,s, dieser neuen tiberparteilichen, tiberkonfessionellen, tiber- beruflichen Frauenbewegung dienstbar ge- macht hat. Gedenkent win ihrer Eraffnungsrede be! der Grundungsfeier unseres Bundes im Marz vorigen Jahres. Zn den mitreiBenden Worten der damals Vierundsiebzigjahrigen gliihte das Feuer der Begeisterung. Was wunder, daB ihr die Herzen eller derer zu- flogen, die sie zum erstenmal sprechen horten. Wir aber, die wir sie seit langem kennen und lieben, sahen in der nun alten Else Ltiders wiederum die jugendliche Mit- kampferin urn Frauenrechte, urn Menschen- rechte. Und wir sptirten, daB sich an ihr das Goethewort bewahrheitet hat: �Und keine Zeit und keine Macht zerstiickelt ge- pragte Form, die lebend sich entwickelt!" Frieda Rade, Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 86 Iffi esT kamptek Pitt bei4lttiebet4 Es war in Paris 1945 Es war im Herbst des Jahres 1945, als in Paris der erste groBe Internationale Frauen- kongre13 nach dem Kriege stattfand. Vertreterinnen aus 40 Landern sprachen filr insgesamt 80 Millionen Frauen. Sie kamen 'aus Frankreich, England, den USA, Ruflland, China, Jugoslawien, der Schweiz und aus vielen anderen Staaten. Die Frauen gehorten den verschiedensten politischen Richtungen und Glaubensbekenntnissn an, sie stammten aus den verschiedensten Schichten der Bevolkerung und Berufen. Da waren Miss Pinshot, amerikanische Universitatsprofessorin, Mitra Mitrowitsch, wahrend des Krieges Partisanin und heute Bildungsminister in Jugoslawien, Camilla Ravera, dle 20 Jahre in den Gefangnissen Italiens zugebracht hat, Miss Elizabeth Allen, eine ftihrende eng- lische Liberate, die franzosische Katholikin Francoise Leclerc, die Katholikin Maria Trojanowa aus der Tschechoslowakei, die Kommunistin Nina Popowa aus der So- wjetunion und Eugenie Cotton, parteilos, Profeasorin an der Sorbonne, die heute die Vorsitzende der IDFF ist. Nie wieder Krieg Alle diese Frauen hatten sich im zweiten Weltkrieg im Kampf gegen den Faschismus zusammengefunden. Der faschistische Ter- ror und der Schrecken des totalen Krieges hatten sie zusammengefiihrt zur Rettung, ihrer Nationen, zur Verteidigung der Frei- heit und der Demokratie. Sie waren nach Paris gekommen, um ihre Krafte zu ver- einen zur Sicherung des Friedens und zum Aufbau einer neuen demokratischen Ord- nung hi alien Landern der Welt. So wurde die Internationale Demokratische Frauen- foderation gegriindet. Die in der IDFF zu- sammengeschlossenen Frauen wirken fiir die endgtiltige Ausrottung des Faschismus, die Sicherung des Friedens und eine demo- kratische Ordnung in der ganzen Welt, filr die Gleichberechtigung der Frau und emn gliickliches Leben unserer Kinder. 48 Lander Beate umfaf3t die IDFF 88 Millionen Frauen aus 48 Landern, unter den nationa- len Organisationen sind folgende: Der Verband der franzOsischen. Frauen, der mit den Friedenskomitees 2 Millionen Mitglieder zahlt, der Congress of Ameri- can Women mit 400 000 Mitgliedern, die polnische Frauenliga mit 500 000 Mitglie- dern, die rurnanische Frauenfoderation, die Antifaschistische Front jugoslawiseher Frauen mit 3 Millionen Mitgliedern, die ungarische Frauenfoderation, die Nationale Front tschechoslowakischer Frauen. Alle diese Organisationen umfassen Frauen der verschiedensten demokratischen Parteien und parteilose Frauen. Die russischen Frauen vertritt das Antifaschistische Komi- tee der Sowjetfrauen. In England sind sechs wichtige Frauenorganisationen angeschlos- sen, unter ihnen die Wissenschaftlerinnen und zwei andere Gewerkschaften. Vertre- ten in der IDFF sind auch Frauen jener Lander des Fernen Ostens, in denen in den beiden letzten Jahrzehnten eine so rapide wirtschaftliche, soziale und vor allern poll- tische und kulturelle Entwicklung statt- gefunden hat, daB ihre demokratischen Be- wegungen heute zu entscheidenden Fakto- ren im Kampf fi_ir Frieden und Demokratie geworden sind. Zu ihnen gehort die grefile Frauenorganisation der jungen Republik Vietnam und die Association der Frauen in den befreiten Gebieten Chinas mit 20 Mil- lionen Mitgliedern. Alle diese Organisa- tionen stehen aktiv in der demokratischen Aufbauarbeit ihrer Lander und arbeiten ftir die Gleichberechtigung der Frauen. In einer Reihe von Landern wie Jugoslawien, Polen und anderen, in denen sie staatliche Unterstutzung haben, helfen sie, moderne soziale Institutionen, wie Beratungsstellen, Kindergarten und -heime zu schaff en, die Frauen fiir qualifizierte Berufe zu schulen und ihnen den Weg zur Kultur und Bildung zu erschlieBen. In der IDFF sind auch Frauen,aus solchen Landern vertreten, in denen noch um Gleichberechtigung und Demokratie ge- kampft wird. So vor allem die Spanierin- nen, die Griechinnen, die Portugiesinnen und die Agypterinnen. Wir wollen iiber die Arbeit der einzelnen nationalen Organisa- tionen noch in besonderen Artikeln be- richten. Die IDFF hilft In den zwei Jahren ihres Bestehens hat die IDFF eine gewaltige Arbeit geleistet. Im Vordergrund dieser Arbeit stand der Kampf urn den Frieden. Noch sind die Trimmer des zweiten Weltkrieges nicht hinweggeraumt und schon sprechen Staats- manner von der Moglichkeit eines neuen Krieges. Die Nachrichten von der Arbeit an der Atombombe und anderen schreck- lichen Waffen beunruhigen uns tief. Die IDFF setzt sich durch ihre nationalen Or- ganisationen und mit ihrer zentralen Kraft fiir die Herabminderung der Riistungen und fiir das Verbot der Atombombe em. Sie setzt auch ihre grofie Kraft em n Mr die Beendigung der Kriege in GrIechenland, China, Indonesien und Vietnam. Vor allem abcr hat sie dem republikani- schen Spanien geholfen. Ihre nationalen Organisationen fiihrten iiberall groBe Ver- sammlungen gegen die Franco-Regierung durch. Sie sammelten Geld, Lebenzmittel und Kleidung fiir die spanischen Frauen und Kinder und die vom Franco-Regime Verfolgten. Die IDFF sandte eine Inter- nationale Juristinnenkommission nach Spa- nien, die der Welt iiber die grauenhafte Lage der von Franco Verfolgten einen Bericht gab und in mannigfaltiger Weise Beistand organisieren konnte. Internationaler Kinderfond Unter den vielen Aktivitaten der IDFF wollen wir noch ihre groBe Hilfstatigkeit' filr die Kinder erwahnen. Der Krieg hat unendliches Leiden fiber die hilflosen Kin- der vieler Nationen gebracht. In China gibt es 15 000 000 Kriegswaisen. In alien Landern, in denen der Krieg gewiltet hat, waren die Kinder halb verhungert, krank, verwahrlost und ohne die primitivste dung, und bis heute ist das groBe Kinder- elend noch nicht ilberwunden. Die IDFF fiihrte mit ihren nationalen Organisationen eine Internationale Kinderhilfswoehe durch und rief auch zur Schaffung eines inter- nationalen Kinderfonds auf. Ein solcher Fond, an dem sich die verschiedenen Re- gierungen wie auch freiwillige Spender beteiligen, wurde von der UNO geschaffen. Der Sekretar der UNO, Trygve Lie, hat die Organisation aufgefordert, sich an der Arbeit dieses Fonds zu beteiligen. Mitglied der UNO Die Internationale Frauenorganisation hat die Forderung auf Zulassung zur UNO erhoben. Sie 1st bereits mit beratender Stimme in zwei Ausschlissen der T_TNO tatig, und zwar im sozialen und im &ono- mischen AusschuB. Louise Donnemann DIE IDFF SCHREIBT UNS: Liebe Frauen und Liebe Freundinnen! Das Sekretariat hat Ihren Brief vom 10. Dezember erhalten und dankt Eanen dafiir, Zu diesem ersten Brief mochten wir Ihnen sagen, dali wir Buten sehr dankbar sein werden, wenn Sie uns Ober Ihre Tatigkeit so oft und so regelmaBig wie moglich auf dem laufenden halten werden. Dies wiirde uns erlauben, unseren nationalen Sektionen niitzliche Informationen zu geben und die Kampagnen zu unterstiitzen, die nach Abbruch der Londoner Konferenz ganz besonders in Frankreich, England und den Vereinigten Staaten gefiihrt werden. Wir glauben in der Tat, daB dieser Abbruch der offene Ausdruck fiir Verletzung der gemeinsamen Beschliisse von Yalta und Potsdam mid daB die von Herrn Marshall eingenommene Stellung, die darauf ausgeht, Deutschland in zwei Teile zu spalten, sehr gefahrlich 1st, denn sie zielt darauf bin, aus �Westdeutschland" em Kriegsarsenal fiir em n neues Abenteuer zu machen, das die Volker und das deutsche Volk an erster Stelle teuer bezahlen warden. Das Sekretariat hat die Absicht, in den Informationen an alle Landessektionen be- kanntzugeben, daB es in Deutschland demokratische Frauen gibt, die diese Gefahr erkannt haben und die sich bemiihen, in Deutschland selbst alle demokratischen, d. h. alle Krafte, die fiir den Frieden sind, zu sammeln und zu organisieren, um so das gemachte Unheil wieder gutzumachen und um weitere Katastrophen zu verhindern. Sie verstehen also die ganze Wichtigkeit, die wir unserem Briefweehsel beimessen. � In der Erwartung, recht bald von Ihnen zu boren, begrillien wir Sie bestens. Marie-Claude Vaillant-Couturier, Generalsekretarin Andree Dutilleul 5 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 .76,tbzeit Care-Pakete, die von den USA an die Ruhrbergarbeiter geschickt werden, massen von Deutschland mit Dollar bezahlt werden. Englische Frauenorganisationen, unter ihnen auch die Lehrerinnen, fiihren einen grol3en Kampf ftir das Prinzip: Gleicher Lohn fiir gleiche Arbeit. Die Labour-Regie- rung stellt sich auf den Standpunkt, daB sie die 24 (100 000 Pfund Mehrkosten nicht aufbringen Winne. Die Frauen aber orga- nisieren Deputationen ilber Deputationm und Versammlungen Wie Madame Vermeersch von der Inter- nationalen Frauenfoderation kiirzlich in Berlin berichtete, wurden in Frankreich, als eine der Bedingungen fur amerikanische Kredite, die Staatssubventionen filr die franzosische Automobilindustrie eingestellt. Damit ist die Industrie fast ruiniert. Die groBe franzosische Filmindustrie muBte zu- gunsten Hollywoods abgedrosselt werden. Auf die Gefahr der fortschreitenden Infla- tion in den USA wies Handelsminister Harriman in seinem Jahresbericht ftir 1947 hin. Die Kaufkraft des USA-Dollars hat ihren bisher tiefsten Stand erreicht und be- tragt nur noch 60,5 Prozent der Kaufkraft des Jahres 1939. Nach jahrelangem Kampf wurden Frauen endlich zum gleichberechtigten Studium an der Universitat Cambridge zugelassen. Ob- wohl Cambridge diejenige Universitat war, an der Pionierinnen der englischen Frauen- bewegung zuerst die MOglichkeit erhielten in besonderen Kursen sich auf die Prilfun- gen vorzubereiten, hat die Universitat bis heute an einer Reihe von Ausnahmebe- stimmungen ftir Frauen festgehalten. Auf einer Pressekonferenz bezeichnete General Clay die Erklarung des Prasi- denten des Wirtschaftsrats, Dr. Erich Kohler, die Lebensmittelimporte warden den Deutschen geschenkt, als uririchtig. Die Bezahlung set nur aufgeschoben. Die bis- herigen Schulden der Bizone belaufen sich, wie der amerikanische Militargouverneur mitteilte, bereits auf 11/4 Milliarden Dollar. Zu Beginn der Ernahrungsdebatte pro- testierten etwa 60 Frauen im bayerischen Landtag gegen die schlechte Ernahrungs- lage. Sie hatten auf dem Zuschauersitz Platz genommen und erhoben wahrend der Verhandlungen plOtzlich Plakate mit Aufschriften: �Wir erklaren uns mit den Forderungen der Gewerkschaften einver- standen" � �Den Satten Belohnungen, den Hungernden Versprechungen" � �Die Ge- sundung unserer Kinder ist gefahrdet". Gedenktage der Frauenbewegung Mar z: 5.3. 1871: Rosa Luxemburg geboren 7.3. 1833: Rahel Varnhagen geboren 13. 3.1895: Luise Otto-Peters gestorben 24.3. 1904: Emma Herwegh, gestorben 25. 3.1865: Luise Zietz geboren 26. 3. 1819: Luise Otto-Peters geboren April: 3. 4. 1817: Mathilde Franziska Anneke, Mit- kampferin von 1848, geboren 4. 4. 1785: Bettina v. Arnim-Brentano ge- boren 9.4. 1848: Helene Lange, Griinderin der biirgerlichen Frauenbewegung, geboren 22. 4. 1945: Kathe Kollwitz gestorben 26. 4. 1903: MalvIda v. Meysenbug gestorben 27. 4. 1759: Mary Wolstonecraft geboren 6 UNSERE KOMMISSIONEN Betriebs-Gesundheitsf iirsorge Der Befehl 234 der MaBnahmen zur Hebung der Arbeitsproduktivitats-Vorschrift ist einer der wichtigsten Befehle, die in der Ostzone erlassen wurden. Er will die Arbeits- produktivitlit steigern und damit den Wiederaufbau beschleunigen. Das soil in erster Linie durch verniInftige Einteilung der Arbeit und durch die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen der Werktatigen geschehen: Wir Frauen des DFD wollen durch unsere Mitarbeit bei der Durchftihrung des Befehls einen groBen Beitrag zum Wieder- aufbau leisten, und es wird bereits viel Arbeit in dieser Richtung von unseren Orts- gruppen getan. Die folgenden Ausfiihrungen, die alien unseren Mitarbeiterinnen wertvolle Anregun- gen geben werden, sind der Niederschlag der Arbeit unserer Gesundheitskommission, die unter dem Vorsitz von Frau Dr. Durand-Wever arbeitet. Was fordert der Befehl 234 auf dem Gebiet der Betriebsgesundheits-Ftirsorge? Ftir die Betriebe von 200-5000 Beschaf- tigten fordert er Sanitatsstellen, und zwar bei 200� 500 Beschaftigtenbesetztdurch Schwestern oder ausgebil- bildete Gesundheits - Hel- fer, bei 500-2000 Beschaftigten auBerdem durch einen nebenamt- lichen Arzt, bei 2000-3000 Beschaftigten durch einen hauptamtlichen und bei 3000-5000 Beschaftigten durch zwei hauptamtliche Arzte, und filr Betriebe mit mehr als 5000 Be- schaftigten Betriebspolikliniken. Diese Sanitatsstellen und Polikliniken sollen erste Hilfe leisten bei Erkrankungen und Unfallen und, so! em em n Arzt vorhan- den ist, die Kranken ambulatorisch behan: deln. Sie sollen vor alien Dingen daftir sorgen, daB Erkrankungen vorgebeugt wird, und MaBnahmen treffen, die die Gesundheit der Beschaftigten schiltzen, ja heben, sie sollen sich an der Organisation und Kon- trolle des Unfallschutzes beteiligen. Sie arbeiten eng zusammen mit den Arbeitsschutzkommissionen und -inspek- tionen, mit den Betriebsraten, dem FDGB und den Beratungssarzten der Sozial- versicherung. Die dazu notig,en medizinischen Hills- krafte werden nach den Richtlinien und von den Organen des Gesundheitswesens zusammen mit den Organen der Sozial- versicherung ausgebildet. Die Ausbildung selbst tibernehmen die Organe des Ge- sundheitswesens, die Kosten die Sozial- versicherung. Neben diesen Sanitatsstellen und Poli- kliniken, die rein medizinische Aufgaben haben, gibt es in Zukunft in den Betrieben �Bevollmachtigte der Sozial- ver sic h-e r u n g". Sie klaren die Ver- sicherten Ober die Bestimmungen der Sozialversicherung auf und sind die Ver- mittler zwischen Versicherten und Ver- sicherung. Sie suchen die Erkrankten auf, organisieren die notige Hilfe, arztliche Be- treuung, Versorgung mit Arznei, wenn notig, Einlieferung in em n Krankenhaus u. dgl. Bei sozialer und wirtsc.haftlicher Notlage sorgen sie ftir Hilfe fur den Kran- ken und dessen Familie. Sie wirken auch mit bei den Vorbeugungsmaanahmen_gegen 11;rkrankung und Unfallen im Betrieb. Die Bevollmachtigten der Sozialversiche- rung werden von den Versicherten des' Betriebs unter Beteiligung des FDGB auf die Dauer von 2 Jahren gewahlt, und zwar auf je 40 bis 50 Beschaftigte em n Bevoll- machtigter. Der Betrieb erstattet ilmen ihre Auslagen. Ste arbeiten unter Anweisung der Versicherung und legen regelmaBig Rechenschaft tiber ihre Tatigkeit vor der BetriebsversNmlung ab. Dies fordert der Befehl, und welches sind nun unsere Aufgaben? Die Frauen halten sich in den Betrieben noch sehr zurtick und schalten sich wenig in das ganze Betriebs- leben em, weil sie an Mitverantwortung und 1Viitbestimmung noch nicht gewohnt sind. Das muB nach und nach anders wer- den. Wir wollen geeignete Frauen dazu anregen, dal3 sie sich als Gesundheit s- helf erinnen ausbilden lassen � wean sie Kinder haben, wollen wir dafilr sorgen, daB die Kinder wahrend der Zeit ihrer Ausbildung versorgt werden. � Wir wol- len Schwestern veranlassen, in die Betriebe zu gehen, und wir wollen daftir Sorge tra- gen, daB Krafte, die schon eine gewisse Ausbildung in dieser Richtung haben, wie DRK-Helferinnen und Hebammen, sich fiir die Betriebsgesundheits-Ftirsorge vollends ausbilden lassen. Wir sollten bel der Aus- wahl der zur Ausbildung zugelassenen Krafte beteiligt sein und darauf achten, daB sie das n8tige soziale Verstandnis haben. Ferner miicsen wir daftir wirken, daB in den Betrieben, in denen vorwiegend Frauen beschaftigt sind, medizinische Krafte mit gynakologischen KenntnIssen eingesetzt werden, damit die Frauen jeder- zeit Rat und Hilfe linden in den fur sie so wichtigen Fragen. Es ist selbstverstandlich, daB unsere Mitarbeit auf alien diesen Gebieten in engstem Einverstandnis mit den ortlichen und betrieblichen Gewerkschaf ten erfolgt. Mit diesen zusammen werden wir auch ftir freundliche Speiseraume, Liegemog- liehkeiten fiir Frauen, vorbildliche, nach besten Grundsatzen modemer Ernahrung arbeitende Werkktichen, Einrichtung von Stillstuben, Verrnehrung der Werkskrippen und Kindergarten und Schaffung von Er- holungsmoglichkeiten unter gleichzeitiger Unterbringung der Kinder sorgen. Besonders wichtig ist, die Doppelbelastung durch Famine und Haushalt zu erleichtern durch Schaffung von Nah- und Flickstuben, Schusterwerkstatten, von Waschereien und Plattereien und gtinstigen Einkaufsrnoglich- keiten im Betrieb oder in dessen Nahe. Viele Ortsgruppen des DFD haben in dieser Richtung bereits Vorbildliches ge- leistet, und wir sind iiberzeugt, daB unsere Organisation einen wichtigen Beitrag zur Produktionssteigerung und zur Hebung unserer Lebenslage zu leisten imstande ist. Hedtoig Matthias Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Gleiehbereehtigung der Frau Der Vorstand der SPD in Hannover beschloB auf seiner letzten Sitzung, die- jenigen Sozialdemokratinnen aus der SPD auszuschlieBen, die dem DFD an- gehoren oder mit ihm zusammenarbeiten. Der DFD gab zu diesem BeschluB folgende Erklarung ab: Die Angriffe, denen der DFD in letzter Zeit ausgesetzt 1st, beweisen, daB er sich im Laufe seines noch nicht einjahrigen Bestehens einen Platz auf der politt'schen Biihne DeutschLands erobert hat. Die Alteren von uns erinnern sich noch an den Paragraphen des PreuBischen Ver- einsgesetzes, der denjenigen Vereinen, die in Versammhmgen politische Fragen er- ortern, verbietet, Frauen, Schiller oder Lehrlinge als Mitglieder aufzunehmen. So sind wir keineswegs erstaunt, daB Parteien und Personlichkeiten, die sich stolz rtihmen, seit 100 Jahren dieselben Ziele zu verfolgen und ihr Parteiprogramm seit 50 Jahren nic.ht geandert haben, trotz der prinzipiellen Anerkennung der Gleich- stellung der Frau als sehr unangenehm empfinden, wenn eine demokratische Frauenorganisation ihren EinfluB geltend macht. Auch wir sind der Meinung, daB die ge- meinsamen Ziele Seite an Seite mit dem Mann erkampft werden mtissen. Wir be- weisen das durch unsere Beteiligung am VolkskongreB fiir Einheit und gerechten Frieden. Aber wir milssen auch daftir sorgen, daB die �grundsatzliche" Gleich- berechtigung der Frau, wie sie die Wei- marer Verfassung brachte, zu einer tat- sachlichen Gleichberechtigung wircir Davon sind wir noch weit entfernt, wie auch durch den ParteibeschluB der SPD be- wiesen wird, die ihren weiblichen Mit- gliedern die Beteiligung im DFD verbietet. Die politische Arbeit des DFD besteht im Kampf um den Frieden und urn die Einheit Deutschlands. Solite dem BeschluB der SPD zugrunde liegen, daB diese Partei eine solche Politik nicht beftirwortet? Durch Parteibeschltisse, wie die von Hannover, wird die SPD unter den deut- schen Frauen keine neuen Freunde ge- winnen. Die Begriindung der Ablehnurtg im An- schluB des DFD an die IDFF zu suchen, erscheint uns em n Vorwand. Bisher 1st emn solcher AnschluB nicht erfolgt, es wird aber zur Zeit, vielfachen Wiinschen der Frauen entsprechend, nach demokratischem Verfahren in jeder Ortsgruppe dartiber ab- gestimmt, ob em n solcher AnschluB bean- tragt -,verden soil. Wir wiirden den Ver- fechtern der Ablehnung empfehlen, einmal die Statuten der IDFF zu studieren, bevor sie dieselbe als kommtmistische Organi- sation stempeln. Selbst wean Kommu- nistinnen dem Vorstand angehoren � was auf Mme. Cotton, die parteilos 1st, nicht zutrifft �, so 1st damit die Organisation als solche nicht kommunistisch, wohl a r antifaschistisch eingestellt, ebenso wie der DFD bewat antifaschistisch arbeitet. Frauen wie die verstorbene Else Liklers, wie Frieda Radel, Prof. Paula Hertwig und Dr. Durand-Wever, die an der Spitze des DFD stehen, sind filr uns keine �Aushange- schilder", sondern Menschen, die aus einer langen Lebenserfahrung heraus begriffen haben, daB nur der ZusammenschluB eller Schichten und eller Weltanschauungen der Welt den Frieden sichern kann, der Zer- splitterung entgegenarbeitet und die Ein- heit Deutschlands als Grundbedingung fur die Befriedung der Welt erre icht werden mull. Dr. GERTRUD BAUMER In einem offenen Brief bat der Vorstand des DFD Stellung genornmen zu dem Fall Gertrud Baumer. Der unmittelbare AnlaB war ihre Entnaziffrierung durch den Kon- trollrat Zur Diskussion steht diese_s trau- rige Kapitel deutscher Frauenbewegung seit zweieinhalb Jahren, besonders aber, seitdem Gertrud Baumer die westdeutsche Offentlichkeit belehrt, wie man die Jugend im demokratischen Geist erzieht. Viele Frauen, die der friiheren btirgerIgichen Frauenbewegung in Deutschland nahestan- den, urtinschen nicht, zur Angelegenheit Gertrud Baumer Stellung zu nehmen. Sie empfehlen em n vorsichtiges und leises Auf- treten und glauben, .daB sich im anderen Fall viele Frauen vor den Kopf gestoBen ftihlen wiirden. Es 1st em verhaltnismaBig kleiner Kreis, dem aus frtiherer enger Beziehung zu Ger- trud Baumer Schweigen als gewisse An- standspflicht erscheint � in einem Falle, der, wie kein anderer, das Elend Deutsch- lands und einer geistigen Schichten demon- striert, und deshalb zur Lehre filr unsere jetzige und ktinftige Frauengeneration dienen sollte. Es herrscht bei manchen Leu- ten die Auffassung, daB �Die Frau", welche Gertrud Baumer wiihrend der ganzen Nazi- zeit herausgab, eine Art Oppositionsblatt war. Dartiber wollen wir hier nicht debat- tieren. Die Artikel der Herausgeberin selbst bringen im Marz 1934 die groBe Erklarung �Nicht erst seit gestern und heute", nein, Lingst habe sie im Nationalsozialtsmus die groBen Moglichkeiten gesehen. Wahrend der ganzen schrecklichen Zeit der Verskla- vung unseres Volkes steht sie in ihrem Organ zu Filhrer und Reich und nach Aus- bruch des Krieges mit der Sowjetunion sind ihre Artikel Dokumente der hem- mungslosesten und wildesten chauvinisti- schen Volksverhetzung. Man wendet em, Gertrud Baumer sel wegen ihrer Zugehorigkeit zur Schrift- tumskammer denazifiziert worden, sie sel, das erleichtere alles ungemein, kein Mit- glied der NSDAP gewesen. .Uns gtheint, daB gerade ihr Beitritt zur NSDAP die Lage erleichtert 'Atte. Gertrud Balmer verwendet in einer ihrer Schriften em Wort von Schopenhauer: �Der Mensch 1st das Tier, das sich an alles anpassen kann:" Welche schrecklichen Erfahrungen haben wir Deutsdaen in dieser 73eziehtmg gemacht. Und nun soil es nicht ausge- sprochen werden, daB es des Menschen un- 3.vtirdig 1st, daB es die Wurzel eller Cfbel 1st. Von 1914 bis 1918 war Gertrud Baumer die laute Propagandist* ftir den Krieg. Auf das sch5rfste wandte sie sich gegen die Zumutung, den Krieg als Wahnsinn zu be- zeichnen, nein, der Krieg war die �sittliche Kraft", und wir konenn es uns sparen, ihr Vokabular kriegpreisender Redensarten hier aufzuzahlen. 1926, daB weiB jeder, waren these Vine nicht mehr angebracht. Wir lesen also: ,,Zur Technik kommt die zweite seelen- feindliche Macht, die den Menschen knechtet: Der Kapitalismus, die Waren- wirtschaft" (�Die Frau in der Krisis der Kultur"). Doch wir gestehen zu, daB man aus Gertrud Baumers Schriften alles be- weisen und alles widerlegen kann. Mog- licherweise hat es Zeiten in ihrem Leben gegeben, in denen sie Kriege offentlich ab- lehnte. In den entscheidenden Situationen, zur Zeit der Kriegsvorbereitung und des entfesselten Kriegswahnsinns, stand sie tonend, vielschreibend und Tausende beein- flussend in semen Diensten. Hatte sie je- ma's filr die Demokratie mit solcher Lei- denschaft gekampft wie ftir den Hitlerkrieg, dann sahe es in Deutschland anders aus. Es gibt Menschen, die glauben, man konne beides, der Auffassung sind wir nicht. Wir warden uns unsere Daseinsberechti- gung selbst absprechen, wollten wir dar- auf verzichten, die deutschen Frauen zu eigenem Urteil in diesen Fragen zu ver- anlassen. Es hat deutsche Frauenfilhrerinnen ge- geben, die im Exil weiterarbeiteten und hochbetagt starben. Denken wir an Anita Augspurg, Lyda Gustave Heimann, Klara Zetkin. Ihre letzten Worte galten Deutsch- land, ihre letzten Wiinsche der Befreiung unseres Volkes vom Hitlerjoch. Nach dem ersten Weltkrieg hat man die Kriegsideologen nicht zur Rechenschaft ge- zogen. War es em n Wunder, daB der zweite Weltkrieg kam? Was an uns liegt, sd soil es nicht geschehen, daB ein dritter Welt- krieg entbrennt. In unserem Lande sollen diese Leute jetzt verstummen. Maria Rentmeister Offener Brief des DFD an Frau Dr. Gertrud Balmer Die Nachricht fiber Ihre Entnazifizierung, die in diesen Tagen durch die Zeitungen ging, hat uns einen tiefen Schock versetzt. Viele Frauen sahen auch in Ihnen emn Opfer des Hitler-Regimes, als Sie 1933 von Ihrem Posten entlassen wurden. Die Alte- ren, die heute aktiv in der jungen demo- kratischen Frauenbewegung mitarbeiten, haben sich erst durch die ilberwaltigende Ft:111e von Beweisen von Ihrer kriegsfreund- � lichen Haltung tiberzeugen lessen und sich schweren Herzens dazu entschlieBen mtissen, nicht nur innerlich, sondem auch in der Offentlichkeit von Ihnen abzurticken. Tief enttauscht sind wir durch die Haltung, die Sie wahrend des Krieges und nach der Kapitulation eingenommen haben. Sie, Frau Dr. Gertrud Baumer, hatten, wie keine andere Frau in Deutschland, die Moglich- keit, EinfluB auf die Frauenwelt zu ge- winnen und schon in den Jahren, die der Machtergreifung vorangingen, aufklarend und kampfend gegen den Nationalsozialis- mus anzugehen, dean Ihr Name war weit ilber den Kreis der intellektuellen Frauen hinaus filr Deutschland und fur das Am- land em n Begriff der politisch tatigen deut- schen Frauen geworden. Sie waren Mitglied des Reichtages seit 1919. Sie haben in jahrelanger Zusamrnen- arbeit mit Friedrich Naumann an dem Aufbau einer deutschen demokratischen Partei mitgearbeitet. Sie waren eine der wenigen Frauen, die politische Schulung und politische Bildung besaBen. Ihnen verdanken wir die grunds5tzliche 7 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Reform des Madchenschulwesens. Warum sind Sie nicht konsequent geblieben? Warum haben Sie das, was Sie damals be! ihrer Madchenschulreform angeregt und angestrebt haben. die Erweckung des Ver- antwortungsgefehls der Frau gegentiber Volk und Familie, nicht in Ihrem eigenen Leben durchgeftihrt? Wie konnten Sig, die Sie im Volkerbund tatig waren, einen Hitler-Krieg befitrwor- ten und Frauen zur Mitarbeit daftir auf- rufen? Warum haben Sie nicht, als man Sie 1933 aus hirer Position als Ministerial- ratin ausschaltete, die Frauen und Madchen aufgerufen, Front zu machen gegen den Un- geist des Nazismus? Sie haben doch, eben- so wie wir anderen, schon damals gewuBt, daB eines der Prinzipien des ,,Dritten Belches" die Ausschaltung der denkenden Frau sein mul3te und warde. Sie haben eine Aneahl wertvoller Bucher Erzieherinnen des DFD fordern Lehrwerkstatten und Lehrlingsheime In der Arbeitskommission �Erziehung" des DFD beschaftigen sich die Lehrerinnen der Grundschule und der Oberschule, Schul- r atinnen und Neulehrerinnen, Kinder- gertnerinnen *Ind H&rnieiterinnen gemein- sam mit den Problemen der Berufs- und Fachschulen Die Sorge urn die Jugend, die in Gefahr steht, abzugleiten, bewegt sie besonders. Sie sehen in der Berufsschule em n Mittel, die Jugend davor zu bewahren und fordern deshalb als besonders vor- dringlich die Forderung und den Ausbau der Berufsschule zu einer Statte, die nicht nur Fachkenntnisse vermittelt, sondern die den jungen Menschen zur Allgemeinbil- dung verhilft und erzieherisch auf sie ein- wirkt. Damit die Berufsschule die so wich- tige Aufgabe besser als bisher erftillen kann, forderten die Erzieherinnen des DFD die Einrichtung von Lehrwerkstatten und Lehrlingsheimen, also allmahlichen "Ober- gang zur Berufsfac.hschule. Sie werden ihre Forderung der DV-Volksbildung vorlegen und in ihrem Wirkungsbereich sich defier einsetzen, daB elle Meglichkeiten aus- geschopft werden zur Hebung und zum Ausbau der Berufsschule. Demokratischer Frauenbund an den Volkskontrollausschu8 Der Demokratische Frauenbund Deutsch- lands, Landesleitung Brandenburg, hat an den VolkskontrollausschuB Potsdam einer Antrag gestellt, der sich auf die Verteilung von Nehmaterialien bezieht. Der DFD tritt clef& em, dafe Nahgarn, Stopfgarn, Nah- maschinennadeln und Stoffabfalle aus den Textilfabriken dal& verwendet werden, in den GroBbetrieben Nah- und Flickstuben einzurichten und die In den Ortschaften und in den Stadten durch den DFD ge- schaffenen Nahstuben welter aufzubauen, darnit sie in der Lage sind,. die kleineren Betriebe zu betreuen. Die geplante Zutei- lung des anfallenden Materials direkt an Betriebsangehorige soLle nur in sehr gerin- gem Umfange vorgenommen werden, well durch die Betreuung der Werktatigen durch die Nahstuben em viel groBerer Personen- kreis erfaBt wird. Durch den Antrag des DFD wird darauf 8 t;17 geschrieben. Hier lag Ihre Begabung, hier lag eine Aufgabe fur Sie. Aber warum haben Sie wahrend der gleichen Zeit sich schriftstellerisch und rednerisch fiir den Faschismus eingesetzt? Wir machen Ihnen, Frau Dr. Gertrud Bau- mer, deshalb die schwersten Vorweirfe, weil Sie kraft Ihrer Stellung es in der Hand ge- habt hatten, beizutragen zur politischen Er- weckung der Frau und nicht nur der Frauen, denn Ihr Wort wurde ebenso von Mannern wie von Frauen gehort. Sie als Reichstags- abgeordnete und Delegierte beim Volker- bund hatten durch Ihren Einblick in die internationale Politik frUher als andere die Gefahren eines neuen Krieges erkennen und abwehrend Stellung nehmen mtissen. Die fortschrittliche deutsche Frauenwelt betrachtet Sie als eine der enttauschendsten Erscheinungen und kann Ihnen keinerlei ftihrende Rolle mehr zuerkennen. Berlin, den 10. Januar 1948 hingewirkt, claB eine zweckmaBige Vertei- lung der Nehmaterialien im Interesse der werktatigen Bevolkerung erzielt wird, die vor allem auch eine Entlastung der berufs- tetigen Frau bedeutet. Der Antrag liegt auch im Sinne des Befehls 234. Ein weiterer Antrag an die Volkskontroll- kommission behandaet den Ausbau und die Vervollkommnung von Schuhmacherwerk- statten ftir die Potsdamer Schulkinder. Die bisher bestehende Werkstatt ist nur als TeillOsung dieser Frage zu betrachten. Die Belieferung der Werkstatt mit Rohmate- rialien war bisher viel zu geringftigig und muB erheblich verstarkt werden. Der DFD betont, daB im Interesse der Gesundung unserer Wirtschaft Mittel und Wege ge- funden werden mtissen, ausreichendes Ma- terial aus dem legalen Versorgungsplan zur Verftigung zu stellen. DFD-Frauen beeinflussen Produktionsplanung Der Landesverband des DFD hranden- burg fart z. Z. eine Kampagne gegen die Herstellung von itherfltissigen Massen- gtitern durch. �Warum", so sagte man uns im -Potsdamer Landessekretariat, �miissen Spitzenkragelchen und Schleifchen her- gestellt und ftir teueres Geld verkauft werden, wenn es an notwendigsten Nah- und Stopfmitteln fehlt? Warum sind die Schaufenster voll mit teueren kunst- gewerblichen Glasern, wahrend die Haus- frau sich kein Wasserglas kaufen kann?" Die Ortsgruppe Strausberg, die den An- fang mit der Kampagne machte, hat nicht nur die Frage in der lokalen Presse zur Diskussion gestellt, sondern auch an die Betriebsrate der entsprechenden Betriebe appelliert. Frauentagung des FDGB und DFD in Erfurt INF Die erste gemeinsame Landesfrauen- tagung des FDGB und DFD in der sowje- tischen Besatzungszone fand in Erfurt statt. �FDGB und DFD haben die gleichen Zielet" erklarte die Landessekretarin des FDGB Thuringen, �der geistigen Urn- erziehung der Frauen und der restlosen Verwirklichung der Gleichberechtigung. Belden Organisationen komme ferner eine Berlinerinnen bauen den DFB auf Unmittelbar nach der Genehmigung des DFB begannen die vorberettenden Komi- tees in den 20 Bezirken Berlins ihre Werbe- - tatigkeit aufzunehmen und alles ftir die Vorbereitung der Griendungsversammlun- gen der Bezirksverbande in die Wege zu leiten. Im Januar fanden bereits zahl- reiche Werbe- und Stadtteilversammlungen statt, fiir den Februar waren 28 groBereVer. anstaltungen angesetzt, 6runter zwei zen- trale kiinstlerische Veranstaltungen, die unter dem Titel �Berlinerinnen heut e" im GroBen Sendesaal des Berliner Rundfunks stattfanden. Bis Ende Februar hatten elle Bezirke ihre Griindungsversammlungen durch- gefithrt, ihre Vorstande gewahlt und die Arbeitsgruppen konstituiert. Die meisten Bezirke konnten auch schon Biiros ereffnen und viele planen eine Bezirksberatungs- stelle aufzumachen. Zu tausenden stromen die Frauen in die Organisation. So groB ist der Zuwachs an Mitgliedern, dale die Sale fiir die ersten Mitgliederversammlungen haufig nicht aus- reichten, well sich die Zahl der Mitglieder in der Zeit bis zum Tage der Versammlung verdoppelt hatte. Die Griindungsversammlung ftir das ge- samte Berlin findet vom 5. bis '7. Marz im Deutschen Theater statt. Dort wird auch der Vorstand gewahlt werden. Beim Berliner Vorstand des DFB, dessen Bier� sich vorlaufig Berlin C 2, Neue Grtin- straBe 17, befindet, wurden zentrale Fach- kommissionen errichtet far gesundheit- lithe, erzieherische, kulturelle, juristische, sozialpolitische, wirtschaftliche, Presse- und Rupdfunkfragen. Der DFB will sich vor allem den Fragen des Berliner offentlichen Lebens widtnen, mit Aufrnerksamkeit die Tatigkeit des Stadtparlaments verfolgen und zu alien Er- eignissen Stellung nehmen, die die Frauen besonders betreffen. Der DFB will die groBe kulturelle Bedeutung der Berliner Frauen in den Vordergrund stellen durch gute kulturelle Veranstaltungen, Vortrage, Ausstellungen usw., denn Berlin besitzt talentierte mid schOpferische Frauen in einer Zahl wie sie wohl kein.e andere Stadt in Deutschland aufzuweisen hat. Der DFB ist sich bewuBt, daB er die Frauenorgani- sation der Hauptstadt Deutschlands werden mule Eva Kolmer besondere Aufgabe bei der Wiedergewin- nung der deutschen Einheit zu." In der EntschlieBung verpflichten sich die Teilnehmerinnen der Tagung zur rest- losen Erftillung des Befehls 234. Begabte Arbeiterinnen sollen auf Kosten der Be- triebe zu Technikerinnen, Ingenieuren und Betriebswirtschaftlern ausgebildet werden. In Betrieben, die Frauen beschaftigen, sollen besondere Ausschtisse unter Beteili- sung von Mitgliedern des DFD zur sozialen etreuung der Arbeiterinnen gebildet wer- den. Vorgesehen ist welter eine Heran- ziehung von Frauen zur Volkskontrolle und zur Produktionskontrolle. Bis zum 1. Mare sollen elle Betriebe auf das Vorhandensein oder die Moglichkeit zur Schaffung von Werkktichen, Kindergarten, Sanitatsstuben, Nahstuben und Waschktichen tiberprtift werden. Verantwortliche Redakteure: Maria Weiterer und Louise Dornemann. Satz und Druck: (13) Ber- liner Verlag GmbH., Berlin W 8, Jagerstral3e 10/11. Lizenznummer 276 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 002668040 BERLIN � 1. JAHRGANG � PREIS 20 PF. Demokrallicher Frauenhund -lleulschlan s Redaktion u. Varlets!: Demokrafischer Fratienbund Deutschlands, Berlin W8, Unterden Linden 67 � Tilt 420018, App.3039. Abonnementspreis: Viertellahr1.0.60 RA1 zone Postgsbihr Bankkonto: Provinilolbank der Maxie Brandenburg, Konto 85 73 � Postscheddiontot Berlin Nr.88620, Demokratischer Frauenbund Deutschlands, Berlin WS, Unter den Linden 67 Hu, II Zur Bundes-AusschuBsitzung Von Dr. Durand-Wever, 1. Voasitizende dies DFD Der DFD Wield auf em n Halbjahr seiner Tatigkeit zurilck. .Man erwartet mit Recht von ups einen Rechenschaftshericht dartiber, was wir bis jetzt getan haben. Verstandlieherweise ist em n groBer Tell unserer Kraft erst'eiumal Organisationsfragen gewidmet gewesen. Wir konnen auf diesem Gebiete iiber einen geWissen Erfolg berichten, denn wir haben heute 5 Landesgruppen, 149 Kreisgruppen mit zusammen 242 544 Mitglie- dem in der Zone; diese Mitgliedschaft setzt sich zusammen pus: etwa 60 % Parteilosen, etwa SED- und etwa 10'/. CDU- und LDP-1Vlitgliedern. Wir haben aTho das erreicht, was uns in erster Linie erstrebenswert er- scheint. Namlich, die politisch desinteressierten Frauen aufzuwecken und diese ftir die groBen Aufgaben des Bundes zu interessieren. Fiir diejenigen unserer Leser, die sich fiber die Aufgaben unseres Bundes noch nicht im Klaren sind, mochte ich wiederholen, worin dieselben bestehen. 1. Dureh Mitwirkung der Frauen will der DFD am Wiederaufbau der Heimat und der Welt helfen. Kampfen will er fur die Besei- tigurig des Faschismus und Militarismus. Nur in,der rberwindung der reaktionaren Krafte liegt die Sicherung'des Friedens und der An- fang einer neuen Zeit der Hurnanttat und des Fortschrittes. 2. Die Bildungs- und Wirkungsmoglichkeiten der Frau, gleicher Lohn ftir gleiche Arbeit, Neugestaltung des Familien- Ehe- und Erb- rechts, diese Forderungen. der Frau milssen garantiert werden. S. Der DFD will und wird aufmerksam die fortschrittliche Entwicklung in Kultur und Er- ziehung beobachten, urn die Frau empfanglich zu machen fiir das SchOne und Erhabene und fiir die echten Werte des Lebens. 4. Frauen des DFD bekennen sich zu den Grundsat7en der Humanitat, zur Achtung der Personlichkeit und erstreben eine enge und fruchtbringende Zusammenarbeit mit den Frauen aller Nati onen. AnlaBlich der Tagung des Bundesausschusses am 3. und 4. Oktober in Berlin, werden wir Gelegenheit nehmen, Bericht zu erstatten tiber die Arbeit In Schultmgskursen, wie sie in alien Landern bereits abgehalten wurden und groBes Interesse erregten. Ober die praktische Arbeit durch Einschalttmg in die Wohnungs- und Er- nahrungskommissionen, Filrsorge ftir Kinder, Kranke und Alte, Heimkehrerbetreuung, Urn- siedlerunterstiitzung und dergleichen. Auch tiber die langsam anrollende Einsehaltung der Frauen in das offentliche Leben werden wir Rechenschaft ablegen. Sowie fiber die Arbeit in den Arbeitskorrunissionen, die gemeinsam mit dem FrauenausschuB tagen und arbeiten, wie ilberhaupt die Zusammenarbeit mit dem Frauenausschull erfreulich und reibungslos verlauft. Man hat unsere Arbeit auch vom Ausland aus beobachtet und nimmt dieselbe so emst, dee man den DFD anlaBlich einer Plenum- versammlung der Internationalen Demokra, tischen Frauenfoderation zu einer Tagung naeh Schweden eingeladen hat. Als Delegierte des DFD sind folgende Frauen dieser Ein- ladung gefolgt: Frau Emmi Damerius, eine der stellvertre- tenden Vorsitzenden des DFD, Frau Frieda Radel, Landesvorstand Brandenburg des DFD, Dr. v. d. Esch, Stadtarztin, Halle, Frau Maria Rentmeister, friihere Vorsitzende des ZFA Berlin, Frau Sachse, Landtagsabgeordnete in Thuringen. Eine Berliner Vertreterin konnte nicht mit- genommen werden, well der Stadtverband Berlin noch nicht lizenziert ist. Das ist urn so bedauerlicher, well auf diese Weise eine Win- terhilfsaktion, die in alien Landern eingeleitet wurde und angelaufen ist, in Berlin verschoben werden mull. Wir hoff en, dell die Genehmi- gung durch die Alliierte Kommandantur noch rechtzeitig erfolgen wird, urn eine wirklich wirksame Aktion zur Linderung der Winters- not in Gang zu brinAfi. Denn wir stehen auf dem Standpunkt, da6 unsere Arbeit sich nicht nur darauf beschranken darf, unsere Mitglieder mit theoretischem Wissen fiber Demokratie auszustatten, sondern clan es unsere Pflicht ist, ihnen demokratische Hilfsbereitschaft prak- tisch vorzuftihren und ihnen so das Verstand- nis ftir echte Demokratie naherzubringen. Delegation des DFD in Schweden Die Internationale Demokratische Frauen- foderation, deren Delegation bei ihrer An- wesenheit in Deutschland Gelegenheit nahm, die Arbeit der deutschen Frauen und ins- besondere des Demokratischen Frauenbundes filr den Fried.en zu studieren, hat zu einer in Schweden stattfindenden Exekutiv - Sitzung eine Delegation des Demokratischen Frauen- bundes Deutschlands eingeladen. Die Internationale Demokratische Frauen7 foderation wurde von Frauen geschaffen, die wahrend des Hitler-Krieges aktiv gegen den Faschismus in alien ,von der Hitler-Armee besetzten Landern kampften. Sie umschlieSt die fortschrittlichen Frauenorganisationen aus 42 Landern mit Wier 80 Millionen Mitgliedern. Die Mitglieder der IDFF setzen sich genau so aus alien Bevi5lkerungsschichten zusammen wie die des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands. Frauen alter Berufe und aller politischen Richtungen sind in den der IDFF angeschlossenen nationalen Organisationen ertreten. Die Internationale Demokratische Frauen- fodepation ist eine fortschrittliche Frauen- organisation, die sich um die groBen politischen Probleme unserer Zeit ktimmert. Sie kampft und arbeitet ftir die Sicherung des Friedens, ftir die vollstandige Vemichtung der Ober- reste des Fasdiismus in alien Landern. Sie tritt ftir die Gleichbereditigung der Frauen em. Die sozialen N8te der Volker beheben zu helfen, erscheint alien der IDFF angeschlos- semen Organisationen als eine der groBen Auf- gaben unserer Tage, vor allem widmen die Organisationen ihre Aufmerksamkeit den Kindern in den Landern, fiber die die Furie des Krieges hingegangen ist. Dabei wird nicht vergessen, daB zum Leben der Menschen auch die Kultur gehort. So wie der Demokratische Frauenbund Deutschlands eine Organisation ganz neuer Art ist, eine Organisation, in der eine Einheit ge- schmiedet wurde zur Losung der wichtigsten Probleme der Frauen, so ist auch die Inter- nationale Demokratische Frauenfoderation eine internationale Frauenorganisation, wie sie nie vorher bestand. Neu ist vor allem der feste Wile der Frauen, mit zR, entscheiden bei allen wichtigen Fragen im Leben der Volker. Sitiung des 3 Bundesausschusses "-1 am 3. und 4. Oktober 1947 g� frith 10 Uhr in Berlin TAGESORDNUNG: 1. Obersicht Ober die Entwicklung des Bundes � Maria Weiterer 2. Die Frauenbewegung in Deutsch- land seit 1945 � Barbara v. Renthe 3. Unser Wille zur Einheit Deutsch- lands � Else Luders 4. Forderungen zur Verfassung � 5. Verschiedenes Mahe Kern Die Einheit Deutschlands im Demokratischen Frauenbund Von Else Lilders - Auf der BundesausschuBsitzung am 3. und 4. Oktober wird ilber unseren �Willen zur Ein- heit" gesprochen werden. Wir meinen damit vor allem die politische und wirtschaftlidie Einheit, wie sie in den sogenannten Potsdamer Beschltissen vom 17. Atli bin 2. August 1945 fiir die Zeit der Okkupation vorgesehen 1st. Uns Frauen liegt aber auch am Herzen, die geistige und seelische Einheit zu pflegen, damit wir durch die Zonengrenien nicht irmerlich zer- rissen werden. Wir Frauen wollen keine Phan- tasten sein, sondem mtissen es lernen, sehr ntichtern und realistisch zu denken. So wissen wir, daB auch in unserem Volke verschiedene Parteien und Ideologen in oft sehr stiirmischen politischen Kampfen miteinander ringen, aber die Sehnsucht nach einem einh e it- lichen Deutschland ist bei alien Par- teien die gleiche. Ebenso finden sich in den Aufgaben zur Bekampfung der Not glticklicher- weise oft die Parteien und die Vertreter der verschiedensten Weltanschauungen zu einheit- lichem Handeln zusammen. Audi der Demokratische Frauenbund will einen geistigen Beitrag zur E in h ei t 'Deut schl ands leisten. Wir sind zusam- mengekommen als Frauen verschiedener Par- teien und parteilose Frauen. Wir sind uns be- wuBt, daB in manchen Fragen der Politik ver- schiedene Auffassungen bei den einzelnen herrschen, und wo es notig ist, werden wir versuchen, die Fragen in kameradschaftlicher Aussprache zu klaren, ohne den Haft und die Unduldsamkeit, die leider so oft die Partei- politik der Manner vergiften. Gerade mit die- sem ehrlichen, sachlichen Ringen wollen wir uns als Anhanger einer echten Demokratie be- weisen, denn Demokratie bedeutet u. a. auch Achtung vor der Personlichkeit und der Uber- zeugung. Eine vollig einheitliche Stellung- nahme herrscht bei uns jedoch in den Haupt- punkten unseres Programms: Kampf fiir den Frieden; Kampf ftir die wirkliche, nicht nur nominelle Gleichberechtigung der Frau; das Ringen urn soziale Gerechtigkeit! Den W ill en zur Einheit Deutschlands haben wir auch dadurch bewiesen, daB wir die friihere Spaltung in eine sogenatinte �bilrger- liche" und eine sozialdemokratische Frauen- bewegung tiberwunden haben. Wir filhlen uns elle als �Arbeiterinnen" und wollen uns mit den besten Kraften, die uns verliehen sind, (b)(3) Approved for Release: 2022/06/23 002668040 Approved for Release: 2022/06/23 002668040 ftix den Wiederaufbau unseres Vaterlandes einsetzen. UnserWillezurEinheitzeigtsichauch darin, daB wir auf elle Weise das Zusammen- gehen mit den Frauen in den anderen Zonen suchen und fordern. Wir haben bereits Mit- glieder in alien Zonen; wir tauschen elle un- sere Rundechreiben und sonstige VerOffent- lichungen mit den Veroffentlichungen aus, die von Vertreterinnen der Frauenverbande in den anderen Zonen erlassen werden; wir wissen, daB unsex Mitteilungsblatt in den anderen Zonen viel gelesen und beachtet wird. Ver- treterinnen des Demokratischen Frauenbundes haben als Mists an den Frauentagungen tell- genommen, the ftir die amerikanische Zone in Bad Boll, ftir die britische Zone in Pyrmont veranstaltet wurden. Besonders in Pyrmont sind viele wertvolle Beziehungen sachlicher mid personlicher Art angekntipft und werden auf beiden Seiten sorgsam weiter gepflegt. Es gibt em n bases Wort, das immer nut- Unheil gestiftet und neues Unheil heraufbeschworen hat: �Willst du den Frieden, so rtiste den Krieg." Wir wol- len diesem fluchartigen Wort em n Segenswqrt gegentiberstellen: �Willst du den Frieden, so jage dem Frieden nach in der eigenen Brust und in den eigenen Reihen." So haben wir versucht, im Demokratischen Frauenbund zu handeln. Wir suchen die Einheit Deutschlands in den eigenen Iteihen zu verwirklichen, und wir leisten Pionierarbeit ftir die heil3 ersehnte Einheit! Appell der Gruppe Pasewalk des DFD Dem Zentralvorstand des �Demokratischen Frauenbundes Deutschlands" unterbreiten wir die Bitte, die Ortsgruppen der nicht zerstorten Stadte in Mitteldeutschland .zu veranlassen, den Bombengeschadigten und Umsiedlern von Pasewalk durch Sammlungen zu helfen. Diese Menschen stehen zum groBen Teil ohne irgendwelche eigenen Sachen da. Am dringlichsten fehlen: a) Ktichengeschirr, namentlich Steingutt8pfe und -schiisseln, Tassen, Siebe, Durch- schlage, Kaffeemtihlen, Kellen, Quirle, Ktichenbretter. b) Kleidung fur Heitrikehrer, Erstlingsaus- stattung, alte Wasche zu Verbandzeug geeignet, Bettwasche far Erwachsene und Kinder, Aufwischlappen. C) Schuhzeug, Pantoffeln ftir Manner, Frauen und Kinder. d) Gartengerate, namentlich Spaten. e) GroBere mid kleinere Handwagen. Die Leitungen werden gebeten, diesen Appell zu horen und die Hilfe einzuleiten. Frauen arbeiten ehrenamtlich in den Gemeinden In Dresden arbeiten 240 Frauen in den 13 Unterausschiissen der Stadtverwaltung. Ihre Tatigkeit beSchrankt sigh jedoch nicht. auf die Teilnahme an Sitzungen. Viele von ihnen sind in den Ausgabestellen f�r Bezug- scheine tatig, andere tiberprtif en gemeinsam mit Angestellten des Wohnungsamtes Wohn- raume und heifen bei der Beschaffung von Wohnraum usw. 90 alte Leute beschenkt Neunzig alte Manner und Frauen wurden von der Ortsgruppe Seidnitz des Demokra- tischen Frauenbundes eingeladen und be- schenkt. Man bereitete ihnen em schmack- haftes Essen und beschenkte sie mit Gemilse aus den dortigen Schrebergarten. Dieses ge- sellige Beisammensein wurde durch Vortrage und Lieder zur Laute verschont, so daB die Gaste das BewuBtsein hatten, daB man in unserer schweren Zeit auch die Alten nicht vergiBt. Holzpktion in Oberhoi! Als der Demokratische Frauenbund auf- forderte, sich an der Holzaktion zu beteiligen, meldeten sich annahernd 500 Frauen zur Mit- arbeit. Bin schoner Erfolg! Ein planrnaBiger 2 Einsatz mull jetzt erfolgen. Aber auch eine Auslese mull getroffen werden! Die Tage da oben im Thuringer Wald bedeuten ernste Ar- beit, bedeuten einige Tage primitiv leben. Bis Ende Oktober mull noch viel geschafft werden. Ein Teil Frauen glaubte, wie uns am Anfang schon die Erfahrung zeigte, man sei zur Erholung aufgerufen worden! Sie brachten sich nette Kleider mit, urn abends einmal aus- gehen zu konnen; kino, Tanz, Konzert usw. Der Name Oberhof verbindet das schone Wort Erholung, die gewiB auch viele notig hatten; aber nicht im Zusammenhang mit der Holz- aktion! Kartoffelspende des DFD an Berliner Kinderhehne Bereits im Oktober bestand der Plan, auf einem ehemaligen Sportplatz mit Kleinbaum- bestand, auf dem bei den Nazis em n Auslander- lager gestanden hatte, eine trziehungsanstalt ftir schwererziehbare Kinder, kleine Ein- brecher und Diebe, wie sie die Nachkriegszeit in Berlin in Scharen hervorgebracht hat, ein- zurichten. Als ich zum erstenmal das Gelande des Niederhof, Nikolassee, betrat, gait mein. be- sonderes Interesse der Frage, wie und wo kann man hier fiir so viel Kinder -- wir sollten 150 Kinder und 50 straffallige Mad- chen aufnehmen � zusatzlich Kartoffeln und Gemitse ziehen. Denn she Erziehungsarbeit hangt mehr als man denkt von der Lostmg der 1Vtagenfrage ab. Und so haben wir erstens Blume gerodet und zweitens unsere Augen nach Saatkartoffeln umherwandern lessen. Als es schon ganz aussichtslos erschien, auch nur eine Kartoffel zu Saatzwecken aufzu- treiben, rief eines Tages Ober das Telefon eine �giltige Fee" bei uns an � ungebeten, wie Feen zu tun pflegen � und fragte uns, ob wir vielleicht Saatkartoffeln haben .����1111111111111, Vorstandssitzung 2. Oktober 1947 Tagesordnung: 1. Vorbereitung der Bundesaus- schuBsitzung am 3./4. Oktober 2. Verschiedenes ten. Wir mochten von ilerzen gem. Und auf die Frage, wieviel wir brauchen k6nnten, ant- worteten wir bescheiden, ob wir wohl einige Zentner haben diirften. Ja, wir diirften, sagte die Fee. � Und eines Tages erschien auf un- serem Hof em n Fuhrwerk mit einem Begleit- schreiben des Demokratischen Frauenbundes, daB hier 20 Zentner Kartoffeln zu Seat- zwecken angeliefert wiirden, und daB wir in Herbst die gesamte Ernte als Ernahrungs- zuschuB fur unsere Kinder betrachten k6nn- ten. Das waren Kartoffeln und das war. eine Freude! Damals hatten wir noch keine Kin- der, und so begaben sich die zwei Erzieher, die schon da waren, an die Arbeit und pflanzten Kartoffeln, wo Land vorhanden war, und unsere Wachter fallten Baume, wo nach unserer Ansicht auch Kartoffeln wachsen wurden. Als die Kinder kamen, halfen sie noch die letzten Kartoffeln in die Erde brin- gen. Sie freuten sich, als die ersten BlVt- knospen aus dem Boden sprossen. Einige gingen taglich nachgucken, mid sie hackten die groB ins Kraut schieBenden Kartoffeln eines Tages ohne Auftrag als Uberraschung filr uns. Und all unsere Hoffnung ist, daB sie sie im Herbst nicht ohne Auftrag ausbuddeln, urn etwa beim Urlaub f�r Muttern eine Mahl- zeit Erdappel als Einstand auf den Tisch zu legen. Lacheln Sie nicht, darauf rechnen wir mit Sicherheit. Aber haben Sie keine Angst, wir passen Wir werden nicht versaumen, den Kindern zum BewuBtsein zu bringen, daB eine groBe Organisation von Miittern es war, die ihnen dazu verhalf. Und ich glaube wOhl, daB der Demokratische Frauenbund darpit em Stiickchen Versohnungsarbeit an der Jugend getan hat, denn die Jugend betragt sich nicht zuletzt ungesetzlich und eigensinnig aus einem guten Stuck Verachtung Eir die altere Ge- neration, die sie in Hunger und Not ge- fiihrt hat. Wir milssen mit alien unseren Handlungen urn das Vertrauen der Jugend ringen, ehe es ganz zu spat ist. Dazu gehort, dali wir iluen Hunger stiffen, sie kleiden und em n gegen- seitiges VertraUen in ihre Herzen pflanzen. Frau Engel, Leiterin des Kinderheims Nikolassee. Kontakt zwischen Alt- und Neubiirgern durch den DFD Der Ort Habelich, dessen DFD-Orts- verband sich grOBtenteils aus Mitgliedern der CDU und der evang. Frauenhille zusammen- setzt, ist sehr lebendig mid elfrig in der Axbeit. Die Zusammenarbeit shier Frauen ist eine sehr gute, die Versammltmgen sind sehr gut besucht, und die sozialen Aufgaben des Ortes werden von den Frauen des DFD fabelhaft gemeistert. Zur Freude und Erbauung der neu zu- gewiesenen Fltichtlinge veranstalteten die Frauen des DFD eine Fahrt mit dem Auto (Gas) nach dem Kyffhauser. Die Fltichtlinge wurden. aus Spenden der DFD-Frauen den ganzen Tag bekostigt und abends nach einer Feierstunde verabschiedet. Das Verhaltnis der Alt- und Nettbilrger ist dadurch gleich emn gutes geworden und ftir den DFD war diese Fahrt eine gute Propaganda. Kinderfest im Heimkehrer - Lager Engelsburg Am 19. Juli 1947 traf bei uns im Heimkehrer- lager Engelsburg em Transport mit Flticht- lingen aus Danemark em. Er brachte unter anderem die beachtliche Zahl von 246 Kin- dem mit. Wir nahmen uns vor, diesen Kindern durch ein Kinderfest eine Freude zu bereiten. Die Kinder selbst haben mit unerrntidlichem FleiB in tagelangem Bemilhen zum Gelingen des Kinderfestes beigetragen, sie, aus bei uns in Cberftille bliihenden Katzenpfotchen Kranze und Girlanden gewunden haben, Volkstanze und sportliche Leistungen ein- tibten. Aber auch die Mutter hatten ihre Vor- bereitungen zu treffen, indem sie noch einmal die Festtagskleider der Kinder aus den Koffern hervorholten mid diese sorgfaltig btigelten. Kurzum, jeder der nach Engelsburg kam, merkte, daB in Engelsburg eine erwartungs- voile, freudige Atmosphare herrschte. Fur die meisten der Kinder war es das erste Kinderfest, welches sie miterleben sollten. Ftir uns, die wir das Fest veranstalteten, brachten die Vorbereitungen groBe Sorgen mit sich, dean wir wollten uns nicht mit der Wiese voller Blumen begniigen, sondern wollten den Kindern auch etwas Besonderes bieten. Dank der Unterstiltzung durch den Demokratischen Frauenbund Deutschlands und die Markische Volkssolidaritat Templin ist es uns dann ge- lungen, die Kinder mit langentbehrten Kost- barkeiten zu erfreuen. So wurden allein 125 1- Milch, 10 kg Puddingpulver, 12,5 kg Bonbon, 10 kg Biomalz und eine Anzahl von Spiel- sachen gespendet. Es war em herrlicher Sonnentag mid die Freude hatte ihren Hohepunkt erreicht, als sich der Festzug vom Burgtor aus in Bewegung setzte und dann auf der Festwiese hinter dem Lazarett, dessen Terrasse wir mit Girlanden geschmtickt hatten. die Spiele und Tanze be- gannen. Es hatte sich schon herumgesprochen, daB es als besondere Uberraschung Kakao geben sollte, der uns vom Hilfswerk der evan- gelischen�Kirche gespeudet wurde. So gab es dann auch bei der Ausgabe einen groBen Jubel und helle Begeisterung, die anhielten, bis der letzte Teller mit Pudding, Bonbon und Obst verteilt war. Durch die Freude der Kinder wurde das Fest zu einem schtinen Familienfest, und viele werden voller Dankbarkeit an diesen Tag zu- riickdenken. Oberschwester Arnold, Lager Engelsburr Approved for Release: 2022/06/23 002668040 Approved for Release: 2022/06/23 002668040 �Fest der jungen Herzen" In Oberhof in Thurin- gen 1st das �Fest der jungen Herzen" festlich begangen worden. Frau- en des Demokratischen Frauenbundes, des Frau- enausschusses, der Volks- solidaritat, haben ver- eint mit der Gemeinde- vertretung, dieses Fest so rec.ht nach dem.Herzen der Kinder ausgestaltet. Mit einem Umzug der festlich geschmtickten Kinder wurde das Fest eingeleitet. Schnell ver- gingen ftir all die Kleinen � bei lustigen Spielen, Tanz, Gesang und Musik die Stunden, bis das Fest mit einem Wiirstchen- Essen semen Hiihepunkt erreichte. Eine Tombola, bei welcher jedem Kind sin kleines Geschenk zu- fiel, beendete das Fest. Gl�ekliche Kinderaugen dankten den Veranstal- tern. Aktivitat der Ortsgruppen Die Ortsgruppe Niederwiesa hat erst- malig einen Lehrer ilber das Thema �Frau find Schule" sprechen lessen. Die Ortsgruppe Plaue fiihrte im Umsied- lerlager eine Frauenversammlung durch. Es waren etwa 250 Frauen anwesend, die es als dankbar empfanden, daB der DFD ihnen die heutige Lage klar aufzeigte und .sie in ihr neues Leben einftihrte. Kreis Grofienhain: Der Kreisverband hat entscheidend mit- gewirkt bei der Sauberungsaktion der Biblio- theken von faschistischer, kolonialer und militaristischer Kinder- und Jugendliteratur. Kreis MeiBen: In den 12 Erfassungsbezirken des Kreises Meil3 en 1st im sogenannten �Siebener-Aus- schuB" je eine Frau. Flurschutzgruppen in jeder Gemeinde und Sondergruppen des Flurschutzes tiben miter Mitwirkung der DFD-Frauen ihre Tatigkeit aus. An den Schulentlassungsfeiern hat sich der DFD ebenfalls beteiligt. Eine Mitarbeiterin verfaBte dazu em Gedicht. Kreis Pirna: Die Ortsgruppe Ma xen hat einen Sonder- Wacheinsatz gebildet, der die Flurschutzwache in der Zeit von 11 bis 13.30 Uhr tibernimmt. 27 Frauen haben sich freiwillig gemeldet. Dieser Wachdienst hat gute Erfolge zu ver- zeic.hnen. Die Ortsgruppe St 01 pen des DFD hat bis jetzt far die Schulspeisung 100 Btichsen mit Frilchten und Gemtise eingekocht und Apfel getrocknet. Von 86 Urnsiedlern konnten 61 in Privet- ,quartieren untergebracht werden, wahrend ftir die restlichen 25, die in Gemeinschafts- quartieren leben, bis jetzt von den DFD- Frauen zweimal am Tage gekocht wurde. Stadt Wehlen: EM Kindergarten wurde eroffnet. Etwa 50 Kinder werden von einer geschulten Kin- dergartnerin mid einer Hilfe betreut. Durch Vermittlung des DFD erhalten 30 Kirder je acht Tage lang einen Mittagstisch in Privathaushaltungen. AnlaBlich der 700-Jahr-Feier veranstalteten die Frauen em Kinderfest und sammelten Wochen vorher von Dorf zu Dorf bei den Bauem, so clan jedes Kind drei Stuck Kuchen, einen Pudding mit Himbeersaft sowie emn 120-g-Wiirstchen mit Semmel bekam. Alle Personen fiber 65 Jahre erhielten am gleichen Tage em n markenfreies, kostenloses Eintopfgericht. Liebstadt Der DFD konnte f�r Umsiedler und Heimkehrer Bettstellen und Decken besorgen. F�r einen Umsiedler wurden Kleider, Wasche, Striimpfe und Schuhe besorgt und Arbeit vermittelt. Sehona: Ftir 25 unterernahrte Kinder wurde in bauerlichen Betrieben em n Freitisch fur je 14 Tage besorgt. Ebenso ktimmerte sich der DFD um die Sichtung und Ausgabe der Textilien und Schuhe. Kleinhennersdorf: 60 Kinder erhielten 4 Monate lang em n zu- satzliches Essen bei den Bauem des �rtes. 10 Kinder erhielten Ferienplatze, aber mit Gemeinschaftsverpcflegung. DFD und FA gehen jede Woche zu den Bauem sammeln, urn den Kindern die Zusatzverpflegung geben zu konnen. Langhennersdorf: In einem Zeitraum von 14 Tagen wurden etvva 1300 Portionen warmes Essen an die not- leidende BevOlkerung ausgegeben. Sebnitz: DFD und FA haben eine Notstands- kiiche ins Leben gerufen, in der taglich 1000 Personen em n warmes Mittagsessen be- kommen. Die Brennstoffversorgung ftir alte Leute und Kranke wird von den Frauen miritber- nommen. . Durch Skrunkmgen konnten Geschirr, dungsstileke, Schuhwerk und Topfe aus- gegeben werden. Heidenan: Der DFD fiihrte eine Schulentlassungs- feier im Jugendlieim durch. Die FDJ tiber- nahm den kulturellen Tell. Durch Samm- lungen in den bauerlichen Betrieben bekam jedes Kind eine SchUssel sulk Suppe, zwei be- legte Brotchen und em n Glas Mild-i. Von 63 Umsiedlern konrften 67 in Privet- wohnungen untergebracht werden. 11 Heidenauer Kinder fuhren fur 14 Tage in das Ferienlager Hohenstein. Verschiedene Bauernhofe konnten wegen Mangel an Material nicht fertiggestellt wer- den. Durch die aktive Hilfe der DFD- Frauen wurde Baumaterial fiir einen Alt- und mehrere Neubauern herbeigeschafft. In der Nahstube wurden 119 Stuck an Wasche und Kleidung fertiggestellt. In der Volksktiche wurden 5880 Portionen an 1003- Personen sowie in Betriebsktichen 373 Portionen an 44 Personen ausgegeben. Stollberg: Von den DFD-Frauen des Kreises Stoll- berg fanden sich 20 gemeinsam mit zwei Be- trieben zusammen, urn sich beim Ausschachten des �Heiligen Teiches" zu beteiligen, wo man das Problem der Trinkwasserversorgtmg fur die Stadt Stollberg Risen will. Kreis Ost-Priegnitz, Kyritz: Bei der Durchfiihrung der Erntefeste be- teiligten sich die Frauen des DFD in alien Gemeinden. Ftir die Umsiedler wurden Ver- steigerungen von Gemilse und anderen ge- stifteten Produkten veranstaltet. Besonders Bediirftige wurden beschenkt, die Kinder er- hielten Kaffee und Kuchen. Der DFD setzt sich weiterhin daftir em, daB die Kleinsiedler entweder Teilselbstversorger und bei Vor- handensein von vielen Farnilienmitgliedem sogar Normalverbraucher werden. Ferner stellte der DFD den Antrag auf Abschaf- fung der zusatzlichen Zwangsarbeiten fur die nominellen Mitglieder der NS-Frauenschaft und der NSDAP. Dem Antrag wurde statt- gegeben. Foist: Soziale Arbeit wird geleistet auf verschie- denen Gebieten. Jugendkontrollen werden wiichentlich am Sonnabend und Sonntag ge- meinsam mit der Polizei durchgefiihrt, um Jugendliche unter 16 Jahren dem Tanzboden fern zu halten. Kontrollen mit der Gewerbepolizei wegen Sauberhaltung der Geschafte und guter La- gerung der Lebenstnittel. Ferner werden samtliche Bezugsscheine fur Spinnstoffe, da Spinnstoffe noch Mengel- ware sind, gepriift. Die Arbeit der Speisung der 900 Kinder und 900 alten Leute wird von unseren Frauen gemacht im Verein mit der Markischen Volks- solidaritat. 160 Kinder werden (lurch die frei- willige Abgabe von Ziegenmilch betreut. Urn den Schulkindern, die absolut keine Schuhe haben, einen Bezugschein zu geben, wurden 650 Paar Kinderschuhe nach gewissenhafter Kontrolle ausgegeben. Geschaftsfiihrend gez.: Mar garete Schahn Warum wird der DFD in Berlin nicht genehmigt ? Der Demokratische Frauenbund Deutschlands besteht seit dem 9. Marz d. J. in der Sowjet- zone. Keine der Begrtinderinnen hat auch nun einen Augenblick daran gedacht, daB es Schwierigkeiten geben konnte, den Bund auch in Berlin aufzubauen. Die Vorbereitenden Komi,tees bestanden in Berlin und haben dort wie ilberall in der Zone eine aktive Arbeit geleistet und Tausende von Frauen fur den Bund interessiert. In Berlin ist die Genehmigung. des Kontroll- rates notwendig, wenn eine Organisation sich fiber ganz Berlin erstrecken soli. Win kiinnen es nicht gut verstehen, warum wir so lenge auf die Genehmigung des DFD ftir Berlin warten mtissen. Audi die Berliner Frauen verstehen nicht, warum man ihnen nicht die Moglichkeit geben will, all die wichtigen Auf- gaben, die eine Frauenorganisation in unserer heutigen Zeit hat, zu erffillen. , Die breite soziale Hilfsarbeit des Demokra- tischen Frauenbundes, die heute schon in den Provinzen geleistet wird, die kulturelle Arbeit und die Arbeit zur Umerziehung der Frauen zu wirklichen Demokraten, sollte doch den Kontrollrat bestirnmen, nun endlich auch die Berliner Organisation zu erlauben. Es ware schon gewesen, werm win auf unserer Bundes- ausschuB-Sitzung diese Tatsache bereits hatten verzeichnen konnen. 3 Approved for Release: 2022/06/23 002668040 Approved for Release: 2022/06/23 002668040 Die gemeinsamen Arbeitskommissionen des DFD und der ZFA In Durchfiihrung der Beschltisse von Halle des ZFA und des DFD sind auch die Arbeits- kommissionen der Frauenausschtisse gemein- same Kommissionen. Es bestehen Kommissionen auf folgenden Sachgebieten: 1. Kultur 2. Erziehung 3. Rechtsfragen 4. Arbeit und Sozialftirsorge 5. Volkswirtschaft/Hauswirtschaft 6. Gesundheitswesen Diese Kommissionen halten alle sechs Wochen In Berlin regelmaflig Sitzungen ab. Die Teilnehmerinnen an diesen Arbeits- kommissionen kommen aus allen Landern der Zone. Die Sachbearbeiterinnen halten sich wah- rend der Anwesenheit den Kommissionsmit- gliedern zur Verftigung urn Ausktinfte geben und selbst Fragen stellen zu k6nnen. So lernen sie nicht nur am besten die vielfaltigen Probleme, die .Note, die Unklarheiten in der Arbeit kennen, sondern sehen auch manchen Erfolg, spiiren, wie die neue Frauenbewegung sich nach anfanglich langsamen Vortasten, nun schon zielbewuBt entwickelt. Aber auch die Frauen linden sich zusammen, jede lernt durch Erfahrungsaustausch von der anderen. Der Kreis wird nicht nur immer groBer, sondern auch immer lebendiger. AuBer den Ver- treterinnen, die die Lander und Provinzen beider Frauenorganisationen entsenden, neh- men eine groBe Anzahl Berliner Fachkrafte an den Diskussionen und der Ausarbeitung von Stellungnahmen teil. Diese Mitarbeit ist� eine ehrenamtliche. Bei den Juristinnen sind es die in Berlin tatigen Richterinnen, Rechtsanwaltinnen und Juristinnen, die in den Verwaltungen amtieren. Die Kommission ftir Gesundheitswesen sieht unter den Anwesenden regelmaBig zahlreiche Berliner Arztinnen, eine Tierarztin, eine Apothekerin, Krankenschwestern, Ftirsorge- rinnen, Heilgymnastikerinnen sowie die Arz- tinnen aus den Verwaltungen. Leiterin dieser Kommission ist seit jeher Frau D r. Duran d- We ver , die bei der Grtindung des DFD zur ersten Vorsitzenden gewahlt wurde. Die Kommission Volkswirtschaft/Hauswirt- schaft erganzt die Vertreterinnen aus den Landern und Provinzen durch eine Reihe praktischer Berliner Hausfrauen, durch werk- tatige Frauen aus den Betrieben und durch Volkswirtinnen. Leider ist es uns hier noch nicht gelungen, regelmaflig auch Bauerinnen zu den Sitzungsteilnehmerinnen zu zahlen. In der Erziehungskommission, die sich von der bisher gemeinsam geftihrten Kommission Kultur und Erziehung losgetrennt hat, werden Kindergartnerinnen, Schulhelferinnen, Neu- lehrerinnen, erfahrene Padagoginnen und Schulratinnen hinzugezogen. Das Bestreben, die en Kreis durch werktatige Mutter zu er- we ern, muB sehr begrint werden. Ein sehr groBer Kreis aus Berlin diskutiert mit den auswartigen Frauen in der Kom- mission Kultur. Es sind zum Teil bekannte Personlichkeiten aus dern Berliner Kultur- leben, aus den Redaktionen, vom Film, es sind Dichterinnen, Schriftstellerinnen, Schauspiele- rinnen, Rezitatorinnen. Dieser Kommission hat der DFD bereits eine Anzahl neuer starker Krafte zugeftihrt, die aktiv in der Kulturarbeit stehen und die die Arbeitsfahigkeit der Kommission noch wesentlich steigern. Zu erwahnen ist noch, daB die FDJ, der FDGB und die Vereinigung� der gegenseitigen Bauernhilfe zu allen Sitzungen regelmaBig Vertretungen ent- senden. Auch die verschiedenen Zentral- verwaltungen nehmen regen Anteil an unserer Arbeit. Ein tiberparteilicher Kreis von ins- gesaint mehr als 300 Frauen findet sich hier alle webs Wochen zusammen, in dem sich auch die jtingeren Frauen und Madchen Geh�r ver- schaffen. 4 Eine Zeitungsreporterin, die unsere Arbeit in den Kommissionen kiirzlich darstellen wollte, stellte bei der ersten Unterredung die Frage: So, da sitzen Sie alle urn den grtinen Tisch und diskutieren, ohne die Meinung der Masse der Frauen, insbesondere der werk- tatigen Frauen in Stadt und Land geh6rt zu haben,"(ifine zu wissen, wie die Umsiedler- frauen zu den Zeitproblemen stehen. 1st es nicht ganz wesentlich ftir Sie zu wissen, wie diese Frauen beispielsweise tiber die An- wendung des � 218 oder tiber die Neugestal- tung des Nichtehelichenrechtes oder fiber die demokratische Schulreforrn denken? Sie wurde aufgeklart, daB die Vertreterin- nen der Lander und Provinzen und mar jetzt aus beiden Frauenorganisationen, Frauenaus- schtissen und DFD, die Diskussionen ent- weder schon in die kleinen Dorfgemeinden getragen und die Ergebnisse bereits zusam- mengefaBt in der Aussprache in Berlin ver- treten, oder daB sie zurtickgehen und die Problerne in den bei den Landern und Pro- vinzen bestehenden analogen Kommissionen besprechen. Von dort gehen Referentinnen in die Kreise und der Kreis tragt die Diskussion in die letzte Dorfgemeinde, in der die Bauerin und die Landarbeiterin, in der die Umsiedler- frau ihre Meinung sagt und dies geschieht oft recht laut, so daB die Gewahr gegeben ist, daB sie an unserem Tisch, der so grtin nicht ist wie er scheint, gehort und verwertet wird. Zwei Beispiele nur von vielen sollen hier ftir die Tatsache sprechen, daB den Kom- missionen die Fragestellung bald von drauf3en aus den Dorfern, bald vom Vorstand oder der Leitung zugetragen wird, oder aus der Arbeit der Kommissionen selbst sich ergibt. Die Dis- kussion urn den � 218 flammte in den D6rfern auf, in denen besonders viele Umsiedler untergebracht sind. Das ist verstandlich, denn dort wurde deutlich, daB die Fassung des � 218 den gesellschaftlichen Gegebenheiten nicht mehr entspricht. Handelt es sich aber urn neue fortschrittliche Verordnungen, bei- spielsweise der Deutschen Verwaltung fur Arbeit und Sozialftirsorge, oder urn Richtlinien fiir die Arbeit der Sexual- und Eheberatungs- stellen, so tragen wir die Diskussion tiber die Lander und Provinzen in die Kreise und diese wieder in die D6rfer und wir freuen uns im- mer, wenn aus der Masse der Frauen neue Gesichtspunkte dargelegt werden, die meistens recht beachtlich sind. Diese Arbeitskommissionen sind Gremien, die geschaffen wurden zu dem Zwecke, grilnd- lithe auf demokratischer Grundlage fur endgiiltige Entscheidungen auf den ver- schiedenen Fachgebieten zu leisten. Oft ergibt es sich, daB eine Arbeitskommission dem Vor- stand zur iThergabe an die Offentlichkeit eine Resolution empfiehlt. So wurde vor etwa einem Jahr, angeregt durch die Arbeitskom- mission Air Gesundheitswesen gefordert, dal3 bei Razzien in den Lokalen nicht nur die Frauen rind Madchen, sondern auch die Manner sich zur Untersuchung stellen sollen. Die Resolution verhallte nicht ungeh6rt und war der AnlaB, daB die Technik der Razzien in dem von uns geforderten Sinne geandert wurde. Samtliche Sitzungen der Arbeitskommis- sionen werden in ausfiihrlichen Protokollen festgehalten, die den Vorstandsmitgliedern und alien an- und abwesenden Mitgliedern der betr. Arbeitskommission zugehen. Die Praxis der Arbeit in den Arbeitskommissionen hat uns gezeigt, daB es zweckmaBig ist, Eir 'jedes Arbeitsgebiet em n Programm im voraus festzulegen. Es ist eine groBe Verantwortung, die dens Vorstand des DFD und die Leitung des Zentralen Frauenausschusses den Arbeits- kommissionen tibertragen haben und zwar so- wohl zentral als auch im Landes- bzw. Pro- vinzmaBstab. Der gesamte Komplex von Fre- ' gen, von deren fortschrittlicher Losung die Neuforniung unseres gesellschaftlichen Lebens abhangig ist, drangt dort zur Behandlung, sind vorbereitet zur Stellungnahme in der Offentlichkeit. Wohl debattieren jenseits der Zonengrenzen oder auch in einigen wenigen Berliner Bezirken Frauengruppen tibe,r dieses oder jenes Einzelproblem. Es geht aber darum, daB die Gesamtheit der Frauen systematisch mitbaut an dem Fundament, auf dem emn neues friedliebendes Deutschland sich grtin- den kann. Die Arbeitskommissionen haben die Aufgabe, einen guten Teil der Vorarbeiten hierftir zu leisten. Charlotte iflol3 Aus der Arbeit der Juristisehen Kommission Die Neugestaltung des Nichtehelichen-Rechts Die moralische Grundlage des Btirgerlichen Gesetzbuches (BGB) ist in vielen Gesetzen tiberholt und entspricht nicht mehr der Wirk- lichkeit. Da wo es sich besonders urn die familien- rechtlichen Gesetze handelt, mull die Frau in gleicher Weise wie der Mann an der Neugestal- tung beteiligt sein. Sie steht gleichwertig neben ihm als Ehekameradin in der Arbeit wie im offentlichen Leben. Diese Stellung mull gesetzlich unterbaut werden. Die gesellschaftliche Stellung des unehe- lichen Kindes mull gehoben werden, es mull eine geordnete Erziehung haben und seine wirtschaftliche Lage gebessert werden. Das un- eheliche Kind muB dem ehelichen Kind gleich- gestellt werden, ohne dabei die sittliche Stellung der Ehe anzutasten. Ein Ansatz wurde schon in� der Weimarer Verfassung gemacht (� 3121). Man mull der Zeit Rechnung tragen, daB viele Frauen heute nicht heiraten konnen und die Zahl der un- ebelieher, Kindev vorlaufig nicht sinken wird. Wahrend frilher die soziale Herkunft des un- ehelichen Kindes meist nur in den unteren Schichten der Bevolkerung lag; so hat die Zahl in den gehobenen Standen zugenommen. Bio- logisch gesehen hat em n unehelithes Kind die- selben Anlagen und Fahigkeiten wie eheliche Kinder. Erst die sozialen und finanziellen Urn- stande wirken oft nachteilig auf den Charakter des Kindes und ziehen eine hohere Prozent- zahl der Jugendkriminalitat nach sich. Die Rechtkommission hat nun folgende Neu- gestaltung vorgenommen: Die ,elteafche Gewalt Der Mutter wird die voile elterliche Gewalt ilbertragen. Das heiBt, daB sie neben dem be- stehenden Sorgerecht auch alle anderen Fra- gen betreffend der Erziehun.g des Kindes zu entscheiden hat und das Kind gesetzlich ver- tritt. Allerdings erlangt mit der Geburt des Kindes das Jugendamt des Geburtsortes die Amtspflegeschaft fiber das Kind, die sich auf die WAhrnehmung seiner Rechte gegenirber dem Vater erstreckt. (Klarung der Vaterschaft, Regelung des Unterhaltes, notfalls zwangS- weise Beitreibung.) Die minderjahrige Mutter hat nur die Personensorge. Wenn aber die voll- jahrige Mutter gewillt turd in der Lage ist, die Rechte des Kindes gegentiber dem Vater allein wahrzunehmen, so kann die Amtspflege durch das Vormundschaftsgericht aufgehoben wer- den, aber ebensogut bei Bedarf neu beantragt werden. Ref der heute angestrebten volligen Gleich- stellung der Frau mull ebenfalls eine Unter- haltspflicht der Mutter gegeben sein. Warum soil sie nicht wie die Witwe und ehelich allein- stehende Frau ftir ihr Kind aufkommen? Sie wird so oft von dem Gedanken geleitet: �Der Mann mull zahlen." Selbstverstandlich soil er semen festgesetzten Anteil zahlen. Dazu ist aber erst einmal notwendig: Die Festsitellung der Vaterschaft Die Mutter kann zur Angabe des Vaters nicht gezwungen werden, aber das Jugendamt ist im Interesse des Kindes berechtigt, auch gegen Approved for Release: 2022/06/23 002668040 Approved for Release: 2022/06/23 002668040 den Willen der Mutter den Vater festzustellen. Hat em n Mann freiwillig oder festgestellt die Vaterschaft anerkannt, so kann, solange die- selbe nicht mit Erfolg angefochten ist, kein anderer Maim sie wirksam anerkennen. Wie ist es nun, wenn die Mutter zur selben Zeit mit mehreren Mannem Umgang pflegte, der so- genanntenMehrverkehrseinrede,wo- bei nach gilltigem Becht die Feststellungs- und Unterhaltspflicht des Vaters entfallt, was sehr bequem ftir leichtsinnige Manner ist. Das Kind dann us offentlichen Mitteln, wie in RuBland und Prankreich, zu unterstiitzen und zu erziehen, entfallt einmal wegen unserer wirt- schaftlichen Lage, andererseits soil die Stellung des Kindes gehoben werden und es soli sobald wie mOglich bei einem Elternteil aufwachsen. Deshalb soil bei mehreren in Frage kommen- den Mannem em n bestimmter Mann vom Vormundschaftsgericht eingesetzt werden. Der Vater kann mit Hilfe von Blutproben fest- gestellt werden. Die H6he des Unterhaltes richtet sich in erster Linie nach der Lebens- stellung der Mutter, denn meistens wachst das Kind bei ihr auf. Dieser Unterhalt umfaBt den gesamten Lebensbedarf sowie die Kosten der Erziehung und Berufsausbildung. Die Mutter hat einen angemessenen Beitrag dazu zu leisten. Beim Vater erhoht und verringert er sich je nach Vermogenslage und irn Hinblick auf die Unterhaltspflicht gegentiber seiner Frau und den ehelichen Kindern. Es sollen auch ktinftig die beiderseitigen GroBeltem bei Leistungsfahigkeit Unterhalt gewahren beim Tode beider Elternteile. Wachst das Kind bei der Mutter auf, so soil der Vater, abgesehen von der Unterhaltspflicht, in keiner Form bei der Erziehung des Kindes beteiligt sein. Der Name Das Kind tragt den Namen der Mutter, den diese im Zeitraum der Geburt tragt. Heiratet die Mutter einen anderen Mann, so kann der Stiefvater mit ihrer Einwilligung seine Na- menszuteilung beantragen. Das Erbrecht Zum Schluf3 sind noch einige Worte tiber das Erbrecht zu sagen. Viele Frauen .strauben sich gegen die dleichstellung des unehelichen Kindes nicht aus moralischen Griinden;-son- dem well sie das Erbe des ehelichen Kindes fiir gefahrdet ansehen. Es muB aber im Gegen- satz zum geltenden Becht dem nichtehelichen Kind em gesetzliches Erbrecht eingeraumt werden. Solange aber das eheliche Giiterrecht noch nicht insoweit geregelt ist, da13 der Frau bei Auflosung der Ehe em Anteil an dem in der Ehe erworbenen Vermogen zufallt, kann dem nichtehelichen Kinde nicht das voile Erb- teil gegeben werden. Es entsteht hochstens emn Anspruch in H6he der Halfte des gesetzlichen Erbteiles eines ehelichen Kindes. Das Kind soil aber mit Adoptivkindern und anderen nicht- ehelichen Kindern zu gleichen Teilen erben und den ganzen NachlaB, wenn es mit ent- femteren Verwandten miterbt. Der Vater ist nicht gehindert, dem Kinde nur einen Pflicht- anteilsanspruch zukommen zu lessen. Hat das uneheliche Kind geerbt, so entfallen alle Unterhaltsansprtiche gegen die Erben fiir die Zeit nach dem Tode. Rilckstandige Unterhalts% anspriiche mtissen von den Erben wie sonstige NachlaBschulden gezahlt werden. Aenderungs -Vorschlag zum Adoptivrecht Es hat sich in der Praxis gezeigt, daB em Tell des Adoptivrechtes als tiberholt anzusehen 1st. Der juristischen Kommission erschienen einige Vorschriften besonders reformbedtirftig. Da viele Kinder durch Faschismus und Krieg Waisen geworden sind, soil ihnen emn neues Elternhaus geschaffen werden. Die beste Hilfe ist Annahme an Kindesstatt, die nach geltendem Becht erschwert ist. Darum hat die Kommission das Ge_setz(tiberarbeitet und eine fortschrittlichere und unserer Zeit entspre- chende Fassung formuliert. Nach bisherigem Recht dads der Anneh- mende kein eheliches Kind haben. Es soil dadurch das Erbrecht des ehelichen Kindes nicht geschmalert werden, besonders bei Fami- lierifirmen und Familiengtitern. EM Schutz derartiger Interessen scheint nicht mehr ge- rechtfertigt. Damit durch Adoption der not- wendige Unterhaltsaufwand fur die an- deren Kinder nicht gefahrdet werde, soil emn Adoptivantrag zwischen Ann ehmenden und An zunehmen den auch alle materi- ellen Voraussetzungen nachprtifen und fest- setzen. Zeigen sich die materiellen Grundlagen als unwahr, mull eine Moglichkeit der Anfechtung des Adoptionsvertrages gegeben sein. Eine Aufhebung des Vertrages mull eben- falls moglich sein, wenn die gesetzlichen Vor- aussetzungen in Wahrheit nicht .vorgelegen haben. So z. B., wenn em ftir tot erklarter Elternteil sich wieder meldet (em heutzutage nicht seltener Fall)). Diese Aufhebung mull von behordlicher Stelae beantragt werden. Der Kommission erscheint nun das Jugendamt als die berufene Behorde, urn das Fehlen ge- setzlicher Voraussetzungen geltend zu machen. Im geltenden Becht mull der, der em Kind adoptieren will, das 50. Lebensjahr vollendet haben. Man 1st einmal davon ausgegangen, dal3 in diesem Alter mit ehelichen Abkomm- lingen in den meisten Fallen nicht mehr zu rechnen 1st. AuBerdem mull der Annehmende unbedingt eine sittliche Reife haben, um sich fiber seine ilbernommene Pflicht voll bewuBt zu sein. Das Alter ist nun auf Vollendung des 30. Lebensjahres herabgesetzt, bei einem Altersunterschied von 18 Jahren. Denn es soil ja die Herstellung eines wirklichen Eltern- und Kindesverhaltnisses im Vordergrund stehen. Ferner soil das Kind, das von einer Frau an- genomrnen wird, stets den zur Zeit der An- nahme giiltigen Familiennamen der Frau fiihren. Das Erbreeht ist so geregelt, daB das Adog_t- tivkind g'eine Eltem beerben kann. Auch hier kann man nicht sagen, daB em n eheliches Kind benachteiligt werden mull. Jeder Vater kann ja sein Kind enterben oder aufs Pflichtteil setzen. Ebenso liegt kein AnlaB vor, den, der emn Kind adoptiert hat, von einer Erbschaft aus- zuschlieBen, denn es konnte semen ehelichen Kindern zum Nachteil werden. Das eheliche Giiterrecht Die juristische Kommission hat jetzt die Ab- anderung des ehelic4en Gilterrechts in Angriff genommen. Das eheliche Gilterrecht regelt die vermogensrechtliche Lage der Ehegatten unter sich und in Beziehung zu Dritten. Zuerst mull das Verhaltnis der Ehegatten untereinander neu geregelt werden, ausgehend vom Grund- satz der Gleichberechtigung der Frau. Das Gesetz ist am Ende des vorigen Jahr- hunderts zustande gekommen, wo der Mann die dominierende Stellung im Hause einnahm und die Tatigkeit der Frau sich auf den Haus- halt und die Erziehung der Kinder beschrankte. Diese Einstellung entspricht nicht mehr den Erfordernissen der Gegenwart. Die Frau tragt genau so die Sorgen urn das Wohl der Familie wie der Mann, sie steht in der Arbeit und im offentlichen Leben. .* Mann und Frau sind gleich zu werten und dem ist bei der Vermogensregelung Rechnung zu tragen. 1st im gtiltigen Becht zwischen den Ehegatten kein Vertrag geschlossen bei Ein- gehung der Ehe tiber die Regelung des Ver- mOgens, so tritt der gesetzmaBige Giiterstand ein, bei dem die Frau sehr schlecht weg kommt. Das Gesetz unterscheidet dabei e in - geb r a cht e s'G u t und Vorbehaltsgut. Eingebrachtes Gut ist das gesamte Vermogen der Frau bei der EheschlieBung und jenes, welches diese wahrend der Ehe erwirbt, es ist der Verwaltung und NutznieBung (Verftigung tiber Mieten, Zinsen usw.) des Mannes unter- worfen. Vorbehaltsgut ist eirunal des vom Gesetz bestimmte ganz personliche Eigentum der Frau, wie Schmuck, Kleidung usw., die ganz pers6nlichen Hochzeitsgeschenke an die Frau � wahrend die Mitgift eingebrachtes Gut ist. * Ferner konnen dartiber hinaus bestimmte VermOgenswerte durch Vertrag der Eheleute zum Vorbehaltsgut erklart werden. Drittens ist die Zuwendung Dritter oder eine Erbschaft vom Dritten Vorbehaltsgut. In diesem gesetzlichen Giiterrecht ist die Verftigungsgewalt der Frau weitgehend be- schrankt. Auch bei den gilltigen, vertraglich geregelten Gtiterstanden kommt die Frau schlecht weg. Es wiirde zu welt fiihren, sie hier alle ein- zeln darzustellen. Kurz gesagt unterscheidet man zwei Prinzipien dabei: Einmal das der Gtitergemeinschaft, wobei der Mann mit gerin- gen Abweichungen das gesamte Gut verwaltet, demgegentiber steht die Gtitertrennung, die der Frau eine freie Verfiigung tiber ihr ge- samtes eingebrachtes Gut zugesteht, aber ihr keinen Anteil an dem wahrend der Ehe erivor- benem Gute laBt. Bei der-Neugestaltung des Gesetzes mull eine Losung gefunden werden, einen Giiterverband herzustellen, der beiden Grtmdsatzen gerecht wird. D. h. die Frau mull schon wahrend der Ehe selbstandig handeln und verfilgen konnen, einmal tiber ihr eingebrachtes Gut, femer aber such einen Anteil und em Verftigungsrecht an dem wahrend der Ehe Errungenem haben, auch wenn sie in der Ehe nicht berufstatig ist, son- dem nur als Hausfrau dazu beitragt, durch gute Haushaltsfiihrung das gemeinsam Erwor- bene oder juristisch gesagt �Die Errungen- schaft", zu vergroBern. Dazu ist notwenclig, die Hausarbeit der Frau ganz rechtlich anzuerken- nen. Eel Trermung der Ehe mull der Frau ebenfalls el angemessener Anteil zugestanden werden. Es mull em Modus gefunden werden, ob man sich wahrend der Gilltigkeit einer Ehe auf Gtitergemeinschaft oder auf Giltertrennung in bezug auf eingebrachtes Gut einigt. Die Ehe soli eine Vereinigung von Leib und Seele dar- stellen, em harmonisches Ganzes, und Mann und Frau sollen gleichwertige Lebenskamera- den sein. Man mull aber auch besonders heute weitgehend den Gedanken fallen lessen, daB Ehen geschlossen werden, bei denen groBere VermOgenswerte von einem Ehegatten ein- gebracht werden. D arum wird die gr 6- B ere Rolle bei der Neugestaltung des ehelichen Gilterrechtes die FragederErrungenschaftspielen. Die Arbeitskraft der Frau mull so gewertet werden, daB sie einen Anteil an dem wirtschaftlich Erworbenen hat. Diese drei bis jetzt von der Juristischen Kommission in Angriff genommenen Rechts- abschnitte sollen umgestaltet werden. Das Diskussionsmaterial wird aus ellen Landern und Provinzen der sowjetischen Zone gesam- melt, mit dazukommenden Beitragen aus dem Westen. In jedem Land und jeder Provinz sind Unter- kommissionen gebildet, die sich eingehend mit samtlichen ftir und wider "ler neuen Vor- schlage befassen, zusammengetragen von Ju- ristinnen und Laien aus alien Volksschichten. Das gesamte Material wird n�ingehender Prilfung und einzelnen Ref eraten von den Kommissionsmitgliedern, bestehend aus juri- stischen Fachkraften der einzelnen Lander und Provinzen, durchdiskutiert und nach eingehen- der Prilfung wird dann eine Empfehlung tther die Abanderung gefaBt. Der Begriff �Lebenskamerad" in der Sozialversicherung In der neuen sozialen Pflichtversichertmg hinsichtlich der Leistungen wird in den �� 33 und 38 die mit dem Versicherten zusammen- lebende Lebenskameradin der Ehefrau gleich- gestellt. In den Ausfiihrungsbestimmungen zu die- sen �� heiBt es: �Lebenskamerad sind verheiratete, ver- witwete oder rechtskraftiggeschiedene Per- sonen beiderlei Geschlechts, die in einem auf Dauer abgestellten eheahnlichen Ver- haltnis einen gemeinsamen Haushalt fiihren. Sind em oder mehrere gemeinsame Kinder vorhanden, so wird eine Lebenskamerad- schaft auch dann vermutet, wenn aus raum- lichen oder sonstigen Griinden em dauern- des Zusammenwohnen nicht moglich ist." Dies stellt fur Deutschland eine vollige Neuerung dar. In anderen Landern gibt es diesen Begriff bereits. In Frankreich z. B. ist der Begriff �Lebenskamerad" bekannt und anerkannt.--Es ist zu begrilBen, daB es in der Sozialversicherung nun auch bei uns eine solche Auffassung gibt. Die Beratungsstellen der DFD miissen diese Neuerung beachten. 5 Approved for Release: 2022/06/23 002668040 Approved for Release: 2022/06/23 002668040 Die Verfassungskommisson des DFD Der Vorstand des DFD hat beschlossen, eine Verfassungskommission zu grtinden, die von Parlamentarierinnen unter Mitarbeit von Juristinnen die Frauenforderungen zur Ver- fassung formuliert. Die Arbeit an der Vor- bereitung der Verfassung ist sehr eilig. Solite es wirklich, wie man hofft, auf der Londoner Konferenz zu einer Verhandlungsbereitschaft tiber den Frieden mit Deutschland kommen, so konnte es sein, daB der Bund, wie bereits auf der Moskauer Konferenz vorgeschlagen, bet einem evtl. Konsultationsrat mit heran- gezogen wird. Auf jeden Fall mtissen wir durch Vorarbeiten beweisen, woftir wir ein- treten. Die verschiedenen strittigen Fragen milssen in den einzelnen Landem durchgearbeitet werden. Jedes Land soil seine Vorschlage, deren Verschiedenheiten sich teilweise infolge der verschiedenen Weltanschauungen bilden, frier an die Kommission leiten, wo sie noch einmal durchgearbeitet werden. Es sollen die verschiedenen Verfassungen gegentibergestellt und die tinwande zu dieser oder jener Frage nachgeprtift werden. Wir Frauen mtissen zu brennenden politischen Fragen Stellung neh- . men, z. B., welehe Befugnisse dart der Reichs- prasident haben und wie kann er durch das Parlament kontrolliert werden. So sagt z. B. Artikel 46 der Weimarer Verfassung, der Reichsprasident ernennt und entlaBt die Reichsbeamten offiziell. Im Entwurf der SED ist dazu das Parlament berechtigt, aber nicht eine einzelne Personlichkeit. Ferner hebt die Weimarer Verfassung im Artikel 48 die Rechte der Volksvertretung auf und erledigt die De.= mokratie durch die Demokratie. Bei der ersten Sitzung konnte dank der Vorarbeit von Frau Kern, der Leiterin der Verfassungskommission, eine lebhafte Diskus- sion durch Gegentiberstellung der Regelung der Gleichbereehtigung der Frau in den einzelnen Verfassungen eingegangen werden. Nach der Weimarer Verfassung war vorgesehen, daB Manner und Frauen grundsatzlich die gleichen Rechte haben sollen. Wir haben es erfahren, daB das Wort �grundsatzlich" Ausnahmen zu- Verschiedene Verfassungen haben sich noch heute dem Worte �grtmdsatzlich" ange- schlossen. Sehr gingen die Meinungen aus- einander bei folgendem neu aufgestelltem Satz: �Alle gesetzlichen Bestimmungen, die der Gleichberechtigung der Frau entgegen- stehen, sind auf gehobe n." Es soil damit erstrebt werden, daB die gesamte Gesetz- gebung sich den verfassungsmalligen Grund- satzen anpassen soil. Es wurde bemerkt, daB wenn man auch noch so fortschrittlich ein- gestellt ist, doch in Betracht gezogen werden mull, daB eine gewisse Rechtlosigkeit ent- stehen wiirde bis zur Gilltigkeit der neu zu gestaltenden Gesetze. Es sei darum besser, sich den Verfassungen anzuschlieBen, die emn ,,sind aufzuhebe n" eingesetzt haben. In diesem Falle sei allerdings eine Befristung der Zeit in der sie aufgehoben sein miissen, erforderlich. Ferner ,wurde diskutiert tiber �Gleicher Lohn ftir gleiche Arbeit" � oder �Gleicher Lohn filr gleiche Arbeit und Leistung" bei Frauenarbeit. Bei verschiedenen Verfas- sungen kam es deswegen zu parlamen- tarischen Kampfen. Ebenso bei dem Satz �Die auBereheliche Mutter steht der eheliehen gleich". Teilweise befassen sich die Verfassungen tiberhaupt nicht mit diesem Problem. Die These mtiBte so gestellt werden, daB das uneheliche Kind geschtitzt wird. Frau Kern meinte, die Folgen des Hitlerkrieges haben einen derartigen Umschwung in das gesarnte Frauenleben gebracht, daB eine gerechte Re- gelung gefunden werden miisse, die den neuen Verhaltnissen Rechnung tragt. Diese erste Sitzung mit ihrer lebhaften Diskussion hat allein schon gezeigt wie brenn end sich das F u r und Wider der einzelnen Fragen gegentibersteht und wie notwendig es ware, wenn jede deutsche Frau die Zeit eriibrigen wurde, sich eingehend mit diesen Fragen zu beschaftigen und dazu Stellung zu nehmen. Handelt es sich hierbei doeh urn die auBere und innere Neugestal- tung des deutschen Reiches und dadurch um die Zukunft der deutschen Frauen und Kinder. Es ist toricht zu sagen, es habe alles keinen Sinn und Zweck. Nur das Zusammenwirken eller Krafte und der bewuBte Einsatz eller Menschen kann Deutschland zu neuem Leben erwecken. Aus dem Westen Demokratischer Frauenbund in K�ln In K�ln hat sich em n vorbereitendes Komitee gebildet, welches die Lizenz zur Griindung einer Gruppe des Demokratischen Frauen- bundes beantragt hat. Die Gruppe ist sehr aktiv, sie hat Lesemappen ausgelegt, in denen die Zeitung �V on Frau zu Fr a u" ellen Frauen zur Verftigtmg gestellt wird. Das ist eine gute Anregung, die man auch bei uns verwirklichen sollte, indem man unser Bundes- blatt und �Neues Frauenleben", die Zeitung des Sachsischen Landesverbandes, sowie �Ftir Dich" in unseren Geschaftsstellen in Lese- mappen auslegt. Bericht vom Bodensee Ich will versuchen, Ihnen einen kleinen Vbersichtsbericht ilber die Situation in Lin- den zu geben. . Der Kreis Lindell hat etwa 45 000 Einwohner und ist em n kleiner Zipfel Bayerns, der in die franzosisch besetzte Zone hineinragt. Es ergibt sich deshalb der merkwiirdige Zustand, daB wir franzosisch verwaltet, aber amerikanisch verpflegt werden. Die Bevolkerung ist vor- wiegend katholisch und der EinfluB der Kirche ist besonders auf dem Lande sehr groB. Zur Fr au enf rage, die Sie ja beson- ders interessiert, kann ich Ihnen von Lindau selbst nichts Positives sagen. In Freiburg 1st der Demokratische Frauenbund im Entstehen. Seit kurzer Zeit ist in Lindau em n Wohlfahrts- bund gegrtindet worden, dem ich such an- gehore, und der vorwiegend von Frauen ge- leitet wird. Dieser Wohlfahrtsbund ist zur Zeit 6 bemiiht, em n Kinderheim im Allgau einzurich- ten, urn deutsche Kinder aus zerstorten GroB- stadten zur Erholung aufnehmen zu ktinnen. AuBerdem besteht em n Kreis-JugendausschuB, zusammengesetzt aus Vertretem der vier Par- teien, in den ich gewahlt wurde, der aber noch nicht in Funktion getreten ist. Meine personliche Meinung tiber die Frauen hier ist die, daB sie im allgemeinen von Politik wenig wissen wollen, sicp auch nie damit be- schaftigt haben. Nur wenn man mit ihnen tiber ihre alltaglichen Sorgen und Schwierigkeiten spricht sind sie aufgeschlossen und bereit sich zu auBern. Bei einer Abstimmung tiber die Prtigelstrafe haben 60 0/0 der Eltern fiir die Prtigelstrafe gestimmt. Vielleicht sind sich viele Miitter tiber die Tragweite eines solchen Entschlusses nicht im klaren, in jedem Falle kann die Prilgelstrafe -kein Ersatz ftir die vaterliche Autoritat sein. Interessant ist, daB in den land- lichen Bezirken der Prozentsatz fiir die Pei- gelstrafen viel hiiher ist, als in denen, wo die politischen Parteien schon fester verankert sind, aufklarend und erzieherisch gearbeitet haben und Ira offentlichen Leben eine groBere Rolle spielen. Da ich selber drei Kinder habe hat mich dieses Problem nattirlich besonders interessiert. Was sagt die Frau dazu? Ein Vertreter der CDU in Lindell, Herr Gottler, stellte in einer Kreisversammlung den Antra g, daB dj Hauptreferate der Kreisverwaltung in Zukunft nur no von mannlichen Arbeitskraften besetzt werden sollen. Solch rtickschrittliche Auffassung in einer Zeit, in der die Frauen bereits bewiesen haben, daB sie den Mannern in ihren Leistungen nicht nachstehen und in vielen anderen Orten schon fiihrende Positionen innehaben! Herr Hundhammer scheint Schule zu machen. Das wird die Frauen aber nicht hindern, mit eller Energie ihre Gleichberech- tigung zu verteidigen und sich durch der- artige Antrage in der Verfolgung ihrer Ziele keineswegs beeintrachtigen zu lessen. Die Generation des Jahres 2000 � � Wenn wir die Mehrheit der Frauen zur Mit- arbeit an den gewaltigen Aufgaben unseres Jahrhunderts gewirmen wollen, so erfordert das von dem Demokratischen Frauenbund Arbeit an der Entwicklung und Bildung eines. fortschrittlichen BewuBtseins der Frau. BewuBtseinsbildung steht in standiger dia- lektischer Wechselwirkung mit dem gesell- schaftlichen Sein und verandert sich mit dessen Verandertmgen. Dies geschieht nicht 012111V,IJI112110211211211111111111121121121121 111111 Werbt Mitglieder fiir den DID V-1.- F.-4 eirolordirdimarllgolmminClIIMID mechanisch und automatisch, sondem nach bestimrnten, oft schwer erkennbaren psycho- logischen Gesetzen. Diese mussed wir zu erforschen suchen, wenn wir die BewuBtseinsentwicklung der Frau beeinflussen wollen, wenn wir sie in ihrer Sprache anreden wollen. Wir ha,ben _also zusatzlieh zu unseren kon- kreten, praktisch-materiellen Aufgaben und tiber diese hinaus Aufgaben der Besinnung, der Theorie, der Wissenschaft zu losen. Wir brauchen die Anwendung bestimmter Metho- den � ich nerme als Beispiel nur die Um- frage, die Erhebung und ihre Auswertung zur Erkennung der Wirklichkeit des heutigen Frauenlebens, -denkens, -fiihlens und -stre- bens. Der gesamten Lage der Frau gelte des Studium unserer Psychologhmen, Arztinnen, Padagoginnen, Sozialoginnen und Kiinstle- rinnen. Diese alle sollten wir im DFD zu Kommissionen zusammenfassen, in denen Aufgaben gestellt und Arbeitsweisen ent- wickelt werden konnen. Es soli entstehen als Ziel und Ms Wirk- lichkeit die Gestalt der neuen Frau, denn es handelt sich in unserem Jahrhundert um rnehr als um die bloBe �Gleichberechtigung" der Frauen, narnlich urn die Entwicklung zu finer neuen Gesellschaft, zu einer anderen Kulturepoche, in der die Frau erst ihren vollen menschlichen Anteil nimmt an der Gestaltung des gesamten Lebens. In den Schulen sitzen vor uns die Kinder, die Madchen, die die Frauen des Jahres 2000 sein werden.... Auf welches Bild einer neuen Frau hin wollen wir sie erziehen? Wir deutschen Frauen sind belastet mit einer Tradition, die sich oft wie eine schwere starre Kruste urn alle fortschrittlichen, kiihnen, zu neuen Ldsungen drangenden Krafte legt. Diese Tradition ergab sich aus der politischen Entwicklung Deutschlands mit ihrer Enge, Kleinstaaterei und Kieinstadterei, wo unter SpieBertum und Reaktion ganz be- sonders die Frau in Familie und rtickstandi- gem Haushalt zu leiden hatte. Diese Kruste miissen wir zu sprengen suchen zugunsten einer nicht nur von der Not der Gegenwart, sondern von grundsatzlicher Besinnung her bestirrunten Form der neuen Frau. Dies sei auch eine Aufgabe unseres Demokratischen Frauenbundes.... (Elisabeth Hertig, Leipzig N22.) Approved for Release: 2022/06/23 002668040 Approved for Release: 2022/06/23 002668040 Malwida v. Meysenburg Man mull sich fragen, was trieb eine Frau wie Malwida v. Meysenburg dazu, ihr Leben in Schonheit und Bequemlichkeit, ja, schlieB- lich Heimat und Vaterland aufzugeben und sich zu politischen Ansichten zu bekennen, die ganzlich auBerhalb ihrer gesellschaftlichen Sphare lagen? Als Tochter des hessischen Staatsministers v. Meysenburg am 28. 10. 1816 in Kassel ge- boren, gewahrt ihr eine von Sorgen unbe- schwerte Kindheit noch keinen Buick auf den politischen Aufbruch, der sich im Volke vor- bereitet. Aber die Julirevolution in Frank- reich sdilagt ihre Wellen in ihre stile Re- sidenz und wirkt sich auch auf das SchiCksal Hirer eigenen Familie aus. Der Vater verlaBt den Staatsdienst, und man walla Detmold als Wohnsitz. Schon beginnt die nun vierzelm- jahrige Malwida ihre Aufmerksamkeit poli- tischen Erelgnissen zuzuwenden. Sie Hest so- gar Zeitungen! Ein auBergewohnliches Unter- nehmen fiir em n Madchen ihrer Zeit und ihrer Kreise! litre unterbrochene Ausbildung wird nun vollendet. Aber mit welcher Tiefe. des Geftihles und des Verstandes erfaBt das geistig und kiinstlerisch aufgeschlossene Madchen den ihr gebotenen Unterricht. Sehr bald taucht ihr die Frage auf: warum bin ich vor anderen, in weniger gliicklichen Verhaltnissen Ge- borenen bevorzugt an geistigen und ma- teriellen Giltern teilzuhaben, undi es lost sich aus ihr jenes Ideal, das fiber ihr nzes Leben bestimmen soil: die tiefe Hinneigung zur Menschlichkeit. Gedanken tiber Volkserziehung beschaftigen sie Tag und Nacht, vor allem erkennt sie die Notwendigkeit, sie auf die Frauen aller Stande auszudehnen, denn aus den Berliner �Salons" der �Bettina" und der Rahel Varnhagen weht em n freierer Geist zu ihr hintiber. Malvvidas Ringen urn die Fragen der Humanitat und der Volkerverstandigung findet den gleichgesinnten Menschen in Theo- dor Althaus. Er, der Theologe, hat mit eller Tradition gebrochen und sich der demokra- tischen !dee verschrieben. Malwida liebt ihn als Mann und als Vertreter ihrer eigenen An- sichten. Die Marztage des Jahres 1848 erlebt wide v. Meysenburg in Frankfurt am Main und sie sieht die Erftillung ihrer Ideale reifen, als die Konstituierung des Vorparlamentes in der Paulskirche die Volksregierung, den Fort- schritt auf ellen Gebieten verheiBt. Doch Malwida mull wie alle Idealisten der achtundvierziger Revolution ihre Hoffmmgen verloschen sehen. Die Reaktion ist starker und verfolgt alle Freiheitskampfer. Es ist die Zeit, in der Richard Wagner fltichtet und der zum Tode verurteilte Gottfried Kinkel nur durch die Hilfe von Carl Schurz nach England entkommt. Auch Malwidas Verlobter, Theodor Althaus, wird zu drei Jahren Kerker ver- urteilt und stirbt an den Folgen der Haft. Inzwischen hat Malwida keinen Augenblick von ihren freiheitlichen Idealen abgelassen, obwohl ihre Familie, ihr ganzer Gesellschafts- kreis den Stab fiber sie bricht. Es liegt nicht in Malwidas Natur, stiirmisch alle Bindungen zu den Ihrigen, die sie liebt, zu zerreiBen, aber es drangt sie, ihr Leben nach ihren Erkennt- nissen zu gestalten. So tritt sie 1850, vierund- dreiBigjahrig, in die neugegriindete Ham- burger Frauenhochschule em. Die Vorlesung auf alien Wissensgebieten bereichern sie mehr als sie zu hoffen gewagt hatte. Vereinigt in der �Freien Gemeinde" findet sie den ge- wiinschten AnschluB air Menschen aus dem Volke und leistet in dem nach Frobe'schen System geleiteten Kindergarten der Frauen- schule wertvolle soziale Arbeit. Aber noch sieht ihre Zeit die Grundsatze der Frauenschule als zu radikal an und ihr Fort- ' bestehen ist gefahrdet. Malwida verlaBt schlieBlich Hamburg und versucht, in Berlin sich auf eigene FilBe zu stellen. Ihre Aufsatze in demokratischen Zei- tungen und die offene Verfechtung der Not- wendigkeit einer Solidaritat der arbeitenden Klassen sind der Reaktion Grund genug, sie revolutionarer Umtriebe zu bezichtigen und sie aus Berlin auszuweisen. Malwida flieht nach London. Schweres Bin- gen urn ihre Existenz hat sie zu tiberwinden, ehe- sith ihr das Haus Alexander Herzens, des lissischen Revolutionars, offnet, der ebenfalls im Londoner Exil lebt. Irmige Kindesliebe empfangt sie hier von Olga, der jiingsten mutterlosen Tochter Herzens, gemeinschaftliche geistige und politische Interessen verbinden sie mit diesem selbst. Sie wird Mitarbeiterin an der Zeitschrift Herzens. Es ist em n grol3es Er- eignis, als Garibaldi und andere italienische Freiheitskampfer in den Kreis der Londoner Emigranten eintreten. Es ist Malwida v. Meysenburg eine lange Daseinsfrist beschieden gewesen, in der meh- rere Kulturepochen, vom Biedermeier bis zum Naturalismus, Raum hatten. Wohl mtindete ihr Bundeslied ? Die Frauen des DFD beschtiftigen sich mit vielen Fragen. Darunter auch mit der Frage eines Bundesliedes. Niederbarnim hat uns emn Lied tiberreicht, dal3 von Frauen des Bundes als Bundeslied vorgeschlagen wird. Wir bringen es nachstehend vertont und bit- ten uns zu sagen, ob es gefallt. Feiergesang des Demokratischen Frauenbundes (Ober die Grenzen reicht catch die Hands, Frauen der Welt) Worte, Weise und Chorsatz : Helmut Rosenberg fe40-6�r r Urr rU'r r fl ' irr r Uber die Grenzen reicht euch die Hande, Frauen der Welt! Ewig dem HaS, der Zwietracht em n Ende, Frauen der Welt! Fluter des Friedens fiir aide Zeiten Hell t euren Kindern die Zukunft bereiten! Uber die Grenzen reicht euch die Hande,, Frauen der Welt! Ihr sollt der Volker Einheit verkiinden, Frauen der Welt! Nie soli derMenschheitWiirde mehr schwinden, Frauen der Welt! Durch alle Schmerzen seid ihr geschritten, Habt um die Sohne und Vater gelitten � Ihr sollt der Volker Einheit verkiinden, Frauen der Welt! Uber die Grenzen reicht euch die Hande, Frauen der Welt! Ewig 'dem Hall, der Zwietracht em n Ende, Frauen der Welt! Fliiter des Friedens fur alle Zeiten � Helft euren Kindern die Zukunft bereiten! Ober die Grenzen reicht euch die Hdnde, Frauen der Welt! Leben nach den politischen Reifejahren in die ruhigeren Bahnen der Betrachtung, der dich- terischen Niederlegung des Erlebten em, abet immer wieder kreisen die Gedanken urn die Befreiung der arbeitenden Klassen, urn das Ziel der Volkerverstandigung. Von 1868 an lebt sie mit ihrer Adoptivtochter Olga Herzen in Italien. Der junge Romain Rol- land, Friedrich Nietzsche und andere bedeu- tende Geister gehbren ihrem Freundeskreise an. 1876 erscheint ihr Lebensbekenntnis �Memoiren einer Idealistin" und 1898 �Lebens- abend". Gedichte und Aphorismen vollenden ihr Werk. Erschtitternd die Bilanz, die sie am Ende ihres Lebens, ihres Jahrhunderts mit der Frage zieht: � "Wo ist der Fortschritt? Ringsum folgen sich Krieg auf Krieg und noch immer mull die Gewalt der Waffen entscheiden, wenn es sich urn Fragen der Gerechtigkeit und Hu- manitat handelt. Die Wissenschaft Mitt fort- wahrend neue unfehlbare Mordwerkzeuge zu erflnden, und sie werden h8her bezahlt als die Werke hotter Kunst und Kultur. Der materielle Reichtum vermehrt sich aus hun- dert neuen Quellen, aber Armut und Elend wachsen in gleichem MaBe und sehen uns vorwurfsvoll an." Hochbetagt schloB Malwida v. Meysenburg in Rom, das ihr zur zweiten Heimat geworden war, am 26. April 1903 ihre Augen fiir immer. Lore Mallachow, Leipzig Aussprfiche grofier Front' Rosa Luxemburg geb. 1871 in Polen, ermordet 15. Januar 1919 in Beilin: �Nach alledem ist die politische Reeht- losigkeit der Frauen eine urn so nieder- trachtigere Ungerechtigkeit, als sie bereits eine halbe Lilge geworden ist. Beteiligen sich doch die Frauen in Massen und aktiv am politischen Leben." Lily Braun geb. 1865 in Halberstadt, gest. 1916 in Berlin. In den �Memoiren einer Sozialistin" sagt sie: �Ich fordere die Gleichheit der Lebens- bedingungen fiir alle. Wie der Baum aus dem Boden wachst, dartiber entscheidet seine eigene Kraft." Ilenriette Goldschmidt geb. 1825, gest. 1920. �Wir brauchen nicht nur Vater der Stadt, sondern wir brauchen auch Mutter der Stadt." Malwida von Meysenburg geb. 1816 in Detmold, gest. 1903 in Rom. �Jetzt, am Ende des Jahrhunderts, karm man wohl tragen: Wo ist der Fortschritt? Ringsum folgen sich Krieg auf Krieg und noch immer mull die Gewalt der Waffen entscheiden, wenn es sich urn Fragen der Gerechtigkeit und Humanitat handelt. Die Wissenschaft hilft fortwahrend neue, un- fehlbare Mordwerkzeuge zu erfinden, und sie werden hOher bezahlt als die Werke hoher Kultur und Kunst. Der materielle Reichtum vermehrt sich aus hundert neuert Quellen, aber Armut und Elend sehen uns aus hohlen Augen und verkiimmerten Ge- sichtern vorwurfsvoll an." Ina Seidel geb. 1885. �Aber der Tag wird kommen � und er mull kommen da die Tranen der Frauen stark genug sein werden, urn gleich einer Flut das Feuer des Krieges fiir ewig zu lOschen. Der Tag, da der -Geist � die Taube � unter dem heiligen Regenbogen -Ether der wie neugeborenen Erde schwebt � und dann � dann setzt der Sohn der Mutter die Krone aufs Haupt." Kathrine Hepburn gegen die Reaktion Kathrine Hepburn ist eine weit tiber die Grenzen Amerikas hinaus bekannte Film- schauspielerin. Sie begniigt sich nicht darnit, in ihrem Beruf durch Gestaltung von mensch- lichen Schicksalen auf die Massen einzuwirken, sondern bringt als vielbeschtiftigte Kiinstlerin auch noch die Zeit auf, sich offentlich fur poli- tische und kulturelle Fragen einzusetzen. So hat sie sich kiirzlich in breitester Offent- lichkeit Amerikas mit iiberraschendem Mut gegen die sich anbahnenden Beschrankungen der Meinungsfreiheit zur Wehr gesetzt. Unter den Amerikanerinnen ist sie eine Personlich- keit, die von ihrem demokratischen Becht der freien MeinungsauBerung Gebrauch macht und damit beweiBt, mit welchen objektiven Augen sie das Leben betrachtet und darauf bedacht ist, daB die verfassungsmaBigen Rechte keine Einsclu'ankungen erfahren. Es ist besonders bemerkenswert, daB gerade eine Frau gegen die Beeinflussung kultureller Gebiete Stellung nimmt. Denn wohin eine �Lenkung der Kul- tur" gefiihrt hat, haben wir Deutschen an, eigenen Leibe zu spiiren bekonunen. Mit Hirer Stellungnahme demonstriert Kathrine Hep- burn, daB es im Aufgabenbereich der Frau liegt, zu allen Fragen des offentlichen Lebens Stellung zu nelunen und efferstichtig die Frei- heit der Kultur und kulturellen Entwicklungen zu htiten, zu fOrdern und vor alien einseitigen und schadigenden Einfltissen zu schtitzen. 7 Approved for Release: 2022/06/23 002668040 Approved for Release: 2022/06/23 002668040 Die Frau im Berufsleben Kassen patient Das Wort �Kassenpatient" hatte schon frtiher einen unangenehmen Beiklang, der sich auch heute noch nicht verloren hat, trotzdem der Kreis der in dieser Rubrik ErfaBten sich in- zwischen wesentlich vergr8Berte. Der Unterschied zwischen Privatpatient und Kassenpatient besteht nach wie vor, besonders in den dicht bevOlkerten Arbeiterbezirken. Es ist keine Einzelerscheinung, daB die Patienten in den vollig tiberftillten Wartezimmern im Stehen warten milssen, wobei sie sich nicht einmal an die Wand anlehnen konnen. Wenn sie nach Stunden endlich an der Reihe sind, haben sie keine Gelegenheit, mit dem behan- delnden Arzt unter vier Augen zu sprechen, weil immer mindestens drei bis vier Personen zusammen hineingeruf en werden, ma! Manner, ma! Frauen. Das fiihrt dann dazu, daB Frau Meier von BrunnenstraBe 6 genau weiB, was f�r Wasche Frau Schulze von BrunnenstraBe 8 tragt, daB Frau Lehmann aus der Frieden- straBe 5 fiber den Gebarmuttervorfall von Frau Krause, FriedenstraBe 3, unterrichtet wird un-d Frau Schmidt aus der Schlesischen Streik 9 sich davon tiberzeugt, daB Frau Milner aus der gleichen StraBe von Kratze befallen ist. Wo bleibt da das Berufsgeheimnis der Arzte! Wo bleibt die Rticksichtnahme auf die Kranken, wenn die letzte der gerade untersuchten Patientinnen sich abhetzen mull, urn recht- zeitig genug in die Kleider zu kommen, bevor der nachste Schwung der mannlichen Kranken das Sprechzimmer betritt. Wo bleibt bei einer derartigenBehandlung die menschlicheWtirde! Es ist nicht Sache jedes Mannes und jeder Frau, vor mehreren vollig fremden Menschen tiber korperliche Leiden zu sprechen, das erinnert zu sehr an die noch immer nicht endgtiltig zu Grabe getragenen Methoden der militararzt- lichen Untersuchungen. Soil em n wirkliches Vertrauensverhaltnis zwischen Arzt und Patient hergestellt werden, so mull eine Konsultation ohne neugierige Zu- Wirer erfolgen, der Arzt mull Zeit filr die Patienten haben und sie nicht als Arbeitssttick auf dem FlieBband betrachten. War dies schon eine selbstverstandliche For- derung unter den frilheren Verhaltnissen, so ist sie es heute noch in viel starkerem MaBe, nachdem der Beitragszwang bei Gehalts- und Lohnempfangern ohne jede Abgrenzung nach oben erfolgt. Bei der zur Zeit herrschenden enormen Besteuerung ist es den wenigsten Angestellten und Arbeitern mOglich, auBer den festgesetzten sehr hohen Beitragen zur Sozialversicherung noch weitere Kosten ftir eine Inanspruchnahme des Arztes aufzu- bringen, jedoch stehen die von ihnen erhobe- nen Kostbn in krassem Widerspruch zu der gewahrten Behandlungsweise. Es liegt im InteressR der VoLksgesundheit, daB man nicht mit Widerwillen und nur im auBersten Notfall zum Arzt geht. Es miissen darum tiberall gentigend Arzte vorhanden sein, damit jeder Kranke mit derselben Sorgfalt be- handelt werden kann, ohne Unterschied der Person. Irma Wuttke Gaszateilung fur die arbettende Einzelperson als Untermieterin Die zur Zeit gtiltige Regelung der Gaszu- teilung ergibt folgende Tatsachen: Der Einzelperson als Wohnungsinhaberin stehen 13 cbm Gas zur Verftigung. Wenn sie nicht berufstatig ist und sich dadurch ihre /VIahlzeiten einteilen kann wie sie will, ist sie der berufstatigen Einzelperson als Unter- mieterin, der nur 3 bzw. 6 cbm Gas zur Ver- ftigung stehen, gegentiber sehr weit bevor- zugt. Es ergibt sich ftir die berufstatige Unter- mieterin dadurch oft die Notwendigkeit, abends nach der Arbeit, in erschopftem Zustand in em n Speiselokal gehen zu miissen, um dort einen Teller warrne Suppe zu bekommen. Der nervose Erschopfungszustand nach der Arbeit wird durch das tibliche lenge Warten im Lokal gesteigert, abgesehen davon ist es auch meistens eine finanzielle und markenmaBige Belastung, the der arbeitenden Frau nicht zu- 8 gemutet werden kann. Ihr Gesundheit s- zust and und ihre Arbeitskraft sind von einer besseren Gaszuteilung abhangig. Wenn der Einzelperson als Wohnungs- inhaberin 13 cbm Gas zugebilligt werden, so ist das nur in den Fallen berechtigt, wo sie die Reinigungsarbeiten ftir die Untermieterin (Reinigung des Zimmers und der Wasche) mit tibernimmt. Der Untermieterin als Einzel- person wiirden mindestens 10 cbm zustehen milssen, insbesondere, wenn sie die Reini- gungsarbeiten in ihrem Zimmer selbst durgh- ftihren mull. Die auffallend vielen Magen- und Darm- erkrankungen der berufstatigen Frauen sind auf die unzureichende Gaszuteilung zurtick- zuftihren. Hirt. Die Spatkundinnen Der FDGB-Kreisvorstand ist dafilr einge- treten, eine Besserung der Abfertigung der Spatkundinnen zu erreichen. Er hat ftir die berufstatigen Frauen eine Abmachung getrof- fen, nach der diese Frauen bevorzugt abgefer- tigt werden. Damit ist ftir Potsdam eine For- derung des DFD erf�llt, aber in vielen anderen Orten mtissen die berufstatigen Frauen noch immer lenge beim Einkauf warten und es ware zu wiinschen, daB diese Vergtinstigtmg tiberall eingeftihrt wird. Die Gruppen des DFD sollten gemeinsam mit den Gewerkschaften daftir eintreten. Wer darfin Berlin studieren? Vielfach }tort man in bilrgerlichen Kreisen die Behauptung auSsprechen, daB ein Studium ftir Anwarter, deren \rater nicht als Arbeiter tatig seien, zur Zeit uninoglich ware, daB sie aus diesem Grunde zwar nicht offiziell abge- lehnt wiirden, jedoch diese Tendenz aus der Art der Entgegennahme der Antrage ziemlich deutlich hervorginge. Auf der anderen Seite klagen die jungen Menschen, die aus Arbeiterkreisen sich zum Studium melden, dartiber, daB die Professoren ihnen gegentiber eine ablehnende Haltung ein- nehmen, was durch Fragen bei der Prtifung zum Ausdruck kame. Was ist nun richtig? Zunachst mull man feststellen, daB nach einem Kriege von so langer Dauer sich jetzt eine unverhaltnismaBig groBe Zahl von Anwartern zum Studium mel- den, die aus technischen Grtinden gar nicht alle berticksichtigt werden konnen, so daB also von vornherein eine sehr starke Begrenzung der Studium-Teilnehmer zwangslaufig erfol- gen mull DaB man sich bemiiht, alien Teilen gerecht zu werden, ist selbstverstandlich, daB man dartiber hinaus bestrebt ist, den An- teil derjenigen, die bisher von diesem Bil- dungsgang ausgeschlossen waren, moglichst hoch anzusetzen, ist begrtiBenswert. Die Harten, die sich hierdurch ftir einzelne ergeben, m�s- sen, so bedauerlich dies fiir die davon Be- troffenen ist, in Kauf genommen werden. Das vollig verarmte Deutschland hat nicht che Aufgabe, eine moglichst groBe Zahl von Akademikern heranzubilden, sondem mull in- folge der wirtschaftlichen Gegebenheiten dar- auf bedacht sein, daB wirklich nur die tiber- durchschnittlich Begabten zum Studium kom- men, damit die von der Allgemeinheit ftir ihre Ausbildung aufzubringenden Kosten sich loh- nen und durch die spateren Leistungen dieser jungen Menschen ausgeglichen werden. DaB diese Voraussetzungen nicht fur jeden Abitu- rienten zutreffen, ist selbstverstandlich. Darum sollte es vielen auch nicht schwer fallen, bei einiger Selbstkritik sich einem anderen Ziele zuzuwenden. Was wir in unserer gegenwarti- gen Situation am dringendsten brauchen, sind Praktiker, die sich auf den Boden der Tat- sachen stellen und ohne Vorurteil daran- gehen, erreichbare Ziele zu realisieren. Sie werden darin welt -inehr Befriedigung finden, als in einem aussichtslosen Studium, aussichts- los, well ohne die Beschrankung zur Zulassung einem ungeheuren Angebot von Bewerbern nur eine geringe Nachfrage akademischer Berufe gegentiberstehen wiirde, in denen nur jeweils die wenigen Besten unterzubringen waren. Unsere Bibliothek Mitten in den Ruinen und Trtimrnern des westlichen Berlin eine stifle Oase, Kastanien- baume mit bliihenden Kerzenkrbnen fiihren zu einem vom Kriegsurxbill verschonten Heim, der ganze Zauber einer alien Kultur empfangt uns. Hier in einem kleinen Raum lebt, urn- geben von antiken Mobeln, sch8nen Bildern, altem Porzellan und Bilchern, Rine Mit- kampferin der alien Frauenbewegung. Die Bibliothek spricht von ihrer lebendigen Ver- bundenheit mit Kultur, Literatur, Wissen- schaft und Frauenstreben eller Herren Lander. Aus diesem reichen Schatz wurde dem DFD als Auftakt zu seiner Bibliothek wertvolles Material aus der Feder der verschiedensten Frauen der alten Frauenbewegung aus dein Wunsche. heraus tiberlassen, daB dieses Zeug- nis abzulegen soli von friiheren Interessen und Studien and der Allgemeinheit als Queue f�r neue Wege dienen soli. 1. �Arbeits- und Lebensverhaltnisse der Frauen In der Landwirtschaft" a) W C rttemberg, Baden, ElsaB und Rhein- pfalz von Hans Seufert; b) Brandenburg, von Elly zu Putlitz; c) Mecklenburg, von Dr. Priester; d) Bayern, von Dr. Rosa-Kempf. 2. Ap ol ant, Jenny: �Stellung und Mitarbeit der Frauen in der Ge- meinde." 3. Altmann, Elisabeth, Dr. Altmann-Gottheiner: �Entwicklung der Fraueziarbeit in der Metall- industrie." 4. Baum, Maria, Dr.: �Drei Klassen von Lohnarbeiterinnen in Metallindustrie." 5. Braun, Lilly: �Die Frauenfragen." 6. B a urn e r, Geztrud, Dr.: Die Frau in der Volkswirtschaft und Wesen." 7. Conrad, Else, Dr.: �Der Verein f�r SozialpoLitik." 8. Cadbury. Edward: �Women's Work and Wages." 9. Dyrenfurth, Gertrud: �Ergebnisse einer Untersuchung fiber Arbeit und Lebensverhalthisse der Frauen in der Landwirt- schen." 10. Freudenberg, Ike:: �Die Frau und die Kultur." 11. Dr, Gaebel, Kathe: ,�,Heimarbeit." 12. Higgs, Mary: �Where shall she live?" 13. Hielscher, Elsa (Hielscher-Panter): �Fortbildung unserer Landmadchen." 14. �Homes for Working Girl.; in London 1903." 15. Gnauck-Kiihne. Elisabeth: �Die Frau um die Jahrhundertwende." 16. Kisk er , Ida, Dr.: �Frauenarbeiten in den Kontoren einer GroBstadt." 17. Prof. Dr. Broda, R.: �Inwieweit ist eine gesetzLiche Festlegung der Lohn- und Arbeitsbedingungen moglich?" (Eng- land, Australierl, Kaneda.) 18. D r. L � ders, Marie-Elisabeth: �Das unbekannte Heer." 19. Levenstein, Adolf: �Aus der Tiefe, Beitrage zur Seelenanalvse moderner Arbeiter, 1909." 20. Meyn von Westenholz, Elisabeth: �Allgemeiner deutscher Lehrerinnenverein in der Geschichte der deutschen Madchenbilduna." 21. Rathenau, Levy: �Ratschlage zur Berufswahl. Die deutsche Fran im Beruf." 22. 0 t t , Rose: �Fabrikarbeit verheirateter Frauen." 23. �Conseil Internatione des Femmes. 1922-1924." 24. Perkins-Gilman, Charlotte: �Human Work." 25. �International Council of Women 1914." 26. Simon, Helene, Dr.: �Landwirtschaft, Kinderarbeit." 27. Perkins -Stelson, Charlotte: �Mann und Frau." 28. Salomon, Alice, Dr.: �Heroische Frauen." 29. Salomon, Alice, Dr.! �Soziale Fiihrer." 30. Sachs, Hildegard, Dr.: �Entwicklungstendenzen in der Arbeitsnachweis- bewegung." 31. Dr. Wohlgemuth, Marta: �Die Bauerin in zwei Generationen." 32. Walter, Toni: �Die Frauen in der schlesischen Landwartschaft." der im Staab- Verantwortlicher Redakteur: Maria Weiterer; Satz- herstellung: (13) Berliner Verlag GmbH.; Druck: Albertus-Druck, Magazinstr. 15/16; Lizenznummer 276. Approved for Release: 2022/06/23 002668040 (b)(3) Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 BERLIN � L JAHRGANG � PREIS 20 PF. Ilemokralischer Frauenbund Deuischlan Redaktion and Verlag: Demokratischer Frauenbund Deutschland!, Berlin W8, linter den Linden 67 - Tel.: 42 00 18, App. 3039 - Abonnementspreis: Vierteljahrl. 0,60 RM rude. Postgebiihr Bankkonto: Provinzialbank der Mark Brandenburg, Route Nr. 85 73 � Postscheckkonto Berlin Nr. 886 20, Demoinatischer Franenbund Deutschlands, Berlin W 8, linter den Linden 67 111. 5 Die Bedeutung der Besehliisse des Exekutiv- Konsitees der luternationalen Demokratischen Frauenfoderation Vom 20. big 24. September 1947 fand in Stock- Verwirklichung der Potsdamer Beschnisse, und holm eine Tagung des Exekutivkomitees der Inter- nationalen Demokratischen Frauenfaderation statt, zu welcher die erste deutsche Frauen-Delegation eingeladen war. 46 Nationen sind in der Internationalen Demo- kratisthen Frauenfoderation vertreten. Ziel und Aufgabe der Organisation ist vor allem die Sicherung des Friedens. Line wichtige Frage ffir diese Frauen ist, ob Deutschland auch weiterhin eine Bedrohung f�r sie bleibt oder in friedlicher und demokratischer Entwicklung far alle eine Gewahr file den Frieden ist. Es ist verstandlich, daft das politische Leben und die neuen Organi- sationen in Deutschland aufmerksarn beobachtet werden. Seit dem vorigen Jahr besteht bet der IDFF fiir Deutschland eine Studienkommission aus Frauen. verschiedener Nationalitat. Diese Kom- mission hat verschiedentlich fiber Reisen und Erfahrungen in Deutschland Bericht erstattet. Dies war auch wieder auf dieser vierten Tagung der Fall. Die Beschliisse dieter Tagung sind von weit- tragender Bedeutung. Sin entsprechen den natio- nalen Interessen unseres Volkes und geben uns .in dem Kampf urn die friedliche und demokra- tische Gestaltung unseres Landes die groBte Unter- stiitzung. Die Kommission, welche nur die sowje- tische und die franzasische Zone besuchen konnte und filr die englische und amerikanische Zone keine Einreiseerlaubnis erhielt, berichtet: �Die Delegation hat festgestellt, daft in der sowjetischen Besatzungszone eine demokratische Umgestaltung durchgefuhrt wurie. Die Kriegs- verbrecher warden bestraft, der Verwaltungs- und Wirtschaftsapparat gesaubert, die Industrie, welche zu militarischen Zwecken ausgenutzt werden konnte, wurde vernichtet, die groBen Monopole und Trusts sind liquidiert, die Bodenreform ist durchgefiihrt, das Prinzip �gleicher Lohn f�r gleiche Arbeit" verwirklicht, das nazistische Lehrpersonal 1st von der Arbeit in den Lehranstalten entfernt, eM neues Lehrprogramm ist eingeftihrt, die nazi- stischen Lehrbiicher sind vernichtet und neue her- ausgegeben. Fin- die Entwicklung der demokrati- schen Frauenbewegung, fiir die Erziehung und Umerziehung der Jugend im demokratischen Geiste sind giinstige Bedingungen geschaffen. In der franzosischen Besatzungszone hat die Delegation der IDFF festgestellt, daB die Demo- kratisierung und Entnazifizierung ganz unbefriedi- gend durchgefiihrt wird. Die groBen Gutsbesitzer und Unternehmer, welche das Bollwerk des Nazis- mus bildeten, blieben ungeschoren. And dem leiten- den Posten der Industrie arbeiten die alten Krdfte. Den offiziellen statistis,chen Angaben roach sind 80 Prozent der Lehrer ehemalige Mitglieder der nazi- stischen Partei. In den meisten Klassen der Schulen sind dip nazistischen Lehrbticher geblieben. In den Universitaten ist die Schaffung der demo- kratischen Studentenorganisationen verboten. Die Frauen sind von der Teilnahme an der demokra- tischen Umgestaltung ausgeschlossen. Demokra- tische Frauenorganisationen sind nicht zugelasserne Die Frauen bekommen ffir die gleiche Arbeit .30 big 40 Prozent weniger Lohn ale die Manner." Ahnliches wurde auch far die englische und amerikanische Zone festgestellt. Es heilit dann weiter: �Alles das tuft groBe Besorgnis bel den fort- schrittlichen Frauen der Welt hervor. Im Namen der 80 Millionen demokratischer Frauen verlangt die Tagung des Exekutiv-Komitees der IDFF die zwar: Die wirksame Durehelihrung der Entnazifizie- rung und Demokratisierung Deutschlands. Die Bildung einer Zentralregierung Deutsch- lands. Die Errichtung einer Viermachte-Kontrolle tiber die Ruhrindustrie mit dem ZWeck der Ausnutzung der Industrie zu Reparationsliefe- rungen fiir die durch die Hitler-Aggression ver- wtisteten Lander, sowie auch fiir die Verbesse- rung der Lebensbedingungen des deutschen Volkes. Die Erziehung der deutschen Jugend im demokratischen Geiste." Die Beschhisse beschaftigen sich mit der Situa- tion in Berlin. .Sie stellen fest, claB der Demokra- tische Frauenbund Deutschlands in Berlin bisher noch nicht genehmigt wurde und foeciern seine Zu- 'assung. Ebenfalls hielt es das Exekutiv-Komitee fur notwendig, sich an die franzasische Regie- rang mit der Forderung zu wenden, die Freiheit der Tatigkeit demokratischer Frauenorganisationen in der franzosischen Zeue zu bewilligen. Eben- falls wurden die nationalen Organisationen der USA, Englands und Frankreichs beauftragt, sich an die Behorden der entsprechenden Besatzungs- zonen zu sorenden mid ste zu veranlassen. Dienst- anweisungen tileer die Zulassung demokratischer Frauenorganisationen zu geben und dem Demo- kr a t ischen Frauenbund Deutsch- lands die Teilnahme an dem ge- samtdeutschen Rat zudenLondoner Friedensverhandlungen zu gewah- r e n. De'm DFD wird empfohlen, die Verbindung mit den antifaschistischen Ausschiissen und den demo- kratischen Frauenorganisationen alter Zonen zu festigen. Das Exekutiv-Komitee nahm Stellung zur Bitte der Vertreterinnen des DFD um Zusammen- arbeit mit der TIDFF und sprach sich ftir die Zu- sammenarbeit mit dem DFD aus. Die IDFF wird dem DFD in seiner Arbeit Hilfe leisten, und des Sekretariat des DFD soli die Facieration regel- maBig fiber seine Arbeit informieren. Im Kampf urn die einheitliche Gestaltung unseres Landes befinden wit uns in Uberein- stimmung mit einer Weltorganisation, die 80 Mil- lionen Frauen erfafit. Welche der anderen inter- nationalen Frauenverbande haben Liberhaupt zu Deutschland Stellung genommen? Die Umerziehung des deutschen Volkes im friedlichen Sinne, die Abkehr von alien milita- ristischen Traditionen und nazistischen Einfliissen bedeutet auch Sicherheit ffir die anderen Volker. Die Forderung nach Beteiligung des DFD an der deutschen Vertretunq zu den Londoner Verhand- lungen mull von alien Frauen erhoben werden. Von den Entscheidungen der Londoner Konferenz hangt unser Schicksal fur lenge Zeit ab. Vorstands-Sitzung Donnerstag, den 6. November 1947, vor- mittags 10 Uhr, im Kulturbund, Berlin W 8, JagerstraBe 2-3. Tagesordnung: 1. Stellungnahme zur Resolution der Inter- nationalen Frauenfocieration. 2. Vorbereitunq zur Teilnahme der Frauen an der gesamtdeutschen Vertretunq bei den Friedensverhandlungen in London. 3. Verschiedenes. Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Der Befehl 234 Winder einmal win bereits mit dem Befehl 253, der den Frauen gleichen Lohn ftir gleiche Arbeit brachte, greift em n Befehl der SMA tief in das Leben der werktatigen Menschen hinein. GroBe Verbesserungen fiir die Arbeitenden sind vorgesehen. Die Lane der Arbeiterinnen in der Textil- und Bekleidungsindustrie, bei denen es keine Vergleichsmoglichkeiten mit Mannerlahnen gibt, sollen non geregelt werden. Die Zahl der Werktatigen, filr die in den Betrieben em n warmes Mittagessen bereitgestellt wird, wird von 350 000 auf 1 000 000 erhaht; Die Arbeitszeit fur Jugend- liche wird verkiarzt und der Urlaub verlangert. Der Urlaub far die Arbeiter wird der iIrlaubs- regelung fiir die Angestellten angeglichen. Standige Ambulatorien werden eingerichtet in Betrieben von 300 big 5000 Mann, in graBeren Betriebeu Polikliniken. Far die Belegschaften der Betriebe, die ihre Produktion erfiillen, werden bevorzugt Bedarfsgegenstande, Textilien und Schuhwerk geliefert. Der Befehl verlangt abet andererseits von den Arbeitenden die Produktion zu verbessern und zu steigern, das Bummelantentum zu beseibgen und eine hohe Arbeitsrnoral und Disziplin zu ent- wickeln, weil nur dadurch die Voraussetzungen fur eine dauernde Verbesserung der Lebenslage der Werktatigen geschaffen werden kann. Bel der Durchftihrung dleses Befehls spielen die werktatigen Frauen eine ausschlaggebende Rolle. Die Frauen des Landes Sachsen haben das er- kannt und haben einen Appell an elle Frauen und Madchen des Landes gerichtet, in dem diese aufgefordert werden, alles zu tun, um die Bedin- gungen des Befehls erfiillen zu helfen. Auch der Bundesvorstand appelliert an alle werktatigen Frauen, ganz egal wo sie arbeiten, das HOchstmaB an Pflichterfiillung und Arbeits- qualitat ezustreben. Nut wenn wir arbeitenden Frauen uns mit all unserer Kraft einsetzen diesen Befehl zu verwirklichen, werden wir wirklich bei- tragen, das Niveau unserer Wirtschaft zu ver- bessern. Aber es ergeben sich aus dem Befehl noch andere Aufgaben fiir die Frauen des Bundes. Nicht immer ist beser Wille und Faulheit z. B. der Grund, warum die Arbeiterinnen bummeln. Sehr oft spielen schwere hausliche Verhaltnisse (das Nichtversorgtsein der Kinder, die Notwendigkeit zu waschen und zu flicken, einzukaufen usw.) dabei eine ausschlaggebende Rolle. Hier mull unsere praktische Hilfe einsetzen. Wir miissen alle Moglichkeiten untersuchen und ergreifen entlastende Einrichtungen fiir die arbeitencen Frauen zu schaffen. Jede arbeitende Frau mull ihre Kinder dem Alter entsprechend in Krippen, Krabbelstuben, Kindergarten oder Kinder- horten usw. unterbringen !carmen. F�r Schul- speisungen mull gesorgt sein. Waschanstalten, Btigel- und Flickstuben natissen der arbeitenden Frau die Sorge far Wasche und Kleidung ab- nehmen. Vor dem Betrieb miissen Konsumver- kaufsstellen sein, die an die werktatigen Frauen des Betriebes liefern. Es wird nicht maglich sein, jedem kleinen Be- trieb betriebseigene Einrichtungen dieser Art zu schaffen. Die Ortsgruppen .mtissen die Initiative ergreifen, in solchen Fallen diese Fragen f�r mehrere Betriebe zur LoSung zu bringen, indern die Einrichtungen in der Nahe der Betriebe ge- schaffen werden. Seien wir uns fiber nines klar: Nur wenn die arbeitende Frau sehr stark von ihren doppelten Pflichten entlastet wird, kann sie ihre Arbeits- kraft voll und ganz fiir die Produktion geben. Der Demokratische Frauenbund aber mull sich far die Arbeiterinnen einsetzen. Des wird den Gruppen des Bundes auch jenen Kontakt schaffen, der notwendig ist, um die and der Bundesaus- schuBsitzung beschlossene verstarkte Werbung miter den Arbeiterinnen durchzuftihren. Erfilllen wir den Befehl 234, dann wird er sich zoom Guten auswirken f�r unsere Wirtschaft. Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Der 7. November 1947 30 Jahre Gleieltherechtigung der Frau in der Sowjetunion Der 7. November 1917, der das gauze staatliche und gesellschaftliche Leben lands tunwandelte, brachte auch eine vollstandige Veranderung in der Stellung der Frau. Schwer und rechtlos war das Leben im alten RuBland. Die Frau besaB kein Wahlrecht. Das Gesetz versperrte ihr den Zutritt zu alien Re- gierungsstellen und offentlichen Amtern. Nicht einmal einen eigenen Personalausweis hatte sie. Sie war eingetragen in dem Personalausweis ihres Mannes und befand sich so in v011iger Abhangig- keit von ihm. Verschlossen war ihr der Weg zur Bildung und Wissenschaft. Die Zahl der Frauen, die lesen und schreiben konnten, betrug zu jener Zeit lediglich 12,4 Prozent. Die Arbeitsbedingun- gen Kir Frauen waren schlechter als die far Manner. Der Arbeitslohn erheblich niedriger. Die Frau wurde auf alien Gebieten des wirtschaft- lichen, kulturellen, politischen und zivilen Lebens unterdrilickt. Sie hatte kein Recht fiber ihr Ver- mOgen zu verfiigen. Sie war Sklavin des Mannes, Voters and Schwiegervaters. Bet der Waht des Ehegatten und Lebensgefahrten wurde oft in keiner Weise mit ihren Gefahlen gerechnet. Mit dem 7. November 1917 wurde diese Gesetz- gebung mit all ihren Ungleichheiten fur die Frau and die Abhangigkeit der Frau von alien mOg- lichen sozialen, nationalen and religiosen Bedin- gungen aufgehoben. Durch neue Gesetze wurde eine feste Grundlage fiir die neue Stellung der Frau und far die Familie geschaffen. Die Sowjetfamilie In der sowjetischen Gesetzgebung fiber die EheschlieBung findet sich kein Paragraph, der be- stimmt, daB AngehOrige verschiedener Rassen oder Nationalitaten sich nicht miteinander verbinden darfen. Auch Starnmbaum oder AhnenpaB spielt keine Rolle. Es gibt keine Standesunterschiede, nach deren ungeschriebenen Gesetzen die Wahl der Ehe getroffen werden mull. Bestimmend ist lediglich gegenseitige Zuneigung. Wir finden dar- urn in der Sowjetunion eine solche Form der the and Kameradschaft, die die hochste Form einer ethisch und .sittlich hochstehenden Ehegemein- schaft verwirklicht. Die Sowjetfamilie gibt em n Bild Wittig neuartiger Beziehungen zwischen den Menschen. Sie griindet sich auf die Gleichberechtigung der Frau, auf die gegenseitige Achtung von Mann und Frau, Eltern and Kindern, auf die Pflege fester menschlicher Beziehungen zwischen den Gliedern der Familie. Die Ehe mull. wenn sie geschlossen wird, beim Standesamt registriert sein, da nur solche then gesetzlich anerkannt werden. Die kirchliche Trauung steht jedem frei. Es gibt Palle, in denen das Sowjetgesetz die the nicht zulaBt, und zwar wenn die Ehepartner Anger als 18 Jahre alt sind, wenn die Verwandt- schaft zu nahe ist oder wenn einer der beiden schon verheiratet ist. then werden in freier Vereinbarung geschlossen ohne jeden Zwang eines Dritten. Darum hat das heutige Sowjetgesetz gegenaber seiner ersten Fassung eine Erschwerung der Ehescheidung er- lessen. Der Staat wanscht, das Familienleben zu schatzen und zu erhalten. Vor jedem Eheschei- dungsantrag findet em Versehnungstermin statt, zu dem beide Ehepartner gela den warden. Erst wenn dieser Versuch _negativ verlauft, geht die Scheidungsklage an das Gericht. , Schutz fur Mutter und Kind tine besondere Sorge widmete der Sowjetstaat von Anfang an den Miittern und Kindern. Die werdende Mutter erhalt vor und nach der Ent- bindung zusammen 77 bezahlte Urlaubstage. Wenn die von ihr verrichtete Arbeit zu schwer 1st, mull sie bet gleichern Lohn nach dem fiinften Monat eine leichtere Arbeit zugewiesen be- kornmen. Die arbeitende Mutter hat das Recht, alle 31/2 Stunden die Arbeit zu verlassen, urn ihr Kind zu stillen. Bet Kindern unter zwei Jahren bekommt die Mutter im Krankheitsfalle des Kindes Urlaub und Krankengeld. Es besteht haufig die Auffassung, dad die Frauen in der Sowjetunion arbeiten miissen, Es gibt kein solches Gesetz. Jeder Frau steht es ganz frei, ob sie arbeitet oder nicht. Wenn so viele Frauen in der Sowjetunion in Arbeit stehen, so ist das nur darum, weil dort die Frauen gleich- .�berechtigt sind und ihnen alle Wege offenstehen. Es ist auch ganz falsch, zu glauben, daB die Frau nach dem Schwangerschaftsurlaub ihre Arbeit un- bedingt wieder aufnehmen mull, und daB das Kind vom Steal erzogen wird. Das Sowjetgesetz be- 2 trachtet die Matter als erste Erzieher und Rat- geber auf dem Lebensweg des Kmdes. Die Matter lehren die Kinder, die sie umgebende Welt zu er- fassen, sie machen sie mit der Muttersprache be- kannt, entwickeln ihr Interesse am Leben, ihre schopferischen Neigungen, machen sie mit der Schonheit der Arbeit bekannt, an die sie dann mit Freude herangehen; jedenfalls steht es jeder Mutter frei, ihre Albeit nach Beendigung des Schwangerschaftsurlaubs wieder aufzunehmen oder zu Haase zu bleiben. Es steht each jeder Frau fret, ihr Kind tagsaber in einen Kindergarten zu bringen oder es zu Hause zu behalten. Nimmt eine Mutter die Ar- beit wieder auf, so hat sie die Meglichkeit, das Kind wahrend ihrer Arbeitszeit in eine Kinder- krippe des Betriebes zu geben oder in einen Kindergarten oder in einen Kinderhort. Hat sie zu Hause eine Hausangestellte, so laBt sie in vielen Fallen das Kind zu Hause. Welche Aufmerksamkeit dieser Frage von der Sowjetregierung geschenkt wurde, sieht man, wenn man weld, dad es im zaristischen RuBland nur 19 Krippen und 25 Kindergarten gab, wah- rend heute 11/2 /vfillionen Kinder durch die Kin- dergarten und Ober 800 000 Kinder durch die Kinderhorte betreut werden. Die Gleichberechtigung der Frau Den Frauen der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken sind durch die Gesetze alle bar- gerlichen Rechte und Freiheiten, ebenso wie dem Menne, zugesichert. Es gibt irn Sowjetland keiner- lei Rechte und Freiheiten. die em Privileg des Mannes darstellen and bet denen die Frau in irgendeiner Weise beeintrachtigt ware. In Artikel 122 der Sowjetverfassung heiBt es: �Der Frau stehen in der Sowjetunion auf alien Gebieten des wirtschaftlichen, staatlichen, kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Lebens die gleichen Rechte zu wie dem Mann." Die Sowjetverfassung sichert der Frau das Recht auf Arbeit,' Lohn, Erholung, Sozialversiche- rung and Bildung zu, ebenso wie die freie Be- teiligung an dem gesamten offentlichen Leben des Landes in alien politischen, kulturellen and sonstigen Organisationen. Die Arbeit der Frau wird in der Sowjetunion allseitig geschatzt, Die Regierung verhalt sich aufmerksam und ftirsorg- Itch zur Frage der Gesundheit und Lebensbedin- gungen der arbeitenden Frau. So sind z. B, schwere und gesundheitsschadliche Arbeiten f�r die Frau gesetzlich verboten. Die Aufnahme- bedingungeh zur Arbeit in den Sowjetbetrieben und alien Institutionen sind far Frauen and Manner die gleichen. Die Frauen haben das Recht auf jegliche Arbeitsmiiglichkeit, die ihrer Berufsneigung, ihrer Spezialitat and ihren person- lichen Anla gen entspricht. Die Arbeit wird unabhangig vom Geschlecht, vom Alter und der Nationalitat bezahlt, Die weibliche Arbeit wird nach denselben Tarif- tabellen and Lohnstaffelungen bezahlt, nach denen die mannliche Arbeitskraft entlohnt wird. Entscheidend far die Halle des Lohnes ist die Qualifikation und die produktive Leistung. Das Prinzip: gleicher Lohn Kir gleiche Arbeit wird auf das Scharfste bewacht. Alle Arten der Sozialversicherung erstrecken sich in vollem and uneingeschranktem Made such auf -die Frauen. king Du. Wien. cLk 24,w4t Zeal/Ala/44 paatievt, fii4 dem, 7Aiedek, waam tuut 21441.4,4 leintivov gift gtacklictwiizuaidwov dam, tate Di& eiis t.deDFD! In bezug auf die Pensionierung sind beim Aus- scheiden aus der Arbeit im Gesetz fiir die Frau giinstigere Bedingungen festgelegt wie fiir den Mann. Das Pensionsalter der Manner ist 60 Jahre, das der Frauen 55 Jahre. Die Sowjetmacht gab den Franca freie Bahn zur Bildung and Wissenschaft. Die Tore alter hOheren Lehranstalten and Hochschulen haben sich den Frauen weit geoffnet. Heute sind 43 Pro- zent der Studierenden Frauen. Einen hohe.n Ehrenplatz nimmt die Frau in der Entwicklung der Volkswirtschaft em. Durch die freie Entfaltung ihrer schOpferischen Krafte hat sie das Arbeitsniveau des Mannes langst erreicht und spielt eine gewaltige Rolle beim sozialisti- schen Aufbau des Landes. Millionen Frauen arbei- ten in groBen Industrieunternehmungen, auf der Eisenbahn, in Kollektivwirtschaften, als Instruk- teurin. als Ingenieurin, als Direktorin, als Archi- tektin, als Facharbeiterin, and nicht wenige von ihnen sind die Erfinder neuerer besserer Arbeits- methoden. Die Anteilnahme der Frau an der offentlichen niitzlichen Arbeit bildet eine feste Grundiage ihrer volkswirtschaftlichen Gleichheit in der Gesellschaft and In der Familie. Fiir das Aufsteigen der Sowjetfrauen auf dem Gebiete der erzeugenden, wissenschaftlichen und verwaltungstechnischen Tatigkeit gibt es keinerlei Grenzen. Es ist keine Seltenheit, daB eine ehemals einfache Arbeiterin oder Bauerin jetzt Direktorin einer Fabrik, Vorsitzende einer Kollektivwirt- schaft. Leiterin clues Institutes oder Staatsfunk- tionar ist. tine weitere und fruchtbringende Arbeit leisten die Frauen auf kulturellem Gebiet. In den Reihen der Sowjetintelligenz nehmen die Frauen einen ansehnlichen Platz em. Es gibt keinen Zweig der Wissenschaft, der Technik, der Kunst, der Lite- ratur, an dem sie nicht beteibgt sind and wo sie nicht groBe Erfolge erzielt batten. Gegenwartig gibt es in der Sowjetunion 100 000 weibliche Arzte, das sind 60 Pxozent der Gesamt- zahl der Arzte in der SU. Uber 250 000 Frauen leisten als Ingenieure and Techniker leitende Arbeit auf dem Gebiet der In- dustrie und des Verkehrs. 300 000 Frauen leisten wissenschaftliche Arbeit in Forschungsinstituten and Laboratorien. Viele von ihnen sired berahmte Wissenschafter, die irn ganzen Lande bekannt sind. Auch auf darn Gebiete der Kunst eneichten die Sowjetfrauen eine hohe Meisterschaft. Besonders groB sind die Erfolge der Frauen auf dem Gebiet des Bildungswesens. Hier arbeiten 1 300 000 Frauen. Eine von ihnen, Nadeshda Parfjonowa, die Mitglied des Kollegiums des Volksbildungsministeriums ist, ist uns deutschen Frauen sehr gut bekannt aus ihrer Tatigkeit in Deutschland im Auftrage der Internationalen De- mokratischen Frauenfederation. Es gibt kein Lebensgebiet in der Sowjetunion, auf dem nicht die Frau eine hemrragende Rolle spielt. Auch in der AuBenpolitik arbeitet eine groBe Anzahl von Sowjetfrauen in Missionen, politischen Vertretungen und Handelsvertretun- gen im Ausland. Uber 20 Jahre fiihrte Alexandra Kolontay, der Botschafter der UdSSR in Schwe- den, erfolgreich ihre diplomatische Arbeit durch. DaB die russischen Frauen von dem ihnen ge- gebenen Recht, mitzubestimmen an der politischen Leitung des Landes. Gebrauch machen, zeigen die Wahlen. Die weiblichen Wahler nehmen fiber- all fast 100prozentig teil. 277 Frauen sind Depu- tierte des Obersten Sowjets, 1700 Frauen der ver- schiedensten Nationalitaten wurden Deputierte der Obersten Sowjets der Union der autonomen Republiken. Ungefahr 1/2 Million Frauen sind Ab- geordnete der Ortlichen Sowjets. Auch im Gerichtswesen arbeiten die Frauen, ihrer Bedeutung entsprechend, mit. Zum Obersten Gertcht der Unionsrepubliken gehoren 33 Prozent Frauen. Sesser als alle Worte zeigen diese wenigen Zahlen, wie sich das Leben der russischen Frau durch die Verwirklichung der Gleichberechtigung gestaltet hat. Als Gleiche unter Gleichen nimmt die russische Frau heute teil an alien Entschei- dungen iiber das Leben des Landes and das Wohl des Volkes. In der UdSSRIstderjahrhunderte- alte Traum vieler Generationen progressiver Menschheit Wirk- lichkeit geworden � der Traum der tat s a c h II c h en Gleichheit und Gleichberechtigung der Frau. Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Tagung des Bundesausschusses des DFD am 3. und 4. Oktober 1947 in Berlin Die Bundesausschud-Sitzung am 3. und 4. Ok- tober d. J. in der Universitat in Berlin hat nicht nur einen umfassenden AufschluB fiber die Arbeit des Bundes, sein Wachsen und Wirken gegebern sie hat nicht nur gezeigt, wie mit Energie Schwie- rigkeiten tiberwunden werden konnen und mit ehrlichem Witten auci. unter den gegenwartigen Verhaltnissen eine Organisation aufgebaut wer- den kann, die von arbeitsfahig ist, sie hat ferner nicht nur die %rode Riihrigkeit gezeigt, mit der die Frauen urn ihre Gleichberechtigung kampfen und ihre Forderungen durchzusetzen versuchen, sondern sie hat deutlich zum Ausdruck gebracht, dad hier Krafte am Werk sind � Krafte, die be- harrlich und unbeeinfludbar wirken und ihrem Ziel entgegenstreben. Die Initiative, die die Frauen des Bundes auf jedem Gebiete entwickelt haben, ihre Arbeit und ihre Bestrebtingen sind nicht mehr zu iiberharen � weder von den Gegnern des Bundes noch von der Weltoffentlichkeet. Frau Dr. Durand�W e ve r, die erste Vor- sitzende des DFD, eroffnete die Sitzung und be- grfifite alle Gaste und BundesausschuBmitglieder. �Wir wollen keine Geheimsitzung, sondern wir wollen Rechenschaft ablegen tiber die Arbeit, die der DFD in diesem halben Jahr geleistet hat. Die Arbeit des DFD soil eine Briicke sein zwischen Oat und West und beitragen zum Frieden der Welt, und wir Frauen mfiesen alle Fraulichkeit und Mtitterlichkeit einsetzen als den groBten Faktor, den wir haben, urn die groBen Ziele, die der DFD sich gesetzt hat, zu verwirklichen. ,Deutschland steht und fallt mit seinen Frauen. Wir haben zu beweisen, dad Deutschland bestehen wird." Die Generalsekretarin, Frau Weiterer, gab dann den Uberblick iiber die ,Entwicklung des Bundes Sie gab einen umfassenden Rtickblick auf die Arbeit des DFD von seiner Grfindung am 8. Mars 1947 bis jetzt und stellte lest, deli die Del.egationen zum Griindungskongrell eine Basis von etwa 200 000 Frauen, die in der Zone und in Berlin listenmadig erfat waren, hatten. Der Demokra- tische Frauenbund Deutschlands aber zahlte am 1. September 1947 schon 242 545 Mitglieder in der Zone ohne die Stadt Berlin (far die bis heute noch keine Erlaubnis des Kontrollrates zur Gran- dung des Bundes gegeben wurde). Die Zahlen und die Arbeitsergebnisse zeugen von einer sechs Monate langen intensiven Aufbauarbeit, die trutz alter objektiven und subjektiven Schwierigkeiten geleistet werden konnte. Es ist gelungen, in diesem kurzen Zeitraurn eine Organisation zu schaffen, die voll arbeitsfahig ist. Die Referate des Bundes sind mit Sachbearbeiterinnen besetzt und bearbeiten bereits Rechts- und Kulturfragen, soziale Fragen, Fragen von Schule und Erziehung, Hausfrauen- und Hausangestelltenfragen sowie die Fragen der Verbindung mit anderen Organise- tionen in den verschiedenen Zonen Deutschlands und im Ausland. In �den Arbeitskommissionen leisten die Frauen des Bundes eine gute Facts- arbeit. Bin VerfassungsausschuB, der gebildet wurde in verfolg der Forderung each einer deut- schen Zentralregierung und Teilnahrne des DFD an einer gesamtdeutschen Vertretung bei den Londoner Frieciensverhandlungen, der aus Perla- mentarierinnen, Juristinnen und anderen an diesen Fragen interessierten Frauen besteht, beschaftigt sich bereits mit. den Forderungen der Frau an eine kfinftige Reichsverfassung. Die Organisation hat eine lebendige kulturelle Arbeit und vor aliens groLle Leistungen auf sozialem Gebiet zu ver- zeichnen. Frau Weiterer gab einen Blick in diese Arbeit durch die Aufzahlung von Beispielen, die an Vielseitigkeit der Betatigung und Aufbringung der Mittel erstaunlich waren. Aus des Aufgabenstellung ist zu erwahnen, dat vor allem eine fortlaufende Schulung stattfinden soli zur Vertiefung des Wissens der Frauen iiber geschichtliche, politische, kuiturelle, soziale und aktuelle Fragen: Als eine der Hauptaufgaben wurde die Ver- starkung der Beziehungen mit Frauenorganisa- tionen und die Schaffung von Gruppen des De- mokratischen Frauenbundes im Weston Deutsch- lands bezeichnet. Aus dem Zahlenmaterial fiber die soziale Zu- sammensetzung des Bundes zog Frau Weiterer den SchluB, dad eine auBerst intensive Arbeit zur Gewinnung der Arbeiterinnen und Bauerinnen einsetzen music, die in den Reihen des Bundes noch fehlen. Eine andere Aufgabe sei die Ge- winnung junger Frauen. Man muss's in alien Or- ganisationseinheiten die verschiedensten Arbeits- methoden zur Gewinnung dieser Frauen an- wenden. Frau Dr. von Renthe sprach fiber �Die Frauenbewegung In Deutschland sett 1945" Sie ffihrte an, dad der eigentliche Hohepunkt der deutschen Frauenbewegung in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg lag. Als 1908 endlich each langen Kampfen die Vereinsfreiheit erreicht wurde. setzte naturgemad die Werbung der Par- teien bar die Mitarbeit der Frauen em. 1912 land in Berlin em politischer Frauentag statt. Der erste Weltkrieg lied alle weiteren Zusarnmenkfinfte und Debatten gegenstandslos werden und die Re- volution 1918 gab den Frauen das Wahlrecht zu alien offentlichen KOrperschaften. In den folgen- den Jahren der Weimarer Republik konnte sich die Frauenbewegung ungehindert entfallen, um 1933 wieder vallig zerschlagen zu warden. Nach dem Zusammenbruch 1945 setzte em v81- liges Neuaufleben der deutschen Frauenbewegung em. Begonnen mit der Arbeit der Frauenaus- schtisse bis zur Grtindung des DFD im Marz 1947 war es itherall die Frau, die begann, aus dem Chaos einen neuen Weg und die LOsung alter Fragen zu suchen. Besonders waren as die Frauen aus den Widerstandsbewegungen und auch aus der alten Frauenbewegung, die sofort an die Arbeit gingen. Aber such unzahlige andere Frauen begannen Hand anzulegen am gr.:Alen Aufbau- werk. Die organisatorische Entwicklung fiihrte Ober die Arbeit der Frauenausschilsse zum DFD, der nur zum geringen Tell an die alte Frauenbewe- gung ankniipfen konnte. Was in den folgenden Monaten geleistet worden ist, ergibt em n gewal- tiges Bild. Ohne den Frauenbund wird es keine Losung unserer Fragen geben. Die Wurzel liege in der praktischen Arbeit, die aber ideolo- gisch fundiert werden intisse. Nachdem in der Nazizeit das Recht der Frauen aufs Auderste be- schrankt wurde, finden nunmehr alle aufbauwilli- gen Krafte der alten und neuen Frauenbewegung im DFD die Meglichkeit, am Neuaufbau Deutsch- lands rnitzuarbeiten. Die Entwicklung des DFD, der die Frauenbewe- guise zu ihren hachsten Zielen zusammengefaBt hat, berechtigt uns zu der Hoffnung, each dem Zusamrnenbruch der Mannerstaaten Deutschland em n anderes Gesicht zu geben, namlich das Gesicht der Demokratie, deren hohes Ziel echte Menschlichkeit ist, und dieses kann nur erreicht werden im Zusammenspiel und Ausgleich mann- licher und weiblicher Krafte. Man beginnt in der Welt bereits die Stimme der Frauen zu horen. Auch im Westen fangen die Frauen an, sich zu organisieren und ihre For- derungen zu stellen, wenn auch noch nicht in dieser intensiven Form wie in der Ostzone. Man Let sich jedoch tiberall klar daritber, dad die heutige Entwicklung der Frauenarbeit zum Frieden der Welt fiihren mud und wird. Frau Emmi Damerius, stellvertretend� Vorsitzende des DFD, gab einen ausfiihrlichen und eindrucksvollen Bericht iiber den Besuch der Delegation des DFD in Schweden zur Tagung der Internationlen Demokratischen Frauenfoderation. Sie wies auf die grol3e Bedeu- tung bin, die dieser erste Besuch deutscher Frauen im Ausland und die erste Annaherung an die Frauen im Auslande hat. Sie bezeichnete dieses Treffen als den groden Durchbruch zu diner neuen, anderen Welt und den Anfang zu einer aussichtsreichen fruchtbringerrden Zusam- menarbeit. Ihre Ausfiihrungen wurden mit beson- derens Beifall aufgenomrnen. Die anderen Teilnehmerinnen der Delegation, Frau Radel, Frau Sachse, Frau Rentmeister und Frau Dr. von der Esch, herichteten ebenfalls fiber ihre Eindriicke in Stockholm und brachten ein- stimmig ihre Befriedigung fiber das erste Aus- landstreffen zum Ausdruck. Frau Dr. Durand-Wever sprach den rank des Bundesausschusses und seine An- erkennung fiir die Haltung und des Auftreten der Delegation aus und beschloB daunt den ersten Sitzungstage Deffirweite Tag der BundesausschuBsitzung be- gann mit dem Referat von Frau Else L dde r s: �Unser Wille zur Einheit Deutschlands" In eindrucksvollen Worten schilderte sie das grate Leid, das der Krieg tiber die Frauen ge- bracht hat. Es gelte nicht nur die audereri,Triimmer, sondern vor allem auch die geistigen und seeli- schen Triimmer zu beseitigesu Sie wies hin auf die berechtigten Hoffnungen, die wir Deutschen each den Potsdamer Beschliissen haben konnten und be- dauerte, dad wir trotzdem politisch bisher noch nicht weitergekommen seien, sondern uns im Gegenteil immer welter von den Potsdamer Be- schliissen entfernen. Wenn wir auch vial Hilfs- bereitschaft erfahren hatten, so brauchten wir doch vor allem wirtschaftliche Bewegungsfreiheit, um aufbauen zu konnen. Sie deutete die Schwie- rigkeiten an, die sich uns noch entgegenstellen. 1. Bundestagung des DFD Dam Preisidium von links: Kate Kern, Emmi Damerius, Else Liiders, Dr. Durand-Waver, Elli Beer, Barbara von lien the, Hildegard Sellikowski; WTI Rednerpult: Maria Weiterer 3 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 sun ire einem wirklichen Frieden zu kommen. Aber die Schwierigkeiten seien eine Folge des Krieges und durchaus nicht IRV bei uns Vorhan- den, sondern sie bestanden auch in anderen Landem. Sie sprach tiber den Marshall-Plan und betonte die Notwendigkeit der Einheit Leutsch- lands. �Wir Frauen wtinschen keine bi- und trizonalen Besprechungen, sondern einen Frieden, an dem alle vier Besatzungsmachte teilnehmen. Wir mfissen den Kriegsgeriichten entgegentreten. Die Grundlage fiir eine kiinftige Verfassung ist die Einheit Deutschlands und der Wunsch alter ist die Aufhebung der Zonengrenzen. Wir lehnen den Separatism. us ab, ,die Lasten des Krieges mfissen wir gemeinsam tragen" rief Frau Liiders aus. Sie forderte dann, dal; des Ruhrgebiet deutsch bleibe, as sei ihr aber personlich emn Heber Gedanke, daB die Kohle des Ruhrgebietes alien Volkern, die deren bediirftig seien, Warme und Licht gebe. Das Gleiche wiinsche sie file Oberschlesien. Auf die ungeheure Bedeutung der nachsten Wochen end Monate hinweisend, sagte sie weiter: �Wenn wir Frauen nach der Einheit streben, so tun wir dies im Gedanken an ganz Europa. Wix wissen, daB auch eine Aufhebung der Zonengrenzen uns noch nicht den Himmel auf Erden bringen wfirde, aber sie brachte we- sentliche Erleichterungen mit sich mid wiirde einen Anfang zu einer endgfiltigen Lotting be- deuten. Wir werden mit unserer Arbeit unseren Beitrag zum Wiederaufbau leisten, aber -dazu brauchen wir einenjesten Boden, und wit hoffen, daB die kiinftigen Friedensverhandlungen was diesen Boden bringen werden. Unsere ganze Sehnsucht und unser Bingen und Streben soil darauf ausgerichtet sein, dal Deutsch- land wieder Licht und Warme auf allen Gebieten geben kann, vor aliens in geistiger Hinsicht. Wenn uns auch alle auBeren Giiter genommen sind, etwas kann mhn uns nicht nehmen, falls wir as nicht verlieren wollen: den Geist, zu sinnen mid ein Herz, zu lieben." Nach Frau Laders sprach Frau Kate e r n fiber �Furderungen zur Verfassung". Sie entwickelte em eingehendee Bild fiber die Verfassungsfragen und die Arbeit der Vedas- surigskommission des Demokratischen Frauen- bundes, die bereits dabei ist, die Forderungen dee Frauen fiir eine gesamtdeutsche Veefassung aus- zuarbeiten. Sie sprach von dem obersten Ziel, dad sich der Demokratische Frauenbund gesetzt, nam- lich die Sicherung des Friedens und erklarte: �Der Demokratische Frauenbund will elle reaktionaren Bestrebungen be- � kampfen, an der Beseitigung f a s histi- schen, militaristischen und rfick- schrittlichen Gedankengutes mit- arbeiten, urn die Voraussetzungen fiir die Sicherung des Friedens und fiir den Beginn einer neuen Epoche der Humanitat und des Fortschrittes zu schaffen." Diese Ziele miiBten in einer entsprechenden Verfassung verankert werden, sagte Frau Kern. Sie gab dann einen kurzen historischen Rack- buck und stellte einen Vergleich der Weimarer Verfassung mit dem zur Zeit geltenden Lander- verfassungen an, Sie verglich auch die Ver- fassungen der Westzonen mit denen der Ost- zonen, die leider in bezug auf die Gleichberechti- gung der Frauen wesentliche Einscheankungen auf- zuweisen haben. Wenn es zum Beispiel in der Weimarer Verfassung heiBt: �Grundsatzlich" die gleichen Rechte, so stellt dies nattirlich eine groBe Einschrankung dar. Auch die Bremer Ver- fassung wurde auf Einspruch der amerikanischen Militarregierung in bezug auf die Gleichberechti- gung der Frau geandert, miter der Begrtindung, dad die v011ige Gleichberechtigung der Frau mit dem Btirgerlichen Gesetzbuch nicht in Einklang zu bringen sei. Das Bemiihen des Demokratischen Frauenbun- des aber geht dahin, eine Verfassung zu haben, in der die Frau v011ig gleichberechtigt ist und at arbeitet schon haute an der Umformulierung alter Gesetze, die die Ft-au haute noch benachteiligen. Ele Frauen des DFD und alle fortschrittlichen Frauen sind sich nariiber einig, dad in der neuen Verfassung die Gleichberechtigung der Frau garantiert sein mud und dad die Gesetze endlich ents,prechend unseren Zeitverhaltnissen zugunsten der Frauen geandert werden miissen. Es wurden bereitS Vorschlage ausgearbeitet far eine Neuregelung des Ehe-, Farnilien- und Giiter- rechtes sowie des Nichtehelichenrechtes. Auf allen diesen Gebieten setzt sich der Demokra- tische Frauenbund em, aber auch tiber die spe- ziellen Frauenforderungen hinaus sehen die Frauen ihre Aufgabe darin, sich mit den entscheidenden politischen Fragen vertraut zu machen, urn an 4 einer zukfinftigen deutschen Verfassung mete arbeiten zu Mennen. Im Augenblick setter' sie ihre wichtigste Aufgabe darin, zu 'erreichen, daB sie bei den kommenden Friedensverhandlungen gehort warden end treffen hierfdr weitgehende Vorbereitungen. Da far eine ktinitige Verfassung die Weimarer Verfassung als Grundlage ge- nommen werden soil, het der Demokratische Frauenbund die Absicht, einige Abanderungen in Vorschlag zu bringen, urn einer nachteiligen Ent- wicklung in bezug auf die Frauenforderungen end die E'emokratie aberhaupt vorzubeugen. AnschlieBend fend eine lebhafte, Diskussion state Folgende Resolution wurde angenommen: Entschliellung Ober die Einheit DeutsChlands Am 3. und 4. Oktober 1947, anlaBlich seiner ersten Konferenz, beschaftigte sich der Bundes- ausschuB des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands mit den Aufgaben und Forderungen der Frauen aus alien Gebieten Deutschlands zur Herstellung und Sicherung der Epheit unseres Vaterlandes. Mit groBer Sorge sehen die �im Demokratischen Frauenbunde Deutschlands vereinigten fiber 1/4 Million deutscher Frauen 'und mit ihnen alle friedliebenden Frauen in ganz Deutschland, dad sich nun, zWei Jahre each Beeedigung des ver- brecherischen und marderischen Hitlerkrieges, bereits Bestrebungen zeigen, die nicht dem von alien Volkern ersehnten Frieden dienen, sondern einem neuen, noch furchtbareren Weltkriege Vor- schub leisten. In der Erkenntnis, daB-wie als Deutsche unsere heutige Notlage als Folge des letzten Krieges, unter der besonders die Frauen und Kinder leiden, selbst mitverschuldet haben, nicht zu- letzt weil wir nicht zielbewuBt und aktiv fin die Aufrechterhaltung des Friedens mit alien Mitteln eingetreten sind, wollen wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Der DFD arbeitet mit alien kraften gegen Kriegspropaganda und Verhetzung, in welcher Form auch immer sie auftreten. dine geeinte starke Frauenbewegung soil in ganz Deutschland verantwortungsbewuBt die Gestaltung unseres zuktinftigen Schicksals mitbestimmen. Well wir fortechrittlichen Frauen die Einheit Deutschlands als grundlegendes unmittelbares Friedensziel erkannt haben, erheben wir unsere Stimme fiir die Verwirklichung der von den alliierten GroBrnachten in Potsdam getroffenen Vereinbartmgen hinsichtlich der Zukunft Deutsch- lands, in denen uns zentrale Verwaltungen zu- gesagt warden. Wir sehen in der Zusammenlegung der einzel- nen Zonen nicht den Wag zur Herstellung der wietschaftlichen, politischen und kulturellen Ein- heit Deutschlands; derartige MaBnahmen fiihren, wie die Erfahrunq zeigt, nicht zur Uberwindung der groBen Not und zur Verbesserung der Lebens- lage des deutschen Volkes. Vielmehr beschworen sie die Gefahr einer Zersplitterung unseres Vater- landes herauf. Die Entwicklung der deutschen Friedensproduk- tion ist unerlaBlich fiir die Uberwindung des Marvels an wichtigsten Bedarfsgtitern in Deutsch- land und ffir die Erffillung der Reparations- pflichten. Doch net auf der Grundlage einer gesamtdeut- schen Planting und des innerdeutschen Gfiteraus- tausches kannen die wirtschaftliche Gesundung Deutschlands und der so wichtige Handel mit an- deren Landern zustande keinmen. Als vordringliche Aufgabe sieht der Demokra- tische Frauenbund Deutschlands die politische und erzieherische Mitwirkung der Frauen. Jetzt ist den Frauen unseres Bundes durch die Auf- forderung zur Mitarbeit in . den offentlichen demokratischen Korperschaften hierzu eine be- deutsame Gelegenheit gegeben. In dem Grad, wie wir Frauen fiberall verant- wortlich mitwirken und mitbestimmen, starken wir unseren EinfluB zur Schaffung der demokra- tischen deutschen Republik. Als politisch fortschrittliche Frauen erkennen wir die Notwendigkeit, dem deutschen Volk das Becht zue Abstimmung fiber seine Einheit zu geben. AnlaBlich dee bevorstehenden Londoner Kon- ferenz der AuBenminister wiederholen wir die auf dem ersten Deutschen FrauenkongreB file den Frieden tin Marz 1947 geauBerte Bitte, deutsche Frauen und Manner zu den Verhandlungen hinzu- zuziehen. Wir verbinden damit die Hoffnung, daft in London ein Friedensvertrag tin Geiste der Menschlichkeit zustande kommt. der die lahmende Unsicherheit hinsichtlich der Zukunft Deutsch- lands von uns nimmt, damit das geeinte Deutsch- land in aufbauender Arbeit zur Sicherung und Festigung des Weltfriedens beitragen kann. Die deutschen Frauen haben gezeigt, dad ste trotz Elend und Not den Mut zum Leben und zur Arbeit haben. Der Demokratische Frauenbund Deutschlands wird mit semen standig wachsen- den Kraften dazu beitragen, daft im neuen Deutschland der Zukunft friedliche Generationen heranwachsen. In ihrem Schluliwort appellierte Frau Damerius an die Wachsamkeit der Frauen, die allerorts ihre Regsamkeit ver- starken milBten. Es habe noch sehr viel zu ge- schehen, um bei der Londoner Konferenz gehert zu werden. In bezug auf die Frage des Ruhrgebietes uncl. Oberschlesiens betonte sie, daB wir fin das Ruhr- gebiet noch kampfen, daft jedoch das Schicksal Oberschlesiens durch einen BeschluB der vier Alliierten bestimmt worden sei. Es gabe eine Entwicklung in Deutschland und in der Welt, fiir die man Regen unit Ohren offen haben end mit der man sich besonders griindlich beschaftigen mtisse. Die Politik des DFE milsse eine deutsche Politik sein, ausgerichtet auf ganz Deutschland und auf die Frauen alter Zonen. Die Frauen stellen immer haufiger die Frage, wie es rnoglich war, daft sich die Volker zusammen- fanden in der Niederschlagung Hitters und jetzt nicht einig sein keinnen in der Sicherung des Friedens. In Stockholm haben die Frauen der Welt ver- sprochen, daft sie den deutschen Frauen helfen wollen, eine einheitliche demokratische Politik in Deutschland zu erreichen, Unsere Verpflichtung sei es nun an erster Stelle, zu zeigen, daB wir bereit sind, alias ftir die Einheit E'eutschlands zu tun und alias zur Verhinderung neuer Kriege. Alle Kriege seien am Ende Menschenwerk, also mtiBten Menschen sie verhindern konnen. Kriege warden im tiefsten Frieden vorbereitet und bereits heute fanden sich wieder Krafte in der Welt und in Deutschland, die zum Kriege trieben. Mehrmals sei der Wunsch geauBert worden, daft - die deutschen Frauen auch in London gehert werden, doch batten die Frauen wader in der Ost- noch in der Westzone diesen Wunsch ge- nfigend zum Ausdruck gebracht, dine solche Forderung zu erheben, heiBe, nicht nur in unseren Reihen, sondern in den Reihen der deut- schen Frauen iiberhaupt eine gewisse Basis daffir schaffen. Die Verantwortung fiir die Entwicklung der nachsten Jahre tragen die deutschen Frauen zu einem groBen Stuck mit, sie kennten die Ver- haltnisse beeinflussen. Frau Weiterer habe in ihrem Bericht sehr vial dartiber gesagt, wie das moglich sei. Die vielen Veroffentlichungen fiber die Arbeit und iiber die Ziele des Besides, die durch die Presse gingen, hatten hoffentlich die noch ab- seits stehenden Frauen aufnaerken lessen und ihnen die nicht zu unterschatzende Bedeutung einer Frauenbewegung in einer so entscheidenden Zeit wie dee unsrigen nahegebracht. Allen Lauen und Uninteressierten Bowie alien MiBtrauischen und Vareingenommenen miiBte auf Grund der ein- gehenden Ausfiihrungen fiber alle Gebiete, mit denen sich der DFD beschaftigt und *fiber die er anlaBlich der BundesausschuB-Tagunq Rechen- schaft ablegte, klar warden, daft dieser erstmaliqe ZusammenschluB die Basis ist, auf der deutsche Frauen wieder zu Ansehen in der Welt gelangen k8nnen, und daft innerhalb des DFD jade Frau Gelegenheit habe, auf ihre Weise einen Beitrag zur Wiederherstellung der Achtung vor der deut- schen Frau zu leisten. Allen aber, die guten Wil- lens und noch ratios sind, will der DFD helfen. Es solle und diirfe in Deutschland keine Frau mehr geben, die miBmutig und verstOrt nicht Wiese, wohin-sie Bich wenden kOnne. Die Fr-alien miiBten endlich von ihrer Fahigkeit, selbstandig zu denken und sich eine eigene Meinung anzueignen, Ge- branch machen, damit ate aus ihrer Unsicherheit heraus den Wag zur Klarheit finden. Es set das eine moralische Verpflichtung, dig die Frauen dem Volk als Ganzes schuldiq seien, wenn sie aus der Veegangenheit gelernt hatten. Die Neu- ordnung des deutschen Lebens sei nicht net eine Frage der Enttrammerung nach aufien, sondern vor allem auch each innen. Dies alles habe die BundesausschuB-Sitzung sum Ausdruck gebracht und die Moglichkeit gezeigt, aus der gegenwar- tigen Not herauszukommen. Je eher wir ens fahig erweisen, desto eher wfirden wir frei sale. Es bleibe nut zu wiinschen, dad die Gegner des DFD und alle diejenigen, die ihm miBtrauisch gegeniiberstehen, die wirklich hochgespannten Ziele erkeganen, und daft viele Itrende end Suchende den rechten Wag finden mOchten. Da- mit ware der Sinn der Tagung erffillt, mid das seien die Gedanken, die zutiefst alle die beweg- ten, die mit wirklicher Anteilnahme an der Sitzung teilnahmen. Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 14140ae ilejOe K4 felltabegi Von MARIA RENTMEISTER Wie kam es zu der Einladung des Demokra- tischen Frauenbundes Deutschlands, zu der Exe- kutivtagung der Internationalen Demokratischen Erauenfoderation? Bemerken mull man, daf3 as sich nicht urn die Ein- ladung einzelner Persenlichkeiten zu einer inter- nationalen Tagung handelt, wie es bereits after geschah, sondern der DFD wurde um the Ent- sendung einer Delegation gebeten. Wir konnten feststellen, dad die Entwicklung in Deutschland imAusland mit groBer Aufmerksamkeit beobachtet wIrd. Die Internationale Demokratische Frauenfdderation hat bereits vor einem Jahr eine Kommission ausVertreterirmen vers chiedene rNa tio- nen mit dem Studium der deutschen Verhaltnisse beauftragt. Diese Kommission hat auch auf dieser Tagung 'iiber Deutschland Bericht erstattet. Aus dem Prograrnm der IDFF und ihrer Arbeit geht hervor, dad ihr Kampf in erster Linie der Beseiti- gung der Uberreste des Faschismus und der FOrderung der demokratischen Entwicklung Die Tatigkeit des DFD, dessen Ziele und Arbeit sich ebenfalls in dieser Linie bewegen, wurde auf- merksam verfolgt und fiihrte schlieBlich zu der Einladung. Es erhebt sich die zweite Frage, zu wem wir eingeladen wurden. Was ist die IDFF und welchen Charakter hat diese Organisation? Unterscheidet sie sich von den anderen Frauenbewegungen und welche politische Ordentierung hat sde? Wir konnen heute vier grolle Vereinigungen unterscheiden, und zwar: 1. Den Weltbund f�r gleiches Recht and gleiche Verantwortlichkeit (die frilhere Stimmrechts- bewegung); 2. die Frauenliga ffir Frieden und Freiheiti 3. der Internationale Frauenbund und. 4. die Internationale Demokratische Frauen- foderation. Alle vier Orgatisationen fiihrten im vergan- genen Jahr intemationale Tagungen durch. Was zeigte sich? Die alten traditionellen Vereinigun- gen hielten sich ganz im Rahmen ihrer fritheren Ziele und Bestrebungen. Ste traten em n das Stimmrecht der Frau, fin gleiche staatsbiirger- fiche Rechte, fin the Rechte der Ehefrau und im allgemeinen fiir Frieden und Gleichberechtigung. Das finchterliche Geschehen des Faschismus und Hitlerkrieges hat nicht zu neuen Erkenntnissen gefiihrt, noch konnte eine dieser Frauenvertre- tungen sich riihmen, an der Spitze des Freiheits- kampfes ihrer Lander gestanden zu haben oder als fiihrende Kraft im Kampf gegen Hitler und den Krieg in Erscheinung getreten zu sein. Haben sher die Frauen der dberfallenen Lander Wider- stand geleistet, haben ale in der Freiheitsfront Ihrer Volker gestanden? Hervorragend und heroisch war die Teilnahme der Trailer'. Ste er- wachten dadurch in vielen Landern zum politischen Leben und stellen in der Neugestaltung ihrer Lander die positivsten Krafte dar. Konnten sie sich also den alten Organisationen wieder anschlieBen, die, als alles bedroht war, keine Kraft und keine Fiihrung darstellten. son- dern kapitulierten, wie es so schmahlich auch in Deutschland der Fall war? Keine der alten Organisationen hielt auch nur annahernd seine Mitglieder oder seine Landes- vbrbande. Dents es kam 1945 zur Griindung der IDFF, in der die Freiheitskampferinnen fiihrend sind. Bareits bei ihrer Griindung waren 42 Natio- nen vertreten, die 81 Millionen Frauen vertraten. Zum erstenmal sind auch die ru.ssischen Frauen in einer internationalen Organisation beteiligt. Das Herz der IDFF bildet die �Union franzosischer Frauen", die groBe umfassende Organisation von 3 Millionen Mitgliedem, die in der Widerstands- bewegung entstand. Auf dem GrandungskongreB der IDFF vereinig- ten sich zurn erstenmal Frauen verschiedener Rassen and Nationen, verschiedener Glaubens- bekenntnisse, Klassen und politischer Uberzeugun- gen, man einte sich in den Zielen: Kampf inn Frieden und Demokratie, Kampf gegen die faschi- stischen Uberreste und reaktionaren Forderungen, f�r Gleichberechtigung der Frau, fiir Verbesse- rung der Lebensbedingungen der arbeitenden Menschen mid sozialen Fortschritt in der Welt. Si e beschrankt sich nicht auf soziale, rechtliche, kulturelle Fragen, sondem nimmt zum politischen Geschehen Stellung, sal es des politische Welt- geschehen, seien es die nationalen Belange der Lander. Die IDFF erklart sich bereit, mit alien internationalen Frauenorganisationen zusammen- zuarbeiten. Wie wurden nun die deutschen Frauen emp- fangen? Im Moment stehen groBe Teile der Berliner Be- volkerung unter dem Eindruck des Prozesses gegen die SS-Merder des Konzentrationslagers Sachsen- hausen. War die Verhandlung mithort oder die Berichte best, steht burner wieder entsetzt und fassu.ngslos vor dieser menschlichen �Verkommen- hen, obwohl wir doch vieles aus eigenem Er- leben kennen. Das sind Deutsche. Es gab eine groBe Anzahl, eine Riesenorganisation solcher Verbrecher. Millionen unschuldige Menschen fielen ihnen zum Opfer. Das deutsche Volk stand nicht gegen den organisierten Massenmord an Zivilpersonen und Kriegsgefangenen auf. Lesen ale, was mit den Menschen anderer Nationen ge- schah, dann weiB man, was zwischen ihnen und uns liegt. Diese Entfremdung wurde sehr sparbar. Kritisch and abwartend, mit grater Aufmerksamkeit harte man den Bericht von Emmi Damerius an. Die awl Echweden zurackgekehrte Delegation. Von links: Emma Eachse, Emmi Dementia, Dr. Mar- garete v. d. Each, Frieda Radel, Maria Rentmeister Was bewegt diese Frauen? Eine Frage, und zwar: Wird Deutschland auch weiterhin eine Be- drohung des Friedens, wird Deutschland auch weiterhin eine Bedrohung f�r uns alle sein? Wie stark sind die Krafte, die eine friedliche and demokratische Entwicklung gewahrleisten? Wir Frauen des Demokratischen Frauenbundes haben tins ZUT Ubernahme der Verant,.vortung f�r eine friedliche und demokratische Entwicklung bereit erklart, wir wollen auch wiedergutmachen, soweit es tins menschenmOglich ist. Die wich- tigste Frage, die hiermit im Zusammenhang steht, 1st die Einheit unseres Landes. In diesem Augen- blick erhielten wit die Zustimmung der ganzen Konferenz. Dies wiederholte sich bei der Forde- rung nach einer zentralen Regierung in Deutsch- land, es wiederholte sich bei der Forderung nach einer deutschen Vertretung tinter Teilnahme der Frauen an der Londoner Konferenz und an man- chen anderen Punkten, An anderer Stelle dieses Blattes sind die Beschliisse der IDFF veroffent- licht. Wer wagte zu hoff en, daB unsere eigenen nationalen Interessen von einer internationalen Von links: Maria-Claude Vaillant-Couturier; Mme. Pragierowa, Vizeminister f�r Arbeit und Sozialliirsorge in der polnischen Regierung; Mme. Mitroviteel, Minister tar Erziehung in der jugoslawischen Regierung; Mine. Cotton, Prof. der Physik, Prasidentin der Internationalen Demokratischen Frauenfoderation; Dolores /barruri, �La Passionaria" 5 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Organisation vertreten warden? Sie wurden es deshalb, well nur die fortschrittlich-demokrati- schen Krafte die Sicherheit der anderen Lander gewahrleisten. In diesem Sinne wurde uns Unter- stiitzung und Hilie in unserer Arbeit zugesagt. Nach leidenschaftlichenWorten von beiden Seiten sahen wir was dann dem groBen Augenblick gegenaber, in dem die Vorsitzenden der IDFF auf uns zukamen mit herzlichem, warmem Hande- reichen' mit Worten der Begrafiung und Hoff- nung auf gute Zusammenarbeit. Urn diese Zu- sammenarbeit haben wir gebeten und sic wurde gewahrt. Mogen die deutschen Frauen den stArksten An- teil nehmen an alien diesen far unsere nationale Entwicklung so entscheidenden Fragen und tinter Beweis stellen, welche fortschrittlichen Krafte sic entwickeln Aus dem Bundesleben lie Joni Eine traurige Berahmtheit hat diese kleine Frau aus Domnitz in Mecklenburg sich erworben, da- durch, daB sie auf einer Versammlung des Demo- kratischen Frauenbundes in Ludwigslust Lebens- weisheiten von sich gab, die � das brauchen wir wohl nicht besonders zu betonen � kollidieren mit den Lebensauffassungen eines jeden Men- schen, der sein Leben nach ethischen und morali- schen Grundsatzen gestalten mOchte. DaB das die Mehrheit alter Frauen ist, bedarf keiner Frage. Wenn eine gewisse Presse versuchte, das was Ite JOrn in Ludwigslust gesagt haben soli (sic hat es nach einer Berichtigung der �Norddeut- schen Zeitung" in Schwerin nicht so gesagt, wie es publiziert wurde), hinzustellen als eine of II- zielle Meinung des Demokratischen Frauenbundes zu den Problemen der Ehe, Liebe und Treue, so 1st das � das wagen wir zu behaupten � wider besseres Wissen geschehen, denn nut em n einziger Blick auf das erzieherische Programm des Bundes zeigt, dad dieser im Gegenteil der Lockerung der Moral und der Verfalschung ethischer Begriffe in der Nazizeit den scharfsten Kampf angesagt hat und daran arbeitet insbesondere den jungen Menschen alte Lebenswerte wieder zu vermitteln. Der Demokratische, Frauenbund mit semen 250 000 Mitgliedern umschlieSt Menschen altar Art. Es 1st natarlich, dad in ihm sich auch Frauen mit alien mOglichen Ideen und Lebensauffassun- gen befinden. Da in semen Reihen das Prinzip der Demokratie herrscht, sollen auch bei Die- kussionen die Probleme von alien Gesichtspunk- ten diskutiert werden. Eine andere Frage 1st as, welche Auffassurig eine Frau zum Ausdruck bringt, die als Referen- tin eingesetzt ist. Der Skandal um Ite J6rn (dieser Sache haben sich nicht bloB einige Zeitungen der Ostzone bemachtigt, sondern auch in erheb- lichem Made die Zeitungen im Westen) mud all unseren Leitungen de Lehre geben, dad niemand im Bunde referieren kann, der nicht auch die Ziele und das Programm des Bundes vertritt. Die Bundesmitglieder, die wissen, welche Ziele der Demokratische Frauenbund Deutschlands an- strebt, sollen sehr wachsam sein, damit solche Zwischenfalle unmoglich gemacht werden. Die Aktivitat und die Starke des Demokratischen Frauenbundes tuft seine Feinde auf den Plan. Das zeigt sich daran, wieviel Platz von dem so knappen Zeitungspapier gewisse Zeitungen den AuBerungen der Tie Join widmeten. Aktivitat der Ortsgruppen Kreis Celan: Im Rahmen der Volkssolidaritats-Woche wur- den Sammlungen und Kinderfeste veranstaltet. Vom DFD, Ortsgruppe Senftenberg, wurden erhebliche Betrage gesammelt, die der Volks- solidaritat zur Verfagung ilbergeben wurden. Es wurden auBerdem 2000 Plaketten verkauft. Eintrlttskarten zu alien von den drel Parteien stattfindenden Veranstaltungen werden von den Mitgliedern des Bundes verkauft. Nahstuben und Kindergarten sind, wo sie noch nicht vorhanden waren, neu eingerichtet worden. Be! den in den letzten Wochen ausbrechenden Waldbranden haben sich die Frauen freiwillig zur Bekampfung zur Verfilgung gestellt. Forst/Lausitz: Der DFD hat einen Antrag an die landwirt- schaftliche Abteilung gestellt, ftir die Kinder- garten, Alter sheime und die Krankenhauser Ziegen sum Einstellen zu erhalten. 25 Ziegen wurden zugesagt. Kreis Teltow: Blankenfelde: Der DFD berntlht sich urn die Renovierung des Biankenfelder Schlosses, urn die far Blankenfelde und Umgebung dringend erforderliehe Oberstufe der Schule einriehten zu konnen. Die Gemeindeverwaltung will das SehloB jedoth an eine Essigfabrik verpachten. Der DFD appelliert an die Gemeindevertretung, den Ausbau des Schlosses zu untersttitzen und somit die Raumfrage der Sehule zu klaren. Senftenb erg : In Grube Marge wurde eine Frau als Barger- meisterin gewahlt. Nach Aufruf zur Grandung des DFD traten die Frauen von Grube Marga dem Demokratischen Frauenbund bet. Eine rege 6 Werbeaktion wurde durchgeftihrt. Man kann wohl heute mit Becht sagen, daB die Ortsgrumfe Grube Marga mit 320 Mitgliedern die starkste des Kreises Calau 1st. Bedingt durch die augen- blickliche Notlage wurde der BeschluB gefaBt, eine Sammlung von Lebensmitteln durchzuftlh- ren, welche alten Leuten und besonders Bedtirf- tigen des Ortes zugute kommen sollte. Diese Aktion wurde Anfang Juni begonnen und man - kann heute sagen, daft schon em n grater Tell der Bedilrftigen bedacht werden konnte. So wurden U. a. Kartoffeln, Eier, Brot und Mehl verteilt. Sehr bedtirftige Familien erhielten auch eine Spende an Mach. Mit welcher Freude die alien Leute diese Lebensmittel in Empfang nehmen, ktinnen nur diejenigen ermessen, die dabei waren. AuBerdem konnten noch einige Zentner Saatkartoffeln far die Brachlandaktion verteilt werden. Aber nicht nur in dieser Hinsicht sind die Frauen der Grube Marge aktiv, sondern in Aufbauspenden Als Aufbauspende far den DFD hat der Kreisvorstand der CDU Bernau 100.� RM geaeben. Wir danken sehr fur die Unter- stUtzung. den monatlich stattfindenden Versammlungen werden eifrig politische Tagesfragen erortert. So hilft der DFD an der Uberwindung der Not und bet der Aktivierung mid politischen Er- ziehung der Frauen. Bad Freienwalde: Freienwalde hat eine Nahstube eingerichtet, die sich big jetzt allein erhalten hat. Augen- blicklich lauft em Nahkursus fiir junge Ma dche n. Sieben Madchen werden in einern halbjahrigen Kursus ausgebildet. Ftinf Nah- maschinen stehen zur Verftigung. Damme: Am Sonntag dem 6. Jull 1947, veranstaltete der D F D mit dem FrauenaussehuB in DammeiKreis Prenzlau em Wohltattgkeitsf est zu- gunsten der Markischen Volks- solidaritat. Es war sehr nett aufgezogen, mit Tombola und anderen netten Belustigungen, ja sogar em Schweinchen wurde versteigert. Durch die gute Organisation der Vorsitzenden des DFD verlief der Abend sehr schen. Sic hatten eine Einnahme von 2800.� EM, yonder sic der 1VlarkischenVolkssoli- daritat in Prenzlau 1800.� EM spendeten. Prenzlau: Am Sonnabend, dem 12. Juli 1947, veranstaltete der DFD Zuckerfabrik in Prenzlau em n Kinderfest. Dazu waren beige Kindergarten der St a dt Prenzlau ein- geladen. Es waren etwa 180 K in der an- wesend, die mit einer schanen Kirschsuppe nd Geschenken bedacht wurden. Allerlei Belusti- gungen wurden durchgefiihrt, z. B. Sae.khapfen, Schaukeln, Volkstanze. Man sah an dem Leuth- ten der Augen die Freude der Kinderherzen. Die Jugend fiihrte mit den Kindern Theater- stticke auf und brachte sehr schline Rezitatio- nen und musikalisehe Darbietungen. Kreisverband Merseburg: Der Monet August stand im Zeichen des Laternen- Kinderfestes. Die Frauen des DFD und AFA waren mit den Vorbereitun- gen hierzu beschaftigt. In den Landgemeinden wurden Sammlungen von Lebensmitteln unter- nommen, somit bestand die Mtiglichkeit, den Kindern Kuchen und Geback zu verabreichen. Benndorf: In Benndorf veranstaltete die Ortsgruppe einen Kult tir a b en d unter dem Motto: �Aus dem Leben ftihrender Per- sonlichkeiten der Frauenbewe- g u n g." Unter der Mitwirkung der FDJ wurde filr diesen Abend em buntes Programm zu- sammengestellt. Diese Veranstaltung war etc Abend, welchen die Dorfgemeinschaft von 300 Einwohner besuchte. Das Referat war �Helene Lange und Klara Zetkin." An diesem Abend konnten verschiedene Neuaufnahmen gemacht werden. Frankleben und Burg-Lebenau: In den Gemeinden Frankleben und Burg- Lebenau wurde dutch die Frauen des DFD und des AEA eine Erholungsaktion far die Kinder des Kindergartens durchgeftihrt. Nach einer eifrigen Vorarbeit let es gelungen, den Kindern einen dreiwochigen Erholungsaufenthalt in Schmiedeberg zu verschaffen. Ortsgruppe Benndorf: Der Vorsitzenden gelang es, einen K i nd er - g a r te n in ihrerGemeindezu errichten, vorlauflg let em n provisorischer Raum vorhan- den, urn spater in eine ausgebaute Wohnung zu ziehen. Kreisverband KirchmOser: Die Ortsgruppe verteilte fur 2000.-- EM Spielzeug, 2 Zentner Apfel und 300 Packchen Vitamin- Tabletten an die Kinder. Der DFD und AFA sind bemtlht, den Urn- siedlern in jeder Weise zu helfen. In Kirchmoser ,konnten insgesamt 57 2 Stack Gesc hirr ausgegeben werden. 50 P a a r P a nto if el konnten an Bedarftige verteilt werden. Altenblatow: Der DFD hat sich vom Btirgermeister Holz anweisen lassen und die Frauen haben es s elbs t g esc hlag en. Jede hieran betei- ligte Frau erhielt ihr Winterholz und der tlberschuil wird an Kranke und alte Leute verteilt. Kreisverband Saalkreis: Aus Kennern wird mitgeteilt, daB far 18 weitere Kinder Freitische ge- schaffen wurden. Ferner konnten 3 Kinder in einem 6wechigen Erholungs- aufenthalt untergebracht werden. Dutch gemeinsame Arbeit der AFA- und DFD-Frauen konnte in Konnern eine Obstsam m lung durchgefahrt werden, welches an die Kin- d er g a r ten sowie die Kinderlandver- schickung abgegeben wurde. Aus darn Ertrag eines Bunten Abends 1st es mtiglich, 15 Frauen each Stecklenberg in den Gat- hers zur Erholung zu schicken. Es handelt sich urn Frauen, die in arztlicher Be- handlung sind. Bruckdorf: Die Ortsgruppe verteilte 50 Wolldecken an Umsiedler. Opin: Die Ortsgruppe schuf 4 Land p f 1 ege- s t ellen ftir erholungsbedarftige Kinder. Kreisverband Haile/S.: Der Kreisverband ftihrt regelmaflig alle 14 Tage eine Schulung der Unter- gruppen-Leiterinnen aus alien Stadtteilen durch. Am 27. August fand eine Of f en tlic he Versa mmlu n g tiber den � 2 1 8 statt. 2000 Personen folgten dem Referat des Herrn Dr. v. Lappmann, welcher Stellung zur Abande- rung des � 218 nahm. Im Monet August gab as mehrere Kind er - festein der Stadt Halle. Kreisverband Gardelegen: Eine Sammlung alter Schuhe wurde in die Wege geleitet, urn somit die Herstellung von Winterholzschuhen far b e - dtirftige Kinder sicherzustellen. In Gemeinschaft mit den anderen tiberpartei- lichen Organisationen schaltete sich hier der DFD in die Landverschickung unter- ernahrter Stadtkinder em. In EBstedt .wurde eine vierwochige Ki nder sp eisung durchgefiihrt und bet den Kindern ehae Gewichtszunahme bis zu 2 kg festgestellt. Am Tage des Kindes konnte eine freiwillige Geld- und Sachspende durchgeftihrt werden, welche den Kindern zugute kam. In Wustrewe wurden 3 alte Flticht- lingsfrauen in einem Altersheim untergebracht. Die Kosten hier- fdr bringt der DFD durch frei- willige Spenden innerhalb der Ge- meinde auf. Kreisverband Bernburg: Am Tage des Kindes, 24. August, wurden zahl- reiche Kinder f este veranstaltet. Beraglich der Ortlichen Erholungsfarsorge konnte 600 big 700 Kindern, die wahrend der Schulferien im Wilhelmsgarten in Bernburg betreut und mit Mittagessen versorgt wurden, eine besondere Freude bereitet werden. Der DFD hat sich ein- gesetzt bet Handel und Versorgung, dad jedem Kind em n verabreicht werden konnte. In Lean entstand unter starkem Einsatz des Bargerrneisters und der DFD-Ortsgruppe emn neuer Kinder g a r te n. Die Frauen waren behilflich bet der Beschaffung von Mobeln, Gar- dinen, Geschirr und Kochherd. In Verbindung mit dem FDGB bemtlhen sich die Frauen, fiir einige Kindergartnerinnen Berufsschuhe zu be- schaffen. Auf ahnliche Art und Weise gelang es, 6P a a r Holzschu he zu bekommen, welehe als Leistungspramie an Bauerin- n e n gegeben wurden, deren Arbeit als vor- bildlich anerkannt warden let. Kreisverband Sangershausen: Gemeinsam mit dem AFA wird die S c hul- speisung durchgeftihrt. Taglich bekomrnen In drei Gemeinden 1100 Kinder Mitch und Bret- then oder Warme Suppe. Ortsgruppe Altstedt: Die Frauen fahrten eine S am mlung von Lebensmitteln durch, die an not- leidende Umsiedler verteilt wurden. Sangershausen fahrte wahrend der Sehul- ferien drtliche grholungsfursorge Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 jriatleaktaget'alakta. Alle Ortsgruppen und Kreise milssen sofort iiber die Ernteausder Saafkartoffelaktion �an wen und in welcher Hobe die Saatkartoffeln ausgegeben wurden � berichten durch, an der besonders die unterernahrten Kin- der ganztottgig verpflegt wurden, und an denen die Frauen des DID mitarbeiteten. Wurzbach: Der DFD Wurzbach ftlhrte einen Wohltatig- keitsabend durch. Die Frauen konnen dadurch verteilen 24 Betten an Umsiedler. 10 000.� EM wurden zugunsten der Umsiedler vereinnahmt. Kreisverband Schleiz lieu fur das Lager der Oderbruchschule ftinf Hocker als Spende her- stellen. Fiir die Krabbelstube des Kindergartens in Schleiz, deren Riiume fertiggestellt werden, wurden ftinf Laufgitter gekauft. Niederschmalkalden sammelte 1A Zentner Kartoffeln, Gemtise und Korner f�r Umsiedler- transporte und stellte warrnes Essen zur Ver- ftigung. Eine Kammgarnspinnerei spendete Wolldecken, auBerdem wurden 900.� EM in bar gespendet. Immerborn feierte den Tag des Friedens und spendete 500.� EM ftir Umsiedler. Wernshausen verteilte 20 Zentner Obst an Kin- der und werdende Mutter. Herpf verteilt an jedes Umsicdlerkind aus freien Spitzen der Milchwirtschaft taglich einen viertel Liter Mitch. Meiningen schafft Holzschuhe ftir Kinder und Schafwolle zur Herstellung warmer Kleidung. Heiligenstadt beteiligte sich an der Holzaktion und Wit Mobel ftir Umsiedler herstellen. Der Leiter des Sozialamtes erkennt lobend die Mit- arbeit der Frauen des DFD an. Grafenhain erfaBt die freien Spitzen der Milchwirtschaft und spendet taglich einen hal- ben Liter Milch pro Kopf ftir Kranke. Kreis Lubben: Die Arbeit filr den DFD Ltibben kann mit gut bezeichnet werden. Ktirzlich fand em n Tref- fen der Frauen unter dem Motto: �Zauber des Spreewalds" statt, an dem alle Frauen teil- nahmen. Die Frauen hOrten das Referat �Die neue Frauenbewegung" an. Das anschliefiende gemiitliche Beisammensein war sehr gut vor- bereitet und hat in Ltibben einen guten Nach- kfang. sprcetvaiderinnen aus den DOrfern waren in Trachten anwesend. Es wurden alte bpee- waldische Gedichte und Marchen vorgetragen. Kahnfahrten mit Lampions und Musik waren organisiert. Im ganzen eine sehr gelungene Ver- anstaltung, die sich ffir die Werbung des'Bundes gut auswirken wird. Eberswalde: Der Frauenbund hat eine Aktion �O b s t - erf a ssun g" mit Erfolg durchgeffihrt und bemilht sich jetzt ganz energisch urn die Schaffung einer Schulspeisung. Kreis Dabeln: Hainichen: Der DFD Hainichen hielt eine Mitgliederver- sammlung ab, auf der fiber die Referentenschule in Chemnitz berichtet wurde. AuBerdem hat man Nah- und Handarbeitsstuben in der Web- schule eingeriehtet. In einem Referat �Wer sind wir" sprach die Rednerin tiller die Ziele des DID. Frankfurt/Oder: Fiir die weibltche Jugend sollen Strohschuh- werkstatten eingerichtet werden. In diese Werk- statten mtissen such die Mutter zugelassen werden, urn dort eine Einsicht zu bekommen, wie diese Strohschuhe zu pflegen und zu behan- dein sind. In der Handels- und Gewerbeschule ist solch eine Werkstatt tin Entstehen und bereits eingerichtet worden. Es 1st zu iiberlegen, ob nicht kreismaBig, wo die Bedingungen daftir vorhanden sind, solche Werkstatten zu schaffen waren. Die Berufsschule konnte Lehrkrafte zur Verftigung stellen. Wichtig ware es, da13 die Frauen drauBen zunachst mal die Zopfe flechten lemon, um dieses fertige Material dann nach Potsdam zu schaffen. Eine weitere Verarbei- tung wiirde dann in den Berufsschulen durch- zuffihren sein. Jetzt ware die Zeit dafilr, daB hierffir notwendige Stroh zu beschaffen. Die Ortsgruppen mtissen eingeschaltet werden, urn das notwendige Material wie Gurte, Lederreste, Oberteile usw. zu sammeln. Kreisverband Salzwedel: Die Frauen des DFD schalteten sich em n beim Riicktransport von Oderbruchitindern nach Mtincheberg. In der Gemeinde Immekath konnten 5 Ferien- kinder untergebracht werden. Kreisverband Querfart: Im Kreise Querfurt konnten 175 Land- pflegestellen ffir 6 Wochen be- sehafit werden, sowie Ober 500 Irreitischstellen, die tin Ratimen der OrtserholungsfOrsorge ver- wendet werde n. Rine lebhafte Diskussion entstand um Kreise z u m � 218. Die fiberwiegende Mehrheit hat einer Lockerung des Paragraphen zugestimmt. Kreis Eckartsberga: Klilleda: Das Kinderfest stand bier unter dem Zeichen �Freude und Frohsinn". Es wurde gemeinsam von den Frauen des AFA und des DFD durch- geffihrt. Zur Verteilung kamen an die Kinder reichlich Kuchen und Geback, Bratcten und Wurst und zum Mittagessen eine Erlffensuppe. Alles dies aus Spenden, die von den Frauen gesammelt wurden. In Kaneda konnten durch gute Zusammen- arbeit der Frauen mit der Stadtverwaltung und dem Herrn Btirgermeister 4 m at im M,onat August an die Bedilrftigsten Zu- teilungen von Nahrmitteln, die aus freien Spitzen waren, ausge- geben werden. 180 Kinder konnten im Monat August in Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendamt verschi.ckt Verden und konnten nun mit gutem Erfolg wieder heimkehren. Bet den meisten Kindern 1st eine groBere Gewichtszunahme festgestellt worden: Kreisverband Magdeburg: Ffir den 16. September wurde em bunter Nachmittag f�r Rentnerinnen -fiber 70 Jahren durengefunrt.Auffer Kaffee und Kuchen 1st eine soziale B ei- hilf e von 5.� EM tiberreicht worden. In 24 Ausschilssen hat der DFD seine Vertreterinnen. Bel der Ein- ftihrung von Einkaufsausweisen sind ebenfalls die Vertreterinnen des DFD tatig. Zu Weihnachten werden jetzt schon Ba st el- gr uppen gebildet, urn somit den Gabentisch der Bedtirftigen zu verschonern. Kiithe is. Als in Kothen 170 Heimkehrer an- kamen, sarnmelten die Frauen des Demokratischen Frauenbundes in Franz, Cosa, Grofiwiilknitz, GroApaschleben, Gartzig, Osternienburg, Gnetsch, Edderitz und KOthen 3 Zentner Mehl und Korner, lgs Zentner HOlsenfritchte, 40 Pfund Nahrmittel, 8 Zentner Obst, 4 Zentner Kartoffeln, iIz Zentner Gemilse, 271 Eier und 205 RM, die sie an die Heimkehrer ausgaben. Kreis Eckextsberga. Der DFD konnte in 13 Gemeinden 400 Freitische fiir unterernahrte Kinder beschaffen. � Die Kreisschulen des DFD In vielen Kreisen der Lander der Ostzone fan- den in diesem Monat bereits die ersten Kreis- schulungen statt. Die Teilnebmerzahlen lagen zwischen 40 rind 70. Wie stark das Bedilrfnis der Frau nach Schu- lung ist, zeigte die Tatsache, dali manche von ihnen stundenlange FuBwege machte, um fiber- haupt an der Schulung teilnehmen zu konnen. Die Auswahl der 'Thernen war verschiedenartig. In der Hauptsache wurde unterrichtet Ober �Die Frauenbewegung", iiber �Die politische Entwick- lung in Deutschland und in der Welt im Jahre 1947". Aber such Themen, wie �� 218"�,Was ist Blockpolitik?", ,,Was miissen wir tun, nm unsere Jugend umzuerziehen?", standen auf dem Lehrplan neben einer grandlichen Durcharbeitung organise- tionstechnischer Fragen. Die nach den Lektionen mid Arbeitsgemein- schaften abgehaltenen Seminare zur Kontrolle dar- iiber, ob der vorgetragene Stoff beherrscht wurde, hatten im allgemeinen gute Ergebnisse. Es zeigte sich, dal die Frauen die behandelten Fragen auf- genomraen und begriffen hatten. In vielen Kreisen wurde beschlosSen, diese Schulen 14tagig resp. monatlich laufend durch- zufiihren. Schule und Elternhaus Die Ortsgruppe Senftenberg hielt eine Monats- versammiung ab, die von Vortragen der Frauen- singegruppe und eines Kindersprechchors urn- ratunt wurde. Ostrowski sprach Ober das Thema �Schule und Elternhaus". Ihre Ausfithrungen gipfelten darin, dafi das deutsche Volk und die deutsche Jugend aus eigener Kraft den Weg zu einem neuen Aufstieg auf demokratischer Grundlage linden milssen. Der demokratische Mensch 1st der denkende, verantwortungsbewuBte Mensch, der sich seiner Pflichten und seiner Verantwor- tung gegentiber semen Mitmenschen, seiner Ge- meinde und seinem Staate bewuBt 1st und die- sel Verantwortung gema13 handelt. Sittliche Erziehung, geistige Forderung und Wissensver- mittlung sind die wichtigsten Faktoren in der Jugenderziehung. Die Lehrer der neuen Schule haben die Aufgabe zu tibernehmen, den neuen Menschen zu formen, aber auch die Eltem mils- sen hierbei mithelfen. Es mull sich eine Ge- meinschaft zwischen Elternhaus und Schule ent- wickeln, wens die Erziehung nicht em n Sttickwerk bleiben soil. Es sollen handelnde Menschen er- Organisierung einer Versammlung Der Erfolg einer Versammlung, sei es eine Mit- gliederversammlung, eine offentliche Frauen- versammlung oder eine Konferenz, hangt ab 1. von der organisatorischen Vorbereitung, 2. von der sachgemaBen Durchfiihrung, 3. vom ideologischen Inhalt. Man lege den Tag einer Versammlung niemals fest ohne vorherige ROcksprache mit alien be- teiligten Personen, vor allem setzt kein Kreis- vorstand eine Versammlung an ohne Wissen des Ortsvorstandes. Der Tag mull so gewahlt sein, daB er sich mit keiner anderen Veranstaltung fiberschneidet, noch diirfen zu viele Veranstal- tungen einander folgen. Die Versammlung ist rechtzeitig anzuseizen, der Saal, der Referent mid das Thema miissai festliegen. Die Bekanntmachung durch Plakatierung erfolgt fruh genug. Auch kleine Landgemeinden sollten sich nicht damit begniigen, die Versammlung a.us- zuklingeln, sondern lieber Plakate kleben, Am besten ist as, wenn the Kreisleitung Plakate an- fertigen 18131, auf denen handschriftlich Ort, Lokal and Zeit, je nach Bedarf, ausgeftillt werden. Am Tage der Versammlung ist es angebracht, Hand- zettel von Haus zu Hans zu tragen and dabei mit den Frauen personliche Fiihlung zu nehmen. Auch ist es wichtig, Behorden, Parteien and Organi- sationen zu benachrichtigen. An einzelne Person- lichkeiten sollten schriftliche Einladungen ver- schickt warden. In dem in jedern Kreis erschei- nenden Informationsblatt kann auf di Veranstal- tung hingewiesen werden. Der Seal 1st nicht zu groB zu wahlen, lieber kleiner arid von, als groB und nur halb gefiillt. Ein Rednerpult mit Beleuchtung ist vorzubereiten. Solite mit Stromsperre zu rechnen sein, hat man f�r Notbeleuchtung zu sorgen. GroBes Gewicht ist auf die Ausschmiickung des Raumes zu legen. Transparente mit Werbeparolen pragen sich den Hirnen ein. Blattgriin und Blumen erzeugen eine angenehme Atmosphare. Kiinstlerische Umrahmung durch Musik, Rezi- tation, Laienspielgruppen usw. sind selbst bet kleinen Mitgliederversammlungen zu empfehlen. Sie heben die Stimmung und bieten den Frauen eine willkommene Abwechslung. Zu einer gut durchgefiihrten Versammlung ge- lion eine Versammlungsleiterin. Sie billet einige Frauen am Vorstandstisch Platz zu nehmen und sorgt daf�r, daB em n Protokoll gefiihrt wird. Sie begniigt sich nicht damit, die Gaste zu be- grilBen und dem Referenten das Wort zu erteilen, sondern sie findet einige warrne Worte, welche die Frauen ansprechen. Vertreter der Behorden, der SMA and Ehrengaste, sind besonders zu be- griiBen. Es ist ferner ihre Aufgabe, nach Beendi- gung des Referates daftir zu sorgen, daB clog recht lebhafte Diskussion in FluB kommt. Ge- gebenenfalls mull sie die Diskussion dahin leriken, daB sie sich mit dem Referat beschaftigt. Der Kernpunkt der Versammlung ist das Refe- rat �selbst. Das Thema ist sorgfaltig zu wahlen und/den Bedtirfnissen des Ortes anzupa.ssen. Es wird in einem lndustrieort anders ausfallen miissen als in einer Landgemeinde. Es kann emn allgemeines sowie auch em Fachreferat gehalten werden. Warm as sich um letzteres handelt. ist es angebracht, eine Fachkraft heranzuziehen, sei es au,. dem Gesundheitswesen, dem Rechtswesen, der Sozialftirsorge usw. Allgemein gehaltene Referate sollten bei eller Wiirdigung der internationalen Lage and der be- sonderen Lage, in welcher sich Deutschland be- fi,ndet, so gehalten werden, daB sie auf die Tages- fragen eingehen, welche die Frauen interessieren. Ernahrung, Rentenzahlung, Umsiecllerfragen, Heimkehrer-, Wohnungs-, Bekleidungs- and Er- ziehungsfragen sind zu erwahnen. Eel Fachrefefaten stehen fiir die nachste Zeit im Vordergrund: Besprechung des � 218 and das Thema Schulung und Erziehung. Fine Mitgliederversammlung sollte niemals durchgefahrt werden. ohne den Frauen konkrete Aufuaben zu stellen, dadurch wird eine groBere Aktivierung .der Frauen erreicht, Zwistigkeiten zwischen einzelnen Frauen sind moglichst nicht in der t3ffentlichkeit zu behandeln. Dagegen ist die Belohigung einer guten Arbeit oder eine kleine Anerkennung, etwa in Form eines Buches, wohl angebracht, Als AbschluB der Versammlung ist em gemein- Sam gesungenes Lied zu empfehlen, dessen Text vor jedem Platz liegen sollte. Ella Br dma si n, Potsdam Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 (rortsetsung von Seite 7) zogen werden, die selbstbewuBt und verantwore tungsfreudig em n Leben in Frieden, Freundschaft und sozialer Gerechtigkeit gestalten. Reicher Beifa11 wurde der Referentin zuteil, ebenso wie auch die tibrigen Darbietungen mit Freude und Beif all aufgenommen wurden. Tm weiteren Verlauf wurden organisatorische Fragen und die kommende Weihnachtsvorberei- tung behandelt. The Rahmen der Ortsgruppe wurde eine Kul- tur- und Sozialkommission gebildet. Mobelherstellung In einem Dorf im Saalekreis haben die Frauen des Bundes eine Tischlerei eingerichtet. Ene Mei- sterin mit mehreren Gehilfinnen bauen Mobel fiir Ihnsiedler. Samtliche. Arbeiten, von der Heran- schaffinig des Holzes his zum Abliefern der Mabel, liegen In den Handen von Frauen. Auch Mobelreparaturen werden in dieser Werkstatt ausgefiihrt Demokratischer Frauenring Nordrhein-Westfalen Die Griindung des Demokratischen Frauen- bundes Deutschlands hat in den westdeutschen Gebieten em starkes Echo gefunden. Auch hier nimmt der Wunsch nach einer einheitlichen Frauenorganisation immer festere Formen an und schreitet seiner praktischen Verwirklichung ant- gegen. Der FrauenausschuB Solingen veranstaltete am 18. September 1947 em Treffen von Delegierten und Casten aus 30 Stadten Nordrhein-Westialens, urn den Witten der westdeutschen Frauen nach tiber- parteilicher, tiberkonfessioneller und tiberberuf- licher Vereinigung Ausdruck zu geben. Nach mehrstiindiger Aussprache der hier anwesenden Frauen wurde die Griindung des Demokratischen Frauenringes Nordrhein-Westfalen beschlossen und ein vorbereitendes Komitee geschaffen. Die Frauen des Westens sollten in vie! star- kerem MaBe, als sic das bisher taten. die Schaf- fung solcher iiberpartellicher Frauenorganisationen in Angriff nehmen. War sind bereit, ihnen alle Materialien und Erfahrungen aus unserer Arbeit zur Verftigung zu stellen und den engsten Kontakt mit ihnen zu halten. Landwirtschaftliche Frauenschule Die Landwirtschaftliche Frauenschule in Naum- burg beendete einen Jahreslehrgang, in dem 40 Jungbauerinnen ausgebildet wurden. 30�/o der Schtilerinnen nehmen selbstandige Stellungen in bauerlichen Betrieben an odor studieren welter, der Rest kehrt in die elterlichen hauerlichen Be- triebe zurtick. Am 15. Oktober d. J. begann emn meuer Lehrgang 'der Landwirtschaftlichen Frauen- schtlle. Gleiche Erziehung von Knaben und Madchen Frau Dr. Torhorst, Minister fur Erziehung in Thuringen, hat auf dem Padagogischen KomereB in Leipzig vorgeschlagen, Knaben und Madchen der 7. und 8. Klasse Anleitung in Kinderpflege und Hauswirtschaft zu erteilen. Ihnschulung zu Autoelektrikern Das Hauptamt ftir Umschulung gibt bekannt, den Frauen im Alter von 20-40 Jahren Gelegen- heit haben, sich ..auf den Beruf als Autoelektriker umzuschulen. Mit einem achtzehnwochigen Lehr- gang wird die Ausbildung eingeleitet, dann in besonderen Betrieben weitergefiihrt. Nach zwei- jahriger Arbeitszeit kOnnen die Frauen die Ge- sellenprfifung ablegen. Anmeldungen fill. die Aus- bildungskurse nehmen die Berufsberatungsstellen der Bezirksamter entgegen. Schwangerschaftsunterb re/Chung Die Landesregierung Sachsen hat die Durch- fiihrungsbestimmungen zum Gesetz fiber die Neu- gestaltung des � 218 veroffentlicht. Danach ist eine Unterbrechung der Schwanger- schaft moglich, wenn eine Gefahr fur Leben und Gesundheit der Schwangeren besteht, wenn ihre sozialen Verhaltnisse eine Gefahrdung ftir Mutter und Kind befiirchten lessen oder wenn die Schwangerschaft durch em n Sittlichkeitsverbrechen hervorgerufen wurde. Die Genehmigung zum Bin- glut erteilt em n Ausschufl von Arzten, Fiirsorgern, Vertretern des FDGB, des Frauenausschusses tend des Eemokratischen Frauenbundes. Auf je 100 000 Einwohner soli em derartiger Ausschith gebildet werden. 8 Todeslager Sachsenhausen Eine Frau erlebt den Frozen . . Todeslagar Sachsenhausen! Bin Name des Grauens and Schreckensl Heute wieder in alter Mund, dann am 23. Oktober 1947 begann im ehe- maligen Rathaus von Berlin-Pankow vor einem russischen Militargencht em ProzeB gegen 16 SS- Leute, die der Lagerleitung des Konzentrations- lagers Sachsenhausen angeliort haben. Die An- geklagten werden nach jeder Pause im Ganse- marsch, die Hande- auf dem Riicken, aber nicht gefesselt, begleitet von je einem russischen Posten, in die Anklagebank gefiihrt. Ich versuche burner wieder den Blick abzuwenden, aber mit fast magischer Gewalt zieht es des Auge zu den An- geklagten � um diese Kreaturen zu studieren, denn es erscheint einem fast unfaBbar, was diese Manner alles getan haben. Ich selbst habe die Schrecken eines Konzentrationslagers kennenge- lernt � und trotzdem verschlagt es einem Ulmer und immer wieder den Atem, zu horen, wie diese Verbrecher von den Greueln berichten, die sic selbst begingen. 14 SS-Leute, 2 Haftlinge, ehemalige Kriminelle, die die Henkerarbeit verrichteten, sitzen auf der Anklagebank. Ihre Gesichter Verbrecherphysio- gnomien, gezeichnet von Zynismus, SadIsmus und Kaltschnauzigkeit. Es scheint oft, als seien sic noch stolz auf ihre verbrecherischen Taten. Sorge z. B., em n Rapportfiihrer, em n Mensch mit ganz kurzer Stirn, groBen, stechenden Augen, die vor Stolz wahrend seiner Aussagen, die er in fast brallendem Ton macht, leuchten. Auf die Frage des Staatsanwalts, ob elle anderen Angeklagten auch so bestialisch waren wie er, antwortete er: �Jawoll, alle, die hier sitzen, Waren bestialisch, aber i c h war die grate Bestie." Mir rieseit es kalt fiber den RUcken. Lahmendes Entsetzen packte elle Zuschauer. Sekundenlange tiefe Stille folgte im SaaL Selbst einige Angeklagte schilttelten den Kopf � aber Sorge, diese Bestie � stand da � kerzengerade mit leuchtenden Augen, zynischem Lacheln, sto1z auf seine so ungeheuerlichen Ver- brechen. Einmal wahrend der Vernehmung war Ich ge- neigt, einen Augenblick einer menschlichen Regung Raum zu gewahren, als der Henker Seat- hoff auf die Frage des Staatsanwalts, oh er nicht Gelegenheit zur Flucht gehabt habe, antwortete: �Ja, aber ich habe an meine Frau und meine Kinder gedacht, die dann vernichtet worden waren." Aber nur eine Sekunde beherrschte mich dieses Gefahl, um erneut einem grenzenlosen Wider- willen gegen diese Bestien zu weichen. Dean ere Saathoff, mordete waiter. Um sich und seine Familie zu schtitzen, vemichtete er welter Tau- sende Von Menschen, Frauen, Kinder, Manner, die ihm kein Leid getan haben, brachte unsag- bares Leid tiber diese and ihre AngehOrigen. Widerlich ist auch, wie sich die Angeklagten gegenseitig beschuldigen. Und die Zeugen � auch ihre Gesichter sind ge- zeichnet, aber enders, gezeichnet von tiefem Ernst, einem tiefen, unsagbaren Erleben. Wohl ist es filr sie eine Genugtuung, ihre einstigen Peiniger jetzt auf der Anklagebank sitzen zu sehen, ihre Aussagen aber sind sachlich, ohne HaB. Wit deutschen antifaschistischen Frauen, die wir die Todesstrafe verabscheuen, die wir nicht Gleiches mit Gleichern vergelten, sondern besser- machen wollen, die wir uns emsetzen filr die Wiederaufnahme all der kleinen Pgs in die Lebens- gemeinschaft unseres Volkes, konnen hier nur sagen � fort mit diesen Bestien von dieser Wein Der Seal, in dem diese Verhandlungen statt- finden, miiBte so groB sein, daB Tausende und abere Tausende Menschen personlich diesen Ver- handlungen folgen kannten. Der Anblick, die Ge- standnisse dieser 16 Morder kann our jeden an- standig denkenden Menschen aufriitteln und in ihm den fasten Willen reifen lessen: nie mehr eine Willkar, wie Deutschland se unter dem Nazi-Regime erleben muBte. If ildegard Schiliowski Unsere Bib liothek (Fortsetzung) Emmi Beckmann, StoB, Irma: Quellenhefte zum Frauenleben in der Geschichte. Baumer, Dr. Gertrud: Heimatchronik wahrend des Weltkrieges 1914-1916, 1. Teil; 1918-1919, 3. Tell. Beckmann, Hanna, Studienrat: Evangelische Frauen in bahnbrechender Liebestatigkeit im 19. Jahrhundert. Essig, Dr. Olga: Die Frau in der Industrie. Gosche, Dr. Agnes: Die organisierte Frauen- bewegung Gottlieb, Dr. Elfriede: Die Frau in der frith- christlichen Gemeinde. V. Knieriem, P.: Die deutsche Frau und FtirStin des Mittelalters. LtirBen, Dr. Johanna: Die Frauen der Romantik. Schuster, Dr. Dora: Die Stellung der Frau in der Zunf tverfassung. Stricker, Kathe: Deutsche Frauenbildung iM 16. Jahrhundert his Mitte des 19. Jahrhunderts. Wulff, E.: Die Frau in der rdmischen Sage und Geschichte. 'S Toelpe, Elisabeth: Frauen von Weimar. Deutsches Archly fur Jugendwohlfahrt: Die Zu- sammenarbeit der offentlichen und der freien Jugendhilfe in den Jugendamtern. Deutsches Archly fur eugendwohlfahrt, Samter, Elisabeth: Zur Frage der BerufsaUsbildung von Ftirsorgezoglingen. Bund Deutscher Frauenvereine: Jahrbuch 1932. Schriften zur ideologischen und kulturellen Arbeit der Frauenausschtisse: Erste Delegier- tenkonferenz am 13. und 14. Juli 1946. Deutscher FrauenkongreB tar den Frieden: GrtindungskongreB des DFD, 7., 8., 9. Mars 1947. Referentenmaterial Nr. 1, Weiterer, Maria: Die btirgerliche und soziallstische Frauenbewegung in Deutschland 184E1-1933. Verhandlungen der Vii Generalversammlung des Allgemeinen deutschen Lehrerinnenver- eins Bonn vom 26. his 28. Mai 1901. Baum, Dr. Marie': Rhythmus des Familienlebens. Magnus, Dr. Erna: Werkheime ftir erwerbslose Jugendliche. Baumer, Dr Gertrud: Nationale and Internatio- nale Erziehung in der Schule. Damerius-Koehnen, Emmy: Neue Weltbewegung der Frauen ftir Frieden und sozialen Fort- schritt. Durand-Wever, Dr. med. Annemarie: Normale und krankhafte Vorgfinge im Frauenkiirper. V. Hopffgarten, Elise: Hedwig Heyl zum 70. Ge- burtstage 1920. Ohnesorge, Franziska, Drees, Mathilde: Weshalb brauchen wir eine besondere Lehrerinnen- organisation and warum mull sic alle Schul- gattungen umfassen? Schecker, Margarete: tragen hauswirtschaftl. Erziehung. Wohlgemuth, Dr. Martha: Bauerinnen in zwei badischen �Gemeinden. Eggebrecht, Axel, von Zahn, Peter: Nordwest- deutsche Hefte, Heft 5,6, herausgegeben 1947. Herbig, F. A., Verlagsbuchhandlung, Deutsches Archly flit* Jugendwohlfahrt: Farsorge fur des Hilfsschulkind, Heft 8, 1929. Deutsches Archly filr eugendwoblfahrt, Berbig Verlag: Beltrage zur pianmeBigen Ausgestal- tung der ErholungsfUrsorge far Kinder und Jugendliche, Heft 7, 1928. Vereinigung ftir Jugendgerichte und Jugend- gerichtshilf e, F. A. Herbig Verlag: Die Durch- ftihrung des Jugendgerichtsgesetzes als Per- sonenfrage, September 1927, Stuttgart, Heft 12. Bund Deutscher Frauenvereine, Herbig Verlag: �Die Frau", 4 Hefte von August und Dezember 1930 und Januar und Februar 1931. Marquardt, Erwin, Verlag: Volk und Wissen: Das Gesetz tiber die Demokratische Schul- reform. Pappritz, Anna: �Der Abolitionist", Fest- nummer 31. Grappin, J., Paris: �Lancelot", Der Dote aus Frankreich. Kulturbund zur Demokratischen Erneuerung Deutsc hlands: �Aufbau", Kulturpolitisc he Monatsschrift. Rua. Zitzmann-Verlag, Lauf bet Nurnberg: �Die Gefalirten", Monatsschrift ftir Erkenntnis und Tat. V. Zahn, Peter, Hamburg: Nordwestdeutsche Hefte. Allgemeiner Deutscher Lehrerinnenverein: Jahr- gang 1925, 1923, 1930, 1931. Allgemeiner Deutscher Frauenverein: Politisches Handbuch fur Frauen. Baeck, Leo, Verlag Carl Habel 1946: Der Sinn der Geschichte. Beer, Michael, Cottasche Buchhandlung 1829: Struensee, Trauerspiel in 5 Akten. Bernays, Dr. phil. Marie, Verlag von Duncker und Humboldt: Auslese und Anpassung der Arbeiterschaft an die geschlossene GroB- industrie. Burger, Gottfried August, Gdttingen, Verlag: Gedichte. Braun, Lily, Herm. Klemm Verlag, Berlin: Ge- sammelte Werke, 5 Bande. Brode, Prof. Dr.: Inwieweit ist eine gesetzliche Festlegung der Lohn- und Arbeitsbedingungen moglich? Corte, Dr. Erna, Verlag F. A. Herbig: Die Fami- lienverhaltnisse von Kindern in Krippen, Kindergarten, Horton und Tagesheimen. Verantwortliche!: Redakteur: Maria Weiterer; Satz und Druck: (13) Berliner Verlag GmbH., Berlin W 8, Jagerstrafie 10,11. Lizenznummer 278 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 (b)(3) . 1. Jahrg. Nummer 5 26. Mal 1948 DEUTSCHER FRAUEN-PRESSEDIENST 'sVeP41 oe.t \is� HERAUSGEGEBEN VOM DEUTSCH EN FR A UE N-VERL AG BERLIN NW 7 � BAUHOFSTRASSE 11 � ERSCHEINT WOCHENTLICH , . Dem 1. Bundeskongrefi des DFD zum Grufi! (DFP) Em n Jahr reicher, fruchtbarer Arbeit mit vieler M�he und selbst- losem Einsatz 1st vergangen sell der hoffnungsfrohen Grtindungstagung des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands. Nun steht die erste Jahreshauptversammiung, der grope Bundeskongrep, bevor. Berlin wird wiederum die delegierten Frauen aus alien Teilen Deutschlands begrtifien. Viele von ihnen haben Berlin bereits auf der gro pen Kundgebung des DFD im Dezember vergangenen Jahres erlebt. Aus alien Teilen Deutsch- lands kanzen sie, und besonders die Frauen aus den westlichen Zonen fallen sich reich belohnt fur alle Masa! und Strapazen der Reise. Mil never Kraft, klarem Ziele und festem Glauben an die Erfilllung ihrer Aufgabe schieden sie in dem Bewuptsein, nicht allein zu sein, wenn sie dray pen als Trager eines neuen, zuktinftigen Geistes immer wieder den Ewig-Gestrigen begegnen. Dem jetzt unmittelbar bevorstehenden Kongrep sehen auch die Berline- rinnen, die gleichsam Gastgeber der Tagung sind, mit besonderen Er- wartungen entgegen. Nicht nur die delegierten Frauen der deutschen Zonen werden ihre Gaste sein, sondern jetzt -erstmalig auch Frauen des Auslandes, Frauen der Internationalen Demokratischen Frauenjoderation. Ihnen vor alien gilt unser besonderer Willkommengrup! Die IDFF, als gropte und modernste internaticinale Frauenorganisation, 1st die erste, die einen deutschen Verband, den Demokratischen Frauen- blind Deutschlands, als gleichberechtigtes Mitglied in ihren Kreis auf- genommen und damil gezeigt hat, dap sie erftillt ist von dem Witten zu produktiver Zusammenarbeit mit alien Volkern. Denn die IDFF beschrankt sich in ihrer Arbeit nicht auf soziale, kulturelle und rechtliche Fragen, au/ die sogenannte weibliche Linie. sondern sie nimmt Stellung zu den gropen politischen Problemen, die ungelost au/ uns alien lasten. Ihre Frauen kommen hier in Berlin in den Brennpunkt unseres schweren Existenzkampfes, den wir fithren mtissen ohne Freiheit in der Nutzung unserer demokratischen Rechte. Des lie/c, gemeinsame menschliche Leid, das die beiden Weltkriege inner- halb eines Menschenalters den Frauen und Mtittern der Well zuftigten, hat sie einander als Menschen nahergebracht. Frauen und Mutter reichen sich die Hande in der IDFF. Millionen und aber Millionen sind es, Haus- frauen und Berufstatige aus Fabriken und BauernhOfen, Horsalen und Bilros, em n endloser Zug von Frauen, der aufgebrochen is!, urn gemein- sam den Weg in em n neues Land des Friedens _zu gehen. Der DFD hat in diesem ersten Jahr� seines Daseins nicht nur seine Lebensfahigkeit, sondern auch seine Lebensnotwendigkeit er- wiesen. Er ist em unentbehrlichet Berater und Helfer der Frauen in alien Fragen des offentlichen und privaten Lebens geworden. Er 1st die weibliche Stimme Deutschlands, die !angst nicht mehr unbeachtet bleiben kann und bleibt. Mehr als eine Viertelmillion alter Frauen der so- wjetischen Besatzungszone haben sich in diesem Bund zusammen- geschlossen. Aus alien Schichten und Altersstufen unseres Volkes, alien Berufen, Parteien, Konfessionen kommen sie. Darunter eine riesige Zahl parteiloser Frauen, urn gemeinsam zu schaffen, far das Ziel, das sie alle em!: em n Leben im Dienste des Friedens .in einem unabhangigen, demokratischen, unteilbaren Deutschland mit Berlin als Hauptstadt, das �in verstandnisvoller Zusammenarbeit mit den tibrigen Landern der Well em n Gdrant des Friedens ist. In diesem Geiste sind die leidgeprtif ten und leidgereif ten Frauen des DFD nunmehr eingereiht in die IDFF und schreiten vorwarts auf ihrem Weg im Dienste des Friedens, Hand in Hand mit den Miittern der Welt;deren V ertreterinnen sie auf dem bevor- stehenden Kongrefi von Herzen begriipen werden. So wiinscht denn auch der DFB dieser ers ten Geburtstagsfeier der gropen Schwesternorgani- sation em n voiles Gelingen. MOge auch diese Tagung zu einer Queue des Friedens werden! Dr. Magdalene Stark- Wiptersieg � AUS DEM INHALT Salto Angst vor der europaischen Konkurrenz 2 Prasident der Frauenhasser 2 IDFF gegen Mi3st5nde in den Koloniallandern F�r Selbstachtung und Wiirde Amtsschimmel gegen Kar- toffeln Emmy Damerius Liber ihre Reise nach Rom Deutsche Manner weniger gefragt KongreB der oberen Zehn- tauserki Abends kommt Mohammed an den Zaun Wasser, Sonne und so�o�ne Rationen ' �StiBe lasminblate" k8mpft f�r ihre Heimat Drei Schwestern � drei Dich- terinnen Sie lehnte Goebbels Eln- ladung ab Frauenfeinde unter sich . 10 Melne Hochachtung, Frau Kol- legin 11 Forscherinnen auf den Spuren des Altertums 12 13 Film ohne Traum und Trug . Ein Brief an Gulliver per- sonlich 13 Unkraut vergeht nicht . . 14 Zwischen ArbeitsschluB und Rendezvous 15 lvlodelaunen, leicht belachelt 16 .3 4 5 6 7 7 8 9 9 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 DFP Nr. 5-1948 Angst vor der europaisthen lionkurrenz Frauen im Leben der Welt 2 (DFP) New York. Aus verstandlichen und weniger verstandlichen Griin- den haben Amerikas Frauen groBe Angst um ihre Manner. Einerseits sind sie dabei Opfer der systematisch hochgepeitschten Kriegshysterie; an- dererseits ffirchten sie, daB ihnen ihre Manner von europaischen Frauen weggeschnappt werden konnten. Diese Angstvorstellungen eines gro- f3en Teiles der amerikanischen Weiblichkeit finden ihren Nieder- schlag in zahlreichen bunten Jour- nalen. Sie veroffentlichen Apalten- lange Artikel mit Wehklagen tiber die schwarzen Ktinste der europa- ischen Sirenen und die allzu groBe Anfalligkeit amerikanischer Manner gegentiber solchen Ktinsten. Diese eifernden amerikanischen Aus- schlief3lichkeitsfanatikerinnen vertei- ligen ihren vermeintiich unverauBer- lichen Anspruch auf den amerika- nischen Mann mit Mitteln, die sich von einer systematischen Verun- glimpfung europaischer Frauen nicht wesentlich unterscheidet, und zeigen dabei auch die aus anderen Gebieten bekannte amerikanische Unfahigkeit, sich in das Denken und die Traditionen anderer Volker hin- einzuversetzen. Glaubt man ihren HaBgesangen, so locken die europa- ischen Sirenen nicht nur naive ame- rikanische Manner in ihren Bann, sondern vergiften auch den Teil amerikanischer Mannlichkeit, den sie nicht zum Standesamt schleifen konnen, und das vor allem wird ihnen als Todstinde angerechnet. Zur Stiltzung dieser Behauptung wird darauf verwiesen, daB die Ehe- scheidungen zurUckgekehrter Solda- ten doppelt so hoch sind wie die amerikanische Durchschnittsziffer, wahrend die noch nicht Geschie- denen es angeblich ihren Frauen ge- gentiber an der traditionellen ame- rikanischen Ehrerbietung fehlen lassen, an ihre Zeit allzu groBe An- sprOche stellen und sich in wach- sendem MaBe sogar �aufsassig" zei- gen. Bewiesen wird mit diesen und ahnlichen Gehassigkeiten jedoch weniger die Verderbtheit der euro- paischen Frau als die amerikaflische Ueberheblichkeit. Der amerika- nischen Frau ist es anscheinend un- moglich, die Welt nicht als schwarz- weif3es Muster zu sehen und zu be- greif en, da13 )der Mensch einschlieB- lich amerikanischer Soldaten das Produkt seiner Erfahrungen und der wirtschaftlichen Verhaltnisse ist. Dem amerikanischen Soldaten konnte es einfach nicht entgehen, da3 europaische Frauen etwas andere Vorstellungen vom Gluck, vom Fa- milienleben und von ihrer Rolle in der Hauslichkeit haben. Wenn die heimgekehrten Soldaten diese Vor- stellungen tibernehmen und die neu- gewonnenen MaBstabe auf die ame- . rikanischen Frauen anlegen und dar- aus Schltisse ziehen, so ist das gew113 nicht die Schuld europaischer Sirenen. Protest jugoslawisther Frauen gegen Niirnberger Freispruth (DFP) Belg r a d. Im Namen der von den faschistischen Eindringlingen hingemordeten jugoslawischen Frauen und Kinder protestierte der Aus- schuB antifaschistischer jugoslawischer Frauen gegen den Freispruch der �Marschalle" List, Weichs und anderer Hitlergenerale durch das amerika- aische Kriegsgericht in Nurnberg. Der an die Internationale Demokra- tische Frauen-Foderation gerichtete Protest bezeichnet den Freispruch als eine schreiende Ungerechtigkeit gegen die Balkanlander und beson- ders die Volker Jugoslawiens, die so viel zu dem Endsieg tiber Hitler bei- getragen hatten. Der Spruch des amerikanischen Kriegsgerichts, heiBt es in dem Protest Welter, hate einem Pladoyer ftir die faschistischen Kriegsverbrecher geahnelt und mtisse die Emporung aller rechtlich denkenden Menschen auslosen, Dar- tither hinaus zeige der Freispruch deutlich die alien Volkern von dem amerikanischen Imperialismus dro- henden Gefahren. �Darum wenden wir uns an die IDFF und im besonderen an die amerikanischen Frauen, damit sie ihre Stimme erheben gegen alle Ver- teidiger der Naziverbrecher und auch gegen alle diejenigen, die sich an- schicken, die Volker wieder zu unter- drticken und in em n neues Blutbad zu sturzen", heiBt es abschlieBend in dem Protest. �Wir und unsere Kin- der werden keine ruhige Stunde mehr haben, solange die Lists und Weichs nicht in Uebereinstimmung mit den Beschltissen von Moskau ihrer gerechten Strafe zugeftihrt werden; solange diejenigen, die ihre schtitzende Hand Ober die Morder halten, auch die Moglichkeit haben, unsere Sicherheit zu gefahrden." Neues Ehegesetz in Albanien (DFP) Tirana. Mit dem yonder Volks- versammlung einstimmig angenom- menen Entwurf ftir das Ehegesetz wurde auch in Albanien die bereits in der Verfassung festgelegte Gleich- berechtigurtg der Ehepartner gesetz- lich verankert. Das neue Gesetz gibt der Frau auch Ober die Kinder die gleichen Rechte wie dem Manne und enthalt ferner eine Reihe neuer Be- stimmungen Ober die Trennung von Ehen, die den tatsachlichen Verhalt- nissen besser Rechnung tragen als die veralteten Traditionen, die eine Ehe- scheidung fast unmeglich "machten. Prasident der Frauenhasser (DFP) London. Eine Anti-Frauenliga zum Kampf gegen das Eindringen der Frauen in bisher den Mannern vor- behaltene Tatigkeitsgebiete grOndete em n Herr Fred Warmell, der entweder nichts Besseres zu tun hat oder der englischen Presse mit seiner Grtin- dung Stoff zu einigen ablenkenden Leitartikeln geben wollte. Herr War- mell tat noch em n tibriges und er- nannte sich selbst zum Prasidenten dieser Liga und erklarte in seiner Eroffnungsrede, dal-3 die Frauen dazu da seien, sich mit Kindern und haus- lichen Angelegenheiten zu befassen. Erstmalig eine Frau als Professor an einer englischen Universitat (DFP) London. Zur Errichtung eines neuen Lehrstuhls ftir Geschichte stif- tete em n Amerikaner der alten Uni- versitat Cambridge den Gegenwert von mehreren Millionen Mark. Ob- schon Cambridge bisher keine weib- lichen Professoren zugelassen hatte, machte der Stifter es zur Bedingung, daB die Professur ftir diesen Lehr- stuhl regelmal3ig einer Frau tiber- tragen werden mtisse. Dieser Bedin- gung unterwarf sich die Universitat, wenn auch erst nach langerem Zo- gem, well das einen Bruch mit der Tradition bedeutete. Als erste Pro- fessorin wird die 62jahr1ge Maud Cam den neuen Lehrstuhl besetzen. Polnische Kindergarten In der Tschechoslowakei (DFP) Warschau. Im Olsa-Land in der Tschechoslowakei vvurden die ersten ftinf polnischen Kindergarten eroffnet. Die tschechoslowakischen Behorden ucitersttitzen diese Kinder- garten, die Kinder der polnisch sprechenden Bevolkerung aufnehmen. Erklarung jugoslawischer Frauen zu dem griechischen Terror (DFP) Belgrad. Das aus dem Westen gegen die griechische Freiheitsbewe- gung gerichtete propagandistische Trommelfeuer veranlaBte den anti- faschistischen Frauenbund Jugosla- wiens zu einer Erklarung tiber die Greueltaten der griechischen Regie- rung und ihrer Truppen. In der durch Aussagen zahlreicher griechi- scher Fltichtlinge erharteten Erkla- rung wird betont, daB iiber eine Million griechischer Frauen und Kin- der direkt und indirekt dem Terror zum Opfer fielen. Die Monarchisten, heiBt es, schreckten selbst nicht da- vor zurtick, kleine Kinder und stil- lende Mutter kaltbltitig zu ermorden. So unendlich seien die Greuel mid das dadurch verursachte Elend, daB die jugoslawischen Frauen zusam- men mit den Gewerkschaften eine umfangreiche Hilfsaktion fiir das ge- qualte griechische Volk durchftihr- ten. Gleichzeitig richteten sie an alle Sektionen der IDFF die Bitte, auch lin erseits Griechenlands fortschritt- lichen Kraftsn jede nur mi5gliche Untersttitzung zu geben, � Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 DFP NT. 5-1948 Frauen im Leben der Welt !OFF gegen MiBstande in den Koloniallandern (DFP) Rom In dreitagigen Beratun- gen, vom 15.-18. Mai, nahm in Rom. der ExekutivauSschuB der Internatio- nalen Demokratischen Frauenfodera- 1 ion zu der Situation der Frauen in aller Welt Stellung. Euler der with- tigsten Punkte der Tagesordnung war der Bericht der franzosischen Delegierten Simone Betrain von ihrer Reise durch die Koloniallander Siid- ostasiens, sowie Indien, Burma und Malaya, wo sie im Auftrage der IDFF die Lage der Frauen und Kinder stu- dierte. Wir entnehmen ihrem Bericht folgende Einzelheiten: �Die Lage der werktatigen Bevolke- rung dieser, Lander, insbesondere der Frauen und Kinder, bietet em n tragi- sches Bild. Ohne Freiheit, ohne die Miiglichkeit der Heranbildung eines NationalbewuBtseins, seufzen die Volker unter dem Joch des Elends. Die Ausbeutung der Naturschatze kommt nicht ihnen sondern der Ko- lonialverwaltung zugute, sie bedeutet unabsehbare Verelendung und Hun- gersnot. Fur Mutter und Kipd be- stehen keinerlei Ftirsorgeorganisatio- nen." Eine der schwersten Anklagen aber, die Simone Betrain gegen die englischen und franzosischen Kolo- nialverwaltungen dieser Lander, er- hebt, ist die, daB sie die Beschafti- gung von Kindern vom sechsten Le- bensjahre an unter den unwtirdigsten Bedingungen nicht verhindern, son- dern im Gegenteil fordern. Angesichts dieses erschtitternden Be- richtes beschloB das Exekutivkornitee der IDFF die Untersttitzung eines Antrages, der eine Frauenkonferenz Rh die Lander Asiens ftir Ende dieses Jahres vorschlagt. Eine Geldsamm- lung wird dasVorhaben untersttitzen, mit dem sich die internationale Frauenbewegung in den Kampf ftir die Demokratie in den Koloniallan- dern einschaltet. aber iiir Mitarbeit im Wirtsdiattsrat der UN (DFP) R o m. Die von der IDFF an die UN gerichtete aber bisher immer noch nicht erfiillte Bitte urn Gewihrung des Statuts A wurde auf der Exekutivsitzung der Fiideration im Mai erneut erortert und diirfte dem- nachst zu einem neuen Schritt bei der UN fiihren. Diese Bemiihungen urn Zubilligung des sogenannten Statuts A ergeben sich daraus, daB die unter dem Statut angeftihrten Organisationen das Recht haben, Mitgliedern des Wirtschaftsrats der UN schriftliche Erklarungen zu tiberreichen, die Ausschtisse und Unterausschtisse zu beraten, an der Aussprache teilzu- nehmen und Fragen aufzuwerfen, die auf die vorlaufige Tagesordnung des Rats gesetzt werden sollen. Hatte die IDFF diese Moglichkeiten, wurde sie zweifellos in der Lage sein, die internationale demokra- tische Frauenbewegung bertihrenden Fragen in offentlicher Sitzung zur Erorterung zu bringen. Diese Mog- iichkeit hat die IDFF nicht, solange sie, wie im Augenblick noch, zur B-Kategorie gehort und nur das Recht hat zu schriftlichen Deklara- tionen, die dann auf eine unter den Ratsmitgliedern zirkulierende Liste gesetzt werden, ohne daB jemand davon Notiz nimmt. Mit dem ge- planten neuen Schritt wird der Kampf der IDFF um verantwort- lithe Teilnahme an der Arbeit der UN urn em n Kapitel vermehrt. Ob es das letzte Kapitel sein wird, laBt sich angesichts der bisher wenig freundlichen Haltung verantwort- licher UN-Kreise kaum voraussagen. Sowjetiranen klagen griedusthe Terroristen an (DFP) Moska u. Das Antifaschistische Komitee der Sowjetfrauen wendet sich in einer von Nina Popowa, seiner Vorsitzenden, und einer Reihe nam- hafter Vertreterinnen des offentlichen Lebens in der UdSSR unterzeich- neten Erklarung an die Weltoffentlichkeit, urn gegen die Hinrichtung zahl- loser Demokraten in Griechenland zu protestieren. Die Erklarung hat folgenden Wortlaut: ..Mit tiefer Emporung horen die Frauen der Sowjetunion von den bei- spiellosen Verbrechen, die von der griechischen monarcho-faschistischen Regierung begangen .werderr Taglich sterben die besten Same des griechi- schen Volkes: Mehr als 1500 grie- chische Patrioten wurden zum Tode verurteilt, well sie fur die Freiheit und Unabhangigkeit ihrer Heimat kampfen. Unter den Verurteilten be- finden sich auch demokratische Frauen, u. a. die Frau des Vorsitzen- den der Griechisch-Sowjetischen Ge- sellschaft, Beatea Kitsikis. Die Sowjetfrauen vereinigen ihre Stimme mit der von Millionen, die sich in alien Landern der Welt zur Verteidigung des griechischen Vol- kes erheben. Sie protestieren ent- schieden gegendie von derRegierung Sophoulis-Tsaldaris verfolgte Terror- politik, gegen die Hetze und die Ver- folgungen und Hinrichtungen, die taglich von den griechischen Neo- faschisten durchgefiihrt werden. Das Antifaschistische Komitee der Sowjetfrauen fordert kategorisch im Namen Von Millionen Frauen der Sowjetunion die Einstellung der von der griechischen Regierung vorberei- teten Hinrichtung von 1500 Demo- kraten und tier Politik des Terrors und der Gewalt." 3 Wellirauenbund zur Palastina-Frage (DFP) Rom. Als eine Bedrohung des Weltfriedens bezeichnete em n an den Generalsekretar der UN gerichtetes Telegramm des Exekutivausschusses der IDFF die Lage in Palastina. Das Telegramm fordert von der UN so- fortige MaBnahmen, um den Rtick- zug der in Palastina eingedrungenen Truppen zu erzwingen. Ehrung fiir franzosische Widerstandskampferinnen (DFP) London. Eine Erinnerungs- tafel an die wahrend des Krieges in Frankreich umgekommenen Agen- tinnen der franzosischen Freiheits- bewegung in England wurde in der St.-Pauls-Kirche im Londoner Stadt- teil Knightsbridge enthtillt. Die Tafel tragt die Namen von Hunderten von Frauen, die im Schutz der Nacht wahrend des Krieges tiber dem be- setzten Frankreich abgesetzt wur- den, und sich, ohne von einander zu wissen, ihrer Missionen mit groBem Geschick und viel Umsicht ent- ledigten, bis sie dann schlialich doch in die Hande der Gestapo fielen oder in Kampfen umkamen. Von den Hunderten von Frauen, die sich in diesem Krieg im Dunkeln ftir ihr Vaterland einsetzten, ohne daB wahrend des Krieges ihre Namen genannt werden konnten, sind nur drei zurtickgekehrt. Alle drei waren Gaste auf der Erinnerungsfeier. Zwei von ihnen weigerten sich, tiber ihre Erfahrungen zu sprechen. Die dritte und jiingste sagte �Ich habe ja nichts besonderes geleistet. Andere taten mehr!" Die verschmahte Bratpfanne (DFP) Tokio. Leihhauser waren von jeher Barometer des wirtschaftlichen Auf- und Niederganges. Wenn jetzt die japanischen Leihhauser erklaren, daB sie keine Kochtopfe und Brat- pfannen mehr annehmen, so zeigt das deutlich die Verelendung der werktatigen japanischen Bevolke- rung im Zeichen von Japans Aus- bau zu einem kolonialen Stiltzpunkt Amerikas. Gold und Schmuck be- sitzen die Japaner nicht, urn damit das Notigste zu kaufen. So verpfan- den sie Haushaltungsgegenstande, bis auf die Topfe und Bratpfannen, die niemand mehr haben will. Zuviel des Guten (DFP) Paris. Mit Mottenschutz im- pragnierte Kleiderbtigel, kombinierte Kinderwagen und Sttihle und eine singende, sprechende und gehende Puppe waren die Hohepunkte der soeben zu Ende gegangenen ersten groBen Pariser Nachkriegsausstel- lung ftir die Frau. Auch die Wein- und Spirituosenproduzenten gaben Gratisproben ihres K8nnens, und vor alien dieseri Standen standen lange Schlangen ausgehungerter Parise- rinnen. Viele von ihnen probten so ausgiebig, dal3 sie die Ausstellung nicht mehr mit eigener Kraft ver- lassen konnten. Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 DFP Nr.5-1948. Frauen im Leben Deutschlands �Fiir Selbstachtung und Wiirde" (DFP) Zum Volksbegehren kommen aus weiten Kreisen des Demokra- tischen Frauenbundes zustimmende Stellungnahmen. �Wir Bauerinnen des Kreises Langen- salza wissen", heiBt es in einer Resolution. _daB wir durch die wirt- schaftliche und politische Gleich- berechtigung jetzt auch eine gleich groBe Verantwortur.ig far die Zu- kunft unseres Volkes tragen. Der Bauer will einen dauerhaften Frie- den und einen steten wirtschaft- lichen Anstieg. Wir fahlen uns ver- antwortlich daftir, daB unser Volk nach der furchtbaren Katastrophe jetzt den Weg beschreitet, der uns ftir alle Zukunft vor einer Wieder- holung einer solchen Tragadie be- wahrt und ni_ichtern die Ziele zeia, die die Voraussetzungen ftir den Be- stand und den Wiederaufstieg unse- res Volkes sind. Das ist die wirt- schaftliche und politische Einheit, das ist em n gerechter Friede." HiIde Schottlander-Marchwitza, die Frau des bekannten Schriftstellers Hans Marchwitza, nimmt folgender- maBen zum Volksbegehren Stellung: ,,In der Ostzone ist uns manches in den Schof3 gefallen, worum andere Valker Jahrzehnte, oft Jahrhunderte kampfen 'muBten. Die Einheit Deutschlands kann uns niemand schenken, wir kampfen urn sie. Und das ist gut so. Das deutsche Volk kampft zum erstenmal wieder ftir eigene hochste Interessen. In diesem Kampf wird es wachsen, es wird endlich em n Anrecht auf Selbst- achtung erringen und die innere Leib- eigenschaft ausrotten." �Im Volksbegehren ftir die Einheit Deutschlands werden wir Frauen durch die Abgabe unserer Stimme unserer Pflicht genagen", heiBt es in einer Resolution des Demokratischen Frauenbundes in Niederbarnim. �Wir ftihren mit unserer Stimme ftir das Volksbegehren den Kampf gegen Reaktion, Militarismus und Faschis- mus, filr den Frieden der Welt!" Auslanderinnen mm DFD-JahreskongreB (DFP) Wie wir aus Rom .erfahren, wird eine Anzahl filhrender Frauen der IDFF, die an der Exekutiv- Sitzung in Rom teilnahmen, dem JahreskongreB des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands am 29. und 30. Mai beiwohnen, sofern sie in der Lage sind, die bestehenden Reiseschwierigkeiten zu tiberwinden. Von der schwedischen Organisation Svenska Koinnors Vansterforbund haben zwei Vertreterinnen, Walborg Vensson und Gerda Linderot, ihre Teilnahme am JahreskongreB zuge- sagt. Eine Abordnung des Rates der tschechoslowakischen Frauen wird erwartet. Begaillungsschreiben Leah Mannings an den Kongree (DFP) Die bekannte englische La- bourabgeordnete Leah Manning rich- tet an den Demokratischen Frauen- bund Deutschlands em BegraBungs- chreiben zu seiner ersten Jahres- konferenz, in dem sie deni KongreB guten Erfolg wiinscht. Leider ist es Leah Manning, die Vorsitzende des englischen Komitees far den Inter- nationalen Frauentag ,ist, nicht mog- Itch, selbst an dem KongreB teilzu- nehmen, da sie, wie sie schreibt, zur Zeit durch die Organisierung des Friedensfeldzuges der Frauen voll- standig in Anspruch genommen wird. In der englischen fortschrittlichen Frauenbewegung sowie in der La- bour-Partei nimmt Leah Manning eine ftihrende Stellung em. Vor kur- zem hielt sie im englischen Tinter- haus anlaBlich einer Debatte tiber den Atomkrieg eine Rede gegen den Krieg, die in der ganzen Welt Auf- sehen erregte. Sie forderte darin die einzelnen Regierungen auf, den �Eisernen Vorhang" niederzureiBen und der ganzen Welt zu zeigen, daf3 beiderseits Menschen leben, oder die Labourregierung habe versagt. Auf diese Rede erhielt Leah Manning tiber 3000 Zustimmungserklarungen, unter anderem auch vom Demokrati- schen Frauenbund Deutschlands. Aus der Arbeit des DFD Hue fur tuberkulose Kinder (DFP) Halle. Im Kreis Merseburg ftihrte der DFD Liegekuren ftir tuber- kulose Kinder em. So wird Bad Lauchsthdt in Ktirze 120 kranke Kinder aufnehmen, wahrend in Merseburg bereits 50 Kinder an einer dreimonatigen Liegekur teil- nehmen. Sauglingswanderkorbchen fUr mittellose Mutter (DFP) Weimar. Ein Sauglingswander- korbchen richteten die Goldbacher Frauen em, das Windeln, Hemdchen und Jackchen sowie Federbetten, Inlett und Steckkissen enthalt. Der Inhalt des Wanderkorbchens, der� aus freiwilligen Spenden zusammenge- stellt wurde, soil mittellosen jungen Mtittern zugute kommen. DFD hilft bei der Aufforstung (DFP) Weimar. 4500 junge Baumehen pflanzten die Frauen des Kreises Arnstadt, die sich freiwillig zur Mit- hilfe bei der Aufforstung des Thtirin- ger Waldes zur Verftigung gestellt haben. Modeschau in Forst (DFP) Potsdam. 6000 Mark brachte eine Modeschau in Forst em, die der DFD gemeinsam mit der Schneider- innung veranstaltete. Der Erlas wurde der Markischen Volkssolidari- tat itherwiesen, 4 AmIssthimmelgegenliarloffel (DFP) Berlin. In einer umfassenden Sammelaktion hatte der Demokra- tische Frauenbund Berlin Hunderte von Zentnern Saatkartoffeln zusam- menbekommen, die er den Berliner Krankenhausern, Altersheimen und Kinderhorten anbot. Die meisten der Heime haben dankbar von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Nicht so das Spandauer Soziaiamt. Nachdem es auf die erste Anfrage des DFB, ob und wieviel Kartoffeln es gebrau- chen konne, die Menge von 100-150 Zentner genannt hatte, tiberlegten es sich die Herren des Sozialamtes spitter anscheinend wieder und er- klarten kategorisch, dal3 sie vomDFB keine Saatkartoffeln notig flatten. Erst als einige Kranken4user aus der Umgebung Spandaus direkt an den DFB mit der dringenden Bitte umLieferung herantraten, bequemte sich das Sozialamt, dieser Forderung Gehor zu geben. 44 Zentner wurden schlief3lich an drei Krankenhauser und das Staakener Brachland aus- gegeben, von denen sie, dank dem Entgegenkommen des DFB, nach der Ernte nur die Halfte wieder zurtick- zugeben brauchen. Frauen gegen Ernahrungschaos (DFP) Munchen. In einem an Btir- germeister Scharnagl gerichteten Brief forderten demonstrierende Miinchener Hausfrauen die Beendi- gung des in der Versorgung und Ver- teilung bestehenden Durcheinanders. "Die Not der schaffenden Bevolke- rung ist zu groB, und der Gesund- heitszustand ist auf em n Niveau ge- sunken, das nicht mehr zu verant- worten ist", hei13t es in dem Brief. �Wir konnen uns nicht langer durch Versprechungen hinhalten und auf bessereZeiten vertrosten lassen. Falls unseren Forderungen nicht in aller- karzester Zeit entsprochen wird, ist damit zu rechnen, daB die hungernde und verzweifelte Bevolkerung zu MaBnahmen chaotischer Selbsthilfe greift." Noch einmal: Madchennamen in der Ehe (DFP) Berlin. In der vorigen Nummer des DFP hatten wir von dem tsche- choslowakischen Gesetzesentwurf be- richtet, der es den Frauen und Mad- chen in der Tschechoslowakei er- moglichen wird, auch in der Ehe ihren Madchennamen weiterzufah- ren. Wie wir dazu erfahren, beschaf- tigt sich die Juristische Kommission des Demokratischen Frauenbundes im Rahmen einer Gesetzegreferm, die die Frau als ebenbtirtige Part- nerin des Mannes anerkennt, eben- falls mit dieser Frage. Die Gesetzcs- vorschlage .des DFD sehen vor, daB der Ehefrau gesetzlich die Moglich- keit zu geben ist, ihren Madchen- namen oder den Namen aus einer fraheren Ehe 61emMannesnamen hin- zuzuftigen. Es soil damit jeder Frau, die unter ihrem fraheren Namen in der Oeffentlichkeit bekannt gewor- den ist, die Moglichkeit gegeben wer- den, ihn auch nach der Eheschlie- Bung weiterzuftihren. Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 DFP Nr. 5-1948 -4309SIMPSIW im Leben Deutschlands Wendepunkl der deutsdien Frauenbewegung Emmy Damerius iiber ihre Reise nach Rom (DFP) Die Aufnahme des Demokra- tischen Frauenbundes Deutschlands in die Internationale Demokratische Frauen-Fidderation sei von den Teil- nehmern der Tagung des Exekutiv- ausschusses der IDFF in Rom als emn Wendepunkt der Arbeit der ganzen internationalen Frauenbewegung empfunden worden und habe star- ken Eindruck hinterlassen, berich- tete Frau Emmy Darnerius, die als Vertreterin des DFD an der romi- schen Tagung teilgenothmen hat. Die Vertreter von 17 Nationen hatten die Erwartung ausgesprochen, er- klarte Frau Damerius weiter, daB der DFD nunmehr mit verstarkter Energie am Aufbau eines friedlichen und dernokratischen Deutschlands sowie an der Schaffung einer ein- heitlichen deutschen Frauenbewe- gung arbeiten tverde. Besonders von den Vertreterinnen Amerikas, Eng- lands und Frankreichs sal versichert worden, dal3 die Frauenbewegungen in diesen Landern mit alien Mitteln darauf einwirken wollen, auch in den westlichen Zonen Deutschlands die freie Entwicklung des Demokra- tischen Frauenbundes Deutschlands zu gestatten. Wie Frau Damerius weiter berichtete, wurden die deutschen, Vertreterin- nen in Rom ausnahmslos sehr herz- lich aufgenommen. In Zukunft wird eine Abgeordnete und eine Stellver- treterin des DFD im Exekutivaus- schuB vollig gleichberechtigt sein. Drohnen sind von' Uebel (DFP) Wer Arbeit kennt und sich nicht drtickt, der ist � geschickt. Vielleicht war es einmal so � in jenen vergangenen Zeiten, in denen em n brutales Unternehmertum aus semen Lohnsklaven das Letzte her- auszuquetsclien suchte. Heute ist der Satz eine billige Redensart, und zu- gleich Anstiftung und Aufforderung zur Gefahrdung unserer Zukunft, denn, urn im Bereich der SprichwOr- ter zu bleiben, schlechtes Beispiei verdirbt gute Sitten. Der harmlose Druckeberger von gestern ist der Schadling von heute, dessen Ver- standnis heischendes, listiges Blin- zeln eisige Ablehnung auslosen mull. Nur Erzeugung, Verwaltung und Verteilung von Gtitern oder Mitwir- - kung an der Gestaltung unseres Gemeinschaftslebens � nur sie machen Mann und Frau zu einem niitzlichen. verantwortungsbewuBlen Glied der Gemeinschaft. Wer sich ledilich beschaftigt, etwa mit dem Umsatz von Schieberware, ist emn Parasit am Volkskorper. BloBe Be- schaftigung ist noch keine Arbeit! Der Mensch und seine Arbeitskraft ist nicht nur ems der wenigen � aus dem Bankrott verbliebenen Dinge, beides sind auch die einzigen Bau- steine unserer Zukunft. Wir werden das grauenvolle Erbe der Hitler- anarchie nie tiberwinden, wenn nicht alle zupacicen, nach MaBgabe ihrer Krafte und ihres Konnens, jeder auf seinem Platz. Das ist eine Tatsache, an der keine Theorien, keine Phra- sen tiad keine Ausfltichte je etwas andern. Immer bleiben Arbeitskraft und Initiative unser vornehmstes Produktiontmittel. Auch die kompli- zierteste Maschine ist em n toter Ge- genstand ohn'e den Menschen; mit ihm aber dienen auch unmoderne Anlagen noch der Allgemeinheit. Zu den schaffenden Menschen aber ge- hort heute mehr denn je die Frau. Viele Frauen haben sich seit dem Zusammenbruch in den Produktions- prozell eingeschaltet, teils aus Ueber- zeugung, teils aus personlicher wirt- schaftlicher Notwendigkeit. Andere mochten gerne arbeiten, konnen es aber noch nicht, weil gewisse Vor- aussetzungen, wie Unterbringungs- rn8g1ichkeiten ftir Kinder, fehlen. Professorin f�r Altfranzosisch (DFP) Halle a. d. Saale. Frau Dr. Rita Herzer erhielt einen Lehrauftrag ftir Altfranzosisch und Altprovenzalisch an der Padagogischen Fakultat der Martin-Luther-Universitat Halle. Lowenmuster fUr die Schwaben (DFP) Stuttgart. Die von der Kongo- bevolkerung abgelehnten und claim von der britisch - amerikanischen Militarregierung der deutschen BeL vtikerung aufgenotigten 27 Millionen Meter Baumwollstoffe mit Lawen- mid Palmenmuster beginnen nun- mehr am Textilmarkt der Bizone aufzutauchen, finden aber, wie vor- auszusehen war, bei der Bevolke- rung wenig Anklang, so daI3 (im tex- tilarmen Deutschland!!) Klein- 'und GroBhandel zum mindesten auf einem Teil des lowenbemusterten roten und blauen Kattuns sitzen bleiben durfte. Der deutsche Markt weigert sich doch, zu 'schlucken, was das Aus- land nicht abnehmen will oder kann, zumal es sich hier urn kein Geschenk handelt, sondem urn die Liquidation eines miBgliickten behordlichen Ver- edelungsgeschafts groBen Stils. Verbesserte Versorgung in Brandenburg (DFP) Potsdam. Unter Mitwirkung der brandenburgischen Konsumge- nossenschaften wurden im ersten Vierteljahr 1948 sehr erhebliche Mengen Industriewaren an die werk- thtige Bevolkerung des Landes ver- teilt. Die Spitze halten nahezu eine Million Meter Gewebe aller Art. Dann, kommen 615 620 Stuck Triko- tagen, nahezu die gleiche Anzahl Strtimpfe und Socken, 44 000 Paar Lederschuhe sowie 373 000 Paar Schuhe aus anderen Werkstoffen und 60 Tonnen Nahgarn. 5 Waidbad-Erliffnung durdu Milarbefd der Frauen (DFP) Halle. Bei der Wiedereroff- nung des Waldbads Leuna unter- strich Biirgermeister Modersheim besonders die Mitarbeit der Frauen. Ohne die Arbeitswilligkeit und den unermildlichen FleiB der Frauen und Madchen der Stadt, erklarte er, ware das Werk nicht gelungen, und den Frauen vor allem gebtihre Dank und Anerkennung fur ihre Unter- stiitzung. � Das durch die Kriegs- einwirkungen zerst8rte Freibad ge- horte zu den modernsten Anlagen Mitteldeutschlands und steht nun- mehr nach dem Wiederaufbau und seiner Modernisierung an fiihrender Stelle. Deutsche Manner weniger gefragt (DFP) Munchen. In Bayern wurden seit Beginn der Besatzung 1562 Ehen 'zwischen deutschen Madchen und amerikanischen Soldaten geschlos- sen, wahrend weitere 3239 Antrage auf Heiratserlaubnis fur amerikani- sche Soldaten noch schweben. Im Gegensatz zu dieser Heiratsfreudig- keit amerikanischer Soldaten haben bisher nur drei Amerikanerinnen den Wunsch geaufiert, deutsche Man- ner zu ehelichen. Einer der Erwahl- ten zog jedoch semen Antrag beim amerikanischen Konsillat im letzten Augenblick zurtick. Der zweite war Pg und deshalb eheuntauglich, und nur der dritte durfte schliefilich der Frau seines Herzens (Aber den groBen Teich folgen. Lumpen fUr Normalverbraucher (DFP) Stuttgart. Westdeutsche Wirt- schaftsamter stehen ratios vor den groBen Posten amerikanischer Jacken und Hosen, die ihnen im Namen der Marshall-Hille zugeftihrt werden und die fiir sechs Mark pro Stiick verkauft werden sollen, ohne daB sich bisher viele Kaufer gefunden haben. Da es sich um em n Ramsch- geschaft handeit, finden sich unter den Sachen auch bessere Stticke, die - den Kontingenttragern zugeschoben werden, wahrend den Normalver- brauchern Oie Lumpen bleiben. So- weit die Sachen tiberhaupt Absatz finden, kauft man sie als Lumpen filr den ReiBwolf. Eheberatung in Berlin (DFP) Berlin. Die Berliner Versiche- rungsanstalt hot Beratungsstellen fur Fragen tier Geburtenregelung, des Ehe- und Sexuallebens in verschie- denen Berliner Bezirken eingerichtet. Berichtigung (DFP) Durch em n bedauerliches Ver- sehen ist uns in unserer letzten Num- mer in der Meldung tiber die Frauen- 'ohne im Bezirksamt Lichtenberg emn Fehler unterlaufen. Es empfangen dort von den rund 2000 beschaftig- ten Frauen nicht zahlreic e An- gestellte den gleichen Lohn f�r gleicheArbeit, sondern nur 29 Frauen Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 D P P Nr. 5-1948 Aus der deutschen Frauenbewegung Kongrefi der oberen Zehntausend �Interzonaler" Frauenkongre13 in Frankfurt am Main � auf trizonaler Basis Von unserer nach Frankfurt am Main entsandten Sonderberichterstatterin Marianne Jahn (DFP) Bei strahtendem Sonnenschein nahm am 22. Mai die letzte der Paulskirchen-Feierlichkeiten, der interzonale Frauenkongrefl in Frankfurt am Main semen Anfang. Es war em n glanzvolles gesellschaftliches Bild, als sich die annihernd 500 Delegierten der Westzonen, die in- und auslan- dischen Ehrengiste in der weillen Barockaula der Johann-Wolf gang- Croethe-Universitat zur feierlichen Eroffnung versammelten. Der umfang- reiche Oberbiirgermeister Dr. Kolb neben dem eleganten Intendanten vom Radio-Frankfurt, das semen lewandtesten Reporter � warum keine Re- porterin? � entsandt hatte, ale Damen vielfach in neuen Toiletten � am schlichtesten beinahe die auslandischen Caste aus England, USA, Frank- reich, Norwegen, Holland und der Schweiz. Schleier und Federhiitchen, zarte Sonunerschuhe und Parfiim paradierten, und schon am Nachmittag des ersten Kongrefitages erklkrten die vor der Paulskirche den ankommen- den Damenflor bestaunenden Frankfurter Burger, das sei em n Kongrefl der oberen Zehntausend, denn sie hNtten keine Arbeiterfrau dabei entdeckt. Ostzonenarbeit als �radikalste Teufelei" Schon bei den ersten BegraBungs- worten wurde klar, daB hier keine Vertretung der gesamtdeutschen Frauenbewegung zusammengekom- men war. Charakteristisch war die absolute Unduldsamkeit gegentiber einer anderen Weltanschauung. So oft � oder besser gesagt � so selten � eine Delegierte den Versuch unter- nahm, das Gesprach auf eine inter- zonale Basis zu bringen und die Ostzone zu erwahnen, so prompt wurde .jedesmal vom Thema abge- lenkt. 8o ist es nicht verwunderlich, daB einige Delegierte, mutig gewor- den, massive Angriffe auf die Frauen der Ostzone starteten. Als Vertreterin der amerikanischen Zone fahlte Frau E. Reventlow aus Munchen das Bedarfnis, auf die �Ge- fahr" hinzuweisen, da3 in der Ost- zone die weiblichen Fahigkeiten rest- los in den Dienst eines Systems ge- stellt warden, deskn Ziel die Herr- schaft aber eine von Furcht (!) ge- lenkte Masse sei. Deshalb sei die Be= freiung der Frauen in der Ostzone keine Befreiung, sondern �die radi- kalste Teufelei gegen das weibliche Prinzip". Dagegen: �Christlich-humanistische Ideen" Am zweiten Tage, dem Beginn der eigentlichen Arbeitstagung, wurde noch deutlicher, da3 in Frankfurt tiberwiegend die konfessionell inter- essierten oder gebundenen Frauen- verbande Westdeutschlands zusam- mengekommen waren. Das Haupt- referat des Tages aber �Frauen und Frieden" von Frau Dr. Gabriele Strecker, der Leiterin des Frauen- bundes Frankfurt. sah z. B. das Ideal unserer Erneuerung in der �Wahrung und Wiederbelebung unseres abend- landischen Erbes, der christlich- humanistischen Idee im Glauben an die Freiheit und die Verantwortung der Person gegentiber obigen Grund- satzen". Keine Sprecherlaubnis f�r Kommunistinnen... Stark geteilten Beif all f and dagegen der Vorschlag eines Vorstandsmit- gliedes des zu dem KongreB ein- ladenden Frankfurter Frauenverban- des, den ahwesenden Kommunistin- nen, weil far sie bei der ameri- kanischen Militarregierung keine Sprecherlaubnis zu erhalten sei, wenigstens in der Diskussion eine verlangerte Sprechzeit zuzugestehen. Die den Vorsitz des Tages fiihrende Regierungsprasidentin von Hanno- ver, Thea Bahnisch, raumte dann, weil eine Abstimmung keine Kid- rung gab, je einer kommunistischen Delcgierten an jedem KongreStage doppelte Redezeit wahrend der bis- kussion em. dafUr nazistische Reden Urn so ungehinderter konnten auch off en nazistische Reden gehalten werden, wie die der Berliner CDU- Delegierten Katharina v. Kardorff, die sich auch von der Vorsitzenden nicht abhalten lieB, tiber die Rede- zeit hinaus zu sprechen. Nach den abstrakten Referaten des ersten und zweiten KongreStages brachte der dritte und letzte Tag die Arbeitsreferate tiber Berufs-, Er- ziehungs-, Rechts- und Ernahrungs- fragen, die endlich auch zu den kon- kreten Fragen der Frauen fahrten. Eine Reihe Forderungen wurden er- hoben, die bisher nur auf dem Pa- pier standen und vermutlich auch in absehbarer Zeit stehen werden, wie zum Beispiel die -Teilnahme - der Frauen an Ausarbeitung einer ktinf- tigen deutschen Verfassung sowie eine Neugestaltung der Sozialver- sicherung und eine erweiterte Far- sorge fiir Flachtlinge und Heim- kehrer. Gleichzeitig wurden die Be- satzungsmachte gebeten, bei der Ein- fuhr von Nahrungsmitteln fach- kundige Frauen zur Beurteilung heranzuziehen und ferner zu ge- statten, daB die noch internierten deutschen Frauen entlassen werden oder da3 gegen sie moglichst bald emn ordentliches Verfahren eingeleitet wird. So �nebenbei: die Einheit Deutschlands Bezeichnenderweise wurde erst als letzter Programmpunkt em n Antrag der Berliner Notgemeinschaft und des Berliner Frauenbundes 1947 be- handelt, der die Wiederherstellung der Deutschen Einheit als die Vor- aussetzung jeder Gesundung Deutsch- lands bezeichnete. Aid Betreiben einiger- Delegierten 6 wurde der Antrag mit dem Zusatz: �Der FrauenkongreB bekundet semen Wunsch und semen Willen mit den Frauen ganz Deutschlands und des Auslandes zusammenzuarbeiten", an- genommen. Entgegen dem Antrag der techn. Ass. Elfriede Kimmisch, Stuttgart,' diese Resolution an die erste Stelle der Frankfurter Frauen- beschlasse zu setzen, lenkte die wahrend der Bearbeitung der Reso- lution vorsitzfahrende Frankfurterin Fini Pfannes, Vorsitzende des Frauen-, verbandes Frankfurt, von der Ab- stimmung hiertiber ab, so daB dag' Bekenntnis zur deutschen Einheit nach wie vor die letzte Stelle in Frankfurt einnehmen dtirfte. Und das Echo? Die treibende Kraft des Kongresses, Frau Thea Bahnisch, Sozialdemo- kratin und Regierungsprasidentin von Hannover, sprach am letzten KongreStag mir gegentiber ihre tiefe Enttauschung tiber die .vielen �scho- nen Reden ohne Taten" aus. Sie hatte sich den Kongre3 als Arbeits- tagung gedacht. �Wir hatten so viel aaf dem Herzen, wortiber wir uns gem ausgesprochen hatten und ftir dessen Durchfiihrung wir Verein- barungen treffen wollten", .sagte sie, �aber in der amerikanischen Zone besteht ja noch nicht einmal emn Landesverband der Frauenverbande. Die Frauenarbeit ist hier ganz hi. den Anfangen und ftir die Praxis noch recht ungeeignet." Die Vertreterin Schleswig-Holsteins vermif3te besonders die Ostzonen- frauen, derentwegen sie eigens nach Frankfurt gereist sei, erklarte -sie mir. �Es hatte eine IcongreBbasis ge- funden werden massen, die auch dem DFD die Reise ermoglicht hatte." Alle Frauen, die schon an einer Frauenveranstaltung der Ostzone teilgenommen haben, versicherten Imir, daB sie die Aufnahme im Osten sowohl in der Organisation als auch inhaltlich starker angesprochen flat- ten Ms in Frankfurt. Hier hatte man vor allem die Behandlung konkreter Plane in Theorie und Praxis ver- millt. Ja, eine Vertreterin der briti- schen Zone erklarte mir rundheraus, die Frauenarbeit in der Ostzone sel eben wetter als im Westen. Die auslandischen Gaste wunderten sich em n wenig tiber �die Menge der altlichen Begriffe und Phrasen", denen sie in Frankfurt begegneten. So klang der internationale Frauen- kongreB.in einer gewissen Miidigkeit aus, weil das Ergebnis der Zusam- menkunft den Erwartungen, vor allem der aktiven Frauen, nicht ent- sprach. Es fehlte der unwidersteh- fiche Impuls zu einer starkeren Zu- sammenarbeit. Es waren nicht wenige und erst recht nicht die Unbedeu- tendsten, die da sagten, es hatte viel- leicht anders sein konnen, wenn man eine Basis mit den Frauen der Ost- zone gefunden hatte. Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 DFP Nr.5-1948 Reportage der Zeit 7 �Abends kommt Mohammed an den Zaun" Ausziige aus den Lagerzeitungen deutscher Kriegsgefangener in Aegypten (DFP) Be rli n. Das Leben steht nicht still, seine AeuBerungen dringen � fiberallhin � auch hinter den Stacheldraht, hinter dem ,unsere Kriegs- gefangenen auf die Heimkehr warten. Zeitungen, Rundfunk und Briefe von zu Haus vermitteln ihnen em n Bild von den VorgAngen in der Heimat, in der Weltpolitik und in der privaten Sphare der Familie. Und natiirlich machen sie sich ihre Gedanken dazu, die sich in den Lagerzeitungen spie- geln, die wir regelmaBig erhalten. �Saida, lieber Fritz ...", dberschreibt der Kriegsgefangene H. H. in der �Sonnenbrille" einen Brief, den er an semen Freund in der Heimat rich- tet. ,.Saida heiBt sei gegrtiBt und ist agyptisch", erklart H. H., der seit drei Jahren in Aegypten im Lager ist und in lustiger Form von Land und Leuten zu berichten weiB. ,Man verehrt hier zwei Gotter: Allah und Mohammed. Der erste soil schon lange tot sein; der zweite kommt abends immer an unseren Zaun und verkauft Apfelsinen, Haarol und andere wohlschmeckende Sachen. Am haufigsten baut man in Aegyp- ten Sticifrfichte, Palmen und Knob- lauch an, letzteren habe ich noch nicht gesehen, aber gerochen. Das Geld nennt man Piaster, und die Wasser, Sonne und so o -ne Ralionen! (DFP) Berli n. Von den 20 000 Berliner Jugendlichen, die in diesem Sommer zwei Urlaubswochen in den Ferienlagern der FDJ verbringen wer- den, fuhren nach Pfingsten die ersten Tausend ab. Nur etwa em n Drittel gehoren der FDJ an. 200 Jungen und Madchen begleiteten wir auf ihrer Dampferfahrt nach Prieros. �Wie kamen Sie darauf, in emn Ferienlager der FDJ zu fahren? Ge- htiren Sie der FDJ an?" Mit einem Kopfschtitteln antworten uns drei junge Madchen, die uns durch ihre besonders gute Laune schon auf dem Schiff aufgef alien waren. Jetzt hocken sie auf ihren Strohsacken in den zweistockigen Betten. Die erste ,Formalitat" war � Essen. �Ich habe den Liter Fleischgrtitze kaum ge- � schafft . . ." � �Und so viele haben sich noch einen Schlag geholt . . . � �Habt ihr den Rationszettel ge- schen? � Mensch, 700 Gramm Kar- toffeln, 600 Gramm Brot, 130 Gramm Nahrmittel, 70 Gramm Fleisch jeden Tag � das ist ja mehr, als die Ber- liner Schwerarbeiter kriegen � und das ftir unsere halbe Karte III!" sprudeln sie durcheinander. Stellen wir die drei erst einmal vor: Eva und Helga. je 17 Jahr alt, Step- perinnen in einer Fabrik in der BlticherstraBe, Anneliese, 19 Jahre alt, Montiererin, einzige Tochter sehr sir enger Eltern. Helga berichtet: .,Eva hat mir von ihrem Ferienlager im vorigen Jahr erzahlt, und deshalb bin ich mitgefahren. Meine Eltern waren zuerst gar nicht einverstan- den, aber billiger und besser kon- nen wir es doch nirgends haben. Hier bezahlen wir nur 20 Mark und brau- chen die Lebensmittelmarken nur ftir sleben Tage abzugeben," Eva: ,Meine Mutter ist froh, dal3 sie mich ftir 14 Tage los ist. Wir sind sieben zu Hause � und ich bin einer der besten Esser." Annelieses Mutter war sehr da- gegen, ihre einzige Tochter allein fortfahren zu lassen. �Und dann hat mein Bruder auch noch erzahlt, daB hier Jungen und Madchen zusam- men sind schlieBlich sagte sie dann: ,du bist alt genug, du muBt wissen, mit wem du dich anfreun- dest`. Und das weiB ich auch.". Anneliese fahrt fort: �Meine Mutter spricht zwar immer davon, du muBt dir einen Mann suchen, der dir etwas bieten kann. Aber was habe ich denn davon, wenn ich mich heute mit einem Schieber abgebe, der morgen im Gefangnis sitzt? Mein Freund ist Rohrleger, wir kennen uns zwei Jahre, vielleicht heiraten wir im nachsten Jahr. Da weiB ich wenig- stens ganz genau, daB er mir treu bleibt und daB ich spater wenigstens immer was zu essen haben werde." Auf dem Vorplatz des Hauses treff en wir bei ihrem Gepack em n dunkel- lockiges, sehr junges Madchen. Das ist die ffinfzehnjahrige Dolores. Sie geht in eine Mittelschule im Tier- garten in die ftinfte Klasse. Ihre Schulkameradin machte ihr den Vor- schlag, ins Ferienlager zu gehen. �Meine Mutter sagt immer: ,sieh dir das ruhig an, geh so oft wie moglich in em n Lager, das kann nichts scha- den'. Mein Vater war jedoch nicht einverstanden, well bald groOe Ferien sein werden. Aber ich habe es doch durchgesetzt, es war nicht leicht." Und was bewog sie, ins Lager zu gehen? Nicht die Ansicht ihrer Mutter, sondern: �Ich wollte mich mal erholen, mich richtig austoben. Wit haben einen Garten zu Hause und fahren oft raus, das ist ziemlich anstrengend. Ich mochte Sport trei- ben, Ball spielen, die,andern mochten tanzen, was mir weniger SpaB macht. Aber" � dabei wird sit em wenig zutraulicher � �ich vbolltc selbst mal sehen und horen, ob hier wirk- lict so viel von Politik gesprochen wird, wie man mir erzahlte. Was ich his jetzt gesehen habe, spricht nicht dafdr. Und darum glaribe ich es auch nicht." A.S. Frauen tragen es manchmal in Schntiren vor dem Gesicht, das ist sehr praktisch von wegen der Taschendiebe Ibrahim und Abdul, die in unserer Werkstatt arbeiten, haben beide ge- sagt, daB der Konig Faruk uns langst nach Hause geschickt hatte, wenn er es bestimmen konnte, woraus man ersieht, daB er em n echter Demo- kratenkonig ist ..." Eine Briicke zu den Problemen ,Die deutsche Frage harrt einer La- sung, und es scheint klar, daB diese Losung nicht von auBen kommen kann ' und darf", schreibt B. W. Schoen rock in der Lagerzeitung �Die Brticke" zu den Problemen �Um den neuen Staat". Schoenrock fahrt fort: �Es ist an der Zeit, daB das deutsche Volk semen Lebensstil f in- det, es ist an der Zeit, da3 man ihm Gelegenheit dazu bietet. Der Weg scheint klar und einfach. Es kann nur eine deutsche Nationalversamm- lung sein, die dem deutschen Volk seine Verfassung gibt. Es ist an der Zeit, daB eine solche gewahlt wird. Es. ist an der Zeit, daB man uns die Kandare der Besatzung abnirnmt, daB man uns unseven Weg gehen mat, daB man uns nicht durch dau- ernde Einsprtiche kfinstliche Hinder- nisse in den Weg legt. Demokratie kann da nicht aufkommen, wo man sie erstickt." Nur selten wird sie es wagen Em Artikel fiber die ,agyptische Frauenbewegung, der in der Zeit- schrift �FUR DICH" semen Weg bis nach Aegypten gefunden hatte, veranlaBte den Kriegsgefangenen Erwin Wolterhoff zu einem Brief, in dem er von der Lage der Aegyp- terin erzah/t. �Hier besteht immer noch die Kauf- ehe, d. h. die Madchen dtirfen nicht bestimmen, wen sic heiraten wollen. Der Vater verkuppelt seine Tochter, wann er will, und zwar mit dem, der das meiste Geld ins Haus tragt. Dip Frau ist die Sklavin des Mannes und ist ihm unbedingten Gehorsam schuldig. Nur selten wird sie es wagen, dieses Gebot des Islams zu ithertreten. Sie ist das Arbeitstier im Haus und auf dem Feld. Schon fr�h- zeitig wird ihr die Erziehung der Sohne entzogen. Der Mann redet niemals eine Frau, auch seine eigene , nicht, mit ihrem Namen an. Selbst wenn die Englander einst dieses Land verlassen, wird es hilt das agyptische Volk, das so fest in den Anschadungen der Vergangen- heit befangen ist, schwer sein, den Weg nach oben zu finden. Es ware zu wiinschen, daB die Frauenorga- nisationen dieses Landes Erfolg haben, denn sonst werden auch in tausend Jahren noch die meisten Frauen Sklavinrien ihrer Manner sein." � Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 DFP Nr. 5-1948 Der aktuelle Auslandsbericht 8 �Stifle Jasminbliite" kfimpft fur ihre Heimat Unbekanntes chinesisches Dorfmadchen wird zum Symbol der nationalen Bevvegung (DFP) Unaufhaltsam gewinnen Chi- nas demokratische Kampfer gegen die in Nanking urn Tschiangkaischek gruppierten Krafte des Riickschritts an Boden. Zuweilen gelingt es Tschiangkaischek noch, die von Amerika gelieferten Kriegsmittel auf einen Punkt zu konzentrieren und die Volksarmee hier und da zuriick- zudrangen. Solche taktisch bedingten Ortlichen Erfolge sind im groBen ge- schen nur Riickzugsgefechte und werden regelmaBig schnell iiberholt von neuen VorstoBen der Volks- armee. Auch amerikanische Beob- achter geben zu, da3 die demokrati- schen Streitkrafte im Laufe des Sommers Chinas Lebensader, den Jangtsefluf3 und sein fruchtbares Tal, erreichen miissen, wenn nicht das ge- schieht, was sie em n Wunder nennen.' Nun gibt es in China zwar manche 1VIerkwiirdigkeiten. aber Wunder ge- schehen dort ebensowenig wie in anderen Landern; nirgendwo, laBt die Entwicklung sich aufhalten, und tiberall siegen schlieBlich die Krafte des Fortschritts � auch dann, wenn die verzweifelt urn sich schlagende Reaktion aus anderen Landern Waf- fen und Dollars erhalt. Und iiberall stehen Frauen an hervorragender Stelle im Kampf urn Freiheit, Ge- rechtigkeit und Aufbaumeglichkeiten. Tagsiiber auf den Feldern, nachts Partisanin Auch in China spielen Frauen eine fiahrende Rolle in der Befreiung Landesibres auslandischen Ausbeutern. Sie spie- len sie sowohl in dem hinter den Volksheeren aufwachsenden Vfirwal- tungsapparat wie im VoIksheer selbst. Zumeist sind es junge Frauen, die als Pflegerinnen, Helferinnen und Nachschubsoldaten, oft aber auch mit der Waffe, fur Fortschritt und Freiheit kampfen � zahlreiche Studentinnen und viele, viele Zehn- tausende von Bauerinnen. Schon im japanischen Krieg standen Frauen in den ersten Reihen der Freiheitsbewegung. Tagsilber ar- beiteten sie auf den Feldern und nachts wurden sie zu Partisanen und Helferinnen der Partisanen, sammel- ten Informationen, schleppten Was- ser, hackten Holz oder schlichen sich durch die feincllichen Linien und, nachdem die Japaner chine- sische Hilfstruppen eingesetzt hatten, auch ins feindliche Lager, wo sie ihre Landsleute aufklarten und oft bewogen, zu den Partisanen Uber- zugehen. �Zuerst woliten die Manner nichts davon wissen ..." Besonders bewahrte sich in ,diesen Guerillakampfen die von Tschenk- weischan gebildete Madchenbrigade. Tschenkweischan heiBt �SiaBe Jas- minbliite" und war knapp neun- zehn Jahre alt, als sie mit der urn ftinf Jahre jtingeren Sunjumin (�Jaspis") und drei Chinesen in dem nach ihnen benannten �Tal der fi_inf eine Wende eingesetztdie Wende Tiger" bei Tientsin eine aus Japanern zu neuen Lebensformen und neuen und japanhorigen Chinesen zusam- Produktionsformen, in denen Altes mengesetzte �Sauberungskompanie" mit Neuem sinnvoll verbunden wird. aufhielten und nach schwren Ver- lusten zur Flucht zwangen. �Damals hatte ich eben erst schiefien gelernt", erzahlte sie einer das Partisanengebiet bereisenden Journalistin. �Ich war schamrot geworden bei dem Gedan- ken. mit anderen Frauen vor dem Feind davonlaufen zu miissen, und so begannen wir uns zu wehren. Spater ilberredete ich einige Freun- dinnen, sich uns anzuschlieBen und sich im Granatwerfen zu tiben. Wir taten das heimlich, weil die Manner davon nichts wissen sollten. .Jetzt kennen schon Dutzende von uns Gra- naten werfen, minieren und anderes tun, vom SchieBen gar nicht zu sprechen. Nattirlich betrachten wir das alles nicht als unsere Lebensauf- gabe und warten immer nur auf den Tag, an dem unser Kampf in emn friedliches, produktives Leben mun- det. Aber ich will lieber sterben, als zu den alten Verhaltnissen zuriick- kehren." �SU& Jasminbliite" hei- ratete mit zwanzig Jahren einen Guerillakampfer, der bald von den Japanern ermordet wurde. Von die- sem Augenblick an kampfte sie mit noch verbissenerer Energie. So wurde die kleine, jetzt erst 24 Jahre alte �SilBe Jasminbliite" aus einem unbe- kannten chinesischen Dorfmadchen zum Symbol der machtvollen Bewe- gung der weiblichen Jugend Chinas. Wahrheit iiber Chinas Volksarmeen Waren die Volksarmeen die Bevolke- rung terrorisierende, schlecht be- waffnete Haufen wilder Deserteure, wie diePropagandamaschineTschiang- kaischeks die Weltoffentlichkeit Glau- ben machen mochte, dann bliebe es ein Ratsel, warum die gut aus- geriisteten Truppen Nankings immer wieder vor den Volksheeren zuriick- weichen oder zu ihnen iiberlaufen. Diese Volksheere haben nicht nur Waffen und ilben nicht nur immer und iiberall strikte Disziplin, sie sind vor allem und ilber allem die Stof3- truppe ciner auch in China unver- meidlich und unausweichbar gewor- denen Entwicklung zu neuen For- men. Sie iiberrennen, was faul und morsch wurde, und ebnen den werk- tatigen Massen den Weg zu helleren und freundlicheren Zeiten. Das Be- wuf3tsein dieser Mission und der ge- sunde Instinkt der Massen fur these Mission � das macht die Volks- demokratie und ihre Streitkrafte unwiderstehlich. Chinesinnen vom Joch befreit Ohne die aktive Mitwirkung der Chi- nesinnen innerhalb der Volksdemo- kratie und ohne die Unterstiitzung der noch auf3erhalb der Volksdenio- kratio lebenden Frauen befanden sich die Krafte der Reaktion heute Auch in China: USA-Dollar gegen in China nicht ilberall auf dem Demokratie Riickzug. Schon wachst in den von Kaum hatten die Reste der geschla_ der Volksdemokratie verwalteten genen japanischen Armeen chinesi- nordlichen Provinzen eine neue schen Boden verlassen, da hell Generation chinesischer Frauen her- die Tschiangkaischel0Regierung die an � eine Generation national- Maske fallen und wandte sich mit bewuBter, einsatzbereiter Frauen, den Methoden einer brutalen Dikta_ wie sie China in seiner langen Ge- tur gegen die Manner und Frauen, schichte nie kannte. War die chine- die das Hauptverdienst an der Unter_ sischb Frau innerhalb der vier niinierung der Fremdherrschaft hat_ Wande des Hauses auch immer mehr ten und nun die Einlosung alter Ver- oder minder unumschrankte Ge- sprechen forderten. Den Neubau des bieterin, so ist sie doch auBerhalb Landes in Angriff zu nehmen, die des Hauses (und des Feldes) nie her- Korruption der Stadte zu unter_ vorgetreten. driickqn und den wirtschaftlichen Es ist noch nicht so lange her und ge- Verfall aufzuhalten � dazu hatten schieht vielleicht auch heute noch' in Tschiangkaischek und seine Generale entlegneren Gebieten, cla8 weibliche keine Zeit. Sie sahen nur die standig Neugeborene get8tet oder Verkauft wachsende Bewegung der Massen, werden. Im Bereich der Volksdemo- die sich mit einem tiefen Seufzer kratie sind diese Zeiten fur immer noch einmal genotigt gesehen hatten, vorilber. Doch die chinesiscbe Frau zur Schaffung der Volksdemokratie will ihre Kinder nicht nur behalten, zur Waffe zu greifen, urn diesmal sie will ihnen und sich selbst auch ganze Arbeit zu leisten. Dieser eine bessere Zukunft schaffen. Das Massenbewegung wan en Tschiang- 'ird gcschehen, wenn das ganze kaischek und seine Generale alles groBe chinesische Land mit semen entgegen, was sie noch an Kriegs- nber 400 lVfillionen Menschen (dar- material besaBen. Es war vergeblich. unter mehr als die Halfte Frauen) Sie sandten Hilferufe nach Ame- von Tschiangkaischek und semen rika, und Washington schickte auslandischen Helfern befreit sein Kriegsschiffe und Flugzeuge und wird. Erst dann wird das demokra- Waffen und Munition und nicht zu- tische China in der Lage sein, seine letzt auch militarische Berater. Dazu groBen Moglichkeiten auszuwerten, Dollars und wieder Dollars. Aber zur Erhohung seines Lebensniveaus, auch das war vergeblich. zur Schaffung neuer Werte und zum Im Gebiet der Volksregierung hat Nutzen aller freien Volker. Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 DFP Nr. 5-1948 Frauenportrats aus Vergcmgenheit und Gegenwart Gedenkdaten fur den Monat Juni 29. Juni 1855: Delphine Girardi ge- storben (geboren 1804 in Aachen). Franzosische Schriftstellerin, Tochter der Sophie Gay, die das Pariser Leben zur Zeit des Direktoriums, nach der Revolution, schilderte. Als Frau des gefeierten Wiener Raimund- Schauspielers, Alexander Girardi, schrieb Delphine unter dem Namen Vicomte de Lannay kulturgeschicht- lich sehr wertvolle Schilderungen von Paris unter der biirgerlichen Demo- kratie Louis Philips in �Presse" und ,Courier de Paris". 1830 bis 1848. 30. Juni 1485: Veronica Gambara, liei :Brescia (Lombardei) geboren. Italie- nische Dichterin der Renaissance. Frau des Fiirsten von Coreggio und nach dessen frithen Tad Regentin. Nach dem Vorbilde des Dichters Petrarca (der begeistert filr die vom romischen Revolutionar Cola di Rienzi fiir kurze Zeit errichtete romische Republik und Einheit Italiens ein- trat) schrieb sie Gedichte. 30. Juni 1910: Christine Enghaus ge- storben (geboren 1817 in Braun- schweig). Schauspielerin, seit 1840 am .Burgtheater in Wien, heiratet 1845 den Dichter Friedrich Hebbel, den sie selbstlos Rirderte. Mit feinem Einfiihlungsvermogen und dramati- scher Wucht verkorperte sie die Ge- stalten seiner Phantasie: Maria Magdalene, Judith, Brunhilde. Drei %western drei Didderinnen Von Dr. P. Krische (DFP) Charlotte Rronte, geb.: Thornton, Yorkshire, England, 21. April 1816, ge- storben Hirworth, Yorkshire, 31. 'Harz 1855. Emily Jane Bronte, geb.: Thornton, Yorkshire, England, 20. August 1818, gestorben Harworth, Yorkshire, 19. Dezember 1848. Anne Bronte, geb.: Thornton. Yorkshire, England, 17. Januar 1822, gestorben Harworth, Yorkshire, 28. Mai 1849. Der nachstehende Artikel gibt Ihnen einen kurzen Ueberblick fiber Leben und Wirken der Geschwister Bronte, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Mittelpunkt der Literaturgeschichte standen, und die noch heute durch ihre Romane einen Platz in der Weltliteratur einnehmen. Ein Jahr vor den Marzstiirmen der deutschen Revolution 1848 wurden drei Romanmanuskripte von den Schwestern Charlotte, Emily und Anne Bronte in eine englische Druckerei gegeben; em n einmaliges Ereignis im Weltschrifttum der Frau. Der Vater der drei Schwestern, Pa- trick Bronte, protestantischer Pfar- rer irischer Abkunft, hatte selbst zwei Bande Gedichte veroffentlicht, war em n wortkarger, ungeselliger Mensch, liebte einsdrne Wanderun- gen, einsames Versponnensein bei semen Bilchern im Hause und legte nach dem Tode seiner Frau groBen Wert darauf. allein und ungestort die Mahlzeiten einzunehmen. So waren die Schwestern ganz auf sich allein angewiesen. Nachdem sie von Thorn- ton nach dem ebenfalls einsamen Pfarrhaus Harworth tibergesiedelt waren, lebten sie zusammen mit einer alien Haushalterin, genannt Tabby. Die drei Madchen waren ausgesprochen lesewtitig. Charlotte las in dem Jahr 1829/30 nicht weni- ger als zweiundzwanzig Romane und legte dartiber einen Katalog an. Spater war sie als Lehrerin tatig und versuchte vergeblich, die sehr am heimatlichen Harworth hangende Schwester Emily zurn eigenen Wir- kungskreis zu ziehen. Es war die Absicht der Schwestern, selbst eine Schule zu leiten. 1845 fand Charlotte bei ihrer Schwester Emily eigenartig schone Gedichte. und als auch Anne, die jtingste der drei, ihren Schwestern die Existenz eigener Gedichte ge- stand, beschlossen sie, die sehr an- einander hingen, 1846 gemeinsam ihre Gedichte unter den Namen Cur- rer, Ellis und Acton Bell herauszu- geben; Namen, bei denen es fraglich war, ob es sich urn Manner oder Frauen handelte. Danach faBten sie den BeschluB, daB jede von ihnen eine erzahlende Dich- tung schreiben sone. So erschienen 1847, wieder unter ihren Decknamen, die drei Romane �Jane Eyre" von Charlotte, �Wuthe ring Heights" (Sturmhiihe) von Emily und �Agnes Grey" von Anne. Namentlich Emilys �Sturmhohe" wurde em n groBer Erfolg und zahlt noch heute zu den groBen roman- tischen Romanen der Weltliteratur. Es galt als selbstverstandlich, daB dieser Roman mit seiner leiden- schaftlichen Glut, dem unerbittlich wirklichkeitsstrengen und tiefen Ein- dringen in schicksalhafte Tragik, von der GrOBe antiker Dramen, nur von einem Mann geschrieben s'ein konnte. Die Welt horchte auf, als es sich her- ausstellte, daB dieser Roman 'die Arbeit eines 29jahrigen Madchens war, das em n Jahr darauf. 1848, starb, 1849 erlag ihre Schwester Anne einex LungenentzUndung. Nur Char- lotte lebte noch einige Jahre, heira- tete 1854, starb aber bereits em Jahr darauf, erst 39 Jahre alt. Der Roman �Sturmhohe" wurde in verschiedene Sprachen tibersetzt und schon 1851 in deutscher Uebersetzung herausgegeben. Mathew Arnold, Pro- fessor der Poesie in Oxford und klassischer Dichter und Kritikeir der Viktorianischen Zeit in England, stellte die Dichterin gleichberechtigt neben den englischen Dichter Lord Byron und schrieb: ,,In beiden lebte der Geist der Romantik." 9 Sie lehnte Goebbels' Einladupg ab: Ellen Sthwanneke (DFP) Eigentlich sollte sie, die 1933 aus Protest gegen Hitler nach Wien und von da 1938 nach USA emi- grierte, nur in der Schweiz gastieren; aber die gebtirtige Berlinerin sagte: Deutschland nicht wiedersehen, Ber- liner Luft nicht wieder atmen, das ist unmdglich! Und sie kam � als erste amerikanische Schauspielerin, die in Deutschland wieder auftreten darf. Die Tatsache, nur von deut- schen Rationen leben zu rniissen, schreckte sie nicht ab. �Ihr miiBt es ja auch aushalten", wehrt sie jede Diskussion dariiber ab. Von Elmer Rice, dessen �Rechen- maschine" wir sahen, brachte Ellen Schwanneke das Stack �Dream Girl" mit, das eigens fur sie tibersetzt wurde, hier aber wegen technischer Schwierigkeiten nicht inszeniert wer- den konnte. So muBte sie em n Lust- spiel �Meine Frau Teresa" wahlen, das ihrer Vielseitigkeit, ihrer klugen, kiaren und dabei heiter-lebendigen Madchenhaftigkeit nicht gerecht wind. Mehr erhof ft sie vom Film. In dem deutschen Nachkriegsfilm, dessen Titel noch nicht feststeht, der erst- malig auslandische Darsteller be- schaftigt � Ellen Schwanneke wird neben Paul Klinger einen englischen Partner hen spielt sie nach einem Roman der tschechischen Autorin Annemarie Selinco em n Mad- chen unserer Tage, das sich aus eige- ner Kraft hocharbeitet, obgleich nie- mand. der zunachst ganz unschein- b&ren Kleinen bemerkenswerte Lei- stungen zutraut. Diese Rolle liegt ihr sehr am Herzen; aber trotzdem ist sie noch welter auf der Suche nach einem guten ernsthaften Biihnen- stuck. Wie sie Berlin findet? �GroBartig! Die Berliner sind unverandert ge- blieben, sogar ihren Humor haben sie bewahrt; nur ihre neue Sprache vom ;Kopftausch` bis zu den ,freien Spitzen` mull man erst lernen. Die geistige Anregung 'ist nach wie vor auBerordentlich groB; gerade beim Berliner spurt, man das ehrliche Be- an:then, eine), neue Lebensbasis zu finden." � Was aber Ellen Schwan- neke am wichtigsten erscheint: selb- standiges Denken und den Mut zur eigenen Meinung miissen die Deut- schen wieder lernen. Auch die Frauen sollten nicht unter der Einwirkung irgendwelcher auBeren Einfliisse handeln, sondern ihre groBe Macht und ihre Aufgabe erkennen, mitzu- wirken am Leben der Nation, dem besonders der weibliche Einfluf3 zu demokratischer Entwicklung im Slime des Humanismus und der Verstandi- gung verhelfen kann. � So denkt die einzige deutsche Schauspielerin, die eine mit der drohenden Ausbiirge- rung verbundene Einladung des �Kulturpapstes" Goebbels zur Tell- nahme an den Miinchner �Kunst- festen" ablehnte, ihre Heimat verlor, ihr aber dennoch heute aus warmer Anteilnahrne die schwerste Not tiber- winden helfen mtichte. M. J. Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 DFP Nr.5-1948 Frauenkunde 10 � Antife;ninisten wollten die Minder- Frauenfeinde unter sich / wertigkeit der Frau beweisen. Es liegt zwar schon ziemlich lange zu- rack. da3 die Vorherrschaft des Mannes einmal nicht selbstver- standlich war, son- dern die Frau die Ftihrung in Fami- lie und Gesell- schaft innehatte. Die Kulturdenk- maler der Epoche des Mutterrechts geben eindeutig Kunde von Staaten, die von Frauen gelenkt wurden, in denen sie das hochste Priesteramt innehatten und in Kunst und Kultur eine fahrende Rolle spielten. Nam- hafte Wissenschaftler begriindeten die hervorragende Stellung der Frau in dieser vorgeschichtlichen Epoche mit ihrer wirtschaftlichen Ueberlegenh.eit, die ihr als Ackerbauerin den Vorrang vor dem mannlichen Jager gab. Die Erfindung des vom Manne betriebenen Acker- pfluges aber, und mit ihm das Auf- kommen des von Mannern ausgetib- ten Handwerks, des Handels, des Pri- vateigentums ftihrte zu der bis heute bestehenden vaterrechtlichen Gesell- schaftsordnung. In ihr wurden die Kinder nicht, wie im Mutterrecht, nach der Mutter, sondern nach dem Vater benannt, und das Erbrecht ge- stand dem Sohn Vorteile fiber die Tochter zu, wobei sich allmahlich die Vorstellung von der allgemeinen Minderwertigkeit der Frau ent- wickelte. die bis zu einer vollkom- menen Knechtung der Frau ftihrte. �Das Weib ist dem Manne untertan" Auch das Christentum hat die Man- nesherrschaft grundsatzlich aufrecht- erhalten, wenn es auch in der Praxis mildernd gewirkt hat. So heiBt es im Brief des Apostels Paulus an die Korinther: �Das Weib schweige in der Gemeinde", und im Epheser- brief : �Das Weib ist dem Manne untertan." Das kanonische Grund- recht der katholischen Kirche be- stimmt ebenfalls. daB der Mann der Herr der Frau sei, und der katho- lische Eheritus schreibt vor, daB die Frau dem Marin �gebtihrenden Ge- horsam" gelobt. Bis auf unsere Tage haben einfluB- reiche Denker diese Minderbewer- tung der Frau vertreten, so der Phi- losoph Arthur Schopenhauer (1788 bis 1860). In seiner Abhandlung ,Ueber die Weiber" wettert er ge- gen das ,niedrig gewachsene, schmal- schultrige, breithaftige und kurz- beinige Geschlecht" und dessen gei- stige Minderwertigkeit. Allzu haufig zitiert schon ist Nietzsches Satz aus , seinem Werk ,Also sprach Zara- thustra": �Du gehst zu Frauen? Ver- gill die Peitsche nicht!" Der Antifeminismus Als schlieBlich im neunzehnten Jahr- hundert die Frau erstmalig die For- (DFP) Die Welt des Mannes hat den Eintritt der Frau in die Schranken des Wettbewerbs um die Gleichberechtigung keineswegs widerspruchslos hingenommen. Uns alien sind die privaten und offentlichen AeuBerungen theses Widerspruchs bekannt, der in Brotneid, Konkurrenzfurcht und dem naiven Beharren bei der Anschauung von der �Minderwertigkeit" der Frau seine Wurzeln hat. Dariiber hinaus aber hat es bis in die aller- jiingste Zeit hinein ganze Gruppen von Mannern gegeben, die unter dem Deckmantel der �Wissenschaftlichkeit" diese Abneigung gegen den Gleichberechtigungsanspruch der Frau zu einer regelrechten �Weiber- feindschaft" steigerten und eine ganze Literatur bemiihten, urn diese Feindschaft, den Antifeminismus, wissenschaftlich zu begriinden. Ueber Ursprung und Ausdruck des Antifeminismus unterrichtet der nach- tolgende Artikel unseres standigen Mitarbeiters, Dr. Paul Krische. derung auf Gleichberechtigung mit dem Manne erhob, steigerte sich diese allgemeine Unterbewertung der Frau zu einer hysterische Formen annehmenden Frauenfeindschaft. Die Frauenbewegung rief 'eine Gegen- bewegung, den sogenannten �Anti- feminismus", hervor, der sogar eine Organisation in der �Interriationalen Vereinigung der Antifeministen" fand, der' Grtindung eines danischen Arztes in Wien im Jahre 1930. Fine umfangreiche Literatur ent- stand im Gefolge des Antifeminis- mus. So erregten zu Anfang dieses Jahrhunderts ftinf pseudowissen- schaftliche Werke groBes Aufsehen. Im Jahre 1900 erschien das Buch des Leipziger Nervenarztes Paul Mobius �Ueber den physiologischen (nattir- lichen) Schwachsinn der Frau". Mo- bius vertritt darin die Ansicht, daB nur Dinge des Geschlechtslebens das weibliche Interesse erwecken konnten, da das Leben der Frau voll- standig vom Geschlechtstrieb be- herrscht sei und die Geschlechtsauf- gabe bei der gesunden Frau. den Mit- telpunkt ihres Daseins bilde. Der Gegensatz zwischen dem weiblichen Interesse und dem herrschenden Moralbegriff aber zwinge die Frau standig zur Lage. ist das des Ber- liner Arztes Eber- hard,dessenHaupt- ergebnisse sich fol- gendermallen zu- sammenfassen las- sen: Ursache der verschiedenen Be- gabung der Ge- schlechter sind Unterschiede in der Struktur des Gehirns. Die Frau ist von Natur aus viel sinnlicher als der Mann, emn Ueberwuchern des Triebes hat den vollstandigen Mangel an Moral zur Folge. Grausamkeit und Sadismus sind Charaktereigenschaften der Frau, die sich auch bei den Vertreterinnen der Frauenemanzipation zeigen. Das Endziel der Frauenbewegung aber ist die Erringung der weiblichen Vorherrschaft, die einen Niedergang der Moral und der Kultur aber- haupt bedeutet. Schliefflich sei Hans Blither genannt, der im Wandervogel eine hervor- ragende Rolle spielte und in semen Werken �Der bilrgerliche und der geistige Antifeminismus" und �Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft" die Bedeutung der so- genannten Mannerbande betont, die allein staat- und kulturbildend seien. Hat die Frau keine Seele? Im gleichen Jahre veroffentlichte der kaum zwanzigjahrige Wiener Otto Weininger das Buch �Geschlecht und Charakter", in dem es wortlich heiBt: ,Das Weib hat keine Seele und kein Ich. Ihr AeuBeres, das ist das Ich der Frauen. Ihr Denken ist em n Gleiten und Huschen zwischen den Dingen hindurch, em n Nippen an der Oberflache, der der Mann, der nach Wesensliefe trachtet, keine Beachtung schenRt; es ist em n Kosten und Naschen, em n Tasten � kein Eingreifen des Richtigen." Bei der allgerneinen Hohlheit im Leben der Frauen in den gepflegt-btirgerlichen Kreisen ist es nicht verwunderlich, daI3 Weininger gerade unter den Frauen dieser Schicht vielfach Zu- stimmung fand. In seiner der Frau wie auch der ganzen Welt gegentiber feindlichen Einstellung unterschei- det Weininger nur zwei Haupttypen der Frau: die Dime und die Mut- ter. Drei Jahre nach der Veroffent- lichung seines Buches beging Wei- ninger Selbstmord. Das dritte, 1923 erschiehene Werk Antifeminismus � eine Gefahr f�r den Staat Zusammenfassend laBt sich zur anti- feministischen Literatur sagen, daB , ihre Verfasser Einzelfalle verallge- meinert haben und niCht auf die groBen Entwicklungszusammenhange eingegangen sind, aus denen sich ge- wisse Eigenschaften der Frauen ent- wickelten. Sie haben die aberlebte Unterschatzung der weiblichen Fahig- keiten mit personlichen Abneigungen gegen einzelne Frauen (wie Schopen- hauer), Erittauschungen in der Liebe (wie Weininger) und eine krankhafte Vorliebe far das eigene Geschlecht (wie Bltiher) verquickt und das Ganze dann als �wissenschaftliche" Erkenntnis prasentiert. Von wie weittragender Bedeutung fur die Frauen solche Anschau- ungen sein konnen, wenn sich emn ganzes Staatsgebilde ihrer bemach- tigt, haben die zwolf Jahre Faschis- mus in Deutschland gezeigt. Der Nationalsozialismus war in seiner Grundhaltung frauenfeindlich, auch wenn er diese Haltung unter groBen Gesten wie Mutterkreuz und Mutter- tag verbarg. Er entwtirdigte die Frau ' zu einer bloBen Produzentin des ftir seine kriegerischen Plane notwendi- gen Kanonenfutters, er verdrangte sie aus offentlichen Stellungen und erschwerte ihr den Zugang zu Bil- dungsmoglichkeiten. Es wird einem weiteren Artikel vorbehalten blei- ben, einen grundsatzlichen Gegen- beweis gegen den Antifeminismus anzutreten. Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 DFP Nr. 5-1948 Wirtschaft und Sozialfiirsorge Meine Hoehaehtung, Frau Kollegin! Wie em n �Mannerbetrieb" die �Weiberwirtschaft" sehatzen lernte (DFP) Berli n. Das Kabelwerk Berlin-Oberschiineweide gibt augenblick- lich in einer liebevoll und ansprechend hergerichteten Ausstellung einen guten Einblick in die neue Art der Sozialfiirsorge, wie sie besonders nach ErlaB des Befehls 234 der SMVD in der Ostzone Deutschlands und im so- wjetischen Sektor Berlins vor allem in den volkseigenen Betrieben und in den SAGs aufgebaut wird. Welehen groBen Anteil die Frauen daran haben und wie segensreich sich ihre Mitarbeit auch fur die mannlichen Kollegen erweist, schildern die folgenden Zeilen. Nach den bis vor wenigen Jahren noch gtiltigen Vorstellungen ware das Kabelwerk Oberschoneweide eigentlich em n reiner Mannerbetrieb, weil es �nach frilheren Anschau- ungen � fast ausschlieBlich mann- liche Arbeitskrafte benotigen wtirde. Das Wortchen �eigentlich" ist aber durch die Entwicklung der letzten Jahre, besonders aber dadurch, daB die Frau als gleichberechtigter Ar- beitskarnerad neben den Mann ge- treten ist, tiberholt. Ueberholt sind auf Grund der Erfahrungen, die die Manner in diesem Betrieb mit der �WeiberWirtschaft" gemacht haben, auch jeder Argwohn und jeder Ar- beitsneid, die anfanglich hier und und dort gelegentlich auftraten. Denn an jedem der 14 Themen, die in der Aufstellung in Bildern und, Statistiken behandelt werden, sehen die mannlichen Arbeitskollegen den segensreichen EinfluB der �zarten Hand". So stark ist in ihnen das neue BewuBtsein von der Gleich- bereehtigung der Geschlechter ver- ankert, daB sie es vollig in Ordnung fanden, wenn sich beispielsweise im gleichen Zeitraum die Lohne der Frauen urn 50 Pfennig, die der Man- ner nur urn 40 Pfennig erhohten. Dazu trugen Frauen wie die Arbeite- rinnen Hildegard Blankenburg und Grete Hoffmann bei, die durch be- sondere Umsicht und FleiB ihre tag- liche Leistung so weit steigern konn- ten, daB auch ihr Lohn von 0,95 Mark auf 1,28 Mark pro Stunde anstieg. Solche Erfolge sind aber nur mog- lich, wenn sich die Frauen selbst unbeschwert von den Sorgen des All- tags auf ihre Arbeit konzentrieren konnen. Und daB sie das in diesem Betrieb konnen, beweisen die Abtei- lungen der kleinen Ausstellung. Mittagessen, Massagen, Mutter- hilfe . . . Sic bekommen em n gehaltvolles, mar- kenfreies Mittagessen: 83 Fiinf- tonner-Lastwagen wurden 1947 allein fur die Lebensmittelanfuhren ge- braucht. Die Frauen konnen notwen- dige Bestrahlungen, Massagen oder arztliche Beratungen im Werk selbst haben. Das spart %nen Zeit und Nerven, die sie sonst in tiberftillten Wartezimmern bei frei praktizieren- den Aerzten dransetzen mtiBten. Die werdenden Mutter brauchen sich urn Windeln und Jackchen nicht zu ktimmern. Jede junge Mutter erhalt �eine vollstandige Erstlingsausstat- tung vom Werk. AuBerdem nahten Mitglieder der Frauenkomrhission in 240 freiwilligen Arbeitsstunden 30 komplette Kinderkleidchen und -anztige. Die Schuhbesohlerei nimmt ihr die Schuhmacherwerkstatt ab, Stoffreste oder alte Militarjacken verwandeln sich in den Handen einer der sieben Naherinnen des Werkes in eine entztickende Ausgeh- jacke. � Was bleibt da an Sorgen iibrig, die unsere nichtbertastatigen Frauen so sehr belasten? Das Einkaufen. Der leere Kleiderschrank. Die fehlenden Waschmittel. Das Holz zum Kochen. Der leere Kleiderschrank fiillt sich Ftir Holz sorgt die Holzaktion des Betriebes. Waschmittel vertellt das Werk ebenfalls hin und wieder, ganz abgesehen davon, daB es die Arbeits- kleidung in der eigenen Wascherei reinigt. Bleiben der leere Kleider-; schrank und das Einkaufen. Dafiir gibt es den Betriebskonsum, der emn geradezu friedensmaBiges Schau- fenster aufweist. Und das ist nicht nur Schau. SchUrzenkleider, Woll- jacken, Schuhe, Kinderjackchen, Kostiimstoffe und Regenrnantel aus werkseigenem Material werden ver- teilt. Striimpfe, moderne kleine Radioempf anger, Kannen, Tassen, Teller � es fehlt an nichts. Ohne jemanden neidisch machen zu wol- len, wollen wir doch noch einige Bei- spiele aus der Liste anfiihren: in 11 der Zeit von Januar 1947 bis Marz 1948 erhielt jeder zweite Betriebs- angehorige em n Paar Lederschuhe. Jeder bekam ftinf Paar Damen- strtimpfe. Von den Igelitsandalen erhielt ebenfalls durchschnittlich jeder em n Paar. Jeder einzelne konnte im Jahre -1947 allein ftir 115 Mark Textilien einkaufen. Man sieht: Arbeiten lohnt sich doch! Auch die Kinder sind versorgt Die neuesten Errungenschaften die- ses sozial vorbildlichen Betriebes in Berlin sind das Kinderheim, so wird der Betriebskindergarten mit seinem groBen Garten genannt, und die bei- den neuen Erholupgsheime in Neu-. globsowlMecklenburg, in denen sich die Arbeiter wahrend des Urlaubs erholen kOnnen. Das Kinderheim ist vorbildlich aus- gestattet, und .schon der Speisezettel it das fr�he Aufstehen ftir die Klei- nen wert. DaB die alteren Mutter hier ihre SOhnte in einer guten Aus- bildung wissen, daB es gute Unter- haltungsabende und Filmvorfiihrun- ,gen im Werk und eine Bticherei mit fachlichem und unterhaltendem Schrifttum gibt, versteht sich in einem solchen Werk von selbst. Die oben angefiihrten sozialen Lei- stungen sind aus der gemeinschaf t- lichen Arbeit von Mannern, Frauen und Jugendlichen gewachsen. Im Kabelwerk Oberschoneweide hort man kein verachtliches Wort (Aber die Mitwirkung der Frau als �Welber- wirtschaft", dafiir aber urn so mehr Anerkennung und Wertschatzung. A.S. Neue Erfolge der Volkssolidaritat in Sachsen (1)FP) Dresden. Die von der Volks- solidaritat Sachsen durchgefUhrte Spendenwoche endete mit einem un- gewohnlich guten Ergebnis. Neben 3,5 Millionen Mark Barspenden wur- den 20 000 Stuck M8bel und Hausrat und ebenso viele Kleidungs- und Waschestticke gesammelt. - Feiner wurden von der Landbevolkerung groBe Mengen Lebensmittel und meh- rere tausend Freitischplatze zur Ver- filgung gestellt. und in Mecklenburg (DFP) Schwerin. Wahrend der Werbe-- woche der Volkssolidaritat wurtlen in Mecklenburg - Pommern gesam- melt: 665 000 Mark Bargeld, 47 000 kg Lebensmittel, 13 000 Eier und 42 000 Zigaretten. An weiteren Spenden gingen bei der Volkssolidaritat em:- 3000 Gebrauchsgegenstande, 5000 Stuck Hausrat, 300 Paar Schuhe, 200 kg Seife und 100 kg Nagel. Der Kreis Wismar unternahm die kosten- lose Besohlung von 300 Paar Schuhen Air Heimkehrer, der Kreis Hagen die zusatzliche Schulspeisung von 75 Schulkindern ftir acht Wochen. Betriebskihdergarten in Sachsen (DFP) Dresden. pie im Rahrnen des Aufbauplans bis Mitte des Jahres zu errichtenden 105 Betriebskindergar- ten fur dieKinder berufstatigerMtit- waren bis Ende Mai samtlich er- �ffJ. Die Mehrzahl dieser neuen Kin rgarten befindet sich in yolks- eigenen Betrieben. Ansteigen der Berliner Seuchenkurve (DFP) Berlin. Gegentiber dem Vor- monat zeigt die soeben veroffent- lichtg Berliner Seuchenbilanz ftir April eine nicht unwesentliche Zu- nahme aller ansteckendenKrankhei- ten. Vor allem sind die Zahlerrf�r Tuberkulose und Geschlechtskrank- heiten weiter angestiegen. Gegentiber 2515 Fallen im Marz wurden im Be- richtsmonat 2995 neue Tuberkulose- falle gemeldet, wahrend die Zahl der Todesfalle 561 gegentiber 505 im Vormonat betrug. Geschlechtskrank- heitsfalle stiegen von 1583 auf 1906. Die Falle von Kinderlahmungen, 24 Erkrankungen und 4 Todesfalle, hat- ten sich gegenilber dem Marz ver- doppelt. Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 DFP Nr. 5-1948 Kunst and Wissenschaft 12 Forsthennnen au' den Spuren des Allerlums Kulturelle Kurznathrichten (DFP) Moska u. ArchRologie ist die Wissenschaft der Ausgrabungen, die entweder die Arbeit der Geschichtsforscher erganzen oder ihnen neue Wege weisen. Es gibt viele Beispiele dieser Wechselwirkung zwischen Archaologie und Geschichtswissenschaft, denen nachzuspfiren fast iiberall in der Welt Mannern vorbehalten blieb, bis die russische Revolution, die den Frauen so viele Ttiren aufstieB, ihnen auch den Weg in die Wissen- schaften im allgemeinen und die Archiologie im besonderen ebnete. Sowjetruf3land hat heute viele Archa- ologinnen, deren Fahigkeiten und Talente erst in der sowjetischen Ge- sellschaftsordnung zur Entfaltung kamen. Viele von ihnen leisten der Altertumsforschung so hervorragende Dienste, daB ihr Wirken aus der Ent- wicklung der Sowjetwissenschaft nicht mehr fortzudenken ist. Zu diesen Frauen gehort die Pro- fessorin Tatjana Passeck, die vor ftinfzehn Jahren in der Ukraine Rin fiber fiinftausend Jahre altes Siedlungsgebiet entdeckte und in jahrelangen Ausgrabungen erforschte. Hunderte von Keramiken und Ge- brauchsgegenstanden vergangener Kulturen in den Museen der Sowjet- union zeugen von dem unermtid- lichen FleiB dieser Forscherin, deren Arbeiten fiber die alte Ackerbau- kultur jenes Siedlungsgebiets eine wertvolle Bereicherung des allge- meinen Wissens Ober diese fr�he Entwicklungsstufe darstellen. Auch heute setzt die Gelehrte ihre For- schungen fort und kehrte erst vor kurzem von neuen Ausgrabungen in der Ukraine nach Moskau zurtick. Mif der gleichen Energie wie ihre Forschungen betreibt Frau Professor Passeck auch ihre ,Lihrtatigkeit. AuBerdem ist sie wissenschaftlicher Sekretar bei der Akademie der Wissenschaften, nimmt eifrig am ge- sellschaftlichen Leben teil und inter- essiert sich ftir Theater, Musik und die bildenden Ki_inste. Das gleiche gilt ftir Lidia Jewtju- chowa, deren Forschungen vor allem in Sibirien durchgefilhrt wer- den. Im Altai-Gebiet und am Mittel- lauf des Jenissei entdeckte die Forscherin Spuren alter Kirgisen- siedlungen, denen sie in langer miihevoller Arbeit ebensb kostbare wie aufschluBreiche Funde entwand. Dabei stieB die Archaologin auch auf Grabkammern aus den ersten Jahr- hunderten unserer Zeitrechnung, aus denen rinch gut erhaltene goldene und silberne Gerate geborgen wur- den. Immer wieder kehrte Frau Jewtjuchowa an der Spitze groBerer und kleinerer Expeditionen zurtick zu ihren Ausgrabungen, deren Er- gebnisse wertvolle Ausstellungs- stacke des Staatlichen historischen Museums bilden. Eine dritte hervorragende Archa- �login der Sowjetunion ist Dr. Maria Kobylin a, Professor an der Mos- kauer Universitat und engste Mit- arbeiterin von Professor W. D. Bla- watski, dem ftihrenden Archaologen der Sowjetunion. Dr. Kobylinas Spezialgebiet ist die Erforschung antiker Kunst, tiber die sie auch an der Moskauer Universitat unter gro- Bern Andrang der Studenten und vor allem der Studentinnen liest. Sie gilt als eine hervorragende liennerin antiker Kunst und leitete verschie- dene Expeditionen, deren Aus- grabungsergebnisse bedeutenden hi- storischen Wert haben. Das ist, in kurzen Ztigen, das Bild von drei Forscherinnen, die sich die Aufgabe gestellt haben, die groBe Vergangenheit ihrer russischen Hei- mat aufzuhellen und unermildlich ihre Kenntnisse der, heranwachsen- den Generation zu vermitteln. DaB sie das kOnnen, verdanken sie der sowjetischen Gesellschaftsordnung, auf deren Boden jede Frau ihre Be- stimmung erfallt und in deren Rahmen die Wisgenschaften wachsen, bltihen und gedeihen, dank der Mit- arbeit der Sowjeffratien. Im Mittelpunkt: Das Kind Sozialpadagogen, Heimleiter und Psychotherapeuten trafen sich zu einer Fachtagung in Berlin. (DFP) Die interzonale sozialpadago- sonders jusage Erzieher ftihlten sich gische Tagung und Ausstellung auf dem Messegelande am Funkturm Berlin, die von der Leiterin des Ber- liner Hauptjugendamtes, Frau Stadt- rat Maraun, eroffnet wurde und an der sich alle leitenden Sozialpada- gogen Berlins und namhafte Gaste aus den Zonen beteiligten, forderte den Erfahrungsaustausch tiber die Arbeit der letzten drei Jahre. Den ersten Fachvortrag hielt Dr. Werner Kemper vom Institut ftir Psychothe- rapie tiber den EntwicklungsprozeB des Kindes bis zu seinem sechsten Lebensjahre unter besonderer Be- rticksichtigung der durch die heutige Notzeit verursachten Schaden. Be- durch das Referat von Kate Drager (Institut fur Psychotherapie) Ober die �Erzieherpersonlichkeit" angezogen. Die mit der Tagung verbundene Aus- stellung zeigte, daB fur fast 549 000 Berliner Kinder zwischen 1 und 14 Jahren bisher 760 Tagesstatten und 85 Heime mit insgesamt 34 000 Plat- zen eingerichtet werden konnten. In der Ausstellung zeigten ferner die Berliner Kindertagesstatten, wie man aus Zeitungspapier mit einiger Phan- tasie lustige Karussells und Schau- keln, Verkaufsstande und Puppen- mobel basteln kann. Ueber den In- halt einzelner Referate berichten wir noch ausftihrlich. (DFP) Moskau. Im �Hause des Films" in Moskau sprach die polnische Film- regisseurin Wanda Jakubonska, die Gestalterin des dokumentarischen Films �Auschwitz", tiber die Film- erfolge der jungen polnischen Repu- blik. (DFP) New York. Amerikas bertihm- tes Filmkind Margaret O'Brien ist jetzt auch als Schriftstellerin her- vorgettetpi. Die junge Ktinstlerin hat i_iber ihre Eindriicke vom Film geschrieben, die der amerikanische Verlag Lippinocott veroffentlicht. (DFP) Berlin. Das Berliner Kunst- leben, das bereits wieder internatio- nffles Geprage hat, wurde in der ver- gangenen Woche durch einige aus- landische Musikerinnen von Rang btreichert. So spielte die jugoslawi- sche Pianistin Branka Musulin im Grof3en Sendesaal des Berliner Rund- funks u. a. Bach, Beethoven und Cho- pin. Die franzosische Pianistin Mar- celle de Mayo errang gemeinsam mit dem Berliner Rundfunk-Sinfonie-i Orchester grollen Beif all fi_ir die Wie- dergabe der �Spanischen Nachte" von Manuel de, Fella. Die 19jahrige amerikanische Geigerin Patricia Tra- vers erhielt in Berlin ebenfalls glan- zende Kritiken. Es wurde die Rein- heit ihres Tones, Makellosigkeit des Striches und ihr kerniges Musizieren gelobt, mit dem sietsich den sproden, verschlossenen Ausdrucksraumen des Violinkonzertes von Brahms nahert, Patricia .ist schon mit sechs Jahren aufgetreten und hat, ahnlich wie Ye- hudi Menuhin, die Klippen des Wun- derkindes fiberstanden. (DFP) Berlin. In engster Bertihrung mit der modernen Malerei gestaltet die Berlinerin Woty Werner ihre Teppichwebereien, die in einer Aus- stellung bei Rosen gezeigt warden. (DFP) Berlin. Der Dreiklang: Blu- men, Landschaften und Bildnisse kennzeiChnet das Schaffen der Ma- lerin Susi Zimmermann, das immer da, wo sich die Kilnstlerin von tiher- wucherter Unbektimmertheit frei- gemacht hat, groBe seelische Reife offenbart. Die Ausstellung in der Galerie Cares, Berlin, fand viel Be- achtung. (DFP) Frankfurt a. Main. Ein ;Schla- ger" der Frankfurter Jahrhundert- feier war das auf einer Modeschau gezeigte �Paulskirchenkleid". Rings auf den Rock hatte man Bilder von der Paulskirche, vom Frankfurter Wappen, vom Adler, von der Haupt- wache, vom R6mer und vom Goethe- haus in buntem Durcheinander auf- gemalt. (DFP) Berlin. Die Reifrobe von The- rese Renz. in der die groBe Schul- reiterin, die 1938 starb, zum letzten Male auftrat, ist in einem Zirkus- museum zu sehen, das der Zirkus Busch unter der Leitung seiner Di- rektorin, Frau Paula Busch, im Zoo, Berlin, den Freunden der Zirkus- kunst zeigt. Dieses Zirkusmuseum stellt neben dem 1918 in Moskau ge- grandeten Staatlichen Zirkusmuseum das einzige dieser Art dar. Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040. DFP Ni. 5-1948 Kultur und Erziehung Film ohne Traum und Trug Frauengestalten der Defa-Filme sind wirklichkeitsnah (DFP) Die DEVA-Film-Gesellschaft geht bei der Wahl ihrer Filmstoffe eigene, sehr neuzeitliche Wege. Sie bringt ihre Frauengestalten, deren Lebens- und Liebesprobleme zu liisen sind, in einen klaren Zusammenhang mit ihrer Umwelt und mit den Zeitstriimungen und gibt somit den filmi- schen Konflikten eine Beziehung zum wirklichen Leben, fernab von den Gefilden der Traumwelt. Von etwa 24 Filmen der neaten Produktion 1948/49 befassen sich iiber die Halite vorwiegend mit Frauenthemen, und von diesen wiederum geben einige Filmwerke sowohl in ernster als in heiterer Weise neue Ausblicke fiir die Gestaltung des neuen deutschen Films. �Chemie und Liebe" heiBt em n neuer vor der Urauffiihrung stehender Film von Arthur-Maria Rabenalt. Das Werk befaBt sich gesellschafts- kritisch mit dem Wirken der Geld- konzerne, wobei Frauen our den auBeren Rahmen fiir die Handlung abgeben. Sie spielen also im Leben dieser hier vorgestellten reichen Manner nur eine untergeordnete Rolle, ohne an deren Lebensbild ent- scheidend mitzuwirken. Jungenhaft und lebendig wird uns �Eins-zwei-drei-Corona" ansprechen. Wir werden ins Zirkusmilieu geftihrt. wo diesmal viele halbwilchsige Ben- gels eine Rolle spielen. Im Mittel- punkt ihres Daseins aber steht emn einziges junges Madchen, das sich durchzusetzen weiB. "Und wieder 48" heiBt em n Studenten- film aus unserer Zeit, in dessen Vordergrund eine Studentin und emn Student stehen. Man kann dieses zur Zeit entstehende Werk als emn Frauenthema ansprechen, das emn politisches Verhaltnis zu unserer Zeit hat und geschichtsdeutend ist. Ein neuer Jenny-Jugo-Film wird uns beschert, em ganz heiteres Spiel urn em junges Madchen, das die Wahl und die Qual zwischen drei Mannern hat. �Trium' nicht, Annette:" heiBt diese unbeschwerte Angelegenheit, die diesmal our unterhalten will. �Das Madchen Christine" lebt in der Zeit des DreiBigjahrigen Krieges. Als Klosterzogling verliebt sich Christine in ihren Befehlshaber, wird zum TroBbuben und erlebt zwar die Er- filllung ihrer Sehnsucht, aber nicht die Erfiillung ihres Lebens. Mit dieser Darstellung wird em n ernstes Frauen- thema behandelt, das in seinem inneren Gehalt auf die heutige Zeit Ubersetzbar ist. �Die Kuckucks" bringen eine heitere Geschichte aus dem heutigen GroB- stadtleben. Hier wird die Schwierig- keit der Geliebten gezeigt, die einen groBen Familienanhang hat und so- mit dem Marine nicht allein gehort. Bei den Kuckucks handelt es sich um em n junges Madchen mit vier kleinen Geschwistern. Das Problem der heutigen Jugend, die innerlich haltlos, gemacht wurde, behandelt der Film �Verwahrloste Jugend". Als ihr diesjahriges starkstes Frs.. uen- thema bezeichnet die ,DEFA" den in Vorbereitung befindlichen Film �Mutter und Kind". Er wurde nach dem Epos von Friedrich Hebbel ge- staltet. �Quartett zu fiinft" heiBt die Ge- schichte 4aus dem Leben von vier jungen Frauen und Madchen, die sich in einer Hausgemeinschaft zu- sammengetan haben. In diese Ge- meinschaft tritt em n Mann, der bisher in Kriegsgefangenschaft lebte. �Die schone Helena", nach der Oper von Offenbach, wurde filmisch modernisiert und kommt in unserer Zeit wieder auf die Welt,- urn sich zu rehabilitieren, weil ihr der Rut als Prototyp der ungetreuen Frau nicht mehr gefallt. In der Filmkornodie �Die elf Scharf- richter" steht zwar im auBeren Mittelpunkt eine Frau, eine Chan- sonette. Sic erreicht aber keineswegs den geistigen Mittelpunkt, weil die 13 Kaiserzeit, in der these Komi5die ausschlialich von der Man- nerwelt getragen wurde. Mit den ,,Quangels" bringt die �DEFA" eine Verfilmung des Ro- mans von Fallada: �Jeder stirbt fiir sich allein". Hier wird die stilldngst- liche Abneigung eines alten Berliner Ehepaares gegen den Nazismus ge- zeigt, die sich bei den beiden alten Leutchen bis zum privaten Wider- standskampf. auswachst. �Ein Arbeiterleben" wird das Schick- sal einer Arbeiterfrau von ihrer Kindheit bis zum Alter auf dem Hintergrund des gegenwartigen zeit- geschichtlichen Geschehens schildern. �Adrienne Dupont" rollt die Lebens- umstande eines franzosischen Kindes auf, das durch die Kriegswirren nach Deutschland gelangte und hier auf- gezogen wurde, bis seine franzosische Mutter es aufspiirte und nun kommt, urn ihr Kind zu holen. Die Ausein- andersetzung der beiden Frauen, der franzosischen Mutter und der deut- schen Adoptivmutter, wird zum dra- matischen Hohepunkt. Auf einige dieser Filme, die grund- satzliche Lebensfragen der Frauen beantworten, werden wir noch be- sonders eingehen. �rr--- Ein Brief an Gulliver personlich (DFP) Das Interesse der Kinder am Rundfunk und natfirlich besonders am Kinderfunk ist auBerordentlich groll. Nicht nur bei uns ist das so, sondern iiberall. Wie sehr die sowjetischen Kinder mit ihrem Rundfunk werbunden sind, beweist der Posteingang des Moskauer Kinderfunks, der auch den erzieherischen Wert solcher Sendungen aufzeigt. Am Schreibtisch sitzt em junges Madchen und sortiert eine umfang- reiche Postsendung. Auf ihrem Ge- sicht zeigt sich kein Ausdruck von Verwunderung, obgleich die Adres- se(' viele , andere Menschen in Er- staunen versetzen wurden: ,,An Ro- binson Crusoe, Postfach 37-34 Mos- kau", ,,An den Sohn des Kapitan Grant", ,,An Rotkappchen", ,,An Gul- liver", ,,An das kluge Krokodil", so lauten Itinige der Anschriften. Das sind alle's Gestalten, die den Kindern durch die Radiosendungen fur Kin- der vertraAt geworden sind. Kinder sind begeisterte und dankbare Rund- funkhorer. Hunderte von Kinder- briefen werden taglich an den Mos- kauer Rundfunk geschrieben, �Warum ist der Mensch geschaffen? Ich finde allein keine Antwort. Bitte, antworte mir", schreibt Petja Wol- kow aus Pskow. �Wer hat die Musik erfunden, und wie haben die Men- when sic aufgenommen?" fragt emn zwolfjahriges Madehen. �Kann man mit Hilfe der Atomenergie einen Flog zum Monde machen?" So fra- gen manche Kinder. Von rilhrender Naivitat sind oft die Bride der Kleineren. Assia Wassil- jewa schreibt ganz aufgeregt: �Lie- bes Rotkappchen, Du muf3t dem Wolf nicht glauben, sonst friBt er Dich doch einmal." Die Angst urn Rot- kappehen hat ihr die Feder in die Hand gedrackt. Die Briefe der alteren Kinder machen besonders viel Freude wegen der grof3en WiBbegierde, die darin zum Ausdruck kommt. Das Inter- esse ist sehr vielseitig; es erstreckt sich auch auf die zartesten Seelen- regungen. Das kommt besonders in den Briefen an das �kluge Krokodil" zum Ausdruck. In semen Sendungen verkiindet es, daI3 es Faulheit, Eigen- sinn, Grobheit tadeln und semen jun- gen Harem Unterricht in Hoflichkeit geben wird. Trotz dieser ernsten Er- klarung schreiben die Kinder ver- trauensvoll an das �kluge Krokodil". ,Ich bin hoflich. Ich bekomme in der Schule gute Zensuren, aber ich liige ungeheuer. Lehre mich, nicht zu Rigen", schreibt Galja Kojakina. Alik Gratschow schreibt: �Bitte mich in die Schule der Hoflichkeit aufzu- nehmen. Es sind jetzt schon sieben Tage, daB ich zu GroBmama nicht glob gewesen bin. Sic Sagt, daB man mich ganz umgewandelt hat, und doch bin ich derselbe." Die Hoflich- keit der Kinder ist jedoch nicht nur auBerle Formsache. �Ich bin Wasser holen gegangen. Ich habe eine alte Frau getroffen. Sic trug zwei Eimer, und das war zu schwer fiir sic. Ich habe ihr meinen leeren Eimer gege- ben, und ich habe die beiden vollen Eimer bis an ihr Haus getragen. Das ist doch eine Tat der Hdflichkeit, nicht wahr?" fragt der Schiller, Andrjuscha Goworow. Aus diesen Briefen spurt man das gute Herz der Kinder, wenn sic es auch nicht zugeben, vor allem die Jungen schamen sich ihrer Gefiihle. Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 DFP Nr.5-1948 Was koehe ich nfiehste Woche? (DFP) Denken Sie bitte daran, daB rohes Gemiise welt mehr Vitamine als gegartes enthalt. Wenn Sie also Gem use diinsten oder kochen, so behalten Sie bitte einen Teil davon roh zui�ck und fiigen dieser' erst vor dem An- richten der fertigen Speise hinzu. Sonntag: Spanisch Fricco (1), Stachel- beergratze. Montag: Kartoffelragout mit Spinat aus Radieschengriin oder echtem Spin at. Dienstag: Einf ache Pfannkuchen (Plinsen) mit Quark oder Obst ge- ftillt. Mittwoch: Kartoffelnudeln (2) mit Salat oder brauner SoBe. Donnerstag: Kohlrabi-Graupen-Ein- topf. Freitag: Labskaus (3). Sonnabend: Kartoffeln mit BiersoBe. Rezepte 1. Spaniseh Friceo: Auf 200 g Kartof- feln rechnet man 50 g Fleisch, 1 bis 2 Zwiebeln oder Zwiebelgran, 500 g Mohren. Das Fleisch verwendet man warflig, Kartoffeln, Gemtise und Zwiebeln in Scheiben geschnitten. Im Kochtopf etwas Fett erhitzen, zu- nachst eine Lage Kartoffelscheiben. dartiber Gemilse, Fleisch, Zwiebel legen, mit Kartoffelscheiben ab- schlieBen. Etwas Brtihe oder Wasser aufftillen, fast gar werden lassen und mit in Mulch bzw. Molke verquirltem Mehl samig machen. Mit Petersilie aberstreuen. � Abanderung: Falls keine Zwiebel vorhanden, vor dem Anrichten Schnittlauch hinzufagen. Zu diesem Mischgericht kOnnen auch gegarte Fleisch-, Gemtise- und Kar- toffelreste verwandt werden. 2. Kartoffelnudeln: Tags zuvor ge- kochte geriebene Kartoffeln ver- mischt man mit Salz, gewiegter Petersilie und so viel Mehl, daB man eine Rolle formen kann. Man schnei- det dicke Scheiben ab, die in Salz- wasser jekocht werden. � Abande- rung: Die Scheiben in wenig Fett in der Stielpfanne auf beiden Seiten braun braten. � Als Zusatz zu der Kartoffelmasse 'lassen sich auch manche Sorten des vielfach erhalt- lichen markenfreien Suppenmehls verwenden. 3. Labskaus: Geschalte, in dicke Scheiben geschnittene Kartoffeln in etwas Wass& oder Brtihe beinahe gar dtinsten und entwasserten, �rf- big geschnittenen Salzhering hinzu- geben. Mit Essig oder Molke ab- schmecken, gut durchziehen lassen. Falls vorhanden: Zwiebelwtirfel mit- dansten. Man spart Kartoffeln, wenn man mehr Flassigkeit hinzugibt und das Gericht zum SchluB mit Mehl samig macht. Im Ragout merkt's keiner! (DFP) Aussehen, Nahrwert und Ge- schmack der alten Kartoffeln hangen zum groBen Teil von ihrer richtigen Behandlung ab. Selbst kleinere Vor- rate bewahre man bis zum unmittel- baren Verbrauch an einem kahlen, dunklen Ort auf. Die Keime werden erst vor der Verarbeitung entfernt. Sind die Knollen stark einge- schrumpft, so Jut man sie nach der Sauberung einige Zeit in Wasser lie- gen, damit sie Feuchtigkeit auf- saugen. Gekochte alte Kartoffeln nehmen bisweilen eine dunkle Far- bung an, vor allem, wenn sie lan- gere Zeit stehen. Diesem Uebelstand kann man abhelfen, wenn man zu dem Kochwasser (von geschalten Kartoffeln!) einen SchuB Essig hintu- ftigt. Recht vorteilhaft ist es, unan- sehnlich gewordene Kartoffeln zu Ragouts- und Mischgerichten in dun.kler SoBe zu verarbeiten. In solche Speisen kann die Hausfrau leicht auch fleckige Kartoffeln ein- schmuggeln, die sonst von der lieben Familie kritisch-miBtrauisch betrach- tet werden. Besitzt Molke iibei.haupt Niihrwert? (DPP) Die Hausfrau mull sich mit mancherlei Ersatzstoffen an Stelle der hochwertigen Nahrungsmittel abfinden, um etwas Abwechslung und Geschmack in ihre Gerichte zu bringen. So wird statt der fehlendert Milch oftmals die unscheinbare Molke verwendet, denn sie besitzt geschmackliche Vorztige gegentiber dem Wasser bei Mehlsuppen, Tunken und Salaten, Dabei werden immer wieder zwei Fragen gestellt: 1st Molke eigentlich appetitlich? Besitzt sie aberhaupt Nahrwert? Die Molke bleibt bei der Verarbei- tung von Milch zu Butter und Kase zurack. Sie wird mit jener peinlichen Sauberkeit gewonnen, die far einen modernen Molkereibetrieb selbstver- standlich ist. Die Vollmilch wird ent- rahmt. die Magermilch verkast, und abrig bleibt die Molke. Anfangs ist sie bei der Auskasung mit Lab noch stiB und schmeckt milchahnlich. Sie wird auch in den meisten Molkereien pasteurisiert und gekahlt und kommt so in den Handel: Bei lange- rem Stehen .wird sie genau so sauer wie die Milch. -Die Nahrstoffe der Molke sind denen der Mikh ahnlich. Milch enthalt mit Ausnahme der Eisensalze able Stoffe, die em n heranwachsender Mensch zum Ataau benotigt, also EiweiB, Fett, Zucker, Salze und Vitamine. Ei- weiB und Fett sind bei der Molke ab- getrennt, aber es bleibt noch 0,9 Pro- zent hochwertiges Eiwei3 zurtick. Das hort sich sehr wenig an, ist aber mit 9 Gramm auf einen Liter recht be- achtlich, wenn wir bedenken, daB unser Korper aus seinem taglichen Ernahrungssatz selten mehr als 40 Gramm EiweiB ziehen kann. Die 40 Gramm Milchzucker, die ebenfalls in einem Liter Molke enthalten sind, schmecken zwar nicht so silB wie der Rabenzucker, stehen diesem an Haushalt und Garten 14 Unkraut vergeht nitht! (DFP) Sie wissen es ja selbst, liebe Gartnerin, darum lassen Sie uns alles tun. damit das Unkraut doch vergeht. Fangen wir mit dem Hacken denn Hacken ist die Grundbedin- gung cigar. daB Unkraut schon im Keim erstickt wird. AuBerdem ist Hacken lebensnotwendig far unsere jungen Salat- und Kohlpflanzen. So- lange sie ganz frisch gepflanzt sind, mtissen sie nattirlich in erster Linie gegossen werden, sowie jedoch die Oberflache der Beete verkrustet, durchltiftet der Boden schwer � und dann ist die Zeit des Hackens ge- kommen. Bei Saatbeeten auf schweren B8den ist diese Verkrustung besonders ge- fahrlich, da die jungen zarten Sam- binge diese Schicht nicht durchstoBen konnen. Die jungen Wurzeln miissen aber einen gut durchltifteten Boden haben, da sie den Sauerstoff der Luft zur Atmung notig haben. Es befinden sich im Boden feinste Rohrchen, in denen das Wasser aus dem Unter- grund zu den oberen Schichten em- porsteigt. Durch Hacken und Grub- bern schaffen wir wieder eine lockere Oberflache, die den Luftaustausch fordert, gleichzeitig zerstoren wir aber auch die feinen Kanale, setzen damit die Verdunstung des Boden- wassers herab und erhalten die Feuchtigkeit in der von den Wurzeln durchzogenert Schicht. AuBerdem sorgen wir gleichzeitig daftir, daB Niederschlage leicht eindringen Ivan- nen. Achten Sie aber darauf, daB nur die Oberflache gelockert wird, denn tiefes Hacken warde den Boden aus- trocknen. Und nun kommen wir wieder zu Ihrem, Schmerzenskin,d, dem Un- kraut, das auf diese Weise weit- gehend vernichtet wird. Selbst wenn es zu dem Zeitpunkt des Hackens noch nicht zu sehen sein sollte, so keimt doch vieles Unkraut, wie z. B. Brennesseln, Melde und Miere, inner- halb weniger Tage. Unkraut ist also immer im Boden vorhanden, und am eirfachsten und nachhaltigsten lafit es sich im Anfangsstadium 1?e- kampfen. Richten wir uns also nach dem alten Gartnerwort: Unkraut be- kampft man am besten, solange man es noch nicht sieht. Ma. Brennwert aber keinesfalls nach. Die Vitamine und Salze sind bei der ein- formigen Kost des Stadters ebenfalls zu schatzen.1 Bei einer vorsichtigen Rechnung er- geben sich ftir 1 Liter Molke 140 bis 160 Kalorien, und wer wollte sie fax 6 oder 8 Pfennig ausschlagen? Leider ist die Molke in den GroBstadten in- folge des erschwerten Transports wesentlich teurer. Das hangt mit einer freiwilligen Anlieferung zu- sammen. denn die Molke ist nicht be- wirtschaftet. Wenn man aber z. B. in Berlin 25 Pfennig zahlen mull, so kauft man daftir Nahrwerte, die etwa 400 Gramm Magermilch, 150 Gramm Kartoffeln oder 500 Gramm Karotten entsprechen. Hii. pproved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 DFP NT. 5-1948 Hygiene, Gesundheit, Kinderpflege Zwisdien ArbeilssdduB und Rendezvous. (DFP) Kiirzlich stand in einer Zei- tung, in kleinen Lettern irgendwo unter dem Strich, daB em n schwarzer Konig in Kamerun sich ktirzlich trotz seiner B9 Jahre 600 neue �bildschone" Haremsdamen angeschafft habe. � Man bedenke, eine 600fache Konkur- renz urn die Zuneigung eines Einzel- nen! Konnmt man da nicht zu dem Ergebnis, daB man in Kamerun be- sonders gut in den Kiinsten der Kos- metik Bescheid weiB, oder ist es emn Land, in dem die Sch8nheit auf den Baumen wachst, wie die Kokosnilsse? Ach, bei uns wachsen diese Frtichte leider nicht, aber daftir haben wir auch nicht gleich so offensichtlich eine 600fache Konkurrenz gegen die wir zti Felde ziehen miissen. Trotz- dem sollten wir stets so anziehend wie nur moglich aussehen, denn im Theater oder bei einem Bummel for- dert die viele weibliche Konkurrenz ja ebenfalls zu Vergleichen heraus. Apropos Theater � was tun wir Be- rufstatigen nun aber, um schon zu sein, wenn zwischen ArbeitsschluB und Verabredung, wie es oft der Fall ist, nur eine sehr kurze Zeit liegt? Wie konnen wir zum Beispiel eine Spanne von einer halben Stunde am besten ausnutzen, urn die Nachwir- kungen der Berufstatigkeit nicht mehr allzusehr zu sptiren und neue Aufnahmetatigkeit fur das Bevor- stehende aufzubringen? Ich will als selbstverstandlich vor- aussetzen, daB Sie nicht zu wenig � � schlafen. Daftir mull sich immer Zeit denn dies ist Vorbedingung ftir Aussehen und Elastizitat. Stehen also nur wenige Minuten zur Ver- ftigung, dann reinigen Sie zuerst die GesichtShaut. Dies kann mit einem Reinigungskrem geschehen, den man in jeder Drogerie in erschwinglicher Preislage zu kaufen bekommt. Ein paar Tropfen Gesichtswasser auf einen Wattebausch (der allerdings em n wenig schwerer zu beschaffen ist) folgen und beseitigen die letzten Schmutzteilchen. Will man noch etwas mehr tun und steht -eine Waschgelegenheit zur Verftigung, so lege man fur einen Augenblick eine Kompresse auf das Gesicht. Dann folgt die gewohnte Einreibung mit Tageskrem. Wenn Ihre Zeit es er- laubt, konnen Sie auch noch em paar Atemtibungen bei offenem Fenster einschieben. Verwenden Sie Puder, so wird es zweckmaBig sein, daB Sie ftir unvor- hergesehene Falle neben dem Tages- puder noch einen helleren Abend- puder bei sich tragen. Sind Sie in Ihrem Dienst nicht durch zu viel Ste- hen oder Gehen ermtidet und erlaubt es die Entfernung, so ist es ratsam, den Weg dahin moglichst zu Full zu- riickzulegen. Sie werden entspannt und erfrischt dort ankommen, denn auch die seelische Entspannung, die dieser Weg Ihnen bringt, ist wichtig. rit Gertrud Attrichter Man hall es fast fur Nalur! (DFP) Gettintees, gefarbtes, gebleichtes Haar ist groBe Mode. Uneingeweihte und besonders Manner bemerken die �Nachhilfe" gar nicht. Darauf Lr- pichte oder Selbstgefarbte sehen auf den ersten Blick: Diese hat und diese hat nicht. Und diese hat mittel- und jene dunkelkastanienbraun. Nicht nur die Leichtergrauten, sondern auch ganz junge Madc.hen sind in den Kreis der Gefarbten getreten. Wir wollen weder dem Farben das Wort reden, noch dagegen sprechen. Wir befragten ganz sachlich einen Fachmann ilber Wert oder Unwert solcher Behandlung und horten von ihm folgendes: Grundsatzlich schadet das Haarfarben nicht. Die melsten Farben sind Oxydations- oder vege- tabile Farben, bestehen also aus Pflanzenstoffen. Schadlich sind nur Metallsalzfarben, die allerdings auch am besten farben. Im allgemeinen sind die Frisore auf dem Gebiet des Haarfarbens so routiniert, daB sie Metallsalzfarben sofort erkennen. Diese Farben wirken allerdings nur dann schadigend, wenn das Haar auBerdem noch durch Dauerwelle oder Undulation behandelt wird. Auch Haarbleichen ist grundsatzlich nicht schadlich, wenn nicht gleichzei- tig stark dauergewellt oder onduliert wird. Das Haarbleichen steht dem Blondieren mit Farbe nach, denn ge- bleichtes Haar wird seines Farb- stoffes beraubt, wahrend gefarbtes Haar mit Farbe gesattigt wird. Der Fachmann rat: Immer zum Frisor gehen! Nicht, damit der Frisor Geld verdient, denn er verdient am meisten an solchen Frauen, die mit selbst behandeltem und verdorbenem Haar zu ihm kommen, sondern weil er mit Haar umzugehen versteht. Beim Selbstfarben kommt es oft vor, daB die Tonung zu dunkel wird. Dann versuchen die Frauen, mit Wasserstoff aufzuhellen. Erfolg: Das Haar wird noch dunkler. Oder es schillert in vielen Farben. Dann kann nur noch der Frisor durch �Ab- ziehen" mit Spezialmitteln helfen. In der Struktur aber ist das Haar ver- dorben. Selbstverstandlich haben in- folge der mangelhaften Emahrung Elastik und Wuchs des Haares nach- gelassen. Fr�her hatte gesundes Haar 12,5�/u EiweiBgehalt, heute etwa 2,5�/u. Zusammenfassend laBt sich also sagen: Die Moglichkeiten, das Haar durch ktinstliche Farbung zu schadi- gen, sind groB, und der Eingrif[ in die Naturfarbe ist nur solchen Frauen mit gutem Gewissen zu emp- fehlen, die durch besondere Ereig- nisse friihzeitig ergraut sind. Dartiber hinaus aber kann man mit groBter Bestimmtheit behaupten, daB keine Frau jemals einen wirklichen Scha- den davongetragen hat; well sie ihr Haar nicht gefarbt hat. chr. 15 �Das sollte mein Kind sein!" (DFP) Ein Kind macht mit der Mut- ter einen Besuch, soil die Hand geben, einen Knix machen und das eben gelernte Versc.hen hersagen. Statt dessen steht es steif und unbe- weglich da. EM anderes Kind mochte gem StiBig- keiten hgben; als ihm die Erftillung des Wunsches verweigert wird, Wirft es sich lang auf die Erde hin und schlagt wiltend urn sich,. EM groBeres Kind, dem die Teil- nahme an einem Ausfluge untersagt wurde, trotzt mit der Familie, indem es das Sonntagsessen verweigert und der Familie Aerger bereitet. In alien drei Fallen sagen die lieben Mitmenschen so gem: �Das sollte in e i n Kind sein! Dem wtirdeich den Trotz schon austrtiben!" Das kleine. Kind hat bis zum dritten Lebensjahr getibt, seine kleine Urn- welt zu begreifen � inn ganz wort- lichen Sinne � zunachst rneist an Hand der Erwachsenbn. Nun ist sein Gang frei geworden, es sagt �Ich". Sein ganzes Bestreben geht jetzt da- hin, mit diesem neu entdeckten Ich- Gefilhl eigene, freie Entscheidungen zu treffen. Frei von der Hand der Mutter etwas ganz besonderes zu tun. Das geht gut, so lange diese neuen Wege in den Gedankengang des Er- ziehungsberechtigten hineinpassen. 1st das aber nicht mehr der Fall, sagen wir: �Unser Kind trotzt, es hat einen Bock." Zweifellos sind die Gedanken der Erwachsenen oft verntinftiger, aber unser Kind braucht wiederum Zeit, auch dieses zu begreifen. In dem kleinen Him geht ja so viel vor, was erst verarbeitet sein will. Lassen-wir dem Kinde Zeit, die.neue Umgebung und die Geburtstags- freude richtig in sich aufzunehmen, dann wird es sich nach einiger Zeit freiwillig vom Ttirpfosten Risen und auf seine Art Gluck wilnschen. Er- --klaren wir ihm ruhig und fur das Kind verstandlich, warum die SuBig- keiten versagt wurden, claim' wird das Kind es einsehen und das Ver- trauen zu uns behalten. Jede Unter- driickung des freien kindlichen Wil- lens zerstort auch das Vertrauen zu dem Erzieher. Verlangt man blinden Geliorsam, so ergeben sich Szenen. Das Schulkind oder der Jugendliche, dem im frtihen Kindesalter durch Trotz- unterdrtickung das Vertrauen zu dem Erziehenden genommen wurde, wird immer wieder in Trotz ver- fallen. Die Erwachsenen geben oft genug selbst schlechte Beispiele. Man schaue in eine beliebige StraBen- bahn, um die erwachsenen �Trotz- kinder" zu sehen, die alien Mahnun- gen der Schaffnerin gegentiber taub bleiben und keinen Schritt nach der Wagenmitte hin tun. Warden alle Menschen sich bemilhen, zum Leben freudig �Ja" zu sagen, ware die Er- ziehung unserer Kinder leichter. Kein geringerer als Goethe hat es mit guten Worten gesagt: �Freiwillige Abhangigkeit ist der schonste Zu- stand, und wie ware der moglich ohne Liebe!" Hertha Desczyk Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 D F P Nr. 5-1948 Modelaunen, leitht beladtelt (DFP) Die Mode ist em n .Spiel, bei dem alle Vorteile gelten. Die Spiel- regeln zeigen sich interessant und unterhaltend, sind im Grunde aber ganz ntichtern auf Gewinn einge- stellt. Der Gerechtigkeit zuliebe sei festgestellt, daB eigentlich jedes Spiel � diesem Grundsatz huldigt, wenn auch mit unterschiedlichen Motiven. Die geistigen und sport- lichen Spiele trachten nach Gedanken- scharfe, Konzentration oder Ruhm, die Glticksspiele nach Geld. Zielstre- big sind sie sornit alle. Nun, das Modespiel ist em n Gliicksspiel, auch wenn man damit nicht immer Gluck hat. Seine Einfalle sind scheinbar unberechenbar, tatsachlich aber ge- nau bereghnet, auch wenn die spiele- rischen Launen der Mode manchmal so wirken, als wiirden wir nur ge- foppt. Sicher haben Sie bemerkt, daB die Mode sich von je gem auf bestimmte Reize konzentrierte. Jahrelang waren es die breiten Schultern, auf die eine modisch gekleidete Frau nicht ver- . zichtete. Diese Moderunde standen die meisten Frauen durch, jede hatte Gelegenheit, sich die Schultern dop- pelt wattieren zu lassen. Jahrelang waren es dann die Wade einschlieB- lich Knie, die von der Mode zum Steckenpferd erkoren wurden. Mer- ken Sie die Spielregel? Das Strumpf- geschaft wurde angekurbelt! Heute haben wir sehr schlanke Beine und konnten sie � modisch betrachtet � mit Stolz zeigen. Die Mode aber schreibt lange Kleider mit riesigem Stoffverbrauch vor. (Spielregel: Die Textilindustrie der Welt sucht neuen Antrieb.) Entsinnen Sie sich noch der hochge schlossenen Mode? Moglichst mit Biindchen muBten die Kleider sein, und das in einer Zeit, da wir beden- kenlos unseren vollen ebenmaBigen Hals, dessen Anblick keine Salzfasser storten, gezeigt hatten, da er wirklich eine Zierde war. Spielregel: Das Rii- schen- und Kragengeschaft brauchte grade neue Belebung. � Zur Zeit haben wir Ursathe, unseren hageren Hals zu verbergen. Die Mode aber gebietet als Spielregel: Hals frei. Tiefer Ausschnitt. (Das ist eine Mode- laune! Vielleicht auch der Wunsch aus .dem UnterbewuBten, wieder Luft zu bekomrnen und nicht �soviel Last am Hals zu haben".) Htiftpolster, die die franzosische Mode zum Bei- spiel jetzt kreiert, hatten wir damals mit Naturpolstern aufwiegen kOnnen. Zur Zeit aber kommt uns das alles denkbar ungelegen. Wir m5gen hin und her raten: Bos- haftigkeit oder Zufall? Unverstand- nis oder Geschaftsttiehtigkeit? Spiel oder Laune? Eine Vermutung besteht jedenfalls zu Becht: Die Mode ist uns nicht wohlgesinnt! Wenn wir sie in Deutschland mitmachen konnten, wiirde das in einem Jahre etwa 120 Millionen Meter Stoff me er- Mode 16 � (DFP) Hier zeigen wir Ihnen moderne Sportkleicier! Ja, Sie lesen ganz richtig: Moderne Sportkleider! Im ersten Moment werden Sie zwar an die Jugendzeit unserer Mutter und Grol3mtilter erinnert, aber gerade diese betont weibliche Linie und die bewat �angezogene" Wirkung ist modern. Mit dem bisherigen �typischen" Sportkleid, das eng und streng urn die Htiften lag, ist es jedenfalls vorbei. Unsere drei Modelle haben den Vorzug, dalI sie,sich aus unmodernen Klei- dern herrichten lassen. Besonders die Modelle links und rechts ermoglichen einmal durch einen Koller und dann durch den aufgeschlagenen Kragen init passendem Rockeinsatz einen Umbau zu kurzer Kleider auf die neue Linie. Das mittlere Kleid zeigt Taillenverengung durch Abnaher. (1Viatern konnen durch den Deutschen Frauen-Pressediefrst bezogen werden) fordern. Dabei rechnen wir air rund 364 Millionen Frauen (die es nach der neuesten statistischen Zahlung von 1946 in Deutschland gibt) nur den Mehr verbrauch ftir den lange- ren Rock, das glockige Kleid, den langeren Mantel, also sagen wir ftir jede schlanke Frauentaille insgesamt etwa vier Meter Stoff zum Verlan- gem ftir vier bis ftinf Kleidungs- stiicke. Diese Zahl entsprach unge- fahr dem friiheren Lebensstandard. Bei dem Mangel an Textilien sind das aussichtslose Wiinsche. Also bleibt es den zahlreichen Modezeit- schriften Oberlassen, Wunschtraume zu befriedigen und nur �zu infor- mieren". Ruth Rihnstedt Herausgeber: Deutscher Frauen-Verlag GmbH. Berlin NW 7, Bauhofstr. 11. Telefon: � Sammelnummer far Redaktion und Verlag 42 78 35 und 42 78 39. Bankkonto: Berliner Stadtkontor. Berlin C 2, Kurstr. 36-51, Konto-Nr. 713/59. Postscheckkonto: Deutscher Frauen-Verlag GmbH, Berlin NW 7, Konto-Nr. 1876146. Verantwortlicher Redakteur: H. G. Steinschen. Druck: Berliner Verlagsanstalt, Berlin SW 68. Alleinvertrieb Deutscher Frauen-Verlag GmbH, Berlin NW 7, Bauhofstr. 11. F�r unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Gewahr tibernommen. Veroffentlicht unter Lizenz Nr. 420 der SMVD. Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 pproved for Release: 2022/06/23 CO2668040 (b)(3) Die Frou yea lieut.( ORGAN DER FRAUENAUSSCHUSSE � FEBRUAR 1947 �Is112. 4 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 301 c25er Puller gehort zu item ellekts at .inake up. enter gepilegteit Frau. In direr ter Hand serleild er dent Gesichts- ausclruek elite hesondere Note. Allerdings bestimint der anatomische Aaiun' der Haut des Fiir tuna Wider der AM% endung titlesPutters. Die plisiologiselie irkting des zarten Siiuresehleiers, der die gesunde Haut umgibt. Linn son der standigen Einwirkung des Puders sehr leieht zerstort werden. Die Folgre Jason ist. deli die. Haul rissig, :Trade wind sehlialich unanseluiliett ird. Einen ssirksaMell soli her Einwirkung des Puders Leon itur ge- eigneles Fen bieten. fifth. situl Ilitutschutifett,�._ mit (knell Siedii Anus einhing eines effektbestrebtett Puders ttithedcoi,tieli isagen Is an wn iiniten. So geadt. 1st hider nicht sehatIlich. Darum midden Sir cc4 �Erzetignisse - es sind thiltherg-Erzeugnisse. .01413trt � � HONEBERG 1ARRIK) UNSER TITELBILD Die Frau von haute Temperabild von Ellgaard Die Frau von heute packt mutig dos Leben an, wendet sich zukunftsbejahend friedlicher Arbeit zu. Sie will die Kriegs- wirren mit all ihren turchtbaren Ersc-hei- nungen, verschuldet durch sinnloses Han- dein des faschistischen Regimes, so schnell wie maglich beseitigen helfen. In steter Hiifsbereitschoft, irn politischen Denken und Tun setzt sic ihre ganze Tatkraft em, um den Noten der Zeit Herr zu werden. Allen Dingen des tag- lichen Seins begegnet sic mit offonem Ohr und freiem Blick und meistert mit SelbstbewuBtsein, Energie und Mut dos Leben als die Frau von tteute. Worte, die uns Wege weisen Auch in den widrigen Dingen des Lebens bewahre dir Gleichmut. Horaz Das Leben gleicht einem Buch: Toren durchblattern es fltichtig, der Weise llest es mit Bedacht, well er wei5, do{ er es nur einmal lesen kann. Jean Paul Vergeben und vergessen hei5t, gemachte kostbare Erfahrungen zum Fenster hinauswerfen. Schopenhauer Geduld 1st die Kunst zu hoffeni Schleiermocher Dos 1st des Lebens allererste Pflicht: Recht handeln tut met-sr gut als m05ig beten, und mehr als dulden: streben nach dem Licht. Luise Otto-Peters Dos h5chsteWesen fur den Menschen 1st der Mensch selbst. Folglich muB man alle Beziehungen, alle Be- dingungen vernichten, in denen der Mensch emn niedergednicktes, versklavtes, verachtetes Wesen 1st. Karl Marx Organ der Frauenaussch0sse. Verantwortlicher Redakteur: Charlotte Hohmann, Verlag : Al lgemeiner Deutscher Verlag, Berlin WS, Thgerstr. 1011. Tel. 427028.2? Verkaufspreis bei Streifbandversand 60 Pfg. (13) Druck: Berliner Verlag GmbH., .Berlin W8, JOgerstra0e 10/11 � A 27 006 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Oet. Zyntrdly Fraiicrtan,- tv 0,3e nousscriur, IA uP , _ Cao8t . Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 J beissokhaie 7 Aus der Berliner Stadtverordnetensitzung von) 14. Februor 1947 der Frouenousschasse eingebrocht. Von der SPD-Froktion wurde, unterskitzt von der Froktion der CDU, ein Antrog ouf Auflosung �. � � . Wir verkennen nicht die bisher geleistete wichtige und segensreiche Arbeit der FroLen Arbeit ist geleistet warden." ousschasse. lnsbesondere denke ich dobei an die Erffillung der koritotiven Aufgoben. Diese gute �. . . . Auch vvir betonen, dol3 viele gute Arbeit von ihrn (Frouenousschu131 geleistet worden ist UnencRich grober Ideolismus ist dornols von den Frouen in die Arbeit hineingetrogen worden vyird donkbor, onerkonnt.' die der BevOlkerung zugute kom, und zwor von den Frouen oller Forteien. Alle diese Arbei: Stodtverordnete Frau Krtiger leDIJ �. . � . Jedenfolls hoben wir uns in fongen A4onoten ---- den Plotz erkempft, von dem WI,- Us wir orbeiten konnten, und ich gioube, dof3 die CLI.1-Frouen -- id) dorf dosselbe ouch von den Fro der SRC) und der (DP sogen -- tfichtig rnitgeorbeitet hoben. Wenn Frou Ackermonn-Schmidt hier � Frau Ida Wolf ISPD) so scheine VVorte gefunden hot, so mul3 ich sogen, sie waren wirklich herrlid) und sind nur onzuerkennen . � ," Frou Graf (COO �. . � � Idi dorf ouch persemlich und fOr den Mogistrot Frau Rentrneister und Frau Elli Schmidt hoben, nicht nur Anerkennung, sondern ouch Donk schulden." sagen, dol3 bestinunt hit- dos, was die Frouenoussdirisse bisher on proktischer Arbeit geleistet Und trotzdeni wurden die Frouenausschiisse mit Zustinunung der SPD, LDP und CDU gegen die dos Demokratief Stinnnen der SED old ohne die Tausende von Mitotheiterinnen zu befragen, aufgehist. 1st Frou Louise Schroder (SP()) DER FRAU ixr A: lieliii PE I PE: yteoe c 9 2 tte4rar.." 0(mM/to !ReichAnnit 0-1E N 1,31.UE C,-t.A.,1s � H om AL LE UTF F 1.)E R DIE UW T � tECH Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 441AA Post 7 EJArRR6N RE STEFiEN crg P. 7E I I" SC HR F ( I Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Im Nervenzentrum des Pabst Der BOhnenchef ist einer der wichtigsten Manner hinter der Ku- lisse wo es zwar seit der Zcrstorung nur noch sehr bescheidenen Raum, dafOr caber urn so mehr Arbeit gibt. Immer auf dem Posten, mit feinem Fingerspitzengefiihl ist er der Zerberus des Schalt- bretts, dos dem harrnlosen Laien mit semen vielen Bezeichnungen geharigen Respekt einflaBt. AIles geht miter seiner Letk.mg wie cm elektrischen Schnurchen � Artisten, Darsteller und Mitarbeiter vor and hinter dem Vorhang tauchen gleich Marionetten auf, urn aliabendlich 3000 Zuschauern em n poor Stunden Unterhaltung und Entspannung zu bieten. Kora Kalning, dos �Frt. Nummer", 1st die charmante Verkorperung eine dieser Marionetten. Eine ihrer verschiedenen Aufgaben ist es, mit langen Beinen, kurzen Schritten and einem lie,blichen Locheln eine schillernde Nummer vor sich herzutragen. Irgendjemand er- zahlt, daB sie der jungste SproB einer alten Artistenfamilie ist. Stets im neuen Kostiim bezaubert sie dos erwartungsvolle Publi- kum und eiiig lauft sie uns davon, urn die vielseitige Chinesen- truppe �Tsching Der Dsai" anzukUndigen, die in einem Ansage- roam in ihrer Heimatsprache die Berliner Frauen von heute grOB- ten. Auch den drolligen vierbeinigen Artisten �Bobbi" mit seinem� Herrchen Nova und Eveline treffen wir an. �Bobbi" ist noch ganz stolz auf semen Applaus. Er knurrt uns freundlich ins Ohr �Es muBte mat gelegentlich Knochen auf die Bane fliegen". Aber keine Bange, Frau Spadoni, die Seele des Houses, vergiBt ouch Lhren vierbeinigen Freund nicht. �32 Steine zum Aufbau ist unser tagliches Pensum", erzahlt uns die 40jahr1ge Bauarbeiterin Gertrud Landwehr �Auf der Baustelle arbeite ich seit andert- halb Jahren mit vierzig Kollegen, davon Uber 30 Frauen, die ich als ,Vertrauens- mann zu vertreten habe. DaB wir uns prima verstehen ist Ehrensache. Jetzt, wo es zum FrUhling zugeht, macht die Arbeit schon 5po6. Da hofft man, dab roan den Winter bold Oberstanden hat. � Aber selbst in der schwersten Zeit gab's manch- mal 'ne kleine Freude. KOrzlich entdeckten wir einige Prebko.hlen, die wir mit noch Rause nahmen und uns eine vvarme Stube machten. Trotz der Kalte lassen wir uns eben nicht unterkriegen, and Sie sehen, auf unseren Ruinen blUht ouch im Winter der Flachs." Gleicher Lohn fur gleiche Arbeit Die Metallarbeiterin Else Mewes fUhrt die groBe Blechschere mit der gleichen Sicher- heit wie eine Schneiderin und begutachtet die fertigen Ofenrohre und Knie genau so wie ihre �Koliegin" em n neues Modell. Wir entdeckten diese tochtige Frau in der Klempnerwerkstatt Kurth, einem zeitgema- Ben Kleinbetrieb in einem fast zerbornbten House im Sudwesten.Sie ist auf ihre Meister, einem Schlosser and einem Klempner, sehr stolz. Die beiden haben sich der Not der Berliner angenommen und ihren Betrieb so eincerichtet, dab die zehnkoofige Be- legschaft aus aiten KonservenbUchsen Ciber 4000 Ofenrohre und Knie wohrend der letzten Monate anfertigen konntE,.. Ene groBe Leistung. Jedes Stuck verlangt emsige Handarbeit. Und den zwei Frauen des Betriebes ge- bUhrt besondere Anerkennung f�r hreTat- kraft. Aber sie lehnen stolz ab. �Bei uns herrscht gleicher Lohn fUr gleiche Arbeit, dazu gibt's die Kane 2, wir sind zufrieden. Man mu5 eben die richtige Einstellung zur Arbeit haben, stimmt's?" Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Im Nervenzentrum des Palast Der BUhnenchef ist einer der wichtigsten Manner hinter der Ku- lisse wo es zwar seit der Zerrstorung nur noch sehr bescheidenen Raum, dafOr ober urn so mehr Arbeit gibt. lmmer auf dem Posten, mit feinem Fingerspitzengefuhl ist er der Zerberus des Schalt- bretts, dos dem harmlosen Laien mit semen vielen Bezeichnungen geharigen Respekt einfloBt. Alles geht unter seiner Leitung wie am elektrischen Schnurchen � Artisten, Darsteller und Mitarbeiter vor und hinter dem Vorhang tauchen gleich Marionetten auf, urn allabendlich 3000 Zuschauern em n poor Stunden Unterhaltung und Entspannung zu bieten. Kora KaIning, dos �Frl. Nummer", ist die charmante Verkorperung eine dieser Marionetten. Eine ihrer verschiedenen Aufgaben ist es, mit langen Beinen, kurzen Schritten und einem lieblichen Lacheln eine schillernde Nummer vor sich herzutragen. Irgendjemand er- zahlt, daf5 sie der j0ngste SproB einer alien Artistenfamilie ist. Stets im neuen KostUrn bezaubert sie das erwartungsvolle Publi- kum und eiiig lauft sie uns davon, urn die vielseitige Chinesen- truppe �Tsching Der Dsai" anzukUndigen, die in einem Ansage- raum in ihrei Heimatsprache die Berliner Frauen von heute gr05- ten. Auch den drolligen vierbeinigen Artisten �Bobbi" mit seinem� Herrchen Nova und Eveline treffen wir an. �Bobbi" ist noch ganz stolz auf semen Applaus. Er knurrt uns freundlich ins 'Ohr �Es mate ma! gelegentlich 'n Knochen auf die Buhne fliegen". Aber keine Bange, Frau Spadoni, die Seele des Houses, vergiBt auch Lhren vierbeinigen Freund nicht , �32 Steine zum Aufbau ist unser tagliches Pensum", erzohlt uns die 40jahrige Bauarbeiterin Gertrud Landwehr �Auf der Baustelle arbeite ich seit andert- halb Jahren mit vierzig Koliegen, davon Ober 30 Frauen, die ich als ,Vertrauens- mann zu vertreten habe. Da5 wir uns prima verstehen ist Ehrensache. Jetzt, wo es zuin FrUhling zugeht, macht die Arbeit schon Spat). Da hofft man, da6 man den Winter bald Uberstanden hat. � Aber selbst in der schwersten Zeit gab's manch- mal 'ne kleine Freude. KOrzlic-h entdeckten wir einige Pref/kohlen, die wir mit nach House nahmen und uns eine warme Stube machten. Trotz der Kalte lassen wir uns eben nicht unterkriegen, und Sie sehen, auf unseren Ruinen bluht ouch im Winter der Flachs." Gleicher Lohn fur gleiche Arbeit Die Metallarbeiterin Else Mewes fuhrt die groi3e Blechschere mit der gleichen Sicher- heit wie eine Schneiderin und begutachtet die fertigen Ofenrohre und Knie geriau so wie ihre ,Koliegin" em n neues Modell. Wir entdeckten diese tUchtige Frau in der Klernpnerwerkstatt Kurth, einem zeitgema- Ben Kleinbetrieb in einem fast zerbombter Hause im Suciwesten.Sie ist auf ihre Meister, einem Schlosser und einem Klernpner, sehr stolz. Die beiden haben sich der Not der Berliner angenomrnen und ihren Betrieb so eincerichtet, clef') die zehnkopfige Be- legschaft aus aiten KonservenbUchsen Uber 4000 Ofenrohie und Krne wahrend der letzten Monate anfertigen konnte. Eine ciro5e Leistung. Jedes Stuck verlangt emsige Handarbeit. Und den zwei Frauen des Betriebes ge- buhrt besondere Anerkennung fur ihre Tat- kraft. Aber sie lehnen stolz ob. �Bei uns henscht gleicher Lohn fur gleiche Arbeit, dazu gibt's die Karte 2, wir sind zufriedem Man muf5 eben die richtige Einstellung zur Arbeit haben, stimmrs?" Approved for Release: 2022/06/23 CO2668040 Approved for Release: 2022106123CO2668040 36 Jahre SuBwaren verpadct Jeder Berliner kennt Cyliax in der Kastanienallee -- von frUher her. Mancher hat die Bekanntschaft vor Weihnachten sogar er- neuern konnen. Gegen Zuckermorken gab es fijr die Kinder Fon- dants zu kaufen. Cyliax arbeitet also wieder � mit zwei Drittel Belegschaft und 70 Prozent Frauen. Bedenkt man, dab taglicit 800 Kilo Fondants hauptsachlich durch Handarbeit hergesteilt werden, so bekommt man einen kleinen Beg:riff von dem tijchtigen Zupacken am Fliebband. Frau Mario Kohler, die Schlubpackerin, kann nur noch mit dem Kopf schutteln, wenn man sie nach der Vielzahl der taglichen HandgriFfe fragt. SE;it 36 Jahren rn Betrieb, laufen ihr die Pak- kungen entgecen, die sie mit flinken Fingern ohne Unterbrechung versondfertig mocht. Ihre Augen leuchten, als sie uns mitteilt, dab se zu House einen heimgekehrten Sohn hat. Ihr Mann ist Post- beamter. Sie mub sich also nach Betriebsschiub schnellstens in den Hausfrouenberuf stUrzen, urn den Mannern abends einen warmen Herd und em n gemOtliches Heim zu schaFfen. Nicht wed von ihr entfernt macht Frau Schulz den Fondant-Hand- Uberzug. Eine siibe Angelegenheit? Jo und nein! Frau Schulz pro- testiert bei dem Gedanken, dab sie ab und zu eine Kostprobe nehmen kann mit den beredtenWorten: �Nee, nee, wir rohren die Dinger nicht mehr an!" r- i / _=..., ._ ',,--: 1 (,--'' C-- - � r -�' \ � : L-1 ';'--r=i.=' / ,,N; ,--' 1 ' , �/ /11 -_-_-. / � aangen: Robinson � Text: Charlotte Kruse -17----- _-- T--__-'71,1,,i c �___ , p �., , - --..---4;