OFFICIAL PUBLICATIONS OF THE EAST GERMAN MINISTRY OF POST AND TELECOMMUNICATIONS
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Document Number (FOIA) /ESDN (CREST):
CIA-RDP80T00246A043600160001-0
Release Decision:
RIPPUB
Original Classification:
C
Document Page Count:
575
Document Creation Date:
December 22, 2016
Document Release Date:
April 8, 2010
Sequence Number:
1
Case Number:
Publication Date:
August 7, 1958
Content Type:
REPORT
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Attachment | Size |
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Body:
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7 AUG 1068
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CENTRAL INTELLIGENCE AGENCY
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18, U.S.C. Secs. 793 and 794, the transmission or revelation of which in any manner to an unauthorized person n, prohibited by law.
COUNTRY East Germany
SUBJECT Official Publications of the East
German Ministry of Post and Tel*-
csomiaanieeations
REPOR~_
DATE DISTR.
NO. PAGES
REFERENCES
PLACE & pc
DATE ACQ. 1 195fl 25X1
official publications of the East
German Minist ^y of Poet and T?1~c datio
8 October 1956; 15 Oa ber 1956; 24 E4vceabar 1956; 1 December 1956; 8 December
1956; 15 December 1956; 23 Dsceabt 1956; 8 January 1957; 18 January 1957; 4
February 1957; 8 February 1957; 115 February 1957; 23 February 1957; 1 March
1957; 23 March 1957; 1 April 1957; 8 April 1957; 15 April 1957; 23 April 1957;
8 May 1957; 15 May 1957; 23 May 1957; 27 May 1957; 1 June 1957; 15 June 1957;
24 June 1957; 26 June 1957; 8 Jul 1957; 17 July 1957; 23 July 1957; 1 August
1957; 8 August 1957; 15 August 1957; 23 August 1957; 1 September 1957; 8 NOT-
ember 1957; 15 November 1957; 1 February 1958; 23 February 1958; 4 March 1958.
b. Dig Deutsche hgl,, E f u e P t- Fernmelde ens October 1956
December 1956; January /February 1957; March 1957; April 1957; May 1957; June
1957; July 1957; August 1957; September 1957; January 1958; February 1958; March
1958. These publications are unclassified ~rnen detached.
C-O-N-F-I-D?E-N-Tml-A-L
STATE X ARMY NAVY AIR X FBI
25X1
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Zeitschrift fur das Post- and Fernmelldewesen
Herausgegeben von.der Deutschen Postwerbung
-1. Jahrgang Leipzig, Oktober 1956 Heft .3
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Postscheckdienst. Von J. Franzke. Fachbucliverlag, Leipzig
1956. DIN C 5, 121 Seiten, 66 Bilder, kart. 6,- DM.
Es ist bekannt, welche bedeutungsvolle Stelle der Postscheck-
zerkehr in unserer Volkswirtschaft einnimmt; denn er hilft mit,
durch Forderung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs die An-
zahl der umlaufenden Banknoten niedrig and damit unsere
Wihrung stabil zu halten. AuBerdem werden unserer Volks-
wirtschaft aus den Guthaben der Postscheckkonten wertvolle
Kredite zur Verfugung gestellt.
Angesichts dieser Tatsache wird das Erscheinen dieses Buches
von alien im Postdienst beschaftigten Kolleginnen and Kollegen
begrullt werden. Erstmalig sind darin alle einschlagigen Be-
stimmungen fiber den Postscheckverkehr klar and ubersichtlich
zusammengefailt worden, so daB sick der Leser einen umfassen-
den Uberblick fiber diesen Betriebszweig mit seinen vielfeltigen
Zahlungsmoglichkeiten verschaffen kann. Per Verfasser wendet
sich bewuBt nicht nur an Angestellte der Postscheckemter, son-
dern an alle Angestellten der Deutschen Post; denn auch die
bei den anderen Postanstalten Beschaftigten kommen taglich
im Annahme- and Zustelldienst, in der Entkartung oder in der
Finanzbuchhaltung mit den Bestimmungen des Postscheck-
dienstes in ' Beruhrung. Von besonderer Wichtigkeit wird das
Fachbuch als Hilfsmittel fur den Unterricht an den Fach- and
Berufsschulen der Deutschen Post, fur Fernstudenten and fiir
jeden anderen sein, der sich um seine Qualifizierung bemuht.
Es durfte sich auch als Nachschlagewerk fur die Praxis taglich
bewa.hren.
Per umfangreiche Stoff ist in acht Abschnitte gegliedert.
Per I. Abschnitt befaBt sich mit den gesetzlichen Grundlagen,
auf denen der Postscheckverkehr beruht, mit seinen Vorteil'en
find seiner Gliederung. Im II. Abschnitt werden der Teilnehmer-
kreis and die Formaliteten bei der Eroffnung eines Postscheck-
kontos behandelt. Die bei der Abwicklung von Gut- and Last-
schriften zu beachtenden Arbeitsgenge sind in den Abschnitten
III mid IV enthalten. Die weiteren Abschnitte behandeln das
Fiihren der Postscheckkonten, das Zuriickziehen von Zahl-
karten, Postscheckauftragen usw., die Haftung im Postscheck-
verkehr sowie die Anderungen, die in. den rechtlichen Verhklt-
nissen der Postscheckteilnehmer eintreten konnen. Den An-
hang bildet, das Postscheckgesetz, eine Ubersicht fiber die
wichtigsten Postscheckgebi hren, die Preise der verkeuflichen
Formulare des Postscheckverkehrs and schlieBlich Hinweise
auf Bestimmungen, die besonders zu beachten sind.
Ubertragungstechnik im Fernmelde-Weitverkehr. Von Dr.-Ing.
Otto Henkler. VEB Verlag Technik, Berlin. 3 Bande, DIN
B 5, insgesamt etwa 1048 Seiten, etwa 1000 Biller and Ta.feln,
Ganzlederin je Band 32,- DM.
Nachrichtenspezialisten der Theorie mid Praxis habeas in einer
Gemeinschaftsarbeit unter Leitung unseres Kollegen Dr.-Ing.
Otto Henkler speziell den Fernmelde-Weitverkehr behandelt.
Ausgehend von den theoretischen Grundlagen werden die
Technik der niederfrequenten and tragerfrequenten Ubertra-
gungsgerate, Bauelemente, Baugruppen and Systefne fur die
drahtgebundene and drahtlose Telephonie and Telegraphic aus-
fiihrlich behandelt and weiter die Verwendung von Leitungen,
der Betriebsdienst in den Versterker- and Triigerfrequenz -
emtern, die Netzplanung, die McStechnik sowie die Strom-
versorgung Mr Ubertragungseinrichtungen eingehend erla.utert
and beschrieben. Ein groBer Teil der theoretischen Grundlagen
fur die Schwingungslehre, die Theorie der linearen and der
nichtlinearen Netztechnik, die UbertragungsmaBe usw. sind der
Literatur entnommen and - durch viele Beispiele erga.nzt -
fiberarbeitet find zusammengestellt worden.
Zahlreiche Bilder, Blockschemata, Tabellen, Kennbletter and
Berechnungsunterlagen stellen wertvolle Ergenzungen aller be-
handelten Themen da.r.
Das Werk ist fiir die in der Praxis tetigen Ingenieure bei der
Rekonstruktion ;:nd Entwicklung, bei der Fertigung and Prufung
sowie bei der Planung and beim Betrieb von niederfrequenten
and tragerfrequenten Ubertragungseinrichtungen von groBem
Wert. Gleichzeitig erhalten damit auch Studierende an Tech-
nischen Hochschulen wichtigen Stoff fur ihre Weiterbildung.
Die Ausbreitung von Funkwellen. Von M. P. Doluchanow.
VEB Verlag Technik, Berlin. Ubersetzung aus dem Russischen.
DIN B 5, etwa 390 Seiten, 251 Abbildungen, Ganzlederin
etwa 33,- DM.
Das Erforschen der Ausbreitung elektromagnetischer Wellen
bildet die Grundlage Mr die Funktechnik mit alien ihren
Einzelgebieten.
Der Verfasser behandelt in grundlicher and systematischer
Weise die Theorie der Wellenausbreitung and der damit zu-
sammenhengenden Fragen der Praxis. Beginnend mit den all-
gemeinen Fragen der Ausbreitung elektromagnetischer Wellen
setzt er sich eingehend mit der Ausbreitung der Oberflechen-
wellen (Bodenwellen), der Ionosphere, der Ausbreitung der
langen Wellen sowie Mittelwellen, der kurzen and der ultrakur-
zen Wellen sowie den atmospharischen and kosmischen Stor-
pegeln des Empfangs auseinander.
Das Buch ist niche nur fur den in der Praxis stehenden In-
genieur and .Physiker; sondern besonders "auch fur die Studie-
renden an Fach- and Hochschulen eine wertvolle Hilfe.
Elektrotechnik. Von Prof. A. S. Kassatkin u. a. VEB Verlag
Technik, Berlin. Ubersetzung aus dem Russischen. Deutsche
Redaktion: Prof. Pommer, Dresden. DIN B 5, 672 Seiten, 648-
Bilder, Ganzlederin etwa 36,- DM.
Ohne die Elektrotechnik ist die gesamte moderne Technik
undenkbar. Das bedingt, daB jeder Ingenieur and Techniker,.
lessen Spezialkenntnisse nicht auf dem Gebiet der Elektrotech-
nik liegen, sich ein moglichst umfangreiches Wissen aus der-
Elektrotechnik aneignen mull, um die ihm gestellten Aufgaben
ohne besondere Schwierigkeiten Ibsen zu konnen. Ein wertvolles.
Grundlagenbuch hierfur ist die vorliegende Ubersetzung, eine
Zusammenfassung der Arbeiten der Wissenschaftler A. S. Kassat-
kin, M. A. Perekalin and P. S. Sergejew. Es enthelt Abhandlun-
gen Ober Grundgesetze im Stromkreis, Stromverzweigung bei
Gleich- and Wechselstrom, das elektrische. Feld, Elektromagne--
tismus, elektrische Messungen, elektrische Maschinen and Trans-
formatoren, asynchronische and synchronische Wechselstrom-
maschinen, Gleichstrommaschinen, Umformer and Kollektor-
maschinen fur Wechselstrom, Elektrosteuerung, elektrische Ap-
paraturen and Beleuchtung, Leitungsnetze sowie Unterstationen
and Aufbau energetischer Systeme.
Per gebotene Stoff ist ubersichtlich gegliedert. Das Werk ist?
als Lehrbuch fiir Studierende an Technischen Hochschulen and
Fachschulen, fur das Selbststudium sowie als Nachschlagewerlc
geeignet.
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HAMANN: Grundsatzliche Fragen zur Postmechanisierung 33
SCHREPFER: Zur Organisation des Fernmeldebaues. . 37
FUHRMANN: Zu einigen Diskussionen fiber das Aufteilen
des Betriebsplanes in den Betrieben des Post- and
Zeitungswesens . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
NAGEL: Uber das Ausgestalten von OTelex . . . 41
RIUCKERT: Neue Methoden zum Gewinnen von Abonnen-
ten fur Fachzeitschriften . . . . . . . . . . . 44
RAMMLER: Belastungsausgleich bei Fernsprechvermitt-
lungsstellen (VStW) . . . . . . . . . . . . . . . 45
SUSZ: Fernsprechzellenmarder . . . . . . . . . . . . H
BECKER: Ist ?Krebs" heilbar? . . . . . . . . . . . H
- Briefverteilmaschinen . . . . . . . . . . . . . . U
- Kristalldiode . . . . . . . . . . . . . . . U
- Erl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . U
Unser Titelbild, Mechanisferte Paketentladung von Bahnpostwagen in
einer GroBumschlagstelle der DDR.(Aufn.IPF)
Herausgegeben von der Deutschen Postwerbung. Redaktion ?Die Deutsche
Post", Leipzig S 3, Gustav-Freytag-Str. 43-45, Fernsprecher 30805. Ver-
antwortlich: Horst Hille. Satz and Druck: VEB Graphische WerkstAtten
Leipzig 111 18/97. Verantwortlich fur den Anzeigenteil: Deutsche Postwer-
bung, Berlin C2, Magazinstral3e 8-11. Zur Zeit ist die Anzeigenpreisliste Nr.1
gultig. Die Zeitschrift,,Die Deutsche Post" erscheint monatlich einmal. Be-
zugsbedingungen: Vorzugspreis fur Postangehorige vierteljfihrlich 1,50 DM,
Einzelpreis je Heft -,50 DM. Preis fur andere Besteller vierteljihrlich
2,40 DM, Einzelpreis is Heft -,80 DM. Bestellungen nehmen die zustandigen
Postzeitungsvertriebe entgegen.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdrucke - auch auszugsweise - nur suit
Genehmigung der Redaktion gestattet. Referate and Besprechungen mit
voller Quellenangabe zulassig. Veroffentlicht unter der Lizenznummer 4234
des Amtes fur Literatur and Verlagswesen der Deutschen Demokratischen
Republik.
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JnSaM enP ufr...
Fernsprechzellenmarder
Dem 29jahrigen Walter F. ging es keineswegs schlecht. Obwohl
or einen richtigen Beruf 'nicht erlernt hatte, verdiente er zuletzt im
Eisenhittenwerk Thale immerhin runde 420 DM monatlich.
Freilich - grope Springe konnte or nieht machen als Familien-
eater mit vier Kindern, aber sein Auskommen hatte er schon, and
fir ein Bier langte es ab and zu auch noch.
Of fenbar trank or aber Of ters ?einen fiber den Durst"; denn
anders la/3t sich die hier zu schildernde Tat nicht erklaren. Als er
einmal, ,leicht unter Alkoholeinflu/I stehend", wie or dann in der
Verhandlung aussagte, in der Fernsprechzelle am Bahnhof nach
wiederholten Versuchen keinen Anschlufl bekam, rip er kurzer-
hand den Horer ab and steckte ihn in die Manteltasche.
Jeder, der schon vor einem au/3er Betrieb gesetzten of fentlichen
Mitnz f ernsprecher gestanden hat, vermag zu ermessen, wie schu f tig
Walter hier gehandelt hatte. Wuflte or denn, wer nach ihm dringend
semen Betrieb, einen Arzt, die Polizei oder die Feuerwehr anrufen
mu/3te? Walter F. jeden f alls kilmmerte das nicht. Vielmehr steuerte
er mit dem Horer in der Tasche in Richtung Hauptpost, and den
dortigen Minzfernsprecher rettete of fensiehtlich nur die Tatsache,
dali diesmal der Anruf gelang.
Inzwischen stand der Gleisbauarbeiter der Reichsbahn, Werner
R., schimpfend in der Fernsprechzelle am Bahnhof and betrachtete
kopfschiittelnd das horerlose Endo der Schnur. Er wollte das
Krankenhaus anrufen, in dem sieh sein einjahriger Sohn befand.
Nachdem auch er beim nahen Postamt die gewiinschte Verbindung
erhalten hatte, fiel ihm dort im Vorraum der wohl nicht mehr ganz
stand f este Walter an/. Wie es so ist - man kam bald ins Gesprach.
Zuf allig hatten die beiden auch Zeit, and so beschlossen sic, ge-
meinsam das ,Kaffee Heine" aufzusuchen. Dort wurden, lout
Zeugenaussage, ,alkoholische Getranke" verkonsumiert. Wie viele
es waren, vermag der Chronist ebensowenig zu berichten, wie or
den Gegenstand ihres Gesprachs anzugeben in der Lage ist. Viel-
leicht ereiferten sic Bich auch dariber, dap ruchlose Buben den
Miinzfernsprecher am Bahnhof sinnlos zerstort hatten...
Dem Gerichtsprotokoll zufolge ging die frohliche Reise dann
weiter in den ,Goldenen Ring" and schlie/Ilich in die Gaststaite
?Zum Bar". Als aber der Eisenbahner in einer dieser denkwilydigen
Sitzungsstatten seinem spendablen neuen Bekannten beim An-
ziehen des Mantels behilflich war, entdeckte er in dessen Seiten-
tasche etwas, das einem Tele ' fonhorer verteufelt ahnlich sah. Bei
der inzwischen offenbar immer mehr alkoholisch beeinfluflten
Geistesver/assung des Walter F. f iel es ihm nicht allzu schwer, den
durstigen Zeeher zum Aufbruch and zum Aufsuchen neuer ,Quel-
len" zu bewegen. Am Ziel dieser Fahrt fand sick dann allerdings
der verdatterte Walter bei der Volkspolizei wieder, die ihm nicht
nur den Horer, sondern auch sein Gestandnis abnahm and Bich bei
dem findigen ,Fremdenjilhrer" von der Reichsbahn fur dessen
Wachsamkeit bedankte. Weil Walter F. dariber hinaus auch im
Geschirrmagazin seines Betriebes emaillierte Topfe mitgehen ge-
heiflen hatte, wurde or jetzt vom Kreisgericht Quedlinburg wegen
Diebstahls zum Nachteil des Vollcseigentums and wegen Ge f ahr-
dung des Fernmeldebetriebes zu insgesamt drei Monaten Gef angnis
verurteilt. Auch die Alkoholeinwirkung hat daran nichts zu andern
vermocht.
Und das sind die ernsten Seiten dieser Geschichte: Eine Tat,
deren Auswirkungen wir leider oft an au/3er Betrieb gesetzten
of fentlichen Fernsprechern erleben, bedart einer nachdri cklichen
Strafe, weil sic in erheblichem Male gesellschaftsgefahrlich ist.
Beim Kreisgericht Hettstedt kam vor kurzem ein ahnlicher Fall
zur Aburteilung: Ein recht rabiater Fernsprech-,,Kunde" hatte
(Schlu/3 letzte Halbseite)
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DIE DEUTSCHE POST
ZEITSCHRIFT FUR DAS POST- UND FERNMELDEWESEN
HERAUS E
GGE
1. Jahrgang
?
BEN VON DER DEUTSCHEN POSTWERBUNG
Leipzig, Oktober 1956 Heft 3
Grundsatzliche Fragen zur Postmechanisierung
Dieser Beitrag soil nicht den Sinn and Zweck haben, alle Fragen der Postmechanisierung eingehend zu behandeln,
sondern er wird sich lediglich mit einigen grundsdtzlichen Problemen der Postmechanisierung befassen. Gleich-
zeitig stellt er die Einleitung fur kommende Artikel caber die Speziallragen dar.
Ausgehend von der Erkenntnis, dap die Einliihrung neuer, fortschrittlicher Arbeitsmethoden in jedem Falle eine
grundsatzliche Diskussion mit unseren Werktdtigen er/ordert, erwarten wir als wissenschaftliche Mitarbeiter der
Hauptabteilung Postwesen im Institut fur Post- and Fernmeldewesen, da/3.die leitenden Mitarbeiter der Deut-
schen Post unsere Beitrdge auch als Diskussionsgrundlage fur Arbeitsbesprechungen and Einzelgesprdche ver-
wenden mogen.
1. Begriffsdefinition and Wesen
Wenn wir grundsatzliche Fragen der Postmechanisierung als
Vorstufe der spateren Automatisierung behandeln wollen, er-
scheint es notwendig, zunachst einige Ausfiihrungen caber den
Begriff ?Mechanisierung" - voranzustellen.
1.1 Definition
Die Mechanisierung and die Automatisierung sind Haupt-
mittel, um den technischen Fortschritt zu sichern. Das Lehr-
buch der Politischen Okonomie sagt hierzu auf Seite 438:
,,Mechanisierung bedeutet Ablosung der manuellen Arbeit
durch maschinelle Arbeit."
Auf Seite 439 wird ausgefuhrt:
,,Unter Vollmechanisierung versteht man die Mechanisie-
rung aller miteinander verbundenen Stadien des Produktions-
prozesses ... Durch die Vollmechanisierung wird ein in sich
geschlossenes System von Maschinen geschaffen, das den ge-
samten ProduktionsprozeB umfaBt."
Und weiter heiBt es:
,,Die hochste Stufe der Mechanisierung ist die Automatisie-
rung der Produktion, das heiBt die Anwendung von Ma-
schinen-Automaten mit Selbststeuerung."
Die Hauptaufgabe der Mechanisierung liegt also im Ersetzen
der lebendigen Arbeit durch vergegenstandlichte Arbeit. Das
trifft im vollen Umfang auch auf die Post zu. Hier hat sich der
Begriff ?Postmechanisierung" als Teil der Posttechnik fur alle
Mechanisierungsvorgange eingebiirgert, die bei der Deutschen
Post dem erwahnten Zweck dienen.
Wir wissen, daB das Postwesen ein hoch lohnintensiver
Zweig des Nachrichtenwesens ist and erkennen bereits aus die-
ser Feststellung die GrdBe der von uns im Zuge der Mechani-
sierung zu losenden Aufgaben.
Bild 1: Beschreibestelle einer nichtmechanisierten Paketunischlagstelle
(Aufn. IPF)
1.2 Mechanisierung im Kapitalismus and im Sozialismus
Im Kapitalismus dient die gesamte Produktion dem Streben
nach Profit; im Imperialismus kommt dem Schaffen von Maxi-
malprofit die entscheidende Bedeutung zu.
Diesen Zielen ist auch die Technik untergeordnet. Der Ent-
wicklung der Technik werden - wenn im Shine des Imperialis-
mus notig - kunstliche Grenzen gesetzt. Man wertet dann
viele Erfindungen fur die friedliche Wirtschaft nicht aus and
ubernimmt Neuerungen nur dann in die Produktion, wenn sie
geeignet sind, die Profite zu erhdhen. Sofern ,billige" Arbeits=
krafte vorhanden sind, werden neue technische Einrichtungen
nicht eingefuhrt. In Krisenzeiten Iegt man sogar vorhandene
technische Ausriistungen vollig oder teilweise still.
Unter den Bedingungen des Sozialismus ergibt Bich eine
vollig andere Perspektive. Ausgehend von dem okonomischen
Grundgesetz des Sozialismus and dem Gesetz der planmaBigen
(proportionalen) Entwicklung wachst die Produktion plan-
maBig and stetig. Nicht die Konkurrenz and die Krisen be-
stimmen die Entwicklung, sondern die standig steigenden kul-
turellen and materiellen Bediirfnisse der Werktatigen. Hier
wird die Ausnutzung des hochsten Standes der Technik zur
okonomischen Notwendigkeit. Die sozialistischen Produktions-
verhaltnisse innerhalb unserer Republik and die technisch-
wissenschaftliche Zusammenarbeit der Lander des sozialisti-
schen Lagers erleichtern es uns, unsere Ziele zu erreichen.
1.3 Stand der Mechanisierung lei der Deutschen Post
Betrachten wir nach diesen grundsatzlichen Ausfiihrungen
den Stand der Entwicklung bei der Deutschen Post, so mUssen
wir zunachst feststellen, daB das Postwesen hinsichtlich seiner
technischen Entwicklung stark zuriickgeblieben ist. Wenn wir
von dem verhaltnismaBig giinstigen Bestand an Kraftfahr-
zeugen, von einigen Paketforderanlagen, Aufziigen and Hilfs-
Bild 2. Beschreiberbahn einer mechanisierten Paketumschlagatelle
(Aufn. IPF)
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34 Grundsatzliche Fragen,zur Pbstmechanisierurig ~Ieft 3 u ~y oktober 1956
einrichtungen in Briefabfertigungen (Stempelmaschirien) sowie
von .Buchungsautomaten im Postscheckdienst, . von /Addier-
?maschinen und einfachen' Hilfsinitteln fur einige ? Funktionen
absehen,. wird:unsere Arbeit vollig inanuell bewerkstelligt.,?In
vielen - Dienstzweigenwird . in ;, althergebrachter Weise ,: gear=
beitet, wobei, sick als Ausdruck der durch den Kapitalismus
hervorgerufenen Disproportionen zudem noch wesentliche Un-
terschiede innerhalb der Deutschen. Demokratischen. Republik
ergeben, z. B. zwischen dem-sachsischen :Industriegebiet ' uiid .
dem fruheren Land Mecklenburg.-Dort konnten den. ;-,traditions--.
gebundenen", Landiustellern, die taglich 25-" 30 km Zu`'FuB
"
*
jetzt in
zuruckzulegen batten, erst
oder -mit'-dem Fahrrad
groBerem Umfang Mopeds. zur Verfugung: gestellt werden.
In diesem Zisammenhang darf nicht unerwahnt bleiben; daB
es bei der fruheren Deutschen Reichspost ublich war, ,Post-
'
;,industri6llen Reservearmee angehorten, fur
heifer"; die der
50 Pfennige Stundenlohn' 27 Tage lang zu beschaftigen, am
28. zu entlassen und am 29.? Tage wieder einzustellen, um zu
erreichen,?daB in jedem Falle eine. tagliche? Kundigungsmoglich-
keit 'gewahrt blieb.- Es; ist einleuchtend;, daB -enter. solchen Be
dingungen hohe. ,Kapitalaufwendungen" fur eine Mechanisie-.
rung nicht zweckmhBig und erforderlich? erschienen.
'Bild 3.'Durchgangspackkammer einer Paketumschlagstelle (Aiifn. IPF)'
Gegenteil; ,sie dient vielmehr. dazu, die Mitarbeit unserer Kolle-
1.4 Ziele- der Mechanisierung und Automatisierung gen~in bestimmte Bahrien zu.lenken. Wir versprechenuns ge-
Vielfach wird die-Frage. erhoben, was bei der- Post mechani- rade von der eingehenden. Diskussion der Entwicklungsperspek-
tive eine noch?regere Mitarbeit-unserer Belegschaften.an der
Die Ste'igerung pder Arbeitsproduktivitat wiederum'erhoht die 1. PlanmaBiges Vorgehen,
Rentabilitat unserer Betriebe-und vermehrt damit "den ;gesell 2. Beachten des ?Grundsatzes der Rentabilitat,
schaftlichen Reichtum unserer Republik. Dadurch wird eine 3. optimales, Ausnutzen der Kapazitat,
Voraussetzung geschaffenfiir die im 2..Fnnfjahrplan vorgesehene, "
rbereiten
nd
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es
o
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g
se
eo
2..Entscieidende Faktoren
,echanisieren, sondern systematisch nach?einem
Arbeitsgang zu m
genau festgelegtenLPlan und enter- Beachtung des '; unmittel-
baren -;Zusammenhangs: tiller Betriebszweige des. Postdienstes
.:
vorz s ugehen,_1IDie g'naue Richtung hierzii. wind ens Burch die
'vom'MPF nit:' Vf vom?,17. April 1956 'veroffentlichte ;,Riche=
linie,fiber.die'Perspektive der Entwicklung des, Post--undZei-
tungswesens" angegeben. -Diese Richtlinie. schlieBt keineswegs
siert werden. soli. und.kann:
Hierzu muB gesagt.werden, daB,sich die Mechanisierung ver Vorsehlags "d Rationalisatorenbewegung.
schiedener ? 4rbeitsgange nahezu aufdrangt, wei]: massenhaft, ~ Beim' 7bergang zur` Mechanisierung kommt es selbstverstand-,
fast serienmaBig,'immer die gleichen Arbeiten' zu verrichten]ichauch darauf an diebeim-Aufbau;des,Sozialismus geltenden
sind.? Dazu 'kommt ?-noch, ~ daB in einigen Betriebszweigen in, .okonomischen Prinzipien zu beachten: Es ware z. B; vollig' un
sehr kurzerZeit Arbeiten auszufuhren sind, die auBerordentliche~ -sinnig, eine mechanisierte. Paketumschlagstelle zuschitffeii, die
korperliche Krafte kosten. -Im Hinblick darauf; daB wiry vor mehr Personal erfordert als eine mit inanuellem. Betrieb..
allem/ Frauen beschaftigen, die nach unserer' Arbeitsschutz Wenn aber eine maschinelle Ausrustung rentabel,eingesetzt
gesetzgebung aus einleuchtenden . Grunden nur. bedingt mit, werden soil, muB.ein bestimmter optimaler. Grad der Kapazi-?
schweren korperlichen Arbeiten belastet.werden_durfen; ist tatsausnutzung gegeben,sein:Man muB immer daran'denken?
dieser Faktor von 'besonderer Bedeutung.-`Ferner'lieigt es auf daB sick beim -Ersetzen der lebendigen Arbeit Burch vergegen-
'der Hand, daB wir der Schonung des Postgutes'besondere Be- standlichte Arbeit die Sachkosten (Abschreibungen, Energie,
achtung beimessen mussen. Wir alle. kennen z. B.das meist Schmier-? und- Hilfsstoffe; Instandsetzungskosten usw.) ?wesent-
leider unumgangliche Werfen der Postsendungen beim Ladungs- lich erhoben, wahrend. die -'Lohnkosten entsprechend zuruck-
austausch auf Bahnhofen, besonders bei den Zugen mit kurzen gehen.
Haltezeiten. Hier S iuB also der Hebel angesetzt. werden! ? . Des weiteren ist daran zu denken,,daB die Arbeitsbedingungen
In' engem Zusammenhang mit diesen Betrachtungen steht in erster Linie der . Arbeitsschutz, - ?bei mechanisierten An=
Idie - Beschleunigung I der Transportprozesse, die. sich besonders lagen wesentlich besser sem mussen als beim manuellen Betrieb.'
im Briefabfertigungsdienst, beim Paketumschlag, beini'Ladungs= -. -. Von nicht zu'1unterschatzender Bedeutung ist auch das-ideo-
austausch sowie in der Annahmetatigkeit auswirken wird: DaB logische Vorbereiten alley MaBnahmen beilunseren Werktatigen.
letztlich' 'alle MaBnahmen der Mechanisierung find Automati= Es: kommt nicht nur darauf.an; die Menschen-in unseren. Be-
sierung zu einer Steigerung der Arbeitsproduktivitat fuhren trieben von de~'Richtigkeit unseres Weges zu iiberzeugen, son
sollen, ist ein Erfordernis des Gesetzes der planmaBigen (pro- dern auch das technische Niveau unserer. Kade'rentscheidend
portionalen) Entwicklung der - Volkswirtschaft. zu verbessern; denn letzten Endes wird das-reibungslose Funk-
Fassen wir die Ziele der Mechanisierung und Automatisierung tionieren unserer Anlagen Burch. die Arbeitsfertigkeit und die
des Postwesens. kurz zusammen: Geschicklichkeit unseres ?technischen Betreuungs- und Bedie-
~, nungspersonals gesichert. DaB hierbei auchden leitenden Funk-
a) Steigern der Arbeitsproduktivitat, tionaren in'Verwalturig und Betrieb besondere Verpfhch'tungen
b) ,mogliichst vollstandiges Beseitigen der korperlich. schweren . erwachsen; so.das Erwerben des sogenannten ,Technis6hen
Arbeiten; Minimums"; darf micht vergessen werden:
C) Beschleuni en der Trans 'ort rozesse und -
g P P Zusammenfassend kann man also sagen, daB bei der Mechani-
d) Schonen'"des Postgutes.,, sierung f6lgende - Faktoren besoiiders bedeutsam- Sind:
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A. Zusammenhang 'zwischen Akonomik; und Technik
Indiesem'Abschnitt aollen?einige Probleme'ehandelt.wer-
den; die : mit dem Vorhergesagten in engem Zusammenhang
stehen..;ES-liegt' auf der Hand, daB sick der?Arbeitsab]auf ?einem
.mechanisierten Dienststelle tinders gestaltet ale der einer manu`ell
arbeitenden;Abtenlung. Nncht:nur"die Organisation der Arbeit
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Die Deutsche Post 1. Jg.
Heft 3 Oktober 1956
Grundsatzliche Fragen zur Postmechanisierung
sind verandert. Neue Handgriffe mussen erlernt werden, ein
neuer Zusammenhang zwischen den einzelnen Arbeitsgangen
entsteht.
Aber das ist nur die eine Seite der Sache; die andere hat eine
viel umfassendere Bedeutung fur den gesamten Arbeitsablauf
der Post. Die erwahnten Grundsatze der Rentabilitat and der
optimalen Kapazitatsausnutzung bedingen einen vollig ver-
anderten technologischen Ablauf der Beforderungsprozesse. Das
Prinzip der Konzentration drangt zum Durchbruch. Aus-
gehend von der Auswertung der Brief- and Paketstromanalysen
kommt es darauf an, die Konzentrationspunkte so zu wahlen,
daB auf der einen Seite unter keinen Umstanden Laufzeitver-
zogerungen, fur moglichst viele Postorte dagegen Verbesserun-
gen eintreten, and auf der anderen Seite ein rentabler Einsatz
leistungsfahiger Maschinen vorgenommen werden kann.
Es kommt darauf an, diese Betriebsbedingungen vor Be-
ginn der Mechanisierung festzulegen; denn die Betriebsbedin-
gungen schaffen dem Entwicklungs-Ingenieur erst die Erkennt-
nisse, die ihn zu dieser oder jener Konstruktion, zu dieser oder
jener Losungsmoglichkeit filhren.
Wir mussen bei unserer Technisierung berucksichtigen, daB
wir nicht - wie das bei den meisten Industriezweigen der
Fall ist - im Taktverfahren arbeiten konnen. Auch die nur
teilweise mogliche Normung der zu transportierenden Sendun-
gen erschwert unsere technische Aufgabenstellung.
Diese wenigen Beispiele mogen gen0gen, um den Zusammen-
hang zwischen Okonomie and Technik darzulegen. Dieser Zu-
sammenhang ist wechselseitig zu sehen; denn die technischen
Moglichkeiten beeinflussen die Okonomik, wahrend die Okono-
mik wiederum der Technik die betrieblichen Bedingungen auf-
gibt. Hieraus 1st zu schluBfolgern, daB nur die enge Zusammen-
arbeit zwischen Okonomik and Technik die beste Losung garan-
tiert.
4. Grundsatzliche Aufgaben
Die Ziele der Mechanisierung sind bereits unter 1.4 in all-
gemeiner Form geschildert worden. Jetzt kommt es darauf an,
die grundsatzlichen Aufgaben fir die einzelnen Betriebszweige
darzulcgen.
Hierbei nimmt der BeforderungsprozeB eine herausragende
Stellung ein, and zwar der eigentliche BeforderungsprozeB,
der also die Ortsveranderung der Sendung zum Inhalt hat.
Von der RegelmaBigkeit, der Sicherheit and der Schnelligkeit
der Beforderung im eigentlichen Sinne hangen Zustellung and
Annahme wesentlich ab. Was hat es z. B. fiir einen Sinn, eine
zweimalige Zustellung durchzufiihren, wenn durch die ein-
gehenden Kartenschliisse nur 20-25 Sendungen je Zustell-
bezirk aufkommen. Eine Zustellung kann auch nicht um 7.30
Uhr beginnen, wenn die Hauptmasse der Post erst 7.40 Uhr bei
einer Postanstalt eingebt. Oder welehen Zweck soil ein his
22.00 Uhr geoffneter Spatschalter haben, wenn die Sendungen
am Aufgabeort liegenble)ben, well keine weitere Abbeforderungs-
moglichkeit mehr bestebt ?
Wir erkennen schon daraus, daB ein Verandern der eigent-
lichen Beforderung in zeitlicher and organisatorischer Hinsicht
zwangslaufig auch Anderungen in den genannten Dienst-
zweigen nach sich zieht. Insofern konnen wir von einem Primat
der Postbeforderung sprechen.
4.1 BeforderungsprozeB
Ausgehend von den aufgefiihrten Gedanken and mit Riick-
sicht auf die untragbaren Verhaltnisse im Bahnhofsdienst
(kurze Haltezeiten, Personalmangel, Beschaftigung von Frauen,
schwere korperliche Arbeiten, Schonung der Postg0ter) mussen
die korperlichen Arbeiten im Beforderungsdienst vorrangig
mechanisiert werden.
Bei den Vorbereitungen dazu entstehen einige bedeutende
Probleme, die sich in erster Linie aus dem Zusammenwirken
zwischen Bahn and Post ergeben. Hier denke ich an das ver-
standliche Bestreben der Deutschen Reichsbahn, die Reise-
geschwindigkeiten - vor allem der D-Ziige - durch Verkiir-
.zung oder Wegfall von Haltezeiten zu beschleunigen rind in der
Perspektive vom Dampfverkehr mit verhaltnismaBig langen
Zugen immer mehr and mehr zum Triebwagenverkehr mit
kurzen, schnellfahrenden, dafur aber auf einer Strecke lifter
verkehrenden Zugen iiberzugehen. Damit ist die Mitnahme un-
serer Bahnpostwagen gefahrdet.
Das bedeutet, daB sick der Verkehr auf Postsonderziige kon-
zentrieren m00te, die - meist nachts and in den friihen Morgen-
stunden verkehrend - das Problem des I,adungsaustausches
noch schwieriger gestalten wurden.
An der Losung dieses Fragenkomplexes wird zur Zeit noch
gearbeitet, ohne daB die geplanten MaBnahmen bereits ver-
offentlicht werden konnen.
4.11 Briefbeforderung
Beim Briefabfertigungsdienst and bei der Briefbeforderung
werden wir vollig neue, Wege gehen. Die bisherige Form der
Betriebsorganisation mull in diesem Dienstzweig grundsatzlich
verandert werden. Die schon kurz angedeutete Konzentration
wird es ermoglichen, den Briefverteildienst nach neuen Gesichts-
punkten zu organisieren. Mit der manuellen Briefverteilung
muB Schlull gemacht werden, an ihre Stelle wird als Obergang
zur vollautomatischen Verteilung eine maschinelle Verteilung
mit Briefverteilmaschinen treten, bei denen in einem Verteil-
gang die gesamte Post endgiiltig verteilt wird, ohne daB der
Verteiler die Sendung in die Hand nehmen mull. Hiermit in
engem Zusammenhang steht das Problem der Markierung der
Sendungen nach einem System, das spater die automatische
Verteilung gestattet. Da die theoretischen Vorarbeiten gut
vorangekommen sind, werden wir diesen Fragenkomplex in
unserer Zeitschrift in Kiirze ausfuhrlich behandeln.
4.12 Paket- and Packchenbeforderung
Nach einem ahnlichen Prinzip der Konzentration - natUr-
lich der Eigenart des Paketverkehrs entsprechend in anderem
Rahmen - wird der Paketdienst umorganisiert werden mussen,
wobei darauf zu achten ist, daB die Brief- and Paketstrome
getrennt laufen. Die Paketkonzentrationspunkte werden in
einem hohen Grade mechanisiert (Bilder 1 and 2). Im Jahre
1957 erhalten bereits drei Punkte die entsprechenden Anlagen,
wahrend in einem Punkt zur komplexen Mechanisierung iiber-
gegangen werden kann. Die groBen Summen an Investitions-
mitteln fiir diese Anlagen konnten nur deshalb bereitgestellt
werden, well sich unsere Volkswirtschaft planmallig entwickelt
and dem Nachrichtenwesen beim Aufbau des Sozialismus be-
sondere Bedeutung zukommt.
Die Anlagen werden mit den modernsten technischen Mitteln
so errichtet, daB spater der Einbau elektronischer Steuerungs-
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Bald 5. PAnw-' and Zk-Annahinemaschine ,Astra" des VEB Buchungs-
maschinenweik Karl-Marx-Stadt (Aufn. IPF)
Grundsatzliche Fragen Our Postmechanisierung geft 3 LL vv Oktober 1958
gerate and damit auch im Paketumschlagdienst der l~bergang
zur automatischen Verteilung moglich-ist..
Fur die Konzentration des Packchenverkehis tigelten ahn
liche,Gesichtspunkte.
4.13 Zeitungsbeforderung
Dag ?Befordern der 'durch die Deutsche Post vertriebenen
Zeitungen and Zeitschriften gehort zu den `chwersten Arbeiten:
Auch hier mussen wesentliche Erleichterungen geschaffen wer-
den. Der Ubergang zum Behalterverkehr sowie' die Mechani'sie-
rung der Verladearbeiten. an bestimmten. Punkten wirdin die-
sem Dienstzweig giinstige Arbeitsbedingungen schaffen.
4i4 Ladungsaustausch
Der Beforderungsprozell wird zur Zeit mehr, oder weniger
oft durch'den Aiistausch (Umschlag) der Ladungsgegenstande
auf Bahnhofen oder Postbahnhofen unterbrochen (Bild 3). Be-
sonders auf Bahnhofen haben wir, wie schon dargestellt wurde,
den' staridigen Kampf mit dem Faktor ,Zeit" zu fiihreh. In-
zwischen haben die Betriebserprobungen mit Gabelstaplern and
- ' Rollbehaltern (System ?Jenzen") begonnen (Bild 4). `Die Roll-
liehalter sind verhaltnismaBig leicht and fassen etwa 40 Pakete. .
Sie'werden. zusammenklappbar and mit abnehmbarem -Fahr-
gestell konstruiert- Nach unseren Versuchen im Laboratorium
wird sich dieser -Zweig des Beforderungsdienstes entscheidend
andern lassen. Auch hieruber werden wir noch eingehend in
,,Die Deutsche Post" berichten.
4.2 Annahme- and ? Sonderdienste
Auch im Annahmedienst, der im Blickpunkt der Offentlich-
keit abgewickelt wird,- ergeben, rich . reiche ' Moglichkeiten,
moderne Arbeitsmethoden einzufuhren. Hierbei kommt es??vor
?allern'darauf an, die,Bedienung der.Postkunden zu beschleuni-.
gen, die Kassengeschafte iibersichtlicher zu gestalten, and die
unprodriktiven AbschlriBzeiten' betrachtlich zu verringern. Zu-
diesem 'Zweck mu13 untersucht werden, in welchem Umfang
handelsUbliche Buchungsautomaten am Schalter eingesetzt
werden konnen, mit?denen die Masse, der vorkommenden Ge:
schaftsvorgange ka'ssen, and buchungsmaBig abgewickelt wer-
den kann.
Natiirlich mussen ,Sehdungsarten, die besonderen Sicher-
heitsbestimmungen -unterworfen ,rind, durch Sonderautomaten
behandelt ?werden. Mit der betriebliclien:'Erprobung der neuen
?Astra"-' Annahmemaschine fur ,~Postanweisungen and Zahl-
karten (Bild 5) wird in wenigen?` Wochen begonnen.' Dieser
Buchungsautomat, de?-alle ?Arbeitsvorgange einschlieBlich des
Stempelns in sich vereinigt, wird ' zu einer wesentlichen Be-
schleunigung -der Schalterabfertigung. beitragen.
Das lastige'Aufrechnen der Einzahlungsliste B, die Zusammen-
reehnung-.? beim Einzahlen -mehrerer Betrage, die Gebiihren'
verrechnung durch. Postwertzeichen, das manuelle Abtrennen
des Einlieferungsscheins, das Stempeln'- alle diese Tatigkeiten'
nimmt?die Maschine wahr. Der _Schalterangestellte hat nur noch
den,Betrag der Einzahlung einzutasten and das Geld (einzu-
zahlender Betrag plus Gebuhren) hereinzunehmen.
Neue Wertzeichengeber, Markenausgabegerate and Numerier-
stempel fur. Einschreibsendungen werden mit dazu beitragen,
das Bild an unseren. Schaltern vollig zu verandern. -
uberpruft- werden. Wichtig ist auch,hierliei, den hochstmog-
lichen Grad der Wirtschaftlichkeit zu erreichen, ohne' dabei
etwa die MaBnahmen*hintanzusetzen, . die die allmahliche Be-
seitigung. des Unterschiedes zwischen Stadt rind Land , zum
Ziel haben. Der Einsatz geeigneter Fahrzeuge,, das Ausnutzen
des Laderaumes durch den staatlichen and genossenschaftlichen
Handel mit dem Ziele der verbesserten Warenstreuung and die
Beseitigung der Neben- oder Hinterherfahrten der, Post oiler
-des volkseigenen Kraftverkehrs bei der Personenbeforderung
werden' hier' entscheidende Fortschritte bringen. Es ist aber
klar erkennbar, daB wir unser Ziel, mindestens 60%-aller Land-
kraftpostlinien 13mal wochentlich zu befahren, volkswirtschaft-
lich nur dann vertreten konnen, wenn,wir in enger Zusammen-
arbeit, mit' anderen staatlicher Stellen die dargelegten MiBver-
haltnisse beseitigen.
4.4 Zustelldienst -
Im Zustelldienst ?dient
die Mechanisierung zwei Zielen:
1. Verkiirzen der zu FuB zuriickzulegenden We'geleistungen,
2. Beschranken der abzutragenden Laken auf ein Minimum.
Aug diesen Aufgaben ergeben sich zwei Wege : die Einfiihrung
des Stutzpunktve'rfahrens and der Ubergang zur motorisierten
Brigadenzustellung. Inwieweit das zweite Verfahren, das so-
genannte Rudolstadter Verfahren(wird demnachst ausfuhrlich
beschrieben. Die Redaktion), vom olkonomischen Standpunkt
bereits jetzt vertretbar ist, ?wird z. Z. iiberpriift. In diesem
Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daB sich die US-Post
an einigen Schwerpunkten eines ahnlichen Zustellsystems be-
Die- Motorisierung der Land-, Eil- and Telegram mzustellung
wird verstarkt vo'rangetrieben. werden. ,
Zur vielfach erorterten Frage der- Hausbriefkasten _hat das
MPF nach. griindlicher Diskussion entschieden, daB das. An-
bringen von Hausbriefkasten von uns nicht propagiert werden
soll. Fur diese Entscheidung waren im.wesentlichen drei Ge-
sichtspunkte maBgebend:
1. Zu den Aufgaben der Post, gehort.,es in einer sozialistischen
Gesellschaftsordnung, mit der Bevolkerung standig in,enger
Verbindung zu stehen.
- 2. Erleichterungen fur das' Zustellpersonal sollen nicht auf
Kosten der Empfdnger, geschaffen werden.
3. Durch das Aushandigen von Nachweispost' sowie durch den
Zeitungsfreiverkauf ist nach wie vor.ein Aufsuchen des Emp-
- fangers`notwendig. -
Eine Neuentwicklung wird auch im Lotto-Dienst eingefuhrt, -
wo die massenhaft vorkommenden gleichartigen Tatigkeiten
geradezu typisch and herausfordernd fur das Einfuhren moder-
ner Technik sind. In engem Einvernehmen mit der Direktion
des,VEB Zahlenlotto werden diese Aufgaben gelost.
Auch im Postzeitungsvertrieb komrnt es 'auf die Anwendung
der neuen Technik an; es gilt hier, serienweise auftretende .
Rechenarbeiten sowie das Aufstellen and Zusammenstellenvon
Statistiken mechanisch ? vorzuneehmen" ?
i Der Postscheckdienst' ist' in'- verhaltnismaBig' hoherri -Mal3e
mechanisiert bier;steht der Ersatz-alter Buchuiigsautomaten
?durch neue im Vordergrund
'4.3 ?Landpostdienst
lm Zuge der. neuzusehaffenden Organisations form des -Be-
forderungsdienstes mull auch das System der Landverkraftung
r
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Die Deutsche Post 1. Jg.
Heft 3 Oktober 1956
4.5 Fahrzeuge
Die Fahrzeuge, die wir in
Kraftfahrzeuge,
Handfahrzeuge und
Bahnpostwagen
einteilen, sind wichtige Mittel der Mechanisierung; ihnen kommt
bei der Durchfiihrung unserer Perspektivplane groBe Bedeutung
zu.
4.51 Kraftfahrzeuge
Die neue Organisation unseres Betriebsablaufs wird auch den
Einsatz neuer Kraftfahrzeuge notwendig machen. Da wir ge-
halten sind, die von unserer volkseigenen Kraftfahrzeugindu-
strie konstruierten Serien-Fahrgestelle zu verwenden, besteht
unsere Aufgabe darin, posttypische Aufbauten zu entwickeln.
Das weitere Motorisieren unseres Dienstzweiges erfordert, auch
eine Reihe neuer Fahrzeugtypen zu schaffen, z. B. Mehrzweck-
fahrzeuge fur Briefkastenleerung, Eil- und Brigadenzustellung,
Elektro-Kraftfahrzeuge mit groBerem Aktionsradius und hohe-
rer Geschwindigkeit, langsam laufende Diesel-Paket-Kraft-
wagen fur die Paketzustellung im bergigen Gelande sowie Hub-
wagen fur das mechanische Auswechseln der Batterien.
Fur alle diese Fahrzeugtypen werden die Betriebsbedingungen
und die Losungsmoglichkeiten entsprechender Konstruktionen
in Studienentwurfen zusammengefaBt und Uber die staatlichen
Koordinierungsstellen der volkseigenen Industrie zugeleitet.
4.52 Handfahrzeuge
Auf dem Gebiet der Handfahrzeuge besteht im Hinblick auf
die Standardisierung als einer Voraussetzung zur Mechanisie-
rung ein sehr unerfreuliches Bild. Tausende von in Betrieb
befindlichen Geraten sind iiberhaupt nicht typisiert, die iibrigen
verteilen sich auf uber 250 Typen. Aus diesem Grunde ist unser
BeschluB, nur noch 18 Typen zu bauen, von groBer Bedeutung.
Es kommt vor alien Dingen darauf an, das Eigengewicht der
Handfahrgerate bedeutend herabzusetzen und die Rolleigen-
schaften zu verbessern.
Auch fur den Verkauf der Presseerzeugnisse sind moderne
und ansprechende Fahrzeuge zu entwickeln. An der Losung
dieser Aufgaben wird gearbeitet.
4.53 Bahnpostwagen
Die Bahnpostwagen haben nach wie vor fur die Postbefor-
derung groBe Bedeutung, weil wir auf groBere Entfernungen un-
bedingt ,schienentreu" bleiben wollen. Bei neu anzuschaffenden
Bahnpostwagen mussen dann auf alle Falle die neuen Betriebs-
bedingungen verwertet worden sein. AuBerdem muB sick das
Verhaltnis des Eigengewichts zur Nutzlast wesentlich giinstiger
gestalten. Der 10bergang zur Leichtbauweise bei den neuen
Wagen wird diesem Ziel dienen.
Der z. Z. im Probebetrieb laufende Bahnpostwagen Post
4 - b 1/24,7 weist bereits wesentliche technische und soziale
Verbesserungen auf: Luftheizung, Druckbeluftung, breitere
Schiebetiiren, Kochnische, Kiihlschrank.
Bei alien Fahrzeugen sind die Belange des Behalterverkehrs
zu beachten (GroBe der Behalter, Tiirhdhe und -breite, Be-
wegungsm oglichkeit).
5. Schluflbetrachtung
Die Fiille der vor uns stehenden Aufgaben laBt erkennen,
daB nur eine intensive, konzentrierte Arbeit an allen Problemen
die richtige Losung sicherstellen kann. Keine Aufgabe darf be-
gonnen werden, ohne vorher den Weltstand der Technik auf
dem betreffenden Fachgebiet genau erforscht zu haben. Hier-
bei hilft uns der von uns planmaBig unterstiitzte Dokumenta-
tionsdienst der Hochschule fur Verkehrswesen Dresden ganz
besonders.
Alle Forschungs- und Entwicklungsaufgaben sind je nach
ihrer Bedeutung in die einzelnen Planjahre des Planes ?For-
schung und Technik" eingestuft worden. Bis zum Ende des
2. Fiinfjahrplanes werden wir einen bestimmten AbschluB der
Mechanisierung erreicht haben, so daB wir im 3. Funfjahrplan
in verstarktem MaBe zur Automatisierung fibergehen konnen.
Zur Organisation des Fernmeldebaues
Die im Fernmeldebau anfallenden Arbeiten sind uberwiegend Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten an den
bestehenden Nachrichtenanlagen der Deutschen Post. Auf3erdem sind neue Freileitungs- oder Kabelverbindungen
mit den erforderlichen Nebenanlagen herzustellen. Alle diese Arbeiten konnen nicht in einem Fabrikraum oder
einer Werkstatt, sondern mussen im Stadtgebiet, kings der Landstraf3e oder im freien Geldnde - also im Auf3en-
dienst - ausgefuhrt werden. Diese genannten Merkmale sollten bestimmend fur eine richtige Struktur des Fern-
meldebaues sein.
Die GroBe der Fernmeldemeisterbereiche
Neben anderen Bedingungen muB die Zahl der Personen,
die die Anleitung fur die Arbeit geben und die fur die Aus-
fuhrung der Arbeit verantwortlich sind, groBer sein, als es in
einem Betrieb mit einer zentralisierten Struktur notwendig ist.
Bis zum Zeitpunkt der Bildung der Meisterbereiche im Jahre
1952 war dies den damaligen Anforderungen entsprechend bei
der Struktur der bisherigen Fernmeldebauamter auch der Fall.
Diese Bauabteilungen gliederten sick in Baubezirke und diese
wieder in Bautrupps. Beide konnen personell ungefahr mit den
heutigen Meisterbereichen und Brigaden verglichen werden.
Die Aufgaben jedoch, die den Fernmeldemeistern und Bri-
gadiers heute gestellt sind, konnen mit denen der Bezirks-
baufiihrer und BautruppfUhrer nicht mehr verglichen werden.
Die ,Verordnung fiber die Rechte und Pflichten der Meister
in den Volkseigenen Betrieben" legt die Aufgaben fest, die an
die Meister in den volkseigenen Betrieben gestellt werden.
Danach mull auch im Fernmeldebau der Meister der verant-
wortliche Leiter der Produktion in seinem Bereich sein. Ent-
sprechend der Eigenart des Arbeitsablaufs im Fernmeldebau
bedeutet dies, daB der Fernmeldemeister in seinem Bereich
u. a. verantwortlich ist
1. fur den organisierten Einsatz seiner Brigaden,
2. fur das Einhalten der Leistungslohnbedingungen,
3. fur das Aufstellen von Kostenuberschliigen, die dem wirk-
lichen Arbeitsablauf entsprechen und
4. fur die systematische und periodische Durchfuhrung der
Unterhaltungsarbeiten in seinem Bereich.
Bei der Bildung der Meisterbereiche im Fernmeldebau wurde
dies meiner Meinung nach nicht geniigend beobachtet. Die
Aufgaben des Fernmeldemeisters sind nicht nur groBer, sondern
vor allem bedeutungs- und verantwortungsvoller geworden. Mit
der z. Z. in den moisten Fernmeldebauabteilungen bestehen-
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den Struktur der Meisterbereiche and Arbeitsbrigaden kann
der Fernmeldemeister die Aufgaben, die ihm durch die Planung,
wirtschaftliche Rechnungsfiihrung and Leistungserfassung ge-
stellt werden, nicht in genugendem MaBe erfiillen.
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daB beim
Bilden der Meisterbereiche enter ,grol3eren Aufgaben" nur ver-
standen wurde, dem Fernmeldemeister entsprechend der hohe-
ren Bezahlung mehr Personal and einen grol3eren Arbeits-
bereich zu geben als der ehemalige Bautruppfuhrer hatte. Sehr
haufig wurde so verfahren, daB aus zwei oder drei ehemaligen
Bautrupps ein Meisterbereich mit zwei oder drei Brigaden ent-
stand. In der Regel erhob man einen der ehemaligen Bautrupp-
fuhrer zum Fernmeldemeister, wahrend die ubrigen Brigadiers
dieser Brigaden wurden. Im Grunde nahm man also nur eine Na-
mensanderung der ehemaligen Bautruppfuhrer in Brigadiers vor.
Ein Fernmeldemeisterbereich darf jedoch sowohl personell
als auch territorial nur so groB sein, daB der Fernmeldemeister
die bereits angefuhrten Aufgaben voll erfiillen kann.
Die Bildung' der Arbeitsbrigaden
Beim Bilden der Arbeitsbrigaden wurde meiner Meinung
nach auch die Eigenart des Fernmeldebaues nicht genugend
beachtet. Wie bereits erwahnt, wurde haufig ein ehemaliger
Bautrupp in ?Brigade" umbenannt. Solch eine MaBnahme kann
nicht der Sinn der Brigadenbildung sein. Vielmehr soil doch
mit der Brigadenbildung eine Steigerung der Arbeitsproduk-
tivitat erreicht werden, and zwar besonders durch das straffe
Zusammenfassen der zur Erledigung eines Bauauftrags gehoren-
den Arbeitskrafte. Dieses Zusammenfassen ist sehr wichtig fur
das Ziel, den Bauauftrag zu erfiillen. Da der Bauauftrag ein
Teil des Betriebsplanes ist, sollte damit das Interesse.an dessen
Erfiillung verbunden sein.
Die Bildung der Arbeitsbrigaden muB vom technologischen
Ablauf der Arbeit bestimmt werden. Das bedeutet, daB nur
diejenige eine Arbeitsbrigade sein kann, die standig, unmittel-
bar and an einem Arbeitsort oder Arbeitsabschnitt an einem
fest umrissenen Bauauftrag arbeitet. Im Fernmeldebau kann
dabei eine nach diesen Gesichtspunkten aufgestellte Arbeits-
brigade zwei bis zwolf, in besonderen Fallen auch mehr Brigade-
mitglieder umfassen and in ihrer Starke wechseln.
Arbeitsgruppen, die an verschiedenen Bauauftragen and an
verschiedenen Arbeitsplatzen oder Arbeitsabschnitten arbeiten,
erfullen diese Bedingung nicht, sind also auch keine Arbeits-
brigaden, selbst wenn sie als solche bezeichnet werden.
Als Vorbild fur das Bilden der Arbeitsbrigaden konnen die
seit jeher bestehenden Arbeitskollektivs gelten, die zwangs-
laufig aus dem zweckmaBigsten Arbeitsablauf entstanden waren.
Diese Arbeitskollektivs bestanden in der Regel beim Sprech-
stellenbau aus zwei and beim Herstellen einer LStstelle aus
zwei oder drei Arbeitskraften. Abweichungen von dieser Krafte-
zahl waren nicht haufig and traten nur dann auf, wenn z. B.
beim Sprechstellenbau fur Instandhaltungs- oder Instand-
setzungsarbeiten eines grol3eren Bereichs eine groBere Anzahl
Arbeitskrafte angesetzt wurde. Im Arbeitsgebiet Loter konnte
dies z. B. beim Einziehen von hochpaarigen Kabein auftreten.
Die Kraftezahl der Arbeitskollektivs war jedoch im allgemei-
nen bestandig.
Unter Berucksichtigung dieser Erfahrung wird folgende
Brigadebildung fur zweckmaBig gehalten:
Meisterbereich
Anzahl
der
Brigaden
Anzahl der
Mitglieder
je Brigade
Sprechstellenbau
Loter
2
2
18 fur of
2 Loter
2 fur Sprechstellen
Die Anzahl der Brigaden and die Anzahl der Mitglieder einer
Brigade mussen dabei den produktionstechnischen Verhaltnissen
so angepaBt werden, daB die Zahl der Brigaden innerhalb eines
Die Deutsche Post 1. Jg.
Heft 3 Oktober 1956
Meisterbereiches nicht feststehend ist, sondern nach Art and
Umfang des Arbeitsanfalles gebildet wird.
Fur jede Brigade ist ein Brigadier von der Betriebsleitung
zu bestatigen. Einer. dieser Brigadiers wird gleichzeitig als so-
genannter Hauptbrigadier bestatigt. Dieser tritt dann in Funk-
tion, wenn eine groBere Anzahl oder alle Arbeitskrafte eines
Meisterbereiches zur Erledigung eines Bauauftrags als eine
Brigade eingesetzt werden.
Mit den Brigaden schliel3t die Betriebsleitung eine Verein-
barung ab, in der die Aufgaben and die Verantwortung des
Brigadiers and des Fernmeldemeisters festgelegt sind. Dazu ge-
hort fur den Brigadier neben der praktischen Mitarbeit auch
die Verantwortung fur die Organisation an der Baustelle zur
Einhaltung der FBO, der Arbeitsschutzanordnungen usw.
VZE to9tm iK haKkluztI MaIm
Die diesjahrige Hauptversammlung des Verbandes Deutscher
Elektrotechniker vom 10. bis 15. September in Frankfurt/Main
besaB durch die Anwesenheit zahlreicher auslandischer Wissen-
schaftler internationalen Charakter. In BegriiBungsansprachen
wurde betont, daB diese Tagung auch Ingenieure aus Ost- and
Westdeutschland zusammenfiihrt. Der Delegation der Deutschen
Post gehorten acht Kollegen an.
Aus dem umfangreichen Tagungsprogramm wurden 36 Fach-
vortrage ausgesucht, die fur die Deutsche Post besonders wichtig
erschienen. Jeder Delegationsteilnehmer bekam die Aufgabe,
bestimmte Fachvortrage zu besuchen and caber den Inhalt, die
Diskussion and die sich fur die Deutsche Post ergebenden Fol-
gerungen zu berichten. Eine Zusammenfassung samtlicher Be-
richte wird alien interessierten Kollegen demnachst einen um-
fassenden Tagungsuberblick ermoglichen. Die Fachvortrage
waren in verschiedene Arbeitsgebiete, z. B. Verkehr and Betrieb
in der Vermittlungstechnik, Miniaturtechnik and ihre Bauele-
mente, Beitrage zur Theorie der Signale, Planung von Richt-
funksystemen fur breite Frequenzbander and Einzelprobleme
der Fachtechnik usw. unterteilt. Die- Delegationsteilnehmer
muBten erneut feststellen, da13 zahlreiche Spezialgebiete, fur die
kapitalistische GroBbetriebe' and westdeutsche Behorden einen
groBeren Mitarbeiterstab beschaftigen, in unserer Republik
lediglich von einzelnen Fachkraften, teilweise sogar nur als
Nebenaufgabe, bearbeitet werden. Der Weltstand der Nach-
richtentechnik kann aber nur dann erreicht and iiberholt werden,
wenn sowohl die Erkenntnisse namhafter Wissenschaftler zum
Nutzen der Volkswirtschaft ausgewertet als auch der Forschung
and Entwicklung groBere Moglichkeiten gegeben werden.
Neben dem Besuch der Fachvortrage wurden von der Dele-
gation der Deutschen Post noch verschiedene fernmeldetech-
nische Betriebe and das Fernmeldehochhaus in Frankfurt/Main
besichtigt. Die Deutsche Bundespost ist mit modernen Fahr-
zeugen gut ausgeriistet. Die groBen Platzreserven in den fern-
meldetechnischen Betriebsraumen des Fernmeldehochhauses
lassen erkannen, mit welchem Weitblick der Neubau and die
Erweiterung fernmeldetechnischer Einrichtungen geplant wer-
den.
Der Besuch der VDE-Tagung in Frankfurt/Main gab nicht
nur den Delegationsteilnehmern wertvolle Anregungen and Hin-
weise fur die kiinftige Arbeit, sondern trug auch dazu bei, die
Bindungen der Deutschen untereinander zu festigen.
Schitkowsky
f IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII
Gabelstapler im Einsatz bei der DP
Mit Fahrplanwechsel am 30. Sept. 1956 wurde der Ver-
suchsbetrieb auf der Strecke Leipzig-Oschatz aufge-
nommen. Der Austausch der Rollbehalter vom System
?Jenzen" geschieht dabei mittels Gabelstaplern.
Einzelheiten caber das neue Verfahren werden im Heft 5
unserer Zeitschrift vero/fentlicht.
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII 1111111 1111111 111 lllllllllllllllllllllllll
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Heft 3 Oktober 1958
Es kann nur derjenige Kollege Brigadier sein, der eine solche
Brigade leitet, wie sie vorstehend geschildert ist. Hat er die
Leitung von Arbeitsgruppen, die an verschiedenen Orten arbei-
ten, so ist er kein ,echter" Brigadier. Er wird rile der Motor
seiner Arbeitsgruppen sein, weil er nicht praktisch'bei diesen
mitarbeiten and deshalb auch nicht Vorbild in der Arbeit sein
kann. Aul3erdem ist er dann auch kaum verantwortlich zu
machen fur die Arbeitsgruppen hinsichtlich der Organisation,
der Einhaltung der Arbeitsschutzanordnungen and der Bau-
vorschriften. Damit entfallen aber die wichtigsten Merkmale
fur einen Brigadier. Wenn er die geschilderten Aufgaben er-
fullen sell, kann er nicht auBerdem mit Auskundungen, Material-
bereitstellungen and ahnlichen Aufgaben betraut werden.
Die Struktur der Meisterbereiche and die Gliederung der
Brigaden sind also fur einen rationellen Ablauf der Arbeit von
auBerordentlicher Bedeutung. Sie haben auch EinfluB auf die
ordnungsgernaBe Durchfiihrung des Leistungslohnes and der
damit verbundenen Wirtschaftlichkeit.
Welche Aufgaben entstehen dem Fernmeldemeister bei der An-
wendung des Leistungslohnes?
Dom Fernmeldemeister mull die Moglichkeit gegeben werden,
die Vorgabezeiten fur Arbeiten im Leistungslohn vor Beginn
der Bauausfiihrung festzulegen. Darunter ist nicht nur ein Hin-
weis.auf Einzelheiten zu verstehen, sondern eine genaue Be-
stimmung der Arbeitszeit, die fur die Ausfuhrung des gesamten
Bauauftrags notwendig ist. Ein exaktes Festlegen der Vorgabe-
zeiten kann- nur dann vorgenommen werden, wenn Umfang
lend Ablauf der Arbeit genau bestimmt sind. Sehr haufig wird
der Standpunkt vertreten, daB eine solche genaue Festlegung
des Umfanges der Arbeit and der Vorgabezeiten nicht moglich
and auch nicht erforderlich sei.
Dieser Standpunkt ist irrig and einer ordnungsgemaBen An-
wendung des Leistungslohnes sehr abtraglich. Fur das Steigern
der Arbeitsproduktivitat kommt dem Leistungslohn eine
besondere Bedeutung zu. Es wird deshalb fur notwendig ge-
halten, im Rahmen dieses Artikels besonders darauf einzugehen.
Ganz abgeeehen davon, daB es der bereits im Rahmenkollek-
tivvertrag 1951 gegebenen Richtlinie widerspricht, Leistungs-
lohn mit nachtraglicher Festlegung der Vorgabezeiten durch-
zufuhren, ist es vor allem im Interesse der bauausfiihrenden
Kollegen notwendig, daB ihnen vor Beginn der Arbeit der Um-
fang der Arbeiten and die dafOr vorgegebene Zeit bekannt sind.
Damit wird es dem Fernmeldemeister and den Kollegen erst
ermoglicht, die zweckmaBigste Einteilung ihrer Arbeit vorzu-
nehmen. Fur Invest- and Generalreparaturarbeiten - be-
senders bei den erstgenaunten - kann (lies auch keine beson-
deren Schwierigkeiten bereiten, weil es sowies.o eine unumgang-
liche Forderung ist, daB fur diese Art von Ba,uauftragen Kosten-
iiberschlage aufgestellt werden, die dem wirklichen Arbeits-
ablauf entsprechen. Um diese. Forderung der Investbank er-
fullen zu kOnnen, muB der Fernmeldemeister seine Kosten-
ilberschlage auf Grund einer sorgfaltigen Auskundung vor-
Arbeitsunterlage
fur die auszufiihrenden Arbeiten an der ...... Linie ...... Vorprojektierte Minuten ...... Kosteniiberschlag Nr. .......
von ....................... nach ....................... Bauauftrag Nr..............
(Ist dem Brigadier bei Auftrags- begonnen am ................ beendet am ................
erteilung auszuhandigen)
Auszufiihrende Arbeiten
am Mast Nr.
Mast grund. u. bezeichn. (1-99)
Mast grund. u. bezeichn.
(100-999)
Mast angraben, untersuchen
Mast nachbehandeln
Mastloch herst., Mast aufstell.
Mast richten
Mast abbrechen
Klebpfosten anbringen
BetonmastfuB anbringen
Quertrager anbringen
Quertrager abnehmen
Quertrager auswechseln
Quertrager richten
Quertrager versetzen
Quertrager entrosten
Quertrager streichen
Stutzen anbringen
Stutzen abnehmen
Stutzen auswechseln
Stutzen entrosten and streichen
Isolatoren reinigen
Anker herstellen
Anker abbrechen
Ankerseil auswechseln
Ankerseil kurzen
Streben herstellen
Streben abbrechen
Streben auswechseln
Streben k0rzen
Bindungen losen: 1,5 u. 2 mm
Bindungen losen: 3 u. 4 mm
Bindungen herstell.: 1,5 u. 2 mm
Bindungen herstell.: 3 u. 4 mm
Freiltg. regul.: 1,5 u. 2 mm
Freiltg. regul.: 3 mm
Freiltg. regul.: 4 mm
Freiltg. herstell.: mm
Freiltg. abbreehen: mm
nehmen. Fur diese Auskundung hat sich ubrigens ein beson-
deres Formblatt als Arbeitsunterlage (h erneben) bewahrt. Diese
Arbeitsunterlage bietet dem Fernmeldemeister and Brigadier
eine gute Ubersicht caber die auszufiihrenden Arbeiten; sie wird
bei Auftragserteilung dem Brigadier mit Ubergeben. Ein sorg-
faltig aufgestellter Kosteniiberschlag ermoglicht es dann ohne
weiteres, die darin festgelegte Bauzeit als Vorgabezeit zu ver-
wenden. Eine tagliche Leistungserfassung ist dann nicht mehr
notwendig ; sie kann vielmehr mit einem besonderen Lohn-
schein ,caber mehrere Tage vorgenommen werden. In diesen
Lohnschein brauchen nur die, taglich verbrauchte Zeit im
Leistungslohn and gegebenenfalls der Zeitlohn eingetragen zu
werden. Dieses Verfahren erspart dem Brigadier and dem Fern-
meldemeister viel Schreibarbeit. Fur die Lohnbuchhaltung and
Auftragsabrechnung verringert es die Buchungsarbeiten. Auch
bei Instandhaltungsarbeiten kann in gleicher Weise verfahren
werden. Allerdings ist dazu erforderlich, bestimmte Durch-
schnittsnormen fur Instandhaltungsarbeiten zu ermitteln. Diese
Normen sind fur jedes Ortsnetz typisch and mussen deshalb
von Zeit zu Zeit dem- Zustand des Ortsnetzes entsprechend be-
richtigt werden. Der Beweis, daB es? moglich ist, solche Normen
zu ermitteln, wurde, bereits erbracht. Mit Hilfe dieser Normen
ist es dem Fernmeldemeister moglich, auch fur Instandhaltungs-
arbeiten die Vorgabezeiten vor Beginn der Bauausfahrung fest-
zulegen.
Im Sprechstellenbau besteht ebenfalls die Forderung, die
Vorgabezeiten vor Beginn der Arbeiten den bauausfiihrenden
Kollegen mitzuteilen. Eine Ausnahme kann nur fur die so-
genannten Sofortbauauftrage gestattet werden. Hier ist es
wiederum Aufgabe des Fernmeldemeisters, bei der Verhand-
lung mit dem Teilnehmer gleichzeitig auch die Bauausfuhrung
auszukunden. Nach dieser Auskundung kann dann die Vorgabe-
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40 Zu einigen Diskussionen fiber das Aufteilen des Betriebsplanes
zeit in der Regel durch die Hilfskraft des Fernmeldemeisters
errechnet werden. Anderungen, die auf Wunsch des Teilnehmers
erforderlich sind, f0hren zu einer Berichtigung der Vorgabe-
zeit. Um die Festlegung der Vorgabezeit im Sprechstellenbau
zu vereinfachen, konnen Normenzeitkataloge mit zusammen-
gefaBten Normzeiten verwendet werden.
In diesem Aufsatz konnten selbstverstandlich die angeffihr-
ten Probleme nicht erschopfend behandelt werden, wie es auch
nicht moglich war, alle Probleme der Organisation des Fern-
meldebaues zu ber0hren. Es sollte aber der AnstoS gegeben
werden, die Diskussion darilber zu entfachen, um den Weg
fur eine einheitliche and zweckmaBige Organisation im Fern-
meldebau zu bereiten.
Zu einigen Diskussionen fiber das Aufteilen des
Betriebsplanes in den Betrieben des Post- and
Zeitungswesens
Von Heinz FUHRMANN, Berlin
Wir haben in den vergangenen Jahren die Erfahrung ge-
sammelt, daB es nicht geniigt, im Betrieb einen Plan aufzustellen,
an dessen Erfullung die Leistung der Kollegen des gesamten Be-
triebes gemessen wird. Bei dieser Methode weiB die einzelne
Dienststelle nicht, in welchem Umfang sie am Plan des Betriebes
beteiligt ist and welche spezielle Planaufgabe sie zu erfullen hat.
Daraus folgt, daB die Arbeit des einzelnen oder der Brigade usw.
in gewisser Hinsicht unplanmaBig durchgefuhrt wird. Hierin be-
steht zweifellos ein entscheidender Widerspruch zu den Prin-
zipien der Lenkung and Leitung unserer Wirtschaft, zu der so-
zialistischen Produktionsweise. Aus dieser Erkenntnis heraus ist
vor allem die volkseigene Industrie schon seit Jahren dazu Uber-
gegangen, die Planaufgaben der Betriebe auf kleinere Produk-
tionseinheiten (Abteilungen, Brigaden, Verantwortungsbereiche)
aufzuschlfisseln.
Bei der Deutschen Post sired wir auf Grund der Schwierig-
keiten, die sich aus dem Flachencharakter unserer Tatigkeit.
ergeben, in den vergangenen Jahren auf dem Wege der Planauf-
teilung nicht oder nur ungenugend vorangekommen. Nachdem
jedoch nunmehr ein gewisses Stadium in der Entwicklung un-
serer Planung erreicht ist and sich die verantwortlichen Funk-
tionare das erforderliche okonomische Wissen angeeignet haben,
wurde erstmalig fur das Jahr 1956 eine Methode zum Aufteilen
des Betriebsplanes in den Betrieben des Post- and Zeitungs-
wesens entwickelt and angewendet. Diese von der HV P ent-
wickelte Methode stiltzt sich auf die Erfahrungen, die im Laufe
des Jahres 1955 in einer ganzen Reihe von Betrieben auf diesem
Gebiet gesammelt worden sind. Besonders trat dabei das HPA
Lutherstadt Eisleben hervor, dessen System zur Planaufteilung
alle Teile des Betriebsplanes umfallte and der Vorstellung der
HV P am nachsten kam. Das Anwenden des den Betrieben uber-
mittelten Verfahrens wurde bewuBt als unverbindlich verfiigt.
Im Rahmen gewisser Grundsatze wurde vielmehr Raum fur
Variationen gelassen, so daB die Eigeninitiative der Kollegen im
Betrieb wirksam werden konnte. Damit besitzt das Verfahren
der HV P mehr den Charakter einer Empfehlung, and die Praxis
hat gezeigt, daB bereits eine ganze Reihe von Anderungen
vorgenommen wurden.
Welche Erfahrungen konnten nun in dem halben Jahr, in dem
die Betriebsplane aufgeteilt wurden, gesammelt werden ? Zu-
nachst ist festzustellen, daB die Aufteilung in alien Betrieben
des Post- and Zeitungswesens moglich ist. Das dafiir vorge-
sehene Verfahren ist im wesentlichen anwendbar. Sich ergebende
Schwierigkeiten sind in den meisten Fallen subjektiver Natur.
Es sell allerdings nicht verschwiegen werden, daB in groBen Be-
trieben eine nicht unwesentliche Mehrarbeit mit der Aufteilung
des Betriebsplanes verbunden ist, - ein Faktor, der in vielen
Fallen von vornherein eine Abneigung gegen diese MaBnahme
Die Deutsche Post 1. Jg.
Heft 3 Oktober 1956
verursacht hat. Wo jedoch ein guter Wille bei den verantwort-
lichen Funktionaren vorhanden ist, da lauft das Verfahren nahe-
zu reibungslos.
Um die. noch bestehenden Unklarheiten zu beseitigen, sei
nachstehend auf die wesentlichsten Diskussionspunkte and Ar-
gumente eingegangen, die sich bei Betriebsbesuchen ergaben:
1. Es wird die Frage gestellt, warum alle Erlose aufgeteilt
werden sollen, and man meint, daB die Erlose des Post- and
Zeitungswesens kaum von den Kollegen beeinfluBbar seien.
Besser ware doch, nur die beeinfluBbaren Erlose aufzuschliisseln.
Wiirde man das tun, dann konnte man die Kollegen in den
einzelnen Dienststellen nicht an der Erfiillung des Gesamtplanes
interessieren and somit keine Verbindung zwischen dem Plan
des Verantwortungsbereiches and dem Betriebsplan schaffen.
Eire Zuriickbleiben in den weniger beeinfluBbaren Positionen
wurde zweifellos zur Nichterfullung der Aufgaben des Betriebes
fiihren. Durch das Aufteilen der gesamten Erlose kann jedoch
beim Zuri ckbleiben der weniger beeinfluBbaren Erlose sofort
um die Obererfullung der erheblich beeinfluBbaren Erlose ge-
kampft werden, um den Gesamtplan zu erfullen.
Damit wird eines der wesentlichsten Ziele der Planaufteilung,
die Erfiillung des Gesamtplanes, erreicht.
2. Andere Kollegen argumentieren so, daB die Planaufgaben
nur dann bei dem Leiter des Verantwortungsbereiches auf Ver-
standnis stoBen, wenn sie genau festgelegt sind. Das sei aber aus
den verschiedensten Grunden nicht immer moglich and damit
ergaben sich standig Riickfragen dieser Kollegen in bezug auf
die entstehenden Abweichungen zwischen dem Plan and dem
Ist. Der Sinn der Planaufgaben des Verantwortungsbereiches
ware nicht erkennbar.
Dieses Argument ist insoweit richtig, als es sich auf die groBt-
mogliche Genauigkeit der Planaufgaben der Verantwortungs-
bereiche bezieht. Aber haben wir andererseits nicht schon viel
erreicht, wean die Leiter der Verantwortungsbereiche uberhaupt
kommen and Aufklarung verlangen ? Wird durch diese Kontrolle
von unten nicht auch die Arbeit des Planungsleiters and damit
die gesamte Planungsarbeit im Betrieb verbessert werden ? Es
sollte doch wohl keinen Planungsleiter geben, der diese Kontrolle
seiner Arbeit, die durch die Planaufteilung allen Kollegen sicht-
bar wird, nicht als gut and notwendig anerkennt. Wir erreichen
mit der Planaufteilung also ein weiteres Ziel: Alle Kollegen des
Betriebes werden an die Planungsarbeit herangezogen.
3. Weiter wird die ZweckmaBigkeit der Kostenaufteilung
angezweifelt, weil die BeeinfluBbarkeit der Kosten relativ Be-
ring sei.
In kleinen Verantwortungsbereichen konnen naturlich meist
auch nur geringe Kosten eingespart werden. Dabei wird es sich
in erster Linie um Gemeinkosten handeln. Anders dagegen in
groBen Verantwortungsbereichen: Hier ist durchaus auch eine
Lohnsummeneinsparung durch Umorganisation des Dienst-
ablaufes oder durch nicht in Anspruch genommene Vertreter-
leistungen usw. moglich. Sei die eingesparte Summe jedoch groB
oder klein, jeder sollte sich den Satz: ?Spare ... mit jedem
Pfennig ..." vor Augen halten. Er wird dann selbst zu dem Er-
gebnis kommen, daB jede in 10000 Verantwortungsbereichen
eingesparte Mark auch 10000 DM ergibt.
Die Kostenaufteilung hat noch eine andere Seite. Sie gibt den
Kollegen im Betrieb die Moglichkeit, zu erkennen, inwieweit sie
ohne Mehrkosten hohere Leistungen vollbringen konnen and zur
Starkung des Prinzips der sparsamen Verwendung der Mittel
beigetragen haben.
DaB daruber hinaus auf diesem Wege auch eine Kontrolle von
unten Ober die zweckmaBige Verwendung der Mittel einsetzt,
dBrfte jedem klar sein.
Die angefiihrten Punkte mogen geniigen, um noch einmal die
ZweckmaBigkeit and Notwendigkeit zu erlautern, den Betriebs-
plan aufzuteilen. Die Diskussion sollte dater nicht mehr um die
Frage ?Aufteilung oder nicht", sondern nur noch um die standige
Verbesserung der anzuwendenden Methoden gefiihrt werden.
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r 1i1g' Heft 3" * Oktobef 1956 Uber das Ausgestalten von OTelex
. ,Uber da's Ausgestaltei -von OTelex.
Von Rudolf NAGEL,. Leipzig
Zwei/ellos verdankt Leipzig seiner, Funktion als Messestadt in erster Linie.den internationalen Charakter meter
and demgemaB' das Bedurfnisinach offentlichen Telexstellen
(OTelex) Bering. Das andert sich jedoch schlagartig, wenn,
wie zur Leipziger Messe, der internationale Handel friedliche
Triumphe feiert unddie Geschaftsleute der Welt groBten Wert
auf: sehnelle Teleiverbindunge'n mit ihreri'Heimatorten legen.
'Dem Bedarf entsprecherid unterhielt die Deutsche Post
Telextechnik den AnschluB an das Weltniveau gewonnen hat').
Das Net, der Teilnehmer ist bei ins abernoch sehr weitmaschig
-der Deu`tschen Post diesem Niveau angleicht. Dies gilt auch fur den Telexverkehr.
Der Telexverkehr hat in der ganzen Welt rein Anfangsstadium
der,Entwicklurig iiberschritten; wobei nicht.zu verkennen ist,
daB unsere RepublikzahlenmdBig ?mithilt`-und auch in der
zur. Herbstmesse 1952
zurHerbstmesse 1953
-zurlHerbstmesse 1954
zur;Friihjahrsmesse 1955
zuriHerbstmesse 1655.,"
1956
1 OTelex,,
4 OTelex,
18 OTelex,
20 OTelex,
17 OTelex and
22 OTelex... / .?
Nachdem' Standortveranderungen,in einigen wenigen Fallen
auch eine, giinstigere Auslastung der Kabinen durch schwer-
punktmaBige Streuung .sicherstellten, zeichnet sich 'bereits zu-
cktenwesen
Leipzig kann also beziiglioh Anordnung, Ausfuhrung, Be=
messung, Einrichtung and Popularisierung der Kabinen auf eine
gewisse Erfahrung zurackblicken, die im Hinblick auf kiinftige
Projekte.in anderen Stddten weitere Kreise der Deutschen Post
--interessieren werden. - R.
Standort
..i
Es 'wird sich als notwendig erweisen, in den nachsten. Jahren
zumindest in denStadten mit mehr als 100000 Einwohnern bzw.
in allen Bezirksstadten wenigstens je eine OTelex zu unterhalten.
Daruber hinaus ist der Bedarf zu prufen bei Zeiltralbahnhofen
and Flughafen mit nationalem and internationalem Reisever-
kehr, an Statten nationaler and internationaler Kultur'- and
Sportveranstaltungen, an Konferenzorten pew.
In alien Fallen sollten die Einrichtungen in raumlicher Ver-
bindung mit Postamtern oder Sonderpostamterh odes in lderen
unmittelbarer Nahe angeordnet werden; weil sie erfahrungs-
gemal3 von Fremden, dort zuerst gesucht werden.
satzlicher Bedarf ftir 1957 ab. Das ve'rwundert nicht, wean man
Statistische Zahlen einiger europaischer Ldnder (Stand Anfang1956)i
hort, daB der -durchschnittliche Telexverkehr allein von der
.
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uh
ja
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rsmesse 1955 bis zur Fruhjhmse 1956 auf $20 Land
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Bedeutung
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des Telexverkehrs wie die der`Leipziger Messe. -
Aber auch aul3erhalb.solcher Mammut,Veranstaltungen wird
man kunftig beil zentraler? Kultur- and Verkehrsbauten nicht
mehr den Einbau von Telexkabinen ubersehen dii`rfen, InLeip `
zig ist-(wie auch in Berlin, Dresden and Halle) bereits jetzt,eine
OTelex das ganze ' Jahr uber taglich geoffnet,--und zwar in der
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We
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ofes. Im neuer
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100000
Mann-
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of wurden ebenfalls melirere Kabinen :in das
Raumprogramm kaufgenommen, desgleichen eine fur die neue
Emnfanaahalle desYFlu
hnfo?Q
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Stadion des Spoitforums sind j8 Kabinen; fur Reporter .und 'im
I
zugehorigen Soriderpostamt eine fur die: Offentlichkeit einge-
richtet. Im zur Zit in Projekti"rung ? befit dlichen Europa-Hotel
pA,Franz-Mehring-Haus", Leipzi`g,,
eingebaute OTelex-Kabine (Aufn. Tag-
Danm
autom. .
520 Tin
ark
autom.
.800
Deutsche Bundesrepublik
autom.
14 000
Deutsche Demokratische
Republik . .
. .
autom. . .
.}
1000
n,niana h . .
Hand
Hand
170
560
Grodbritannien . .
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2000
Jugosiawien, - . .
autom. .
.
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Luxemburg .
Hand .' .
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Niederlande.
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autoin. .
1 220
Norwegen . . . .
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350
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autom. . '
2000
polen
Portugal ........ .
Hand . .
Hand
0 300
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Schweden . . . . .
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Schweiz . . . .. .
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Spanien . .
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Uber das Ausgestalten'von OTelex
Die Deutsche Post 1. Jg.
Heft 3 Oktober'1956
nur bei einer Vielzahl von nebeneinanderliegenden Kabinen
rentabel, es sei denn, der AnschluB an eine vorhandene Anlage
ist erreichbar. Sonst sollte unter alien Umstanden ein ins Freie
fuhrendes Fenster mit Luftungsflugel Bedingung fur die Wahl
des- Standortes sein. Entliiftuhg nach der Schalterhalle, nach
Treppenhausern oder ahnlichen Raumen and Ventilatoren usw.
als Behelf konnen nur bei kurzfristig besetzten Kabinen (Sport-
veranstaltungen, Tagungen usw.) eine brauchbare Losung sein.
Als lichte Tiirbreite genugt normalerweise 0,70 m, weil auch die
kiinftig produzierten Standgehause der Blattschreiber ent-
sprechend, auseinanderzunehmen sind.
Fur den Vor- and Warteraum ist unabhangig von der Anzahl
der Kabinen eine Flache von rund 10 qm als ausreichend zu.be-
trachten,. wobei' eine Annaherung an die quadratische Form
wunschenswert ist.
Ausfiihrung l
Die Ausfuhrung der Kabinen ist weitgehefid eine Gestaltungs-
frage, weil technisch nur wenige Bedingungen zu erfiillen sind.
Per Telexkunde spricht im. Gegensatz zum "Fernsprechkunden
fast nur gedampft, so "daB der Schalldammung nicht,so.hohe
Bedeutung; zukommt. Von besonderen MaBnahmen (Isolier-
'Bild 2. Eine Doppelkabine im Treppenhaus des Ringmessehauses in Leip-
zig.,(Aufn. Taggeselle, Leipzig) abgesehen werden. Dagegen sind natiirlich direkte Offnungen'
nach dem Vorraum, nach der Schalterhalle usw. (Luftung!) zu
Bemessung
vermeiden; denn das Fernmeldegeheimnis ist unter alien Um-
Eine OTelex besteht aus einer oder mehreren Kabinen and standen zu wahren. -
dem entsprechenden Warte- and Vqrraum. Die GroBe der_Ka-
binen ist abhangig von der Ausstattung and den Arbeitsschutz= Beim naehtraglichen Einbau von OTelex in bestehende Bau-
anordnun en. Die Ausstattung verlangt eine Grundflache von ten, in Schalterhallen (Bild 1), Bahnh6fe, Empfangshallen von
minimal 5,0 qm, maximal 7 5 qm. Nach der Arbeitsschutz- Flugplatzen, Messehauser u. dgl. wird sich die Massivbauweise
anordnung ist je Arbeitsplatz 15,cbm Raumvolumeh sicherzu- aus architektonischen Grunden meistens verbieten. Es kommen
stellen (bei 3 m Raumhohe also 5 qm and bei 2,5O.rn Raumhohe hier vorwiegend Glaskabinen in. Holz- oder Leichtmetallkon
6 qm Grundflache). Das Verhaltnis der. Seitenlangen zueinander struktion in Frage. Die Verglasung soil aus einem undurchsich-
.1 (1 tigen Dekorationsglas bestehen, sofern nicht aus Reprasen-
ist von untergeordneter Bedeutung.und im allgemeinen vom ver- tationsgriinden Fensterglas mit Tull-Dekoration gewahlt wird
ftigbaren Raum sowie von der Lage der Fenster and Tdren ab- (Bild 2).
hangig. Bezuglich des Raumvolumens ist jedoch zu beachten:
Neben der Kollegin halten sich am Arbeitsplatz z. T. fiber gro-- Auch Massivkabinen sollte man immer mit einer reprasen-
Bere Zeitraume hinweg ein bis zwei weitere Personen als Telex- tat,iven Glastur versehen. " ?
kunden in der Kabine auf, wornit naturgemaB ein erhohter Eine Zwischendecke in 2,5,bis 3,0 m Hohe kommt tiberall dort
Sauerstoffverbrauch. verbunden ist. Da nur in wenigen Fallen in Frage, we sich die Raumhohe der Halle, in der sich die Kabine
das Einrichten einer Kabine mit 10 his 15gm`Grundflache mog befindet, nicht mit der verhaltnismaBig geringen Kabinengriund-
lich sei'n= wird, kommt einer einwandfreien Frischluftzufuhr er- flache in Einklang bringen IaBt bzw, we ein Hoherziehen der
hohte Bedeutung au. Eine- mechanischeLuftungsanlage.wird Kabinenumfassung'unwirtschaftlich ist oder unschon wirkt.
Bild 3. Warteraum der OTelex in der
Westhalle des Leipziger Hauptbahn-
hofes (Aufn. Taggeselle, Leipzig)
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The Deutsche Post 1. Jg.
?left 3 Oktober 1956
Uber das Ausgestalten von OTelex
Heizung, Beleuchtung, FuBbodenbelag sind so einzurichten,
daB sie den an einen standigen Arbeitsplatz zu stellenden An-
forderungen gerecht werden.
Einrichtung
Da sich der Telexkunde his zu einer Stunde and Langer in der
Kabine aufhalt, sell sie eine gewisse Gemutlichkeit ausstrahlen.
Die Behandlung der Wand- and Deckenflachen and die Aus-
stattung and entsprechend zu wahlen (Bild 3).
Der Arbeitsplatz fiir die Telexkraft besteht aus dem Gerat
im Standgehause oder auf einem Spezialtisch mit 0,5 X 1,0 m
grotier Platte, dem seitlichen Rollschrank fur das Arbeitsgerat
find dem Drehstuhl. Ferner sind eine Arbeitsplatzleuchte, ein
PernsprechanschluB sowie eine Tischuhr mit Sekundenzeiger,
am besten als Stoppuhr, fur die Gebuhrenbemessung erforder-
lich. Die Uhr ist zweckermaBigerweise auf einem verstellbaren
Konsolbrett oberhalb des Gerhtes an der Wand anzuordnen, um
Schhdigungen durch die vibrierende Tischplatte zu vermeiden.
Fur die Telexkunden and ihre Begleiter sind ein bis zwei be-
queme Sessel oder Sessel and Hecker sowie der immer wieder ge-
forderte Kleintisch fur Aktenablage erforderlich, daneben
Kleiderablage, Papierkorb, Ascher.
Als Raumbeleuchtung wurden in Leipzig Stander Tisch-
oder Wandleuchten vielfach der Deckenleuchte vorgezogen.
Alle Netzanschliisse fur Blattschreiber and Leuchten erhalten
Schuko-Steckdosen. Fensterdekorationen aus Textilien oder
Plaste, Bild- and Blumenschmuck werden in den meisten Fallen
die Ausstattung vervollstandigen mussen (Bild 4).
Im Warteraum ist die gleiche Ausstattung fur das Publikum
notwendig, jedoch sollen mindestens drei Sitzplatze and eine
Schreibgelegenheit vorhanden sein.
Bel mehreren Kabinen mull ein Garderoberaum fur Persona]
mit Waschgelegenheit vorgesehen werden, wenn nicht die ge-
meinsame Nutzung mit an gleicher Stelle tatigem Personal
moglich ist.
Blld 4. Innenansicht des Warteraumes der transportablen OTelex (Telex-
Pavilion) auf dem Markt in Leipzig (Aufn. Taggeselle, Leipzig)
Blld 5. Neon-Emblem fiber der ()Telex Leipzig Hauptbahuhof (Aufn. Tag-
geselle, Leipzig)
Popularisierung and Kennzeichnung
Offentliche Telexeinriehtungen sind fast nirgends soweit be-
kannt, daB man auf Hinweise im groBeren Umfange verzichten
konnte. Es sind deshalb die Mittel der Posteigenwerbung weit-
gehend auszunutzen. Daruber hinaus sollten im Benehmen mit
den kommunalen Stellen Standorthinweise an alien Verkehrs-
zentren, an Bahnhofen, Strailenbahn- and Omnibus-Warte-
hauschen, in Hotels usw. angebracht werden. Die Kennzeich-
nung am Objekt selbst sell auffallend sein. ZweckmaBig wird
hierfur Neonlicht, am besten mit Blinkereinrichtung, in An-
spruch genommen. Die Kennzeichnung durch S.innbild soil ein-
heitlich sein. Der Verfasser hat hierfur ein Emblem entworfen,
das sich im dritten Jahr seiner Anwendung in Leipzig insbe-
sondere zur Messe stark eingebiirgert hat (Bild 5).
Schlu6
Der Aufbau and die Einrichtung von Telexkabinen waren fur
Leipzig Neuland. Dabei wurde bewuBt experimentiert and in
vielen Varianten individuell der Angleich an die Umgebung ge-
sucht. Raum gelassen wurde dabei auch in einzelnen geeigneten
Fallen einer gewissen modischen Kiihnheit oder einer anheimeln-
den Intimitat. Hierbei sollte der Rahmen einer postalischen
Stelle im inodernen Stil allerdings nicht gesprengt werden. Das
scheint auch bei einer vom Verfasser entworfenen transportablen
and zusammenlegbaren Spezialkabine aus Alu-Rohrkonstruk-
tion mit aufgespannter Pliischdecke and einer Doppelwandung
aus Plusch and Plastikfolie gelungen zu sein, die bereits fur
eine auslandische Messe nachgebaut wird.
Wenn auch alle Erfahrungen nicht ohne gelegentliche kleinere
Fehlschlage zusammengetragen werden konnten, so lift doch
die fast uneingeschrankte Anerkennung der zum Tell anspruchs-
vollen Messebesucher aus alter Welt sowie des international er-
fahrenen Messeamtes vermuten, daB Bich die Deutsche Post hier-
bei auf dem richtigen Wege befindet.
Defizit der USA-Post
Washington. Wie der USA-Postminister Summerfield be-
kanntgab, hat die Postverwaltung der Vereinigten Staaten von
Nordamerika ein jahrliches Defizit von 450 Millionen Dollar.
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44 Neue Methoderi zum Gewinnen von Abonnenten fur Fachzeitschriften
Die Deutsche Post 1. Jg.
Heft 3 Oktober 1956
Neue Methoden zum Gewinnen von Abonnenten fur Fachzeitschriften
Von August RUCKERT, Berlin
Der Postzeitungsvertrieb, dem die wichtige Aufgabe des Pressevertriebs in der Deutschen Demokratischen Republik
seit 1949 ubertragen ist, hat die Zahl der Leser von Tages- and Wochenzeitungen mit Hilfe von Wettbewerben stan-
dig erhoht. Jedes Jahr sind von unseren Brief- find Zeitungszustellern bis zu 400000 neue Abonnenten allein fur
Tageszeitungen geworben worden. Diese planma/3ige Steigerung der Zeitungsauflagen wird fortgesetzt and dank
der Unterstutzung durch die Parteien, Massenorganisationen find Verlage auch mit neuen Methoden weiterent-
wickelt. Demgegenuber liegt die Werbung fur wissenscha f tliche Zeitschriften and Fachzeitschri f ten weit zuruck.
Diesem Mangel, der sick als Hemmnis fur die ideologische and fachliche Qualifikation der Kader erweist, soil
der Betriebsbeau f tragte fur Pressewerbung abhel fen.
Einleitung
Die Entwicklung im Vertrieb der wissenschaftlichen Zeit-
schriften and der Fachzeitschriften.ist unbefriedigend, obwohl
in der Dcutschen Demokratischen Republik (neben 51 Tages-
und 67 Wochenzeitungen) 388 Fachzeitschriften and wissen-
schaftliche Zeitschriften erscheinen. Daruber hinaus sind an
westdeutschen and auslandischen Presseerzeugnissen (in Stuck)
bei uns im Handel:
Aus Albanien 24, aus Bulgarien 100, aus China 91, aus der
Mongolei 20, aus Polen 346, aus Rumanien 165, aus der So-
wjetunion 850, aus der Tschechoslowakei 371, aus Ungarn 247
sowie aus der Bundesrepublik and aus dem kapitalistischen
Ausland 186.
Das Angebot ist damit groB genug,? um fast jedem Werk-
tatigen ?seine" Fachzeitschrift bereitzustellen. Jedoch - and
das ist das A and 0 bei der Fachzeitschriftenwerbung - die
meisten Leser wollen individuell beraten and geworben werden.
Dies war bisher leider nicht immer moglich, weil die Kolle-
ginnen and Kollegen im Zustelldienst nicht alle die dazu er-
forderliche Qualifikation besitzen.
AuBerdem lieBen die leitenden Funktionare im Post- and
Zeitungswesen ihre entsprechende Unterstutzung auf diesem
Gebiete vollig vermissen. Man darf aber auch nicht verkennen,
daB die Werbung schon allein durch die zahlreichen Fachgebiete
problematisch ist. So erscheinen z. B. fur die Gebiete Land-
und Forstwirtschaft allein 30 Fachzeitschriften, fur technisches
Allgemeinwissen 12, fur Gesellschaftswissenschaften 26, fur Kor-
perkultur 17 and fur Gesundheitswesen 22.
Wahrend sich die Werbung fur Tages- and Wochenzeitungen
durch die Brief- and Zeitungszusteller in den Haushalten leich-
ter organisieren and durchfiihren laBt, steckt also die Werbung
fur wissenschaftliche Zeitschriften and Fachzeitschriften durch
die Deutsche Post noch in den Anfangen.
Die Zentrale Zeitschriftenwerbung
Den Hauptanteil an der bisherigen Werbung von Abonnen-
ten fur Fachzeitschriften kann die Zentrale Zeitschriftenwer-
bung (ZZW) fur sich verbuchen. Diese vor funf Jahren von den
Verlagen der Deutschen Demokratischen Republik gegrundete
Organisation, die dem Verlag ?Die Wirtschaft" als Abteilung
unterstellt ist (der Verlag ?Die Wirtschaft" gibt allein 50 Fach-
zeitschriften heraus), hat in ihrer bisherigen Tatigkeit Hundert-
tausende neuer Bezieher fur Fachzeitschriften geworben. Sie
hat nicht nur die Auflagen vieler Objekte verbreitet and damit
die Wirtschaftlichkeit gesichert, sondern auch den normalen
Leserschwund der Fachzeitschriften standig aufgefangen. Denn
mit dem Wechsel eines Arbeitsplatzes ist haufig eine Berufs-
veranderung verbunden, die sich natiirlich auch auf den Fach-
zeitschriftenbezug auswirkt. Diese Fluktuation macht eine
standige Werbung notwendig, um die Auflagen der Fachzeit-
schriften stabil zu erhalten. Die Werbeabteilung der Zentralen
Zeitschriftenwerbung ffihrt im Zusammenhang mit den ver-
antwortlichen Stellen des Staatsapparates and der Massen-
organisationen zentrale Werbungen durch, wahrend die Auf-
gabe der AuBenbeauftragten in der individuellen Beratung and
Uberzeugung der Interessenten besteht.
Der Perspektivplan fiir das Post- and Zeitungswesen
Im Perspektivplan fur das Post- and Zeitungswesen haben
wir uns nunmehr die Aufgabe gestellt, die Werbung fur Fach-
zeitschriften durch die Zusteller umfassend zu organisieren and
Annahmestellen fur Abonnenten von Fachzeitschriften in den
Betrieben, Verwaltungen, Institutionen, in Maschinen-Trak-
toren-Stationen, Landwirtschaftlichen Produktionsgenossen-
schaften and Volkseigenen Gutern einzurichten. Fur die Werbe-
arbeit in den Annahmestellen sollen Betriebsbeauftragte ein-
gesetzt oder gesellschaftliche Werber gewonnen werden. Die
BPF schaffen bereits in ihren Bezirken in einigen Betrieben
solche Beispiele, and die Ergebnisse werden uns zeigen, welche
Mittel and Methoden die geeignetsten sind, um auf. breiter
Grundlage eine solche Werbung durch Betriebsbeauftragte zu
organisieren. Aber auch die Brief- and Zeitungszusteller, die
taglich mit der Bevolkerung in Beruhrung kommen, mussen
sich qualifizieren and sich auf die Werbung fur wissenschaft-
liche Zeitschriften and Fachzeitschriften einstellen. DaB es uns
dabei nicht an Vorbildern mangelt, zeigt ein Artikel aus der
sowjetischen Zeitschrift ?Pressewerbung and Vertrieb", Heft 3,
1956, in dem der Leiter des Postzeitungsvertriebs der Dnjepro-
petrowsker Verwaltung fur Post- and Fernmeldewesen zum
Problem der Pressewerbung durch Betriebsbeauftragte wie folgt
schreibt: ?Die Parteiorganisation der SchienenwalzstraBe des
Dsershinski-Werkes hat vor sechs Jahren den Obermeister der
Walzendreherei, Genossen Latyschew, beauftragt, als gesell-
schaftlicher Pressewerber tatig zu sein. Jetzt beziehen 132 Ar-
beiter dieser Abteilung 128 Exemplare Zeitungen and Zeit-
schriften. Hier ist der Bericht des Genossen Latyschew fiber
seine Arbeit:
,Das Interesse der Arbeiter an Zeitungen and Zeitschriften
ist sehr. groB, aber es ware falsch anzunehmen, daB man das
Abonnieren der periodischen Presse dem Selbstlauf iberlassen
kSnnte. Oft ist es so, daB der Arbeiter einfach keine Zeit hat,
zur Post zu gehen and ein Abonnement abzuschlieBen oder
daB er nicht weiB, welche Zeitung oder Zeitschrift er am besten
abonnieren sollte and wieviel sie kostet. Hier muB der gesell-
schaftliche Pressewerber helfend eingreifen... Meine Rolle ...
bestand darin, den Arbeitern bei der Auswahl der Zeitungen
and Zeitschriften zu helfen and das Abonnement abzuschlieBen.
Ich habe stets einen Zeitungs- and Zeitschriftenkatalog and
das Quittungsbuchlein bei mir. Wir achten darauf, daB neue
Genossen, die in unsere Werkabteilung kommen, ebenfalls Be-
zieher von Zeitungen and Zeitschriften werden...I
Solche aktiven Pressewerber wie den Meister Latyschew, die
taglich mit den Massen arbeiten, gibt es bei uns im Gebiet
Hunderte. Sie wurden zur Hauptstutze der Post bei der Durch-
fuhrung der Abonnentenwerbung fur Zeitungen and Zeit-
schriften."
Weitere Vorschlage zur Verbesserung der Werbearbeit
Da der weitaus groBte Teil der Werktatigen noch nicht ,mit
der Fachzeitschrift arbeitet", ja noch nicht einmal die zutreffen-
de Fachzeitschrift kennt, and die Erfiillung unserer Wirtschafts-
plane qualifizierte Menschen erfordert, mull besonders Wert
auf die Werbung von Lesern gelegt werden. In den Richtlinien
zum MinisterratsbeschluB vom 24. 3. 1954 heiBt es deshalb:
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Die Deutsche Post 1. Jg.
Heft 3 Oktober 1956
Belastungsausgleich bei Fernsprechvermittlungsstellen (VStW)
,,Es ist notwendig, daB in den Betrieben and Verwaltungen
eine organisierte Werbung fur Fachliteratur (Fachzeitschriften,
Fachbucher usw.) durchgefuhrt wird."
Dieser BeschluB mull nunmehr schnellstens durchgefuhrt wer-
den!
a) Spezielle Ma f3nahmen der Betriebe der Deutschen Post
1. Die Deutsche Post gewinnt in Zusammenarbeit mit den Lei-
tungen der Volkseigenen Betriebe and Verwaltungen, der Par-
teien and Gewerkschaften Betriebsbeauftragte fur die Wer-
bung von Abonnenten fur Fachzeitschriften. Die Abteilungs-
Ieiter in den BPF sowie die Abteilungsleiter and Stellen-
vorsteher in den Postbetrieben setzen sich mit den genannten
Institutionen ihrer Arbeitsbereiche in Verbindung, legen die
Fachgebiete fest and versehen die Betriebsbeauftragten mit
dem notwendigen Werbematerial and den Bezugsbedingun-
gen. Als materieller Anreiz ist den Betriebsbeauftragten zu-
nachst die Werbegebiihr zu geben, die auch von den Ver-
lagen der Deutschen Post gewahrt wird.
2. Die leitenden Funktionare des Post- and Zeitungswesens
sorgen fur die fachliche Weiterbildung der Brief- and Zei-
tungszusteller auf dem Gebiete der individuellen Werbung
fur Fachzeitschriften and leiten sie standig an.
3. Die Zustellung and Kassierung sind so zu verbessern, daB den
Wtinschen der Bevolkerung entsprochen wird and Beschwer-
den der Leser vermieden werden. Die Bestellung and even-
tuelle Nachlieferung sind so gewissenhaft auszufiihren, daB
der Leser in jeder Beziehung mit der Arbeit der Deutschen
Post zufrieden ist.
Die Wiedergewinnung,,abgesprungener Abonnenten" ist auch
eine wichtige Aufgabe. Sie soil nicht allein den Zustellern
iiberlassen bleiben, sondern auch Stellenvorsteher and Ab.
teilungsleiter mussen hierbei helfend einspringen.
4. In den Postzeitungsvertrieben sind sozialistische Wett-
bewerbe fur die Abonnentenwerbung der Fachzeitschriften zu
organisieren, and in den Betrieben and Verwaltungen sollen
die Probleme der Pressewerbung in den Versammlungen er-
ortert werden.
b) Spezielle MaBnahmen der Zentralen Zeitschriftenwerbung
1. Die Zentrale Zeitschriftenwerbung wird die Bemuhhngen der
Deutschen Post in jeder Hinsicht unterstutzen. Die Mit-
arbeiter des AuBendienstes in den Bezirken and Kreisen
sind angewiesen, in engster Zusammenarbeit mit den Post-
kollegen die Werbung in den Betrieben zu organisieren and
sich besonders auf bestimmte Schwerpunkte in den Betrieben
and Verwaltungen zu konzentrieren. Hberschneidungen in
der Werbung mussen vermieden werden.
2. In Zusammenarbeit mit den Verlagen wird die Zentrale Zeit-
schriftenwerbung einen Werbeprospekt fur alle Fachzeit-
schriften herausbringen, der den Betriebsbeauftragten and
den Zustellern der Deutschen Post die Werbung erleichtert.
3. Die Zentrale Zeitschriftenwerbung sollte snit den zustan-
digen Fachministerien and im besonderen mit dem Ministe-
rium fur Arbeit, Abteilung Berufsausbildunn MaBnahmen
beraten and durchfiihren, damit die verantwortlichen Mit-
arbeiter des Staats- and Wirtschaftsapparates die Werbung
durch die Deutsche Post and durch die Zentrale Zeitschriften-
werbung in Zukunft besser unterstutzen. Daneben 1ABt ein
hoherer materieller Anreiz fur die Betriebsbeauftragten and
auch fur die Zusteller auf einen groBeren Erfolg bei der Wer-
bung hoffen.
c) Spezielle Ma/nahmen der Hauptverwaltung Post- and Zeitungs-
wesen
Die HV P sollte auf den nachsten Arbeitstagungen der
Abteilungsleiter P and PZ einen,regelmaBigen Erfahrungs-
austausch durchfuhren, um an Hand der Beispiele and der
Entwicklung der Werbung weitere Anregungen zu ver-
mitteh bzw. mit den entsprechenden Organen fiber neue
MaBnahmen beraten zu konnen.
Schlullbetrachtungen
Die Einsicht in die Notwendigkeit der Fachzeitschriften-
werbung scheint bei den moisten unserer Postangehorigen vor-
handen zu sein. Jetzt kommt es auf das Wie an, auf die Mittel
and Methoden der Werbung. Sie hangen unmittelbar von den
Kenntnissen and Fahigkeiten der Menschen ab, die im Post-
und Zeitungswesen tatig sind oder diesen Dienstzweig anleiten.
Der einen Moglichkeit, Betriebsbeauftragte fur Pressewerbung
auszubilden and in die Betriebe, Verwaltungen, Institute and
Schulen zuriickzuschicken, sollte jedoch starkste Beachtung
geschenkt werden.
Belastungsausgleich bei Fernsprechvermittlungsstellen (VStW)
Besonders in grOBeren VSt Wn hat sich durch den ungleichmdfigen Zu- find Abgang von Teilnehmern eine unter-
schiedliche Auslastung der verschiedenen Vorwdhler-Hunderte ergeben. Einzelne Hunderte sind uberlastet, andere
nosh aufnahmefdhig, find zwar gemessen an der Verkehrsmenge. Die Zahl der belegten Vorwdhler stellt also nicht
das Kriterium fur die Auslastung eines Vorwdhler-Hunderts dar. Um eine maximale Auslastung der vorhandenen
Kapazitdten an Anruteinheiten zu ermoglichen, zeigt der Verfasser einen Weg, wie Belastungsausgleiche durch-
gefuhrt werden konnen. Die Redaktion
Einleitung
In einer VStW flieBt der gesamte abgehende Verkehr von
den I. VW den nachgeordneten technischen Einrichtungen zu.
Die I. VW-Ausgange sind in einer ?Mischung" zusammengefaBt;
die Abnehmerschaltglieder konnen I. GW oder auch II. VW sein.
Eine bestimmte Anzahl von I. VW bildet jeweils ein Zubringer-
biindel. Jeder Mischungsaufbau geschieht grundsatzlich so, daB
ein gleichstarker Verkehr der Zubringerbiindel vorausgesetzt
wird and die Abnehmerschaltglieder dem gesamten Mischungs-
feld gleichmaBig zugeordnet werden. Selbstverstandlich ver-
arbeitet eine gute Mischung auch einen Verkehr, der von den
einzelnen Zubringergruppen unterschiedlich zugefuhrt wird. Es
ist aber zu bedenken, daB ein annahernd gleichgroBer Verkehrs-
zufluB von samtlichen einzelnen Zubringergruppen die Mischung
giinstiger beeinfluBt als ein ungleich groBer VerkehrszufluB.
Bei groBen Verkehrsunterschieden der Zubringergruppen besteht
die Moglichkeit, daB bereits Verluste in ii.berlasteten Zubringer-
gruppen eintreten konnen, obwohl noch keine Auslastung der
Abnehmergruppe besteht. Da die Zubringergruppen jeweils aus
einem I. VW-Hundert (Hdt) gebildet werden, bedeutet das Ein-
treten von Verlusten in einzelnen Zubringergruppen einer Mi-
schung eine zu groBe Anzahl von abgehenden Gesprachen im
betreffenden I. VW-Hdt. Beim Vergleich vieler McBergebnisse
ist festzustellen, daB der abgehende Verkehrswert der I. VW-
Hdt im Mittel um etwa 15% hoher liegt als der Verkehrswert
der LW-Hdt. Dieser Prozentsatz kann fur die einzelnen VStWn
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durch Verkehrsmessungen an den I. GW- and den jeweils
letzten (IL, III. oder IV.) GW-Gruppen genau bestimmt wer-
den. Bei hoher Belastung bestimmter I. VW-Hdt kann auch
mit einer Oberlastung der zugehorigen LW-Hdt gerechnet wer-
den. Es ist leicht einzusehen, daB innerhalb einer VStW eine
moglichst gleichmaRige Belastung der einzelnen I. VW-Hdt an-
zustreben ist. Im nachfolgenden soil untersucht werden, wie
hoch die Belastung "der einzelnen I. VW-Hdt sein darf and
welche Messungen oder Untersuchungen fur das Feststellen der
Belastung eines I. VW-Hdt vorzunehmen sind.
1. Berechnen der Leistung eines I. VW-Hdt
Die Leistun,gg eines LW-Hdt mit 12 LW betragt bei 1% Ver-
lust 5,5 Eilaxrg (Erl). Der Verkehrswert der I. VW-Hdt liegt
um 15% hoher als der Verkehrswert der zugehorigen LW-Hdt.
Damit ergibt sich fur das I. VW-Hdt ein Verkehrswert von
5,5 - 1,15 = 6,3 Erl. Jedes LW-Hdt mit 12 LW and vollstan-
diger Auslastung (5,5 Erl) haft einen Verkehr von 6,3 Erl im zu-
gehorigen I. VW-Hdt erwarten. Bei gutem proportionalen Aus-
bau einer VStW sind entsprechend dem zulassigen Verkehrs-
wert von 6,3 Erl in den einzelnen I. VW-Hdt eine noch zu be-
rechnende Anzahl von inneren Verbindungswegen (I. GW) zur
Verfugung zu stellen. Da die HVSt der einzelnen I. VW-Hdt
untersehiedlich liegen and der Verkehr bei einer 2000er Gruppe
aus 20 Hdt den I. GW zuflieBen, ist vor der Summenbildung
der Einzelverkehrswerte ein Gruppenabzug von 23% bei 6,3 Erl
erforderlich (Verkehrsabzugskurven). Als Summenwert einer
2000er Gruppe ergibt sich dann 6,3 ? 0,77 ? 20 = 97 Erl. Fur
97 Erl sind bei Einsatz von II. VW 140 I. GW einzusetzen [1].
Fallen die II. VW weg, Bann erhoht sich die Anzahl der I. GW
auf rund 164 [2]. Das Festlegen der Leistung eines I. VW-Hdt
hangt entscheidend von der Anzahl der eingesetzten I. GW fur
eine 1000er and 2000er Gruppe and der Anzahl der LW je Hdt
ab; beide Wahlstufen diirfen nicht unabhangig voneinander be-
trachtet werden. Aus der nebenstehenden Tabelle ist der zu-
lassige Verkehrswert der I. VW-Hdt verschiedener Gruppen
unter Beriicksichtigung der vorhandenen I. GW-LW zu ent-
nehmen. Nach dem Rechnungsbeispiel waren bei Einsatz von
12 LW 140 I. GW (7%) erforderlich. Sicherheit gegen verkehrs-
vergroBernde Einfliisse an der I. GW-Gruppe, die rechnerisch
nicht immer erfaBbar sind, waren bei Einsatz von 140 I. GW and
12 LW nicht gegeben. Urn these Sicherheit zu gewahrleisten,
erfolgt - wie auch in der Praxis ublich - der Einsatz von
160 I. GW (8%). Bei alien anderen Tabellenwerten sind Sicher-
heiten eingearbeitet, and die angegebenen Erl-Werte bzw. Ge-
sprachszahlen je I. VW-Hdt haben unter der Voraussetzung,
daB der Verkehr der I. VW-Hdt um 15 ... 25% hoher als bei
den LW-Hdt liegt, als Richtwerte voile Giiltigkeit. Die in der
Tabelle in Klammern gesetzten Zahlen treffen zu, wenn keine
II. VW eingeschaltet sind. Bei VStWn mit SLW-Gruppen
(Sammel-LW-Gruppen) ohne besondere SVW-Gruppen (Sam-
mel-VW-Gruppen) macht sich die Zuteilung von Rufnummern
aus den einzelnen I. VW-Hdt erforierlich. Der abgehende Ver-
kehr aus den I. VW-Hdt, in denen these Rufnummern liegen
22 000.- DM Umlaufmittel eingespart
Annaberg-Buchholz. Am 25. Juli 1956 fand die erste dkono-
mische Konferenz des HPA Annaberg-Buchholz (Erzgeb) 1
statt. Der Plan der MaBnahmen sieht vor, noch in diesem Jahre
dem Staatshaushalt einen um 10000.- DM hoheren Netto-
gewinn zur Verfugung zu stellen. Durch die erhohte Abo-Kas-
sierung bis zum Monatsletzten, die 95 ... 97% erreicht hat, and
durch das Senken der Uberplanbestande war es moglich, be-
reits 22000.- DM an Umlaufmitteln einzusparen. Dem ZwPA
Geyer ist es gelungen, den vor einigen Monaten verlorenen
Wanderwimpel fur den besten PZV im Verbreitungsgebiet der
,,Volksstimme" wieder nach Geyer zu holen.
Karl Pohl, Sehma (Erzgeb)
Die Deutsche Post 1. Jg.
Heft 3 Oktober 1958
(Stammnummern), wird dann noch groBer werden, wahrend
sich der ankommende Verkehr nicht andert; denn der ankom-
mende Verkehr der Stammnummern wird zum grOBten Teil
Ober die SLW-Gruppe abflieBen. Die Belastung dieser I. VW-
Hdt konnte - entsprechend den vorhandenen Stammnummern
- groBer als der in der Tabelle angegebene Verkehrswert sein.
Da jedoch die fur das Festsetzen der Leistung der I. VW-Hdt
(von der LW-Leistung ausgehend) and fur das Bemessen der
I. GW-Stufe eingesetzten RechnungsgroBen Mittelwerte dar-
stellen and Abweichungen eintreten koxinen, bleibt eine durch
Einstreuen von Stammnummern erhohte Leistung als Sicker.
heitsgroBe unberiieksichtigt.
Gruppe
mit
Tabelle: Zulassige Belastung der I. VW-Hdt
1. GW
[%7
Zulassiger
Verkehrswert
[Erl/HVSt]
Abgehende
Gesprache
[Stek/Mon.]
Erforder.
liche LW
je Hdt
[Stck]
2,0 (2,0)
8 500 (8500)
5 (5)
2,9 (2,3)
12000 (9500)
6-7 (6)
3,7 (3,3)
15500 (14000)
8 (7)
5,1 (3,7)
21500 (15500)
10 (8)
5,8 (5,1)
24500 (21500)
11 (10)
6,3 (5,8)
27000 (24500)
12 (11)
1,3 (1,3)
5 500 (5500)
4 (4)
2.0 (2,0)
8 500 - (8 500)
5 (5)
2,3 (2,3)
9 500 (9500)
6 (6)
3,7 (3,3)
15500 (14000)
8 (7)
4,6 (3,7)
19 500 (15500)
9 (8)
5,1 (4,6)
21500 (19500)
10 (9)
1,3 (1,3)
5 500 (5500)
4 (4)
2,0 (2,0)
8 500 (8500)
5 (5)
2,3 (2,3)
9 500 (9500)
6 (6)
3,3 (3,3)
14000 (14000)
7 (7)
8
'3,7 (3,7)
15500 (15500)
8 (8)
500 SVW
25-30
16,0 (14,0)
65000 (60000)
30 (25)
300 SVW
25-30
16,0 (14,0)
65000 (60000)
30 (25)
Um einen Y)berblick zu geben, wieviel bei der fur die I. VW,
Hdt angegebenen Leistung Gesprache gefiihrt werden konnen,
sind in der Tabelle neben den Erl-Werten noch die abgehenden
Gesprachszahlen je I. VW-Hdt angegeben. Die Gesprachszahl
erhalt man durch folgenden Rechnungsgang: Die Leistung eines
1. VW-Hdt betragt bei 12 LW, 7% Verbindungswegen and 1%
Verlust 6,3 Erl. Rechnet man fur Belegungen, die nicht zur
Gesprachszahlung fuhren (Ferngespr., Dienstgespr., Besetzt-.
belegungen usw.), 28% der Leistung, so bleibt als Verkehrs-.
wert fur Ortsgesprache 6,3 ? 0,72 = 4,5 Erl je Hdt. Damit er-.
gibt sich in der HVSt bei einer mittleren Gesprachszeit von-
2 Minuten eine von den Gesprachszahlern erfaBte Gesprachs--
zahl der I. VW-Hdt von 1112 -12 2 = 135 Gesprachen. Beim
Weiterrechnen mit einer Konzentration von 12,5% and 25,
Rechnungstagen im Monat erhalt man als monatliche Gesprachs-
zahl 135 .8 .25 = 27000 Gesprache. Die zulassigen Gesprachs-
zahlen fur die.einzelnen Gruppen sind in der Tabelle mit an--
gegeben.
2. Feststellen der Belastung eines I. VW-Hdt
Der einfachste Weg, die Belastung der I. VW-Hdt zu messen,,
ware eine et-Messung fiber besondere McBstromkreise. Verkehrs--
mellstromkreise an den I. VW-Gruppen bestehen jedoch nicht.,
Um die Belastung der I. VW-Hdt zu bestimmen, mussen des--
halb Ersatzlosungen gefunden werden [3].
2.1 Feststellen der Belastung mit Hilfe der Gesprachszahlen
In der Tabelle sind neben dem zulassigen Verkehrswert auch:
die sich daraus ergebenden Gesprachszahlen im Monat je I. VW--
Hdt enthalten. Dabei wurden die Gesprachszahlen unter Vor-.
aussetzung bestimmter zu erfiillender Bedingungen errechnet..
Um eine Obereinstimmung zwischen dem aufgestellten Ver-
kehrswert and der Gesprachszahl zu erreichen, mull die mittlere:
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Die Deutsche Post 1. Jg.
Heft 3 Oktober 1956
Gesprachszeit 2 Minuten and der Anteil des bei den Gesprachs-
zahlen nicht erfaBten Verkehrswertes 30% des gesamten Ver-
kehrs betragen. Die monatliche Gesprachszahl je I. VW-Hdt
laBt sich leicht feststellen. Mit Hilfe der Gesprachszahlen ist es
moglich, fur die Praxis ausreichend genau caber die Belastung
der I. VW-Gestelle Naheres auszusagen.
2.2 Feststellen der Belastung durch Messen des Verbraucher.
stroms eines I. VW-Gestells
Jedes I. VW-Gestell ist caber eine (bei alteren Systemen caber
zwei) Gestellsicherung abgesichert. Schaltet man zwischen diese
and den Abnehmerleitungen einen ct-Zahler ein, dann ist es
moglich, die gesamte Strommenge des I. VW-Hdt zu messen.
Diese Strommenge muB nun in ct-Werte umgerechnet werden.
Der so erhaltene ct-Wert ist der Verkehrswert des ankommen-
den and abgehenden Verkehrs. Die Belastung des I. VW-Hdt
erhalt man unter Berucksichtigung des Verhaltnisses
abgehender Verkehr
ankommender Verkehr
AuBerdem ist noch zu beachten, daB der StromfluB in den ein-
zelnen Rihtungen (LW oder I. GW) bestimmt wird durch die
eingeschalteten Widerstande, d. h., bei einer abgehenden Ver-
bindung flieBt ein anderer Strom als bei einer ankommenden
Verbindung. Die mit Hilfe dieser Methode ermittelten Verkehrs-
werte gestatten einen Vergleich mit den in der Tabelle angegebe-
nen Verkehrswerten.
Das Anschalten des ct-Zahlers erfordert kurzzeitige Ersatz-
schaltung der Stromwege fur das zu messende I. VW-116. Der
EinfluB der Strommenge fur den Drehvorgang (Drehmagnet)
auf die gemessene Strommenge soli sehr klein sein [3], weil der
ct-Zahler kurzzeitige starke Strome wegen seiner Tragheit nicht
erfaBt. Eine geringe Verfalschung des ermittelten Ergebnisses
tritt durch veranderte Strome nach Wahl der ersten Ziffer ein
(bei den Systemen 22, 27; 29).
2.3 Zusammenfassender Vorschlag fur das Feststellen der Be-
lastung der I. VW-Hdt
Die beiden angegebenen Methoden zum Feststellen der Be-
lastung der I. VW-Hdt konnen nicht ohne besonderen Aufwand
durch eine vollig neue Methode ersetzt werden. Die unter 2.1
angegebene Art der Belastungsermittlung verzichtet auf eine
Messung des Verkehrswertes der LW unter Anfuhrung von
Griinden, die nicht als zwingend erscheinen. Das Hauptaugen-
merk wird bei der unter 2.1 angefuhrten Methode auf die Vor-
wahlstufe gerichtet. Die unter 2.2 angegebene Belastungsfest-
stellung ist zu umstandlich and deshalb fur durchzufiihrende
Untersuchungen nicht gut geeignet.
Die Belastung der LW-Hdt kann ohne besonderen Mittel-
aufwand leicht gemessen werden. Unter der schon erwahnten
Annahme, daB der Verkehr der zugehorigen I. VW-Hdt rund
15% groBer sein wird, ist deshalb auch die Belastung der I. VW-
Hdt mit Hilfe des gemessenen Verkehrswertes der LW-Hdt
rechnerisch zu ermitteln. Um wesentliche Abweichungen des
Verkehrs der I. VW-Hdt im Verhaltnis zu den LW-Hdt zu be-
rucksichtigen, sind an den I. VW-Hdt die eintretenden Ab-
schaltungen besonders zu beachten. Liegt ein LW-Hdt noch
unter der Belastungsgrenze and entstehen bei dem zugehorigen
I. VW-Hdt schon zahlreiche Abschaltungen, so mussen die unter_
3. naher beschriebenen MaBnahmen eingeleitet werden. Es be-
steht auBerdem noch die Moglichkeit, die Gesprachszahlen des
betreffenden I. VW-Hdt mit fur die Auswertung zu verwenden.
Zusammenfassend waren fur eine laufende Uberwachung der
Belastung der I. VW-Hdt folgende Punkte besonders zu be-
achten :
a) Jedes LW-Hdt ist in verkehrsstarken Zeiten (Marz, April,
November, Dezember) vier Tage hintereinander zu messen.
Festgestellte LW-Hdt mit Uberschreitung der Leistung sind
zu vermerken.
b) Halbjahrlich sind fur samtliche I. VW-Hdt die monatlichen
Gesprachszahlen zu erfassen. Die Gesprachszahlen sind mit
der Tabelle auszuwerten.
c) Treten bei einem I. VW-Hdt zahlreiche Abschaltungen auf
and sind Uberlastungen an LW-Hdt durcli Messung fest-
gestellt worden, so muB fur die weitereAuswertung die monat-
liche Gesprachszahl dieser I. VW-Hdt mit berucksichtigt
werden.
d) Fur das Beurteilen des Gesamtverkehrs einer I. VW-Gruppe
ist der Verkehr an der zugehorigen I. GW-Gruppe zu messen.
Fur die Praxis sind die angegebenen MaBnahmen ausreichend.
Geht man bei der Belastungsermittlung der I. VW-Hdt von
den LW-Hdt aus, so besteht bei dem angegebenen LW- and
1. VW-Einsatz nach Tabelle noch genugend Sicherheit in der
Vorwahlstufe. Ist in verschiedenen Fallen der Verkehrswert der
1. VW-Hdt groBer als der aus der Belastung tier LW-Hdt er-
rechnete, so ergibt sich keine besonders kritische Auswirkung
in der I. GW-Stufe; denn bei gleichmaBiger Belastung der LW-
Hdt wird in der Regel auch eine gleichmaBige Belastung der
I. VW-Hdt bestehen. GleichmaBige Belastung einer VStW fuhrt
aber zu einer wirtschaftlicheren Ausnutzung der Kapazitaten.
Der Belastungsausgleich soil daher die gleichmaBige Belastung
der einzelnen Hdt sicherstellen.
3. Vielsprecherausgleich in iiberlasteten I. VW.Hdt
Nach der Tabelle konnen bei einer 2000er Gruppe bei 8%
I. GW mit II. VW 27000 abgehende Gesprache im Monat je
I. VW-Hdt gefuhrt werden. Rechnet man mit einer 93%igen
Belegung der VStW, dann sind je I. VW-Hdt im Durchschnitt
93 VW belegt. Ein Fernsprechteilnehmer wird dann 27000
93
sus 290 Ortsgesprache im Monat fuhren. In groBeren ON liegt
der Monatsdurchschnitt jedoch nur bei 150 bis 200 Gesprachen
je Fernsprechteilnehmer; eine Auslastung.der I. VW-Hdt wird
deshalb nur in beschranktem Umfang eintreten. I. VW-Hdt
mit 27000 and mehr monatlichen Ortsgesprachen haben Fern-
sprechanschliisse, die wesentlich mehr Gesprache im Monat
fiihren als die durchschnittliche Gesprachszahl angibt. Bei Ent-
lastungsversuchen in I. VW-Hdt mussen daher diese Anschliisse
besonders berucksichtigt werden. Sind solche Fernsprechan-
schliisse vorhanden, dann wird das betreffende Hdt bereits
Auslastung zeigen, obwohl seine Belegung vielleicht erst bei
70% liegt. Die Konzentration von Vielsprechern in bestimmten
I. VW-Hdt lkBt keine gute Kapazitatsausnutzung zu.,Mit dem
Feststellen der Belastung mull deshalb ein Vergleich der beleg-
ten AE verbunden sein. Richtig belegte I. VW-Hdt zeigen einen
proportionalen Verlauf der Belastung; die Verkehrsleistung
wir.dann erreicht sein, wenn die I. VW-Hdt mit 93 and mehr
Prozent belegt sind. Die tiberlasteten I. VW-Hd.t mussen durch
einen Vielsprecherausgleich auf die Verkehrsleistung gebracht
werden. Dafiir ergeben sich verschiedene Moglichkeiten.
3.1 Vielsprecherausgleich durch Rufnummerniinderung
Die nach der Zahl der monatlich gef lirten abgehender Ge-
sprache ermittelten Vielsprecher erhalten eine neue Rufnummer
in einem als nicht stark belastet bekannten I. VW-Hdt.
3.2 Vielsprecherausgleich durch Zuweisung von VW fur nur
abgehenden Verkehr
Liegt die Zahl der abgehenden Gesprache eines Fernsprech-
anschlusses Ober 1000 im Monat, so kann durch Zuweisung
eines VW fur nur abgehenden Verkehr, der in einem anderen
I. VW-Hdt liegt, eine Rufnummernanderung vermieden werden.
Die Zahl der zulassigen Gesprache let deshalb auf hochstens
1000 festgelegt worden, weil bei dieser Zahl die Besetztfalle in
ankommender Richtung meist den zulassigen Wert 0berschrei-
ten and deshalb ohnehin EntlastungsmaBnahmen erforderlich
sind. Bei abgehenden Gesprachszahlen unter 1000 ist die Zu-
weisung von VW fur nur abgehenden Verkehr unwirtschaftlich
and deshalb abzulehnen.
Die VW fur nur abgehenden Verkehr mussen (weil ja durch
sie kein ankommender Verkehr im zugehorigen LW-Hdt ent-
steht) bei der Errechnung des Verkehrs des I. VW-Hdt beson-
ders berucksichtigt werden. Sind also in einem I. VW-Hdt
Fernsprechanschlusse mit nur abgehenden Verkehr vorhanden,
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dann ist beim Errechnen der Belastung des I. VW-Hdt noch
ein Zuschlag von 0,2 Erl fur jeden solchen AnschluB erforder-
lich. Liegt die Zahi der Gesprache wesentlich fiber 1000, so
andert sich der Zuschlag proportional (z. B. bei 1500 Gespra-
chen 0,3 Erl usw.). Eine geringe t7berlastung eines I. VW-Hdt
laBt die Moglichkeit der Entlastung durch natOrliche Abgange
zu. Das weitere Belegen von AE in diesem Hdt erfolgt dann bis
zu einer erneuten Belastungsermittlung nicht.
4. Beispiel eines Belastungsausgleiches in einer VStW
Eine VStW hat 4000 AE, die zu zwei 2000er Gruppen mit 7%
I. GW zusammengefaBt sind. Das Ergebnis der Belastungser-
mittlung der LW-Hdt zeigte z. B. folgendes Ergebnis (auszugs-
weise) :
Die Deutsche Post 1. Jg.
Heft 3 Oktober 1956
2. Hdt: Es kann nur noch eine geringe Hoherbelegung vor-
genommen werden.
3. Hdt: Das VW-Hdt ist uberlastet. Gesprachszahl and Ver-
kehrswert stehen im ungunstigen Verhaltnis zum Belegungs-
stand. Aus der graphischen Darstellung ist zu ersehen, daB Viel-
sprecher vorhanden sein mussen. Das zugehorige LW-Hdt ist
gleichfalls uberlastet. Ein Vielsprecherausgleich ist durchzu-
fiihren. Die Vielsprecher werden mit Hilfe der FRSt (Fern-
melderechnungsstelle) ermittelt.
4. Hdt: Der Verkehrswert ist zu groB, wahrend die Gesprachs-
zahl noch nicht den Grenzwert erreicht hat. Das zugehorige
LW-Hdt ist uberlastet. Durch naturlichenAbgang muB eine Ent-
lastung herbeigefiihrt werden. Vielsprecherausgleich ist ratsam.
6. Hdt: Das Hdt ist gut ausgelastet. Neuanschlusse werden
Hdt
1
2
3
4 I
6
8
9 .1
11
13
14
Erl (LW)
4
4,8
5,2
5,5
4,5
5
3,7
4,8
4,5
5
Abgehende Gesprache je Monat
21814
23201
28040
24203
23910
23302
18681
27923
23522
19932
Belegte AE
86
91
78
89
94
93
69
91
91
90
Nur abg. betr. AE
-
1
-
2
-
-
-
3
1
-
Hdt 1 2 3 4 I 6 8 9 11 13 14
4,6 5,7 6,0 6,7 5,2 5,8 4,3 6,1 5,4 5,8
Die vorhandenen I. VW fur nur abgehenden Verkehr sind
Stammnummern von Sammelnummern. Der ankommende Ver-
kehr fur these Stammnummern flieBt fiber die Sammelnummern
(besondere LW). Bei Stammnummern in I. VW-Gestellen ist
fur die Errechnung des Verkehrs aus dem gemessenen Verkehr
der LW-Hdt deshalb ein Zuschlag je Stammnummer erforder-
lich. Der Zuschlagswert liegt im Mittel etwa bei 0,05-0,1 Erl.
Genaue Werte des Zuschlags konnen aus der Gesprachszahl der
Stammnummern jederzeit Ieicht errechnet werden (bei 1000
abgehenden Gesprdchen im Monat ergibt sich ein Zuschlag,
wie schon erwahnt, von 0,2 Erl). Fur die anschlieBend vorzu-
nehmende Auswertung wird eine graphische Darstellung in fol-
gender Form vorgesehlagen:
a c
j-,
28 LI
(O
-24? ?- -
F12
nicht vergeben. Die geringe Verkehrsreserve bleibt fur evtl.
Verkehrssteigerungen.
8. Hdt: Siehe 14. Hdt.
9. Hdt: VerkehrsmaBig ein normal wachsendes Hdt. Eine hohere
Belegung bis zum festgesetzten Endwert ist moglich.
11. Hdt: Das Hdt ist uberlastet. Vielsprecherausgleich ist vorzu-
nehmen. Moglichst Herausnahme der Stammnummern,Verlegung
in andere I. VW-Hdt. Die zugehorigen LW sind nicht uberlastet.
13. Hdt: Geringfiigige Hoherbelegung kann erfolgen.
14. Hdt: Die abgehende Gesprachszahl liegt wesentlich mehr
vom Grenzwert entfernt als der errechnete Verkehrswert. Als
Ausgleich waren in dieses Hdt Nummern fur nur abgehenderi
Verkehr zu legen (z. B. die drei Stammnummern des 11. Hdt).
0
Auf der Ordinate werden die monatlichen Gesprachszahlen,
der berechnete Verkehrswert and der Belegungsstand der I. VW-
Hdt, auf der Abszisse die einzelnen Hdt angegeben. Die Werte
der Gesprachszahlen, der berechnete Verkehrswert and der Be-
legungsstand werden in Sdulen dargestellt. Zuldssige monatliche
Gesprachszahl, zulassiger Verkehrswert and festgelegter zu-
lassiger Hochstbelegungsstand je VW-Hdt haben zweckmilBig
die gleiche Ordinatenldnge. Fur die einzelnen Hdt kann nun
folgende Analyse durchgefuhrt werden:
1. Hdt: VerkehrsmaBig normal wachsendes Hdt, weil die Werte
,,abgehende Gesprachszahl" and ,errechnoter Verkehrswert"
mit dem Belegungsstand gut ubereinstimmen. Eine Hoherbe-
legung des Hdt kann erfolgen.
errechnefe Gesprachszahl
Belastung 0 je Monat
Literatur :
[1] Technische Mitteilungen des IPF, Nr. 5/1956
[2] Langer, Studien fiber Aufgaben der Fernsprechtechnik, Bd. II
[3] Fernmeldepraxis, Heft 3/1954, 6/1956
Zuldssige
___ Werte
unserer Zeitschrift bringen wir einen Bericht uber die
,,1. Wissenschaftlich-Technische Konferenz des IPF"
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Ist ,,Krebs" heilbar?
Zu alien Zeiten war die Menschheit von schweren Erkrankungen
heimgesucht. Denken wir an die Seuchen durch Typhus, Cholera
and Pest im Mittelalter. Noch vor 100 Jahren blieb kaum ein
Mensch von den Pocken verschont, fur viele bedeuteten sic den
Tod. Durch hygienische Maf3nahmen and Imptungen haben wir
manche Krankheit selten werden Lassen. Dafiir Sind andere in den
Vordergrund getreten. So steht heute der Krebs mit an der Spitze
aller Todesursachen. Unendlich viol Leid and Schmerz, au/ drzt-
licher Seite dazu viel M4 he and Opler, bergen sick hinter dieser
Krankheit.
Zweifellos besteht im Verhaltnis zu fruher eine stdndige Zu-
nahme der Krebsf dlle. Worau f beruht diese? Einmal sicherlich an/
den fortschreitenden Erkenntnissen der Medizin, die heute viele
Krankheiten als Krebs erkennt, wdhrend friihere Diagnosen auf
Tod durch Herzschlag, Auszehrung oder dhnliche undefinierbare
Be gri f fe lauteten. Zum anderen besteht aber auch gewi f3 eine wirk-
liche Zunahme. Eine Kldrung der Griinde hierfiir ist aber nicht
moglich, solange wir die Ursachen des Krebses nicht kennen.
Man hort immer wieder die Meinung, die Wissenschaft masse
doch endlich einmal etwas gegen den Krebs linden. Dom ist ent-
gegenzuhalten, dap es eine einheitliche Behandlung des Krebses
sccwerlich geben wird, weil eben Krebs nicht gleich Krebs ist. Beim
Erforschen dieser Krankheit in alien Ldndern gibt es wohl kauma
Moglichkeiten, an die nicht schon gedacht, fiber die noch nichts
gesagt oder geschrieben ware and die von anderen aber nicht ebenso
begriindet wieder abgelehnt worden waren. Wir kennen Stolle, die
jederzeit an Versuchstieren Krebs erzeugen. Wir wissen auch, dap
radioaktive and bestimmte andere Substanzen Krebse bilden. So
starben 179 Pioniere der ROntgenologie an Hautkrebsen, weil sic
seinerzeit diese furchtbare Wirkung der Rontgenstrahlen noch nicht
kannten, wdhrend wir uns heute dagegen schiitzen konnen. Als
neue Geisel der Menschheit ist die Atomwaf f e ,gescha f f en" worden,
deren Strahlen dhnlich den Rontgenstrahlen wirken and Strahlen-
krebse hervorru fen, die auch schon zahlreiche Opter yet ordert haben.
Wir wissen, dap Lungenkrebs bei Rauchern and deshalb bei Mdn-
nern sehr viol hau Eiger auf tritt als bei Frauen, aber auch der Nicht-
rancher wird davon befallen. Andererseits gibt es Indianerstdmme,
die bis zu 50 Zigarren pro Tag rauchen and die vom Krebs ver-
seucht rein mu/3ten, bei denen aber diese Krankheit unbekannt ist.
So tappen wir vielerorts noch im Finstern Aber die jeweiligen
krebserzeugenden Substanzen. Eine Obertragung vom Kranken
auf den Gesunden (Anstecken) gibt es nicht. Manche Familien
werden hauEiger and bevorzugt befallen, aber eine direkte Ver-
erbung ist nicht erwiesen.
Worin liegt nun die Bosartigkeit? Sic besteht darin, dap das
Krebsgewebe auf Kosten des gesunden Gewebes wuchert. Durch
zahllose Aussaatgeschwulste im ganzen Korper kommt es zur
raschen Auszehrung.
Was konnen wir bis jetzt gegen diese bosartige Krankheit tun?
Ein rechtzeitiges Erkennen ist gleichbedeutend mit einer Heilung.
Was wir brauchen, ist daher die Moglichkeit zum friihen Erkennen
eines neugebildeten Krebses, um baldmoglichst operieren and den
Herd beseitigen zu konnen. Jeder muf3 dabei mithel fen, sich standig
selbst zu beobachten and sofort drztlichen Rat holen, wenn ihm an
Bich Verdachtiges auf f0llt. Das kann or nur, wenn er die ersten
Krebsanzeichen kennt, and deshalb bedar/ es einer weitverbreite-
ten standigen Autkldrung, der auch dieser kurze Beitrag dienen
soil.
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An der Haut ist die Kontrolle am einfachsten. Neu auftretende
Warzen oder dhnliche Erscheinungen, die rasoh wachsen, miissen
vorgestellt werden. Der heute hauligste Sitz des Krebses ist jedoch
die Lunge, and Husten mit leichten Schmerzen sowie allgemeine
Abgeschlagenheit sind verdachtig f iir denBeginn des Lungenkrebses.
ieinem friihen Erkennen dienen jdhrliche Reihenuntersuchungen
in den Betrieben oder jetzt das Volksrontgen in der gesamten Re-
publik. Der etwa gleich hau f ige Magenkrebs ru f t Appetitmangel,
Brechreiz and evtl. blutiges Erbrechen hervor. Bei jeder Blutbei-
mengung im Stuhl, die nicht auf harmlose Ursachen bezogen wer-
den kann; mu/3 mit Darmkrebs gerechnet werden. Unsere Frauen
mussen auf Krebsbildungen der Brust and Gebiirmutter achten.
An der Brust bilden sick zundchst Knoten, die unbedingt dem
Arzt vorgestellt werden sollten. Krebse der Genitalorgane verur-
sachen zusdtzliche and unregelma/lige Blutungen. Auch hier haben
wir heute die Moglichkeit der Reihenuntersuchungen, die keine
Frau im gefahrdeten Alter jenseits des 30. Lebensjahres versdu-
men sollte.
Nathrlich sind es nicht nur Krebsbildungen, die zu den oben-
genannten Erscheinungen /iihren, doch ist der Entscheid nur dem
Arzt oder Facharzt gegeben. Es besteht kein Grund zur panischen
Furcht, denn wir sind heute in der Lage, beginnende Geschwulst-
bildungen er/olgreich zu operieren Oder zu bestrahlen. Wichtig aber
ist, wie gesagt, das rechtzeitige Erkennen, and deshalb sollte je-
der die inner- oder au/lerhalb des Betriebes angesetzten Unter-
suchungen wirklich ernst nehmen. Dr. med. Becker, Leipzig
Fernsprechzellenmarder (Schiu/3)
im gleichen Zustand wie Walter F. den Horer abgerissen, ihn in
die Hosentasche gesteckt and sick dann in die HO-Gaststdtte ?Rats-
keller" begeben. Weil aber ein TO des Horers noch sichtbar blieb
(wer hat schon so grope Taschen?), fiel das bald einer Streife der
Volkspolizei au/, die den seltsamen Zeitgenossen einschlie/3lich
Horer erst einmal sicherstellte.?Das Kreisgericht Hettstedt lie/3 es
bei einer Ver.urteilung zu 300 DM Geldstrafe bewenden.
Unsere Meinung hierzu ist, dap derartige gemeinschddliche
Handlungen, wie sic das Zerstoren and Gefdhrden von of fentlichen
Fernmeldeeinrichtungen darstellen, grundsdtzlich mit Freiheits-
stra fen geahndet werden m9/3ten, and zwar auch dann, wenn der
Tdter enter Alkoholeinwirkung stand. Geldstrafen sollten hier
Ausnahmen sein. Im Falle Walter F. werden nun zwar vier Kinder
auf drei Monate ihren Vater entbehren miissen, wir glauben aber,
dap these nachdrii,ckliche Strafe in ihren Auswirkungen dem Triter
mehr helfen and ihn in einem gro/leren Ma/3e zur Achtung vor
unseren gesellschaftlichen Einrichtungen erziehen wird, ale das
eine Geldstrafe jemals vermocht hatte.
Bleibt am Rande noch zu erwahnen, dap Werner R., der findige
Gleisbauarbeiter der Reichsbahn, natiirlich die von der Deutschen
Post f iir solche Fdlle ausgesetzte Belohnung von 100 DM erhalten
hat. Gerhard Still, Halle (Saale)
Verstaatlichung des Fernmeldewesens in Italien?
Rom. Im italienischen Parlament stimmten die Kommunisten,
Sozialisten, Sozialdemokraten, Republikaner and ein Teil der
christlichen Demokraten einem Vorschlage zu, der vorsieht, das
italienische Fernmeldewesen zu verstaatlichen. Das Fernmelde-
wesen Italiens befindet sich bis jetzt noch in Privatbesitz.
U-Bahn-Post
New York. Die New Yorker Post pruft z. Z. die Moglichkeit
der Postbeforderung durch die Untergrundbahn. Zu diesem
Zweck konnten in verkehrsarmen Zeiten besondere fur die Post
geeignete U-Bahn-Wagen mit den normalen U-Bahn-ZUgen mit-
gefUhrt werden. Die durch den starken StraBenverkehr ent-
stehenden Verzogerungen bei der Beforderung mit LKW werden.
dann wegfallen.
Berichtigung: Wir bitten, die Bezeichnungen ,Fahr-.
stellung" and,,Entladestellung" im Bild des Lexikon-
Begriffes ,Gabelstapler" auszutauschen (Heft 2/56).
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r ! Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/08: CIA-RDP80T00246AO43600160001-0
Niederfrequenz in gleicher Weise ?wie die Diodenstrecke einer
Elektronenrohi?e. Das z.'Z. gibltige Sclialtzeichen fur Kristall-
....................................................................... ....... .................................................................................................
Y1?17 -I -I 'I -I J_ _t n
gebrachten find schlitzartig a usgearbeiteten Briefeiriwurfen
fallen die eingeworfenen Briefsendungen hochkant auf ein ureter
dem Pult sta.ndig laufendes? breites Forderband; das durch
schmale Rinuen geteilt ist. Die zwischen'die' Rinnem fallenden
Briefe werden durch das laufende Band senkrecht'mit ihm 'zu
den Sammelpla,tzen fortbewegt.
Zu den-vollmechanischen Briefverteilmaschinen gehort z. B.
die in Holland entwickelte Transorma=Brief verteilmaschine. Sic
besteht aus cinem Behalterverteilwerk a di;kann. eine Verteil-
leistung von 3600 Sendungen je Stunde',,bei 300.. 400 Aus-
scheidungen erreichen. Allerdings konnen die Verteiler ' nicht
die Leistung der Maschine beeinflussen, sondern mussen Bich um-
gekehrt nach der Leistung der Maschine richten. Die vom IPF
weite`rentwickelte Brief verteilmaschine ist daher grundsatz-
lich nach einem anderen Prinzip aufgebaut: Dire Leistung wird
von der Leistung des Verteilers beeinfliret.
Der Entwicklungsstand der. Elektronik lHt-in der?Perspektive
die Moglichkeit' zu, durch Briefverteilmaschinen emit elektroni-
scher Steuerung vollkommen neue Wege bei der Briefverteilung
shinden, sondern senkrecht angeordneV. Von den im Pult an- zu gehen.
Briefverteilmaschinen -
1Wenn nachl derv ersten Weltkrieg infolge der Rationalisie-
rungsmai3nahmen viele ;mechanische Einrichtungen Eingang
iii die Postanstalten fanden, so blieb die Brief verteilung selbst
zirnachst Handarbeit. Als ersten Schritt zur Mechanisierung
der Briefverteilung kaiin man die in der 20er Jahren eingefuhr-
ten halbmechanischen Brief ~,erteilmaschinen- mit : Flachband-
verteilwerk ansehen. Diese, Flachbandverteilwerke verbinden
inehrere Vedeilfacher verschiedener Verteilschranke durch
Forderbander. Solche Anlagen ermoglichen zwar das Weiter-
leiten der Briefe zum nachsten Verteilgang, beans pruchen-aber
viel Platz and Sind sehr,teuer.,'Die 'Leistung kann mit ihren
kaum gesteige1 t werden.
Spacer wurden Hochkant;verteilwerke entwickelt. -Auch bei
diesen halbmechanischen -Brief verteilmaschinen werden die
Sendungen mit der Hand verteilt. In A'banderung der bisheri-
gen Verteilfacher wurde die Verteileinrichtung jedoch, pult-
formig eingerichtet. Die Briefeinwurfe,;von denen ein Pult' bis
in 50 haben kann, sind nicht waagerecht wie bei den Verteil-
runrungsstellen versciiieaener Leiter zu erklaren: 1Vletalle ent-
halten freie Elektronen in geniigender Zahl als Ladungstrager
fur den ,Stromtransport". In Haibleitern stehen hierfujedoch
nur wenige freie Elektronen zur Verfugung. Erst Verunreini-
dioden ist im Bild wiedergegeben. Kri- gungen von Fremdelementen mit iiberzahligen Elektronen
stalldioden werden als Spitzengleich- (Donatoren) Lassen eine echte Elektronenleitung (Vbei'schtiB-
richter and Flachengleichrichter gebaut. leitung) entstehen. Fehlt den Verunreinigungen (Akzeptoren)
Die ersten hat man auf den Grundlagen;der bekannten Kristall- aber,ein Elektron je Atom,gegeniiber der Wertigkeit des ver-
de'tektoren entwickelt. Sie.imterscheiden sich, von diesen da- wendeten Halbleiterstoffes, so bilden :sich Elektronenlocher.
durch , daB ni ht mehr die Spitze einei verstellbaren Wendel- Durch das Wandern von Lochern entsteht die sog. Locherieitung
feder auf einen Kristall driickt, sondern daB these Spitze mit oder Defektelektronenleitung mit einer der 1?lektronenrichtung
einen Halbleiterkrista.ll fest'verlotet oder verschweiBt ist. Eine entgegengesetzten Stromrichtung. Halbleiter dieser Leitungsart
solche Kristalldiode bedarf also keiner' Einstellung. Als Halb- bezeichnet man nach deny positiven Verhalten ihrer Ladungs=
loiter benutzt man z. Z. vorzugsweiseGermanium- and Silizium- trager als p-Typ-Halbleiter, wahrend die noimalen Elektronen-
k>ristalle, die auBerordentlich rein gezuchtet werden and Spuren ' leiten nach ihren negativen Ladungen als n-Typ=Halbleiter gelten.
bestimmter V runreinigungen aufwersen mussen. Die Gegen- Beim' Flachengleichrichter liegen die Fiachen zweier mit
elektrode'bildet ein s-formig gebogener diinner Molybdandraht. Fremdatomen verunreinigter Kristalle'aufeinander, von denen
Entseheidend fur die Gleichrichterwirkung ist die sog. Sperr- der 'eine vorn n-Typ and der andere vom p, Typ ist. An der
schicht zwise1 en dem Halbleiter: and !der rnetallischen Elek- Grenzschicht entstehen Potentialschwellen, die ein ungehemm-
trode. Alle?z. Z. bekannten'Theorien der Halbleiter? bemuhen tes Mischen der Ladungstrager,verhindern.
.............................. .:...
..........................................
Ed 2. Gesprachszahl c? Gesprache
/. xvst
Technische Einrichtungen and Leitungsnetze des Fernsprech- 3. mittlere Belegungsdauer *tin - Minuten
dienstes bemiI t man nach dem Umfang des Verkehrs, der fiber 4. mittlere Gesprachsdauer t'm Minuten
B:eegungsminuten
sie abgewickelt werden soil. Dies erfordert,, dali der anfallende 5. Verkehrswert (Belastimg) y = c ? tin
'Verkehr zahlenmkBig richtig erfaBt wird. Hierzu verwendet
i Terkehrsmengen Zu 1. Als Belegung wird jede Inanspruchnahme.einer Leitung
in an genau defuuerte Verkehrswerte fur die V HVSt
i oder sonstigen technischen Einrichtung bezeichnet.
rind best?immte Begriffe, welche die alien Fernsprechanlagen Zu 2. Als Gesprachszahl gilt die Zahl der wirklich zustande
gemeinsamen verkehrstechnischen Eigenschaften berucksich-
tigen. gekommenen Gesprache.
& 3: Belegungsdauer ist'die Zeit vom Belegen bis zum Frei-
iIn der Regel wird.allen ?Veranschlagungen die Stunde des I
werden einer Einrichtung. Der, Mittelwert:,dieser Zeitdauer aus
sta.rksten,Verkehrs, die Hauptverkehrsstunde (HVSt), zugrunde
gelegt. Als ?Verkehrsquelle bezeichnet man die Vermittlungs- siimtlichen Belegungen ergibt die mittlere Belegungsdauer.,
I Zu 4. Die Gesprachsdauer wird vom Gesprachsbeginn bis
stelle oder einen Teil davori (Wahler, 1Teilnehmersprechstelle, i
'd Ir Zeit-
Leitung)', von der der Verkehr abflieBt, wahrend man die Stelle, darizum.er G aller esprac GhsendeespracheheiBt berechnet. Der mittlere GMitteesprachlwert aussdauer.
'
bei der der Verkehr ankommt, ?Verkehrssenke" nennt. Mit
? I Zu 5. Dem Verkehrswert ist zu entnehmen, wie stark z. B.
geeigneten Hilfsmitteln wird beobachtet, wie die Leitungen
i ein Leitungsbundel .wahrend der HVSt mit, Belegungen be-
mid Schaltglieder zwischen Verkehrsquelle and Verkehrssenke
lastet ist. In kleinen Anlagen rechnet man. mit iBelegungs-
inl der HVSt belegt sind. Aus dem Ergebnis der Beobachtung, minuten/HVSt", in groBen mit ,Belegungsstunden/HVSt"?
das oft graphisch dargestellt wird, erhalt man .
I Bereg,ngen Nach dem danischen Professor Erlang wird seit 1946 eine
1.I Belegungszahl C Hv Bele fin sstunde/HVSt auch ,,it, ein Er?C" bezeicbnetI
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Zeitschrift fur das Post- and Fernmeldewesen
HEERAUSGEGEBEN VON DER DEUTSCHEN POSTWERBUNG
Jahrgang
Leipzig,_Marz 1957
Heft 3
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RIBBECK: Ist das Lochkartensystem im Fernmelde-
rechnungsdienst zweckmaBig ? . . . . . . . . . . .
33
HAMAl\N: Die erste internationale Aiusstellung fiber die
Postmechanisierung in Rom (Fortsetzung and Schlu/3)
38
ALBERS: Brief an einen Meister (Betrieb) . . . . . .
42
BERGERT: Probleme der Wertbildung im Nachrichten-
verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
44
RICHTER: Einheitliche Erfassung der Verlust- and Be-
raubungsfalle . . . . . . . . . . . . . . . . . .
47
HENKLER: Uber den ?Slang" in der Nachrichtentechnik
48
FRITZSCHE/RAMMLER: Storungsvermeidungsdienst .
52
ENGE: ReiseeindrUcke and Erlebnisse in der Sowjetunion
64
HENTSCHEL: Altes and Neues von der Telextechnik .
57
JENZEN: 100 Jahre Entwicklung der Bahnpostwagen
(1841 bis 1940) . . . . . . . . . . . . . . . . . .
59
Unser Titelbild. Anwendung des Antennentestgerates zum Ausmessen
,,stehender Wellen" mit dem Kabelabtaster (Werkfoto VEB Funkwerk
Erfurt)
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Herausgegeben von der Deutschen Postwerbung. Redaktion ?Die Deutsche
Post", Leipzig S 3, Gustav:Freytag-Str. 43-45, Fernsprecher 30805. Ver-
antwortlich: Horst Hille. Satz and Druck: VEB Graphische WerkstStten
Leipzig 111 18/97. Verantwortlich fiir den Anzeigenteil: Deutsche Postwer-
bung, Berlin C2, Magazinstra0e 8-11. Zur Zeit fat die Anzeigenpreisliste Nr.1
gdliig. Die Zeitschrift,,Die Deutsche Post" erscheint monatlich einmal. Be-
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Preis fiir andere Besteller viertelj#ihrlich 2,40 DM. Bestellungen nehmen
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des Amtes fur Literatur and Verlagswesen der Deutschen Demokratischen
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and transportabel
Akkumulatorerifabrik
Stohn & Co., K.G.
Taubenheim I Spree I OL.
Ruf: Neusalza-Spremberg 216
Telegrammanschrift :
Stohnakku Taubenheim Oberlausitz
J
Lzeferant der Deutschen Post
and der Deutschen Rer'shsbahn
36/1201/4006
24V 7A jafiAO 4%& 1957:
Haus Elektrotechnik
(XVIII - ObergeschoB - Stand 840)
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DIE DEUTSCHE POST
ZEITSCHRIFT FUR DAS POST- UND FERNMELDEWESEN
HERAUSGEGEBEN VON DER DEUTSCHEN POSTWERBUNG
2. Jahrgang
Leipzig, Marz 1957 Heft 3
Ist das Lochkartensystem im Fernmelderechnungsdienst zweckmaflig ?
Die mechanische Abrechnung mit Ililfe von Lochkarten ist eine Moglichkeit, dem Menschen komplizierte Rech-
nungen mit mehrstelligen Zahlen abzunehmen. Sie gestattet aber ganz besonlers, eine Vielzahl von Merkmaten nach
jedem gewunschten Ordnungsprinzip auszuwerten. Da das heutige - noch mehr das zukun ftige - Fernmelde-
rechnungswesen fur die Abrechnung mit Lochkarten zu sinfach erscheint, kann hierfur die allgemeine Einfuhrung
von Lochkarten z.Z. nicht gutgeheif3en werden. Dagegen ist das Lochkartensystem die beste Moglichkeit, wirklich
exakte Unterlagen fur Verkehrsfluf3analysen als Grundlage aller Planung fur den SWF-Verkehr zu erhalten, weit
nach dessen Einfuhrung derartige Untersuchungen nicht mehr mit sinfachen Mitteln durchfiihrbar sind.
Einleitung
Ein modernes Mittel der Verwaltungstechnik ist die Loch-
karte. Sie gestattet, die in sie gelochten Werte mit Hilfe beson-
derer Maschinen weiter zu berechnen, sie in jeder gewunschten
Art zu sortieren and schlief3lich auch die Werte versehiedener
Karten zu addieren. Man kann also auf rein mechanische Art die
verschiedensten Operationen der vier Grundrechenarten durch-
f dhren and besonders schnell eine groBe Zahl von Karten nach
den verschiedensten Gesichtspunkten ordnen. Beide Aufgaben
stehen in ihrer Vielzahl taglich vor uns (in der Buchhaltung,
im Fernmelderechnungsdienst, in der Statistik), so daB es sich
lohnt, einmal ihre Eignung hierfur and ihre Voraussetzungen
zu untersuchen. .
Die Lochkarte
Die. Lochkarte ist ein Kartonblatt mit den Abmessungen
187,3 X 82,5 mm and einer Starke von 0,18 mm. Die besondere
Kartonqualitat erlaubt das Einstanzen von Lochern, ohne daB
these fasern. Allerdings gilt das nur, wenn die Karten unter
Bedingungen aufbewahrt werden, wie wir sie von unseren
Wahlersalen her in bezug auf Temperatur and Luftfeuchtigkeit
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gewohnt sind. Um die Karten stets in richtiger Lage in die
Maschinen zu geben and damit die Eindeutigkeit sicherzustellen,
ist .die eine Ecke der Karte abgeschnitten. Die Karten liegen
richtig, wenn sich dieser Abschnitt oben links befindet (Bild).
In dieser Lage ist auch der Aufdruck der Karte lesbar, der in
90 Spalten eingeteilt wird, die zur Halfte oben (1-45) and zur
Halfte unten (46-90) liegen.
Die Zeilen zeigen in jeder Spalte die Ziffern 1 his 9, wobei
jeweils zwei aufeinanderfolgende Zeilen zu Gruppen enger zu-
sammengedruckt sind.
Fur die einzelnen Angaben sind bestimmte Spalten der Loch-
karte vorzusehen; in die nach dem dekadischen System (nach
dem unser Zahlensystem aufgebaut ist) alle Werte in die Karte
gelocht and damit unverriickbar festgehalten werden k6nnen.
In dem von uns betrachteten System ,Aritma" (?-'SR) wind
jede ungerade Ziffer direkt gelocht, jede gerade Ziffer aber durch
die in der gleichen Gruppe befindliche ungerade Ziffer and eine
zusii.tzliche 9 dargestellt. So erscheint also z. B. die ?1" als
ein Loch in der 1. Gruppe, wahrend die ?2" ebenfalls durch ein
Loch in der ?1" and ein Loch bei der Ziffer 9 bezeichnet wird:
Die ?0" kann oberhalb jeder Zeile im unbedruckten Teil der
Karte gelocht werden, soweit die Ziffernangabe selber n6tig ist.
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Wo sie ohne Verlust der Eindeutigkeit fortgelassen werden
kann, bleibt die betreffende Spalte einfach ungelocht.
Soll z. B. in den Spalten 1 bis 6 das Datum festgehalten
werden, so mussen die Spalten 1 and 2 fur die Tagesangabe,
die Spalten 3 and 4 fur die Monatsangabe and die beiden
Spalten 5 and 6 fur die Jahresangabe vorgesehen werden, weil
ale Angaben zweiziffrig sein konnen. Das Datum 18.4. 57
erfordert bei der Monatsangabe nur eine Ziffer, so daB die
Spalte 3 ungelocht bleibt; eine der handschriftlich oft an-
gewandten Darstellung 04 analoge Form bedeutet, daB wir
ein Loch einarbeiten warden, das uns keinerlei ?Information"
vermittelt. Das Datum 18. 4.57 wird also folgendermaBen
gelocht:
Spalte 1: Loch in der ?1" der Gruppe 1,2,
Spalte 2: Loch in der ?7" der Gruppe 7,8 and Loch in der 9,
Spalte 3: bleibt frei,
Spalte 4: Loch in der ?3" der Gruppe 3,4 and Loch in der 9,
Spalte 5: Loch in der ?5" der Gruppe 5,6,
Spalte 6: Loch in der ?7" der Gruppe 7,8.
Das Datum sieht damit in der Karte aus, wie es das Bild zeigt.
Damit konnen alle Werte ausgedriickt werden, die uns bereits
als Zahlen vorliegen.
Kodieren
Was aber machen wir, wenn z. B. ein Teilnehmer auf der
Karte bezeichnet werden soil? Uns ist gelaufig, daB nach an-
fanglicher namentlicher Kennzeichnung der Fernsprechteil-
nehmer auf den Vermittlungsstellen heute jeder durch seine
Rufnummer gekennzeichnet ist. Notwendig ist nur, daB an
geeigneter Stelle these Nummern, die Namen der Teilnehmer
and ihre Anschriften zusammengestellt sind. In gleicher Art kann
auch jeder Ort innerhalb der Republik durch eine Zahl dar-
gestellt werden, jede Gesprachsart, oder was wir sonst auf der
Lochkarte festhalten wollen. Wichtig ist,nur, daB wir gentigend
Spalten fur jeden Begriff vorgesehen haben, and zwar ohne nutz-
loses Verschenken der wertvollen Spaltenstellen, and daB in ein
fur allemal aufgestellten Listen die Kodierung eindeutig fest-
gelegt wurde.
Wir kennen solches Kodieren iiberall im taglichen Leben, sei
es bei der Bezeichnung eines Kabels, bei unseren Lohnstreifen-
angaben, in den Kontenangaben der Buchhaltung, bei den
Warennummern, Betriebsnummern and vielem anderen. Je
mehr wir auf einer Karte festhalten wollen, desto mehr Spalten
sind notig (daher die mittlere Teilung der Universalkarte, um
90 Spalten zu erhalten).
Wenn wir nicht alle Spalten benotigen, kann die Karte ab-
gewandelt werden, indem ein Teil als Urbeleg zur handschrift-
lichen Ausfiillung der Angaben dient, also z. B. das Gesprachs-
blatt ersetzen kann.
Die Postverwaltung der Volksrepublik Polen hat fur ihre
Fernmeldeabrechnung beispielsweise eine besondere Form der
Lochkarten eingefiihrt, die allerdings zu einer abweichenden
Ausstattung der Maschinen fifhrt and daher auch Nachteile
mit rich bringt. Solche Karten werden ,Verbundlochkarten"
oder auch ,Duallochkarten" genannt.
Weg einer Karte bei der maschinellen Bearbeitung
Lochen der Karte
Hierzu dient die Lochmaschine oder kurz der ?Locher".
Diese and alle anderen Maschinen der Anlage werden von
Frauen bedient. Die Locherin ubertragt von einem handschrift-
lichen Urbeleg die Angaben in. die Lochkarten. Ihre Leistung
bestimmt also die Menge der zu fertigenden Lochkarten.
Die noch ungelochten Karten (bzw. die Verbundlochkarten)
liegen in einem groBen Stapel, von dem sie Stuck um Stuck in
einen Rahmen eingeschoben werden, der im Blickfeld der
Locherin liegt. Oberhalb dieses Rahmens ist Platz, um den
sogenannten ?Kopf" einschieben zu konnen, d. h. einen kleinen
Streifen von der Lange der Lochkarte mit den 45 oberen and
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 MArz 1957
den 45 unteren Spalten. Hier ist in ,offener" Schrift die Be-
deutung der Spalten angegeben, damit die Locharbeit moglichst
vereinfacht wird. An der rechten Seite des ,Lochers" sind ein
Tastenfeld mit den Ziffern 0 his 9 sowie Losch-,Leer- and
Markiertasten angebracht.
Bei jedem Tastendruck wird die entsprechende Stanznadel.
eingestellt, and die Einstellung riickt dann in die nachste Spalte
fort. Erst Beim Drticken der Markiertaste wird die ganze Karte
auf einmal gelocht. Das hat den Vorteil, daB ein noch rechtzeitig
erkannter Fehler mit der Loschtaste korrigiert werden kann,
ohne schon eine Lochkarte zu verschwenden. Die Karte wird
gleichzeitig mit bestimmten Werten gelocht, die die Maschine
and die Locherin zum Zwecke der Kontrolle bezeichnen. Ebenso
konnen aber auch fur eine Reihe von Karten mit gleichen An-
gaben Werte fest voreingestellt werden, um so die Leistung zu
steigern. Die Karten werden automatisch nach hinten ausge-
worfen and gezahlt.
Prufen der Karte
Jede gelochte Karte kann noch Fehler enthalten, die spater
sehr schwer herauszufinden sind. Sic werden deshalb in beson-
deren Prufmaschinen, kurz ,Prufern" genannt, in einem zweiten
Arbeitsgang gepruft: Auf einer dem Locher sehr ahnlichen
Maschine wird in gleicher Reihenfolge jede Karte wieder in
einen Rahmen eingefuhrt, and die Pruferin stellt - wie die
Locherin - nochmals alle Paten des Urbelegs auf ihrem
Tastenfeld ein. Solange ales in Ordnung ist, kann die Taste
gedruckt werden, wahrend sic bei Nichtubereinstimmung ge-
sperrt bleibt.
Die Pruferin kann nun vergleichen, ob sic selber einen Fehler
gemacht hat, oder ob die Karte fehlerhaft gelocht war. Sic ruckt
die Einstellung um einen Schritt zuriick and loscht sie damit.
Bei eigenem Fehler kann sic nach richtiger Tastung weiter-
arbeiten. Bei falscher Lochung bleibt die Taste jedoch ge-
sperrt, and die Karte muB als fehlerhaft aus der Maschine ge-
nommen werden. War die Karte richtig gelocht, so kann die
Markiertaste gedruckt werden, wodurch ein kleines Priif-
eckchen aus dem Kartonrand gestanzt wird (die Karto wird
,,angeknabbert"). Danach wird sie ausgeworfen and eine neue
Karte automatisch in den Rahmen eingefuhrt.
Rechenlocher
Sollen besondere Berechnungen der Kartenwerte durchgefuhrt
werden, so kommen sic in den sogenannten Rechenlocher oder
Kalkulator. Durch besondere ,Leitkarten" and entsprechende
Relaisanschaltungen wird die gewunschte Rechenoperation in
die Maschine gegeben, die dann die Berechnung vollig auto-
matisch durchfiihrt and gleichzeitig das Ergebnis wieder ale
Lochung an vorbestimmbarer Stelle festhalt. Zur Kontrolle der
Richtigkeit konnen die Karten nochmals durch die Maschine
gegeben werden, wobei infolge umgekehrter Rechnungsdurch-
fiihrung (bei entsprechender Neueinstellung der Maschine) der
Rechenlocher rein Ergebnis selber pruft. Wenn beide Ergeb-
nisse ubereinstimmen, kann ein besonderes Kennzeichen in die
Karte gelocht werden. 'blicherweise wird man nicht jede
Rechnung iiberpriifen, sondern nach jeder Neueinstellung einige
Proberechnungen mit besonderen Prafkarten durchfiihren. Das
kann gegebenenfalls auch am Ende der Serie gleicher Rechen-
operationen stattfinden.
Die Anschaffung eines Rechenlochers als teuerste and auch
komplizierteste Maschine der ganzen Anlage lohnt sich natiirlich
nur, wenn standig wiederkehrende gleichartige Rechenopera-
tionen durchzufiihren sind, die zudem moglichst vielstellige
Zahlen erfassen sollten, weil z. B. bei Faktoren his zu sieben
Stellen das Resultat his zu zwolf Stellen enthalten kann. Sum-
manden konnen elf Stellen enthalten, Divisionen werden his zu
zwolf Stellen moglich. Neben den einfachen Grundrechnungs-
arten konnen auch zusammengesetzte durchgefuhrt werden,
etwa in der Art
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 . Marz 1957
Sortieren der Karten
Sortiermaschinen gestatten ein Ordnen der anfallenden
Karten nach praktisch allen gewunschten Prinzipien, wobei
beliebig viele Merkmale. eingestellt werden konnen. In einem
Arbeitsdurchlauf lassen sich jeweils his zu zehn Ziffern aus-
werten. Die Karten werden als Stapel in die Maschine gegeben,
die sie nach den eingestellten Merkmalen abtastet and danach
in einzelne Facher ablegt. Die ubereinstimmenden Merkmale
sind beim Durchblick durch die abgelegten Karten leicht kon-
trollierbar, weil nur die Ubereinstimmung ubereinanderliegende
Locher ergibt.
Diese Sortiermaschinen bereiten einmal die merkmalsmallige
Zusammenstellung der Karten fur die Tabelliermaschine vor,
sind aber fur die statistische Auswertung eigentlicb die Haupt-
maschinen. Hierbei ist zu beachten, dal3 jeder Durchgang nur
zehn Ziffern (eine Dekade) auswerten kann. Ist also eine zwei-
stellige Zahl voll auszuwerten, so erfordert die Sortierung der
ersten Stelle nach ihren zehn Werten einen Durchgang, die
zweite Stelle aber zehn Durchgiinge, insgesamt also elf Durch-
gange. Die technische Kapazitat der Sortiermaschine betragt
24000 Karten in einer Stunde.
Tabellieren der Werte
In besonderen Tabelliermaschinen konnen die gewunschten
Werte aus den eingelegten Lochkarten in Ziffern (nicht in
Buchstaben!) auf Papierbahnen geschrieben and nach den
jeweils vorgegebenen Programmkarten auch summiert werden,
wobei Teil- and Ganzsummen moglich sind. Diese Summen
lassen sich auch mit beliebigen anderen Angaben der Karten
auf besonderen Karten lochen, so da13 these Werte wiederum
maschinell bearbeitbar sind.
Zahlenangaben
,lnlagekosten and Normen
Die Umstellung einer irgendwie gearteten Organisation auf
Lochkarten bedarf einer sehr genauen Vorarheit, eines ein-
gehenden Studiums der gesamten Technologic des Lochkarten-
systems and der Moglichkeiten einer solchen Anlage.
Wir werden deshalb die technische and die wirtschaftliche
Seite einer solchen Anlage einmal durchrechnen, wie sie in
einem Produktionsbetrieb in Berlin z. Z. bereits arbeitet.
Diese Anlage dient der Materialwirtschaft and der Ferti-
gungsabrechnung des Betriebes and besteht aus
8 Lochmaschinen ........
Preis je
7,0 TDM
6 Prufmaschinen ........
Preis je
8,5 TDM
1 Kalkulationslocher .....
Preis 108,0 TDM
2 Sortiermaschinen ......
Preis je 5,0 TDM
2 Tabelliermaschinen ....
Preis je 38,0 TDM
(Preise einschl. Reserve- and Ersatzteile)
Der reine Anschaffungswert der Maschinen betragt also
301,0 TDM. Die Montage erforderte rd. 20,0 TDM, die An-
schaffung von drei Aufbewahrungsschranken fur Lochkarten
6,0 TDM, so dal3 insgesamt 327,0 TDM erforderlich waren.
Die Herrichtung von sieben Raumen (Leiter, Belegannahme,
Locher, Priifer, Rechenlocher, Sortierung, Tabellierung) von
je etwa 30 qm Grundflache erforderte alles in allem etwa 73TDM
einschlieillich der Installation, Klimaanlage and Biiroeinrich-
tung. Damit belauft sich die gesamte Einrichtung der Abteilung
auf rd. 400,0 TDM.
Die Verarbeitungsmoglichkeit der Abteilung betragt bei tell=
weise dreischichtigem Betrieb etwa 400000 Karten im Monat.
Die Kapazitat der vollautomatisch arbeitenden Maschinen
betragt je Stunde - wenn kein Programmwechsel erfolgt -
bei dem Rechenlocher .......... 6000 Karten
der Sortiermaschine ......... 24000 Karten
der Tabelliermaschine ....... 6000 Karten.
Die beiden von der Leistung der Arbeitskrafte abhangigen
Maschinen, Locher and Pri fer, haben eine'vorgegebene Norm
von je 111 Karten je Stunde, wenn al.le 90 Spalten ausgefi llt
werden mussen. Bei weniger Stellen liegen die Normen etwas
hSher and betragen bei 30 Spalten 150 Karten je Stunde.
Verwendet werden Lochkarten der Fa. IBM, Leipzig. Ihr
Preis betragt je Tausend Stuck 8,40 DM.
Arbeitskrd/te
Der 'monatliche Grundlohn eingearbeiteter Kriifte betragt
fur Locher ...................... 350,-- DM
Priifer ..................... 400,- DM
Rechner .................... 570,- DM
Sortierer ................... 400,- DM
Tabellierer .................. 500,- DM.
Hierzu kommen zwei Mechaniker, die jeder :monatlich 750,-DM
erhalten, sowie je Schicht ein Gruppenleiter (1 3), eine Buro-
kraft (Kartenannahme) and der einschichtig arbeitende Grup-
penleiter (I5).
Die Normalarbeitszeit betragt 48 Wochenstunden, nur bei
den Loch- and Prufmaschinen ist sie gesetzlicb bei vollem Lohn
auf nur 38 Wochenstunden festgelegt. Die Arbeitszeit wird
durch mehrere Pausen unterbrochen, was bei dieser ausschliel3-
licb auf Aufinerksamkeit ausgerichteten Abteilung unbedingt
notwendig ist.
Dieser Arbeitsbesonderheit entsprechend betragt der Urlaub
durchgehend 18 Arbeitstage im Jahr, wozu jeweils noch Haus-
arbeitstage kommen. -
Angestrebt wird, dali jede Arbeitskraft wenigstens zwei
Tatigkeiten erlernt and beherrscht, um innerbalb der Abteilung
einen Ausgleich ohne besondere ,Springerreserve" zu ermog-
lichen.
Die Art der Tatigkeit ist Behr geeignet fur Halbtagsarbeit.
unnuuuuuumuuuuuuumunuuuunuuuuuuuuumuuuununnnnuuununuun
Kleinstudiogeri t
Das Kleinstudiogerat KSG 215 (Rundfunktyp 45a) ist eine trans-
portable Studioverstarkeranlage, die als handliches Tischgerat neben
den libertragungsverstarkern die wichtigsten Zusatzgerate enthiilt,
wie sie zu hochwertigen Tonband- oder Direktaufnahmen auSerhalb
der Rundfunkstudios ben6tigt werden.
Im Gerat sind 4 gleichartige Vorverstarker and 1 Hauptverstarker
zur Verstarkung der Niederfrequenz, 1 Abhbrverstarker zur Uber-
wachung der Aufnahme, 1 Tonmesser (Aussteuerungsmesser), 1 Ton-
generator zum Einpegeln and Priifen der Anlage, 1 Schalterfeld zur
Bedienung der Anlage and 1 Netzteil zur Stromversorgung enthalten.
samtliche Einzelgerate hat man als austauschbare Baueinheiten in einem
Gestell raumsparend untergebracht. -Die Anschlusse werden fiber
Messerleisten gefiihrt, Abh6rverstarker and Tomnesser'sind zu einer
Baueinheit zusammengefaBtr Um Einzelgerate herausnehmen zu k6n-
nen, ist das caber dem Schalterfeld liegende VerschluBblech mittels
zweier Spezialschlussel abzunehmen. Schalterfeld and Netzteile werden
durch zusatzliche Verriegelung in ihrer Betriebslage festgehalten. Alle
anderen Geriite sind in Forrra von herausschwenkbaren Kassetten aus-
gefiihrt. Die Bedienung der Anlage ist wegen der iibersichtlichen An-
ordnung der Bedienungsteile sehr einfach. Das AussteuerungsmeB-
instrument kann wahrend des Betriebes in eine fir die Beobachtung
giinstige Schragl,ge gebracht werden. Hergestellt wird das Klein-
studiogerdt von der C. Lorenz-AG, Work Leipzig (in Verwaltung).
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Aufbau der Abteilung
Far die Mechanisierung muBten
1 Betriebsorganisator,
1 Wirtschaftler and
1 Stenotypistin
seehs Monate lang die Umorganisation der Buchhaltung, das
neue Formularwesen, ?die Kodierung der Lochkarten and den
Abteilungsaufbau vorbereiten. Die Montage der Anlage selber
beanspruchte eineen Monat. Die Einlaufzeit betrug drei Monate
and umfailte die Ausbildung der Arbeitskrafte and das Ein-
arbeiten des Betriebes auf die neuen Formulare and den neuen
Verfahrensweg. Insgesamt waren also zehn Monate vor voller
Arbeitsfahigkeit zum Einrichten des Personals and der Ma-
schinen notig!
Die Ausfallzeiten der Maschinen betrugen je Storungsfall
weniger als zwei Stunden; beirn Rechenlocher lag die hochste
Ausfalizeit unter zwei Tagen. Hieraus erklart sich das hohe
Arbeitsentgelt der Mechaniker, die eine Spezialausbildung er-
halten massen. Sie Sind fur die vorbeugende planmaBige Repa-
ratur der gesamten Anlage verantwortlich and erhalten Pramien
ff r ,verhinderte aullerplanmaBige Stillstande der Maschinen".
Sie leiten such die Kolleginnen zu sachgerechter Handhabung
der Maschinen an. Den Kolleginnen sind Selbstreparaturen
generell verboten. Um die Stillstandszeiten zu verringern, liegen
die Pausen der Mechaniker zu anderen Zeiten als bei den iibrigen
Abteilungsangehorigen.
Die Maschinen sind einheitlich mit Drehstrommotoren
380 V/180 W ausgeriistet; nur der Rechenlocher benotigt eine
abweichende Spannung von 72 V, die einem gesondert aufzu-
stellenden Umspanner entnommen werden mull.
Kosten
Zugrunde gelegt werden sollen die vorgenannten Anlagen mit
den angegebenen Bedienungskraften (60 Abteilungsangehori-
gen), Werten and einer Leistung von 400000 Karten je Monat.
1. Anlagewert
Neuwert der Einrichtung 400000,-'DM
5% jahrliche Abschreibung 20000,- DM
oder monatlich ............ 1667,- DM 1667,- DM
2. Lohne (bei 100% Leistungserffillung)
l.iihne .................... 30000,- DM
SVK, Unfallumlage ........ 3000,- DM
Sonstiges ................. 2000;- DM
3. Gemeinkostenzuschlag
(1/s des Grundlohnes) ...... 10000,- DM 10000,- DM
4. Verbrauehsmaterial
400000Karten(?/00=8,40DM) 3360,- DM
Farbbander, Tabellierpapier rd. 200,- DM
3560,- DM
El. Energie (25,00 kWh) ..... 50,- DM
50277,- DAI
gerundet zu 50300,- DM
Bei 400000 Buchungen =.400000 Karten ergeben sich somit
je Buchung Selbstkosten in Hohe von
50300 = 0,126 DM.
400000
In dieser Summe sind die Kosten far die Vorbereitung der
Urbelege and these selber nicht miterfaBt. Wenn man these
mitrechnet, so ergeben sich mindestens 0,15 DM je Buchung.
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 Marz 1957
Nachrechnen der Zeitausnutzung and der Schichthelegung
Rechenlocher (Kalkulationslocher): Kapazitat 6000 Karten/Std.
400000 Karten/Monat
6000 Karten/Std. = 66,7 Stdn./Monat
Unter Beracksichtigung der notwendigen Einstellzeiten bei
Programmanderungen ist bei einer Rechenoperation je Woche
em zweiscliichtiger Betrieb notwendig (96 Std./Woche), der
damit 96 - 66,7 = 29,3 Stdn. far Prdfungen, Einstellungen,
Programmanderungen usw. zur Verf igung hat.
6000
Da bei dieser Maschine wesentlich hohere Umstellzeiten er-
forderlich werden, and die Stillstande wegen Herausnahme der
bedruckten Papiertabellen haufig sind, and - nicht zuletzt -
weil die Tabellierung in den meisten Fallen doppelten Durch-
gang der Karten durch die Maschine erfordert (die Maschine
besitzt fiinf Rechenwerke, gefordert werden im Betrieb aber
acht his neun Auswertungen), sind zwei Maschinen aufgestellt,
die daher im einschichtigen Betrieb arbeiten massen.
Locher: Kapazitat (Norm) 150 Karten/Std.
400000
8
333
25 = 13,3 Stdn. Da die Arbeitswoche der Locherinnen 38 Stdn.
oder 6,3 Stdn. je Tag betragt, sind
13,3
- 2,1 Schichten
-
6,3
taglich notwendig.
We angenommenen Werte von 150 Kasten/Std. gelten nur,
wenn derselbe Buchungsvorgang hintereinander vorgenommen
wird. Programmanderungen. erfordern eine gewisse Umschaltung,
Pausen usw. sind einzulegen, well auch das Sehvermogen sonst
iiberfordert wird, so daB mit wenigstens 2,5 Schichten zu rechnen
ist. Die Reserve bei dreischichtigem Betrieb betragt also
0,5
2,5 = 0,2 oder 20%, d. h., von den acht Maschinen stehen
1,6 Maschinen frei oder in IJberholung. Dieser Prozentsatz
ist nicht zu hoch, weil ja auch die bisher nicht beriicksichtigten
Leitkarten zu lochen sind. Diese Reserve gestattet zudem, in
besonders eiligen Zeiten einen groBeren Durchgang an Karten
zu schaffen, Doppelkarten anzufertigen usw. Die Besetzung der
Maschinen erfordert allerdings nur sieben Krafte je Schicht,
um den Reservevorteil voll ausnutzen zu konnen.
2667
Die seebs vorhandenen Priifmascbinen erfordern 6 = 444
monatliche Betriebsstunden, d. h. je Arbeitstag
444 17,8
25 = 17,8 Stdn. odor 63 = 2,8 Schichten.
Daher sind die Maschinen dreischichtig zu besetzen. Die
Reserve ist sohr klein
0,2
,8 = 0,07 bzw. 7%.
Ausfalle an diesen Maschinen konnen zu Schwierigkeiten fiihren
and erfordern - wenn notig - Aushilfe in einer nichtbesetzten
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 Marz 1957
Resonanzmesser (Grid-Dipper)
Der. Resonanzmesser ist im Prinzip ein Oszillator, In dessen Gitter-
leitung ein Strommesser zur Beobachtung des Gitterstromes liegt. Mit
dem Potentiometer kann die Empfindlichkeit des Strommessers ge-
regelt werden.
Die Arbeitsarten des Resonanzmessers sind folgende:
Schalter In Stellung I ?G":
Der Oszillator erzeugt ungedampfte Schwingungen tonlos.
Schalter In Stellung II ,S";
Der Oszillator erzeugt Schwingungen, die mit der Netzfrequenz
(50 Hz) amplitudenmoduliert sind.
Schalter in Stellung III ?W":
Die Anodenspannung let abgeschaltet. Das Gerat ist passiv und
kann als Absorptionswellenmesser benutzt werden.
Schalter in Stellung IV ?E":
Wird an die beiden Buchsen ein.K~opfhorer angeschlossen,so arbeitet
das Gerat passiv bel abgeschalibter Anodenspannung ale Detektor-
empfanger.
Durch den mit dem Potentiometer kombinierten Drehschalter wird
das Geriet netzseitig ein- und ausgesehaltet.
Der Resonanzmesser kann verwendet werden fdr:
1. Senderabgleich,
2. Empfangerabgletch,
3. Resonanzmessungen an Antennen,
4. Frequenzmessungen,
5. Induktivitatsmessungen mit einer Normalinduktivitat,
6. Kapazitatsmessungen rnit einer Normalkapazitat.
Das Gerat wird vom VEB Funkwerk Kdpenick, Berlin-Kdpenick,
hergestellt.
Zeit durch andere Krafte. Bei Krankheit kann eine Locherin frei-
gemacht werden, ohne daB Stockungen aufzutreten brauchen.
Sortiermaschine: Kapazitat 24000 Karten/Std.
Da zwei Maschinen vorhanden sind, konnten bei dreischich-
tigem Betrieb und nur einem Ordnungsprinzip (eine Dekade)
1200 Stdn. X 24000 Karten/Std. = 28800000 Karten durch-
gegeben werden, d. h., die 400000 Karten konnten rund
400 000
Bei einer Sortierung nach zwei Dekaden geht dies nur noch
6,5mal.
Zu beachten ist, daB durch die notwendigen Umstellungen
die tatsachlich mogliche Zahl wesentlich geringer wird, so daB
man die Kapazitat auf etwa
50 Eindekaden-Sortierungen oder
5 Zweidekaden-Sortierungen
schatzen sollte.
Die zwei vorhandenen Sortiermaschinen sind von einer Kraft
gleichzeitig zu bedienen, die damit aber voll ausgelastet ist.
Diese Berechnung zeigt, wie notwendig die Doppelquali-
fizierung der Arbeitskrafte ist, damit bei normalem Kranken-
stand die Urlaubs- und Haushaltstag-Anspruche aus der Ab-
teilung selbst ohne Betriebsgefahrdung zu decken sind. Bei
hoherem Krankenstand sind fur die gleichen Maschinenzahlen
mehr Krifte einzustellen und - falls erforderlich - die zwei-
schichtig arbeitenden Teile der Abteilung dreischichtig zu
besetzen.
Sehluffolgerungen
Die Nachrechnung legt dar, daB ein Ubergang auf Lochkarten
von vielen Voraussetzungen abhangig ist. Hauptvoraussetzung
ist, daB gleichartige Vorgange in groBer Zahl anfallen, die nach
drei odor mehr Gesichtspunkten ausgewertet werden mussen,
wobei ein Rechenlocher nur dann von Wert ist, wenn einfache
odor zusammengesetzte Multiplikationen bzw. Divisionen mit
mehrstelligen Zahlen vorzunehmen sind. Sonst kann auf ihn
verzichtet werden.
Die Urbelege milssen in jedem Falle handschriftlieh an-
gefertigt werden, gleiehgiiltig, ob auf besonderen Formblattern
oder gleich auf Duallochkarten, Leider erfordert such das Aus-
stellen der Fernmelderechnungen noch immer besondere Ar-
beitsgange auBerhaib der Lochkartenanlage, jedenfalls soweit
es sich um das System ,Aritma" handelt. Es gibt bereits An-
lagen, die aus den Lochkarten heraus auch Rechnungen her-
stellen lassen (Fakturiermaschinenanlagen, z. B. der IBM). Ist
die Ausrechnung vorkommender Werte mit festen ein- oder
zweistelligen Zahlen erforderlich, wie z. B. im Fernmelderech-
nungsdienst, so ist es wohl in jedem Falle moglich, auf den
Rechenlocher zu verzichten. Die Lochkarte bedeutete dann eine
doppelte Arbeit, die zwar eine maschinelle Tabellierung ge-
stattet, aber rein buchhalterisch kaum besondere Vorteile zu
bringen iinstande ist. Vorteilhaft bleibt, den Anfall von Fern-
gesprachsgebiihren taglich einfach aufzurechnen. Fdr diesen
Zweck lohnt sich aber nicht die doch recht kostspielige Anlage!
Wie let es mit der Einsparung von Arbeitskraften, dem ja der
vergroferte Einsatz vergegenstandlichter Arbeit dienen soil?
In dem genannten Fertigungsbetrieb haben die Buchfi1hrungs-
arbeiten vorher 66 Arbeitskrafte erledigt. Allerdings - das muB
hinzugefugt werden - ist ein grUerer Arbeitsanfall in den
Werkstatten mit erledigt worden, well dort bereits ein wesent-
licher Teil der Rechenarbeiten erfolgte. Aber nicht die Arbeits-
krafteersparnis an sich hat den Betrieb zu der Einfiihrung der
Lochkartenanlage bewogen, sondern die Zusammenfassung der
gesamten Materialwirtschaft mit der Fertigung, so daB die Ver-
sorgung des Betriebes kontinuierlicher, schneller und elastiseher
gestaltet und geplant werden konnte, und die Verbrauchs-
normen eret wirklich kontrollierbar werden.
Zu bedenken ist dabei, daB die Art der Arbeit, besonders am
Locher und am Prefer, den Menschen sehr einseitig beansprucht
und so zu schneller Ermudung fehrt. Die Arbeitszeit ist daher
z. T. auch auf 38 Wochenstunden festgelegt. Hinzu kommt, daB
dieseArbeit letztlich auch geistig keine besondere Abwechslung
bietet. Aber gerade die Zusammenfassung der Aufmerksamkeit
mit der Handfertigkeit ist rein theoretisch und, durch die Er-
fahrung des Betriebes bestatigt, nur jungeren Arbeitskraften
moglich. Die Deutsche Post muB aber auch daran denken, daB
unseren Kolleginnen fur spatere Jahre Arbeitsplatze bereit-
stehen, ohne daB dadurch die Wirtschaftlichkeit des Betriebes
gemindert wird!
Die Arbeit des Fernmelderechnungsdienstes erscheint damit,
trotz ihrer heute noch groBen Zahl von Buchungsfallen fur eine
Lochkartenanlage zu ,einfach". Daher kann allein fur Zwecke
des Fernmelderechnungsdienstes ihre Einfiihrung nicht gut-
geheiBen werden. Um also die Mechanisierung auch hierfur
nutzbar zu machen, bedarf es der Umstellung anderer Abrech-
nungsarbeiten der Deutschen Post auf Lochkartenanlagen, z. B.
der Buchhaltung oder des gesamten Zahlungsverkehrs der Post-
scheckamter usw., was eingehendere Untersuchungen notwendig
macht.
Und trotz des Gesagten ist auch fur das Fernmeldewesen das
Lochkartensystem von groBtem Interesse, und zwar ganz dring-
lich: Heute haben wir noch die Moglichkeit, den tatsachlichen
VerkehrsfluB von der Quelle his zur Senke nach Anmeldezeit,
Beginn und Ende des Gesprachs, Entfernung, Leitweg, An-
melder und Angerufenem vollstandig zu erfassen. Diese Mog-
lichkeit besteht im SWF-Verkehr bei der groBen Zahl zentraler
Glieder und der Art der Gesprachserfassung nicht mehr. Fdr
die Einfiihrung des SWF-Verkehrs ist aber die genaue Kenntnis
des Verkehrsflusses nach diesen Daten sehr wichtig. Darum
wird es erforderlich, mit Hilfe von Lochkartenanlagen noch
rechtzeitig den VerkehrsfluB zu erforschen, um die letzte Mog-
lichkeit nicht voriibergehen zu lassen, einwandfreie Unter-
lagen fur den SWF-Verkehr in der Netzplanung und der Ge-
staltung der technischen Einrichtungen zu erhalten. Hand in
Hand sollte damit aber auch die Untersuchung der Methoden
gehen, die Erfassung aller Abrechnungsdaten so zu gestalten,
daB sie einmal im mechanisehen Verfahren bis zur letzten Kon-
sequenz bearbeitet werden konnen.
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38
Die erste internationale Ausstellung caber die Postmechanisierung in Rom Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 Marz 1057
Zio 2PSt2 b4topmatiomrat2 a sstallw4g 4&ap dig )IOStI' aA'CtKLsi pi'.Kg !LL 41tow'
Von Horst HA-MANN, Berlin (Fortsetzung and Sehlup cius Heft 1/2 1957)
Belgien
Auch die umfangreiche Ausstellung der belgischen Postver-
Iwaltung war sehr grundlich vorbereitet. .
Bei der Entwicklung der Briefverteilmaschine ist man ahn-
lithe Wege gegangen wie in Holland. Die Sortiermaschine Bell
(Bild 6) arbeitet nach einem ahnlichen Prinzip wie die Transorma
(endlose Kette mit Behaltern). Diese Maschine sell eine theore-
tische Sortierleistung von 4000 Sendungen je Stunde and Ver-
teiler and his zu 500 Ausscheidungen ermoglichen. Damit werden
die Personalausliildung and , der Einsatz des Sortierpersonals
Hoch schwieriger, weil die Verteilung auf 500 Ausscheidungen
jioch komplizierter and anstrengender ist als die auf 300 bei der
Transorma. Hihsichtlich der Grole des Verteilwerks, der An-
schaffungs-.und Betriebskosten gilt das gleiche, was bereits? fur
die. Transorma gesagt wurde. Auch dieses System mull daher
von uns abgelehnt werden.
dungen erreichte. Hierbei erscheint uns besonders das Problem
des Zufiihrens der. Sendungen gut gelost.,
Die elektronische Verteilung von Schecks wurde gleichfalls
vorgefuhrt, wobei wir feststellten, daB dies nur deswegen gelang,
well die Kennung fur die einzelnen Kenton bereits auf den
Formblattern eingedruckt war (Bilder 7 and 8).
Bild 6. Bell-Briefverteilmaschine; Teilstilck Or 6 Verteilfiicher (Aufn. IPF)
In einer Versuchsforderanlage zeigte die belgische Postver-
waltung ein Bandsystem, das'durch den Einbau eines Beschleu-
nigungsbandes eine reibungslose Zahlung der Pakete gewahr-
leistet, well die Paketfolge.vor dem Vorbeilaufen an'der Foto-
zelle so'weit auseinandergezogen wird; daB eine genaue Zahlung
gesichert ist.
Eine derartige Anlage hat fur unsere Entwicklung nicht nur
fiir die Zahlung der Sendungen, sondern auch fiir die Versuche,
die sich mit einer automatischen Abweisung von Paketen in
bestimmte Richtungskarren befassen, groBe Bedeutung.'
Die belgische Postverwaltung konzentriert ihre Bestrebung
dahin, die gesamte bekannte Technik beim PA Briissel X, von
dem ein groBes Modell gezeigt wurde; komplex einzusetzen.
Die Einrichtungen dieses ,Sortierzentrums" sollen im Jahre
1958 in Betrieb genommen werden. Die belgische Postverwal-
tung arbeitet ebenso wie die hollandische mit einem Dispatcher-
system, das es ermoglicht, durch Wechselsprechanlagen die
erforderlichen ,Betriebsbefehle", zu erteilen. Es,kam ebenso
wie in Holland - nicht zum Ausdruck, daB das industrielle
Fernsehen bereits angewendet wird.
Frankreich
Die franzosische Ausstellung war nicht so umfangreich wie die
der beiden vorher genannten Postverwaltungen. Hinsichtlich
der Briefverteilmaschinen bewegte sie. sich in derselben Rich-
tong wie Holland and Belgien.:
Ale interessante Neuerurig wurde eine elektrische Stempel-
maschine gezeigt, die eine Stundenleistung von 70000 Sen-
Bild .7. Scheck Or elektronische Verteilung (Vordeiseite), (Aufn. IPF)
Beachtenswert erscheint uns ferner ein fast lautlos laufender
Kettentransporteur fur Beutel .(Bild 9). Mit Hilfe derartiger
Einrichtungen konnten auch bei uns Erleichterungen bei den
i korperlicheh Arbeiten des Beuteltransportes ermoglicht werden.
Als gluckliche Losung erscheint uns ferner die Kombination
von Wertzeichengebern, Briefkasten and Fernsprechautornaten.
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 Marz 1957
Die erste internationale Ausstellung fiber die Postmechanisierung in Rom 39
leicht sortiert werden konnen. Dieser sogenannte ?Drop Bag
Fitting" stellt nach unserer Auffassung eine ausgesprochene
Spielerei dar, well der Zweck auf viel einfachere Weise erreicht
werden kann.
Grofibritannien
Die Ausstellung der britischen Postverwaltung war auBer-
ordentlich beachtenswert, weil dort neben anderen Elementen
none Maschinen zum Verteilen der Briefe gezeigt wurden. Wenn.
auch diese Maschinen nur halbautomatisch betrieben werden
konnen, so bedeuten sie dennoch nach unserer Auffassung einen
sehr groBen Fortschritt gegeniiber der bisherigen Entwicklung.
Diese Maschinen haben nicht nur eine gleich hohe bzw. sogar
hohere Sortiergeschwindigkeit als die Transorma and Bell-
Maschine, sondern der Verteiler kann das Arbeitstempo selbst
bestimmen. Er ist also nicht dem Rhythmus der Maschine
unterworfen. Das ist das erste Mal, daB auf einer Ausstellung
eine Maschine gezeigt wird, die diesen Bedingungen entspricht.
Dali der Verteiler nicht dem Maschinenrhythmus unterworfen
ist and daB dies einen entsprechenden Fortschritt darstellt,
wurde bei der Beschreibung immer wieder hervorgehoben.
Hieraus lift sich erkliiren, wie wichtig die Entwicklung unserer
Maschine ist, die nach den gleichen Prinzipien arbeitet, deren
Konstruktion uns aber wesentlich einfacher erscheint.
Was die Sortiergeschwindigkeit anbetrifft, so wurde uns er-
lautert, daB der Verteiler theoretisch maximal 105 Sendungen
in der Minute verteilen kann; das wurde eine stiindliche Ver-
teilung von 60 - 105 = 6300 Sendungen bedeuten. Eine solche
Verteilleistung kann jedoch nie von einem Menschen erreicht
werden, solange or die Bestimmungsorte lesen and eintasten
mull. Diese Tatsache wurde bei der Besichtigung auch zugegeben.
Die Briefverteilmaschine arbeitet halb elektronisch, halb auto-
matisch.
Es ist moglich, die Briefe auf 120 Ficher in einem Verteilgang
zu verteilen; auch hierin zeigt sich eine Anniiherung an unsere
Bestrebungen.
DaB these Maschine als Ein-Platz-Maschine betrieben wird,
kennzeichnet ebenfalls die gleiche Entwicklung wie bei uns.
Die Paketverteilmaschine - Sovex-System -, von der nur
ein Schaubild gezeigt and eine Beschreibung ausgehandigt
wurde, stellt zwar einen technischen Fortschritt dar, ist aber
nach unserer Auffassung vollig unrentabel, well die zu ver-
wendende Anlage in ihrer GroBenordnung and in ihren Ein-
richtungen in keinem Verhaltnis zum beabsichtigten Zweck
steht. Auch bei diesem halbautomatischen Verteilverfahren
mi ssen die Pakete in zwei Verteilgangen verteilt werden. Die
erste manuelle Titigkeit besteht im Tasten and Abweisen der
Pakete and die zweite in der Endverteilung der Pakete, die etwa
unserem jetzigen Abnehmen vom Leseband entspricht. Gerade
das ist aber eine schwere korperliche Arbeit. Wenn also auch die
technischen Probleme gelost erscheinen, so bietet the englische
halbautomatische Paketverteilmaschine vom betrieblichen and
wirtschaftlichen Standpunkt gesehen keine endgultige Losung.
Einige interessante Darstellungen hot die englische Aus-
stellung fiber die Posttunnelbahn, die in London alle groBeren
Postamter mit den zwei Hauptbahnhofen verbindet. Wahrend
jeder Stunde fahren 40 Ziige, and these befordern eine Last von
41000 Sicken taglich. Die Posttunnelbahn fahrt automatisch
and wird auch auf diese Weise gesteuert. Bedienungspersonal
ist fur die Fahrt selbst also nicht erforderlich.
Die sogenannten ?Rubber Doors", das sind Tiiren, the sich
bei Annaherung mit Hilfe von Fotozellen selbstiindig offnen
and nach dem Abgang wieder selbstandig schlieBen, werden bei
uns erst in der spiteren Entwicklung Bedeutung erhalten. Im
ubrigen stellen these Einrichtungen keine notion teclinischen
Probleme dar.
Auch the englische Zahlanlage fur Pakete scheint uns nicht
giinstiger zu sein als. das von der belgischen Postverwaltung
gezeigte Muster.
Im ubrigen wird beim HPA Berlin 017 im Jahr 1957 eine
gleiche Anlage in Betrieb genommen werden.
Bei der britischen Ausstellung muB noch erwahnt werden,
daB ein Apparat gezeigt wurde, der es-ermoglichte, die Sicke
durch Blasluft offenzuhalten, damit the Pakete and Packchen
Von der Ausstellung der Schweiz waren wir etwas enttiluscht.
Die Schweiz bot in ihrer Ausstellung kaum Elemente, die noch
nicht bekannt waren, wenn man von den gut durchkonstruierten
Wertzeichenautomaten MA 3 and MA 2 absieht (Bild 10). Diese
Automaton, the sick bereits im Einsatz befinden, ermoglichen es,
aus einem Automaton drei verschiedene Wertzeichensorten zu
entnehmen.
Die, beiden ausgestellten Muster fiber (lie mechanische Brief-
kastenleerung sowie uber die Sackhebevorrichtungen waren
uns bereits vorher bekannt. Unseres Erachtens ist das Problem
der Beladung von Kraftwagen mit Behaltern mit Hilfe von
grolien zu hebenden Plattformen nicht gut gelost worden, well
the Anlagen zu stark ortsgebunden sind.
Die Verteilung der Mandate (Zahlungsanweisungen) wird mit
einer elektronischen Sortiermaschine durchgefiihrt. Dabei wird
ein Lochsystem angewendet, wobei die Locher in verschieden-
artigen Kombinierungen auf the Mandate gebracht werden.
Die zuruckflieBenden PAnw and Zk konnten in den Listen-
prufstellen der Postscheckimter auch bei runs elektronisch ver-
teilt werden, wenn derartige Hilfsmittel verwendet warden.
Deutsche Bundesrepublik
Die Deutsche Bundespost war verhaltnismiBig stark an der
Ausstellung beteiligt. Wihrend auf dem Gebiete der Forder-
technik keine wesentlichen Neuerungen gezeigt wurden, mull
gesagt werden, daB Westdeutschland auf dem Gebiet der Auto-
maton- and Geriitetechnik einen aullerordentlich groBen Vor-
sprung erreicht hat.
Die von Westdeutschland gezeigteSchalterannahmemaschine,
the aus zwei Elementen einer Kienzle-Rechenmaschine and
einer Stempelmaschine der Firma Klussendorf - besteht, er-
reicht allerdings . nicht den Stand unserer Astra-Annahme-
maschine. Das scheint aber der einzige Punkt zu sein, in dem wir
eine gunstigere Entwicklung aufzuweisen haben.
Die Stempelmaschinen, the von der Firma Klilssendorf,
Berlin-Spandau, gebaut worden sind, lassen eine Stempelung
von 50000 Sendungen je Stunde zu.
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Die erste Internationale Ausstellung. caber die Postmechanisierung in Rom
Die-Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 Marl 1957
Bild 11. Geldzahlmaschine ,Standard", Typ E (Aufn.IPF)
Bild 12. Geldzahhnaschine ?Standard",Typ C (Aufn.IPF),
Der ?Frankotyp-Freistempler" stellt ebenfalls den Welt-
stand der Technik dar, ebenso die Geldzahlmaschine ?Standard"
(Bilder 11 and 12). Mit dieser.Maschine ist es moglich,.in kurze-
ster Zeit"das Geld zu sortieren and zu zahlen (15 bis 20 Mi nzen
je Sekunde). Eine solche Maschine ist fur. alle Stellen, die Ab-
lieferungen -entgegennehmen, von grol3er Bedeutung fur die
Hebung der Arbeitsproduktivitat.
Die Mi nzsortier- and Wechselkasse erleichtert das Wechseln
des Geldes and kann fur sechs and fur acht Miinzsorten ver-
wendet werden. Der Annahmeangestellte braucht das Geld nicht
mehr in die Hand zu nehmen, sondern jede Miinze wird auto-
matisch sortiert. Beim Wechseln Sind lediglich einige Tasten zn
bedienen. Auch bei der Lohnzahlung kann die Miinzsortier='und
Wechselkasse' mit Erfolg eingesetzt werden.
Einen besonderen Fortschritt fur die Abwicklung des Schalter=
dienstes stellt der elektrische Schalter-Wertzeichengeber dar,
der von der Telefonbau- and Normalzeit GmbH in Frankfurt/
Main konstruiert and vertrieben wird (Biller 13 and 14). Der
elektrische Wertzeichengeber dient zur Ausgabe, einer einstell-
baren Anzahl von Wertzeichen einer gewunschten Sorte. Mit
Hilfe dieses Gerates konnen am Schalter auf schnellste Art and
Weise Wertzeichen vertridben werden, wobei die Arbeit der
Markenbestandsaufnahme fur den SchalterabschluB auf eine
geringstmogliche Zeit herabgesetzt wird.
Bild 14.. Elektrischer Schalter-Wertzeichengeber, geoffnet (Aufa. IPF)
Die Annahniemaschine fur Einschreibsendungen (Bild 15)
soli die Annahme von Einschreibsendungen erleichtern. Diese.
Maschinen werden' gleichfalls von der ?Frankotyp" vertrieben
and sind auf der Basis der Registrierkassen aufgebaut. Die
Maschine ~bedruckt u. a. auch den Einlieferungsschein, der in
seinem oberen Ted den auf der Einschreibsendung anzubrin-
genden K]ebzettel tragt (Bild i(i). Ob allerdings der Einsatz
eines solchen Gerates wirtschaftlich' vertretbar ist, mull erst
iiberpr(ft werden.
Ein der ?Frankotyp"-Maschine ahnliches Gerat wird zur.
Annahme der Pakete verwendet. Hier scheint uns der von uns
eingeschlagene Weg einen besseren Erfolg zu versprechen, well
die westdeutschen Maschinen auf dem Wege zur Automatisierung
nur eine Teillosung gestatten.
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.41
scene me sere Veromaung zum tspw ner. iAuun/irr7
GroBenverhaltnissen den z. Z: bon uns eingesetzten Beliiiltern.'
Der Austausch der.groBen Behalter ist voll mechanisch gelost'
worden, indem die groBen Behalter mit Aufzugen oder ahnlichen'
Einrichtungen, die z. T. an den Fahrzeugen `unmittelliar - be-
festigt worden sind, gehoben and gesenkt werden.
Die kleinen Behalter dagegen werden von Hubwa len ge
hoben, wobei der Hub durch Handarbeit erreicht wird'e nd' der
Hubvorgang aus diGsem Grunde verlialtmsmaBig viel Zeit,in
Anspruch nimmt. 1!
Die Dberleitung der Behalter in, den Bahnpostwagen ge.
schieht mit Hilfe einer an diese Hubwageri. angebrachten Platte, r
die heruntergeklappt wird and somit eine feste yerbindul g:zumi
Bahnpostwagen herstellt (Bild 18). Eine solche Verbindung wird?
jedoch. von der Reichsbahn auf Bahnhofe'n.nicht zugelassen.
Daher mull these Losung von uns. verworfen werden. Das
Problem, die. Behalter vom Postaint zuxn'Bahnhof and uin.
gekehrt zu befordern, ist in Westdeutschlahd sehr gut gelosl
worden, indem der ?Tempo-Rutbmainn-Hubkraftwageb ' ein-
gesetzt wird. Dieser Wagen ist mit einem dreizylindrigen Motor
verseben and in der Lage, die Hubbewegungen. sehr schnell
auszuf iihren.
Ein solches Fahrzeug ware auch' fiir unsere Entwicklun'g von
Im?ubrigen darf bemerkt werden, daB Westdeutschland and
die Schweiz die einzigen Lander sind, die Anfangsbemihungen
zeigen, die schweren.?korperlichen Arbeiten zu mechanisieren.
Es darf jedoch mit Nachdruck festgehalten 'werden, daB die
von uns in Erprobung befindliche'Losung einen weit besseren
Weg darstellen wird.
Italien
Es liegt nahe, daB Itali en als Veransttltungsland einen be-
sonders groBen Platz fur die Ausstellung benotigte. Demzufolge
waren such die dargestellten Gegenstande,recht vielseitig.
Besonders in der Geratetechnik hat die italienische Post gute'
Fortschritte gemacht. Sie bedient sich bei diesen Fortschritten
natiirlich nicht ausschlieBlich italienischer'Erzeugnisse,. sondern
auch der Produktion der USA, Westdeutschlands, Englands
and der DDR. So war beispielsweise airs unserer Republik die
Astra-Buchungsmaschine ,Klasse 9001 1., ausgestellt,. die in
starkem Mahe bei der italienisehen Post zur Mechanisierung des
Kasseildienstes eingesetzt werden. soil.
Neben Hollerith-Maschinen wurde such eine elektronisehe
Sortiermaschine fur Schecks gezeigt,' die ahnlich wie. die schon
beschriebene arbeitet. Eine Geldzahlmasebine fur Postscheck-
amter, eine Reiho von Frankiermaschinen', Stempelmaschinen
und Gebuhren-Freistemplern vervollstandigten die 'Exponate
Italien. Besonders interessant in der Ausstellung Italiens war
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Die Deutsche Post' 2. Jg.
H e ft 3 Marz 1957 Die erste internatioriale: Ausstellung g fiber die Poitmeehanisierung in Rom
17
Bud 16. Einlieferungsschein dert Annahmemaschine fur Einschreibbriefe
(Aufn. IPF)
In, der' Entwicklung der Briefverteilmaschinen ist man in
Westdeutschland nicht bedeutend vorangekommen. Es wurden
lediglich Bildei and Schaubilder der Briefverteilwerke Dort-
mund and Ulm v,.roffentlicht. Diese Bilder liel3en erkennen, daB
ea, sich bei beiden Ve'rteilwerken nach{ wie vor um eine rein
manuelle Verteilnng handelt, wobei lediglich die Transporte
zwischen den Verteilgangen'mechanisiert Sind. Allerdings mull
noch gesagt werden, daB Beim PTZ in Darmstadt eine Versuchs-
anlage aufgebaut wurde, die vorbereitete gelbe Postscheckbrief-
umschlage nach 100 Ausscheidungen automatisch verteilt.
IDas von der Deutschen Bundespost ;ausgestellte Modell der
neuen Paketfordereinrichtung beim Postamt Bremen 5 zeigt,
diB.bei der Paketverteilung in Westdeutschland nach wie vor
ausschliellich die alten Elemente verwendet werden. Die in
Bremen getroffene, Kombination ist jedoch auBerordentlich
geschickt, so daB die DurchlaBfahigkeit der Aulage bedeutend ist.
IAuch die von ' der Deutschen . Bundespost aufgestellte Fern-
sprechzelle, die zugleioh Wertzeichengeber and Briefkasten
euthalt, besticht durch ihre ZweckmaBigkeit and dur'ch ihr
Ausseheii Die Tiir ist so angeordnet, dal sie sich nach innen
verschiebe'n laaBt. .
'Auf dem Freigelande zeigte die Deutsche Bundespost in erster
Linie ihre Versuche hinsichtlich des Behilterverkehrs. Es wurden
sowohl grope als auch kleine Behalter vorgefuhrt. Die groBen
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eine Zahlmaschine fur Papier, die gegebenenfalls fur das Aus-
zahlen von Zeitungen eingesetzt werden konnte. Sie wird her-
gestellt von der Dowty-Nucleoniens Ltd, Cheltenham, England.
Diese Maschine zahlt 1800 Stuck in der Minute.
Italien zeigte des weiteren eine kombinierte Freimachungs-
und BriefschlieBmaschine, die von der Firma Pitney-Bowes,
Connecticut, USA, hergestelit wird. Diese Maschine hat eine
Leistung von 11000 Sendungen je Stunde.
Ferner wurde ein kombinierter Wertzeicbenautomat mit
Briefkasten ausgestellt, der es ermoglicht, unfrankierte Briefe
freizumachen und zugleich in den Briefkasten zu befordern.
Auch die Ein ichtung der italienischen Postverwaltung, einige
Briefkasten an Verkehrszentren mit unmittelbarer Fernsprech-.
verbindung zum Postamt zu versehen, so daB man von dieser
Stelle aus kostenlos Auskunft vom Postamt einholen kann,
durfte den hochsten Anspriichen des Kundendienstes genugen.
Italien hat des weiteren ein leichtes Zustellgerat entwickelt,
das seiner Zweckbestimmung nach unserem Zeitungstrager-
gerat entspricht, aber in seiner Bauweise verbliiffend einfach
und auBerordentlich leicht ist. Wir werden uns befleiBigen, ein
ahnliches Gerat zu konstruieren.
Iin Freigelande wurde eine sehr aufschluBreiche Losung eines
Sonderpostamtes ausgestellt. Das Postamt ist auf einem An-
hanger untergebracht, wobei zu beiden Seiten je ein Teil so
herausgezogen werden kann, daB dadurch Schaltervorraume
entsteben. Ein solches Postamt hat den Vorteil, daB der Post-
kunde such bei schlechter Witterung vollig geschiltzt unter-
gebracht werden kann.
Das Postamt bietet im Innenraum fur acht Scbalter Platz
(Bild 19).
-Fur den ausgestellten italienischen Bahnpostwagen war
charakteristisch, daB dieser Wagen, wie bei uns die D-Zug-
Wagen, mit einem Seitengang versehen ist. Hierdurch tritt
nach unserer Auffassung ein grol3er Raumverlust ein, der nicht
vertreten werden kann.
SchluBbetrachtung
Wir haben durch die Ausstellung erneut erkannt, auf welchen
Gebieten wir noch groBe Ruckstande zu uberwinden haben,
um den Weltstand der Technik zu erreichen. Das ist vor allem
auf dem Gebiet der Automaten- und Geratetechnik der Fall.
Dennoch sind die Ruckstande nicht so grog, als daB sie nicht
bei intensiver, ernster Arbeit innerhalb der nachsten Jahre
aufgeholt werden konnten.
Als besonders gunstig mussen wir unsere Entwicklungen der
halbautomatischen Briefverteileinrichtungen, der Schalteran-
nahme-Maschine fur PAnw und Zk sowie des Behalterverkehrs
ansehen. Auf diesen Gebieten kommt es darauf an, den er-
rungenen Vorsprung zu erweitern und der Offentlichkeit Maschi-
nen vorzustellen, die die bisher gezeigten iibertreffen.
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 Marz 1957
Rolf ALBERS, Berlin:
Brief an einen Meister (Betrieb)
Liebe Kollegin!
Du hast vor einiger Zeit die Meisterpriifung bestanden und bist
in Dein Fernamt zuruckgekehrt. Vielleicht warst Du vorher Auf-
sieht oder Betriebikraft - nun bist Du Meister! Du kennst die
Betriebsvorschriften, Du kannst den Fernamtsbetrieb leiten, Du
hast vielleicht schon vieles verbessert. Aber ,meisterst" Du wirklich
alle Aufgaben?
Zu den -in den Tdtigkeitsmerkmalen fur den Meister (Betrieb)
festgelegten Arbeiten tritt ndmlich noch eine Reihe von Au/gaben,
die sich aus dem Um gang mit dem Fernamtspersonal und mit dem
Teilnehmer ergeben. Hat schon die lrithere Aufsich.t einen wesent-
lichen Anted an der guten oder auch schlechten Arbeit des gesamten
Fernamtsbetriebes und damit an der Einsehatzung desselben durch
den Teilnehmer gehabt, so hat sich dieser Einflufl durch Deine
erhohte Verantwortung als Meister Hoch erheblich verstdrkt.
Man kann ohne Ubertreibung sagen, daft von Deinem Arbeits
bewu/ltsein die Qualitat des Fernamtsbetriebes und seine Be-
wertung unmittelbar abhangen.
Du hast die mitunter schwierige Au/gabe, die Anordnungen der
Betriebsleitung, der BPF oiler des MPF in die Tat umzusetzen,
den Vermittlungskraften Ma/lnahmen zu erldutern, die von Deinen
Kolleginnen nicht immer so fort in ihrer Zweckmafligkeit erkannt
werden. Du sollst mit Einsatzfreudigkeit, endloser Geduld, Be-
stimmtheit und Anpassungsfahigkeit beim Personal Verstandnis
fur die wesentlichen Zusammenhange im Fernamtsbetrieb er-
wecken und trotz oft notwendiger Zugestandnisse mit ruhigem
Urteil, Klugheit und Tatkraft Menschen und Einrichtungen ein-
setzen. Du mu/it Dich fur Deinen Bereich voll verantwortlich
f ithlen.
Die Betriebsvorschriften und Verfiigungen sollen nicht nach dem
Buchstaben, sondern nach ihrem Inhalt, nach ihrem Zweck, aus-
gelegt werden. Das bedeutet eine tie/gehende Ein/iihlung in die
Wunsche der Teilnehmer und in die Erlordernisse des Fernamts-
betriebes.
Damit den Vermittlungskraften die standige Entwicklung von
Betrieb und Technik sowie neuen Arbeitsmethoden nicht vor-
enthalten bleibt, ist ein regelma/liger Dienstunterricht als Bestand-
teil des Dienstplanes durchzu/uhren, der zweckmafligerweise auch
beim Vorhandensein besonderer Lehrkrafte von Dir geleitet wird..
Dieser Unterricht la/it sich in den moisten Fallen in sogenannten
?toten Zeiten des Dienstplanes" giinstig unterbringen. Hierbei
sollten aber auch besondere Vorkommnisse betrieblicher Art von
allgemeinem Interesse erortert und seltene Falle wiederholt werden.
Da der Fernamtsbetrieb in Um fang und Starke sehr wesentlich.
von politischen und kulturellen Ereignissen abhangig ist, darfst
Du nicht versdumen, im Unterricht hierauf einzugehen und die
Zusammenhange zwischen Gesellschaft und Nachrichtenwesen zu
erldutern.
Du bist als Meister die erste Kraft Deines Bereiche?s, d. h., Du
hast nicht nur Aufsichtsfunktionen, sondern wirkst in erster Linie
leitend und organisierend. Du bist es, an den sick alle Dir unter-
stellten Krafte wenden, wenn sie einer Hilfe bedurfen. Um diesen
Anforderungen gerecht werden zu konnen, hast Du eine sorg-
faltige Ausbildung erhalten und' dabei auch gelernt, die Wirt-
schaftlichkeit Deines eigenen Betriebes einzuschdtzen. Du mu/Jt
aber auch den Au/bau und die Technologic der hauptsdchlichen
Gegenamter durch einen Besuch dieser Stellen kennenlernen. Dies
gilt auch fur die in Deinem FMA vorhandenen Stellen, die mit
dem Betrieb zusammenhangen, also die Fernmelderechnungsstelle,
die Gebuhrenuberwachungsstelle, das Ortsamt u. d. Wenn irgend
moglich, solltest Du sogar Gelegenheit erhalten, in diesen Stellen
einige Wochen zu arbeiten, um einen tieferen Einblick zu bekom
men. Weifft Du, daft ?die Fernleitung" unser teuerstes Betriebs-
mittel ist, und zwar sowohl in der Anlage als auch in der Pflege?
Demzulolge sorge da fur, dali jede Telephonistin ,wie Perlen au f
einer Schnur" ein Gesprach an das andere reiht. Nimm jedo
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 Marl 1957
Arbeit vom Schrank weg, die dort nichf unbedingt getan werden
mu f3, and ubertrage sie anderen Kraften. Die Dienstgesprache,
die zum Hersiellen der Verbindung notig sind, mussen auf das
kleinste Map eingeschrankt werden. Die Wirtschaftlichkeit Deines
Betriebes hangt davon ab, wie Du es verstehst, diesen Maf3nahmen
zum Durchbruch zu verhel f en bzw. sie einzu f uhren.
Da es erforderlich ist, dap Du den Betrieb standig beobachtest,
um die schwachen Punkte recht schnell erkennen zu konnen, ist
es vollig falsch (es kommt leider noch immer vor), wenn Du Dick
mit Schreibarbeiten, Zettelsortieren o. a. uberlastest. Du solltest
ernsthaft (wirklich ernsthaft) uberpriifen, ob diese Nebenarbeiten
betrieblich notwendig sind, andernfalls muf3t Du dafur geeignete
Hilfskrafte heranziehen.
Die Menschen sind ihrer Mentalitat nach verschieden and dem-
nach mit verschiedenen Mitteln zu leiten. Wenn es bei dem einen
nur eines rugenden Wortes bedarf, so muf3 bei einem anderen beim
gleichen Vorkommnis ein scharfer Verweis ausgesprochen werden.
Die manchmal sehr feinen Unterschiede mit einem untriiglichen
Blick fur die Situation zu linden, ist nichf einlack. Trotzdem muf3
von Dir als Meister gefordert werden, dap Du diese Kunst be-
herrschst. Dir mussen die wesentlichen? Charaktereigenschaften
Deiner Mitarbeiter bekannt sein. Meist gelingt es mit einem au/-
munternden Wort, den privaten Arger vergessen zu lassen. Wenn
Du es verstehst, Deine Kolleginnen in derartiger Weise individuell
zu lenken, wirst Du Deinen Bereich zu einer Arbeitsgemeinschaft
verschweif3en, der die Arbeit Freude machi unddie zum Wohle der
Gesellschaft and damit fur sick selbst schafft. Diesen Arbeits-
enthusiasmus zu entwickeln, ist eine Deiner wesentlichen Auf-
gaben.
Eine fur Dick nicht zu unterschatzende Hilfe ist die Fernbetriebs-
beobachtung. Trotz der besonderen Aufgaben, die der Beobachtung
durch den Pramienlohn erwachsen, darf der eigentliche Zweck,
Fehler and Man gel in der Arbeitsweise der beteiligten Vermitt-
lungskrafte zu erkennen sowie die Ausnutzung der Leitungen zu
erhohen, nicht vernachlassigt werden. Auch wenn besondere Be-
obachtungskraf to vorhanden sind, ist es fur Dick von grof3em Vorteil,
selbst einige Zeit hier znzubringen, damit Du Dir uber das Ver-
halten Deiner Kolleginnen, gegebenenfalls auch uber das Verhalten
der Krdite am fernen On, selbst ein Bild machen kannst. Deine
Urteilsfahigkeit wird hierdurch gunstig beein'flu/3t.
Verkehrszahlungen sind stets unbeliebt, weil sie viel Arbeit
machen and weil nach Ansicht vieler Beteiligter ,doch nichts
dabei herauskommt". Urn diese falsche Meinung zu widerlegen,
noch einige Worte an Dick. Wie schon eingangs angedeutet, sind
der Gespracksverkehr and seine Richtung durchaus nichts Fest-
stehendes; sie sind abhangig von der sich standig entwickelnden
Wirtschaft, von sick bildenden kulturellen and politischen Zentren,
vom Entstehen neuer Wohngebiete. Es ist also klar erkennbar and
jedem Praktiker auch gelaufig, daf3 der Fernmeldeverkehr von den
verschiedenen Faktoren abhangig ist. Um seine Grope and Richtung
objektiv bestimmen zu konnen, sind Verkehrszahlungen nicht zu
umgehen, die nach ihrem jeweiligen besonderen Zweck ausgerichtet
sind. In verstdrktem Maf3e trillt das bei Planungen fur das
Leitungsnetz (Starke des auszulegenden Kabels?) bzw. TF-Ein-
satz (wieviel Kandle?) and bei der Berechnung von Fern- and
Knotendmtern zu. Jede falsche Zahl kann zu sehwerwiegenden
Fehlinvestitionen filhreiz, wodurch der Volkswirtschaft Schaden
entstehen, die bei einem hoheren Verantwortungsbewu f3tsein hdtten
vermieden werden konnen. Es ist kein Geheimnis, dap Verkehrs-
zahlungen nach ihrezn Abschlu f3 nur sehr schlecht, meist jedoch
gar nicht nachzuprufen sind, so fern es sick nicht urn offensicht-
liche Fehler handelt. Es kommt aber auf die Vermittlungskrafte
and in erhohtem Maf3e auf Dick als Meister an, daf3 derartige
Zahlungen zweckdienlich durehgefuhrt and richtige Zahlen er-
mittelt werden.
Die Anforderungen, die an Dick gestellt werden, sind also viel-
ffiltig and nicht immer einfach. Leicht wird Dir die Losung der
Aufgaben fallen, wenn Du bei Deinen Kolleginnen Autoritat
genief3t; diese kann Dir jedoch nur zuteil werden, wenn Du als
Mensch and Kollege jederzeit Vorbild bist. Du muf3t ein gutes
theoretisches Wissen besitzen and dartst auch im gesellschaftlichen
Leben nicht abseits stehen. Wie willst Du sonst Deine Kolleginnen
begeistern, den Plan zu erfullen and neue, bessere Arbeitsmethoden
anzuwenden oder zu entwickeln?
Uberdenke Dir bitte die genannten Probleme noch einmal ganz
genau, and zwar in Ruhe, and Du wirst linden konnen, dap Du
vielleicht einige Aufgaben dock noch nicht so erfullst, wie es nun
einmal zu einem guten Meister gehort. Du kannst ein soleher
werden, wenn Du taglieh an Dir arbeitest.,
Freimachung von Auslandsbriefsendungen
Nicht alle Briefsendungen nach dem Ausland werden von den
Absendern vollstandig freigemacht. Zweifellos ist dieser Mangel
in erster Linie auf fehlende Kenntnis der Gebiihrenvorschrif ten,
andererseits aber auch auf Versehen der Einlieferer zuriick-
zufiihren. Selbstverstandlich diirfen die Aufgabe-PAnst nicht
achtlos daruber hinwegsehen; denn jede nach dem Ausland be-
forderte unzureichend freigemachte Briefsendung bedeutet fur
die Deutsche Post einen Gebtihrenverlust. Es ist daher not-
wendig, solche Sendungen den Absendern zur vollstandigen
Freimachung zuruckzugeben.
Leider werden in der Praxis immer wieder Sendungen mit
fehlender Absenderangabe festgestellt, obwohl jeder Absender
verpflichtet ist, seinen Namen and die vollstandige Anschrift zu
vermerken. In solchen Fallen ist eine Ruckgabe natiirlich nicht
moglich. Die betreffenden Sendungen sind daher olme Ergan-
zung der Freigebuhr nach dem Ausland weiterzusenden. Nach
den Vorschriften des Auslandspostverkehrs sind derartige Sen-
dungen jedoch besonders zu kennzeichnen, and zwar durch den
Buchstaben ?T", der auf der Anschriftseite in der Mitte des
oberen Teils anzubringen ist. Der Buchstabe ?T" ist die Ab-
kiirzung fur ,Taxe & payer" (= Gebuhr zu zahlen). Die Nach-
gebiihr wird dagegen nicht vom Aufgabe-PA, sondern erst von
der Auswechslungs-PAnst ausgeworfen. Sic ist in Centimen -
der theoretischen RechnungsgroBe des Weltpostvereins - an-
zugeben.
Sollten Unterwegs-PAnst unzureichend freigemachte Brief-
sendungen feststellen, verfahren sie ebenso wie die Aufgabe-
PAnst.
AbschlieBend sei noch darauf hingewiesen, daB es zulassig ist,
gewohnliche Briefe and einfache Postkarten auch nichtfrei-
gemacht nach dem Ausland zu versenden. Obwohl - wie ein-
gangs gesehildert - Gebiihrenverluste weitestgehend vermieden
werden sollen, ist dem ausdriicklichen Wunsche des Absenders,
gewohnliche Briefe and einfache Postkarten nichtfreigemacht
zu befordern, zu entsprechen. Diese Ausnahme gilt jedoch nur
fiir diese beiden Sendungsarten. Selbstverstandlich haben die
Aufgabe-PAnst auch in diesem Fall den Buchstaben ?T" auf
den Sendungen zu vermerken.
?Bei teilweise freigemachten gewohnlichen Briefen and ein-
fachen Postkarten ist jedoch der Fehlbetrag von den Aufgabe-
PAnst bzw. - wenn die ungeniigende Freimachung erst bei den
Unterwegs- oder Auswechslungs-PAnst festgestellt wird - von
diesen in Postwertzeichen auf den Sendungen nachzukleben.
Der verauslagte Betrag, der im Erstattungsnachweis (Post) ver-
rechnet wird, ist dann mittels einer Benachrichtigungskarte vom
Absender nachtraglich einzuziehen.
Diese bei gewohnlichen Briefen and einfachen Postkarten an-
zuwendende Bestimmung stellt zweifelos ein Entgegenkommen
der Deutschen Post gegenuber dem Postkunden dar, der die
nachtragliche Freimachung auch in den meisten Fallen be-
grullen wird.
Die Behandlung nicht- and unzureichend freigemachter Luft-
postbriefsendungen soli einem Beitrag, der im nachsten Heft
veroffentlicht wird, vorbehalten bleiben.
Heinz Kober, Leipzig
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 Marz 1967
Aus dem Arbeitskreis zur Ausarbeitung des ,Grundrisses der Okonomik des Post- and Fern-
meldewesens":
Probleme der Wertbildung im Nachrichtenverkehr
Von Heinz BERGERT, Dresden
Mitteilungen aus dem Institut far Okonomik des Post- and Fernmeldewesens
Der nachstehende Beitrag befafit sich mit dem Arbeitsprozefl im Nachrichtenverkehr als Wertbildungsproze/i. Er soil
dazu beitragen, einigeZweifelsfragen der Okonomik des Post- and Fernmeldewesens zu k1dren oder zumindestAn.
regungen fir weitere Diskussionen zu geben.
Die Arbeit, die zur Ortsveranderung von Nachrichten geleistet
wird, ist produktive Arbeit. Das kennzeichnet den Produktions-
prozeB im Nachrichtenverkehr als materielle Produktion. In der
Sphare der materiellen Produktion ist jedoch jeder Arbeits-
prozeB zugleich WertbildungsprozeB, wobei unter sozialistischen
Produktionsverhaltnissen alle Arbeit in den staatlichen (volks-
eigenen) Betrieben zugleich unmittelbar gesellschaftliche Arbeit
darstellt. Diese Feststellungen sollen als Ausgangspunkt fur die
weiteren Betrachtungen dienen.
Gebrauchswert and Tauschwert der Leistungen (Nutzeffekte)
im Nachrichtenverkehr
Zur Ortsveranderung von Nachrichten ist ein Produktions-
prozeB erforderlich, in dem lebendige and vergegenstandlichte
Arbeit aufgewendet werden mull. Der Doppelcharakter der
Arbeit verleiht dem Produkt einen durch konkrete Arbeit ent-
standenen Gebrauchswert and einen durch abstrakte Arbeit ge-
schaffenen Tauschwert. Wie stellen sich nun diese beiden Eigen-
schaften in den Leistungen des Nachrichtenverkehrs dar?
Unter konkreter Arbeit versteht man die zweckbestimmte
Tatigkeit, um einen Gebrauchswert zu schaffen. Dieser Ge-
brauchswert ist in der Regel ein gegenstandliches Produkt, ein
Ding, das geeignet ist, menschliche Bediirfnisse zu befriedigen.
In dieser Beziehung unterscheidet sich jedoch das Resultat der
Produktion im Nachrichtenverkehr von dem anderer Zweige
materieller Produktion.
Bereits Karl Marx stellte fest, daB as einen Zweig in der
Volkswirtschaft gibt - er nannte ihn Kommunikationsindustrie
(Kommunikation = Mitteilung, Verbindung, Verkehr) -, des-
sen Produkt nicht in einem vom ProduktionsprozeB getrennt
vorhandenen Gegenstand besteht [1]. Der Gebrauchswert der
Leistungen besteht im Nachrichtenverkehr in der Veranderung
des ortlichen Daseins von Nachrichten, also darin, daB die
Nachricht eines Absenders an einem mehr oder weniger ent-
fernten Ort einem oder mehreren Empfangern wahrnehmbar
gemacht wird. Wahrend bei der Produktion von Waren der
Arbeitsgegenstand (z. B. Material) selbst vexandert wird (Form-
veranderung), beschriinkt sich die Einwirkung auf den Arbeits-
gegenstand im Nachrichtenverkehr nur auf dessen ortliches
Dasein (Ortsveranderung). Dabei kann die Art and Weise
wechseln, in der die Nachricht wahrnehmbar ist (akustisch odor
optisch). Eire Telegramm kann beispielsweise der Deutschen
Post durch Fernsprecher zur weiteren _Gbermittlung zugespro-
chen werden. Dem. Empfanger wird es jedoch durch den Zu-
steller schriftlich ausgehandigt. Die Form der Nachricht hangt
von den Mitteln ab, mit deren Hilfe die Ortsveranderung be-
wirkt wird. Den Gebrauchswert der Leistungen (Nutzeffekte)
stellt also die Ortsveranderung von Nachrichten dar, die not-
wendig ist, um das Nachrichtenbedurfnis der Gesellschaft
(Bevolkerung, Staat and Wirtschaft) zu befriedigen.
Das Ergebnis der abstrakten, also unterschiedslosen Arbeit
ist der Wert des Produkts. Der Wert der Leistungen im Nach-
richtenverkehr unterscheidet sich seinem Wesen nach nur un-
wesentlich von dem der Produkte in der industriellen Fertigung.
Er wird bestimmt durch die Summe lebendiger Arbeit and den
verbrauchten Wertteil der Arbeitsmittel (vergegenstandlichte
Arbeit), die erforderlich waren, um den Gebrauchswert - die
Ortsveranderung - zu produzieren. Die WertgroBe der Lei-
stungen wird durch die zu ihrer Produktion durchschnittlich
aufgewendete gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit bestimmt.
Eine Besonderheit mull jedoch in diesem Zusammenhang
erwahnt werden: In der Warenproduktion geht neben den schon
erwahnten Faktoren (lebendige Arbeit and ein Teil des Wertes
der Arbeitsmittel) der Wert des Arbeitsgegenstandes in das
Neuprodukt ein. Das ist jedoch im Nachrichtenverkehr nicht
der Fall. Was die Deutsche Post anbietet, ist nur die Ortsver-
anderung, die zwar mit einem Arbeitsgegenstand - einer Nach-
richt - bewirkt wurde, deren Wert jedoch nur durch Ent-
fernung, Zeit and eventuell besondere Anforderungen (Sonder-
behandlung), die den Umfang der. erforderlichen Arbeit be-
stimmen, deutlich wird. In den Wert des Produkts kann niemals.
der Wert des Arbeitsgegenstandes eingehen; denn er ist kein
Eigentum der Deutschen Post and hat auf die Produktion der
Leistung keinen EinfluB; or verhalt sich im ProduktionsprozeB
vollig passiv. Weitere Besonderheiten ergeben sich aus dem
alleinigen Recht der Deutschen Post zum Befordern and tJber-
mitteln von Nachrichten, die sich im Verhaltnis zwischen Wert
and Preis - in der Gebiihrenfestsetzung - ausdriicken. Sie
konnen jedoch bei dieser grundsatzlichen okonomischen Be-
trachtung unberiicksichtigt bleiben.
Der Wertbildungsprozef{
Der Gebrauchs- and der Tauschwert des Produkts stud das
Ergebnis eines Produktionsprozesses, in dem gleichzeitig durch
konkrete Arbeit der Gebrauchswert and durch abstrakte Arbeit
der Wert des Produkts gesehaffen. wird. Daraus ergibt sich die
Einheit von Arbeits- and WertbildungsprozeB. Wahrend bei
der Produktion von Waren der Gebrauchswert and der Wert
durch die Veranderung des Arbeitsgegenstandes offensichtlich
wird, ist das jedoch im Nachrichtenverkehr nicht der Fall. Die
ortsveranderte Nachricht weist keinerlei Merkmale einer direk-
ten Veranderung auf.
Aus der Ts,tsache, daB das Produkt - die Ortsveranderung -
nicht gegenstandlich and dadurch nicht speicherfahig ist, ergibt
sich im Nachrichtenverkehr, daB Produktion and Konsumtion
zeitlich zusammenfallen. Der Gebrauchswert der Leistungen ist
also verschwunden, sobald die Ortsveranderung abgeschlossen
ist, die Nachricht sich im Verfugungsbereich des Empfangers
befindet [2]. Per Empfanger einer Nachricht weiB zwar, daB
eine Ortsveranderung notig war, um ihm die Wahrnehmung
der Nachricht zu ermoglichen, doch niemand kann ihm diese
Ortsveranderung als etwas Greifbares darstellen. Sie ist also
tatsachlich verschwunden. DaB eine Ortsveranderung statt-
gefunden hat; ist nur noch im Resultat des Produktionsprozesses
erkennbar, namlich daran, daB sick z. B. der Brief an einem
neuen Ort befindet. Im TransportprozeB von Giitern wird der
geschaffene Wert auf die zu transportierenden Waren uber-
tragen. Diese driicken zugleich in ihrem hoheren Wert die mit
ihrem Gebrauchswert vollzogene Veranderung aus.
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I -I
Die Deutsche Post 2. Jg:
Heft 3 Marz:1957. ?
Problems der .Wertbildung im.Nachrich_tenverkehr
IIm Nachrichtenverkehr hat die Wertubertragung auf die
.ortsveranderten Nachrichten. jedoch unterschiedliche Folgen,
die sich aus der Art ihrer Konsumtion;ergeben. Bei samtlichen
Nachrichten, die zur Produktion von Waren erforderlich sind
and somit produktiv konsumiert.werden, stellt der Wert der
?Leistungen eiuen Kostenfaktor fur materielle Produktionsauf-
wendungen dar, den der Produktionsbetriebbei der Kalkulation
der Warenpreise mit berucksichtigt. Die Werttibertragung ?ge-
schieht also nicht direkt auf die ortsveranderte Nachricht, son-
dern fiber den eben beschrie'benen Umweg auf die in diesem
Betrieb produzierten gegenstandlichen,Produkte (Waren).? Der
Wert der Leis tungen zeigt rich somit'nicht,unmittelbar in den
Nachrichten, sondern in, den Produkten, zu deren Herstellung
and Realisierung der Nachiichtenaustausch unmittelbar Voraus-
setzung war. Unterstrichen? wird dese' Tatsache dadurch, daB
dieser iibertragene Wert such bei der Berechnung'des National-
einkommens der Gesellsehaft berucksichtigt, wird [3].
Eine derartige Wertubertragung kann bei Nachrichten, die
in die individuelle oder gesellschaftliche Konsumtion eingehen,
nicht geschehen. In diesem Fall'e gilt das gleiche wie beim Be-
fordern von Personen. Der, Wert des Nutzeffekts. verschwindet
mit der Konsumtion [4], d. h. mit der Aneignung der Ortsver-
anderung durch den Konsumenten, also den Empfanger der
Nachricht. Das bedeutet yjedoch nicht, daB der. Wert dieser
L~ istungen fur die Gesellsehaft bedeuEungslos ware. Auch der
jr zindividuellen Konsumtion geschaffdne'Wert laBt sich, wenn
auch nicht in Mengen von gegenstandlichen Produkten, so doch
aber .wertma1ig - als Ausdruck produktiver Dienstleistungen
erfassen. I
it
Antennent stgercit. Typ 5002
Zur Sicherstellung eines guten Rundfunk- bzw. Fernseh-
empfangs ist nicht.allein did Aufstellung des Empfangers inner-
halb einer bestimmten Entfernung vom Sender 'erforderlich,
sondern auch die Bute Wahl des Aufstellungsortes, die besondere
Art der Antennenkonstruktion and ihre, geographische Aus-
richtung. Daneben sind das Material, die Ausfilhrung and die
Lange des? verlegten Antennenkabels in erheblichem MaBe fur
die Giite des Empfangs mitbestimmend.
1Das Aritennentestgerat (Bild 1) tragt dazu ' bei, die Ar-'
beitszeit'fiir, die Aufstellung der Antenne betrachtlich zu ver-
kiirzen und optimale Bedingungen fur, den Empfang.von UKW-
bzw..Fernsehsendern zu schaffen.
Das Antennlentestgerat Typ.5002 dient als Spezialempfanger
zum Ermitteln des ' giinstigsten Aufstellurgsortes von
Antennen fur den UKW=Funk and fur das Femsehen,.'
I
I
ld 1. Antenne
testgerat, Typ 5002, mit zugehorigem Trenntrafo, Haken-
B
stecker, Kupplungssteckdose and Eitigangsdbertiager 280/70 Q als Impedanz-
45
Schon aus der kurzen Behandlung dieses Themas i It zu er-
' kennen,' daB viele okonomische Problems im,",Post- ui d Fern-
meldewesen ihrer wissenschaftlichen Untersuchiing and Klarung
barren. Es sei hier nur auf sin Beispiel hingewiesen, das mit dem
Problem der Wertbildung im Nachrichtenverkehr engl zusam-
menhangt. Beim Berechnen des Nationaleinkommens ward ein
Teil des im Nachrichtenverkehr geschaffenenWertes, and zwar
der Wert ' der Leistungen, die iridividuell konsumiert f werden,
nicht berucksichtigt. Diese Auffassung ergibt sich aus der Fest-
stellung, daB das Post- and Fernmeldewesen am gesellschaft-
lichen'Gesamtprodukt nur mit den Leistungen' beteiligt ist,
die der Produktion von' materiellen Giitern dienen. Qb dieses
Verfahren richtig and in der Praxis exakt moglich ist, bedarf
noch eingehender Erorterungen. '
Es ware.falsch, in diesen Fragen nur theoretische'Erwagungen
zu ashen. In -jedem Falle ergeben sich aus der theoretischen
Klarung derartiger Probleme SchluBfolgerungen fdr, die Praxis,
,die eine bewuBte Ausnutzung der auch im Bereich'des Post- and
Fernmeldewesens wirksamen okonomischen Gesetze aulassen.
Dadurch wird es moglich, Fehler and Mangel,zu verineiden,
die bei der Entwicklung eines Wirtschaftszweiges auf ' der
Grundlage newer Produktionsverhaltnisse 'auftreten konnen.
Literatur:
[11 Marx: ?Das Kapital", Bd. II, Dietz-Verlag Berlin' 1953,-S.,50'.
[21 Marx: ?Theorien iiber.den Mehrwert", Tell 1; Dletz-Verlag Berlin 1956, :
S. 376.
131 A. 1. Petrow: ,Die Ermittlung des Finanzeinkommens In der jUdSSR"?
aus ,Finanzen and Kredit", Bd. III, Verlag Die Wirtschaft, Berlin 1954,
S.133.
'
[41 Marx: ?Das Kapital", Bd. II, Dietz-Verlag Berlin 1953,?S. 51.
2. 'zum Ermitteln der an dem Aufstellungsort relativ 1vorhan-
denen Feldstarke and damit zur Bestimmung der fur einen
bestimmten Antennengewinn erforderlichen Antennenkon-
struktion,
3. zum Auspeilen von moglichen Reflexionsstellen bei Fernseh
betrieb, .
4. zum optimalen Ausrichten der aufgestellen ;Antenne I ?
5. zum Nachprufen der Dampfung durch das' verlegte Ar tennen-.
kabel,
l
zuglich
6. zur Kontrolle des Anpassungsgrades bzw. Prufung b
einer Fehlanpassung,zwischen Antemie, Kabel and Emp-
fanger. bei Verlegung ,von Bandkabel,
7. zum Ermitteln and Priifen von Storstrahlern,
8. zum Entwickeln von UKW- und'Fernsehantennen elnschlieB-
Lich der Aufnahme ihrer Strahlungsdiagrainme.
Als hochempfindliches selektives Rohrenvoltmeter dlent es
1. der Fehlersuche im HF-Teil 'von UKW- find i ernseh-
empfangern,
2. zur orientierenden -Uberprilfung; der. Ausgangsspannung von
Empfangerprufgeneratoren im angegebenen Frequenz- and
SpannungsmeBbereich.
Als Priifgenerator wird es verwendet
zur Storungssuche an Empfangers urid' hochfrequenten Ban-
elementen.
Das Antennentestgerat ist ein empfindlicher' Vberlagerungs
empfanger. Er bestebt aus einer Mischstufe mit vorgesclialtetem
Eingangsverstarker, einem zweistufigen - ZF,`-Verstiirker and
.einem Rohrenvoltmeter mit Fernhorerausgang als Endstufe.
Der ZF-Versti rker ist von. niedriger Frequenz undl groBer
Bandbreite, so daB dicht neben dem Hauptsignal auch die
Spiegelfrequenz empfangen werden kann. Dadurch kanu in der
Vorstufe ohne' Vorselektion ausgekoinmen and ein besonderer,
einem unkontrollierbaren VerschleiB' ausgesetzter ?Umi chalter
eingespart werden. ?
Die Frequenzbereichumschaltung erfolgt durch Zu- bzw,,
Abschalten ? von Spulenwindungen der Induktivitat des'ber.
lagererkreises der' Mischstufe, die selbstechwingend ist. Jede
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Frequenzabstimmung wird, mit einem Drehkondensator durch-
gefiihrt, so daB Bich eine hohe Eichgenauigkeit erreichen laBt. '
Die vor der Mischstufe liegende Verstarkerstufe besteht aus
einer Triode in Gitterbasisschaltung. Der Eingang wird von
einem frequenzunabhangigen ohmschen Spannungsteiler ge-
bildet, der in vier Stufen je 10: 1 groBere Unterschiede in der
Eingangsspannung abzustufen gestattet. Die McBbereichum-
schaltung innerhalb einer Spannungsteilerstufe erfolgt mit dem
mehrstufigen Umschalter des eingebauten Voltmeters.
Fur die Versorgung mit den erforderlichen Betriebsspannungen
ist Netzbetrieb vorgesehen, wobei zur Verhutung von Unfallen
die Netz3pannung am Kabeleingang auf etwa 40 V herabtrans-
formiert wird. Die Abtransformation erfolgt am Eingang des
Verbindungskabels mit dem angekoppelten Netztrafo. Fur die
Gleichrichtung -der Wechselspannung weeks Erzougung der
Anodenspannungen enthalt das Gerat einen Selengleichrichter
and zur Beruhigung ausreichend bemessene Elektrolytkonden-
satoren.
Fur die Verwendung als Prflfgenerator ist eine besondere
Ausgangsbuchse vorgesehen, an die caber einen hochohmigen
Widerstand die tberlagerungsspannung gelegt ist.
Die hohe Empfindlichkeit des Gerates ermoglicht auch den
Einsatz desselben als frequenzabstimmbares, selektives Rohren-
voltmeter. Der niederohmige Querwiderstand des Eingangs-
spannungsteilers ist hierbei zu berucksichtigen.
Das Antennentestgerat ist so zweckmaBig eingerichtet, daB
es bei Messungen auf dem Dach am Schulterriemen (Bild 2)
getragen werden kann. Dabei ist die Frontplatte fur eine
bequeme Ablesung der Skalenwerte nach' oben gerichtet, wah-
rend das Verbindungskabel zum Zwischentrafo von unten an-
geschlossen and verschraubt wird. Das Bild 2 zeigt den
Vorgang der Auspeilung. auf einen einfallenden Sender im
Band III. Der MeBdipol mit Reflektorstab bzw. mit Reflektor
-wand findet infolge seiner besseren Bundelung in einer Richtung
Anwendung bei der Standortbestimmung von Storstrahlern
(z. B. mit Zi ndkerzen arbeitende Kraftfahrzeuge) wie auch zur
Auspeilung von Reflexionsstellen bei der Errichtung von Fern-
sehantennen im Band III.
Unser Titelbild zeigt dagegen den Vorgang der Ausmessung
von ?stehenden Wellen" an einer Antennenableitung mit dem
Kabelabtaster. Dieser kann als Miniatur-Rahmenantenne am
Orte des Storstrahlers selbst zur weiteren Lokalisation ein-
gesetzt werden. Seine Hauptanwendung findet der Kabel-
abtaster bei der Prufung von Antennenableitungen auf etwaige
Fehlanpassungen der Widerstandswerte von Antenne, Kabel and
Zur Beachtung
fur Besucher der Leipziger Friihjahrsmesse !
Im Hause der Elektrotechnik au/ dem Geldnde der Technischen
Messe (jetzt Halle 18) werden diesmal nur elektrische Apparate,
Einrichtungen and Anlagen ausgestellt, die an Betriebe - darunter
auch an die Deutsche Post - gelie f ert werden. Elektrische Gerdte
des tdglichen Bedarfs, die jedermann zu gegebener Zeit kaujen
kann, werden dagegen geschlossen im Messehaus Stddtisches Kaiuf-
haus, Leipzig C 1, Neumarkt 9 bis 19, zu betrachten sein. Die Be-
sucker sehen hier u. d. Rundfunk-und Fernsehempfdnger; Rund-
funkempfdngerrohren, Plattenspieler and Magnettonbandgerate
nebst ihrem ZubehOr.
Wie wir erfahren, bringen die RAFENAWERKE Radeberg
/olgende Fernsehstandgerdte neu heraus: '
Typ ?Forum" mit. dem Darer-Chassis and UKW-Teil, Bild-
rohre 43. cm
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 Marz 1957
Bild 2. Gerlit -in Betrieb beim Ausrichten eines Fernseh,Dipols (Werkfoto
VEB Funkwerk Erfurt)
Empfangereingang. Liegt in dieser. Leitung von Antenne zum
Empf finger eine Zusammenschaltung ungleicher Widerstands-
werte vor, so wird jo nach dem Grad der Fehlanpassung ein Teil
der einfallenden Wellen am Ort des Zusammensehlusses un-
gleicher Widerstandswerte reflektiert and bildet auf der Ver-
bindungsleitung mit den von der Antenne kommenden Wellen
,,stehende Wellen", deren GroBe mit dem Kabelabtaster in Ver-
bindung mit dem Antennentestgerat bei Einfall eines genugend
starker Senders,gemessen werden kann.
? Bisher wurde das Gerat vom VEB Funkwerk Erfurt her-
gestellt. Ab 1. Januar 1957 hat jedoch der VEB Funkwerk
' Dabendorf, Dabendorf Kreis Zossen, die Fertigung iiber-
nommen.
Typ ?Cabinet" mit dem Darer-Chassis, Bildrohre 53 cm, Beet-
hoven, Smaragd and Plattenspieler
Typ ,Atelier" mit dem Durer-Chassis, Bildrohre 43 cm
Typ ?,,Clivia II" mil dem Durer-Chassis, Bildrohre 43 cm, Beet-
hoven
Der VEB Stern-Radio Rochlitz rustet seine bekannten Super
,,Stradivari" and ?Juivel" nunmehr mit Ferritantennen aus. Als
neuer Mittelsuper wird der Typ ?Mozart" gezeigt. Den bewdhrten
Super ,Berolina" wird der VEB Stern-Radio Berlin in verschie-
denen modernen Gehdusen ohne and mit Klangregister ausstellen.
EinenZehnfachplattenwechsler fur vier Geschwindigkeiien kun-
digt das Funkwerk Zittau an. Fur Liebhaber des Fernsehweit-
"emptangs zeigen die Technisch-Physikalischen Werkstdtteri Thal-
heim einen Antennenantrieb ?Planet", and das Fernmeldewerk
Blankenburg bringt UKW-Antennen in neuer leichter Ausfiih-
rung sowie neue Fensterstabantennen heraus. -nor
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Dte Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 Marz 1957
Einheitliche Erfassung der Verlust- and Beraubungsfalle
Einheitliche Erfassung der Verlust- and Beraubungsfalle
Im 2. Funfjahrplan ist dem Postuberwachungsdienst u. a.
die wichtige Aufgabe gestellt worden, die.Zahl der Verlust- and
Beraubungsfalle wesentlich zu senken. Wenn wir dies erreichen,
tragen wir dazu bei, erhebliche Mittel an Entschadigungen ein-
zusparen. Auf Anweisung des MPF ist daher ein Arbeitskreis
gebildet worden, der den Auftrag erhielt, ein neues Verfahren
auszuarbeiten, welshes Gewahr dafur bietet, dali alle Verlust-
und Beraubungsfalle gleichmaBig gut erfaBt and ausgewertet
werden konnen.
Auf der Grundlage des bereits seit Jahren im ehem. OPD-Be-
zirk Erfurt eingefilhrten Meldeverfahrens wurde nunmehr dem
MPF nachstebender ,Vorschlag zum Erfassen and Auswerten
der Verluste and Beraubungen" unterbreitet.
Allgemeines
In Zukunft soil der Verlustnachweis A wegfallen. Hierfdr
wird das folgende Verfahren eingefuhrt:
Fur jeden Eingangs- and Abgahgsverlust (desgl. auch fur
Beraubungen) ist bei den HPA eine Meldung auszuschreiben,
die folgende wesentliche Angaben enthalt: Art der Sendung,
Einlieferungs-Nr., Gewicht, Wert, Einlieferungs-PAnst, Be-
atimmungsort, Absender- and Empfiingeranschrift. Dazu kom-
men nosh Angaben fiber die Abgangspost and fiber den Inhalt
der Sendung. Auf der Ruckseite der Meldung sind Beschreibun-
gen fiber eventuelle Beraubungsmerkmale anzugeben. Diese
Meldungen werden fortlaufend jahrlich numeriert and bilden
den Verlustnachweis A. Sie dienen gleichzeitig als Unterlage
fur das Aufstellen des Verlustnachweises B.
Ausfertigung der Meldung
a) Die Formblatter werden in zwei Farben geliefert, and zwar
weill and rot. Die weil3en Formblatter sind fiir Eingangs-
verluste, die roten fur Abgangsverluste zu verwenden. Die
Meldung wird dreifach im Durchschre'ibeverfahren gefertigt.
Das Original verbleibt beim HPA, eine Durchschrift ist der
BPF and die andere Durchschrift der zentralen Auswertungs-
stelle in Berlin einzusenden.
b) Da nur genaue Angaben eine wirkliche Auswertung zulassen,
sind alle Spalten der Meldung sorgfaltig auszufullen. Bei
Beraubungen ist aullerdem die Riickseite der Meldung genau
,auszufiillen. Zur besseren Ubersicht sind die Meldungen in
der rechten oberen Ecke in einem dafur vorgesehenen Kast-
chen nach der Art der Sendung zu kennzeichnen, z. B. Pakete
HPA ...............
- Uwa -
durch das Gattungszeichen T-1, Wert- and Einschreib-
sendungen durch x, gewohnliche Packchen durch O. Bei
Beraubungen wind das gleiche Formblatt verwendet and
lediglich neben dem Gattungszeichen ein ?B" angebracht.
Die Verluste and Beraubungen im eigenen Amtsbereich
sind als Abgangs- and Eingangsverluste bzw. Beraubungen
zu erfassen. Es genugt jedoch, wenn nur eine Meldung ge-
fertigt wird and im vorgesehenen Kastchen das Gattungs-
zeichen mit einem roten Punkt erscheint. ,
Sind von einem Absender an denselben Empfanger mehrere
Sendungen gleicher Art aufgeliefert worden and in Verlust
geraten, so ist eine entsprechende Anzahl von Gattungs-
zeichen auf der Meldung anzubringen.
Zeitpunkt der Ausfertigung der Meldung
Die Aufgabepostamter fertigen die Meldungen
a) fur gewohnliche Briefsendungen and Packchen, sobald der
Fragebogen von der Postanmeldestelle bzw. Ruckbriefstelle
zuruckkommt;.
b) fur Wertbrief- and Einschreibsendungen, sobald der Verlust
feststeht, d. i. im allgemeinen nach Riickkehr des Nach-
frageschreibens and der Empfangererklarung vom Bestim-
mungsamt and
c) fdr Paketsendungen, sobald der Vorgang von der Postan-
meldestelle zurfickgekommen ist and feststeht, dal3 der Ab-
sender die Sendung nicht zuriickerhalten hat.
Die Bestimmungspostamter fertigen die Meldungen '
a) filr gewohnliche Briefsendungen and Packchen bei Riick-
sendung des Fragebogens an das Aufgabe-Postamt bzw. bei
Weiterleitung des Fragebogens an die Ruckbriefstelle;
b) fur Wertbrief- and Einschreibsendungen, sobald der Verlust
feststeht, d. h. im allgemeinen nach Einholung der Emp-
fangererklarung and
fdr Pakete, sobald der Verlust feststeht, d. i. im allgemeinen
nach Weiterleitung des Schriftwechsels an die Postanmelde-
stelle.
Wird eine als Verlust gemeldete Sendung nachtraglich
aufgefunden oder hilt sich ihr Verbleib anderweitig nach-
weisen, so wird ein Formblatt caber die Zuriickziehung der
Meldung (Bild 1) vom. Uwa ausgefullt und der BPF, der
Zuriickziehung einer Verlust-Beraubungs-Meldung
Die Meldung Nr ........................... Betr.: ...........................
....
Absender :............................... Empfanger:..................
wird zuriickgezogen.
Begrundung: (z. B. Das Paket wurde nachtraglich ausgehandigt, es lagerte auf-
,schriftslos bei der Postanmeldestelle Leipzig)
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Uber den ?Slang" .in der Nachrichtentechnik.
zentralen Auswertungsstelle and dem Bestimmungs- bzw.
Aufgabeamt iibersandt.
Nach- and zuruckgesandte Sendungen sind nur bei den
ursprunglichen Aufgabeamtern and bei denjenigen Bestim-
mungsamtern zu erfassen, bei denen sie nach der Nach- oder
RUcksendung ausgehandigt werden sollen.
Verlustnachweis B
a) Die bei den HPA vorliegenden Meldungen bilden die Grund-
lage zur Fuhrung des Verlustnachweises B. Der Verlustnach-
weis ist bis zum 10. j. M. an die BPF zur Prufung einzu-
senden.
b) Nach erfolgter Prufung des Verlustnachweises durch die
BPF Sind die einzelnen Meldungen zum besseren Auswerten
nicht mehr nach der Nummernfolge, sondern nach dem Ein-
lieferungstag der Sendungen zu sortieren. Es bleibt den Vwa
dberlassen, ob sic Abgangs- oder Eingangsverluste getrennt
halten. Im allgemeinen wird dies nicht erforderlich sein,
weil der unterschiedliche Farbdruck der Meldungen ohnehin
eine Vbersicht vermittelt.
c) Zur besseren Vbersicht der auf die einzelnen PAnst entfallen-
den Verlust- and Beraubungsfalle fiihren die HPA einen
Amterspiegel in Form einer schematischen t)bersichtskarte
(Bild 2).
In dieser Karte sind unter Beachtung der auf den Meldungen
angebrachten Gattungszeichen alle im Laufe eines Jahres an-
fallenden Verluste and Beraubungen zu vermerken. Dabei sind
Abgangs- and Eingangsverluste bzw. Beraubungen durch Ver-
wenden von Blei- and Rotstift zu unterscheiden. An Hand dieses
Amterspiegels besitzen die Amter einen tberblick iiber die
Schwerpunkte der in ihrem Bereich auftretenden Verlust- and
Beraubungsfalle.
Zentrale Auswertungsstelle
Die noch einzurichtende zentrale Auswertungsstelle soil ihren
Sitz voraussichtlich in Berlin haben. Hier werden von einer be-
sonderen Kraft auf groBen Vbersichtskarten die Verlust- and
Beraubungsfalle streckenweise abgesteckt, so daB man sich
bildende Schwerpunkte erkennen kann, die den zustandigen
Bahnpost- bzw. Hauptpostamtern mitzuteilen sind.
Das vorstehend geschilderte Verfabren wird den einzelnen
BPF noch zum Begutachten and Stellungnehmen vorgelegt,
aber im Prinzip wird es sicher die Anerkennung des MPF and
der Bezirksdirektionen finden.
Mit Hilfe dieses Verfahrens hoffen wir, einen wesentlichen
Beitrag zu leisten, um die Zahl der immer noch haufigen Ver-
lust- and Beraubungsfalle zu senken.
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 MArz 1957
Vber den ?Slang" in der Nachrichtentechnik
Bedauerlicherweise hat sich im Laufe der Zeit bei den Be-
schaftigten der Funk- and Fernsprechtechnik ein gewisser
,,Slang" eingeburgert, den insbesondere die Mitarbeiter der
Deutschen Post vermeiden sollten. Soweit solche nachlassig
formulierten Ausdrucke eindeutig sind, kann man allerdings
versehiedener Meinung sein, ob sic weiterhin verwendet werden
sollen oder nicht.
Oft hurt man beispielsweise die Frage: Wie gro/3 ist der Pegel
einer Mef3/requenz? Schon hierbei ist festzustellen, daB selbst-
verstandlich der Zahlenwert einer Frequenz im allgemeinen
uberhaupt nicht durch einen Pegelwert, also eine Amplitude,
angegeben werden kann, well sowohl die Frequenz als auch
die Amplitude - ebenso wie der Nullphasenwinkel - die von-
einander unabhangigen Bestimmungsstucke einer Schwingung
sind.
Dabei unterscheidet man in der Vbertragungstechnik
Nutzschwingungen [z. B. Sprache, Musik, Telegraphic, Trager
(-Reste) zur Synchronisierung, Pilotschwingungen, Wahlzeichen
u. a.] and
Storschwingungen (z. B. Warme- and Rohrenrauschen, Modu-
lationsprodukte einschl. storender Tragerreste und Klirr-
schwingungen, Nebensprechen, Starkstrom- and Fremdbeein-
flussung).
Darnber hinaus mull man in der tbertragungstechnik noch
zwei andere Arten von Schwingungen unterscheiden:
McBschwingungen (also die fur besondere Mel3vorgange - z. B.
zum Einpegeln einer Verbindung - vorwiegend manuell an-
zuschaltenden Spannungen) and
Pilotschwingungen (die entweder zum Steuern oder Regeln von
Netzwerken dienen oder in anderen Fallen nur ein Anzeige-
instrument betatigen. Die Amplitude derartiger Pilotschwin-
gungen kann dabei ein Mall fur die Dampfung oder den Pegel am
Ende einer Verbindung, aber such fur eine Phasenanderung,
eine Frequenzabweichung oder eine Temperatur sein).
Ein anderes Beispiel fur eine bei der Nachrichtenubertra-
gung iibliche Bezeichnung, wobei zunachst kein zwingender
Grund vorliegt, sic zu andern: Tragerfrequenztechnik. Mit Hilfe
dieser Technik wird zwar keine ,Frequenz uber einen Uber-
tragungsweg getragen", sondern dieser Ausdruck charakteri-
siert in einer durch Uberlieferung bekannten Weise die Technik
des Erzeugens and der gleichzeitigen Ubertragung mehrerer
einander iiberlagerter Schwingungen in einem anderen als dem
ursprunglichen Frequenzgebiet, wobei der Nachrichteninhalt
nicht ,in der Tragerschwingung liegt". In der Rundfunktechnik
ist es sogar iiblich, die Frequenz der mit ?Trager" bezeichneten
Hilfsschwingung zur Kennzeichnung der spektralen Lage der
Nutzschwingungen zu verwenden, die andere Frequenzen haben.
Auch die fur die verschiedenen Arten von ,Fernleitungsober-
tragern" im Fernmeldenetz der Deutschen Post historisch be-
dingte Bezeichnung Ringiibertrager wird wohl zu keinerlei MiB-
verstandnissen AnlaB geben - wenn man nicht gerade die Ab-
kiirzung ?Ring" verwendet. Diese Netzwerke besitzen heute
nicht mehr in alien Fallen tYbertrager mit ringformigem Eisen-
kern and werden auch nicht nur in Fernverbindungen einge-
schaltet, sondern dienen in den Orts-, Bezirks- and Weitver-
kehrsnetzen zur Widerstandsanpassung, zur hochsspannungs-
sicheren Trennung der Amtseinrichtungen von starkstrom-
gefahrdeten Vbertragungswegen (auch drahtlosen, also solchen
ohne ,Fernleitungen"), ferner zur Phantombildung.
Anders ist es mit Bezeichnungen, die mehrdeutig oder falsch
sind, and deshalb zu Verwechslungen, Irrtumern and Fehlern
bei der Dokumentation, Information oder im praktischen Be-
trieb fiihren konnen.
Derartige Begriffsbestimmungen stammen oft aus einer Zeit,
in der man noch nicht die heutigen Erkenntnisse uber bestimmte
physikalische Vorgange besaB, oder sic haben ihre Bedeutung
geandert. Hierbei wurde vielfach der Begriff fur einen bestimm-
ten Teil fur den neu geschaffenen Oberbegriff ubernommen,
ohne fur den Teilbegriff eine neue, andere Bezeichnung fest-
zulegen - oder umgekehrt.
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 Marz 1957
Zum Beispiel enthalten neuzeitliche Rundfunkempfanger -
im Gegensatz zu den fruher verwendeten rohrenlosen Oder zu
Batteriegeraten - zwei Gleichrichter. Mit Hilfe des einen wird
zur Stromversorgung aus einem Wechselstrom durch ,Gleich-
richtung" ein Gleichstrom erzeugt. Der andere jedoch ist ein
Demodulator; er dient zum Erzeugen der gewunschten ton-
frequenten Spannungen aus den empfangenen hochfrequenten.
Bei dieser anderen Art der Frequenzumsetzung ist der ent-
stehende Gleichstrom ein vielfach unerwunschtes and den Wir-
kungsgrad des Gerates bei der Frequenzverlagerung von Schwin-
gungen verschlechterndes Modulationsprodukt.
Auch der Ausdruck Uberlagerungsemp/anger ist physikalisch
falsch, weil die Wirkungsweise dieses Gerates auf einer Modu-
lation beruht and gerade nicht auf einer ,Vberlagerung", bei
der - im Gegensatz zur Modulation - iiberhaupt keine Schwin-
gungen mit den gewunschten neuen Frequenzen entstehen.
Eine Reihe von Unklarheiten and falschen Vorstellungen er-
geben sich bei der Verwendung des Ausdruckes Leitung. Bei
den ersten Telephonie-tYbertragungen im Jahre 1870 bestand
der T7bertragungsweg allerdings nur aus einer ?Leitung", and
zwar aus zwei Drahten. Betrachtet man heute jedoch z. B. eine
Telephonieubertragung zwischen einem Teilnehmer in Rostock
and einem anderen in Dresden, so ist bekannt, daB die ?Leitung"
nur ein kleiner and technisch nicht immer besonders problema-
tischer Teil des TYbertragungsweges ist. Eine solche Sprechver-
bindung (ein Stromkreis) besteht heute nicht nur aus einer
,,Strippe", sondern enthalt zusatzlich eine Vielzahl von wich-
tigen technischen Gersten (Vermittlungs-, Signal-, Verstarker-,
TF- and Stromversorgungseinrichtungen, evtl. auch Richt-
funkstrecken), fur deren Gesamtheit der Begriff einer zwischen
den beiden Sprechern geschalteten ?Leitung" nicht mehr kenn-
zeichnend sein kann. Dabei sollte man auch grammatische and
andere Fehler vermeiden, wie z. B. bei der Verwendung des
Ausdrucks ,verstdrkte Leitung" (richtig: Verbindung mit Ver-
stiirkern) oder Schalten einer Rundfunk?leitung" fiber eine
Funkstrecke (richtig: ... einer Verbindung ...). Ebenso kann
man nicht von der ,Pfeifsicherheit einer Leitung" sprecben,
weil die Instabilitat eines Stromkreises vor allem durch andere
technische Einrichtungen and nicht durch die Eigenschaften
der Leiter in einem Kabel verursacht wird. Andererseits ist das
zwischen zwei .Versthrkeramtern liegende Kabel - wenn man
von Pupinspulen oder Ubertragern absieht - natiirlich eine
?Leitung"
Es erscheint such irrefiihrend, den Begriff Pilotschwingung
mit ,Regelschwingung" gleichzusetzen. Abgesehen davon, daB
Regelschwingungen die Instabilitat der Restdampfung beim
gleichzeitigen Ansprechen verschiedener Pegelregler in einer
Weitverkehrsverbindung charakterisieren, dienen Pilotschwin-
gungen in der TYbertragungstechnik zum Regeln oder Steuern
von Netzwerken oder - bei anderen TF-Systemen - nur zum
Betatigen eines Anzeigegerates, ohne daB ein Regelvorgang
durch sio unmittelbar ausgelost wird. Der vielfach ubliche Aus-
druck ,Vbertragen einer Regel-Pilot-Frequenz" ist also in zwei-
facher Hinsicht falsch.
K. Geiger zeigt z. B. in seinem Buch ,Methodik der Lehre der
Wechselstromtechnik" (VEB Verlag Teclmik, Berlin 1956) an
dem Begriff des Widerstandes, daB eine Doppeldeutigkeit zu Un-
klarheiten fuhren.kann, well dieser Begriff - ebenso wie viele
andere- in der deutschen Sprache bisher vielfach sowohl fur
das Schaltelement als auch fur seine Eigenschaften verwendet
wind. Deshalb sollte man z. B. ,the resistance of the resistor"
nicht mit ?der Widerstand des Widerstandes" Ubersetzen, son-
dern die Schaltelemente mit einem ohmschen, kapazitiven oder
induktiven Widerstand als solche bezeichnen, auch wenn sich
dabei ungewohnte Formulierungen ergeben.
Es sei noch erwahnt, daB nicllt nur Begriffsbestimmungen
eindeutig klar and richtig sein sollen, sondem auch Bezeichnun-
gen and Formelzeichen. In diesem Zusammenhang sind die
DIN-Blatter 40700 ,Schaltzeichen and Plane fur Fernmelde-
anlagen" and 1344 (Entwurf Oktober 55) ?Formelzeichen der
elektrischen Nachrichtentechnik" von Bedeutung.
Diese Beispiele, die man beliebig erganzen kann, sollen zeigen,
dal das Beibehalten von i berlieferten falschen oder von mehr-
deutigen and deshalb unklaren Ausdrilcken in der Sprache der
Techniker unzweckmalig erscheint. Dies gilt vor allem such
fiir die Ausbildung uild Information unserer jungeren Mit-
arbeiter, denen mit Hilfe einer neuzeitlichen 'Systematik,
Methodik and Veranschaulichung technisch-wissenschaftliche
Erkenntnisse vermittelt werden. Wenn diesen Mitarbeitern
aber dabei zugemutet wird, eine unklare oder sogar physikalisch
falsche Terminologie zu lernen, so werden sie hierfur kein Ver-
standnis besitzen. Das Verwenden von klaren Ausdriicken gilt
jedoch auch fur Veroffentlichungen, ferner filr die Ubersetzung
des auslandischen Schrifttums, z. B. fur eine eindeutige and
technisch richtige Auswertung der CCI-Exnpfehlungen, bei der
Aufstellung von Pflichtenheften and beim Betrieb von nach-
richtentechnischen Einrichtungen.
Jedenfalls sollte man sich auch mit seiner Ausdrucksweise
in Wort and Schrift dem jeweiligen Stand der Technik anpassen
and Bich - ohne in das Extrem der Obertreibung von Sprach-
fanatikern zu fallen - bemiihen, den bei vielen Ingenieuren
leider noch i1blichen, traditionellen nachrichtentechnischen
,,Slang" zu vermeiden. Allerdings ist auch ein nachrichten-
technischer Begriff nach den Gesetzen der Logik erst klar, wean
sein Inhalt klar definiert ist, d. h., wenn seine wesentlichen
Merkmale, die ihn von anderen Begriffen unterscheiden, eindeutig
festgelegt sind, wobei sich unsere Kenntnis von einer Sache
durch die standige Weiterentwicklung unseres Wissens natiirlich
andern kann.
Dr.-Ing. Henkler, IPF Berlin
Telegramme mit Ruckschein?
Fur Einschreib-, Wert and Paketsendungen kann der Ab-
sender bei der Aufgabe oder auch spater einen Ruckschein ver-
langen. Dadurch erhalt er nach dem Aushandigen der Sendungen
am Bestimmungsort die Empfangsbescheinigung des Adressaten
oder seines Bevollmachtigten. In den Schaltervorraumen and
auf andere Weise werben wir fur diesen Sonderdienst, and zahl-
reiche Postkunden machen von ihm Gebrauch.
Gibt? es aber auch Riickscheine zu Telegrammen? - Nein,
doch besteht ein ahnlicher Sonderdienst, and zwar kann jeder
Absender eines Telegramms eine Empfangsanzeige verlangen.
Damit werden ihm Tag and Stunde der Zustellung seines Tele-
gramms - je nach Wunsch telegraphisch oder brieflich - um-
gehend mitgeteilt. Vergleichen wir die Anzahl der Sendungen
mit Ruckschein and die Anzahl der Telegramme mit Empfangs-
anzeige, so stellen wir ein MiBverhaltnis feat. Wo liegt die
Ursache hierfur? Besteht kein Bedurfnis fir Telegramme mit
Empfangsanzeige? Das ist zweifellos vorhanden, aber die Tele-
grammaufgeber - and sogar viele Annahmeangestellte -
kennen these Moglichkeit nicht. Auch findet man kaum eine
Werbung fur diesen Sonderdienst. Zum Teil sind die Kollegen,
die den Telegraphendienst wahrnehmen, nur ungeniigend mit
den Vorschriften vertraut, konnen die Aufgeber nicht beraten
and sehen in jedem Sonderdienst eine unangenehme Mehrbe-
lastung. Vor einiger Zeit mul3te ich selbst these Erfahrung
machen. An einem Telegrammannahmeschalter legte ich ein
Telegramm mit Empfangsanzeige vor, auf dem ich den ge-
buhrenpflichtigen Dienstvermerk = PC = vorschriftsmaBig
angebracht hatte. Der Annahmeangestellte besah sich lange die
Telegrammurschrift. Dann sagte er zu mir: ,,Dh haben Sie sich
aber geirrt. Wenn Sie Vergleichung wilnschen, heiBt der Ver-
merk = TC =." Noch konnte ich ihn an einer Anderung des
gebiihrenpflichtigen Dienstvermerks hindern. Nur der Hinweis
auf die Rilckseite des Aufgabeformblatts, aus der die wichtigsten
Vermerke hervorgehen, vermochte ihn von der Moglichkeit
meines Verlangens zu iiberzeugen. Sodann berechnete er die
Gebdbr, vergal3 dabei aber die Gebii.hr fir die telegraphische
Empfangsanzeige. Erst auf Grund meines Hinweises setzte er
noch 1,50 DM zu. Ich war froh, daB das Telegramm nun in
Ordnung war and ich auf die telegraphische Empfangsanzeige
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hoffen durfte. Ich hoffte einen Tag, zwei Tage, eine Woche, zwei
Wochen - vergebens. Inzwischen bestatigte mix der Emp-
fanger mundlich den Empfang. Offenbar konnte man auch am
Bestimmungsort mit dem Vermerk = PC = nichts anfangen,
oder er war bereits unterwegs entstellt worden. Noch war ?das
Drama" nicht zu Ende. Jetzt fand es seine Fortsetzung in mei-
nem Erstattungsantrag, in den Nachforschungen der Deutschen
Post, in entschuldigenden Worten and der Erstattung des
Betrags, kurzum in unnotiger Mehrarbeit - hervorgerufen durch
Unkenntnis der Bestimmungen.
Wie sind Telegramme mit Empfangsanzeige abzufassen?
Sie unterscheiden sich von den gewohnlichen Telegrammen
nur dadurch, daB sie vor der Anschrift einen gebiihrenpflich-
tigen Dienstvermerk tragen, der das Sonderverlangen. aus-
driickt. Er lautet = PC =, wenn eine telegraphische (Bild 1)
and = PCP =, wenn eine briefliche Empfangsanzeige gewunscht
wird. Die Entscheidung uber die Art der Empfangsanzeige liegt
beim Aufgeber.
Im Inlandsverkehr wird die Empfangsanzeige auf Wunsch
des Absenders auch nach einem anderen Ort als den Aufgabeort
des Ursprungstelegramms ubermittelt. Dann nimmt der Auf-
geber in das Ursprungstelegramm hinter die Anschrift die ge-
buhrenpflichtigen Worter ?Empfangsanzeige an ...... (Name
and Anschrift) ...... (Bestimmungsort)" auf. Beispiel fdr ein
Telegramm, das in Leipzig S 3 aufgegeben wurde:
= PC = Fritz Uhlenhorst Strandstr. 16 Ostseebadboltenhagen
Empfangsanzeige an Ingetraud Richter Collmstr.44 Oschatz.
Erwarten dich bei Riickfahrt in Riesa. Mitropa-Wartesaal.
Siegfried
Was kosten Telegrammei mit Empfangsanzeige?
Fur Telegramme mit Empfangsanzeige erheben wir die Tele-
graphengebiihr wie fur jedes andere Telegramm nach Wortzahl,
Dringlichkeitsstufe and Bewegungsgebiet. Dazu tritt ein Zu-
schlag fur die Empfangsanzeige. Er betragt
1. fiir telegraphische Empfangsanzeigen
a) im Ortsverkehr ............................ 1,- DM,
b) im Inlandsfernverkehr ..................... 1,50 DM,
c) im Auslandsverkehr die Gebiihr fur sechs Worter eines
gewohnlichen Telegramms fiir denselben Weg and den-
selben Ort wie das Ursprungstelegramm;
ie
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 Marz 1957
2. fur briefliche Empfangsanzeigen
a) im Inlandsverkehr 15 Pf,
b) im Auslandsverkehr ......................... 25 Pf.
Wie sired Telegramme mit Empfangsanzeige am Bestimmungsort
zu behandeln?
Die Telegrammabfertigung bereitet einen Empfangsschein
(Bild 2) vor, indem sie Aufgabeanstalt, bei Auslandstelegram-
men such Aufgabenummer, and Empfanger mit genauer An-
schrift eintragt. Telegramm and Empfangsschein iibergibt sie
dem Telegrammzusteller. Er vervollstandigt den Empfangs-
schein durch Angabe von Ort, Datum and Uhrzeit der Aushandi-
gung, bevor er den Empfanger unterschreiben lilt. Den Emp-
fangsschein gibt der Zusteller nach der Riickkehr vom Zustell-
gang an die Telegrammabfertigung zuriick.
Wie sind die Empfangsanzeigen auszufertigen?
a) Telegraphische Empfangsanzeigen
Sofort nach der Riickkehr des Zustellers wird eine telegraphi-
sche Empfangsanzeige (s. Muster in Bild 3) ausgefertigt. Sie
erhalt die Gattungsbezeichnung ,CR" im Kopf des Telegramms.
Zu beachten ist, daB es sich hierbei - im Gegensatz zu dem
Vermerk = PC = - um keinen gebuhrenpflichtigen Dienst-
vermerk handelt. Uberhaupt sind keine Gebiihren weiter zu
erheben; denn sie wurden auch fur die Empfangsanzeige bei der
Aufgabe des Ursprungstelegramms entrichtet.
Einige Eigenarten der Empfangsanzeige sind noch zu be-
achten. So erhalt sie keine Aufgabenummer, keine Wortzahl,
keine Aufgabezeit and keine Anschrift.
Nerchau = Bestimmungsanstalt der telegraphischen Emp-
fangsanzeige (vgl. Bild 1),
Oberhofthdr = Aufgabeanstalt der telegraphischen Empfangs-
anzeige (vgl. Bild 1),
Siebzehnter Sinkwitz = Aufgabetag and Empfanger des Ur-
sprungstelegramms (vgl. Bild 1),
siebzehnten 0950 = Tag and Zeit der Zustellung (vgl. Bild 2).
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Telegramm mit Empfangsanzeige
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 Miirz 1957 Telegramme mit Rucksehein?
Im Auslandsverkebr sind die Empfangsanzeigen im all-
gemeinen in franzosischer Sprache abzufassen, Beispiel:
,,CR London/36 Dresden = 47 seize Knispel remis dixsept
0740"
Dabei bedeuten:
London/36 = Bestimmungsanstalt der telegraphischen Emp-
fangsanzeige, zugleich Aufgabeanstalt des Ursprungstele-
gramms,
Dresden = Aufgabeanstalt der telegraphischen Empfangs-
anzeige (ohne Unterscheidungszahl, well es sich um die Haupt-
telegraphendienststelle handelt), zugleich Bestimmungsanstalt
des Ursprungstelegrammes, ,
47 = Aufgabenummer des Ursprungstelegramms,
.seize = Aufgabetag (sechzehnter) des Ursprungstelegramms,
Knispel = Name des Empfangers des Ursprungstelegramms,
remis = zugestellt,
dixsept = Tag der Zustellung (siebzehnter),
0740 = Zeit der Aushandigung.
Die Zustellung durch Fernsprecher, TelexanschluB, Neben-
telegraphen, die Aushandigung an einen Ersatzempfanger and
dergleichen sind gegebenenfalls in der Empfangsanzeige durch
entsprechende Zusatze auszudriicken. Beispiel:
,,CR Oybin Nebra = sechster Schwarz durch Fernsprecher zu-
gestellt sechsten 1225"
b) Briefliehe Emp/angsanzeigen
In die brieflichen Empfangsanzeigen nehmen wir die gleichen
Angaben wie in telegraphische Empfangsanzeigen auf. Eine
bestimmte Form fiir die- Abfassung ist nicht vorgeschrieben.
Doch sind sie mit der Bezeichnung ?Empfangsanzeige" zu ver-
sehen. Im Inlandsverkehr werden sie dem Aufgabeamt - bei
der f)bersendung nach einem anderen Ort unmittelbar dem
Empfanger - unter ,Postsache" zugeleitet. Nach dem Ausland
ist die Sendung freizumachen. In diesem Fall mull der Betrag
der verklebten Wertzeichen (25 Pf) durch den Entlastungs-
nachweis verrechnet werden.
Em/pfangssdlein
Telegrammause.~!!.~ ....... Nr........L --------
a, . J _ v(!~1R r.. ur!~CLQ~I i~..!d /+fK .K.a y,t
erhalten --O9... Uhr ...00 . Min.
Vul!uC0{.(.L~.. . den ..~.?. ~?lL'--------.1956
Untersdlrift des Empfangers:
koq
/IC194zu 12 Din A3
V1. 1421
In welchen Fallen sind Empfangsanzeigen zu empfehlen?
Durch Empfangsanzeige erfahrt der Absender eines Tele-
gramms Tag and Stunde der Aushandigung an den Empfiinger
oder Ersatzempfanger. Wird den Annahmeangestellten ein der-
artiger Wunsch der Aufgeber im Gesprach bekannt, so werden
sie den Kunden entsprechend beraten. - Haufig fragen Auf-
geber, wann ein Telegramm voraussichtlich am Bestimmungsort
zugestellt werden wird. Dariiber konnen and diirfen die An-
nahmeangestellten keine Auskunft erteilen, weil ihnen die Be-
triebslage nur in den seltensten Fallen bekannt seili wird and
jederzeit unvorhergesehene Storungen auftreten konnen, die
u. U. eine Verzogerung nach sich ziehen. Doch ist bereits bei
derartigen Anfragen eine Empfangsanzeige zu empfehlen. Sic
versetzt den Absender des Ursprungstelegramms oftmals in die
Lage, weitere Dispositionen fur seinen Geschaftsbetrieb u. dgl.
zu treffen and erleichtert somit manche Arbeit. - Auf der
anderen Seite tragt der Annahmeangestellte, der in dieser Weise
verfahrt, mit dazu bei, die vielfaltigen Sonderdienste des Tele-
graphenverkehrs zu popularisieren, die vorhandenen Kapazi-
taten besser auszuniitzen and die Einnahmen der Deutschen
Post zu steigern.
,.?.....
Deutsche Post
Telegramm
v-aa.n.na....... k.!
Obermlttelt:
Wortpeboh.en
Some. GebUh.en
_DM -PI LAtCAL Oe.
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Zo.ommen ~-A--
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W.G.
Uh, J angob.
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Bild 3.
Telegraphische Empfangsanzeige
I A.I LA,
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Storungsvermeidungsdienst
Von Walter FRITZSCHE and Paul RAMMLER, Fernmeldeamt Leipzig
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 MSrz 1957
Der Storungsvermeidungsdienst hat die Aufgabe, das Wirksamwerden von sich anbahnenden Storungen weit-
gehend zu verhindern, wodurch die Dauer and die Zahl der Storungen an Fernsprechanschlussen gesenkt werden.
Er stellt einen Sammelbegriff dar, der sich untergliedern ldf3t in den Storungsvermeidungsdienst
a) beim Einrichten der ,Sprechstellen,
b) beim Uberholen der Leitungswege and der Sprechstellen durch die Baubrigaden,
c) bei den Sprechstellenprufungen,
d) durch laufendes mef3technisches Uberpri fen der Sprechstellen and Anschluf3leitungen and
e) beim Entstoren von Anschliissen.
Die nachstehenden Ausfithrungen befassen sich hauptsdchlich mit den Pun/den c) and d). Ausgehend von einer
grundlichen Analyse des Entstorungsdienstes in einem grof3en Ortsnetz mit mehreren VStW, wird der prozentuale
Anteil der haufigsten Storungsursachen erldutert sowie die technische Durchfiihrung and betriebliche Organisation
eines regelmdfiigenPrufdienstes fur Teilnehmeranschlasse dargestellt.
Allgemeines
Storungen an. Fernsprechanschlussen bringen erhebliche Nach-
teile fur die Fernsprechteilnehmer mit rich, was keiner beson-
deren Erorterung bedarf. Fair die Deutsche Post verursachen
sie in jedem Falle zusatzliche Gemeinkosten. Dies mogen einige
Zahlen belegen:
Fur das Entstoren der Fernsprechanschlusse in einem groBen
Ortsnetz mit etwa 25000 Hauptanschlussen sind 75 Krafte er-
forderlich. In dieser Zahl sind die ebenfalls an der Entstorung
beteiligten Krafte des OrtskabelmeB- and des Fernmeldebau-
dienstes sowie die Schaltwarter nicbt enthalten. Vom Ent-
storungsdienst muBten in dem als Beispiel genannten Ortsnetz
im letzten Jahr 59000 AuBenstorungen beseitigt werden. Diese
Zahlen lassen erkennen, daB ein betrachtlicher Arbeits- and
Kostenaufwand erforderlich ist, damit den berechtigten Wun-
schen der Fernsprechteilnehmer auf schnelle and zuverlassige
Entstorung nachgekommen werden kann. Um einen Vberblick
fiber die verschiedenen Storungsursachen and die gestorten Teile
der Teilnehmer-Einrichtung zu erhalten, wurden aber einen
langeren Zeitraum mehrere Tausend bearbeitete Storungen
untersucht. Dabei Bind die Ergebnisse mehrerer VStW and
verschiedener Monate zugrunde gelegt worden. Folgende Zu-
sammenstellung ergibt sich daraus:
Tabelle 1
Prozentuale Verteilung der Storungen nach Art bzw.
Ursache der Storungsmeldungen
Storungen
innerhalb der VStW ............................... 6%
bei Vorprufung gut ............................... 11%
bei Priifung gut (Fehler verschwunden) ............. 13%
in AuBenleitung (EV-LV) .......................... 16%
in Innenleitung and Erdleitung ..................... 8%
im Apparat ....................................... 46%
100%
Tabelle 2
Prozentualer Anteil der Storungsursachen bei
Apparatstorungen
Storungen entfallen auf
Schnure .......................................... 20%
Wecker (einschl. zweite Wecker) ................... 15%
Gabel- and Hakenumschalter ....................... 11%
Mikrophon ........................................ 10%
Hbrkapsel ........................................ 5%
Nummernschalter .................................. .10%
Tasten, Schalter, Relais usw ......................... 18%
Verschiedenes ..................................... 11%
100%
Bekanntlich lassen sich Storungen an technischen Einrich-
tungen nie vollig vermeiden. Es ist aber nach dem bekannten
Grundsatz ,Vorbeugen ist besser als Heilen" moglich, durch
regelmaBiges and planmaBiges Uberwachen der technischen
Einrichtungen Mangel so rechtzeitig zu erkennen and zu be-
seitigen, daB sie sich nicht als Storungen auswirken. Nach diesem
Prinzip werden die technischen Einrichtungen der Vermittlungs-
stellen seit vielen Jahren laufend gepruft and gewartet.
Mt den Teilnehmereinrichtungen wird prinzipiell ebenso ver-
fahren, and zwar durch die regelmaBigen Sprechstellenpru-
fungen. Sie werden in W-Netzen aller zwei Jahre durchgefuhrt
and haben sich zweifellos bewahrt, vor allem such hinsichtlich
des gebuhrenmaBigen Vergleichs der beim Teilnehmer ein-
gebauten technischen Einrichtungen.
Aus der Tabelle 2 der statistischen Auswertung ist zu er-
kennen, daB bestimmte Arten von Storungen, z. B. an Nummern-
schaltern, Mikrophonen, Horkapseln, Schnuren, and vor allem
die Erd- and Nebenschliisse in den AnschluBleitungen durch
eine Uberwachungsmessung der Teilnehmeranschlusse zu einem
gewissen Teil im voraus erfaBbar sind. Aus diesem Grunde wird
eine gut organisierte, laufende Uberwachungsmessung der Fern-
sprechanschlilsse Mangel erkennen lassen, die den Betrieb zwar
noch nicht storend beeinflussen, jedoch frilher oder spater von
Teihlehmern als Storung gemeldet worden waren.
Technische Voraussetzungen fiir Uberwachungsmessungen
Wenn Teilnehmeranschlusse gemessen werden sollen, wird
jede einzelne AnschluBleitung im Hauptverteiler auf die MeB-
einrichtung geschaltet.
Die Wirksamkeit des Storungsvermeidungsdienstes steigt mit
der Zahl der taglich durchgefuhrten tYberwachungsmessungen.
Deshalb ist as verstandlich, daB mit den bisherigen Methoden
des manuellen Auflegens der Teilnehmerleitungen im Haupt-
verteiler nicht gearbeitet werden kann. Das Problem wird viel-
mehr durch eine automatische Aufschaltung aber Wahler vom
Prufplatz aus gelost: Der Pruf- and Mel3platz des Storungsver-
meidungsdienstes besteht aus einem kleinen Priifschrank 50,
der in geringfilgig geanderter Originalschaltung and in der be-
kannten Bedienungsweise verwendet wird. Weiterhin gehoren
zum McBplatz (Bild) ein Milliwattsender mit Dampfungszeiger,
der sich fiber die Mel3hebel des kleinen Priifschrankes anschalten'
laBt. Fur Nummernschalter-Feinprilfungen steht auger dam
Frequenzmesser and dem Milliamperemeter des Prufschrankes
noch ein StromstoBschreiber zur Verfugung.
Die Ausstattung des MeBplatzes wird vervollstiindigt durch
das LW-Schalterfeld and eine Zusatzeinrichtung zum Belegen
des Prnfwahlers, der mit dem Nummernschalter des Priif-
schrankes auf die gewunschte Teilnehmer-AnschluBleitung ge-
steuert wird.
Als Prufwahler wird ein besonderer Hebdrehwahler benutzt,
an dessen Kontaktbank die Eingange je eines LW von jeder
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 Marz 1957
Storungsvermeidungsdienst 53
LW je Hundert
Relaissatz SchaMarme
zu je einem LW der an deren in der VStW vor-
handenen LW-Hunderte
...........ub1icher Verbindungsaufbau
-Prufverbindung
-Ofwdhler
Schalterstellung I.? Der je LW-Hundert vom Prufplatz
aus belegbare LW steht dem Verkehr zur Verf?gung.
Scfiatterstellungf? LW wird fur Prufung benutzt.
Lf
Prinzipschaltung eines Medplatzes flir den Storungsvermeidungsdienst
Hundertergruppe der VStW gelegt werden. Bei diesen LW wird
die Zuftihrung zu den Schaltarmen aufgetrennt and das LW-
Schalterfeld des McBplatzes eingeschleift. Nach der Wahl des
zu messenden Teilnehmeranschlusses wird diese Einschleifung
der a- and b-Leitung am Schalterfeld desMeBplatzes aufgetrennt,
so daB nunmehr die Messung caber die Schaltarme des LW zum
Teilnehmeranschlull ausgefiihrt werden kann. Die iibrigen
Schaltelemente des LW sind damit abgeschaltet. AuBerdem
sind im LW-Schalterfeld Tasten zum Auftrennen der c-Leitung
and damit zum Anlaufen der I. VW enthalten. Insgesamt konnen
100 LW angeschaltet werden, well der Prufwahler in erzwunge-
ner Wahl hebt and dreht. Die fur die automatische Aufschaltung
des Storungsvermeidungsdienstes ausgenutzten LW werden dem
normalen Verkehr nicht entzogen.
Diese Art der Aufschaltung auf die Teilnehmerleitung ge-
stattet zwar nicht ein reins Auftrennen zwischen AuBen- and
Innenleitung, sie ermoglicht jedoch ein vollig einwandfreies
Messen der angesteuerten Teilnehmerleitung.
Eine gewisse Beschrankung besteht fur Anschliisse mit Speise-
briicke. In desen Fallen ist die Schleifenmessung nicht moglich,
well in der b-Leitung der Speisebruckenkondensator liegt. Da
die moderne Amts- and Nebenstellentechnik Speisebriicken nicht
mehr benotigt, kommt dieser Einschrankung keine grole Be-
deutung zu.
Arbeitsorganisation des Storungsvermeidungsdienstes
Der Arbeitsbereich des Storungsvermeidungsdienstes deckt
sich mit dem der Entstorungsstelle der betreffenden VStW.
ZweckmaBig wird der -UberwachungsmeBplatz in der Nahe der
Storungskartei eingerichtet, and die unmittelbare Dienstauf-
sicht fiber die Arbeitskrafte des Storungsvermeidungsdienstes
erhalt der Leiter der Entstorungsstelle. Der Storungsvermei-
dungsdienst wird in jeder VStW von zwei Arbeitskraften durch-
gefiihrt. Dabei ist die Tatigkeit am Priif- and McBplatz der
Arbeitskraft au ubertragen, die die gleichen Qualifikations-
merkmale wie fur den McBdienst am grol3en Pri fschrank nach-
weisen kann, insbesondere
praktische Erfahrung and umfassende Kenntnisse im Ent-
storungsdienst,
genaue Kenntnisse caber den Bau and die Betriebsweise der
technischen Einrichtungen beim Teilnehmer,
Sicherheit beim Anwenden der GleichstrommeBmethoden sowie
der Wechselstrommessungen mit Milliwattsender and Damp-
fungszeiger,
ausreichende Kenntnisse im Fii.hren der einschlagigen Karteien
der Storungsstelle, des Hauptverteilers and der Schaltstelle
sowie beim Bearbeiten der Sprechstellenpapiere,
sicheres Auftreten and Gewandtheit im Umgang mit den Teil-
nehmern.
Das regelmallige Prufen der Sprechstellen am Aufstellungsort
bleibt Bestandteil des Storungsvermeidungsdienstes and wird
vom Sprechstellenprufer durchgefuhrt. Beide Tatigkeiten er-
ganzen sich sinnvoll. Der Sprechstellenprufer hat die GewiBheit,
durch Anruf des tYberwachungsmeBplatzes in kurzester Frist
Leitungsprufungen and Dampfungsmessungen ausfUhren zu
konnen. Auf den groBen Prufschrank ist er nicht mehr ange-
wiesen. Andererseits kann der Mitarbeiter am l.Yberwachungs-
meBplatz den Sprechstellenprufer in bestimmten Fallen zu
Dampfungsmessungen and besonderen Prufungen an Ort and
Stelle einsetzen.
Die Reihenfolge der vom McBplatz-Angestellten zu messenden
Anschliisse wird an Hand der Storungskartei nach der Nummern-
folge festgelegt. Dabei ist es wunschenswert, daB er sich ein Bild'
Ober die voraussichtlich zu erwartenden McBergebnisse, die
ortliche Lage and die Einrichtungen beim Teilnehmer macht. Bei
groBeren Nebenstellenanlagen beschranktsich die Messung ver-
standlicherweise nur auf die Amtsanschlusse. Nach dem Wahlen
der letzten Ziffer der AnschluBnummer sind die Isolations-
und NebenschluBmessungen durchzufiihren. Danach wird der
Teilnehmer mit dem Rufschalter des kleinen Prufschrankes
gerufen.
Nun ist es zweckmaBig, den Teilnehmer zu fragen, ob der
Wecker gut horbar war and ob die Verstandigung (nach dem
Einschalten der Dampfungsglieder) gut ist. AnschlieBend prilft
man den Nummernschalter. Hierzu wird der Teilnehmer auf-
gefordert, den Nummernschalter etwa zehn Sekunden im auf-
gezogenen Zustand festzuhalten. In dieser Zeit lhBt sich der
Schleifenwiderstand messen.
Nach AbschluB der Messungen wird der Teilnehmer gefragt,
ob sich an seinem Fernsprecher Mangel oder Storungen gezeigt
haben. Gerade diese Moglichkeit, Beschwerden caber technische
Mangel der Teilnehmereinrichtung vom Teilnehmer selbst ent-
gegenzunehmen, ohne daB er erst die Entstorungsstelle an-
zurufen braucht, erscheint wertvoll. Weiterhin ist es vorteilhaft,
wenn er merkt, daB sich die Deutsche Post laufend um seine
Sprechstelleneinrichtung kummert, and zwar in kurzen, regel-
mafligen Zeitabstanden.
(Schlu/1 s. S. 54)
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 MSrz 1957
Reiseeindrucke and Erlebnisse in der Sowjetunion
Von Heinrich ENGE; Ministerium fur Post- and Fernmeldewesen, Berlin
Einleitung
Im Mai and Juni des vergangenen Jahres weilte eine Dele-
gation der Hauptverwaltung Fernmeldewesen des MPF im
Rahmen der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit mit
den sozialistischen Landern in der Sowjetunion. Der Delegation
gehorte auch der Verfasser dieses Berichtes an. Wir batten
wahrend der Reise Gelegenheit, mit den Angehorigen des
Ministeriums fur Verbindungswesen der UdSSR, der Russischen
FSR and der Lettischen SSR, den Werktatigen in versehiedenen
Fernmeldebetrieben sowie mit Wissenschaftlern and Dozenten
aus einigen Fernmeldeinstituten and Hochschulen technische
and betriebliche Fragen zu erortern and wertvolle Erfahrungen
untereinander auszutauschen. Gleicbzeitig konnten die be-
stehenden frenndschaftlichen Beziehungen zwischen den Post-
lern der Sowjetunion and der Deutschen Demokratischen Repu-
blik gefestigt and personliche Bande angeknupft werden. Da-
neben war es der Delegation moglich, das Leben and Treiben
in Moskau and in einigen anderen Stadten der Sowjetunion
kennenzulernen and an einigen kulturellen Veranstaltungen
teilzunehmen. Von dem, was ich wahrend dieser vier Wochen
in der UdSSR sah and erlebte, kann ich natiirlich nur einen
Ausschnitt wiedergeben.
Nach einem herrlichen Flug von etwa sieben Stunden landete
die sowjetische Maschine wohlbehalten auf dem Flugplatz
Wnukowo bei Moskau. Die verhaltnismaBig kurze Zeit fur die
Ortsveranderung von Berlin his nach Moskau lieB beim Be-
treten des sowjetischen Bodens eine grol3e tYberraschung in uns
Stellt der McBplatz-Angestellte bei der Messung einen Mangel
fest, so wird ein Storungszettel ausgefertigt and mit einem Rot-
stiftvermerk ,StVD" (Storungsvermeidungsdienst) besonders
gekennzeichnet. Der Storungszettel ist dem Beschaftigten am
grol3en Prufschrank zum Weiterbearbeiten zu iibergeben. Diese
Storungszettel sind je nach Anfall der zu beseitigenden Storun-
gen Zug um Zug mit zu bearbeiten. Stellt der Storungsvermei-
dungsdienst Mangel fest, die sich als Storungen auswirken
konnen, wird auf dem Storungszettel neben dem Vermerk
,,StVD" noch der festgestellte Mangel rot unterstrichen. Dies
soli ,schnelle Bearbeitung" bedeuten.
Die vom Storungsvermeidungsdienst festgestellten Mangel
(auger solchen, die Storungen hervorrufen konnen) werden nicht
in die TWK der Storungsdauer je AnschluB aufgenommen. Die
Storungskarten der betreffenden Anschliisse sind nach der
Priifung durch den Storungsvermeidungsdienst in bezug auf
Schleifenwiderstand and Dampfungswert zu berichtigen oder zu
erganzen and die festgestellten Mangel oder Storungen auf der
Riickseite (Storungsstatistik) nicht mit einem Strich, sondern
mit einem Kreis zu kennzeichnen. Hierdurch ist eine laufende
Kontrolle der Arbeit des Storungsvermeidungsdienstes moglich.
Praktische Erprobung des Storungsvermeidungsdienstes
In einer VStW mit 2000 Anrufeinheiten wurde der Storungs-
vermeidungsdienst erprobt. Die vorherigen Zweifel, inwieweit
eine Messung der Teilnehmereinrichtungen mit Hilfe des Teil-
nehmers durchfiihrbar ist, konnten dadurch widerlegt werden.
Das Ergebnis der Probe zeigt Tabelle 3.
aufkommen, die durch den eindrucksvollen Betrieb auf dem
Flugplatz noch verstarkt wurde. In ununterbrochener Folge
landeten and starteten Flugzeuge nach allen Richtungen der
Sowjetunion, wahrend sich am Flugplatzrand neben den zahl-
reichen abgestellten Maschinen das erste Diisenverkebrsflug-
zeug der Sowjetunion, die TU-104, besonders heraushob.
Bald wurden wir von unseren Betrachtungen durch die herz-
liche BegruBung der Mitarbeiter des Ministeriums fdr Ver-
bindungswesen der Sowjetunion abgelenkt, die uns Gewillheit
werden liell, daB wir zu Besuch bei Freunden eingetroffen
waren. Besonders iiberraschten uns aus dem Kreis der uns er-
wartenden sowjetischen Kollegen einige alte Bekannte, die mit
uns in den Jahren nach 1945 beim Wiederaufbau des Post- and
Fernmeldewesens in unserer Heimat zusammen gearbeitet
batten. Unsere Gesprache wurden wahrend der Fahrt vom
Flugplatz bis zum 40 km entfernten Moskau fortgesetzt, wobei
die Zeichensprache mithalf, die Verstiindigung zu erleichtern.
Eine kurze Rundfahrt auf dem Platz vor der Lomonossow-
Universitat auf den Lenin-Bergen unterbrach unsere Fahrt zum
Hotel ?Leningiadskaja" am Komsomolskaja-Platz. Nach kurzer
Erledigung der Anmeldeformalitaten nahmen wir Besitz von
einigen der schonen, im 6. bis 19. Stockwerk liegenden Hotel-
zimmer. Ads meinem Zimmer im 12. Stock bot rich mir ein
imposanter Ausblick auf den groBen Platz vor dem Hotel,
dessen Langsseiten von drei Fernbahnhofen and einer Metro-
Station eingenommen werden. tuber den Platz and in die ein-
miindenden Strafen wogte ein ununterbrochener Kraftfahrzeug-
und StraBenbahnverkehr, der nur wahrend weniger Stunden
nach Mitternacht abflaute. Trotzdem schliefen wir ausgezeichnet
in unseren nach modernsten Gesichtspunkten eingerichteten
Hotelzimmern.
Tabelle 3
Art der Storungen and Mangel, die beim Probebetrieb
des Storungsvermeidungsdienstes festgestellt wurden
Storungen and Man gel
am Nummernschalter (zu schnell bzw. zu langsam) .. 30%
am Wecker ...................................... 3%
am Gabel- and Hakenumschalter ................... 3%
an den Schniiren .................................. 1%
durch NebenschluB (a- bzw. b-Leitung) ............. 32%
durch fremden Strom ............................. 22%
durch Verschiedenes ............................... 9%
100%
Durchschnittlich wurden an.einem Tage 80 bis 100 Fernsprech-
anschlusse gemessen.
Der Aufsatz sollte die interessierten Leser mit dem Begriff
des Storungsvermeidungsdienstes bekanntmachen, ohne naher
auf technische Einzelheiten einzugehen. Das war vorlaufig auch
nicht notwendig, well das Betriebsverfahren, die Bereitschaft
der Fernsprechanschliisse auf diesem Wege zu erhohen, im
Vordergrund stand.
Wenn der Storungsvermeidungsdienst durch weitere MaB-
nahmen mit dem gleichen Ziel erganzt wiirde, z. B. durch Ver-
vollkommnen der Entstorer-Ausriistung, insbesondere mit
einem modernen, zweckmii igen Vielfach-Mellgerat, durcb wei-
tere Motorisierung des Entstorerpersonals usw., so wiirde es
gelingen, das Verhaltnis der Storungen je FernsprechanschluB
and Jahr noch mehr zu verbessern.
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Kleine Fahrt durch Moskau
Am Morgen des nachsten Tages machten unsere sowjetischen
Kollegen den Vorschlag, uns vor Beginn unserer eigentlichen
Aufgabe zunachst einmal einen kleinen Eindruck von Moskau-
zu geben and uns mit dem Leben in der Stadt and den Ge-
pflogenheiten ihrer Bewohner etwas vertraut zu machen. Der
kleinen Rundfahrt schloll sich der Besuch des Kremls mit seinen
herrlichen Bauten and den kostbaren Einrichtungen an. Die
Kircben and der Glockpnturm Iwans des GroBen waren - wie
alle Gebaude - restauriert, and die Sonnenstrahlen reflek-
tierten sich in den prachtvoll vergoldeten Kuppeln. In der,,Ri st-
kammer" werden fur jedermann zuganglich die Schatze and
Kostbarkeiten aus der Vergangenheit des russischen Volkes
aufbewahrt and derNachwelt erhalten. Nichts davon ging in den
Revolutionstagen des Jahres 1917 verloren.
AnschlieBend erfolgte der Empfang unserer Delegation durch
den Minister fur Verbindungswesen der UdSSR, Herrn Psurzew.
In seiner Begriil3ung brachte der Minister zum Ausdruck, daB
die Zusammenarbeit der Postler der Deutschen Demokratischen
Republik and der Sowjetuniori wesentlich dazu beitragen wird,
den technischen Fortschritt im Verbindungswesen zu beschleu-
nigen and noch bestehende Mangel schneller zu beseitigen. Er
empfahl uns, das zu studieren, was wir in den nachsten Wochen
sehen warden and gestattete uns, was nach unserer Meinung fur
die Verbesserung des Fernmeldewesens in der Deutschen Demo-
kratischen Republik von Bedeutung ware, nach unserer Riick-
kehr in die Heimat zu erproben and anzuwenden. Gleichzeitig
bat er uns, auch unsere kritische Meinung zu dem Gesehenen
den sowjetischen Kollegen mitzuteilen.
Entsprechend der Zusammensetzung unserer Delegation bil-
deten wir einzelne Gruppen, um moglichst viel in der verhaltnis-
maBig kurzen Zeit sehen and erfahren zu konnen. Bei unseren
Fahrten zu den Betrieben machten wir Bekanntschaft mit dem
StraBenverkehr in Moskau and mit der GroBzugigkeit der
StraBen (Bild 1). Die Fahrbahnbreite darin betragt 60 bis 70 m,
fiber die sich ein kaum abreiBender Auto- and Trolleybusver-
kehr bewegt. An den Kreuzungsstellen war es keine Seltenheit,
sechs bis neun Fahrzeugreihen nebeneinander in jeder Fahrt-
richtung feststellen zu konnen. Ungewohnt fur unsere Ohren
war das standige Hupen der Autos, so daB wir den Eindruck
hatten, jeder Kraftfahrer wolle das Signal jedes anderen,Fabr-
zeuges unbedingt iibertonen. (Inzwischen ist these Gewohnheit
aus dem Stralenverkehr in der Sowjetunion verschwunden.)
Selbstverstandlich giht es in Moskau noch zahlreiche alte
StraBen, genauso wie neben modernen Wohngebauden noch
viele alte Hauser anzutreffen sind. Entsprechend dem Plan der
Rekonstruktion des Stadtgebietes Moskau werden historisch
wertvolle Gebaude urid Platze erhalten and harmonisch in die
neuen Wohngebiete eingegliedert.
Die Hauptstadt der Sowjetunion ist ein. einziger groBer Bau-
platz, and wir konnten uns von dem Tempo des Entstehens
neuer Wohngebiete and Anlagen eindrucksvoll Bberzeugen.
(Fortsetzung folgt)
Olympische Spiele and die Post
Nachdem im Januar 1956 die Olympischen Winterspiele in
Cortina d'Ampezzo and im Juni die Reiterolympiade in Stock-
holm statigefunden hatten, gehoren nun auch die XVI.Olympi-
schen Spiele in Melbourne der Vergangenheit an. 69 Staaten
beteiligten sick daran. Die gesamtdeutsche Mannschalt, die au f
der Polarroute nach Australien geltogen war, errang 20 Medaillen
/fir Deutschland, darunter vier goldene. Auch diese Spiele standen
wie alle fruheren im Zeichen der Volkerverstandigung. Das klas-
sische Griechenland ist die Wiege dieser sportlichen Wettkamp fe.
Aus Totenfeiern entstanden, /anden sic im Nationalheiligtum
Olympia and zu Ehren des Gottervaters Zeus stall. Seit dem Jahre
776 v.u.Z. liegen urkundliche Au/zeichnungen fiber die Sieger vor.
Als Sportarten gab es den einfarhen Wettlauf, den Doppellauf,
Dauerlauf, Ringkampf, Fun/kampf, das .Diskuswerten (Bild),
den Faustkampf (Bild), das Weltfahren and Wettreiten. Die
Spiele wiederholten sick alter vier Jahre and warden zur Grund-
l age der grieehischen Zeitrechnting nach Olympiaden, einem Zeit-
raum von vier Jahren. 45000 Zuschauer nahm das griechische
Stadibn auf, zu dem aufier der Priesterin keine Fran Zutritt hatte.
Krdnze aus Olbaumzweigen winkten den Siegern. 392 n.u.Z. /and
das letzte dieser Spiele statt. Naturereignisse zerslorten die heilige
Statte vollig.
Nach 1500 Jahren lebte der oympische Gedanke wieder auf,
wachgerufen durch die Ausgrabungen deutscher Gelehrter 1875 bis
1881 in Olympia. Dem franzosischen Sportsmann Baron de Cou-
bertin gelang es 1894, das Internationale Olympische Komitee zu
grunden. 1896 fanden die ersten Olympischen Spiele neuer Zeit
in Athen statt.13 Lander nahmen daran teil. Gleichzeitig erschienen
die ersten Sportmarken mit Darstellungen der altgriechischen Welt-
kampfe and des Stadions. Mit Ausnahme der Kriegsjahre ver-
anstaltete man nunmehr die Olympischen Spiele regelmaf3ig tiller
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Olympische Spiele'und' die Post - Fachliteratur'
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 MArz 1957
vier. Jahre, jeweils in einer anderen Hauptstadt der beteiligten
Lander. Ab 1924 gibt es, auch Olympische Winterspiele. Vor
60 Jahren ehrten Preisamphoren (Bild) die Sieger: Heute sind
es Medaillen in Gold, Silber find Bronze, mit denen die besten
Sportlerinnen and Sportier zum Ruhme ?ihrer Lander and zur
Ehre -des Sports geschmuckt werden.
Die Postverwaltungen zahlreicher Lander haben seitdem Brief-
,Marken aus ? Anla f3 der Olympischen Spiele herausgegeben, wed
das Sammeln dieser oft herrlichen Sportmarken ist zu einem in der
ganzen Welt beliebten ?Sport" filr sick geworden, der aber nicht
nur die Marken selbst, sondern auch all die vielen reizvollen Sonder.
Stempel umfaf3t. Auch den Begriinder der erneuerten Ulympischen
-Spiele, dessen Herz 1937 in Olympia beigesetzt wurae, ehrte man
auf Marken (Haiti and Frankreich). Gefallige. Marken brachte
San Marino zur letzten Winterolympiade heraus (Bild), and die
gelungenen oympisehen Sondermarken der Deutschen Demokra-
tischen Republik sind noch in aller Erinnerung.
Die Beziehungen der. Post, zu den Olympischen Spielen be-
schrdnken sich jedoch nicht nur out die Herausgabe von Brief-.
Marken and Stempeln, die /fir .die Veranstaltungen werben, and
oft auch Mittel fur die Beteiligung der Sportler aufbringen sollen.'
Der Post fallt vor allem die wichtige Aufgabe zu, fir die Einrich-
tung des Nachrichtennetzes, ,fur schnellste and reibungslose Nach-
richteniibermittlung and fur die Bewdltigung des ungeheuren Post-,
verkehrs zu sorgen. Vieie Sonderpostamter, darunter auch fahr-
bare, sind erforderlich.
Wenn im alten Griechenland die Namen der Sieger durch
Schnellaufer and Brieftauben im Lande bekanntgemacht wurden,
so sind es heute Telephon, Telegraph und'Funk, die auch dem
entferntesten Ort der Erde in Stunden and. Minuten die Ergebnisse
der Wettkampfe uberrnitteln. Am Rundfunkapparat konnte jeder.
Erdbewohner selbst fiber 20000 km hinweg den Verlauf der Wett-
kampfe miterleben. Auch Fernsehemptang war teilweise moglich.
Flugzeuge beforderten'auf schnellstem Wege die Hunderttausende
von Briefen and 'Karten der Teilnehmer and Besucher.
So zeigt ein Blick auf die Geschichte der Olympischen Spiele
auch die immer wichtiger and gewaltiger werdende Bedeutung der
Post an der .Vorbereitung find Durch/i hrung der Olympischen
Spiele, nicht zuletzt auch die bewundernswerten and oft itber-
sehenen. 'Leistungen der Postangehorigen.
Curt Paul, Karl-Marx-Stadt
Einfiihrung in die 'Radartechnik. Von Robert Lepbtre. VEB
Verlag Technik; Berlin. Ubersetzung aus dem Franzosischen.
DIN. A 5, etwa 280 Seiten, 97 Bilder, 3 Tafeln, ' Ganzleinen
etwa 19,: DM.
Lange Jahre unterlag alles, was mit Radartechnik,zusammen-
hing, der militarischen Geheimhaltungspflicht, and auch in
den Nachkriegsjahren' waren die Informationsmoglichkeiten,
nach denen von WiBbegierigen immer wieder gefragt wurde,
mehr als sparlich. Wenige knapp gehaltene Artikel in den Zeit-
schriften oder phantastisch ausgeschmuckte Tatsachenberichte
konnten hier keinesfalls befriedigen. Interessierte Kreise er-
halten mit dein vorliegenden Werk eine zusammenfassende and
allgemeinverstiindliche Darstellung fiber .die Radartechnik.
Der franzosische Radarspezialist Lepetre, der in Frankreich
einen inaBgeblichen Anteil an der" Entwicklung dieser Technik
hat, behandelt neben den Anwendungsgebieten der Radar-
technik auch die Arbeitsweise der Gerate and ihre Hauptteile,
die geschichtliche Entwicklung and in knapper Form auch ? die
physikalischen Grundlagen. Auf mathematische Ableitungen,
die eine intensive Durcharbeitung erfordern, wurde ' bewuft
verzichtet, da es Zweck des Werkes ist, mit dieser exakten and
streng gegliederten Darstellung des gegenwartigen Standee and
der Zukunftsaussichten einem weiten Leserkreis eine Ein-
fiihrung in diesel interessante Gebiet der Technik zu geben.und
ihn hierdurch zum Studium der spezielleren Fachliteratur zu
befahigen.
Grundlagen der Fernsehtechnik.. Von A. I. Klopow.VEB Ver-,
lag Technik, Berlin. Ubersetzung aus dem Russischen mit
Erganzungen von Dr.-Ing: Peter, Neidhardt. DIN B 5, etwa
360 Seiten, 327 Bilder, Ganzlederin etwa 28,- DM.
Fernsehen, vor wenigen Jahren noch eine Angelegenheit der
Forschungsstellen, ist heute zu einem im Brennpunkt des all-
gemeinen Interesses stehenden Begriff geworden. Die technische
Verwirklichung beanspruchte nach langjahriger Vorbereitung
eine auBerordentlich kurze Zeit. Obwohl die Entwicklung der
SchwarzweiB-Fernsehtechnik nosh nicht abgeschlossen ist, werin
sich auch technisch weitgehend ausgefeilte Standardschaltungen
herausgebildet haben, tritt jetzt bereits das Farbfernsehen an
die Offentlichkeit.
Die erfolgreiche Weiterentwicklung eines so. speziellen Ge-
bietes erfordert von allen Beteiligten die Beherrschung der
Hochfrequenz- and UKW-Technik. Daruber hinaus setzt das
Farbfernsehen auch genaue Kenntnisse der Elektronenoptik,
der Farbenlehre and der Farbenmetrik voraus.
Diese Erwagungen waren AnlaB zur Herausgabe der ;,Grund-
lagen der Fernsehtechnik" des sowjetischen Fernsehspezialisten
A. I. Klopow. Das Werk wurde von dem bekannten deutschen
Faclimanri Dr.-Ing. Peter Neidhardt ins Deutsche nbersetzt and
durch ?erganzende Kapitel' fiber die neuesten Forschungsergeb-
nisse auf dem Gebiet des Farbfernsehens and der theoretischen
Fernsehtechnik dem heutigen Stand der internationalen Technik
angeglichen.
Die immer gr6Ber werdende Zalil von Ingenieuren and Tech=
nikern sowie Studenten an Hoch- and Fachschulen, die sich
auf Fernsehtechnik spezialisieren wollen, erhalten damit ein
Lehrbuch, das nicht nur die Physik and Technik des Schwarz-
weiB-Fernsehens behandelt, sondern auch ausfAhrlich auf die
Farbfernsehtechnik and die Anwendung der Informationstheorie
in der' Fernsehtechnik eingeht-
Den AbschluB bildet ein Kapitel Aber Fernsehempfanger der
Deutschen Demokratischen Republik and ein Verzeichnis der
wichtigsten Arbeiten der internationaleh Fachliteratur.
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 Marz 1057
100 Jahre Entwicklung der Bahnpostwagen (1841 his 1940)
100 Jahre Entwicklung der Bahnpostwagen (1841 his 1940)
Nachdem die erste deutsche Eisenbahnstrecke Nurnberg-Furth im Jahre .18; ' erof fnet war, konnte in Preuf3en
am 29. Oktober 1839 die Strecke Berlin-Potsdam dem Verkehr iibergeben so rden. Der Eisenbahnverkehr stieg
dadurch rasch an, und die Post sah sick in ihrer fruheren Stellung als unumstril ne Verkehrsbeherrscherin bedroht;
denn nicht nur der Personenverkehr auf den Postwagenlinien ging zuri ck, song; rn auch der Paketverkehr, weil er
zum Guterverkehr bei der Eisenbahn uberwechselte. Diese Entwicklung zwang die; ost, die Leistungen der Eisenbahn
nosh im Jahre 1839 auf der Strecke Berlin-Potsdam in Anspruch zu nehmen,' as hatte wiederum fur den Brief-
und Paketverkehr den Vorteil einer beschleunigten Beforderung. Auf3erdem erhd. ~ sich die Zahl der Beforderungs-
moglichkeiten. Spater wurde der Postverkehr auf alle neu hinzutretenden Eisen, hnlinien ausgedehnt.
Erste Anfange des Postverkehrs auf der Schiene
Zur Beforderung der Post verwandte man anfanglich Land-
postwagen, die mit Pferden zum Bahnhof gebracht, dort uber
eine Rampe auf einen Plattformwagen gerollt uncE am Endpunkt
der Fahrt wieder mit Pferden bespannt abgefahren wurden.
Auf dem Bock eines solchen Landpostwagens sail wahrend
der Eisenbahnfahrt der Schirrmeister wie ein Postillion auf dem
Bock der Postkutsche. Der Schirrmeister hatte auf den Halte-
stellen die Ladung, bestehend aus Briefbeuteln und Paketen,
auszutauschen. Die Sendungen wurden unterwegs nicht be-
arbeitet.
Man orkannte sehr bald die Unzuliinglichkeiten der Landpost-
wagen fur den Bahndienst. Daher wurden am 1. November 1841
versuchweise besondere Eisenbahnpostwagen zwischen Berlin
und Leipzig benutzt, die allmahlich die auf den Plattenwagen
beforderten Landpostwagen verdrangten. Der letzte Wagen
dieser Art verschwand 1846 aus dem Postbetrieb.
Die ersten Bahnpostwagen (Bpw) besaBen zwei oder spater
drei Achsen (Bild 1). Ihre Lange (fiber den Wagenkasten)
betrug:
a) bei zweiachsigen Wagen 5,2 in,
b) bei dreiachsigen Wagen 8,1 m.
Da sich die zweiachsigen Wagen nicht bewahrten - ihr Schwer-
punkt lag zu hoch - wurden sie allmahlich nach etwa 8jahriger
Gebrauchszeit ausgemustert und durch neue, dreiachsige, etwa
8,7 m lange Wagen ersetzt.
Die Grundlagen fiir die heutigen Bahnpostwagen entstehen
Die ursprungliche Form der Postbeforderung durch Austausch
der Beutel, Pakete usw. konnte auf die Dauer dem Verkehrs-
bedurfnis.nicht gerecht'werden. So kam der Gedanke auf, die
Post wahrend der Fahrt in den Eisenbahnzngen zu bearbeiten.
Zu Anfang des Jahres 1838 setzte man den Gedanken in Eng-
land zwischen London und Birmingham versuchsweise in die
Tat um.
Dem englischen Beispiel folgend, entschloB man sich auch in
Deutschland, das Abfertigungsgeschaft auf diese Art und Weise
zu vereinfachen und zu beschleunigen. So wurden am 1. Mai
1849 in den Eisenbahnzngen der wichtigsten Strecken ,Spe-
ditionsburos" eingerichtet, die die Sendungen schon wiihrend
der Fahrt zu bearbeiten hatten. Dieser Tag kann daher als der
Geburtstag der Deutschen Bahnpost vermerkt werden. Er
leitete einen neuen Abschnitt in der Entwicklung des Post-
beforderungsdienstes ein.
Die Speditionsburos fanden k ~i der Bevolkerung schnell An-
klang. Man brachte die Briefe r, 'ht mehr zur Ortspostanstalt,
sondern iibergab sie dem fliege, den Bilro auf dem Bahnhof.
Das gab Veranlassung, die Wa n nunmehr mit besonderen
Briefeinwurfen zu versehen.
Die Eisenbahnpostwagen entsl; xhen in ihren auleren Merk-
malen im wesentlichen den Fahs eugen der Eisenbahnverwal-
tungen, auf deren Linien sie lief( . So gab es u. a. Koniglich-
PreuBische und KOniglich-Sachsis to Postwagen. Das Aussehen
aller Wagen lehnte sick jedoch s trk an den Bau der Post-
kutschen an. Besonders erwahnens ?ert ist, daB die Postwagen
mit Ollampen ausgestattet waren, i a an der Decke hingen. Die
Personenwagen besaBen seinerzeit nk ;h keine Beleuchtung. Diese
wurde erst im November 1854 ange racht.
Schon kurze Zeit nach der Einrb .tung der Speditionsburos
klagten die Fahrbeamten iiber ,Sc krankheit". Die Ursache
dafi r waren die ungunstigen Fahrei -nschaften der Wagen, in
denen das Schreiben und Briefverteile i im Stehen durchgefiihrt
werden muBte. Um diesen Milstand :u beseitigen, wurde bei
einigen Wagen der Fullboden mit eim m Polster aus Segeltuch
und Pferdehaaren belegt. Diese Neuerung bewahrte sick gut
und wurde bald allgemein eingefuhrt.
Die Eisenbahnpostwagen hatten zunachst keine Heizung,
und es muBten erst etliche Widerstande der Eisenbahngesell-
schaften ilberwunden werden, ehe das Einverstandnis zum Ein-
bau von Koksofen vorlag. Die Postverwaltung muBte sich aller-
dings verpflichten, fur alle Schaden aufzukommen, die durch die
Heizung der Postwagen entstehen konnten. Als Rauchabzug
diente ein Ofenrohr, das durch die Wagendecke ins Freie
fuhrte. Das Rohr war mit einem nach dem Windzuge beweg-
lichen Schlot versehen. Beim Versagen dieses Schlotes wurde zum
Leidwesen der Beamten de Qualm haufig in das Wageninnere
gedriickt.
Die Erkenntnis, daB de Dienst der Beamten in den Wagen
mit gewissen Gefahren verbunden sei, fuhrte 1857 zu dem
Vorschlag, den Briefraum in die Mitte der Eisenbahnpostwagen
zu leggin und die Pakete an beiden Enden unterzubringen, damit
diese Raume bei Eisenbahnunfallen als Schutzabteil wirken
konnten. Dieser Vorschlag'setzte sick jedoch night durch. Erst
50 Jahre spater wurde der Bau des Wagens mit Schutzabteilen
Tatsache.
Wahrend man 1859 einheitliche Richtlinien fur den Bau der
Wagenkasten ausgearbeitet hatte, wurde 1866 der Versuch
unternommen, nunmehr such fur den Unterbau allgemein
Grundformen festzulegen. Der Versuch scheiterte jedoch an der
Engstirnigkeit der einzelnen Bahngesellschaften, so daB zu-
nachst nur die innere Ausgestaltung der Wagen weiterentwickelt
werden konnte.
Am 15. Oktober 1871 stoBen wir auf ein bemerkenswertes
Datum, weil von diesem Tage an nicht nur Packereien, gewohn-
liche Briefe und eingeschriebene Briefe in den Bpw ?um-.
gearbeitet" werden, sondern jetzt auch die Einzelbehandlung
der Wertbriefsendungen hinzukommt. Das bedingt den Einbau
verschlielbarer Fachwerke.
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100 Jahre Entwicklung der.'Bahnpostwagen (1841 his 1940) '
Bild 2. Finer der Orsten Bpw mit vier Achsen (Aufn. IPF)
Urn das.Wageninnere geraumiger zu gestalten' -verlegte 'man
den Abort in den?Packraum. Die Flugeltur zwischen Pack- und
Briefraum wurde durch, eine Schiebetiir ersetzt.
Vom Jahre 1877 ' an erhielten die Wagon Druckluftbremsen
und kurz darauf Dampfheizung. Auch das wachsende Raum-
beddrfnis muBte gelost werden. So kam es 1883 zum Bau von
12 m langen, dreiachsigen Bpw, die zunachst bei der Koniglich-
Sachsischen-Staatseisenbahn in Betrieb genommen werden.
Nachdem auch PreuBen dem Bau grolerer Bpw zustimmte,
baute -man dort 12 m lange Bpw mit vier Achsen, die in zwei
Drehgestellen angeordnet waren. Dadurch wurde ein wesentlich
ruhigerer Lauf der Wagon erzielt (Bild 2). Durch Beutelspann-
vorrichtungen konnte auBerdem das Innere des Wagons ver-
bessert werden. Die neuen Vorrichtungen sind seit 1895 in alien
Bpw zu fin ' den.
In den Schnell- und Kurierzugen wickelte sich der Briefpost-
betrieb zu Anfang in einem Abteil des Eisenbahngepackwagens
(Postabteil) ab. Zur Ubernahme der Briefbeutel in-Bahnhofen,'
in denen die Zuge nicht hielten, waren die Postabteile mit einer
besonderen Fangvorrichtung ausgestattet. Sie , bestand aus
einem Netz, das wahrend des langsamen Durchfahrens der
Zuge durch die Bahnhofe an einer etwa 2 m langen Stange aus
dens Wagenfenster gesteekt wurde. Die Beamten der Ortspost-
anstalten muBten die Briefbeutel in das Netz werfen, wobei nicht.
ausblieb, daB die Beutr ' gelegentlich daneben fie,len und unter
die Rader des Zuges geieten: Mit Genugtuung begruBten es daher
die Beamten, daB diese Eiarichtung 1875 (nach zehnjahrigem
Bestehen) abgeschafft wurde. Erganzend kann noch hinzugefiigt
werden, dali zur Abgabe der. Bahnposten wahrend der Fahrt
keine besonderen Vorrichtungen vorhanden wa_ ren. Die Beutel
wurden lediglich ~abgeworfen.
Mit der Zunahme des Postverkehrs verschoben sich die Ver-
baltnisse. Auf den Hauptstrecken muBten immer, mehr ge-
raumige Bpw eingesetzt werden, wahrend die Postabteile. nur
noch auf den Nebenbahnlinien den Anforderungen geniigten.
In diesen Postabteilen wickelte der Eisenbahnpostkondukteur
den Packereiverkehr ab. Ihm oblag such der Austausch ge-
schlossener 'Beutel. l
Da mit der fortschreitenden Entwicklung der Bpw auch die
Postabteile verbessert wurden, sah man sich bald gezwungen,
den fur die versehiedenen Anforderungen konstruierten Wagon
bestimmte, Gattungsbezeichnungen zu.geben. Von 1881 an er-
hielten deshalb solche Wagen, in denen nur rein Briefpost
bearbeitet wurde, das Gattungszeichen ,,a". Wagen fur ge-
mischte Post, also fur Pakete und Briefe, bekamen das Zeichen,
?b". AuBerdem wurden die Zahl der Achsen und die Kasten-
lange vermerkt. Bei zweiachsigen Wagen lieB man jedoch der
Einfachheit halber die Achszahl fort. Ein ?Post 3-b/10" ist also
ein Bpw fur Brief- und Paketbearbeitung mit 3 Achsen und
10 m .Kastenlange. Ein Wagen gleicher Art mit 2 Achsen und
8;5 m Kastenlange heift ?Post-b/8,5".
Im Jahre 1903. drangen die Eisenbahnverwaltungen darauf,
die dreiachsigen Bpw aus den Schnellzilgen zu entfernen und
durch vierachsige zu ersetzen. Die Folge davon war, daB nun-
mehr eine groBe Anzahl vierachsiger Wagen von- 12 m Lange
gebaut wurde. Gleichzeitig konnte das Wageninnere durch das
?Anbringen eines etwa 30'Liter fassenden.Wasserbehalters, der
die Wascheinrichtung mit Wasser versorgte, verbessert werden.
Die Deutsche Pos 12. Jg.
Heft 3 Marz 1957
Der zweckmaflige Grollraumwagen entsteht
In den Jahren 1905 und 1906 ereigneten sich mehrere fur den
Bahnpbstbetrieb folgenschwere Unfalle. Erst auf Grund dieser
traurigen Erfahrung konnte die Postverwaltung bei deco preu-
Bischen ?Minister der Offentlichen Arbeiten" erreichen, daB
17 m lange Bpw gebaut werden durften (Bild 3).'Es waren zwei
Typen vorgesehen: eine Wagenart mit einem Ubergang nach
den anderen Wagon and einem Seitengang Tangs des Post-
betriebsraumes and.einen zweiten Typ ohne Ubergang, jedoch .
mit Schutzabteilen an denWagenenden. Die letzte Art wurde
zunachst bevorzugt gebaut, und zwar mit 2 m langen Abteilen.
In dem einen brachte man die`Abort- und Wascheinrichtungen
sowie die Kleiderschranke uuter, wahrend das andere ohne
Ausstattung blieb..
1909 gesellten sich zu den Bpw mit Schutzabteilen solche mit
Seitengang. Sic haben sich jedoch praktisch nicht bewahrt, well
durch den Gang' der Arbeitsraum stark eingeengt wurde. Des-
balb verlieB man diese Konstruktion und baute dafiir die Bpw
mit einem Ubergang und einem Mittelgang, den rechts und
links die Einrichtungsgegenstande und ?stirnseitig zwei Tiiren
begrenzten. Die Schutzabteile blieben erhalten. In der Gattungs-
bezeichnung erschien nunmehr das ?ii" fur den Ubergang, also
z. B. 4 ft-a/17. .
Die Einfuhrung der 17-m-Wagon wurde von den Bahnpost-
beamten freudig begruBt, und es ist nur zu verstandlich, daB die
Diskussion caber die Unzulanglichkeit der alten Wagen mehr und
mehr verstummte. .
Im Jahre 1883 wurden die Bpw versuchsweise elektrisch be-
leuchtet. Dies bewahrte sich, und in den darauffolgendenJahren
verlegte man derartige Lichtanlagen haufiger.. Als Energie-
spender diente eine im Wagen untergebrachte Batterie, die an
den Endpunkten der Fahrt aufzuladen war: Ab 1901 kam noch
die Maschinenbeleuchtungsanlage hinzu. Sie bestand aus einem
am Untergestell des Bpw befestigten Generator, der fiber einen
Riemen von der Wagenachse angetrieben wurde.
Trotz der verbesserten Lichtverhaltnisse konnte das billige
Gaslicht in der Eisenbahnbeleuchtung nicht -so schnell ver-
drangt werden. Erst ein Eisenbahnunfall in der Schweiz im
Jahre 1924 war AnlaB fur den verstarkten Einbau der elektri-
schen Anlagen. Bei diesem Unfall entstand Burch einen gas-
beleuchteten deutschen Wagen ein Brand,. der groBere Schaden
verursachte.. Die fremden Eisenbahnverwaltungen verweigerten
daraufhin im internationalen Verkehr die Ubernahme deutscher
gasbeleuchteter Wagen. Dadurch war .die deutsche Bahnver-
waltung gezwungen, sich endlich zur vollstandigen Elektri-
fizierung der Wagenbeleuchtung zu entschlieBen.
Ab 1906 entstanden die Bahnpost-Packwagen, 'die haupt-
sachlich zur Packereibeforderung bestimmt sind (Bild Q., Der
Bau derartiger Wagen hatte sich als notwendig erwiesen, well
bereits seit langerer Zeit in groBerem MaBe Eisenbahngiiter-
wagen fur die Postbeforderung herangezogen werden muBten.
Die Packereiwagen. wurden mit ?c" gekennzeichnet und in
Lnngen von 8,5. und 10 m zweiachsig gebaut (Post-c/10). Die
c-Wagen mit einer Tragfahigkeit von 10500 kg besitzen eine
einfache Ausstattung in Form von Paketbrettern und einem
kleinen Fachwerk. Teilweise sind auch Ofen und Aborte ein-
gebaut.
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 3 Marz 1957
Die Weiterentwicklung nach 1925
100 Jahre Entwicklung der Bahnpostwagen (1841 his 1940)
d `Grundsatzlieh hat sich an der Raumgestaltung der Bpw in
den nachsten Jahren nichts Wesentliches geandert. 1925 wurden
die Wagen auf 20 in verlangert. Ab 1936 entstanden Bpw aller
Gattungen (a,' b and c) mit einer Kastenlange von 21,6 in
(Bilder 5 and 6). Sie erhielten windschnittige Form, zum Teil
mit herunterg6zogener Seitenwand. An-den Stirnenden wurden
die Seitenwande als Windleitbleche ausgebildet. Der Dachaufbau
fur das Oberlicht fiel weg. An dessen Stelle setzte man in die
Dachwolbung caber den Seitenwanden an den erforderlichen
Stollen gewolbte Oberlichtscheiben ein. Die Stirnwande er-
bielten z. T. Vberg'angseinrichtungen. Die sanitaren Einrich-
tungen sowie die Beleuchtung wurden gegeniiber den frii.heren
Wagentypen verbessert. Damit entstanden Wagen, die auch
lieute Hoch auf alien Strecken and in"schnellen Zugen eingesetzt
rind. Wenn auch die Beleuchtungsanlage and die Beheizung der
Wagen nicht mehr unseren heutigen Anspruchen genilgen, so
war doch nib dieser Baureihe ein Standardtyp in der Verwen-
dungsart sowie in der Konstruktion geschaffen worden.
Als Erganning der Typenreihe baute man ab 1938 15-m-
Wagen mit 4 Achsen in 2 Drehgestellen (Bild 7), and zwar nur
als b- and 'c- i ypen.
Mit der VergroBerung der Wagen wuchs auch die Tragfahig-
kelt. Wahrend d der 17-m-Wagen fur eine Tragfahigkeit his zu
10 t gebaut wurde, trug der 20-m-Wagen 15 t, der 21,6-m-Wagen
20, t and der 15-m-Wagen 12 t.
Wenn die Tragfal-.igkeit wesent'i?h schneller anwuchs als
die Grofe der, Kastenaufbauten, so ist dies auf neue Konstruk-
tionsmerkmale im Waggonbau zurii.ckzufiihren, die eine wesent=
1 fiche Herabsetzung des Eigengewichts brachten and gleichzeitig
eine grol3ere Tragfahigkeit zulieBen. Bis 1922 wurden die Wagon-
1 uLsten in Hol geiippo ausgefuhrt and auBen mit Holz oder Blech
vIerkleidet.
Bild 8. Stahlgerippe eines Bpw 3-b/12 (1922), (Aufn. iIPF)
In den Jahren 1922 bi3 1925 ging man jedoch dazu caber, an
Stelle des Holzgerippes ein solches aus Stahl in genieteter Aus-
fiihrung'herzustellen and die AuBenverldeidung nur noch in
Blech vorzusehen (Bild 8). Bei den 21,6-ni-Wagen hat roan den
letzten Scluitt getan, indem man die genietete Stahlliauweise
durch eine vollgeschwci3te Ausfuhrung ersetzte. Derartige Fahr-
zeuge besitzen eine groBe Rammfestigkeiif. Es wird gefordert, daB
die Rahmen einem Druck von 200 t in LiingslLhtung standhal-
ten, ohne daB eine bleibende Formveranderung eintritt. Da-
durch ist es klar, daB Wagen einer so stabilen Bauartlbei Un-
gl(icksfallen sehr widerstandsfahig rind= und. damit den mit-
fahrenden Postangehorigen den grol3tmoglichen Schutz bieten.
Mit dem zuletzt beschriebenen Bpw fist aber die Verbiesserung
der Bpw and die Erleichterung des schweren Bahnpostdienstes
nicht beendet. Zwar wurde durch die Kriegsjahre eine weitero
Entwicklung dicses friedlichen Zwecken dienenden Fa rzeuges
.vor(bergehend unmoglich gemacht, heute jedoch weiden die
vorhandenen Wagen laufend verbessert sowie neue Bpw ent-
wickelt and mit den z. Z. moglichen technisehen Neuerungen
ausgestattet. Dariiber soli an dieser Stelle demnachst in einern
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Typenhauser fur Vermittlungsstellen and Verstarkeramter in 'GroBbritannien
Die Deutsche Post 2.Jg.
Heft 3 Marz 1957
In der Mitte der zwanziger Jahre entstand auch in GroB-
britannien ein Bedarf an k]einen Verniittlungsstellen (VSt) and
den entsprechenden Gebauden fur ihre Unterbringung. Es wur-
den drei GroBen von VSt fdr 100, 200 and 800 Anrufeinheiten
(AE) and fur die VSt zu 100 and 200 AE. 3 Typenhauschen A,
B and B 1 mit einer Nutzflache von 110, 200 bzw. 300 Quadrat-
fuB and einer nutzbaren Hohe von acht and noun Full genormt
(3,28 engl.. FuB = 1 m bzw. 1 engl. FuB = 30,5 cm). Bild 1
zeigt ein Typenhauschen A aus Natursteinen. Fur die VSt zu
800 AE wurden drei Typenhauser D, E and F entwickelt, von
denen Typ E and F erweiterungsfahig sind. -
Fur die Unterbringung der bei Koaxialkabelsystemen in
geringen Abstanden erforderlichen Verstarker wurden vier
Typenhauschen mit verschieden groBer Grundflache. geschaffen.
Der Standardtyp CR 6 ist in Bild 2 dargestellt.
Nach dem 2. Weltkrieg trat ein Wandel im Baustil ein, der
auch bei Gebauden fur Fennmeldezweeke eine Anpassung an died
Umgebung and breite Fenster als dekoratives Mittel zur Fas-
sadengestaltung anstrebt. Bild 3 zeigt als Beispiel das Gebaude
fur die VSt York.'
Typenhduser fur Vermittlunysstellen and Verstdrkeramter in. Gro/3britainnien
Neue Aufgaben stellten die Richtfunkverbindungen mit ihrem
je nach der Anzahl : der Systeme verschieden ' groBen Raum-
bedarf -fiirRelaisstellen. Bild 4 gibt e'inen Entwurf fur das Ge-
baude der Relaisstelle, einer Vielkanal-Richtfunkverbindung
wieder, wahrend das Bild 5 eine bereits in Betrieb befindliche
Relaisstelle zeigt. H. Graf
(Auszug aus The Post Office Electrical Engineers' Journal 49, 1956, Heft 3,
S. 249-251.) .
Bel den Fernsehsendern in Algier and Tunis
wird die Zweisprachigkeit des Landes (arabiach and franzdsisch) dadurch
berticksichtigt, daB zum Bild zwei Tonkanale gesendet werden. Aus Oriinden
der . Frequenzbandeinsparung werden beide Sprachen im Impuls-Zeitver-
fahren dem gleichen Trager aufmoduliert. Im Empfanger wird die jeweils
gewinschte Sprabhe durch einen einmalig einzustellenden Demodulator aus-
gesiebt.
In der Volksrepublik China
sind nunmehr die ersten Elektronenrlhren aus eigener Produktion heraus-
gebracht worden. Die Fabrik in Peking wurde mit Einrichtungen aus der
UdSSR ausgeriistet.
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H. Hamann, K. H. Hemming, C. Reiche,
Mechanisierung im Postwesen'
Etwa-156 Seiten ? 55 Abbildungen_ broschiert
etwa 5,- DM
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Ab Leipziger Fruhjahrsmesse 1957
mit 2200 gni. Kollektivschau e r s t m a l i g i m
Haus der.Rundfunk- and Fernsehgerate
Stiidtisches Kaufhaus -.Leipzig, C 1, Neumarkt 9-19
Um Ihren Besuch bitten die;:Werktatigert
der RFT-Betriebe
VEB Stern-Radio Berlin
VEB Stern-Radio Sonneberg
VEB Stern-Radio Stafffurt
VEB Funkwerk Dresden
VEB Funk Ierk Halle
VEB Funkwerk Leipzig
VEB Funkwerk Zittau
VEB RAFENA-Werke, vormals
' VEB Sadrsenwerk'Radeberg
VEB Meifgeratework Zwonitz
VEB Fernnieldewerk Bad
Blankenb urg
VEB Werk fur Fernmelde-
ivesen, Berlin-Obersdione
1f welds
VEB Funkwerk Erfurt
VEB Rohrenwerk Muhlhausen
VEB Tedsnisch-Physikalisdce
Werkstatten Thalheim
VEB Kondensatorehwerk- Gera
VEB Koudensatorenwerk
Freiberg
VEB Kondensatorenwerk
Giirlitz
VEB Werk fur Baueleniente der.
Naduichtentedcnik ?Carl von
Ossietzky", Teltow
VEB Elektro- u. Radiozubehor
Dorfhain
VEB Elektrotechnik Eisenach,
VEB Werk furBauelemente der
Nachrichtentecbnik Grog-
breitenbach
Die Autoren, Mitglieder des Instituts'fUr, Post- and
Fernmeldewesen, stellen' sick mit 'dieser BrOschUre
die Aufgabe, die Mitarbeiter des Postwesens Uber
den Stand der Mechanisierung and Automatisierunlg
der Arbeitsprozesse im Zusammenhong mit der Brief,
Padcchen- and Postbefarderung zu informieren.'Bei
gleichzeitiger kritischerEinschatzung der sici'.im Be=
trieb befindlichen Maschinen,Gerate und Einrich-
tungen zeigen sie die Perspektive der kOnftige i
Entwicklung der technischen Anlagen auf. Wahrend
sie die einzelnen In- and auslandischen Maschinen,
ihre Arbeitsweise and den okonomischen NutzeffekP
untersudren, geben sie bereits eine eindeutige AntI-
wort auf die Froge, .welche MaBnahmen ergriff'en
werden. mUssen, damit die moderns Technik im Post-
wesen eingefihrt werden kann.
Die : Broschure ist beim. Postzeitungsvertrieb zu bestellen
n; SACIiSEN `q
Konten: Deutsche Notenbank:
Leipzig 75 82 oder Postscheck
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kaufen Einzelmarken sowie ganze,Sammiungen
od.er verwerten Nachlasse gewissenhaft'auf Grund
unserer jahrzehntelangen Erfahrungen 1.
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~l~l!Lla y W L~J W
...................................................................................................................................................... ................. ................... ............................ ..................... ....................
Rohrpost
Zur schnelleren Beforderung von Briefsendungen oder ahn-
lichem wird imOrtsdienst die Rohrpostwerwendet. AuchTele-
gramme, Schecks, Eilbriefe and Gesprachsblatter lassen sich
Die Sendungen werden in Biichsen gesteckt and mit Luft
durch ein Rohrensystem getrieben oder angesaugt. Im all-
gemeinen unterscheidet man Hans-, Stadt- and Zettelrohrpost.
anlagen.
Hausrohrpostanlagen werden im innerbetrieblichen Verkehr
einer Dienststelle (z. B. PA oder FMA) verwendet.
Stadtrohrpostanlagen dienen zur Beforderung eiliger Sen-
dungen zwischen Postanstalten des Stadtgebietes.
Zettelrohrpostanlagen werden zur Beforderung : von Ge-.
sprachsblattern oder ahnlicheri Zetteln verwendet. Die Zettel
erhalten durch Falten eine ,Fahne". Dadurch. hat die Druck-
oder Saugluft den zur Beforderung in den flachen, rechteckigen
Kanalen notigen Widerstand, and eine Biichse ist nicht er-
forderlich.
Die normale Rohrpostanlage besitzt runden Querschnitt mit
einem Rohidurchmesser von 65 mm. Die Buchse einer solchen
Rohrpost nimmt etwa zehn einfache Briefe oder zwanzig Tele-
gramme auf.
. Wahrend in Hausrohrpostanlagen mit Saugluft gearbeitet
wird, verwendet man in Stadtrohrpostanlagen meist Druck-
und Saugluft kombiniert. Zur Gewahrleistung eines sicheren
Betriebs wird die Luft kiinstlicli mittels Kiihlanlagen angefeuch-
tet. Die Bii.chsen werden mit einer Geschwindigkeit his zu
15 m/s durch das Rohrsystem getrieben. GroBere Anlagen ent-
halten elektrisch gesteuerte Weichen, wodtirch z. B. zwei Strange
auf einem Teil der Strecke ein gemeinsames Fahrrohr benutzen
. .....................................................................................................................................................:......................................................:......................................................
Sektoren- oder Bundelkabel.
In vielen Landern (vor allem in USA, GroBbritannien and ver-
suchsweise in Westdeutschland) fertigt-man die hochpaarigen
Ortskabel nicht als Lagenkabel mit konzentrischem Aufbau, son-
dern als Sektoren- oder Bundelkabel. Hierbei werden mehrere
Einheitskabel von 50, 100 oder 200 DA unter einem gemeinsamen
'Bleimantel zusammengefal3t. Die elektrischen Werte der Kabel
sind dieselben wie die der Lagenkabel. Zweckrnalig werden
Bundelkabel gebildet, indem man entweder 3, 4 (linkes Bild)
oder 7 Biindel,oder 2 Hauptbiindel mit 2 Nebenbiindeln (rechtes
Bild) zusammen verseilt. -Die einzelnen Bundel werden dabei
sektorformig zusammengedruckt, so daB die Hohlraume mog-
lichst ausgefullt sind, and dadurch ein wirtschaftlicb tragbarer
Durchmesser erzielt wird. Es kann auch ein gemischter Aufbau
verwendet werden, wenn beispielsweise ein Linienverzwe'iger
mit 100 DA 0,6 mm and 600 DA 0,4 mm zu versorgen ist. Das
100paarige Bundelkabel 0,6 mm bildet hierbei,den Mittelsektor,
um den die ubrigen 6 Kabel mit 0,4 mm, angeordnet sind.
der ? alten Bauweise) herstellen
und damit auch eine bessere
Ausnutzung der vorhandenen
Kanalzuge bei Netzerweite-
rungen erreichen.
Ferrit-Antennen elektrischer Feldlinien erschwert. Hierdurch wird eine bessere
Ferric-Antennen ermoglichen ?bei der enormen Verstarkung
neuzeitlicher Rundfunkenrpfanger den Empfang vieler Sender.
,Solche Antennen - auch Ferrit-Peilantennen oder Ferrit-Stab-
antennen genannt - ? haben die Eigenschaft, Sender, die 'in
Stabrichturg liegen, bevorzugt and mit grol3erer Lautstarke
zu empfangen als Sender, die nicht in Stabrichtung aufgestellt
sind. Hierdurch gelingt es, zwei frequenzbenachbarte Sender,
deren Tragerschwingungen in verschiedenen Winkeln einfallen,
leichter'zu trennen (einen Sender auszupeilen).
Die Ferrit-Antenne ist im Gahauseinnern angeordnet and
kann von aullen mit einem Drehknopf um mindestens 180?
gedreht werden. Sie besteht aus einern Ferritstab von etwa
25 cm Lange and 10 bis 12 mm 0, auf den je eine Wicklung
fur Kurz-, Mittel- and Langwellen aufgebracht ist: die die
Induktivitat des Empfanger-Eingangskreises, bildet. Bei UKW=
Empfang ist die Ferrit-Antemre nicht wirksam.
Damit nur die magnetische Feldenergie der Sender auf-
genommen wird, sind derartige Antennen oft mit einem ge-
schlitzten Aluminiumrohr abgeschirmt, das das Eindringen
Dieser Kabeltyp bringt sowohl Vorteile bei der Kabelfertigung
als auch bei der Montage: So konnen groBe Langen Einheits-
kabel hergestellt werden, die zur Typisierung der Kabelfertigung .
beitragen. Bei der Montage wird die Aufteilung erleichtert. An
einer Spleilistelle konnen, soweit es der Platz im Kabelschacht
oder in der Lotgrube erlaubt, mehrere Spleiller, and zwar jeder
an einem anderen Bundel des Kabels, gleichzeitig arbeiten, so
daB ein Bundelkabel schneller montiert werden kann. Auch 1st
die Gefahr von Adernvertauschungen beim Spleillen der Bundel
mit der niedrigen Adernzahl (50,' 100, 200) geringer als bei
konzentrischen Kabeln hoher Adernzahl. Durch den gebandelten
Aufbau lassen sich alle gangigen Kabeltypen bis zu 2100 DA
Die Drehvorrichtung der Antenne mull mechanisch sehr zu-
verlassig ausgefuhrt werden. Alle Zuleitungen zu den Spulen
sind - wenn der Empfanger eine HF-Vorstufe besitzt - sorg-
faltig abzuschirmen, damit Kopplungen mit anderen Spulen
des Empfangers nicht auftretenkonnen.
In Kofferempfangern verzichtet man natii.rlich auf die kom-
plizierte Drehvorrichtung, weil der gesamte Empfanger bequem
in die erforderliche Richtung gebracht werden kann. Man sieht
such keine Abschirmung der Antenne vor.
Fur die genannten Antennen geeignete Ferrite sind weich-
magnetische Werkstoffe (leicht ma?netisierbar, geben bei 1
geringsten Gegenfeldern den Magnetismus fast restlos wieder
ab) auf der Basis von Eisen-, Mangan-, Nickel- and Zinkoxyden
(Koerzitivkraft kleiner als 10 Oersted). Mit einer Einheits-
widerstand von 106 ... 1011 P. mm2/rn sind sie als H,l Leiter
anzusehen. Im magnetischen Wechselfeld zeigen sie nur geringe
Verluste. ?Ihre Anfangspermeabilitat erreicht Werte bis zu
2000.
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Neue Postwertzeichen im Jahre 1957
IM Heft 5/56 unserer Zeitschrift ?Die Deutsche Post" wurde
der Emissionsplan 1957 fur Postwertzeichen veroffentlicht.
Jedem Mitarbeiter der Deutschen Post ist selbstverstandlich
bekannt, daB die Postwertzeichen zum Erheben und Verrechnen
der Gebiihren fur das Befordern von Postsendungen sowie fiir
das Verrichten anderer postdienstlicher Leistungen dienen.
Dariiber hinaus ist aber das Postwertzeichen ein kunstlerisches
Mittel, den Menschen der ganzen Welt Kenntnis von den Er-
folgen unseres Arbeiter-und-Bauern-Staates zu geben und sie
mit unserem Ringen um. Frieden und Wohlstand. mit der Ent-
wicklung unserer Kultur, mit unserem Kampf um die Ver-
breitung der Humanitat, kurz, mit dem Aufbau des Sozialismus
in unserer Republik bekannt zu machen.
Um das ,Postwertzeichenjalu?" planmhl3ig beginnen zu kon-
nen, stellte die Hauptverwaltung fur Post- und. Zeitungswesen
bereits im 3. Quartal des Vorjahres den Emissionsplan 1957 fur
Sonderpostwertzeichen auf, fur den wertvolle Hinweise von
vielen offiziellen Stellen, aber auch aus Kreisen der Bevolkerung
vorlagen. So erreichten uns beispie]sweise Zuschriften, in denen
vorgeschlagen wurde, die Serie ,Dresdner Gemalde" fortzu-
fiihren. Nach diesem Vorschlag erscheinen im 1. Quartal 1957
weitere Postwertzeichen dieser Serie. Es wird damit nochmals
auf die.Riickgabe der kostbaren Gemalde durch die Sowjet-
regierung aufmerksam gemacht.
Trotz des vom Minister bestatigten :Emissionsplanes miissen,
entsprechend der jeweiligen Situation, oft zusatzlich Sonder-
postwertzeichen herausgegeben werden.
Alle diese Arbeiten deuten darauf hin, daB wiederum ein
arbeitsreiches Jahr vor uns liegt, zumal bei der Herausgabe
eines Sonderpostwertzeichens zahlreiche Faktoren zu beachten
sind. Viel Freude und Sorge, das ehrliche Bemuhen aller Be-
teiligten, das Beste zu geben, rind in unseren Postwertzeichen
enthalten. Deshalb sei an dieser Stelle nochmals an alle Kollegen
des Stempeldienstes appelliert, die Sendungen, auf denen Son-
derpostwertzeichen kleben, auch besonders sorgfaltig abzu-
stempeln, damit die Empfanger - darunter vor allem Brief-
markensammler - 1!reude an den Marken haben, die als fried-
liche Sendboten von unserer Republik kiinden.
Gretel Baumgart, Berlin
So kann man fur Postmietbehalter werben !
Der Weihnachtspaketverkehr hot auch diesmal wieder alien
Kolleginnen und Kollegen beste Moglichkeiten, sich fur die Er-
fullung ihres Betriebsplanes einzusetzen.
Eine nicht zu unterschatzende Moglichkeit bestand z. B. in
der Werbung fiir den Postmietbehalterverkehr. Wir haben sie
folgendermaBen durchgefiihrt: Bei der Annahmetatigkeit in
unserem Zweigpostamt fragten wir jeden Einlieferer eines
Paketes, das nach einem Ort innerhalb der Deutschen Demo-
kratischen Republik adressiert war, ob in der Sendung zer-
brechliches Gut enthalten sei. Wurde die page bejaht, dann
empfahlen wir, einen Postmietbehalter zu benutzen. Auf these
Weise war es moglich, im November (bei 37 angenommenen
Paketen) eine Mehreinnahme von 22,25 DM und im Dezember
(bei 185 angenommenen Paketen) eine.solche von 168,90 DM
zu erzielen. Beachtenswert ist hierbei die Tatsache, daB wir bei
der Empfehlung von Postmietbehaltern nicht nur mithalfen, die
in diesem Dienstzweig investierten Mittel flussig zu machen;
wir halfen auch mit, durch Benutzung von Postmietbehaltern
die in jedem Weihnachtspaketverkehr auftretende groBe Zahl
von beschadigten Paketsendungen zu verringern. - hl
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Ein Vorschlag zum Verbessern der
Kinderferienlager
Ober den Wert der Kinderferienlager braucht man nicht zu
sprechen. Es- geniigt, wenn sick jeder von Zeit zu Zeit seiner
eigenen Kindheit. erinnert, um sich dessen bewuf3t zu werden, daf3
wir kein Recht habeas, in dieser grof3zitgigen Einrichtung eine
Selbstverstandlichkeit zu sehen.
Aber es ist unsere Aufgabe, in alien von uns beeinflu/3baren
Dingen nach Vollkommenheit and hochstem Nutze//ekt zu streben.
Die Einheit der' Deutschen Post bietet unseren Betrieben Mog-
lichkeiten zum Verbessern der Kinderferienlager, die in keiner
'Weise genutzt werden.
Die derzeitigen Verhaltnisse Sind bekannt. Fast alle Betriebe
der Deutschen Post machen auf eigene Faust ?Jayd" auf geeignete
Objekte, die sic zu erwerben oder zu mieten trachten. Je nach der
Situation im Direktorlonds werden grope oder grol3ere Mittel auf -
gewendet, um die notigen baulichen Veranderungen durchzufuhren
oder die Einrichtung zu verbessern. Zahllose Dienstreisen, zum Teil
durch die ganze DDR, werden ausge/iihrt, bis alle kompetenten
Stellen das Lager begutachtet haben. Materialtransporte folgen,
die Einrichtung mu(3 uherwacht werden usw. Nach zwei oder drei
Jahren, wenn ein behagliches Heim entstanden ist, hat man ,,die
Legend satt". Die Suche beginnt von neuem. Wiederum werden zum
Ausbau des neuen Objekts erhebliche Mittel aufgewendet, wenn
nicht zufallig ein Tausch glkckt. Wer den Anschluf3 verpaf3t hat,
behilft sick mit Provisorien im Saal irgendeiner Dorfgaststatte,
and die Betrollenen sind die erholungsuchenden Kinder.
Vom Wirtschafts- wie vom Betreuungsstandpunkt aus ist es
meiner Meinung nach an der Zeit zu uberprkfen, welche Vorteile
eine sinnvolle zentrale Lenkung auf Bezirksebene bietet.
Gedacht_ist an eine Kommission, bestehend aus je einem Ver-
treter der Amter Bowie der BPF, deren Aufgabe es ist, geeignete
Objekte zum Erwerb oder zur lang/ristigen Anmietung aus/indig
zu machen and vorzuschlagen. Am erforderlichen Mittelaufwand
mu/3ten sich alle Amter mit ihren Direktorlonds prozentual be-
teiligen. Die Kommission hatte jahrlich zu beschlief3en, welches
Lager die einzelnen Amter belegen. Eine derartige Losung wi2rde
folgende Vorteile ergeben:
1. Der gro/3zugigsie Ausbau and die vollkommenste Ausstattung
der Lager sind gewdhrleistet, weil eine langlristige Nutzung
sichergestellt ist.
2. Es yibt keinen sick nicht amortisierenden Mittelaufwand.
3. Die Kinder konnen jdhrlich ein anderes Lager besuchen and
damit alle Gegenden der DDR kennenlernen.
4. Es herrscht grofjtmogliche Gerechtigkeit in der Betreuung alter
Post kinder.
5. Die vollstandige Auslastang der Lager ist gewahrleistet.
6. Es gibt bei den verantwortlichen Stellen der Amter keine
Ungewi f3heit and auch keine ubersturzten Maf3nahmen wegen
des Kinderferienlagers mehr. Rudolf Nagel, Leipzig
(1 Lorenz r
LEIPZIG W 33
William-Zipperer-StraBe 14
Telefon 40252
CJnnenausbau
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UT, VT, AT-Rahmen for Telegrafie
0
Fernsprechvermittlungen fur OFts- and Fernverkehr ? Komplette Wahl-
einrichtungen mit Dreh- and Hebdrehwahlern ? Komplette Walilein-
richtungen mit Motorwahlern and alien Wahlstulen nach dem.System
VStW 53 ? Nebenstelleneinrichtungen mii beliebigen Ausbaumaglich-
keiten ? 'Bahnselbstanschlul3einrichtungen ? . Fernschreibwahleinrich-
tungen ? Tragerfrequenzgerate ? Fernsprechtischapparate W 38
Sprechkapseln fur OB and ZB ? Gluhlampenschranke ? OB-Kiappen-
schranke ? Mel3gerate fur die Fernmeldetechnik
DIE VOLKSEIGENEN BETRIEBE DER'FERNMELDETECHNIK
pziger Fruhja,hrsmesse 195'7: Halle 18,(friiher Halle V11) Erdge
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Tausende shill' Aegeisterf
JYuflage zunt gryof3ten:Teel sciion ve3 y,wiffen
:Ec~sp 7
Von`Weltklassefa_ hrer'ARTHUR?.ROSENHAMMER `i
and GUNTER GRASSMANN
Dos 171 Seiten umfessende,hoddnteressonte Nachuchiogew?erk ver-
mlttelt jedem. Laker. elnen vorzOglldrenEinblidc, tn. den ,jgngsten
Stand, der Tedsrilk brangt-
,Berldsteider M.IsteHahrer,jeigemacht. Daher gilt es, auch pier,; die erlassenen `Bestim-
mungen genau zu beachten, damit Gebiihrenverluste weit-
g?hend vermiedeniverden, jVielfach sind sich aber unsere Kol-
legen, die Auslandsbriefsendungen zu bearbe'iten haben,, dariiber
im Zweifel, welche MaBna1 men in solchen Fallen,zu ergreifen
sind. f
Wenn , der Absender, die; Briefsendung . auf dens schnellsten
Wege zu befordern winscht, dann hat die Post auch dafiir Sorge
zu tragen, daB solche Sendungen keinerlei Verzogerung . er-
leiden. Dieser~ Grund"satz ist beim Bearbeiten niche vollstandig
fieigemachter[Luftpostbriefsendungen'zu beherzigen.
Auf.allenurizureichendfreigemachtenLuftpostbriefsendungen,
die Namen und Anschrift des Absenders tragen, werden die Fehi-
betrage durch die Aufgabe-PAnst in Freimarken nachgeklebt
und .von: den IAbsendern mit einer Benachrichtigungskarte as
Nachgebuhr eingezogen. Ebenso verfahren die Unterwegs-
PAnst sowie das Auswechslungs-PA, wenn die Aufgabe-PAnst
diesen Mangel iibersehen lhaben.
Unter den I eingelieferten' unzureichend freigemachten Luft-
,postbriefsendungeri befinden sich allerdings,hin und wieder auch
solche oline A' senderangabe. Da ein nachtragliches;Freimachen
in ,diesem. Falle ausgesel lossen ist, mtif3 jeweils entschieden.
werden, ob die betreffende Sendung auf dem Luftwege befordert
Wie behandeln wir nicht vollstandig. freigemachte Luftpostbriefsendungen?
werden darf. Zu diesem Zwecke ist zu prufen, ob die Freigebuhr
wenigstens 75 v.H.;.des Luftpostzuschlages betragt. Trifft
das I zu, so ,: werden diese . Sendungen trotz ihrer, ungenugenden
Freimachung auf dem Luftwege lbefordert. Diese Vorschrift
gilt'', - und darauf sei besonders hingewiesen - nichtl nur fur
Briefe und Postkarten, sondern auch fur die' dem Freimachungs
zwang unterliegenden offenen Briefsendungen. Da im Bestim=
mungsland Nachgebiihren erhoben werden mnssen, ist auf sot-
then Sendungen - wie bekannt' - der ?T"-Stempel abzu
drucken. Sollte die vorausgezahlte Freigebilrr jedoch niche
75 v.H. des Luftpostzuschlages ausmachen, sind die Sendungen
auf dem gewohnlichen Wege abzusenden. Siimtliche I auf der.
Aufschriftseite gemachten Angaben uber die Luftpostbeforde-
rung sind dann zu streichen. Durcli den Vermerk ,,F. reimachung
ungeniigend/Affranclussement prescrit. iisuffisant" wird die
Streichung in kurzer Form begrundet.
SchlieBlich muB auch Klarheit, dariiber bestehen, wie die
nichtfreigemachten Briefsendungen, die Luftpostvermerke tra'-
gen, zu behandeln sind. Eine nach'triigliche Freimachung durch
die Deutsche Post kommt hier im a'llgemeinen nicht in Betracht.
Mit Ausnahme der gewohnlichen I Briefe und einfachen Post-
karten sind solche Briefsendungen dem Absender zuruckzugebeli.
Lediglich Briefe und Postkarten konnen nicht freigemacht al~-
gesandt werden; allerdings nur auf dem gewohi lichen Wege. '
DaB die Lriftpbstvermerke in letzterem Fall zu strei'chen sind,
?versteht sich von selbst. Auf der Aufschriftseite ist schlieBlich
der Hinweis ?Freimachung fehlt' / Affranchissement prescrit
manquant" anzubringen sowie der ?T"-Stempel abzudrucken.
Sollte der Aufgabe-PAnst bekannt sein, daB der Absender mit
der! nachtraglichen Freimachung j einverstanden ist, wird die
Gebiihr von dieser verreclmet und der verauslagte. Betrag vom
Absender als Nachgebuhr eingezogen. Durcli Anfragen oder
sonstige Ermittlungen darf die '7(eitergabe solcher Sendungen
jedoch keineswegs verzogert werden. Heinz Kober! Leipzig
in 3 Bereichen zwischen 1 AID und 1000 Mn ermittelt werden 1 Die Mea-
spannung betragt 90 V. Um den ZustandIder lleiz- and Anodenbatterie, die
gleichzeitig -Iel]spannungsquelle 1st, lattfend uberwachen' zu konnen, MIA
sich'durch Umlegen eines Kippschalters sine kurzzcitige Spannungsmessung
durehfilhren.
Pas Anzeigegerat ist.zusammen mit den Stromquellen and de m Zubelror
in ein handliches, spritzwasserdichtes Blechgeltause eiugebaut, das zur be-
quemen Befbrderung snit einem Traggurt versehen 1st. In einem zweiten,
ahnlichen Gehause ist das 12 m lange Prufkabel untergebracht, das' gestattet,
das Anzeigegerat auch in entsprechender Entfernung von der PrOfstelle auf-
zustellen.
Bei mit dem gleichen Gerat ebenfalls ruoglichen Messungen an Isymmetri-
schen Kabelleitungen, bei denen die symmetrische Ntitzspamtung zwischeh
den Adern kiein sein kann Im Verha]tnis zu der unsymmetrischen ISpannung'
zwischen den Adern und dem Kabelmantel oder der Erde, ist zur Vermeidung
von Fehlmessungen darauf zu achten, daB die Erdsymmetrie des Kabels durch
die angeschlossenen Schaltungen nicht gestort wird. Diese Forderungen wer-
den von primar und sekundar geschirmten McBObertragern erfililt~.
Fur den Instandsetzungsdienst an Fdrnsprech-Freileitungen wurde vom
'EB Funkwerk Erfurt im Einvernehmen mite der Deutschen7Post das Iso-
latoren-Prdfgerat~Typ178 ehtwickeit.' Es`ist ein batteriegespeistes Megohm-
meter zum,Ermittein des Isolationszustandes von ?Freileitungsisolatoren. Mit
einer mittleren,MeBunsicherheit von ?10%u'kann der Isolationswiderstand
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Reiseeindrucke and Erlebnisse in der Sowjetunion
Reiseeindrucke and Erlebnisse in der Sowjetunion
Von Heinrich ENGE, Ministerium fiir Post. and Fernmeldewesen
(Fortsetzung and Schlu/3 aus He/t 3/57)
Betriebsbesichtigungen
Besucht warden von uns verschiedene Dienststellen des Mini-
steriums, der Institute, Hochschulen and Fernmeldebetriebe in
Moskau, Leningrad, Riga, Odessa and in anderen Orten der
Lettischen and Ukrainischen SSR. Uberall warden wir als
Freunde~ aufgenommen and hatten Gelegenheit, fiber alle uns
interessierenden Fragen mit den Wissenschaftlern, Technikern
and Arbeitern zu sprechen. Wir konnten uns von der Ent-
wicklung des Fernmeldewesens in der UdSSR iiberzeugen and
waren wiederhol~vom bereits erreichten Stand der Technik and
von der aul3erst beachtlichen Qualitat des Fernmeldebetriebs
t berrascht. Das Ergebnis. des Studiums der Technik im. Fern-
meldewesen der Sowjetunion fand seinen Niederschlag in den
Technisch-Wissenschaftlichen Konferenzen, die im Juli 1956
vom IPF and, im Oktober des vergangenen Jahres von der HV
Fernmeldewesen des MPF. in Berlin and Leipzig du'rchgeffihrt
wurden.
Aus Gesprachen -mit den Werktatigen des Verbindungs-
wesens der Sowjetunion konnten wir ihre groBen qualitativen
Fahigkeiten feststellen and fanden hierbei den Niederschlag der
umfangreichen Ausbildung von Fernmeldekadern aller Dienst-
zweige des Verbindungswesens.
Zur Organisation des Fernmeldebaues
Wahrend unserer Anwesenheit in den Betrieben des Fern-
meldewesens im Gebiet von Moskau and in Riga interessierte
uns it. a. die Organisation des Fernmeldebaues'und' des Tech-
nischen Dienstes in den Orts-Fernsprechnetzen. In Moskau
werden alle neuen Fernsprechanlagen ffir den Fernsprech-
Ortsverkehr einschliel3lich der Vermittlungsstellen sowie der
Fernkabel im Stadtgebiet von dem Moskauer Baubetrieb ffir
Orts-Fernsprechanlagen ,Mostelephon Stroj" errichtet. Die'
Auftrage erhhlt der Baubetrieb im Form von bestatigten Pro-
? jekten his zum 1. Juni des dem Planjahr vorangehenden Jahres
von der ,Verwaltung ffir das Fernsprech-Ortsnetz Moskau". Die
einzelnen Vertrage umfassen im wesentlichen die Arbeiten and
die Termine ihrer .Fertigstellung. Die Projekte werden vom
Baubetrieb nur darn angenommen, wenn sie den Sichtvermerk
der Abteilung Tiefbau des Stadtsowjets (Rat der Stadt) tragen.
Diese Methode ist von groBem Vorteil ffir die Koordinierung aller
unterirdischen Anlagen in der Stadt.
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Heft 4 April 1957
Die tYbernahme fertiggestellter Objekte erfolgt im Ortsnetz
Moskau durch das zustandige Knotenamt, in dessen Bereich die
Anlagen errichtet warden. Garantiefristen'far eine begrenzte
Zeit fiber die ausgefuhrten Arbeiten gibt es in der bei uns i blichen
Form nicht. Spater auftretende Fehler, die auf das Verschulden
wahrend der Bauausfuhrung zuriickzuft hren sind, miissen bei
ihrer Feststellung jederzeit vom Baubetrieb auf dessen Kosten
beseitigt werden. Organisatorisch gliedert sicb der Betrieb in
mehrere Abteilungen, Bauabschnitte genannt, die ffir das Stadt-
gebiet zusthndig sind, sowie in eine Abteilung filr Amterbau and
Stromversorgungsanlagen and in je eine besondere Abteilung
filr technische Arbeitsmittel and den gesamten Fuhrpark. Ein
Bauabschnitt, der sich fiber mehrere AnschluBbereiche erstreckt,
setzt sich aus dem Leiter, einem Ingenieur and mehreren
Meistern zusammen. -In, jedem Abschnitt arbeiten 100 his
150 Produktionsarbeiter, die in Brigaden von 'sechs Mann and
mehr zusammengefaBt sind.
Mechanische Baugerate
Von groBem Interesse war fur uns, den Einsatz mechanischer
Baugerate in diesem Betrieb kennenzulernen. So gibt es ver-
schiedene Arten von auf Gleiskettentraktoren montierten
Grabenbaggern (Bild 2) zum Ausheben von Graben ffir Erd-
kabel and Kabelformstiicke his zu einer Tiefe von 1,2 m. PreB-
luftwerkzeuge, betatigt von Kompressoren auf leichten Last-
kraftwagen, werden in.verschiedenen Ausfiihrungen im unter-
irdischen Fernmeldebau verwendet. Ein StoBbohrgerat alterer
Bauart, das nach dem Spindelprinzip arbeitet, konnten wir
beim Durchbohren einer Betonfahrbahn von '35 m Breite in
Aktion sehen (Bild 3). Der Vorschub der Spindel betrug bei
einem Bohrdurchmesser von 300 mm einen Meter in fiinf Minu-
ten, wobei zwei Arbeitsgange gleichzeitig ausgefiihrt warden:
das Driicken des Rohres and das Auswerferi des Bodens nach
hinten. Diese letztgenannte Arbeit wurde von einem Bobrer
erledigt, der innerhalb des Rohres lief. Neben diesen Haupt-_
geraten fiir die Mechanisierung der unterirdischen Fernmelde-
Bild 2. Grabenbagger fur das Ausheben von Graben ffir Kabelkanalanlagen
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Heft 4 April 1957
bauarbeiten gibt es eine ganze Anzahl von Nebengeraten. Jeder
Anwendung vorhandener and der Entwicklung neuer mechani-
scher Baugerate geht eine Wirtschaftlichkeitsberechming
voraus, d. h., die Auswirkungen auf die Steigerung derArbeits-
produktivitat and auf die Senkung der Selbstkosten werden
errechnet, bevor fiber die Zweckmal3igkeit der Verwendung von
mechanischen Baugeraton entschieden wird.
Von Bedeutung war fur uns das Kennenlernen der Methoden,
mit denen die Werkti tigen in die einschlagigen Arbeitsschutz-
anweisungen eingewiesen werden. Der Unterschied gegeniiber
unserer Methode besteht darin, dal3 jeder einzelne Arbeiter,
bevor er mit einer Arbeit betraut wird, eine praktische Prufung
fiber die Einhaltung der entsprechenden Arbeitsschutzanweisun-
gen, die or zu beachten hat, ablegen mull. Durch these Hand-
habung werden Unfalle weitgehend eingeschriinkt.
Uber das Fernamt and das Haupttelegraphenamt Moskaus
Vom Fernmeldebaubetrieb wechselten wir zum Fernamt, zum
Haupttelegraphenamt and zum Ortsaint Moskau. Wenn man
bedenkt, daB im Fernamt and im Haupttelegraphenamt. Fern-
leitungen von den ontferntesten Hauptstadten der Unions-
republiken enden, and man den Unterschied der Tageszciten,
der innerhalb der Sowjetunion bis zu sechs Stunden betraut,
beachtcn mull, dame ist es moglich, die grollen betrieblichen and
organisatorischen Aufgaben des Fernamtes and des Haupt-
telegraphenamtes in Moskau riebtig einzuschlitzen. Von beson-
derem Interesse war fur uns die Feststellung, wie goring trotz-
dem die Zeit von der. Anmeldung eines Ferngesprachs bis zur
Herstellung der Verwindung war. Die Wartezeiten im Fern-
vcrkehr werden in der Sowjetunion im Gegensatz zu uns nicht
ale Durchschnittswerte ermittelt. Fur die einzelnen Verkehrs-
beziehungen liegenDuldungsgrenzen fest. So werden z.Z. ca.75%
aller Ferngespriiche mit einer Wartezeit his zu 15 Minuten ab-
gewickelt, wahrend die maximale Duldungsgrenze ffir ein Weit-
gesprach eine Stunde betragt. An Hand der Aufzeichnungen
Ober die Uberschreitung der Duldungsgrenzen werden Engphsse
in den einzelnen Verkehrsbeziehungen festgestellt and dem-
entsprechend die Planungen neuer Fernleitungen eingelcitet.
Per anmeldende Teilnehmer wird im Speicherverkehr bei einer
vermutlichen Wartezeit fiber 30 Minuten fur seine Gesprachs-
anmeldung unterrichtet, warn er mit der Ausfuhrung rechnen
kann. Dieser besondere Kundendienst ist von grollem Vorteil
fur die eigene Arbeitsabwicklung des Fernsprechteilnehmers.
Uber die Fernsprech-Ortsamter in Moskau and Riga
In den Fernsprech-Ortsiimtern in Moskau and Riga sowie in
den Linientechnischen Knotenamtern der Lettischen SSR konn-
ten wir uns besonders von der vorbildlichen Organisation des
Technischen Dienstes uberzeugen. Der Storungsvermeidungs-,
Entstorungs- and Prijfschrankdienst sowie die Amtspflege and
Wartung sind zu einem gemeinsamen Betriebszweig zusammen-
gefaBt. Das Hauptaugenmerk des technischen Betriebsdienstes
gilt den Storungsvermeidungsarbeiten and den planmalligen
Uberwachungsmessungen im Ortskabelnetz. Diese systemati-
schen Arbeiten bilden die Basis fur den niedrigen Prozentsatz
der gestorten Fernsprechanschlilsse. Als technisch-wirtsehaft-
liche Kennziffer gilt der Prozentsatz der Storungsfalle auf je
100 geschaltete Hauptanschlfisse, wahrend die Dauer der ein-
zelnen Storungen entsprechend der Leitungszusammensetzung
von der Vermittlungsstelle his zum Teilnehmer einschlieBlich
der Inneneinrichtung als Normenzeiten gegeben werden. Die
Einhaltung der technisch.-wirtschaftlichen Kennziffer bildet die
Grundlage fur die Beurteilung des technischen Zustandes der
Vermittlungsstelle and des Ortsleitungsnetzes. Darauf baut sich
das Pramiensystem fur den technischen Betriebsdienst auf and
verwirldicht vorbildlich das Prinzip der materiellen Interessiert-
heit der Werktatigen des technischen Fernmeldedienstes bei der
Verantwortung fur die Werterhaltung der Ortsfernsprech-
anlagen.
Betriebslabors
Die von uns in den Fernmeldebetrieben vorgefundenen Be-
triebslabors haben ale Hauptaufgabe ihrer gesamten Tatigkeit,
betriebliche and betriebstechnische Bedingungen in ihrem Be-
trieb zu erforschen and eingebrachte Verbesserungen in der
Praxis zu erproben. AuBerdem fiihren sie im Auftrage des Insti-
tuts Betriebsbeobachtungen an Funktionsmustern der Fern-
meldeindustrie durch. Sic unterstf tzen die Werktatigen ihres
Betriebes bei der Ausarbeitung eigener Verbesserungsvor-
schlage and erfreuen sich dadurch der breiten Unterstiitzung,
aller Betriebsangehorigen.
GroBe Bedeutung hat in allen Fernmeldebetrieben die Durch-
If Krung des Sozialistischen Wettbewerbs. Das Ziel allor Wett-
bewerbe ist die vorfristige Erfullung bzw. Ubererfullung des den
Betrieben gegebenen Staatsplanes. Per Wettbewerb wird zwi-
schen den Fernmeldebetrieben der UdSSR, innerhalb jedes Be-
triebes zwischen den Abteilungen, Schichten and Brigaden
sowie individuel] von den Telephonistinnen, Technikern, Ent-
storern and anderen gefuhrt.
So beteiligten sich z. B. die Telephonistinnen des Fernamtes
Moskau amWettbewerb urn den Titel der,,Besten Telephonistin",
wobei die Anzahl der zu verleihenden Titel unbegrenzt war. Als
Wettbewerbsbedingung gait die Ubererff llung der Durchsehnitts-
norm des Amtes and eine Bute Qualitat der Arbeit. Etwa jede
dritte Telephonistin des Fernamtes tragt diesen Ehrentitel. Das
kennzeichnet beispielhaft das hohe gesellschaftliche Bewul3t-
sein der sowjetischen Fernmeldekolleginnen, die mit ihrer vor-
bildlichen Arbeit im sozialistischen Wettbewerb weitere Erfolge
fur ihren Betrieb and ihre sozialistische Heimat errungen haben.
Die Besten von imen sprechen fiber ihre Arbeitserfahrungen and
tragen damit zur Qualifizierung anderer Kolleginnen bei.
Methoden, die fur weitere Fernamter in der UdSSR anwendbar
sind, werden durch den Verlag Beim Ministerium fur Verbin-
dungswesen als Neuerermethoden in Form von Broschilren
herausgegeben.
Es wird verstandlich sein, daB es anstrengend war, die Viel-
zahl der Eindriicke in den von uns besuchten Betrieben and
Instituten aufzunelnnen sowie immer wieder Fragen zu stellen,
was durch die unvermeidbaren Sprachschwierigkeiten besonders
anstrengte. Als Ausgleich ii.berraschten uns unsere sowjetischen
Kollegen unter anderem mit Fahrten in die nahere Umgebung
der von was besuchten Stadte. In besonders schoner Erinnerung
werden dabei eine Motorbootfahrt auf dem Moskwa-WVolga-
Kanal, der Besuch der Landwirtschafts-Ausstellung in Moskau
and eine Autofahrt in die Ostseebader am Rigaer 1'leerbusen
bleiben.
Motorbootfahrt auf dem Moskwa-Wolga-Kanal
So legten wir an einem wunderschonen Sonntagvormittag
mit unserem Motorboot am Kai des Moskau-Nordfahrgast-
hafens bei Chimki ab, um eine mehr als 100 km lange F, ahrt auf
dem Kanal anzutreten. Unseren Blicken entschwand die Fahr-
gasthalle am Hafen, die in ihrer Form mit dem 85 m hohen
silberglanzenden Spitzturm an ein Dieselsehiff mit zwei Ver-
decken erinnert. Vorbei an herrlichen Birkenwaldern erweitert
sich der Kanal wiederholt in grol3e Seen, auf deren Wellen be-
geisterte Wassersportler tollkiihne Segelfahrten vollbrachten.
Entgegenkommende Schleppziige erinnerten in der unterschied-
lichen Form ihrer Lastkahne and ihrer Fracht Baran, daB
Moskau caber grol3e Strome and kfinstliche Wasserstrallen mit
f inf Meeren des europhischen Teils der Sowjetunion verbunden
ist. An den Ufern eines grollen kiinstlich angelegten Sees gingen
wir an Land and durchwanderten die Parkanlagen eines Erho-
lungsheimes der Moskauer Bevolkerung. Auf der Rfickfahrt begeg-
neten uns in kurzen Abstanden schmucke, weille Dieselschiffe,
die 150 Fahrgasten Platz bieten. Fur Fahrten fiber groBere
Entfernungen werden Doppelstock-Dieselschiffe eingesetzt, die
mit allen Bequemlichkeiten fur die Reisenden ausgestattet sind.
Jeder von uns konnte sich vorstellen, welche heisliche Erholung
eine Ferienfahrt caber 3270 km von Moskau Ober den Moskwa-
Kanal, die Wolga, den Wolga-Don-Schiffahrtskanal ?W. I.
Lenin", das Zimljanskajaer Meer and den Don his zur Kfiste des
Asowschen Meeres fur jeden Urlauber bedeutet.
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Reiseeindrucke and Erlebnisse in der Sowjetunion
Bild 4. Kilbel eines grol3en Schreitbaggers auf darn 1'rcigeliinde der
Landwirtschaftlichen Ausstellung in Moskau
Eindrucke von der Moskauer Landwirtschaftsausstellung
Anfang Juni jedes Jahres offnet die Landwirtschaftsaus-
stellung in Moskau ihre Pforten, die gleichzeitig mit einer Indu
'strieschau ,verbunden ist. So lieBen wir es uns nicht nehmen,
trotz der grofen Hitze, die an diesem Tage herrschte, der Aus-
stellung einen Besuch abzustatten. Wie bei anderen Gelegen-
heiten wurden wir iiberrascht von dem grolen Besucherstrom,
der mit uns dasselbe Ziel hatte. Herrlich bliihende Tulpen-
rabatten wurden eingesaumt von ebenso prachtig bluhenden
Obstalleen. Dazwischen erhoben sich- architektonisch kunstvoll
in der-Eigenart des betreffenden Landes gestaltet - die massi-
ven Pavillons der einzelnen Unionsrepubliken. Diese'r Eindruck
ist weder in Bildern noch in Worten.richtig darzustellen. Die
Fulle der standig wechselnden Ansichten kann der Besucher
an einem Tage nicht in sich aufnehmen. Dazu braucht or eine
gute Woche. Abwechselnd in der Gestaltung and erfrischend in
ihrer Wirkung waren die wunderschonen Wasserspiele and
Springbrunnen. Im Technischen Pavilion konnten wir einen
Gesamtuberblick fiber den Stand der sowjetischen Technik auf
alien Gebieten der Industrie, der Landwirtschaft and auch des
Nachrichtenwesens gewinnen. Die gewaltigen Traktoren, die
fur die Urbarmachung weiterer Brachlandgebiete eingesetzt
werden, Bowie die Schaufelrader fur grofle Wasserturbinen
waren ein Teil"der technischen Ausrustungen, die fur die weitere
Umgestaltung der Natur in der Sowjetunion in den nachsten
Jahren ?verwendet werden. Auch auf dem Gebiete der Nach-
richtentechnik and des Fernsehens wurden Ausschnitte fiber
den Stand der technischen Entwicklung gezeigt,. wobei vor
allen Dingen die kleinen Abmessungen der verschiedenen Ban-
elemente grol3e Beachtung verdienen. Auf dem Freigelande
konnten wir u. a. auch den Kobel des groBen Schreitbaggers
betrachten; dessen Dimensionen an den Personen verglichen
werden konnen (Bild 4). .
An der Vervollstandigung des Ausstellungsgelandes wird Jahr
fur Jahr'weitergearbeitet. Aus einer Sand- and Brachlandflache
ist in einer kurzen Zeit ein in der Anlage und Gestaltung ein-
malig schoner Park entstanden.
Erfahrungsaustausch in der Lettischen SSR
Unsere Reise ftihrte uns nicht nur nach Moskau, sondern auch
in andere Gebiete der Sowjetunion, we wir den Erfahrungs-
austausch unter anderem mit den Mitarbeitern des Ministeriums
fur Verbindungswesen der Lettischen SSR and den Werk-
tatigen der Fernmeldebetriebe in Riga, Jalgava and Valmira
fortsetzten. -.
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Heft 4 April 1957
In: dieser gemeinsamen Aussprache mit dem Stellvertreter des
Ministers fur Verbindungswesen der Lettischen SSR, den An-
gehorigen des Linientechnischen Knotenamtes and des Post-
amtes in der zweckmaBig eingerichteten Schalterhalle (Bild 5)
wurden die Besonderheiten ihrer Organisation gegenilber der
i'n den anderen Sowjetrepubliken behandelt. Dadurch war es
moglich, den Gesanitiiberblick fiber die organisatoriseben Be-
lange des Fernmeldewesens. in der Sowjetunion zu erweitern
and die' Vergleiche zu erleichtern. Mit groBer Freude erinnern
wir uns gem der schonen Stunden and der immer wieder er-
neuerten Aufmerksamkeiten, die uns unsere Gastgeber bereite-
ten. Auf einer Fahrt durch die Ostseebader entlang der Rigaer
?Bucht konnten wir neben den herrlichen Naturschohheiten and
den,grollziigig angelegten Sanatorien in einem kleinen Ort auch
ein neueres Postgebaude besichtigen (Bild 6).
Das Gebaude beherbergt gleichzeitig die. technischen Ein-
richtungen fur das Fernmeldewesen and die Dienstwohnungen
fir den Techniker and den Leiter des Postamtes. Eine zweck-
maBige and freundliche Raumgestaltung, vor allem aber die
annehmbaren Baukosten in Hohe von 68000. Rubel (ca.
40000 DM) kennzeichnen dieses landliche Postamt.
In den Schalterhallen verschiedener Postamter wurden wir
wiederholt durch sinnvolle Darstellung and geschmackvolle
Werbetexte auf den Kundendienst der sowjetischen Postver-
waltung aufinerksam. Haufig fanden wir Werbetafeln an den
StraBen vor, die zur Benutzung des Fernsprechers aufforderten
(Bild 7). Die zweisprachigen Texte (lettisch and russisch), auf
diesen Tafeln lauteten:
,,Benutzen Sie die Fernsprechverbindungen zu den Staclten
der UdSSR!"
?Gesprache von offentlichen Fernsprechstellen werden gegen
Barzahlung, von einem beliebigen FernsprechanschluB gegen
Gutscheine, vom WohnungsanschluB auf Kredit ausgefuhrt."
,,Von 0 his 5 Uhr erfolgt eine Gebuhrenermaliigung. von 50%."
Bild 5. Gesprach in der Schalterhalle des Postamtea Jalgava der Lettischen
, SSR. .-
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4Die Deutsche Post 2..1g.
Heft 4 April 1957
Reiseeindrileke und Erlebnisse in der Sowjetunion
Blld 7. Werbetafel znr Benutzung des Fernsprechers, aufgestelit in einem
Ostseebad- in der Lettischen SSR
wieder. in Moskau
I Nach Moskau zuruckgekehrt, besuchten wir das Mausoleum
auf dem, Roten Platz und das Revolutions-Museum. An Hand
der Dokumente mid ;der Erlauterungen wahrend der Fuhrung.
ire Museum bekarnen wir einen umfassenden Uberblick fiber
.die Rolle und Tiitigkeit der Kommunistischen Partei der So-
wjetunion his zum heutigen Tage.
I In der Sowjetunion gewesen zu sein,. ohne ein Ballett ge-
sehen oder erne Oper gehgrt zu haben, wnrde den Verzicht auf
einen besonderen KunstgenuB bedeuten. Im Moskauer GroBen
Theater, im' Tschaikowsky-Baal und im Rigaer Theater erhielten
wir Kostproben vom Konnen vieler Solisten. Unter den 'Zu-
schauern waren nicht nur Angehorige verschiedener Volker-
Dardber hinaus hat . z. B. Gelb ' eine festliche, anregendl ,
?
denen wiederholt ein herzlicher Empfang im Theater bereitet
wurde.
DaB wir auch eiri erstklassiges FuBballspiel im 'DynamoL
Stadion aufsucbten, sei der Vollstandigkeit halber erwahnt.
Den Wunsch vieler FuBballanhanger unserer demokratischen
Sportbewegung sahen wir her verwirklicht.' Erstklassige Lei-
stingen der Aktiven auf dem Rasen, ein.vollbesetztes Stadion
und die temperamentvolle'Anteilnahme der?Zuschauer waren die
herauszuhebenden Merkmale dieser Ahendveranstaltung an
einem Wochentag.
. Abschied und Dank
Tormgebung fur Industrieerzeugnisse
Die Industrie hart es in der Hand, Schonheit oder Hhllichkeit
jzu verbreiten': Der Franzose Loewy sagt: Das Maschinenzeitalter
;sollte schlichte, zweckbetonte Gegenstande hervorbringen'und
?ddr Welt ein weni.g Schonheit geben. Loewys Verdienst ist es,
wieder Gesetze der Asthetik zur Grundlage seines Schaffens
gemacht undo daieit der breiten Masse der Kaufer einen wert-
vollen Dienst erwiesen zu 'haben. Er selbst will die Menschen
dazu erziehen, dieeinfache und schone Zweckform zu erkennen
+und zu wurdigen:'Unsere Wirtschaftler sollten das Wort Loewys
,leherzigen: ? Hd8lichkeit verkauft sich schlecht'.
Die Einstellung zu unseren neuen? Verhaltnissen und das Be-
'wuBtsein, dai,3 diese auch dineneue Form fordern, mull erzogen
werden. ' Es sollte das Bestreben aller, die mit Erziehung und
Bildung zu tun: haben, bzw. die schopferisch tatig sind, sein,
dal der Mensch wiederwie in friiheren Zeiten ein harmonisches
Ganzes. darstellt. Es' ist geradezu eine Pflicht der inalgebhchen
Bildungsorgane unseres Staates, unseren Werktatigen, die ja
Herren der'Betriebe undILenker unseres Staates sind, immer
ehr zu- ihrer eige'nen Wurde zu verhelfen. Geschmacksbildung .
strahlende Wirkung.
Gelbe.Tone beeinflussen den Geist, die Phantasie und die
Erfindungsgabe.
Rot ist die Farbe der Warme.~ Seine Wirkung ist ?mebr el -
regend als anregend und wirkt mehr auf die Sinne ?und Stim-
Ein schoner Besuchi geht leiden immer wieder zri schnell zu
Ende. So kam auch fiir unsere Delegation der Tag der AbreisI e
naher. Noch einmal wanderten wir caber die breiten Moskauer
Stra'Bek mit dem niclit abreillenden Kauferstrom'in den Ge
schaften und fuhren. eine Abschiedsrunde nit der modernen
Metro. Am letzten Abend waren wir erneut Ga,ste des:Ministers
und der Mitarbeiter seines Mmisteriums: ,Seine Abscliiedswortc
gaben eine Einschiitzung der -von iinserer Delegation geleisteteii
umfangreichen Arbeit und' unterstrichen node einmal. die grole
Bedeutung der freundschaftlichen Zusammenarbeit zwischeh";
den Postlern der Sowjetunion und der Deutschen Demokrati-
schen Republik als ein Mittel zur Festigung~ der Beziehungen
zwischen unseren beiden Staaten und zum `W'ohle ihrer Volker.
Unser Dank ' gait dem Minister, den Mitarbeitern in den Mini-
sterien und alien.Werktiitigen in den von uns besuchten Be-
triebenVnd Instituten des Fernmeldewesens fur die bereitwillig
beantworteten Fragen,und fur die Dberlassung wertooller be-
trieblicher und technischer Unterlagen. Unser"Dank. gilt weiter-
bin' alien Beteiligten, die fur das' erfolgreiche Gelingen dieser
Fahrt einer Delegation der Deutschen Post in die befreundete
Sowjetunion beitrugen. Mogen sich dieser begonnenen Beziehung
weitere Besuche in wechselnder Reihenfolge unserer Reise an'-
?schlieBen!'
ist:heute keine Frage mehr fur eine di nne obere Sell icht, sie
mull in die Breite gehen.
Hierbei ist nicht an die falsche Pracht von nachgel achtem
Chippendale oder MeiBner Porzellan mit Streublurnenmuster
gedacht, wofur sich eigenartigerweise noch heute fortschrittliclie
Menschen begeistern konnen ...
Wie wir von Goethe wissen, haben Farben bestimi ite Ei I -
wirkungen auf unsere Empfindungen und iiben direkt oder
indirckt einen EinfluB aid unsere'. Gemutsverfassung aus. I
So wirken aide gelben und roten Tone warm?und alle violetten'
und blauen Tone kalt. Die warmen Farben der Gelb-Rot-Reilie
dringen auf das Auge ein, wiihrend die kalten Farbenl vor dem'
Blau, die sogenannte Fernfarbe, hat in hellen Tonen eine
leichte, heitere Wirkung bei durchaus kBhler, unsinnlicher,
Stimmung. In dunklem Ton wirkt es traurig?und leerl.
83
Griin ist immer beruhigend und tut dem Auge wohl.
Dureh
,
Zusatz von Gelb neigt es zu den warmen Farben, durch Zusatz'
von Blau zu den kalten.
. Weill wirkt wie immer frisch, 'aber wenig erwarm nd, selir
niichtern und kalt. Durch Zusatz Von Ocker und Umber erhalteh.
wir einen warmen Elfenbeinton.
Beim Gestalten geht es also immer uni rforiirliche und farbige .
Mittel, deren GesetzmaBigkeiten und Aussagemoglichkeiten man
kennen, erlernen und "uben mull.
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Probleme des Zustelldienstes bei der. Bundespost
Bei der Deutschen Bundespost sind in der Zustellung rand
53000 volle Krafte beschaftigt, dazu noch 11500 Krafte im
Briefeingang. Das Ergebnis sehr eingehender Untersuchungen
babe zu der Feststellung gefiihrt, dal3 auf eine Zentralisierung
der Zustellung hingearbeitet werden mu13. Sic vermindere die
Anforderungen an die Briefabgangsstellen and den Bahnpost-
dienst durch Wegfall der Bunde fur die einzelnen Zustell-
amter. In einer Stadt mit sehr starker Dezentralisierung konne
bei normalem Personaleinsatz Post, die um 5.00 Uhr eingeht,
nicht in vollem Umfang in die erste Zustellung gebracht werden,
wiihrend in einer Stadt mit gegenteiligem System noch um
7.00 Uhr eingehende Post die Zustellung muhelos erreiche.
Dies wird damit begrundet, dal3 unnotiges zusatzliches Ab-
binden and Versacken der Post bei einer Zentralisierung ent-
fallt, wodurch Zeitgewinn and Vereinfachung beim Sortieren
der Zustellpost in den Bahnhofen and beim zentralen Eingangs-
amt erreicht werden. Bei der Zusammenfassung der Zustellung
bei einem Amt oder in Grollstadten bei einigen Amtern sei der
Raumbedarf bei den Stadtpostamtern wegen Wegfalls des Zu-
stellgeschafts geringer. Erhebliche Grundstiicks- and Baukosten
konnten auf diesem Wege eingespart werden. Rundfunkstellen,
Zeitungsstellen and Zustellkassen warden bei den einzelnen
Amtern entbehrlich and konnten bei den zentralen Zustell-
amtern zusammengefal3t ?werden. Die Zentralisierung schaffe
vor allem die Voraussetzung, auch dem Briefeingangsdienst
die allgemein angestrebte Mechanisierung nutzbar zu machen.
' Der Verfasser fiihrt weiter aus, dal3 Dusseldorf fur die Vorver-
teilung der Zustell post die Stra Ben des Zustellbereiches nach den
Anfangsbuchstaben der amtlichen Straf3enbezeichnungen geord-
net and fiir jeden Buchstaben oder eine Buchstabengruppe im
Verteilspind ein besonderes Fach vorgesehen babe. Der Orts-
verteiler brauche also nicht mehr zu wissen, zu welchem Zustell-
bezirk oder zu welcher Zustellgruppe eine Strafle gehort, sondern
er babe z. B. eine Sendung fur die weltberiihmte Konigsallee
nur in das Fach zu legen, das alle Sendungen aufnimmt, deren
Stral3enbezeichnung mit K beginnt. Im zweiten Verteilgang
warden dann die einzelnen Buchstabenfiicher an entsprechenden
Buchstabenspinden strallenweise aufgelost. Auch hier masse
der Verteiler nur das ABC beherrschen. Eine sinnvolle Kenn-
zeichnung auf der Riickseite dieser Spinde im zweiten Verteil-
gang ermogliche es darn dem Zusteller, einfach and Schnell zu
den Sendungen seines Bezirkes zu gelangen.
Eine weitere Frage, die noch der Regelung bediirfe, sei die
Zustellung der Packchen. Diese wiirde in den Oberpostdirek-
tions-Bezirken and innerhalb der Bezirke bei den einzelnen
Postamtern noch sehr unterschiedlich gehandhabt. Bei zwei
Oberpostdirektionen wilyden die Packchen bei alien Amtern mit
getrennter Zustellung mit den Paketen zugestellt; bei den
iibrigen Oberpostdirektionen
bei 72 v. H. der Amter nur mit den Paketen, bei 25 v. H. mit
den Briefen oder den Paketen, bei 2 v. H. nur mit den Briefen
and nur in einer Stadt zum Teil mit einer besonderen Packchen-
zustellung.
Die Regelung, dal3 die Telegramm- and Eilzustellung in
grol3eren Stadten grundsatzlich bei den Fernmeldeamtern liegt,
bediirfe dringend einer Uberpriifung. Erfahrungsgemal3 be-
stiinde im allgemeinen der groBte Teil dieser besonders schnell
zustellenden Sendungen aus Eilbriefsendungen. Die Zufi Krung
dieser Sendungen zu den Fernmeldeamtern sei daher vielfach
zeitraubender als die Zufiihrung der Telegramme zu den ent-
sprechenden Postamtern. Oftmals konne jedoch auch, je nach
dem Fahrzeug- and Personalbestand, eine Zuteilung der Tele-
gramm- and Eilzustellung zu den Postamtern wirtschaftlicher
sein, als zu den Fernmeldeamtern. Es sei daher weder richtig,
die Eilzustellung grundsatzlieh. von den Fernmeldeamtern vor-
nehmen zu lassen, noch richtig, sic grundsatzlich den Post-
amtern zuzuweisen.
In der Landzustellung kame es darauf an, durch Einrichtung
von Poststellen and einen entsprechenden Ausbau des Land-
kraftpostdienstes die Marschleistung der Zusteller zu verringern.
Die Deutsche Post 2. Jg-
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Es seien Marschleistungen von zum Teil 30 his 40 km taglich
mit neuzeitlichen Verhaltnissen nicht vereinbar. Dort aller-
dings, wo sich nach wirtschaftlichen and betrieblichen Mal3-
staben eine Ausweitung des Landkraftpostdienstes verbote, masse
auch auf eine Verkraftung der eigentlichen Landzustellung Be-
dacht genommen werden. Hierzu seien bereits Grol3versuche
mit Mopeds nicht ohne Erfolg geblieben.
1. Internationale Briefmarkenschau der Messestadte
Auf ihrer letzten Sitzung am 8. Januar 1957 beschi ftigte sich
die Bezirkskommission Philatelic Leipzig eingehend mit dem
von Bdfr. Heinichen eingebrachten Vorschlag, im Herbst 1957
eine internationale Briefmarkenschau der Messestadte zu ver-
anstalten. Zur Teilnahme sind die Messestadte Brno (CSR),
Budapest (Ungarn), Frankfurt/Main (Bundesrepublik), Poznan
(Polen) and Zagreb (Jugoslawien) eingeladen worden. Alle
Messestadte haben ihre Beteiligung zugesagt. Zur Ausstellung
wird jede Messestadt mit einer bestimmten Anzahl ausgesuchter
Objekte (z. B. Spezial-, Luftpost-, Motiv- and Jugendsamm-
lungen) vertreten sein. Die I. Internationale Briefmarkenschau
der. Messestadte wird vom 26. Oktober bis 3. November statt-
finden.
Eine Grabenfrase zum Herstellen von Kabel-'
graben
Der VEB Schwermaschinenbau ?7. Oktober" in Magde-
burg baut z. Z. die Nullserie einer Grabenfrase, die durch
einen 60-PS-Dieselmotor angetrieben wird. Mit Hilfe
des in einem Ausleger golagerten and in der Hohe ver-
stellbaren Frasrades von 2,70 m Durchmesser konnen
25 cm breite Graben mit senkrechten Wanden his zu einer
Tiefe von 1,10 m hergestellt werden. Steine von der Gr6l3e
der Grabenbreite werden muhelos herausgebracht and
Holzeinlagerungen ohne weiteres durchgefrast. Dasselbe
diirfte auch auf nicht zu starke Baumwurzeln zutreffen.
Da das Erdreich herausgefrast wird, lallt es sich viel leichter
wieder verfiillen als bei Grabenpfliigen, die grolie Schollen
auswerfen. Die Stundenleistung kann durch Andern der
Vorschub- and Frasgeschwindigkeit je nach den Boden-
verhaltnissen zwischen 106 and 373 m verandert werden.
Man kann also in einer Schicht his zu 3 km Kabelgraben
herstellen and damit die Leistung von etwa 20 Erdarbeitern
ersetzen. Das Gerat ist besonders fdr steinigen and ge-
frorenen Boden geeignet, bei dem andere Grollgerate, z. B.
Kabellegemaschinen, versagen. Das Versuchsgerat hat bei
- 20? C ohne Beanstandung gearbeitet.
Gewisse Schwierigkeiten entstehen beim Einsatz des
Gerats fur die Kabelverlegung infolge seines hohen Ge-
wichts von 17 t, dem nicht alle Briicken gewachsen sind.
Bei der Auskundung der Kabeltrasse miissen deshalb die
Verladebahnhofe and Anmarschwege fur die Grabenfrase
sehr sorgfaltig gewahlt werden. Da these eine Fahrgeschwin-
digkeit im Transportgang von hochstens 2,5 km/h besitzt,
ist zu ihrer Beforderung von Arbeitsstelle zu Arbeits-
stelle ein 20-t-Tiefladeanhanger mit entsprechender Zug-
maschine erforderlich. Im laufenden Jahr soil eine bei
einem Tiefbauunternehmen vorhandene Grabenfrase ahn-
licher Bauart versuchsweise beim Herstellen des Kabel-
grabens fur ein zweigleisiges TF-Kabel verwendet werden.
Dabei will man Erfahrungen dariiber sammeln, ob der*
Einsatz eines solchen Gerats, das etwa 100000 DM kosten
sell,. wirtschaftlich gerechtfertigt ist. H. Graf
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 4 April 1957
Ein neues Ansagegerat fur den Fernsprech-Kiundendienst der Deutschen Post
Ein neues Ansagegerat fur den Fernsprech-Kundendienst der
Deutschen Post
Nach einer kurzen Schilderung der V6r- and Nachteile des Magnettonplatten- Verfahrens fur die Zwecke des Fern-
sprech-Ansagedienstes wird ein neues bei der Deutschen Post verwendetes Magnettonband-Ansagegerdt beschrieben.
Allgemeines fiber Ansagedienste
Mit der Einfiihrung des Sporttotos and des Zahlenlottos in
der Deutschen Demokratischen Republik entstand bei den
Fernsprechteilnehmern der Wunsch, die Spielergebnisse dieser
Institutionen fiber Fernsprecher als Kurznachrichten abhoren
zu konnen.
Als einziger automatischer Ansagedienst bestand his dahin
lediglich die nach dem Lichttonverfahren arbeitende ,Zeit-
ansage". Die dabei verwendete Methode der Schallaufzeichnung
ist verhaltnismaBig kompliziert and erfordert vom Besprechen
bis zur Wiedergabe eine so lange Zeit, daB sic fur die neu zu
entwickelnden Ansagedienste nicht anwendbar war. Wihrend
im Zeitansagedienst die Ton?chrift nur einmal auf den Licht-
triger ,gezeichnet" and niemals geindert oder gewechselt wird,
mull bei den Ansagegeraten z. B. fur das Sporttoto der Text
mitunter im Abstand von wenigen Standen getindert werden,
wobei die Einrichtungszeit vom Besprechen bis zur Wiedergabe
hochstens einige Minuten in Anspruch nehmen darf.
Derartige Anlagen mussen also folgende technische Be-
dingungen erfiillen:
a) Die Bedienung der Anlage mull durch die technisch un-
geschulten Krafte des Fernsprech-Kundendienstes oder des
Fernamtes moglich sein.
b) Der Ansagetext muB fortlaufend wiederholt werden konnen,
wobei die Pause zwischen zwei Ansagen nicht linger ala fiinf
Sekunden sein darf.
c) Der Tontrager muf3 einen Ansagetext bis zu drei Minuten
Dauer speichern konnen.
d) Die in der Anlage auftretenden Storungen mussen selbst-,
titig angezeigt und die Teilnehmer, die zum Zeitpunkt der
eintretenden Storung den Dienst abhoren, ohne Gebuhren-
zihlung abgeworfeti werden.
e) Die Anlage mull im Dauer- and im AnlaBbetrieb arbeiten
konnen and hochste Betriebssicherheit gewahrleisten.
f) Die Wiedergabegute sell der einer gewohnlichen Fernsprech-
verbindung entsprechen.
g) Die Anlage soil in Gestellbauweise mit Einschiiben aus-
fi hrbar sein.
Auf Grand dieser Bedingungen konnte nur das Magnetton-
verfahren in Frage kommen, wobei zu entscheiden war, ob das
Magnettonband-Verfabren mit endlosen Bindern oder das aus
deal Ansagedienst der Deutschen Bundespost bekannte Magnet-
tonplatten-Verfahren verwendet werden sollte.
Das Magnettonplatten-Verfahren
Dieses Verfahren zeichnet sich durch einfachste Bedienung
aus. Die Platten werdea von den Sprecherimien uber hochwertige
Mikrophone in der Aufnahmeeinrichtung besprochen and danach
in die Wiedergabegerite eingesetzt. Die Lange der Pause zwi-
schen zwei Ansagen wird durch Ruckfuhren des Tonarmes mit
Hilfe eines versehiebbarenFiihlkontaktes eingestellt. Nach be-
endeter Durebsage beruhrt der Tonarm den Fuhlkontakt, wo-
durch der Tonarm elektromechanisch gehoben and in die An-
fangsstellung zuriickgefiihrt wird.
Dieser einfachen Bedienungsweise stehen jedoch in elektro-
akustischer Hinsichb folgende Mangel gegeniiber:
a) Die verwendeten Astromag-Platten haben teilweise ein
storendes Rillenecho.
b) Die Wiedergabegute nimmt in Richtung zur Plattenmitte
infolge der kleiner werdenden Abtastgeschwindigkeit ab.
c) Das Umsetzen des Tonarmes ist als unangenehmes Knack-
geriusch zu horen.
d) Fur eine befriedigende Wiedergabegute mussen die Spitzeti
des Tonkopfes verhaltnismaBig hiufig gewechselt werden.
Diese angel konnen zwar zum Teil beseitigt werden, doch
erfordert dies einen zusatzlichen and komplizierten Aufwand.
Das neue Magnettonband-Ansagegerat
Unter Beriicksichtigung der Vorteile, die das Magnetton-
platten-Verfahren in bedienungsmiliger and das bekannte
Magnettonband-Verfahren in elektroakustischer Hinsicht bieten,
warden im Zentrallabor fur Fernmeldetechnik, Arnstadt/Thiir.,
nach den Vorschlagen des Verfassers fur eine in der Fernsprech-
Vermittlungstechnik i1bliche Gestellbauweise unter Verwendung
der bei Rundfunk-Pausenzeichenmaschinen gebriiuchlichen
Bandspeicherkassetten zwei Anlagen entwickelt and im Juni
1955 in Vermittlungsstellen der Deutschen Post eingeschaltet.
Die Anlagen arbeiten nach dem Magnettonband-Verfahren,
unterscheiden sick jedoch in vieler Hinsicht von den in einigen
Fernmeldeimtern der Deutschen Post eingebauten, mehr oder
weniger improvisierten Anlagen. Sic bestehen aus einer in einem
schallgedimpften Raum aufzustellenden Aufnahmeeinrichtung
and einer Wiedergabeeinrichtung, die auf Grand der Gestell-
bauweise auch im Wihlersaal oder im Relaisraum aufgestellt
werden kaml.
Aufnahmeeinrichtung
Als Aufnahmeeinrichtung warden ein handelsilbliches Magnet-
tongerit, die Mikrophon- and Endverstirker, der Kontroll-
lautsprecher, der Aussteuerungsanzeiger and das Schaltfeld zu
einer Einheit zusammengefal3t (Bald 1). Diese Einheit soli,
wenn kein, geeigneter Besprechungsraum zur Verfugung steht,
in einer Fernsprechzelle untergebracht werden, die in dem Raum
aufzustellen ist, in dem rich die Wiedergabeeinrichtung be-
findet. Der Bandeinlauf in die Kassette der Wiedergabeeinrich.
tang 1i13t sick von der Aufnahmeeinrichtung aus steuern, so daB
geubte Sprecherinnen gleichzeitig die Bander der Wiedergabe-
und der Aufnahmeeinrichtung besprechen konnen. Wenger
geiibte Krafte sprechen den zu iibertragenden Text besser erst
auf das Band der Aufnahmeeinrichtung, horen den Text uber
den Kontrollautsprecher ab and iiberspielen ihn nach dem
Kopierverfahren auf das Band der Wiedergabeeinrichtung. Um
die bei diesem Verfahren entstehenden zusitzlichem Verzer-
rungen zu vermindern, wurde eine Bandgeschwindigkeit der
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Bild 2.
W ied ergabeeinrichtung
die Wiedergabeverstarker, die -Oberwachungs: and die Siche-
rungsschiene an. Das - Zus.ammenwirken aller Baugruppen ist
aus' Bild 3 ersichtlich.
Als Tontrager wird ein endloses'Band verwendet, das in einer
zum Laufwerk gehorenden Kassette gespeichert wird (Bild 4).
Das Fassungsvermogeri einer Kassette betragt his zu 20 m
Band, was bei einer Bandgesehwindigkeit von 9,5' cm/s einer
maximalen Textlange von 3,5 min entspricht. Die gr6Btm6g
lithe ununterbrochene. Spieldauer mit dem gleichen Band ist in
Bild 5 daigestellt. Die starke Abhangigkeit der maximalen
Spieldauer'von der Bandlange ist darauf zuriickzufiihren, dal3
sich das Band mit der zunehmenden Lange in immer engere
Schleifen legt and dadurch schneller seine betriebsnotwendige
Steifheit verliert. Die erzielbaren Spielzeiten geniigen jedoch
den betrieblichen Anforderungen vollstandig, weil die gleiche
Nachricht niemals linger als drei bis vier Tage gesendet wird and
die Anlage auBerdem im AnlaBbetrieb arbeitet.
Zum. Erreichen ,eines gleichmaBigen Laufes wird das endlose
Band um drei Umlerikrollen gefiihrt, von denen eine mit einer
Schwungmasse versehen ist. Beim Besprechen eines Wieder
gabebandes lauft dieses von einer zusatzlich anzubringenden
einfachen Abspulvorrichtung in die Kassette ein, wobei das
Band um die gleichen Umlenkrollen. gefiihrt wird. Derjenige
Teil des Bandes (etwa 30 cm), der sich beim' Einlegen vor dem '
automatischen Einlau.f zwischen den Tonkopfen and dem Aus-
laufspalt'der Kassette befindet, entspricht der Pause zwischen
zwei Ansagen. Das Zusammenkleben des Bandes wird in einer
Vorrichtung mit Tesa-Film durchgefuhrt. Der Lauf des Bandes
kann durch die aus Glas gefertigte Deckplatte der Kassette
beobachtet werden. Der Bandantrieb geschieht durch einen
Synchronmotor mit asynchronem Anlauf fiber eine Hilfswick-
lung. Seine, Drehzahl betragt 375 U/min.
Wiedergabeverstarker
Die vom Horkopf des Wiedergabe-Laufwerkes abgegebene
tonfrequente Spannung betragt im Frequenzband 300 . . . 3400}Iz
im Mittel 2 mV. ' Diese Spannung wird in einem dreistufigen
Wiedergabeverstarker (2 X 6 AC 7 and 1 X`6 AG 7; Bild 6)
, auf eine Sendespannung von,0,775 V entsprechend einem Pegel
von 0 N verstarkt, wobei die Dampfungsverzerrung in dem o. a.
Frequenzband innerhalb der Grenzen ? 0,3-N gehalten wird.
Der wirksame Innenwiderstand des Wiedergabeverstarkers be-
tragt 15 0: Die Schwankung des Sendepegels, hervorgerufen
durch. eine unterschiedliche Belastung zwischen einer and 50
Belegungen, betragt dadurch hochstens 0,4 N. 'Der Sendepegel
ist ' von Hand kontinuierlich um ? 1 N regelbar, um 'Pegel-
unterschiede, die sich beim Besprechen der Bander oder durch
deren Abschliff an den Kdpfen einstellen, ausgleichen zu konnen.
Aufnahmeeinrichtung~von 19 cm/s gewahlt. Das Besprechen des
_Aufnahmetonbandes kann von den Kriiften des Fernamtes oder
des Fernsprech-Kunderidienstes fiber das zugehorige Kristall-
Tischmikrophon oder gegebeiienfalls vom Nachrichtensprecher
des Rundfunks i1ber eine besondere Leitung durchgefiihrt
werden. Das Abhoren and Ldschen der Wiiedergabebander ist
ebenfalls von der Aufnahmeeinrichtung aus moglich.
Wiedergabeeinrichtung ,
Die Wiedergabeeinrichtung ist fiir filnf Ansagedienste in
einem Normal-Gestellrahmen untergebracht and enthalt neben
funf Laufwerken die zugehorigen Wiedergabeverstarker; den
Netzteil, den'Loschgenerator, das Schaltfeld, die Itberwachungs-
und die Sicherungsschiene. Die Wiedergaheverstarker,, der
Ldschgenerator and die Laufwerke sind in Einschubform her-
gestellt, wobei die Laufwerke zur leichteren Beobachtung auch
wahrend des Betriebes bis zu einem festen Anschlag heraus-
gezogen werden konnen (Gild 2). Da ein zwingender Grund fiir
das Vereinigen eines Laufwerkes mit, seinem zugehorigen ;Ver-
starker zu einer Baugruppe nicht' vorliegt, wurden die fi of
Laufwerke aus Bedienungsgriinden in der unteren Gestellhalfte
so untergebracht, dal sich das obere Laufwerk noch unterhalb'
der Augenhohe befindet. Das Schaltfeld wurde in der Mitte des
Gestelles eingebaut. Oberhalb schlieBen sich der Ldschgenerator,
Aufnahme-Eh rlchtung
Mikrophon-
verstdrker
Ein neues Ansa a erat fur den Ferns rech-Kundendienst der Deutschen Post Die Deutsche Post 2. Jg:
g g p Heft 4 April 1957
Vorverstdrker
Ltg.
Aussteueru gs-
Wiedergobe- Enrichtung
Oberwa-
2 chungs-
- i schiene
.- s
(VStW)
A I.
DGW DGW VW Tin
O
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Die 'Deutsche Post 2. Jg.
Heft 4 April 1957
Ein neues Ansagegerat fur den Fernsprech-Kundendienst der Deutschen Post,
mit dem in der unteren Stellung der Kontrollautsprecher und'
der Pegelzeiger angeschaltet werden konnen. Eine Speirschal
tung verhindert dabei, daB mebrerejAnsagen gleichzeitig~ an den
Lautsprecher geschaltet werden. In,der oberen Schalterstellung'
wind' bei einer aufgetretenen Storting das. Storungssignal. ab-
geschaltet, so daB durch nachfolgendes Betatigen der Schalter,
der gestorte Dienst festgestellt werden kann. ,
Die Versorgungsspannung jedes Ansagedienstes und des;
Loschgenerators, die uber einen mehrpoligen Schalter und die,
Feinsicherungen gefuhrt Sind, werden durch das Auf1euchten,
Bild 4. Laufwerk mit Bandspeicherkassette
(Bandfuhrung im Bild ungenau wiedergegeben)
IJeder Verstarker besitzt drei Ausgange, die fur den AnschluB
der entsprechenden Umsetzer, der T7berwachungsschiene und
eines wahlweise anschaltbaren Kontrollautsprechers bestimmt
Sind.
IParallel zum Kontrollautsprecher ist ein Pegelzeiger fur die
AA, zeige'des mittleren effektiven Sprachpegels vorgesehen, der
zusammen mit dem Kontrollautsprecher wahiweise an, jeden
Verstarkerausgang angeschaltet werden kann. Weiterhin ist in
de~ Uberwachungsschiene ein Uberwachungsrelais so eingestellt,
da6 es bei einem mittleren Sprachpegel von'- 0,7 N mit einer
Verzogerung von,etwa 10 s abfallt und uber die Uberwachungs-
schiene eine grune Signallampe sowie den Einschlagwecker ein-
schaltet. Gleichzeitig werden alle Teilnehmer, die zum Zeitpunkt
dei eintretenden.Storung den betreffenden Ansagedienst ge-
wahlt hatten, ohne Gebuhrenzahlung abgeworfen. Aiillerdem
bleiben die zu diesem Dienst gehorenden Umsetzer gegen weitere
Belegungen so lange gesperrt, bis die Stoning beseitigt ist.
Die Rohrenstrome konnen an Me6buchsen kontrolliert werden.
Schaltfeld .
Um jedes Laufwerk mit dem zugehorigen. Wiedergabever-
starker wahlweise auf jede Umsetzergruppe schalten zu konnen,
Sind die Verstarkerausgange sowie die Umsetzereingange vier-
adiig uber das Schaltfeld gefuhrt (Bild 7). Von den in einem Ge-
stell vorhandenen fiinf Wiedergabegeraten rind, vier Stuck
standig im Betrieb, wahrend das funfte als Reservegerat vor-
gesehen ist. Beim Erneuern des Ansagetextes wird jeweils das
and des.fiinften Ge:rates besprochen und die entsprechende
Umsetzergruppe mit einer Unterbrechung, die kleiner ist als
die Abfallzeit des lYherwachungsrelais,. auf dieses Gerat ge-
schaltet.
,Wie bereits 'oben angegeben, ist ein. Ausgang der W.ieder-
gabeverstarker iibei einen Kippschalter des Schaltfeldes gefuhrt,
Arbeitsbereich
1 2 3-
Textiange [mini
Bil i 5. Abhangigkeit der grol3tmOglichen Spieldauer von der Textliinge
p
Aulerdem befinden sich drei Aufnierksamkeitslam
en im
Schaltfeld, deren Aufleuchten folgende'.Bedeutungen haben:~
Die grune Lampe dient als Wiederholung der Storungsanzeige.
Die weile Lampe zeigt an, daB ein Dienst von der Aufnahnie-
einrichtung aus abgehort wird. Wegen der' hereits erwahnten
Sperrschaltung kann am Wiedergabegestell nicht abgehort,
werden.
Die gelbe Lampe zeigt an, daB eiii Band der, Wiedergabeein
richtung gegenwartig besprochen wird und jeder Eingriff am
Gestell zu unterbleiben hat.
Bild fl. 1Viedergabeverstiirker
Loschgenerator'und Stromversorgung
Im Loschgenerator werden die ztnn Bespreciten und zum
Loschen der Bander erforderlichen: hoclifrequenten Magneti-'
sierungsstrome erzeugt. Um ? die notwendige 7LOschstromstarke
von 150 mA mit der Frequenz 60 kHz zu erreichen, wiirden zwei
Rohren vom Typ 6 AG 7 in Gegentakt geschaltet.:Der bei der
Besprechung flie6ende Vormagnetisierungsstrom betragt 4 mA
und hat ebenfalls eine Frequenz von, 60 kHz.
Das Erzeugen der Anoden- und Heizspannung fur die Ver-
starker und den Loschgenerator geschieht im Netzteil, wahrend
die fur die Relais erforderlichen Strome der Amtsbatterie ent-
nommen werden. -
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 4 April 1957
Paketstromanalysen
Die Deutsche Post ist verpllichtet, ihre Einrichtungen so zu gestalten, dap, sic den Verkehrsbediirfnissen der 1Virt-
schaft and der Bevolkerung entsprechen. Ferner hat die Deutsche Post als ein wichtiger Zweig der planmafiig ge-
leiteten Volkswirtschaft die Aufgabe, ihren Betrieb wirtschaftlich zu gestalten. Diese beiden Grundsatze stehen ein-
ander oft gegenuber, and es ist nicht immer leicht, den Weg zu linden, der beiden Forderungen gerecht wird. Dies
gilt im besonderen Malle fur das Postbeforderungswesen, weil die Betriebsmittel (Bahnpostwagen) erhebliche
Anlagewerte darstellen. Der Einsatz der Bahnpostwagen, also die Gestaltung der Bahnpostverbindungen, erfordert
grundliche Untersuchungen, um trotz Abhangigkeit vom Verkehrsbedurfnis, d. h. vom Aufkommen an Briefpost
and vor allem an Paketsendungen, die Wirtschaftlichkeit zu wahren oder zu erhohen. Diesem Zweck dienen die
Paketstromanalysen.
Einleitung
Nach einer ersten Paketstromanalyse in Halle (Saale) wurde
im Oktober 1956 unter der Verantwortlichkeit des Bahnpost-
amtes 32 Leipzig die Paketstromanalyse fur die Paketumschlag-
stelle Leipzig N 18 durchgefiihrt, deren Auswertungsvorarbeiten
im Januar 1957 beendet wurden. Fur die ubrigen groBen Paket-
umschlagstellen, wie BPA 6 Erfurt, Karl-Marx-Stadt C 4,
Dresden A 7, BPA 7 Magdeburg usw. ist die Durchfuhrung der
Paketstromanalysen im Jahre 1957 vorgesehen. Die folgenden
Ausfuhrungen sollen deshalb den damit beschkftigten Kollegen
Anregungen and Hinweise fur die bevorstehende Arbeit geben
and dariiber hinaus bei a.llen Kollegen Verstiindnis fur die not-
wendigen umfangreichen Feststellungen, ihre Zusammenhange
und.Bedeutung wecken.
Es ist nicht mogN_ch, im Rahmen dieses Artikels auf samt-
liche Einzelheiten der Durchfuhrung einzugehen. Vielmehr sollen
Hinweise auf bestimmte Schwerpunkte gegebon werden, die
der Beachtung wert sind. Eingehende Richtlinien sind den
beteiligten BPF and Amtern mit der MPF-Vf. vom 23. 11. 56 -
P Bef - zugegangen (,,Dokumentation fiber die Ausarbeitung
von Paketstromanalysen fur eine einzelne Paketumschlagstelle").
Die Feststellungen selbst
Die exakte Aufstellung einer Paketstromanalyse erfordert,
daB samtliche uber die betreffende Paketumschlagstelle laufen-
den Pakete erfaBt werden. Dies gilt fur die Ortsauflieferung,
den Eingang mit Kraftguterposten (meist aus dem Nahverkehr)
sowie mit allen Bahnposten and Sackwagen.einschlieBlich der
Sackwagen des innerdeutschen Verkehrs. Um einwandfreie Er-
gebnisse zu erhalten, die nicht durch natiirliche Schwankungen
an einzelnen Tagen verftscht werden, mussen die Ermittlungen
mindestens an drei Tagen angestellt werden. Die Ergebnisse
sind bei der Auswertung auf den Tagesdurchschnitt zuruck-
zufiihren. Bei den Ermittlungen ist die groBte Sorgfalt not-
wendig. Es ist ohne betriebliche Storungen nicht moglich, alle
Pakete beim Eingang bei der Paketumschlagstelle zu erfassen.
Sic mussen deshalb weitgehend bereits in den Bahnposten auf-
gezeichnet werden. In vielen Fallen sind hierfiir besondere
Beauftragte (Verwaltungsangestellte, Aufsichtskrafte usw.) ein-
zusetzen, well die Bahnpostbegleiter selbst dazu zeitmaBig nicht
in der Lage sind. Bahnposten, die bereits am Ausgangsort i1ber-
wiegend ausgelastet werden and unterwegs nur noch geringe
Paketladung ubernehmen, konnen bereits beim Beladen am
Ausgangsort behandelt werden; der Arbeitsaufwand ist geringer
als bei Mitfahrt. Auch konnen Sackwagen bei der fertigenden
Dienststelle erfaBt werden, um die Paketumschlagstelle zu ent-
lasten. Allgemein mull beachtet werden, daB our die Pakete
aufgezeichnet werden, die gemaB den Leitilbersichten uber die
betreffende Paketumschlagstelle zu leiten sind, also nicht Pakete
fur Kurs-PAnst. Etwaige Paketkurzi berfti.hrungen am End-
punkt der Bp, die die Paketumschlagstelle nicht beruhren (z. B.
in Leipzig Umschlag auf dem Hauptbahnhof), sind zu erfassen,
weil auch diese Pakete fur die Abbeforderung (Festsetzung der
benotigten Kapazitaten) berileksichtigt werden mussen. Wird
die Bp erst bei der Paketumschlagstelle erfaBt, mussen die
Kurzuberfuhrungen wahrend des Feststellungszeitraums auf-
gehoben werden.
Durchlaufende Verbindungen (z. B. Eisenach-Leipzig-Berlin)
sind an sich fur die Paketumschlagstelle selbst nicht von Be-
deutung, weil these Pakete nicht von ihr bearbeitet werden.
Fur die Gesamtbeurteilung des Aufkommens von einer Rich-
tung bzw. nach einer Richtung ist jedoch auch die Erfassung
dieser Pakete wichtig, so daB die durchlaufenden Verbindungen
zumindest dann nachrichtlich bei der betreffenden Strecke auf-
zufuhren sind, wenn sic bewult zum Vermeiden des Umschlags
aufgebaut wurden. Zum Beispiel konnen die Bp 1 Eisenach-Ber-
lin unberucksichtigt bleiben, weil these Verbindungen immer in
dieser Weise bestehen bleiben werden and die Paketumschlag-
stelle Leipzig N 18 nicht beruhren. Dagegen waren die erst vor
einiger Zeit eingerichteten durchlaufenden Packerei-Verbindun-
gen Karl-Marx-Stadt-Leipzig-Berlin, Zwickau-Leipzig-Magde-
burg and Berlin-Leipzig-Zwickau nachrichtlich zu erfassen,
weil sic nicht fur alle Zukunft in dieser Form bestehen bleiben
mussen, and die Zahl der mit diesen Verbindungen beforderten
Pakete zur Analysicrung des Aufkommens and der Verkehrs-
strome unhedingt henotigt wird.
Es ist klar, daB die Paketumschlagstelle and das BPA am
Ort der Paketumschlagstelle die umfangreichen Feststellungen
an drei Tagen nicht allein mit dem eigenen Personal durch-
fiihren konnen. Sic mussen die Hilfe der tibrigen BPA, Um-
schlagstellen an den Ausgangspunkten der Bahnposten and
anderer geeigneter HPA in Anspruch nehmen.
Fur jedes Paket ist ein Zettel auszufertigen, der auger Datum
and Verbindung (Bp, Sw usw.) den Aufgabe- and den Bestim-
mungsort enthalten mug. Bei Landorten braucht nur das Leit-
postamt angegeben zu werden, dagegen rind die zusktzlichen
Bezeichnungen zu vermerken (abgekurzt). Deutliche Schrift ist
fur die weitere Arbeit sehr wichtig. Bei Aufzeichnungen im
fahrenden Zug hat as sich als zweckmkBig erwiesen, die Pakete
listenmiBig zu notieren and spater auf einzelne Zettel zu iiber-
tragen, auch wenn dies fur den Beauftragten eine gewisse
Mehrbelastung bedeutet. Dafiir werden Schwierigkeiten beim
Sortieren der Zettel vermieden. Eine gute organisatorische Vor-
bereitung schafft die Grundla.ge fur reale Ergebnisse and einen
reibungslosen Ablauf der Auswertung; ein leichtfertiges Han-
deln oder Unterlassen filhrt zu falsehen SchluBfolgerungen
(z. B. Nichterfassen von Sw, Aufzeichnen nur eines Teils der
Pakete usw.). Es mug z. B. auch daran gedacht werden, daB
genugend Zettel (bereits einmal verwendete Vorbindezettel u.a.)
fur die Aufzeichnungen bereitgestellt werden; fur eine groBe
Paketumschlagstelle werden weit uber 100000 Zettel fur drei
Tage benotigt. Wenn dies nicht beachtet wird, gewinnen auch
solche geringfilgigen Dinge plotzlich sehr an Bedeutung. Grund-
voraussetzung ist der planmaBige Einsatz and die Anleitung
tiller mit den Feststellungen beauftragten Mitarbeiter, vor allem
der Gruppen (in drei Schichten), bei der Paketumschlagstelle
selbst.
Herstellen der Unterlagen (Auswertungsvorarbeiten)
a) Festlegen der Ausscheidungen
Die Auswertungsvorarbeiten beginnen mit dem Sortieren der
Vorbindezettel usw. bei einer GroBbriefabfertigung, im Falle
Leipzig bei der Briefabfertigung des BPA 32.
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Heft 4 April 1957
Von grof3ter Bedeutung ist das Festlegen der Gesichtspunkte,
nach denen zu sortioren ist. Diese Gesichtspunkte sind von
einer Kommission zu erarbeiten, der Vertreter der, Paket-
umschlagstelle, des BPA, der Bereichskursstelle and der zu-
standigen Verkehrsleitung angehoren. Mit der richtigen Fest-
legung des Verteilschemas steht and fallt Aussagefahigkeit and
weitere Verwendungsmoglichkeit der unter groBem Personalauf-
wand durchgefuhrten Aufzeichnungen der Pakete.
Zuni chst ergibt sich zwangslaufig eine grobe Unterteilung
nach den von der Paketumschlagstelle ausgehenden Strecken.
Bei der Paketstromanalyse fur die Paketumschlagstelle Leipzig
N IS ist dies folgende Streckeneinteilung (Bild) :
Leipzig-Riesa-Dresden
Leipzig-Dobeln-Dresden
Leipzig-Rochlitz-Glauchau
Leipzig-Bad Lausick-Karl-Marx-Stadt
Leipzig-Borna- Geitha,in
Leipzig-Zwickau/Plauen
Leipzig- Gera-Saalfeld
Leipzig-Erfurt-Eisenach mit Na-umburg- Saalfeld
Leipzig Kothen-Magdeburg (-Stralsund)
Leipzig-Zerbst-Magdeburg
Leipzig-Berlin
Leipzig-Cottbus
Ferner sind noch herauszutrennen:
Leipzig Ort and Vororte, Nahorte (Kgp!),
innerdeutscher Verkehr uber Bebra, Magdeburg-Braunschweig-
Hannover,
innerdeutscher Verkehr uber Schwanheide-Hamburg,
innerdeutscher Verkehr fiber Hof/Probstzella,
Ausland (insgesamt).
Die letzten Ausscheidungen genugen den Anforderungen, die
das Postbeforderungswesen an die Paketstromanalyse stellt.
Dagegen ist die Aufteilung nach den zuerst genaunten zwolf
von Leipzig ausstrahlenden Strecken fur die weitere Auswertung
unzureichend. Die erarbeiteten Unterlagen konnten bei dieser
Aufteilung nur dazu verwendet werden, die Gesamtbelastung
der einzelnen Strecken and der darauf bestehenden Verbin-
dungen (Bahnposten, Sackwagen) zu untersuchen. Damit ware
aber nur ein Teilergebnis erzielt, and der Aufwand wilrde kaum
gerechtfertigt sein.:Die einmal durchgefuhrten Feststellungen
sollen in weit hoherem MaBe auswertbar sein. Zunachst ist es
wichtig, das Paketaufkommen nach Orten zu ermitteln, bei
denen erfahrungsgemaB standig Schwierigkeiten im Ladungs-
austausch bestehen; dabei wird es sich uberwiegend um groBere
Orte im Nahbereich handeln. Bei der Paketumschlagstelle
Leipzig N 18 betrifft dies Orte wie Torgau, Oschatz, Altenburg,
Zeitz, WeiBenfels, Naumburg u. a. Nach dem Ergebnis der
JGterbog
eipz'g '~ .
Gera % Geith. RochlitIOresden
~Werdau/ar~chau
Karl-Marx-Stadt
Saa/feld Zwickau
Plauen
Falkenberg~____O
Paketstromanalyse kann entscheidend beurteilt werden, inwie-
weit verbesserte Paketbeforderungsmoglichkeiten nach solchen
Orten durch Sackwagen notwendig and lohnend sind. Weiterhin
mull das Paketaufkommen fur die Strecken weitgehend auf-
gegliedert werden, auf denen der Einsatz von Rollbehaltern
and Gabelstaplern vorgesehen ist, z. B. auf den Strecken
Leipzig-Riesa-Dresden and Leipzig-.Plauen. Ferner gilt es auf-
zugliedern, wie stark das Paketaufkommen fur weiter entfernte
Streckenteile and Leitgebiete ist, um exakte Unterlagen fur
die wirtschaftliche Einrichtung durchlaufender Ptickereiverbin-
dungen zu schaffen. Mit durchlaufenden Verbindungen wird
durch Wegfall des Umschlags auBer einer pfleglicheren Behand-
lung der Pakete u. U. auch eine erhebliche Laufzeitverkurzung
erzielt, wenn giinstige Anschlusse geschaffen werden konnen.
Deshalb ist es z. B. notwendig, das Paketaufkommen fur die
Strecken Erfurt-Meiningen, Dresden-Gorlitz, Halle-Arens-
hausen, Magdeburg-Schwerin, Schwerin-Rostock usw. bei der
Paketstromanalyse fur die Paketumschlagstelle Leipzig N 18
zu untersuchen. Fur Orte im Nahverkehrsbereich liefern die
Aufzeichnungen ferner bei entsprechender Heraustrennung
Material fur die Verkraftung, wenn die Haltezeiten der Zi ge
nicht mehr ausreichen oder aus anderen Grunden eine Ver-
kraftung zweckmaBig erscheint. j
Diese Begriindungen and Beispiele mogen genugen, um die
Notwendigkeit. einer moglichst feinen Aufteilung zu beweisen.
Ferner ist noch die Kursplatzeinteilung der Paketumschlagstelle
zu berileksichtigen. Das soli nicht heiBen, daB alle bei der
Paketumschlagstelle vorhandenen Kursplatze automatisch fiir
die Paketstromanalyse ubernommenwerden konnen odor milssen.
Vielmehr wird die Paketstromanalyse der Paketumschlagstelle
Material liefern, um ihre Kursplatze zu i1berpri fen and dem
Aufkommen entsprechend - wenn notwendig - zu iindern.
Jedoch muB bei der Unterteilung fur die Paketstromanalyse im
allgemeinen beriicksichtigt werden, ob die Ausscheidungen even-
tuell such bei der Paketumschlagstelle kursplatzmal3ig zu vpr-
wirklichen sind, weil sie sonst keinen Wert besitzen. Selbst-
verstandlich gibt es auch hierin Ausnahmen. Im Hinblick auf
die Bedeutung der Verkehrsstromanalyse fur die Paketumschlag-
stelle Leipzig N 18 als die erste ihrer Art in erweiterter Aus-
wertungsform wurde die Kommission, die die Gesichtspunkte
fur die Sortierung (Ausscheidungen) festlegte, von der Abteilung
Postbeforderung der Hauptverwaltung Post- and Zeitungswesen
angeleitet, weil die in Leipzig gesammelten Erfahrungen fur
die noch im Jahre 1957 durchzufi hrenden Paketstromanalysen
bei den iibrigen wichtigen Paketumschlagstellen angewendet
werden sollen.
Unter Berilcksichtigung der geschilderten Oberlegungen and
Grundsatze hat man insgesamt 75 Ausscheidungen festgelegt.
Damit wurde - soweit bisher zu nbersehen ist - alien Umstiinden
entsprochen and eine Unterlage geschaffen, die sowohl der Paket-
umschlagstelle and dem BPA als auch anderen Dienststellen
(z. B. auch den Verkehrsleitungen) wertvolle Hinweise fur ihre
Arbeit and Entscheidungen zu geben vermag.
Da es aus Platzgri nden nicht moglich ist, alle 75 Ausschei-
dungen aufzufiihren, soil hier an Hand der Strecken Leipzig-
Plauen, Leipzig-Eisenach, Leipzig-Kothen-Magdeburg (-Stral-
sund) and Leipzig-Cottbus demonstriert werden, wie die Auf-
teilung festgelegt wurde:
Leipzig-Zwickau/Plauen
Altenburg mit Durchgang
G6l3nitz mit Durchgang
Crimmitschau
Werdau
Werdau-Plauen
Plauen Ort and Landorte
Plauen Abgange
Zwickau Ort and Landorte
Zwickau Abgange
Greiz mit Durchgang
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Leipzig-Eisenach
Weil3enfels mit Durchgang
Naumburg mit Durchgang
Naumburg-Saalfeld (ausschl.)
Apolda and Weimar
Erfurt Ort and Landorte
Erfurt-Meiningen
ubrige Erfurter Abgange
Gotha mit Durchgang
Eisenach mit Durchgang
Leipzig-Kothen-Magdeburg (-Stralsund)
Halle Ort end Landorte
Merseburg mit Durchgang
Halle-Arenshausen
Halle-Halberstadt
Halle-Magdeburg (ausschl.)
mit Kothen-Bernburg-Gusten
Magdeburg Ort, Vororte and Landorte
-Magdeburg AbgAnge
Stendal and Abgange
Wittenberge-Schwerin-Rostock (ausschl.)
.Rostock mit Durchgang
Stralsund mit Durchgang (aucll Riigen)
Leipzig-Cottbus
Eilenburg mit Durchgang
Torgau mit Durchgang
Falkenberg and Abgange
Falkenberg-Horka
Falkenberg-Cottbus (ausschl.)
Cottbus and Abgiinge
Frankfurt (Oder) and Abgange
Zunachst sei darauf hingewiesen, da13 es auch beim Sortieren
der Zettel auf aul3erste Genauigkeit ankommt. Ferner ist es
erforderlich, fur oinen grof3en Toil der Ausscheidungen das
Leitgebiet festzulegen, so daB also bei sehr feiner Aufteilung
wie in Leipzig eine besondere Leitiiberaicht aufzustellen ist.
Fur den Personalansatz ist zu beachten, das die Sortier-
leistung wegen der ungewohnlichen, zum Toil komplizierten
Leitverhaltnisse and zeitraubenden Nebenarbeiten (Zahlen der
Zettel fur jede einzelne Ausscheidung) wesentlich geringer ist
als bei der normalen Vor- odor Feinverteiiung von Briefsen-
dungen. Beim BPA 32 ergab rich bedingt durch die auBer-
ordentlich hohe Zalll der Ausscheidungen - je Arbeitsstunde
der Sortierer einschlieBlich der Nebenarbeiten (Zahlen usw.)
ein Durchschnitt von rd. 370 Sendungen. Bei weniger Aus-
scheidungen and damit einfacheren Leitverhaltnissen ist natur-
lich eine hohere Leistung moglich. Die Zahl kann deshalb nur
bei anniihernd gleichen Bedingungen Obernommen werden, sic
bietet jedoch fur alle Mille einen Anhaltspunkt fur die voraus-
sichtlich aufzuwendende Arbeitszeit.
Es ist streng darauf zu achten, das jede Verbindung (Bahn-
post, Sackwagen) getrennt sortiert and gezahlt wird.
c) Fertigen der Strecken- and Gesamtzdhlbogen
Die Zahlergebnisse sind in Streckenzahlbogen einzutragcn,
die Zusammenstellung geschieht im Gesamtzahlbogen. Es ist
zweckmallig, bereits in den Streckenzahlbogen die Tagessummen
zu bilden (Durchschnitt der drei Feststellungstage). Die Strecken
zahlbogen enthalten alle Verbindungen aus der betreffenden
Richtung einschlieBlich der Sackwagen, wobei das Paketauf-
kommen auf samtliche Ausscheidungen (in Leipzig 75) auf-
zuschlusseln ist. Es ergibt sich somit folgende Einteilung:
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 4 April 1957
Streckenzahlbogen Zwickau/Plauen-Leipzig
(Auszug)
Bestimmungsrichtung
Verbindung
g
Berlin Ort,
Berlin-
Neubran-
Berlin-
Pasewalk
Summe
Berlin
Vororte,
denburg-
Stralsund
ausschl.
Nahverkehr
Stralsund
ausschl.
ausschl.
Ila
lib
lid
lle
4259
8
40
7
17
406
42191
-
13
1
4
83
4219 11
50
250
23
94
988
E 273
14
42
22
11
295
4201
15
41
6
11
270
D 185
4
30
7
12
809
4237
10
28
4
8
425
42151
7
20
2
5
260
421511
10
115
20
24
717
Summe
118
579
92
186
4253
nachr.:
4221 (durclilfd.
Zwickau-Leipzig-Magdeburg)
Fur jede Herkunftsrichtung ist ein Streckenzahlbogen anzulegen.
In Leipzig waren 13 Richtungen zu unterscheiden. Dazu kamen
noch die innerdeutschen Verbindungen (einschl. Sackwagen)
fiber Bebra, Hannover/Braunschweig, Hof/Probstzella sowie die
Ortsauflieferung (einschl. Eingang mit den Kraftgiiterposten).
Bei einer groBen Zahl von Ausscheidungen empfiehlt es sick,
abweichend von den Richtlinien der MPF-Vf. vom 23. 11. 1956,
fiir die Ausscheidungen die senkrechten Spalten vorzusehen;
bei Anordnung in der Waagerechten wurden die Ubersichten
unhandlich werden.
Aus dem abgeschlossenen Streckenzahlbogen ist zu ersehen
a) das Paketaufkommen jeder Verbindung fur die einzelnen
Ausscheidungen,
b) das Paketaufkommen der gesamten Strecke fur die einzel-
nen Ausscheidungen,
c) die Gesamtzahl der mit jeder Verbindung caber den be-
treffenden Ort (hier also Leipzig) laufenden Pakete,
d) die Gesamtzahl der aus der betreffenden Richtung Ober
don Ort der Paketstromanalyse (Leipzig) laufenden Pakete.
Auf Grund der Streckenzahlbogen ist in derselben Weise der
Gesamtzahlbogen zu fertigen. In Leipzig waren somit die
Summon von 17 Herkunftsrichtungen (einschlieBlich innerdeut-
scher Verkehr and Ortsauflieferung) zusammenzustellen. Das
Schema ist dasselbe wie bei den Streckenzahlbogen, nkmlich
in den senkrechten Spalten die einzelnen Ausscheidungen, in
der Waagerechten untereinander statt der einzelnen Verbin-
dungon die Herkunftsrichtungen.
Gesamtziihlbogen
(Auszug)
Bestim
mungsr
ichtung
r
c
a
Ilerkunftsrichtuug
p
^
a~ .
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w
q a
NA
A
aA
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AiN
7Ad
la
lb
le
lr}
le
if
lg
Karl-Marx-Stadt
-Leipzig .......
20
35
4
2
1
2
4
Halberstadt/
Arenshausen-
Halle-Leipzig ...
12
10
18
147
66
42
104
Stralsund-
Magdeburg-
Halle-Lelpzig ...
17
15
24
310
126
48
177
Stralsund-
Magdeburg-
Zerbst-Leipzig ..
12
10
21
276
53
46
98
Berlin-Leipzig ..
34
32
17
12
5
1
5
Ortsauflleferung .
83
112
68
477
233
113
321
Summe ........
308
360
325
2096
900
447
1354
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 4 April 1957
Durch die Zusammenstellung erhalten wir
a) nach Aufrechnung der senkrechten Spalten die Gesamtzahl
der fur jede Ausscheidung bei der Paketumschlagstelle auf-
kommenden Pakete,
b) nach Aufrechnung der Summen-Spalte (Gesamteingang der
jeweiligen Richtung) die Gesamtzahl der bei der Paket-
umschlagstelle zu bearbeitendenPakete (einschliefllich Pakete
aus der Ortsauflieferung).
l.ndem wir die Zahlen zusammengehoriger Ausscheidungen zu-
sammenfassen (z. B. im Muster la-1g), gewinnen wir den
gesamten Abgang nach einer bestimmten Richtung (inn Muster
fur Leipzig-Riesa-Dresden).
Mit der Fertigstellung des Gesamtzalilbogens sind zunachst
die Vorarbeiten zur Auswertung der Paketstromanalyse beendet.
Es darf nicht unerwahnt bleiben, daB auch das Herstellen der
Strecken- and Gesamtzahlbogen einen grol3en Arbeitsaufwand
bedeutet, zumal alle Bogen mindestens fi nffach benotigt werden.
Je ein Exemplar ist fur die Paketumschlagstelle, das BPA, die
Bereichskursstelle (13PF), die Verkehrs]eitung and das MPF,
Abt. Postbeforderung, bestimmt. Die fur die Zusammenstellun-
gen aufzuwendende Arbeitszeit richtet sich wieder sehr stark
nach der Zahl der Ausscheidungen. Der Zeitraum, in dem die
Arbeiten abgeschlossen werden konnen, hangt natiirlich in erster
Linie von der Zahl der dazu herangezogenen Krafte ab (Sortierer,
Verwaltungskrafte). Bei der Paketstromanalyse in Leipzig waren
beim BPA 32 fur alle Arbeiten von der organisatorischen Vor-
bereitung, Festlegung der Ausscheidungen fiber das Sortieren
his zum Fertigstellen der Zahlbogen in funffacher Ausfertigung
knapp drei Wochen erforderlich, wobei standig mehrere Krafte
mit den Arbeiten beschaftigt waren. Das Sortieren der Zettel
dauerte zehn Tage.
Verwerten der Unterlagen (Ausblick)
Mit den Strecken- and Gesamtzahlbogen haben die BPA,
Paketumschlagstellen and sonstigen Dienststellen des Post-
beforderungswesens (Bereichskursstellen, Verkehrsleitungen,
Hauptverwaltung Post- and Zeitungswesen, Abt. Postbeforde-
rung) Unterlagen zur Verffigung, die fur zahlreiche betriebliche
Fragen herangezogen werden konnen and maflgeblich helfen,
die Beforderungsmittel wirtschaftlich einzusetzen. Damit ist der
verhaltnismaBig grolle Arbeitsaufwand, den die Paketstrom-
analyse erfordert, gerecntfertigt. Ihr enormer Vorteil besteht
darin, daB nicht mehr uberwiegend von Schatzungen and Uber-
legungen ausgegangen werden mull, die rich nicht immer in
der praktischen Auswirkung bestatigt haben, sondern daB exak-
tes Zahlenmaterial zugrunde liegt: Die SchluBfolgerungen, die
man aus ihm ziehen kann, werden noch weittragender sein,
wenn hei alien wichtigen Paketumschlagstellen die Paketstrom-
analysen durchgefi hrt worden sind. Dann sind die letzten
Li cken geschlossen, die die Paketstromanalyse fur eine einzelne
Paketumschlagstelle noch aufzuweisen hat. Schon bei einer
verhaltnismaf3ig oberfliichlichen Untersuchung der Ergebnisse
der Paketstromanalyse fur die Paketumschlagstelle Leipzig N 18,
die durch die Abt. Postbeforderung des MPF geleitet wurde, ist
dies klar erkennbar geworden. Bei dem auszugsweise wieder-
gegebenen Streckenzahlbogen aus Richtung Zwickau/Plauen-
Leipzig wird das Bild fiber die Belastung der Strecke z. B. erst
dann vollstandig, wenn aus der Paketstromanalyse - beispiels-
weise aus der der Paketumschlagstelle Zwickau - ermittelt wird,
wie stark das Paketaufkommen aus dem Zwickauer Raum fur
die Kurs-PAnst ist. Diese Pakete erscheinen nicht in der Leip-
ziger Verkehrsstromanalyse, weil sic nicht' uber Leipzig laufen
and daher nicht aufzuzeichnen waren. Auf die Ermittlung der
Pakete von Kurs-PAnst nach Kurs-PAnst, die also weder am
Ausgangs- noch am Endpunkt erfalt werden, kann verzichtet
werden. Diese Pakete sind im ganzen gesehen fur die Belastung
der Beforderungsmittel (Bahnposten) unbedeutend.
Die Paketstromanalyse weist such eindeutig nach, ob die
Anordnungen fur die Leitung der Pakete eingehalten werden
(z. B. aus Erfurt die Ableitung von Zwickau, Karl-Marx-Stadt
and Dresden mit Abgangen fiber Erfurt-Gera-Zwickau/Karl-
Marx- Stadt-Dresden).
Inl Streckenzahlbogen Eisenach-Leipzig durfen Pakete fur
Zwickau, Karl-Marx-Stadt and Dresden mit Abgangen nur in
geringer Anzahl erscheinen, namlich dringende Pakete and Eil-
pakete sowie Pakete von den Kurs-PAnst zwischen Erfurt and
Leipzig. Auch die ordnungsgemiil3e Ausnutzung der durch-
laufenden Verbindungen kann durch die Paketstromanalyse
einwandfrei iiberwacht werden. Die Hauptmasse der Pakete
fur die betreffende Richtung mull dann in der durchlaufenden
Verbindung festzustellen sein and darf nicht mit den ubrigen
Bahnposten usw. abflielen.
Beim Uberpriifen der Ausnutzung der auf den einzelnen
Strecken eingesetzten Kapazitaten im Verhaltnis zum Gesamt-
aufkommen fur these Richtung mull natiirlich beriic]csichtigt
werden, inwieweit die Balinposten bereits durch Briefpost and
Zeitungsbeforderung ausgelastet sind, damit also fur die Paket-
beforderung nur beschrankt in Frage kommen. Richtig an-
gewandt, werden die Frgebnisse der Paketstromanalysen wich-
tige Hilfsmittel zur Erhohung der Wirtschaftlichkeit im Post-
beforderungswesen. Sie werden kunftig bei Kursbesprechungen
and anderen Konferenzen zur Regelung von Fragen der Post-
beforderung unentbehrlich sein. Einer spateren Veroffentlichung
- unter Umstanden durch die Hauptverwaltung Post- and
Zeitungswesen - wird es vorbehalten bleiben, zu erlautern, wie
die Unterlagen ausgewertet, welche SchluBfolgerungen daraus
gezogen wurden, and wie die Paketstromanalysen zur Erhohung
der Wirtschaftlichkeit inl Postbefordercmgswesen beigetragen
haben.
Wenn Sie these Zeilen lesen, ist die Leipziger Nruhjahrsmesse
1957 bereits beendet. Iin Augenblick aber pulsiert noch ein rie-
siger Verkehr durch die StraBen, Messehauser and Ausstellungs-
hallen. Hunderttausende von Besuchern aus alley Welt, Regie-
rungsdelegationen and Kaufleute, Menschen mit brauner, gelber
and weiler Hautfarbe treffen rich in Leipzig zum friedlichen
Handel. Eine grote Zahl von technischen Neuerungen, darunter
auch solche, die fur das Post- and Fernmeldewesen von Bedeu-
tung sind, fiillt die ausgedehnten Ausstellungsfliichen. Mehrere
Kollegen der Deutschen Post sind fur Sie, unsere Leser, unter-
wegs, um sich all die Dinge anzuschauen, uber die sic dann im
nachsten Heft unserer Zeitschrift berichten werden.
Die Deutsche Post selbst ist wiederum durch zahlreiche Messe-
postiimter, Telexstellen and Zeitungsverkaufsstande fur jeden
sichtbar am Messegeschehen beteiligt. Fiir die Offentlichkeit
]eider unbemerkt, wirken Hunderte von Kolleginnen and Kol-
legen ini Fernamt, in der Telegraphendienststelle, in den Ver-
mittlungsstellen, in den Entst6rungsstellen, im Bahnpostamt,
in Zeitungsstellen and Postbetriebsraumen, um den Post- and
Fernmeldeverkehr reibungslos abzuwickeln. Der Rundfunk and
der Deutsche Fernsehfunk berichten in aktuellen Sendungen
vom Ablauf der Messe, melden Geschiiftsabschlusse and zeigen
im Bildschirm Einzelheiten.
Am Stand der Deutschen Post im Stadtischen Kaufhaus wind
vor allem das Gebiet Funkentstorung demonstriert. Zu einem
sehr instruktiven Lichttableau and praktisch vorgefuhrten Sto-
rungen des Fernsehempfangs hat die Film- and Bildstelle des
IPF einen kurzen Lehr- and Werbefilm gedreht, der mehr-
mals taglich dem Publikum vorgefuhrt wird.
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Berufskrankheiten
WIP
~COKSKtti2N2K
Lon
030tNIO&SAr t
Vor einer Besprechung der Berufskrankheiten, die im Arbeits-
bereich Post- and Fernmeldewesen auftreten konnen, erscheint es
zweckmaf3ig, die allgemein interessierenden Grundsatze der Sozial-
versicherung and der Gesundheitsverwaltung, die zur Erfassung
and Anerkennung der Berufskrankheiten aufgestellt sind, ausein-
anderzusetzen. Aus Unkenntnis der Sachlage heraus entsteht so
manches Versaumnis oder Beschwerdeverfahren, das fiir den Er-
krankten and seine Angehorigen unnotige Verargerung and Au f -
regung mit Bich bringt. Nach diesem (Yberblick, der fir alle Be-
rufskrankheiten wichtig ist, sell spacer au/ die einzelnen Berufs-
krankheiten eingegangen werden.
Der Begrif f ?Berufskrankheit" erscheint nits heute mit all seinen
Konsequenzen selbstverstandlich and altbekannt. Eine kurze Riick-
schau mag daran erinnern, dap es noch gar nicht so lange Beru f s-
krankheiten im Sinne unserer Sozialversicherungsbestimmungen
gibt.
Im Laufe des vorigen Jahrhunderts setzte sich die gewerbliche
Verweridung der Dampfmaschine immer starker durch. Die Ge-
fahrdung der Arbeiter nahm standig zu and tiihrte zu Forderungen
der Deutschen Arbeitervereine nach Anderung des Schadenersatz-
und Haftpflicht-Rechts. Nach dem neuen Reichshaftpflicht-Gesetz
von 1871 war die Sorge fiir den insbesondere von Unfallfolgen in
seiner Gesundheit bedrohten Arbeiter noch nicht genugend behoben.
Damals erhob der Reichstagsabgeordnete Bebel seine Forderungen
nach einer Reichsun f allversicherungsanstalt auf Kosten der Unter-
nehmer and nach einer Invaliditats- and Altersversicherung. 1884
wurde das Gesetz fiber die Versicherung der Arbeiter gegen Betriebs-
unfalle angenommen. Von Jahrzehnt. zu Jahrzehnt wurde dieses
wichtige Gesetz ausgedehnt and brachte der Arbeiterschaft endlich
eine gewisse Sicherung bei Unfallen, zumal seit 1925 auch die
sogenannten Wegeunfalle in die Unfallversicherung mit einbezogen
sind.
Unter ,UnIall" wird cin korperlich oder geistig schadigendes,
plotzlich oder zeitlich eng auf eine Arbeitsschicht begrenztes Er-
eignis verstanden.
Nach dieserFormulierung konnten die Berufskrankheiten nicht
entschadigt werden. Unter Berufskrankheiten verstehen wir Er-
krankungen infolge beliebig lange Zeit andauernder, die Gesundheit
schadigender beruflicher Tatigkeiten. Es waren also die nicht plotz-
lich Erkrankten in ihrer Versorgung stark benachteiligt. Erst vor
gut 30 Jahren, namlich am 12. 5. 1925, trat hier ein Wandel ein,
als die 1. Verordnung fiber die Ausdehnung der Unfallversicherung
auf Berufskrankheiten veroffentlicht wurde. Es folgten mehrere
Erweiterungen dieser Verordnung, and jetzt stehen 40 Nummern
statt der 11 vom Jahre 1925 in der ,Liste der Berufskrankheiten",
die in der Sozialversicherung den Betriebsun/allen gleichgestellt
sind (Verordnung vom 27. 4. 1950, Gesetzblatt 111950, S. 389).
Nur die in der ,Li8te." enthaltenen 40 Krankheiten
oder Krankheitsgruppen sind melde- and entscha-
digungspflichtige Berufskrankheiten. Das ist bereits ein
wichtiger Leitsatz, den jeder Sozialversicherte kennen sollte, der
u. U. gesundheitsgefahrdende Arbeiten ausfiihrt.
Entsprechend den Vorschriften caber die Arbeit der Arbeits-
sanitatsinspektionen bei den Raten der Bezirke sind die Meldungen
von Berufskrankheiten oder des Verdachts auf Berufskrankheiten
an these Dienststelle zu richten. Meldepflichtig ist sowohl der Arzt,
der eine Berufskrankheit oder Krankheitserscheinungen feststellt,
die den begrendeten Verdacht einer Berufskrankheit rechtfertigen,
als auch die Betriebsleitung.
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 4 April 1957
Die Arbeitssanitatsinspektion prii f t die Meldung and entscheidet,
ob eine Berufskrankheit vorliegt. Diese Verfahrensregelung be-
deutet einen grof3en Fortschritt insofern, als die entscheidende Pril-
fung des Sachverhalts, ob namlich eine Berufskrankheit vorliegt
oder nicht, einer arztlichen Instanz zur Pflicht gemacht ist.
Bei Unklarheiten werden Untersuchungen im Betrieb veranlaf3t,
and der Erkrankte wird einem.facharztlichen Sachverstandigen zur
Begutachtung zugefuhri.
Erst nach Abschluf3 der arztlichen Untersuchungen kann die
Sozialversicherung die zustehenden Leistungen gewahren. Das be-
deutet fur den Erkrankten, daf3 er im eigenen Interesse alle
erforderlichen Auskiinfte and Hinweise geben and zur
korperlichen Untersuchung bereit sein soil. Das ist ein
weiterer wichtiger Leitsatz!
Eine infolge falscher Aussage zustande gekommene Beurteilung
muf3 selbstverstandlich aufgehoben werden and fuhrt wenigstens
zur sofortigen Einstellung einer bis dahin gewahrten Rente wegen
Bern f slcrankheit.
Seit 1925 werden namlich in gleicher Weise wie /fir Unfalle and
deren Folgen auch bei anerkannten Berufskrankheiten and deren
Folgen Voll- oder Teilrenten gewahrt, wenn der Korperschaden
nach arztlichem Urteil wenigstens 20% betragt. Die Rente wird
unabhangig vom sonstigen Arbeitseinkommen gezahlt. Beschweiden
gegen die Beurteilung des Leidens oder die Rentenfestsetzung sind
nach den allgemeingultigen Bestimmungen der Verfahrensordnung
fur die Sozialversicherung bei der zustandigen Beschwerdeinstanz
fristgemafi einzureichen. Das ist auf jedem Bescheid der Sozial-
versicherung in dem Abschnitt Rechtsmittelbelehrung angegeben.
Diesen Enlwicklungsuberblick soil man sich in unserer schnell-
lebigen Zeit immer wieder vor Augen fuhren, um den Kampf um
das Zustandekommen unserer heute als ?selbstverstandlich" an-
gesehenen Maf3nahmen zur Sicherung des Berufstatigen gegenuber
alien Wechselfallen seiner beruflichen Tatigkeit wilydigen zui kon-
nen. Die Leistungen der Sozialversicherung haben sich mit der zu-
nehmen'den Technisierung der Arbeitsprozesse and der erhohten
Leistung des einzelnen zu einem umfangreichen System der so-
zialen Sicherung entwickelt.
Im Rahmen dieser kurzen Obersicht kann nicht auf alle Einzel-
heiten der volkswirtschaftlichen Auswirkungen von Krankheiten
and versicherungstechnischen Zusammenhange eingegangen wer-
den. Immerhin durfte interessieren, wie viele Unfalle and Berufs-
krankheiten i berhaupt im Gebiet unserer Republik jahrlieh ge-
meldet werden. Hierliber linden wir genaue Zahlen im statistischen
Jahrbuch der Deutschen Demokratischen Republik, das bis zum
Jahre 1955 auf allen Gebieten der Wirtschaft umfassende Stati-
stiken bringt.
1952
1953
1954
1955
1952
1953
1954
1955
samtl. Arbeits-
unfi le
insgesamt I
mannliche weibliche
576943
569137
448 592
120545
541761
536444
411721
124723
597843
592131
453417
138 714
595023
589352
449 671
139681
samtl. Berufs-
erkrankungen
insgesamt
mannliche I
weibliche
6050
6 008
4 414
1594
5 286
5250
3176
2074
8158
8141
4 256
3885
10215
10210
4670
5 540
Diese Zahlen geben doch sehr zu denken! Bei den Berufskrank-
heiten ist darauf hinzuweisen, dap die Zunahme in den letzten
Jahren auf vorilbergehend starkes Ansteigen von Sehnenscheiden-
entza ndungen zuruckzu f uhren ist. Wit sehen aus der Au f gliederung,
daf3 die Zunahrrme in erster Linie durch die weiblichen Beschaftigten
verursacht ist.
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 4 April 1957
Mit dem Fortschritt der wissenschaftlichen Erkenntnis werden
auch die Moglichkeiten zur Erkennung and insbesondere zur Ver-
hiitung von Beru fskrankheiten immer welter entwickelt. Der einzelne
Beschaftigte wird deshalb auch regelmdflig fiber das Einhalten der
Jrbeitsschutzanordnungen belehrt. In diesen Anordnungen werden
die Ge/ahren bei den einzelnen beruflichen Tdtigkeiten beschrieben
and die MaBnahmen dargelegt, die jeder zur Verhiltung von Un-
fallen and Berufskrankheiten beachten mu f3.
Dr. Kollmorgen, Berlin
b~GUNGSBERICNT FA K cc
c
Erste iikonomischeKonferenz des Projektierungs-
biiros der Deutschen Post
Vom 10. his 11. Januar 1957 fand in der Fachschule fur Post-
und Fernmeldewesen ?Rosa Luxemburg" in Leipzig die erste
okonomische Konferenz des Projektierungsbiiros der Deutschen
Post statt. Auller einer grol3en Anzahl Delegierter des Projek-
tiorungsbiiros waren als Gaste Vertreter des MPF, einiger BPF
and des Zentralkomitees der SED anwesend. Die Ersehienenen
wurden durch einen Vertreter der Betriebsparteiorganisation
der SED begri fit.
Der Betriebsleiter, Herr Boden, gab eine kurze Einfuhrung
zur Konferenz. Er schilderte u. a. die Grundung des Projek-
tierungsburos, das 1951 seine Arbeit mit 15 Arbeitskraften be-
gann, wahrend heute mehrere hundert Arbeitskrafte beschaftigt
rind. Seine Ausfuhrungen gipfelten darin, dali okonomische Kon-
ferenzen dem Aufbau des Sozialismus dienen and hier MaB-
nahmen festgelegt werden mussen, um die Arbeitsproduktivitat
zu steigern and die Arbeitsorganisation zu verbessern.
Anschliel3end gab der Sekretar der Betriebsparteiorganisation
einen zusammenfassenden Bericht der Fachkommissionen.
Dieser Bericht zeigte die Erfolge, die im Projektierungsbiiro
erreiclit wurden; er deckte aber auch Mangel auf. So beklagte
sich die Abteilung Hochbau mit Recht uber ungenugende An-
leitung. Es wurde vorgeschlagen, das Projektierungsburo beim
Aufstellen der Vorplanungen mit zu beteiligen. Von seiten der
Abt. Fernmeldeanlagen wurde vor a]lem die ungeniigende Zu-
sammenarbeit bei Ko_mplexbauvorhaben bemangelt. Der Pro-
jektant mull das Ziel der Politik unseres Staates kennen, um alle
Faktoren zu finden, die den Verkehr beeinflussen and daher in
den Projekten beriicksichtigt werden mussen. Zum anderen
wurde festgestellt, daI3 die Abteilungen des Hauptbiiros nicht
immer den Belangen der Projektierungsgruppen entsprechen.
Es wird erwartet, dali im Plan der MaBnahmen eine Qualifi-
zierung der im Hauptburo beschaftigten technischen Krafte
festgelegt wird.
Im Anschlull an diesen Bericht wurde der Vorschlag zum
Plan der MaBnahmen vorgetragen.
In der nun folgenden Diskussion nahm Herr Jank vom MPF
das Wort. Er fi hrte aus, dal3 der Plan der MaBnahmen erweitert
werden masse. Das Projektierungsbiiro babe sich besonders mit
der Frage der Baukostensenkung, Typisierung and Normung zu
beschaftigen.
Als nachster Redner forderte Herr Zirzow, die Projektierungs-
arbeiten rentabler zu gestalten. Der Voll- and Teiltypisierung
seidie grolte Aufinerksamkeit zu widmen. Er erwarte, daI3 der
Projektant unter Beriicksichtigung der neuesten Technik auf
die Gestaltung einwirke. Ihm sei bekannt, dal bei der Komplex-
projektierung Schwierigkeiten bestellen. Man konne sich aber
die sowjetischen Freunde als Vorbild nelunen, die fur derartige
Vorhaben Chefprojektanten einsetzten. Abschlieiend betonte
er, dal nicht nur beim Projektierungsburo ein Kadermangel
bestehe, der auch in nachster Zeit niclit beseitigt werden kann,
weil fur ahsehbare Zeit rund 2000 Ingenieure fehlen.
Herr Viehweg vom MPF betonte, daI3 in Zukunft, entsprechend
unseren wirtschaftlichen Verhaltnissen, weniger aufwendig ge-
baut wird. Als Mitarbeiter des ZK stellte Herr Maiwald eine gute
Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern der Betriebspartei-
organisation and den Mitarbeitern des Projektierungsbiiros fest.
Er betonte nochmals, daI3 okonomische Konferenzen die Ver-
besserung der gesamten Arbeit eines Betriebes zum Gegenstand
haben mussen.
Zum SchluB der Diskussion ffi.hrte Herr Staatssekretar
Serinek aus, daB die Angehorigen des Projektierungsbiiros
ernsthaft bemuht seien, ibre Arbeit zu verbessern. Er wies auf
die vielen guten Vorschlage in der Diskussion hin, die inn Plan
der MaBnahmen ihren Niederschlag finden mussen and erwarte,
dali Burch die okonomische Konferenz and deren Vorbereitung
ein gewisser Elan in das Projektierungsbiiro gebracht worden
ist, der nicht aufgehalten werden diirfe.
Am zweiten Tag der Konferenz wurde noch einmal eingehend
der Plan der Mainahinen diskutiert and in seiner endgultigen
Fassung einstimmig angenommen. Die wichtigsten Punkte sind
U. a. Quahfizierung der Mitarbeiter des Projektierungsburos,
Durchfiihrung von Wettbewerben, Bildung von Kommissionen
fur Typisierung and Normung, Verbesserung der teclmisch-
wissenschaftlichen Weiterbildung, Uberpriifung der Organisa-
tion des Betriebes, Bildung eines technisch-wissenschaftlichen
Rates.
Eine besondere Verpflichtung hat in diesem Plan die Fern-
meldeprojektierung iibernommen, die durch weitere Rationali-
si.eru.ng ihrer Arbeitsmethoden den Arbeitsaufwand soweit
senken will, daB 200000,- DM eingespart werden konnen.
Helmut Massak, Potsdam
Hierunter sind allgemein interessierende Fragen aus Leserkreisen beantwortet.
Zuschriften bitten wir an die Redaktion ?Die Deutsche Post", Leipzig S 3,
Gustav-Freytag-Str. 43/45, zu richten.
Kurt Junker, Leipzig - Funkentstorung
Frage: Im Aufsatz ?Die Funkentstorung and ihre Bedeutung
fiir den Rundfunk. and Fernsehteilnehmer" (,,Die Deutsche
Post", Heft 2/56) ist gesagt, dap die Hersteller von elektrischen
Geraten diese entstoren sollen. Ilierfdr seien die Bezeichnungen
FG oder FN bzw. FK zu verwenden. Was bed"uten diese Be-
zeichnungen?
Antwort: Nach der (z. Z. in Uberarbeitung befindlichen) VDE-
Vorschrift 0875 geben diese Bezeichnungen den Grad der Ent-
storung an. F bedeutet ?funkentstbrt", G ,grob", N ?normal"
and K ,klen" (kleine Storspannung). Woiteres dardber folgt
demnachst in einem Aufsatz Ober die Funkentstorung.
Ein neuer Elektroden-Werkstoff fiir Zundkerzen,
der keinen thermischen, chemischen and elektrischen Verschlei6 aufweist,
bei dem also kein Abbrand eintritt, ist in England entwickelt worden.
Den Wegfall der Festzeitgesprllche
ab 1. 1. 57 gab die Bundespost bekannt. Dies wurde damit begriindet. daB
80% alter Ferngesprache im Sofortdienst (entspricht dein beschlcunigten
Fernverkehr) bzw. ins Selbstwuhlferndienst abgewickelt werden. Auf 30000
Anmeldungen sei our ein Festzeitgesprach entfallen. Ferner wiire ea fiir das
Bedienungspersonal sehr schwierig, all die vielen Sonderbestimmungen fiir
die verschiedenen Arten so selten vorkommender Gespriiche im Gedachtnis
zu behalten. Nur ins Auslandsverkehr seien Festzeitgespriichc noch zu-
gelassen.
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,'fac&2iteAaEun
Die UdSSR in Zahlen. Verlag die Wirtsehaft, Berlin 1956.
Herausgegeben von der Statistischen Zentralverwaltung Beim
Ministerrat der UdSSR. tYbersetzung aus dem Russischen.
DIN A 5, 272 Seiten, Halbleinen 9,50 DM.
Dieses grofle statistische Sammelwerk (das letzte statistische
Nachschlagewerk wurde im Jahre 1939 veroffentlicht) enthalt
die wichtigsten Daten, die die Entwicklung der Volkswirtschaft
der UdSSR im Vergleich zum Jahre 1938,zum Vorkriegsjahr
1940 und zur Zeit vor der Revolution nach dem Stand von 1913
wiedergeben. Eine Reihe volkswirtschaftlicher Entwicklungs-
kennziffern wurde auch nach Unions-Republiken aufgeschlus-
selt. Die fur die Zeit der Sowjetmacht angefuhrten Zahlen be-
ziehen sich auf das Territorium der UdSSR des jeweiligen Jahres.
Die fur 1913 angefuhrten Daten sind in der Regel nach zwei
Gebietsgrenzen aufgeschliisselt worden, nach dem Gebiet inner-
halb der derzeitigen Grenzen der UdSSR und nach dem Terri-
torium innerhalb der Grenzen, die his 17. September 1939
galten, also ohne die Westgebiete der Ukrainischen und Belo-
russischen SSR, ohne die Litauische SSR, die Letische SSR, die
Estnische SSR und andere Bezirke, die nach 1939 zur UdSSR
kamen.
Soweit nicht eigens vermerkt, erstrecken sich die Angaben
fur 1.931 auf die his 17. September 1939 geltenden Grenzen
der UdSSR. Bei einigen Kennziffern werden die in den Richt-
linien des XX. Parteitages der KPdSU festgelegten Auflagen
des sechsten Funfjahrplanes der UdSSR angefuhrt, im Vergleich
zu den Ergebnissen der vorhergehenden Funfjahrplane.
In einigen Fallen sind die fur 1955 angefuhrten Daten ge-
schatzt worden und bedurfen noch der Prazisierung.
Das Sammelwerk umfaft statistische Angaben uber samt-
liche Zweige der Volkswirtschaft der UdSSR und gibt Auskunft
fiber die sozialistische Industrie, fiber ibre Entwicklung und
uber ihren Stand. Dem Leser werden Zahlen vermittelt, die
bisher noch nicht veroffentlicht wurden. Auch werden Angaben
fiber die Anzahl der Beschiiftigten in den einzelnen Industrie-
zweigen gemacht sowie Ober die Arbeit der Spezialisten und die
Qualifizierung der Arbeiter und Angestellten.
Dieses statistische Sammelwerk gliedert sich in folgende Ab-
achnitte :
Industrie,
Landwirtschaft,
Investitionen,
Transport- und Verkehrswesen,
Anzahl der Arbeiter, Spezialisten und Qualifizierung der
Arbeiter,
Warenumsatz,
Kultur, Volksbildung,
Gesundheitswesen,
Flhche und Einwohnerzahl der Lander der Erde.
Ein besonderer Abschnitt wird dem Post- und Fernmelde-
wesen gewidmet. her ein kurzer Auszug:
1913
1928
1940
1950
1954
1955
13riefe (Millionen)
615
522
2609
2607
3432
3778
Packchen (Millionen)
9,8
13,6
45,5
43,5
64,5
76,5
Zeitungen und Zeit-
schriften (Millionen)
358
1320
6708
5877
8782
9349
Telegrainme (Million.)
36
28
141
154
201
203
Anzahl der Fernge-
sprache (Millionen)
0,3
15
93
103
126
135
Anzahl der Rundfunk-
empfangsstellen
(Millionen)
-
0,09
6,98
11,47
21,62
26,46
darunter
Fernseheurpfanger
-
-
-
0,01
0,45
0,82
Die Deutsche Post 2. Jg.
heft 4 April 1957
Schaut man sick in diesem Werk die G]iederung der in der
Volkswirtschaft der UdSSR beschiiftigten Bev6lker2nlg nach
Wirtschaftszweigen geordnet an, so sieht man, daB im Wirt-
schaftszweig Verkehr, Post- und Fernmeldewesen im Jahre 1913
.2%, 1928 2%, 1937 5%, 1955 6% der Gesamtbeschi ftigten
tatig war. Der Anteil der Frauen an der Gesamtzahl der Arbeiter
und Angestellten betragt im gleichen Wirtschaftszweig.gegen-
wiirtig 33% gegentiber 1950 mit 34%, 1940 mit 24% und 1929
mit 11%. Im Jahre 1913 belief sich der Anteil der Frauen an. der
Gesamtzahl der in der GroBindustrie beschaftigten Arbeiter
auf 24,5%.
Naturlich gibt es in diesem,statistischen Sammelwerk auch
andere wichtige Statistiken, die Mr die Postangestellten, ins-
besondere fiir die Lernenden und Lehrenden an den Postfach-
schulen, von besonderem Interesse sind.
Trotz seines relativ kleinen Umfangs von 272 Seiten enthalt
das Sammelwerk eine groBe Anzahl aufschluBreicher statistischer
Tatsachen, die sowohl die Erfolge als auch die Schwierigkeiten
des sozialistischen Aufbaus und die grundlegenden Veriinderun-
gen charakterisieren, die sich in der Struktur der Volkswirt-
schaft und in der kulturellen Entwicklung der UdSSR vollzogen
haben. Sieht man von den Kriegszeiten und von den Perioden
des Wiederaufbaus der Volkswirtschaft ab, so verblieben dem
Sowjetvolk fur die erweiterte sozialistische Reproduktion und
die sozialistische Rekonstruktion der Volkswirtschaft etwa nur
22 Jahre. Die Herausgabe des statistischen Sammelwerkes ?Die
UdSSR in Zahlen" ist als bedeutsames Ereignis zu werten. Jeder
Mitarbeiter der Deutschen Post sollte die aufschluBreichon'
Zahlenwerte, die dieses Werk enthiilt, aufinerksam studieren;
denn sie vermitteln konkretes Wissen. Gerhard Stegen
Antennen. Von I. A. Dombrowski. VEB Verlag Technik, Berlin-
Obersetzung aus dem Russischen. DIN A 5, etwa 340 Seiten,
207 Bilder, 41 Tafeln, Ganzlederin etwa 38,- DM.
Die besondere Stellung des Antennengebietes im Rahmen der
drahtlosen Nachrichtentechnik bedingt, daB nicht nur der Spe-
zialist, sondern auch der auf benachbarten Gebicten arbeitende
Praktiker oft kurzfristig eine umfassende Auskunft uber Fragen
der Antennenwahl bzw. deren optimale Dimensionierung be-
notigt. Dieser Wunsch nach unmittelbar anwendbaren Ergeb-
nissen wird durch die vorliegende Vbersetzung weitgehend.
erfiillt.
In klarer und iibersichtlicher Weise gibt der Autor einen tber-
blick uber das Gesamtgebiet der Theorie und Technik von.
Antennen.
Die konsequent von der Theorie zur praktischen Anwendung
fortschreitende Bearbeitung des umfangreichen Stoffgebietes.
macht das Werk zu einem Handbuch, das sowohl fur den
Spezialisten als auch fur den auf Nachbargebieten arbeitenden
Wissenschaftler oder Ingenieur wertvoll ist. Gleichzeitig stollt.
es einen guten Leitfaden fur Studierende und junge Techniker
in der Industrie dar, die sich in dieses Gebiet einarheiten wollen..
Behandelt werden folgende Gebiete: Grundlagen zur Berech-
nung der Strahlungsverteilung von Antennen - Strom- und
Spannungsverteilung auf Leitungen - Grundlagen der Theorie
von Sende- und Empfangsantennen -- Elementare Strahler -
Sendeantennen fur Langstwellen (2000 m bis 20000 m) - Rund-
funkantennen im Lang- und Mittelwellenbereich - Richt-?
antennen zur Rundfunkiibertragung im Wellenbereich von 260,
bis 2000 m - Die Erdung von Antennen in Wellenbereich von
200 bis 20000 m - Empfangsantennen fur Mittel- und Lang--
wellen - Kurzwellenantennen fiir den Nahverkehr - Gleich-
phasige Kurzwellenantennen - Rhombusantennen - Reso-
nanzantennen - Empfangsantennen fur den UKW-Rundfunk
-- Berechnungsgrundlagen fur Flachenantennen - Parabol-
antennen, Hornstrahler und Linsenantennen - Antennen fur-
Relaisstrecken.
Beriehtiyung: Im Lexikon-Be3riff ,Rohrpost" mull es auf der 6. Z. v. u..
heiflen ?e-ntfeuchtet" (heft 3/57).
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mittlungastelle fifr Wahltechnik ? Entwick-
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wicklung von Zusatzeinrichtungen ? Entwick-
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einrichtungen fiir das Fernsprechen fiber
Leitungen ? Ubertragung von Ruf- and Wahl-
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quente Rundfunkiibertragung fiber Leitungen
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Monitor'
Das Wort' Monitor stammt aus dem Lateinischen and heiBt
soviel wie Warner, Mahner oder Aufseher. Man narmte such
die alteren Kriegsschiffe von geringem Tiefgang, fur Fliisse and
Kustengewasser so.
In der Nachrichtentechnik bedeutet Monitor Kontrollemp-
fanger (-Oberwachungs- and Beobachtungsempfanger). IVlonitoren
befinden sich in den Studioraumen? der Rundfunk- and Fern-
sehsender and sind als Beobachtungsgerate in industriellen
Fernsehanlagen vorhanden. Sie dienen dazu, die Qualitat der
Sendungen zu uberwachen, damit auftretende Mangel and
Storungen sogleich bemerkt and sofort abgestellt werden konnen.
-Ober die Art der technischen Ausfiihrung sagt das Wort Monitor
nichts aus, die Gerade sind also ihrer jeweiligen' Verwendung an -
gepaBt. In bestimmten Fallen wird man auch mehrere Momtoren
zur gleichen Zeit einsetzen, z. B. zur Uberwachung wichtiger
Sendungen. Bei Fernseh-Sportiibertragungen erhalt der Repor-
ter einen Monitor, damit er das jeweils gesendete Bild kommen-
tieren kann.
Wahrscheinlich 'ist das Wort Monitor auf 'dem Umweg fiber
die englische Sprache in den deutsehen Wortschatz der Nach=
richtentechnik aufgenommen worden. In England versteht man
enter monitor entweder einen Kontrollempf finger odor den mit
der technischen Uberwachung Beauftragten am Sender. Als
monitor operator wird der Techniker am Kontroll- and Mischpult
eines englischen Rundfunkstudios hezeichnet. Monitoring service
nennt die BBC in GroBbritannien ihren Abhordienst der Welt-
Rundfunksender in Caversham bei Reading, der der, Nach=
richtenabteilung Informationen liefert.
:..........;.........._..........................:..........................................._..........._................
.............................
RUtSChen band. Dadurch wird der Transport auf den eben genannten nicht
hehindert. Erst wenn auf der Pendelrutsche ein Paket, ein
Rutschen finder iberall dort Anwendung, wo Pakete odor. Beutel oder dergleichen herabgleitet, bewirkt dessen Gewicht,
,Beiitel abwarts zu befordern Sind. Sie konnen Lis gerade
Rutschen, als gebogene Rutschen oder als Wendelrutschen ge-
baut sein. Gerade Rutschen beriotigen den moisten Platz; ge-
begene Rutschen dienen zur Richtungsiinderung.
Worm wenig.Platz zur Verfiigung steht, warden Wendel-
r-utschen verweidet. Ihre Gleitbahnen sind schraubenformig
gewunden.
Wendelrutschen konnen aus einer his zu drei Bahnen bestehen.
daB sick das Ende der Pendelrutsche unmittelbar auf die Rollen-
balin oder das Forderband neigt (Bild). Ist die Last abgegehen,
darn stellt sich das Ende der Rutsche in die Ruhestellung zu-
ruck, and der Transport auf der ForderstraBe bleibt weiterhin
unbehindert.
Sie sind zumeist mit einen Mantel aus Blech verkleidet. Die
Anlage erscheint dann als aufrecht stehender Zylinder.
Bei Verbindung mit Forderbandern oder Rollenbahnen werden
aul3erdem Pendelrutschen verwendet.? Das Ende der Pendel-
rutschen fuhrt zur Rollenbahn oder zum Forderband. Das als
Pendel gebaute Ende der Rutsche steht in seiner Ruhestellung
in gehorigem Abstand fiber der Rollenbahn odor dem Forder-
-------...._- ----------- ------------- ----------...---......-----.:..----_................................._........ ,..........._...................,........
Modulationsarten, Abkiirzungen der
Um eine gegebene Information zu ubertragen, moduliert man
einen hochfrequenten.Trager.auf verschiedene Arten. Die drei
grolen Klassen (Amplituden-, Frequenz- and Impulsmodula-
tion) werden aber noch in Betriebsarten von Funkstrecken unter
teilt, filr~die man im Laufe der Zeit in der kommerziellen Funk-
technik and im Amateurwesen die iiachstehende Klassifizierung
mit bestimmten Abkiirzungen eingefiihrt hat.
Amplitudenmodulation
Al Telegraphic toiilos
Az Telegraphic tonmoduliert
' A3 . Telephonic, .Zweiseitenband mit vollem Trager
A3a Telephonic, Einseitenband mit vermindertem Trager
A3b Telephone, zwei voneinander unabh ingige Seitenbander
mit vermindertem Trager.
A, Bildfunk
A5 Fernsehen
Frequenz- odor Phasenmodulation
F, Telegraphie,ohne Modulation, Frequenzumtastung
FZ Telegraphic mit einer odor mehreren Modulationsfre-
quenzen
F;; Telephonic
F4 Bildfunk
F, Fernsehen
Impulsmodulation
P,
PA
P2f
Pzd
Pie
P3 f
Telegraphic ohne Modulation
Telegraphic einer odor mehrerer Modulationsfrequenzen
bei .Impulsamplituden-Modulation (PAM)
Telegraphic einer odor mehrerer Modulationsfrequenzen
bei Impulshreiten-Modulation (PLM)
Telegraphic einer oder mehrerer Modulationsfrequenzen
bei Impulsphasen-Modulation (PPM)
Telephonic mit Impulsamplituden-Modulation (PAM)
Telephonic mit Impulsbreiten-Modulation (PLM)
Telephonic mit Impulsphasen-Modulation (PPM)
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Der Arbeitsstilfaktor P
Am 1. April d. J. land im Kultursaal des Staatssekretariats fiir
Burologie eine Arbeitstagung der Biirologen statt. Da die zahl-
reichen Fachre/erate bereits in der Tages- and Fachpresse genugend
gewurdigt worden sind, konnen wir uns hier au/ die nochmalige
Inhaltsangabe des bemerkenswertesten Vortrages, namlich au/ die
Ausfuhrungen des bekannten 134irologen Prof. Dr. S. PaBvogel
beschranken. Seine Ausfithrungen allerdings verdienen es, immer
and immer wieder zitiert and diskutiert zu werden, gelang es ihm
doch erstmalag in der Geschichte der Burologie, bestimmte Faktoren
der Verwaltungsarbeit mathematisch zu er/assen and zu anal y-
sieren.
Als wichtigste Entdeckung kann man die des Arbeitsstil faktors is
(sprich: muh) bezeichnen, dessen Analogon man in der Technik
den Wirkungsgrad n (sprich: eta) nennt.
= Nab (1)
Nzu
d. h., der Wirkungsgrad einer Maschine (im weitesten Sinne)
druckt Bich aus als Verhiiltnis von entnommener zu zugefiihrter
Leistung. rl ist in der Technik immer Heiner als 1, bedingt durch
die in der Maschine auftretenden Verluste. Auf die Biiroarbeit
angewendet - ihr Nutzeflekt hangt vor allem vom Arbeitsstil? ab -
pragte der,Re/erent zunachst die Formel
Mab
Mzu
Hierbei bedeuten p den Arbeitsstilfaktor, Alm die Menge an ein.
gegangenen Schriftstueken alter Art and Mab die Menge an ab-
gehenden Schri/tstiicken, beide gemessen in Stuck. Die Menge in
Stuck zu erfassen sei nicht fehlerhaft, betonte Prof. Dr. S. PaBvogel,
weil er durch Analyse mehrerer tausend Vorgange lestgestellt
habe, daft die durchschnittliche Lange eines Vorganges, gemessen
in Wortern oder in Schreibnaaschinenanschlagen, in samtlichen
Verwaltungen, Dienststellen oder Behorden gleich grofi sei.
Die eben genannte Formel ist aber - so rief der Vortragende
unter der gespannten Aufinerksamkeit seiner zahlteichen Zuhorer
aus - nicht vollstandig and daher falsch. Nicht die Menge der
Schri flstiicke sei fiir den Arbeitsstilfaktor ausschlaggebend, sondern
die Zeitdauer t, die zu ihrer Erledigung benotigt wird. Der Nutz-
ef fekt ist also vor allem abhangig von der Bearbeitungszeit/
Die richtige Bezeichnung fur den Arbeitsstilfaktor is (hier machte
der Vortragende die Heiterkeit hervorrufende Bomerkung, daB
das ?Mich" bewuBt gewahlt worden sei, well Biiroarbeit ?Mahe"
mache) sei
Mab'tab
t,4
Es bedarf keines Beweises, um festzustellen, daft die Zeit vom
Abfassen eines Schriftstiickes bis zu seiner Zufiihrung zum Sach-
bearbeiter kleiner ist als die Zeit zur Bearbeitung (Beantwortung)
des Vorganges selbst, weil es erfahrungsgemaft erst einige Tage ab-
lagern muff. Wdhrend dieser Tage beschaftigt sich der Sachbear-
beiter innerlich mit der Antwort. Daraus lolgt zundchst:
tzu < tab (< = Heiner als). (4)
Ebenso kann angenommen werden, daft die Zahl der ankommen-
den Schri ftstucke Mzu gleich der Zahl der abgehenden Schriftstiicke
Mab ist. Unter dieser Voraussetzung konnen beide in (3) gekurzt
werden, so daft als endgiiltige Formel fur den Arbeitsstilfaktor ver-
bleibt
tab
tzu
Da nach (4) tzu kleiner ist ads tab ergibt sich die verblulfende
Tatsache, daft im Biirodienst der ?Wirkungsgrad" (Arbeitsstil-
faktor)
is > 1 (> = groper als) (6)
wird. Dieses Phanomen (in der Technik entsprdche es dem per-
petuum mobile) zeigt, daft der Verwaltungsapparat nicht nur
nicht eingeschrankt werden kann, sondern durch Selbstau/schauke-
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lung (auch durch Mahn- and Erinnerungsschreiben) standig grd-
fieren Uni f ang annehmen muf3 (Verbluffung im Saal, dann frene-
tischer Beifall, Zwischenrufe ,Na also!").
Nach der Pause fuhr Prof. Dr. S. Paivogel fort: Gelange es,
die Zeit tab zu verkarzen, dann wiirde schlie/3lich der Arbeitsstil-
f aktor p = 1 werden (Unruhe im Saal, erregte Zwischenrufe
,,Wie soli das moglich sein ?"). .
Es ist moglich, f uhr der Redner fort,
a) wenn eingegangene Schriftstucke so fort bearbeitet and pust-
wendend beantwortet werden,
b) wenn von der These ,,... erledigt sich durch Liegenlassen" ab-
gegangen wird and
c) wenn weniger Antragen nach oben and Antorderungeu nach
unten abgesandt werden.
Dann warden auch MZU, and Mab standig proportional zuein-
ander abnehmen and der Arbeitsstilfaktor bliebe stets ,u = 1. Die
Verwaltung konnte mehr and mehr Personal einspuren and der
Produktion zu f i hren and der ... (Hier erhob sich ein Tumult
unter den Burologen, and nur mit Miihe konnte sich der Refe-
rent ins Freie retten). L. Irpa
Ein ?Haus der Zukunft"
,,Automation" ist das Scblagwort fur einen neu beginnenden
Zeitabschnitt, der das noch nicht ein Jahrhundert andauernde
Industrielle Zeitalter abiosen soli. Die Automatisierung ist das
Ergebnis einer schnell fortschreitenden Entwicklung auf dem
Gebiete der Elektronik. Diese Entwicklung beschrankt sich
nicht allein auf die industrielle Fertigung, sondern sie wird auch
die private Sphhre des Menschen in erheblichem MaBe beein-
flussen, veriindern - automatisieren.
Wie weit die nerve Technik die private Umwelt einmal be-
stimmen kann, and bestimmen wird, will Philips in einem
Payillon ?Welt der Zukunft" auf der Weltausstellung in Brussel
1958 zeigen. Die Besucher werden hier der Verwirkiichung heute
noch utopisch anmutender Ideen gegeniiberstehen. Auch was auf
dem Gebiete des Lichts and des Schalls moglich ist, soli gezeigt
werden.
Fur den Bau des nach vollig neuen Ideen zu schaffenden
Pavillons wurde der Architekt le Corbusier verpflichtet. Le
Corbusier, der durch seine Arbeiten international bekannt ge-
worden ist, wird in Briissel mehr als einen Ausstellungsraum
bauen. Er will ein Haus der Zukunft schaffen, das in vielen
Beziehungen wegweisend sein soli fir die Bauweise von morgen,
fur das Zeitalter der Elektronik. Der Bau, nach einem ,Regie-
buch" durchgefiihrt, wird jahrelange wissenschaftliche For-
schungen and jungste, neu gewonnene Erkenntnisse beriick-
sichtigen. Viel Gedankengut liegt diesem Projekt zugrunde,
so dat! auch in den Philips-Forschungslaboratorien noch ein
ungeheures Arbeitspensum bis zur Eroffnung am 17. April 1958
zu bewiiltigen ist.
Bilux-Lampen
In den Scheinwerfern von Kraftwagen and Kraftradern be-
finden sich Bilux-Lampen, die in sich Fernlicht and Abblendung
vereinigen. Besonders bei deutschen Motorradern und Kraft-
wagen wird die Bilux-Zweifadenlampe verwendet, die folgender-
maBen aufgebaut ist: Im Glaskolben befindet sich der kleine
Hauptfaden (Fernlicht), der bei richtigem Einbau der Lampe
genau im Brennpunkt des Reflektors liegt, wodurch die Leucht-
kraft voll ausgenutzt wird. Vor dem Fernlichtfaden, also auBer-
halb des Brennpunktes, ist der Abblendfaden angeordnet, der
nach unten durch eine Kappe abgedeckt ist. Somit konnen die
Strahlen nur gegen den oberen Teil des Reflektors gelangen and
werden von diesem, entsprechend seiner Form and der Lage
des Leuchtfadens, blendfrei nach unten geworfen. Zwei ge-
trennte Kontakte fur beide Leuchtfaden befinden sich im Sockel
der Lampe, so daB die Einschaltung gesondert vorgenommen
werden kann. -eke
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Mantelleitung NGM A1u'='Gummischlauchleifung
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Heft 5
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Zeitschrift fur das Post- and Fernnneldewesen
H*ERAUSGEGEBEN VON DER DEUTSCHEN.PO.STWEiRBUNG
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REICHE: Bemerkungen zur Paketverteilanlage beim
Hauptpostamt Leipzig N 18 . . . . . . . . . . . . 97
ADLER: In welchem Umfange haftet der Poststellen-
verwalter fiir das Verschulden seines Vertreters ? . . . 100
NITZSCHE/TSCHIEDEL: Finanznormung der Hilfs-
leistungen im Fernmeldebau . . . . . . . . . . . . 102
(Schlu/3 aus Heft 4/1957)
MAU/KLEINAU/KLERES/ SUTANER/ULBRICHT/
NEUFELDT : Messebericht . . . . . . . . . . . . 105
ADLER: Aus der Arbeit der Konfliktkommissionen bei
der Deutschen Post . . . . . . . . . . .. . . . 116
SCHMUTZLER/PRIEBE/HIRSCH: Das Fachschulfern-
studium der Deutschen Post in der Fachrichtung Post-
und Zeitungswesen . . . . . . . . . . . . . . . 119
TRETZSCH: Synthetische Wolle oder Schafwolle fiir die
Postdienstkleidung? . . . . . . . . . . . . . . H
Unser Titelblld. Aus der Arbeit des Institute Mr Post- and Fernmeldewesen:
Labor fdrImpuls- and Breitbandkabeltechnik (Aufn. IPF)
Diesem Heft liegt ein Prospekt der Fa. %oppen, Sachs. Lotterizeinnahme,
Halle (Saale), bei.
Herausgegeben von der Deutschen Postwerbung. Redaktion ?Die Deutsche
Post", Leipzig 8 3, Gustav-Freytag-Str. 43-45, Fernsprecher 30805. Ver-
autwortlich: Horst Halle. Satz and Druck: VEB Graphische Werketbtten
Leipzig 111 18/07. Verantwortlich fiir den Anzeigenteil: Deutsche Postwer-
bung, Berlin C2, MagazinstraBe 8-11. Zur Zeit ist die Anzeigenpreisliste Nr.1
giiltig. Die Zeitschrift ?Die Deutsche Post" erscheint monatlich einmal. Be-
zugsbedingungen: Vorzugspreis fiir PostangehSrige vierteljahrlich 1,50 D24.
Preis fiir andere Besteller vierteljkhrlich 2,40 DM. Bestellungen uehmen
die zustandigen Postzeitungsvertriebe entgegen.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdrucke - such auezugsweise - our mit
Genehmigung der Redaktion gestattet. Referate and Besprechungen mit
voller Quellenangabe zulassig. Verbffentlicht unter der Lizenznummer 4234
des Amtes fair Literatur and Verlagswesen der Deutschen Demokratischen
Republik.
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Qc~i?trol~ot~a
Videoverstirker. Von W. L. Kreizer. VEB Verlag Technik,
Berlin. Ubersetzung aus dem Russischen. DIN B 5, 332 Seiten,
264 Bilder, 4 Tafeln, Ganzlederin 28,- DM.
Videoverstirker kommen iiberall dort zur Anwendung, we
breite Frequenzbander von praktisch Null bis zu einigen Mega-
hertz verstarkt werden sollen, z. B. bei der Fernsehbildab-
tastung und -wiedergabe. Die an einen solchen Verstarker zu
atellenden Grundforderungen sind amplituden- and phasen-
getreue Verstarkung fiber den ganzen Frequenzbereich and eine
bestimmte Form der Aussteuerungskennlinie zur original-
getreuen Gradationsiibertragung. Diese Anforderungen recb-
nerisch and praktisch verwirklichen zu helfen, ist Aufgabe des
Werkes von W. L. Kreizer, in dem Eigenschaften, Theorie and
Anwendung der RC-Breitbandverstarker fiir das Gebiet der
Impulsverstarkung eingehend behandelt werden.
Die hier fir die eigentlichen Videoverstarker gewonnenen
Erkenntnisse gelten ebenso fir alle anderen Breitbandverstarker,
bei denen es auf Verstarkung find formgetreue Nachbildung
eines vorgegebenen Signals ankommt.
In der systematisch and padagogisch gut aufgebauten Arbeit
geht der Autor besonders auf die Grundlagen der Schaltungs-
technik, die Theorie der Impuls- and Frequenzcharakteristiken
and den Abgleich der Verstarkerkennlinien ein. Zahlreiche
Rechenbeispiele schaffen die Verbindung mit der Praxis.
Da es bisher in der deutschsprachigen Literatur kein zusammen-
hangendes Werk fiber die hier behandelten Probleme gibt, wird
diese"Ubersetzung sowohl fiir den in der Praxis stehenden ala such
fir den mit theoretischen Fragen betrauten Ingenieur eine wert-
volle Bereicherung seiner Arbeitsunterlagen darstellen. Gleich-
zeitig wird sie auch dem Studierenden, der sich auf das Gebiet der
Fernseh- and Impulstechnik spezialisiert,vongroBem Nutzen sein.
Mikrowellenrohren. Von W. S. Kowalenko. VEB Verlag Technik,
Berlin. t)bersetzung aus dem Russischen. DIN A 5, etwa 320
Seiten, 100 Bilder, 40 Tafeln, Ganzlederin etwa 33,- DM.
Die Mikrowellenrohren gelangen in Technik find Wissenachaft
in steigendem MaBe zur Anwendung, z. B. bei Richtfunkstrecken
zur Fernsehiibertragung, bei Radargeraten usw.
An der Entwicklungsgeschichte dieser Rohren hat der Autor
des vorliegenden Buches einen wesentlichen Anteil. Er vermittelt
dem Leser seine umfangreichen Erfahrungen find gibt eine wert-
volle Einfiihrung in die Physik and Technik der Mikrowellen-
rShren.
An den Beispielen der Mikrowellentriode, des Reflexklystrons,
der Wanderfeldrohre and des Magnetrons werden die Etappen
der Entwicklung gezeigt. Zugleich geben these Beispiele einen
tTberblick fiber die drei Hauptgruppen von Mikrowellenrohren:
der raumladungsgesteuerten Rohre, der TriftrShre and der Lauf-
feldrShre.
Aus dem Inhalt :
Einfiihrung - Ausfiihrliche Einleitung in die allgemeinen
Prinzipien der Laufzeitrohren - Methoden zur Berechnung von
Resonanzkreisen fur Mikrowellenrohren - Grundlagen der elek-
tronischen Vorgange in Dioden - Trioden - Das Reflex-
klystron - Wanderfeldrohren - Das Magnetron mit Mehr-
kammerresonatoren - Die Anodenspannung des Magnetrons -
Der EinfluB der zykloidenformigen Elektronenbewegung auf die
Arbeit des Magnetrons - Das Kennlinienfeld des Magnetrons -
Die Stabilitat der Schwingungen
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DIE DEUTSCHE POST
ZEITSCHRIFT F1 R DAS POST- UND FERNMELDEWESEN
HERAUSGEGEBEN VON DER DEUTSCHEN POSTWERBUNG
2. Jahrgang Leipzig, Mai 1957
Bemerkungen
zur Paketverteilanlage beim Hauptpostamt Leipzig N 18
Betriebsabwicklung vor dean Bau der Paketverteilanlage
Die Stadt Leipzig hat seit alters her dank ihrer gunstigen
geographischen Lage fur den Handel and fur den Verkehr
eine besondere Bedeutung. Wichtige Fernverkehrswege bilden
einen Verkehrsknotenpunkt ersten Ranges. So lift sich erklaren,
daB hier auch einer der groBten IJmschlagpunkte fur den Post-
verkehr Deutschlands zu finden ist. Bis zum Anfang des zweiten
Jahrzehnts unseres Jahrhunderts wickelte sich der Bahnhofs-
postdient auf den his dahin bestehenden sechs Bahnhofen der
verschiedenen Bahnverwaltungen ab. Mit dem Bau des Haupt-
bahnhofes machte sich gleichzeitig die Errichtung entsprechen-
der Postbauten erforderlich. Das fiihrte zum Bau des Postbahn-
hofes in Leipzig, was gleichzeitig eine Konzentration des Post-
verkehrs bedeutete.
Interessant ist es festzustellen, dae fur den Postumschlag
auBer den Gleisanlagen, Bahnsteigen and Raumlichkeiten keine
nesmenswerten technischen and mechanischen Hilfsmittel vor-
gesehen warden, wahrend das etwa zur gleichen Zeit erbaute
Umschlagpostamt des Pennsylvania-Bahnhofes in New York
bereits alle damals bekannten Forderelemente, wie Forder-
bander, Rollenbahnen, Becherwerke usw. enthielt.
Die Verteilung der Pakete erfolgte durch sogenanntes ,Ab-
tragen" zu den Kursphitzen, wie wir es heute noch bei ver-
schiedenen Paketumschlagstellen, z. B. in Magdeburg, fest-
stellen mussen. Ein uniibersichtlicher, unproduktiver Betriebs-
ablauf war hierbei unvermeidbar. Bedenken wir, daB vor dem
Bau einer Paketverteilanlage taglich etwa 125000 Pakete auf
104 Kursplatze zu verteilen waren, wovon 70% die Durchgangs-
pakete bildeten and 30% aus der Ortseinlieferung kamen, so
kann man ermessen, welcher groBe manuelle Arbeitsaufwand
zum Bearbeiten dieser Paketmengen notwendig war (Bild 1).
Kurze Beschreibung der Paketverteilanlage der Durchgangs-
packkammer
Nach griindlichen Betriebsstuclien wurde 1930 eine Paket-
forderanlage in die vorhandenen Raumlichkeiten eingebaut.
Die Anlage besitzt zwei symmetrische Toile von je einem Zu-
fiihrungs- and zugleich Auflegeband and je drei Lesebandern.
Die Beschreiber- and die AbstoBbahn verbinden beide Teile zu
einem Ganzen. Innerhalb der Beschreiberbahn ist ein Vbergang
der Pakete von einer Seite der Bandanlage zur anderen moglich
(Bild 2).
Alle Pakete gelangten his 1954 ausschlieBlich entweder durch
Auflegen in der Durchgangspackkammer oder fiber kurze Schwer-
kraftrollenbahnen von der Laderampe her auf die Zubringer-
bander (1). Von hier aus werden sie caber angetriebene Rollen-
bahnen, die sich im rechten Winkel anschlielen, den Beschrei-
bern zugefiihrt. Eine Verbindung der Bandanlage mit den Bahn-
steigen war ursprunglich nicht vorgesehen, weil dies nach der
damaligen Auffassung ein,,unwirtschaftliches and kompliziertes
Fordersystem" erfordert hatte. Man entschloB sich deshalb beim
Bau der Anlage, die Forderung der Paketsendungen von den
Bahnsteigen zu den Zubringer- (Auflege-) Bandern in der Durch-
gangspackkaminer mit Elektrokarrenzi gen vorzunehmen. Erst
1954 wurden zwei Entladebander (2), auf deren Bedeutung noch
besonders hingewiesen wird, errichtet.
Eine Verbindung snit dem nach der Ortspackkammer fiihren-
den Forderband (3) wurde beim Bau des Paketzustellamtes mit
den modernen Forderanlagen im Jahre ' 1935 nicht hergestellt;
eine solche wurde erst 1956 geschaffen.
Die Beschreiberbahn bietet die Moglichkeit eines Einsatzes
von 23 Beschreibern. Diese schieben die Pakete nach dem Be-
schreiben auf zwei parallellaufende, angetriebene Rollenbahnen
(4) ab and nehmen dabei gleichzeitig eine Vorverteilung vor.
Die eine Rollenbahn nimmt alle Pakete fur die Kursplatze an
den Lesebandern 1-3 (im folgenden L 1-L 3 usw. genannt)
auf, die andere alle Pakete fur die Kursplatze an den Lese-
bandern L 4-L 6.
Beide Rollenbahnen (4) gehen in die AbstoBbahnen (5) fiber.
Hier werden die von den Beschreibern kommenden and auf zwei
Richtungen?vorverteilten Pakete jeweils auf weitere drei Rich-
tungen, auf die Lesebander L 1-L 3 oder L 4-L 6 verteilt and
weitergefordert. An den Lesebandern werden die Pakete z. Z.
noch von Hand abgenommen and auf die entsprechenden Kurs-
karren gelegt.
Das Abfahren der beladenen Karren von den Lesebandern zu
den Bahnsteigen bzw. zu den Karrenabstellplatzen geschieht
im Handbetrieb oder mit Elektrokarren.
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Bemerkungen zur Paketverteilanlage beim Hauptpostamt Leipzig N 18
OdA
'
L2
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? L 1 TI
Gleis 2 1
r Alt-
bou
Postbahnhof
Die Beschreiberbahn
Die Beschreiberbahn ist der wichtigste Teil einer jeden gro-
Beren Paketforderanlage. Der Betriebsablauf an dieser Stelle
beeinflul3t den Dienstbetrieb der gesamten Paketumschlagstelle
in hochstem Mal3e, ja sie bestimmt sogar deren Kapazitat: Theo
retisch'laBt sick aus der Anzabl der Beschreiberplatze and der
Leistung dei Beschreiber das Leistungsvermogen der gesamten
Anlage errechnen.
Die Beschreiber arbeiten an festen Beschreibertischen (Bild 3),
die 800 mm nber dem FuBboden zwischen der Zufuhrurigsrollen-
bahn (6) and den beiden mittleren Rollenbahnen (4) briicken-
artig and hochklappbar angebracht sind.(7). Auf these Weise ist
es moglich, daB der Beschreiber die Sendungen von der Rollen-
bahn abzieht and die Kursnummer auf das in Ruhelage befind-.
lithe Paket schreiben kann.
Wie bereits festgestellt, werden die Pakete den Beschreibern
nber angetriebene Rollenbahnen zugefuhrt. Diese Art der For-,
derung wurde deshalb gewahlt, weil hierbei ein seitliches Be-
wegen der Sendungen leichter auszufiihren ist als auf einem For-
derband. Aus diesem Grunde werden auch die beschriebenen
Pakete nber angetriebene Rollenbahnen weitergeleitet.
Die Beschreiberanlage beim HPA Leipzig N 18 hat keinen
sogenannten Rundlauf. Das bedeutet, daB nber die Zufuhrungs
rollenbahnen nur so viele? Pakete geleitet werden durfen, wie
jeweils Beschreiber eingesetzt sind. Wird die'Anzahl der zu-
gefiihrten Pakete groBer,, darn treten am Ende der Rollen-
bahnen beim letzten Beschreiber Stauungen auf (Bild 4).
Sofern ein Rirndlauf vorhanden ist; werden die nicht von den
Beschreibern abgenommenen Pakete auf einei gegenlaufigen
Rollenbahn bzw. einem entsprechenden Forderband zurilek-
geleitet, um danach erneut zu den Beschreibern zu gelangen.
Infolge des Fehlens des Rundlaufes treten in der Beschreiber-
anlage beim HPA, Leipzig N 18 besonders bei Verkehrsspitzen
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
Bild 2.
Paketforderanlage im HPA Leipzig N 18
Bild 3. Beschreibertisch mit eingebautem Zahlwerk (Aufn. v. Verf.).
Bild4. StauungvonPaketenamEndeeinerZufuhrungsrollenbahn(Aufn.IPF)
L6j. 2 Von derBahnpost-
L5
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Bemerkungen zur Paketverteilanlage Beim Hauptpostamt Leipzig N 18
Bahnpost aus Richtung Dresden bringt vorwiegend Durchgangs-
pakete fur die Gebiete westlich Leipzigs. Diese Pakete werden
auf die entsprechenden Kurskarren an den Lesebandern L 1
L 3 verteilt. Vor dem Bau der Entladebander wurden diese Pa-
'kete mit Elektrokarren zu dem Auflegeband gebracht, das den
Lesebandern L 1-L 3 zunachst gelegen ist. Die Beschreiber
brauchten dann diese Pakete nur auf die ihnen zunachst gelegene
Rollenbahn zu schieben.
In anderen Fallen wurden die Pakete beispielsweise aus Rich-
tung Eisenach zu dem den Lesebandern L 4-L 6 zunachst ge-
legenen Auflegeband gebracht, well die Masse dieser Durchgangs-
pakete nach Gebieten ostwarts Leipzigs gerichtet war.
Mit dem Bau der Entladebander hat es sich ergeben, daB ein
sehr groBer Toil der Durchgangspakete von den Beschreibern
auf die von ihnen entfernt liegende Rollenbahn geschoben wer-
den mull, weil die Pakete nunmehr auf der Seite in die Be-
schreiberanlage gelangen, auf der sie auf das Entladeband gelegt
wurden (Bild 7). Das bedeutet, daB Bich die beschriebenen Pa-
kete oft beim Abschieben auf den Rollenbahnen kreuzen. Das
fiihrt zu Verzogerungen and einer Verringerung der Leistungen
der Beschreiber. Um diese Schwierigkeiten auf ein Mindestmad
zu beschranken, wurden die ursprunglich gegenfiberliegenden
Beschreiberplatze gegeneinander versetzt.
Abgesehen davon, erfordert das Abschieben auf die von den
Beschreibern entfernt liegende Rollenbahn einen grolleren Kraft-
aufwand.
Wie aus Bild ' 2 ersichtfich ist, stehen die Entladebander in
unmittelbarer Verbindung mit der Beschreiberbahn and da-
durch mit der ge.lamten Verteilanlage. Eine unmittelbare Sicht-
verbindung besteht nicht. Das bedeutet, daB die fur den Betriebs-
ablauf in der Durchgangspackkammer verantwortlichen Krafte
die Entladung aus den Eisenbahnwagen auf die Entladebander
nicht beobachten konnen. Umgekehrt ist den' Entladekraften
am Entladeband nicht bekannt, wie stark jeweils die Belastung
der Beschreiberanlage ist. Demzufolge konnen sie ihr Arbeits-
tempo dieser Belastung nicht anpassen, so daB es zu den genann-
ten Abschaltungen von einzelnen Bandern bzw. der ganzen An-
lage kommt.
In welchem Umfange haftet der Poststellen-
verwalter fur das Verschulden seines Vertreters?
? 276 BGB, ? 2 Ziff. 8 des Dienstleistungsvertrages fir Post-
stellenverwalter, Kreisarbeitsgericht MeiBen, Urteil vom 19. 6.
1956 KA 176/56.
Die Verklagte, die Verwalterin der PSt (I) in N., erkrankte
im Dezember 1955 and bat um einen Vertreter. Der AotL Arbeit
des klagenden HPA ordnete an, dap die in der PSt beschd f tigte
Ang G. die Vertretung ubernehmen solle, was diese nach anfdng-
licher Weigerung auch tat. Wdhrend ihrer Tdtigkeit entstand ein
Minderbetrag von 163,05 DM. Ant den Antraq des HPA wurde
die G. von der Konf liktkommission verp f lichtet, hiervon zwei Drittel
zu ersetzen. Hinsichtlich vines Drittels nahm sie mitwirkendes Ver-
schulden des HPA an, das im Mangel jeglicher Ausbildung zu er-
blicken sei. Diesen Beschluf3 Focht die G. an; im arbeitsgerichtlichen
Verfahren erkannte sie vergleichsweise eine Schuld in Hohe von
50',- DM an.
Die Kldgerin fordert nunmehr von der Verklagten die Di f ferenz
in Rohe von 113,05 DM unter Berufung auf ? 2 Ziff.' 8 des Dienst-
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
Schlulifolgerungen
Die Beobachtungen hinsichtlich der Belastung der Bander
and der Auslastung der Beschreiberanlage treffen in ihren
Grundzugen auch auf die iibrigen Paketumschlagstellen mit
Paketverteilanlagen zu. Es ist hierzu festzustellen, daB die er-
reichbare Kapazitat in vielen Fallen nicht ausgenutzt werden
kann, well haufig an einzelnen Punkten der Anlagen Stockungen
eintreten, die sich auf die Gesamtanlage auswirken.
Es ist unbedingt anzustreben, diese Leerlaufzeiten in unseren
Paketumschlagstellen auszuschalten, um die Kapazitaten voll
auszuschopfen and den gestmten Betriebsablauf, vornehmlich
im Weihnachtsspitzenverkehr, fliissiger zu gestalten.
Hierzu mussen wir jedoch leider feststellen, daB innerhalb der
GroBumschlagstellen fast keinerlei innerbetriebliche Nach-
richtenmittel zur Verfugung stehen. Es sollte Aufgabe der Be-
triebe sein, sich umgehend mit diesen Fragen zu beschaftigen.
Zweifellos wird das industrielle Fernsehen auch hier Anwen-
dungsmoglichkeiten bieten. Doch daruber hinaus gibt es noch
viele einfachere Mittel, deren Anwendungsmoglichkeiten in
unseren Betrieben noch nicht erprobt sind.
Hierzu gehoren besonders der Sprechfunk and sonstige Sprech-
anlagen. Es wurde beispielsweise bereits eine wesentliche Ver-
besserung darstellen, wenn im vorliegenden Fall den Kraften
an den Entladebandern mit Lautsprecher von der Packkammer
aus der Auftrag gegeben werden kann,langsamer zu entladen.
Auf diese Weise wird es nicht erforderlich, einzelne Bander odor
die gauze Anlage abzuschalten, and der Gesamtbetrieb bleibt
flussig. Sobald der kritische Punkt i berschritten ist, kann der
Auftrag zu schnellerem Ausladen gegoben werden.
Voraussetzung fur den Erfolg einer derartigen Betriebsfilh-
rung ist das Vorhandensein von Kraften, die jederzeit den Be-
triebsablauf in alien Einzelheiten iibersehen and durch eigene
Initiative sofort erforderliche MaBnahmen einleiten konnen.
Bei dem Bau oder der Planung neuer Paketverteilanlagen
oder einzelner Lesebander sollte vorher von den Beteiligten die
Bandanlage Beim HPA Leipzig N 18 eingehend studiert werden,
well diese auch heute noch dem gegenwartigen Stand der Forder-
tochnik in den Postbetrieben entsprechend als recht gut an-
gesehen werden kann.
lcistungsvertrages fur Poststellenverwalter (Anlage 6 zum BK V
1955). Danach ha f tet der Poststellenverwalter' vermogensrechtlich
fur jeden Schaden, der der Deutschen Post aus seinen oder seiner
Stellvertreter Handlungen erwdchst.
Die Konfliktkommission loste den Streit fall nicht, and das Kreis-
arbeitsgericht hat die Klage abgewiesen aus folgenden (gekurzten)
Griinden:
,,Die Auf fassung der Aldgerin, dap die Anlage 6 der Lohnanlagen
zu den Betriebskollektivvertrdgen der Deutschen Post fur 1955 an -
wendbar sind, ist im vorliegenden Falle abwegig. Der Begrif f eines
Dienstleistungsvertrages fur Verwalter von Poststellen besagt",.da/I
es sich um Dienstleistungsvertrdge zwischen der Deutschen Post
and Personen handelt, die die Verwaltung von Poststellen haupt-
oder nebenberuflich (als Landwirte oder Gewerbetreibende usw.)
ausilben. ?Darin kann natiirlich die Deutsche Post ... verlangen,
dap der Verwalter einen Stellvertreter namha f t macht ... Es ist
selbstverstdndlich, dap in diesen Fallen der Verwalter als Vertrags-
kontrahent auf Grund des Dienstleistungsvertrages fur alle Ver-
mogensschdden zu haften hat, die durch ihn oder seinen Stellver-
treter entstehen.
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mat 1957
In welchem Umfange haftet der Poststellenverwalter ?
Im vorliegenden Palle handelt es sich jedoch bei der Poststelle
in N. um eine sogenannte Agententatigkeit im Sinne eines Dienst-
leistungsvertrages. Die Poststelle ist besetzt mit sieben hauptamt-
lichen Postangestellten. Es ware also unverstandlich, wenn der
Postverwalter selbst fur die sieben Personen, die im gleichen An-
gestelltenverhaltnis stehen wie er selbst,... personlich haften sollte.
Eine solche Haftung sieht auch unser Arbeitsrecht nicht vor...
Das Gericht verkannte durchaus nicht die Schwierigkeiten, die
durch eine ungeeignete Vertreterin entstanden waren. Die Ver-
klagte fur den entstandenen Schaden haftbar zu machen, bestehen
jedoch rechtlich durchdringende Bedenken. Aus diesen Griinden
erfolgt Klageabweisung."
Anmerkung:
Das Urteil ist im Ergebnis zweifellos richtig. Zu seiner Begriln-
dung ist jedoch einiges zu bemerken; auch ist es fiber den zur Ent-
scheidung stehenden Fall hinaus wegen der darin angedeuteten
Problematik von allgemeinem Interesse.
Das Gericht will den Geltungsbereich des ?Dienstleistungsver-
trages" of fenbar einschrdnken, and zwar auf ?die Bewerber von
kleinen Poststellen bzw. Posthilfsstellen". Dieser Oberlegung hatte
es im vorliegenden Palle gar nicht bedurft, weil die Voraussetzung
des ? 2 Ziff. 8 des Dienstleistungsvertrages - ndmlich die Nam-
haftmachung durch den Bewerber - nicht gegeben war. Vielmehr
war hier gemaf3 ? 9 Ziff. 2 des Dienstleistungsvertrages der Ver-
treter vom HPA gestellt worden; fur dessen Minderbetrage haftet
aber der Verwalter enter keinen Umstanden. Das ist ausdriicklich
klargestellt worden durch die inzwischen durch den Nachtrag zu
den Lohnanlagen erfolyte Neffassung der Ziffer 8, zu der das
vorliegende Urteil mit einen Anlaf3 gegeben hat. Nach der jetzt
giiltigen Fassung bezieht sick die vermogensrechtliche Haftung des
Poststellenverwalters nicht auf die Handlungen der Personen, die
ihn wdhrend seines Urlaubs oder seiner Krankheit vertreten. Diese
Fassung ist aber auch nicht befriedigend, weil sie nunmehr eine
Haftung des Poststellenverwalters fur den von ihm selbst find aus
anderem Anlafi gestellten Vertreter of/enbar voraussetzt. Diese
Voraussetzung entbehrt aber der Grundlage, weil unser Arbeits-
recht grundsatzlich keine Haftung fur fremdes Verschulden kennt.
Aber die weiteren Folgerungen des Gerichts rind nicht unbedenklich.
Der den Geltungsbereich des Vertrages festlegende ? 1 macht
diese Einschrankung namlich nicht, sondern dort wird auch die
hauptberufliche Tatigkeit ausdriicklich genannt, find so wird in
der Praxis verfahren. Das Problem liegt, genauer formuliert, in
der Abgrenzung des Dienstleistungsvertrages (? 611 BGB) vom
Arbeitsrechtsverhaltnis. Dabei geht das Arbeitsrechtsverhaltnis
bekanntlich historisch auf den Dienstvertrag des BGB zuri ck. Die
Normen des BGB werden aber nicht mehr fur anwendbar gehalten
(soweit sic nicht ohnehin durch besondere gesetzliche Vorschriften
ersetzt worden sind), seit man das Arbeitsrecht als selbstandigen
Zweig der Rechtswissenschaft erkannt hat. Bin Arbeitsrechtsver-
haltnis liegt immer dann vor, wenn bestimmte typische Merkmale
zutreffen. Sein wesentliehstes ist das der Eingliederung in das
Kollektiv des Betriebes and die Aufnahme in semen Personal-
bestand (vgl. Schlegel, Fragen des Arbeitsrechts, Berlin 1955,
S. 24). Prfift man die Rechtsverhdltnisse der Poststellenverwalter
unter Zugrundelegung gerade dieses Merkmals, so ergibt sich die
Abgrenzung dhnlich, wie sic das Gericht aus den Vorschriften fiber
den Geltungsbereich herleiten wollte.
Grundsatzlich wird davon auszugehen sein, daf3 mit denjenigen
Poststellenverwaltern, die diese Tdtigkeit hauptberuflich ausilben,
ein echtes Arbeitsrechtsverhdltnis besteht. Fur sie tri f ft das genannte
Kriterium zweifellos zu; dap sic nicht den gleichen personlichen
Kontakt innerhalb des betrieblichen Kollektivs wie andere Werk-
tatige haben, ergibt sick any der Eigenart ihrer Tatigkeit and ist
rechtlich unbeachtlich. Die Urlaubsregelung (? 10) unterscheidet
allerdings nur zwischen Poststellen and Posthilfsstellen; dabei
wird den ?Verwaltern der letzteren ein Urlaubsanspruch versagt,
wenn sic die Tatigkeit nebenberuflich ausaben. Es de rite demnach
nicht zweifelhaft vein, daf3 mindestens mit denjenigen Verwaltern,
die einen Urlaubsanspruch haben, ein echtes Arbeitsrechtsverhaltnis
besteht. Trif f t day zu, dann war aber die Bestimmung des ? 2 Ziff. 8
alter Fassung nichtig, weil - wie erwahnt' - unser Arbeitsrecht
keine Haftung fur fremdes Verschulden kennt. Dagegen gilt die
Bestimmung zweifellos dort - davon geht auch das Urteil aus -,
wo kein Arbeitsrechtsverhaltnis, sondern ein zivilrechtlicher Dienst-
vertrag vorliegt.
DieseErorterung bietet aber nochAnla f3 zu einem weiterenHinweis:
Die hier besprochenen Rechtsverhaltnisse sind kollektivvertrag-
lich erstmalig durch die Au f nahme des ?Dienstleistungsvertrages"
in die Anlagensammlung zum BKV 1952 aufgenommen worden;
vorher bestanden nur Verwaltungsanweisungen fiber den mit den
Bewerbern im Einzelfalle zu vereinbarenden Vertragsinhalt. Der
Dienstleistungsvertrag enthalt nun daneben noch Elemente des
Mietvertrages, weil der Verwalter entgeltlich einen Raum uberlaf3t;
dabei konnen Miete and Arbeitsrechtsverhaltnis auseinanderfallen:
Im Palle der Kiindigung sind die Raume noch ein Vierteljahr zu
belassen (? 11 DLV). Bemerkenswert ist auch die Pflicht des Ver-
walters, im Palle der Erkrankung and des Urlaubs selbst /fir einen
Vertreter sorgen zu milssen - eine Bestimmung, die innerhalb
eines echten Arbeitsrechtsverhaltnisses vollig fehl am Platze ist.
Man betrachte auch die Vorschri f ten caber,,Hil f skra f to": Sic werden
,,dem Verwalter au/ Kosten der Postkasse gestellt" (? 6 DL V).
Diese Vorschri f ten sind nur aus ihrer historischen Entwicklung
heraus verstandlich. Ihnen liegt noch die Vorstellung vons Post-
meister zugrunde, der es abernahm, auf eigene Rechnung die posta-
lischen Gescha f to zu besorgen. Gegen eine Vergiltung oblag ihm die
Beschaf f ung der Wagen and Pterde find der sonst notwendigen
Gerdtschaften. Auch die Besehaftigung von Hilfskraften war ihm
in fr4heren Zeiten grundsatzlich. ilberlassen. Dieses juristisch etwa
einem Agenturverhaltnis entsprechende Rechtsverhaltnis wirkt im
jetzigen Dienstleistungsvertrag noch nach; die zitierten Bestim-
mungen beweisen das. Man ist der Auffassung, dap die Beschaf-
fung des Raumes grundsatzlich Sache des Poststellenverwalters ist;
er erhalt dafiir lediglich eine ?Entschadigung". Die,gleiche Auf-
fassung liegt der Vorschrift fiber die Hilfskrafte zugrunde.
Der Dienstleistungsvertrag entspricht daher weder dem Stande
unserer Entwicklung noch unseren Auf fassungen vom Arbeits-
rechtsverhaltnis. Seine Bestimmungen sind oft hinderlich. Nach-
dem sick auch durch die Bodenreform and den beginnenden Auf-
bau des Sozialismus das Gesicht des Dories verandert hat, verfi gt
der Verwalter oft nicht fiber ein eigenes Grundsti ck (Umsiedler!).
Die gegenwdrtige Praxis, dap dieser dann einen Raum mietet find
die Miete als ?Entschadigung" von der Post erhdlt, ist nicht allein
biirokratisch, sondern auch hinderlich bei der Ausstattung der
Raume.. Der Verwalter ist in solchen Fallen verstandlicherweise
weder gewillt noch in der Lage, groflere Kosten fur Instandhal-
tungen aufzuwenden oder einen solchen Anspruch gegen semen
Vermieter (etwa die Gemeinde oder eine LPG) durchzusetzen. Die
Deutsche Post wiederum muf3 sich darauf berufen, dap dies dem
Vermieter obliegt, ohne zur selbstandigen Geltendmachung des An-
spruchs legitimiert zu vein. Hier mu f3 eine Anderung eintreten;
denn selbstverstandlich obliegt es innerhalb eines Arbeitsrechts-
verhaltnisses dem Betrieb, den Arbeitsraum zu beschaffen and in-
stand zu halten. Manfred Adler, Dresden
220000 Angestellte der japanischen Post
streikten Ends des vorigen Jahres, nachdem Lohnverhandlungen mit dem
Postminister gescheitert waren.
Im zuruckliegenden Weihnachtsverkehr
versandte durchschnittlich jeder dritte Haushalt der DDE ein Paket nach
Westdeutschland and jeder siebente Haushalt Westdeutschlands ein Paket
in die DDR.
Bin Radargerat,
mit dem in Bruchteijen von Sekunden die Geschwindigkeit von Fahrzeugen
auf ? 3 % genau gemessen werden kann, hat Telefunken entwickelt. Der MeB-
bereich geht von 20 ? ..150 km/h. Die Fahrzeuge miissen mindestens sine Ent-
fernung von 20... 30 m haben. Das Gerdt wird bei der Verkehrsuberwachung
verwendet.
An den Schaltern der Postamter des Saargebietes
kam es in den ersten Januartagen des Jahres 1957 zu groBem Gedrange.
Markensammler and Spekulanten aus dem Saargebiet, Westdeutschland and
auch aus dem Ausland sturzten sich auf die ersten saarlandisch-bundesdeut-
schen Postwertzeichen. Insbesondere war die 15-Fra.nken-Gedenkmarke (die
gleich bogenweise aufgekauft wurde) ein sehr begehrter Artikel.
Fur die norwegischen Einheiten
der Polizeitruppen der Vereinten Nationen in Agypten wurden Feldpost-
marken mit dem Aufdruck ?United Nations Emergency Force" (Streitkrafte
der Vereinten Nationen fur besondere Ereignisse) herausgegeben.
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Finanznormung der Hilfsleistungen im Fernmeldebau
(Schlu/3 aus Heft 411957)
Der Geldaufwand je Paarkilometer stellt letzten Endes
bereits eine Finanznorm allgemeiner Art dar, die man nach der
analytischen Methode ermitteln kann. In dieser Finanznorm
sind alle Arbeitsgange als Durchschnittswerte enthalten, die
bei einem Kostentrager anfallen konnen. Die Kennziffer DM/Pkm
schafft auf diese Weise die Voraussetzung, die ermittelten Werte
je Fernmeldeamt zu vergleichen and Durchschnitte fur die
gesamte Deutsche Post zu schaffen. Will man nun diese groben
Durchschnittszahlen weiter differenzieren, so mull man die
synthetische Methode anwenden.
Die Kalkulationen wurden nach den im vorhergehenden Ab-
schnitt geforderten Gesichtspunkten vorgenommen. Ihre Er-
gebnisse sind in den Tabellen 5 and 6 zusammengestellt.
.Erlauterung zur Tabelle 5:
Fur AnschluBlinien kommen sieben Arten der Mastbehand-
lung in Frage :
1. Auswechslung eines A-Mastes,
2. Auswechslung eines Kuppelmastes,
3. Auswechslung eines Einfachmastes,
4. Auswechslung eines Mastankers,
5. Auswechslung einer Maststrebe,
6. Ansetzen eines Klebepfostens,
7. Ansetzen eines MastfuBes. .
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
1
2 I
3
4 I
5
6
i
Material and Arbeit:
Masten 8 in I mit Zu-
behor - in mittlerem
Boden auswechseln,
(zimmern, aufstellen,
Behang losen and be-
festigen, regulieren,
abbrechen usw.)
Arbeitszeit [Min.] -
Arbeitszeit [Std.]
Stundensatz (3,86D1I)
Lohn
Mastenmaterial -= 6.
MGK-Zuschlag
Summe: rued . . .
320,-
198,-
110,-
29,-
50,-
29,-
57,-
Devon Material: . .
179,-
119,-
57,-
4,-
42,-
15,-
33,-
Lohn:
A.leicltter Boden
70 % v. B
99,-
55,-
37,-
25,-
6,-
10,-
17,-
B. mittlerer Boden
100%
141,-
79,-
53,-
25,-
8,-
14,-
24,-
C. fester Boden
150% v. B
211,-
118,-
79,-
25,-
12,-
21,-
36,-
Finanznormen:
Zu A. . . . . . . .
278,-
1.74,-
94,-
29,-
48,-
25,-
50,-
B. . . . . . . .
320,-
198,-
110,-
29,-
50,-
29,-
57,--
C. . . . . . . .
390,-
237,-
136,-
29,-
54,-
36,-
69,-
1
2
3
4
6
7
8 usw.
Leistungen fur 1 km Linie mit:
Pkm
Pkm
Pkm
Pkm
Pk m
Pkm
Pkm
Pkrn
10 Quertrager richten
10 Isolatoren auswechseln
10 Stutzen auswechseln
10 Wiirgestellen entfernen
10 Bindungen neu schaffen
5 Ziehbander auswechseln
5 Masten richten
4 Masten nrufen (Standhaftigkeit)
0,4 km Leitung regulieren
0,1 km Leitung ausasten, Leitungen anstuckeln
Zwischensumme:
+ 8% Rust- and AbschluBzeit
Arbeitszeit in Minuten
Arbeitszeit in Stunden
Stundensatz = 3,86 DM
Lohnsumme:
Material:
10 Isolatoren
10 Stutzen
5 Ziehbander
20 Stuck HUlsen
1,5 kg Bronzedraht
Zwischensumine:
+ 16% MGK-Zuschlag
Materialsumme:
Lohnsumme:
Gesamtsumme rund
174,-
248,-
323,-
397,--
508,-
575,-
643,-
710,--
Abweichungen absolut:
I
I 74,-
75
I
74,-
I
111,-
67,-
I
68,-
67,-
I
Durchschnitt der Abweichungen: 76,6
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I
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Die Deutsche Poet 2. Jg.
Heft 5 Mai 1967
Messebericht 105
Wie wir bereits im Heft 4/57. ankundigten, waren mehrere Kol-
legen fur unsere Leser unterwe'gs, um uberldie,wichtigsten den Post-
la inleressierenden Neuerungen auf derl Leipziger Messe zu be-
richten. Lesen Sic nun,wele to,"Gerate und Einriehtungen'auf der
gro ften Leipziger N'achkriegsmesse au f f ilelen.
Gerate; M Ilaschinen, und An1agen
Die Leipziger Fruhjahrsmesse 1957 zeigte - abgesehen von
den, gesondert, darg'estelltenl KraftfahrI zeugen`, wenige Ma-
schinen und A~nlagen, die ausschlieB]icli fur das Postwesen be-
stimmt sind. Dennoch ei thielt die Messeschau viel fur den
Postler Wichtiges und Interessantes.
Gerate 'und Automaten fur Postabfertigung
Die Firma Freistempler Gesellschaft m.b.H., Frankfurt/Main,
m
"
e
aschine ?Postalia
, die
igte eine kleine, handliche Frankier
z
mit und ohne elektrischen Antrieb verwendet werden kann
(Gild). Als Absender-Freistempler fur Geschaftsbetriebe be-
harem Saldierwerk und 8 automatisch in heliebiger Folge steuer-
baren 10stelligen Registern fur Addition und Subtraktion his 0.
Die Maschine hat kompletten elektrischen Antrieb.
Fie Firma Rheinmetall zeigte neben elektrischen Schreib-
maschinen und 4-Spezies-Rechenautomaten mit Speicherwerk
Fakturiermaschinen in Verbindung mit Streifenlochgeraten
nebst Umsetzern, die mit weiteren Aggregaten der Loclikarten-
technik gekoppelt werden konnen.
'
Eine interessante Neuentwicklung stellte die Firma Mercedes
Buromaschinenwerke AG, Zel1a-Mehlis/ Thi r., aus. Die ,,Mercedes
Buchungsmaschine mit Streifenlocher" arbeitet 'im 5-Kanal-
System. Die Lochstreifen konnen sowohl caber das Fern schreib-
netz als auch fiber die drahtlosen Fernschreibverbindungen zur
Nachrichtenubermittlung verwendet werden. Das bedeutendste
Anwendungsgebiet besteht darin, daB der Lochstreifen fiber
einen,Umsetzer zum Herstellen von, Lochkarten mit dem Motor-
lecher verwendet wird. Das System ermoglicht eine hohe Aus-
nutzung der Kartenlocher. Die' Grundbuchung erfolgt tagfertig
mit der Buchungsmaschine. Die Auswertung der Lochkarten
kann zu beliebiger Zeit gesehehen. Pri flochungen ko i men in
Fortf all.
Die Firma Log Abax Verkaufsgesellschaft m.b.H., Frankfurt
Main, zeigte als einziger Hersteller auf dem Weltmarkt eine
?Buchungs- und Statistikmaschine" (Bild) mit 198 Speicher-
und Saldierwerken, 13stelliger Einstellfahigkeit je Werk, his zu
stimmt, leistet sie bis zu 6000 Sendungen je Stunde. Sie. la6t
rich durch einen Hebelrnechanismus%-auf heliebige Portowerte
uinstellen und ist mit selbsttatigem Gebihrenzahler, Kontroll-
zahler, Portob3estandsanzeiger und Stiickzahler ausgerustet. Das
Frankiergerat~kann auch zum Stempeln von Packchen und Pa-
keten jeder Form und GroBe verwendet werden.
Au' dem Postamt C 1.7 wurde das erste Muster einer vom
VEB Buchungsmaschinenwerk, Karl-Marx-Stadt, in Verbindung
mit dem IPF entwickelten ,,Schalter-Annahmemaschine fur
Postanweisungen und Zahlka,rten"anla'Blich der Messe in Probe-
betrieb genommen. Das Gerat verbindet mehrere in westlichen
Fabrikaten gesondert durohzufuhrende Arheitsvorgange und
ermoglicht gegenuber der Annahme und Buchung von, Hand
die 3b is 4fache I-eistung. {
Buro- und. Buchungsmaschinen und,
B uro-Organisationsmittel
Im Buchgewerbe'haus zeigte der VEB Buchungemaschinen-
sverk, Karl-Marx-Stadt, u.: a. den ?Multiplex-Buchungsauto-
maten Serie 52/8" mit Astra-Einfachta'statur, 10stelligem sicht-
36 Buchstaben- und Ziffersy.mbolen, Mechanismus fur Hber-
tragungen ;von einem Werk des Blockes in ern Werk des andren
Blockes in Zwischen- oder Endsumme und automatiseher Steue=
rung von Tabulation. An Stelle von Zahnradern mit ihren Steuer-
elementen werdenZahnstangen mitReihenwinkeln verwendet.
Die Maschine wurde auf Veranlassung des Bundespostministe-
riums entwickelt und ermoglicht die dem Lochkartenverfahren
eigentiimlichen Vorteile ohne Lochung.. Durch die Maschine
konnte z. B. der Personalbestand fur die Buchung von Tole-
grammen in den Zentralbuchungsstellen von 55 Kraften auf
22 Krafte verringert werden.
Per VEB Organisationsmittel Verlag, Leipzig C 1, zeigte zweck-
dienliches Buromaterial, u. a. eine neuartige Kerblochkartei
,,BBO", die vereinfachtes Sortieren und Umsortieren gestattet. '
Bahnpostwagen und Handfahrzeuge
Einen ?Ehrenplatz im Freigel inde der Messe *nimmt I ein neu-
zeitlicher vom VEB Waggonbau Bautzen gebauter und in Ver-
bindung mit dem IPF entwicke'lter Bahnpostwagen ?Post
4-b/15" ern. Der Wagen ist 4achsig und besitzt achslialterlose
Drehgestelle in geschweiBter Ausfuhrung nach Gorlitzer Bauart
mit Zylinder-Rollenlagern. Er ist mit Schraubenfedern versehen,
die mit Teleskop-StoBdampfern gekuppelt sind. 14 Leuchtstoff- .
lampen 180/220 V sorgenfiir gute Lichtverhaltnisso. Der Wagon
wurde mit zwei kompletten Batteriesatzen sowie mit z iei Licht-
maschinen bestuckt.
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.Messebericht
Es diirfte in diesem Zusammenhang fiir spatere Entwick-
lungen von Interesse sein, daB der VEB Turbinenfabrik, Dresden,
Klein-Turbostromerzeuger fiir 0,5 his 5. kW zur Beleuchtung
and Beheizung von Schienenfahrzeugen u. dgl. herausgebracht
hat. Die Dampfturbinen dieser Turbo-Stromerzeuger arbeiten
mit Gegendruck and sind daher sehr wirtschaftlich.
Bemerkenswert fiir die weitere Entwicklung von Postfahr-
zeugen aller Art sowie for den Antrieb von stationaren Forder-
einrichtungen sind auch stufenlos regelbare Motore und'Getriebe.
Erwahnt siien' die Schaltwerksgetriebe des VEB Getriebewerk,
Wernigerode, mit Leistungen his zu 5 PS, die Reibgetriebe der
Firma Preufle & Co. AG, Leipzig, and die stufenlosen Spezial-
riemengetriebe der Firma Gerhard Zeng, Dresden, ferner die
Stromungsgetriebe des.VEB Wissenschaftlich-Technisches Biiro
fiir Werkzeugmaschinen, Leipzig. Dieses Werk hat einen im Be-
reich von 0,5 his 1000 U/min stufenlos regelbaren hydraulischen
Kleinmotor herausgebracht, dessen Typenreihe fiir 2,5, 4,.6,3;
10, 16 and 25 kW ausgelegt ist.
Die Firmen VEB Transportgeriite, Berlin-Pankow, and Oscar
Krieger, Dresden A 1, zeigten eine groBere Auswahl an Hand-
fahrzeugen fiir die verschiedensten Zwecke, darunter Platten-
wagen, Kastenwagen, Rollkarren, Sackkarren, fahrbare Tische,
Tafelwagen, Elektrokarrenanlianger and Fug- und Deichselhub-
wagen, ferner fahrbare Hebevorrichtungen and Elektrostapler
in Spezialausfiihrung mit Forderhohen his 3250 mni and einer
Tragkraft, his 750 kg. .
Werkstattivesen
Ira Hinblick?auf den ausgedehnten Fahrbetrieb der Deutschen
Post konnte die Entwicklung eines vom VEB Alubau and Metall-
veredelung, Wismar, gezeigten ,Werkstatt-Kleinstanhingers"
von Interesse sein. Dieser einachsige Anhiinger enthalt bei 500 kg
Nutzlast eine vollstandige Werkzeugausriistung einschlieBlich
Schraubstock, Schleif- and Bohrmaseninen, SchweiBanlage asw.
(Bud). .
Neuer Leichtwerkstoff
Der VEB Elektrochemisches Kombinat Bitterfeld bietet unter
dem Namen ?Zell PVC" einen Werkstoff an, der 28mal leichter
als Aluminium, 14mal leichter als andere Kunststoffe, 10mal
leichter als Wasser, 5- his 10mal leichter als Holz and 3mal
leichter als Kork ist. Der Stoff ist ein Thermoplast and daher in
gewissem Umfange verformbar. Er ist flammwidrig and wasser-
abweisend, isolierend and korrosionsfest and hat eine selir nied-
rige Warmeleitzahl. Er bietet grofle Einsatzmoglichkeiten fiir
den Fahrzeug-, Flugzeug- and Schiffsbau and ist leicht verarbeit-
bar and verleimbar.
Rollenbahnen, Bahnforderer and Aufziige
Rollenbahnen werden u. a. vom VEB Erfurter Melzerei and
Speicherbau angeboten, and zwar in fahrbarer, zusammensetz-.
barer Ausfiihrung, mitEinheitslangen von 1785 mm je Stoll bei
500 mm Rollenlange (Bild).
Die Deutsche Post 2..Jg.
Heft 5 Mai 1957
?VEB Montan, Leipzig, bietet Rollchenbahrien an, die als'
Schwerkraftforderer fiir Stiickgiiter. in Form von Kisten, Pa-
keten usw. gedacht sind. Sie erfordern eine Neigung von 3 . . . 5?.
Dieselbe Firma stellt such fahrbare and tragbare Forder-
bander von 3 . . . 8 m Achsabstand and fahrbare Forderbander
von 10 ? ? ? 15 mAchsabstand her. Weitere Hersteller stationarer,
tragbarer and fahrbarer Forderbander sowie von Rollenbahnen
sind der VEB Forderanlagen, Magdeburg, fund einige kleinere
Firmen. -
Aufziige, Rolltreppen it. dgl. in verschiedener Ausfii.hrung
zeigte der VEB Berliner Aufzugbau. Hebezeuge.aller Art stellte
der VEB Hebezeugwerk, Niedersebnitz, aus.
Mef3-, Regel-, Steuergerate'
VEB Elektro-Schaltgeriite, Gorlitz, zeigte in einem,Befehls-
geratprogramm Anlagen in fiinf Grfllen, bestehend aus 1 .. 5
Anbauplatzen fiir Meldelampen and Druckknopftaster. Der
VEB Elektro-Schaltgeriite, Dresden, brachte Einheitssteuerungen
fiir Kleinlastenaufzii.ge, Leuchtzeichentafeln and Schalter fur
die Fordertechnik zur Steuerung von Weichen, Forderbandern
u. ?dgl. heraus.
Der VEB Glashiitter Uhrbeirieb stellte Scheiben- and Trommel-
schreiber-Uhrwerke fiir Bandschreiber fiir die verschiedensten
schreibenden Me(3gerate, darunter auch fur Sechsfarbenschreiber
aus.
Mehrere Firmen zeigten neuentwickelte b zw. verbesserte Waa-
gen, unter iinen der VEBThiiringer Industriewerk, Rauenstein,
der eine neue fahrbare 250-kg-Dezimalwaage herausgebracht hat
(Bild).
Umsetzbare Hallenbauten - Schnellbauweise
Der Deutschen Post fehlen vielerorts die notigen Betriebs-
raume, Packkammern usw. In diesem'Zusammenhang ist ein
von der Firma Deutsche Stahllamelle, Hiinnebeck/Dusseldorf,
vorgefiihrtes Schnellbauverfahren fur Werksraume and Hallen-
bauten verschiedenster Grole interessant. Es verwendet SL-
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
Trager aus 2 Bauelementen; and zwai kastenformige, unten
offene Gittertrager and Vollbandtrager, die aus Leichtprofilen
verschwei1t Sind. Der Zusammenbau geschieht durch teleskop-
artiges Einschieben der Vollbandtrager in.die Gittertrager and
Anziehen'der an den Quergurten der Gittertrager unverlierbar
artgeordneten Stahlschrauben (Bild).. Durch Aneinanderreihen
lassen sich Schalungstragbr jeder gewnnschten Lange von un
gelernten Kraften zusammenstellen and verlegen. Als Stiitzeit
werden hohenveranderliche and versetzbare Stahlrohrstiitzen
vei schiedenster,'1 tinge verwendet. Mau
Drahtgebundenes Fernmeldewesen
Wenn man die Fruhjahrs-Messe 1957 daraufhin uberpruft,
inwieweit Ausste1lungsgiiter des drahtgebundehen Fernmelde-
wesens zu finder Sind, so wird man feststellen, daB.ausliindische
Aussteller so gut wie nichts auf diesem Gebiet zeigen, obwohl
in verschiedeneit Liindern beachtliche Fernmeldeindustrien vor-
hatiden Sind. Damit fallt es.in Leipzig schwer, die Frage zu be-
antworten, wo wir das Weltniveau erreicht haben and wo' wir
noch* erheblich +aufholen, mssen. Die kapitalistischen Staaten-
zeigten keinerlei drahtgebundene Fernmeldeeinrichtungen. Die
Ursachen 'werden zum Teil in der'. westlichen Embareonolitilr
Polen; Bulgarian and China Tischstationen Kabel and Siche- Post auf Investkredit gekauft zu werden, wenn taglich etwa 200
t groBe automatische ,RFT-Zeitansage-Anlage" at der
VEB Funk= and Fernmelde-Anlagenbau Berlin neu entwickelt
(Bild). Die Anlageist patentrein and geeignet, von der Deutschen
.
rungsstreifen.'Daliei wissen wir, daB die CSR and Ungarn fern- Anrufe garantiert werden konnen. Dies ddrfte in mijttleren
meldetechnische Einrichtungen bauen and such exportieren. Kreisstadten. (Knotenamtern) der Fall rein: Die Zeitansage-
Hoffen wir, dal: wir im naehsten Jahre mehr Gelegenheit zum Anlage ist auch fur den Export bestimmt. Sic, arbeitet mit einer
Ve&leich- haben and daB' dabei die Erzeugnisse unserer Yolks- oberen Grenzfrequenz von 6000 Hz nach darn Lichttonverfahren
eigenen Fernmeldebetriebe bestehen konnen. (Magnetton zu-viel Abrieb) and.wird bei Nichtbelegung auto-
'Zu dem'Gezeigten von RFT kann man feststellen, daB neben matisch stillgesetzt. Das Fortschalten der Stunden and Minuten
geschieht durch Zahnstangen, die durch Magneto bewegt werden.
eiitigen Neuerscheinungen in vielen Einzelfallen Verbesserungen Dadurch ist eine prazisere Einstellung als?bisher moglich. Die
and Erganzungen vorgenommen worden;sind, die sick sowohl . r
2: _,_.. ____,___ , "I 1,
an tier unr, sonaern aurcn etnen..i oneaxt am r nae cteri Lattn-
Stange fur -den Minutentransport. Der Verstarker arbeitet mit
Or. tsvermittlungseinrichtun yen I
den Rohren 1JF 80, EL 84, ECC 81, EZ 80 and ist sehr leistungs-
'Fiir den Ortsverkehr ist erstmalig das Motorwiihleramt fahig. Sprache and Summerton,werden jetzt standig fiber ~Iacht.
System 56" des VEB Fernmeldewerk Arnstadt ausgestellt. Es Man,kann sagen, daB die Schwachen unserer jetzigen Maschinen
unterscheidet sich wesentlich in Aufbau' and Ausstattung von mit dieser Entwicklung beseitigt sind..'? : '. '
Messebericht
107
dem?Motorwalileramt, das vor zwei Jahren zur Messe ausgestellt
war. Die Deutsche Post hat seit Dezember 1956 das erste Amt.
dieses Systems in Betrieb genommen. Der Wahler selbst ist fast
unverandert geblieben, so daB es sich erubrigt, hier natter darauf
eirizugehen. Alle. erforderlichen Schaltglieder sind in staub= ?
dichten.Gehausen untergebracht. Durch Glasfenster kann man'
die Einstellung der Waliler beobachten. Der. Amtsaufba'u mit
Gestellen wurde beibehalten, so daB auch ein.Einbau in Gestelle
alterer Systeme moglich-ist. Der Leitungswahler kann als ,Orts-
leitungswahler, Fernleitungswahler, Sammelleitungswahler. and
GroBsammelleitungswahler verwendet werden.' .eider' konnte
das Amt nicht betriebsmiBig vorgefuhrt werden. Der .Baum-
bedarf fur.das neue System ist leidei immer noch 20%1grofer
als beim System 50.
Der VEB Fernmeldewerk Nordhausen stellt eine neue elegante
Haustelefonanlage aus (Bild), an der bis zu 7 Sprechstellen an-
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.Die Firma Gerhard Schmitt, Telefonbau, Schweinitz (Elster),
zeigte auf ihrem Stand eine weiterentwickelte Sprechkapsel W 57
mit GroBoberflachen-Membrane (Bild). Genaue technische Daten
sowie ein Gutachten unseres IPF fehlen noch. Frequenzlage and
Empfindlichkeit sollen gunstiger als bei den bisherigen Kapseln
liegen, weil zur Abdichtung zwischen Kohlegrus and Membrane
kein dampfender Filming mehr verwendet wird. AuBerdem
werden als Vorzuge angegeben: langere Lebensdauer; geringere
Stormodulation, kein Verandern der elektrischen Werte durch
Eindringen von Feuchtigkeit, keine Zerstorungsmoglichkeit der
Membrane von auBen.
Telegraphengerate
Der VEB Geratewerk Karl-Marx-Stadt zeigte die neuentwickelte
?Zeichenzahleinrichtung fiir den Streifenschreiber", die bei der
Zusammenarbeit mit? Blattschreibern darn ein optisches Signal
gibt, wenn die Wagenrucklauftaste gedrilckt werden mull (Bild,
links Signallampe, rechts Zahl-Schrittschaltwerk).
Eire neues ,Allstrom-Fernschaltgerdt 54 b" fur HV and TW
hat der VEB Fernmeldewerk Leipzig herausgebracht. Die Form
ist etwas verandert; grauer Hammerschlaglack gibt dem Gerat
ein besseres Aussehen als mit dem bisherigen konservativen
Schwarz. Technisch sei bemerkt, daB eine elektrische Verriege-
lung den Anrufzustand his zur Herstellung der Fernschreibver-
Fur den Export wurde weiter vom gleichen Betrieb ein,,Mittel-
frequenztelegraphiegerat MT 51/6" ? 'entwickelt.: Der Aufbau
entspricht dem, einer WT. Es ist fur lange oberirdische Frei-
leitungen bestimmt, arbeitet mit Ruhestrom in sechs Kanalen
auf einer Zweidrahtleitung.
Richtung A-B = 3300 ? . ? 4500 Hz
Richtung B-A = 5700 ? ? ? 6900 Hz
Die Telegraphenleitung kann also weiterhin fur ein Nieder-
frequenz-Sprachband benutzt werden. Mit dem Gerat wurde
gleiehzeitig der zugehorige Zwischenverstarker herausgebracht.
Ebenfalls vom VEB Fernmeldewerk Leipzig ist auch. die none
,,Wechselstromtelegraphie WT 51/24" ausgestellt worden (Na-
heres ?Die Deutsche Post", H. 4/57).
Tragerfrequenzgerdte and Verstarker
bindung aufrecht erhalt.
Leider fehlen immer noch die hochkanaligen TF-Systeme. Das
System V 24 soli his zum naehsten Jahr verkaufsreif sein, ebenso
"das Tragerfrequenz-Nahverkehrs-System Z 12 N fiir symme-
trische`Kabelleitungen.
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
Ausgestellt war eine Weiterentwicklung der Tfc-Gerate mit
der Bezeichnung Tf d 1-4. Die Gerate Tf d 1 and Tf d.2 sind
bereits lieferbar and haben wesentlich verbesserte elektrische
and mechanische .Eigenschaften. Durch Kleinbauelemente sired
beachtliche Gewichtsersparnisse zu verzeichnen; auBerdem
konnte durch Teilung des Gerates (Stromversorgungsteil and
Hbertragungsteil) der Transport erleichtert werden. Das wirk-
sam ubertragene Niederfrequenzsprachband 300 ? ? ? 2500 Hz
(bisher 400 ? ? ? 2000 Hz) entspricht his auf die obere Grenzfre-
quenz den CCIF-Empfehlungen far Sprechkreise mit cinem
Frequenzband 300 ? ? ? 2600 Hz.
Der VEB Fernmeldewerk Bautzen stellte in verandertem Auf -
ban das ,Mehrfach-Einzelkanal-Triigerfrequenzgerat Z 8/V 16"
aus (GroBgestellausfiihrung, Kleingestellausfiihrung, Wagen-
gestellausfiihrung).
Die technischen Einzelheiten dieser Gerate sind hinreichend
bekannt (Sprachband nunmehr 300 ? - ?'2600 Hz). Bei der GroB-
gestellausfuhrung kommt man jetzt mit zwei Gestellen aus, ohne
die Bodenbelastbarkeit von 600 kg/m2 zu iiberschreiten.
Als letzte Entwicklung auf dem Verstaskergebiet stellt der
VEB Fernmeldewerk Leipzig. die neue ,Rundfunkleitungsver-
starkereinrichtung 55" vor. Mit ihr konnen maximal 20 Pro-
gramme fiber, eine moglichst hohe Anzahl von abgehenden Fern-
leitungen verteilt and verstarkt werden. Der Hbertragungs-
bereich amfallt 30 ? ? ? 15000 Hz. Entzerrer and Verstarker
sind getrennt in besonderen staubgeschiitzten Schranken unter-
gebracht and als Einschiibe kbnstruktiv,ausgebildet. Man unter-
scheidet Rundfunkleitungsverstarker zum Entdampfen der an-
kommenden Leitung and Rundfunkleitungs-Trennverstarker,
die eine Programmverteilung auf inehrere abgehende Leitungen
ermoglichen.
Die Programmschaltfelder, die in eigenen Schranken unter-
gebracht sind, haben mit dem friiheren System 36 Ahnlichkeit,
jedoch geschieht die Verriegelung elektrisch.
Mef3gerate
In der McBtechnik gab es kaum Neuerscheinungen. Der
VEB McBapparatefabrik Schlotheim zeigte seine bekannten
KabelmeBkoffer Type A 355 KMK, mit Batteriekasten, Summer
and Kopfhorer.
McBbereich: Isolation . . . . . . . .
..
0 ? . . 3000 M Q
Kapazitat .. . . . . . . .
.
0,0001 ? ? . 500,rF
Widerstand . . . . . . .
..
0-- ?100000 Q
Widerstandsunterschied . .
.
0 ? . ? 1000 S2
Fehlerort (Schleife) . . . .
0,01 ? - - 5000 Q
Erdungswiderstand ? . . . .
.
0,1 ? . . 100 Q
Der Koffer hat ein Lichtmarkengalvanometer mit einer
Schwingungsdauer von 1 ? ? 1,5.sek.
Zu erwahnen ist auch der neue Erdungs-Isolations-Messer
Type A 307 E-J des gleichen Betriebes. Alle Teile sind in einem
ansprechendemKunststoffgehause (mitTraggurt) untergebracht.
McBbereiche: Erdungsmessung . . . . . . .
0 ? ?
? 10000 D
(MeBfrequenz rd. 110 Hz)
Leitungsmessung . . . . . . . . . . . . . .
0 ? ?
? 10000 S?
(Gleichspannung)
Isolationsmessung.. . . . . . .
0,01 ?
? ? 50 M .Q
(Gleichspannung)
Die Firma Hartmann & Braun AG, Frankfurt/Main, zeigte
einen ahnlichen Koffer (Bild) mit aul3erordentlich hoher Emp-
findlichkeit (bis 50 M S2 . genugt als Stromquelle eiiie Taschen-
lampenbatterie). Der Koffer hat auBerdem einen Summer fiir
Wechselstrommessungen and einen Impulsgeber fur Kapazitats-
messungen.
Die Firma Rohde & Schwarz,'Munchen, hatte fur das Draht-
fernmeldewesen ein Spannungs-Strom-Widerstands-Mellgeratfur
Spannungen von 20 mV ? ? ? 30 kV, fiir Gleichstromwiderstande
von 10 S2 . ? ? 1000 M S2 and fiir Strome von 2 X 10-9 A ? . ? 1 A
ausgestellt.
Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/08: CIA-RDP80T00246AO43600160001-0
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Die Deutsche Post 2. Jg.
heft 5 Mai 1957
Fernmeldekabet
Man kann die Besprechung der umfangreichen Fernmelde-
technik nicht abschlief3en, ohne noch einen Blick auf die Kabel-
technik zu werfen. Und hier verdient das vom VEB Kabelwerk
Oberspree entwickelte Fernmeldekabel mit 4 koaxialen Paaren
and 5 Signaladern (4 X 2,6/9,4 mm + 5 X 1 X 1,4) starkste Be-
achtung, well es dem Weltniveau entspricht.
Das 17paarige TF-Kabel reicht fur die kunftige Entwicklung
keineswegs aus, so daB man in der ganzen Welt nach den Emp-
fehlungen des CCIF beginnt, mehrtubige Kabel fur den Weitest-
verkehr zu entwickeln. Von den vier koaxialen Leitern sind zwei
fur das Fernsehen vorgesehen and zwei fur den Vierdrahtbetrieb
des Fernverkehrs.
Im Fernsehen werden die Adern his 6200 kHz ausgenutzt, im
Fernverkehr sollen zunachst Systeme V 960 zum Einsatz kom-
men. Das schwierigste Problem ist dabei die Abschirmung der
Adern gegeneinander.
Die vier Zentralleiter sind je 2,4 mm dick. Ihr genauer Ab-
stand (9,4 mm) zum Mantel, der als Kupferband gewickelt ist,
wind durch Polystyrol-Scheiben gehalten, die in bestimmten
Abstanden angeordnet sind. Jedes Koaxialpaar ist mit einem
Spezialschirm umgeben, um eine Nebensprechdampfung von
> 15 N zu erreichen.
Der schwarzlackierte zentrale Leiter in der Mitte des Kabels
(1,4 mm) sowie die vier ubrigen Adern sind als Signaladern vor-
gesehen.
Der Bleimantel (mit Antimon legiert) des Kabels ist 1,4 mm
dick. Uber dem Mantel liegt eine Schutzhulle mit bitumen-
gestarktem Papierpolster. Darilber sind zwei Lagen Bandeisen
(0,5 mm) gewickelt, and als aullerste Hiille wurde eine Jute-
umspinnung mit Bitumen aufgebracht.
Die Langsdiimpfung des Kabels betragt bei 6000 kHz 670 mN/
km, sein Wellenwiderstand 75 9, wobei nur Abweichungen von
? 40/000 zugelassen sind.
Fernmeldebau
Erstmalig wurde vom Institut fiir Fordertechnik des Mini-
steriums fur Schwermaschinenbau das neuentwickelte ,Kabel-
kanalbohrgerat KKB 50" vorgefiihrt. Das Gerat, das in alter
Form unter dem Namen StoBbohrgerat in einigen FMA bekannt
ist, gestattet, Strauen his zu 50 m Breite zu durchbohren. Mittels
eines Benzinaggregats von 6 PS Leistung werden mit einer Hoch-
druck-Kolbenpunlpe 300 atil Druck erzeugt, die auf hydrau-
lische Weise das StoBaggregat iletatigen. Der Lochdurchmesser
kann his zu 130 mm ausgedehnt werden. Ist die Stralie durch-
stoBen, so konnen die Rohrteile gleich Beim Zuruckziehen des
Gestanges eingezogen werden. Der Vorteil des Gerats liegt fur
den FMBau auf der Hand, wean kiinftig vor allem hochwertige
Strauendecken nicht mehr aufgebrochen werden mussen. Das
Gerat hat noch einige Mantel and wird in diesem Jahr ein-
gehend erprobt. 1958 ist es fur etwa 9000 I)M lieferbar.
Gewicht des Antriebes . . . . . . . . . . . . . . 202 kg
Gewicht des StoBaggregats . . . . . . . . . . . . 218 kg
Gewicht des Zubehors (Gestange) . . . . . . . . . 624 kg
An weiteren ausgestellten Groflgeraten fur den Fernmeldebau
waren noch der in ?Die Deutsche Post", H. 1-2/57, beschrie-
bene Grabenbagger der englischen Firma Aveling Barford and
Explosionsrammen in verschiedenen GrbBen von anderen aus-
landischen Firmen zu nennen.
Der VEB Elektrowerkzeuge-Apparate Sebnitz/Sa. stellte wie-
der die verschiedensten Handbohrmaschinen aus. Leider ist das
Problem ihres Einsatzes Beim Sprechstellenbau nach wie vor
ungelost.
Bemerkenswert war au[3erdem die neue ,Benzinmotor-Biigel-
sage Typ UOB 35/1" (Bild) des VEB Werkzeug-Union-Stein-
bach-Hallenberg. Der StammdurchlaB betragt 35 cm, das Ge-
wicht etwa 26 kg and der Preis 830 DM. Lieferung ist so fort fiber
die DHZ moglich. Ihre Brauchbarkeit ware fur Katastrophen-
einsatze (Sturmschaden) and den Linienbau zu erproben.
Kleinau
Stromverso rgungsanlagen
Die diesjahrige Fruhjahrsmesse brachte auf dent Akkumu-
latorengebiet keine Neuerungen. Wie bisher wurden fur den
tragbaren oder stationaren Einsatz vergossene and offene Zellen
der verschiedenen bekannten Typen gezeigt. Zellen mit Gitter-
platten im Engeinbau, die blei- and platzsparend rind, scheinen
in der Entwicklung noch nicht genugend weft fortgeschritten
zu sein.
lr; Auf dem Gleichrichtersektor fur Fernmeldeanlagen waren
zwei Geratetypen vom VEB Elektrowarme Sornewitz vertreten.
Ein dreistufiges Staffelschaltgerat 60/25-25 mit Schaltfeld and
ein Trockengleichrichter neuester Entwicklung F - E 60/12-6
BWrge. Dieses Gerat, das weitestgehend die bisherigen FGeP-
Typen ablosen soil, dient zur Stromversorgung kleiner and mitt-
lerer 60-Volt-Fernsprechanlagen mit Vollsiebung fur Direkt-
speisung oder in Verbindung mit einer 30zelligen Bleibatterie
fur den einfachen Bereitscbaftsparallelbetrieb.
Das Gerat ist mit magnetischen Regelkreisen ausgestattet.
Hierdurch wird die im Bereich von 52 - - - 68 V einstellbare Aus-
gangs-Gleichspannung in Betriebsstellung ?BB" auf ? 2% des
jeweils eingestellten Sollwertes konstarxt gehalten. Netzspan-
nungsschwankungen von + 10 - ? - - 20% der Nennspannung,
Frequenzanderungen von ?4% auf Nennfrequenz sowie Be-
lastungsschwankungen zwischen 5 - - - 100% der Nerinstrom-
starke werden hierbei ausgeregelt.
Durch die Vollsiebung wird die frequenzbewertete StOr-
spannung auf die fur Fernsprechzwecke geforderte GroBe von
5 2 mV herabgesetzt, so daB die Gerate die Direktspeisung der
Wahlamtseinrichtungen ubernehmen konnen.
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Messebericht
Die' Deutsche Post 2. Jg.,
? Reft 5 Mai. 1957
In Verbindung mit einer 30zelligen Bleibatterie arbeiten die
Gerate im',,einfachen Bereitschaftsparallelbetrieb". Durch.die
vorgesehene Siebung entfallt die bisher getrennte Verlegung der
Lade- and Entladeleitung zur Batterie. Es sind somit nur noch
einfache Batterieleitungen erforderlich. Die Gerate sind gleich-
falls umschaltbar von ,Bereitschaftsparall6llietrieb" (BB) auf
,,Batterieladung" .(L), wobei beide Betriebsarten sowohl auto-
matisch wie on Hand geregelt werden konnen. Bei automati-
scher Ladung fallt entsprechend der Ladekennlinie der Anfangs-
ladestrom mit zunehmender Batteriespannung selbsttatig, auf
rd.. 25 % des Nennwertes.
`Veiter sind die Gerate' ausgeriistet mit einer Ladestromuber-
wachungseinrichtung zur Signalisierung von Unterbrechungen
der. vom Gleichrichter abgegebenen Versorgungsspannung, einer
Strombegrenzungsschaltung zur Vermeidung von t)berlastun-
gen im. automatisch geregelten Betrieb, einem netzspannungs-
abliangig gesteuerten Gegenzellen-Schaltschiitz and mit den
fur die.Betriebsuberwachung notwendigen Melinstrumenten.
Konstruktiv wurde von der.bisher ublichen Bauweise abge-
ganger. Als Standardgerat whhlte man eine Pultform, bei der
das Instru.menten- and Bedienungsfeld schrag angeordnet ist.
Fur die .Vervollstandigung gro3ererbereits vorhandener Strom,
versorgungsanlagen mit neuen Gerlten in Schrankbauweise
ist-,gleichfalls eine Schrankausfiihrung vorgesehen, bei der die
Vorderfront als einfliigelige Tiir ausgebildet ist. Die Gerate
konnen unmittelbar an'der Wand aufgestellt werden. Weitere
Trockengleichrichter,, jedoch mit grol3erer Leistung, sind in der
Entwicklung..
Ffir den Netzausfall liefert die Finsterwalder - Maschinen-
GmbH 'stationare, tragbare, transportable-oder fahrbare Netz-
ersatzanlagen verschiedener Leistungen, so z. B. ein 3,75-kVA-
Gerat.220/380 Volt tragbar, weiter ein 15-, 20- oder 38-kVA-
Gerat 230/400 V stationer oder fahrbar.'In der Neuentwicklung
befindet sich eine Netzersatianlage 65 kVA 230/400 V stationer
oder fahrbar. i
Aus der Bundesrepublik ist die Firma Still-Hamburg mit einer
stationaren 175 kVA-230/400-V-Anlage vertreten (Bild). Die
stationaren Netzersatzanlagen sind bei Netzausfall fast aus-
nahmslos automatisch startbar. Kleres
Fernseh- and Rundfunkempfanger sowie
Phonoerzeugnisse
Diese Gerate wurden diesmal geschlossen im 1. and 2. Stock
des Stadtischen Kaufhauses im Stadtinnern von Leipzig aus- ,
gestelit. Wohl jedet Besucher war angenehm iiberrascht von der
wohltuenden Ruhe, die in den weitlaufigen Ausstellungsraumen
herrschte. Dicke Kokosmatten dampften den Schritt. Den Aus-
stellern standen geraumige, geschlossene. Kiebinen zur Ver-
fugung, in ctenen sie vorzugsweise ihre Gerate vorfuhrten. So-
weit die vor den Kojen aufgestellten Apparate in Betrieb waren,
begniigte man sich mit 'einer guten Zimmerlautstarke,,welche
die edle Klangqualitat erkennen liell, ohne die Endstufen bis zur
auBersten Grenze auszusteuern. So wurde vermieden, daB sick
die Empfanger gegenseitig ilberschrieen.
Fernsehempfanger
Samtliche Fernsehempfanger werden kunftig nach der CCIR-
Norm geliefert (5,5 MHz Frequenzabstand zwischen Bild and
Ton). Die Rafena-Werke Radeberg fiihrten ihre gesamte'Kollek-
tion an formsch5nen Fernsehtischen and Standgeraten sowie ihre
Kombinationstruhen im Betrieb im 2. Stock des Stadtischen
Kaufhauses vor. Neben den bekannten Typen ?Rubens", ,Dii-
rer" and ?Format" war das Standgerat ?Atelier" (Bild) in mo-
dernem hellem Gehause' zu sehen. Das Chassis entspricht dem'
?Durer" bzw; ?Format". Auf alien Bereichen wird fur das Gerat
eine Gesamtempfindlichkeit < 100 ?V garantiert. Der Fernseh-
programmbegleitton wird nach dem ' Intercarrierverfahren ge-
wonnen. BildrShre 43 cm. Ladenpreis 1950 DM. Auf die weiteren
neuen Kombinationsgeriite haben wir schon in Heft.3/57, S. 46
hingewiesen. Ladenpreis: ?Forum" 1950 .DM, ,Clivia II"
3200 DM, ?Cabinet" 6800 DM. Alle Rafena-Typen sind fur
Wechselstromnetzbetrieb gebaut. Der ?Rubens"- soll fur All-
strom etwa A Mai d. Js. geliefert werden.
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
Weiter wurde vom Rundfunkgeriitewerk ,Elbia44 VEB(K)
Calbe/Saale ein Fernsehtischempfanger ,Nordlicht" fur 220 V
Allstrom vorgeftihrt (Bild). Das Gerat besitzt Kaskodenein-
gang, Pentodenmischung and getastete Regelung, die z. Z. in
den Rafena-Empfangern noch nicht angewendet wird. Diese
Regelung wirkt auf zwei ZF-Stufen; die HF-Vorstufe wird ver-
zogert geregelt. Auch bei diesem Gerat wird der Begleitton nach
dem Intercarrierverfahren gewonnen. Bei Spannungsschwan-
kungen + 5% ? ? - - 10% soil das Bild noch einwandfrei emp-
fangen werden. Ladenpreis mit 43-cm-Bildrohre 1600 DM, mit
36-cm-Bildr6hre 1350 DM.
Der VEB Stem-Radio StaBfurt, der ebenfalls mit der Entwick-
lung eines Fernsehompfangers beauftragt ist, hatte noch kein
derartiges Gerat ausgestellt.
Bedenkt man den Ansturm der Kaufor, der in den letzten vier
Monaten auf Fernsehempfanger eingesetzt hat - die Empfanger
werden z. Z. den Verkaufsstellen unausgepackt and unauspro-
biert aus den Handen gerissen -, so rind wir in groller Sorge,
wie die drei volkseigenen Werke den Bedarf an Fernsehemp-
fangern 1957 nur einigerma$en decken sollen; denn ein groller
Toil ihrer Produktion ist sicker auch fiir den Export bestimmt.
Rundfunkempfanger
An Hand der gezeigten zahlreichen Typen von Rundfunk-
empfangern wird wohl jeder Fachmann uberzeugt worden sein,
daB die Hersteller in der DDA den Weltstandard erreicht haben.
Wir sahen formschone Empfanger in hochwertigen Edelholz-
gehausen sowohl in der modernen gemalligten Form als auch
in dem geschmackvollen neuen Wohnraumstil. Alle besseren
Gerate sind nunmehr mit drehbaren Ferritantennen fur AM aus-
gerustet. Ein Dipol fur UKW ist eingebaut. Der UKW-Teil ent-
spricht neuzeitlicher Schaltungstechnik, and der Niederfrequenz-
toil ist mit jedem bekannten Komfort ausgestattet, der u. a. in
einer zusatzlichen Tastenreihe (3 . . . 5 Tasten) zum Ausdruck
kommt, mit der alle beliebigen Tonlagen (3-D-Klang, Orchester,
Sprache, Jazz, Bail) eingestellt bzw. sogar mehr oder weniger
gemischt werden konnen.
Als schones Beispiel einer ansprechenden and effektvollen
Vorfiihrung sei der AM-FM-6/9-Kreis-Super ?Potsdam" des
VEB Stern-Radio Berlin genannt, der in einer stillen, geschmack-
voll hergerichteten Ecke auf einer sich drehenden Scheibe von
allen Seiten gezeigt wurde and an ein Magnettongerat ange-
schlossen war. Er erzahlte den Besuchern ,selbst" von seiner
Leistung and seinen Vorziigen.
Der VEB Stern-Radio Sonneberg, dessen AM-FM-8/11-Kreis-
Super,,Erfurt" wohl einer der gesuchtesten Rundfunkempf tinges
in der DDR ist, hat sich wiederum mit der Entwicklung eines
preiswerten Supers verdient gemacht. Der Typ ,Sekret&r"
(Bild) wird in formschonem PreBstoffgehause fur 285 DM, in
modernem Holzgehause fur 330 DM (Allstrom) bzw. fur 345 DDI
(Wechselstrom) alsbald in den Handel kommen. Dieser kleine
Super besitzt hone Empfindlichkeit (M and L < 30 sV bei
50 mW, U < 5 ?V bei 26 db), Duplexantrieb and vier Druck-
tasten. Der Klang des uns vorgefiihrten Gerats war uberraschend
gut. AM-Trennscharfe 1: 300, FM-Trennscharfe bei ? 300 kHz
Verstimmung 1:200, Bandbreite 2b bei FM = 120 kHz, bei
AM = 3 kHz. Zum Typ ?Erfurt" ist noch zu bemerken, daB
nach einem uns vorgelegten Gutachten der Kolberger Priifstelle
die Storstrahlung dieses Empfangers fur die 2. Harmonische
nicht nachweisbar ist and bei der 3. Harmonischen in 10 m Ent-
fernung nur 15 ?V/m bei 300 MHz betragt, also weit unter der
von der DP zugelassenen Storstrahlung liegt.
Der VEB Stern-Radio Rochlitz ersetzt seinen bekannten Super
,,Beethoven" durch den AM-FM-9/11-Kreis-Super ?Stradivari
II" fur Wechselstrom (Bild), der im 3. Quartal 1.957 zum Laden-
preis von etwa 880 DM in einem modernen, aber nicht extremen
Gehause geliefert wird. Er ist mit einer Ultra]inear-Endstufe
ausgerustet, die 8 W Sprechleistung bei nur 2% Klirrfaktor
abgibt. Mit dem Drucktasten-Klanginixer lassen sich funf be-
stimmte Toncharakteristiken einstellen, die auf3erdem noch be-
liebig gemischt werden konnen. Vier Lautsprecber ergeben ein
uberraschend durchsichtiges, frei im Raum stehendes Klangbild.
Als weitere Neukonstruktion zeigt Rochlitz den ,Juwel II",
einen AM-FM-8/11-Kreis-Mittelsuper in Luxusausfiihrung (La-
denpreis etwa 680 DM). Das Gerat besitzt eigene Tasten fur Ton-
abnehmer, Tonblende and Ferritantenne, so daB alle these An-
schliisse von der Frontseite aus bedienbar sind. Die Stellung der
eingebauten drehbaren Ferritantenne wird optisch angezeigt.
Ein 6-W-Lautsprecher and zwei Hochtoner ergeben den Raum-
ton. Ein Klangregister ist ebenfalls vorhanden.
Gerufon-Radio Quedlinburg stellte ein interessantes Gerat aus,
den AM-FM-8/11-Kreis-Super ?Ultra-Exquisit 57 W" fur
Wechselstrom. Der Konstrukteur dieses hochwertigen Supers
ging hier im Interesse einer bequemen and auch fur den nicht
besonders versierten Handler einfachen Storungssuche eigene
Wege. Das Chassis setzt sich aus vier Bausteinen zusammen:
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1. UKW-Tuner mit UZF-Verstarker.einschl. Radiodetektor;
2. AM-Mischstufe einschliellich ZF-Verstarker, Demodulator
und Abstimmanzeigerohre EM 80; 3. NF-Verstarker und 4. Netz-
teil. So kami der fehlerhafte Teil leicht ermittelt, ausgebaut und
zur Instandsetzung eingesandt werden. Der Rohrenaufwand ist
allerdings etwas groBer. Die Firma bezeichnet ihren Raumton
als 4-L-Ton, weil der Super mit einem 6-W-Oval-Perma-Laut-
sprecher, zwei 2-W-Oval-Perma-Lautsprechern und einem elek-
trostatischen. Hochtonlautsprecher ausgeriistet ist. Ein aus filnf `
Tasten bestehendes Klangmischregister ermoglicht, einzelne
Klanggrflppen herauszuheben und durch gleichzeitiges Drucken
mehrerer. Tasten bestimmte Klangeffekte zu erzielen. Die vier
Lautsprecher sind' an zwei sorgfaltig dimensionierte Ausgangs-
i1bertrager angeschlossen, die so bemessen sind, daB bei allen
Umschaltungen die richtige Anpassung an die Endrohre er-
halten bleibt..
Phonoerzeugnisse
Ala Neuentwicklung zeigte der VEB Funkwerk Leipzig einen
eleganten Kristalltontaster Typ ?TAKU 0156" mit zwei Saphi-
ren, umschaltbar fur Mikro- und Normalrillen, Frequenzgang
30 .... 16000 Hz (? 5 db), sowie einen kleinen handlicheri Mikro-
phon-Vorverstarker Typ ,,MV 4056". Rohrenbestiickung: EF 86
und EC 92, Eingangsimpedanz 1 MD,' Ausgang 16 kQ, Ver-
starkung 100fach, Fremdspannungsabstand 40 db, Frequenz-
gang 30 ? 20000 Hz (- 3 db),,Vollnetz 220 V-'. mit Schicht-
gleichrichter, Scheinleistung 5 VA.
Am Stande des VEB Funkwerk Zittau wurde ein netter Pro-
spekt ?Kleine Plauderei" ausgegeben, der niitzliche Ratschlage
fiber das Aufbewahren und Behandeln von Schallplatten enthalt.
Der neue Plattenwechsler ?Don Carlos" dieses VEB ist fur vier
Geschwindigkeiten (162/3, 331/3, 45 und 78 U/min) universell
verwendbar und fur Schallplatten mit 30, 25 und 17 cm 0 ge-
eignet. Er wechselt his zu 10 Schallplatten gleicher Geschwindig-
keit mit den genannten Durchmessern, und zwar beliebig ge-
mischt.
Der VEB McBgeratewerk Zwonitz fiihrte sein bewahrtes
Magnettongerat ,Smaragd".in unveranderter Ausfuhrung vor.
,,Tipsi" nennt die Firma Difona (Gerhard Dittmar, Potsdam)
ihr kleines Diktiergerat nach - dem Magnettonverfahren. Mit
Hilfe eines Telephonadapters, der an jeden Fernsprecher an-
driickbar ist, konnen auch Telephongespra.che sofort auf Band
fixiert werden.
Die bekannte Magnettongeratefirma Gulle & Piniek, Bln-
Kopenick, stellt nunmehr nur noch hochwertige Tonbandpulte
fiir Studios her. Sie wurden fur Tonbandtechniker entwickelt,
die beruflich Bandaufnahmen und -wiedergaben von hoher
Qualitat erzielen wollen. Die Firma zeigte auch eine Magnetton-
Dauersprechanlage, die auch fiir die DP geeignet sein wird.
Drahtloses Fernmeldewesen
in den .Ausstellungshallen auf dem Gelande
der Technischen Messe
Antennen
Der VEB Fernmeldewerk Bad Blankenburg hatte wiederum
auBerst wirkungsvoll eine Auswahl seiner Rundfunk- und Fern-
sehantennen nebst Zubehor ausgestelit. An kleinen Plexiglas-
modellen wurden die Richtcharakteristiken der verschiedenen
Antennenarten sehr augenfallig demonstriert. Als Neuheit zeigte
das Werk eine 52-Element-Antenne, die in vier Etagen zu je
13 Elementen aufgebaut wird und einen Gewinn von 17,5 db
eigibt. Mit 26 db wurde uns das Vor-/Ruckwartsverhaltnis an-
gegeben (das ist die maximale Spannung nach vorn zum Mittel,-
wertbaus den maximalen Richtcharakteristikzipfeln nach auBen
in Richtung von genau 180?). Der Offnungswinkel mit 0,7fachem
Spannungsabfall betragt 26?. Ladenpreis dieser Antenne etwa
400 DM.
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
AuBer dem FMW Bad Blankenburg stellen nunmehr auch der
VEB Technisch-Physikalische Werkstatten, Thalheim/Erzgeb.,
und die Firma Rudolf Ludewig, Bi hlitz-Ehrenberg bei Leipzig?
elektromotorische Antennentriebe her. Sie bestehen aus einem
Triebwerk und einem Steuergerat. Ladenpreis des ?Planet" von
TPW um 300 DM, des Antriebs der Fa: Ludewig etwa 140 DM.
McJ3gerate
Als Weiterentwicklung der erstmalig 1953 auf der Leipziger
Messe gezeigten Kleinquarzuhr Typ 246 zeigte der VEB Funk-
werk Erfurt die ,Kleinquarzuhr Typ 2007a". Sie ist in erster
Linie zum Gebrauch als Frequenznormal bestimmt, aber mit ge-
wissen Einschrankungen such zur Zeitmessung verwendbar.
Dank seiner hohen Genauigkeit und guten Konstanz kann das
Gerat kostspieligere und umfangreichere Normalfrequenzanlagen
ersetzen.
Der neu entwickelte ?Zah1frequenzmesser Typ'3006" (Bild)
ist ein elektroniscber Zahler, mit dem Geradeauszahlungen ohne,
Zeitbegrenzung,' Periodendauermessungen bzw. Zeitintervall-
messungen zwischen 10-5 und 105 a sowie Frequenzmessungen
zwischen 0 Hz und 500 kHz moglich sind. In Verbindung mit
elektrischen, optischen und mechanischen Gebern eroffnen sich
fur elektronische Zahler nachstehende Einsatzmoglichkeiten:
1. Umdrehungszahlung, Zahlung von Kolbenhuben, Feder-
schwingungen und Stilckzahlen; .
2. Messung von sehr niedrigen:. Frequenzon, niedrigen Dreh-
zahlen und langsamen Schwingungen als Periodendauer-
messungen;
3. Eichung von Impulsgeneratoren, Relaisschaltzeiten, Photo-
verschlu,Bzeiten, Lichtblitzzeiten und Dunkelperioden;
4. Elastizitats- und Viskositatsmessungen;
5. Eichung von Generatoren in bezug auf die Frequenz, Fre-
quenzstabilitatsmessungen ;
6. Verwendung als Sekuncjar-Frequenznormal und
7. Labor-Frequenzmessungen, Priifung von Steuerquarzen.
Die wesentlichen Vorteile dieses neuen Zweiges der elektro-
nischen McBtechnik rind
a) direkte Anzeige des McBwertes durch Leuchtziffern;
b) Erzielung einer sehr kleinen Melunsicherheit und
c) einfache Handhabnng, so daB auch technisch ungeschultes
Personal die Gerate ohne Schwierigkeiten bedienen kann.
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
Angewandtes Fernsehen
Der VEB Werk fur Fernmeldewesen (WF) Berlin fiihrte in
dem vor dem Hause der Elektrotechnik aufgestellten Durch-
gangs-Pavilion eine ?Fernbeobachter-Anlage" vor. Auf den
Bildschirmen der zu dieser Anlage gehorenden Fern-Bildschrei-
ber konnten sich die am Objektiv der aufgestellten Aufnahme-
kamera Vorubergehenden sehen. Eine solche Fernbeobachter-
Anlage eignet sich in idealer Weise als Nachrichtenubermittler.
Das Fernsehbild durfte wohl der schnellste and zuverlassigste
Nachrichtenbote sein. Der Fernbeobachter erleichtert das Len-
ken and Uberwachen eines Grolibetriebes. Er ermoglicht in
Horsalen eine neue Unterrichtsmethode durch das Bild. Gefahr-
liche Experimente konnen von einem sicheren Ort aus beob-
achtet werden.
Ahnliche Anlagen fur angewandtes Fernsehen zeigton die
englische Firma Pye and die Societe Frangaise Radioblectrique
(S.F.R.) im Betrieb.
Mit einer ebenfalls gezeigten ,Kleinstudio-Anlage fur Fern-
sehen" hat WF ein vollstandiges Studio geschaffen, das aus ein-
zelnen tragbaren Geraten zusammengestellt wird. Die Anlage
vermag das komplette Bild-. and Synchronisiergemisch entweder
videomaBig odor getragert zu liefern. Die Kleinstudio-Anlage
besteht aus folgenden Geraten: Super-Iko-Kamera SIKI (Bild),
Kontroll-Bildschreiber FKB ? 1, Mischpult FAIP 1, Reporter-
Bildschreiber FRB 1, Mischbildschreiber FMB 1, Taktgeber
FTG 1, Impulsverteiler FIV 1, Kamera-Netzgerat KNG 1 and
drei Bildschreiber-Netzgerate BNG 1.
Fur Fernsehreportagen von Tagesereignissen hat S.F.R. ein
ultraleichtes ,Fernseh-Reportagegerdt" entwickelt, das ebenfalls
auf der Technischen Messe gezeigt wurde. Das Gerat kann vom
Fernsehreporter auf dem Ricken getragen werden; denn der
Kbffer ?Ubertragungskanal" wiegt nur 6,5 kg. Die eigentliche
Aufnahmekamera (1300 g Gewicht) tragt der Kameramann in
der Hand.
Richt f unkverbindungs gerate
Als Weiterentwicklung seiner Richtfunkverbindungsgerate
904 and 905 hatte Rafena zwei neue derartige aerate ausgestellt.
,,RVG 908" dient zur Ubertragung von Fernseh-(Bild-)Signalen
im UHF-Bereich von 1480 ? . - 1600 MHz, also zur Errichtung
sogenannter Fernseh-Zubringerlinien. Die Aufteilung auf drei
Einheiten (Modulator, Sender and Empfanger) hat sich als vor-
teilhaft erwiesen. Sie werden zu einer Linie wie folgt zusammen-
gesetzt:
Sende-Endstelle: Modulator and Sender
Relaisstelle: Empfanger and Sender
Empfanger-Endstelle: Empfanger.
Der Modulator setzt das Video-Signal (6 MHz, 1 1788, 75 D)
frequenzmoduliert in die Modulator-Tragerfrequenz 75 MHz um.
Im Sender wird die Modulatorfrequenz 75 MHz quarzgesteuert
in die Sendefregiienz 1480. 1600 MHz transponiert, die fiber
Koaxialkabel die Parabolantennen speist. Der Empfanger - ein
Superhet mit einer ZF von 75 MHz - liefert im Ausgang das
Videosignal mit 1 V88 an 75 Q.
,,RFG 955" ist zurtbertragung von drei Rundfunk- oder Fern-
seh-Ton-Kanalen im UHF-Bereich mittels Frequenzmodulation
bestimmt. Die Ubertragungsgilte entspricht den Bedingungen
fur Rundfunkleitungen hoher Gate mit einem Frequenzband
von 30 Hz . . . 15 kHz. Das Gerat besteht aus einem Sender- and
einem Empfangergestell. Durch Hintereinanderschalten der Ge-
rate konnen Richtfunkstrecken mit Relaisstellen aufgebaut wer-
den. Ein vierter im Gerat vorhandener Kanal kann fur Dienst-
gesprache zwischen den Endstellen and alien Relaisstellen be-
nutzt werden. Er laBt sich bei Bedarf aber auch in gleicher Weise
wie die anderen drei Kanale verwenden.
Sowjetunion
Auch in der Halle der UdSSR war eine industrielle Fernseh-
anlage fur angewandtes Fernsehen im Betrieb, die zahlreiche
Besucher anlockte. Neben einigen Fornsehempfangern mit
36-cm- and 43-cm-Bildschirm war auch eine groBe Bildschee
mit 53 cm Bilddiagonale ausgestellt, die elektrostatisch fokus-
siert and mit Ionenfalle versehen ist. Der Projektionsfernseh-
empfanger ,Moskwa" liefert auf einem tragbaren Wandschirm
ein Bild von 90 X 120 cm. Eine Reihe der gezeigten Rundfunk-
empfanger and Musiktruhen ist in Gehause des modernen Stan-
dardstils eingebaut sowie mit Drucktasten,und sonstigem Kom-
fort ausgerilstet. Auch UKW fehlt in den meisten Geraten nicht.
Weiter wurde ein mit einem Plattenspieler fur 331/s and 78 U/min
kombiniertes Magnettongerat ,Jausa" ausgestellt, dessen Band-
geschwindigkeiten wahlweise auf 19,05 cm/s oder 8,13 cm/s um-
geschaltet werden kann. Dieses Gerat besitzt ebenfalls Druck-
tasten zur Umschaltung.
Ungarn and Tschechoslowakei
zeigten wiederum eine groBe Kollektion von McBgeraten and
Rundfunkempfangern -die CSR auch einige Fernsehempfanger.
Polen
Hier gefiel uns ein netter kleiner Reisesuper ,Szarotka"
(EdelweiB) fur Batterie- oder Wechselstromnetzbetrieb. Ein ge-
wisses Kuriosum ist der Sechs-Kreis-Wechselstromsuper,,Wola"
(d. i. eine Vorstadt in Warschau, heiBt wortlich iibersetzt
?Wille") ; denn an seiner rechten Seite befindet sich ein abklapp-
barer weiBer Kunststoffrahmen, der eine Rahmenantenne ent-
halt.
Frankreich
Die der S.F.R. angegliederte Radio Fiance zeigte den einzigen
Transistor-Reisesuper der Messe. Ein auBorordentlich leichtes
Gerat (Gewicht < 3 kg) mit 8 Transistoren, Ferritantenne and
gedruckter Schaltung. Dieser Super ,Solistor" arbeitet auf
Mittel- and Langwellen mit einer Zwischenfrequenz von 1.30 kHz.
Er wird mit drei hintereinandergeschalteten Taschenlampen-
batterien zuje 4,5 V betrieben. Bei 12 V betragt rein Stromver-
brauch 10 mA. Der eingebaute Oval-Lautsprecher (12 X 19 cm)
fiillt den groBten Teil des Innenraums. Der Verkaufspreis wurde
mit 33000 fr angegeben. Das kleine Gerat arbeitet uberraschend
rauschfrei. Wir konnten mit ihm am Stand etwa 10 Sender gut
empfangen. Sutaner
Kraftfahrwesen
Wie alljahrlich war der IFA-Pavillon auf dem Gelande der
Technischen Messe ein besonderer Anziehungspunkt. Die Messe-
exponate der volkseigenen Fahrzeugproduktion konzentrierten
nicht nur die Aufinerksamkeit des Fachpublikums, sondern
waren daruber hinaus fur einen auBerordentlich groflen Besucher-
kreis sehenswurdig. In erweiterten and neuerrichteten Ausstel-
lungshallen wurde eine Reihe Fahrzeuge mit bemerkenswerten
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Neuerungen in technischer und. geschmackvoller, Hinsicht aus-
gestellt. Es war wohltuend fur den Betrachter, daB die Ausstel-
lungsgegenstande zweckdienlich aufgelockert and in einem
durchaus ansprechenden Rahmen gestellt waren.
Unter den Kleinstfahrzeugen fiel besonders das Moped,,SR 2"
des VEB Simson Subl auf. Gegenuber der bekannten Ausfiihrung
wurden folgende nennenswerten Verbesserungen an diesem Fahr-
zeug angebracht: Das Vorder= and Hinterradschutzblechwurde
stark verbreitert and tiefer herabgezogen, womit ein besserer-
Schmutzschutz erreicht wind. AuBerdem ist in der Hinterrad-
verkleidung ein versehlieBbarer Werkzeugkasten harmonisch
eingeordnet. Ein stabiler Gepacktrager mit doppeltem Halter
gestattet jetzt das sichere Befordern begrenzter Lasten. Mit
einer elektrischen Hupe wird der laufenden Forderung nach er-
hohter. Verkehrssicherheit entsprochen. ? Ebenfalls wurde die
StraBenlage durch die geanderte Sitzhohe verbessert. Per neue'
formschone Lenker verleiht dem Fahrzeug eini sportliches Aus-
sehen.
Die Motorradbaureihe aus der Produktion des VEB Motoren-
werk Zschopau wurde durch zwei erfreuliche.Neu- bzw. Weiter-
entwicklungein erganzt.. Es handelt sich hierbei um die Motor-
rader ,MZ ES 250" and ,MZ ES 175". Beide Maschinen be-
sitzen im wesentlichen das gleiche Fahrwerk mit dem bewahrten
and modernen Vollschwingrahmen.
Taktzahl
Zylinderzahl . _ .
Bohrung . . .
Hub . . . . . . .
Hubvolumen . . . .
Verdichtungsverhalt-
nis . . . . . . .
Leistung . , . . .
Drehzahl . . . . .
Gangzahl des Ge-
triebes . . . . .
Eigengewicht ., . . .
Hochstgeschwindigkeit
Kraftstoffnormver-
brauch. ? . . . .
2
1
1
58 mm
70 mm
65 min
65 mm
172 cm3
250 cm3
7,5:1
7:1
10 PS
14,4 PS
5000 U/min
5000 U/min
4
4
141 kg
150 kg
95 km/h
114 km/h
? 3,61/100 km
Es ist zu erwarten, daB die ,RT 125/1" kunftig durch die
,,ES 175" iru,Entstorer- and Eilzustelldienst ersetzt wird.
Die in letzter Zeit im Stral3enverkehr haufig in Erscheinung
,getretenen~ Standardmodelle der PKW-Typen,,AWZ P 70" and
EAW ?Wartburg" werden durch mehrere Varianten erganzt.
Am hervorstechendsten hierbei sind das ?Coupe P 70" mit dem
neuen Kiihlergesicht. und, der eleganten, modernen Heckpano-
ramascheibe. Die. Beforderung von vier Personen ist bei Be-
nutzung. der eingebauten Notsitze auch in diesem Modell mog-
lich..Auch these Karosserie wird aus dem bekannten PreBstoff,
der inzwischen seine Bewahrungsprobe bestanden hat, herge-
stellt. Es darf erwartet werden, daB das neue VX-Getriebe ver-
schleiBfester ist and die bisher in diesem Punkte vorhandenen
Nachteile ausschaltet.
Von einer groBen Besucherzahl standig umlagert war der
?Wartburg-Sportwagen", der mit Recht als der,,Messeschlager
der volkseigenen Kraftfahrzeugproduktion gewertet werden
darf. Die gelungene Formgebung der Karosse in Verbindung mit
den technischen Verbesserungen des Triebwerkes rechtfertigen
die Behauptung, dali somit der AnschluB an das internationale
Niveau ' der Automobilindustrie erreicht ist. Die Spitzenge-
schwindigkeit des Fahrzeuges liegt bei 140 km/h, was durch
Heraufsetzen der Verdichtung des bekannten Zweitakt-Wart-
burgmotors and durch die Anordnung von zwei Vergasern er-
reicht wurde. Die Motorleistung betragt dadurch 50 PS. Das
Viergang-Wechselgetriebe ist jetzt im dritten and vierten Gang
vollsynchronisiert... ?
Messebericht
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
Im Lastkraftwagenbau war ohne wesentliche Veranderun-
gen das bisher bekannte Produktionsprogramm der volks-
eigenen Fahrzeugwerke VEB Barkas (vorm. Framo) Hainichen,
VEB Robur (vorm. Phanomen) Zittau and VEB Sachsenring
(vorm. Horch) Zwickau anzutreffen.
Der Kastenwagen Barkas Typ V 901/2 ist auch bei der Dent-
schen Post als Klein-Landkraftwagen, Klein-Paketwagen,
Sprechstellentruppwagen usw. bekannt (Bild). Die' Tatsache,
daB or sich im Postbetriebsdienst nach anfanglichen Mangeln
in vielen Fallen bewiihrt hat, wird eine standige Aufstockung
des Wagenbestandes dieses Typs rechtfertigen. Eine besondere
Vberraschung"hatte der VEB Robur Zittau fiir den kraftfahr-
zeugtechnisch interessierten Besueher der diesjahrigen Messe
bereitgehalten. Es handelt sich um den neuen geschmackvollen
Frontlenker-Reisebus (Modell 1958) fiir 16 Fahrgastsitze (Bild).
Die Weiterentwicklung des bisher serienmaligen Fahrwerkes
and die Ausbildung desselben als Frontlenker-Typ erlaubt das
Aufsetzen einer zweckdienlichen Karosserie. Die Leistung des
luftgekuhlten Vierzylinder-Viertakt;Ottomotors 'betragt jetzt
bei 2800 U/min 60 PS gegenuber bisher 55 PS. Diese Leistungs-
steigerung wird im wesentlichen durch einen Leichtmetall-An-
saugkrummer and einen neuen Vergaser erreicht. Die Tragfahig-
keit des . Fahrgestelles wurde auf 2,5 t erhoht. Das Fahrzeug
ist mit einem Fiinfgang-Wechselgetriebe, ausgeriistet, bei dem
der zweite his fiinfte Gang synchronisiert sind. Die Betatigurig
erfolgt durch Lenkradschaltung. Das Befahren groBter Stei-
gungen (bis 32%) ist moglich. Wir hatten Gelegenheit, an einer
Probefahrt teilzunehmen and waren von den guten Fahreigen-
schaften and der vorznglichen Federung, auch auf schlechtesten
Wegstrecken, beeindruckt. Den Forderungen nach vollstandigem
Fahrkomfort wird nicht zuletzt durch bequeme, schaumgummi-
gepolsterte Sitze and gute Sicht (Vollsichtscheiben) entsprochen.
Dali dieser Wagon nicht auf dem Messegelande gezeigt wurde,
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
ist damit begrundet, dalI es sich vorlaufig noch urn ein Muster-
fahrzeug handelt, dessen Serienbau hoffentlich recht bald an-
lauft. Dieses Frontlenker-Fahrgestell wird - mit posttypischen
Aufbauten versehen - fur verschiedeno Bediirfnisse im Post-
und Fernmeldedienst eingesetzt werden konnen.
Fur die Weiterentwicklung der Lastkraftwagen caber 3 t Nutz-
last wird das gezeigte Niederrahmen-Chassis H 3 S in der Front-
lenkerausfuhrung des VEB Sachsenring Zwickau verschiedene
weitere Verwendungsmoglichkeiten erschlie3en. Hierbei wird
besonders an den Bautrupp-LKW und Paket-LKW gedacht.
Die Vorzuge der Frontlenkerausfiihrung. und der verlangerte
Radstand gestatten besonders bei dem .Bautrupp-LKW die Be-
seitigung der bisherigen Nachteile einer zu kurzen Ladepritsche
und der beengten Platzverhaltnisse in der Mannschaftskabine.
Die Kollektivausstellungen der Sowjetunion und der uns be-
freundeten Volksdemokratien waren ein Spiegelbild des Lei-
stungsstandes der Fahrzeugproduktion dieser Lander. Per mog-
liche unmittelbare Vergleich der Erzeugnisse mit denen West-
deutschlands und des kapitalistischen Auslandes war von be-
sonderem Wert und lieB erkennen, daB die Entwicklungen auf
kraftfahrzeugtechnischem Gebiet der sozialistischen Staaten
zielstrebig sind.
Per VEB Spremberger Maschinenbau und GieBereien stellte
einen Grubenheber mit auswechselbarem Stempelkopf aus, der
es verdient, in diesem Zusammenhang erwahnt zu werden. Er
ist fur Schnellreparaturen an der Vorder- und Hinterachse,
Radwechsel und dergleichen geeignet. Zum Antrieb wird PreB-
luft von 4 atil benotigt. Per Preis dieses Gerates, betragt rd.
900,- DM. Ulbricht/Neufeldt
500 Worte fiber NE-Metalle
Nichteisenmetalle, im Sprachgebrauch der Fachleute haufig
einfach ?Metalle" oder ?NE-Metalle" genannt, werden in der
Fernmeldetechnik in vielfaltiger Form verwendet: Kupfer und
Aluminium haben groBte Bedeutung als Leiterwerkstoffe fur
Driihte und Kabel; Blei ist ein begehrter Mantelwerkstoff fur
Erdkabel und unentbehrlich fur Akkumulatoren; Zink und Kup-
fer legieren sich zu Messing, das bevorzugt fur Feder- und Kon-
taktbleche verarbeitet wird; zahlreiche Apparatgehause, Grund-
platten und andere Bauteile werden aus Aluminium-DruckguB
hergestellt; Blei-Zinn-Legierungen sind als Lotzinn bekannt
usw.
Einige auch heute noch wichtige NE-Metalle, wie Gold, Silber,
Kupfer, Blei und Zinn, werden bereits seit mehreren tausend
Jahren von den Menschen verwendet. Per Grund war darin zu
suchen, da3 these Metalle entweder gediegen (in reinem Zustand)
auftraten oder sich leicht aus ihren Erzen gewinnen lief3en. Ihre
Verarbeitung (Giefien, Schmieden, Hammern usw.) lie3 sich
mit einfachen technischen Mitteln durchfiihren.
Die Methoden ihrer Erzeugung (Verhiittung) und ihrer Ver-
arbeitung waren nach heutigen Erkenntnissen primitiv und un-
wirtschaftlich, die Ausbeute und der Umfang der Verwendung
dementsprechend gering. Die erzeugten Mengen entsprachen
dem verhaltnismallig kleinen Bedarf, der sich im wesentlichen
auf die Verarbeitung zu Gebrauchsgegenstanden, Waffen und
Schmuck beschrankte. Investitionsguter mit ihrem Massen-
bedarf an Werkstoffen wurden nur selten aus Metallen herge-
stellt. Ihre Baustoffe waren meist Holz und Stein.
Dieser Zustand anderee sich im 19. Jahrhundert fast schlag-
artig. Die beginnende Industrialisierung beanspruchte groBe
Metallmengen and hatte einen erhohtenAusstoB an Gebrauchs-
giitern aus Metallen zur Folge. Wurden im Jahre 1800 nur
0,06 kg NE-Metalle je Kopf der Bevolkerung verbraucht, so
waren es 1955 fiber 4 kg. Die Steigerung des Metallverbrauchs,
wird besonders deutlich, wenn man sich vergegenwartigt, daB
in dieser Zeit die Bevolkerung der Erde nur um das Dreieinhalb-
fache, der Metallverbrauch jedoch um das 230fache gestiegen ist.
Beobachtet man den Verbrauch der vier wichtigsten NE_
Metalle Blei, Kupfer,'Zinn und Zink im Ablauf der Jahre nach
1800, so ist festzustellen, daB die Produktionskurven vor allem
in den letzten Jahren steil ansteigen (Bild). Zu den Metallen
[1000 Tonnen]
3000-A
0 0
ZD
Blei
- - Kupfer
Aluminium
Zink
Zinn
N M h b OD O N ~v
w w w w m m m o, o, rn rn rn rn rn
Kupfer, Blei, Zinn and Zink trat seit etwa 190t noch Aluminium.
Es hat in einem unvergleichlichen Siegeszug alle anderen Me-
talle der erzeugten und verbrauchten Gewichtsmenge nach be-
reits eingeholt oder schon iiberfhigelt. Vergleicht man die Raum-
mengen, so liegt es (auf Grund seines leichten spezifischen Ge-
wichtes) bereits jetzt schon an der Spitze aller NE-Metalle. Alu-
minium hat damit die Vorrangstellung, die Kupfer seit dem
Jahre 1930 innehatte, gebrochen. Die grol3ere Schrittlange, die
Aluminium in der Erzeugung nachweisen kann, laBt sich auch
his in die jiingste Zeit verfolgen. Von 1946 his 1955 hat sich die
erzeugte Aluminiummenge (Gewicht) der Welt vervierfacht
(von 0,77 Millionen Tonnen auf 3,1 Millionen Tonnen), wahrend
rich die Kupferproduktion (Hiittenproduktion) nur knapp ver-
doppeln konnte (von 1,8 Millionen Tonnen auf 3,1 Millionen
Tonnen). Die gunstige Entwicklung der Aluminiumproduktion
diirfte nicht zuletzt auf die sehr gunstige Rohstoff- und Preis-
basis des Aluminiums zuriickzufiihren sein.
Willi Rower, Halberstadt
(Hach ?Metallstatistik 1946-1955 der Metailgesellschaft AG, Frankfurt/
Main")
Am 15. Februar 1957 ist
einer der bewahrtesten Mit-
arbeiter der Deutschen Post,
der Nationalpreistrager
Oberingenieur
Paul Koy
plotzlich and unerwartet
verschieden.
Die Deutsche Post ver-
liert in ihm einen wertvollen
und' angesehenen Mit-
arbeiter. Oberingenieur Koy, der bereits vor 1945 auf
dem Gebiet des Funkwesens im damaligen Reichspost-
zentralamt tatig war, stellte sich auch nach dem Zu-
sammenbruch sofort fur den Aufbau des Funkwesens
zur Verfiigung. Seine game Schaffenskraft setzte er
dabei fur die Verbesserung und Neuentwicklung von
Sendeantennen ein. Seine Tatigkeit fuhrte ihn von der
damaligen Oberpostdirektion Potsdam zum Post- and
Fernmeldetechnischen Zentralamt nach Berlin.
Seit 1952 war er im Antennen-Referat der Hauptver-
waltung Funkwesen tatig. .
Fur seine besonderen Verdienste bei der Entwicklung
und Konstruktion der ersten Rohrmastantenne in der
Deutschen Demokratischen Republik beim Mittel-
wellen-Sender Berlin-Kopenick wurde er mit dem Na-
tionalpreis ausgezeichnet.
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116 Aus der Arbeit der Konfliktkommissionen bei der Deutschen Post Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
Aus der Arbeit der Konfliktkommissionen.bei der Deutschen Post
Die Anerkennung des Arbeitsrechts als selbstdndigen Zweig der Rechtsordnung und die Zuweisung arbeitsrecht-
licher Streitigkeiten an eine besondere Gerichtsbarkeit waren Erfolge des Kampfes der Arbeiterklasse gegen kapi-
talistische Ausbeutung. Mit der Anderung der okonomischen Basis und dem Obergang der staatlicheis Macht in die
Hdnde der Arbeiter und Bauern gewannen auch die arbeitsrechtlichen Normen und die daraus entstehenden Streitig-
keiten einen anderen Charakter. Nunmehr waren die Ursachen solcher Streitigkeiten nicht mehr in antagonistischen
Klassengegensdtzen, sondern in einer mangelnden Entwicklung des Bewufltseins, in einer schlechten Einstellung
zur Arbeit, in der Unkenntnis arbeitsrechtlicher Bestimmungen und dergleichen zu suchen. Daraus ergab sick die
Notwendigkeit, neue Wege zu gehen, um solche Streitigkeiten schlichten zu konnen. Einer dieser Wege war die Bil-
dung von Konfliltkommissionen.
Allgemeines
In vielen volkseigenen Betrieben - auch in denen der Deut-
schen Post - ging man erst nur zogernd und mit Vorbehalten
an die Bildung der Konfliktkommissionen heran. Heute, nach
vierjahriger Tatigkeit, wissen wir, daB sie ihre Aufgaben zum
groBten Toil gut erfiillen. Selbstverstandlich bedurften die Kon-
fliktkommissionen fur ihre Tatigkeit der Anleitung und Hilfe.
We these Hilfe gegeben wurde, arbeiteten und arbeiten die Kom-
missionen auch erfolgreich; we sie ihre Aufgaben nicht erfi llt
haben, sollte untersucht werden, ob zu ihrer Unterstutzung
alles getan worden ist. Man darf die Augen nicht davor ver-
schlieBen, daB die Konfliktkommissionen auBerordentliche
Schwierigkeiten zu uberwinden haben. Unser Arbeitsrecht ist
noch in der Entwicldung begriffen; grundlegende Fragen sind
noch ungeldart: Man denke nur an die Probleme der materiellen
Verantwortlichkeit, an den Umfang des Bereicherungsanspruchs,
an die Moglichkeiten zur Anderung eines Arbeitsrechtsverhalt-
nisses usw. Die Hilfeleistung kann sich deshalb nicht darauf be-
schranken, den Kommissionen die wichtigste arbeitsrechtliche
Literatur zur Verfugung zu stellen. Auf der anderen Seite ist es
weder den Organen der Gewerkschaft noch denen des Betriebes
moglich, alle Mitglieder der Kommissionen so grundlich im Ar-
beitsrecht zu unterweisen, daB sie in die Lage gesetzt werden,
ohne weiteres jeden auftretenden Streitfall zu entscheiden. Dies
ist auch mindestens fur den Anfang gar nicht notwendig. Die
ersten Erfahrungen zeigten vielmehr, daB die groBten Schwierig-
keiten auf einem anderen Gebiet lagen: nanllich in der Durch-
fuhrung des Verfahrens, und das im weitesten Sinne; also auch
schon hinsichtlich der Stellung der Betriebsleitung und der sonst
am Streitfall Beteiligten zu der Kommission, ihren Mitgliedern
und ihren Entscheidungen. Auch kam es nicht allein auf die
Kenntnis der vom Gesetzgeber bewuBt einfach gehaltenen Ver-
fahrensvorschriften an, sondern auch darauf, der Konflikt-
kommission das notige Selbstvertrauen fur ihre Arbeit zu geben.
Es ist namlich gar nicht so leicht, ein rechtlich geordnetes Ver-
fahren zu fuhren, dali die wesentlichen Fragen des Streitfalles
geklart werden - aber eben auch nur die wesentlichen Fragen -
and schlieBlich mit einer Beratung und Entscheidung zu enden,
die nicht einfach einen Machtspruch darstellt, sondern die Be-
teiligten fiberzeugt.
Wie werden die Konfliktkommissionen im Bezirk Dresden an-
geleitet?
Wir haben im Bezirk Dresden (auf diesen beziehen sich alle
folgenden Ausfuhrungen) eine Form der Anleitung gewahlt, die
diesen Schwierigkeitenvonvornherein begegnen sollte und haben
damit auch Erfolg gehabt: Die abkommlichen Mitglieder der
Konfliktkommissionen mehrerer Betriebe warden zusammen-
gerufen und nach einer nur kurzen Ein uhrung in die wichtigsten
Verfahrensvorschriften Mustersitzungen abgehalten, bei denen
jeweils eine Kommission aus den Anwesenden gebildet wurde.
Diese Methode hat schon padagogisch ihre Vorzuge: Sie macht
das Lernen lebendig und zwingt zur Mitarbeit. Die Kollegen
haben weiter die Moglichkeit begriBt, Streitfalle praktisch be-
handeln zu konnen, ohne zunachst mit der Verantwortung be-
lastet zu sein, die jeder echte Streitfall unvermeidlich mit Bich
bringt. Zum Gegenstand der Verhandlung warden nur solche
Mille gemacht, die sick tatsachlich zugetragen hatten und die
aktemnii ig vorlagen. Nur aus praktischen Grunden wurde ge-
legentlich ein zu umfangreicher Fall etwas gekurzt. Bei der
Auswahl der Falle war darauf Bedacht genommen worden, dali
sie mater`ellrechtlich typische und wichtige Fragen behandelten,
aber auch verfahrensrechtlich gewisse Schwierigkeiten boten.
Sie betrafen daher Falle des Streites iffier die Wirksamkeit
einer Kundigung, der materiellen Verantwortlichkeit und der
Bereicherungshaftung. Verfahrensrechtlich stand im Mittel-
punkt die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, die Ableb-
nung von Mitgliedern der Kommission und die Stellung von
Zeugen und Sachverstandigen.
In dieser Weise wurden samtliche Konfliktkommissionen des
Bezirkes angeleitet. Daneben werden laufend Entscheidungen
der Konfliktkommissionen und der Arbeitsgerichte in der
Sammelverfugung veroffentlicht, und zwar sowohl gute als auch
schlechte, wobei in einer kurzen Anmerkung jeweils die not-
wendigen Erliiuterungen und Hinweise gegeben werden. Es ist
dadurch auch gelungen, immer wieder auftretende Felder vor
allem in der Formulierung der Beschlfisse und ihrer Begrundung
zu beseitigen.
Erfahrungen der Dresdner Konfliktkommissionen
Es wird interessieren, welche Erfahrungen in der Arbeit der
Konfliktkommissionen gemacht worden sind und auf welchen
Gebieten die groBten Schwierigkeiten lagen. Beginnen wir mit
dem Verfahren:
Immer wieder tritt die falsehe Auffassung auf, die von der
Betriebsleitung oder Betriebsgewerkschaftsleitung benannten
Mitglieder seien deren ,Vertreter", und zwar in dem Sinne, daB
sie auch jederzeit an deren Auffassung fiber den Streitfall ge-
bunden seien. Das ist -- as sei wiederholt - grundfalsch; die
Mitglieder der Konfliktkommission sind unabhangig und in
ihrer Entscheidung nur an das Gesetz gebunden. Damit ist auch
gleich ein anderer Felder erwahnt: die Meinung namlich, die
Konfliktkommission habe ihrer Entscheidung nicht das Gesetz
zugrunde zu legen, sondern konne Entscheidungen mit anderen
Erwhgungen allgemeiner Art begrunden. Diese Auffassung ist
nicht nur falsch, sondern auch gef ihrlich, weil sie einen Grund-
satz unserer Arbeiter-und-Bauern-Macht verletzt: die strenge
Einhaltung der demokratischen Gesetzlichkeit. Diese Auf-
fassung wird zweifellos begiinstigt durch die Schwierigkeiten
bei der Anwendung unserer gegenwartig uniibersichtlichen und
systematisch unvollkommenen Normen unseres Arbeitsrechts;
ihr mull aber in jedem Falle entgegengetreten werden.
In der Literatur -ist wiederholt darauf hingewiesen worden,
daB die Konfliktkommission kein Ermittlungsorgan des Be-
triebes ist. Trotzdem werden immer wieder Antrage gestellt
wie etwa ?den Fall aufzukliiren und die Schuldigen zur Ersatz-
leistung heranzuziehen". Diese Tendenz ist durch den von der
Arbeitsrechtswissenschaft entwickelten Grundsatz geli rdert
worden, daB eine materielle Verantwortlichkeit des Werktatigen
in jedem Falle nur durch die Konfliktkommission festgestellt
werden konne; hierauf wird noch einmal zuruckzukommen sein.
Wir halten also fest, daB die Aufklarung eines Sachverhaltes
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stets die Aufgabe der Betriebsleitung ist oder auch die des Werk-
tatigen, der aus diesem Sachverhalt. Rechte herleitet. Auch ist
stets ein konkreter Antrag zu stellen, der das Begehren des An-
tragstellers eindeutig erkennen lift. Die Feststellung, dali die
Konfliktkommission kein Ermittlungsorgan ist, darf aber wie-
derum nicht so verstanden werden, daB sie sich jede Feststellung
ersparen soil. So hatte eine Ahteilungs-Konfliktkommission des
FMA Dresden einem Kraftwagenfiihrer einen Lohnanspruch zu-
erkannt mit der Malgabe, dali die Hohe des Anspruchs vom Be-
trieb zu berechnen sei. Hier ware dem Antragsteller aufzugeben
gewesen, seinen Anspruch nach einem genauen Betrag geltend
zu machen oder, wenn diesem die dafiir notwendigen Unterlagen
nicht zuganglich waren, dem Betrieb eine entsprechende Auflage
zu eiteilen; auch konnte sie schriftliche Unterlagen des Betriebes
beiziehen and verwerten (?16 KKVO). Das ist nicht etwa nur
eine formale Frage. Die Konfliktkommission beraubt den An-
tragsteller mit einer solchen Entscheidung vielmehr soines
Rechtes; denn wie sollte eine Entscheidung vollstreckt werden
konntn, wenn nioht einmal der zu vollstreckende Betrag ange-
geben wird? Die Moglichkeit der Vollstreckbarkeitserklalung
sollten sich die Konfliktkommissionen bei der Abfassung des
Beschlusses stets vor Augen balten. Er mull daher so genau and
eindeutig formuliert sein, daB jeder mit dem Streitfall nicht ver-
traute Dritte ihn verstehen and ihn - wenn erforderlich - auf
seine Gesetzlichkeit priifen kann.
Sehr haufig weichen die Kommissionen davor zuriick, einen
Antrag wegen frberschreitung der Frist nach ? 12 KundVO and
? 10 KKVO zuruckzuweisen. Sie setzen sich caber die Fristver-
saumnis uberhaupt hinweg oder gewahren in ungesetzlicher
Weise die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand. Auf die engen
Voraussetzungen der ?F 233, 234 ZPO (Naturereignisse oder
andere unabwendbare Zufalle, Antrag innernalb von zwei
Wochen nach Wegfall des Hindernisses) sei deshalb auch hier
noch einmal hingewiesen. Ist der Antrag wegen Fristuberschrei-
tung abzuweisen, soli die Kommission auch nicht in die Er-
orterung des Sachverhalts eintreten. So hart das im Einzelfall
sein mag, so findet die Entscheidung ihre Rechtfertigung darin,
daB die Verletzung zwingender Fristvorschriften die Rechts-
sicherheit uberhaupt untergrabt and die demokratische Gesetz-
lichkeit verletzt. Auch muB die Kenntnis der wichtigsten Kundi-
gungsvorschriften bei jedem Werktatigen vorausgesetzt werden;
seine gewerkschaftlichen Organe stehen ihm beratend zur Seite.
Schwieriger liegen die Falle, in denen ein Einspruch gegen die
Kundigung nicht an die Konfliktkommission, sondern ausdriick-
lich an die Betriebsleitung (oder die Betriebsgewerkschafts-
leitung) gerichtet wird. Man kann nicht ohne weiteres davon aus-
gehen, da13 ein solcher Antrag stets so zu behandeln ist, als sei
or an die Konfliktkommission gerichtet, es sei denn, daB rich
das aus dem Inhalt ergibt. Die Betriebsleitung sollte deshalb den
Antragsteller vor Fristablauf dariiber belehren, daB die Frist
nur durch einen an die Konfliktkommission zu richtenden An-
trag gewahrt werden konne. Ist these Belehrung and die Nach-
holung des Antrages vor Fristablauf nicht mehr moglich, sollte
der Antrag allerdings als an die Konfliktkommission gerichtet
angesehen werden, um den Werktatigen vor schwerem Nachteil
zu bewabren. Wiinscht er deren Entscheidung nicht, kann or
noch immer die Rucknahme des Antrags erklaren.
Schwierigkeiten bereitet den Konfliktkommissionen haufig
auch die Aufklarung des Sachverhalts durch Zeugen and Sach-
verstandige. Der Vorsitzende sollte sich von vornherein dariiber
im klaren sein, auf welche Fragen es fur die rechtliche Beur-
teilung ankommt, and auf these Fragen mull er die Beweisauf-
nahme auch beschranken. Ist beispielsweise eine Kundigung
deshalb nichtig, Weil sie der vorherigen Zustimmung der BGL
ermangelt, so ist jede Erorterung caber die angegebenen Kiln-
digungsgrunde uberflussig. Oft wird auch nicht scharf zwischen
der Eigenschaft als Zeuge oder Sachverstiindiger unterschieden;
das ist aber wichtig, weil beider Stellung im Verfahren verschie-
den ist. Der Zeuge berichtet fiber Wahrnehmungen, die or ge-
macht hat, also caber irgendwelche tatsachlichen Ereignisse.
Der Sachverstandige zieht dagegen aus dem ihm bekannten
oder durch die Verhandlung bekannt werdenden Sachverhalt
Schliisse, die zu ziehen ihn seine Sachkunde befahigt. Handelt
es sich etwa um einen Anspruch des Betriebes, der seine Ursache
in einer falschen Errechnung der Quartalspramie hatte, so ist
der Angehorige der Revisionsgruppe, der die entsprechenden
Feststellungen getroffen hat, grundsatzlich nicht Sachverstan-
diger, sondern Zeuge: Er berichtet fiber seine tatsachlichen Fest-
stellungen. fiber die Frage, ob bei der Brrechnung der Plan-
erfullung bestimmte Kosten nach den gesetzlichen Vorschriften
efiminierungsfahig waxen, konnte beispielsweise der Planungs-
leiter der BPF als Sachverstandiger gehort werden. Der Zeuge
wohnt vor seiner Aussage der Verhandlung nicht bei, wohl aber
der Sachverstandige; darin besteht der wesentlichste verfah-
rensrechtfiche Unterschied.
Mit welchen Fragen beschaftigen sich die Konfliktkommissionen
der Deutschen Post?
Zunachst kann als erfreulicbes Zeicben bemerkt werden, daB
Kundigungsstreitigkeiten auBerordentlich selten geworden sind.
Das VerantwortungsbewuBtsein der Betriebsleiter, die Quafi-
fizierung der Mitarbeiter in den Kaderabteilungen and die ge-
wissenhafto Wahrnehinung des gewerkschaftlichen Mitbestim-
mungsrechts haben das erreicht. Verst6l3en gegen die sozialen
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~c: Ocl o
1
IndustrK.030"
Impulsgenerator mit Oszillograf
Das Gerat (Typ JS 1-4) dient zur Erzeugung von periodischen
Rechteckimpulsen, wobei die Impulsfolgefrequenz von 15 Hz... l5kHz
and die Impulsdauer von 0,1 .?. 10?s regelbar sind. DerAusgangsimpuls
kann wahlweise positiv oder negativ entnommen werden.
Es kann ferner als Steuergenerator filr Impuls-Leistunga-Endstufen
zur Untersuchung von Laufzeitketten and Kabeln Verwendung linden.
Der eingebaute Oszillograf, dessen Zeitbasis vom Impulsgenerator
gesteuert wird, dient sowohl zur Beobachtung der intern erzeugten Im-
pulse als auch von Impulsen, die durch diesen Generator gesteuert
werden, and deren Dauer die eigenen nicht wesentlich libersteigt.
Das etwa 65kg schwere Gerat ist ein Erzeugnis des VEB Funkwerk
KBpenick.
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Grundsatze unseres Arbeitslebens (? 10 Ziff. 2 KiindVO) treten
die Konfliktkommissionen energisch entgegen. Die Konflikt-
kommission des FMA Dresden z. B. erklarte eine Kiindigung fur
unwirksam, die einen Kollegen betraf, der wegen einer Korper-
behinderung nicht mehr in der Eilzustellung beschaftigt werden
konnte, der aber nach Auffassung des Betriebes auch einen an-
deren Arbeitsplatz nicht ausfullen konnte, weil ihm infolge be-
senders ungliicklicher personlicher Verhaltnisse auch einfachste
Kenntnisse fehlten. Die Kommission ging zutreffend davon aus,
daB es bei der GroBe des Betriebes moglich sein masse, diesen
Menschen notfalls mit einfachsten Arbeiten zu beschaftigen,
lieB aber such den Antragsteller nicht daruber im unklaren, daB
er sich gewisse Kenntnisse aneignen masse.
Nachdem die Arbeitsrechtswissenschaft den Grundsatz auf-
gestellt hat, daB es keine materielle Verantwortlichkeit ohne
Entscheidung der Konfliktkommission gibtl) and die his dahin
geubte Anwendung des Erstattungsgesetzes nicht mehr in Frage
kommt (VMBl-Vf. Nr. 343/54, S. 229)2), ist dieser Grundsatz
auch durchgesetzt worden, so daB heute grundsiitzlich auch jeder.
Schadenersatzanspruch aus Kassenminderbetragen vor den
Konfliktkommissionen verhandelt wird. Davon sind nur Baga-
tellefalle ausgenommen, also Mille, in denen der Schadenersatz-
anspruch so niedrig ist, daB er sogleich befriedigt werden kann
and der Sachverhalt vollig eindeutig ist. Die Durchfiihrung
dieses Grundsatzes hat hohen erzieherischen Wert: Der Be-
schaftigte weiB, daB er sich wegen seiner Fehler offentlich ver-
antworten mull. Andererseits muB der Betrieb damit rechnen,
daB er mit seinem Anspruch nicht oder nicht voll durchdringt,
wenn sich aus der Verhandlung ergibt, daB er nicht alles Not-
wendige getan hat, um eine einwandfreie Arbeitsorganisation
(Kassensicherheit!) zu schaffen and die Qualifikation der Be-
schaftigten zu erhohen. So erkannte das Kreisarbeitsgericht
Dresden einem HPA einen Schadenersatzanspruch von 1500 DM
nur zu einem Drittel zu, weil die Verklagte nachweisen konnte,
daB sie ohne die erforderliche Ausbildung in der Zahlstelle ein-
gesetzt worden sei and weil nach den ortlichen Verhaltnissen
die Kassensicherheit nicht gewahrleistet war. Der Erfolg: Inner-
halb ktirzester Zeit war die Zahlstelle ordnungsgemaB ab-
gegrenzt.
Die Konfliktkommissionen haben auch solche Schadenersatz-
anspriiche ganz oder zum Teil versagt, die gegen Beschaftigte
gerichtet waren, denen andere zur Ausbildung zugewiesen waren.
Das Problem ist zu umfangreich, um es imRahmen dieses Auf-
satzes erortern zu konnen; es wird aber innerhalb der Deutschen
Post bald gelost werden mnssen. In allen diesen Fallen waxen die
Mitarbeiter fruher zur Ersatzleistung unter Anwendung des Er-
stattungsgesetzes herangezogen worden. Dieses Gesetz raumte
ihnen zwar formal Rechtsmittel ein, durch die Unterwerfungs-
erklarung konnten sie aber in den meisten Fallen diese Moglich-
keit nicht in Anspruch nehmen.
Mit Recht stehen die Konfliktkommissionen Pramienruck-
forderungen oder Schadenersatzanspruchen aus falscher Pra.-
mienberechnung meist ablehnend gegenuber, weil bei der Ruck-
forderung fast immer der Einwand des Wegfalls der Bereicherung
wirksam wird (? 818 Abs. 3 BGB). Beim Schadenersatzanspruch
ist das Verschulden meist nicht eindeutig feststellbar. So wies
die Konfliktkommission des FMA Dresden einen Schadenersatz-
anspruch von rand 3500 DM gegen den Hauptbuchhalter ab
mit der Begrundung, daB die fur diesen Fall in Frage kommen-
den Berechnungsvorschriften uniibersichtlich and sachlich
widersprechend seien. Wenn auch dahingestellt sein mag, ob
das im vorliegenden Falle ganz zutraf, so ist diese Feststellung
doch eine ernste and im wesentlichen anch berechtigte Kritik
am bisherigen System unserer Pramienvorschriften. Die ange-
kundigte grundlegende Anderung der Pramienzahlung and der
Wegfall der bisherigen Quartalspriimien machen diese Frage
sicher in Zukunft gegenstandslos.
Diese Beispiele sollen nicht den Eindruck erwecken, daB sich
die Konfliktkommissionen grundsatzlich auf die Seite des Werk-
tatigen stellen. Sie haben vielmehr eine erzieherische Funktion
auch dem Beschaftigten gegenuber mit Ernst wahrgenommen.
So hat die Konfliktkommission des HPA Bautzen selbstver-
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft, 5 Mai 1957
standlich einen Kollegen zu vollem Schadenersatz verpflichtet,
weil er, ohne einen Fiihrerschein zu besitzen, mit einem im Post-
hofe abgestellten Krad aus Spielerei herumfuhr and dabei gegen
eine Mauer prallte. Ein anderes Beispiel: Ein junger Eilzusteller
hatte ein Fahrrad beschadigt and sich selbst gefahrdet, als er
mit viol zu hoher Geschwindigkeit eine abfallende Strafe hinab-
raste. Die Konfliktkommission machte ihm eindringlich die
Grote der Gefahr fur seine eigene Gesundheit and sein eigenes
Leben klar, verpflichtete ihn zum Schadenersatz and erlegte ihm
auf, an einer Verkehrserziehung der Volkspolizei teilzunehmen
and dies nachzuweisen.
Eine Anzahl Entscheidungen der Konfliktkommissionen be-
treffen Streitigkeiten aus der Auslegung der Bestimmungen der
Anlagensammlung zum Betriebskollektivvertrag. So hatte z. B.
die Konfliktkommission der BPF Dresden daruber zu ent-
scheiden, ob die sogenannte Grundentschadigung fur Kraft-
wagenfuhrer (Anlage 3, IV 1 a der Anlagensammlung zum BKV
1955) auch neben Reisekosten zu zahlen sei. Sie hat dies bejaht,
and ihre Entscheidung wurde vom Kreisarbeitsgericht Dresden
bestatigt.
Die Konfliktkommission des HPA Dresden A 28 entschied,
daB Brigadierzuschlage (Tabelle 22 der Anlagensammlung) auch
an Brigaden im Zustelldienst zu zahlen seien, weil die einschran-
kende Bestimmung, daB die Steigerung der Arbeitsproduktivitat
nachweisbar sein masse, mit Riicksicht auf die besonderen Be-
dingungen der Nachrichtenleistungen nicht zum Wegfall der Zu-
schlage fiihren konne. Diese Auffassung bestatigte im Berufungs-
verfahren das Bezirksarbeitsgericht Dresden.
Die Konfliktkommission des Funkamts Dresden hatte sich
mit der Gewahrung der Hochspannungszulage (Tabelle 19 Ziff. 10
der Anlagensammlung) an Beschaftigte in Dezimeterstationen
zu beschaftigen, die des FMA Dresden hatte aber die Gewahrung
von Wegegeld (Ant. 3, I 3) zu entscheiden. Auch Zweifel aber
die Einstufung der ZwPAV, insbesondere fiber die Anwendung
der Harteklausel (Ant. 2 zu Tab. 7, 10 and 11) fiihrten zu einem
Streit.
Auch in diesen rechtlich nicht immer einfachsn Fallen haben
sich die Konfliktkommissionen bemuht, ihre Aufgaben zu er-
fiillen. Dardber hinaus zwingt uns gerade die Tatsache, daB diese
Fragen streitig wurden, dazu, eine ernste Kritik an der Arbeit
des MPF and des Zentralvorstarides der IGPF als Vertrags-
partner der Anlagensammlung auszuuben. Es geht einfach nicht,
daB die Vertragspartner ihre Meinungsverschiedenheiten mit
einer Formulierung iiberbrucken, die jede Auslegung offerilaBt,
and daB es im Einzelfalle den Beteiligten iiberlassen bleiht, not-
falls im arbeitsgerichtlichen Verfahren eine Entscheidung herbei-
zufahren. Diese Arbeitsweise muB das Vertrauen der Werktati-
gen erschiittern; es verbittert sie, wenn ihnen ein Recht vorent-
halten wird oder wenn ihnen anscheinend Rechte eingerii,umt?
werden, die nach dem Stande unserer okonomischen Entwick-
lung noch nicht erarbeitet sind.
SchluBbetrachtungen
Diese Darlegungen sollten einen Einblick in die Tatigkeit der
Konfliktkommissionen eines Bezirks vermitteln. Sie bieten an-
deren Kollegen vielleicht eine Anregung oder geben Hinweise.
Mit der Bildung der Konfliktkommissionen ist den Werk-
tatigen ein Instrument in die Hand gegeben worden, dessen sin
sich zu bedienen gelernt haben. Die Kommissionen als Organe
der betrieblichen Selbstverwaltung haben gerade bei der Deut-
schen Post Bedeutung fur die Entwicklung des BewuBtseins.
Sie helfen mit, Uberreste der alten Beamtenideologie zu iiber-
winden. Stand der Postler fruher fast wehrlos dem Profitstreben
des kapitalistischen Staatsbetriebes gegenuber,, dem noch die
schneidige Waffe des Erstattungsgesetzes in die Hand gegeben
war, so hat or heute erkannt, daB Arbeiter aber ihre eigenen
Angelegenheiten entscheiden and dali hinter ihren Entschei-
dungen notfalls die ganze Autoritat der Staatsmacht steht.
') Stelter, In unserem Arbeitsrecht gibt es kein abstraktes Schuld-An-
erkenntnis. Arbeit and Sozialfursorge 1955, S.83.
') Die Verf igung ist aus den genannten Griinden insoweit iiberholt, als sic
die Entgegennahme eines Schuld-Anerkenntnisses vorschreibt.
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
Das Fachschulfernstudium der Deutschen Post in der Fachrichtung
Post- and Zeitungswesen
Von Gerhard SCHMUTZLER, Gunter PRIEBE and Gerhard HIRSCH, Fachschule fiir Post- and Fernmelde-
wesen ?Rosa Luxemburg", Leipzig
Parallel zum Direktstudium ldu ft das Fernstudium der Deutschen Post. Es vermittelt alien Mitarbeitern, die aus
irgendwelchen Griinden nicht fur langere Zeit die Fachschulen besuchen konnen, den staatlich anerkannten Abschluf3
als ?Postwirtschaftler" oder als ,Angestellter fur den Mittleren Postbetriebsdienst".
A.ufgabe der folgenden Ausfuhrungen soil es sein, Schwierigkeiten and Erfolge des seit fiber drei Jahren bestehenden
Fernstudiums zu zeigen. Die Mitarbeiter der Deutschen Post sollen nunmehr auch hierdurch mit einem bedeutungs-
vollen Qualifizierungsweg bekanntgemacht and gegebenenfalls zur Teilnahme angeregt werden.
Die Belange der Teilnehmer am Fernstudium regelt die ?An-
ordnung fiber die Einrichtung, Organisation and Durchfiihrung
des Fachschulfernstudiums fiir Werktatige" (Gesetzblatt I,
Nr. 68/1956 vom 13. 8. 56). Alle Beschaftigten der Deutschen
Post konnen Fernschuler werden, wenn sie die Lehrabsch1uB-
priifung abgelegt haben oder eine mehrjahrige praktische Tatig-
keit nachweisen. Vom betreffenden Hauptpostamt usw. mussen
sie allerdings delegiert sein and die Aufnahmepriifung bestanden
haben.
Die Delegierung ist nach der Anweisung 13 (VMB1. Vf.
65/1956) geregelt. Per Eintritt in einen bereits begonnenen Lehr-
gang des Fernstudiums kann nur dann erfolgen, wenn die er-
forderlichen Kenntnisse nachgewiesen werden.
Zur Durchfuhrung des Studiums erhalten die Teilnehmer das
Studienmaterial kostenlos zugesandt. Lediglich benotigte Fach-
und Lehrbiicher sind kauflich in den Buchhandlungen zu er-
werben, wie z. B. die LehrbUcher ,Politische Okonomie" and
,,Die deutsche Sprache".
Zu den Konsultationen an dafur bestimmten Orten ocler zu
den Jahreslehrgangen an der Fachschule fur Post- and Fern-
meldewesen ?Rosa Luxemburg" in Leipzig fahrt der Fernschuler
auf Schulerfahrkarte. Er erhalt hierzu einen Fachschulerausweis
and einen bestatigten ,Antrag auf Ausgabe von Schiilerfahr-
karten".
Die Anordnung fuhrt weiter die Zahlung der Studiengebuhren
von jahrlich 80.- DM an. Sie sind in Teilbetragen von viertel-
jahrlich 20.- DM im voraus zu entrichten. Bei begriindeten An-
tragen konnen die Studiengebuhren erlassen werden. So wurde
z. B. einem Fernschuler der Gehaltsgruppe V, der Familienvater
einer 6kopfigen Familie ist, die Studiengebuhr voll erlassen.
Sehr wesentlich fur die Hauptpostamter and die Fernschuler
ist der ? 27 der genannten Anordnung, der eine Beschaftigung
uber die gesetzlich festgelegte Arbeitszeit hinaus untersagt.
Ein Versetzen an andere Arbeitsstellen oder Delegierung zu
Lehrgangen soil ebenfalls unterbleiben, sobald das Studium da-
durch beeintrachtigt wird.
In einem weiteren Abschnitt werden die Betriebe verpflichtet,
Vereinbarungen fiber die Forderung der Fernschuler in den Be-
triebskollektivvertrag aufzunehmen. Eine bedeutende Erleich-
terung fur die Fernschiiler sind die ihnen gesetzlich zustehenden
arbeitsfreien Tage, auf die an einer anderen Stelle dieses Ar-
tikels naher eingegangen wird.
Zur Zeit bestehen an der Fachschule fur Post- and Fernmelde-
wesen ?Rosa Luxemburg" in Leipzig folgende Moglichkeiten
des Fernstudiums :
1. Postwirtschaftler
In dieser 5 jahrigen Ausbildung (Bild 1) sind bereits drei Lehr-
gange angelaufen. Per erste Lehrgang hat zwei Zwischenprii-
fungen absolviert and wind 1958 die AbschluBprufung ablegen.
Lehrfacher
1.
Studien-
jahr
2.
Studien-
jahr
3.
Studien-
jahr
4.
Studien-
jahr
5.
Studien-
jahr
Gesellschaftswissenschaft
Deutsch . . . . . .
Mathematik . . . .
Physik . . . . . . .
Chemie . . . . . .
_
Franzosisch .
.
. .
Geographic . . . . .
Rechtslehre . . . . .
Rechnungswesen . . .
Planung
. . . . .
.
.
Abteilung Arbeit . .
.
Gesetze des Post- ^nd
Fernmeldewesens
Uberwachungsdienst
Verwaltungsorganisatio n
and Schriftwechsel
Postbetriebsdienst
Per zweite and der dritte Lehrgang stehen vor der zweiten bzw.
ersten Zwischenprifung.
2. Mittlerer Postbetriebsdienst
Die Dauer dieser Ausbildung betragt etwa zwei Jahre. Per
erste Lehrgang endete am 30. Oktober 1956. Von den Absol-
venten bestanden die AbschluBprufung 1% mit,,sehr gut", 28%
mit,,gut", 55% mit,,befriedigend" and 10% mit,,ausreichend".
6% haben die AbschluBprufung nicht bestanden. Diese Schuler
konnen nach einem festgelegten Zeitraum von mindestens einem
Vierteljahr die Prufung wiederholen.
Per zweite Lehrgang begann am 1. 9. 1956 and wird im Juli
1958 das Ausbildungsziel erreichen.
3. Uberleitungsstudium zum Fernstudium fur Postwirtschaftler
AuBer den Regellehrgangen wurde vom 1. 11. 1956 an noch
ein sogenanntes TYberleitungsstudium fur solche Mitarbeiter ge-
schaffen, die den Lehrgang des mittleren Postbetriebsdienstes
im Direkt- oder Fernstudium abgeschlossen haben and sich
weiter zum Postwirtschaftler qualifizieren wollen. Pie Teil-
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nehmer dieses Uberleitungsstudiums studieren im ersten Jahr
samtliche naturwissenschaftlichen Facher und die Politische
Okonomie, wobei die bereits im vorangegangenen Studium er-
worbenen Kenntnisse zugrunde gelegt werden.
Bei diesem Lehrgang handelt es sich um eine einmalige Mog-
lichkeit. Spater konnen die Absolventen des mittleren Post-
betriebsdienstes in das zweite Studienjahr des Fernstudiums fur
Postwirtschaftler ubernommen werden.
4. Verkurztes Fachschulfernstudium fur Postwirtschaftler
Ab 1. 9. 1957 beginnt auBer den bereits beschriebenen Regel-
lehrgangen auch ein verkurztes Fachschulfernstudium fur Post-
wirtschaftler. Dieses Fernstudium wird eingerichtet, um all den
Beschaftigten der Deutschen Post, die bereits die Verwaltungs-
priffung Post oder die AbschluBpriifung der Fachschulsonder-
klassen ?Schwieriger Postbetriebsdienst" bzw. ,.Betriebsleiter"
abgelegt haben, die Moglichkeit zu geben, einen ordentlichen
FachschulabschluB zu eireichen. Es werden zu diesem Zweck
zwei Lehrgange eingerichtet:
a) fur Angehorige der Deutschen Post, die die Verwaltungs-
priifung Post oder die AbschluBpriifung der Fachschul-
sonderklassen ?Schwieriger Postbetriebsdienst" bzw. ,,Be-
triebsleiter" in der Vergangenheit abgelegt haben und auBer-
dem das Abitur nachweisen konnen,
b) fur Beschaftigte, die eine der vorstehend aufgefiihrten Prii-
fungen abgelegt haben, aber nicht das Abitur nachweisen
konnen.
Die Zeitdauer der beiden Lehrgange ist unterschiedlich. Der
unter a) genannte Lehrgang dauert 11/2 Jahre, wahrend die unter
b) fallenden Mitarbeiter 21/2 Jahre zu studieren haben. Der
Unterschied liegt darin, daB die Beschaftigten mit Abitur nicht
mehr die naturwissenschaftlichen Facher (Mathematik, Physik
tmd Chemie) zu studieren brauchen. Fur beide Lehrgange kommt
jedoch das Studium der Facher des leitenden Postdienstes (wie
Planung, Rechnungswesen, Recht usw.) in Betracht. Nach Ab-
schluB des Studiums erhalten die Teilnehmer das gleiche Zeugnis
wie die Schuler des Direktstudiums oder des ungekiirzten Fern-
studiums. Die Moglichkeit der Teilnahme an diesem Studium
bietet sich nach dem Studienbeginn im September dieses Jahres
nur noch einmal, und zwar am 1. 9. 1958.
5. Verkiirztes Fachschulfernstudium fur den mittleren Post
betriebsdienst
Entsprechend der Regelung fur die Beschaftigten mit Ver-
waltungsprfifung Post usw. bietet sich auch ab 1. 9. 1957 bzw.
ab 1. 9. 1958 die Moglichkeit fur diejenigen mit abgelegter Be-
triebsdienstprufung, ein verkurztes Fachschulfernstudium mit
dem FachschulabschluB Mittlerer Postbetriebsdienst aufzu-
nehmen. Dieses Studium dauert ein Jahr. Wahrend des Stu-
diums werden in der Hauptsache die naturwissenschaftlichen
Gebiete, Politische Okonomie, Franzosisch und einige andere
Facher behandelt, die zur Betriebsdienstpriifung nicht im Lehr-
plan enthalten waren. Das nach der AbschluBprufung auszu-
handigende Zeugnis hat die gleiche Bedeutung wie das des
Direktstudiums bzw. des ungekurzten Fernstudiums fur den
mittleren Postbetriebsdienst.
Durchfiihrung des Fernstudiums
Jeder Kollege, der das Fernstudium beginnt, wird anfangs
Schwierigkeiten zu uberwinden haben. Nach der Tagesarbeit,
die jedem ein groBes MaB an Verantwortungsbewul3tsein und
Arbeitsintensitat auferlegt, bedeutet der Feierabend Erholung
und Entspannung. Den Fernschiiler aber erwarten zu Hause die
Lehrbriefe, die durchgearbeitet werden mussen, um in der nach-
sten Konsultation folgen zu konnen. Jede Stunde ist dann aus-
gelastet, jedo Ablenkung wirkt storend. Kann durch erhebliche
Schwierigkeiten, starke dienstliche Belastung oder durch Mangel
an Zeit die Tagesaufgabe nicht eingehalten werden, so gerat der
Fernschuler in Verzug. Das fehlende Pensum laBt sich bei dem
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
gleichmaBig fortlaufenden Studium sehr schwer aufholen, in den
meisten Fallen wird der Fernschuler mutlos und; gibt auf. Die
Zahl der Riicktritte vom Fernstudium ist gerade in diesen ersten
Tagen und Wochen verhaltnismaBig groB.
Eine weiter auftretende Schwierigkeit ist die Arbeit mit dem
Lehrbrief und dem Lehrbuch. Wieviele Fernschuler schlagen
das Lehrmaterial auf, lesen die Abschnitte und Kapitel und
glauben, das Wesentliche zu beherrschen. Erst in der Klausur-
arbeit oder mundlichen Priifung stellt sich heraus, daB nur ober-
flachliche Kenntnisse vorhanden sind. Andere schlagen rich ver-
zweifelt mit den Bestimmungen herum und haben zum SchluB
mehr Unklarheiten als vor Beginn des Studiums.
Zur Behebung dieser Anfangsschwierigkeiten lauft am Beginn
des Fernstudiums der Einfiihrungslehrgang. Seine Aufgabe ist
es, den Fernschuler an die geistige Arbeit heranzufiihren und
seine ersten Schritte im hauslichen Selbststudium zu lenken.
Dariiber hinaus werden im Einfuhrungslehrgang Kenntnisse
der ersten Stoffgebiete vermittelt. Leider ist das Niveau der zum
Fernstudium delegierten Kollegen sehr unterschiedlich. Auf der
anderen Seite haben die Teilnehmer den groBen Vorteil, daB sic
im Laufe des Studiums eng mit der Praxis verbunden bleiben
und taglich die theoretischen Erkenntnisse anwenden konnen.
Lieferung und Arbeit mit dem Studienmaterial
Alle Fernschuler erhalten das Lehrmaterial entweder fiber die
Konsultationspunkte ausgehandigt oder direkt von der Fach-
schule zugesandt. Das trifft sowohl fiir die Lehrbriefe (Bild 2)
als such fur die Wegleitungen, Stoffverteilungsplane und Stu-
dienanleitungen zu.
Die Studienanleitungen, Lehrbriefe und andere Lehrmate-
rialien mfissen das gesprochene Wort des Dozenten an der Fach-
schule ersetzen. Deshalb wird von der Fachschule groBer Wert
darauf gelegt, daB die Lehrbriefe in einer methodisch und pad-
agogisch einwandfreien und leicht verstandlichen Art gestaltet
werden. Die Autoren und Lektoren der Lehrbriefe sind sowohl
Dozenten als auch Praktiker. Die endgiiltige Form bekommen
die Lehrbriefe durch eine gewissenhafte Uberarbeitung in der
Abteilung Fernstudium.
Der Fernschuler erhalt im Stoffverteilungsplan (Bild 3) einen
genauen Uberblick fiber den jeweiligen Studienabschnitt. Der
Stoffumfang wird fur jeweils 14 Tage mit Angabe der betreffen-
den Lehrbriefe, der zu studierenden Abschnitte und der laut
Studienplan notwendigen Stundenzahl vorgeschrieben. In fort-
geschrittenen Studienjahren geniigt dann auf Grund der durch
die Fernschuler gesammelten Erfahrungen die Aufteilung fur
je vier Wochen. Diese Arbeit muB er unbedingt in diesem Zeit-
raum schaffen, well danach eine Konsultation durchgefiihrt
wird, in der alle beim Selbststudium offen gebliebenen Fragen
geklart werden konnen.
Aufgabe des Fernstudenten ist es, sich zunachst einen eigenen
Plan aufzustellen, in welcher Former das Studium des jeweiligen
Faches durchfiihren will. Es hat sich als zweckmaBig erwiesen,
fur jedes Fach ein Arbeitsheft zu fiihren, in das der Fernschuler
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
F a c h s c h u l- F e r n s t u d i u m
,,Postwirtschaftler", 1. Lehrgang, 3. Studienjahr
Stollverteilungsplan tiir die Monate Januar and Februar 1957
Lfd.
Lbf.
Januar
Februar
Nr.
Lehrfach
U.
Stdn.
1. Hiilfte 2. Halfte
1. Halite 2. Halfte
1
Gesellschaftswissen-
Lbf.
49
50
51
54
schaft
Stdn.
8
8
9
5
9
9
9
10
2
Mathematik
Lbf.
. Kap. 1
Kap. 2
Kap. 3
Kap. 1
Stdn.
10
15
13
10
4
4
3
Franzosisch
Lbf.
Wiederholung
Tell I
Tell 11
Stdn.
6
5
10
12
1
1
4
Rechtslehre
Lbf.
Kap.1
Kap.2
Stdn.
-
-
4
5
1
1
2
5
Rechnungswesen
Lbf.
Kap.4
Kap..5
-
Kap.1
Std..
10
10
-
4
Insgesamt
Stdn.
72
72
Reihenfolge
Nr.
1, 2, 5, 3
nach dem Studium der Lehrbriefe eine kurze Zusammenfassung
niederschreibt. Diese Niedersehrift vergleicht er dann mit den
im Lehrbrief enthaltenen Zusammenfassungen. Erst wenn ein
bestimmter Abschnitt richtig verstanden wurde and eingepragt
ist, kann das Studium des nachsten Teiles begonnen werden.
Es ist verstandlich, daB gerade bei einem Studium auBerhalb
der Arbeitszeit Momente auftreten, in denen der Fernschuler
nicht recht vorwarts kolnmt and die Schwierigkeiten ihm fast
unuberwindlich erscheinen. Hier ist es die Aufgabe des Amtes,
sich laufend um die delegierten Mitarbeiter zu kummern.
Arbeit an den Konsultationspunkten
Im ersten and zweiten Studienjahr haben alle Fernschuler
zweimal im Monat ganztagige Konsultationen an Konsultations-
punkten, die von der Fachschule eingerichtet wurden. Vom
dritten Studienjahr an findet monatlich eine Konsultation statt.
Fur die Konsultation wird von der Abteilung Fernstudium mit
dem Stoffverteilungsplan ein Konsultationsplan an die Fern-
schuler ausgegeben. Aus diesem Plan sehen sowohl die Fern-
schuler als auch die nebenberuflichen Konsultationspunktleiter,
an welchem Tag die einzelnen Lehrfacher zu behandeln sind.
Fur einen Konsultationstag sind jeweils vier Unterrichtsein-
heiten zu je 100 Minuten vorgesehen. Es werden dabei in dieser
Zeit in der Regel vier Stoffgebiete, die in den vorhergebenden
Tagen von den Fernschiilern zu studieren waren, behandelt.
Das heiBt, jeder von ihnen hat die Gelegenheit, offen gebliebene
Fragen zu klaren. Liegeti keine Fragen mehr vor, so behandelt
der Dozent am Konsultationspunkt das vorgesehene Thema
nochmals nach Schwerpunkten.
Die Konsultationen im Fachschulfernstudium sind eine Ein-
richtung, die aus dem Studiengang nicht mehr wegzudenken
sind. Die Dozenten an den Konsultationspunkten setzen sich aus
guten Praktikern der Betriebe and aus Dozenten von Ober-
schulen, Berufsschulen oder Fachschulen zusammen. Wesent-
lich ist jedoch, daB sich der Fernschuler schon vor Beginn der
Konsultation die erforderlichen Kenntnisse angeeignet hat, denn
es kann nicht Aufgabe der Konsultationsdozenten sein, alle Ge-
biete unterrichtsmaBig zu behandeln. Zweifellos wird in diesem
Zusammenhang die Frage interessieren, wo sich die Konsulta-
1 UE Gewi, Lbf. 49 u. 50
1'/a UE Math., Lbf. 9, Kap. 1 u. 2
1 UE Rechnungswesen, Lbf. 1, Kap. 4 u. 5
tionspunkte befinden, oder we sie bei neuen Lehrgangen einge-
richtet werden. Dazu ist zu sagen, daB von der Abteilung Fern-
studium Konsultationspunkte (Bild 4) an verkehrsgunstigen
Orten eingerichtet werden. Naturlich muB eine gewisse Renta-
bilitat gewahrleistet sein, die sich darin ausdriickt, daB min-
destens zehn Fernschuler an diesem Ort zusammengefaBt werden
WIII
Januarkonsultation
am 9. 1.
1 UE Gewi, Lbf. 48, Rest
1 UE Math., Lbf. 8, Kap. 3
1 UE PZV, Lbf. 4, insges.
1 UE Franzosisch, . Wiederholung
Februarkonsultation
am 23.2.
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122 Das Fachschulfernstudium der Deutschen Post
konnen. Wird diese Zahl nicht erreicht, so sind Ausnahmen nur
dort moglich, wo in verkehrsungunstigen Gebieten fur die Stu-
dierenden zu weite. Anreisewege zu den Konsultationspunkten
entstehen warden. Konsultationspunkte fur die im Fernstudium
laufenden Lehrgange befinden sich in den Bezirkshauptstadten
der Deutschen Demokratischen Republik mit Ausnahme der
Stadte Cottbus, Frankfurt (Oder), Gera, Rostock and Suhl.
AuBerdem haben wir in Saalfeld and in Zwickau Konsultations-
punkte. In den genannten Bezirkshauptstadten lohnen sich z. Z.
keine Konsultationspunkte, weil aus diesen Bezirken nur Behr
wenige Mitarbeiter das Fernstudium aufgenommen haben.
Schon aus dieser kurzen Aufzahlung ist zu sehen, daB ein sehr
dichtes Konsultationspunktnetz vorhanden ist.
Kontrolle des Studiums
Zur Kontrolle des fortschreitenden Studienganges dienen im
Fachschulfernstudium Kontroll- and Klausurarbeiten sowie
schriftliche and mundliche Leistungskontrollen. Die Kontroll-
und Klausurarbeiten werden zentral von der Abteilung Fern-
studium vorgeschrieben, die schriftlichen and mnndlichen Lei-
stungskontrollen fnhrt der jeweilige Konsultationsdozent durch.
Unter Kontrollarbeiten sind Arbeiten zu verstehen, die der Fern-
schuler zu Hause anfertigt and die ihm zeigen sollen, wie weit
er den verlangten Stoff verstanden hat. Klausurarbeiten da-
gegen werden unter Aufsicht bei den Konsultationspunkten
geschrieben and lassen einen genauen Leistungsstand des Fern-
schiilers in dem betreffenden Fach erkennen. Ebenso wie die
Ergebnisse der Leistungskontrollen werden auch die Noten der
Klausurarbeiten fur jeden einzelnen Schuler bei der Abteilung
Fernstudium festgehalten. Sie zeigen den jeweiligen Stand seines
Wissens and rind die Vorzensuren fur die Prufungsfacher.
Als weitere Kontrolle des Studiums gelten die Besuche der
Konsultationspunkte durch die Dozenten der Abteilung Fern-
studium. 'Bei der Vielzahl der Lehrgange and Konsultations-
punkte konnen die. Konsultationen nur in gewissen Abstanden
gepruft werden. Hierbei wird stets eine Aussprache mit den
Fernschulern durchgefiihrt, um Schwierigkeiten im Selbst-
studium zu beseitigen. Bei diesen Kontrollen and Besuchen
lernen die anleitenden Dozenten die Fernschiiler naher kennen
and richtig einschatzen.
Die Dozenten der Abteilung Fernstudium sind auch standig
bemnht, personliche Sorgen der Fernschuler zu klaren. So konn-
ten schon Erfolge in Wohnungsangelegenheiten erreicht werden,
wodurch fur einige Schuler wesentliche Studienerleichterungen
geschaffen wurden.
Unterstutzung der Fernschuler durch die Beschaftigungsiimter
Fernschuler, die in einigen Lehrfachern schwache Leistungen
zeigen, werden in ihrer Arbeit durch individuelle Anleitung der
Dozenten der Abteilung Fernstudium unterstiitzt. Diese MaB-
nahmen reichen aber nicht immer aus, um die Schwierigkeiten,
die durch mangelnde Vorkenntnisse entstehen, zu uberwinden.
Hinzu kommt, daB in einigen Studienabschnitten an die Fern-
schuler besonders hohe Anforderungen gestellt werden mussen.
Das ist z. B. im 3. Studienjahr vor der Priifung in den Lehr-
fachern Mathematik, Physik and Chemie der Fall. Auch bereitet
das Fach Franzosisch oft groBe Schwierigkeiten.
Es ist daher erforderlich, daB vor der Delegierung zum Fach-
schulfernstudium eine griindliche Kaderauswahl getroffen wird,
and die fiir das Studium vorgesehenen Mitarbeiter sorgfaltig
vorbereitet werden. Fur die Durchfiihrung der Vorbereitungs-
lehrgange hat das MPF einen Rahmenlehrplan herausgegeben.
Die Fernschuler, die wahrend des Studiums noch schwache
Leistungen zeigen, mussen durch die Amter unterstiitzt werden
and Nachhilfeunterricht erhalten. Das kann in einigen Semestern
auf Grund des schwierigen and neuen Lehrstoffes auf alle Fern-
schuler zutreffen.
Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, daB noch nicht
alle Amter die notwendigen MaBnahmen zur Unterstutzung der
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
von ihnen delegierten Fernschuler durchfiihren. Eine mangel-
hafte Unterstiitzung driickt sich dann sehr haufig durch Riick-
tritte vom Studium aus. Die Lernenden sind oftmals zwischen
den Konsultationen auf sich allein angewiesen. Der Prozentsatz
der vom Studium zuriickgetretenen Schuler liegt bei unserer
Fachrichtung insgesamt bei etwa 40%, wobei der groBte Anteil
der Riicktritte in den ersten Studienmonaten liegt. Dieser Pro-
zentsatz ist entschieden zu hoch.
Die Tatsache kann nur uberwunden werden, wenn sich die
verantwortlichen Funktionare um ihre delegierten Schuler kum-
mern. Wie konnen das die Beschaftigungsamter tun? Neben
einer finanziellen Unterstutzung kommen z. B. folgende MaB-
nahmen in Frage:
1. Mitarbeiter mit guten naturwissenschaftlichen Kenntnissen
verpflichten sich, den Fernschulern wochentlich ein his zwei
Stunden beim Selbststudium zu helfen.
2. Ingenieure der Fernmeldeamter usw. verpflichten sich, den
Fernschulern fur Fragen and Konsultationen zur Verfiigung
zu stehen.
3. Das Amt verpflichtet einen Dozenten, der wochentlich bzw.
14taglich in den erforderlichen Fachern Unterricht erteilt,
and bezahlt ihn aus Mitteln des Direktorfonds. Als Dozenten
stehen Lehrer der Volkshoch-, Berufs-, Fach- and Ober-
schulen zur Verfiigung. Die Unterrichtsthemen werden vor-
her mit den Schiilern vereinbart.
4. Die Fernschiiler besuchen einen Lehrgang an der Volkshoch-
schule. Das Amt uberwacht den regelmaBigen Besuch and
ubernimmt eventuell die Teilnehmergebuhr..
5. Der Betrieb entlastet die Fernschuler mehr als bisher von
gesellschaftlichen Funktionen and beriicksichtigt auch bei
dienstlichen Anordnungen soweit wie moglich das Fern-
studium.
Da sich diese MaBnahmen our fiber einen kiirzeren Zeitraum
erstrecken sollen, ist die Verwirklichung eines oder mehrerer der
Vorschlage sicher bei jedem Amt moglich.
Eine Reihe von Hauptpostamtern hat- einige der von uns
vorgeschlagenen MaBnahmen schon eingefiihrt. Aus der Vielzahl
der abgeschlossenen Patenschaften wollen wir einen besonders
vorbildlichen Vertrag des Hauptpostamtes Eisenach als an-
regendes Beispiel in gekiirzter Form wiedergeben.
Patenschaftsvertrag
Nach einer eingehenden Aussprache mit dem Fernschuler Linde-
mann and einigen Kollegen des Hauptpostamtes wird folgendes
vereinbart:
1. Die Grundlage fur ein erfolgreiches Fernstudium ist das Selbst-
studium der Fernschuler.
2. Im Hauptpostamt Eisenach stehen geeignete Kollegen zur Ver-
fiigung, die eiztweder selbst Fernschuler in vorgeriickten Lehr-
abschnitten Sind bzw. sich anderweitig die notigen Voraus-
setzungen erarbeitet haben. Sie werden auf Grund ihrer umfang-
reichen Erfahrungen den Fernschulern die beste Anleitung and
Unterstutzung geben.
3. Im Studienfach Mathematik verpflichten sich die Kollegen Leyh
and Partecke, dem Kollegen Lindemann wochentlich ein bis
zwei Stunden im Selbststudium zu helfen, and zwar nach folgen-
der Stoffaufteilung:
a) Potenzen Dezember Koll. Parteck;
b) Planimetrie Januar Koll. Leyh.
4. Im Studien/ach Physik verpflichtet sich der Kollege Scheer-
schmidt zu 1- bis 2sttindiger wochentlicher Unterstutzung in
den Monaten Februar bis Juli.
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
Das Fachschulfernstudium der Deutschen Post 123
5., Die Betriebsgewerkschaftsleitung and die Betriebsparteiorgani-
sation der SED des Hauptpostamtes verp/lichten sich, den
Kollegen Lindemann zur gesellschaftlichen Arbeit nur in dem
unbedingt notwendigen Umfang heranzuziehen.
6. Die Leitung des Amtes verpflichtet sich, bei dem dienstlichen
Einsatz des Kollegen Lindemann die in diesem. Studienabschnitt
anhaltende Belastung zu beriicksichtigen. Sie verpflichtet sich
weiterhin, die Einhaltung diesel Vertragee zu kontrollieren and
die Leistungen des Kollegen Lindemann zu uberwachen.
(Es folgen die Unterschriften der Paten, des Fernschulers, der BGL, der
BPO and der Leitung des Amtes.)
Selbstverstandlich durfen dieVertrage nicht nur auf dem Papier
stehen, sondern mussen auch in der Praxis verwirklicht werden.
Die Abteilung Fernstudium ist deshalb bemuht, die Einhaltung
der abgeschlossenen Vertrage zu kontrollieren.
Jahreslehrgange
Nach der Verordnung im Gesetzblatt Nr. 76 vom 4. 9. 1954
stehen den Fernschulern im ersten and zweiten Studienjahr je
12 Arbeitstage fur Seminarkurse (Jahreslehrgange) and 24 Ar-
beitstage fur Konsultationen, Kontrollarbeiten and Ubungen
zur Verfugung. Vom dritten Studienjahr an sind die arbeits-
freien Tage wie folgt geregelt: 18 Arbeitstage fur Seminarkurse
sowie 12 Arbeitstage fur Konsultationen, Kontrollarbeiten and
Ubungen.
Im Jahreslehrgang werden noch einmal die im Laufe des ver-
gangenen Jahres studierten Gebiete schwerpunktmkBig be-
handelt. Bei sechs Unterrichtsstunden taglich - der Nachmittag
steht dem Selbststudium zur Verflfgung - wird eine ausge-
zeichnete Vertiefung and Festigung der Kenntnisse erreicht.
Die Praxis hat gezeigt, daB die Fernschfller gerade wahrend der
Jahreslehrgange sehr intensiv an der Vertiefung ihrer Kennt-
nisse arbeiten. Die Jahreslehrgange werden von ihnen immer
wieder als die Zeit bezeichnet, in der sie am fruchtbarsten and
ungestortesten ihrer Lernarbeit nachgehen konnen.
Wahrend des Jahreslehrgangs werden ungefahr zwei his drei
Klausurarbeiten geschrieben. Falls vorgesehen, findet zum Ende
des Jahreslehrgangs die Zwischen- bzw. AbschluBprii.fung statt.
Zwischen- and Abschlufprufungen
AuBer den bereits genannten Vergi nstigungen erhalten die
Fernschiiler auf Grund der gesetzlichen Regelung noch arbeits-
freie Tage zum Vorbereiten auf die einzelnen Prufungen. Den
Teilnehmern des Fernstudiums fur Postwirtschaftler stehen zu:
Vor der ersten Zwischenprufung (nach zwei Jahren Studiums)
sechs freie Arbeitstage, vor der zweiten Zwischenprufung (nach
drei Jahren Studiums) zwolf freie Arbeitstage and vor der Ab-
schluBprufung (nach fiinf Jahren Studiums) 30 freie Arbeitstage.
Wahrend dieser Zeit mussen die Fernschf ler eine Belegarbeit
anfertigen. Sie ist eine Hausarbeit and stellt einen wichtigen
Prufungsteil dar.
Beim Fernstudium des mittleren Postbetriebsdienstes werden
vor der AbschluBprufung zwolf freie Arbeitstage gewahrt.
Die freien Arbeitstage bedeuten eine groBe Erleichterung des
Studiums. Durch sie wird gleichzeitig zum Ausdruck gebracht,
welche groBe Unterstiitzung dem Fernstudium gegeben wird.
Wie wickeln sich die Prufungen ab ? Es wurde bereits erwahnt,
daB wahrend des gesamten Studiums durch Leistungskontrollen
and schriftliche Arbeiten Noten ff r jedes Fach ermittelt werden.
Diese Noten gelten all Vorzensuren fur die Zwischen- bzw. Ab-
schluBprfffungen. Hat ein Fernschuler in einem Lehrfach gleich-
bleibende Noten erhalten, entfallt fur ihn die mundliche Prufung
in diesem Fach. Mfindliche Prufungen werden also nur dann
durchgefuhrt, wenn kein klares Bild auf Grund sehr unterschied-
licher oder ungeniigender Noten gewonnen werden kann. Ragen
die Leistungen des Fernschulers sehr fiber den guten Durch-
schnitt hinaus, so wird ebenfalls eine Prufung durchgefuhrt. Drei
his vier.Wochen vor dem Jahreslehrgang mit anschlieBender
Prufung erhalt jeder Fernschuler mitgeteilt, in welchen Fachern
er schriftlich oder mundlich gepruft wird. Er hat dadurch die
Moglichkeit, in den arbeitsfreien Tagen vor dem Lellrgang die
angegebenen Facher intensiv zu wiederholen.
Im Verlauf des 5jahrigen Fachschulfernstudiums fur Post-
wirtschaftler werden zwei Zwischenprufungen and eine AbschluB-
prufung abgenommen. Auch die Zwischenprufungen haben hier
bereits abschliellenden Charakter. So werden in der ersten Zwi-
schenprufung die Facher des Postbetriebsdienstes, in der zweiten
Zwischenpriifung die allgemeinbildenden Facher and zur Ab-
schluBpriifung alle Facher-der letzten beiden Studienjahre end-
giiltig gepriift, soweit nach den vorstehenden Ausfuhrungen
eine Prufung fiberhaupt in Frage kommt. Es konnte festgestellt
werden, daB die Leistungen and das Wissen vieler Fernschuler
dem Leistungsstand der Schuler des Direktstudiums ebenburtig
sind and in zahlreichen Fallen dariiber liegen.
Uber die abgelegten Prufungen erhalten die Fernschuler Zeug-
nisse, die nicht von denen des Direktstudiums abweichen. Der
Schuler im Fernstudium erreicht das gleiche Ziel wie der Schuler
des Direktstudiums. Deshalb geht auch aus den Zeugnissen
nicht hervor, in welcher Form der Schuler zu diesem AbschluB
gelangt ist. Entscheidend ist allein, daB die Kenntnisse nach-
gewiesen werden, die zur Fiihrung der entsprechenden Berufs-
bezeichnung berechtigen.
Die genannten Qualifizierungsmoglichkeiten sind noch ver-
haltnismallig neu, haben sich aber trotzdem gut bewahrt and
fur den Aufbau in unserer Republik wertvolle Kader heran-
gebildet.
Eine Bremse fur Autos,
die nach dem Radarprinzip arbeitet, ist in Amerika entwickelt worden. Jedes
Hindernis, dem sich das Auto nahert, bewirkt durch Ausldsung von Impulsen
eine automatische BetStigung der Bremsen. Je nither sich das Auto am Hinder-
pis befindet, desto starker 1st die Bremswirkung.
Eine Postgebuhrenerhdhung
beabsichtigt man in der Bundesrepublik im Herbst dieses Jahres - nach den
Buudestagswahlen -- vorzunehmen. Bereits im Jahre 1954 .waren die Post-
gebtihren in Westdeutschland erhoht worden.
Der Wllhrungsverfall wahrend der Inflatlonszeit
Anfang der zwanziger Jahre in Deutschland fand seinen Niedersehiag auch
in den Postgebiihren. Die Gebuhr fur einen gewdhnlichen Brief von 20 g im
Fernverkehr zeigte folgende Entwicklungstendenz:
1915
0,10 Mark
1916
0,15 Mark
1920
0,40 Mark
1921
0,60 Mark
1922
6,- Mark
Jan.
1923
50,- Mark
Okt.
1923
5 bzw. 10 Millionen Mark
Nov.
1923
80 Milliarden Mark
Dez.
1923
0,10 RM
Bel den bisherigen Schlflsradarverfahren
konnten die Bewegungen anderer Objekte immer nur relativ zmn eigenen
Schiff sichtbar gemacht werden, so dal3 insbesondere auch alle feststehenden
Objekte, wie zum Beispiel Leuchtturme, in Bewegung zu sein schienen and
andererseits die eigene Bewegung des Schiffes erst errechnet werden mul3te.
Jetzt ist aber eiu Radarverfahren entwickelt worden, bei dem die wahren Be-
wegungen aller Objekte (auch des eigenen Schiffer) sichtbar gemacht werden.
Dieses Verfahren diirfte zur Erhohung der Sicherheit des Schiffsverkehrs
wesentlich beitragen.
Dienstbrietumschlage
wurden in den Vereinigten Staaten von Nordamerika im Jahre 1843 von der
dortigen Militarverwaltung zum ersten Male zum Verkehr zwischen dieser Ver-
waltung and anderen Behorden verwendet. Seit jener Zeit sind Dienstbrief-
umschliige eine allgemeine Einrichtung.
Der Beamte mull zahlen
Wie am einer Zuschrift an den ,Sammler-Exprel3" hervorgeht, besteht in
Finnland die Sitte, dal3 ein Postbeamter, der Sonderpostwertzeichen durch
schlechtes Stempeln verdorben hat, die Marken im Falle der Beschwerde des
Sammlers aus eigener Tasche ersetzen mull.
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124 Die Meinung unserer Leser
;012 M 0 1 1 4 Kg HCKSOPOP s a p . . .
. .
Die Redaktion veroffentlicht hierunter Ausz9ge aus einigen Zuschriften,
die sich mit der Ausgestaltung and dem Inhalt unserer Zeitschrift befassen.
Erich Vogt, Geismar -Eichsfeld
Hurra - das erste Heft ist da. Aufmachung and Ausgestaltung
prima. Die Zeitung mull mehr Beitrage aus der taglichen Arbeit
bringen. Versucht mehr Papier zu bekommen, dean 16 Seiten
sind zuwenig.
BPF Schwerin
Die Kollegen des Fernmeldewesens sind mit dem Inhalt der
Zeitschrift zufrieden, da die Fragen and Aufgaben dieses Dienst-
zweiges eingehend and umfassend behandelt werden. Die Kol-
legen des Postwesens sind der Meinung, daB dem Postwesen ein
breiterer Raum eingeraumt werden mite.
FMA Leipzig
In der Zeitschrift ist - dem Umfang entsprechend - zuviel
Stoff fur das Postwesen enthalten. Das Fernmeldewesen kommt
zu kurz.
Horst Behnke, Treuenbrietzen
Wenn die Zeitschrift Niveau erreichen will, mug sie vielseitiger
and umfangreicher gestaltet sein. Ich vermisse insbesondere
Schilderungen aus der Vergangenheit der Post in aller Welt.
BPF Gera
Das Erscheinen einer Fachzeitschrift fiir die Deutsche Post
wird allgemein begriiBt. Die Ausgestaltung ist durchaus an-
sprechend, der Inhalt bietet wertvolle Anregungen, vor allem
fiir den praktischen Betriebsdienst,des ?Fernmeldewesens. Da
jedoch bisher groltenteils das Fernmeldewesen betreffende Ar-
tikel veroffentlicht wurden, hat das Interesse einer Anzabl von
Beschaftigten der HPA an der Zeitschrift nachgelassen. Vor-
geschlagen wird deshalb eine Trennung der Zeitschrift in die
beiden Fachrichtungen.
Arthur Giesecke, Wilhelmshorst-Potsdam
Zu Ihrer ausgezeichneten Zeitschrift meinen herzlichen Gliick-
wunsch.
Wolfram Grallert, Leipzig
Meinen herzlichen Gli ckwunsch zum Inhalt. Ich glaube an-
nehmen zu konnen, daB auch in den Kreisen der Philatelisten,
die sich mit Postdienst and Postgeschichte beschaftigen, ?Die
Deutsche Post" eine gem gelesene and stets mit Spannung er-
wartete Zeitschrift sein diirfte.
HPA Arnstadt
Es geniigen unserer Meinung nach von Zeit zu Zeit einige
leicht verstandliche Artikel fiber den Stand der Technik and die.
Perspektiven des Fernmeldewesens, um die Postkollegen auf
dem laufenden zu halten. Die wissenschaftlichen and technischen
Probleme konnen evtl. in einer besonderen Ausgabe fiir die im
Fernmeldewesen Beschaftigten gebracht werden.
HPA Eisenach
Wir wunschen eine Seite postrechtlicher Fragen, w o auf-
tauchende Schwierigkeiten im Postrecht erlautert werden.
Kurt Teschner, Berlin
Das Erscheinen einer Fachzeitschrift fiir alle Fachgebiete der
Deutschen Post hat bei unseren Kollegen grolen Anklang ge-
funden. Man kann schon jetzt behaupten, daB die Zeitschrift bei
diesem Niveau ein guter Ratgeber sein wird and somit zur Quali-
fizierung aller Kollegen wesentlich beitragt. Besonders begriille
ich das Lexikon.
HPA Erfurt
Es wird gewiinscht, daB der Publikation des Postbetriebs-
dienstes mehr Raum gegeben wird and die Zeitschrift auger rein
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
wissenschaftlichen Arbeiten den iiberbetrieblichen Erfahrungs-
austausch pflegen sollte.
HPA Gotha
Bisher ist gerade auf dem Gebiet des Postwesens nichts Neues
publiziert worden. Die Ansicht vieler Kollegen ist die, daB es
sich bei dem bisherigen Inhalt nicht lohnt, die Zeitschrift privat
zu abonnieren.
Karl Pohl, Sehma (Erzgeb)
Nachdem ich nun drei Hefte in meinem Besitz babe, kann ich
Ihnen sagen, daB Sie die Aufgabe, jedem etwas zu bieten, bisher
gut gelost haben. Auch als Postkollege kann man die fernmelde-
technischen Aufsatze lesen and in grolen ZOgen auch verstehen.
Allerdings macho ich die Feststellung, daB ?Die Deutsche Post"
der breiten Masse der bei der Post beschaftigten Kolleginnen and
Kollegen noch nicht die gewnnschte Lektilre bringt. Selbstver-
standlich liegt der Fehler nicht bei der Redaktion, sondern mehr
an der Einstellung eines groBen Teiles unserer Werktatigen, die
Fachaufsatze meist iibersehen.
HPA Heiligenstadt
Man will auch einmal fiber ?Sabelbein" and andere schrullige
Dinge aus dem Postgeschehen schmunzeln. Auf these Weise
konnte das Zusammengehdrigkeitsgefiihl der Postler aller Post-
betriebe gestarkt werden.
BL des HPA Heiligenstadt
Ein Vorschlag ging dahin, daB man von dieser Zeitschrift
zwei Ausgaben herausbringen sollte, z. B. die Ausgabe A fiir
Post and die Ausgabe B fur Fernmeldewesen. Dieser Meinung
kann ich mich personlich - das war auch die Ansicht einiger
anderer Leser - nicht unbedingt anschlieBen. Es gibt nur eine
Deutsche Post, and es wilyde sonst einigen Phantasten, in deren
Hirn doch seit langem die Spaltung zwischen dem Postwesen
and dem Fernmeldewesen spukt, Wasser auf ihre Mt hle geben.
Wir sind vielmehr der Meinung, daB einem Angehorigen des Post-
betriebsdienstes bis zu einem gewissen Grade auch die Entwick-
lung and der Stand des Fernmeldewesens interessiert, and das
diirfto auch umgekehrt der Fall sein.
HPA Nordhausen
Ein Teil unserer Leser ist in der Produktion beschaftigt. Die
Meinung dieser Kollegen ist, daB sie die Zeitschrift abbestellen
wollen, weil der Inhalt vorwiegend fernmeldetechnische Dinge
umfalt, and Gegenwartsfragen des Postbetriebsdienstes kaum
Beriicksichtigung finden.
FMA Erfurt
Es mug festgestellt werden, daB das Fernmeldewesen in der
neuen Fachzeitschrift noch nicht in geniigendem Umfang ver-
treten ist.
Wir schlagen vor, daB in den groleren Betrieben ein Kolle-
gium von geeigneten Mitarbeitern zusammengestellt wird,
welches sich laufend mit der Erarbeitung von Beitragen fiir die
neue Fachzeitschrift beschaftigt. .
Anne Goldmann, Brandenburg/Havel
Seit August 1956 lesen wir jetzt Ihre Zeitschrift. Sie ist sehr
inhaltsreich. Vor allem sind auch die Aufnahmen sehr nett.
FMA Weimar
Die Zeitschrift bringt mit ihren Beitragen nicht das, was unsere
Kolleginnen des Fernmeldedienstes erwarten. Wenn auch die
Arbeitsweise in unseren Fernamtern and Telegraphendienst-
stellen nach Dienstanweisungen,grundsatzlich geregelt ist, so
fehlen Aufsatze and Erfahrungsberichte caber die Anwendung
der verschiedenen Pramien- and Uberwachungssysteme. Der
tagliche Arbeitsablauf in den einzelnen Amtern and Dienst-
stellen ist unterschiedlich, die Gestaltung der Dienstplane, die
Leistungsbeauflagung der Brigaden and die Erfiillung der Plane
in den einzelnen Dienststellen, das sind die Dinge, die unsere
Kolleginnen wissen wollen.
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Die Deutsche Post 2. Jg.
FIeft 5 Mai 1957
Die Meinung unserer Leser 125
Es fehlen Ausfuhrungen and Erklarungen caber die Anwendung
der Mechanisierung im Fernmeldebaudienst.
Ein Kollege des HPA Gotha
In ihrer jetzigen Form stellt die Zeitschrift lediglich ein ,Mit-
teilungsblatt" dar. Ich schlage daher vor, die Zeitschrift durch
eine besondere Abteilung zu erweitern, wie z. B. ,Kleiner Brief-
kasten" oder ahnlich.
Otto Schmidt, KPF Suhl
Immer wieder kommt zum Ausdruck, daB auBer den aktuellen
Entwicklungsproblemen mehr Fachfragen and Gebiihrenauf-
gaben gewunscht werden.
BPF Neubrandenburg
Aus dem Bericht des HPA Neubrandenburg geht hervor, daB
den Kollegen aus dem einfachen Dienst der Inhalt ,zu hoch" sei.
Werner Baron, Gorlitz
Ich lese die Zeitschrift mit groBem Interesse and warto schon
immer auf das nachste Heft.
Hundert Zuschriften. - hundert Meinungen! Und doch -
einige Punkte kehren (auch wean wir sie hier nicht alle aufge-
fiihrt haben) immer einmal wieder. Inzwischen ist nun unsere
Zeitschrift in erweitertem Umfange erschienen, and wer die
ersten Hefte des 2. Jahrganges aufmerksam studiert (studiert! ! !)
hat, der wird festgestellt haben, daB viele der Anregungen von
uns bereits verwirklicht worden sind. Aber trotzdem: Allen recht
getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Diese etwas abgegriffene
Redewendung ist aber durchaus angebracht, wenn man z. B. die
Abbestellung einer Investbuchhalterin einer BPF erhalt, die ihre
Handlung mit den Worten begrundet, es sei in unserer Zeit-
schrift ,nichts fur Investbuchhalter" enthalten. Von einer Kol-
legin oder einem Kollegen der weltweiten Organisation der Post
sollte man doch etwas mehr Interesse fur die Belange aller Dienst-
zweige, auch der anderer Fachrichtungen, erwarten diirfen;
dean auf dem Gebiet der eigenen Arbeit weili man ohnehin
schon am besten Bescheid. Ein Zusteller, der unsere Zeitschrift
gleichfalls wieder abbestellte, tat dies mit der Begriindung, der
Inhalt sei ?schlecht". Abgesehen davon, daB diesel Urteil wohl
doch etwas zu leichthin geauBert wurde, kann er wohl kaum
etwas als schlecht bezeichnen, was sein Interesse nicht sogleich
findet. Denn eine ,Lekt0re zum Friihstileksbrot" ist unsere
Zeitschrift nicht. Faclizeitschriften muB man grundlich stu-
dieren, wenn man einen Gewinn davon haben will. Fur die Unter-
haltung bietet unser PZV geniigend andere Presseerzeugnisse an.
Und das all denen ins Stammbuch, die unbedingt,,P" and ,,F"
trennen wollen: Wir rind eine einheitliche Deutsche Post! Und
wir haben auch die Absicht, es zu bleiben ! AuBerdem miiBte der
Bezugspreis fiir jede von zwei Fachzeitschriften wesentlich hoher
liegen, all es jetzt der Fall ist. Wir konnen ohne Vbertreibung
behaupten, daB ?Die Deutsche Post" dank der Unterstiitzung
des MPF eine der billigsten Fachzeitschriften der Deutschen
Demokratischen Republik ist, gemessen an Umfang, Ausstat-
tung and Inhalt.
Die oft wiederkehrende Ansicht, das Fernmeldewesen sei in
bezug kuf die Menge der Veroffentlichungen bevorzugt, ist vollig
abwegig. Nehmen Sie beispielsweise den Artikel ?Die Funk-
entstorung and ihre Bedeutung fdr den Rundfunk- and F ernseh-
teilnehmer" (Heft 2/56, S. 22). Ist dieser Aufsatz nicht gerade
fiir die Kollegen der Fachrichtung Post sehr lehrreich, obwohl
die Uberschrift scheinbar dagegen spricht ? Natiirlich bringen
wir auch ?rein F-Themen", ebenso, wie in der Zeitschrift zahl-
reiche ?rein P-Themen" enthalten sind. Mindestens die Halfte
aller Artikel mufte aber beide Fachrichtungen gleicherruaBen
interessieren, wobei noch zu bedenken ist, daB es bei der Deut-
schen Post sogar drei Fachrichtungen gibt (Postwesen, draht-
gebundenes Fernmeldewesen, Funkwesen). Sie alle wollen be-
ucksichti gt sein and werden es auch. Das Postwesen kommt
-,
dabei bestimmt nicht zu kurz - eher ist das Gegenteil der Fall
man muB nur die Zeitschrift aufinerksam lesen.
Doch fiir heute SchluB mit der Polemik: Jedem, der etwas
Wesentliches auszusagen hat, stehen die Spalten unserer Zeit-
schrift offen. Hierzu scheint cans der Vorschlag des FMA Erfurt
(Bildung von Redaktions-Kollegien in den Betrieben) recht viel-
versprechend zu sein. Machen Sie uns Ihre Themenvorschlage,
wir werden Ihnen gern antworten: Jawohl, das interessiert alle
oder wenigstens viele Postler. Oder auch: Nein, das erledigt bitte
innerbetrieblich selbst, das interessiert niemanden auBerhalb
Eures Betriebes, das nehmt in Eure Betriebszeitung auf.
Unsere Zeitschrift ?Die Deutsche Post" ist eine Fachzeit-
schrift, in der vor allem Probleme behandelt werden, die der
Steigerung der Arbeitsproduktivitat dienen. Die Zeitschrift sell
aber auch den Blick fur die groBen Zusammenhange weiten, sell
Fragen aufwerfen, die uns alien am Herzen liegen. Jeder Leiter
eines Amtes, jeder Meister, jeder Kollege, der sich mit den Auf-
gaben seines Berufes innerlich auseinandersetzt, kann ohne Stu-
dium seiner Fachpresse nicht mehr auskommen, nicht mehr mit-
reden. Nicht die Redaktion ,macht" die Zeitschrift, sondern Sic
alle, die Sic pflichtbewuBt Ihre Arbeit am Fernschrank, in der
Briefabfertigung, am Schalter, auf der Baustrecke, im Bahnpost-
wagen oder am Schreibtisch verrichten, konnen and sollen Mit-
gestalter Ibrer Zeitschrift sein. Die Redaktion
? riedliebender Manberer, uermeide ben Um-
gang mit Der IadiIiIdi?nPo ft-13ei-ehaile; gehe ju
jupe and Ou fahrft beer! 3olge metnem Rate,
Damit es Dir wohlgehe unD Ou leben bleib ft
auf Erden. Rmen!"
So schrieb der Zeitungsverleger M. G. Saphir im ,Dresdner An-
zeiger" 1835 unter der Oberschrift ,Menschenireundliche Mah-
nung". Die Postkutsche selbst nannte er ? Vierte Grazie! 10. Muse!
Achtes Wunder der Welt! Du Beinhaus der Lebendigen, Marter-
instrument menschlicher Gebeine! Holperndes, enggleisiges, weithin
klapperndes, beinverrenkendes, rippenzerschmetterndes Kleinod
postdmtlicher Geister!" Gustav Freytag erzdhlt, die Hannoveraner
batten rich 1764 daruber aufjerordentlich gewundert, dali ihre Ge-
sandtschaft zur Kaiserkronung trotz der schlechten Wege ?ohne
allen Schaden, Umwerfen and Beinbruch nach Frankfurt a. M.
durchgedrungen" sei. Goethe soil jahrelang an Btustschmerzen
gelitten haben, die er sich auf einer Fahrt mit der ,Ordinairen
(gewohnlichen) Post" von Frankfurt nach Leipzig zugezogen hatte.
So lieflen sich noch viele Urteile gleicher Art anfiihren. Das Reisen
in den meist of fenen Wagen war also of fensichtlich kein Vergnugen.
Nur auf den Hauptlinien hatten die Fahrzeuge spater ein Verdeck,
waren jedoch nicht ge f edert. Eine Verf iigung des Oberpostamts Leip-
zig vom 9. 4. 1826 aber die neuen Eilwagen der Schnellpost Leip-
zig-Nurnberg ruhmt sie mit den Worten ,in Federn hangend,
leicht gebaut and fur 7-8 Reisende bequem eingerichtet". Der
schlechte Zustand der Stralien aber blieb bestehen, zumal niemand
daran dachte, sie auszubessern. Und die Reisedauer? Von Dresden
nach Wien z. B. brauchte these neue Eil- oder Schnellpost (auch
Diligence genannt) 59 Stunden!
Andererseits gab es auch Reisende, die eine Fahrt in der Post-
kutsche an schonen Tagen als ein Erlebnis schilderten. Man konne
in Ruhe and Beschaulichkeit die zahlreichen Eindrucke auf den
Landstra/fen autnehmen and in ausfiihrlichen Brieten schildern,
wozu man damals noch genugend Zeit besafi.
1835 fuhr in Deutschland die erste Eisenbahn. Der sich schnell
steigernde Eisenbahnverkehr verdrangte bald die Postkutschen, die
nur in abgelegenen Bezirken noch bis zu Beginn des 20. Jahr-
hunderts Verwendung fanden.
Die angenehmen Erinnerungen an das gemiutliche, beschauliche
Reisen mit der ,guten, alten Postkutsche" hielten sich aber - wie
so hau/ig - ranger als die schlimmen. Und so kam es, daft die
Deutsche Reichspost im Jahre 1938 die Pferdepostkutsche wieder
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Postkutschenfahrten
ei i/uhrte, allerdings nur zu Vergni gungsfahrten in den landscha/t-
lick ?schonsten,Gegenden, so z. B. im Erzgebirge and im Schwarz-
wald, in der Luneburger Heide and im Schwarzatal, in 'Ober-
bayern and in manchen anderen Gebieten. Der 2. Weltkrieg machte
auch dieser,schonen Verkehrswerbung ein Ende.
Zum Britten Male lebten die Postkutschenfahrten in unseren
.Tagen wieder auf, am haufigsten in der Deutschen Demokratischen
Republik. Besondere Ereignisse, Heimatfeste, philatelistische Ta-
gungen and Ausstellungen gaben;meist den Anlaf3 zu solchen Fahr-
ten? mil der Postkutsche, die die zustandige OPD bzw.' BPF zur.
Verliigung stellte.
Auf der Strecke Bad Kissingen-Bad Bocklet wird seit 1950 eine
regelmaf3ige ?Pferdepersonenpost" gefahren. Im Sommer 1955
fanden taglich Post kutschen fahrten durch das herrliche Schwarzatal
von Blankenburg nach Schwarzburg and zuriick statt, fur die die
Post besondere Erinnerungskarten 'herausgab. Die interessanteste
Fahrt jedoch ist ?Goethes italienische Reise 1954". Sic wurde 1954
von der,,,Miinchner Illustrierten Zeitung" organisiert. Ein Redak-
tionsmitglied fuhr auf der gleichen Strecke, auf der Goethe 1786
nach Italien gereist :war, von Munchen '.eiber -Mittenwald and den
Brenner nach dem Gardasee. Die OPD Munchen hatte die>Post-
kutsche gestellt and 'gab auch Post bis Torbole mit. Oberhaupt
wurde zu den meisten Postkutschenfahrten Post befordert, die be-
sondere Stempel erhielt.
Zum Schluf3 seien erstmalig die nach dem 2. Weltkrieg in Deutsch-
land durchgefuhrten Postkutschenfahrten zusammengestellt:
2.10.1949: Munchen, Ausstellung zur 100-Jahrfeier der 1. bay-
rischen Briefmarke, 50. Philatelistentag
ab 1950 'Bad Kissingen-Bad Bocklet, regelmal3igeFahrten wah-
rend des Sommers
23. 5. 1953: Meiningen-Erfurt, 800-Jahrfeier and 300 ?Jahre?
Post, Brie fmarkenausstellung,
25. 10. 1953: Meiningen-Erfurt, 800-Jahrfeier, and 300,Jdhre
Post
31.10.1953: Schwerin-Wismar, WIBRA 1953, 2. Wismarer
Brief markenausstellung
1. 11. 1953: 'Schwerte-Iserlohn, Heimalfest,.170 Jahre Postamt
Iserlohn, "Brielmarkenausstellung
16. 4. 1954.: Naumburg (innerhalb der. Stadt), 50 Jahre Phila-
telie, Brief markenausstelluny
17. 4. 1954: Gotha-Meiningen, Briefmarkenausstellung,, ?Auf-
hebung der"Zollschranken zwisehen Thuringen und.`Bayern, vor
120 Jahren
Die Deutsche Post. 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
(Aufn. llgner, Leipzig)
.19. 4. 1954: Meiningen-Gotha, Brie/markenausstellung,_ Auf
hebung der Zollschranken
5.6.1954 i Gotha-Eisenach, P f ingsttre f f en deutscher Philatelisten
9.6.1954: Eisenach-Gotha, Pf ingsttre f f en deutscher Philatelisten
12. 6. 1954: Gotha-Arnstadt, 1250-Jahrfeier -
12.120. 6. 1954: Arnstadt-Erfurt, 1250-Jahrfeier l
5. 7. 1954; ,3/Iiihlberg (Kr. Gotha)-Erfurt, 1250-Jahrfeier
18. 8. 1954: Munchen-Gardasee, Goethes Italienische Reise 1954
22. 8. 1954: Schonebeck (Elbe), Heintatfest and Erinnerung an
die Botenpost Salze-Schonebeck
7. 10. 1954: Burg (Sachs.-Anh.) (innerhalb der Stadt), Ilei-
matfest .
30. 10.16. 11. 1954: Kitzingen-Marktbreit, Weinfest, Brief-
marken-Tauschtag ?
26.6./10:7.1955: Zittau-Oybin, 700-Jahrfeier 'und Bezirks-
brie/markenausstellung
26. 6./10.7. 1955: Oybin-Zittau, 700-Jahrfeier, and Bezirks-
brie/markenausstellung ,'
15. 5.131. 10. 1955: Blankenburg-Schwarzburg and zuriick,
tagliche Fahrten durch das Schwarzatal
6. 5. 1956: Merzig-Hilbringen (Saar), Tag der Brie/marke
Curt Paul, Karl-Marx-Stadt'
Uber ein kiihnes Vorhaben . "
sowjetiseher Wissenschaftlerj berichtet die sowjetische Jugendzeitschrift
?Technika Molodjoshi". Kiinstliche Erdtrabanten sollen dazu benutzt werden,
von einem Punlct der Erde in alle fiinf Erdteile Fernsehsendungen ausstrahlen
zu konnen. Auf elner Kreisbahn in einem Abstand von 36000 km von der Erde
sollen sich drei automatisch arbeitende Fernsehubertragungsstationen be
wegen. Diese konnen zu jeder Zeit,Signale aufnehmen and sie auf die.Erde
zurdcksenden, wobei jeweils eine der Ubertragungsstationen im Ko mos mit
ihren Ausstrahilungen eine sich fiber etwa 60 Langengrade erstreckende Erd-
flache eifaBt. Gleichzeitig konnen die Impulse auch von dem einen Trabanten
an die beiden anderen weitergeleitet werden, deren Ausstrahlungsbereich die
gesainte iibrige Erde uinfaBt.
Rote Unitormen
tragen die Postbeamten seit 1.624 in Aarhus, einer Stadt in Jutland. Als zeit-.
weilig der Post der stSdtische Schlachthof als Hilfspackkammer zur Verfdgung
gestelit wurde, weigerten sich die Postbeatten, in der Nahe der zu schlachten-
den Stiere and Ochsen zu arbeiten, well sie nicht ale,,Stierkampfer` auftreten
wollten. Die Stadtverwaltung versuchte ihnen durch einen Sachverstandigen
zu erlautern, daB Stiere farbenblindtseien. Die Postler lieBen sich jedoch auf
keine Verhandlung ein, so dab nights weiter ubrigblieb, als das Schlachtvieh
an einern anderen Ort unterzubringen.
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 5 Mai 1957
Meteore and die Nachrichtentechnik
Infolge lonisierung der oberen Schichten der Atmosphere
durch Meteore (100 ? ? . 200 km fiber der Erde) entstehen schlag-
artig Anstiege der Feldsterke von kommerziellen Funkanlagen
im Bereich von 20 . . . 60 MHz bis zu 30 db fur etwa 30 Sekunden.
Durch das in Kanada entstandene ?Janet"-Verfahren konnten
mit Hilfe dieser Erscheinungen bis zu 1500 km unmittelbar iiber-
bruekt werden; allerdings nur wehrend der Zeitspanne von eini-
gen Sekunden. Somit ist ein stendiger Sendebetrieb nicht mog-
lich. Man speicherte daher zunechst die zu ubermittelnden Nach-
richton auf Lochstreifen. Sohald eine Meteorspur zwischen Sen-
der and Empfenger die Empfangsfeldstiirke in notigem MaBe
erhoht, wird die Nachricht automatisch solange ubertragen, his
der Pegel wieder einen Mindestwert unterschreitet. Stiindlich
konnten 2000...3000 Worter ubertragen werden.
Gebetsfernsprecher
?Der neueste Beitrag der Wissenschaft zur Errettung mensch-
licher Seelen ist der ,Dial-a-Prayer`-Ansagedienst, den Dr. Bon-
nell von der Presbyterianischen Kirche in Manhattan einfiilirte."
Solche Ansagedienste gibt es in den USA bereits mehrere, z. B.
im Staate Washington 17. Manche bringen es auf his zu 10000
Anrufe teglich, wobei sie etwa folgenden Text darbieten: ?Sind
wir uns im klaren dariiber, daB wir alle Geschopfe vom Geiste
Gottes sind? Bei Gott gibt es keine Langeweile, Anstrengungen
oder Mangel an Energie ... Sagen wir uns immer, dali wir ge-
laden sind mit Begeisterung and Vitalitet fur jedes gate Be-
muhen ... Gott sei mit Dir."
Eine solche Kurzpredigt (,sermonette') dauert etwa eine Mi-
nute; dann beginnt sie von neuem.
Zeitschrift fur das Post- and Fernmeldewesen, Heft 2/57 (Bundesrepublik).
Wieder 18
Wie aus der BPM-Vf. St/I A 1 2100-4 voin 20. 12. 1956 her-
vorgeht, erhelt das Saarland wieder die Postleitzahl 18.
Das neue Kunststoffkabel der Deutschen Post
Die Bemuhungen, einen Kunststoffmantel fur Fernmelde-
kabel unter Verwendung von Polyvinylchlorid (PVC) zu ent-
wickeln, der die Beibehaltung papierisolierter Leiter ermoglicht,
haben zu einem neuen Kabeltyp, dem sogenannten,,Kawekafol-
Kahel" gefuhrt, der bereits im Bereiche der Deutschen Post als
Erdkabel betriebsmelig erprobt wird.
Die bisherigen Versuchsergebnisse lessen erwarten, daB damit
auch das Problem einer geeigneten Ummantelung von AuBen-
kabeln unter Verwend.ung von PVC durch die Konstruktion
eines PVC-Folienmantels sowie eines niedrigpaarigen AnschluB-
kabels als gelost zu betrachten ist. Als eine beachtliche Neuerung
auf dem Gebiet der Kabeltechnik ist zu bezeichnen, dali bei dem
PVC-Folienmantelkabel ein Kieselgel-Beilauf verwendet werden
kann, der die Lebensdauer solcher Kabel um das 1,05- his 2fache
verlengert.
Nachrichtentechnik, Heft 2/57.
Postzensur
Wie der Bundespostminister Lemmer am 11.. 1. 1957 vor der
Berliner Presse bekanntgab, solle die von den Alliierten auf
Grand des Deutschlandvertrages noch ausgeiibte geringf(igige
Postzensur im Wege von Verhandlungen mit den Alliierten -
wie in den Bbrigen NATO-L andern - moglichst auf die Bundes-
regierung ubertragen werden. Die gesetzliche Voraussetzung
hierfiir masse allerdings erst noch geschaffen werden.
Zeitschrift fur das Post- and Fernmeldewesen, Heft 3/1957 (Bundesrepu-
blik).
Ein elektronisches Konzert
An die Stolle des Dirigenten im schwarzen F rack trat der
,,Realisator", ein Techniker, der die Gedanken vom Kompo-
nisten mit Hilfe von elektronischen Tonerzeugern, Tricktischen
Filtern and Magnetophonen unmittelbar in Khinge umsetzte.
Bei dem elektronischen Musikstuck ,Klangfiguren I:I" von
Gottfried Michael Konig horte man, wie ein Kritiker meinte,
?Gereusche von undichten Ventilen", Wasserrohrbrfichen,
Maschinengewehrgarben and Schweiflapparaten". Der Kom-
ponist Karl-Heinz Stockhausen hatte das Lallen eines zwolf-
jehrigen Jungen aufgenommen and so den ,Gesang der Ring-
lingo" durch Transpositionen in verschiedene Tonhohen and
Raumdimensionen multipliziert.
Veranstalter des elektronischen Konzerts waren die Bayrische
Staatsoper in Zusammenarbeit mit dem Bayrischen Rundfunk
and dem Westdeutschen Rundfunk.
Cryotronen,
die aussehen wie ein winziger Glassplitter, um den ein Draht gewickelt ist,
heiBen GerSte, die den Transistoren and Elektronenrohren not ein Vielfaches
iiberlegen sein sollen. Solche BSuteile gewinnen groBe Bedeutung bei der -
wie man es in den USA nenut - Miniaturisierung.
Konservierung von Fernsehaufnahmen mit einem Magnetbandgeriit
Die Radio Corporation of America fiihrte aus AnlaB des funfzigjiihrigen
Berufsjubileums ihres frilheren Presidenten, David Sarno/f, das Muster eines
Magnetbandgerets mit 26 Rohren vor, das die Aufzeichnung von Fernseh-
sendungen !in Heim ermoglicht. Je nach der GrOBe der Bandrolle betriigt
die Aufnahmezeit 8 bis 33 Minuten; die Aufnahme erfolgt fur Bild and ton
mit einer Bandgeschwindigkeit von 3 m/s bei einer Videobandbreite von aller-
dings nur 2 MHz. Das Geriit soil auf Doppelspur weiterentwickelt werden.
um die Aufzeichnungsdauer zu verdoppeln.
wird aus Schottland berichtet,.mit der man Fernschiibertragungen aus einer
Wassertiefe bis zu 1000 in durclrfiihren kann (die Maxinialtauclitiefe cities
guten Tauchers betriigt 60 in, mit spezieller Ausrustung 100 m). Ist das
Wasser sehr trCb, kann man vor das Objektiv der Kamera ;,Klarsichtvor-
satze" bringen. Das sind large mit klarem Wasser gefullte Behiilter, durch die
der Lichtweg !in triiben Wasser abgekurzt wird. Alit Hilfe des Unterwasser-
Fernsehens kann man nicht our das Leben der Tiere and der Pflanzen be-
obachten, sondern auch nach gesunkenen Schiffen and Flugzeugen suchen.
In Taschkent (Hauptstadt der Usbekischen SSR)
wurde ein Fernsehzentrum eingeweiht, das fiber Relais-Strecken das Fern-
sehprograrnm bis nach Samarkand sendet.
Vom Institut fiir Theoretische Physik
der Akademie der Wissenschaften in der Tschechoslowakei wurde ein Stan-
dard-Frequenz-Sender in Betrieb genommen, der auf 3,5 MHz in verschie-
denen Abstenden einer Ton von I kHz aussendet.
Ein elektrischer Omnibus ohne Fahrleitung (Girobus),
der einer groBen Kreisel enthSlt, wurde in Belgien in Dicnst gesteilt. Per
Kreisel wird an den Endstellen and an einigen Zwischenstationen von einein
Elektromotor in Schwung versetzt. Wahrend des Fahrens treibt der Kreisel
den Generator fiir die elektrischen Fahrmotoren.
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......:.............. _........................... .................................................... ........................ -- ............................................... -..__....................._ ...... .
POStstempel scheinigungen. In ihnen sind Aufgabeamt, Tages- and Stunden-
angabe sowie - falls erforderlich - Unterscheidungsbuchstaben
Stempel werden im Postbetriebsdienst verwendet, um die enthalten.
Postwertzeichen auf den Briefen zu entwerten, den Aufgabeort, Streckenstempel haben ovale Form and werden in Bahnposten
die Aufgabezeit and gegebenenfalls die Ankunftszeit abzu- verwendet.
drucken. Daruber hinaus dienen Stempel auch zur'Erteilung von Entwertungsstempel haben die Form eines Tagesstempels.
beweiskraftigen Bescheinigungen, die beim Einliefern bestimm- Sie dienen zur nachtraglichen Entwertung von Freimarken and
ter Sendungen zur Regelung 'der Ersatzverbindlichkeiten von tragen den Vermerk: ,Nachtrdglich entwertet"
Bedeutung sind.
Dom Aufbau nach . werden die Stempel als k auststempel, Sonderstempel sind Tagesstempel mit einem fiir besondere
Hammerstempel, Handrollstempel and Maschinenstempel unter- 7wecke angefertigten Stempelbild.
teilt. Postfreistempel fiihren den Zusatz ?Geb0hr bezablt" oder
Ihrem Verwendungszweck nach kennen wir sie als Tages- ahnliches. Teilweise sind sie mit Gebiihrenziffern versehen.
stempel, Streckenstempel, Entwertungsstempel, Sonderstempel Wahrend alle ubrigen Stempel schwarz abgedruckt warden,
and Postfreistempel. fii.hrt man Abdrucke der Postfreistenpel in roter Farbe aus.
Tagesstempel stellen die allgemeine Form der Stempel dar. Sie Maschinenstempel fuhren zur Steigerung der Arbeitsproduk-
haben einen kreisrunden Kopf mit einem Durchmesser von tivitat, well die Stempelung der Sendungen mit groBerer Schnel-
28,5 mm and dienen zum Bedrucken der Sendungen and Be- ligkeit als bei Verwendung von Handstempeln geschieht.
................................................... ....... ..... ................:.................. ...........................:.........................:.................................................................................
Zalilrohiren DDR werden z. Z. zwei dekadische Zahlrohren entwickelt. Bild 1
zeigt die Kaltkatoden-Zahlglimmrohre DZ 10 im Schema. Fiir
Geringe StUckzahlen oder langsam ablaufende Vorgange kann jede Ziffer der Dekade ist je,eine Zahl- and Hilfskatode vorhan-
man nosh mit einfachen mechanischen Hilfsmitteln zahlen, eine den; denen gegenuber sich eine gemeinsame Anode befindet.
hohe Zahlgeschwindigkeit lift sich jedoch nur mit elektro- Wird ein Zahlimpuls. zugefiihrt, so springt die Entladung zur
nischen Methoden erreichen. Anfangs wurden-hierzu lediglich nachstfolgenden Katode fiber and ist als Leuchtpunkt durch
Glimmlampen verwendet, um die einzelnen elektrischen Impulse eine Offming der Anode bei der,entsprechenden Ziffer zu er-
zu registrieren, die,man durch geeignete mechanische Schalter, kennen.
Lichtschranken oder induktive Geber erzeugte. Das Aufleuchten Mit Kaltkatoden-Zi hlglimmrohren konnen his zu 3000 Im-
einer oder mehrerer verschieden kombinierter Glimmlampen pulse je Sekunde gezahlt werden. Je nach Rohrentyp ist nur
zeigte die einzehnen Ziffern einer Zahldekade an. Die Glimm- Addition' (Vorwartszahlung) oder Addition and Suhtraktion
lampen wurden durch Kippschaltungen mit Doppeltrioden ge- (Vor- and Riickwartszahlung) moglich.
ziindet "oder geloscht.
An Stelle dieser einzelnen Glimmrohren verwendet man heute 7 2 3 4 s a i a e o
Anode
Dekaden-Zahlrohren. Sie werden in zwei Ausfuhrungen her-
gestellt, im Ausland als Dekaden-Zahlglimmrohren mit Kalt- m?P is
katoden and in Deutschland als dekadische Zahlrohren nach it naohsren ' ?~~
dem PrinziP der Katodenstrahlrohre. Rohren der ersten Art sind Dekade , p
-P -n9
Typ DZ 10 (Cerberus, Schweiz), Typ 6167 (Western Electric, zdhlkomdenonschlusse
USA) and Typ GC 10 A (Ericsson, England). Eine Rohre der Hlfskolodenooschmn.
zweiten Gattung ist der Typ E 1 T (Valve, Hamburg). In der Bild 1. Schema der Kaltkatoden-ZShlglimmrohre DZ 10
......................................................................:..........................................................................................:...................................................................................
Weft hohere Zahlgeschwindigkeiten lassen sich mit der E 1 T
MbIrOhren (Blatt
erreichen, in einfachen Schaltungen his zu 30000 Imp./s, bei er-
hohtem Aufwand sogar bis zu 100000 Imp./s. Den prinzipiellen pulsen in die nachste stabile Stellung golenkt werden kann.
Aufbau der` E 1 T laBt Bild 2 erkennen. Sie ist mit Duodekal- , Wenn der zehnte Impuls ankommt, leitet die Anode 1 (a1) die
(Zwolfstift-) Sockel ausgerustet. Der Glaskolben hat 35 mm 0, Zahlung auf die nachste Dekade fiber and stellt im Verein mit
ist 80 mm hoch and besitzt ein seitlich angebrachtes Anzeige- der Hilfsanode (ah) den eigenen Zahlpunkt auf dieAnfangs-
fenster von 10 mm Hohe and 30 mm Breite. Damit man die stellung (Ziffer 0) zuriick.
Rohre von vorn ablesen kann, mull sic senkrecht stehend ein-
gebaut werden. Der Kolben dieser Zahlrohre ist in einer oberen ceuchtsch;.n,
Reihe mit den Ziffern 0, 2, 4, 6, 8 and in einer unteren Reihe mit .
den Ziffern 1, 3, 5, 7, 9 versehen. Ein Leuchtfleck markiert im
Anode 2
Betrieb eindeutig die giiltige Ziffer. es._. 02
Anode I Schid, elekf ode
Die Katode der E 1 T wird indirekt geheizt (U1 = 6,3 V ; If = q . 93 0;, 9c
0,3 A; Ik = 0,95 mA; Ub = 300 V). Abler one Ablenkplo7e 2
Im Prinzip stellt die E 1 T eine vollstandige Katodenstrahl- GPte 7 use 2
s, 97
rohre dar mit Strahlerzeugungssystem (91, gz)> Ablenksystem
(P1, P2) and Leuchtschirm (L). Durch zusatzliche Elektroden .
(g4, a2) gelangt der Elektronenstrahl nur an bestimmten Stellen Kotode k
zum Leuchtschirm. Diese Strahlstellungen sind so stabil, daB der HeizIoden
Elektronenstrahl lediglich durch eine bestimmte Art von Im-
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Syatketiscko woad ode' Sckra4woUt
tar d< JVostclicnaktaicluag?
Von Rudolf TRETSCH, Sonderbeauftragter des MPF fur Dienst-
kleidung, Leipzig
Die Oberstoffe der Postdienstkleidung - mit Ausnahme der
Sommerdienstkleidung - bestehen aus Schafwolle mit einer
Zellwollbeimischung. Solche Mischungen sind u. a. such das
Material fur die Oberstoffe der Eisenbahndienstkleidung and
des Deutschen Roten Kreuzes.
Schafwolle mull uberwiegend importiert werden. Deshalb
begannen schon vor Jahren die Bemuhungen, an Stolle der
tierischen Wolle eine synthetische Wolle fur die Postdienst-
kleidung nutzbar zu machen. Reine Zellwolle besitzt nicht
alle guten Eigenschaften der Schafwolle, vor allem weist sie,
nachdem sie zu Gewebe verarbeitet ist, eine starke Neigung
zum Knittern auf. Daraufhin entschied sich die Deutsche Post,
Versuche mit Oberstoffen aus Acrylfasern vorzunehmen. Die
Acrylfaser ahnelt weniger in ihrem Aufbau als in ihren Eigen-
schaften der Schafwollfaser.
Diese synthetische Faser wird durch ihre Herstellerwerke
mit den verschiedensten Namen bezeichnet:
Prelana VEB Kunstseidenwerk Premnitz
Wolcrylon VEB Agfa Wolfen
Orlon USA
Pan Casella, Mainkur
Redom Phria-Gesellschaft m.b.H., Hamburg
Dolan Silddeutsche Zellwolle AG, Kelheim
Die Acrylfaser ist bestandig gegen Feuchtigkeit and Bakterien
sowie gegen Motten. Sie erweicht bei 235? C. Gewebe aus dieser
Faser darf deshalb nur bei einer Temperatur his zu hochstens
160? C gebugelt werden. Die Bugelfalte behalt ihre Form bei
taglichem Tragen ohne Nachbehandlung des Kleidungsstucks
langere Zeit.
Spezifisches Gewicht: Acrylfaser 1,14,Wolle 1,3, Baumwolle 1,55.
Infolge des niedrigen spezifischen Gewichts sind Gewebe aus
Acrylfasern leichter als z. B. solche aus Baumwolle, haben aber
die gleiche Festigkeit. Obwohl die Feuchtigkeitsaufnahme des
Acrylfasergewebes nur 1. . . 2% betragt, sind Gewebe aus Acryl-
fasern schweiBaufsaugend. Die Feuchtigkeitstropfen dringen in
die Gewebeporen ein, trocknen aber sehr rasch, weil sie die Fasern
nur oberflachlich benetzen. Eine Faserquellung tritt nicht ein.
Acrylfasern sind wasserabweisend. Das Gewebe ist knitterfrei,
Verschmutzungen Lassen sich leicht entfernen. Au(3erdem besitzt
die Faser ein gates Warmehaltungsvermogen.
Bis vor kurzem gelang die Dunkelfarbung keinem chemischen
Werk auf der ganzen Erde. Kiirzlich ist es jedoch deutschen Che-
mikern im VEB Kunstseidenwerk Premnitz gelungen, die Acryl-
faser his Tiefschwarz zu farben.
Mit den aus dem Prelanagewebe hergestellten dunkelblauen
Kleidungsstucken werden zur Zeit Trageversuche bei sechs
Hauptpostamtern vorgenommen.
Der Preis fur Prelana liegt gegenwartig noch hoch, well die
Faser in Premnitz noch labormaflig erzeugt wird. Erst bei groB-
technischer Produktion ist eine genaue Kalkulation des Her-
stellerabgabepreises moglich; nan wird dann mit niedrigeren
Preisen als bei Lahorherstellung rechnen konnen.
Zum Vergleich: 1 kg Schafschurwolle kostet in A-Qualitat etwa
12 DM, 1 kg synthetische Wolle (Prelana) kostet z. Z. 15,10 DM.
Die Deutsche Post begniigte.sich nicht mitt ihren eigenen Er-
fahrungen bei den zunachst in geringemUmfang vorgenommenen
Trageversucben mit Dienstkleidung aus Prelana, sondern er-
suchte das Deutsche Amt fur Material- and Warenprdfung um
ein Gutachten. Dessen Prufzeugnis vom 22. 1. 1957 lautet:
Die festgestellten Knittererholungswinkel lassen Bestdndigkeit
auch nach Einwirkung von Wasser (vollige Durehnassung)
and chemischen Reinigungsmitteln erkennen, so dap gewisse
Trageeigenschaften als durchaus gewahrleistet gegeben sind.
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Dem vorgelegten Prelanamischgewebe kann der geforderte
Gebrauchswert nicht abgesprochen werden, and wir vertreten
die Ansicht, dap diese Qualitat den Anspriichen als Dienst-
kleidung gerecht werden wird.
Das dem Prafamt vorgelegte Gewebe bestand aus 50% Pro-
lana and 50% Zellwolle.
Wenn durch einen Trage-GroBversuch ein gunstiges Ergebnis
erzielt wird, kann die Deutsche Post kiinftig auf die Einfuhr von
Schafwolle vollig verzichten, and Schwierigkeiten bei der Be-
schaffung von guter Schafwolle werden der Vergangenheit an-
gehoren.
Die Hersteller der Postdienstkleidung erhalten dann Ober-
stoffe, die dauernd gleich sind, deren Preise stets gleich bleiben,
was bei der Verwendung der jeweils bereitstehenden deutschen,
sowjetischen oder cninesischen Schaf- and Lammwollen bzw.
Angora-, Kamel- oder Kaschmirwollen nio zu erreichen ist.
Die fur die Wolleinfuhr erforderlichen Devisen warden kiinftig
anderen Zwecken zur Verfugung stehen. Ein Gelingen unserer
Trageversache wird andere Organisationen mit Dienstkleider-
tragern veranlassen, vom Verwenden tierischer Wolifasern fur
Dienstkleidung abzugehen.
3-D-Briefmarken
Anli 3lich der Aufnahmo Italiens in die Organisation der Ver-
einten Nationen gab die italienische Postverwaltung am 29. 12.
1956 zwei Gedenkmarken zu 25 and 60 Lire in den Farben tiirkis/
rot heraus. Die im Hochformat 30 X40 mm gedruckten Wert-
zeichen tragen als Bild eine stilisierte Erdkugel, gezeichnet in
Strichmanier. Das Bemerkenswerte an der Marko ist die Tat-
sache, daB man die Erdkugel plastisch (dreidimensional) sieht,
wenn man sie durch eine Spezialbrille betrachtet. Derartige
Brillen mit einem roten bzw. einem grunblauen ?Glas" gibt es
zum Preise von -,20 DM in den Zeitungskiosken der Deutschen
Post zu kaufen. Sic dienen zum Betrachten der 3-D-Bilder, die
in der Jugendzeitschrift ?Frohlich sein and singers" veroffent-
licht warden. Solche Bilder - wie auch das der Erdkugel auf
den neuen italienischen Marken - bestehen aus zwei einander
sehr ahnlichen Bildern, die dicht ineinander abgedruckt werden,
wobei das eine Bild von roter, das andere von gran-blauer Farhe
ist. Auch der sogenannte plastische Film macht von diesem Ver-
fahren Gebrauch: Zwei im Augenabstand voneinander stehende
Kameraobjektive nehmen dasselbe Motiv auf. Diese Objektive
wirken mithin wie die beiden Augen des Menschen, die ja alle
Dinge unserer Umwelt ebenfalls plastisch sehen. Beim Film
and bei den 3-D-Drucken muB nun jedes Bild dem zugehorigen
Auge zugeteilt werden. Dies geschieht durch die Brille, wail das
rote Bild nur durch das rote Glas betrachtet warden kann, wiih-
rend das gran-blaue Bild vom roten Glas nicht hindurchgelassen
wird (gran-blau ist die Komplementarfarbe zu rot and umge-
kehrt). Gleiches gilt fur das grim-blaue Bild, das durch das rote
Glas nicht gesehen werden kann. Dieses Verfahren bezeichnet
man als Anaglyphenverfahren. Der Ersttagsbriefumschlag der
italienischen Postverwaltung fur die genannten Marken tragt
daher die Bezeichnung ,Francobolli anaglifici".
Diese Markenausgabe scheint uns eine originelle Spielerei zu
sein, die aber bestimmt ihre Interessenten finden wird. -hh
Motorbremse
Schwere Lastkraftwagen and Omnibusse, besonders solche,
die in Gebirgslandern verkehren, sind oftmals mit einer Motor-
bremse ausgerdstet. Beim Bergabfahren wird zwar ein kleinerer
Gang eingeschaltet, aber vielfach geniigt bei derartigen schweren
Kraftwagen diese MaBnahme allein nicht. Hinzu kommt, daB
hierbei die Bremsbelage einem beachtlichen VerschleiB unter-
liegen. Aus diesem Grunde wird eine besondere Motorbremse
eingebaut, die nach folgendem Prinzip arbeitet: Durch eine
Steuereinrichtung wird in der Bremsstellung vom Motor nur
Luft angesaugt and verdichtet. Ferner ist in der Auspuffleitung
ein regelbarer Absperrschieber vorhanden. Dieser erhoht den
Gegendruck and damit die Bremswirkung des Motors, der nun-
mehr ahnlich wie eine Luftpumpe arbeitet. -eke
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Die Morsepriifung,
Aus--denI M-emoiren -eines alt-en Drahtbinders
Die Wirkungsweise eines Morseapparates dart als bekannt vor-
ausgesetzt we en; zum Verstandnis der nach/olgenden Gesehichte
set jedoch folgendes in Erinnerung gebracht:
1. ?Als Stromquelle dienten Zink-Kupfer-Elemente mit einer
Kup/ervitriollosung als Elektrolyt. Diese Losunq muf3te stets eine
tie f blaue. Faroe - wie blaue Tinte -- ' haben; verbla fate diese, so
waren Kup/ervitriolbrocken zuzusetzen Damit der. Zustand der
Elemente dauernd beobachtet werden konnte,, war die Batterie in
einem Wandsehranlc mit Glastiiren untergebracht.
2. Die M I rsezeichen wurden mittels eines rotierenden Farb-
rddchens an/leinen vorbeilaufenden Papierstreifen gedruckt. Dem
Farbradchen wurde stdndig neue Farbe dadurch zugefuhrt, daf3
Iles beim. Umlaut en in einen Farbkasten mit blauer Tinte - Morse-
bei der DRP, mu/3te mit der Bedienung des Morseapparates ver-
traut sein. In einer Morsepriifung hatte er ein Telegramm einer
bestimmten Wortzahl fehler/rei au/zunehmen und abzusenden. Dar-
uber hinaus mutate er'ins mundlichen Teil die notigenKenntnisse
caber die" Wirkungsweise des Apparates naehweisen.
Der Postgl hilfe Meyer hatte die vdrgesehene Ausbildungszeit
weit ubersckritten und sick noch immer nicht zur Ablegung der Pra-
/ung gemeldet. Au/ die Erinnerung seitens der OPD berichtete der
Postverwalter~ der Postgehilfe Meyer habe zwar im Telegraphieren
1. I
Fortschritte gemacht, seine tkeoretischen Kenntnisse seien
(jedoeh vollig ungenugend.
Jeder?Dien stanfdnger des mittleren und des gehobenen Dienstes
-D O ^OD0000000
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Das Excelsior-Werk Rudolf Kiesewetter, Leipzig C 1, Johannis-
allee 20, stellt u. a. zwei Prilfinstrumente her, die sich in Kraftfahrzeug-
ReparaturwerkstAtten bereits bewahrt haben.
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rich fiir Zellen-, Batterie- und StarterprOfungen und kostet 69,70 DM.
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eingebautes Drehspulinstrument,
umschaltbare McBbereiche:
3-0-3 V 30-0-30 A
30-0-30 V 300-0-300 A;
Stromart: Gleichstrom,
Anzeigegenauigkeit: ? i,5% vom Skalenendwert.
Der Zellenprufer (unteres Bild) gestattet die Priifung der Akku-
mulatorenzellen mit und ohne . Belastung. ,
Auefdhrung: Holzhandgriff, {
Prufgabel und zwei Kontaktspitzen,
abechaitbarer Belastungswiderstand etwa 80 A,
Drehepul-Voltmeter 3-0-3 V (Nullpunkt Mitte),
Anzeigegenauigkeit: ? 2,5%
Stromart: Gleichstrom
Abmessungen: 310 x 110 x 72 mm.
{
Dieses Gerat kostet in der genannten 4usfiihrung 28,- DM. Als
Spezial-Zellenprttfer mit festem Belastungswiderstand bis zu 160 A in
den Abmessi ngen 310 x 120 x 72 mm ist es zum Preis von 35,20 DM zu
haben.. ,
Nach Ablauf der Fristveildngerung lautete der Bericht des Post
verwalters wenig ho//nungsvoll: ?Meyer ist nunmehr zwar' in der
La ye, Telegramme mit einiger Sicherheit abzugeben. und aufzu-
nehmen, in seinen theoretischenKenntnissen sind jedoch keine nen-
nenswertenFortschritte zu verzeichnen. Meyer erweist sic nach wie
vor als ungeeignet."
Die OPD jedoch vermutete, es ermangle dem Postverwalter an
dem notigen padagogischen Geschick und entsandte den Bezirks-
au f sichtsbeamten.
Dieser tat sein Bestes, beschrieb dem Postgehilfen Meyer den
Morseapparat Tait semen sieben Zahnradern, drei I[ohltrieben,
einer Schraube ohne Ende, der Aufzugsvorriehtung, dem Sperr-
haken und der Sperrklinke usw. usw. Er verga/3 auch nicht den
Hinweis - darau/ wurde damals besonderes Gewicht geleyt -, dap
das Grundbrett der Morsetaste aus drei au/einandergeleiniten Brett-
chen besteht.
Als er geendet hatte, verbeugte sick der Postgehilfe Meyer und
sagte: ?Herr Oberpostinspektor, ich danke Ihnen vielmals /ur Are
Aus/uhrungen, jetzf ist mir"alles klar. ,,Na' sehen Sie~`, wandte
sick dieser voller Stolz ob seines durchschlagenden padagogischen
Er/olgee an den Postverwalter, ?man mu f3 den jungen Lenten die
schwierigen technischen Vorgdnge nur mil dens-n"otigem Geschick
darbieten, dann werden sic von. ihnen such begri f fen."Diese bitte'rs'
Pille. mu fate der ergrimmte,Postverwalter schlucken. -
Da meldete sick Meyer noehmals zum Wort: ?Durlte ieh mir
;nook eine. Frage erlauben, Herr Oberpostinspektor?" ,Immerzu",
eagle dieser gonnerhaft. Und Meyer stelite folgende tielgrundige,
Frage: ?Herr Oberpostinspektor, wie war das bilte, wie'kommt die
blaue Farbe aus den Batterieglasern auf den Morsestrei/en?"
Der Postverwalter wunderte sick nicht, dap der Bezii spu/sichts
beamte ohne Gruf3 den Raum verlief3 ...
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Zeitschrift :fur das Post- and Fernmel.de vesen
Heft 6
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Seite
ME, HLHORN: Was wir lehren and wie wir erziehen .
129
JENZEN: Der Bahnpostwagen 4-b/24,7 . . . . . . .
130
GOTTNER: Sind die Einrichtungen des Post- and
Fernmeldewesens im Kapitalismus staatliche Verwal-
tung oder staatskapitalistisches Unternehmen ? . .
136
HENCKE: Aus der Arbeit eines Funkamtes . . . . .
140
FRANKENBER GER : Ortsbunde . . . . . . . . . .
144
RIBBECK: Weniger Tarifzonen im SWF-Verkehr . .
145
KtHN: Die Fernsehversorgung der Deutschen Demo-
kratischen Republik nach einer neuen einheitlichen
Frequenzplanung . . . . . . . . . . . . . . . . .
150
KALAUCH: Einige Bemerkungen fiber unsere neue
Zeitschrift ?Die Deutsche Post" . . . . . . . . . .
155
BEGRICH: Normung and Standardisierung - Aufgaben
der Deutschen Post? . . . . . . . . . . . . .
157
Unser Titelbild. Die Arbeit in einer Paketleitstelle erfordert gute Fach-
kenntnisse. (Aufn. IPF)
n
Herausgegeben von der Deutschen Postwerbung. Redaktion ?Die Deutsche
Post", Leipzig S 3, Gustav-Freytag-Str. 43-45, Fernsprecher 30805. Ver-
antwortlich: Horst Hille. Satz and Druck: VE B Graphische werkstatten .
Leipzig 111 18/97. Verantwortlich fdr den Anzeigenteil: Deutsche Postwer-
bung, Berlin C2, MagazinstraBe 8-11. Zur Zeit 1st die Anzeigenpreisliste Nr. 1
gtiltig. Die Zeitschrift ?Die Deutsche Post" erscheint monatlich einmal. Be-
zugsbedingungen: Vorzugspreis fiir Postangehorige vierteljahrlich 1,50 DM.
Preis fdr andere Besteller vierteljiihrlich 2,40 DM. Bestellungen nehmen die
zustandigen Postzeitungsvertriebe entgegen.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdrucke - auch auszugsweise - nur mit
Genehmigung der Redaktion gestattet. Referate and Besprechungen mit
voller Quellenangabe zuNssig. Veroffentlicht unter der Lizenznummer 4234
des Amtes fiir Literatur and Verlagswesen der Deutschen Demokratischen
Republik.
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Lamd d 2N 13 000 JK82iK - Joe dOK2Bi6K
Indonesien! Wer denkt
beim Klang dieses Namens
nicht an schlank aufragende
Kokospalmen, an die gra-
ziosen Schonen der Mar-
cheninsel Bali oder an die
Vielzahl wohlriechender Ge-
wdrze, die von jenen fernen
Inseln den Weg ins alte
Europa nehmen.
Aber Hand aufs Herz -
wer weiB denn schon Ge-
naueres fiber diesen Inselstaat im Malaiischen Archipel, der
seit dem Ende des zweiten Weltkrieges unter der Bezeichnung
,,Republik Indonesien" auf unseren Atlaskarten zu finden ist?
Seitdem die hollandischen Mijnheers ihre reichste Kolonie
Niederlandisch-Indien endgiiltig aus der Liste ihrer Besitzungen
streichen muBten and die indonesische Freiheitsbewegung das
rotweiBe Banner der Unabhangigkeit entfaltete, rind weit-
gehende Veranderungen in diesem Teil der Welt vor sich ge-
gangen. Die ?Republik Indonesia", ein Staat, der insgesamt
13000 Inseln and Inselchen (1,6 Mill. qkm) umfaBt, ist in das
Blickfeld der Weltoffentlichkeit gerdckt. Fast taglich berichten
unsere Zeitungen von politischen and wirtschaftlichen Ereig-
nissen, in deren Mittelpunkt dieses europaferne tropische Insel-
paradies steht. Erst in den letzten Tagen harten wir vom Freund-
schaftsbesuch des sowjetischen Staatsoberhauptes Woroschilow
in Indonesien.
Vielleicht haben Sie auch davon gehort, daB unsere Republik
durch ein Handelsabkommen mit Indonesian verbunden ist,
daB vor zwei Jahren eine Industrieausstellung der DDR in der
indonesischen Hauptstadt Djakarta mit grol3em Beifall auf-
genommen wurde. Eine Vielzahl tropischer Produkte and Er-
zeugnisse des Bergbaus machen dieses Land zu einem begehrten
Handelspartner, dem wir bei der Errichtung seiner nationalen
Industrie Lieferant and Berater sein konnen. Die ersten Faden
dazu hat der VEB Maschinenfabrik Sangerhausen bereits ge-
kniipft, der eine komplette Zuckerfabrik auf Java einrichtete.
Was hat Indonesien nun seinerseits anzubieten? Die auf den
vulkanischen Inselboden besonders ertragreiche Landwirt-
schaft ermoglicht durch das tropische Monsunklima mehrere
Ernten im Jahr and liefert wertvolle Industrierohstoffe, Edel-
holzer, Nahrungs- and GenuBmittel wie Kautschuk, Kopra,
Sisal, Teakholz, Tabak, Reis, Mais, Zucker, Kaffee, Tee and
Pfeffer. Der Bergbau gewinnt 20% der Weltproduktion an
Zinn, daneben Steinkohle, Manganerz and andere Stahlver-
edler, Bauxit and Edelmetalle. Auf Borneo, Sumatra and einigen
anderen Inseln wird Erdol gebohrt. Die blforderung betrug
schon 1954 fiber 10,7 Mill. t and iibertraf damit bereits das euro-
paische Olland Rumanien. Wohl sind Ziffern ermiidend, aber in
diesem Fall sagen sie mehr als dicke Bande. Kein Wunder also,
wenn sich die Hollander nur schweren Herzens dazu entschlieBen
konnten, diesen Reichtum preiszugeben and immer wieder An-
strengungen machen, das verlorene Terrain zurflckzuerobern.
Aber the 81 Mill. Bewohner Indonesiens sind stolz auf ihre in
harten Kampfen erworbene Freiheit. Sie beherrschen heute ein
Inselreich, das die GroBen Sunda-Inseln Sumatra, Java, Borneo
and Celebes, the Kleinen Sunda-Inseln Madura, Bali, Flores,
Timor nebst vielen anderen sowie die Molukken umschlieBt
and das in seiner Ausdehnung dem zentralen Teil Europas
zwischen den britischen Inseln and Moskau vergleichbar ist.
Die Indonesier gehoren verschiedenen malaiischen Volkern an,
die etwa 25 unterschiedliche Dialekte sprechen, rich aber trotz-
dem mit Hilfe der ?Bahasa Indonesia" miteinander verstandigen
konnen. Diese Sprache, friiher vorwiegend auf Sumatra ge-
sprochen, hat sich als amtliche Staatssprache sehr schnell
durchgesetzt and wird heute in lateinischer Schrift geschrieben.
Sie ist das lebendige Verbindungsglied zwischen Javanen,
Sundanesen, Balinesen, Maduren, Batak, Atjeher, Dajak and
vielen anderen indonesischen Stammen. Aber nicht nur von
Indonesiern, sondern auch von 1,2 Mill. eingewanderten Chinesen,
200000 Europaern and sogenannten ,Indoeuropaern" wird das
Land bewohnt. Diese Indoeuropaer sind Mischlinge, die moist
aus der Verbindung zwischen eingewanderten Hollandern and
javanischen Frauen hervorgegangen sind and in der Kolonial-
(Se.hZu,3 vorlet-le Halbseite)
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DIE DEUTSCHE POST
ZEITSCHRIFT FVR DAS POST- UND FERNMELD,EWESEN
HERAUSGEGEBEN VON DER DEUTSCHEN POSTWERBUNG
2. Jahrgang
Leipzig, Juni 1957 Heft 6
Was wit. takwcK &t" d wit wu' onlakh
Von Horst MEHLHORN, Direktor der Fachschule fur Post- und Fernmeldewesen, Leipzig
Ich mochte Sie, liebe Leger, heute einmal mit der Unterrichts-
und Erziehungsarbeit des Lehrkorpers an der Fachschule fur
Post- und Fernmeldewesen ?Rosa Luxemburg" in Leipzig
etwas naher bekannt macben; denn gerade dieeser Fachschule
kommt fur die Entwicklung der Deutschen Post seit 1945 bis
zur Gegenwart eine ganz bestimmte Bedeutung zu.
Nach der Zerschlagung des Hitlerfaschismus durch die ruhm-
reichen Verbande der Sowjetarmee unternahmen die fort-
schrittlichen werktatigen Menschen in einem Tell Deutschlands
- der Deutschen Demokratischen Republik - groBe An-
strengungen, um ein neues Post- und Fernmeldewesen aufzu-
bauen und weiterzuentwickeln. Viele Entbehrungen und Opfer
des Einzelnen waren notig, um dieses groBe Ziel zu erreichen.
Mit tatkraftiger Unterstutzung der sowjetischen Besatzungs-
macht nahmen die Arbeiter and Bauern in der damaligen
sowjetischen Besatzungszone erstmalig in der Deutschen Ge-
schichte das Post- und Fernmeldewesen in ihre Hande. Die
bisherige Entwicklung zeigt eindeutig, daB es fur das Nach-
richtenwesen keinen besseren Sachwalter geben kann. Die alten
Beamtenprivilegien wurden beseitigt, und neue, der Arbeiter-
und-Bauern-Macht treu ergebene Menschen begannen ihre
Tatigkeit bei der Deutschen Post.
So wurden nach 1945 an zahheichen Postschulen verschiede-
ner Oherpostdirektionen in vielen Betriebsdienst- und Ver-
waltungslehrgangen Menschen fur ihre Tatigkeiten qualifiziert.
Jeder fortschrittliche Burger hatte jetzt die Moglichkeit, sich
seinen Kenntnissen und Fahigkeiten entsprechend ausbilden zu
lassen. Laufbahnschranken, wie sic heute noch bei der west-
deutschen Bundespost bestehen, gehoren ein fur allemal der
Vergangenheit an. Nicht mehr die wirtschaftliche und finanzielle
Lage oder die soziale Stellung des Elternhauses, sondern einzig
und allein das Wollen und Konnen eines Menschen wurden fur
seine Entwicklung bestimmend.
Bald jedoch zeigte sich, daB das damalige Ausbildungswesen
den umfangreichen Anforderungen bei der allseitiken Entwick-
lung des Post- und Fernmeldewesens nicht mehr gerecht werden
konnte. Deshalb wurden am 1. Januar 1952 die ersten selb-
standigen Fachschulen der Deutschen Post eingerichtet.
So entstand in dieser Zeit auch die Fachschule fur Post- und
Fernmeldewesen ?Rosa Luxemburg". Die Hauptaufgabe dieser
Schule besteht in der dreijahrigen Ausbildung von Kadern fur
den leitenden Postbetriebsdienst. Den Absolventen dieses Stu-
diums wird nach bestandener AbschluBprufung die Berufs-
bezeichnung ,Postwirtschaftler" verliehen. Die Schuler erhalten
wahrend der Ausbildung einen grundsatzlichen tberblick in den
Grundlagenfachern Politische Okonomie, Philosophie, Staats-
lehre, Deutsch, Russisch, Mathematik, Physik und Chemie
sowie naturlich in allen erforderlichen Fachwissenschaften. Der
erfolgreiche AbschluB in diesen Fachern berechtigt die Absol-
venten zur Aufnahme des Direkt- oder Fernstudiums an der
Hochschule fur Verkehrewesen in Dresden. Jeder Abaolvent muB
in der Lage sein, alle Arbeitsplatze der Gehaltsgruppe VIII
leistungsmaBig auszufiillen, um sich dann nach entsprechender
praktischer Bewahrung den weiteren Aufstieg bis zu Arbeits-
platzen der Gehaltsgruppe XI zu erarbeiten. Dieses Studium
stellt in seinem gesamten Verlauf hohe Anforderungen sowohl
an den Lehrkorper als such an die Schuler. Unger Ziel ist dabei,
vielseitig verwendbare Menschen zu erziehen, die ala politische
Fachleute mit vollem Recht das Vertrauen unseres Arbeiter-
und-Bauern-Staates genieBen konnen.
In den einzelnen Unterrichtsstunden ist jeder Lehrer bemuht,
den Schiilern den Lehrstoff im Unterrichtsgesprach praxisver-
bunden darzulegen and nicht etwa nur abstraktes, theoretisches
Wissen zu vermitteln. Die Lehrer haben dabei sehr viel von den
Klassikern des Marxismus-Leninismus und den sowjetischen
Padagogen gelernt und bemuhen sich, neue Erkenntnisse standig
anzuwenden. Wir wollen erreichen, daB jedes formale Lernen an
unserer Schule unmoglich wird. Diese groBe Aufgabe hat der
gesamte Lehrkorper zu erfullen. Der Schuler soli in jedem Mo-
ment des Unterrichtsablaufes klar erkennen, warum er sich mit
einem bestimmten Problem beschaftigen xnuB und wie er neue
Erkenntnisse in der spateren praktischen Arbeit am besten an-
wenden kann. Wir Lehrer glauben, daB wir auf these Art and
Weise zunachst einmal die BewuBtheit des Schulers Beim
Lernen und Beim Arbeiten wecken und entwickeln.
Aul3erdem stiitzen wir uns in der gesamten Bildungsarbeit
auf die ruhmreichen Traditionen der deutschen und inter-
nationalen Arbeiterklasse sowie auf die guten Traditionen der
Post und versuchen, unsere Schuler im Geiste des proletarischen
Internationalismus zu erziehen. Die Erfolge der Vergangenheit
sind Beweis dafi r, daB der Weg, den wir in der Unterrichts- und
Erziehungsarbeit beschreiten, richtig fat. Wir wollen politisch
denkende und handelnde Menschen ausbilden und entwickeln,
.die sich fiber die Auswirkungen fachlicher Entacheidungen Ge-
danken machen and die sich bei all ihrem Tun und Handeln
immer die Frage vorlegen: Nutzt oder schadet mein Arbeit
bzw. mein Entscheidung der. Deutschen Post und unserem
Staat ? Wir wollen dabei auch wirtschaftlich und kaufmannisch
denkende Menschen erziehen, die standig bedacht sind, mit ihrer
Arbeit den Reichtum des Volkes zu mehren und die Arbeits.
organisation rationeller zu gestalten.
Wir wollen unsere Schuler in Treue zu unserem Staat erziehen
und ihre Bereitschaft wecken, die Errungenachaften der
Arbeiter-und-Bauern-Macht in der Deutschen Demokratischen
Republik gegen jeden feindlichen Angriff zu schiitzen.
Das ist fur den Lehrkorper eine schwere, verantwortungs-
volle, aber auch sehr schone Aufgabe, die den ganzen Menschen
fordert. Wir versuchen deshalb, in allen Phasen des,Unterrichts-
und Erziehungsprozesses mit groBer Anschaulichkeit und durch
viele Exkursionen die unzahligen Erfolge bei der Entwicklung
unserer Republik und Beim Aufbau des Sozialismus klar und
eindeutig vor Augen zu fiihren und sind bemuht, in den Schulern
die Liebe zu ihrer Heimat und zu ihrem Beruf, aber auch den
Hail gegen alle Feinde der Werktatigen zu wecken und zu ent-
wickeln.
Wir fordern von uns und unseren Schiilern ein holies MaB an
gesellschaftlicher Arbeit, well wir wissen, dali durch die gesell-
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130 Der Bahnpostwagen 4-b/24,7
tie fur eine friedliche Entwicklung gegeben ist. Deshalb bereiten
wir uns auch sehr ernst and gewissenhaft auf die Wahlen fur die
ortlichen, Volksvertretungen am 23. Juni 1957 vor. Una leitet
der.Gedanke, daB unsere Stimme fur den Frieden and fur den
Wohlstand gleichzeitig eine ernsthafte Stimme gegen die Fort-
setzung and Verwirklichung der Kriegspolitik' in Westdeutsch- ,
land ist. Mit unserer Entscheidung fur Frieden and Wohlstand,
'fur die Starkung der Arbeiter-and-Bauern-Macht and fur eine
gluckliche Zukunft unseres Volkes im Sozialismus geben wir eine
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 6 ' Juni 1957
schaftliche Aktivitat aller fortschrittlichen Menschen die Garan- eindeutige Absage an die Politik der Imperialisten, die die
Der Bahnpostwagen 4-b124;7
Von Kurt JENZEN, Berlin
Menschheit dieser Erde in kurzer Zeit mit der grausamen Atom-
strategie in einen furchtbaren Untergang treiben. wollen.
Wir lieben das Lebe'n, wir lieben die Arbeit, wir lichen die
Heimat and unseren Staat. In uns ruht ein groBer Glauben an
die Kraft der, werktatigen M.enQchen. Deshalb schaffen wir
standig an unserer Schule mit die Voraussetzungen, daB die
Imperialisten and ihre Handlanger kein neues Volkermorden
mehr anzetteln konnen. Dafar arbeiten wir, and in diesem
Sinne erziehen wir uns selbst and unsere Schfller.
Kach dem Zusamrnenbruch 1945 war ein Drittel des Bestandes an Bahnpostwagen (Bpw) 'nicht mehr einsatzfdhig.
Au/lerdem hatte eine weitere grope Anzahl der Wagen mittlere and leichte Schdden davongetragen. Der Krieg, hinter-
lie/I uns auch au/ diesem Gebiete furchtbare Triimmer (Bild 1). 'In einem bis rum Jahre 1953 beendeten'General
reparaturplan konnten in der Deutschen Demokratischen Republik die Schaden an den Bpw mit einem erheblichen
Kostenaufwand behoben werden. Diese Erinnerungen~mogen uns mahnen, neben unserer fachlichen Arbeit den
Kampf um den Frieden kls unsere vornehmste Aufgabe anzusehen.
Einleitung
Nach dem Kriege wurde in der Deutschen Demokratischen
Republik untersucht, in welchem Umfange bei der Deutschen
Post das Befordern der Sendungen durch Kraftfahrzeuge mog-
lich ist. Dabei hat sich gezeigt, daB unter den derzeitigen techni-
schen Voraussetzungen der Schienenweg auf weiten Strecken
fiir die Post am zweckmaBigsten ist. Unter anderem kann das
Kraftfahrzeug in der. Schlechtwetterperiode, die vielfach in der
starksten Anspannungszeit der Postbeforderung um Weih-
nachten einsetzt, nicht die von der Deutschen Post zu stellenden
Anforderungen fiber groBe Entfernungen erfiillen. Lediglich
Nebenstrecken werden durch Kraftfahrzeuge bedient.
Aus diesen Erwagungen heraus hat das Ministerium fur Post-,
and Fernmeldewesen' im Jahre 1953 die Entwicklung eines
Bpw mit 24,7 m Kastenlange angeordnet.
Der. neue Bahnpostwagen
Ein Bpw ist ein Arbeitsraum, in dem - durch die Fahr-Er-
schiitterungen erschwert schnelle and gewissenhafte Arbeit
zu leisten ist. Daher wird es notig,tdaB alle Einrichtungsgegen-
stande auf kleinem Raum zweckentsprechend zu gestalten sind.
Weiterhin mflsseneine gute Beleuchtung, die auch bei Storungen
nicht vollkommen ausfallt, sowie Heizung and Belaftung
wahrend den Stand- and Fahrzeiten vorhanden sera. Der
Musterbau, des neuen Bpw 4-b/24,7, der diesen Anforderungen
entspricht, wurde 1955 beendet (Bild 2).
Bild 1. So sah das PA Leipzig N 18 (Postbahnhof) nach dem Fliegerangriff
am 30. 9./1.10. 1943 aus. (Aufn. Degenhardt)
Folgende Einzelheiten geben einen Uberblick fiber den Aufbau.
and die Abmessungen dieses Bpw:
Lange des Wagens fiber Puffer:
26 000 mm
Lange des Wagenkastens fiber Blech:
24704 mm
Breite des Wagenkastens fiber Blech:
2776 mm
Hohe` des Wagenkastens von Schienenoberkante
bis Dachscheitel bei leerem Wagen:
3933 mm
Drehzapfenabstand:
19330 mm
Spurweite :
1435 mm
Drehges'tell Radstand:
2500 mm
Tragfahigkeit :
22 t
Liiftung im Sommerbetrieb: Druckbeliiftung
Heizung and Luftung im Winterbetrieb: Luftheizung
Beleuchtung: Hauptbeleuchtungmit Leuchtstofflampen 180 V,
50 Hz ; Notbeleuchtung mit Glulilampen .24 V
Bremse: System ?Hikss".
Laufwerk and Bremse
Der Wagen besitzt achshalterlose Drehgestelle mit Rollen-
lagern. Die Federp.ng geschieht durch Schraubenfedern, die mit
RpibungsstoBdampfern gekuppelt sind Dadurch wird, wie die
Fahrversuche ergeben haben, eine gute Laufeigenschaft des
Wagens, auch bei holier Geschwindigkeit and beim Uberfahren
von Weichen erreicht. Derartige Drehgestelle wurden erstmalig
in einem Bpw verwendet. Sie haben sich bisher gut bewahrt.
Die Druckluftbremse als selbsttatige mehrlosige Einanker-
Hildebrand-Knorr-Bremse mit Achslager-Bremsdruckregler and
Gleitschutzregler ist fiir schnellste Zilge geeignet. Sie wirkt
durch Doppelbremsklotze auf alle :Rader. Achslager?-Brems
druckregler ilnd Gleitschutzregler verhindern bei den versohie-
denen,Bremsstellungen ein Gleiten der Rader auf den Schienen.
Damit wird einmal die Wirkung der Bremsen verbessert and
zum anderen verhindert, daB die Rader flachstellig,werden. Die
Handbremse, deren Betatigung, im Einatiegraum m5glich ist,
wirkt :auf ein Drehgestell. Das Betatigen der1Notbremse ist in
allen Raumen durch Zaggriffe moglich.
Untergestell and Wagenkasteri
Untergestell and Kastengerippe sind aus Normalprofilen, so
wie aus.gebogenen Blechprofilen ' hergestellt and miteinander
verschweillt (Bild 3). Mit der aufgeschweiBten auBeren Blech-
verkleidung wurde so ein organisches Ganzes geschaffen (Bild'4).
Die auf dem Pr{fstand angestellten Veisuche mit 200 t,Druck
i in der Horizontalen ohne Belastung Bowie ' mit horizontalem
Druck and 40 t vertikaler Belastung ergaben keine bleibende
Formveranderung. Die vertikale Belastung entspricht der Nutz-
last and einem Aufsehlag als StoBzusch'lag. Die Unversehrtheit
r------- Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/08: CIA-RDP80T00246AO43600160001-0 , ;-
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft' 6 Juni 1957
Zugstange ausgefiihrt. Die StoBvorrichtung besteht aus Hiilsen-
puffern mit 32 t Endkraft.
Die auBere Form des Wagenkastens ist windschnittig. In der
im Mittelteil des Untergestelles'als Schiirze heruntergezogenen
Au6enhaut sind Batteriekasten sowie andere benotigte Gerate
t
Bild 6. Steuerventil fur Tiirbetatigung (Aufn.IPF)
der anschlieBend untersuchten, am starksten beanspruchten
SchweiBnahte bewies die Giite der geleisteten 'Arbeit.
Die Zugvorrichtung des Wagens wird' ohne durchgehende
Der Bahnpostwagen 4-b/24,7
Bild 3( Untergestell am Nicht-Brenis-End e (Aufn. IPF)
Bild 4. Kastengerippe im Rohbau (Aufn.IPF)
B11d 5. Ladet(ir
geoffnet (Aufn.11'F)
untergebrach. Die innere Verkleidung des 'Wagenkastens be-
steht aus Kapagr) bzw. Sperrholz. "Der Raum zwischen innerer,
and aul3erer Verkleidung ist mit Piatheim2); das in Perfols)
eingepackt ist, ausgefi:tllt. Dadurch ist eine gute Isolierung des
Wagens geschaffen worden.
Turen, Tritte and Fenster
Schiebetiiren AuBengriffe angebracht. Die Druckluft wird von
der Lok geliefert. Der Inhalt eines Reserveluftbehalters' reicht
beim Fehlen einer Lok auf dem Postbahnhof Mr das 65malige
'Offnen and SchlieBen einer Tiir aus. Versuche durch BlegieBen
der Turen mit Wasser bei strengem Frost haben ergeben, daB
mit einem Versagen der Turen durch Einfrieren nicht zu rechnen
ist. An den Ladetiiren sind Einstiegtritte auBen nicht angebracht.
Nur im Bereich der Ladetur am Nichtbrems-Ende ist ein Tritt
Als Einstieg am Handbrems-Ende dient auf jeder Wagen-
seite eine einflugelige Drehtijr. Das Einsteigen ist auch bei
niedrigen Bahnsteigen durch zwei Trittstufen muhelos rnoglich.
Die sechs Ladetiiren, die als doppelflugelige Schiebetii.ren
ausgebildet sind, ermoglichen einen schnellen Ladungsaustausch
(Bild 5). Das Betatigen der Schiebetiiren geschieht durchlDruck-
luft. Diese wird durch einen Hebel im Wageninneren fur jede
Tiir einzeln ausgelost (Bild 6). Hierbei sind die Turen durch eine
Verriegelung von innen, die nur in. Verbindung mit der Druck-
luftbetatigung gelost werden kann,, gegen unbefugtes 1 Offnen
von auflen gesichert. Beim Versagen der Druckluftanlage kann
das Bedienen der Tiiren.durch Handbetatigung (in Verbindung
mit dem Notoffnungshahn der Druckluftanlage and der mecha-
nischen .Turverriegelung) vor sich gehen. HierfOr sind an den
131
l
Die irn Wagen eingebauten Fenster konnen ,zum Tei
l durch
Kurbelapparate nach unten versenkt werden. Alle Fenster in
den Turen sind dagegen fest eingebaut, um bei den Schiebe-
tiiren mit moglichst geringen Turstarken, auszukommen. Die
Fenster sind von innen durch schwenkbare Gitter gegen Be,-
schadigungen geschiitzt. AuBerdem sind an alien Fenstern in
jeder Stellung feststellbare Rollvorhange angebracht.I
Kapak. Unter Druck and Hitze hergestellte Platte aus Pflanzenfaser
mit Bindemittel als Zusatz. ,
') Pi?therm. F.ratarrter`Kunstharzschaum, unter Verwendung eines Hiirters
hergestellt. Gewicht 14 kg je m'. Durch den porbsen Aufbau guter Isolier-
stoff. I
') Per/6l. Wassei- and luftundurchlassige Kunststoffolie.
I
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132
Der Bahnpostwagen 4-b/24,7
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 6 Juni 1957
Ausstattung der.Innenraume
Das Innere des..Bpw? 4-.b/24,7 ist - seiner Bestimmung ent-
sprechend - in verschiedene Raume aufgeteilt. Am Hand-
brems-Ende befinden sich der Vorraum mit Kleidersohranken
und einem Kiihlschrank (Bild '7), der Abort'mit Waschgelegen-
heit (Bild 8) und eine Kochnische (Bild 9). Hieran schlieBt sigh
der Briefraum an, in dem das Umarbeiten der Briefe durch-
gefuhrt wird. Im ans6hliel3enden,Aussackraum werden die Post-
.beutel ausgeschuttet bzw. fur die Abgabe an weitere -Strecken-
ziige? oder Stationen fertiggemacht. Der daran anschlielende
Packraum dient zum'Stapeln der'Pakete. Am Nichtbrems-Ende
ist noch ein kleiner Raum fur die Heizaggregate abgeteilt. Alle
einzell en Raume sind durch Schiebeturen voneinander getrennt.
Dadurch wird beim Durchgang die Arbeit im Wagem kaum
behindert.
Die Kleiderschranke im Vorraum sind so bemessen, daB Ober-
kleidung fur zehn Persohen untergebracht werden kann. Der
Kiihlschrank - , neben. den Kleiderschranken stehend - hat
`einen Gesamtinhalt von 125 1 und ist so geschaltet, daB er nur
wahrend der Fahrt in Betrieb genommen werden kann. Die
Doppelkochplatte weist eine Leistungsaufnahme von insgesamt
1000 W auf und kann durch zwei Schukosteckdosen an eine
Spannung von 55 V angeschlossen werden.
Der mit weiBem Linoleum ausgeschlagene Abortraum nimmt
auger der normalen Abortausrustung Waschbecken, Seifen-
spender, Handtuchhalter, Spiegel. usw. auf. Die Wasserver-
sorgung wahrend der Fahrt geschieht durch einen fiber dem
Bild 7. Vorraum am Brems-Ende (Aufn.IPF)
Abort liegenden Wasserbehalter von 400 1 Inhalt. Der Wasser-
'verbrauch wird durch 'FuBhebel geregelt.
Von unten ist der game Wagen durch einen gesikten (ge-
wellten) Blechboden abgedeckt. Der FuBboden im Brief- und'
Aussackraum besitzt auger der Isolierung mit Piatherm und
Holz eine Auflage aus Filz und Linoleum. Dadurch werden die
stehend auszufiihienden Arbeiten wesentlich, erleichtert. Die
eingebauten Tische; sind 845 mm hoch, 750 mm breit und mit
1,8 mm dickem, grunem Linoleum belegt (Bild 10). Vor den
Ladetflren im Briefraum werden die Tische klappbar ausgebildet.
Eine erhohte Leiste an den Vorderkanten der -Tische verhindert
das Herunterrutschen von' Postsendungen wahrend der Fahrt.
Vber den Tischen sind an den Wagenwanden 226 Facher zum
Sortieren der Briefsendungen eingebaut; Unterhalb des Tisches
auf der Notbremsseite befindet sich ein Wertschrank, daneben
schlieBt sich ein Fachwerk an, in dem kleinere Packchen
wahrend der Sortierarbeit abgelegt werden konnen. Auf beiden
Wagenseiten wurden unterhalb . der Tische Briefkasten mit
einem Einwurfschlitz.von auBen eingebaut (Bild 11). Im Hin-
blick auf bisherige Schwierigkeiten beim Einwerfen der Sen-
dungen durch Postkunden liegen die Einwurfschlitze dieses
Wagens niedriger.
Im Aussackraum ist der Aussacktisch auf der Notbremsseite
untergebracht. Gegenilber sind die Beutelspannen mit daruber-
liegenden Packchenfachern angeordnet. In den Beutelspannen
werden die Postbeutel aufgehangt, um die Sortierarbeit zu er-
leichtern (Gild 12).
Bild S. Waschbecken und Abort (Aufn. IPF)
Bill 11. Briefkasten (Aufn. IPF)
Bild 10. Briefraum (Aufn. IPF)...
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 8 Junt 1957
DerBahnpostwagen 4-b/24,7
Bild 13. Aussacktisch mit herausgezogenen Schubladen (Aufn..IPF)
um grobe Schrnutz-'und Staubteilchen,, die In den Sendungen 'mit der AuBentemperatur etwa gleichhoch' liegt. Im Wagen
and Postbeuteln enthalten sind, durchzulassen (Bild 13). Unter entsteht ein leichter Uberdruck, der Rauch uiid Schmutz nicht
dein Tisch wird der grobe Staub in Schubkasten, die mit Filz ' eindringen laBt.
Heizung and Luftung des Wagens
133
.
Im Winterbetrieb wird die Heizung. des . Wagens von einer,
Luftheizung ubernommen. Dadurch ist gewahrleistet, daB alle
Raume ? in kurzer Zeit gleichmiBig 'aufgewarmt sind.
Wirkungsweise
Durch Offnungen in den AuBenwanden des Packraumes wird
von einem Ventilator Frischluft angesaugt and mit der aus den
Wagenraumen durch Kanale angesaugten'Luft gemisolit. Die'
gemischte Luft wird in vier olbenetzten Labyrinth-Filterzellen
entstaubt and von einem Ventilator `in das Kahalsystem. go-,
driickt. Der Weg der J uft fiihrt nacheinander durch den'Feuer-
luftofen, den elektrischen Lufterhitz'er un'd'den Dampfluft-?
erhitzer zum Warmluftkanal in der"Decke. Bei diesem Wagon'.
ist die Zufiihrung der Warrnluft aus der Decke bewuBt gewahlt .
worden, um den anfallenden Staub durch den Luftstrom nach
unten zu driicken. Die' Luftmenge wurde so bemessen; daB die
Raume auch am FuBboden genugend aufgewarmt werden.'
Die in den Deckenluftkanal eingeblasene erwarmto Luft
stromt durch Ausblasen in die Arbeitsraume. Sie wird?durch die
am Fufboden' and uber dem Aussacktisch befindlichen Off-
nungen. der' Kanale vom Ventilator abgesaugt,'.nach Mischung
mit der. Aufenluft sowie nach der Entstaubung und.Erwarmung
wieder den Arbeitsraumen zugefiihrt.
Im:Sommerbetrieb arbeitet die'Anlage mit'der gleichen'Luft-
menge' als Drackbeliiftung. Durc'h Umstellen von Klappen
wird meter Frischluft angesaugt. Alle Heizanlagen sind dabei
natiirlich auger Betrieb. Die zugefuhrte' Luft wirkt. allein durch
riclitung fiber dem Tisch auf.
Die Warmequelle fiir die Luftheizung ist fur, drei Heizungs-
An der.Stirnseite des Aussacktisches ist,die Hauptschalttafel
amen geeignet. Wahrend der'Standzeit liefert ein Feuerluftofen
aigebracht. Unterhalb des Tisches befinden rich die elektrischen die benotigte Warme. Bei der Fahrt'stellt je nach.dem Vorspann
feint. Den anfahenden feinen Staub nimmt eine Absaugvor- Heizungsaggregate ,
ausgelegt sind,'gesammelt and beim Reinigen des Wagens ent-
ngen fur den Betrieb auf den Eisenbahnstrecken. e von et u -1- g g g
1 j
zum Stapeln von Paketen angebracht. Dies Traggerust uber dem raum, um den in einem Abstand ein weiterer Mantel gelegt ist.
Mittelgang im Packraum ermoglicht das Unterbringen von In diesen Mantel munden die Luftkanalo ein. Die an dem !Mantel
larigen Sendungen. des Brennraumes vorbeistei ende. Luft, wird beim Befeuern des
Den AbschluB am Nichtbrems-Ende, bildet der~Ofenraum, Ofens mit Braunkohlen oderBriketts.erwiirmt. Der Ofer ist fur
in dem, em n: Feuerluftofen and Regelgerate fur die Dampfheizung eine maxim-Ale, Heizleistung von '20000 kcal konstruiert and
Bowie der Ventilator fur die Luftheizung eingebaut sind. verbraucht bei maximaler Heizleistung ca..10 kg/h Brennstoffe.
Kleinere Ausriistungsgegenstande (Feuerloscher, Feldstiihle, Der elektrische Lufterhitzer besitzt eine maximale Heiz-
Brechstangen, Rettungsleiterh usw.) vervollstandigen die Aus- leistung'vori 30 kW an einer Betriebsspannung von 1000 V. Er.
riistung des Wagens. Sic erechen .den Arbeitsschutzanord- ist in drei Heizgruppen unterteilt, von denen eine in Abhangig-
k 't d T f+4 r t- selbsttati ere elt wird Beim
Im Packraum (Bild 14) sind in einer Hohe von 1250 mm an Energie zur Verfugung. - -
jeder Wagenseite Packbretter mit einer Breite: von 700 mm . ' Der Feuerluftofen besteht aus einem geschlossenen' Brenn-
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Uberschreiten der Lufttemperatur (x'50?C) wegen einer zu gro-
Ben eingeschalteten Heizleistung oder beim Versagen des Lufter-
motors wird die gesamte Heizanlage stil]gesetzt. Eine eingebaute
Sicherung schaltet die Stromzufuhr ab, wenn bei einem Versagen
der tNerwachungselemente die Temperatur uber 80? C ansteigt.
Der Dampflufterhitzer besteht ails einem Rippenrohrsystem
and leistet bei e finer Dampftemperatur von 100? C etwa
21000 kcal/h. Die Heizleistung wird in Abhangigkeit von der
Temperatur im Luftkanal selbsttatig geregelt.
Die umgewalzte Luftmenge betragt 2900 cbm/h, die sich aus
2400 cbm/h Umluft and 500 cbm/h Frischluftbei Winterbetrieb
zusammensetzen. Diese Luftrnenge reicht fur eine 12kopfige
Wagenbesatzung aus, wobei auf jede'Person ein Anteil von 42
cbm/h entfallt.
Die elektrische Anlage
Als Energiespender dient ein am Wagenboden befestigter
Generator nut einer Leistung von 4,5 kW bei einer Spannung
von 48 V. Der Generator wird durch einen Flachriemen von
einer Achse eines Drehgestelles angetrieben. Als Puffer fur die
Energieversorgung wahrend der Standzeit ist eine Nickel-
Cadmium-Batterie eingebaut (Bild 15). Selbstverstandlich kann
auch eine entsprechende Bleibatterie verwendet werden. AuBer-
dem hat man fur die Speisung alley elektrischen Verbraucher
des Wagens bei Standzeiten auf Postbahnhofen einen AnschluB
aus dem ortlichen Starkstromnetz vorgesehen.
Die Haiiptbeleuchtung des Wagons geschieht mit Leucht-
stofflampen, die mit einer Wechselspannung von 180 V/50 Hz
gespeist werden. Ein Zwei-Anker-Umformer formt den. vom
Generator bzw. von der Batterie gelieferten Gleichstrom fur die
Speisung -der insgesamt vorhandenen 23 Leuchtstofflampen in
Weohselstrom um.
Bei schweren Schiiden an der Leuchtstofflampenanlage, die
einen Ausfall dieser Beleuchtung zur Folge hat, ? ist ein Gliih-
lampennetz vorgesehen, das aus einer Speicherbatterie von 24 V
gespeist wird. 16 Glnhlampeh zu je 25 W ermoglichen in diesem
Falle das Weiterarbeiten im Wagen.
Wenn beide im Wagen eingebauten elektrischen Beleuchtungs-
anlagen ausfallen, kann mit Hilfe von elektrischen Handnot-
leuchten weitergearbeitet werden.
Bild 15. Teil der Maschinenbatterie and Fremdnetzeinspelsung (Aufn. IPF)
Die Schaltung der elektrischen Anlage ist so gestaltet, dali
alle Verbraucher (auger Kuhlschrank, Warmplatte and SchluB-
leuchten) von der Hauptschalttafel geschaltet, and kontrolliert
werden konnen. Eingebaute Merkiampen and ilbersichtliche
Schilder an den einzelnen Schaltern ermoglichen auch dem Laien
das Betatigen der Anlage. Selbst durch falsches Schalten kann
kein Schaden fur Menschen and Anlage entstehen.
In die Windleitbleche des Wagens sind elektrische Zug-
schluBleuchten eingebaut, die direkt von der Batterie gespeist
werden (Bild 16). Das Schalten der Schlulleuchten ist vom
Bahnsteig aus inoglich. Dadurch entfallt fur das Rangierpersonal
das schwierige Aufsetzen der SchluBsignale bei Nachtfahrten.
Blld 16.
Zugschluf3leuchten
am Handbrems-Ende
(Aufn. IPF)
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 6 Juni 1.957
Zusammenfassend kann gesagt werden, dal die' im Bpw
4-b/24,7 eingebauten technischen Neuerungen geeignet sind,
den schweren' Dienst der Bahnpostfahrer zu erleichtern. AuBer-
dem wird ein rascherer Postaustausch auf den Stationen ermog-
licht. Die gesammelten Erfahrungen werden beim Bau weiterer
Wagen gleicher Art sowie solcher der Gattung 4-b/15 ver-
wendet. Die in der letzten Zeit eingeleiteten Versuche fur die
Mechanisierung des Ladungsaustausches mussen auch beim Bau
von Bpw beriicksichtigt werden.
Vorschau auf die 20. Leipziger Nachkriegsmesse
vom '1. bis S. September 1957
Die Leipziger Herbstmesse wird auf mehr als 100 000 gm Messe-
stand f lathe Aussteller aus weit uber 20 and Besucher aus voraus-
sichtlich 70 Landern vereinigen. Einige Lander zeigen ihre Erzeug-
nisse in Kollektivaicsstellungen, so Rumanien, Albanien and die
Mongolische Volksrepublik, die sich erstmalig an der Leipziger
Messe beteiligt. Osterreich zeigi vor allem Textilien and Schuhe;
-auch Indien beabsichtigt, sick wieder zu beteiligen.
Die tschechoslowakischen Anflenhandelsgeseltschaften -stellen
Textilien, Schuhe, Burobedarf, Sportartikel, Spielwaren, Schall-
platten and Noten, Verlagserzeugnisse, G(aswaren and Nahrungs-
mittel aus. Polnische Au/lenhandelsunternehmen bringen Nah-
rungs- and Genu/lmittel, Haushaltgerate, Porzellan, Textilien,
Lederwaren, Spielwaren, Christbaumschmuck and Verlagserzeug-
nisse. Ungarn bietet Textilien, Schuhe, Haushaltgerate, Rund-
funkapparate, Nahmaschinen, Verlagserzeugnisse sowie Nah-
rungs- and Genuffmittel an.
Franzosische Firmen bieten Weine, Wollgewebe, Gewebe aus
synthetischen Fasern, Konfelctiou, synthetische Pelze, Schuhe,
Parfumgrundstof fe, Uhren, Schmuck and Bucher an, belgische
Aussteller zeigen Nahrangsmittel, Wollgewebe, Nylon- and Kunst-
seidengarne, Schuhe, Lederwaren and Verlagserzeugnisse. Aus den
Niederlanden kommen Obst and Gemuse, Bucher, Kdse, Pharma-
zeutika, Fischsilber, Carne, Gewebe and Kon f ektion sowie Verlags-
erzeugnisse. Die nordischen Lander Danemark, Norwegen, Schwe-
den and -Finnland bringen Obst and Gemuse, Fische and Fisch-
konserven sowie Kam, Gro/lbritannien bietet Fische an, wahrend
Irland mit handgewebten Tweeds vertreten ist. Griechenland, Italien
and Portugal bieten Obst, Y,Veine and verschiedene Rohsto/fe an,
wie Kork and Schwamme. Die Schweiz ist wieder durch bekannte
Uhrenfabriken sowie Prdzisionswerkzeuge and Bucher vertreten.
Luxemburg stellt Leder aus, and auch die USA beteiligen sich wie-
der mit Verlagserzeugnissen. Firmen der Deutschen Bundesrepu-
blik sind in last alien Messegruppen vertreten.
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 6 Jun! 1957
Wu' )OSdd.
GLKd dig LiJ kt am 23. J""i 1957
Yon Horst HILLE, Leipzig
Am 23. Juni wird also gewdhlt.
?Ja, natiirlich", wird der eine rasch crganzen. ?Das ist dock all-
?gemein- bekannt".
Und ein anderer stellt eine Gegenfrage: ,Eine Wahl nennen Sic
das? Es gibt doh nur eine einzige Lisle ..."
Es ist schon richtig - wenn man wahlen soil, dann muff man
mehrere Dinge zur Auswahl haben. Aber horen Sic nur mat auf -
merksam zu: Angenommen, Sic wollen sick einen Anzug kaufen.
Das ist Ihr festes Ziel. Dann geben Sic in ein - sagen wir - .HO-
Kaufhaus, and dort konnen Sic unter zwanzig oder dreiffig ver-
schiedenen Anzugen den fur Sic passenden auswahlen. Ist das eine
Wahl? Eine Auswahl - sagen Sic? Riehtig - aber in der Politik
sei das etwas anderes? Hm, stimmt nicht ganz. Sic haben dock auch
bei einer politischen Wahl ein ganz bestimmtes Ziel, und das ist
einmal die Erhaltung des Friedens (,,Na kiar, ist dock setbstver-
standlich" murmeln Sic) and dann die weitere Verbesserung Ihres
personlichen Lebensstandards (,,Allemal, je schneller, desto lieber"
ist Ihre Antwort). Dazu aber brauchen Sic Abgeordnete in den Ge-
meindevertretungen und Bezirkstagen and letztlich auch in der Volks-
.kammer unscrer Republik, die Sic durch die Wahl beauftragen,
Ihrer Meinung in diesen Gremien Gehor zu verschaf fen. Nun kon-
nen Sic unter den Kandidaten der Nationalen Front auswahlen,
wer Ihnen am geeignetsten erscheint, Ihre dringendsten Anliegen
zu vertreten. Ungeeignete Kandidaten lehnen Sic ab - wenn der
Vergleich auch wic alle Vergleiche hinkt - wie einen nicht gefallen-
,den Anzug. Natirlich mussen Sic zu den Rechenschaftslegungen
and Kandidatenvorstellungen auch wirklich hingehen, so wie Sic
sick ja auch in das HO-Kau f haus bemuhen mussen, wenn Sic einen
Anzug auswahlen wollen: Ja, und am 23. Juni geben Sic gewisser-
.maffen nur noch die Bestatigung fur Ihre Auswahl, indem Sic die
Liste der Kandidaten der Nationalen Front ankreuzen. Die eigent-
liche Wahl oder Auswahl haben Sic schon vorher get ro f f en.
Wer nun noch eine zweite Liste haben will, der kommt mir vor
.wie einer, der im HO-Kau f haus au per den vielen guten Anzugen
noch durchlocherte ohne Hosenbeine and Armet zur ?Wahl" haben
mochte. ,Solch ein Blodsinn" rufen Sic mir zu. Na also, da haben
wir uns ja verstanden..
Hm, nun kommen aber die ach so demokratisch gesinnten Besser-
wisser: Wenn das so klar ist, dann konnte man es sick dock um des
.Schemes willen erlauben, noch eine Oppositionsliste aufzustellen.
Die wurde doch dann niemand wahlen, genauso wie sick niemand
fiir teures Geld einen durchlocherten Anzug aussuchen wurde. Ja,
leider ist die Sache mit solchen Oppositionskandidaten nicht so cin-
fach and leicht zu durchschauen. Diese Leute verstehen es namlich
:groffartig, ihre ?Locher" zu verbergen. Sic versprechen Ihnen das
Blaue vom Himmel herunter, sic, versprechen Ihnen den Frieden
und den Wohlstand. Sehen Sic dock nach dem Westen unserer Hei-
mat! Dort haben die Menschen unter vielen Sorten von Parteien
,,frei" auswahlen konnen. Und was haben sic gewahlt? All das,
was sic nicht wollten: die Wehrp f Licht und die Atomkanonen; das
Verbot der KPD und die Eingliederung in die NATO, einem ag-
,gressiven Militarblock mit Nazigeneralen an der Spitzc. Das hat
man den Wahlern natirlich nicht vorher gesagt. Vielmehr gab es
zunachst Zuckerbrot, and nun kommt so allmahlich die Peitsche..
Leider haben sick allzu viele von den schonen Kleidern and noch
schoneren Autos und allerschonsten Apfelsihen blenden lassen. Sic
lebten in den Tag. Einmal alter vier Jahre dur/ten sic ?wahlen",
dann aber konnten die ,,frei" gewdhlten Herren, die Bankiers und
Croffgrsndbesitzer, die ehemaligen Nazis machen, was sic wollten.
Ja, und dann konnten these Herren wieder Soldatenverbande and
SS-Tref fen organisieren, da konnten sic wieder ji dische Friedhofe
schanden, konnten Friedenskampfer einsperren. Und wahrend all
dies geschieht, trommelt der Rock'n-Roll and der Sohnulzen-Heimat-
film an/ das Bewufftsein der Men.schen and lullt sic immer sicherer
ein - wenn nicht die Arbeiterklasse auch der Bundesrepublik
hellhorig ware and diese Plane storen wurde. Nock haben die ver-
antwortlichen FAhrer der Sozialdemokratie die ausgestreckte Bruder-
hand aus unserer Republik nicht ergri f fen. Aber das kommt noch,
verlassen Sic sick darau f ! Wenn unsere Republik ihre Bemihungen
fortsetzt, den Lebensstandard zu steigern und die Demokratie - das
bei fat namlich nichts anderes als ,Herrscha f t des Volkes" - zu
festigen, dann wird die Deutsche Demokratische Republik noch
deutlicher zu einem Vorbild fiir das ganze Deutschland werden. In
vielen Punkten ist sic es bereits jetzt. Aber wir geben uns mit den
errungenen Erfolgen nicht zufrieden. Sic haben.ja auch noch viele
Wiinsche fur Ihr personliches Leber. Also muff man den einmal
beschrittenen Weg fortsetzen. Gewiff, es werden noch viele Fehler
gemacht bei any (und bei den anderer auch), aber es sind keine
grundsatzlichen Fehler. Schliefflich ist die Deutsche Demokratische
Republik - der erste Stoat der Arbeiter and Bauern in Deutsch-
land - ja auch-erst ein Kind von acht Jahren, and fiir dieses Alter
leistet sic schon allerhand. Auf der anderer Seite linden wir den
Kapitalismus mit semen hundertjdhrigen ,Erlalsrungen" vor,
einen ausgekochten Burschen, der alle Register seines ,K&nnens"
zieht, um die Werktatigen bei der Stange zu halten. Aber er bleibt
deswegen ein alter Mann, zum Sterben verurteilt. Wir aber sind
jung, mit Fehlern behaftet wie alle Jugend, wir aber sind voller
Lebenskraft, stutzen wir uns doch auf die Leistungen der Arbeiter-
klasse, auf die Leistungen unserer Bauern und au/ die Leistungen
der fortschrittlichen Intelligenz. Unser Weg ist steinig, aber Ihr
eigenes Heim war auch nicht in einem Jahr komplett ausgestattet;
hochstwahrscheinlich se/sat/en Sic sick heute and morgen noch
weitere Dinge an. Wie sollte es do mit einem Staatsge f age, das prak-
tisch aus dem Nichts angefangen hat, anders sein? Schon aus die-
sem Grunde scheme das ,Wirtschaftswunder" Westdeutschlands
etwas anriichig zu sein. Und beim genaueren Hinsehen ist es au/
Dollarschulden and Ausbeutung aufgebaut. Die goldenen Hande
der deutschen Arbeiter werden zur Erhohung des Reichtums ciniger
weniger Monopdlkapitalisten mi ffbraucht. Ein paar Brocken gibt
man den Arbeitern ab, damit sic stille sind. Dock es kriselt bereits
im Gebalk, das man durch Riistung and Kommi ff zu stutzen ver-
sucht ...
Wir geben also den anderen Weg. Er ist scheinbar sccwerer, aber
dafir sicherer, ja sozusagen unbedingt sicher. Es ist der Weg zum
Sozialismus, der keine Krisen kennt and daher die Garantie fur
einen standig steigenden Wohisland bietet, der die Garantie bietet
fur ein Leben in Frieden.
Wir Postler stehen mittendrin in diesem Aufbau, and wir haben
grope Erfolge erzielt. Allein auf sozialem Gebiet wurden Millionen-
summen ausgegeben, die nicht in der Lohntiite erschienen, aber
dock alien zugute kommen. 132 Kulturraume, 486 Klubraume,
136 Bibliotheken, 180 Sanitatsstellen, 120 Frauenruheraume,
86 Werkkiichen and 84 Sportanlagen warden allein in Postbetrieben
eingerichtet. Um Millionenbetrage warden ins Laufe der vergan.
genen Jahre die LOhne and Gehalter erhoht. Und in alter unmittel-
barer Erinnerung ist noch die Einlahrung der Dienstalterspramien,
wo/ir allein im Jahre. 1957 10,7 Mill..DM ausgeschu.ttet werden.
Dieses Geld ist von uns alien erarbeitet worden. Je besser wir ar-
beiten, um so meter Mittel stehen uns auch zur Verfiigung.
Sehen Sic, verehrter Kollege, nun f i lit Ihnen die Wahl nicht meter
schwer. Nun kennen Sic das Ziel noch besser. Und denen, die dieses
Ziel als Abgeordnete mit erringen hell en wollen, gehort Ihre Stimme
am 23. Juni: den Kandidaten der Nationalen Front des demokra-
tischen Deutschland. Die Losung sei:
,,An die Arbeit fur den Sieg des Volkes am 23. Juni 1957, alle
Kraft fur die Starkung and Festigung der Deutschen Demokra-
tischen Republik."
a
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 6 Juni 1957
Sind die Einrichtungen des Post- and Fernmeldewesens im Kapitalis-
mus staatliche Verwaltung oder staatskapitalistisches Unternehmen?
Von Dr. Reinhard GOTTNER, Dresden
Die als Thema gestellte Frage wurde nicht nur von den Studenten des Instituts Mr Okonomik des Post- and Fern-
meldewesens an der Hochschule fur Verkehrswesen aufgeworfen, sondern auch in Diskussionen snit Vertretern der
Praxis, insbesondere dann, wenn man versuchte, bestimmee Analogien zwischen der Deutschen Bundespost and der
Deutschen Post zu ziehen. Mit den folgenden Ausfuhrungen wird deshalb beabsichtigt, these Frage vom Standpunkt
der marxistisch-leninistischen politischen Okonomie aus zu beantworten. Damit ist gleichzeitig gesagt, daf3 der Ver-
fasser weniger von juristischen Erwagungen ausgeht, sondern vielmehr von der okonomischen Stellung der Einrich-
tungen des Post- and Fernmeldewesens im Kapitalismus. Da aber bekanntlich die okonomischen Verhaltnisse die
juristischen Anschauungen bestimmen, konnen die entsprechenden rechtlichen Schluf3folgerungen daraus gezogen
werden.
Dem Verfasser steht aktuelles Material vorwiegend fiber die Deutsche Bundespost zur Verfugung. Deshalb stutzt sich
die Beweisfuhrung in erster Linie darauf. Die Deutsche Bundespost soil dabei aber lediglich als Beispiel dienen,
um theoretische Verallgemeinerungen zu ziehen. Von vornherein sei auch betont, daf3 Bich die folgenden Ausfuhrungen
nur an/ staatliche Post- and Fernmeldeunternehmen beziehen. Auf die in manchen Ldndern vorhandenen privaten
Fernmeldegesellscha ften tref f en sic also nicht zu.
Zuvor noch eine Bemerkung zur Verwendung des wissenschaftlichen Materials. Die folgenden Ausfuhrungen ent-
halten mehr Zitate als gewohniich verwendet werden. Das hat im wesentlichen zwei Ursachen:
1. Die bisher weniger bekannten Zitate der Klassiker des Marxismus-Leninismus, die Bich in bestimmterForm mit
der Stellung der Post im Kapitalismus bescha f tigen, sollen dem Leser zusammenhangend vor Augen ge f fihrt werden.
2. Die Stellung des Post- and Fernmeldewesens innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft Id/3t sich nicht nur gut mit
Tatsachen beweisen, sondern ebenfalls mit Ausfuhrungen 14hrender burgerlicher Theoretiker auf dem Gebiete des
Post- and Fernmeldewesens fiber die tatsdchlichen Verhaltnisse, d. h. mit Au/3erungen daruber, wie sie die wirtschaf C-
liche Organisations form dieses Wirtschaftszweiges selbst einschdtzen.
Schlichte Hoheitsverwaltung?
Die als Thema gestellte Frage betrachtete man bei der Deut-
schen Reichspost sowie auch bei der Deutschen Bundespost his-
her vor allem vom verwaltungsrechtlichen Standpunkt sus.
Diem Handhabung bedeutet von vornherein eine Entschei-
dung dahingehend, daB die Einrichtungen des Post- and Fern-
meldewesens unter kapitalistischen Produktionsver-
haltnissen als, staatliche Verwaltung (Behorde) klassi-
fiziert werden.
Dennoch warden seit Jahrzehnten in den verschiedensten
Untersuchungen Fragen erortert wie: Ist die Post ein Gewerbe-
betrieb, ein Unternehmen, eine staatliche Anstalt, eine Betriebs-
verwaltung (fiskalische Verwaltung), eine Hoheitsverwaltung
in Form der obrigkeitlichen oder der schlichten Hoheitsverwal-
tung ? Kann man von einem Postmonopol sprechen?
Im Handworterbuch des Postwesens (2. Auflage) and auch
in anderen Werken kommt man schlieBlich zu dem Ergebnis,
daB die Deutsche Bundespost als. schlichte Hoheitsver-
waltung anzusehen ist. Im gleichen Zusammenhang stellt aber
das Handwbrterbuch feat: ?Der Begriff schlichte Hoheitsver-
waltung ist wenig glucklich, da er im Gegensatz zu der obrigkeit-
lichen Verwaltung die Eigenart der unter ihn fallenden Ver-
waltungstatigkeiten nicht zum Ausdruck bringt."1) Im Post-
leitfaden der Deutschen Bundespost 4,1 heiBt es dazu ferner:
,,Welche Stellung die Deutsche Post im Rahmen des Verwal-
tungsrechts einnimmt, 1st von jeher umstritten gewesen.
Auch heuto besteht daruber keine letzte Klarheit."2) Die For-
mulierung ?schlichte Hoheitsverwaltung" befriedigt also die
kompetenten Stellen in der Bundesrepublik selbst nicht vollig.
Die in den oben erwahnten Fragen aufgeworfenen Moglich-
keiten werden im Handworterbuch abgelehnt. Eine Ausnahme
bildet lediglich die Bezeichnung der Post als Unternehmen. Aber
such sie findet keine rechte Billigung, weil sie nicht genugend
aussagekriiftig sei. Im Postleitfaden der Deutschen Bundespost
4,1 wird auch noch bestritten, daB sie ein Unternehmen ists).
Aus dieser Situation ist mit zu erklaren, weshalb in der bis-
herigen Postliteratur - insbesondere der juristischen - die
Posteinrichtungen verschiedener kapitalistischer Staaten als
Teil der staatlichen Verwaltung angesprochen werden.
-Haufig wird deshalb such der Begriff Postverwaltung ver-
wendet, and zwar in zweifacher Hinsicht:
1. als Bezeichnung samtlicher staatlichen Einrichtungen des
Post- and Fernmeldewesens eines Landes and
2. im Sinne der Verwaltung der Post, d. h., man meint damit
refine Verwaltungsdienststellen der Post (Ministerium, bezirk-
liche Verwaltungen u. a:).
Das Post. and Fernmeldewesen - ein Teil der materiellen Pro-
duktion
Entspricht die eben dargelegte Anschauung den tatsachlichen
Veihaltnissen ? Der Verfasser halt die Charakterisierung der Post
als schlichte Hoheitsverwaltung ebenfalls fur ,wenig glucklich"
oder, genauer gesagt, fur unzutreffend. Die Abweichung gegen-
i ber den Vertretern des Terminus ,Postverwaltung" (im Sinne
samtlicher staatlicher Einrichtungen des Post- and Fernmelde-
wesens eines Landes) ergibt sich aus folgenden tberlegungen
des Verfassers.
Das Post- and Fernmeldewesen 1st - wean man seine haupt-
sachlichsten Zweige betrachtet - ein Teil der materiellen
Produktion4) and als solcher den Klassen gegenilber indiffe-
rent, was aber nicht besagt, daB die Klassen dieser gegenuber
indifferent sind. Als Teil der materiellen Produktion dient das
Post- and Fernmeldewesen zur Durchfuhrung der erweiterten
Reproduktion.
1) Handworterbuch des Postwesens, Frankfurt (Main) 1953, S. 762.
') ?Der Dienst bei der Deutschen Bundespost", Band 4, 1. Tell,, Grund-
lagen des Verwaltungadienstes", R. v. Decker's-Verlag, G. Schenck, Hamburg,
Berlin, Bonn 1953, S. 38.
3) Ebenda, S. 39.
4) Vgl. dazu die Hinweise von Karl Marx, ?Das Kapital", Band II, Dietz
Verlag, Berlin 1948, S. 50 sowie seine grundlegende AuBerung zur Stellung des
Transportwesens in der gesellschaftlichen Produktion, ,Theorien fiber den
Mehrwert", Dietz Verlag, Berlin 1956, S. 375/376; ferner die Hinweise von
Kronrod in ,Grundprobleme der marxistisch-leninistischen Lehre von der
produktiven Arbeit im Kapitalismus and Sozialismus", Sowjetwissenschaft,
Heft 4/1948; Mine, ?'Uber die Theorie des Volkseinkommens der sozialistischen
Gesellschaft", ,Ekonomista" Nr. 1/1955 (polnisch); Gerhard Rehbein, ,Zur
Marxschen Lehre vein Transport- and Nachrichtenwesen im gesellschaftlichen
ReproduktionsprozeB", Verlag Die Wirtschaft, Berlin 1953, insbesondere die
Seiten 49f.; Entwurf zum Lehrbuch ,()konomik des Post- and Fernmelde-
wesens", Abschnitt ?Das Post- and Fernmeldewesen als Tell der materiellen
Produktion".
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Die Deutsche Post, 2. Jg.
Heft 6' - `Juni 1957
bunden mit dam Transportprozef3, d. h. dem Produktionsprbze~
der ' Transportindustrie ... Der Nutzef fekt, ist nur konsumierbar
evahrend des Produktionsprozesses; er existiert nicht als ein von
diesem'Prozef3 versehiedenesGebrauchsding, das erst nach seiner
Produktion lals Handelsartikel fungiert, als Ware zirkuliert. Der
Tauschwertldieses Nutzeftektes ist?aber bestimmt, wie der jeder
Die Hauptaufgabe des?Post- and Fernmeldewesen ist die Be-
friedigung des Nachrichtenbedurfnisses der Gesellschaft. Ent
sprechend dart Bestimmung'des- Absenders oder Auftraggebers
warden die. Nachrichten ortlich verandert. Das Produkt des
Post-'und Feri meldewesens besteht in einem Nutzeffekt, in eener
Leistung,,ebeu der Ortsveranderung von Nachrichten. Zur Her-
stellung dieser Leistung werden - genauso wie im Transport-
wesen bei der Ortsveranderung von Waren oder anderen Giitern
produktivelArbeiter eingesetzt. Durch ihre produktive,Arbeit
wird aber nicht nur der Gebrauchswert, namlich die Ortsver-
nnderung erzeugt,'sondern gleichzeitig ein Wert. Das, was Marx
fur das Transportwesen sagte, gilt im ubertragenen Sinnd.auch
fiir die Beforderung-bzw. tYbermittlung von Nachrichten:
? ,Was aber die Transportindustrie. verkauft,,ist die Ortsverdn-
derung.selbst. Der hervorgebiachte Nutze f fekt ist untrennbar ver-
anderen Ware, durch den Wert der i.n ihm verbrauchten Pro-
duktionselemente (Arbeitskraft and Produktionsmittel) plus
dem Mehrwert, den die Mehrarbeit der in der Transportindustrie
beschaftigtei Arbeiter'geschaffen hat."b),
Die Prod uktionsmittel des Post- and Fernmeldewesens
send unter kapitalistischenVerhaltnissen in den meisten Landern
Eigentum des burgerlichen Staates., Sie befinden sich dadurch
in der Verfngungsgewalt ;der herrschenden kapitalistischen
Klasse, rind in,letzter Konsequenz Eigentum der Klasse
der ? Kapitalisten. ' Diese benutzt deshalb auch die Einrich-
tungen der Post mit, zur Durchsetzung ihrer Klasseninteressen,
zur' Aufrechterhaltung bzw: Festigung, ibrer Klassenherrschaft.
Insofern ist das Post- and Fernmeldewesen, ein Instrument des
1 urgerlichen Staates. Um das zu gewahrleisten, wurde das Post-
And Fernmeldewesen in ein staatskapitalistisches Unter-
nehmen unigestaltet.
Darauf weisen -' zumindest indirekt- auch Theoretiker auf
,dem Gebiete des Post- and Fernmeldewesen aus der'Bundes-
republik hind Eckner fiihrte z.'B. aus,,daB der Staat ,auch die
Erfullung vonAufgaben iibernahm, die Hach iiberlieferten Grund-
,satzen der Initiative privater Unternehmer uberlassen waren",.
nd zwar u. a. aus der.zwingenden ,Notwendigkeit, das Staats-
i
(Werkfoto C. Lorenz-AG,
Werk Leipzig in Verwaltung;.
T' ggeselle Leipzig)
Post- and Fernmeldewesen im Kapitalismus
I
so-
wesen funktions- and lebensfahig zu erhalten". Es ergib sich
mit - wie Eckner weiter feststellte ein-,,Eindringen der Ver-
waltung in die Sphare der produktiven Unternehmungen`.`.s)
Staatskapitalistisches Monopolunternehmeti?,
Ferner ist zu beachten, daB die staatskapitaligtischen Post-
unternehmen Monopole darstellen.. Das alleinige Re I cht'zur
tbermittlung bzw. Beforderung von Nachrichten in best immten
Formensowie zur Errichtung and zum Betrieb im Gesetz naher
bezeichneter Fernmeldeanlagen wurde ihnen in verseliiedenen
Karl Marx? Das Kapital", Band II, Dietz Verlag,,Berlin,194S S. 50.
Dr. Eckner, , Ist die Deutsche Bundespost ein Gewerbebetrieb?" in
,,Archiv fur das Post- and Fernmeldewesen", Jahrgang 1952, S.,97
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Mittelwellen-Rundfunksender .1
Der 5-kW-Mittelwellensender RS 5000 M-52 dient zur hochwertlgen ,
t7bertragung von Sprach- and Musiksendungen des Sffentliclien Rund-
funks. Infolge der z. Z. herrschenden auBerordentlichen t)berbelegung
des Mittelwellen-Rundfunkbandes ist die relativ kleine Sendeleistung
besonders fur die einwandfreie Versorgung des Nahbezirkesi geeignet.
Die Abbildung zeigt die Vorendstufe and die Endstufe des Hochfrequenz-
Die Anlage ist, in allseitig geschlossenen Einzelgestellen it form- i.
schBnen LeichtmetallguBturen untergebracht. Die Bedienungselemente
sind in einem pultfSrmigen Ansatz an den Gestellen eingebaut- Dadurch
entfallt ein besonderes Sohaltpult, and der Sender -laBt sich weitgehend
'in den zur Versogung stehenden Raumlichkeiten unterbringen. Er
signet sich such gut zum Einbau in Spezialfahrzeuge. Bel dem fahrbaren
5-kW.-Rundfunksender wird? die gesamte Anlage, in zwei 6!m langen
Spezialanhangern (Wagen I and II) undeinem Einachsanhanger
(Wagen III) untergebracht. Fur einen Wohn, wagen mit Weikstatt 1st
AnschluB zur elektrischen Energieversorgung vorhanden. Antennen-
mast and Kabeltrommeln mussen auf Lastwagen verladen warden- Der
Sender let sin Erzeugnis der C. Lorenz-AG, Werk 'Leipzig (in Ver-
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138 Post- and Fernmeldewesen im Kapitalismus
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 6 Juni 1957
L,'andern sogar kraft Gesetzes lbertragen7). Insofern ist z. B. kann man die Deutsche Post als solche ansehen. Ahnlich verhalt
die Deutsche Bundespost den Industriemonopolen flberlegen. es sich - allerdings unter Berdcksichtigung der grundsatzlich
Post- and Fernmeldemonopole gibt es faktisch in alien Landern anderen gesellschaftlichen Verhaltnisse - in kapitalistischen
der Erde, wobei zu beriieksichtigen ist, daB es sick auf dem Ge- Landern.
biete des Fernmeldewesen zum Teil nicht um staatskapita- Manchmal wird versucht, die Begrundung fur die These, daB
listische Monopole handelt (z. B. in den USA). die Post ein Teil der staatlichen Verwaltung sei, aus der Stellung
In der westdeutschen Postliteratur wird allerdings offiziell der obersten Spitze dieses Unternehmens abzuleiten. Die Post-
bestritten, daB es sich im Postwesen um ein Monopol handelt. ministerien sind aber eben nur die oberste Spitze and nicht
Man spricht - ausgehend von dem zur Zeit nosh giiltigen Post- das Unternehmen selbst. Die Ministerien sind Teile des gesell-
gesetz - vom Postregal, das angeblich nicht mit einem Monopol schaftlichen Vberbaues, also zentrale Organe der staatlichen
verwechselt werden dart. Gerade der Regalbegriff sei notwendig, Verwaltung. Das wird auch durch die entsprechenden gesetz-
um das spezielle Alleinrecht der staatlichen Post vom Monopol lichen Bestimmungen juristisch fixiert"). Aber ebensowenig -
zu unterstheiden. Was ist dean aber dieses ,spezielle Allein- um den bereits erwahnten Vergleich nochmals zu bringen - wie
recht" anderes, als die juristische Fixierung eines okonomisch durch das Vorhandensein and die Stellung eines Wirtschafts-
vorhandenen Monopols, als die rechtliche Sanktionierung der oder Industrieministeriums die Wirtschaft oder der betreffende
Tatsache, daB eben nur das staatskapitalistische Postunter- Industriezweig insgesamt zu einem Teil des gesellschaftlichen
nehmen berechtigt ist, eine Reihe von Tatigkeiten unter Aus- tYberbaues wird, kann aus der Stellung eines Postministeriums
schluB anderer auszuuben (die Beforderung verschlossener die Zurechnung der Post in ihrer Gesamtheit zur staatlichen
Briefe and Zeitungen politischen Inhalts, die Errichtung and Verwaltung abgeleitet werden.
der Betrieb von bestimmten Fernmeldeanlagen) ? Das wird auch Interessant ist in dieaem. Zusammenhang such die Tatsache,
von Theoretikern dem Gebiet des Postwesens in der es- daB die fiihrenden Personen in den Sitzungen des Verwaltungs-
Arepubrtikel lik lik in Deutschland der westdeutschen ,zumindZesteitschrindireift indirekt
fur zugegeben. das Post- In n and Fern- rates der Deutschen Reichspost - wie aus den Protokollen er-
-
meldewesen" wird z. B. von dem der Post ?durch Gesetz fiber- sichtlich ist -, warm sie von Postverwaltung sprachen, in
tragenen Alleinbetriebsrecht and dadurch gegebenen Wirt- der Regel den Verwaltungsapparat dieses Unternehmens (Mini-
schaftlichen Machtstellung" gesprochens). Das Hand. sterium, Oberpostdirektionen and ahnliche Dienststellen)
worterbuch des Postwesens stellt die Notwendigkeit fast, den meinten. Im Sinne der Verwaltung der Post ist dieser Ausdruck
Staat ,davor zu schutzen, daB sick private Unternehmer sines richtig. Mit dieaem Inhalt kann er nicht nur unter kapitalisti-
gewinnbringenden Teiles der vom Staat im offentlichen Inter- schen, sondern auch unter sozialistischen Verhaltnissen aner-
esse and ohne RUcksicht auf die Ertragsfahigkeit im Einzelfall kannt warden. Die Bezeichnung ?Postverwaltung" (gebraucht
wahrzunehmenden Aufgaben annehmen. Diesem Schutz ledi als Sammelbegriffur die staatlichen Einrichtungen des Post-
lich dient das Postregal".9) g- and Fernmeldewesen sines Landes) driickt hingegen wie
mit diesen Erorterungen dargelegt werden sollte - nicht 'das
Daruber hinaus wird die getroffene Feststellung noch deut- okonomische Wesen der Sache, den staatskapitalistischen Cha-
licher, weep, man sich die offizielle Meinung zu Aufgaben des rakter dieses Unternehmens aus and ist demzufolge wissenschaft-
Post- and Fernmeldewesen, die nicht unter das Regal fallen, lick unkorrekt.
vergegenwartigt. Hier gibt man zu, daB es sick um ein tatsach- Bereits im Jahre 1929 wurde in einer juristischen Zeitschrift
liches Monopol handelt. ,DaB die Post bei einzelnen Dienst- geschrieben: ?Die starke Betonung des Behordencharakters der
zweigen and fur einzelne Beforderungsarten, die nicht vom Regal Post scheint mfr auch wenig zu den neuerlichen, im Reichspost-
umfallt werden, auf Grand ihrer iiberall hinreichenden Verbin-
dungen keine erhebliche Konkurrenz hat, and im WirtachaftserlaB des Reichspostministers
, mull in diesem Zu-
sammenhang auBer Betracht bleiben, da es sich insoweit nicht zutage tretenden Bemiihungen zu passen, das game Unter-
um ein rechtliches, sondern hochstens urn ein tatsachliches Mo- nehmen mehr nach kaufmannisch-wirtschaftlichen Grundsatzen
nopol handelt."io) zu verwalten."lz)
Das burgerliche Postrecht schutzt mit Hilfe des Postregals Um gerade den Unterschied zwischen den eigentlichen staat-
die bestehenden okonomischen Verhaltnisse eben auf dem Ge- lichen Verwaltungen, z. B. Kommunalverwaltungen, Justiz
biet des Postwesen, es,,heiligt" sie, wie Engels sagt, inAbhangig. u. a. and der Post zu demonstrieren, bezeichnet man in der btir-
keit von den verschiedenen gesellschaftlichen and politischen gerlichen Literatur die Post haufig als eine ,Betriebsverwal-
Bedingungen auf unterschiedliche Art. Dabei ist es gleichgultig, tung". Die Verwendung des Ausdrucks Betriebsverwaltung
mit welchen juristischen Formen das bilrgerliche Recht als Teil zeigt deutlich, wie man selbst in den kapitalistischen Landern
des gesellschaftlichen Vberbaus auf die Wirtschaft EinfluB offenbar nicht davon iiberzeugt ist, daB die Post eine staatliche
nimmt. Der Klassencharakter des biirgerlichen Rechts bleibt Verwaltung darstellt.
derselbe. Auch die Tatsache, dal das Post- and Fernmeldewesen im
gewissen Umfange ein Instrument des Staates ist, macht diesen
Die Ortsveranderung von Nachrichten - keine Aufgabe des ge.
sellsehaftlichen Uberbaues
Zweifelsfrei handelt es sich bei der Post um eine Einrichtung,
deren Hauptaufgabe auf dem Gebiete der materiellen Pro-
duktion, der orrlichen Veranderung von Nachrichten, liegt. Eine
solche Institution als staatliche Verwaltung zu bezeichnen, ware
nach sozialistischem Verwaltungsrecht von vornherein
an utreffend. Die staatliche Verwaltung ist ein Teil der Tatigkeit
des politischen Vberbaues der jeweiligen Gesellschaft. Sie kann
keine materielle Produktion zum Inhalt haben. Sie wirkt zwar
aktiv fiber die Basis auf die materielle Produktion (auch auf die
des Post- and Fernmeldewesens) ein, kann aber nie mit ihr
identisch sein. Unter den Verhaltnissen in der Deutschen Demo-
kratischen Republik werden zwar bestimmte Verwaltungs-
prinzipien, z. B. das Prinzip der demokratischen Gesetzlichkeit,
das der Planung and Rechnungslegung - wie in den Industrie-
zweigen so auch im Post- and Fernmeldewesen - angewendet.
Aber genauso wenig wie man deshalb einen Industriezweig in
seiner Gesamtheit zur staatlichen Verwaltung rechnen wird,
') Vgl. z. B. fur das friihere Deutsche Reich sowie die Bundesrepublik
Deutschland das ?Gesetz uber das Postwesen des Deutschen Reiches vom
28. 10. 1871" (RGBI. S. 347) einschlieBlich des ,Gesetzes betr. einige Ande-
rungen von Bestimmungen Uber das Postwesen vom 20.12. 1899" (RGBI.
S. 715) Bowie das ?Gesetz fiber Fernmeldeanlagen vom 14. 1. 1928" (RGBI. I,
S. 8). Die genannten Gesetze sind such gegenwartig in der Bundesrepublik
Deutschland noch in Kraft. In beiden Teilen Deutechlands werden zur Zeit
neue gesetzliche Bestimmungen erarbeitet.
Im ?Gesetz uber die Post (Postgesetz) vom 7. 11.1946" der CSR, das gegen-
wartig such noch in Kraft ist, wird dlrekt vom Postmonopol gesprochen
') Dr. Schubert, ?Die ersteAnleihe der DeutschenBundespost", Zeitschrift
fur das Post- and Fernmeldewesen, Jahrgang 1955, S. 713, Hervorhebungen -
R. G.
?) Handworterbuch des Postwesens, Frankfurt (Main) 1953, S. 762.
10) Ebenda, S. 761.
11) Vgl. z. B. das Gesetz fiber die Verwaltung der Deutschen Bundespost
(Postverwaltungsgesetz) vom 24.7.1953, ? 1 (BGB!. I, S. 676 oder Amtsblatt-
Verffigung der Deutschen Bundespost Nr. 496/1953). Fur die Verhaltnisse in
der Deutschen Demokratischen Republik kSnnte als Vergleich hierzu der Be-
schlu l uber das Statut des Ministeriums fair Post- and Fernmeldewesen vom
18. 10. 1956 (GBI. I, S. 1174) erwahnt werden. Dort heillt es, dull das Mini-
sterium fur Post- and Fernmeldewesen ein zentrales Organ der staatlichen
Verwaltung ist.
11) Zitiert aus der Rezension des Buches ?Die Deutsche Post- and Tele-
graphen-Gesetzgebung, Tell I, Postrecht" (neu bearbeitet von Dr. Staedler,
Verlag De Gruyter, Berlin 1929), durch Dr. Gadow in der Zeitschrift ?Juri-
stische Rundschau", Nr. 19/1929, S. 20.
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Die Deutsche Post 2. 3g.
Heft 6 Juni 1957
Post- and Fernmeldewesen im Kapitalismus 139
Wirtschaftszweig nicht zur Verwaltung. Bestimmte staatliche
Aufgaben kann das Post- and Fernmeldewesen nur deshalb
wahrnehmen, weil es einen giinstigen, aber auf Grund seiner
Hauptaufgabe, der Nachrichtenubermittlung, d. h. also der
materiellen Produktion, vorhandenen Organisationsaufbau and
ahnliche Moglichkeiten dazu hat. Die Erffillung der Aufgaben
auf dem Gebiete der materiellen Produktion ist demnach die
Voraussetzung fur die Mitwirkung bei bestimmten staatlichen
Aufgaben. Auch nachdem die Deutsche Bundespost den Inter-
essen des Bonner Staatsapparates entsprechend bestimmte
unproduktive Aufgaben in grollerem Umfange als friiher fiber-
nommen hat (z. B. die Schaffung and Bereitstellung von Fern-
meldeanlagen ff r militarische Zwecke),, bleibt sie ein staats-
kapitalistisches Unternehmen.
An dieser okonomischen Stellung andert sick such nichts da-
durch, daB die Deutsche Bundespost gegeniiber der Bundes-
republik Deutschland keine eigene Rechtspersonlichkeit
darstellt, sondern einen mit weitgehender wirtschaftlicher Selb-
standigkeit ausgestatteten Bestandteil der Bundesrepublik ver-
korpert. Diese Fakten bestatigen nur nochmals den staats-
kapitalistischen Charakter des Unternehmens, and zwar durch
a) die wirtschaftliche Selbstandigkeit der Deutschen Bundes-
post and
b) die Einheit zwischen dem Bonner Staat and dem Besitzer
der Produktionsmittel des Post- and Fernmeldewesen, der
Bundesrepublik.
Der burgerliche Stunt setzt diese Produktionsmittel im Auf-
trage and entsprechend den Weisungen der herrschenden Klasse,
der Kapitalisten, ein.
Anderen Rechtspersonen gegeniiber hat selbstverstandlich
die Deutsche Bundespost do facto and de jure das Recht, unter
ihrem Namen zu handeln and zir klagen. Auch kann
sie verklagt werden, ohne daB' die ?Bundesrepublik Deutsch-
land" fi.berhaupt in Erscheinung tritt. Bei Rechtsstreitigkeiten,
Vertragsabschliissen usw. gilt als Parteienbezeichnung ?Deutsche
Bundespost" and nicht ?Bundesrepublik Deutschland (Deutsche
Bundespost)". Auf Grund des ? 4, Absatz 2 des Postverwaltungs-
gesetzes wurde in der Verordnung fiber die Vertretung der Deut-
schen Bundespost vom 1. S. 195313) die Vertretungsbefugnis
dahingehend felt-elegt, daB sie in der Regel gerichtlich and
auBergerichtlich von den Prasidenten der Oberpostdirektionen
oder der Sonderamter vertreten wird.
Um den Beweis fur die vom Verfasser vertretene These, daB
es sick bei den Einrichtungen des Post- and Fernmeldewesens
in kapitalistischen Landern vorwiegend um staatskapitalistische
Unternehmen handelt, noch tiefgrundiger zu erbringen, ist es
notwendig, auf ihre wirtschaftliche Stellung etwas naher
einzugehen. Dazu sell die Deutsche Bundespost wieder als Bei-
spiel dienen.
Obwohl einerseits in der Praxis des wdstdeutschen Verwal-
tungsrechts die Deutsche Bundespost als ,schlichte Hoheits-
verwaltung" bezeichnet wird, spricht man andererseits ganz
offen von ihr als einem wirtschaftlichen Unternehmen
des'Staates. Der bereits im Jahre 1924 durch das Reichspost-
finanzgesetz juristisch festgelegte Zustand, daB das Post- and
Fernmeldewesen ein ,selbstandiges Unternehmen" - wie es
wortlich in diesern Gesetz heiBt - ist, bosteht auch haute noch
in der Bundesrepublik. Diese Festlegung im Reichspostfinanz-
gesetz beruhte vorwiegend auf der Schaffung eines selbstandigen
vom Staatshaushalt abgetrennten Sondervermogens. Sie wurde
durch das westdeutsche Postverwaltungsgesetz wiederum be-
statlgt14)
Die Deutsche Bundespost haftet weder mit dem ihr zur Ver-
fiigung gestellten Sondervermogen des Bundes fur dessen Ver-
bindlichkeiten, noch haftet dieser ffir die Verbindlichkeiten des
Post- and Fernmeldewesens. Ist aber eine Einrichtung wirt-
schaftlich, insbesondere finanziell selbstandig, dann widerspricht
das dem Wesen der staatlichen Verwaltung. Bei der Deutschen
Bundespost ist ein solcher Tatbestand jedoch gegeben. Ihre Ver-
bindung zurn Staatshaushalt der Bundesrepublik besteht im
wesentlichen nur caber die Ablieferung von 62/3% ihrer Brutto-
Betriebseinnahmen (bei weniger ale 2 Milliarden Betriebsein-
nahmen 6%).
In der Bundesrepublik selbst betrachten einzelne offizielle
Vertreter real die Deutsche Bundespost als wirtschaftliches
Unternehmen, weil eben die Tatsachen nicht einfach ignoriert
werden konnen. Auch im Handworterbuch des Postwesens
kommt man nicht umhin, diese Tatsache zumindest auf die
Organisatiorisform der Post 'festzustellen, denn sie ,ist auch
haute noch die eines betriebswirtschaftlichen Unternehmen
einer Reichsbehorde im Sinne der Wirtschaftsbestimmungen
fur die Reichsbeh6rden".15)
Am eindeutigsten hat der ehemalige Bundespostminister
Dr. Balke die Deutsche Bundespost gekennzeichnet. In einem
Artikel mit der sehr klaren'Uberschrift ?Die Bundespost als
Wirtschaftsunternehmen" sagte er u. a.:
,,Die Deutsche Bundespost als bedeutendes Glied der Volks-
wirtschaft hat eine andere Stellung als die echten Hoheitsver-
waltungen des Bundes. Letztere erhalten ihre Mittel im Bundes-
haushalt aus dem allgemeinen Steueraufkomrnen, wahrend die
Deutsche Bundespost wie ein gewerbliches Unternehmen durch
wirtschaftliches Handeln selbst fur das Vorhandensein der wirt,
schaftlichen Mittel sorgen muB".16) .
In der einschlagigen Fachliteratur finden sich zahlreiche Hin-
weise auf das ,6ffentliche Postunternehmen", das nach den
Grundsatzen der (kapitalistischen) Investitions-, Preis- and
Lohnpolitik usw. geleitet wird. Als ein Beispiel fur viele sei hie;
lediglich ein Zitat aus einem Artikel caber ,Die erste Anleihe der
Deutschen Bundespost" angefiihrt. Ausgehend von der un-
billigen Forderung an die Deutsche ?Bundespost, mit ihren Auf-
tragen in der Zeit der Hochkonjunktur zurfickzuhalten, um sie
beim Ausbrechen der Krise erteilen zu konnen, sagt der Ver-
fasser:
,,Es bedeutet eine Verkennung ihres. Wesens and ihrer Auf-
gabenstellung, wenn man sie (die Deutsche Bundespost - R. G.)
in diesen Zusammenhang mehr als Toil der offentlichen Ver-
waltung denn als offentliche Unternehmung betrachtet".17)
(Fortsetzung folgt)
") BGB1. I, S. 715 oder Amtsblattverfugung der Deutschen Bundespost
Nr. 49611953.
") Vgl. das Gesetz fiber die Verwaltung der Deutschen Bundespost (Post-
verwaltungsgesetz) vom 24. 7. 53, ? 3 (BGB1. I, S. 676 oder Amtsblattver-
fiigung der Deutschen Bundespost Nr. 496/1953).
16) HandwOrterbuch des Postwesens, Frankfurt (Main) 1953, S. 760.
16) ,Rheinischer Merkur", Koblenz vom 29. 6. 56. Bereits am 12. 1.'65
schrieb die ,Frankfurter Aligemeine Zeitung": ?Die Post sei eine Aktien-
gesellschaft, sagt Balke, and zwar mit einem einzigen Aktionar, nalnlich dem
Bund. Er aber benehme sich nicht framer wie ein Aktioudr."
17) Dr. Schubert, ?Die erste Anleihe der Deutschen Bundespost", Zeit-
schrift fair das Post- and Fernmeldewesen, Jahrg. 1955, S. 713.
Ein Verkehrsradar,
mit dem die Verkehrsdichte and die Geschwindigkeiten voruberfahrender
Fahrzeuge registriert werden, hat Telefunken entwickelt. Das Gerlit arbeitet
mit einer Wellenlange von 3 cm and wind am StraBenrand in etwa 25 m Ab-
stand aufgestellt. Von einer Kamera werden aullerdem die Nummernschilder
von Verkehrsstindern festgehalten.
In der SowJetunion
ist man damit beschaftigt, ein Relais-System aufzubauen; durch das die Mos-
kauer Fernsehsendungen in die entferntesten Gegenden des Landes ilbertragen
werden konnen. Das Netz soil sich caber 4500 km erstrecken.
In England wird On Glas entwickelt,
das vollig durchsichtig ist and beim Auftreffen radioaktiver Strahlen auf-
leuchtet.
Ein ,VEB Maschinelles Rechnen"
wurde mit Wirkung vom 1. Januar 1957 gebildet.
Die Aufgaben des Betriebes bestehen insbesondere in der Durchfuhrung
von maschinellen Aufbereitungsarbeiten fur Organe der staatlichen Verwal-
tung, volkseigene Betriebe, Handelsorgane, wissenschaftliche Institute and
sonstige Institutionen, in der organisatorischen Beratung der Betriehe bei An-
wendung des Lochkartenverfahrens and in der EinfluSnahme auf die Ent-
wicklung von Lochkartenmaschinen and elektronischen Zusatzgeraten. I
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Aus der. Arbeit eines Funkarntes
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 6 Jun! 1957
Gies 4a r a &2lt as Fw4kamtds
Von Dipl.-Ing. Hubert HENCKE, Funkamt' Leipzig
Dieser Beitrag tragt nicht den Charakler eines Fachartikels, den
nur der Fachmann versiehen konnte. Vielmehr soil hier versuchi
werden, den Mitarbeitern der anderen postalischen Dienstzweige
einen Heinen Einblick in das Arbeitsgebiet der Funkamter zu geben.
Besonders interessiert dabei ein Blick ?hinter die Kulissen" eines
der vielen GroBsender der Deutschen Demokratischen Republik.
Gliederung des Rundfunkwesens
Die Rundfunksendetechnik - nicht die Programmgestaltung
- untersteht dem Ministerium fur Post= and Fernmeldewesen.
Somit sind alle Einrichtungen, die zur Aussendung von Rund-
funkwellen notwendig sind, Posteinrichtungen. Wahrend frdher
die Rundfunksender jeweils den ' Oberpostdirektionen unter-
standen, in deren Bereich sie lagen, ist dies heute nicht mehr der
Fall. Entaprechend der Wichtigkeit des Rundfunks besteht
jetzt im Ministerium fur Post- and Fernmeldewesen neben den
Dienstzweigen Postwesen and Fernmeldewesen ein 'eigener Be-
reich Rundfunk and Fernsehen. Ihin sind unter anderem die
Hauptverwaltung Rundfunk- and Fernsehbetrieb sowie die
erst kiirzlich dazugekommene Hauptverwaltung Rundfunk-
und Fernsehtechnik unterstellt. Aus diesen unterschiedlichen
Bezeichnungen ist bereits der jeweilige Aufgabenbereich zu er-
kennen. Die erstgenannte Hauptverwaltung leitet die Betriebs-
abwicklung, wahrend die zuletzt angefuhrte die Aufgabe hat,
die Technik des Rundfunks and Fernsehens zu verbessern and
dem jeweils neuesten Stand der Technik anzugleichen.
Selbstiindige Funkiimter
Unsere Republik verfiigt Ober ein Dutzend Funkamter, die
diesen Hauptverwaltungen direkt unterstehen. Fur, spezielle
Aufgaben and meBtechnische Fragen besteht auf3erdem ein
zentrales Funktechnisches, Betriebsamt in Berlin.
Ein Funkamt wiederum gliedert sich im allgemeinen in eine
grollere Anzahl von Betriebsstellen (sogenannte AuBenstellen
des Funkamtes).. So gibe es bei nicht wenigen Funkamtern his
zu zehn AuBenstellen, die als GroBsender, Rundfunksender
' kleinerer Leistung .mit ortlicher Bedeutung, Kurzwellensender,
Langwellensender, Ultrakurzwellen-Rundfunksender, Fernseh-
sender, Dezimeter-Relaisstellen fur Bild and Ton zur Zufiihri}ng
des Programms zu den Fernsehsendern sowie als Dezimeter-
Telephoniestrecken betrieben werden.
Diese Aufzahlung hiBt erkennen, daB man ein heutiges Funk-
amt nicht mehr mit einem 'der friiheren GroBsender vergleichen
kann.
Aufgabenteilung zwischen Funkhaus and Sender
Bei Unterhaltung mit AuBenstehenden stellt man nicht selten
feat, daB die moisten Rundfunkhorer von der Arbeit and dem'
Aufbau eines Rundfunksenders oftmals unrichtige Vorstellungen
haben.
Wie bereits eingangs gesagt wurde, liegt die Programmgestal-
tung nicht in den Handen der Deutschen Post. Infolgedessen
Bald 2. Sender6hren aus der ersten Stufe (1 Watt) and der Endstufe (100 Kilo-
watt) eines Rundfunksenders (von rechts nach links)
finden wir die Kiinst''er, Orchester and Nachrichtensprecher
nicht bei den Sendern, wie dies oft aber angenommen wird. Ihr
Arbeitsplatz ist vielmehr das Funkhaus oder das Studio. Das
Mikrophon formt die Sprache des Sprechers oder die Tone des
Orchesters in elektrische Impulse um. Auf, Kabelwegen, die
nicht selten einige hundert Kilometer lang sind and deshalb aber
eine Anzahl von Verstarkeramtern'gefiihrt sind, gelangt these
Modulation zum Rundfunksender (Bild 1).
Bei Storungen der Modulationskabel wird dem Sender das
Programm durch sogenannten Ballempfang zugefiihrt, wobei
man das von einem anderen Sender ausgestrahlte Programm
mit einem hochwertigen Empfanger aufnimmt and zur Modu-
lation des eigenen Senders verwendet.
Der Sender and seine Einrichtungen
Der Rundfunksender hat die Aufgabe, die Tragerwelle zu er-
zeugen, auf welche die vom Funkhaus kommenden Impulse
aufgedrdekt werden: Der Fachmann sagt: Die Senderwelle wird
moduliert and ausgestrahlt. Hierzu dienen die verschiedenen
Antennen unserer Rundfunksender.
Doch bevor es hietzu kommt, mull die Welle erst irgendwie
erzeugt werden. Dies geschieht in einer Vielzahl von elektrischen
Geraten, die in ihrer Gesamtheit den Sender bilden.
Eine Rundfunksendestation besteht also aus dem Sender, der
in einem Gebaude installiert ist, and ferner aus der Sendeantenne
mit dem dazugehorigen Antennenhaus, das ebenfalls elektrische
Apparaturen enthalt. Falschlicherweise wird, von Laien oftmals
die Antenne als der Sender angesehen. Diese Bezeichnung hat
nur soweit Berechtigung, als die Antenne die Ausstrahlung der
Energie iibernimmt.
Ein Sender hat in gewisser Beziehung Ahnlichkeit mit einem
Elektrizitatswerk. Hier wie dort wird elektrische Energie in
Form von Wechselstrom erzeugt. Dieser Wechselstrom pulsiert
bei'normalem Lichtstrom mit 50 Schwingungen in einer Sekunde.
Wllrde man diesen 50periodigen Wechselstrom auf eine Sende-
antenne leiten, so wurde kein Rundfunkhorer etwas davon
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 6 J+uni 1957
Aus ' der Arbeit eines Funkamtes
merken. Damdie ,gewunschte Fernwirkung auftritt, muB Jeder Sender hat rein eigenes E-Werk
Wechselst'rom' esonderer,Art verwendet .werden. Er mull in Die Senderohren benotigen wie die Enlpfangerrohren Heiz-
is e '. , ,.
einer SekAnde emlge hunder4taixsend ?~echsel machen = niche spamnung, Gittersparmung and Anodenspannung. Es 1st also
nur 50 Hertz ((Hz)?Wecherselstrome 'hoher Frequenz rind also mcht verwunderlich, wean zu jedem4 groBen Sender eine Strom-
riotwendlg Diese'Iiochfrequenten Strome wlike`n mit Hilfe'der versorgungsanlage gehort. Heizstromeje Rohre bis 200 Ampere
Sendeantennegruonider,slch elektriseheund magnetische Kraft- (A) and Anodengleichspannungen his 12000 Volt (V) werden
r ar?rf..
felder nach a1lenrSelterlaus>jreiten fiber se hr viele Kilometer ],
~r ] z. B.' fur die Rohren der Endstufet sines 100-kW-Senders ge-
in die Ferns ' ?? braucht Alters Rundfunksender besitzen manchmal eigene
Wie entstel rti is hochfrequente YSchwingungen. im ? Maschmenhauser mndenen die versehiedenen Gleichspannungen
Moderns
t werden
erze
neratoren
h 1Vl
tor
St
B
Sender
ff lk i , K4
Vielen Rundfunkhorern 1st bekannt gdaI3 man mlt4der Ruck
kopplung elnfacner exeiate meur eue~._ wen 5c s .s
t, "~ ti3fr~ ~rrF I Pp g,
?ver]aulen and y erpfeif~en berlegung auf, ob
Nutzlastfahrzeuge mit ihren Eigenschaften als StraBenfahr-
zeuge im Zubringerdienst nicht vollig falseb am Platze rind.
Bild 7. Elektrolastwageu ,ELA 2" (Schiebetur zum Laderaurn. Die TOr-
verbreiterung wird durch einen Turfliigel erreicht, der nach innen schwenkt)
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Losungsvorschliige fur geeignetere Zustellfahrzeuge in bergigem
Gelande
Beim Auswerten dieser Erkenntnisse muB einem Kraftfahr-
zeug der Vorzug gegeben werden, das bei einer noch ausreichen-
den Hochstgeschwindigkeit von etwa 40 bis 50 km/h grof3e freie
Zugkrafte entwickelt. Beim Anfahren an Steigungen werden fur
das vollbelastete Kraftfahrzeug grof3e Beschleunigungskrafte
erforderlich. Auf eine iiberhohte Geschwindigkeit muB - wie
bereits ausgefuhrt wurde - beim Haus-zu-Haus-Verkehr kein
Wert gelegt werden. Das gestattet die Verschiebung von Kraft
and Geschwindigkeit inerhalb einer gegebenen Leistungsein-
heit zugunsten der Kraft. Man ist in der Lage, die Verhaltnisse
im Kraftwagen durch zweckmi(iige Getriebe-Ubersetzungen so
zu beeinflilssen, daB dem Vorhergesagten entsprochen wird.
Dabei kann eine weitaus kleinere Antriebsleistung ausreichen,
die sich durch zwei oder hochsteiis drei Arbeitszylinder auf-
bringen 1h8t.
Die anzustrebenden Verhaltnisse sind in einem Fahrleistungs-
schaubild dargestellt (Bild 8). Aus dem Kurvenverlauf dieses
Normal-Fahrzustands-Diagrammes ist ersichtlich, daB die
Hochstgeschwindigkeit des Fahrzeuges einerseits nur bei etwa
45 km/h liegt and andererseits aber Steigungen his zu ungefahr
25% befahren werden konnen. Den besonderen Betriebsbedin-
gungen im Paketzustelldienst wurde damit weitaus besser ge-
dient, als das z. B. mit normalen StraBenfahrzeugen z. Z. der
Fall ist. Bei dieser graphischen Darstellung handelt es sich aller-
dings nur um ein Prinzipbild, das die gewunschten Merkmale des
Kraftfahrzeugs widerspiegelt.
Die Entwicklung wird also bei dieser Sachlage dahin gelenkt
werden mussen, daB eine umfassende Betriebsverbesserung mog-
lich ist. Nur durch den Einsatz derart zweckdienlicher Fahr-
zeuge wird es moglich sein, der Forderung mach einer rentablen
Betriebsgestaltung voll zu entsprechen.
Mach 56 Jahr en
kam jetzt im Ort Santo Stefano Balbo eine Ansichtskarte an, die seinerzeit in
dem rund 90 kin entfernten Turin eingeliefert worden war. Ale die Karte ihr
Ziel erreichte, waren sowohl der Abeender ale auch der Empfanger bereits mch-
rere Jahre verstorben.
Die Deutsche Post' 2. Jg.
Heft 7 Juli 1957
Zur Geschichte der Bildtelegraphie
.1848 lieB sich Bakewell (Groibritannien) einen ,Kopiertele-
graphen" patentieren, der die Grundlage fur die Konstruktion
der heutigen Faksimile-Apparatur bildet. Sein Gerat arbeitete
mit einer Trommel, um die die abzutastende Nachricht gelcgt
wurde. Diese - oder auch eine Zeitung - wurde entweder mit
Isolierlack auf eine Metallfolie oder mit einem scharfen Stift,
mit dem das Metall freigelegt wurde, auf eine lackuberzogene
Folie geschrieben. Die Wiedergabe erfolgte auf chemisch behan-
deltem Papier.
Ende der zwanziger Jahre ermoglichten die Entwicklungs-
arbeiten auf dem Gebiet der Photozellen, der Elektronik and
der Quarzkristalle sowie das Vorhandensein geeigneter Vber-
tragungskaniile eine Bildiibertragung beachtlicher Giite. 1928
stellte das Post-Office den Zeitungen Vierdrahtleitungen zur
Verfugung, die mit Bell- oder Belin-Bildtelegraphenapparaten
betrieben wurden. Im folgenden Jahr lief der Bildtelegraphen-
dienst mit Gegenstellen auf dem Festland unter Verwendung
von Siemens-Karolus-Geraten an. Nach der Zerstorung des
Original-Bildgerats irn 2.. Weltkrieg wurde der Verkehr. 1948
mit einem neuen Muirhead-Gerat wieder eroffnet. Bei dem heu-
tigen weltweiten Bildtelegraphendienst wird fur die Funkiiber-
tragung nach Ubersee die Frequenzmodulation verwendet.
H. Graf
(Auszug aus The Post Office Electrical Engineers' Journal 49, 1956, Heft 3,
9.171--172.)
Seltene deutsche Sonderstempel nach 1945
Unter den mehr als 3000 deutschen Sonderstempeln der Nach-
kriegszeit ragen einige ale besondere Seltenheiten hervor. Die mei-
sten stammen aus dem Gebiet der damaligen sowjetischen Be-
satzungszone.
Merkwurdigerweise gehort der erste Sonderstempel nach dem
Kriege nicht zu den Raritaten, weil immerhin etwa 250000 Ab-
schlage von ihm erfolgten. Es ist ein Gummistempel anlaf3lich der
Ausstellung ?Der neue Weg" in Hannover mit dem feststehenden
Datum des 17. 10. 1945 (Bild 1). - Besonders sellen aber ist der
kleine Einkreisstempel ,KULTURTAGE 3.-9. DEZ. 45.
NA UMB URG/S.", mit dem die Marken der ersten Ausgabe der
Provinz Sachsen entwertet warden (Bild 2). - Das Jahr 1946
brachte zur 1. Leipziger Friedensmesse vom 8.-12. Mai die vier
Sondermarken auch in einem numerierten Grofiblock mit beson-
derem Kartonumschlag, Format DIN A 5, Auflage 10000 Stuck.
Unterhalb der Marken befindet sick ein Abdruck des Sonder-
stempels mit f eststehender Zeitangabe: ,LEIPZIG C18.5. MM 46
ERSTE LEIPZIGER FRIEDENSMESSE (Bild 3). Gefallig-
keitsabstempelungen fanden nicht statt. Den Block erhielten zuerst
nur Messeaussteller gegen einen Spendenbetrag von 200 RM. Den
verbliebenen Rest verkaufte das Messeamt spater gegen einen Spen-
denbetrag von 300 RM. Da nur 10000 Stuck existieren, die sick
wohl zum grof3ten Teil in den Hdnden der Briefmarkensammler
betinden, werden nur wenige Stempelsammler gluckliche Besitzer
dieses Sonderstempels sein. Die Sektion Philatelic in der Deutschen
Demokratischen Republik zahlt aber allein rund 38000 Mitglieder.
- Ebenfalls im Jahre 1946 kamen zwei seltene Stempel vom Ver-
einigungsparteitag heraus. Auf dem Stempel ,GOTHA 6.-7. IV.
1946 SPD KPD" sieht man zwei sick fassende Hande (Bild 4). -
Das Sonderpostamt im Kurhaus Dresden-Bkhlau benutzte am
7. April einen Gummistempel: ?Vereinigungsparteitag KPD/SPD
Sachsen 7. 4. 1946 Dresden-Biihlau zur Sozialistischen Einheits-
partei" (Bild 5). Dieser Gummistempel nutzle sich so schnell ab,
daf3 er nur wenige Stunden verwendet werden konnte. Die Ab-
drucke sind undeutlich. - Das Postamt Chemnitz 4 versah vom
10. August 1946 ab einige Tage lang die eingehenden and nach
sachsischen Orten gerichteten Briefe mit einem Gummikasten-
stempel in roter Farbe: ,Wahlt die SED, die Partei des Volkes!"
(Bild 6). - ZurGro/3berliner Mai feier wurde beim Postamt NW 7
ein Sonderstempel ?mit der Inschrift ,BERLIN Bruder, in eins
nun die Handel 1. Mai 1946" (Bild 7) verwendet. Er wurde nach
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'-Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Jul! 1957
Seltene deutsche Sonderstempel nach, 1945
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3 Siunden verboten and zurjeckgezogen, weil 'er vom Kontrollrat
nicht genehmigt :worden war. - Frankenberg benutzte nur am
11.-April 1946, dem'Tage der Volkssolidaritat, einen entsprechen-
den Stempel, mit dem auch,die Frankenberger Autdruckmarken
entwertet wurden (Bild 8). - Im Jahre 1947, ersehienen vier be-,
sonders' seltene Stempel, zundchst der vom 7. Marz: ;,Deutscher
Frauenkongre f3 Berlin 7.-9. Marz 1947 fur den Frieden" (Bild 9).-
-L Am 1. and 2. April land die 2. Landeskonferenz des FDGB in
Chemnitz statt. Das Sonderpostamt tilhrte cinen Stempel mit zwei
verschlungenen-Handen im Bild and dem Text: ,(10b) CHEM-
NITZ 1 FDOB 1. u. 2. April 1947 2. Landeskonferenz Sachsen"
(Bild 10). Da der Stempel vorher'nicht angekundigt worden war
und. aucch erst sehr spat unter den Sammlern bekannt w"urde, sind
nur noch wenige, Erinnerungsstucke von Konferenzteilnehmern
vorhanden. Bedarfspost aber ist auf3erst selten. - Der erste zwei-
sprachige. Sonderstempel uiurde zur Zwei-Jahres-Ausstellung der
amerikanischen Militarregierung benutzt: ?BIENNIAL-EXPO-
SITION U. S. MILITARY GOVERNMENT 1945 BERLIN
11.-27. 7. 1947/1947 U. S. MILITARREGIERUNG ZWEI-
JAHRES-AUSSTELLUNG" (Bild 11). - Eine intetessante
Geschichte hat dann?wieder der Sonderstempel zum SED-Partei4ag
in Dresden: ?2. LANDESPARTEITAG DER SED 11.-13.
SEPTEMBER 1947 DRESDEN-N. 15 BU.-L. SACHSEN"
(Bild 12). Nur zwef Stunden war er in Gebrauch.. Dann wurde er
verboten, weil er die unzulassige Bezeichnung ,,BU.-L." (Bundes-
land) fithrte. Diese Buchstaben wurden entfernt. An ihre Stelle
setzte man drei Punkte, and der Stempeldurfte wiiterverwendet'
werden. - In den nachsten Jahren treffen wir nurnochzwei be-
sonders seltene Stempel an. Vom 18.-21. 6. 1948 tagte der Borsen-
verein der .Buchhandler in Konstanz. Auch dieser__Sonderstempel
war nur zwei Stunden in Benutzung. Er hat einen Durchmesser
von 40 mm, zeigt das Stadtwappen-und, eine Stadtansicht von Kon-
stanz and tragt die Unterschrift: ,HAUPT-VERSAMMLUNG
DES BOERSENVEREINS DER. BUCHHAENDLER"
(Bild 13)., - 1949 ist das Jahr des Katastrophenstempels von
Prism in der Eifel: Dort sollte im Juli ein internationales Schach-
turnier beginnen. Der Sonderstempel zeigt im Bilde Schachbrett,
Springer and Laufer and den Text: ,Internationales Sehachturnier
vom 25: 7.-7. 8. 1949" (Bild 14). Er wurde am 15. Juli mittags
in Gebrauch genommen. Etwa 500 Postsachen stempelte man bis
19 Uhr. damit. Kurz vor Schalterschlu f3 lie f3 sick ein Sammler noch
100-1W Briefe mit diesem-Stempel.versehen. Zwei Stunden spacer
explodierte au f dem Kalvarienberg ein Munitionslager.. Dadurch:
wurde such das in der Nf he .gelegene. Postamt vollig,zerstort. Erst
nach langer-Zeit land man unter Trummern bei Aufraumungs- and
Aufbauarbeiten den Kopf des Sonderstempels, der so fort an die
'OPD Trier abgeliefert wurde. Von den bedarfsma[jig autgege6enen
Brieten werden.nur einzelne Stiicke erhalten geblieben sein. So be-
schrankt aich die.Zahl der vorhandenen Stempel auf kaum 100 bis
200: Damit ist wahrscheinlieh der Prumer Katastrophenstempel
der Zahl nach cfer seltenste Sonderstempel nach 1945. Leider sind
die Abdrucke durchweg sehr schwach.
Die kurze Au f stellung sollte zeigen, dap nicht nur Brie fmarken,
sondern auch Stempel ihre oft hochinteressante Geschichte haben.
1
Curt Paul; Karl-Marx-Stadt
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Bild 1." _B1ick 'iii den groBeu -
Theatersaal des Deutschen. fern-
sehfunks
(Aufn. Staatl. Rundfunkkoinitee)
166
Von Hans GRADECKI, Berlin -
Tmmer'haufi er liest man in den Stadten unserer Republik
tuckzablmfiig begrenzt
g fang der aufzunehmenden Handlung stuc
die \Verbung ,Fernsehen - dabeisein": Man bleibt vor einem sind (Bill 2). Diese'Kameras liabendie Aufgabe, das optisch.er-
Fachgeschaft stehen, in dessem Schaufenster ein Fernsehemp- fal3te Bild.dureb eine raffiniert entwiekelterTechnik in elek-__
fanger"vorgefuhrt wird, und falls-man -es noch nicht ist, wird trische Impulse umzuforinen, die'-'wie'wir spacer sehen werden
man zdmindest fur, kurze Zeit ?Fernsehteilnehmer". Es gibt 'uber weitere technische Einrichtungen_hochfrequent his zum
sicher kaum einen Menschen, der sich von einer derartigen oder Einpfanger gelangen, um dort?abermals umgewandelt das Bild
einer ahnlichen Vorfuhrung losen. kann, ohne sich. uber das im Fernaehelnpfangsgerat-zu erzeugeii. Die Kamera ist in der
Fernsehen Gedanken ?zu machen. Bei den Nichtfach]euten do- Lage, Burch versehiedene Finstellungen- der Objektive soge- . .
rnimeren immer wieder die Fragen:-Wie.isties moglich, l!3 ein. nannte ?Totale", ;,Halbtotal'e", ,Nah-`` oder,,Grol3aufnahmen"
Bild uber weite Entfernungen hin" sichtbar wird, und,wie lauft
? . , ? ,. = einzufangen, d. h., aus entsprechender Entfernung wird enc-
eine Sendung ab ? weder das gesamte Bild.der Handlung oder,in verschiedener
1Vachdem das Fernsehen der jungste Zweig, der Nachrichten- Distanz dieser oder jcner Kunstler herausgeschnitten und dem.
technik der Deutschen Post wurde, ist es eine Selbstver'standlich- entsprechend groBer gezeigt (Bild 3). Hinter der Kamera linden
keit, daB'auch'diejenigen Postangehorigen, die nicht in diesem *ir, den Kam"eramann, dessen Aufgabe esist, entsprechend den
Fachgebiet arbeiten, in.groBen Zugen fiber die Fernsehtechnik Anweisungen, des Regisseurs, die gewunschte Einstellung der
urid den Ablauf einer Sendung ?im Bilde"--rein wollen. Es gilt Kamera vorzunehmen. Damit ihm nicht Anordnungen - die
fur unsere Mitarbeiter viele Fragen, die aus dem Publikuin an storend- wirken zugerufen werden mussen, ist'er uber Kopf-
sie fierangetragen werden," zu beantworten. Um in dieser Hin- horer mit der ? Regiezentrale verbunden, von der aus der ?Re-
sicht in der Bevolkerung aufklarend wirken zu konnen, sei im gisseur seine Anweisungen erteilt. Wir werden spacer erkennen,-'
folgenden der Ablauf einer'Sendung geschildert. daB'diese;Hinweise besonders von Bedeutung sind,'wei] es oft
Grundsatzlich ist festzustellen, daB zwei -verschiedene Insti- darauf ankommt, ini.Zusammenspielen mehrerer, Kameras von
tutionen an einer Sendung beteiligt sind: "einer Handlung zu einer anderen oder von.einem Raum zu einem
'L 'der Deutsche Fernsehfunk und? anderen iiberzublend en.
Dem Deutschen Fernsehfunk obliegt die Piogrammgestaltung, Orthikon,_Superorthikonusw.) sowie einer Vielzahl von Schalt-
wahrend die Deutsche Post fur die gesamte Technik,von der elementen und Rohren?ausgerustet ist. Der dem Sucher beim
Kamera his zum Sender verantwortlich ist. Fotoapparat'? entsprechende Einblick ides. Kameramannes am
Verweilen? wir zunachst einige Augenblicke beim' Deutschen , ? Gerat zeigt ihm auf ' einem Bildschirm, welchen Szenenaus-
_Fernsehfunk: Be'reits Wochen bevor eine Fernsehsendung als schnitt.er gerade in'seinem?Objektiv erfaBt hat. Damit ist dem
Originalubertragung z. B. aus dem Fernsehstudio Adlershof ge- Kameramann die.Moglichkeit gegeben, zu uberprufen, inwieweit
bracht werden sell, werden vom Deutschen Fernsehfunk in den- er im Augenblick der Aufnahme seine, Regieanweisung exa'kt
entsprechenden Fachabteilungen Programm-Vorbesprechungen ausfiihrt: Uber'das Kamerakabel ist die Kamera mit einer Regie-
durchgefuhrt. Absprachen mit dem die Sendung leitenden Re- zentrale (Bild 4) verbunden. In der Regel befindet sich die Regie-
gisseur, mit den Kunstlern, aber auch mit technischen Kri ften, zentrale -im?- Studio oberhalb" des Aufnahmeraumes, -so daB der
-wie Kamerafuhrer, Beleuchter, Toningenieur usw., werden ent- Regisseurwie ein Kapitan von seiner Briicke den gesamten Raum
sprechend dem Drehbuch oder Dispositionspian gefuhrt, Das und die.handelnden Personen iiberblickt.
Dekorationsmateriahwird'nach,kuilstlerischen Entwiirfen her- f Vor dem Regisseur liegt'.das Drehbuch; an den auf Bild 4 "
gestellt; und das gesamte Biihnenbild"einschliel3lich Masken'wird sichtbaren "Pulten befinden sich die- verschiedensten Einstell-
beraten. Die Kunstler-haben ihre Rollen studiert?urid sich mit ? -" moglichkeiten'fur Bild -und? Ton. Auf dem Kamerazugpult im
den Regieanweisungenvertraut gemacht. Nunmehr beginnt das Hintergrund sehen wir eine Anzahl von Bildschirmen, die je mit
Proben. Wenn dies auch zunachst ohne Kostnme und Masken " einer Kamera in Verbindung stehen und das von der Kamera
durchgefuhrt wird, so?setzt jedoch bier schon die Technik und . aufgenommene Bild in der Regiezentrale wiedergeben. Der Re-
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zeigt rich bereits ein wesentlicher Unterschied zu den Proben
des ,ndrmalen".Theaters. r
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Jell 1957
Bild 2. Der groBe Theatersaal des
Deutschtn Fernsehfunks wah-
rend einer offentlichen Veran-
staltung
(Aufn. Staatl. Rundfunkkomitee)
ten als auch an die Kamerafuhrer. Damit ist er in der Lage, jede
gewunschte Bildeinstellung zu erhalten, um aus der Vielzahl der
Bilder auf den Bildschirmen in der Regiezentrale das dem Dreh-
buch am meisten entsprechende auszuwahlen oder - wie der
Fachmann sagt - ,herauszuschneiden".
.Er hat bier such die Moglichkeit, das tberblenden von eu ler
zur anderen Kamera vorzunehmen. Ahnlich wie mit den Bild-
einrichtungen verhalt es sich mit dem Ton.
An einem sogenamiten Mikrophongalgen, das ist eine Ein-
ricbtung, die man mit einer Angelrute zu vergleichen geneigt ist,
hangt an der Spitze ein Mikrophon, das den Bewegungen der
Schauspieler folgt. Es wird von einem Mitarbeiter (Mikroassi-
stent) bedient. Wie die Kamera ist auch dieses Gerat fahrbar
and mit Gummibereifung versehen, um alle Nebengerausche zu
vermeiden. Der Tonmeister in der Regiezentrale gibt Anwei-
sungen, wohin das Mikrophon zu fahren ist, so daB die. verschie-
densten Effekte entsprechend den Vorsebriften des Drehbuches
erzielt werden. Die auf these Art and Weise zusammengestellte
Sendung, fur die der Regisseur verantwortlich ist, wird nunmehr
vom Studio dem Hauptschaltraum zugeleitet.
:Eire weitere Frage: Viele Postangehorige haben schon die
Fernsehansagerinnen auf dem Bildschirm sprechen sehen (s.Titel-
bild) and rich dahei vielleicht gefragt, woher die Ansagerin eigent-
lich wei6, wann sie ,dran" ist. Dazu ist zu sagen, daB selbstver-
standlich fir die Ansage eine Kontrolleinrichtung geschaffen ist,
die unsichtbar fur die Fernsehteilnehmer der Ansagerin den Ab-
lauf des Programms anzeigt. Nehmen wir an, ein Spielfilm hat
das Ende erreicht, so sieht die Ansagerin das Ende des Films auf
ihrem Kontrollgerat, dem sogenannten Monitor. Sie sieht auf
diesem Kontrollgerat ebenfalls, daB sie nunmehr selbst durch
eine Kamera in das Bild gebracht wurde and bekommt von dem
Kameramann das Zeichen zum Sprechbeginn.
Nachdem wir uns vom Studio getrennt haben, gehen wir in
den Hauptschaltraum and sehen dort an einigen Kontrollpulten
die Techniker and Ingenieure sitzen, die fur die technisch ein-
wandfreie Hinausgabe der Sendung verantwortlich sind. Von
diesen Mitarbeitern konnen nochmals das Bild and der Ton
kontrolliert, also z. B. Helligkeitswerte eingestellt and Tonsen-
dungen eingeregelt werden. Ihre Aufgabe ist es also, eine gleich-
bleibende Qualitat der Sendung vom Studio aus zu gewahr-
leisten. Nati rlich sieht sich das fur uns alles sehr einfach an;
denn wir wissen ja noch nicht, daB Bich bier das Nervenzentrum
des Studios befindet.
Die hochwertigen, komplizierten Gerate, die in der Impuls-
zentrale eingesetzt sind (Taktgeber, Kontrollinstrumente, Os-
zillographen usw.), stellen eigentlich jedes fur sich ein kleines
technisches Wunder dar. Wir konnen uns allerdings bier im
Hauptschaltraum mit den vielen technischen Einrichtuhgen
nicht auseinandersetzen.
Wenn die technische Qualitat der Sendung einwandfrei fest-
steht and - sofern notig - geringfilgige Korrekturen getroffen
wurden, geht die Bild- and Tonmodulation weiter an die zentrale
Dezimeterstelle im Turm in Adlershof. Als tYbertragungsweg
hierffir werden Kabel benutzt. Die Dezimeterstelle, ebenfalls ein
Teil der Deutschen Post, ubernimmt das vom Hauptschaltraum
ankommende Signal and gibt es auf einen Dezimetersender.
Dieser Sender setzt das ankommende Signal noch einmal um
and iibertragt es als Modulation seines ausgestrahlten Tragers
zur ersten Relaisstelle bzw. zum Sender, falls es sich um einen
Sender in Berlin handelt. Bei der ersten.Relaisstelle wird das an-
kommende Signal empfangen, von dem Empfanger verstarkt,
an einen neuen Dezimeteluender weitergegeben and zur nachsten
bzw. den weiteren Relaisstellen abgestrahlt. Schliellich gelangt
das hochfrequente Signal fiir? Ton and Bild an die Endstelle, d. h.
an den Standort des Senders. Dort wird das Signal letztmalig
empfangen and dem Ton- bzw. Bildsender zugefuhrt.
Woran erkennen wir rein auferlich eine Relaisstelle ? Die gro-
Ben tellerformigen, senkrecht angebrachten Antennen sind die
untriiglichen Kennzeichen. Im Gegensatz zu normalen bekann-
ten Antennenformen finden wir bier dem- gleichen Zweck die-
nende Parabolantennen unterschiedlicher GroBe. Die Spiegel-
durchmesser betragen in der Regel 11/2 his 21/2 m fur das Ton-
signal and 21/2 oder 4 m fur das Bildsignal. Die Spiegel sind in
ankommender and abgehender Richtung caber Kabel mit den
dazugehorigen Empfangern and Sendern verbunden. Die Re-
laisstelle ist ebenfalls ein Glied des Arbeitsgebietes Fernsehen,
das zur Deutschen Post gehort. Selbstverstandlich gibt es auf
diesen Relaisstellen McBgerate versehiedenster Art and Kon-
trolleinrichtungen, um die Qualitat der ankommenden Sendung
zu priifen. Die dort tatigen Mitarbeiter tragen eine sehr groBe
Verantwortung; denn von ihrer sauberen Arbeitsweise hangt mit
ab, wieweit die am Sender ankommende Qualitat der Modula-
Bild 3. Szeneneinstellung (Nahaufnahme), (Aufn. Werkfoto Peters, Fernseh-
Zentrum)
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r
einen gut organisierten and storungsfreien Betrieb ankommt,
mussen gute Verstandigungsmoglichkeiten zwischen alien Stellen
iuntereinander' bestehen.
Beschaftigen wir fins nunmehr mit deni weiteren Ablauf'der
Ubertragung: Die vom Sender ausgestrahlten Fernseh-Bild- and
Tonsignale werden von der Antenne des.Empfangsgeriites beim
Fernsehteilnehmer ' aufgenommen. Dem Fernsehapparat zuge-
Gelandes, bezogen his zu, einer Entferiiung von 80 100 km
um den Sender. _
Der Fernsehsender,ist'das letzte Glied der Kette technischer
Einrichtungen, die zur Ausstrahlung des Programms erforderlich
sind. Die Verantwortung fur die Fernsehsender ,und fur deren
Betrieb tragt die Deutsche Post. Da es im Fernsehdienst auf'
von' der Hohe der Antenne uber der mittleren Niveaulage eines - . J
ac
auch die Versorgungsbezirke in Karten oder Prospekten als
Kreise eingezeichnet. Die Reichweite einer Senders ist abhangig
Fernsehen - dabeisein
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Juli 1957
Bild 4. Blick in die Regiezentrale
(Aufn. Staatl. Runofunkkomitee)
tion dem Fernsehteilnehmer Tuber den Sender zum Empfang zu- fuhrtwird einmal die hoehfrequente Tonmodulation, die im Ton-
gemutet werden kann. teil des Empfangsgerates umgewandelt and fiber den Laut.-"
Da die \Dezimeter-Relaisstellen in der Regel, recht einsam sprecher des Gerates horbar gemacht wird. Ahnlich wie im Stu-
liegen, ist die Dienstabwicklung sehr erschwert. Es ist den Be- dio die Kamera optisch das. Bild aufnahm and Bann elektrisch
schaftigten haufig kaum die Moglichkeit gegeben, infolge der iii hoehfrequente Impulsezerlegte, erfolgt nun der umgekehrte
Abgeschiedenheit am kulturellen Leben teilzunehmen.. . Vorgang. Dig -von der Antenne dem Empfanger ebenfalls zuge-
DaB eine Dezimetersfation mit einer Eigenstromversorgung fuhrte Bildsignal wird fiber verschiedene Stufen des Emp-
ausgeriistet is't, um im Storungsfall des tYberlandnetzes nicht fingers der Bildrohre zugefuhrt, die ihrerseits in einer bestimm-
auszufallen.und die Fernsehsendung zu unterbrechen, ist eine ten Zeilenzahl.das Originalbild sichtbar macht.
Selbstverstandlichkeit. Die Offnung der Spiegel zeigt in die Rich- Zur Zeit befinderi rich zwei technisch verschiedene Typen von
tung, aus der entwedei das Signal ankommt oder in die es weiter- Empfangsgeraten,im Handel. Die eine ist der-Parallel-Tonemp=
geleitet wird. Die Entfernung der 'Relaisstellen untereinander finger (Leningrad, Rembrandt, Rubens, Clivia, Claudia) and
liegt im Mittel bei 45 km. die andere der Intercarrier-Empfanger (Darer, Format). Zu-
Betreten wir nunmehr eine Fernsehsendestelle, so sehen-wir kiinftig werden Parallel-Tonempfanger nicht mehr hergestellt.
dort zunachst die gleichen Einrichtungen, wie sie auch eine Re- Es ist bekannt, daB die BildgroBe der Empfangsgerate unter-
laisstelle aufweist. Wir. erkennen je einen Richtfunkempfanger sehiedlich ist'und daB rich die Typen mit groBeren Bildschirmen
fur den Ton and fur das Bild. Von dort fi hren Kabel au einem durchsetzen.
Schaltpult, an dem die ankommende Biidmodulation regeneriert Wenn in Vorstehendem der Ablauf, einer Sendung ails dem
werden kann, d. h. 'die Signale werden nochmals verstarkt and Studio geschildert wurde, so. ist sicher bekannt, daB es such so-
moglichst if ihren-Ursprungswert gebracht. Von diesem Kon- genannte Direktube'rtragungen aus den verschiedensten Stadten
trollpult aus, das auch die Uberwacliungseinrichtungen fur den in der Republik gibt. Mit einem"Ubertragungsziug (Bild 5) wird
Fernsehbildsender enthalt,,werden Vorgange am Bild- and Ton-
. zu dem Ort gefahren; von dem axis die Sendung iibertragen wer-
sender beobachtet.'Das vom Dezimeterempfanger aufgenom- den soil. Der Ubertragungszug enthalt in seinen Fahrzeugen'
i. " inene Signal durchlauft die verschiedenen Stufen des Senders sanitliche Einrichtungen, die wir auch im Studio gesehen haben.
and wird endlich von Ton- and Bildsender fiber eine Antennen Er ist, technis'ch gesehen, ein kleines Studio. Die mitgefuhrten
weiche (Diplexer) einer gemeinsamen Antenne zugefuhrt. Kameras werden aufgestellt and sinduber Kabel mit dem Wagen
Es gibe verschiedene Antennenformen. Am bekanntesten wer- verbunden. Darin befinden sich das Kontrollpult, das Mischpult
den die sogenannten Schmetterlingsantennen.and die Einheits- ulid verschiedene,MeBeinrichtungen-sowie ein Dezimetersender,
?feldersein.Die Antennensindin mehrerenEbenenfibereinander der uber einenausfahrbarenAlas tundeineSpezialantenne(Bild6)
am Mast angebracht and besitzen in der Regel theoretisch"eine eine Verbindung zum nachsten festen Relaispunkt oder Fern-
Rundstrahlcliarakteristik. Aus diesem'Grunde findet man viel- sehsender herstellt. Entsprechend dem Einsatzplan befindet
E
h
Bild 5. Fernsehubertragungszug des Deutschen Fernsehfunks (Aufn" Menzel,
. - .. % Leipzig)
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Juli 1957
Fernsehen - dabeisein 169
sich bei der Relaisstelle oder dem Fernsehsender der zum Wagen
gehorige Dezimeterempfanger, der seinerseits das empfangene
Signal an die Normalstrecke abgibt. Wenn z. B. von Berlin aus
ein zentrales Programm fiber alle Relaisstellen an die verschie-
denen Sender ab 19.45 Uhr gegeben wird and eine Ubertragung
aus Dresden um 20.00 Uhr vorgesehen ist, wird die Beendigung
des Normalprogramms aus Berlin auf 19.57 Uhr festgesetzt. Um
den Sender Leipzig, Inselsberg, Brocken, Karl-Marx-Stadt and
Dresden zu modulieren, sind auf dieser Relaisstrecke, also auch
big nach Dresden, die Empfangs- and Sendespiegel in von Berlin
abgehender Richtung geschaltet. 19.57 Uhr wird auf den Relais-
stollen durch Umsehalten die Senderichtung von Dresden nach
Berlin umgekehrt. Die Sender Leipzig, Inselsberg, Brocken, Karl-
Marx-Stadt empfangen also jetzt das Signal aus Dresden. Berlin
ist dann nicht als zentraler Punkt im Deziubertragungssystem
eingeschaltet. Lediglich die Richtung Marlow bleibt unverandert
and erhalt nach wie vor die Modulation fiber Berlin. Es ist ohne
weiteres verstandlich, daB auf diesem Wege der elektrischen
Spiegelumschaltung - ein Empfangsspiegel wird zum Sende-
spiegel and ein Sendespiegel zum Empfangsspiegel - Fernseh-
fibertragungen aus den verschiedensten Orten der Republik
durchgefiihrt werden konnen. Die Beschrankung liegt z. Z. darin,
daB nosh nicht fiberall Dezimeterstutzpunkte aufgebaut sind
and noch nicht im genugenden Umfang fahrbare Ubertragungs-
einrichtungen zur Verffigung stehen. Um diesem Mangel abzu-
helfen, werden alle Anstrengungen unternommen, um durch
Einsatz weiterer technischer Mittel die Aktualitat des Fern-
sehens steigern zu konnen.
Die Entwicklung des Fernsehens ist selbstverstandlich noch
nicht abgeschlossen. Feststehend ist jedoch, daB an der Weiter-
entwicklung and an dem weiteren Ausbau die Deutsche Post
einen entscheidenden Anteil hat. Dieser Umstand ist far jeden
Mitarbeiter der Deutschen Post Verpflichtung, sich fiber diesen
neuen technischen Zweig zu informieren; denn schlieBlich wollen
wir ja ,im Bilde" and damit ,dabeisein"!
ALP. ~~~KNV2N~LCyGLKyStd~~KKy~~
Im Wortschatz unserer Dienststellen sind leider noch allzu-
haufig Gebilde anzutreffen, die mit ?schoner deutscher Sprache"
absolut nichts mehr gemein haben. Es sind Wortschablonen, aus
denen uns die Plattheit geradezu anschreit. Wie schon ist as
doch, z. B. einen ganzen Satz in einem einzigen ung-Wort zu-
sammenquetschen zu konnen; denn die deutsche Sprache macht
es ja so bequem, and Schnell fertig ist man auch. Was steht aber
dann auf dem arglosen Papier? Oftmals eine fatale Neuschop-
fung. ,Zurverfugungstel_hmg" ist eine von diesen oder ,Unter-
beweisstellung". ,Tnbetriebsetzung" eignet sich auch vorzuglich.
Man braucht kein sprachbegabter Experte zu sein, unl zu
merken, dali these gequalten Ffigungen jedes gesunde Sprach-
gefuhl im Keime ersticken. Man ringt bairn Lesen formlich nach
Luft, weil man beffirchtet, ebenfalls von dieser Substantivitis,
der. Hauptwortsucht, angesteckt zu werden. Dabei ist as so leicht,
diese torichte Gepflogenheit zu ignorieren. Wem konnte as
schwerfallen, statt ?ich danke far Ihre Zurverfugungstellung"
zu schreiben ?ich danke, daB Sie zugesagt haben". Kein Loser
wird - zumal or nun darauf hingewiesen worden ist - den letz-
ten Satz fiir schlechter halten, and doch gibt es leider nosh sehr
viele gedankenlose Schreiber, die fur sprachliche and zugleich
stilistische Schonheiten nichts ubrig haben. Sie schreiben, well
das ihr Beruf so mit Bich bringt. Gerade deswegen sollten sich
solche modernen ,Sprachschopfer" mit den Stilgrundsatzen
befassen. Das ist wirklich nicht zuviel verlangt. Ihnen schadet
es nichts, and der deutschen Sprache ware as auBerst zutraglich.
Der geneigte Loser moge nicht glauben, daB rich nur these
eingangs genannten ?ung-Abnormitiiten" in den Schriftstucken
unserer Dienststellen tummeln. Leider finden sick darin auch
solche, die man allzuleicht i1berliest and - an die man sich
schon viel zu sehr gewohnt hat. Wer da glaubt, seinem Mit-
menschen einen Betrag ,in Rechnung stellen" odor das Gehalt
?zur Auszahlung bringen" zu mussen, and weiterhin annimmt,
ein solches Deutsch ware der Weisheit letzter SchiuB, der wird
sich arg enttauscht finden. Wie ware as, wenn wir dafi r einfach
,,berechnen" and ,auszahlen" sagten??
Aber Verzeihung, werter Kollege Sachbearbeiter, Sic df rfen
natfirlich weiterhin Ihre Vorgange in Bearbeitung nehmen. Auch
Ihrem Herrn Vorgesetzten wird as weiterhin gestattet sein, Ge-
nehmigungen zu erteilen. Wie geriete der groBe Postorganismus
ins Wanken, wenn as nicht auch weiterhin gestattet ware, Ver-
filgungen zur Verlesung zu bringen. Natfirlich mfissen auch die
projektierten Postgebaude zur Vollendung gebracht werden,
and die Storungen an technischen Einrichtungen finden auch
ihre Beseitigung.
DaB unsere deutsche Sprache so gequalt wird, ist keine Selten-
heit. Schreiben Sic, verehrter Loser, auch so? Das ware auch
unverzeiblich. Sic wissen selbstverstandlich, dab man in diesem
Palle statt dieser unlebendigen ung-Verbindungen die klang-
schonen Tatigkeitsworter bearbeiten, genehmigen, verlesen,
vollenden and beseitigen verwenden sollte.
Des Guten darf man aber auf diesem Gebiete allerdings nicht
zuviel tun. So ware as falsch, jedes Hauptwort mit der Endsilbe
,,-ung" restlos ausmerzen zu wollen. Aber Sparsamkeit mit ung-
Wortern bleebt die Sprache and macht sie rein.
Deshalb wird man auch verstehen, daB gauze Ketten von ung-
Wortern in einem Satz fabelhaft dazu geeignet sind, die deutsche
Sprache enorm herabzuwurdigen. Bis in tiefste Tiefen wird sie
gesturzt, wenn sich ein Schreiber hinsetzt and seinen Bleistift
zu folgendem Machwerk strapaziert: Der Techniker mull in der
Lage sein, die ordnungsmalige Reinigung and Wartung der
Wahler, die Behebung technischer Storungen and die Uber-
wachung der Signalisierung durchzufuhren. Beschaffung and
Verteilung von Werkzeugen and Ersatzteilen liegen gleichfalls
in seinen Handen.
Warum denn so schwulstig, so fibertrieben gescheit ? Man
kann dasselbe auch so ausdrficken: Der Techniker mull in der
Lage sein, die Wither ordnungsgemall zu reinigen and zu warten,
technische Storungen zu beheben and die verschiedenen Signale
zu fiberwachen. Er hat auch Werkzeuge and Ersatzteile zu be-
schaffen and zu verseilen.]
Jetzt erst hat der Satz Auftrieb and Lesen erhalten, weil er
mit Tatigkeitswortern geschrieben ist. Finden Sic den letzten
Satz nicht auch schoner? Ja, schon, meinen Sic, aber - jetzt
antworten Sie, daB Sic so viele Gesetze and Verordnungen lesen
mussen and daB sich schon in den Uberschriften dazu vielglied-
rige Ketten von ung-Wortern haufen. Leider, kann man da nur
sagen. Vielleicht begreift man in juristischen Kreisen auch bald,
daB schlechte Beispiele gute Sitten verderben. - Doch man
sollte eben nicht zu frfih schimpfen, gibt as doch schon eine wohl-
proportionierte Verordnungs-Uberschrift: die ,Verordnung aber
Herstellen, Betrieb and Besitz von Funksendeanlagen" vom
23. 12. 1954. -rke
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170
Ein Trummerbei Initiative = 28, Wohnun en Die Deutsche Post 2. Jg.
g g Heft 7 Juli 1957
#,LK ~rpfiLN4bK~rb Pg + JKiEiCtfiLP
28 WQhKKKg2b
'
ungsbaugenossenschaft.
Erjahrungen der Arbeilerwohn
,,Deutsche Post Dresden"
Von den Aintern der Dcutschen Post in Dresden wurde im Mary
1955 eine Arbeiterwohnungsbaugenossenschaf t gegrundet, die trotz
schlechter Voraussetzungen sehr gute Erfolge erzielen konnte. Ober
einige Erlahrungen dieser AWG soil hier berichtet werden. ; .
Vor der Grundung- warden zunachst die Wiinsche der Interes-
senten in bezug auf Wohnungsgrof3en, Wohnlage und Ausstattungs-
grad gesammelt und umfangreiche Untersuchungen fiber die. Mog-
lichkeiten der .Erfullung der 20% Eigenleistungen angestellt. 'Wir
nahmen grundsatzlich nur Mitglieder au/, die,bei der Deutschen
Post beschaftigt Sind, obwohl dadurch das Au/bringen der Eigen-
leistungen erschwert wurde; weil.die Deutsche Post so gut wie keine
Bauhandwerker beschaftigt. Als'Eigenleistungen konnten nur die
_Erdarbeiten und ein Teil der Elektro-Installation einschlief3lich
Antennenanlagen einkalkuliert werden. Auf Grund der Verpf Lich-
tungen der Betriebe, Fuhrleistungen zu ubernehmen, und nach Ver-
handlungen mit der Stadt Dresden caber den eigenverantwortlichen
Abbruch der Ruinen ergab sich eine einigermaf3en reale Basis zur
Griindung..
Bei der Grundungsversammlung haben sich von 72 vorangemel.
de-ten Bewerbern nur 22 zumEintritt entschlief3en konnen.-Da.aber
eine Mindestzahl von 50 Mitgliedern fur die Registrierung der Ge-
nossenschaft erforderlich ist, waren mehrere Werbeaktionen unter
den Wohnung suehenden Postiern notwendig. _ Nur durch ein ge-
naues Arbeitsprogramm konnten wir die notwendigen Mitglieder
uberzeugen used gewinnen, so dap unsere AWG im'Juni 1955 regi-
striert wurde and damit ofliziell das_ Licht. der Welt erblickte.?
Die eintretenden Erfolge und das schnelle Erreichen unserer
Ziele brachten'uns eine Starke Nach f rage von Bewerbern. Sic war.
zuruckzufuhren auf die konsequente Durch/uhrung der.gestellten
Aufgaben sowie an/ die laufend verbesserte Arbeitsorganisation
aim/ der Baustelle. Einigeder dabei gewonnenen Er/ahrungen Sind
/olgende:
1. Gewunscht wurden vor allem eine ruhige, aber verkehrs-_
gunstige Wohnlage, eine hochstens 3-4geschossige aufgelockerte
Bauweise; sonnige Wohnungen mit gro f3en und. breiten Fenstern,
-moglichst fur jede Wohnung-ein groper Balkon sowie guteSchall-
und Warmeisolierung samtlicher Geschof3decken.
Nach Verhandlungen mit den stadtischen Dienststellen bekamen,
wir einen uns zusagenden:Bauplatz. Samtliche Wohnzimmer er-
hielten 3 teilige Fenster. Die Balkone wurden so grofi gewahlt, dap
sie auch wirklich zur Entspannung benutzt und von den anderen
Wohnungen nicht eingesehen werden konnen: Fur Blumenschmuck
au l der Balkonbriistung ist alley vorbereitet. Die architektoniseh'e
Gestaltung vermeidet jeden unnotigen Aufwand und versucht nur
mit guten-Proportionen und.aufeinander abgestimmten Farben zu
wirken. Au l die Qualitat und gute 1 Ausstattung der Wohnungen
wird grof3ter Wert gelegt.
2. Die aufzubringenden Eigenleistungen werden, gestaf felt each'
der'Wohnungsgrof3e, festgelegt und Sind dem Genossenscha/ter be-
reits bei Eintritt bekannt. Die Eigenleistungen mussen endgultig
sein, tine nachtragliche Erhohung wegen /inanzieller Schwierig-
keiten dart keineswegs erfolgen. Die Eigenleistungen warden bei
uns nicht nach Standen, sondern nach DM-Betragen festgelegt. Wir
versuchen, soviel wie moglich Arbeiten im Leistungslohn abzu-
rechnen, um den Genossenschaftern Moglichkeiten used-Anreize zu
geben, ihre erforderlichen Eigenleistungen besser und-schneller zu
vollbringen. Arbeiten im Stundenlohn werden mit 2 DM verrechnet.
3. Die Finanzierung dart keines/alls dem Selbstlau/ iiberlassen
.bleiben, sondern muf3 standig gelenkt und kontrolliert werden.
'4. Bei der Enttrummerung von Ruinengrundstilcken ist es un-
bedingt erforderlich, daf3 die.Leistungen der. Genossenschafter von
den-Oberbauleitungen der.Steidte oder sonst mit der Enttrummerung
beauftragten Dienststellen nach den guitigen Preisen der Bauwirt-
schaft vergiltet werden, d. h., daf3 die AWG gegeni ber der'Stadt als
Abbruch/irma auftritt und entsprechend bezahlt wird. Eine Ver-
giltung allein durch die an/allenden Baustof/e ist nich.t rentabel.
Die. Enttrummerungsarbeiten setzen aber voraus, dap die A WG
einen Baufachmann in ihren Reihen hat oder jemanden damit be-
au/tragt, der these Arbeiten - auch wegen der erhohten Unfall-
gefahr - uberwacht. .
1. Das ,Baugeldnde"
2. Trummerberge werden erkundet
3. Beim Enttrummern '
4. Es wird ausgeschachtet
5. Grundsteinlegung fur die ersten 28 Wohneinheiten
6. Die Richtkrone caber dem fertigen Rohbau (Aufn. Berndt, Dresden)
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Die Deutsc a Post 2. Jg.
Heft 7 e Juli 1957
GroBe Freude herrscht beim Richtfest (Aufn-Berndt, Dresden)
5. Die Fahrzeuggestellung fur die AWG. mu/i auf der Selbst-
kostenbasis verrechnet werden. Leider konnte dies in den Jahren
1955 and 7956 nur in anderen Industriezweigen, nicht aber bei der
Deutschen Post' durchgesetzt werden. Bei der Deutschen Post ist
dies bisher' nuribei Sportfahrten moglich. -Wir hof/en, da/3 unser
Ministerium alsbald eine entsprechende Regelung herausgibt.
6. Die Betriebszuschusse Sind ein besonders schwieriges Kapi.tel.
Wegen der "Vielzahl der angeschlossenen Betriebe ist es sehr schwer,
t
an
eine einheitliche'Basis zu kommen. Die Dresdner Post-- and
Fernmeldedmter hatten sich fur 1957 erboten, 4% des Direktor-
fonds fur die AWG.bereitzustellen. Durch die Neuregelung des Di-
rektorfonds ist dies hin/allig geworden. Wir streben nunmehr an,
von en angesciclossenen Betrieben einen Zuschu f3 aus dem zukun f -
tigen Sozialfonds in Hohe von 8% zu erhalten. Selbst dann reichen
die aufkommenden Betrage aber bei weitem Hoch nicht aus, um die
erforderlichen Betriebszuschusse abzudecken. V(5llig"ungeklart sind
die notwendigen Betriebszuschusse fur die haushaltgeplanten Be=
triebe (z. B. IPF, Pro jektierungsburo der "Deutschen Post, Amt
fur, Fernnetze, Revisionsgruppe u. a.). Es muf3 daher eine Hilfe
aus dem Zentrdlen Fonds des MPF erfotgen, um diese fehlenden
Betrage zu decken.
7. Die Erfahl iengen haben gezeigt, dap die Solidaritatseinsatze
der.Amter nicht den erwarteten Erfolg brachten. Sie lagen im Jahre
1956 iveit hinter, den Einsdtzen des Jahres 1955 zuruck. Bei alien
AWG, bei denen im Finanzierungsplan diese Solidaritatseinsatze
alsjivesentlicher Faktor erschienen, zeigien Bich Mif3erfolge. Bei der,
Finanzierung der 20%igen Eigenleistungen entfallen in Dresden
nur rd. 2% au f Solidaritatseinsatze der.Amter, d. _h. rd. 0,4% der
Gesamtbauko`te'n. Die Einsatzefur das:Nationale Aufbauwerk
mussen 1957 wiede) verstdrkt werden and sollten 'niche auf betriebs-
freinden Au/baustellen, sondern bei der AWG der Deutschen Post
abgeleistet werden. Die Arbeitseinsatze rnussen gut organisiert sein,
dasnit der finanzielle Gewinn auch moglichsst' gesichert ist. Jeder
nichtorganisierte Einsatz bringt finanzielle Verluste:
8. Bei der Zusammensetzung des Vorstandes and der Revisions
komrriission ist.unbedingt anzustreben, daft ein Baufachmann and
ein Finanx f achmann unser den Mitgliedern sind.Bei alien gro fleren
AWG macht sick die Freistellung Oder Bezahlung'einer hauptamt=
lichen Kraft, ndtwendig.
Bei unserer AWG sind der 1. and 2..Vorsitz'ende Baufachleute,.
died anderen Mitglieder setzen sich zusammen aus einem? Finanx
buchhalter; einem Dienststelienleiter and einem Fernmeldetechniker.
Die Rev isionskommission 'besteht aus einem Finanzbuchhalter,
einem Baufachmann und einer Angestellten des Fernmeldeamtes.
T ,,iIr sind in'der;gliieklichen Lage, dap der Vorstand nicht nur als
Bauherr au f tritl sondern zugleich das Baugeschehen von der. Vor-
pianung Aber den Entwurf bis zur Bduleitung and Abrechnung in,
derv Hand_"hat. Was das bedeutet, werden alle anderen AWG er-
me Isen konnen; die die Projektie'rung, Bauleitung"und" Bauuber-
Ein Trummerberg + Initiative 28 Wohnungen
wachung,genossenschaf is f rmden Kraf ten gegen . Bezahlung uber-
tragen mu flten.
9. Die Genossenscha f ter mussen den Bauablau f nicht nur auf der
Baustelle erleben, sondern auch bereits bei der Planung mitarbeiten:
Sic . sollen sich bei den Ausschachtungsarbeiten bereits eine Vor-
stellung von ,ihrer zukanftigen Wohnung" machen kons en and
auch die Moglichkeit haben, daf3 ihre kleinen individucilen Wiinsche
beriicksichtigt werden.
Das System der tiVohnungsverteilung mu/i festliegen. Der Ge-
nossenschafter muf3 die Moglichkeit haben, durch gate und'schnelle
Erfullung seiner Eigenleistungen den Termin' fur die Fertigstellung
seiner Wohnung mitzubestimmen. Der Erfidlungsstand seiner Lei-
stungen ist neben dem Eintrittsdatum bei uns ma/Igebendi fur die
Wohnungsverteilung. I ? .
10. ?Einen wichtigen Faktor stellt.das Vertrauensverhaltnis zwi-
schen den Genossenschaf tern and dem Vorstand dar. Es ist mitunter
wegen der Baustoftversorgung and -des Arbeitskraftemangels im
Baufach fur den Vorstand sehr schwierig, die gesteckten Ziele zu
erreichen. Aber es hat sich.gezeigt, daft irotz aller Term inschwierig-
keiten durch eine offene'Aussprache. in den, Voliversammllungen,
durch eine objektive Beantwortung aller Fragen and durch einen
standigen Kontakt mit den Genossinschaftern dieses Vertrauens-
verhdltnis bei Terminiiberschreitiengen oder bei anderen nicht-
erfutlten Vorhaben nicht verlorenzugehen braucht, sondern im
Gegenteil gerade durch die auftretenden Schwierigkeiten Hoch ge-
f estigt werden kann. 'Nachdriicklich gewarnt widen mu f3 vor allzu
optimistischen Terminen fur das Fertigstellen 'der Arbeiten, vor
einer Untersch.atzung der Schwierigkeiten and vor jeder?I Schon-
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500 Worte fiber Kunststoffe
Einige Richtlinien und Erfahrungen, die der Arbeit der AWG
'der Deutsehen Post' zugrunde liegen, sind hier geieigt worden. Es
hat sich erwiesen, daf3 die Genossenschafter unter diesen Voraus-
setzungen ihre vprhaltnismafiig- sehr hohen Eigenleistungen mit
bestem Erfolg und verhaltnismaf3ig kurztristig geschaf ft haben. Das
sichtbare Ergebnis ist, dap statt der urspriinglich geplanten'12 Woh-
nungseinheiten f fir 1956 bereits 28 Wohnungseinheiten bezogen sind
und daf3 sich weitere 44 Wohnungseinheiten im Rohbau be/indent`
die auch noch Ende 1957 f ertiggestellt sein sollen. Wahrend wir
an f angs Mitglieder werben mu f3ten, werben heute unsere Bauten /fir
-uns. Zeitweilig waren wir sogar gezwungen, Aufnahmesperren- ein-
zufuhren, weil ivir die Zahl der Mitglieder mit den moglichen Bau-
kapazitaten- abstimmen.
Gerhard Kistenmacher,
1. Vorsitzender der AWG Deutsche Post Dresden
stoffe chemisch unizuwandeln und Produkte mit neuartigen
Eigenschaften zu geiinnen (Hartgummi, Vulkanfiber, Zellu-
loid). Im Laufe der Jahrzehnte gesellten sick fast unzahlige auf
chemischem Wege hergestellte Werkstoffe daze. Im Gegensatz
zu den herkommlichen Werkstoffen, die uns von der Natur un- -
mittelbar odor in Form von Erzen geliefert werden, bandelt es
sick hierbei um Materialien, die das Ergebnis chemischer For-
schung und technischen Fortschritts sired. Man bezeichnete these
-dutch die Kunst der Menschen hergestellten Werkstoffe als
,,Kunststoffe".
Diese allgemeine Begriffserklarung, ist durch den Deutechen
NormenausschuB prazisiert. worden. Nach DIN :7708 _werden
unter Kunststoffen Materialien v_erstanden, deren,wesentliche
'Bestandteile aus solchen makromolekularen organischen Ver-
bindungen bestehen, die synthetisch oder durch Umwandlung
von Naturprodukten entstehen. Sic sind in der Regel bei derVer-
arbeitung unter bestimmten Bedingungen plastisch formbar
oder plastisch geformt.worden. Man nennt sie daher haufig auch
Plaste.
-Faserstoffe, Kautschukprodukte, Lacke und Leime rechnet
man nicht zu den Kunststoffen im engeren Sinnb, wenn sie auch
aus den gleichen Grundstoffen wie die typischen Kunststoffe
bestehen.
Die Deutsche Post 2. Jg:
Heft 7 ; Jul! 1957
Sind wir.bei den ,,natiirlichen" Werkstoffen an das gebunden,
was uns die Natur liefert, so konnen wir uns bei~den Kunststoffen
von diesem Zwang-weitgehend frei machen. Durch Steuern des
Herstellungsprozesses haben wir es in der Hand, die Eigen-
schaften der Kunststoffe dem, technischen Fortschritt anzu-
passen.
Rohstoffe (Kohle, Kalk u. a.) liefert uns die_Kohlenstoff.-
chemie aiusreichend und billig.
Den vielfaltigen Eigenschaften.-der Kunststoffe entspricht
.ihre tausendfache Anwendung, wie es uns aus dem taglichen
Leben bekannt ist.-En.tscheidend haben sie auch als Isolierstoffe
zur Eniwicklung der Fernmeldetechnik beigetragen.
Welche Eigenschaften sind es, die uns die Kuriststoffe beson-
ders wertvoll erscheinen lassen?
Kunststoffe konnen flussig, weich, gummielastisch, hornartig
oder hart sein. Einige'der festen Kunststoffe werden bei Erwar-
mung weich und formbar (Polystyrol, Polyvinylchlorid u. a.).
Man nennt sic Thermoplaste. Andere sind im Endzustand un-
schmelzbar und unloslich (Phenoplaste u. a). Sic heiBen Duro-
plaste. Manche Kunststoffe sind glasklar, andere milchig tri b
odor farbig. Sic leiten die Warme schlecht, sind leicht and in der
Regel gegen chemische und Witterungseinflusse bestandig. So-
weit es die Fernmeldetechnik betrifft, sired die zum Teil hervor-
ragenden Isolationswerte und die geringen Verluste in elektri-
schen Wechselfeld bemerkenswert (Polystyrol, Polyathylen).
Fur die Massenfertigung ist die leichte Verformbarkeit wichtig.
Durch Spritzen, Pressen und GieBen lassen'sich auch kompliziert.
gefornite Bauteile sowie Platten, Filme und Profile einfach und
wirtschaftlich herstellen. - i
Fur mechanisch hochbeanspruchte Konstruktionsteile sind
Kunststoffe in der Regel' weniger geeignet.
Die Formbestandigkeit in der Warme ist gering. Nur wenige
Kunststoffe- sind bei langerer Warmeeinwirkung fiber 100? C
brauchhar.-
Wie erklart sichdie Vielfalt-der Eigenschaften, die bei Kunst-
stoffen schier unerschopflich zu sein scheint??
Das Geheimnis der Kunststoffe ist in ihrem Feinbau zu
suchen, und- zwar im Aufbau ihrer Moleki le. Bestehen i blithe
Stoffe . ' auchdie moisten Ausgangsstoffe fur Kunststoffpro-
dukte - aus Molekiilen geringer Lange mit nur wenigen Atomen,
so setzen sick die Molekule der Kunststoffe aus Tausenden von
Atomen zusammen. Diese Riesen- oder Makromolekiile bilden
sick, indem sich die kurzen Molekule der Grundstoffe im Zuge der
chemischen Umsetzung ziu Ketten zusammenschlieBen (Bild).
SOO Wort AGO, oJKbistseO4gO'
Vor etwa 100 Jahren gelang es erstmalig, organische Grund-
'i Baustein
[MolekuU -
desAusgangsstoNes
Rresenmolefr i. des, Kunststoffes Polystyrol,
Kohlenstoffatom ' ? -Wasserstoffatom
Riesenmolekiil tines Kunststoffes (nach Hausen)
Die Lange der Kettenmolekiile und ihre Verkniipfung unterein-
ander durch Atombrucken lassen sich durch den chemischen
ProzeB steuern. Sic bestimmen mit ihren unzabligen Moglich-
keiten das wesentliche Verbalten, des Endproduktes.
Willi Rower,. Halberstadt
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Juli 1957
Post- and Fernmeldewesen im Kapitalismus
Sind die Einrichtungen des Post- and Fernmeldewesens im Kapitalis-
mus staatliche Verwaltung oder staatskapitalistisches Unternehmen?
Von Dr. Reinhard GOTTNER, Dresden
Auch in der Bundesrepublik wird das Haushaltgebaren der
staatlichen Verwaltungen der Kontrolle parlamentarischer Or-
gane unterstellt. Da die Deutsche Bundespost offiziell als staat-
liche Verwaltung gilt, wurde demzufolge ein entsprechendes Or-
gan, der Verwaltungsrat, geschaffen. Er unterseheidet sich aber
von einem burgerlich parlamentarischen Rat.
Dieser Verwaltungsrat kann - was seine Funktionen an-
belangt - ungefahr snit dem Aufsichtsrat einer Aktiengesell-
schaft verglichen werden. Seine Aufgaben sind im ? 12 des Ge-
setzes fiber die Verwaltung der Deutschen Bundespost (Post-
verwaltungsgesetz) vom 24. 7. 1953 festgelegt worden. Sie er-
strecken rich vornehmlich auf dieFeststellung des Voranschlages,
die Genehmigung des Jahresabschlusses and die dazugehorige
Entlastung, die BeschluBfassung uber die Gewinnverwendung
bzw. die Deckung eines Verlustes, die Entscheidung uber die
Einfiihrung neuer, die Anderung oder Einstellung bestehender
Dienstzweige, die grundlegende Umgestaltung technischer.An-
lagen, das Festlegen der Bedingungen fur die Benutzung der
Einrichtungen des Post- and FernmAdewesens sowie die Ge-
buhrenfestsetzung. Die Rechte des Ministers (des obersten Lei-
ters dieses staatskapitalistischen Unternehmens) gehen aber
weiter als die eines Generaldirektors einer Aktiengesellschaft.
Er kann auf Grund des ? 13 des Postverwaltungsgesetzes inner-
halb von 4 Wochen gegen die Beschliisse des Verwaltungsrates
die Entscheidung der Bundesregierung herbeifuhren. AuBerdem
kann der Verwaltungsrat grundsatziich gegen den Widerspruch
des Bundesministers fur das Post- and Fernmeldewesen keine
Erhohung der vorgesehenen Ausgaben and keine Malnahmen
beschlieBen, die eine Verminderung der geplanten Einnahmen
zur Folge haben. Diese Einschrankungen der Rechte des Ver-
waltungsrates resultieren daraus, daB seine Mitglieder keine Ak-
tionare sind. Wenn man vom Fremdkapital and dem dabinter-
stehenden Einflul3 absieht, ist der Bund - um mit den Worten
des ehemaligen Bundespostministers Dr. Balke zu sprechen -
der alleinige Aktionar. Insofern ist bei diesem staatskapitali-
stischen Unternehmen die gewisse Einschrankung der Rechte
des Verwaltungsrates gerechtfertigt.
Die Mitglieder des Verwaltungsrates setzen sich zusammen
aus je 5 Vertretern des Bundestages, des Bundesrates sowie der
Gesamtwirtschaft. Dabei sollen gemaB Postverwaltungsgesetz
insbesondere die Spitzenverbande der Wirtschaft, d. h. also die
Unternehmerverbande der Monopolisten vertreten sein. AuBer-
dem gehoren diesem Rat Sieben Vertreter des Personals der
Deutschen Bundespost and zwei Sachverstiindige an. Durch
these Zusammensetzung ist ein betrachtlicher EinfluB der Wirt-
schaftsverbhnde and der hinter ihnen stehenden Monopole auf
das Betriebs- and Finanzgeschehen der Deutschen Bundespost
gewahrleistet. Um aber ganz sicher zu gehen and nur den herr-
schenden Kreisen genehme Mitglieder in den Verwaltungsrat
aufzunehlnen, erfolgt ihre Ernennung gemaB ? 7 des Postver-
waltungsgesetzes durch die Bundesregierung.
Wenn man den Verwaltungarat.der Deutschen Bundespost
mit anderen Aufsictltsgremien der Monopolverbande vergleicht,
so konnen bestimmte Analogien festgestellt werden. Die Unter-
schiede, die sich ergeben, beruhen im wesentlichen darauf, daB
es sicb beim Verwaltun.gsrat der Deutschen Bundespost um ein
Organ eines staatskapitalistischen Monopolunternehmens han-
(Forlselzung and Schlu/1)
delt, wahrend die anderen vergleichbaren Rate Aufsichtsorgane
privater Monopolgesellschaften sind. Auf jeden Fall beweisen
das Vorhandensein and die Aufgaben des Verwaltungsrates der
Deutschen Bundespost erneut den staatskapitalistischen Cha-
rakter dieses Unternehmens.
Kapitalbeschaffung and Gewinnerzielung
Der Charakter des selbstandigen wirtschaftlichen Unterneh-
mens wird noeh durch die MaBnahmen zur Kapitalbeschaf-
fung hervorgehoben. Die Verschuldung der Deutschen Bundes-
post hat in den letzten Jahren immer mehr zugenommen. I1n
Rechnungsjahr 1955 zahlte'sie allein 411 Millionen DM Zinsen
(bei einem Anlagevermogen - It. Bilanz vom 31. 12. 1955 - von
4387,9 and einem Umlaufvermogen von 386,5 Millionen DM).
Wahrend der Anteil des Fremdkapitals am Gesamtkapital sich
1951 noch auf 33% belief, betrug er Ende 1955 55%. (Die Deut-
sche Reichspost dagegen hatte niemals mehr als 20% Fremd-
kapital.)
Die Deutsche Bundespost verfolgt mit ihrer Tatigkeit die Er-
zielung eines Gewinnes. ?Die Auffassung, daB die Post kein
Gewerbebetrieb ist, ist fruher damit begrundet worden, daB ihr
die Gewinnerzielungsabsicht fehle. Diese Begrundung wird sich
aber nicht aufrechterhalten lassen. Es darf nicht fibersehen
werden, daB der Staat aus dem Betrieb der Post in Form der
Ablieferung eines Prozentsatzes der Betriebseinnahmen einen
finanziellen Nutzen zieht, d. h., daB auch die Post fur den Staat
eine Einnahmequelle darstellt. Man wird also nicht behaupten
konnen, daB der Post die Gewinnerzielungsabsicht fehle."ls)
Dabei ist jedoch zu beriicksichtigen, daB auch bei der Deutschen
Bundespost die Gewinnerzielungsabsicht in bestimmten Fallen
in den Hintergrund tritt, beispielsweise bei der Versorgung des
flachen Landes mit Post usw. Allerdings spielen bei solchen
wenig Gewinn oder nur Verlust bringenden MaBnahmen auch
vor allem politische Grande eine Rolle, z. B. bei der Verbesse-
rung der Rundfunk- and Fernsehversorgung (um die Ideologic
der herrschenden Klasse gunstiger an die gesamte Bevollcerung
herantragen zu konnen) oder ganz offensichtlich bei Investi-
tionen fur militarische Zweeke19)
Der Gewinn war in den letzten Jahren - bezogen auf das
eigene Kapital der Deutschen Bundespost - ganz betrachtlich.
Die ?Deutsche Zeitung and Wirtschaftszeitung" stellte am 21. 4.
1954 fest, ?daB der Bund sein im Postbetrieb investiertes Sonder-
vermogen von z. Z. 1,8 Milliarden DM im abgelaufenen Jahr mit
11% verzinst erhielt -- eine in der Postgeschichte nur im letzten
Krieg erreichte Quote". Im Jahre 1955 erzielte die Deutsche
Bundespost trotz der starken finanziellen Belastungen, denen
Handworterbuch des Postwesens, Frankfurt (Main) 1953, S. 759/760.
Laut einer Mitteilung der in West-Berlin erscheinenden Zeitung ?DieWelt"
in ihrer Ausgabe vom 15. 9. 1956 wird die Deutsche:sundespost in den nlich-
sten drei Jahren mit 750 Millionen Dbl. Investitionsmitteln ein besonderes
Fernmeldenetz fur die Bundeswehr and die sogenannte Zivilverteidigung ein-
richten.
Wie Dr. Garbe als offizieller Vertreter des Bundespostministeriums am
26. U. 1956 and ether Westberliner Pressekonferenz bekanntgab, ist von den
fur 1957 fur das Fernmeldewesen'der Deutschen Bundespost vorgesehenen In-
vestitionsmitteln ein betrachtlicher Anteil vom ?Zivilprogramm" fur ,Ver-
teidigungsaufgaben" abgezweigt worden. Von den ursprunglich geplanten
700 Millionen DM verblieben nur 450 fur das ?Zivilprogramm". 250 Millionen
DM dienen hingegen der Aufriistung. (Vergl.,,Neues Deutschland" vom 28. 11.
1956.)
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174 Post- und Fernmeldewesen im Kapitalismus
Postunternehnien
Fur den Arbeiter, Angestellten oder unteren Beamten ist es
im Grunde genommen gleichgultig, ob er,in einem privatkapita-
?listischen oder in einem staatskapitalistischen Unternehmen
ausgebeutet wird. Das Kapitalverhaltnis besteht im
staatskapitalistischen und im privaten Betrieb. Auch im Post-
end Fernmeldewesen der Bundesrepublik sind Beweise fur die
Ausbeutung der Arbeiter, Angestellten und Beamten vorhanden.
Die Aneignung des von ihnen erzeugten Mehrwertes durch das
staatskapitalistische Unternehmen und damit das Vorhanden-
sein des Alisbeutungsverhaltnisses bestatigen erneut die
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Juli 1957
sie ausgesetzt war, neben der Ablieferung an den Bonner Staats- Richtigkeit der Feststellung, daB es sich bei der Post nicht um-
haushalt in Hohe von 238,7.einen Reingewinii von 158,8 Mil- eine staatliche Verwaltung, nicht um einen Toil des gesellschaft-
lionen DM20). Diese Ergebnisse waren nur moglich durch eine lichen Uberbaues handelt.Gesteigertes Arbeitstempo, erhohte
intensive Heranziehung der Arbeiter, Angestellten und unteren Arbeitsintensitat, Verlangerung des Arbeitstages, Bezablung
Beamten zur Arbeit. Sie erzeugten den Mehrwert, von dem rich der Ware Arbeitskraft unter ihrem Wert usw., kurz gesagt, die
ein Toil in den eben genannten Betragen darstellt. . vielfaltigen Former der Ausbeutung zeigen den Klassencharak-
Die Tatigkeit einer eigentlichen Verwaltung kann aber auf ter soldier Monopole. Sie kennzeichnen sie unter den hier erlau-
terten Bedingungen eben als staatskapitalistische Postunter-
eine derartige Aufgabe nicht abgestellt sein. Neben der aus-
schlaggebenden Tatsache des Vorhandenseins materieller Pro- nebmen. Im folgenden sollen einige Beispiele aus der acht weik
duktion imPost- undFernmeldewesen beweist also auch die-wirt-. ? der Deutschen'Bundespost fur these Feststellung gebracht wen-
schaftliche Lage, daB es sick nicht umeine staatliche Verwaltung,' den. Gleichzeitig sind damit einige Auswirkungen der erwahnten
MaBnahmen verbunden worden. - c
sondern um ein staatskapitalistisches Unternehmen handelt.
GemlB. Bundesbeamtengesetz, ? 72, Absatz 2, ist der Beamte,
Die Ausbeutung der Beschaftigten durch das staatskapitalistische ,verpflichtet, ohne Entschadigung iilier die regelmaBige Arbeits-
zest Dienst zu tun, wenn die dienstllchen Vernii nisse es er-
fordern. Wird or dadurch erheblich mehr beansprucht, so ist
ihm nach Moglichkeit Dienstbefreiung zu anderer Zeit zu ge-
wahren." Von dieser Moglichkeit der Verlangerung des Ar-
~beitstages, ohne daB fur die staatskapitalistische Post zusatz-
liche Ausgaben entstehen, wird fur die?produktiv beschaftigten
Beamten der Post in der Bundesrepublik. reger Gebrauch ge-
macht. Als Folge davon rind' bei den moisten Postamtern ins-.
gesamt Tausende von Uberstunden abzugelten. Allein
aoi Vgl.. Schubel, ?Der JahresabschluB der Deutschen Bundespost ffir das
Bechnungsjahr 1955", Zeitschrift fur das Post- und Fernmeldewesen, Jahrg.
1956, 5.570/571.
Die Gutezeichen des Deutschen Amtes fur Ma-
terial- und Warenprufung (DAMW) und des
Deutsc hen Amtes fur Maf3 und Gewicht (DAMG)
Die Erteilung der Gutezeichen setzt -die Einhaltung der TGL-,
DIN-,, VDE- und sonstigen Schutz- and Sicherheitsvorschriften
voraus. Au fferdem mussen die Erzeugnisse? in Material, Be- und
Ver/irbeitung, Oberildche, Konstruktion, F,unktion usw. den Qua-
litdtsanspriichen genugen. .
Folgende Gutezeichen werden verliehen:
feststehende mittlere Spind hat eine Lange von 113 cm, die Fach- - -
tiefe betragt 25 cm_ Per Tisch ist auBerdem noch mit sechs
Schubkasten ausgestattet, in denen Vorbindezettel, Ladelisten
uhd Nachschlagewerke untergebracht sind. lie Tischplatte vor
dem Verteilspind ist halbkreisformig ausgeschnitten, so daB bei
der Briefverteilung im Sitzen jedes Fach bequem erreicht werden
kann.
Heinz Vogel,.
HPA Wittenberg-Lutherstadt
"Nicht neu -. aber zweckmii ig
Zur Erleichterung des Brief verteildienstes,hat das HPA. Wit-
tenberg-Lutherstadt einen Briefverteilspind (Bild) anfertigen
lassen, mit dessen Hilfe die Briefsendungen im Sitzen verteilt
werden konnen.. Besonders fur altere Kollegen, Schwerbescha-
digte oder Frauen bedeutet dies eine groBe Erleichterung. Da
das Stehen auf einer Stolle nach cinigen Stunden sehr ermudend
auf den ganzen Korper wirkt, hat diese Methode .wesentlichen
EinfluB auf die Arbeitsleistung. Natfirlich kann die Arbeit an
dieseni Spind auch im Stehen ausgeffihrt werden. -Dem Verteiler
bleibt es also selbst uberlassen, in welcher Stellung er seine Arbeit
entsprechend seiner korperlichen Konstitution ausffihren' will.
Der Spind.umfaBt insgesamt 90 Facher, davon besitzen die
beiden schweilkbaren Seitenteile j e 25 und das Mittelteil 40 Stuck:
Die Lange des Verteilspindes betragt 200 cm, seine Breite 90 cm,
die. Hohe 84 cm. Die schwenkbaren Teile sind je 71 em lang; der
fur Spitzenerzeugnisse des Weltmarktes
fur Qualitatserzeugnisse, die alien Anforderungen
nach dem Stand der Technik and den Wiinschen
der Verbraucher entsprechen,. f ii,r die keine Klassi-
fizierungsmerkmale bestehen
fur Erzeugnisse mit Behr guter Qualitat - fiber
denim Durchschnitt des Weltmarktes -
fiirErzeugnisse mit gulerQualitdt - dem Durch-
schnitt des. Weltmarktes entsprechend
fur Erzeugnisse mit ausreichender Qualitat
Fie unsere Leser sicker bereits bemerkt haben, fuhrt auch ?Die Deutsche Post"
seit Dezember 1956 das Gutezeichen Fur Qualitatserzeugnisse. Diesel Gute-
zeichen ist unterhalb des Inhaltsverzeichnisses in jedem Heft unserer Zeit-
schrift abgedruckt. Bedaktion and Druckerei sind bemuht, sick these Aus-
zeichnung zu erhalten. -
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Juli 1957
beim Bahnhofspostamt in Heidelberg waren im Juli 1955 noch
rund 500, bei einem Dortmunder Postamt im August 1955 noch
rund 10000 Uberstunden zu verguten. Da in der Regel nicht ge-
ndgend Vertreter zur Verfiigung stehen, kann in vielen Fallen
gar keine Freizeit fur die geleisteten Uberstunden gewahrt
werden.
Diese Regelung trifft aber nicht nur fur die Beamten zu, son-
dern faktisch ebenfalls fur die Angestellten and die Arbeiter im
Postbetrieb (jedoch nicht fur Fernmeldebau-Handwerker and
Arbeiter in Werkstatten). Das fat darauf zuri ckzufiihren, daB
die Angestellten auf Grund der Tarifbestimmungen Uberstunden
erst dann bezahlt bekommen, wenn diese mehr als 3 Wochen zu-
sammenhangend geleistet and schriftlich angeordnet worden
sind. Fur die vollbeschaftigten Arbeiter (von den genannten
Ausnahmen wird abgesehen) regelt sich die Arbeitszeit each den
Bestimmungen fur die Beamten. Ala Folge davon erhalten die
Arbeiter vom staatskapitalistischen Postunternehmen in der
Regel nur den Uberstundenzuschlag bezahlt, aber nicht die Mehr-
arbeit selbst. Im Weihnachtsverkehr werden Pauschalvergiitun-
gen angewiesen. In manchen Jahren gelten diese aber nur einen
Teil der wirklich geleisteten Uberstunden ab. Im Weihnachts-
und Neujahrsverkehr 1956/57 wurden uberhaupt erstmalig
Uberstundenvergiitungen an Beamte and Angestellte gezahlt.
Die verstarkte Ausbeutung der Beschaftigten durch das staats.
kapitalistische Postunternehmen zeigt sich besonders auch bei
den jugendlichen Arbeitern, Angestellten and Beamten. Bei
der Deutschen Bundespost gilt nicht der Grundsatz ,gleicher
Lohn fur gleiche Arbeit". Jugendliche Arbeiter erhalten vor Voll-
endung des 16. Lebensjahres nur 60% des Grundlohnes. Erst
3rach Vollendung des 20. Lebensj ahres wird ihnen der volle Grund-
lohn gezahlt. Jugendlichen Angestellten wird mit 16 Jahren 50%
lid erst mit 24 Jahren die volle Grundvergiltung zugebilligt.
Ausgelernte Postjungboten bekommen wahrend des sogenannten
Vorbereitungsdienstes (6 Monate) 130 DM monatlich and in den
ersten Jahren der Anstellung als auBerplanmaBige Postschaffner
such noch nicht das volle Grundgehalt der Gehaltsgruppe A 10 b
(Postschaffner).
Dartiber hinaus wurden in den Jahren 1954 and 1955 35000
Arbeiter der Deutschen Bundespost mit Beamtentatigkeit des
einfachen Dienstes and einige tausend im mittleren Dienst be-
schaftigt. Etwa 40000 Beamte waren auf holier bewerteten Ar
beitsplatzen eingesetzt and erhielten nicht die ihren Leistungen
entsprechende Bezahlung. Nach Angaben der westdeutschen
Gewerkschaftszeitschrift ?Deutsche Post" (Nr. 2/1955) soli das
staatskapitalistische Postunternehmen allein durch solche MaB-
nahmen jahrlich 75 Millionen DM an Lohnkosten ,einsparen".
Erhohte Leistungen - gesteigerte Arbeitsintensitat
Von 1950 his 1955 stiegen die Leistungen des Post- and Fern-
meldewesens in der Bundesrepublik um 51,6%. Die Anzahl der
Beschaftigten wurde dagegen nur um 18,5% erh6ht21). ,Seit der
Wahrungsumstellung diirfte sich das output` je Beschaftigten
um ein gutes Drittel gehoben haben."22) Deutlicher ala mit vor-
stehenden Worten kann man die reale Lage bald nicht zum Aus-
druck bringen.
Einen Uberblick fiber die Leistungssteigerung bei der Deut-
schen Bundespost geben auch folgende Aufstellungen:
Steigerung wichtiger Leistungen der DBP von 1950-195523)
1. Halbj.
1950
1951
1952
1953
1955
Beforderte Brief-
sendungen . . . .
100
107
117
135
144
Beforderte Paket-
sendungen . . . . .
100
104
112
162
131
Ortsgesprache. . . . .
100
109
116
132
145
Ferngesprache . . . .
100
111
124
152
164
Arbeitskraftebestand
100
103,6
109,5
116,1
118,5
Steigerung der Leistungen der Deutschen Bundespost je Be-
schiiftigten24)
1946/49 100 %
1950 106 %
1951 108 %
1952 112 %
1953 113 %
- 1954 117 %
Das bedeutet, daB die Beschaftigten - auch unter der Vor-
aussetzung verschiedenartiger technischer Rationalisierungs-
maBnahmen - jedes Jahr mehr leisten miissen. Diese Zahlen
offenbaren die zunehmende Intensivierung der Arbeit
bei der Deutschen Bundespost. Hierbei mull man ferner die
durch RationalisierungsmaBnahmen erzielten Einsparungen
an Arbeitskraften berilcksichtigen. Nach offiziellen westdeut-
schen Angaben handelt es sich im Zeitraum von 1950-1955
(erstes Halbjahr) um 5,5% der Gesamtdienstpostenzahl des
Jahres 195025).
Unter diesen Umstanden ist es nicht verwunderlich, daB Ver-
treter des Bundespostministeriums gezwungen waren, be-
stimmte Folgen der Intensitatssteigerung offiziell festzustellen.
H. Jankun erklarte z. B., daB ein groBer Teil der bei der Dent-
schen Bundespost beschaftigten Arbeitskrafte im Alter von 61
his 65 Jahren ?den hohen Anforderungen des Post- and Fern-
meldedienstes im allgemeinen nicht mehr gewachsen and des-
halb gezwungen ist, vorzeitig aus dem Dienst auszuscheiden"26).
Fur das Jahr 1956 gab der gleiche Vertreter des Bundespost-
ministeriums folgende Perspektive:
,,Wahrend also mit einer durchsehnittlich urn 8 v. H. hohe-
ren Arbeitsleistung gerechnet wird, fat der vorgesehene
Personalstand in den arbeits- and lohnintensiven Dienst-
zweigen des Postdienstes i. D. nur um 3,6 v. H., in den stark
automatisierten and kapitalintensiven Dienstzweigen des Fern-
meldedienstes i. D. sogar nur um 0,9 v. H. hoher veran-
schlagt als im Vorjahr. Ein erheblicher Teil des Kriifte-Mehr-
bedarfs entfalit hiervon zudem noch auf den notwendigen zu-
satzlichen Bedarf an Vertretern, der sich bei voller Auslastung
der Betriebskrafte aus der geringer werdenden Ubertragungs-
moglichkeit and aus den hauf igeren and langer dauernden
Krankheitsausfallen ergibt, so daB der eigentliche
Kraftemehrbedar# fur die steigenden Betriebsleistungen
auch fur 1956 im Fernmeldedienst in vollem Umfang and im
Postdienst zu einem erheblichen Teil aus den fur 1956 er-
warteten Rationalisierungserfolgen gedeckt werden
mull."27)
Auch fur 1956 geht also offensichtlich ein groBer Teil der Lei.
stungssteigerung zu Lasten der unteren Beamten, Arbeiter and
Angestellten. Von ihnen werden grollere Arbeitsleistungen ver-
langt. Das Arbeitstempo wird gesteigert, and als Folge davon
treten haufigere and Langer dauernde Krankheitsfalle sowie frtih-
zeitige Invaliditat ein. Selbst wenn man bei dieser Analyse be-
riicksichtigt, daB gerade in den letzten Jahren das Post- and
Fernmeldewesen der Bundesrepublik z. T. mit selrr hohem Ka-
s') Vgl. ,Westdeutschland: Wiederaufrilstung and Kriegsfolgen verschlingen
70% des Staatshaushalts fur 1956", in ?lnformationsbulletin der Internatio-
nalen Vereinigung der Gewerkschaften der `Verktatigen des offentlichee
Dienstes and verwandter Berufe", Heft 5/6, Jahrgang 1956, Seite 47.
as) Dr. Garbe, ,Die Bundespost als wirtschaftliches Unternehmon", Zeit-
schrift fur das Post- and Fernmeldewesen, Jahrgang 1956, S. 418.
") Siehe Fu6note 21.
'") Berechnet unter Zugrundclegung der wichtigsten Leistungen der Deutschen
Bundespost, die vom Verfasser mit Hilfe von Koeffizienten vcrgleichbar ge-
macht wurden. Als Quelle dienten Zahlenangaben im ,Geschfiftsbericht der
Deutschen Bundespost fiber das Rechnungsjahr 1954", Seite 19.
85) IT. Jankun, ?Die Personalwirtschaft der Deutschen Bundespost im Zeichen
der Rationalisierung", Zeitschrift fdr das Post- and Fernineldewesen, Jahr-
gang 1955, Seite 857.
18) Ebenda, 5.856.
") H. Jankun, ?Der Personalhaushalt der Deutschen Bundespost fair das
Rechnungsjahr 1956", Zeitschrift fur das Post- und Fernmeldewesen, Jahr-
gang 1956, Seite 50/51, Hervorhebungen - 11. G.
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pitalaufwand technisch modernisiert wurde and damit Moglich-
keiten zurEinsparung vonArbeitskraften entstanden; wenn man
weiterhin beachtet, daB nach dem Kriege (ungefahr his 1948)
der Verkehr nicht so umfangreich war, aber andererseits fast der
alte Bestand an Arbeitskraften vorhanden gewesen ist, also eine
bestimmte Reserve gegeben war, so kommt man bei einer realen
Betrachtung trotzdem nicht umhin, die gesteigerte Arbeits-
leistung je Beschaftigten zu konstatieren.
Weitere Auswirkungen
Unter kapitalistischen Bedingungen erhohen technisch voll-
kommenere Maschinen and Anlagen in der Regel den Geschwin-
digkeitsgrad der Arbeit. Die korperliche and geistige Bean-
spruchung des Arbeiters, die unbedingt erforderliche nervliche
Konzentration nimmt laufend zu. Da nicht - wie im Sozialis-
mus - entsprechend groBzugige ArbeitsschutzmaBnahmen er-
griffen werden, die Arbeitszeit nicht gesenkt wird, steigen die
Unfaliziffern.
Die Deutsche Bundespost muBte im Jahre 1952 16754 and
1954 26000 Unfalle registrieren. Die Unfalle sind also innerhalb
von zwei Jahren um 55,2% gestiegen. Im Jahre 1954 erlitt jeder
vierzehnte Beschiiftigte einen Unfall. Im westdeutschen Post-
und Fernmeldewesen ereignete sich demnach aller 20 Minuten
ein Unfall2s).
Die Postbeamtenkrankenkasse im Bezirk Neustadt (Wein-
straBe) zeigte in einer Statistik fiber die Sterbefalle, daB von
insgesamt 63 Todesfallen allein 38, also 60%, auf Kreislaufsto-
rungen and Herzschwache infolge Uberarbeitung and Raubbau
an der Arbeitskraft zuriickzufiihren sind29). In einem Bericht
der Gewerkschaftsorganisation des Bezirks Karlsruhe an den
III. Verbandstag der Deutschen Postgewerkschaft wird zum
Ausdruck gebracht: ?Das Arbeitstempo im Postbetriebs-
dienst sowie im Fernmeldedienst hat in den letzten Jahren For-
men angenommen, die zum Gegenstand ernster Sorge um die
Erhaltung der Leistungsfahigkeit des Personals geworden sind.
Der hohe Krankenstand bei alien Amtern beweist eindeutig, daB
das Personal die 48-Stunden-Woche bei diesem Arbeitstempo
nicht mehr ohne ernstliche Gesundheitsstorungen aufrecht-
erhalten kann3o).
Die erhohte Intensitat fordert vermehrten Kraftaufwand. Die
Arbeitslohne bzw. die Gehalter sind zwar nominell gestiegen. Sie
reichen aber fur den groBten Teil der Beschaftigten der Deut-
Achen Bundespost nicht aus, um die Arbeitskraft zu reprodu-
zieren. Die Intensitatssteigerung tragt demzufolge dazu bei, den
Lohn immer mehr unter den Wert der Ware Arbeits-
kraft sinken zu lassen.
Auf dem III. Verbandstag der Deutschen Postgewerkschaft
in Munchen (1955) wies der Bezirk Koblenz in einem Antrag
(Nr. 128) nach, daB die Grundgehalter der Beamten dem Preis-
index von 1927 entsprechen, die Preise aber (1927 = 100) auf
180 gestiegen sind. Der 40%ige Zuschlag zum Grundgehalt wiegt
den Passivsaldo zwischen Lohn- and Preisniveau nicht auf.
Die Reihe der Beispiele konnte fortgesetzt werden. Im Rah-
men dieses Artikels geniigen die angefiihrten, um zu beweisen,
daB die staatskapitalistische Post ihre Arbeiter usw. genauso
ausbeutet wie die privatkapitalistischen Unternehmen ihre Ar-
beitskrafte. Das Kapital - gleichgiiltig, ob es rich in den Han-
den des biirgerlichen Staates als dem ,ideellen Gesamtkapita-
listen" oder in privater Hand befindet - fragt nicht nach der
Lebensdauer der Arbeitskraft31). Es ist nur daran interessiert,
eine moglicbst hohe Profitquote zu erhalten. Das zwischen der
Deutschen Bundespost and ihren Beschaftigten bestehende
Ausbeutungsverhaltnis zeigt jedenfalls den staats-
kapitalistischen Charakter diesel Unternehmens.
Der Gewinn der staatskapitalistischen Post kommt der Klasse
der Kapitalisten auf verechiedene Weise zugute; z. B. fiber die
Umverteilung des Nationaleinkommens, durcb die Auftrage,
die das kapitalistische Postunternehmen vergibt, die Gebiihren-
politik u. a. Wie im staatsmonopolistischen Kapitalismus die
groBten Monopolverbande immer mehr Macht fiber den Staats-
apparat gewinnen, ihn sich vollkommen unterordnen, so nehmen
sie auch EinfluB auf die staatskapitalistischen Unternehmen.
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Ju1i 1967
Es wurde jedoch-unter Berucksichtigung des Themas zu weit
fiihren, die wachsende Einmischung der Wirtschaft, insbesondere
der Fernmeldemonopole, in die Angelegenheiten der staatskapi-
talistischen Post hier naher zu untersuchen.
Die Lehren der Klassiker des Marxismus-Leninismus
Die Tatsache, daB das Post- and Fernmeldewesen unter kapi-
talistischen Produktionsverlialtnissen ein staatskapitalistiscbes
Unternehmen ist, wurde bereits in den Werken der Klassiker
des Marxismus-Leninismus festgestellt.
,,Gegenwartig ist die Post ein Betrieb, der nach dem Typos
des staatskapitalistischen Monopols organisiert ist."32)
,,Reichseisenbahnen and Tabakmonopol sind bei uns nicht
mit Notwendigkeit Staatsindustrien - die Eisenbahnen wenig-
stens no c h nicht, sie werden es erst jetzt in England; Post and
Telegraph dagegen sifid es."33)
,,So oder so, mit oder ohne Trusts, muB schlieBlich der offi-
zielle Reprasentant der kapitalistischen Gesellschaft, der Staat,
die Leitung der Produktion ubernehmen. Diese Notwendigkeit
der Verwandlung in Staatseigentum tritt zuerst hervor bei den
groBen Verkehrsanstalten: Post, Telegraphen, Eisenbahnen ...
Aber weder die Verwandlung in Aktiengesellschaften end
Trusts, noch die in Staatseigentum hebt die ,Kapitaleigenschaft
der Produktivkrafte auf. Bei den Aktiengesellschaften and
Trusts liegt dies auf der Hand. Und der moderne Staat ist wieder
nur die Organisation, welche sich die burgerliche Gesellschaft
gibt, um die allgemeinen auBeren Bedingungen der kapitalisti-
schen Produktionsweise aufrechtzuerhalten gegen Ubergriffe
sowohl der Arbeiter wie der einzelnen Kapitalisten. Der moderne
Staat, was auch seine Form, ist eine wesentlich kapitalistische
Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist.
Je mehr Produktivkrafte er in sein Eigentum ubernimmt, desto
mehr wird or wirklicher Gesamtkapitalist, desto mehr Staats-
bfirger beutet or aus. Die Arbeiter bleiben Lohnarbeiter, Prole-
tarier. Das Kapitalverhaltnis wird nicht aufgehoben, es wird
vielmehr auf die Spitze getrieben. Aber auf der Spitze schlagt
es um. Das Staatseigentum an den Produktivkriiften ist nicht
Losung des Konflikts, aber es birgt in sick das formelle Mittel,
die Handhabe der Losung."34) _
In diesem Zusammenhang erscheint es zweckmaBig, noch
einige weitere Hinweise der Klassiker des Marxismus-Leninismus
zur gesellschaftlichen Stellung der staatskapitalistischen Unter-
nehmen zu erwahnen.
Bei den staatskapitalistischen Betrieben handelt es sich be-
reits um eine hohere Form des kapitalistischen Eigentums an
Produktionsmitteln innerhalb der kapitalistischen Produktions-
verhaltnisse. Diese Form zeigt nicht nur, dal die privatkapi-
talistische Produktion iiberholt ist, sondern deutet schon auf
eine neue Gesellschaftsordnung hin, in der siimtliche Betriebe
in gesellschaftliches Eigentum fiberfiihrt werden. Was Marx fur
die im Privatbesitz befindlichen Monopole sagte, gilt in noch
hoherem MaBe fur solche, die der burgerliche Staat verwaltet.
,,Es ist dies die Aufhebung der kapitalistischen Produktions-
weise innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise selbst,
and daher ein sich selbst aufhebender Widerspruch, der prima
facie (offensichtlich) ale bloBer Ubergangspunkt zu einer neuen
Produktionsform sich darstellt."35)
se) Vgl. K. Kalauch, G. Bastock, ?Die Post in Westdeutschland", in ,Infor-
mationen ffir die Funktionare der Industriegewerkschaft fur Post- and Fern-
meldewesen", Nr. 3/1956, Seite 2.
E1) Vgl. ebenda.
so) ,Westdeutschland: Wiederaufriistung and Kriegsfolgen verschlingen 70%
des Staatshaushalts fur 1956" in ,Informatiousbulletin der Internat. Vereini-
gung der Gewerkschaften der Werkti tigen d. Mi. Dienstes u. verwandter Be-
rufe", Heft 5/6 1956, S. 47, Hervorhebungen - R. G.
81) Vgl. Karl Marx, ?Das Kapital", Bd. I, Dietz Verlag, Berlin 1947, S. 276.
58) W. I. Lenin (1917), ,Ausgewdl lte Werke in zwei Banden", Bd. IT, Verlag
fur fremdsprachige Literatur, Moskau 1947, S. 195.
03) Friedrich Engels in einem Brief an Bracke (1878) in: Karl Marx/Friedrich
Engels, ,Briefe fiber Das Kapitall ", Dietz Verlag, Berlin 1954, S. 237, Her-
vorhebungen von Engels.
e') Friedrich Engels (1877/78), ?Die Entwicklung des Sozialismus von der
Utopie zur Wissenschaft", Vorwiirts-Verlag GmbH, Berlin 1946, S. 38-40.
86) Karl Marx, ?Das Kapital", Bd. III, Dietz Verlag, Berlin 1949, S. 479.
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Juli 1957
,,Denn der Sozialismus ist nichts anderes als der nachste
Schritt vorwarts caber das staatskapitalistische Monopol hinaus.
Oder mit anderen Worten: Der Sozialismus ist nichts anderes
als staatskapitalistisehes Monopol, das zum Nutzen des ganzen
Volkes angewandt wird and dadurch au/gehort hat, kapitalistisches
Monopol zu sein."36)
Es besteht bereits im Kapitalismus innerhalb der verstaat-
lichten Wirtschaftszweige eine gewisse PlanmaBigkeit, die
selbstverstandlich auf keinen Fall mit der Volkswirtschafts-
planung unter sozialistischen Produktionsverhaltnissen ver-
wechselt werden darf. So wurden z. B. bei der Deutschen Reichs-
post Normen fur die Ermittlung des Arbeitskraftebedarfs zentral
meldewesens eines Landes) staatskapitalistische Unternehmen.
Fur sic trifft die folgende Feststellung dies Lehrbuches ,Poli-
tische Okonomie" voll?und ganz zu:
,,Wenn bestimmte Betriebe oder sogar gauze Wirtschafts-
zweige in das Eigentum des burgerlichen Staates i1bergehen,
verandert sich ihr soziales Wiesen nicht. Der biirgerliche Staat
vertritt die Interessen des Monopolkapitals ... Eben deshalb
sind auch die staatskapitalistischen Betriebe Unternehmungen,
die auf der Ausbeutung der Werktatigen durch die Masse der
Bourgeosie in ihrer Gesamtheit beruhen, und stehen dem Volk
als eine fremde, versklavende Kraft gegeniiber."3s)
ausgearbeitet und in all en Dienststellen angewendet. Auf diesen
Vorteil der monopolisierten Zweige gegenuber denen mit zahl-
reichen Privatbetrieben hat schon Engels hingewiesen: ?Wenn
wir von den Aktiengesellschaften iibergehen zu den Trusts, die
ganze Industriezweige beherrschen und monopolisieren, so hort
da nicht nur die Privatproduktion auf, sondern auch die Plan-
losigkeit."33)
Die staatskapitalistischen Postunternehmen kann man ohne
weiteres den Trusts, von denen bier die Rede ist, gleichsetzen.
Sic haben sogar den Vorteil, daB sic sich bereits in der Verfii-
gungsgewalt des Staates, allerdings eines burgerlichen befinden.
Dabei darf aber eines. nicht verkannt werden. D i e s e Post -
unternehmen existieren in einer kapitalistischen
Gesellschaftsordnung. Sic bleiben demzufolge von deren
Widerspruchen und Erschiitterungen nicht verschont. Das be-
weisen z. B. die Auswirkungen der Wirtschaftskrise 1929 bis 1933
auf die Deutsche Reichspost. Die staatskapitalistischen Post-
unternehmen rind - genauso wie die privatkapitalistischen Be-
triebe - der Wirkung der okonomischen Gesetze des Kapitalis-
mus unterworfen. Es ware deshalb falsch, aus den eben geschil-
derten Besonderheiten der-staatskapitalistischen Betriebe gegen-
Ober den privaten die SchluBfolgerungen zu ziehen, dali eine
Planung der gesamten Volkswirtschaft im Kapitalismus ermog-
licht werden konnte.
Interessant ist - was die staatskapitalistischen Unternehmen
anbelangt - auch folgender Hinweis Lenins:
?Wenn in Deutschland die Revolution noch zogert, ,auszu-
brechen`, so ist es unsere Aufgabe, den Staatskapitalismus der
Deutschen zu erlernen, ihn aus aller Kraft zu iibernehmen,
keine diktatorischen Methoden zu scheuen, um diese Uber-
tragung der westlichen Kultur auf das barbarische RuBland zu
beschleunigen, ohne dabei vor barbarischenMethoden desKamp-
fes gegen die Barbarei zuriickzuschrecken. Wenn es unter den
Anarchisten and linken Sozialrevolutionaren (mir fielen unwill-
kiirlich die Reden von Karelin and Ge im Zentralexekutivkomi-
tee ein) Leute gibt, die imstande sind, in der Art eines NarziB
zu rasonieren, daB es uns Revolutionaren nicht gezieme, beim
deutschen Imperialismus,zu lernen', so mull man nur eins sagen :
die Revolution, die soiche Leute ernst nehmen wollte, ware hoff-
nungslos (und durchaus verdientermaBen) verloren."38)
Dieses Zitat gibt uns auch heute noch Hinweise, obwohl es
selbstverstandlich aus seiner Zeit heraus verstanden werden will.
Lenin schrieb diese Worte in seinem Werk ?Uber die Natural-
steuer" im Jahre 1921, also in einer Zeit, als die Sowjetmacht
erst kurze Zeit und nur als einziges sozialistisches Land bestand.
(Die Deutsche Post kann durch das Vorhandensein des soziali-
stischen Lagers die reichhaltigen Erfahrungen der Sowjetunion.
and anderer sozialistischer Lander ausnutzen.)
Dazu kommt, dali gerade zu jener Zeit der junge sozialistisehe
Staat seine nackte Existenz im Kampf gegen die intervenieren-
den Imperialisten und ihre konterrevolutionaren Helfer im eige-
nen Lando verteidigen muBte.
Zusammenfassend kann festgestellt werden:
Vom Standpunkt der marxistisch-leninistischen politischen
Okonomie sowie der Okonomik des Post- and Fernmeldewesens
aus sind die kapitalistischen Post,,verwaltungen" (im Sinne der
Gesamtheit der staatlichen Einrichtungen des Post- and Fern-
I ^ ^o0oaoaooo
Sendegerat ,Kurzwelle 100 Watt"
Dieses Sendegerat wurde nach der Atlantic-City-Vereinbarung und nach
den Vorschriften des Seeregisters entwickelt und eignet sich zum Einsatz auf
Kiistenfunkstellen, auf Schiffen sowie im kommerziellen Funkdienst. Es be-
steht aus den nachfolgend aufgefuhrten vier Einzelgeraten, die als Normen-
einschube in ein gemeinsames Gestell eingeschoben sind:
1. Netzgerat,
2. Bediengerat,
3. Kurzwellensender 3...25,6 51Hz,
4. Antennen-Abstimmgerat ,Kurzwelle".
An den Frontplatten befinden sich samtliche Schalter, Bedienungsknopfe,
Skalen, McBinstrumente und Sicherungen.
Nach Losen der Schnellverschldsse lassen sich samtliche Einschiibe leicht
herausziehen und urn 450 nach unten klappen, so daB die einzelnen Bauteile
leicht zuganglich sind.
Das Gerat ist so ausgelegt, daB an Stelle des Kurzwellensender-Einschubes
such der Mittel-/Grenzwellensender-Einsehub mit dem dazugehorigen An-
tennen-Abstimmgerat ohne weiteres eingeschoben und in Betrieb genommen
werden kann.
Hergestellt wird der K.urzwellensender vorn VEB Funkwerk Kopenick,
Berlin-Kopenick.
(Werkfoto
VEB Funkwerk
Kopenick)
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Warum noch Postverwaltung?
Warum spricht man unter diesen Umstanden noch von Post-
verwaltungen im obigen Sinne ? Nach Ansicht des Verfassers
gibt es dafiir mehrere Grande. Als die wichtigsten erscheinen:
1. Die Tradition, die z. T. noch aus der Epoche des Feudalismus
herriihrt, in der die Posten ursprunglich nur fur die Zwecke
des Kaisers (Landesfarsten) eingerichtet wurden und aus-
schlieBlich als sein Hoheitsrecht galten.
Die deutschen Landesposten waren im Feudalismus ein
wichtiges Hilfsmittel zur Verwaltung des Landes. Im Laufe
der Entwicklung dienten sie in zunelunendem MaBe mit zur
Befriedigung der Bediirfnisse der herrschenden Masse und
teilweise der ubrigen Bevolkerung. Sic unterstanden der
Verwaltung des Landesfarsten und erhielten dadurch offent-
lich-rechtlichen Charakter. Im Verlaufe der Herausbildung
der kapitalistischen Gesellschaftsordnung entstand ein un1-
fassendes einheitliches System der Nachrichtenubermittlung.
In Deutschland kann man ungefahr seit dem Beginn des letz-.
ten Viertels des 19. Jahrhunderts von einem neuen selbstan-
digen Wirtschaftszweig, dem Post- und Fernmeldewesen,
sprechen. Wahrend dieses Entwicklungsprozesses entstanden
aus den Boten-, Pferde- und sonstigen Posten der feudalen
Fiirsten die staatskapitalistischen Postunternehmen der ein-
zelnen Lander. Diese Veranderungen fanden im Kapitalismus
- ob bewul3t oder unbewuBt soli hier nicht untersucht werden
- nicht ihren Niederschlag in der Bezeichnung bzw. Defini-
tion der Post.
2. Die Befugnis zur Ausubung bestimmter hoheitlicher Rechte,
z. B. das Recht der Post, Gebiihren im Verwaltungszwangs-
verfahren heizutreiben, das Strafverfolgungsrecht bei Ge-
biihrenhinterziehungen, die Zustellung von Briefen mit Zu-
stellungsurkunden usw. Dabei ist jedoch zu beachten, daB die
Hauptaufgabe des Post- und Fernmeldewesens auf dem Ge-
biete der materiellen Produktion, namlich der Ubermittlung
bzw. Beforderung von Nachrichten liegt. Bei den obenge-
nannten Befugnissen bzw. Aufgaben handelt es sich um
Nebentatigkeiten, die - wie man selbst in der Bundesrepu-
blik feststellt -- ?fur die Post als solche nicht charakteristisch
sind"40). i
AuBerdem kommt die vom burgerlichen Verwaltungsrecht
getroffene Unterscheidung zwischen Monopol und Regal als
ein weiterer Faktor hinzu.
3. Die mit dem Begriff ?Ifoheitsverwaltung" verbundene Mog-
lichkeit zur Verschleierung der Ausbeutung der im Post- und
Fernmeldewesen beschaftigten Arbeiter, Angestellten und
Beamten.
4. Die Verhiillung des staatskapitalistischen Charakters solcher
Unternehmen.
In Anbetracht dieser Sachlage halt es der Verfasser fur
richtig - sofern bei okonomischen Untersuchungen von kapi-
talistischen Posteinrichtungen die Rede ist - sie ihrer oko-
nomischen Stellung entsprechend als staatskapitalistisebe
Unternehmen zu bezeichnen. Es handelt Bich dabei nicht um
einen Streit um Begriffe. In letzter Konsequenz kommt es
auf die Einschatzung des kapitalistischen Post- und Fern-
meldewesens vom Klassenstandpunkt aus an.
Zusammenfassung
Ausgehend von der Charakterisierung der Einrichtungen des
Post- und Fernmeldewesens als Teil der staatlichen Verwaltung
durch die burgerlichen Theoretiker untersucht der Verfasser
vom okonomischen Standpunkt aus ihre Stellung im System
der kapitalistischen Wirtschaft. Er kommt dabei zu dem Er-
gebnis, daB das Post- und Fernmeldewesen ale Teil der mate-
riellen Produktion in der Form des staatskapitalistischen Mono-
polunternehmens organisiert ist. Die Ortsveranderung von Nach-
richten ist grundsatzlich keine Aufgabe des gesellschaftlichen
Uberbaues. Al Beweise fur seine Ansichten benutzt der Verfasser
vorwiegend Materialien fiber die Deutsche Bundespost. Er be-
statigt damit die Richtigkeit der Lehren der Klassiker des
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Juli 1957
Marxismus-Leninismus caber die Stellung der Post in der kapita-
listischen Gesellschaft.
") W. I. Lenin, ?Ausgew. Werke in zwei Banden", Verlag fur fremdsprachige
Literatur, Moskau 1947, Band II, S. 124, Hervorhebungen von Lenin.
11) Engels, zitiert bei W. I. Lenin, ?Ausgew. Werke in zwei Banden", Verlag
fir fremdsprachige Literatur, Moskau 1947, Bd. II, S. 209.
8e) W. I. Lenin, ,Ausgewiihlte Werke in zwei Banden", Bd. IT, Verlag fur
fremdsprachige Literatur, Moskau 1947, S. 830/831, Hervorhebungen von
Lenin.
") Lehrbuch ,Politische Okonomie", Dietz Verlag, Berlin 1955, S. 449/450.
40) ?Der Dienst bei der Deutschen Bundespost", Band IV, 1. Teil, ,Grund-
lagen des Verwaltungsdienstes", R. v. Deckers-Verlag, G. Schenk, Hamburg
Berlin, Bonn 1953, S. 40.
Fiinf Minuten Verkehrsgeographie
Finnland
Das finnische Eisenbahnnetz, his auf 187 km in Staatsbesitz,
hat eine Lange von rund 5000 km mit der caber der Normalspur
liegenden Spurweite von 1524 mm (fruhere Zugehorigkeit zu
RuBland!). Von der am Finnischen Meerbusen ganz im Siiden
gelegenen Hauptstadt Helsinki fiihrt die Hauptbabn caber Tam-
pere und Oulu his zum schwedischen lieparanda am nordlichen
Ufer des Bottnischen Meerhusens. Am sii.dlichen Rand der finni-
schen Seenplatte zweigt von dieser Linie die Strecke nach Lenin-
grad ab, die Lahti, die Stadt mit dem bekannten finnischen
Rundfunksender, und das heute bereits jenseits der Grenze ge-
legene Wyborg beriihrt. Kotka, der bedeutende Ausfuhrhafen
ostlich von Helsinki, ist Endpunkt einer vor allem fur den Holz-
transport wichtigen Bahn mitten durch die Seenplatte. Andere
Strecken verbinden die an der Westkiiste liegenden Hafen Turku
und Hanko mit Helsinki, wobei Hanko als Ausgangspunkt des
Personenverkehrs nach Stockholm zu nennen ist.
Finnland verfugt auBerdem fiber ein umfangreiches StraBen-
netz von 65000 km Lange. Bekannt ist vor allem die ,Eismeer-
straBe", eine durch ganz Finnisch-Lappland his an die Eismeer-
ki ste nach Petsamo, dem seit 1944 wieder sowjetischen Pet-
schenga, fiihrende VersorgungsstraBe.
Trotz 4300 km Binnenww?sserstraBen ist die Binnenschiffahrt
im Lande der 1000 Seen von geringer Bedeutung, weil die Ver-
bindungswege der Seen untereinander nur z. T. schiffbar ge-
macht wurden. Auch die Handelsflotte zahlt nur knapp 700
Schiffe mit 600000 BRT.
1951 hatte Finnland 5892 Postamter, 361302'Fernsprech-
anschlusse und 34 Rundfunkstationen mit 971000 Rundfunk-
horern (1954) aufzuweisen.
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Juli 1957
Beschadigung von Fernmeldekabeln bei Erdarbeiten
Beschadigung von Fernmeldekabeln bei
Erdarbeiten
Von Horst FLOTHER, Plauen (Vogtland)
Einleitung
AuBere mechanische Einwirkungen bilden den groBten Anteil
der Ursachen bei Schaden an Fernmeldekabeln (Kabelfehlern).
90% der Fehler, die zu Vollstorungen des jeweiligen Kabels fah-
ren, werden durch mechanische Einwirkungen verursacht. Da-
von entfallen wiederum 610/'0 auf Hackenhiebe and ahnliche ge-
waltsame Beschadigungen bei Erdarbeiten. Im folgenden Auf-
satz werden deshalb Vorsclilage unterbreitet, die geeignet er-
scheinen, die Zahl dieser Beschiidigungen zu verringern.
Fehlerursachen
Schaden an Fernmeldekabeln, im allgemeinen Kabelfehler
genannt and im folgenden so bezeichnet, konnen die versehie-
densten Ursachen haben. Dennoch gibt es Fehlerursachen, die
besonders haufig wiederkehren. Fehlerstatistiken beweisen das.
Die haufigsten Ursachen sind
interkristalline Briichigkeit (mechanische Korrosion),
chemische and elektrolytische Korrosion,
atmospharische Entladungen and Starkstrom,
Fabrikationsfehler,
Montagefehler and schlielllich
aullere mechanische Einwirkungen.
Die vom Verfasser in den Jahren 1952 his 1956 in einem aller-
dings begrenzten Bereich angestellten Untersuchungen an unter-
irdischen Kabeln des Fernnetzes ergaben die aus nachstehender
Tabelle ersichtliche Haufigkeit der Fehler bei sechs verschie-
denen Fehlerursachen. Die ersten Nachkriegsjahre wurden bei
der Auswertung nicht berucksichtigt, weil in dieser Zeit nosh um-
fangreiche Kriegsschaden beseitigt werden muBten.
Es ist interessant, daB statistische Erhebungen, die von der
Schweizerischen Post-, Telegraphen- and Telephonverwaltung
(PTT) wahrend eines Zeitraumes von 25 Jahren angestellt war-
den, sehr ahnliche Verhiiltniszahlen ergaben [1]. Diese seien da-
her der folgenden Zusammenstellung beigefugt.
nach elgenen Er-
inittlungen an un-
terirdischen Kabeln
des Fernnetzes
Interkristalline Briichigkeit . .
Chemische and elektrolytische
Korrosion . . . . . . . . .
Atmospharische Entladungen
and Starkstrom . . . . . .
Fabrikationsfehler . . . . .
Montagefehler . . . . . . .
Aul3ere mechanische Einwir-
kungen . . . . . . . . . .
Sonstige Ursachen . . . . . .
nach Ermittlungen
der schweiz. PTT an
Fernmeldekabeln
aller Art
Besonders augenfallig ist, dal nabezu die Halfte aller Kabel-
fehler auf mechanische Einwirkungen zuruckzufuhren ist. Diese
Feststellung wirkt urn so eindringlicher, wenn man bedenkt,
daB 90% der Fehler, die zu Vollstorungen des jeweiligen Kabels
fuhrten, durch mechanische Beschadigungen verursacht wurden.
In 61 von 100 durch mechanische Einwirkung hervorgerufenen
Fallen handelt es sich um Beschadigungen mit Hacken, StoB-
eisen and Schnureisen bei Erdarbeiten.
YVenngleieb es das Ziel der Deutschen Post sein mull, die Zahl
der Kabelfehler allgemein zu senken, so seien bier nur die bei
Erdarbeiten verursachten Schaden untersucht. Diese meist
schweren Beschadigungen fiihren nicht nur zu einer Wertmin-
derung der betroffenen Kahelanlagen and zu teilweise sehr hohen
Gebnhrenausfallen fur die Deutsche Post, sondern wirken sich
daruber hinaus durch Verzogerungen im Fernmeldeverkehr
nachteilig auf die Tatigkeit des Staatsapparates and der Wirt-
schaft aus. Somit ist es notwendig, MaBnahmen zu suchen, die
geeignet erscheinen, die Zahl der Beschadigungen von Fern-
meldekabeln bei Erdarbeiten zu verringern.
Bisherige Verfahren
Zunhchst sell das bisher geubte Verfahren and seine Wirksam-
keit untersucht werden. Die Fernmeldearnter senden durch Ein-
schreibbrief oder mit Zustellungsurkunde in gewissen (meist
mehrjahrigen) Zeitabstanden gedruckte ,Kabelschutzanwei-
sungen" an alle StraBen- and Tiefbaubetriebe Bowie an die in
Frage kommenden Dienststellen ihres Bereiches. Diese Kabel-
scbutzanweisung enthalt kurze, aber ausreichend formulierte
Hinweise auf Meldepflicht, Vorsichtsmallnahlnen usw., deren
Beachtung durchaus geeignet ware, Beschadigungen nabezu
vollig zu vermeiden. Die Statistik beweist jedoch eindeutig,
daB die Schutzanweisung leider nicht die ihr gebuhrende Be-
achtung findet. Man konnte daraus schlieBen, daB die Kabel-
beschadigungen bei Arbeiten durch Privatpersonen oder Be-
triebe erfolgen warden, die die Schutzanweisung nicht erhalten
haben. Die Erfahrung lehrt jedoch da,s Gegenteil. Betriebsleiter,
ingenieurtechnisches Personal and Schachtmeister der schul-
digen Unternehmen kennen durchaus die einschlagigen Bestim-
mungen. Das bisherige Verfahren ist mithin unzureichend!
In Westdeutscliland sind die gleichen Verhaltnisse anzutreffen.
Schlaalc, Minster (Westfalen), macht daher Vorschlage [2], die
bier kritisch betrachtet werden sollen. Sie lauten:
a) Aushang aufklarender Plakate in Postschalterraumen,
b) Abdruck der Kabelschutzanweisung im Amtlichen Fern-
sprechbuch,
c) kurzgefallte eindringliche Hinweise in hervorgehobenem
Druck auf dem Blattrand des Fernsprechbuches,
d) Hinweise in Form von Werbestempein,
e) Aufnahmen von Kabelbeschadigungen and deren Folgen in
der Wochenschau der Lichtspielhauser,
f) Hinweise auf die mogliche Beschadigung von Fernmelde-
kabeln bei Vergabe von Bauauftragen durch die Amter,
g) Verbot des Einschlagens von Schnureisen in der Kabeltrasso
and
h) Erteilung einer Auflage an die Bauunternehmen, das Lagern
and Wiedereinbetten von Kabeln nur in Gegenwart des Auf-
grabungs-Vberwachungsdienstes vorzunehmen.
Von den Vorsohlagen unter a) bis d) ist ein durchgreifender
Erfolg kaum zu erwarten, weil die unmittelbar Schuldigen
(meist Erdarbeiter, seltener Anlieger) von diesen Hinweisen nur
in den seltensten Fallen Kenntnis nehmen wuiden. Well these
Vorschlage indes ohne groBe Kosten durchgefuhrt werden kon-
nen, ist die Einfi.ihrung bei der Deutschen Post zu erwagen.
Dem Vorschlag unter e) kann man eine Breitenwirkung nicht
absprechen. Er bleibt aber auf den Einzelfall beschrankt, soweit
man nicht statt der Wochenschau die Tonbildwerbung benutzt.
Die unter f) geforderten Hinweise sind entbehrlich, zumal
stets festgestellt werden kann, daB Ingenieure and Schacht-
meister die Bestimmungen der Kabelschutzanweisung kennen.
Die unter g) erhobene Forderung ist bereits in der Kabel-
schutzanweisung enthalten.
Der Vorschlag h) wird bei uns bereits verwirldicht. (Wo dies
nicht der Fall sein sollte, ist die Durchfuhrung unbedingt zu
fordern.) Voraussetzung ist jedoch, dab das zustandige FMA
vom Aufgrabenden unterrichtet worden ist. Diese Benachrich-
tigung unterbleibt jedoch in etwa 50%-der Schadenfalle.
In diesem Zusammenhang sei noch ein Vorschlag von Adam,
Aulendorf, erwahnt [3], der darauf hinzielt, in jeder Stadt eine
Uberwachungsstelle bei der Baupolizei einzurichten, der alle
Antrage zur Genehmigung von Aufgrabungsarbeiten einzu-
reichen waren. Diese Antrage sollen dann bei den Betrieben curd
Behorden, die unterirdische Anlagen besitzen, in Umlauf gesetzt
werden, um ihnen Gelegenheit zu geben, auf dem Antragsformu-
lar auf ihre berechtigten Belange hinzuweisen. Der Antragsteller
ware dann verpflichtet, sich mit den betreffenden Amtern in
Verbindirng zu setzen.
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Beschadigungevon Fernmeldekabeln bei Erdarbeiten-
Aber auch von. diesem Vorschlag kann ich keine wesentliche
Verbesserung erwarten. Abgesehen von dringenden Fallen, - in
denen ohnehin ein 8-14tagiger Umlauf nicht abgewartet wer-
den kann, wurden auch dann nicht alle Aufgrabenden Antrage
stellen.
Meine Vorschlage
Ich mochte nunmehr meine eigenen Vorschlage veroffent-
lichen and begrunden:
a) Die Fernmeldealilagen genieBen strafrechtlichen Schutz
durch die ??317 and 318 des Strafgesetzbuches. Danach
wird bestraft, wer lurch Beschadigung oder Veranderung
den Betrieb einer offentlicben Zwecken dienenden Fernmelde
anlage verhindert' oder gefahrdet. Bisher wurde allerdings
von der Moglichkeit der strafrechtlichen Verfolgung kaum
Gebrauch gemacht. Man begnugte rich- mit der Schaden-
ersatzleistuilg.-Esware aber an der Zeit, zumindest bei grober
Fahrlassigkeit Strafanzeige zu erstatten. -
b) Neben' dem strafrechtlichen besteht fur Fernmeldeanlagen
auch zivilrechtlicher Schutz. Bei unerlaubten Handlungen
(? 823 BGB), die zu Schaden an Fernmeldearilagen fiihren;--
kann die Deutsche Post Schadenersatz nach ? 278 oder ? 831
des BOB fordern. Dabei ist ? 278 anzuwenden, wenn z. B.
die Beschaftigten eines Baubetriebes, der Arbeiten im Auf-
trag der Deutschen Post ausfuhrt, ein Kabelbeschadigen.
In diesem Falle ist der Baubetrieb stets schadenersatzpflich-
tig. Wenn hingegen ein Baubetrieb im Auftrage Dritter-ar-
beitet,, kann der. Betrieb den sogenannten ,Entlastungs-
beweis" ftihren, der ihn von der Haftpflicht befreit. Der
Schadenersatzanspruch richtet sich dann, gegen den Be-
schaftigten, der den Schaden verursachte.
In der Praxis kommt dieser Unterschied kaum zur .Aus-
wirkung, well die Baubetriebe auch fur ihre Beschaftigten?
Haftpflichtversicherungen abgeschlossen haben. Die Schaden-
ersatzleistung erfolgt also fast immer durch die Deutsche Ver-
sicherungsanstalt. Diese befindet sich jedoch im Besitz des
Volkes. Bei Auszahlung der moist erheblichen Schadenersatz-
leistungen werden Teile des Volksvermogens fur durchaus
unnotige Zwecke verbraucht, die sich an anderer Stelle zum
Nutzen der Aligemeinheit verwenden lieBen. .
Die Deutsche Versicherungsanstalt sollte daher dazu fiber-
gehen; bei,grober Fahrlassigkeit 10% der- Schadenersatz-.
leistung vom Schuldigen einzufordern, wie dies bei der Kraft-
fahr-Iaftpflicht-Versicherung in bestimmten. Fallen ge-
schielit. ' .
SchlieBlich ware es auch zweckniaBig, die Kabelschutz
anweisung in geeigneter Weise in das neu zu schaffende
Telegraphenwegegesetz einzuarbeiten. - ;
Die gewill harten Forderungen unter a) und-b) werden er- -
hoben, weil die Praxis immer wieder zeigt, daB einerseits die
Betriebe die durchaus bekannte Meldepflicht nicht beachten
sowie die Arbeiten nicht geniigend iiberwachen, and anderer-
seits die Erdarbeiter trotz Belehrung and Verwarnung riick-
sichtslos Kabel beschadigen. ? So wurden z. B. vor kurzem
innerhalb weniger Wochen bei einer Gasroli verlegung von
Beschaftigten der gleichen Firma ein Bezirkskabel dreimal
and zwei gleichlaufende Ortskabel viermal mehr oder weniger
schwer beschadigt, obwohl die Kabeltrasse genau bekannt
and leicht zu verfolgen war. Aullerdem wurde die Baustelle
mehrmals von einem sehr zuverlassigen Mitarbeiter des Auf-
grabungs-Uberwachungsdienstes aufgesucht.-
Die KabelmeBbeauftragten erleben immer wieder, wenn
sie nach- erfolgter Fehlerortsmessung an der Schadeiistelle
eintreffen and das Aufsichtspersonal der Baufirmen and
die Arbeiter ansprechen, daB -diese jedwede Beschadigung
ableugnen, his ihnen das Beweisstuck-(Bild) vorgelegt wird.
Die Einstellung: ,DieVersicherung zahlt ja ohnehin", mull
beseitigt werden.. -
c) _Die Kabelschutzanweisung ist weiterhin zuzustellen. Daruber
hinaus mussen von allen im Aul3endienst beschaftigten An-
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Juli 1957
Bleimantel von drei Fernmeldekabeln (Beweisstucke); die durch Hackenhiebe
beschadigt wurden (Aufn. v. Verf.)
gehorigen der Deutschen Post bei jeder sick bietenden Ge-
legenheit aufklarende Gesprache nicht nur mit dem ingenieur-
technischen Personal, sondern vor allem auch mit den Ar-
beitern gefuhrt werden. Dies solite nicht nur dann geschehen,
wenn Fernmeldekabel gefahrdet rind.
d). Die Mitarbeiter der Aufgrabungsuberwachung (in kleinen
Ortsnetzen die Entstorer) mussen ihre Aufgabe noch ernster
nehmen. ? So darf es nicht mehr vorkommen, daB Kabel be-
schadigt werden; weil diese genannten Krafte die Baustelle
verlassen haben, bevor die Kabel freigelegt and geschiltzt
od`er vor dem Wiedereinbetten eingehend untersucht worden
sind. -
Dazu ist es allerdings auch-erforderlich, dal3 den Mitarbei-
tern die Kabellagephine zur Verfiigung stehen!
e) AuBerdem ist es notwendig,-daB die leitenden Angestellten
der FMA diese Tatigkeit mehr.beachten. Wenn bei groBeren -
Bauvorhaben keine geeigneten Bauhandwerker zur Unter-
stutzung des Aufgrabungs: Uberwachungsdienstes eingesetzt
werden, nur um keine Produktionsstunden ausfallen zu
lassen, wenn kein Kabelschutzeisen zum vorlaufigen Schutz
auf -Yorrat, gehalten werden soli, um keine. Umlaufmittel zu .
binden, so darf man sick nicht wundern, daB Schaden and
Verluste entstehen, die mit geringem.Aufwand batten ver-
mieden werden konnen. '
f) SchlieBlich ware zu erwagen, ob durch geeignete Veroffent-
lichungen (ich denke dabei an kurze Erzahlungen im Plauder-
ton) im Unterhaltungsteil der Tageszeitungen belehrend auf
weite Bevolkerungskreise eingewirkt werden kann.
Diese and Koch andere geeignete Mal3nahmen konnen er-
griffen werden, um zu erreichen, daB die Zahl der Beschadi-
gungen von Fernmeldekabeln bei Erdarbeiten verringert wird
and nicht etwa durch die zunehmende Mechanisierung weiter
ansteigt.
Literatur '
[1] Bruno Ulemann: Kabelfelilerstatistik - ein Gebiet fur Forschung'und
Technik, Mitteilungen aus dem Institut fair Post- and Fernmeldewesen,
Heft 2, 1956. -
[2] H. Schlaak, Munster: Fahrlassige Beschadigung von-Fernmeldekabeln,
Fernmeldepraxis, Heft 13, 1956.
[3] W. Adam, Aulendorf:'Diskussionsbeitrag zu [2], Fernmeldepraxis, Heft. 21,
1956. '
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Juli 1957
Normung und Standardisierung - Aufgaben der Deutschen Post?
Von Dip].-Ing. Johannes BEGRICH, Berlin
Typisierung
Ein wichtiges Teilgebiet der Technischen Normung, beson-
ders in der hochsten Stufe der Standardisierung, ist die Typi-
sierung. Sie ist das Festlegen von Einzelteilen bzw. Reihen
industrieller und gewerblicher Erzeugnisse nach Art und Gro13e.
Nationale Normung
Wie der vorangegangene Hinweis auf GOST und DIN zeigt,
gibt es in jedem Land je nach seiner gesellschaftlichen Struktur
eine Technische Normung. Die Technische Normung eines
Landes wird ale Nationale Normung bezeichnet. Fur Fragen der
Gesamtdeutschen Technischen Normung besteht der Deutsche
NormenausschuB (DNA), der von der Deutschen Demokrati-
schen Republik und der Deutschen Bundesrepublik beschickt
wird. Seine Normen werden - wie bereits an anderer Stolle
erwahnt - unter dem Zeichen DIN herausgegeben.
Bei der standigen Zunahme und Erweiterung der Handels-
beziehungen der Deutschen Demokratischen Republik mit ver-
schiedenen Landern konnen Exporte und Importe nur dann zu
gegenseitiger Zufriedenheit getstigt werden, wenn man die
Schwerpunkte der Nationalen Normung der Partnerstaaten
beriicksicbtigt. Im WeltmaBstab gesehen, ergibt sich daraus
die Notwendigkeit, Fragen der Technischen Normung zur For-
derung der internationalen Handelsbeziehungen auf den beiden
groBen Weltwirtschaftsmiirkten gemeinsam zu bearbeiten. Das
fuhrt zunachst zu Empfehlungen, die zweckmaBig den Na-
tionalen Normen mit zugrunde zu legen sind.
Eine wichtige Organisation fur internationale Normung ist
die ISO (International Organization for Standardization). Der
DNA vertritt die Belange von Gesamtdeutschland in der ISO.
Die von dieser Organisation herausgegebenen Empfehlungen
konnen von der ISO zu ISO-Standards (Bezeichnung in eng-
lischer Sprache), identisch mit ISO-Normen (Bezeichnung in
franzosischer Sprache), erklart werden, wenn keine Mitglieds-
Korperschaft Einwande erhebt.
Die Klarlegung des Begriffes Normung und Standardisierung
enthalt bereits eine bejahende Antwort der als Thema dieses
Aufsatzes gestellten Frage. Die positive Beantwortung ent-
springt nicht nur einer logischen SchluBfolgerung aus der dar-
gelegten Begriffsdefinition; sie fuBt auf zwei sich klar abzeich-
nenden Grundpfeilern, auf der Notwendigkeit der Gemein-
schaftsarbeit und vor allem auf der anfangs genannten Verord-
nung der Regierung ?zur Normung . . . "der technischen Dienste.
... i n V e r k e h r und in den ubrigen Wirtschaftszweigen ... ".
Die Deutsche Post, die ein wichtiger Zweig des Verkehrs ist,
hat ihrer Bereitschaft zur Technischen Normung und Standardi-
sierung dadurch Ausdruck gegeben, daB das Kapitel 8 des dem-
nschst herauszugebenden ,Grundrisses der Okonomik des
Post- und Fernmeldewesens" von der ?Technischen Normung
und der Ausnutzung der Kapazitaten im Post- und Fernmelde-
wesen" handeln sell.
Frage 2: Welche Aufgaben fallen der Deutschen Post auf de m
Gebiet der Technischen Normung und Standardisierung zu?
Diese Aufgaben sind nach Umfang und Inhalt sehr mannig-
faltig. Es kann daher her kein umfassender Katalog dafdr
gegeben werden. Die Beantwortung sell sich vielmehr auf
Schwerpunkt-Beispiele beschrsnken, aus denen jeder fur seinen
Arbeitsbereich weitere Beispiele ableiten kann.
Fur die Aufgaben in der Technischen Normung und Standar-
disierung ist der Charakter der Deutschen Post maBgebend,
der durch die Nachrichtenbeforderung und -iibermittlung auf
dem drahtgebundenen und drahtlosen Fernmeldenetz gekenn-
zeichnet ist.
Die Deutsche Post ist ein GroBabnehmer der Industrie fur
entsprechende Maschinen, Einrichtungen, Gera.te, sonstige
Hilfsmittel und Materialien; nur das Gebiet des Fernmelde-
baues hat die Merkmale einer industriellen Produktion. Die
Deutsche Post ist bestimmend fur den Inhalt von Standards
und Technischen Normen auf diesem Sektor. Somit wird der
Schwerpunkt der Arbeiten der Deutschen Post bei einer Stan-
dardisierung unter dem Zeichen TGL. vorwiegend nach den
Buchstaben G (Giitevorschriften) und L (Lieferbedingungen)
bestimmt. DaB sich die Deutsche Post an diesen beiden Gebieten
der Standardisierung fur ihren Bereich maBgeblich beteiligen
muB, steht wohl auBer Frage. Sic hat hierbei - gerade als Haupt-
bedarfstrager im Nachrichtenwesen auf Grund ihrer staatlichen
Befugnisse und ihrer Betriebserfahrungen ein entscheidendes
Wort mitzusprechen. Auch MaBnormen - zum Buchstaben T
des Zeichens TGL (Technische Normen) gehorig - sind fur die
Deutsche Post wichtig.
Sehen wir uns die vorgeschriebene Gliederung von TGL-
Entwurfen an ! Bei TGL-Entwurfen werden zwei Arten unter-
schieden,
TGL-Entwurfe fur Industrieerzeugnisse und TGL-Entwurfe fur
allgemein zu beachtende Grundlagen (Grundnormen).
Die Gliederung der TGL-Entwurfe fur Industrieerzeugnisse
umfaBt vier Abschnitte, und zwar Typen und Abmessungen,
Technische Forderungen (Funktions- und Gebrauchseigen-
schaften, konstruktive Angaben) - Prufung und Priifverfahren
- Kennzeichnung, Transport und Lagerimg - Richtlinien for
die Anwendung.
Aus dieser Gliederung ist deutlich erkennbar, daB eine Mit-
wirkung der Deutschen Post bei TGL-Entwurfen fur industrielle
Erzeugnisse posttypischen Charakters unerlafllich ist. Ahnlich
ist es mit den Vorbereitungen fur die Verbindlichkeitserklarung
von DIN zu Standards. Die vielfach noch in verschiedenen
Ebenen vertretene Auffassung, die Deutsche Post konne mit
Standardisierungsarbeiten und -vorschlagen nur die Standardi-
sierungsarbeiten der Industrie aufsplittern und hemmen,
konnte wohl bei dieser Sachlage nicht mehr aufrechterhal-
ten werden. Die Mitwirkung der Deutschen Post ist ein we-
sentlicher Bestandteil der fur die Standardisierung und Tech-
nische Normung notwendigen Gemeinschaftsarbeit. Das zeigt
sich besonders in der Mithilfe fur die Typenbeschrankung und
in der. Verbesserung der Austauschbarkeit von nachrichten-
technischen Erzeugnissen, die von anderen Bedarfstragern ein-
gesetzt werden. Standardisierung bedeutet nicht Einschrhnkung,
sondern zweckmallige (rationelle) Auswahl.
Die Deutsche Post hat als das zustandige Organ fur das Post-
und Fernmeldewesen darauf hinzuwirken, daB eine weitgehende
Austauschbarkeit von Einrichtungen und Gersten der verschie-
denen Nachrichtennetze der Deutschen Demokratischen Repu-
blik erzielt wird und damit eine sinnvolle Typenbeschrankung
Platz greift. Solche Aufgaben betreffen z. B. TGL zur Ver-
einheitlichung der verschiedenen gebrauchlichen Fernsprech-
wahlsysteme bei der Deutschen Post, der Reichsbahn, den
Energiebezirken usw., zur Typisierung von Kleinforderanlagen
und von Einzelteilen u. a.
Die Deutsche Post hat auch eigene Aufgaben nach dem Plan
der Standardisierung zu erfiillen, an deren.Ausarbeitung wieder-
um Beauftragte aus den Bereichen der Ministerien fur Maschinen-
bau, Leichtindustrie, Energie, Verkehrswesen u. a. mitwirken,
je nachdem, welcher Industrie- odor Wirtschaftszweig davon
mit beriihrt wird. So sind z. B. zu bearbeiten: TGL-Entwurfe
fur impragnierte Holzmaste, fur Hochspannungsschutz von
Fernmeldeanlagen und fur Steigeisen.
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Eine besonders wichtige TGL, die der Deutschen Post bei der
Postmechanisierung mit einer weitgehenden Gemeinschafts-
arbeit bevorsteht, ist die Standardisierung fur Formate von
Postsendungen.
Auch fur TGL-Grundnormen hat die Deutsche Post ihre
eigenen Planaufgaben, wie z. B. TGL fur Sinnbilder in Kabel-
lageplanen, fur Kurzzeichen bei Fernmeldeeinrichtungen aus-
zuarbeiten sowie bei besonderen Aufgaben mitzuwirken.
Zur Klarung von gesamtdeutschen Normungsfragen ent-
sendet die Deutsche Post Vertreter zu den Tagungen des Deut-
schen Normenausschusses, und zwar zu den Ausschiissen, deren
Fachaufgaben die Fachgebiete Post- und Fernmeldewesen an-
gehen.
Im eigenen Bereich ist die Deutsche Post als GroBverbraucher
in der Lage und verpflichtet, fur die Technische Normung
wichtiges Zahlenmaterial zu liefern, das zur Bildung von zweck-
maBigen Auswahlreihen fur standardisierte Industrieerzeug-
nisse fuhrt und so die Produktivitat steigert. Auswahlreihen
enthalten besonders durch den Bedarf bevorzugte Werte von
Typenreihen. Die Deutsche Post mull aber dieses gewonnene
Zahlenmaterial selbst mit dem Ziel einer weitgehenden Sorti-
mentseinschrankung auswerten.
Ein in der Fachliteratur genanntes Beispiel soil mit den Weg
fur these Auswertung zugunsten einer richtigen Bestellung und
rationellen Lagerhaltung zeigen. In einem Betrieb fiel auf, daB
von zwei einander ahnlichen Schraubensorten die eine in ver-
haltnismaBig groBen Mengen, die andere in kleiner8m Umfang
bestellt wurde. Eine Untersuchung brachte folgendes iiber-
raschende Ergebnis: Beide Schraubensorten wurden von ein
and derselben Reparaturkolonne verwendet, obwohl die in
groleren Mengen bezogene Schraubensorte fur alle vorkom-
menden Arbeiten gleich gut verwendbar war. Es wurde zu-
gegeben, daB von der in geringeren Mengen bezogenen Schrau-
bensorte fur einzelne Arbeiten nur aus alter ,Uberkommenheit
und Gewohnheit" Gebrauch gemacht wurde. Technische Grande
lagen nicht vor.
Typisierte Bauelemente und Baugruppen sind die Wegbereiter
der Mechanisierung. In diesem Zusammenhang sei auch als
markantes Beispiel die Vielzahl der jetzt noch verwendeten
Handfahrzeuge erwahnt. Ein besonderes Augenmerk ist ferner
auf die Ersatz- und VerschleiBteile zu richten, deren Vielfalt
herabgesetzt werden mull.
Ob nicht bei einer selbstkritischen Prufung ahnliche Falle
auf dem weiten Betatigungsfeld im Bereich der Deutschen
Post fest- und abgestellt werden konnten ? An dieser nicht nur
einmal, sondern laufend notwendigen Untersuchung, die zu
einer rationellen Typen- und Sortimentseinschrankung fihhrt,
mussen alle Mitarbeiter der Deutschen Post mitwirken.
VereinheitlichungsmaBnahmen konnen aber bier nur durch
eine rege Wechselwirkung zwischen Verbraucher und Hersteller
zum Erfolge fhhhren. Die Basis ist die aktive Mitarbeit auf der
Betriebsebene in Form von Verbesserungsvorschlagen. Hier
konnen und sollen die Aktivisten, Neuerer und Rationalisa-
toren zum Zuge kommen. Diese Betatigung gehort mit zur
Charakteristik der Werknormen. Damit ist such der geordnete
Weg zur Fachgebietsnorm (bier Postnorm) bis zum Standard
gewiesen. Er soil nicht burokratisch, sondern lebendig und. be-
wuBt in Anerkennung einer notwendigen Planmalligkeit be-
gangen werden.
Alle these Arbeiten mussen in dem Bewulltsein erfihllt werden,
daB ein Verzicht auf unnotige Vielfalt und Sonderwhhnsche
sowie eine Einschrankung der Typen und Sortimente zu einer
schnelleren, billigeren und besseren Versorgung des eigenen
Bedarfs beitragen.
Eine besondere Verpflichtung besteht fur die Deutsche Post
darin, bei Bestellung und Abnahme von Erzeugnissen auf Ein-
haltung von Standards und Technischen Normen zu bestehen.
Die sich daraus ergebende Kontrolle erweitert wiederum den
Blick fur Anregungen zu einer weiteren zweckmaBigen Verein-
heitlichung und steht mit solchen Verbesserungsvorschlagen in
einer engen Wechselbeziehung.
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Juli 1957
Die Uberarbeitung der Postnormen mull nach den aufgefuhr-
ten Gesichtspunkten vor sick gehen und kann nicht allein an den
Schreibtischen zentraler Stellen erledigt werden. Die Fach-
gebietsnormen bei der Deutschen Post i berwiegen gegeniiber
den Werknormen, weil alle Amter den Post- und Fernmelde-
verkehr nach einheit]ichen Richtlinien und mit den gleichen
Einrichtungen wahrzunehmen haben. Die Postnormen befassen
sich mit Grundnormen, mit speziellen Werkzeugen, Bauteilen,
mit Abnahmevorschriften und Pflichtenheften, mit Angelegen-
heiten des Bauwesens usw. Als besondere, notwendige Ergan-
zung fur die zu iiberarbeitenden Postnormen sollen bier noch
VereinheitlichungsmaBnahmen fur posttypische Mobel und fur
Typenreihen von Zweckbauten erwahnt werden.
In der Stufe der Werknormung wird es eine Fihlle von Ver-
einheitlichungsmaBnahmen geben, besonders fur ortlich be-
dingte Verfaluen, die von den Betrieben fur ihr Gebiet zuslitz-
lich gelost werden mussen.
Das Zusammenwirken alter fur Werknorm, Fachgebiets-
norm und Standard tatigen Stellen der Deutschen Post wird
in einer Durchfuhrungsbestimmung zu der genannten Ver-
ordnung ?fiber die Einfiihrung (Staatlicher) Standards in der
DDR usw." demnachst geregelt werden. Dabei wird von den
Arbeiten der Amter auszugehen sein.
Postmechanisierung in GroJ3britannien
Von der grollen Anzahl handelsi blicher Forderbander haben
sich nur wenige fur den Postdienst als geeignet erwiesen. Gurt-
f6rderer mit Baumwollbandern konnen fur Neigungen his zu 17?
verwendet werden. Durch Uberziehen mit Latex oder Noppen-
gummi Lassen sich die Bander fur Winkel bis zu 30? herrichten.
Zum Beladen von Fahrzeugen sind fahrbare Gurtforderer mit
Eigenantrieb geeignet. Der erste Kettenforderer fur Beutel fand
1955 Eingang in den Postdienst.
Fur die Briefsortierung wurde vor kurzem ein Stahlrohr-Ver-
teiltisch mit Doppelforderband entwickelt. Seit 1938 wird an der
Mechanisierung der Briefsortierung gearbeitet. Dabei zeigte sick,
dali eine einplatzige Maschine fur kleinere Amter schneller ale
eine mehrplatzige zu entwickeln war. Eine solche Briefsortier-
maschine mit Rollenforderern und 133 Fachern in 5 Ebenen ist
16 ft lang (1 ft = 30,5 cm), 21/2 ft tief, etwa 6 ft hoch und wiegt
21/2 t. Sie lift sich ale vollstandige Einheit hefordern und leicht
in Betrieb nehmen. Eine solche Maschine verarbeitet taglich his
zu 26000 Briefe mit vernachlassigbar kleiner Fehlsortierung. Die
Briefe werden der Bedienungskraft durch eine wendelformige
Einrichtung zugefiihrt, die eine Umdrehung macht, wenn ein
Kennzeichen abgetastet wird. Der Sortierer ist nicht an den
Rhythmus der Maschine gebunden, sondern kann jederzeit auf
eine maxim ale Zahl von 80 Brief en je Minute tasten.
Fur den Schalterdienst wurden Maschinen entwickelt, die beim
Drehen einer Kurbel Klebezettel mit verschiedener Wertangabe
liefern. Der Wert kann vorher eingestellt werden. Diese Klebe-
zettel klebt man an Stelle der ublichen Briefmarken auf Pakete
auf. Auch eine Maschine fur Postanweisungen wird verwendet,
die den Wertbetrag und die zugehorige Gebuhr auf einen Papier-
streifen druckt, auf den die gesamten ublichen Augaben schon
zuvor (wahrend der Bedienung) gedruckt wurden. Die Vorteile
beider Maschinen liegen darin, dal die Wertzeichen zahlreicher
Nennwerte entbehrlich werden und ihre Summenzahler die Ab-
rechnung vereinfachen.
1927 wurde zwischen dem Westen und dem Osten Londons
eine zweigleisige elektrische Untergrundbahn des Post Office
eroffnet. Ein Zweiwagenzug kann 40 Paketbeutel oder 110 Brief -
beutel mit einer Hoch-stgeschwindigkeit von 35 miles/h (1 engl.
Meile = 1609,3 m) befordern. Der Jahresumschlag betragt z. Z.
caber 12 Millionen Beutel, und die Wagen legen jahrlich etwa
2 Millionen engl, Meilen zuriick. Diese Postuntergrundbahn lie-
fert einen nicht unbetrachtlichen Beitrag zur Verminderung der
Verkehrszusammenballung auf den Stralen.
H. Graf
(Auszug aus The Post Office Electrical Engineers' Journal 47, 1956, Heft 3,
S. 254-260.)
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Juli 1957
Allerlei fiber das Wort Telex und offentliche .Telexstellen
Allerlei fiber this Wort Telex-und offent-
Von Reinhold iHOPPE, Leipzig
Wie entstand der Begriff Telex?
bas Kennwort ?Telex" ist britischen Ursprungs. England
besal3 kein besonderes vom Fernsprechnetz unabhangiges Fern-
schreibnetz. In diesem Lande wurde vielmehr das Fernsprech-
netz ?zum Fernschreiben mitbenutzt. Jeder Fernschreibteil-
nehmer mul3te deshalb zunachst am Fernsprecher die gewanschte
Fernschreibverbindung verlangen,.damit beim ,,Amt` die fur
den Fernschreibbetrieb erforderlichen technischen Einrich-
tungen geschaltet werden konnten. Um diesen zusatzlichen Vor-
gang zu beschleunigen, suchte man ein Kennwort fir das Ver-
langen und entschied sich .fiir ,Telex". Dieses Wort ist zu-
sammengesetzt aus den Vorsilben von ?teleprinter" (Fern-
dnccker und Fernschreiber) und ?exchange" (austauschen,
wechseln). Auffblligerweise, sind die Stammworter ?printer"
und ?change" , bei'der Kennwortbildung unberiicksichtigt ge-
blieben, obwolil es gerade auf sie ankommt. Der englische Teil-
nehmer,verlangte also mit dem Wort Telex das-Auswechseln des
Fernsprechers mit dem Fernschreiber, mit anderen Wo"rten eine
Fernschreibverbindung. Der englische Begriff Telex hatte somit
nur lokale Bedeutung. - (Vgl. hierzu die andere Erklarung des
Begriffes ?Telex" im Aiifsatz ,Altes.und Neues von der Telex-
Techriik" im Heft 3/57, S: 57. D. Red.)
n Deutschland schuf man im Gegensatz zu England von vorn
herein. ein sellistdhdiges Fernschreibnetz. Jeder Fernschreib-
teilnehmer ist vom Fernsprechnetz unabhangig, weil er un-
mittelbaren AnschluB an das Fernschreibnetz besitzt. Besondere
Schaltvorgange und ein Kennwort erilbrigen sich deshalb. Fur
spiter ist allerdings ein Zusammenlegen des Fernschreibnetzes
mit dem offentlichen T-Netz und dem, Fernsprechnetz vorge-
sehen. _
Im Jahre 19,48 gewann der Begriff ,,Telex" eine andere Be-
deutung. AnlaBlich einer in diesem Jahre stattgefundenen Ta-
gung des CCIT wurde in der Empfehlung Nr. 861 das Wort
,,Telex" erstmalig als Bezeichnung fur den zwischenstaatlichen
Feinschreibverkehr erwiihnt, der vorher ?Dienst x" genannt
worden war. Durch Vorsetzen von ,Tele" vor den Buchstaben x
entstand auf an' derem Wege als in England ebenfalls das Kenn-
wort ?Telex" in neuer Bedeutung. Da Empfehlungen des er'
wathnten Koniitees als verbindlich betrachtet werden, hatte nun-
mehr das Kennwort ?Telex" nicht nur. eine andere Auslegung
erfahren, sondei?n auch seinen bisher lokalen Charakter verloren.
Esjlag nahe, ?Telex" auch fur den innerstaatliche-n Fernschreib-
dienst zu ubernehmen: Seitdem kennzeichnet Telex die Tele-
graphie neuen Stils (unmittelbarer Nachrichtenaustausch zwi-
sclien Sender und Empfanger der Nachrichten), wahrend'die
Bezeichnung ?T-Dienst" fur 'die Telegraphie alten Stils (Tele-
?gramnlverkehr)fbeibehalten,worden ist.'
I
Offenthche Telexstellen
J _ .
;Im Rahmen dieses Aufsatzes soil nicht von Telexstellen all.g
niein, sondern nur von den Erfahrungen mit offentlichen Te-
e
stellen (OTelex) die Rede sein. Bis zur Einrichtung von OTelex
konnten nur Inhaber von Telexstellen oder sogenannte ,Mitbe-
nutzer" solcher`Stellen mit Zustimmung der Inhaber der Telex-
stellen nach 'Genehmigung der zustiindigen Dienststelle der
Deutschen Post am Telexverkehr teilnehmen. Andere fanden
keme Gelegenheit dazu. Es bestand alsobeim Telexverkehr ein
bemerkenswerter Unterschied zum Telegramm- und Fernsprech-
verkehr, an denen sich bekanntlich jedermann beteiligen kann.
In der Deutschen Demokratischen Republik erwog man deshalb
die Moglichkeiten, auch den Telexverkehr, jedermann zuganglich
zu machen. Derjerste Versuch'mit OTelex wurde 1952 anlaBlich~
derl Leipziger Messe unternommen, die sick wie keine. and'ere.
Gro[3veranstaltung far derartige Versuche, eignet. Das Zusam-
mentreffen von Menschenniassen, die,wirtsohaftlicb interessiert
rind, und in1ihren Heimatorten uberwiegend selbst Telexan-
schliisse besitzen, kommt sonst nicht vor.'
183
Die untersehiedliehen Erfahrungen, die in der Folgezeit mit
Telexstellen far einen bestiinmten Zeitraum und besondere
Zwecke einerseits sowie tr}it stiindigen OTelex andererseits ge-
macht wurden, erfordern-getrennte Besprechung. I
OTelex.fur begrenzte Zeitraume
{
Beim ersten Versuch wurden fur die Dauer der Leipziger Messe
1952 zwei OTelex eingerichtet, die eine in einer Koje des soge-
nannten Untergrundmessehauses (unter dem LeipzigerIMarkt)
im Stadtzentrum, die andere auf dem Gelhnde der ,Technischen
Messe". Der Erfolg war uberraschend. Besonders bei West-
deutschen und Auslandern erregten die bisher unbekannten Ein-
richtungen Aufsehen. Leider konnten damals die Anspruche der
auswartigen Hauptinteressenten nur zum kleinen Teil befriedigt
werden, well mit den meisten Fremdstaaten sowie mit West-
deutsehland noch keine Telexverbindung bestand. Andernfalls-
wurden die zwei Telexstellen bei.weitem nicht ausgereicht haben.
Es ist anzunehmen., dal3 die bald folgende Ausweitung des Aus-
landsverkehrs sowie die Aufnahme des Telexdienstes mit West-
deutschland infolge ailseitiger Bemuhungen der an der Messe
interessierten Kreise beschleunigt worden sind. Bereits fiir die
folgende Messe wurden mehr Telexanschlasse eingerichtet sowie
die vorher im Untergrundmessehaus befindliche Telexstelle in
einem besonderen Telexpavillon auf dem Markt verlegt, der sich
groBer Beliebtheit und sehr regen Zuspruchs erfreute (Bild 1).
Se tdem ist die Inanspruchnahme der OTelex von Messe zu
Messe sprunghaftgestiegen, eine Stabilitat ist noch nicht abzu-
sehen. Jedes.groflere 11lessehaus besitzt jetzt eine OTelex.i Messe-
hawser, in denen vorzugsweise Westdeutsche und Auslander aus=
stellen Oder verkehren, verfagen fiber Telexstellen mit,mehreren
Anschlussen und Fernschreibmaschinen. Trotz dieser Entwick-
lung nimmt auch die Zahl der teilnehmereigenen, Messe-Zeit-
anschlasse standig zu, und auch Behorden sowic die Presse' stellen
wachsende Anspruche. An die Stelle der Sorge uni ausreichende'
Benuuzung der OTelex ist damit, die Sorge um das Beschaffen
der zablreichen Apparate und um deren Besetzen mit erstklassi-
gen Fernschreiberinnen getreten. Unerwahnt darf nicht l ieiben,
daB die Inanspruchnahme der OTelex keineswegs allein von der
Zahl der Messegaste, sondern noch mehr von der Zahl der Fern-
schreibmoglichkeiten abha,ngt.* So konnte dieser Erfolg bei-
spielsweise auf Leipziger Seite niemals mit nur zwei Stellen
,(etwa im Stadtzentrum und auf der Technischen Messe) erreicht-
werden, auch dann nicht, wenn dose zwei Stellen mit zahlreichen
Anschlassen ausgestattet worden waren. Entscheidend fur die
Entwicklung ist es vielmehr, daB zahlreiche, bequem erreichbare
Telexstellen vorhanden sind. Ferrer ist Voraussetzung, da13 eine
ausreichende Besucherzahl aus Staaten mit gro(len Telex netzen
zur Messe erscheint. Diese Messefremden stellen das Hauptkon-
tingent tingent der Telexbenutzer. An der Spitze steht in dieser Hinsicht
Westdeutschland, das das grollte Telexnetz aller europaischen
Bild 1. Telex-Pavilion auf deni Markt in Leipzig (Aufn. Taggeselle, Leipzig)
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L84
Allerlei fiber das Wort Telex und Sffentliche Telexstellen
Staaten besitzt. Die Deutsche Post schnitt'in den Kritiken der
Messegaste, die beim Leipziger Messeamt gesammelt werden und
-teilweise wertvolle Anregungen'enthalten, bernerkenswert gut
ab. Selten ist aber etwas vorn In- und Ausland so begrul3t worden
und hat sich so schnell eingebiirgert wie die OTelex zur Leipziger
Messe. Eire Messe ohne OTelex ist'nicht mehr vorstellbar. Dienen
diese zwar ?nur" wirtschaftlichen Beziehungen, so kann die
MaBnahme doch auch als politischer Erfolg der Deutschen De?
mokratischen Republik gewertet werden.
Bel GroBveranstaltungen anderer Art 'kommen . besondere
OTelex zur Benutzung fur jedermann nur selten in Betracht.
Hier handelt es sick- in der.Hauptsache urn besondere Telex-
stellen fiir Presse und Veranstalter.
Standige OTelex
-Der gelungene Versuch anlaBlich der J eipziger Messe fiihrte
sehr bald dazu, in Bezirksstadten und anderen bedeutenden
Orten standige OTelex einzurichten (Bild 2). Mit so' guten Er-
fahrungen wie zur Leipziger Messe konnte bei ihnen von vorn-
herein aus folge'nden G'runden nicht ger echnet werden:
Der Kreis der Interessenten ist wesentlich' kleiner als zur
Messe, weil die Vielschreiber selbst Telexanschliisse besitzen
oder ale Mitbenutzer von solchen zugelassen Sind.
Die auswartigen Hauptinteressenten am Telexverkehr (West-
deutsche und Auslander)sind nur schwach vertreten.
Per Austausch von Nachrichten zwischen OTelex und aus-
wartigen Heimatanschl issen (Reiseverkehr) ist unerheblich.
In der Regel gibt es in einer Stadt nur eine standige OTelex:
Es fehlt also an Bequemlichkeit, weil weite Anmarsch- und Ruck-
wege unvermeidlich sind.
Schiufifolgerungen.
a) Bei OTelex, die fur begrenzte Zeitraume bei GroBveranstal-
tungen _und besonders zur Leipziger Messe eingerichtet wer-
den, liegen mit den bisher getroffenen Mal3nahmen so gute
Erfahrungen vor, daB Anderungen nicht erforderlich rind.
Es ist lediglich dafilr zu sorgen, daB genilgendrVerbindungs-
wege zur Verfugung stehen, und die zahlreichen Verbindun-
gen schnell zustande kommen. _ .
b) Bei standigen Telexstellen ent'spricht die Benutzerfrequenz
nicht ganz den Erwartungen. Kann eine OTelex in einem
zentral.gelegenen Bahnhof eingerichtet werden, so istaus dem
Reiseverkehr mit einem Steigen der Eimlahmenzu rechnen.
Die Mehreinnahme rechtfertigt jedoch wegen ihrer Gering-
fiigigkeit keineswegs daszusiitzliche Einrichten einer beson-
deren OTelex im Bahnhof. Wenn auf ein Steigern der Be-
nutzerfrequenz Wert gelegt wird, so kann das nur aus dern
Erhohen der Zahl der Stammmbenutzer der OTelex erwartet
Die Deutsche Post 2..J4.
Heft 7- ' Juli 1957
werden. Erreichbar ist dieses Ziel einzig undallein dadurch,
daB den Interessenten mehr Bequemlichkeiten ale bisher ge-
boten werden. AuBerdem kann der offentliche Telexverkehr
auch auf die-ankornmende Richtung ausgedehnt werden.
Alles andere mull als; vorlaufig unabandencch hingenommen
werden. Ein bestimmtes Steigen der Benutzerfrequenz- ergibt
sich aus dem weiteren Ausbau. des Telexnetzes der Deutschen
Demokratischen Republik von -allein.
Vorschl ige und' Empfelilungen ? -
Vorschlage und ;Empfelilungen k6nnen sich nach den bis-
herigen Ausfiihrungen'nur darauf beziehen, durch erhohte Be-.
quemlichkeit die Zahl der Stammbenutzer der OTelex wesen't
lich zu steigern- Der einfache Weg, die Bequemlichkeit der Telex-
interessenten durch Vermehren der Telexstellen zu erzielen, ist
unwirtscliaftlich und.scheidet deshalb aus. Vergleiche mit offent~
lichen Sprechstellen sind verfehlt, well OTelex erhebliche Melir-
kosten verursachen. AuBefdem sollen OTelex mit perfekten
Fernechreiberinnen besetzt sein, weil die Telexbenutzer nur'sel-
ten selbst fe'rnschreibkundig rind and fur sic Zeit -Geld ist (Ge-
buhrenberechnung nach der Verbindurigsdauer). Perfekte Fern
schreiberinne'n sind dber'zu rar, als daB. sie nur in Nebenbeschaf
tigung am Fernschreiber tatig sein konnen. Ee mull deshalb ein
anderer Weg beschritten werden, der each Moglichkeit auBer-
dem-einen umfassenderen Erfolg verspricht als das unwirtschaft-
liche Vertehren" der OTelex ' ohne zwingenden Grund. Dieser.
Weg kann nur im -Andern `der jetzt geltenden Bestimmungen
bestehen, die'in einigen Punkten von dem im Jahre 1952 impro-
visierten Messebestimmungen zum Nachteil:der Benutzer ab-
weichen. Gegen'wartig wird-eine scharfe Grenze zwischen Tile
gramm und Telex'gezogen. Es fragt sich,-ob diese Grenze auf die-, Dauer haltbar ist.,Viele Interessenten wnnschen z. B, daB die
OTelex Nachrichten durch Fernsprecher aufnehmen und even-
tuelle _Antworten zusprechen: Man kann u..a. dagegeri einwenden,
daB clie" Gebiihren dann'gestundet werden mussen, und der Ab-
sender keine Gebiihrenkontrolle hat. Es gibt auch noch andere
Einwand'e,,die von den Interessenten aber durchweg nicht aner
kannt werden, well manche teilnehsnereigenen Telexstellen dieses '
Verfahren mit ihren Mitbenutzern anwenden. Man'folgert,-daB
der Deutschen Post das recht,sein kann, was den Inhabern teil-
nehm.ereigener Telexstellen billig ist. Eine weitere.Gelegenheit
bietet das Abhole'n der Nachrichten auf fernmindlichen Anruf
durch besondere Boten und das Zustellen des Manuskriptes, des
Ubermittlungstextes und der eventuellen Antwort auf dem
gleichen Wege. DieseLosung ist bei weitem nicht so popular
wie die des Diktats durch Fernsprecher, kommt aber ale zusatz:
lithe Gelegenheit durchausin Betracht. Schliellich bedarf es -
der Erwagung, ob OTelex nicht auch in ankommender Richtung
tatig:sein kunnen. Es gibt Fur und'Wider, doch sind die Wider.
bei genauer Prufung kein undberwindliches Hindernis. Bei den-
Bild 2. Telexkabine und'offentliche Fern-
sprechzellen im Leipziger Hauptbahnhof
(Aufn. Taggeselle, Leipzig)
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Juli 1957
Leipziger Messen hat sich das bereits ergeben; denn die impro-
visierten Bestimmungen sahen manches vor, was jetzt nicht zu-
lassig ist. AuBerdem erforderte der Dienst am Kunden manches,
was nicht genannt, aber auch nicht ausdrilcklich verboten war.
Die groBzilgige Einrichtung von OTelex erlaubte auch deren
groBziigigen Ausbau im wirtschaftlichen and gesellschaftlichen
Interesse. OTelex ermoglichen gegenwartig jedermann die Teil-
nahme am Telexverkehr mit Einschrankungen. Weshalb sollen
diese Beschrankungen aufrechterhalten werden? Es liegt im
gemeinsamen Interesse der Deutschen Post and der Telex-
benutzer, diesen mehr Gelegenheit als jetzt zu hieten and alle
Einschrankungen fallenzulassen.
Ein ungenutztes Hilfsmittel
Der Annahmedienst an den Postschaltern hat vielseitige Auf-
gaben. Er ist nicht auf Postsendungen beschrankt, sondern greift
in weitem MaBe auf den praktischen Fernmeldedienst caber.
Unter anderem obliegt dem Annahmeangestellten das Bedienen
der offentlichen Sprechstelle, and - verbunden damit - das
Vereinnahmen der Gebuhren.
Der Schalterangestellte ist verpflichtet, Beim Anmelden eines
Ferngesprachs vom Sprechgast die Gebuhr fiir drei Minuten
einschlieBlich der Gehuhren fiir besondere Leistungen (XP, N
usw.) - fiir R-Gesprache die R-Gebuhr - im voraus zu erheben.
Von Unbekannten and von Sprecbgasten, die nicht als zahlungs-
fahig erscheinen, darf der Annahmeangestellte zu seiner Siche-
rung die Gebuhr fiir ein Sechsminutengesprach der gewiinschten
Gattung vorauserheben, jedoch keinen h5heren Betrag. Die vor-
ausgezahlten Betrage sind sofort bei der Anmeldung in das Ein-
nahmebuch der offentlichen Sprechstelle einzutragen.
Wie sieht es aber in der Praxis aus ?
Einige Posta.mter arbeiten vorbildlich, viele verstol3en jedoch
in doppelter Hinsicht gegen die Dienstvorschriften. Die Schalter-
angestellten erheben willkurliche Vorauszahlungen, die oftmals
in heinem angemessenen Verhaltnis zur gewiinsehten Sprech-
beziehung stehen. AuBerdem vereinnahmen sie die Betrage nicht
sofort im Einnahmebuch der offentlichen Sprechstelle, sondern
notieren sie lediglich auf einem Zettel. Teils unterbleibt sogar
jegliche Aufzeichnung.
Untersuchen wir die Grande fur diese Arbeitsweise and ihre
Folgen !
W arum erheben die Annahmeangestellten in vielen Fallen
willkirliche Vorauszahlungen and nicht die vorgeschriebenen
Gebiihrensatze ? - Sie kennen die Gebiihren fiir die versehie-
denen Sprechbeziehungen nicht and vermogen sie meistens auch
nicht zu errechnen. Viele Angestellto wissen nicht einmal, daB
sie im Besitz der erforderlichen Hilfsmittel sind. Das einfachste
and wicbtigste Hilfsmittel sind die amtlichen Verzeichnisse der
Telegraphendienststellen fiir den Inlandsverkehr. Viele Kollegen
werden sagen: ,Was hat das Verzeichnis der Telegraphendienst-
stellen in der Deutschen Demokratischen Republik mit dem
Errechnen der Ferngesprachsgebiihren zu tun? Das sind doch
zwoi grundverschiedene Dinge. Einmal handelt es sich um den
Telegraphendienst, zum anderen aber um den Fernsprecbdienst.?"
Nun, dann haben sie sich bisher das Verzeichnis noch nicht richtig
angesehen. Kennen Sie den Gebiihrenrechner, den Gebuhren-
weiser and die Berechnungstafel, die dem Verzeichnis der Tele-
graphendienststellen in der Deutschen Demokratischen Republik
als Anlagen 1 his 3 beigefugt sind ? Mit ihrer Hilfe fallt es nicht
schwer, die Ferngespriichsgebiihren zu berechnen. Hier wirde
es zu welt fiihren, das Benutzen der Hilfsmittel eingehend zu
beschreiben. Das ist auch gar nicht nitig; denn jede Anlage ent-
balt eine leicht verstandliche Anleitung.
Manche Kollegen werden einwenden, die Hilfsmittel stiinden
ihnen zwar zur Verfugung, doch beanspruehe das Nachschlagen
Zeit.
Bei einiger Ubung wird diese Zeit jedoch kaum ins Gewicht
fallen. Das gilt besonders dann, wenn wir uns entschlieBen, den
Gebiihrenweiser zu benutzen. Doch kiinnen wir uns die Arbeit
noch welter vereinfachen, wenn wir die einmal ermittelte Zone
in den Verzeichnissen der Telegraphendienststellen hinter dem
betreffenden Ortsnetz vermerken. LTbrigens wurde zu diesem
Zweck beim Druck der Verzeichnisse der erforderliche Platz frei
gelassen. Sicherlich ware es unwirtschaftlich, von vornherein
fiir jeden im Verzeichnis aufgefuhrten Ort die Zone zu ermittoln;
auch erstrecken sich erfahrungsgemaB die Gesprache von einer
offentlichen Sprechstelle im wesentlichen auf immer wieder-
kehrende Verkehrsbeziehungen. ZweckmaBigerweise vermerken
wir also die Zone, wenn wir sie orstmalig ermitteln miissen. Ein
anderer Weg besteht darin, etwa fur die Dauer eines Viertel-
jahres jeweils am MonatsschluB festzustellen, welche Gesprache
mit anderen Ortsnetzen gefi hrt worden sind. Danach tragen
wir fiir these Ortsnetze die Zone in das Verzeichnis der Tele-
graphendienststellen ein. Ftr die haufigsten Verkehrsbeziehun-
gen kdnnen wir uns auch eine besondere Ubersicht mit den Ge-
sprachsgebi1hren anfertigen.
Welchen Weg wir auch immer wahlen wollen, stets gilt es, dem
Erheben willkurlicher Vorauszahlungen entgegenzutreten. Die
Mittel dazu liegen in der Hand jedes Annahmeangestellten and
jedes Stellenleiters. Diese MaBnahme geschieht auch im Inter-
esse der Postkunden, die bei dem jetzigen Verfahren oftmals.
verargert sind. Ilmen leuchtet es - and das mit Recht - nicht
ein, daB ein Schalterangestellter 1,80 DM and ein anderer fiir
die gleiche Sprechbeziehung 5 DM im voraus erhebt. Mitunter
gewinnen die Sprechgaste durch derartige Vorkommnisse den
Eindruck, daB man sie betriigen will. Das aber schadet dem An-
sehen der Deutschen Post.
Die zweite Unsitte, die es bei den offentlichen Sprechstellen
zu beseitigen gilt, ist die ,Zettelwirtschaft". Ihre Folgen sind
vornehmlich innerdienstlicher Natur. Wie leicht ergeben sich
daraus Kassenunterschiede, Differenzen snit dem zustandigen
Fernmeldeamt usw. Warum tragen viele Schalterangestellte den
vorausgezahlten Betrag nicht sofort in das Einnahmebuch ein ?
- Sie Sind zu bequem, eine Riickzahlung oder Nacherhebung
zu buchen, obwohl das wirklich keine groBe Mahe ist. Ubrigens.
wird das in den meisten Fallen gar nicht notwendig sein; denn
die meisten Gesprache, die von offentlichen Sprechstellen ans.
gefiihrt werden, iiberschreiten die Dauer von drei Minuten nicht.
Voraussetzung ist hier jedoch, daB der Schalterangestellte keinen
willkiirlichen Betrag vorauserhoben, sondern die Gebuhr von
vornherein richtig berechnet hat. .
Etwas Selbstdisziplin, das BewuBtsein, daB eine gute Qualitat.
der Arbeit am Schalter unn6tige Verwaltungsarbeit vermeidet.
and das Ansehen der Deutschen Post in den Augen unserer Kun-
den starkt sowie die n5tige Kontrolle vermogen zweifellos auch
auf diesem Gebiet Wandel zu schaffen.
Kurt Berner, Leipzig
Erste Postrechts-Dissertation nach 1945
Am 3. 4. 1957 fand vor dem Rat der juristischen Fakultat der
Martin-Luther-Universitat Halle-Wittenberg eine bemerkens-
werte Thesenverteidigung statt. Herr Manfred Adler, Justitiar
der Bezirksdirektion fur Post- and Fernmeldewesen Dresden,.
verteidigte seine zivilrechtliche Dissertation ?Die Rechtsver-
haltnisse des Pressevertriebs in der Deutschen Demokratischen.
Republik".
Dieses Ereignis verdient nicht nur wegen der die Mitarbeiter-
des Postwesens besonders interessiereriden fachlichen Thematik
eine besondere Wurdigung, sondern vor allem auch deshalb, well
es sich hierbei - soweit das iibersehen werden kann - um die
erste Postrechts-Dissertation handelt, die auf dem Gebiet der-
Deutschen Demokratischen Republik nach 1945 eingereicht and
angenommen worden ist.
Die dffentliche Verteidigung, an der die juristischen Mitarbei-
ter der Deutschen Post nahezu vollzahlig teilnahmen, wurde
nach eri ffnenden Worten and der Vorstellung des Doktoranten.
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durch den Prodekan, Herrn Prof. Dr. Lekschas, mit einem Re-
ferat des Bewerbers, in dem er die Grundauge seiner Arbeit zu-
sammenfassend erlauterte, eingeleitet.
Aus den umfangreichen Ausfuhrungen seien hier nur einige
Schwerpunkte wiedergegeben. Der Doktorant kam in seinen
Untersuchungen zu dem Ergebnis, daB bei der Zulassung zum
Postzeitungsvertrieb? and der Zulassung bestimmter Ausnahmen
die Deutsche Post staatliche Gewalt ausiibe, insoweit also voll-
ziehend-verfugend tatig werde. Diese Rechtsverhaltnisse seien
daher Verwaltungsrechtsverhiiltnisse, die Vertriebs- and Be-
forderungsleistungen der Deutsehen Post dagegen Bestandteil
der materiellen Produktion. Als wirtschaftliche Tatigkeit (Pro-
duktions- and Austauschverhaltnis) masse der eigentliche Post-
zeitungsvertrieb in seiner Abwicklung somit dem Zivilrecht ein-
geordnet werden. Die Rechtsbeziehung zwischen Post and Ver-
lag sei ein Verhaltnis sui generis (= Vertrag eigner Art), das Ele-
mente des Kommissions-, Dienst-, Werk- and Kaufvertrags ent-
halte and vorschlagsweise als Pressevertriebsverhaltnis bezeich-
net werden konne. Ahnliche Oberlegungen galten auch fur die
Rechtsbeziehungen der Post zum Bezieher, obwohl hier die Ab-
weichung von den ublichen Vertragstypen des Zivilrechts nicht
so groB sei.
Als praktisches Ergebnis der Untersuchung legte der Dokto-
rant Normenvorschlage fur die Regelung des Pressevertriebs
vor, die er selbst lediglich als Diskussionsgrundlage bewertet
wissen wollte.
Der erste Referent, Herr Dr. Dornberger, bewertete die Arbeit
in seinem Gutachten als bedeutende wissenschaftliche Leistung,
deren positive Einschatzung von einzelnen kleinen Mangeln
keinesfalls geschmilert werden konne. Der Verfasser konne das
Verdienst fur sich in Anspruch nehmen, auf diesem Gebiet rechts-
wissenschaftlicher Forschung eine Pioniertat vollbracht zu haben.
Das Ergebnis des Verfassers sei im ubrigen nicht nur von wissen-
schaftlicher Bedeutung, sondern babe auBerordentliche prak-
tische and ideologische Auswirkungen, weil es einen Schlag gegen
die im Bereich der Post weitgehend vorherrschende Anschauung
vom offentlichenRecht darstelle. Die vom Verfasser vorgelegten
allgemeinen Thesen caber die Neuregelung des Post- and Fern-
melderechts seien - obgleich fiber das Thema? hinausreichend -
richtungweisend, fur die Praxis sehr wertvoll and auch vom
rechtstheoretischen Standpunkt her gesehen sehr interessant.
Als zweiter Gutachter bezeichnete Herr Prof. Dr. Schroder die
vorgelegte Arbeit ebenfalls als wertvolle Bereicherung der Er-
kenntnisse des Post- and Fernmeldewesens. Er bescheinigte dem
Verfasser, daB seine Arbeit wohlgelungen sei.
Auch der Opponent, Herr Backer vom Ministerium fur Post-
und Fernmeldewesen, bezeichnete die Arbeit als auBerordent-
liche wissenschaf tliche Leistung, der groBe Bedeutung fur Wissen-
schaft and Praxis zukomme. Ebenso wie der erste Gutachter
zeigte er einige Mangel der Arbeit auf, die aber nach seinen Wor-
ten die Gesamtbewertung der Dissertation nicht zu beriihren
vermogen. Er wandte sich vor allem gegen eine seiner Meinung
nach aus der Arbeit ersichtliche Tendenz, die auf einem Spezial-
gebiet gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse auf das ge-
samte Post- and Fernmeldewesen zu verallgemeinern.
In der anschlieBenden Diskussion behandelte Herr Buchner
von der Abteilung Postzeitungsvertrieb des Ministeriums fur
Post- and Fernmeldewesen einige in der Arbeit aufgeworfene
Fragen betriebstechnischer Art sowie Probleme der geltenden
Pressevertriebsverordnung, die in der Arbeit behandelt worden
waren. Insbesondere kritisierte er die Auffassung des Dokto-
ranten, daB der Zeitungsvertrieb der materiellen Produktion zu-
geordnet werden masse. Herr Buchner legte aber dar, daB nach
seiner Ansicht die Hauptfunktion des Pressevertriebs Bestand-
teil der Zirkulationssphare sei.
In seinem SchluBwort nahm der Doktorant dann zu den auf-
geworfenen Fragen Stellung, erkannte einige der aufgezeigten
Mangel an and erhartete im ubrigen seine Grundkonzeption.
Nach Beratung verkiindete Herr Prof. Dr. Lekschas den Be-
schluB des Rates der Fakultat, die Dissertation anzunehmen and
sie mit der Note ?sehr gut" (,,magna cum laude") zu bewerten.
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Ju1i 1957
Diese Thesenverteidigung stellt mehr dar als einen Hohe-
punkt im Leben eines allseits geschatzten Postrechtswissen-
schaftlers. Sie ist ein Ereignis von weittragender Bedeutung,
dessen ganzer Umfang nur derjenige zu ermessen vermag, der
vom Ringen um die neuen Erkenntnisse des Post- and Fern-
melderechts selbst aus unmittelbarem Erleben weiB. Der Streit,
ob das Postrecht dem Zivilrecht oder dem Verwaltungsrecht zu-
gehort, dem nicht nur theoretisches Interesse, sondern auch groBe
praktische Bedeutung zukommt, ist noch iiicht entschieden. Er
wird in dieser Fragestellung wohl auch schwerlich zu entscheiden
sein. Letzten Endes geht es im wesentlichen aber um das, was
bisher iiblicherweise unter dem Begriff des ,Postbenutzungs-
yerhaltnisses" verstanden wurde. Aschenborn-Schneider [1] waren
noch fur eine privatrechtliche Beziehung. Wenig spater setzten
sich dann aber mit Niggl [2] die Vertreter der offentlich-recht-
lichen Auffassung durch, der sick bald die gesamte Wissenschaft
and Rechtsprechung anschlossen. Auf dem Standpunkt des
offentlich-rechtlichen Anstaltsnutzungsverhaltnisses steht heute
noch einhellig die gesamte westdeutsche Bundespost [3]. Auch
die Gerichte in der Deutsehen Demokratischen Republik haben
noch vor nicht allzu langer Zeit ihre Entscheidungen auf den
gleichen Erw: gungen aufgebaut [4].
Nachdem - ausgehend von den okonomischen Grundlagen
unserer neuen gesellschaftlichen Ordnung - die Rechtswissen-
schaft den Gegenstand des Zivilrechts erforscht and darauf auf-
bauend einen neuen Begriff des Zivilrechts and eine neue Ab-
grenzung dieses wichtigen Rechtszweiges erarbeitet hat [5], kun-
digte sick seit langerem eine Anderung auch der bisherigen ver-
waltungsrechtlichen Einordnung des ,Postbenutzungsverhalt-
nisses" an. Mit der vorliegenden Dissertation hat erstmalig
offentlich ein berufener Vertreter der Postrechtswissenschaft
in wohlbegrundeten Darlegungen das Postbenutzungsverhiiltnis
auf einem bedeutsamen Spezialgebiet, dem Pressevertrieb,
groBtenteils dem Zivilrecht zugeordnet. Zu diesem gelungenen
Vorhaben kann man den Doktoranten nur begluckwunschen.
Gerhard SUB, Halle (Saale)
Literatur
[1] Das Gesetz fiber das Postwesen des Deutsehen Reiches, 2. Aufl., 1928,
S. 56ff.
[2] Postverkehrsgesetze des Deutschen Reiches, 2. Aufl., 1928, S. 148ff.;
Deutsches Postrecht, 2. Aufl. 1931, S. 197ff.
[3] Schuster ,Postrechtspraxis", 3. Aufl., 1954, S. 70.
[4] Landgericht Halle (Saale) vom 22. 5. 1951 (,,Postarchiv" 1951, Nr. 3/4,
S. 248ff.), ferner der bisher unveroffentlichte BeschluB des Obersten Ge-
richts der DD11, I WZ 1/55 vom 12. 1. 1955.
[5] Vgl. zusammenfassend ,Das Zivilrecht der Deutsehen Demokratischen
Republik, Allgemeiner Teil", I. Abschnitt, ? 1.
800 km/h auf dem Priifstand
Neben der IL 14 P, die noch in diesem Jahre in groBerem
MaBe eingesetzt wird, bereitet unsere Luftfahrtindustrie den
Bau eines Diisen-Passagierflugzeuges vor, fiber das die Deutsche
Lufthansa dann alsbald verfugen wird. Diese Maschine vein Typ
152 wird eine Reisegeschwindigkeit von 800 km/h and cine
Reichweite von 2500 km besitzen. Sie ist damit ein typisches
117ittelstrecken-Hochleistungsflugzeug. Sehr bedeutungsvoll ist
die Tatsache, daB durch eine Neukonstruktion des Fahrwerkes
die Start- bzw. Landebahnstrecke auf nur 800 m beschrankt
wird, wahrend andere Maschinen gleicher Art 1000 his 1200 in
benotigen. Somit konnen unsere kunftigen Strahlturbinen-Ver-
kehrs[lugzeuge auf alien jetzigen Verkehrsflugplatzen landen.
Das Strahltriebwerk mit einem Schub von 3150 kp (8000 U/
min) befindet sich bereits auf dem Prt fstand; ebenso ist die Kon-
struktion der Zelle weit gediehen.
Unsere junge Luftfahrtindustrie, die erstmalig auf der Leip-
zigerFruhjahrsmesse1957 ingroBeremMaBe ansLicht derOffent-
licbkeit trat, hat damit bereits gute Leistungen gezeigt. Es be-
steht also die berechtigte Hoffnung, daB in kurzer Zeit ein be-
achtliche-s technisches Niveau erreicht sein wird, das den Ver-
gleich mit Erzeugnissen anderer Lander nicht zu scheuen haben
wird. -
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Juli 1957
Kassendienst und 45-Stunden-Woche
Von Johannes WEBER und Horst GROSSERT, Leipzig
Die vorliegendeArbeit beabsichtigt nicht, alle Moglichkeiten zurSteigerung der Arbeitsproduktivitdt,im Kassendienst
zu, untersuchen, sondern will nur das Problem der Einschrdnkung der Ubergabezeiten darstellen.
Einleitung
Bei den Amtern und Dienststellen der Deutschen Post ist am
1. 6. 1957 die 45-Stunden-Woche eingefuhrt worden. Diese yolks.
wirtschaftlich bedeutungsvolle MaBnahme muBte ohne Einsatz
zusatzlicher Arbeitskrafte und unter Einhaltung des geplanten
Lohnfonds gelost werden. Das bedeutete, daB die 45-Stunden-
Woche nur durch Steigerung der Arbeitsproduktivitat verwirk-
licht werden konnte. Diese SchluBfolgerung gait fur alle Dienst-
zweige und alle Dienststellen der Deutschen Post, also auch fur
den Kassendienst.
Die BauptverwaltungPost- und Zeitungswesen hatte in ihrer
Direktive zur Einfilhrung der 45-Stunden-Woche bereits auf
diese Moglichkeit hingewiesen. Welche Arbeitszeitreserven in
Form der Ubergabe- und AbschluBzeiten bestanden, zeigen fol-
gende Angaben. Bei einem Amt im Bezirk Leipzig waren fur
drei Ubergaben wochentlich 13,5 Stunden angesetzt, wahrend
ein anderes Amt fur sechs Ubergaben wochentlich 16,5 Stunden
vorgesehen hatte. In den angefiihrten Fallen di rfte die 45-
Stunden-Woche im Kassendienst ohne Schwierigkeiten zu ver-
wirklichen gewesen sein, wenn das sogenannte ?Wandsbeker
Verfahren" eingefuhrt worden ware.
Das Wandsbeker Verfahren
Dieses Verfahren wurde bisher bei den Kassen (Schaltern) in
Gro1stadten usw. angewendet, die durcbgehend geoffnet sind.
Es ist aber auch fur alle anderen Kassen brauchbar.
Zum Unterschied von den ,normalen" Zweigkassen werden
je Zweigkasse grundsatzlich zwei Bestande an Postwertzeichen,
verkauflichen Formblattern usw. gefuhrt, die von den beiden
Kassenangestellten jeweils eine Woche verwaltet werden. Ebenso
gehoren zur Zweigkasse zwei AbschluBbilcher. Alle anderen
Kassenbucher und -belege konnen von beiden Kassenangestellten
gemeinsam benutzt werden. In der Praxis hat es sich aber als
zweckmaBig erwiesen, die wichtigsten Kassenbucher, wie zum
Beispiel die Einzahlungsliste und die Kassenbucher des PZV,
ebenfalls in zwei Exemplaren anzulegen. Dem Verkehr zwischen
beiden Teilkassen, kurz ?Reihe A" und ?Reihe B" genannt,
dient ein Zuschreibebuch (Formblatt C 57). Der Finanzbuch-
haltung gegeni ber gelten beide Teilkassen nach wie vor als eine
Zweigkasse.
Das AbschluBbuch der Reihe A wird im Regelfall folgende
Positionen enthalten: Postwertzeichen, verkaufliche Form-
blatter usw. (nur Zuschrift und Bestande der Reihe A!) sowie
samtliche bei der Kasse zu fuhrenden Kassenbucher und -belege,
auBerdem das Zuschreibebuch und den Barbestand. Tm Ab-
schluBbuch der Reihe B dagegen finden wir als AbschluBposi-
tionen nur die Postwertzeichen und verkauflichen Formblatter
.(Reihe B), das Zuschreibebuch und den Barbestand. Sofern
Reihe A und B getrennte Kassenbucher fdhren, werden die
Kassenbucher der Reihe A im AbschluBbuch A erfaBt und die
der Reihe B im AbschluBbuch B.
Wenn wir davon ausgehen, daB der Kassenangestellte der
Reihe A am Monatsanfang als erster an der Kasse arbeitet, er-
gibt sich am Ende seiner Dienstschicht folgendes Bild: Er hat
in den Kassenbiichern die erforderlichen Buchungen vorgenom-
men und dafur die entsprechenden Einnahmen bzw. Ausgaben
getatigt. Unter die letzte Eintragung in den Kassenbi chern, die
der Angestellte der Reihe B fur die Weiterfuhrung der-Kasse be-
notigt und selbst nicht besonders filhrt, zieht der Angestellte
der Reihe A einen Schlufstrich und ubergibt sic ohne besonderen
Nachweis an seinen Dienstnachfolger. Weiterhin mussen die
lagernden Gebfihren and eventuell auch Barbetrage ubergeben
werden. Diese zu dbergehenden Betrage sind im Zuschreibebuch
einzeln zu buchen. Vom Angestellten der Reihe B wird die Be-
scheinigung fiber den Empfang im Zuschreibebuch durch Wieder-
holung des Betrages usw. abgegeben.
Zur Ubergabe des Bargeldes mull zuniichst etwas Grundsatz-
liches gesagt werden. Handelt es sich um Kassen, die nach der
Ubergabe nur einen geringen Betrag an Wechselgeld benbtigen,
kann unserer Meinung nach der Barbestand in Hohe des Wechsel-
geldbedarfs bei beiden Reihen verbleiben. Die den Wechselgeld-
bedarf iibersteigenden Bargeldbetrage muBten vor der Uber-
gabe an die Geldsammelstelle oder an die Deutsche Notenbank
abgeliefert werden. Somit wurde sich eine Ubergabe der Bar-
bestande erilbrigen. Bei Kassen, die uninittelbar nach der Uber-
nahme groBere Barbetrage fur Auszahlungen an die Zusteller
usw. benotigen, ist diese Regelung nicht moglich. Hier mull das
Bargeld dem Dienstnachfolger ubergeben werden.
Nachdem B nunmehr die Kassengeschafte ubernommen hat,
fffhrt er die Kasse in der i1blichen Weise fort. Am Ende seiner
Dienstschicht (gemeint ist hier immer der Zeitpunkt der Uber-
gabe der Kassengeschafte) mull er in den gemeinsam gefuhrten
Kassenbiichern unter der letzten Buchung seinen SchluBstrich
ziehen and die Summe fur den Zeitraum seiner Kassenfuhrung
ermitteln. Diese Betrage vermerkt er im Zuschreibebuch. Der
weitere Teil der Ubergabe wickelt sich in der bereits gescbilderten
Art und Weise ab. B ubergibt mit dem Zuschreibebuch die lagern-
den Gebiihren und - falls vorhanden - das Bargeld.
Die bisherigen Ausfuhrungen zeigen, daB bei dem geschilderten
Verfahren die Ubergabe der Kassengeschafte - ohne einen Ab-
schluB aufzustellen - in kurzer Zeit moglich ist.
Hier sind lediglich zwei Ubergaben erlautert - es konnen aber
durchaus mehrere im Laufe der Woche stattfinden. Bei gemein-
sam gefuhrten Kassenbiichern ist die Ubergabe von A an B eine
Angelegenheit von einigen Minuten. Umgekehrt erfordert die
Ubergabe etwas mehr Zeit, well B in den Kassenbiichern die
Summe seiner Dienstschicht ermitteln mull. Bei getrennten
Kassenbi chern lift sich auch diese Zeit noch einsparen.
Bever der wochentliche AbschluB besprochen wird, soli zu-
niichat eine kurze Erlauterung der Buchungssystematik im Zu-
schreibebuch vorangehen. Das Zuschreibebuch dient - wie
schon erwahnt - zum Erfassen der Betrage, die zwischen beiden
Reihen zu verrechnen sind bzw. - wie der Postler sagt - ,ge-
schoben werden". Deshalb wird es von den Kassenangestellten
auch als ,Schiebe- oder Schunkelbuch" bezeichnet. Da die bei-
den Betragsspalten des Zuschreibebuches (Schuld und For-
derung) unterschiedliche Bedeutung fur beide Reihen haben
(was fur B Schuld ist, ist fur A eine Forderung), mull folgende
Regelung getroffen werden: B bucht seine .Betrage, well er we-
sentlich mehr Buchungen vorzunehmen hat als A, entsprechend
der Auswirkung auf seine Kasse. A mull demzufolge immer ent-
gegengesetzt eintragen. Vor der Ubernahme der Betrage in den
jeweiligen AbschluB wird im Zuschreibebuch saldiert, so daB nur
jeweils ein Betrag in den AbschluB eingeht.
Das Aufstellen des Abschlusses und der damit? verbundene
Austausch der Bestande geschieht wochentlich einlnal. Falls das
Aufstellen des Ahschlusses am Ende der Dienstschicht der Reihe
B stattfindet, mull B zunachst wieder die Summe seiner Dienst-
schichten in den gemeinsam gefuhrten Kassenbiichern sowie die
lagernden Gebi hren und - falls vorhanden -- das Bargeld an A
verrechnen. Danach stellen beide Reihen ihren AbschluB auf.
Hierbei wird in der i1blichen Weise verfabren. Der AbschluB von
B umfaBt nur den Wertzeichenbestand usw., unter Umstanden
eine geringe Summe an Bargeld sowie den Saldo des Zuschreibe-
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,Kassendienst und 45-Stunden-Woche,
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Heft' 7 - k Jell 1157'
buches und, soweit'die'Kassenbiicher getrennt gefuhrt werden? kassen-angeschlossen sein Die Nebenkassen arbeiten bekannt-
auch' die?laufenden Monatssummen der Kassenliiicher dieser' lick'mit'Wertzeichenvorschiissen von der Zweigkasse: Esmacht
jReihe._ Im AbschluB -A dagegen erseheinen neben.dem Wert- - rich deshalb erforderlich, die Nebenkassen einer Reihezuzuteilen
zeichenbestand A -usw. dem -Bargeld und -den lagernden - Ge= (zweckmaBig der ; Reihe A) : Die. Reihex A ,gibe ' also den Wert
biihren alle gemeinsam gefiihrten Kassenbiioher sowie; die spe zeichenvorschuB und weist 'ihn im Markennachweis aus. Ab
ziellen der Reihe A. Die`auftretenden, nichtaufgeklarten Kassen- liefeiunger erfolgennach Moglichkeitaucli,an die Reihe Ai Wenn
unterschiede.verbleiben'bis zum MonatsabschluB in Ider jewei- infolge?'d'er unterschiedlichen Dieiistschichten` die Abheferung
_aigen Reihe: Das Priifen der Abechlusse gesehieht gegenseitigvon den Nebenkassen von der Reihe B entgegengenommen wird,
und ist mit-dem Austausch der ' Bestande verbunden. so-bucht B den Betrag sofort als seine Schuld im Zuschreibebuch
Die bisherigen Ausfuhrungen zeigten das Verfahreri im Laufe, ;und ;schlebt";damn den Betrag, an;die Reihe A weiter. Sinn
'des Monats Fur. den letzten AbschhiB (Monatsabschluf3) ergeben gemaB ware auch,zu verfahren, wens von der Reihe ABar-
.sichfolgende- Besonderhelten: !. betrage an die Briefzusteller zur Auszahlung von Post- und Zah
lungsanweisungen-au'sgegeben wurden und B die''vollzogenen
Der eigentliche MonatsabschluB wird von der 'Re1he A'aufge; Belege und nichtauagezahlten Betragezuruckmrrimt.'
steht. Die Reihe B inuB'deshalb' die'Ergebnisse samthcher Kas=
senbucher im Zuschreibebuch"an A abrechnen. Es werden also AbschlieBend sei noch darauf verwiesen daB auch fur Neberi-
auch die ] ndsuen. der von B. getrennt gefiihrten Kasn- kassen- getrennte Bestande b"ei gemeinsamer Benutzung der
biicher in das Zuschreibebuch ubernommen. Diese Abrechriung Kassenbucher,moglich sind-und hier.:ebenfalls nur einmal wo-
]iann abet' auch schon' bei der letzten Dbergabe. geschehen' Im ; chentlich ein AbschluB aufgestellt zti.werdenbraubht:Am Ende
MonatsabschluB-der Reihe :B' finden wir nur nosh die Position jeder Dienstschiclit mussen darn d e Buehungen in deneinzelnen
Postwertzeiclien use. und as Zuschreibebuch: Der'Barbestand -- -,Kassenbii.chern abgeachlossen und?die'Dienstschichteigebnisse, .
der lRe'iherB:muB am Monatsende'vollstandig en, A abgefuhrt errechnet werden; Die - Gea mtsuinme- des so_ errechneten-Be-
werden, Weil sorest, the Berechnung der Restschuld?fur die. ge- trages stellt das abzuliefernde ?Bargeld dar.,Zu beachten ist da
samte Kasse,. auf Schwieri keiten stolen wurde. Der ,SchluB- bei, daB keine gerundeten=Summen, sondern dei Gesamtbetrag
bestand des Zuachreibebuches entspricht dens Wertzeichen- und (DM und Pf) abzuliefern-let. Sonstergebensick am Monatsende
_ - f;;, ie genaue Erm;tth;nv des je Nehenkassenreihe abzuliefern-
Referten Bargeldern zugeschoben" wurde.,Sind~Kasaenunter= den Bet ags --6,
schiede bei'der Reihe B aufgetreten;so wird der SchluBbestand
lur Kontroue wlru-mi Zuschreibebuch unterha u de uu.uul.- Das aer gwchilderte --- - ----
suirime' eine Gegeriiiberstehung m t' dem' Wertzeichenerlos%B bei kleineren, "die Moghchkeit bleteii; die fur-die Elnfiihrung der
vorgenommen. Diese `Gegenuberstellung mull das gleiche Fr- 45-Stunden VVoche !notwendige Zeiteinsparung zu 'e>.reichen_
:en - '_r 1Reihe B - ` Die Kasen... erhe;t ist be richtiger.Han hob?nn.,aderzeit gP- .
gC Ullltl, GGlgell W le UL4o n ui,a +_v a+ .. aJ.v .yawvuvu.,_.,__.,_._.,_- .....- _ ,~ _
r J? M t , , ,.. a fur die ge wa.hrleistet- Die Verantwortlichkeit wird durch das Zuschreibe--
samte Kasse erfaBt die'Endsuinmen-aller: Kassenbucher und uuuu-euenfalln nlal augegrenzt __e
belegese die Positionen Postwertzeichen und Formblatter es sick auf3erdem, daB der .Stellenleiter usw. zunachst die Ab
der Reihe' A, auBerdem das,Znschreibebuch und die Bestande - wicklung des Verfahrens laufend uberw'acht (besonders das`
K
an- lagernden Gebuhren iind'Bargeld. Mehr- oder Minderbetrage, gegenaeitige Verrechnen im Zuschreibebuch), IS die assen-
natsabrechriung aufgesteIlt..,' . - ~-- ti
:die Monats'abriechnung fiber. ? {
2 `Die, getrennt gefiihrten. Kassenbiicherkonnen4 als "Einzel-
?t'zu saldiereri`. 11nf1?A,ill Monatsendebei beiden Reihen`Mehr-
betrage vorhanden, so werden these in einer Summe mit der - 131elerkrankungen
Y.
Finanzbuchhaltung verrechnet. West beispielaweise Heine A In der Liste der Berufskrankheiten sind die.Erkrankungendurch
_ ., ..
aufgerechnet.und der'nocnveraleibencie Menr oaer Mincer Bl a Mensceine! gewonnen und bearbeitet wird, solange,gibt es:auch.,,,
betray wird abgefiihrt bzw.`in die-Restschuld ubernommen, . - om1. ,.Meien g I,R'o dci'oin Creit et,.n.tn.11 sZl.c nle metallisehes
Minaerbetrageuecken uaim u.e,rrchululgen Angcauelllen ie
bei anderen Kassen anteilmaBig. Blei oder in Form' zahlreicher erbin ungen fir., en. crest en
gi f tig ist und im gewerblichen Lebenviel f ach verwendet wird. Es see
Kasse zu bereclinen und entsprechend aufzuteileii. -': wei/l, "Mennige, Bleichromate), an. bleihaltige, Glasicren' "in . der-
5. -Die Restschuld'der Kasse is# der Reihe A, die ja auch die Kachelf abrikation,,an die. Akkumulatorenherstellung; an. Bleiglas
Lieferacheirireihei zur Finanzbuohhaltung im AbschluBbuch und Bteibenzin, erinnert. Sohlie/Slich besteht auch eine erleebliche
f i. -- - Ge/ahrdung'der Arbeiter bee der. Verhuttung der Bleierze. In weit
fiihrt, zuzuschreiben ". ~.. 'uber einhundert Beru fen -ist die Berithiung mit bleihaltigem Ma- ,
sind bei'den-Reihen- jeweils ale neue Schuldsummen im Ab- mogli~h.' ~; .
okasse selbst:befaBt. Per Zweigkasse?konnen'aber.aueh Neben- Montagen Oder Reparaturen-an nmeikaoein ausgeluhrt wc,dc,c.
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Die Deutsche Post Jg.
Heft 7 Juli 1957
Am gefahrlichsten ist fir den Menschen die Einwirkung von
Bleidampfen. Aber auch aus der Aufnahme von feinstem metal-
lischen Bleipulver oder Pulver anderer Bleiverbindungen entstehen
Vergiftungen. Day Blei kann auf drei Wegen in den Korper ge-
l angen:
1. durch Einatmen in die Lunge,
2. durch Nahrungsaufnahme in den Verdauungskanal,
3. durch die Haut.
Die Wirksamkeit der eingeatmeten Bleidampte ist am gro/ ten,
well der natirliche Schutzmechanismus der Leberentgiftung im
Korper nicht einsetzen kann, wie dies bei der Bleiaufnahme fiber
den Nahrungsweg geschieht. Aber auch hierbei kommt es allmahlich
zur Vergiftung. Essen and rauchen bei der Bleiarbeit sowie Speise-
vergittungen sind als hauptsachliche Ursachen zu nennen.
Dem Eindringen von Blei in den Korper durch die intakte Haut
kommt praktisch keine Bedeutung zu, wenn man vom Bleitetra-
dthyl, dem Zusatz von Benzin als Antikloptmittel, absieht.
Die Gi f twirkung an/ die Korperorgane wird durch das im Blut
kreisende Blei verursacht. Dieses Blei wird dann vorwiegend ent-
weder in den Knochen abgelagert oder durch den Darm and fiber
die Nieren ausgeschieden. Die Giftwirkung des Bleies auf3ert sick
moist schleichend in Mattigkeitsgefiihl, Nachlassen des Appetits,
gesteigertem Schlafbediirfnis and Druckgefuhl in der Magengegend.
Es stollen sich auch Kopfschmerzen and Stuhlverstopfung ein.
Wenn diese Erscheinungen nicht beachtet werden and weitere Blei-
einwirkung auf den Korper statttindet, verschlechtert sich das
Krankheitsbild; and es treten heftige krampfartige Leibschmerzen,
harinackige Stuhlverstopfung and Blutarmut auf. Han fig sieht
man einen schwarz-blauen Saum im Zahnfleisch, den sogenannten
Bleisaum. (Aber nicht jede schwarzliche Verfarbung im Zahn-
fleisch.ist ein Bleisaum!!) Es gibt noch weitere Auswirkungen der
Bleivergif lung, die ich hier im Rahmen dieser kurzen Ausf uhrungen
nicht zu schildern brauche. In schweren Vergiftungsfallen treten
Nervenerkrankungen oder auch Gehirnerkrankungen an/. Voraus-
setzung fir die Annahme des Verdachts einer Bleierkrankung ist
in jedem Falle der Nachweis, dap eine Bleigelahrdung bestanden
hat.
Fur die Beschaftigten im Fernmeldebaudienst ergibt sich hieraus
der Hinweis, dap beim Umgcing mit Bleikabeln and insbesondere
beim Loten oder Schwei Lien die angeordneten Schutzmaf3nahmen
beachtet werden mussen. Viele dieser Arbeiten werden im Freien
ausge fuhrt, so dap die Gel ahr der Einwirkung vom Bleidampfen
bei richtiger Korperhaltung nicht erheblich ist. Wenn Bleistaub-
oder Bleirauchgetahrdung besteht, sollten unbedingt Atemschutz-
masken getragen werden. Die personliche Hygiene ist nach der vor-
stehenden Schilderung eine Selbstverstandlichkeit. Jeder Fernmelde-
bauarbeiter sollte sich vor dem Essen sorgfaltig die Hande reinigen
and sick eine regel?naf3ige Mundpflege zur Gewohnheit machen,
Arbeitskleidung and Stra f3enkleidung sind getrennt autzubewahren.
Bei der Arbeit sollte stets eine Kopfbedeckung getragen werden.
Die arztliche Uberwachung bleigefdhrdeter Arbeiter ist durch die
Anordnung fiber die arztliche Reihenuntersuchung geregelt. In Ein-
stellungsuntersuchungen wird die Tauglichkeit fur den beabsich-
tigten Arbeitseinsatz festgestellt and durch Wiederholungsunter-
suchungen der Gesundheitszustand uberwacht. Die Geffihrdung ist,
wie bereits betont, im Fernmeldebaubetrieb nicht Behr grof3, so daf3
etwa halbjahrliche Wiederholungsuntersuchungen genugen. Jeder
Beschaftigte soll bei diesen Untersuchungen moglichst genaue An-
gaben fiber Appetit, Verdauungs- and Schlafstorungen and sein
Gesundheitsgefuhl machen. Vom Arzt ist auf das Bleikolorit der
Haut, das Blutbild, die Muskelfunktion and gegebenenfalls an/
spezielle Urinbestandteile zu achten.
Wenn jeder diese Hinweise bef olgt, dann ist die Ge f ahrdung durch
den Umgang mit Blei and seinen Verbindungen fir den einzelnen
praktisch bedeutungslos. Es muf3 aber vor alien Leichtfertigkeiten
dringend and immer wieder gewarnt werden.
Die nachsten Nummern der Lisle der Berufskrankheiten be-
ziehen sich auf Erkrankungen durch Cadmium, Phosphor, Queck-
silber, Arsen, Mangan and Beryllium oder deren Verbindungen.
Die moisten dieser Stolle kommen in anderen Bern f szweigen vor
and Sind daher fur die im Post- and Fernmeldewesen Beschaftigten
ohne Bedeutung. Es gibt sicker einige wenige Stolle, wie zum Bei-
spiel Holzimprdgnierungsmittel fir Fernmeldemasti, die durch
ihren Arsengehalt eine gewisse Ge f ahrdung mit sick bringen konnen.
Aber auch fur alle diese Stolle ist der Leitsatz zu beachten, dap die
auf den Verpackungen angebrachten Verhaltungsmaf3regeln ein-
gehalten werden. Wenn dies geschiehl, besteht fir den Arbeiter prak-
tisch keine Gefdhrdung seiner Gesundheit. Vor allen Dnngen sollen
die dlteren Kollegen durch ihr gutes Beispiel auf die jungeren and
unerfahrenen Kollegen einwirken and damit zur Verhiltung von
Gesundheitsschdden beitragen.
:acFi?1rv~,.nEcw
Hundert Jahre Fernmeldeamt Karl-Marx-Stadt. Festschrift.
Herausgegeben vom Fernmeldeamt Karl-Marx-Stadt, 1957.
75 Abbildungen, 96 Seiten.
Das Fernmeldeamt Karl-Marx-Stadt konnte am 1. Mai dieses
Jahres auf sein hundertjahriges Bestehen zurf ckblicken. Aus
dem 1857 gegrundeten Konigl. Sachsischen Staatstelegraphen-
bureau hat sich fiber die Spanne eines ganzen Jabrhunderts hin
fiber Hohen and Tiefen der Entwicklung das heutigo Bezirks-
fernmeldeamt herausgebildet.
Das Fernmeldeamt Karl-Marx-Stadt hat aus diesem Anlail
eine Festschrift herausgegeben, die besondere Aufmerksamkeit
verdient. Einmal deshalb, weil Gedenktage dieser Art verhaltnis-
maBig seiten sind and stets eine Mille von wertvollen Erinnerun-
gen and dokumentarischen Materialien zutage fordein, and zum
anderen, weil die erw5,hnte Festschrift in einer hervorragenden
Form gestaltet wurde, die voile Anerkennung wert ist. Wenn
man daze nosh berucksichtigt, dali die Festschrift von den Mit-
arbeitern des Fernmeldeamtes neben ihren sonstigen dienstlichen
Aufgaben zusammengetragen and geformt wurde, darf man sich
aus einem weiteren Grunde uber das Interesse dieser Mitarbeiter
an der Entwicklung ihres Amtes freuen.
Der Leser der Festschrift wird anfangs in einer umfassenden
Darstellung mit der hundertjihrigen Entwicklung des Fern-
meldewesens in Chemnitz/Karl-Marx-Stadt vertraut gemacht.
Dem schlieBen sich Berichte aus einigen Betriebszweigen (Funk-
entstorungsdienst, Fernsprechkundendienst, Fernmeldebau Bo-
wie Betriebsberufsschule) an, denen wiederum heitere Gescheh-
nisse aus dem Leben des Amtes folgen, die mit viel Geschick zu-
sammengestellt wurden. Das Kollektiv der Verfasser brauchte
jedoch nicht in einem Nachwort um Nachsicht gegenuber et-
waigen Mangeln in der Darstellung zu bitten. Abgesehen davon,
daB eine leicht verstandliche Form des Ausdrucks gefunden
wurde, die das Lesen sehr anziehend gestaltet, wurde doch
gleichzeitig der Versuch auf dem Gebiet der Geschichte eines
Fernmeldeamtes unternommen, zu einer kritischen Einschatzung
des Vergangenen zu kommen. Dadurch unterscheidet sich diese
Festschrift wohltuend von anderen aus der Fachliteratur be-
kannten fruheren Festschriften zu den mannigfaltigsten An-
lassen, da diesen Schriften vielfach ein rein beschreibendes Dar-
legen der geschichtlichen Entwicklung zugrunde lag. Die Ver-
fasser haben offenbar keine Mfihen gescheut, auch an die archi-
valischen Quellen heranzugehen and diese fur ihre Darstellung
auszuwerten.
Wir df rfen das Erscheinen der Festschrift freudig begrd8en
and zugleich hoffen, daB sich das Interesse an diesen Fragen
unter den Kollegen der Deutschen Post wieder weiten moge,
damit bei ahnlichen Anlassen auch andere Ainter and Dienst-
stellen mit Leistungen gleicher Gate hervortreten. g.r.
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Schwingungskreise mit Eisenkernspulen. Von Dr. F. Sammer.
AkademischeVerlagsgesellschaft Geest & Portig K.-G., Leipzig
1956. Bucherei der Hochfrequenztechnik, Band 8. Zweite,
bearbeitete Auflage. Format Gr. 8?, 232 Seiten, 154 Abbil-
dungen, Ganzleinen 15,- DM.
Das Gebiet der Elektrotechnik nimmt in der modernen In-
dustrie einen solchen groBen Raum ein, daB man geneigt ist
zu sagen, ohne Elektrotechnik kann es keine technische Weiter-
entwicklung geben. Gerade deshalb ist es fur einen in diesem
Zweig arbeitenden Ingenieur oder Techniker auBerordentlich
schwer, ja unmoglich, das gesamte Gebiet der Elektrotechnik
and seine Anwendungsbereiche in Theorie and Praxis his in alle
Einzelheiten zu kennen. Mehr and mehr wird man deshalb zur
Spezialisierung ubergehen mussen. Ein Buch, das these Be-
strebungen unterstiitzt, ist das vorliegende. Es erscheint bereits
in der zweiten, erweiterten Auflage and zeigt damit an, daB die
Notwendigkeit, Spezialliteratur herauszugeben, unbedingt vor-
liegt.
In ibm hat es der Verfasser verstanden, seine eigenen Kennt-
nisse mit der weit verstreuten, auBerordentlich umfangreichen
Literatur caber alle moglichen Anwendungen von Eisenkern-
spulen zu einem wohlabgerundeten Ganzen zu verschmelzen.
Das Werk ist in sechs Kapitel unterteilt: Allgemeines - Die
statischen Magnetisierungskurven - Wechselstrommagneti-
sierung mit sinusformigem Strom - Wechselstromkreise mit
Eisenkernspulen - Eisenkernspulen der Praxis - Anwendung
von Eisenkernspulen.
Besonderer Wert ist in der zweiten Auflage darauf gelegt
worden, den Fortscbritt der Tel;hnik darzustellen and An-
regungen aus Leserkreisen zu entsprechen. Deshalb ist es zu
begrtiBen, daB drei selbstandige Abschnitte eingefugt worden
Sind: Ferritkerne, Demodulation and Modellregeln.
Uns fallen einige kleine Unebenheiten auf, die jedoch den
guten Gesamteindruck nicht verwischen. So wird z. B. die
Tangensfunktion des Verlustwinkels in der Abb. 29 mit tang bw
angegeben, wahrend in der Abb. 30 fur denselben Begriff tg Sw
steht (richtig ware tan 6w). Um Unklarheiten zu - vermeiden,
ware es unserer Meinung nach auch besser gewesen, den Nach-
wirkungsverlustwinkel (4. Zeile v. u., Seite 50) nicht mit 1a,
sondern mit 6n zu bezeichnen, zumal der vorhergehende Absatz
diesen Winkel ausdriicklich als zusatzlichen Verlustwinkel be-
stimmt and ibm auch auf der folgenden Seite die Bezeichnung Sn
gegeben wird. DaB die neuesten Schaltzeichen in den Abbildun-
gen nicht angewandt worden Sind, konnte wohl daran liegen,
daB das Umzeichnen der Bilder and das Herstellen neuer Kli-
schees erheb]ichen Zeitaufwand and nicht vertretbare Kosten
verursacht hiitte.
Uneinheitlichkeiten solcher and ahnlicher Art vermogen
jedoch wie gesagt nicht, den Wert dieser wissenschaftlichen
Arbeit zu mindern. Im Gegenteil, das Buch ist ohne Vorbehalte
allen denen zu empfehlen, die sich mit der Materie Eisenkern-
spulen intensiv zu beschaftigen haben. Starke
Einfiihrung in die Briefmarkenkunde. Von Wolfram Grallert.
Lipsia Philatelistische Schriftenreihe, Heft 1. VEB Biblio-
graphisches Institut, 1957. 112 Seiten, 8 Bildtafeln, Format
12,5X20 cm, broschiert 2,80 DM.
In sechs Kapitein behandelt der Verfasser alle Grundfragen
der Briefmarkenkunde einschlieBlich der notwendigen Fertig-
lkeiten, die der Sammler zuln werterhaltenden Einordnen seiner
Objekte beherrschen muB. Besonders nutzlich and anregend Sind
die Mustertafein fur die Gestaltung von Albumblattern; das an-
gefiigte Sachregister erleichtert das Auffinden bestimmter Be-
griffe. Fur eine neue Auflage empfehlen wir aber das Einfiigen
von Zwischenuberschriften and auch etwas groBere Bilder.
Alles in allem kann man das Erscheinen eines solchen kurz-
gefaBten, darum aber nicht minder inhaltsreichen Biichleins nur
begriiBen. Besonderen Wert besitzt es fur den Jungsammler.
Aber auch die Kollegen der Deutschen Post, insbesondere die-
j enigen, die sich mit dem Abstempeln and Behandeln von Samm-
lerpost dienstlich befassen, sollten es lesen, um sich einen Begriff
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Juli 1957
davon zu machen, wieviel Liebe and Muhe in einer Briefmarken-
sammlung steckt, welche Wunsche die Sammler haben and
welche Forderungen sic an die Beschaffenheit ihrer Objekte
stellen. Dies wiederum sollte die Mitarbeiter der Deutschen Post
dazu anreizen, die philatelistischen Sendungen entsprecllend zu
behandeln, um das Ansehen der Deutschen Post unter der welt-
weiten Sammlergilde nosh weiter zu fordern. Hille
Liebe Horerinnen and Horer ... Von Walter Conrad. Urania-
Verlag Leipzig/Jena, 236 S., 120 Bilder, Ganzleinen, 7,80 DM.
Ein ebenso prachtvolles wie nutzliches Buch fur alle Nicht-
fachleute, eine kurzweilige Wiederholung fur die schon Ein-
geweihten. Conrad entwickelt in wohl fur jeden verstandlicher
Form das weite Gebiet der Rundfunktechnik, soweit es den
unbefangenen Horer interessieren kann. her ein paar Kost-
proben in Form einiger Kapiteluberschriften: Was die Rund-
funkzeitung verrat - Ein Sender macht Seitensprunge -
Warum so viele Rohrentypen? -- Wohin mit dem Empfanger?
- Was im Konzertsaal nicht moglich ist - 3 D auch beim
Rundfunk - Und was sagt der Hauswirt? - Kampf dem
Wellensalat - Elektronen betrachten Bilder - 30 Rohren - ein
Empfanger - Rundfunkhoren streng verboten - Wie wird es
weitergehen ?
Schon aus dieser kurzen Auswahl ist ersichtlich, dal viele
Fragen, die der Horer alltaglicb auf Grund seiner guten oder
auch schlechten. Erfahrungen mit dem Rundfunkempfang stellt,
beantwortet werden, and zwar ?ohne Mathematik" and hoch-
trabende Fachsimpelei. Auch dem Fernsehen ist ein Abschnitt,
den man sich noch etwas breiter gewunscht hatte, gewidmet.
Lobenswert and nutzlich ist auch das angefugte Verzeichnis
?Worterklarungen". Das sauber gedruckte and mit deutlichen
Abbildungen hervorragend ausgestattete Werk verdient es,
eine weite Verbreitung zu finden. Einer neuen Auflage sollte
man noch ein Verzeichnis caber vertiefende Literatur anfugen.
Hille
Transistoren-Taschenbuch. Von Werner Taeger. Fachverlag
Schiele & Schon, Berlin 1957. 176 Seiten, 200 Abbildungen
and Tabellen der in Deutschland hergestellten Transistoren-
Typen mit Schaltungen and Anwendungsbeispielen. DIN A 5,
cellophanierter Karton-Umschlag, 12,- DM.
Der Verfasser hat sich in dem vorliegenden Taschenbuch die
Aufgabe gestellt, die wichtigsten Daten der zur Zeit in Deutsch-
land hergestellten and im Handel erhaltlichen Transistoren in
ein fur alle Typen moglichst gleiehartiges Schema umzurechnen.
Eine solche Arbeit erweist sick insofern als zweckmalig, als heut-
zutage fast jeder Hersteller eine andere Darstellungsweise fur
die elektrischen Eigenschaften seiner Transistor-Typen ver-
wendet. Mit dem Taschenbuch erhalt der Entwickler, der Transi-
storen zum Bestiicken seiner Geriite verwenden will, ein brauch-
bares Hilfsmittel zum Aufsuchen von Transistoren mit bestimm-
ten Betriebseigenschaften.
Nacheinander werden Transistoren von acht westdeutschen
Firmer and vom VEB Werk fur Bauelemente der Nachrichten-
technik ?Carl von Ossietzky", Teltow bei Berlin, besprochen.
Der erste Teil des Taschenbuches enthalt auBerdem einen kurzen
Abrill der Transistor-Technik. --rke
Eine elektronisch gesteuerte Schreibmaschine
hat etc franzdsischer Erfinder konstruiert. An Stelle der Tastatur enthalt sic
ein flaches Brett mit Kontakten. Jeder dieser Kontakte entspricht einem Budi-
staben oder Zeichen. Bei Eeriihren des Kontaktes mit einem bleistiftahnlichen
leitenden Griffel wird der betreffende Buchstabe von der Schrcibmaschine
mit Hilfe einer Relaissteuerung getippt. Fur haufig vorkommende Buchstaben
gibt es ant dem Brett mebrere Kontakte an inehreren Stellen. Selbstverstand-
lich rind alle Buchstaben so angeordnet, dab zurn Schreiben moglichst wenig
Handbewcgungen erforderlich sind. Bas tenographieren eines Diktates in der
iiblichen Form wird uberflussig, well das Schreiber auf der neuen Einrichtung
gewisserma6en ein neues Stenographiesystem, verbunden mit sofortigem auto-
matischen Schreiben, darstellt. Ein besonderer Vorteil ist, dab fur viel ge-
brauchte Wdrter and selbst fur gauze Satze (z. B. Anfang and Ende von Brie-
fen) ein einziger Kontakt vorgesehen werden kann,so dad eine grolfe Schreib-
geschwindigkeit erzielt wird.
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Juli 1957
Berufsausbildung der Fernmeldebaumonteur-Lehrlinge
Zur Diskussion gestellt
Berufsausbildung der Fernmeldebaumonteur-
Lehrlinge kritisch betrachtet
In diesem Beitrag sell die ZweckmA8igkeit der zur Zeit be-
stehenden Ausbildungsmethode, der produktive Einsatz der
Fernmeldebaumonteur-Lehrlinge sechs Monate vor Beendigung
der Lehrzeit, untersucht werden. Wenn hier such nur Erfah-
rungen aus dem Bezirk Karl-Marx-Stadt vorliegen, so ist doch
zu hoffen, dal damit eine rege Diskussion ausgelost wird.
Die Lehrlinge werden im Bezirk Karl-Marx-Stadt sechs Mo-
nate vor Beendigung ihrer Lehrzeit im produktiven Einsatz bei
dem FMA beschaftigt, das sie eingestellt hat. Dieser Einsatz
stellt die Verwirklichung eines Beschlusses des Ministerrates dar
and sell dem Zweck dienen, den Lehrling nach vollendeter Lebr-
zeit sofort als vollwertige Fachkraft verwenden zu konnen. Den
FMA wird Behr richtig vorgeschlagen, die Lehrlinge nicht mit
Nebenarbeiten, sondern aussehlieBlich mit Arbeiten, die fur die
Lohngruppe 5 vorgesehen sind, zu beschaftigen.
Wie wirkt sich these neue Ausbildungsmethode in unserem
(mittleren) FMA Freiberg aus?
Die in diesem Jahr auszubildenden sechs Lehrlinge werden
den einzelnen Brigaden zugeteilt. Zwei Lehrlinge kommen zum
oberirdischen, zwei zum unterirdischen Fernmeldebau and zwei
zum Sprechstellenbau. Um die Ausbildung interessanter and
vielseitiger zu gestalten, werden alle Lehrlinge auBerdem noch
beim OrtskabelmeBtrupp beschaftigt. Nach einer angemessenen
Zeit wird gewechselt, damit die Lehrlinge alle Gebiete des prak-
tischen Fernmeldebaues kennenlernen. Schon dabei sind ver-
schiedene Meinungen aufgetreten, weil von Vertretern der Be-
triebsberufsschule die Ausbildung in der vierten Phase nur im
Spezialgebiet vorgesehen ist. Das heiBt, daB der Lehrling nur im
oberirdischen oder unterirdischen Fernmeldebau oder im Sprech-
stellenbau produktiv beschaftigt werden sell. Die Betriebs-
berufsschule hatte dann allerdings die Aufgabe, die Eignung and
Neigung des Lehrlings vor dem produktiven Einsatz dem Ein-
stellungsamt mitzuteilen.
Wie sieht es aber mit der praktischen Ausbildung der Lehr-
linge im Einstellungsbetrieb aus?
Unsere Brigaden wind Spezialbrigaden and arbeiten im Lei-
stungslohn. Leider sind nur zwei his drei Kollegen in der Brigade
geeignete Fachkrafte, die fiber geniigende praktische Erfahrun-
gen and Kenntnisse verfugen and demzufolge Nachwuchskrafte
fachlich gut ausbilden konnen. Diese wenigen Krafte stellen den
Stamm in der Brigade dar. Sie tragen die Verantwortung fur
die Erfullung der Planaufgaben mit and setzen sich unmittelbar
dafiir ein, d. h. sie sind an einer guten Normerfullung interessiert.
Keiner dieser Kollegen ist abgeneigt, seine Erfahrungen weiter-
zugeben. Sie alle sehen auch die Notwendigkeit gut ausgebildeter
Fernme]debaumonteure cin, aber sie konnen sich dieserwichtigen
Aufgabe nicht in dem erforderlichen Mal3e widmen, weil ihre
Normerfullung darunter leidet. Eine Tatigkeit behindert somit
immer die andere.
Im oberirdischen and unterirdischen Fernmeldebau sind es
andere Merkmale, die davon abraten, Lehrlinge ,in der Produk-
tion" auszubilden : Der tagliche Arbeitsablauf gestattet doch nur
selten, Lehrlinge durch diesen Einsatz an Erfahrungen reicher
and vielseitiger zu machen. Fine Mastenuntersuchung in ver-
schiedenen Linien aber mehrere Wochen hinweg z. B. vermag
es nicht. Gleiches gilt fur Arbeiten fin unterirdischen Fernmelde-
bau, die wahrend des Betriebes durchgefiihrt werden mUssen
and bei denen es auf Schnelligkeit and Qualitat besonders an-
kommt. Gerade weil die Arbeiten-in einem FMA unserer Gr813e
nicht immer herausgesucht werden konnen, ergibt sich schon,
daB wahrend dieser Zeit nicht die erfolgreichste Ausbildung
unserer Nachwuchskrafte stattfinden kann.1
Wie steht es mit der gesellschaftlichen Weiterbildung unserer
Lehrlinge wahrend der Lehrzeit ? Es ist doch notwendig, dali die
Lehrlinge neben der guten fachlichen Qualifikation vor allem
in der positives Einstellung zu unserem Arbeiter-und-Bauern-
Staat bestarkt werden sollen, d. h., jede negative Diskussion, die
den Lehrling beeinflussen konnte, mull vermieden werden. Es
ist nicht Aufgabe dieses Beitrages, im einzelnen auf die Zusam-
mensetzung der Krafte im praktischen Fernmeldebau einzu-
gehen. Festzustellen ist jedoch, dal in dieser vierten Phase der
Berufsausbildung im Fernmeldebau von einer gesellschaftlichen
Weiterbildung keine Rede sein kann.
Man konnte darauf erwidern, dal der Lehrling, der seine Pru-
fung bestanden hat, ohnehin in einem halben Jahr ale Fern-
meldebaumonteur in eine Baubrigade eingereiht wird. Das ist
richtig. Es ist aber auch drisigend notwendig, jede Stunde in der
Ausbildung der jungen Menschen auf alien Gebieten voll zu
nutzen. In der Betriebsberufsschule mit ihren standigen Aus-
bildern konnte these Aufgabe unserer Meinung nach am besten
gelost werden. -
Ein weiterer Vorschlag: Der Einsatz von einfachen PreBluft-
anlagen oder anderen mechanischen Geraten zur Erleichterung
der schweren korperlichen Arbeiten im Fernmeldebau sollte auch
in der Ausbildung bald verwirklicht werden, um die begeiste-
rungsfkhige Jugend mit der neuen Technik bekannt zu machen
and dadurch nicht zuletzt einer Fluktuation vorzubeugert.
Zusammenfassend ergibt sich folgender Vorschlag:
Die Lehrlinge durften nur in geschlossenen Lehrlingsbrigaden
mit den Ausbildern im Produktionseinsatz beschaftigt werden,
auch wenn die Lehrzeit auf drei Jahre erweitert werden miAte.
Dieser Einsatz kann auch in einem benachbarten FMA durch-
gefiihrt werden, sofern dort geeignetere Bauvorhaben vorliegen,
die eine vielseitige Ausbildung gestatten. Die Auftrage werden
vollstandig von der Lehrlingsbrigade ubernommen. Hierbei darf
die Normerfullung nicht ausschlaggebend sein, sondern die Giite
der Arbeit and die ordentliche and umfassende Ausbildung and
Erziehung unserer jungen Menschen. Besonderer Wert ist auf
das Einhalten der Arbeitsschutzanordnungen zu legen.
Werner Stelzer, FMA Freiberg
Von Ikarus zum Atomflugzeug
Ein uralter Traum hat sich er/ullt: Der Lu/traum gehdrt dem
Menschen, and das Fliegen ist zu einer last alltaglichen Gewohnheit
geworden. Ikarus (1), der Held altgriechischer Sagen, wollte mit
Flugeln aus Vogelfedern fiber das Meer fliegen and sti rzte ab. Un-
zdhlige Versuche /olgten, denen erst Leonardo da? Vinci (2) um 1500
wissenscha/tliche Grundlagen gab. Doch fast drei Jahrhunderte
vergingen, ehe der Mensch im Freiballon durch die Lii/te ziehen
konnte. Der 15. Oktober 1783, an dem Pilatre de Rozier (3) in
einer Montgolfiere als erster Mensch aufstieg, bildet einen Mark-
stein in der Geschichte der Lu/t/ahrt.
Der Wunsch nach lenkbaren.Luftfahrzeugen er/iillte rich aber
erst 1892 mit Lilienthals Gleit f lugzeugen. Es gelang ihm, Wait seinem
,,Segelzeug" aus 30 m Hohe abzuspringen and 350 m zu fliegen.
1896 verungluckte er todlich. ,Op/er milssen gebracht werden", war
sein letztes Wort. Er ist der Altmeister des Segel fluges and der Be-
grunder des dynamisehen Fluges ,Schwerer als die Luft". Durch
sein Buch ?Der Vogelllug als Grundlage der Fliegekunst" and durch
seine Versuche vermittelte er das erste gesicherte Flugwissen.
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.192
Von Ikarus zum Atomflugzeug
Die auf der Technisch-Wissenschaftlichen Konferenz der
Deutschen Post in Leipzig (Oktober 1956) gehaltenen Facli-
vortrage liegen jetzt in Form einer Broschure vor. Diese wird
alien Dienststellen des Fernmeldewesens kostenlos zugehen.
Durch die Broschure sollen alle Kollegen der Fernmeldebetriehe
ulid der einschlagigen Industrie fiber die zukiinftige Technik
and die z. Z:? laufenden Entwicklungen informiert werden.
Weiterhin sollen "durch Beitrage, Anregupgen and Kritik an der
von der HV Fe 'eingeschlagenen Entwicklungsrichtung opti-
male Losungen der betrieblichen Forderungen gemeinsain er-
arbeit6t -werden. -
Die vorliegende Broschure ?enthalt folgende auf der'Konfe-
renz gehaltene Referate:
Zirzow: Stand and Entwicklung des drahtgebundenen Fern-
meldewesens
Nehririg: Das Motorwahlersystem,in der Vermittlungstechnik
'KoitzscIi: Die neueren Tragerfregdenzgerate and die ladfende
Entwicklung
Fechner: Betriebsbedingunaen der SWF-Technik and 'die
-stufenweise Einfiihrung des SWF-Verkehrs
HarnoB: Vom Pufferbetrieb zum Bereitschaftsbetrieb'in' den
' Stromversorgungsanlagen fur .drahtgebundene Fernmelde-
einrichtungen der Deutschen Post
Ulemann: Die Entwicklung neuer Kabeltypen unter Beriek,.
sichtigung neuer Isolierstoffe und.Kabelmantel
Graf: Mechanisierung and Motorisierung im Fernmeldebau
Krampe:. Neue Werkstoffeim Fernmeldebau
Von Interessenten (Einzelpersonen) aul3erhalb der Deutschen
Post konnen einzelne. Exemplare ?F" vom Ministerium. fur
Post- and Fernmeldewesen, Abt: `Fe T, Berlin W 66, gegen'
eine Schutzgebiihr von 1;- DM bezogen werden-(K.onto bei' der
Deutschen Notenbank Berlin 1123 000-1).
., Broschfire fiber die Technisch-Wis'senschaftliche
Konferenz der Deutschen Post - -
81-Stunden zuriick. Am 12.113.4. 1928 glilckte Hermann -Kohl
die-erste Ozeanuberquerung inost-westlicher Richtung. von Irland Die Post von Panama
hatte offiziell Papstbriefmarken herausgebracht. In these Serie sollten die Bil-
nach Neufundland. Mit setnen Begleitern Fitzmaurice find der alley bisherigen Papste aufgenommen werden. Hinter dieser Angelegenheit
stand aber, ein amerikanisches Finanzkonsortium, das wahrseheinlich hohe
v. Hiihnefeld kamp f to ei 36 Stunden tang gegen Schnee 'und Eis, panamesische ]tegierungsbeamte in seinen Plan einbezogen hatte. Es versprach
durch Nebel and'stfirmische Naeht and bewies dam it alle'r Welt, sich von dent Vcrkauf der in holier Auflage erscheinenden Marken einen be-
dap Gewinn. each dem Bekanntwerden dieser Zusammenhange"
daf3 die Ost- West- berquerung ouch mit, dem Flu'gzet g moglich ist. wurde enter Aufsicht der pananiesischen Post fast eine Million dieser Brief-
Heute fliegen deutsche Maschinen 22 mat wochentlich,nach -Nord-,. marken eingestamPft. Einer der grblten Briefmarkenskandale der Nachkriegs-
zeit?hatte damit sein offizielles i.nde gefunden. -
1 Den ersten gesteuerten Motorflug vollbrachte an 14. 8. 1901 der
4eutsche Gustav WeiBkopf (ein, Schiller Lilienthals) in Bridge-
ort bei- New York: Er legte 900 m zuriick. Die Brider Wright,
die moist -als Erfinder des Motorfluges gelten, hatten bei' ihm.ge-
lernt and flogen im Jahre 1903 erst 12 Sekunden tang in 3 m
Hohe. Am. 25.-V. 1909 uberquerte Bleriot (4) erstmalig den Ar-
melkanal im Flugzeug; 41 km in 271/2 Minuten, wahrend der-
Franzose Rouzier zur ?Grof3flugw6che der Champagne" im Au-
gust 1909 einen Hohenrekord? mit 158 m aufstellte. `-Nur 5 Jahre
danach stieg der Deutsche Oehlrieh auf 8150 m, nachdem :im Jahre
zuvor Stoffler 2079 km in 221/2 Stunden-ge/logen war and damit
den 100000-Mark-Preis gewonnen hatte. Und heute7 Das Segel
flugzeug erreichte 12800-m, der-sowjetische Stratospharenballort
,;UdSSR" 19000 m, das Dusenflugzeug 19831 m and ein ame-
rikanischer Freiballon .22066 m- Hohe. Die -deutsche Versuchs-
rakete - ?A 4" stieg bis in eine Hohe von '160 . . . 180 km, die
amerikanischeForschungsrakete -Viking" bis zu 255 km. Die
Ionosphdrenrakete ?WAC Corporal`.` war1949 bereits,aul 410 km
in den Weltenraum vorgestof3en. Im Mdrz 1957 berichtete 'die
Presse, daft die ersten Lebewesen mit einer Rakete in die Iono-
sphere, also ` fiber die Stratosphere hinaus; vorgedrungen seien.
Sowjetische Versuchsraketen mit je zwei Hunden erreichten eine
Hohe von 110 Kilometern. Nach Oberschreiten der. Flughohe trat
`bei 75 ? ? ..85 km das Fallschirmsystem in Tatigkeit: Kein Tier
kam bei diesen Versuchen zu Schaden.-
Das Luftschit f LZ 126 (Reparationslu f tschi f f ZR III) legte im
Jahre 1924 auf seiner Fahrt fiber den.Nordatlantik 8050 km in
24 Stunden dem Emp f anger in Chicago ausgehandigt. Uber 50 Mil-
liarden , Passagier-Lu f tkilometer werden -bisher im zivilen - Welt- -
luftverkehr zuriickgelegt, wie-Prof. Dr. Baade, der technische Di-
rektor der -Luftfahrtindustrie der DDR, ktrzlich mitteilte.
Sowjetische Dusenflugzeuge habenbereits eine Stundengeschwin-
digkeit von 1.600 km, die in Kiirze 2... 3000 km betragen wird lend
durch' die -geplanten Atom f lugzeuge noch gesteigert werden soll.
Unsere neue ?Deutsche Lufthansa (5)-wird sick Schnell in das
weltweite' Verkehrsnetz einglie'dern, das sick Aber die ganze Erde
.8pannt. Atemberaubend ist die Entwicklung der Lu ft fahrt der'letzten
50 Jahre;.und doppelt interessant ist es, sie.im Bilde der Brief-
- niarke darzustellen. Kaum: ein Land ist heute ohne Lu f tpostmarken.
Alle Arlen and Typen von'Luttlahrzeugen (Ballone, Luftschiffe,
-Segel- and-Motorflugzeuge, Dksenmaschinen, IJiibsehraub'er, Ra-
y -keten), Flugpioniere, Luftaufnahmen, 'Flughafen sehen wir-da..
129 vial erseheint allein das Lu f tschi f f ?Graf Zeppelin" bei 21 Lan-
dern. Selbst eine Raumschif fahrtsmarke gibi,es schon. Italien gab
anlaf3lich des internationalen Kongresses 1kr' Astronautik. am.
22.9. W'6-in' Rom eine Sondermarke heraus, die unsere Erde mit
den geplanten Erdsatelliten zeigt (6): Die Fulle. der Marken and
nicht zuletzt auch- der, Stempel' ermoglicht esauch dent wesiger be-
mittelten'Sammler, sieh eine reizvolle.Sammlung.aufzubauen, zu=
mal er. Gelegenheit hat, durch die Sektionen Philatelie mit alter.
Welt in Tausch zu treien. ' . Curt.Paul, Karl-Marx-Stadt
Eine Kamera
die zui Bildaufzeichnung an Stelle des Lichtes \Varmestrahlen ausnutzt, so
daB auch nachts Aufnahinen moglich rind,' ist in den USA entwickelt worden.
Mit dieser Kamera lassen sich ein Mensch auf eine Entfernung von 180 in end
ein,Haus aiif sine Entfernung von etwa 1500 m?feststellen.,
Keine ,geschmacklosen" Briefmarken mehr
herauszugeben beschloB die Deutsche Bundespost. Sie-will vielmehr kilnftig
nor noch ,schmackhafte'f Postwertzeichen herausbringen. Als erste sind die
10-Pf,Eriegsgraberfiirsorge-Marken - genauer gesagt ihreGummicrung -
hilt Pfefferminzgeschmack versehen worden.
Kin Westberliner Postangehoriger .
kaufte sich bei einem Briefmarkenhandler einen Satz syrischer UN-Bricf-
marken, die er Hach Damaskus mit der Bitte um Abstempelung sandte. Statt
der abgestempelten Briefmarken kain jedoch die-: Kriininalpolizei zu ihm ins
Hans, well es sich urn raffiniert gefalschte Marken handelte. An li arbunter-
schieden hatte die syrische Post die Falschung erkannt. Es?stelltesich heraus,
.daB -nachdem die Spuren'zunachst nach Hamburg gefiihrt batten - die'
Die Leipziger Herbstmesse - I
findet vent 1. his S. September 1957, die Leipzige
13. Marz 1958 statt.- ?
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 7 Julf 1957
Fruhjahrsmesse vom 2. his
Ein Munchner Briefmarkenhandler - -
hat gegen einen Westberliner Graphiker Strafanzeige erstattet. Dies teilte der
in Hamburg erscheinende ?Spiegel" suit. Der Graphiker stellte Falschungen
von Postwertzeichen aus der 1)Dl1 ,im Sinne der ?Antisowjetpropaganda"
her. Den Falscher erschiitterte jedoch die Aufdeckungen seines Verbrechens
'nicht sonderlich, weil.er sich von den. Spionageorganisationen die erforderliche
Itiickendeckung erhofft. Nach Angaben des ;,Spiegel" erklarte er: jSollte es_
zu einem FalscherprozeB gegen mich kommen, darn wird er ausgehen wie das -
Hornberger Schielen; wahrscheinlich.wird er sogar mit einer Blamage der,
Staatsanwaltschaft enden,"
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JnBacl~~n~u(r...
Der Diebstahl
Es war ein stattliches Siindenregister, das der Staatsanwalt in
seiner Anklage vor dem Kreisgericht Halle (Saale) verlas. Dem
Angeklagten Werner N. wurde vorgehalten: Verletzung der Unter-
haltspflicht, Diebstahl einer goldenen Uhr, Diebstahl von Post-
geldern, Verstof3 gegen die Verordnung fiber die Ausgabe von Per-
sonalausweisen.
Der weitere Verlauf der Verhandlung ergab das traurige Bild
eines - wie der Staatsanwalt spater richtig sagte - verlotterten,
arbeitsscheuen and verantwortungslosen Menschen, der - ohne
einen Beruf gelernt zu haben - im wesentlichen auf Kosten an-
derer nicht schlecht zu leben suchte. Diese ?anderen" waren samt
and sonders Frauen, mitunter recht zweifelhafte, mitunter aber
auch rechtschatfene, alleinstehende, die sick and manchmal noch
Angehorige durch ihrer Handy Arbeit versorgten.
Aus dem Verlauf der an Hohepunkten reichen Verhandlung
interessiert uns besonders die Aulklarung des Diebstahls von Post-
geldern. Schalten wir uns an dieser Stelle in die Verhandlung ein.
So lagen dem Gericht Beweise vor, aus denen hervorging, daf3 sich
leider auch eine ?Christel von der Post" in den Netzen des Ange-
klagten verfangen hatte. Ihre Arbeit srhildernd, daf3 sie z. Z. mit
dem Einziehen von Rundfunkgeldern so viel zu tun habe, erbot sieh
Werner in einem erstaunlichen Antall momentaner Arbeitswut
so f ort, seiner Christel hil f reich unter die Arme zu grei f en. Von den
346,45 DM eingezogener Rund/unkgebuhren jenes Samstags hatte
der diesmal ach so ruhrige Pseudozusteller Werner mit einem Eifer,
der einer besseren Sache wert gewesen ware, allein 282,90 DM kas-
siert. Christel wollte das Geld, wie vorgeschrieben, am gleichen Sams-
tagnachmittag noch ablie f ern, aber Werner war dagegen. Leider gab
das den Ausschlag. Der Bet rag wurde von Christel in die Geldschein-
lasehe verschlossen and Bann im Wascheschrank verwahrt, der
Schrankschlussel sinnigerweise oben au/ den Schrank gelegt.
Am nachsten Morgen entfernte sieh dann Werner mit der Er-
klarung, die Vormittags-Sportveranstaltungen besuehen zu wollen.
Christel, bei der Zubereitung des Sonntagsbratens plotzlich von
schrecklichen Ahnungen gepeinigt, fahndete inzwischen vergeblich
nach dem Schrankschlussel. Als auch erreichbare Nachbarn and
Bekannte keinen entsprechenden Tiirof fner beibringen konnten,
gab die Schranktur schlie filich einem mit roper Gewalt angesetzten
Schraubenschliissel splitternd nach. Sesam war geotlnet, and -
das Geld war weg. Werner war auch weg.
Die nachsten 14 Tage erkor er Leipzig zu seinem Tatigkeits-
bereich. In der HO-Gaststatte ,Hallesches Tor" wurde von den ehe-
maligen Rundfunkgebuhren so manche Flasche Wein bezahlt, die
mit Hilfe neuer Freundinnen bald geleert waren.
Dieses gonnerhafte Wesen versuchte Werner noch vor semen
Richtern deutlich zur Schau zu stellen. Er war nur schwer zu Ant-
worten zu bewegen. Ober die Frage, wieviel Geld er genommen habe,
war er sehr entrilstet. Dos sei dem Gericht dock bekannt. ?Ich sage
jetzt i berhaupt nichts mehr", ?Ich bin dock kein Leierkasten",
,,Sie haben doch blof3 was gegen mich", usw. Der Chronist hat die
Geduld eines Gerichts selten von einem derart anmafienden Ange-
klagten so au/ eine harte Probe stellen sehen.
Fur den Diebstahl von Posteigentum beantragte der Staatsanwalt
acht Monate Ge f angnis and Schadenersatz in Hohe von 346,45 DM.
Am Schluf3 der Verhandlung verlief3 den Angeklagten nach sehr
deutlichen Worten des Vertreters der Staatsanwaltschatt alle Arro
ganz: ubrig blieb eine Jammergestalt, die. aber immer noch trotzig
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aufbegehrte: ?Ich sage Ihnen nur, dap ich lurch die Strafe be-
stimmt kein besserer Mensch werde; ich werde schlechter, wenn ich
wieder rauskomme." Das war Werners letztes Wort.
Das Gericht verurteilte, ihn insgesamt zu 14 Monaten Gefdngnis
and 4 Wochen Halt sowie zum Schadenersatz. Nock Oberzeuguny
aller Anwesenden ist das Strafma/i geeignet, ihn trotz seiner gegen-
teiligen Behauptungen von einem arbeitsscheuen, anma/lenden
Menschen zu einem natzlichen Mitglied derGesellschaft zu erziehen,
wenn er selbst die innere Bereitschaft dazu aufbringt. Dariiber
nachzudenken, hat er jetzt ausreichend Gelegenheit.
Interessant ist, dap wahrend der Verhandlung die Frage auf-
tauchte, wer denn nun durch den Diebstahl eigentlich geschadigt sei,
das Verinogen der Deutschen Post oder unmittelbar das der Zu-
stellerin. Anders ausgedriickt; gehorte das gestohlene Geld im frag-
lichen Zeitpunkt bereits der Deutschen Post oder stand as erst im
Eigentum der Zustellerin, die nur schuldrechtlich zur Weitergabe
an die Deutsche Post verpflichtet war? Handelt as sich also um
einen Diebstahl von Volkseigentum oder von personlichem Eigen-
tum? .
Ein Eigentumserwerb ist such durch Stellvertreter moglich. Die
Zusteller der Deutschen Post nehmen eingezogene dienstliche Gelder
nicht fur sich pers$nlieh an, sondern sic Jungieren stets im Namen
der Deutschen Post. Wer als Postkunde dem Zusteller Rundfunk-
gebdhren and Zeitungsgelder aushdndigt, tut das mit dem Willen
der Zahlung an die Deutsche Post and nicht an die Person des Zu-
stellers X. Das wird auch durch Aushandigung des im Namen des
betref fenden HPA ausgestellten Empfangsscheins ausgedriickt,
ferner dadurch, dap die Zusteller der Deutschen Post in der Beget
Dienstkleidung tragen. Diese Willensiibereinstimmung zwischen
Posikunden and Zusteller begriindet die fur den Eigentumsiiber-
gang notwendige Einigung (? 929 BGB). Der zweiten Voraus-
setzung einer Ubereignung, namlich der Besitzverschaf Tung fiir die
Deutsche Post, wird dadurch Geniige getan, dap ein Zusteller kraft
seines Arbeitsrechtsverhaltnisses den Besitz an dienstlich empfan-
genen Gegenstanden stets I fir die Deutsche Post ausubt (? 855 BGB)
bzw. dap zwischen ihm and seinem Amt von vornherein Einmiitig-
keit daruber besteht, da/3 die eingezogenen Gelder in einem Besitz-
vermittlungsverhdltnis gema/3 ? 868 BGB fur die Deutsche Post
empfangen werden (sogenanntes ,antizipiertes Besitzkonstitut").
Die von den Zustellern entgegengenommenen Gelder gehoren somit
von Anfang an der Deutschen Post and rind Volkseigentum.
Auch die Postangestellte des vorliegenden Streit falls hatte den
Willen, fur die Deutsche Post zu erwerben, wie Burch ihre urspriing-
liche Absicht der sofortigen Ablieferung and dureh das spatere
Verwahren des Barbestandes unterVerschlu/3 and getrennt von
Privatgeldern auch ausreichend zum Ausdruck kam. Dai sie je-
doch in starkem Male gegen ihre Ptlichten versto /Jen hat, als sie
dem Angeklagten das Einziehen von Rundfunkgebuhren gestattete
and als sie das Geld vorschriftswidrig nicht so fort am Sonnabend
ablieferte, bedarf keiner naheren Begriindung. Sic muflte deshalb
auf dem Disziplinarwege nachdriicklich bestraft werden.
Gerhard SO, Halle (Saale)
Im Februar streikten
die Pariser Postangestellten. Der Streik dehnte sich bald auf weitere Gebiete
Frankreichs ans. Die italienischen Postkollegen versuchten im Marz, ebenfalls
ihre Lohnforderungen durch einen zweitagigen Streik durchzusetzen.
Die erste drahtlose Fernspreehverbindung
wurde kiirzlich in der Sowjetunion zwischen Moskau and Itjasan in Betrieb
genommen (Entfernung 200 km). Es kSnnen 24 Telephongesprache sowie das
Moskauer Fernsehprogramm ubertragen werden.
Neuartige Personenrufeinriehtungen
haben amerikanische Konstrukteure entwickelt. Ingenieure in grol3en Werken,
leitende Arzte von Krankenhausern new. konnen nunmehr winzige Transistor-
empf'dnger bei sich tragen, die auf bestimmte Frequenzen eingestellt sind and
die ansprechen, wenn die Personen gesucht werden. Eine andere Methode be-
steht darin, den betreffenden Gebaudekomplex in das Induktionsfeld ether
um das Gebaude gezogenen Drahtschleife zu legen.
Ein neues Postmuseum
wurde in Wroclaw eingerichtet. Aus diesem AnlaB gab die polnische Post einen
Ersttagsbrief mit der Sondermarke, die dem neuen Postmuseum gewidmet
war, heraus.
Die Rubrik , Unser Lexikon" mug auch in diesem Heft nochmale entfallen.
Die Redaktion
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Spurtverlag;aefwa:240:Seiten,' davon 40 Bildseiten,
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planung,,Kartenkunde Fahrzeugwartung, Zeltbau,
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sozialistiscben, Post-. und. Fernmelde
wesens, der 'mug sick,durch des
laufenden hallen.
DIE DEUTSCHE POST
-~- BerIIn-Ober^chonewe i d e -? To 1.'67'21 31 I), ahIwo r1: BIoiokku Berlin
eingehende Sludium, unserer
Fachpresse stets: auf dem
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Sanitized
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Zeitschrift fur das Post- and Fernmeldewesen
HERAUSGEGEBEN VON DER DEUTSCHEN POSTWERBUNG
2. Jahrgang Leipzig, August 1957
Heft 8
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Denken Sie daran, daB Sie die Betriebssicherheitlhres Fahrzeuges erhbhen
and Kraftstoff.?sparen, wenn Sie iiberalterte Kerzen nach ca. 8000 Fahr-
kilometern bei Zweitaktmotoren, nach 10-12000 km bei Viertaktern durch neue
ersetzen, and idaB Sie sich-von Zufallen unabhangig machen, wenn Sie stets
Reservekerzen bei sich fiihren.
VEB PORZELLANWERK NEUHAUS
Produktionszweig Zundkerzen Neuhaus-Schierschnitz/Thiir.
Gummistempel ? Siegel'- Gummidruckklischees
Datumeingangsstempel ? Sack- and Kisten-
stempel ? Namen-, Firmen- and Maschinen-
schilder in Metall and Kunststoff
Goldpragestempel ? Petschafte ? Kreis- and
Langsteilungen Artikelbedingtes. Zubehor,..
0
VEB
.Stempel ? Siegel u. Gravierung
Berlin C 2, Neue Schonhauser Stra(3e 16
426878 1423057
~tw,?~2G,f
vor allem erwartet der Kraftfahrer von -seinem
Fahrzeug. Sie hangt nicht unwesentlich ab vom
fehierlosen Funktionieren der Zun'dkerze.
Isolator-Zundkerzen
durchlaufen in der Fertigung mehr ais -30 Kon-
trollen, so daf3 der Fahrer die Gewahr fir eine
einwandfrei arbeitende Kerze hat.`Im"millionen-
fachen Gebrauch in aller Welt ?haben sie hohe
Zuverlassigkeit im Fahrbetrieb bewiesen.
00
I
II
V
D
I
leisten,
was der Motor
fordert
yam
iii
EAU DE COLOGNE ? LAVENDEL-?#1S. EAU DE COLOGNE
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SUSS: Die Bedingung im Arbeitsrechtsverhaltnis der
Deutschen Post . . . . . . . . . . . . . . . . . 194
KOLZOW: Mopeds im Dienste der Deutschen Post . . 198
ROHLACHER: Was man uns fragte (Bericht vom Be-
ratungsstand der HV Rundfunk- and Fernsehbetrieb
des MPF) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207
ROLLMVIANN/NAAKE: Anderung einiger Gebuhren im
Fernsprechverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . 210
KUHN: Ausbreitung ultrakurzer Wellen im Gelande . 215
NAGEL: Neonwerbung fur die Deutsche Post . . . . 221
Unser Titelbild. Ein Jahr ?Die Deutsche Post". Bier wird das erate Heft
unserer Zeitschrift von den jungsten Mitarbeitern elves Lehrkombinates be-
trachtet. (Aufn. Menzel, Leipzig)
Herausgegeben von der Deutschen Postwerbung. Redaktion ?Die Deutsche
Post", Leipzig S 3, Gustav-Freytag-Str. 43-45, Fernsprecher 30805. Ver-
autwortlich: Horst Hille. Satz and Druck: VEB Graphische Werkstatten
Leipzig 111 18/97. Verantwortlich fur den Anzeigenteil: Deutsche Postwer-
bung, Berlin C2, Magazinstralle 8-11. Zur Zeit ist die Anzeigenpreisliste Nr. 1
gultig. Die Zeltschrift ?Die Deutsche Post" erscheint monatlich einmal. Be-
zugabedingungen: Vorzugspreis fair PostangehSrige vierteljahrlich 1,50 DM.
Preis fur andere Besteller vierteljahrlich 2,40 DM. Bestellungen nehmen die
zustandigen Postzeitungsvertriebe entgegen.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdrucke - auch auszugsweise - nur mit
Genehmigung der Redaktion gestattet. Referate and Besprechungen mit
voller Quellenangabe zulassig. Veroffentlicht unter der Lizenznummer 4234
des Amtes fair Literatur and Verlagswesen der Deutschen Demokratischen
Republik.
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P r e s s e u r t e i l e O b e r d i e 1. A u f l a g e:
,,Im modernen Selbstwahlerverkehr treten Pro-
bleme auf, die auf lange Sicht nur mit elektronischen
Mitteln losbar sind. Bereits heute sind viele teil-
elektronische Einrichtungen im Gebrauch and viele
weitere in Entwicklung. Das vorliegende Buch ...
kommt also gerade zur rechten Zeit ..."
?Elektronik", Munchen, November 1956
Die Verfasser bringen in zehn Hauptabschnit-
ten einmal eine ausgezeichnete Cbersicht fiber den
gegenwartigen internationalen Stand der Elektronik
fur and in Vermittlungseinrichtungen sowie anderer-
seits eine mitunter recht ausfuhrliche Beschreibung
der prinzipiellen Wirkungsweise. Es ist dabei von
besonderem Vorteil, daB stets das Wesentliche gut
hervorgehoben ist, so daB der Leser nie den Ober-
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DIE DEUTSCHE ~() POST
-sk~,
ZEIT,SCHRIFT Fi7R DAS POST- UND FERNMELDEWESEN
ADI~ HERAUSGEGEBEN VON DER DEUTSCHEN POSTWERBUNG
2. Jahrgang
Leipzig, August 1957 Heft 8
Unsere Zeitschrift hat Geburtstag
#LK 3LJLM opopdma ZalasrAa fast"
Zwolf Nummern unserer Fachzeitschrift sind nun bereits er-
schienen. Und mit dem vorliegenden Heft beginnt das zweite
Dutzend, - AnlaB genug, ein wenig Rfickschau in die noch
junge Ueschichte unserer Zeitschrift zu halten.
Seit langem klang aus den Amtern der Deutschen Post der
Ruf nach einer Fachzeitschrift, und das besonders laut, seitdem
,,Der Postaktivist". sein Erscheinen eingestellt hatte. Eine neue
Zeitschrift muBte her, die sich jedoch mit den Problemen des
Post- und Fernmeldewesen grundlicher auseinandersetzen
wollee, als es ?Der Postaktivist vermocht hatte. Nach ein-
gehenden Beratungen im Mlnisterium fiir Post- und Fernmelde-
wesen und nach den notigen technischen Vorbereitungen konnte
dann im August 1956 die Nummer I des 1. Jahrgangs erscheinen.
V or der Redaktionskommission und der Redaktion stand die
Aufgabe, ein Organ zu gestalten, das das Denken der Postler
herausfiihrte aus der betrieblichen tinge, das sie von dem Ge-
danken losen sollte, allein durch Meistern und Verbessern des
V orhanddnen konne man em modernes sozialistisches Post-
uid I ernmeldewesen aufbauen.
Diese Aufgabe war und ist nicht leicht. Der uberwiegende
Teil der Belegschaften der Post-, Fernmelde- und Funkamter
besteht aus Kollegen des einfachen Betriebsdienstes. Leider -
und es kann auf Urund der Vergangenheit des Deutschen Volkes
mcht tinders sein - ist dieser leu meist noch nicht gewohnt,
anspruchsvoilere fachliche '1'exte zu lesen. Die Richtigkeit dieser
Ansicht zeigte sich alsbald in der Entwicklung des Abonnenten-
standes. War zunachst die gesamte Auflage unerer Zeitschrift
fast stets vergriffen und dienten nur eimge wenige Restexem-
plare als Werbehefte, so begann alsdann em nicht unerheblicher
Ruckgang in der Bezieherzahl einzusetzen, der fast 20% betrug.
Bierbei zeigte sich, dab fast ausnahmslos Kollegen des ein-
fachen Postoetriebsdienstes in unserer Zeitschrift nicht die ge-
wunschte Lekture salien. Leider batten es die verantwortlichen
Bader der Betriebe nicht verstanden, diesen groben Kollegen-
kreis an die Arbeit mit einer I achzeitschrift heranzufiihren.
W elche Begrundungen wurden nun im einzelnen von den
Abbestellern angegeben? Diese Antworten sind auBerst inter-
essant. Sie enthalten Motive vom unsinnigen ,Lese andere Zei-
tungen" fiber ?inhalt nicht fur Zusteller geeignet" bis ,Zeit-
schritt nur fiir Jj'eriuneldewesen".
Moglicherweise batten sich einige Kollegen infolge der Ahn-
lichkeit der 'tile! eine Unterbaltungszeitschrift wie die ,Wochen-
post" vorgestelit. Die meisten Abbesteller werden aber wohi in
ihrem eigenen Dienstbereich zu befangen sein.
Niemand wird von jedem Kollegen verlangen wollen, daB er
sich mit den echten Problemen des Post- und Fernmeldewesens
gedanklich auseinandersetzt. ?Aber alle diejenigen" - um ein
Wort des Stellvertreters des ministers, Kollegen Gebhardt, zu
gebrauchen -, ?die den Produktionsablauf organisieren", soll-
ten sick doch fur these li'ragenkomplexe interessieren.
Wer organisiert den Produktionsablauf ? Dieser Personen-,
kreis begmnt beim Brigadier und endet beim Minister. Da-
zwischen stelien die Meister, ingenieure, Stellenleiter, Leiter der
Amter, lnstrukteure, Planer, liauptbuchhalter und noch viele
andere. Wir haben aber feststellen mussen, daB viele dieser Kol-
legen ,Dienststdcke" lesen, die vom Amt gehalten werden. Die-
ser beschamende Mangel ist inzwischen allerdings fast llberall
uberwunden, und unsere Bezieherzahl ist wieder angestiegen.
Um auch dem ofters vorgebrachten Anwurf, das Fernmelde-
wesen sei in bezug auf die Zahl der Veroffentlichungen bevor-
zugt, die Spitze abzubrechen, haben wir hierunter einmal die
Zahlen der Artikel, aufgeschliisselt nach den drei Fachrichtungen
Post- und Zeitungswesen, drahtgebundenes Fernmeldewesen
und Funkwesen sowie einer vierten Gruppe allgemeiner Pro-
bleme fdr alle Fachrichtungen, zusammengestellt:
,,Die Deutsche Post" hat in den Heften 1/1956 his 5/1957
folgende Artikelanzahl veroffentlicht:
Liingere Artikel
(mehr als
1 Druckseite)
Kurzere Artikel
(weniger ala
1 Druckseite)
Post- und Zeitungswesen .........
Drahtgebundenes Fernmeldewesen ... .
Funkwesen ................ .
Allgemeine Probleme fur samtliche dre,
Fachrichtungen . . . . . . . . ... . . . .
1 68 I 197
Hinzu kommen noch etwa 10 Artikel zur Unterhaltung oder
Belehrung, z. B. medizinische Themen.
Aus der Lehre des Marxismus-Leninismus wissen wir, daB
die Produktionsweise das entscheidende Kriterium fiir die Ge-
sellschaftsordnung darstellt. Die Arbeiter-und-Bauern-Macht
mull Bich also eine ihr wesenseigene Produktionsweise schaffen.
In wegweisenden und kritischen Aufsatzen mit zu diesem Ziel
beizutragen, ist die Hauptaufgabe unserer Zeitschrift. Diesen
Zweck hat sie vom Inhalt her bislang ohne Zweifel erfullt. Das
bestatigen Stimmen derjenigen zahlreichen Mitarbeiter des
Post- und Fernmeldewesens, in deren Hirne und Herzen these
Gedankengange bereits Einzug gefunden haben.
Auch fiber die auBere Aufmachung sind negative Stimmen
bisher nicht laut geworden. Nicht befriedigend bleibt aber nach
wie vor die Arbeit mit unserer Zeitschrift. Und hierfiir konnen
Ministerium, Redaktionskommission und Redaktion nur an
diejenigen Kader appellieren, die willens und fahig sind, dem
Neuen weiter den Weg zu ebnen.
. ,Mehr als das Blei in .der Flinte hat das Blei im Setzkasten
die Welt verandert." Dieses Wort Lichtenbergs soil fins alien
eine Mahnung sein; es ist eine Mahnung an die Redaktion, die-
ses kostbare Blei daffir zu verwenden, daB ein hochstmoglicher
gesellschaftlicher Nutzen fur den Aufbau des Sozialismus ent-
steht. Fur den Leser ist es eine Mahnung, das gedruckte Wort
nicht nur als ein Mittel zur Befriedigung des Unterhaltungs-
bedilrfnisses anzusehen, sondern aus ihln auch zu lernen, wie
man ein sozialistisches Post- und Fernmeldewesen aufbaut.
Horst Hille
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194
Die Bedingung im Arbeitsrechtsverhaltnis der Deutschen Post
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 8 August 1957
Die Bedingung im Arbeitsrechtsverhaltnis der Deutschen Post
Von Gerhard SUSS, Halle (Saale)
Das Bestreben, die Wirkung vielerlei Rechtsgeschafte vom
Eintritt oder Nichteintritt zukunftiger ungewisser Ereignisse
abhangig zu machen, ist oftmals unverkennbar. Da werden mit-
unter Arbeitskrafte ?bis zur Wiedergenesung des erkrankten
Ang N." eingestellt oder ?fur die Dauer des Weihnachts- and
Neujabrsverkehrs" oder ,sobald der vorgesehene Arbeitsplatz
zugewiesen wird". Es gibt manchmal auch Kiindigungen ?vor-
behaltlich der Zustimmung der BPF" oder anderer dritter Stel-
len and oft auch BGL-Zustimmungen ?fur den Fall, daB der
Ang X. den angebotenen Arbeitsplatz nicht annimmt" and
?Konfliktkommissions-Beschlusse ?sofern der Ang Y. das Fach-
schulstudium nicht aufnimmt" usw. Sind derartige Vorbehalte
and Einschrankungen berechtigt?
Das Wesen der Bedingung
Die Bedingung ist eine rechtserhebliche Tatsache, deren Ein-
tritt nach dam Willen der Beteiligten bestimmte Rechtswirkun-
gen hervorbringt oder beendet. Diese rechtserhebliche Tat-
sache mull ein zukunftiger ungewisser Umstand (Ereignis,
Handlung) sein [1].
Die Bedingung ist eine dem Rechtsgeschaft anhaftende Be-
schriinkung, welche die Wirkungen dieses Rechtsgeschafts von
einem in der Zukunft liegenden, vorlaufig noch ungewissen Um-
stand abhangig macht. Mitunter wird auch der zukiinftige un-
gewisse Umstand selbst als Bedingung bezeichnet. Von der Be-
fristung (Zeitbestimmung) unterscheidet sich die Bedingung
im wesentlichen dadurch, daB dort das in der Zukunft liegende
Ereignis ein gewisses (z. B. ein Endtermin), bier aber ein un-
gewisses ist. Ihre gesetzliche Regelung hat die Bedingung bisher
nur im Zivilrecht gefunden, and zwar in den ?? 158ff. BGB. Im
Rechtsleben werden aufschiebende and auflosende Bedingungen
unterschieden.
Bei einer aufschiebenden Bedingung treten die mitdem
Rechtsgeschaft beabsichtigten Rechtsfolgen erst mit dem Ein-
tritt der Bedingung ein (? 158 Abs. 1 BGB). Ein abgeschlossener
Arbeitsvertrag soil z. B. nach seinem Inhalt erst dann wirk-
sam werden, wenn die noch ausstehende arztliche Untersuchung
die gesundheitliche Eignung des Eingestellten fur den Kraft-
fahrdienst ergibt. In diesem Fall liegt das Rechtsgeschaft (der
Arbeitsvertrag) zwar vor, seine Wirkungen sind aber his zum
Eintritt der vereinbarten Bedingung (der arztlichen Eignungs-
feststellung) einstweilen hinausgeschoben.
Im Gegensatz hierzu entstehen bei einer auflosenden Be-
dingung die Wirkungen des Rechtsgeschafts sofort. Mit dem
Eintritt der Bedingung enden these Wirkungen jedoch, and der
fruhere Rechtszustand tritt wieder ein (? 158 Abs. 2 BGB),
z. B. beim AbschluB eines Arbeitsvertrags ?bis zur Wiederher-
stellung der Arbeitsfahigkeit des erkranken Ang N.". Wenn sich
N. wieder arbeitsfahig zum Dienstantritt meldet, ist nach dem
Willen der Beteiligten die auflosende Bedingung vorhanden, die
das mit dem Vertreter bestehende Arbeitsrechtsverhaltnis auto-
matisch beenden soil.
Es liegt a.uf der Hand, daB eine Bedingung immer Unsicher-
heitsfaktoren mit sich bringt, weil eben ein zukunftiges un-
gewisses Ereignis mit im Spiel ist, das die Wirkungen des
betreffenden Rechtsgeschafts bestimmt. Aus diesem Grunde
sind verschiedene Rechtsgeschafte dann unwirksam, wenn sie
Bei der juristischen Betreuung der Amter des Post- and Fernmeldewesens muff immer.wieder eine grope Lin-
sicherheit vieler Mitarbeiter in Fragen festgestellt werden, die man rechtlich unter dem Sammelbegriff der Bedingung
zusammenzufassen pflegt. Der folgende Aufsatz soil dazu beitragen, auch aut diesem Gebiet die sozialistische Ge-
setzlichkeit bei der Deutschen Post zu festigen.
unter Hinzufugen einer Bedingung erklart werden. Man sagt
dann, sic sind bedingungsfeindlich. Im Zivilrecht ist die
Zulassigkeit der Bedingung die Regel and die Bedingungsfeind.
lichkeit die Ausnahme. Fur das Arbeitsrecht mit seinen regel-
maBig weittragenden Folgen fur den Werktatigen and den Be-
trieb ist diese Frage jedoch besonders zu untersuchen.
Die hedingte Kundigung .
Am einhelligsten sind die Meinungen Ober die Bedingung im
Verhaltnis zur Kundigung. Die Kundigung des Arbeitsrechts-
verhaltnisses (fristgemiBe Kundigung and fristlose Entlassung)
gehort zu den sogenannten Gestaltungsgeschaften. Weil
sic direkt and ohne Hinzutreten weiterer Rechtsgeschafte die
zahlreichen Rechtsbeziehungen lost, die den Werktatigen mit
seinem Betrieb verbinden, deshalb gestaltet sic die Rechtslage
unmittelbar. Diese Situation, die wohl in allen Fallen einen
tiefwirkenden Eingriff in die Belange aller Beteiligten darstellt,
muB vollig klar sein. Der Betroffene mull zweifelsfrei wissen,
ob or sich noch im Arbeitsrechtsverhaltnis befindet oder nicht.
Aus diesem Grunde besteht seit langerem Mereinstimmung dar-
iiber, daB die Kundigung nicht nur im Zivilrecht, sondern auch
and vor allem im Arbeitsrecht bedingungsfeindlich ist [2].
Diese Eigenschaft-hat sic mit alien Gestaltungsgeschaften ge-
meinsam (vgl. z. B. ? 388 BGB fur die Aufrechnung). Wenn
also ein HPA schriftlich die Kundigung eines Arbeitsrechts-
verhaltnisses erklart ,vorbehaltlich der Zustimmung der
BPF" oder anderer dritter Stollen, so ist diese Kundigung un-
zweifelhaft unwirksam, weil sic unzulassigerweise unter einer
Bedingung ausgesprochen wurde. Das ist auch nicht mehr als
recht and billig; denn der betreffende Kundigungsempfanger
weill ja tatsachlich nicht, ob er sich nach der Kundigung-noch
im Arbeitsrechtsverhaltnis befindet. Es konnten Zweifel ent-
stehen aber den Lauf der Frist zum Anrufen der Konflikt-
kommission usw.
Mitunter wird die Meinung vertreten, die Kundigung von
Arbeitsrechtsverhaltnissen sei ausnahmsweise unter einer Be-
dingung zulassig, deren Eintritt ausschlieBlich vom Willen des
Kundigungsempfangers abhangt [3], denn in diesem Fall ent-
sttinde fur den Werktatigen keine Unsicherheit. Nehmen wir
z. B. den Fall, daB eine Kundigung durch den Leiter des FMA
unter dem ,Vorbehalt" erklart werden wurde, daB rich der
Kundigungsempfanger nicht bis zu einem Zeitpunkt bei den
Mitarbeitern, die er fortgesetzt schwer beleidigt hat, gebiihrend
entschuldigt. Richtiger Ansicht nach sind aber auch solche
Kiindigungen abzulehnen. Was ist denn eine,,gebiihrende" Ent-
schuldigung ? Wieviel Zweifelsfragen bleiben bier noch offen !
Und vor allem: as kann keinerlei gesellschaftliches Bediirfnis
fur eine derartige Kundigung anerkannt werden. Wenn der
Sachverhalt schon so schwerwiegend sein sollte, das andere Er-
ziehungsmaBnahmen nicht mehr ausreichen and eine Losung
des Arbeitsrechtsverhaltnisses wirklich unumganglich ist, dann
kann dock die Frage der Entschuldigung vor dem Ausspruch
der Kundigung geklart werden. Die Kundigung jedenfalls muB
ohne Bedingung erfolgen, anderenfalls ist sic nichtig [4].
In der Hauptsache wird die Zu]assigkeit von Kundigungen,
deren Bedingung durch den Kundigungsempfanger selbst ver-
wirklicht werden kann, von der Praxis fur die Abanderungs-
kundigung gefordert (Kundigung des gesamten Arbeitsrechts-
verhaltnisses, sofern der Werktatige nicht einen ihm gleich-
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 8 August 1957
Die Bedingung im Arbeitsrechts verhaltnis 'der Deutschen Post
zeitig angebotenen anderen Arbeitsplatz, ubernimmt). Aber auch
hierMr liegt kein echtes Bedurfnis vor. Die Arbeitsrechtswissen-.
sehaft wendet~'i sich'' in immer starker em MaBe gegen die ' Ab-
anderungskiindigung.
Im einzelnen soil an dieser Stelle fur auf die jetzt zur Ab-
anderungskiindigung, gefuhrte Diskussion verwiesen werden [5].
jFiir den Bereich der Deutschen Post}bleibt es bei,der schon.
durch Amtsblatt-Vf. Nr 7.2%1950, Ziffe~Ir 3 verfugtenRegelung;
daB samtlichelKundigungenbedingungslos auszusprechen sind.
Leider.istdies e Verfugung lei manchen Amtern in Vergessen-
he' it geraten, wozu allerdingsmitbeigetragen halien mag, daB
lie in anderer Beziehung tatsachlich 01berholt ist.
Wit den hie behandeltenaBedingungen durfen nicht die so-
genannten Rechtsbedingjungen veiwechse'lt werden. Das
sired solche. Bedingungen,- die das Gesetz selbst vorsieht. So
sired z. B. frisigemkBe Kiindigungen von Schwerbeschadgten,
Verfolgten des Naziregimes, Tbc-Rekonvaleszenten, Jugend-
lichen and Jungfacharbeitern wahrendj des ersten Jahres nach'
dem LehrabschluB nur wirksam, wenndieZustimmung der Ab-
teilung fur Arbeit und Berufsausbildung beim Rat des Kreises
vorliegt. Selblstverstandlich sind solche Rechtsbedingungen
(die nicht durch Rechtsgeschaft, sondern vom;:Gesetzgeber selbst
vorgesehen sized) zulassig ur d notwendig.. Die Zustimmung der
Abteilung ArlJeit. and Berufsausbildung beim Rat des Kreises
darf aber wiederu'm keine. Bedingung enthalten,weder. gegen-
iiber' dem Betrieb noch gegeiliiber dem Werkthtigen [6]. Eine be-
dingte Zustimmung ist unwirksam, wail bei der, Zustimmung
des Rates des Kreises das 'Interesse an der. Schaffung klarer
Verhaltnisse genauso, groB `ist, wie bei der Kiindigung selbst.
Das giltauch fur die Zustimmung der BGL in alien Kfndigungs-
fallen u'd fur die Zustimmung des Bezirksvorstandesbei Kiin
digdngen von BGL-Mitglledern and fiir andere gesetzlich vor-
gesehene Mitwirkungsfalle Dritter.
Dlrbedingte A rbeitsvertrag
Die Frage, ob Arbeitsvertrage unter Bedingungen abgeschlos-
sen werden durfen, ist gesetzlich nichtkgeregelt. Die ausdr(ck-
Entwicklungsarbeiten fiir Seekabel in
Grof3brita nnzen
Vom Jahre 1938 an wurde in Grol3britannien die Moglichkeit
untersucht, ebenso wie inLandkabel auch in koaxiale Seekabel
Bieitbandverstarker einzuschalten. Durch einen 1943 in das
Seekabel Anglesey-Isle of Man eingefugten Unterwasserver-
si rker konnte die Kapazitatdieses Kabels von 24 auf 48 Sprech-
kreise erhoht werden. 1946, wurde der zweite derartige Ver-
starker in das 200 englische Meilen Lange Seekabel zwischen
GroBbritannien and Deutschland eingeschaltet. Es handelt rich
dabei um Einwlegverstarker, die nur die das obere Frequenz-
d
195
lithe Antwort darauf wird wohl erst das zu erwartende Arbeits-
gesetzbuch geben. Die Praxis erfordert 'aber schon jetzt, eine
klare. Stellungnahme.
Im Zivilrecht gilt das Prinzip,.daB Vertragen grundsatzlich
Bedingungen hinzugefiigt werden durfen. Diese Regel wird viel-
fach schematisch auf das Arbeitsrecht ubertragen. Wie Adie ein-
leitend gezeigten Beispiele - die ohne weiteres erweitert! werden
konnten - beweisen, werden auch bei der Deutschen Post mit-
unter. Arbeitsvertrage von Bedingungen aller Art abhangig
Sehen wir uns einen der ,beliebtesten" Falle, die Einstellung
eines Vertreters ?bis zur Wiedergenesung des erkrankten Ang N."
an. Fur das beschaftigende Amt ist these Regelung sehr bequem.
Der Vertreter wird 'nur so lange beschaftigt, bis sich der er-
krankte Vertretene N. wieder zum' Dienst lneldet.'.Mit dem
Dienstantritt des N.? soll der Vertreter ausscheiden, ohne daB es
einer Kundigung bedarf, weil - so wird dann meist erklart
der Arbeitsvertrag unter einer auflosenden Bedingung ab-
geschlossen war, and somit gem. ? 158 Abs. 2 BGB 'mit dem
Eintritt des zukiinftig ungewissen Ereignisses (hier die' Arbeits-
fahigkeit 'des "N.) die Wirkungen des Rechtsgeschafts (bier des
l
Fur das Zivilrecht ist die auflosende Bedingung in vie
en. Eal-
'len durchaus zweckmiBig.Im Arbeitsrecht aber geniigt es durch-
aus nicht, das Arbeitsrechtsverhaltiiis als blol3es rechtsgeschaft-
liches Verhaltnis zu kennzeichnen and mit'deri Schuldverhalt-
nissen (Mete, Pacht, Darlehen usw.) auf'eine?Stufe zuCstellen.
Das Arbeitsrechtsverhaltnis ist eiil Statutsverhaltnis, welches
das: Leben unserer schaffenden Menschen, in einem so wait=
gehenden and grundlegenden MaBe.bestimmt, daB ein Vergleich
mit den Schuldverhaltnissen des Zivilrechts iiberhaupt nicht
moglich. ist. Der Werktatige verbringt einen grol3en Teil seines
Lebens im Betr'ieb. Seine tagliche Arbe'it,' sein Beruf, hat Aus=
wirkungen auf alle Bereiche seines'Lebens. Schon daraus.ist the
vollige Andersartigkeit des Arbeitsrechtsverhaltnissesl gegen-
fiber den Rechtsbeziehungen des Zivilrechts zu erklaren.'Und
das bedeutet auch eine Eigenstandigkeit des Arbeitsrechts.
band benutzende Dbertragung'sriclitung verstarken. AnschIie-
Bend warden auch Zweiwegverstarker entwickelt, mit desien man
in den Jahren 1950/55 die Seekabel von GroBbritannien nach
Holland, Irland and den Kanalinseln.aiisrustete. Auf Grundder
guten Ergebnisse, die mit diesen nur fur die flachen Gewasser
um die Britischen Inseln geeigneten Verstarkern erzielt wurden,
entwickelte das Post Office anschlieBend auch Tiefseeverstarker,
die. gleichzeitig mit neuen Seekabeln verlegt werden konnen.
Sie ermoglichtenin den USA im Zusammenhang mit einen gleich=
artigen Entwicklung die Auslegung des ersten transatlantischen
?Fernsprech-Seekabels zwischen Schottland and Nordamerika in
den ? Jahren 1955/56. In den Abschnitt Neufundland-Neu-
schottland diesel Kabels wurden 14 Tiefseeverstarker ein-
geschaltet. Man hofft, daB dank ihrer sorgfaltigen Konstiuktion,
Fertigung and Prtfungin den ersten 20 Jahren ibres Einsatzes
wenig Fehler auftreten.
Die t bernahme der. privaten Seekabel durch das l ritische
Post Office im Jahre 1870 ?fiihrte im Laufe der Zeit zum Bau
verscbiedener posteigener Kabelschiffe. Nach ihrem Verlust im
ersten and zweiten Weltkrieg wurde. 1955' das viertel Kabel-
schiff, die Monarch; fertiggestellt (Bild). Das Schiff'-hat dl-
feuerung, eine Gesamtlange von 480 ft, eine Hohe 'von 55 ft,
kann etwa 2600 englische Meilen Tiefseekabel an Bord nehmen
und..ist mit 'elektrisch arbeitenden Kabelmaschinen ausgerilstet.
Um die gleiche Wirkung wie mit Dampfantrieb zu erzielen, sired
Gleicbstromgeneratoren vorgesehen, die einenStrom praktisch
gleicher Starke von 300 A - unabhangig von der Belastung -
liefern..Mit der-Monarch ist 1955/56 das transatlantische Fern-
sprechkabel ausgelegt worden. H. Graf
(NachThe Post Office Electrical Engineers' Journal 49(1956), H. 3, S. 209
his 27.0 and 243J
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Was im Zivilrecht gut ist, braucht im Arbeitsrecht noch lange
nicht richtig zu sein.
Der unter einer auflosenden Bedingung eingestellte Vertreter
unseres Beispielfalles wurde sich in einem Zustand der dauern-
den UngewiBheit befinden. Duran andert auch die Tatsache
nichts, daB er dank der sozialistischen Gesellschaftsordnung in
der Deutschen Demokratischen Republik normalerweise bald
einen neuen Arbeitsplatz findet. Nach'der vorgesehenen Rege-
lung weiB er tatsachlich nie, ob sein Arbeitsrechtsverhaltnis mor-
gen noch besteht. Bei Eintritt der Bedingung soil das Arbeits-
rechtsverhaltnis zu Ende gehen, ohne daB er - wie das der
Sinn der fristgemaBen Kundigung ist - die Moglichkeit hat,
Vorsorge fur sein weiteres Arbeitsleben zu treffen. Hinzu
kommt noch der vollige Wegfall des Kundigungsschutzes. Das
alles gilt auch bei Eihstellung ?fur die Dauer des Weihnachts-
und Neujahrsverkehrs" and bei alien anderen Arbeitsvertragen
unter auflosenden Bedingungen (dem Grundsatz nach auch fur
Von-bis-Gehalts-Spannen, die so lange gezahlt werden sollen,
wie der Zusteller als sogenannter Springer vprtretungsweise die
Reviere taglich wechseln mull usw.). In allen diesen Fallen wird
das Risiko.einer Ungewil3heit einseitig dem Werktatigen auf-
gebiirdet.
Deshalb setzt sich in Wissenschaft and Praxis immer mehr die
Erkenntnis durch, daB auflosend bedingte Arbeitsrechtsverhalt-
nisse unzulassig sind [7]. Die dem Arbeitsvertrag hinzugefflgto
auflosende Bedingung widersprieht richtiger Ansicht,nach den
politisch-moralischen Auffassungen der Werktatigen (Grund-
satz des ? 138 BGB), well sie die sonst der Kiindigung - vor
allem der fristgemaBen - zukommende Schutzfunktion um-
geht. Bei einer fristgemaBen Kundigung wird der Werktatige
darauf aufmerksam gemacht, daB er bald aus dem Betrieb aus-
scheidet. Er hat somit die Moglichkeit, fur sein weiteres Fort-
kommen Sorge zu tragen. Die gleiche Schutzfunktion besteht
beim befristeten Arbeitsrechtsverhaltnis; denn dort kennt der
Werktatige von vornherein den festen Endtermin, an dem er aus-
scheidet. Nur bei der fristlosen Entlassung, bei dem sofort wirk-
samen Aufhebungsvertrag and bei der auflosenden Bedingung
entfallt diese Schutzfunktion. Bei der fristlosen Entlassung ist
das durch ein negatives Verhalten des Werktatigen zu erklaren.
Beim sofort wirksam werdenden Aufhebungsvertrag (der ohne-
bin nur abgeschlossen werden soil, wenn die Voraussetzungen
einer fristlosen Entlassung vorliegen oder wenn es der Werk-
tatige selbst wiinscht) verzichtet der Beschaftigte selbst auf
diese Schutzfunktion and nimmt einen fflr ihn wenigstens fest-
stehenden Auflosungstermin in Kauf. Nur bei der auflosenden
Bedingung mit ihrem im Zeitpunkt des Vertragsabschlusses noch
vollig ungewissen Auflosungszeitpunkt entfallt jede iiberzeu-
gende Begrundung fur eine derartige Regelung. Dem Werk-
tatigen ist es oftmals im Augenblick des Vertragsabschlusses
absolut nicbt klar, daB er sich jetzt des Schutzes begibt, den
ihm sonst die Kundigung gewahrt; daB er zu einem rein zufal-
ligen and meist seiner Einwirkung vollig entzogenen Zeitpunkt
wieder ausscheiden mull, obne daB es einer Mitwirkung der
BGL oder anderer fiir den Kiindigungsschutz geschaffener Stol-
len bedarf.
Aus all diesen Grunden ist es unzulassig, einem Arbeits-
vertrag eine auflosende Bedingung hinzuzufiigen. Geschieht es
dennoch, dann ist die hinzugefflgte Bedingung entsprechend
? 138 BGB nichtig. Das Arbeitsrechtsverhaltnis ' elbst wird
aber ausnahmsweise von dieser Nichtigkeit nicht mit erfallt,
sondern es bleibt als unbedingtes giiltig.
Mitarbeiter der Amter halten diesem Ergebnis oft entgegen,
daB sie befristete Arbeitsrechtsverhaltnisse nicht verlangern
durfen. Den friiher in solchen Fallen oft beschrittenen Weg des
Abschlusses eines befristeten Arbeitsrechtsverhaltnisses, das
dann nach Bedarf von Fall zu Fall verlangert wird (sogenannte
?Kettenvertrage"), verbietet nunmehr ? 8 der Kflndigungs-VO
in der Fassung der Anderungs-VO vom 17. 5. 1956 (GB1.I,
S. 485) ausdrticklich.
Die Schwierigkeiten, vor denen unsere Amts- and Kader-
leiter and Abteilungsleiter Arbeit in derartigen Fallen stehen,
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 8 August 1957
werden keinesfalls verkannt. Und dennoch darf das nicht dazu
fiihren, auflosend bedingte Arbeitsrechtsverhaltnisse abzu-
schlieBen. Jeder Betriebsfunktionar, der mit arbeitsrechtlicben
Fragen Befassung hat, darf niemals einseitig handeln, sondern
er mull die betreffende Regelung stets auch mit den Augers des
tiVerktatigen betrachten. Einem mull man mitunter wehe tun,
dem Betrieb oder dem Werktatigen. Viele iiberfordern die Ge-
setzlichkeit. Sic glauben, es sei Aufgabe des Rechts, alle auf-
tretenden Hasten zu beseitigen. Derartige Anforderungen ver-
mag aber auch die Gesetzlichkeit nicht immer zu erfiillen. Oft
ist es nur did Aufgabe des Rechts, nicht zu beseitigende Harte-
falle auf die Schultern desjenigen zu legen, der sie noch am
ehesten zu tragen vermag. Im vorliegenden Fall sind das un-
zweifelhaft die Betriebe. Die Unzulassigkeit auflosend bedingter
Arbeitsvertrage einerseits and die Unzulassigkeit befristeter
Kettenvertrage andererseits stellen keinen unlosbaren Wider-
spruch das, sondern sie sind eine wahrhafte soziale Regelung
eines nicht zu beseitigenden Hartefalles. Im Verhaltnis zwischen
Betrieb and Beschaftigten ist es dem Betrieb wohl zuzumuten,
zunachst fur einen geschatzten Zeitpunkt ein befristetes Ar-
beitsrechtsverhaltnis abzuschlieBen, das dann nach Bedarf
als unbefristetes (keinesfalls aber als befristetes) verlangert wer-
den kann, selbst aiif die Gefahr bin, daB bei der darn notwendig
werdenden Kundigung geringe Uberschneidungen auftreten [8].
In vielen Fallen, vor allem auf dem Lande, bei Poststellen
usw., haben die Amter meist Einwohner an der Hand, die sicb
seit Jahr and Tag fur auflosend bedingte Vertreterleistungen
bereit erklart haben. ?Das ging immer gut, wir haben nie Diffe-
renzen gehabt, and es ist nicht einzusehen, warum wir bier
etwas andern sollen", sagt hierzu mancher Abteilungsleiter
Arbeit. Tatsachlich sind diese Krafte zumeist an einer Dauer-
beschaftigung gar nicht interessiert, zu einer voriibergehenden
Vertreterleistung aber gem bereit and im iibrigen auch durch-
aus geeignet and in der Regel mit den in Frage kommenden
Tatigkeiten bestens vertraut. Ihr Einsatz ist deshalb auch
weiterhin zweckmaf3ig. Gerade in solchen Fallen besteht aber
tatsachlich kein Bedurfnis fur auflosend bedingte Arbeitsrechts-
verhaltnisse, sondern bier wird ein unbedingtes Arbeitsrechts-
verhaltnis den gleichen Zweck erfiillen, das dann nach Bedarf
durch Aufhebungsvertrag beendet werden kann. Gerade das ins
Treffen gefiihrte gute Einvernehmen mit diesen Werktatigen
lilt bier die Herbeifiihrung eines Aufhebungsvertrages wahr-
scheinlich erscheinen.
Es sollte aber moglich sein, mit der schadlichen Praxis der
auflosend bedingten Arbeitsvertrage endgiiltig SchiuB zu
machen. Wir befinden uns auch bereits tatsachlich auf dem
Weg zu diesem Ziel, zumal ein grol3er Teil der Arbeitsgericbte -
soweit das tiberseheh werden kann - die gleichen Grundsatze
anwendet.
Gegen aufschiebend bedingte Arbeitsvertrage be-
stehen nicht so durchgreifende Bedenken wie gegen auflosend
bedingte, well bier eine Umgehung der Schutzfunktion der frist-
gemaBen Kundigung nicht in Frage steht. Immerhin solite man
aber auch bier zunachst alle anderen bestehenden Moglich-
keiten ausschopfen. Es ist z. B. nicht recht einzusehen, warum
man schon einen Arbeitsvertrag abschliellen mull, wenn noch
gar nicht bekannt ist, ob der Bewerber fur die vorgesehene
Tatigkeit gesundheitlich geeignet ist. In der Regel wird es doch
gentigen, erst die arztliche Untersuchung durchzufuhren and
dann den Arbeitsvertrag abzuschlieBen. Immerhin sind aber
begrundete Ausnahmen aufschiebend bedingter Arbeitsrechts-
verhaltnisse denkbar and zulassig.
Zusammenfassung
Die Kundigung des Arbeitsrechtsverhaltnisses ist bedingungs-
feindlich. Es ist dabei gleichgultig, ob es sich bei der hinzu-
gefiigten Bedingung um eine aufschiebende oder um eine auf-
losende handelt. Es ist ebenfalls belanglos, ob der Kundigungs-
empfanger den Eintritt der Bedingung zu beeinflussen vermag
oder nicht. In jedem Falle macht die Bedingung die Kundigung
unwirksam. Soweit vom Gesetz fib die Wirksamkeit einer Kiin-
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 8 August 1957
500 Worte fiber Kunststoffe 197
digung auch die Zustimmung Dritter vorgesehen ist, ist auch
these Zustimmung bedingungsfeindlich - obwohl es sich hier
zumeist gar nicht mehr um Rechtsgeschafte handelt.
Beim Aufhebungsvertrag sind auflosende Bedingungen un-
zulassig. Wird dennoch eine auflosende Bedingung hinzugeffigt,
so ist die Bedingung selbst unwirksam, and das Arbeitsrechts-
verbaltnis wird ale unbedingtes behandelt.
Ein aufschiebend bedingter Arbeitsvertrag let grundsatzlich
zulassig, aber unzweckmiBig. In solchen Fallen ist zu empfehlen,
erst den Eintritt des ungewissen Ereignisses abzuwarten and
dann einen unbedingten Arbeitsvertrag abzuschlieBen.
Literatur:
[1] ?Das Zivilrecht der Deutschen Demokratischen Republik", Allgemeiner
Tell, S. 325.
[21 Schlegel: ,Leitfaden des Arbeitsrechts", 2. Ann., S. 87.
[3] Palandt: Kommentar zum BGB, 12. Aufl., Vorbem. 6 vor ? 158.
[4] So such zum gleichen Beispiel Schlegel a. a. 0. S. 87.
[5] Vgl. Stelter in ,Arbeitsrecht" 1957, H. 2, S. 31.
[61 Vg]. Pan] in .,Arbeit and Sozialfiirsorge" 1952, H. 12, S. 292: ferner ?Das
Recht der Schwerbeschadigten", H. 3 der ?Schriftenreihe Arbeit and
Sozialfiirsorge", 4. Aufl., S. 150.
[7] ?Das Kiindigungsrecht", H. 16, der ?Schriftenreihe Arbeit find Sozialfiir-
sorge", S. 57; ?Der Arbeitsvertrag", if. 18 der,, Schriftenreihe Arbeit and
Sozialfiirsorge", S. 2911.
Anderer Ans]cht let offenbar Schlegel, s. [21, S. 74, and arch TTaas be-
richtet - obwohl selbst zustimmend - von anderer Auffassung einiger
Arbeitsgerichte in ?Arbeit and Sozialfiirsorge" 1956, H. 9, S. 279.
[8] Hine vollig andere Frage ist; ob man das durch die Anderungsverordnung
heeriindete Verbot der Verlangerung eines befristeten Arbeitsrechtsver-
haltnisses lurch einen neuen Zeitvertrag in der bisherigen Form aufrecht-
erhalten solite. Das fur dieses Verbot genannte Motiv - die mogliche
iTmgehung der Kiindigungsfrist - traf fur die Praxis der Deutschen
Post jedenfalls nicht zu.
S00 Wort z mbar A"scststog f d tar dJ w tdild
skip Fdmmoldata4hmik
Tm Heft 7/1957 dieser Zeitschrift haben wir unsere Leser
mit einigen grundlegenden Erkenntnissen fiber Kunststoffe be-
kannt gemacht. Tm folgenden wird ihre besondere Bedeutung
ale Werkstoffe fur Bauteile der Fernmeldetechnik heraus-
gestellt.
Betrachten wir zunachst das nebenstehende Bild. Es zeigt
wichtiue Teile eines Fernsprechers, die vor Jahren aus Metallen
gefertiat warden?heute aber aus Kunststoffen hergestellt wer-
den. Eine ahn]iche Feststelluna lief3e sich auch bei anderen Ge-
rsten der Fernmeldetechmik treffen.
Anlal3 zu dieser Umstelluna war die Fordernng, wertvolle and
meist devisenzehrende Metalle durch hillige, heimische Kunst-
stoffe zu ersetzen, die sick in der Massenfertigung bei gering-
stem Lohnanteil verarbeiten lassen. Eine Minderung der Ge-
brauchsfahigkeit der Apparate durfte hierbei nicht eint.reten.
Diem Forderung erfiillen am besten die unter der Sammel-
bezeichnung Duroplaste bekannten harten Kunststoffe. Sie be-
sitzen neben verhAltnismaBig guter Festigkeit relativ hohe
Warmebestandigkeit and - in den fur die Fernmeldetechnik
herausgestellten Sorten - mittlere elektrische Eigenschaften.
Um den Festigkeitsahfal] gegeniiher Metallen auszugleichen, ist
es notwendig, formsteife Konstruktionen zu wahlen, Rundungen
statt scharfer Kanten vorzusehen and ahnliches mehr. Es wird
daher bei Umstellung auf Kunststoffe nur in den wenigsten
Fallen moglich sein, die fiberlieferte Gestalt von Metallteilen
beizubehalten.
Typische Vertreter der Duroplaste sind Kunststoffe auf
Phenolharzbasis (bekannter Handelsname: Bakelitharze). Roh-
stoff fur Phenolharze ist Kohle. Die mechanischen Eigenschaften
der Harze werden durch Zusatz von Fullstoffen verbessert.
Meist wird Holzmehl verwendet. Schlagbeanspruchte Teile, z. B.,
das Gehause des tragbaren Fernsprechers, enthalten Textil-
schnitzel, die dem Werkstiick die notige Zahigkeit gegen Schlag-
beanspruchung geben.
Die ale Pulver oder Tabletten vorliegenden Kunstharzmassen
werden unter Druck and Hitze in Stahlformen gepreBt, in denen
das herzustellende Teil als Hohlkorper ausgespart ist. Die
Preliteile sind bis auf das Entgraten einbaufertig. Metallteile
konnen mit eingepreBt werden. Ist die Stahlform hochglanzend,
so verlassen auch die darin gepreBten Teile die Form mit hoch-
glanzender Oberflache. Im Licht dunkeln sie nach, weshalb man
von vornherein dunkle Farbtone wahlt. Hellfarbige oder weiBe
Teile werden aus (lichtbestandigen) Melaminprel3massen her-
gestellt.
Phenoplaste unter Druck and Hitze mit'Papierbahnen ver-
preBt, liefern Schichtpref3stoffe, sogenannte Hartpapiere (be-
kannter Handelsname: Pertinax), die fiir Scheiben, Platten
usw. verwendet werden.
Neben Duroplasten werden Kunststoffe aus abgewandelten
Naturstoffen (Rohstoff ist die Zellulose des Holzes oder der
Baumwolle) sowie vollsynthetisch hergestellte Thermoplaste in
grol3em Umfang zu harten Formteilen, Platten and Folien ver-
arbeitet;
Ein Vertreter der ersten Gruppe ist das Zelluloseazetat. Es
wind vor allem dort eingesetzt, wo keine besondere Warme-
beanspruchung vorliegt. Das elektrische Verhalten ist mittel-
maBig.
Hornartig ziLhe and Behr verschleiBfeste Teile, wie Zahnrader,
Achskorper and sogar Sclirauben, lassen sich aus Polyamiden
herstellen (Perlon besteht aus gleichem Grundstoff). Da ihre
Zahigkeit an einen Mindestfeuchtigkeitsgehalt gebunden ist,
sind sie nur dort zu verwenden, wo mechanische Beanspruchun-
gen im Vordergrund stehen.
Fur Bauteile, die elektrisch hochisolierend sein miissen, fast
keine Wasseraufnahme zeigen durfen and im elektrischen
Wechselfeld weitgehend verlustfrei arbeiten sollen, wird Poly-
styrol (bekannter Handelsname: Styroflex) verwendet.
Polyamide wie Po]ystyrol sind vollsynthetische Kunststoffe.
Ausgangsprodukte sind Kalk and Kohle.
Zellulosemassen wie auch die synthetischen )iunststoffe wer-
den meist im SpritzguBverfahren verarbeitet. Korniges Aus-
gangsmaterial wird in einem Heizzylinder unter Druck ver-
flussigt and in kalte Stahlformen gespritzt. Das einbaufertige
Teil kann nach wenigen Sekunden der Form entnommen werden.
In ' Mehrfachformen lassen sich mehrere Teile in einer Minute
spritzen ! Metallteile konnen mit eingespritzt werden.
Willi Rower, Halberstadt
In Finnland
wurde das Fernsehen am 9. Februar dieses Jahren mit der Ausstrahlung von
Testbildern eroffnet. Der Programmbetrieb soil im Spatsommer beginners.
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198
Mopeds im Dienste der 'Deutschen Post
Von Wolfgang..KOLZOW, Schwerin (Mecklenburg)
Die Deutsche Post 2. Jg:
Heft 8 August 1957
Inn Fruhjahr des Jahres 1956 wurden bei der Deutschen Post versuchsweise Mopeds eingefiihrt. Von diesen Fahr-
zeugen erhielt das HPA Schwerin (Meckl) im April 1956 acht Stuck, im Oktober 1956 weitere drei. Die nach-
stehenden Ausf uhrungen sollen einen Oberblick.aber' die bisherigen Erlahrungen mit diesen Fahrzeugen geben,
einige aufgetretene Probleme zur Diskussion stellen tend zu weiteren Uberlegungeiz anregen.
Warum Mopeds?
Die dem Moped allgemein zugesprochenen Vorzuge in bezug
auf, Schnelligkeit, Wendigkeit und Robustheit versprachen, es
zu einem durchaus vielseitig verwendbaren Gebrauchsfahrzeug
der Deutscheh Post machen zu konnen, weil es gegenuber an-
deren Kraftfahrzeugen trotz geringer Anschaffungskosten fol-
gende Vorteile bietet:
1. Wegfall der Fahrerausbildung durch Fahrschullehrer,
2. leicht erlernbare Bedienung,
3. geringer Treibstoffverbrauch,
4. trotz geringen Gewichtes.auBerordentliche Robustheit und
Wendigkeit,
5. sowohl for den Stadtverkehr als auch fur den Uberlandver-'
kehr in einem Umkreis bis zu 100 km vollig ausreichende Ge-
schwindigkeit.
Ferner mull bei einer eingehenden Betrachtung des augen-
blicklichen Fahrzeugeinsatzes der Deutschen Post festgestellt
werden, daB wegen des Fehlens geeigneter anderer Fahrzeuge
viele Kraftwagen,und Motorrader eingesetzt sind, die nicht ihrer'
Leistungsfahigkeit, entsprechend ausgenutzt werden. Oftmals ist
ihr augenblicklicher Einsatz unwirtschaftlich, well die Kosten
im Verhaltnis zur Leistung zu both Sind: Dies trifft fur die cin-
geseEzteir Motorrader allgemein,. fur die Kraftwagen teilweise zu.
Ein Moped konnte daher den Erfordernissen geniigen. Sein
Nachteil ist aber, daB es weder mit Sozius noch.mit Beiwagen
gefahren werden kann und die erreichbare Reisegeschwindigkeit
fur groBe Strecken auf die Dauer zu gering and zu ermudend ist.
Einsatz der Mopeds im Bereich des HPA Schwerin (Meckl)
Erfreulicherweise zeigten die Kollegen, fur die das Moped als
Dienstfahrzeug vorgesehen war, reges Interesse. Dies war wider
Erwarten auch bei den weiblichen Angestellten der Fall. Diese
Krafte, die bisher konsequent das Fahren eines leichten Krads
Koll. Dorow vom PA Bruel(lleckl) auf Zustellung (Aufn. Bedau, Schwerin)
voin Typ RT 125 abgelehnt hatten, erklarten sick iiberraschend
schnell bereit, es mit einem Moped zu versuchen. Der Grund
hierfnr lag in dem gegenuber einem Krad geringen Eigengewicht,
der leicht erlernbaren Bedienung .und dem fahrradahnlichen
Aussehen dieser Fahrzeuge.
Bei samtlichen gelieferten Mopeds handelte es sich um Serien-
fahrzeuge, die sich in keiner Weise von den im Handel be-
findlichen unterschieden. Sie Sind mit Ausnahme einer Macchine,
die durch Verschulden eines Mitarbeiters schwere Schaden erlitt,
bis heute fast taglich bei jedem Wetter im Einsatz. Die Fahr-
zeuge haben bisher folgende km-Leistung.aufzuweisen:
In der Eilzustellung beim HPA Schwerin:
zwischen 10000 und 18000 km,
in der Landzustellung bei einem PA:
zwischen 4000 und. 6000 km,
in der Landzustellung bei zwei PStn:
zwischen 2000 und 3000 km,
als Verwaltungsfahrzeug:
1000 km.
Per durchschnittliche Treibstoffverbrauch liegt bisher bei
2,5 1 je 100 km' . Er, weist. wegen der verschiedenen Einsatz-
gebiete Unterschiede zwischen. 2;61 in der `Landzustellung' urid
2,4 1 in der Tel-Zustellung 'auf.
Bisherige Kosten des Mopedeinsatzes
Fur' die Zeit von Mai 1956 bis Februar 1957 sind dem HPA
Schwerin (Meckl) folgende Kosten entstanden:
1. "Kosten fur Fremdreparaturen ......................'143 DM
2. Kosten-fiir -Ersatzteile ........... :............ ... 182 DM
unmittelbare Instandhaltungskosten also zu-
sammen .......................... 325 DM
Zu diesen Kosten mussen diejenigen fur Treib- und Schmier-
stoffe hinzugerechnet werden. Diese ergeben insgesaint etwa
(errechnet aus der durchschnittlichen km-Leistung.und dem
durchschnittlichen ' Verbrauch) 'fur
4 Mopeds mit, je 14000 km (1356,1) ................ . 1084 DM
3 Mopeds mit je 5000 km (3901) .......... ....:: 312 DM
2 Mopeds mit je- 2500.km .(1301) ............:..... 104 DM
1 Moped mit 1000 km,. '(26 1) ..:.::.':....:. ` 21 DM
zusammen rund . (19021) 1521 DM.
Dazu kommen Kosten fur Abschreibungen (rund 6.DM je Mo-
ped and Monat), also 588 DM.:.
Somit ergeben sich bisher direkt auftretende Gesamtkosten
fir zehn Mopeds in' ze'hn Monaten von insgesamt 2434 DM bzw.
von rand 25 DM je Moped und Monat. Diesen direkt auftreten-
den Ausgaben mussen aber auch die indirekt anfallenden hinzu-
gerechnet werden. So entstanden dem HPA an indirekten
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i.
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 8 August 1957
K Isten fur EntIlohnung einer Teilkraft von 24 Stunden in der
Fahrradwerkstatt and fur die von den Fahrern durchgefuhrten
?Pflegestunden weitere 27 DM je Monat and Moped.
Well die Kraft in der Fahrradwerkstatt durch andere Ar-
bei,tsorganisation and Wegfall mehrerer Fahrrader die Instand- :
haltung der Mopeds imlerhalb der bisherigen Beschaftigungszeit
durchfiibrt, die!Pflegestunden der Fahrer lediglich eine Minde-?
rung der eingesparten Arbeitszeit darstellen, treten these Kosten-
jedoeh nicht als zusiitzliche Ausgaben auf.
Hinzu kommen nati rlich noch die Anschaffungskosten fur die
Mopeds selbst mit 900 DM je Fahrzeug.
I waren and daher technische Kenntnisse mitbrachten. In Schwe-
2.' PSt II Utecht: wochentlich 13 Stunden sin war das nicht der Fall. Hier wurden als Fahrer von allem
Geh.-Gr. IV l......... ; ... ...... 300 DM weibliche Krafte im Alter von 17-18 Jahren vorgesehen. Diese
3. 1?St II Grof3 =Molzahn wochentlich 7 Stunden besaBe'n keinerlei Vorkenntnisse. Sie warden den polizeilichen
175 D1tI Vorschriften entsprechend ausgebildet.und nun fiber die Iunbe-
Geh.=Gr. IV ........:...:............... .
I... dingt erforderlichen technischen Fragen aufgek1art. Als Folge
4.' HPA Schwerin (Meckl) : ,1 Kraft in ergab sich zunachst eine Verschlechterung der Tel-Zustellung.
Geh.-Gr. III ........... ............. 2500 DM Der Mopedfahrer benotigte fur die gleiche Tour mehr Zeit als
5., Eingesparte Treibstoffkosten durch Wegfall einer pin Radfahrer. Dies hatte seine Ursache nicht nur'in der Angst,
Stichfahrt der Ldkp............................ 240 DM mit "dem Fahrzeug im Verkehr zu fahren, sondern vorl alien
mgen war es i die vollige Hilflosigkeit gegenirber dem Motor.
Gesamteinsparung ............................ 5115 DM Als Folgen ergaben sich nicht nur eme.sehr geringe Fahr-
im Jahr bzw rand 430 DM im Monat:
i. , geschwmdigkeit -eine Maschine wurde von einer Fahrerin zu-
Diel e Einsparungen sind allerdings zum Teil nur nuttelbar, auf; nachst nur im 1. Gang gefahren, wA1 sie nicht zu selialten
wagte -, sondern auch eine unsachgemaf3e? Behandlung des
getreten.
Geh.-Gr. IV I...... . . ?... 1900 DM bereits friiher als Kraftfalirer mit Motorfahrzeugen umgegangen
Erreichte Verbesserungen
Diesen Gesam tkosten konnten bisher folgende Einsparungen
entg egengesetzt werden:
1. PA.Briiel: 1 Kraft mit 36 Stunden wochentlich in
u cucllalaIJlb Laud Uell luauu Ue
eben' den in DM errechenbaren Einsparungen konnten nun gleich,.grof3ere Instandsetzungen erforderlich. Auf3erdem
durch den. Mopedeinsatz an wesentlichen Verbesserungen im kam hinzu, daB die Maschinen bei deri germgsten Mangelnl(z.B.
Postdienst erreicht werden: Benzinleitung verstopft, Zundkerze verrul3t odes verolt) aur-
a), per Posteingang bei der PSt II Thurow wurde um eine fielen, wenn kein Mechaniker zur' Stelle war. Diese Schwachen
Stunde vorverlegt. sind allerdings spit langer Zeit uberwunden. Sic zwingen aher zu'
b)'Auch die Abfahrtszeit der Ldkp in Utecht konnte vorverlegt folgenden Schlulfolgerungen:
werden. Dadurch ist es moglich, siimtliche Sendung'en der an
dieser Ldkp Iliegenden PStn noch am gleichen Tage von 1. Die von der Volkapolizei verlangte Ausbildung im Verkehrs- .
zubefordern. recht mag durchaus den polizeilichen Vorschriften entsprechen
Rehm 'weite'
r
and dem Verlangen nach Sicherheit. im Straf3enverkehr ge=.
nugen. Sic genfigt aber keinesfalls, wenn im Postdienst rentabel
c) Dem Leiter,des PA Warin ist es nunmehr moglicli, ohl e zu-
satzlichen Einsatz seines Ldkw bei der Neueinrichtung von
'zehn PStn II alle organisatorischen Vorbereitungen and die
ordnungsmaf3ige Anleitung der PStV an Ort and Stelle
durchzufuhren.
Allgemeine Erkenntnisse aus.dem Mopedeinsatz'
Im' Laufe von zehn Monaten haben wir hachstehende Erfah- .
rungen mit dem Mopedeinsatz in den verschiedensten Zweigen
Besonders zu Anfang ergaben sich grole' Schwierigkeiten.
Bald zeigte sich namlich, da13 das A,und 0 eines reibungslosen
Mopedbetriebs die Ausbildung der Fahrer ist. In dieser Hinsicht
traten in Bruel keine Schwierigkeiten auf, weil.es sich bei den
and reibungslos gearbeitet werden soil.
Hierzu ? ist , mindestens eine zusatzliclre technische Unter-
weisung erforderlich, in der den Fahrern neben der allgemeinen
Handhabung des Mopeds Unterricht im Aufbau des Motors and
vor alien Dingen in der Storungsbeseitigung, den Storungs-
2. Fabrikneue Fahrzeuge'sollten nun erfahrenen Fahrern zu-
geteilt werden, weil wahrend der unbedingt erforderlichei Ein-
fahrzeit von 500 km mitunter kleine'Mangel auftreten, die un-
bedingt beseitigt werden mussen, sell das Moped spates den
Anforderungen entsprechen.?
Technische Mengel and jetziger Zustand der Mopeds
Obwohl bei den jetzt im Handel'befindlichen Mopedl die
meisten Mengel bereits beseitigt sind; sellen sie der Vollstandig-
keit halber erwahnt werden. An den im ? April 1956 gelieferten
Fahrzeugen wurde festgestellt:
1.' Samtliche Mopeds hatten'Olatistrittan den Nahtstellen des
Auspuffs. and an den Tretlagerwellen.':
2. Die Tachometerantriebe zeigten sich den Anforderungen nicht
gewachsen. Sic hielten kaum Langer. als 3000 km durch.
3. Die Bowdenzuge waren zu weich.? Sip dehntcn sink nach
Mopeds im 'Dienste der Deutschen Post
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Mopeds im Landzustellbereich, als Botenpost- und Verwaltungs-
fahrzeuge
Der Einsatz in verschiedenen Zweigen des Postdienstes erlaubt
nachstehende SchluBfolgerung:
Sowohl bei einem PA als such bei zwei PSt II sind Mopeds
im reinen Landzustelldienst eingesetzt worden. Bei alien PAnst
haben sie rich bisher gut bewahrt.
Koll. Runger, gleichfalls voin PA Bruel (hleckl), zeigt seine ,Eigenbau"-
Sattelfederung. Der von der Sattelstiitze behelfsn dBig nach unten fiihrende
Draht dient ihm zum Offnen Or Luftfilterklappe. (Aufn. Bedan, Schwerin)
4-: Die Sattelfederung durch Gummipuffer ist vollig unzurelchend.
Die Gummipolster waren nach kurzer Zeit verbraucht und
muilten ersetzt werden.
5. Die Lichtanlage ist sehr storanfallig. Das Riicklicht setzt
laufend aus.
6. Die Rollenkafige sind zu weich und zerbrechen bei plotz-
lichem harten Bremsen.
7. Die Feststellraste des Kupplungshebels ist viel zu weich. Sie
ist den Anforderungen standiger Stadtfahrten mit vielem
Schalten nicht gewachsen und schleift sich zu leicht ab.
Mopeds im Dienste der Deutschen Post
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft.8 August 1957
rend einiger Tage zwischen Weihnachten und Neujahr zu
Schneefall fiihrte, kann these Zeit nicht ale MaBstab fur eine
Einsatzmoglichkeit im Winter angesehen werden. Wahrend der
gesamten Zeit des Einsatzes haben sich, von Reifenpannen, dem
Brach mehrerer Rollenkafige und anderen kleineren Storungen
abgesehen;'keine groBeren, auf natiirliche Abnutzung zurackzu-
fiihrenderi Schaden 'gezeigt., Die groBeren Schaden (Bruch der
Vorderradgabel und Rahmenbruch) sind ausschlieBlich auf
schuldhaftes Verhalten der Fabrer zuruckzufiihren.
Verkehrsunfille sind nicht zu verzeichnen gewesen. An son-
stigen Unfallen muBten bisher drei Fi lle registriert werden, die
allerdings ohne grollere Schaden an Mensch und Falirzeug ab-
gingen.
Die Meiming der Zusteller lautet:
?Mit dem Moped kann man grundsatzlich iiberall dort fahren,
wo man' auch mit dem Fahrrad noch fahren kann, nurda13
es mit dem Moped schneller and : fiir uns wesentlich leichter
geht. Das'Moped ist eine feine Sache. Wir wollen es nicht
mehr missen."
Hieraus ergibt sich, daB Mopeds im Landzustellbereich - von
wenigen Ausnahmen abgesehen - eingesetzt werden konnen. In
erster Linie diirfte aber fur ihren Einsatz die Rentabilitat ent-
scheidend sein. Diese ist immer gegeben, wenn die reine Wege-
leistung 50% der Zustellzeit ausmacht.
Die Kollegen fahren die Mopeds im allgemeinen auf den
StraBen mit 30 km/Std., auf Landwegen, je nach. Beschaffen-
heit, Zustand and mitgefuhrter Last 'mit 15-20 km/Std. In
EinzelMllen wird das Moped geschoben, wenn der Zustand der
Fahrbahn kein Fahren mehr erlaubt.
Obwohl die zulassige Nutzlast nur 85 kg betragt und die
Fahrer ein Durchschnittsgewicht von 70 kg haben, sind mit den
Mopeds schon bis zu 65 kg Post ohne Schwierigkeiten befordert
worden: Trotz dieser Vberlastung haben weder der Motor noch
der Rahmen Schaden erlitten. Die Fahrsicherheit wurde eben-
falls - nach.Angaben der Fabrer - nicht beeintr .chtigt.
Durch these Auslastung war es moglicb, auch wahrend des
Weihnachts- and Neujahrsverkehrs samtliche vorliegenden
Sendungen sofort zuzustellen.
Das Befestigen der mitzufuhrenden Sendungen, war durch
IJmtausch des ungeeigneten Mopedgepacktragers, gegen einen
stabilen und groBeren Fahrradgepiioktrager mit Riemenosen
moglich. Ferner warden entweder zu jeder Seite des Hinter-
rads rechtwinklig gebogene Zusatzgepacktrager angebracllt oder
jo eine Zustelltasche am Gepacktrager befestigt. Dadurch ge-
lang, es, alle Sendungen mitzufiihren.
Nicht gelost werden konnte die Sicherung der Ladung gegen
Witterungseinfliisse und Verschmutzungen. Zwar warden die
8. Der Kippstander ist zu leicht. Er verbiegt sich und macht
dadurch ein sicheres Abstellen des Mopeds unmoglich. Ferner
ist die Haltefeder zu schwach, so daB Bich der Stander aus der
Ruhestellung senkt und bei scharfem Einbiegen das Stral3en-
pflaster beriihrt. Seine sehr stark nach auBen gebogenen Enden
werden als unpraktisch angesehen, well sie bei Beruhrungen mit
dem StraBenpflaster zu Sturzen fiihren konnen.
Neben diesen leicht zu beseitigenden Mangeln, die die Ver-
wendbarkeit des Mopeds im Postdienst kaum beeintrachtigen,
haben die Fahrzeuge aber einen fiir den Postdienst nicht ge-
eigneten Gepacktrager. Er vertragt keine grofiere Belastung.
Diese ist aber im Postdienst unvermeidlich.
Die zur Zeit grolte Schwierigkeit,, die leider immer noch
nicht beseitigt wurde, ist jedoch die Ersatzteilbeschaffung. Das
hat unnotige Ausfallzeiten der Mopeds zur Folge.
Der Zustand der einzelnen Mopeds ist unterschiedlich. Das
liegt einmal an der bisher zuruckgelegten Wegstrecke, zum an-
deren an der Pflege. Eine Generalreparatur wurde in keinem Fall
erforderlich. Die Schaden konnen mit eigenen Mitteln ohne
Schwierigkeiten beseitigt werden, sofern die erforderlichen Er-
satzteile vorhanden, sind.
Unfalle
Samtliche Mopeds sind in den Einsatzstellen bisher taglich
bei jedem Wetter benutzt.worden. Ein Ausfall infolge ungunsti-
ger Witterung ist bisher nicht eingetreten. Da in diesem Jahr,
allerdings ein, iiberaus milder Winter herrschte, der nur wah
Sendungen mit regendichten Planen ;abgedeckt, doch war dies
nur ein Behelf, der noch nicht zufriedenstellen konnte.
Das Moped hat auch als Botenpost- und als, Verwaltungs-
fahrzeug seine Bewahrungsprobe bestanden.
Mopeds fiir die Ulm und Tel-Zustellung
Die beim HPA Schwerin (Meckl) seit Mai 1956 an Stelle
von Fahrradern eingesetzten vier Mopeds haben ?bei :taglichem
Einsatz von durchschnittlich 60-80 km Stadtfahrt sa.mtlich
iiher 10000 km, eines bereits 18000 km, zuruckgelegt. Nach
anfiinglichen Schwierigkeiten zeigte sich.der Mopedeinsatz sehr
bald als gate Losung. Mit dieser Hilfe gelang es nicht nur, die
Laufzeiten fiir Telegramme und Eilsendungen zu ? senken, son-
dern such die Einstellung einer wegen der Zunahme der Sen-
dungen erforderlichen weiteren Kraft iiberfliissig zu machen.
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Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 8 August 1957
Zur Zeit sind die Mopeds in Gemeinschaft mit Fahrradern ein-
gesetzt. Da in den Jahren 1954-1956 aulerdem mehrfach
ein bis drei M.otorrader vom Typ AWO and RT in der Tel-
Zustellung eingesetzt waren, boten sich bier gute Vergleichs-
moglichkeiten.
Eine Gegeniiberstellung von Motorrad, Moped and Fahrrad
in diesem Dienstzweig zeigt sofort, daB das Moped die meisten
Vorzuge hat. Hierfur liegen folgende Griinde vor:
1. Es ist wesentlich schneller als das Fahrrad and hat da-
durch nicht nur einen groBeren Aktionsradius, sondern er-
moglicht ohne groBen Zeitverlust auch noch das Einbeziehen
der AuBenbezirke in die Zustellung. AuBerdem stellt es durch
den Selbstantrieb nicht mehr die beim Fahrrad ubliche Belastung
der Zusteller dar, die bei taglich zu fahrenden 40-60 km
erhebliche Korperkrafte beanspruchte.
Die etwas groBere Nervenbeanspruchung des Mopedfahrers
gegenuber dem Radfahrer hat sich bisher nicht ausgewirkt.
Die Tragfahigkeit ist theoretisch der des Fahrrads gleichzu-
setzen, weil die Ladefliichen gleich sind. In der Praxis hat sich
gezeigt, daB sic nach Anbringen von Zustelltaschen seitlich des
Hinterrads groBer ist, weil die mitgefuhrte Last keine groBere
Kraftanstrengung fur den Zusteller bedeutet. KostenmaRig ist
der Mopedbetrieb gegenuber dem Fahrradbetrieb wegen der
Treibstoff- and Anschaffungskosten zwar teurer. Diese Kosten-
erhohung macht sich aber durch die erreichten Verbesserungen
im Zustelldienst bzw. durch eventuell erreichte Einsparungen
bezahit.
2. Dem Motorrad gegenuber war das Moped bisher an Ge-
schwindigkeit im Stadtverkehr vollig gleich. Seit Inkrafttreten
der neuen StraBenverkehrsordnung kann.die jetzt zulassige
Hochstgeschwindigkeit von 50 km/Std. nicht erreicht werden.
Dies ist aber kein Nachteil, weil wegen der StraBenverhaltnisse
and der, Verkehrsdichte diese Hochstgeschwindigkeit nur selten
gefahren werden kann.
Soweit die Zustellung auch auf die AuBenbezirke ausgedehnt
wird, ist das Moped dem Motorrad an Geschwindigkeit nati rlich
nicht gewachsen. Auch dieser Nachteil ist aber wegen der ver-
haltnismaBig geringen Entfernungen von 5-7 km nicht er-
heblich.
Die Belastungsgrenze des Mopeds reicht fur die Eilzustellung
im allgemeinen aus, wahrend die des Motorrads kaum aus-
genutzt werden kann, weil die Ladeflache zu ungunstig ist.
Der Verbrauch an Treibstoff liegt beim Moped mit 2,5 1 um
1-21 niedriger als beim Motorrad. Das ergibt eine nicht un-
erhebliche Einsparung. Der weitere Vorteil des Mopeds gegen-
uber dem Motorrad ist aber, daB zur Fabrerlaubnis keine Fahr-
schule besucht zu werden braucht. Wenn auch die gleichen
technischen Kenntnisse wie zum Kradfahren fur unbedingt er-
forderlich gehalten werden, so ist es aber moglich, diese durch
eigene Krafte vermitteln zu lassen.
Fur den Dienstablauf von grollter Bedeutung ist aber die
Tatsache, daB es immer gelingen wird, Krafte zum Fahren
eines Mopeds zu gewinnen. Dies war beim Motorrad nicht der
Fall and filhrte daher standig zu Schwierigkeiten. Deswegen
mullte vom Kradeinsatz in der Tel-Zustellung des HPA Schwe-
rin wieder abgegangen werden.
Mopeds mit Anhanger
Zum Versuch mit Hangerbetrieb wurden dem HPA Schwerin
vom IPF ein offener Zweiradanhanger and ein offener Einrad-
anhanger geliefert. Nachdem die Schwierigkeit in der Befesti-.
gung des Anhangers durch Schaffen einer an der Sattelstiitze
zu befestigenden Kupplung notdurftig uberwunden war, wur-
den der? Einradanhanger im Landzustell- and Botenpostdienst
in Bruel, der Lesezirkelkarren in der Eilzustellung in Schwerin
eingesetzt.
Hierbei wurden folgende Erfahrungen gesammelt:
Das Moped ist in der Lage, im Gelande ohne standige starke
Steigungen einen leichten Anhanger zu ziehen, ohne ernst-
liche Schaden an Motor and Fahrgestell zu nehmen oder die
Fahrsicherheit wesentlich zu beeintrachtigen. Die als Ver.
suchsobjekte eingesetzten Anhanger erwiesen sich aber samt-
lich als ungeeignet, well sic entweder zu schwach odor zu
schwer waren.
Da die Anhangerkupplung unmittelbar mit dem Rahmen des
Mopeds verbunden sein mull, geht grundsatzlich die Ladeflache
des Gepacktragers verloren. Die her sonst unterzubringende
Ladung mull in den Anhanger iibernommen werden. Unter Be-
rucksichtigung von dessen Eigengewicht laBt sich in den An-
hanger dann nur noch verhaltnismallig wenig mehr laden, als
auch auf dem Gepacktrager unterzubringen ist.
Zusammenfassend ergibt sich also bei einer Gegeniiberstel-
lung der Vor- and Nachteile, daB sich ein Anhangereinsatz nur
lohnt, wenn speziell fur Mopeds konstruierte Leichtanhanger
vorhanden sind and die Art der Ladung einen Transport auf dem
Gepacktrager nicht zulallt. In alien iibrigen Fallen bietet der
Hangerbetrieb keine Vorteile.
Weitere Einsatzmoglichkeiten
Aus vorstehend aufgefiihrten Erfahrungen ergibt sich, daB
das Moped im Post- and Fernmeldedienst noch mindestens in
drei anderen Dienstzweigen verwendet werden kann.
1. Sofern die Bezirke fiir eine Kastenleerung nicht zu groB sind
(wegen des Taschengewichts), lMBt sich das Moped sowohl an
Stelle eines Krads als auch eines Lieferwagens einsetzen. Ein
entsprechend umgebauter Gepacktrager geniigt zur Aufnahme
der Leerungstasche.
Das Moped ist auch qn Stelle eines Fahrrades fur die Kasten-
leerung immer rentablel, weil die Zeit fur diese Arbeit erheblich
gekiirzt werden kann. Der Erfolg ist entweder ein Hinaus-
schieben der Leerungszeiten oder eine zusatzliche Leerung bei
gleichbleibender Stundenzahl. Beide MaBnahmen dienen der
Senkung der Laufzeiten. Wird die Kastenleerung mit Motor-
radern oder Lieferwagen durchgefuhrt, so kann durch Umstel-
lung auf Mopeds eine Treibstoff- and Reparaturkostensenkung
erreicht werden.
2. Durch Einsatz von Mopeds in bestimmten Sti tzpunkten
lassen sich die Zeit and Treibstoff raubenden Stichfahrten der
Ldkp zum groBen Toil einschranken, sofern diese Stichfahrt
nur zum Bedienen einer, hochstens zweier PStn erforderlich ist.
Die so eingerichtete Botenpost mit Moped mull von dem Zu-
steller oder dem PStV gefahren werden, dem das Moped auch
fur die Landzustellung zugeteilt wird, and bei dem durch die
Motorisierung die fur die Botenpost erforderlichen Stunden ge-
wonnen werden konnen.
3. Im Fernmeldedienst wurde das Moped den Entstorern er-
moglichen, durch Senkung der Zeit fur Wegeleistung Stunden
fur die eigentlichen Aufgaben fiber das bisher ubliche Mall zu
gewinnen. Nebenbei wird diesen Kraften die korperliche An-
strengung des Radfahrens abgenommen.
Serienfahrzeuge oder Sonderbau fiir die Deutsche Post?
Abgesehen von der Unzulanglichkeit des Gepacktragers and
dem bei den ersten Fahrzeugen ungeniigenden Schmutzschutz
konnen die gelieferten Serienfahrzeuge ohne Bedenken fur den
Postdienst benutzt werden.
Sofern der bei den jetzt im Handel befindlichen Mopeds vor-
handene Schmutzschutz nicht ausreichen sollte, wird es ge.
nugen, wenn die Deutsche Post bei alien Fahrzeugen das Hinter-
rad halb verkleidet.
Diese Verkleidung (moglichst leicht abnehmbar) muBte aller-
dings zentral beschafft and geliefert werden, um den einzelnen
PA unnotigen Zeitaufwand fur Eigenbauten and Kosten zu er-
sparen.
Ahnlich verhalt es sich mit dem Gepacktrager. Auch bier
waren zentral Gepacktrager zu entwickeln and zu beschaffen,
die moglichst vielseitig verwendbar sind. Unseren Erfahrungen
gemaB warden zwei Grundtypen fur den Postdienst ausreichend
sein :
einer in Form eines Dachgepacktragers fiir PKW, der fur
Kastenleerung, Land-, Eilzustellung and Botenpost verwend.
bar ist. Zur Befestigung von je einer Zustelltasche zu beiden .
Sanitized Copy Approved for Release 2010/04/08: CIA-RDP80T00246AO43600160001-0
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Mopeds im Dienste der Deutschen Post
Die Deutsche Post 2. Jg.
Heft 8 August 1957
Wahrend bisher fur die in den AuBenstellen des HPA Schwe-
rin stationierten sechs Mopeds im Laufe on zehn Monaten nur
120 DM fur Fremdreparaturen and 70 DM fur Ersatzteile aus-
gegeben zu werden brauchten, waren fur vier in Schwerin sta-
tionierte Mopeds nicht nur 80 DM Fremdreparatur and 100 DM
Ersatzteilkosten bereitzustellen, sondern auBerdem noch
1350 DM Lohnkosten fur den betriebseigenen Mechaniker. Die-
ser ist von wochentlich 48 Stunden 24 Stunden voll mit der
laufenden Instandhaltung von vier Mopeds ausgelastet, obwohl
die angesetzte Pflegezeit bei alien Mopedfabrern des HPA mit
drei Stunden wochentlich gleich ist.
Der Unterschied ist nicht in der hoheren km-Leistung allein
zu sehen, sondern liegt vor alien Dingen daran, daB die Fahrer
auf den AuBenstellen nach Moglichkeit die, anfallenden kleinen
Mangel sofort wahrend der Pflegestunden selbst beseitigen, wah-
rend die Schweriner Fahrer nur die Reinigung der Mopeds vor-
nehmen and alles andere der Werkstatt uberlassen, leider aller-
dings oftmals auch erst darn einen Schaden melden,.wenn da-
durch eine Weiterfahrt unmoglich ist. Vorgeschlagen wird des-
halb, fur Mopedfahrer durch Zusammenfassen der Wettbewerbe
100000-km-Bewegung and unfallfreies :Fahren eine Losung zu
finden, die einmal jahrlich eine Vergutung festlegt, deren Hohe
sich nach der km-Leistung, dem Treibstoffverbrauch and den
Der Kell, Riinger benutzt einen fur die Zustellung besonders zweckmiisigen Reparaturkosten richtet. Sie ware bei Unterschreitung bzw.
stabilen Gepacktrager mit itiemenosen. (Aufn. Bedau, Schwerin) Einhaltung einer bestimmten noch festzulegenden Kosten-
summe je Kilometer zu zahlen.
Seiten des Hinterrads and der Festhalteriemen mussen die ent-
sprechenden Osen eingebaut sein;
einer den Wiinschen des Fernmeldedienstes entsprechend.
ZweckmaBig ware auBerdem, wenn zu diesen Gepacktragern
maBgerechte wetterfeste Schutzhauben geliefert warden, die
zusammengerollt daran zu befestigen sind.
Arbeitsschutzkleidung fur Mopedfahrer
Den Bedingungen des Mopeds entsprechend ist es erforderlich,
samtlichen Fahrern kostenlos eine Arbeitsschutzkleidung zu
liefern, weil sonst die durch die Fahrtgeschwindigkeit ent-
stehende Zugluft gesundheitliche Schaden verursacht. Da dies
besonders fur weibliche Fahrer, deren Dienstkleidung aus Rock
and Jacke besteht, zutrifft, waren die Arbeitsschutzanordnungen
um den Punkt zu erweitern,' daB Mopeds' grundsatzlich nur mit
langer Hose gefahren werden diirfen. Allen Fahrern ware daher
kostenlos fur einen festzulegenden Zeitraum eine Bundhose _zu
liefern.
Die ubrige Arbeitsschutzkleidung maBte umfassen:
fur den Winter: Wattejacke, Wattehose, Filzstiefel, Stulpen-
handschuhe;
fur Regen and als Sommerbekleidung: wasserdichte Jacke and
Hose, die caber der Dienstkleidung getragen werden konnen.
Die Jacke mull mindestens zwei Taschen enthalten. Jacke
and Hose mussen so beschaffen sein, daB sie